Zu meinem Buch


Mein Buch „Blind zu den Sternen – Mein Weg als Astronom“ ist im Oktober 2015 im Aquensis-Verlag Baden-Baden erschienen.

Es hat die ISBN-Nummer 978-3-95457-134-5

Es kostet 14,00 Euro als broschürte Ausgabe und 9,50 Euro als E-Book.

Klappentext:

Wie kann ein blinder Mensch eine Liebe zur Astronomie entwickeln, ohne je einen Stern gesehen zu haben? Gerhard Jaworek, Diplom-Informatiker am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT), gilt medizinisch als vollblind.

Trotzdem ist Astronomie seine Leidenschaft. In diesem Buch beschreibt er lebendig und anschaulich, wie sein naturwissenschaftliches Interesse und seine Neugierde schon im Kindesalter geweckt wurden, wie er sich diese Welt mit seiner Blindheit erobern konnte und welche Chancen die Astronomie für gelebte Inklusion bietet.

Aus dem Vorwort

Dieses Büchlein handelt nicht von einem blinden Menschen, der über einen „sechsten Sinn“ verfügt – wie oft wird angenommen, dass es so einen Sinn gäbe. Aber vier verbleibende Sinne sind nun einmal vier verbleibende Sinne, die allenfalls etwas besser trainiert sind. So kommt das Gehör bei Orientierung und Mobilität deutlich mehr zum helfenden Einsatz.
Ich höre die Sterne nicht und fühle auch den Vollmond nicht. Hätte ich keinen Kalender, wüsste ich gar nicht, wann Vollmond ist.
Dennoch wird viel vom Hören, von Musik, von Tönen, aber auch von Farben die Rede sein. Ich schreibe dieses Buch, weil ich Sie an meiner Liebe zu Wissenschaft und Astronomie, an meiner Welt und wie ich sie wahrnehme, teilhaben lassen will. Ich zeige Ihnen, wie vielfältig ein Leben auch ohne Sehsinn sein kann. Ich freue mich, wenn Sie am Schluss der Lektüre sagen: „Ich habe erleben dürfen, die Welt mit den Sinnen eines Menschen mit Blindheit wahrzunehmen.“
Da sich Astronomie in so viele andere Disziplinen verzweigt, z. B. in Physik, Chemie, Philosophie, Religion, Technik, Musik und Geschichte, bietet sie eine ideale Chance für gemeinsamen Unterricht von Menschen mit und ohne Behinderung, für einen sogenannten inklusiven Unterricht. Außer den Sternenhimmel selbst betrachten zu können, kann nahezu alles, was diese Wissenschaft betrifft, von Menschen ohne Sehvermögen bewältigt werden.
Ich wünsche mir, Sie mit meiner Lektüre zu überraschen, gerne auch zu verblüffen. Auch ein Aha-Erlebnis freut mich sehr. Außerdem will ich in diesem Buch das Bewusstsein dafür schärfen, dass eben nicht alles für Menschen mit Blindheit so selbstverständlich ist wie für Sehende.
Geburtsblinde Menschen sprechen mit Sehenden über Farben, obwohl sie keine Vorstellung davon haben. Auch das ist eine Tatsache. Manche Blinde lieben Fußball, obwohl sich die wenigsten vorstellen können, was sich dort auf dem Platz genau abspielt. Viele blinde Jugendliche hängen sich ihre Idole an die Zimmerwände. Dabei sein und mitreden können, das ist häufig unser Schritt zur Inklusion.
Sehende Menschen machen sich oft gar kein Bild darüber, wie wenig Informationen Menschen mit Blindheit unter Umständen über eine Sache zur Verfügung stehen, und wie viel sie sich dazu denken müssen, um Lücken zu kompensieren. Dennoch gibt es fast nichts, woran blinde Menschen nicht teilhaben könnten.

Rezensionen

Von meinem Freund Mischa


7. November 2015

Das Buch trifft alles ganz genau. Auch ich war in den 80-ern und 90-ern in zwei Blindenschulen und habe die Situation ähnlich erlebt, wie der Autor dies schildert. Allerdings wurde ich bereits 1982, in meiner vierten Klasse, glücklicherweise mit einem rotierenden Modell von der Erde, dem umlaufenden Mond und der Sonne konfrontiert, was meine Vorstellung von Umlaufbahnen entscheidend prägte.

Den Autor kenne ich persönlich und gratuliere ihm zu seinem Mut für dieses Buch. Das Buch ist – neben der persönlichen Geschichte des Autors – ein Spiegel der pädagogischen Verhältnisse in den 80-ern und 90-ern an Blinden- und Sehbehindertenschulen.

Den Lesern sei jedoch ans Herz gelegt, die mathematischen, Astronomischen und philosophischen Kenntnisse des Autors nicht mit der üblichen Bewunderung eines Exoten abzutun. Bewundern und bedauern sind zwei Extreme, die beide gleich schlecht sind, denn, sowohl durch Bewunderung, als auch durch Bedauern wird behinderten Menschen die Fähigkeit aberkannt, dass sie ihre gesteckten Ziele durch eigene Schöpfenskraft, Intelligenz und Energie erreichen können.

Wer vor diesem Hintergrund dieses Büchlein liest, der kann zu der Erkenntnis gelangen: Nicht bewundern, sondern selbst auf dem eigenen Fachgebiet genauso machen, das sollte die Devise sein.

Von meinem Freund Sebastian

Das Universum ist unsere Heimat und doch denken wir zunächst dabei nur an den Sternenhimmel. Dabei verdanken wir vieles in unserem modernen Leben dem menschlichen Forschergeist, der so viele für das Weltall begeisterte. Erst durch Wissenschaft und Technik brachte er uns Wettervorhersagen, Navigationssysteme und immer mehr Wissen über unsere Herkunft. Die wenigsten Weltraumereignisse können wir dabei mit eigenen Augen betrachten, sondern erfahren durch Berichte und Literatur davon. So werden auch Menschen mit eingeschränkten Sehsinn vom Universum begeistert, und können in einer Zeit, wo die Lichtastronomie nur noch eine kleinere Rolle spielt, immer mehr an der Forschung teilhaben und mitwirken. Leider ist der Weg zu den Sternen für Blinde nicht immer leicht, und so schreibt Gerhard Jaworek in seinem sehr persönlichem Buch über seine prägenden Erlebnisse als Blinder, faszinierende Ereignisse und neue Möglichkeiten das Weltall mit eigenen Sinnen zu erleben.

Das Buch beginnt mit seinem Einstieg in die Faszination für die Naturwissenschaft in der Kindheit, führt über das Erleben astronomischer Ereignisse wie der Mondlandung, die Voyager-Mission und der Sonnenfinsternis hin zur Schul- und Studienzeit. Darauf folgt die erlebte Inklusion und welche Medien das Weltall fühl- und hörbar erlebbar machen- von Modellen bis hin zu Smartphones- und schließt in zehn zentralen Gründen sich als Blinder mit Astronomie zu beschäftigen. Darauf bringt Jaworek Beispiele, wie die Astronomie in Schulfächern eingebracht werden kann, und stellt dar wie die renommierten Wissenschaftler Galileo Galilei, Johannes Kepler, John Goodricke und Steven Hawking trotz eingeschränkter Sinne die Astronomie entscheidend voranbrachten, oder an ihr auch jetzt noch forschen. Das Buch endet mit einem Nachwort, Beschreibung verschiedener Freizeiten sehgeschädigter Menschen, Gedichte mit astronomischem Bezug und einem Literatur- und Medienverzeichnis.

Das Werk zeichnet einen erstaunlichen Lebensweg und zeigt eine unbändige Begeisterung für die Wissenschaft. Es demonstriert, wie natürlich sich gerade blinde Menschen entgegen aller Vorurteile der Astronomie innig widmen können, und wie Inklusion gleichberechtigt gelebt werden muss: Nicht als Einschränkung auf nur vermeintlich Verständliches, sondern in voller Teilhabe und Zugriff auf Inhalte mit den verbleibenden Sinnen. Das Buch ist daher nicht nur ein Auruf an alle Menschen mit Sehschädigung, sondern es öffnet auch die Augen der Sehenden, wie einfach allen Menschen der Zugang zu Inhalten und der Teilhabe am wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann.

Die Schrift ist unter anderem durch linksbündigen Flattersatz und klarem Schrifttyp in einer Weise zum Lesen für Menschen mit Sehbehinderung optimiert, so dass es für normal sehende zu keiner Einschränkung im Lesegenuss führt.

Für alle mit einer Leidenschaft für das Weltall, und die das Universum mit allen Sinnen erleben möchten, ist das Buch ein Lesetipp!!

Aus Astrotreff

Rezension:

Als mir das Buch „Blind zu den Sternen“ angetragen wurde, war ich sehr überrascht. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie jemand Astronomie betreiben kann, ohne je die Sterne zu sehen oder gesehen zu haben. So war ich gespannt, was dieses Buch mir bringen würde.

Gerhard Jaworek konnte seit seiner Geburt nur hell und dunkel unterscheiden, aber selbst diese Fähigkeit hat er mit Mitte 20 bereits verloren. Er gilt medizinisch als vollblind. Trotzdem haben ihn seine Eltern nicht in Watte gepackt, er ging natürlich auf Schulen für Sehgeschädigte, aber er wuchs mit den gleichen Träumen und Idolen auf, wie andere Kinder und Jugendliche seines Alters auch.
Er hatte das Glück, an viele Menschen zu geraten, die seinen Wissensdurst verstanden und versuchten seine Fragen zu beantworten. So schloss er seine Schulzeit nicht wie geplant nach dem Hauptschulabschluss ab sondern holte sowohl die mittlere Reife als auch das Abitur nach. Schließlich studierte er Informatik.
Während seiner Schulzeit besuchte er mehrere naturwissenschaftliche Vorträge, darunter auch einen Vortrag von Rudolf Kippenhahn mit einer anschließenden Ausstellung, in der er auf Wunsch von Rudolf Kippenhahn einen Meteoriten anfassen durfte. Dieses wurde zu einem Schlüsselerlebnis, ebenso wie ein paar Jahre später der Blick durch ein Teleskop zu einer Zeit, als er noch einen Rest Hell/Dunkel Wahrnehmung hatte und das Mondlicht sehen konnte.
Diese Erlebnisse beschreibt Herr Jaworek so anschaulich, dass man förmlich mitzittert.
Über seine astronomischen Erlebnisse erzählt er sehr ausführlich, auch wie und mit welchen Hilfsmitteln er sich (und auch anderen Sehgeschädigten) die Zusammenhänge verdeutlicht. Er engagiert sich im „Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienst Baden“ (EBS Baden) und leitet dort Freizeiten, in denen er die Astronomie auch anderen näher bringen möchte.
Seit 2013 ist er Mitglied in der Deutschen Astronomischen Gesellschaft.
Bei Allem, was Gerhard Jaworek unternimmt und weitergibt nutzt er nicht nur die bekannte Braille-Schrift sondern auch z.B. Modelle oder Zeichnungen, die sich auf Metallfolie erfühlen lassen, sowie alle Möglichkeiten der modernen Technik. Ich bin sicher dass er durch seine Arbeit als Informatiker in der Beziehung mehr realisieren kann als ich es als Sehende jemals könnte.

Die Aufteilung des Buches beginnt mit den Kindheitserinnerungen, es folgen astronomische Erlebnisse von der (noch nicht wirklich wahr genommenen) Mondlandung bis den Kometen 2013, und ein Abschnitt über Schule und Studium sowie ein Kapitel zur Inklusion.
„Astronomie in der Schule“ ist ihm ein Anliegen und er zählt auf, auf welche Art und Weise die Astronomie in die einzelnen Unterrichtsfächer eingebunden werden kann – eben weil sie diese Themen mit berührt. Das empfinden viele von uns genau so, leider ändert das nicht viel an den Lehrplänen.
Schließlich berichtet er noch von vier historischen Wissenschaftlern, denen ebenfalls ein Sinn fehlte bzw. eingeschränkt war.
Im Anhang finden sich einige Berichte zu Freizeiten des EBS Baden sowie Gedichte mit Bezug zur Astronomie und eine Literatur und Medienliste.

Dieses Buch gibt keine Beobachtungstipps, es erklärt niemandem, wie ein Teleskop aufgebaut oder eingenordet werden muss. Trotzdem kann es Menschen helfen, den Weg zur Astronomie zu finden. Manche brauchen vielleicht nur einen Anstupser. Und dieser Anstupser liegt hier vor mir. Es zeigt, dass auch Menschen mit Einschränkungen in Bereichen Erfolg haben können, die man kaum für möglich hält.

Ich hätte mir in dem Buch ein wenig mehr Kontinuität im Zeitablauf gewünscht. So überspringt der Autor oftmals mehrere Jahre, sowohl vor als auch zurück. Er macht Hinweise wie „… dazu später mehr …“ was irritierend ist und den Lesefluss stört. Und trotzdem strahlt das Buch eine Begeisterung und eine Lebensfreude aus, der man sich kaum entziehen kann.
Die Freizeiten der EBS Baden finden in einem Diakonissenhaus statt, deren Geist in den Berichten wiederzufinden ist.

Wie eine Notiz des Verlages am Anfang des Buches erklärt, hat sich der Verlag entschieden, es auch für Menschen mit Sehbehinderung gut lesbar zu machen.
Ein kleines Büchlein im A5 Format, 184 Seiten und ein relativ großer, serifenloser Schrifttyp, keine Trennungen und nicht der übliche Blocksatz – das sieht etwas ungewohnt aus, aber wer keine Sehbehinderung hat, den stört es nicht und wenn es dagegen sehbehinderten Menschen hilft, kann es nur von Vorteil sein. Die Literaturliste hätte man trotzdem etwas übersichtlicher gestalten können.

Fazit:

Dieses Buch ist ein sehr persönliches Buch, Gerhard Jaworek nimmt den Leser mit in seine Welt und obwohl er nicht sehen kann, ist sie nicht ohne Licht.
Es ist bewundernswert, was er erreicht hat und wie er seinen Weg gefunden hat.
Ich wünsche ihm noch viele spannende astronomische Erlebnisse auf seinem Weg als Astronom.