Die Chancen stehen gut


Es ist mal wieder so weit. Sternschnuppenzeit im August.
Und diesmal ohne störenden Vollmond und mit besten Wettervoraussagen.
Über dieses Ereignis habe ich zwar schon in der Vergangenheit geschrieben, aber es ist immer wieder einige Worte wert, und ihr glaubt ja gar nicht, wie viel ich von einem mal auf das nächste Ereignis, an den Artikeln schraube. Einfach nur kopieren und nochmal veröffentlichen is nich…
Also dann:
Jedes Jahr im August erreicht der Nachthimmel seinen Höhepunkt an Schönheit und Faszination, wenn die Perseiden, auch bekannt als „Tränen des Laurentius“, über uns hinwegziehen.
Dieser jährliche Meteoroidenschauer ist vermutlich das von Medien und Amateurastronom:innen am meisten erwartete und beobachtete Himmelsereignis in unserem Jahreslauf.

Namensgebung

Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.
Der Name „Perseiden“ leitet sich also von diesem Sternbild ab, aus dem heraus die Meteore zu strömen scheinen.
Tatsächlich stammen die Meteore aber aus den Hinterlassenschaften des Kometen 109P/Swift-Tuttle. .
Sie erscheinen uns aufgrund der Perspektive nur so, als kämen sie aus der Richtung des Sternbildes Perseus.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben:

Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.

Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Beobachtung

Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige Verdunklung des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann jedes Jahr vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
Das Maximum findet immer um den 12. August herum statt.

Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. Man legt sich am besten auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Man dreht sich dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein. Das ist dann etwa so, als führe man mit einem Auto schnell durch den Regen. Dann bekommt die Windschutzscheibe ja auch deutlich mehr Regen ab, als die Heckscheibe.
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir 2023 das Glück, dass der Mond die Beobachtungen nicht durch seine Helligkeit stören wird.
Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Was sind nun die Perseiden?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwarteten Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viel in der Erdatmosphäre verglühte und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Sternschnuppen hören

Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen, auch.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Und wie sich Sternschnuppenanhören findet ihr in
„diesem Link“.

Fazit

Die Perseiden bieten eine großartige Gelegenheit, die Wunder des Universums zu bestaunen und gleichzeitig Einblicke in die faszinierende Welt der Astronomie zu gewinnen. Obwohl wir meist von störendem selbstgemachten Kunstlicht, Lichtverschmutzung, umgeben sind,
welches uns oft von den Schönheiten des Nachthimmels trennt, erinnert uns dieses alljährliche Naturschauspiel daran, wie klein wir im Vergleich zum Universum sind und wie viel es noch zu entdecken gibt. Also schnappt euch eine Decke, sucht euch einen gemütlichen Ort und lasst euch von den Tränen des Laurentius verzaubern.
Und bitte auch das Wünschen nicht vergessen…

Astronomie ohne Sternensicht


Meine lieben,

Abgesehen von meinem Jahresrückblick melde ich mich heute bei euch mit meiner zweiten Veranstaltung, die ich in diesem Jahr bereits hatte bei euch zurück, obwohl es noch so jung.

Vorgeschichte

Seit einiger Zeit veranstaltet die Sternwarte München gemeinsam mit dem Bayrischen Blindenbund astronomische Abende für blinde Menschen. Das machte mich natürlich hellhörig. Auch der Veranstalter fand mich im Netz, und so kamen wir zusammen.

Der verfasst einen ganz wunderbaren Newsletter, der wöchentlich erscheint.
In diesem Newsletter erfährt man viel zum Jahreslauf, z. B. was es gerade am Himmel zu sehen gibt, es erscheinen schöne Geschichten aus der Mytologie, Phänomene werden erklärt und oft gibt es dann noch ein Video zu einem Thema.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass alle Bilder extra für uns beschrieben werden. Das ist dem Macher des Newsletters so wichtig, dass er es sogar ausdrücklich erwähnt.

Sternenkartenselfi
Dieses obige Bild beschreibt er z. B. so:

Das Foto zeigt Gerhard mit tastbarer Sternkarte in der Hand und daneben stehend ein Modell der Saturn-5-Rakete.

Jetzt hoffe ich, dass ich das richtige Bild aus der Mediathek gefischt habe…
Auf jeden Fall ist das von Eberhard so vorbildlich, dass sich viele daran ein Beispiel nehmen können. In den sozialen Netzwerken wird fast kein einziges Bild für uns erklärt. Und wie man am Beispiel sieht, ist das doch gar nicht so schwer. Nur mut. Eine schlechte Beschreibung ist mehr, als gar keine. Der Wille zählt.

Auf diesem Newsletter war ich am letzten Sonntag Gast mit einem Text, der meinen Zugang, den Zugang des Blinden zum All, erklären sollte.

Als ich vor sechs Jahren diesen Blog startete, schrieb ich in Wieso ich Astronomie treibe, bereits aus der Sicht meiner persönlichen Entwicklung darüber. Im heutigen Text orientiere ich mich vor allem an den Tatsachen, welche die Astronomie so zugänglich für alle (inklusiv) sein lassen.
Also los:

Zu meiner Person:

Am 21. Februar 1969 wurde ich als fünftes von sechs Kindern in Schopfheim geboren. Da ich zwei Monate zu früh das Licht der Welt erblickte, musste ich zunächst in den Brutkasten. Nicht selten, so auch bei mir, führte dies zu einer Augentrübung, die der Grund für meine Blindheit ist.
Aufgewachsen bin ich mit meinen zwei Brüdern und drei Schwestern in einer Arbeiterfamilie. Somit führte vor allem mein Vater uns schon als Kinder an technische Dinge heran und lehrte uns den Umgang mit Werkzeug und Werkstoffen wie Holz.
Von meiner Mutter wurden wir schon als Kinder stets zur Arbeit und Mithilfe in Haus, Hof und Garten herangezogen. Jeder musste für alle etwas übernehmen und war dafür verantwortlich.
Dass ich in einer solchen Umgebung aufwachsen durfte, förderte natürlich mein Interesse an technischen Dingen, und führte mich letztlich zu meinem Lieblingshobby, der Astronomie.
Wie alle Kinder meines Alters wuchs auch ich ganz selbstverständlich im Schatten von Captain Kirk und seiner Enterprise auf.
Star Wars, Raumpatrouille und viele andere beeindruckten mich schon immer sehr. Stets mochte ich Handlungen mit viel technischem Bezug.
Außerdem faszinierten mich die futuristischen Geräusche sehr.
Ich habe das große Glück, seit dem Jahr 2000 als diplomierter Informatiker am Institut ACCESS@KIT (A@K) arbeiten zu dürfen, ohne das meine Vorträge zu astronomischen Themen nicht möglich wären.

Ich höre die Sterne nicht und fühle auch den Vollmond nicht. Hätte ich keinen Kalender, wüsste ich gar nicht, wann Vollmond ist.
Und trotzdem ist die Astronomie eines der inklusivsten Hobbys, das ich kenne.

Nagende Zweifel

Was, das glauben Sie nicht? Damit sind Sie nicht alleine. Viele, die in meine Veranstaltungen kommen, sind erstmal skeptisch und werden von
Fragen und Zweifeln getrieben.
Das klingt dann ungefähr so:

Wieso machst Du das? Da hast Du doch eh nichts davon!
Wie willst Du da mitreden? Du siehst das doch gar nicht.

Weil ich das weiß, eröffne ich viele Vorträge ungefähr dann so:

Jetzt Hand aufs Herz. Wer hat momentan diesbezüglich auch berechtigterweise noch Fragezeichen in den Augen? Die oder derjenige möchte bitte die Hand heben. Keine Angst. Ich „schaue“ weg. Es stellt sich also niemand bloß. Bitte zählt mal jemand, der sehen kann, durch.
Am Schluss der Veranstaltung machen wir das Spielchen nochmal. Dann werden wir sehen, ob und wieviel sich bewegt hat.

Das geht natürlich hier in einem Newsletter nicht so gut mit dem Hand heben. Aber ob sich bei Dir ganz persönlich was bewegt und verändert hat, fühlst Du ja dann selbst.
Also liegt es nun bei mir, euch zu zeigen, dass die These, dass Astronomie barrierefrei sei, stimmt.

Das geht uns alle an

Zunächst ist die Astronomie etwas für Alle, weil sie sich mit Fragen beschäftigt, die uns alle umtreiben und angehen.

  • Wo kommen wir her?
  • Wo gehen wir hin?
  • Wie war der Anfang?
  • Wie wird das Ende sein?
  • War es ein Schöpfergott?
  • Wie funktioniert das Universum?

Da ist doch schon einiges dabei, das auch für Menschen interessant ist, die nicht sehen können…

Kommen wir nun aber zu mir und meinen Gründen, wieso ich Astronomie so spannend für mich finde:

Ich habe meine Gründe

  • Die meisten Dinge in der Astronomie spielen sich mittlerweile nicht mehr visuell ab.
  • Ergebnisse zeigen sich häufig als Tabellen über Strahlungsarten und oder Verteilungen.< Diese sind mit heutiger Technologie auch blinden Menschen zugänglich und können von ihnen interpretiert und verstanden werden.
  • Die Sicht auf Sterne ist wegen der nächtlichen Lichtverschmutzung meist unmöglich.
  • Im Vergleich zu der großen Zahl an Sternen, die es alleine in unserer Milchstraße gibt, sind die wenigen, die man selbst bei bester Sicht mit bloßem Auge sehen kann, vernachlässigbar.
  • Dass ein klarer nächtlicher Sternenhimmel eine Augenweide darstellt, ist sicher unbestritten; unter dem Strich ist dies aber relativ
    unwesentlich für die Astronomie als Ganzes.
  • Das Universum besteht nur zu vier Prozent aus dem, was für Augen vermeintlich so interessant ist. Tja, da kann man nichts machen.
    Stellen Sie sich vor, Sie sähen nur noch vier Prozent Ihres Fernsehbildes. Vermutlich würden Sie dann dieses abendliche Vergnügen rasch aufgeben.
  • Dunkle Energie und dunkle Materie weigern sich strickt, gesehen zu werden. Hören lassen sie sich bisher allerdings auch noch nicht,
    und somit besteht hier Chancengleichheit, was die Suche danach angeht.
  • Schwarze Löcher sind – zumindest wenn sie gerade hungern – so schwarz, dass man mit den besten Augen nichts damit anfangen könnte.
    Alles Unsichtbare ist prädestiniert, auch von Blinden erobert zu werden.

Na, jetzt sollten die Zweifel doch schon langsam zu bröckeln beginnen, nicht wahr?
Dann lasst uns doch einige dieser Punkte mal etwas genauer betrachten.

Erstes Beispiel:

Die Idee, dass die Bewegungen von Himmelskörpern, z. B. von Planeten musikalisch- harmonischen Gesetzen gehorchen sollten, geht bis auf Pythagoras und die alten Griechen zurück. Selbst Johannes Kepler versuchte in einem seiner Bücher noch, die Bahnen der Planeten auf Musiknoten abzubilden. Da liegt es doch nahe, dass man diesem Gedanken noch heute, wo wir über Computer und Sound-Systeme verfügen, nochmal auf den Grund gehen wollte.
Und das wurde tatsächlich gemacht. Ich schrieb darüber in Klingende Planetenbahnen

Beispiel zwei

Nehmen wir die Tatsache, dass sich viele Dinge in der Astronomie heutzutage nicht mehr im visuellen Bereich abspielen. Da gibt es die Radioastronomie, die gerade für blinde Hörmenschen par excellence, ein unheimlich reichhaltiges Radioprogramm liefert.
Man kann z. B.

und vieles mehr.
Auf meinem Blog habe ich diesen Themen eine ganze Kategorie gewidmet.
Wer sich dafür interessiert, sollte mal in Mit dem Ohr am Teleskop stöbern.
Selbst alle großen Raumfahrtagenturen haben die Sonifikation, also die Verklanglichung von Himmelsphänomenen mittlerweile für sich entdeckt.
Sogar der aktuelle Rover auf dem Mars, ja, der mit dem Hubschrauber, hat ein Mikrofon dabei.
Hier könnt ihr anhören, was der Rover so hört.

Das liegt ja auch nahe, denn was man nicht sehen kann, z. B. infrarotes Licht, muss auch für Sehende aufbereitet werden. In dem Sinne ist dann die Sonifizierung fast dasselbe. Das kann uns wissbegierigen blinden Astronomen nur recht sein.
Die riesigen Staubwolken, die das Hubble-Teleskop „Die Säulen der Schöpfung“ genannt, entdeckte, sind eine wahre Kinderstube neuer Sternentstehung.
Die optischen Daten wurden verklanglicht und klingen dann so.
Es gibt mittlerweile auch Bilder der Säulen vom JWST, das im infraroten Bereich durch die Staubwolken in die Säulen direkt auf die jungen Sterne blicken kann.
Alles, was für die Augen visualisiert werden muss, ob Infrarot, Röntgenstrahlung oder der ganze Radiobereich, kann auch akustisch aufbereitet werden. Ob ich einer Welle beispielsweise eine Farbe zuordne, oder einen Ton oder Sound, ist fast einerlei.

Podcasts und Sendungen:

Es gibt sie zu den unterschiedlichsten Themen. Podcasts sind Sendungen, die ohne Bilder auskommen müssen, weil sie häufig mobil von unterwegs angehört werden. Was zu beschreiben ist, muss also für alle so erklärt werden, dass man es auch ohne Bildinformation versteht. Das kommt blinden Menschen natürlich sehr zu pass, und ist somit inklusiv.
Welche wichtige Informationsquellen Podcasts für mich mittlerweile geworden sind, beschrieb ich in
Podcasts, ein inklusives Tor zu Bildung und Wissen.

Bücher, Bücher, Bücher

  • Ich stieß Anfang der 90er auf das Hörbuch „Kurze Geschichte der Zeit“ von Steven Hawking. Hierzu gab es auch einen Kinofilm. Interessant ist, dass ich stets gefragt wurde, ob ich die Bücher von Hawking kenne. Allerdings nicht wegen ihrer Inhalte, sondern weil auch Hawking behindert war – wenn auch ganz anders als ich. Ich machte die merkwürdige Erfahrung, dass viele Menschen stets davon ausgehen, alle Behinderten würden sich untereinander kennen – und was noch wichtiger ist: sich gegenseitig ganz lieb haben.
  • In dieser Zeit wurde die Audioausgabe der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ durch den Deutschen Verein für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf herausgegeben, die ich sofort abonnierte und bis heute immer wieder verschlinge.
  • Ich stieß auf die Bücher und Sendungen von Joachim Ernst Behrendt, der mir erstmals zeigte, dass alles irgendwie Klang ist.
    Von Radioaufnahmen von Pulsaren, dem Sonnenwind, und vielem mehr, findet sich alles in seinen Sendungen „Nada Brahma“ und „Das Ohr ist der Weg“.
  • In der Blindenhörbücherei entdeckte ich – auf ungefähr 20 Kassetten aufgelesen – das Buch „Der Stern, von dem wir leben – Den Geheimnissen der Sonne auf der Spur“ von Rudolf Kippenhahn, dessen Vortrag ich schon erwähnt habe. Mich faszinierte an diesem Buch vor allem, dass alle darin enthaltenen grafischen Elemente zusätzlich mit einer derart ausführlichen Texterklärung versehen waren, wie ich es selten bei anderen Autoren erlebt habe. Es schien fast so, als würde er auch an blinde Menschen denken, die auf derlei Beschreibungen angewiesen sind.
  • Neben den Roboter-Romanen Isaac Assimovs fesselten mich auch seine populärwissenschaftlichen Werke, z. B. „Explodierende Sonnen“, oder „Die Rückkehr des Halleyschen Kometen“.
  • Und jetzt kommt der Oberhammer:
    1995 erhielt ich mein erstes Vorlesesystem, mit dem man ein Buch einscannen und sich anschließend per Sprachausgabe vorlesen lassen konnte. Dafür opferte ich ein ganzes Studiensemester, in welchem ich täglich viele Stunden vor diesem Gerät verbrachte und manchmal mehrmals wöchentlich Kunde der Stadtbibliothek war. In diesem halben Jahr las ich quasi nur. Es war, als stünde ich am Brunnen des Wassers meines Lebens. Tröpfelte bisher nur wenig Literatur durch unsere Hörbüchereien und noch viel weniger in Blindenschrift zu mir, so ergoss sich nun dieser unerschöpfliche Quell. Ich konnte lesen, was ich wollte. Das war eine Befreiung.
  • Modelle

    Ich lebe genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um „Inklusion am Himmel“ zu treiben. Die Möglichkeiten des 3D-Druckes, etc. eröffneten mir eine ganz neue Welt. Somit setze ich in meinen Veranstaltungen viele Modelle und taktile Materialien ein, die dann herum gehen, und von allen betastet werden dürfen.
    Ein Highlight meines Lebens war in diesem Zusammenhang, dass ich mal mit einem Vortrag und danach mit einem Messestand meine Projekte bei der Jahrestagung der internationalen astronomischen Union in Wien vorstellen durfte. Ihr erinnert euch? Das sind die, die 2006 den Pluto als Planeten heraus geworfen haben…
    Auf jeden Fall habe ich darüber einen schönen bebilderten Artikel gemeinsam mit einem Reporter aus Wien geschrieben.
    Zum bebilderten Teil des Artikels geht es hier lang.
    Dort kommen übrigens auch noch andere blinde Berufsastronom:innen zu Wort. Ja, es gibt sie. Meist wurden die im Laufe ihres Berufslebens blind, und haben einfach weiter gemacht. Man kann ja von der optischen Astronomie in die hörbare Radioastronomie wechseln. Aus den meisten anderen Berufen würde man nach einer Erblindung einfach heraus fallen. So inklusiv ist die Astronomie eben auch.

    Astronomie für benachteiligte Kinder

    Ganz besonders bei meinen Vorträgen an Brennpunkt-Schulen zeigt sich auch wieder, wie inklusiv Astronomie sein kann. Sie holt die Kinder ab, und soziale Benachteiligungen, Migrationshintergründe und sonstige Einschränkungen haben erst mal Pause.
    In meiner Kategorie Inklusion findet ihr zahlreiche Beispiele für sehr inklusive Veranstaltungen.

    Abspann

    So, liebe Leser:innen, ich denke, damit lassen wir es erst mal für heute bewenden. Ich hoffe, ich konnte euch etwas näher bringen, wieso ich die Astronomie so sehr liebe. Ich hoffe, dass ihr verstanden habt, dass es bei mir so ist:
    Außer den Sternenhimmel selbst betrachten zu können, kann nahezu alles, was diese Wissenschaft betrifft, von mir, also Menschen ohne Sehvermögen bewältigt werden.

    Nicht jeder Zugang zur Astronomie ist für jeden geeignet, aber ich versichere euch, dass es für jeden mindestens einen Zugang gibt.

    So, und jetzt wollt ihr bestimmt noch wissen, wie ihr diesen Newsletter abonnieren könnt.
    Da es ein geschlossener Newsletter ist, müsst ihr euch per Mail an
    Eberhard Grünzinger e.gruenzinger@gmx.de wenden. Der nimmt euch gerne auf. Und ich kann euch sagen, es ist immer ein sonntägliches Lesevergnügen vor dem schlafen gehen.

Das Kosmische Orchester


Meine lieben, hier kommt der letzte vor der Sommerpause:

Sie sind ja nun veröffentlicht, die ersten Fotos des neuen James-Webb-Space-Telescopes. Sie müssen phantastisch sein. Als das Teleskop im Januar 2020 sein Ziel im Lagrangepunt II erreichte, schrieb ich darüber in Das unsichtbare Licht erforschen Der Artikel ist zwar nicht unbedingt für das Verständnis des folgenden erforderlich, aber ich empfehle ihn dennoch, weil er vieles enthält, was hier eventuell vorausgesetzt und nicht mehr ganz so ausführlich erklärt wird.
Wer nochmal wissen möchte, wo sich der phantastische Parkplatz des neuen JWST befindet, bitte hier lang.
Wer noch gar nichts über das Licht weiß, sollte sich vielleicht noch Station Sechs meiner Reise zu den schwarzen Löchern zu Gemüte führen.

Heute möchte ich mal etwas verrücktes versuchen, weil ich finde, dass der Blindnerd doch nicht schon wieder über Fotos schreiben sollte. Außerdem ist schon so vieles über diese Maschine geschrieben und gesagt worden, dass ich mich nicht wiederholen möchte. Ich hatte euch ja genügend Quellen auf diverse Podcasts, Interviews und Wikipedia in oben erwähnten Artikeln geliefert. Heute werde ich versuchen, das ganze mal für Hör- oder Ohrenmenschen, die wir Blinden ja par excellence sind, abzubilden. Lasst euch überraschen, und macht diese verrückte Reise mit.

Zur Erinnerung – Was sieht das neue Auge

Wir haben schon gehört, dass das neue Wunderauge im infraroten Licht beobachtet. Das ist das Licht, das sich im Spektrum zwischen dem sichtbaren Licht und dem befindet, was wir Mikrowellen nennen. Am anderen Rand der Mikrowellen schließen sich dann die Radiowellen an. Auf der anderen Seite des Spektrums, jenseits des sichtbaren violetten Lichts, schließen sich die ultraviolletten und die Röntgenwellen und schließlich noch die Gamma-Strahlen an.
Das ganze nennt man das elektromagnetische Spektrum.
Wie kommen wir aber zu Bildern von etwas, das man nicht sehen kann.
Infrarotes Licht ist Wärme. Somit sieht das JWST Wärmebilder. Es soll das erforschen, dessen Licht durch die Dopplerverschiebung schon so verzerrt ist, dass dessen Wellen ins Infrarote gestreckt sind. Diese Objekte sind sehr weit von uns entfernt und führen uns zum Beginn des sichtbaren Universums kurz nach den Urknall. Wärmebilder kennen wir übrigens auch hier auf Erden. Wird eine Person vermisst, so wird sie mit dem Hubschrauber mittels Wärmekameras gesucht. Wir erinnern uns, dass dieses Verfahren nur dann funktioniert, wenn die Umgebung der gesuchten Objekte und natürlich das Instrument selbst kälter ist, als die Objekte selbst. Ansonsten wäre es ungefähr so, als würde man bei klarem Sonnenschein Sterne schauen wollen. Deshalb benötigt das Instrument einen Sonnenschild, der groß wie ein Tennisplatz ist. Ein Instrument muss sogar noch aktiv mit Helium bis nahe an den absoluten Nullpunkt herunter gekühlt werden.

Und was nun geschieht, dass wir zu den schönen bunten Bildern kommen ist etwas sehr musikalisches.
Im grunde transponieren wir das, was uns das Instrument im unsichtbaren Bereich liefert und bilden Temperaturen auf den sichtbaren Bereich, andere Oktave, ab.

Das Kosmische Klavier

Wir haben gelernt, dass sich das elektromagnetische Spektrum, z. B. der sichtbare Teil nach Farben von rot nach blau sortiert, will sagen von längeren zu kürzeren Wellen hin.
Selbiges findet doch aber auch auf einer Klaviertastatur statt. Links sind die tiefen Töne und rechts die hohen. Ein Piano hat in der Regel siebeneinhalb Oktaven. vom Kontra-A bis zum viergestrichenen C.

Stellen wir uns nun einen ganz langen Papierstreifen vor, auf welchem das elektromagnetische Spektrum abgebildet ist, auch die unsichtbaren Wellen. Der sichtbare Teil des Spektrums umfasst etwa den Wellenbereich zwischen 400 und 800 Nanometern.
Dies entspricht, um bei der Musik zu bleiben, einem Frequenzbereich von einer Oktave. Das ist nicht gerade viel, wenn man bedenkt, wie viele Oktaven das restliche Spektrum sonst noch besitzt.
Als Oktave bezeichnen wir ein Intervall, dessen höchster Ton genau doppelt so schnell schwingt, als sein tiefster.

Stellen wir uns vor, dass wir das Spektrum so auf der Tastatur des Pianos platzieren, dass der sichtbare Bereich genau auf der mittleren Oktave zu liegen kommt. Dann ist das eingestrichene C rot, und das zweigestrichene C violett. Ja nun. Wir haben jetzt zwölf Töne, auf welche wir zwölf Farben abbilden können. Das ist fast nichts. Geben wir uns etwas mehr Platz. Verteilen wir das sichtbare Spektrum auf zwei Oktaven. Dann können wir schon 24 Farben darstellen. Nun befinden wir uns mit unseren zwei Oktaven genau in der Situation, in welcher man in der Regel mit dem Piano-Unterricht startet. Die tiefere Oktave ist für die linke – und die höhere für die rechte Hand.
In diesem Sinne waren die Astronomen Klavier-Anfänger, die nur auf zwei Oktaven klimperten.
Bevor wir den Sprung zum astronomischen Klavier und Orchester wagen, hier noch ein kleiner wichtiger und verblüffender Einschub.

Organisches

Unser Ohr kann immerhin 16 (sechzehn) Oktaven auflösen. Etwa von 16 Hz – 2 KHz.
Ähnlich überlegen ist unser Ohr auch, was die Toleranz der Schallintensität angeht. Die kleinste Auslenkung unseres Trommelfells und des sonstigen Höraparates ist geringer als der Durchmesser eines Wasserstoffatoms. Ein Physiker meinte einmal, dass es ungefähr so wäre, als fiele aus einem Meter Höhe eine Fliege auf ein gespanntes ein Quadratmeter großes Tuch.

Am Maximum dessen, was unser Ohr noch ertragen kann, ist die Schallenergie sehr hoch. Das Maß dafür ist Dezibel. Das ist ein logarithmisches Maß. Setzte man unsere Augen dermaßen intensivem Licht aus, würden sie sofort erblinden.

Kosmischer Klavierunterricht

Über viele Jahrtausende hinweg übten die Astronomen mit ihren Augen und später dann mit ihren Fernröhrchen und dann den Teleskopen, und lernten die „kosmische Musik“ langsam kennen. Man kann aus musikalischer Sicht sagen, dass die „Ohren“ bzw. die „Lautsprecher und Mikrofone“ besser wurden.

Nach und nach konnte man die „kosmische Musik“ dadurch immer klarer und schöner vernehmen. Immer mehr verriet diese Musik uns ihre kosmischen Geheimnisse.
Aber es kamen keine neuen Töne jenseits unserer gedachten beiden Oktaven hinzu.

Auf die Astronomie übertragen wurde die Analyse des Sternenlichtes immer besser. Immerhin reichte diese eine Oktave des sichtbaren Lichtes dazu aus, um zu entdecken, woraus Sterne bestehen, wie heiß sie sind und wie weit entfernt. Das ist doch schon eine ganze Menge. Tja, jeder Stern spielt auf seine Weise und greift seine ganz für ihn typischen Akkorde.

Der erste, der genauer „hin hörte“, war William Herschel. Wir erinnern uns daran, dass er bei seinen Sonnenbeobachtungen trotz Sonnenfilter oft eine merkwürdige Wärme auf seinem Auge spürte. Auf die Musik übertragen, hörte er, dass da noch andere tiefere Töne mitschwingen. Astronomisch legte er, wie wir wissen drei Thermometer jenseits des roten Lichts auf seinen Tisch und entdeckte damit die unsichtbare wärmende Infrarote Strahlung.

Dasselbe tat Später Herr Ritter mit seinem Silberchlorid. Er entdeckte damit die energiereiche UV-Strahlung (Siehe Artikel oben).

Musikalisch gesehen merkte er, dass die Piano-Tastatur auch nach rechts weiter geht.
Nicht alle Töne des Klavieruniversums können wir auf der Erde hören. Aber als man dann mit Satelliten aufbrach und Radioteleskope baute, fand man dann noch viel mehr „Töne“ die Röntgenstrahlung, Mikrowellen, Radiowellen etc.

Und ja, hier schließt sich der Kreis. Man entdeckte das, was für uns Normalität im Alltag ist, dass der Ton des Krankenwagen sich verändert, wenn er sich auf – oder von uns weg bewegt. Tatsächlich entdeckte Doppler seinen Effekt über das Licht und erst mal nicht über den Schall. Er stellte fest, dass das Licht von Doppelsternen, die sich umeinander bewegen manchmal etwas röter ist, als es sein sollte, und manchmal etwas blauer., je nach dem, das wissen wir jetzt, ob sie sich von uns weg (Rotverschiebung) oder auf uns zu (Blauverschiebung) bewegen.

Dass der Effekt zuerst für das Licht gefunden wurde, mag daran gelegen haben, dass es um 1840 herum einfach noch keine Fahrzeuge mit Sirenen gab, die dermaßen schnell unterwegs waren, damit der Effekt wahrnehmbar wird. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die ersten Schall-Versuche für den Dopplereffekt mit der Eisenbahn gemacht wurden. Dort spielte ein Blasorchester auf einem offenen Wagon.
Ganz genau kenne ich aber die Geschichte nicht mehr.

Was soll ich sagen. Unser Klavier im Universum wurde immer länger. Das komplette elektromagnetische Spektrum deckt einen Frequenzbereich von $10^16$ hz – $10^(-16)$ Hz ab. Das entspricht einem Intervall der länge einer Zahl mit zweiunddreißig Nullen nach der eins.

Möchte man nun wissen, wie viele Oktaven dort hinein passen, so muss man schauen, wie oft die Formel $2^N$ in diese riesige Zahl passt, wobei N die Anzahl der Oktaven ist. Ihr braucht dazu also den Logarithmus zur Basis 2.
Vielleicht mag das mal jemand von euch ausrechnen?

Das Spektrum ist kontinuierlich. Will sagen, dass es dort nicht nur die Wellen gibt, welchen den Tönen unserer wohltemperierten Tonleiter entsprechen, sondern auch alle dazwischen, wie auf einer sehr langen Violine, die keine Bünde hat.

Wer sich das Spektrum mal anschauen möchte, findet auf Wikipedia eine Tabelle mit dreißig Zeilen und etlichen Spalten. In der ersten Spalte steht die Grobeinteilung, z. B. Licht oder Radiowellen. In Spalte 2 sind die Radiowellen dann in Langwelle, Mittelwelle, Ukw, etc. eingeteilt und das Licht in die wichtigsten Farben.
Daneben findet ihr die Frequenzbereiche, Wellenlängen und alles. Super mit Screenreader navigierbar.
Schaut mal hier rein.

Das Orchester

Was uns jetzt noch für unser kosmisches Orchester fehlt, sind die Instrumente an sich.
Dass ein Piano anders klingt wie eine Flöte, Trompete, Oboe etc. liegt daran, dass jedes Instrument sein charakteristisches Tonmuster besitzt. Neben dem gespielten Grundton schwingen immer noch andere Ober- und Untertöne mit, und zwar bei jedem Instrument ein anderes Muster.

dieser klangliche „Fingerabdruck“ sagt uns, um welches Instrument es sich handelt.

Die Grundeigenschaft eines jeden chemischen Elementes ist es, Licht gewisser Wellenlängen zu absorbieren. Das ist sein individueller Fingerabdruck. In diesem Sinne stellt jedes chemische Element ein Musikinstrument dar durch dessen Spektrum sein charakteristischer Klang entsteht. Es verrät sich z. B. im sichtbaren Licht, wenn man dieses durch ein Spektrometer lässt. So haben Astrochemiker beispielsweise entdeckt, dass Sterne zu großen Teilen aus Wasserstoff bestehen und dass es in unserer Sonne sogar Gold gibt. Schon Newton sollte in seinem Prisma-Versuch dunkle Linien in seinem bunten Lichtstreifen gesehen haben.

Und bevor das jetzt noch esoterischer wird und ausartet, kommt ganz zum Schluss noch eine kleine Auflistung der Wellen, die für die Astronomische Forschung wichtig sind.
Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Mit dem sichtbaren Sternenlicht lernten wir
    Woraus Sterne bestehen,
    wie sie sich bewegen,
    dass unser Universum sich ausdehnt.
    und vieles mehr.
  • Der Radiobereich zeigte uns:
    Die kosmische Hintergrundstrahlung, die auf den Urknall zurückgeführt wird,
    Ausbrüche auf unserer Sonne,
    Pulsare (Fast schwarze Löcher)
    und schließlich konnten Radioastronomen in diesem Wellenbereich die Umgebungen der beiden schwarzen Löcher SGTA* und M87 fotografieren.
    Radiowellen sind auch super zur Analyse von Molekülwolken und durchdringen Wolken und Staub.
  • Auch der infrarote Bereich hat einiges zu bieten.
    Blickt man durch dieses Fenster, so findet man Staubscheiben um Sterne, ferne Galaxien und kann seit James-Webb extrem weit in die frühste Vergangenheit unseres Universums blicken. Das Teleskop soll auch ferne Planeten und eventuell deren Atmosphären erforschen.
  • Sobald man sich mit Ballonen und Satelliten über unsere Atmosphäre erhob war klar, dass der Kosmos sogar im Röntgenbereich strahlt.
    So verraten sich Pulsare, deren Radiokeule nicht in unsere Beobachtungsrichtung schwingt. Aktive schwarze Löcher sind auch helle Röntgenstrahler.
  • Bis heute ist nicht ganz klar, wodurch die Ausbrüche von Gammastrahlung entstehen, wie sie von Satelliten und anderen Teleskopen manchmal wahrgenommen werden. Das Universum hat uns auch in diesen kurzen Wellenlängen noch so einiges zu erzählen.
  • Welche Wellenart ich jetzt hier noch nicht erwähnte, sind die Gravitationswellen. Dieses deshalb, weil es sich bei ihnen um keine elektromagnetische Welle handelt, sondern um eine Erschütterung der Raumzeit. Ich erwähne sie aber jetzt trotzdem, weil sie uns anzeigen, wo gerade etwas interessantes passiert. Dann können wir alles andere, was wir haben, in diese Richtung ausrichten und erforschen, ob sich das Ereignis auch durch ein Ereignis in einem anderen Fenster zeigt.

    Das ist z. B. passiert, als man mittels Gravitationswellen die Verschmelzung zweier Neutronensterne detektierte. Mit anderen Teleskopen fand man schließlich heraus, dass nicht in Supernovae Elemente die schwerer als Gold sind, gebacken werden, sondern genau in diesem Ereignissen.

Nun wünsche ich dem JWST, dass es uns noch viele schöne Bilder und große Erkenntnisse liefert.
Wer die Geschichte des JWST nochmal in allen Einzelheiten nachlesen möchte, Bitte schön.

Bladventskalender21, 22.12. Keplers Klingende Planetenbahnen

Wer mal auf einem meiner Workshops oder Vorträge war, wird sich daran erinnern, dass wir uns die verklanglichten Planetenbahnen anhörten. Ich lernte diese Klänge in den Sendungen von Joachim Ernst Behrendt, “Nada Brama” und “Das Ohr ist der Weg”, vor fast dreißig Jahren, kennen.
Glücklicherweise sind diese Klänge auch öffentlich im Internet zu finden, so dass ich sie hier präsentieren kann, ohne Urheberrechte zu verletzen.
Johannes Kepler schrieb ein Buch darüber, wie man die Bahnen der Planeten sich musikalisch vorstellen kann. Er legte die Umlaufbahn des Saturn auf das tiefe G, etwas jenseits des linken Endes einer Piano-Tastatur und verteilte dann die Intervalle der anderen Umlaufbahnen auf die Tastatur.
Wer genau wissem möchte, wie das alles funktioniert, den darf ich einladen, meine Artikel aus der Kathegorie „Mit dem Ohr am Teleskop“ zu lesen. Hier geht es mir ganz einfach lediglich um das Klangerlebnis an sich.
Zwei Professoren, Willie Ruff & John Rodgers, haben in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Keplers Umlaufbahnen und sein Vorschlag, diese musikalisch darzustellen, aufgegriffen und in einen Computer gespeist, der dann die Klänge synthetisch erzeugte.
Sie nutzten sogar noch das Sterio-Panorama, um das ganze noch etwas plastischer werden zu lassen.
Sie legten die Perihels der Planeten eher auf die rechte Seite und die Aphels auf die linke.
Somit entsteht fast der Eindruck von akustischen Kreisbahnen, wenn man sich das ganze über Kopfhörer zu Gemüte führt.
Man ist quasi die Sonne und hört die Planeten um einen herum laufen.
Hier noch einige Hörhinweise, damit ihr euch in dieser Kackophonie zurecht findet.

  1. Wir starten mit dem schnellen sausenden Merkur auf seiner stark elliptischen Bahn. Er pipst sehr hoch, weil er so nahe an der Sonne, und somit sehr schnell unterwegs ist.
  2. Jetzt folgt das Moll-Dur-Duo von Venus und erde, das immer zwischen Moll und Dur variiert. Zuerst kommt die Venus und dann die Erde etwas später. Kepler nannte dieses Intervall in seinem Buch „Das Ewige Lied des Elends der Erde“.
  3. Nun folgt der Mars, dessen bahn stark elliptisch ist, was man im laufe des Stückes deutlich wahrnimmt. Wenn Jupiter dazu kommt, hört man sehr deutlich, wie Mars beschleunigt, weil er sich seinem sonnen nächsten Punkt, dem Perihel, nähert.
  4. Der Sprung über den großen Abstand und den Asteroidengürtel hinweg zum tiefen brummenden Jupiter, ist unüberhörbar.
  5. Nun setzt das ganz tiefe brummen des Saturn ein. Es kann sein, dass manche Lautsprecher oder Headsetz diesen tiefen Ton kaum noch darstellen können.
  6. Die Planeten Uranus, Neptun und Pluto sind nur noch als Rhythmen wahrnehmbar. Der Uranus tickt so vor sich hin.
    Dann folgt der Neptun als tiefere Trommel und ganz zum Schluss ertönt die Basstrommel des Pluto.

Jetzt wünsche ich erfolgreiches Hören.

Klingende Planetenbahnen

Bladventskalender21, 16.12. Sternschnuppen hören

So, und heute verbirgt sich hinter unserem Türchen mal wieder etwas auf die Ohren. Es wird etwas technisch werden, aber das wichtigste ist das Geräusch selbst. Mögen sich auch diejenigen untereuch daran erfreuen, die normalerweise nicht so technisch unterwegs sind.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Sternschnuppen kann man auch hören. Und darum geht es in diesem letzten Kalenderblatt, welches von Sternschnuppen handelt.
Hörbar sind Sternschnuppen tatsächlich zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen. Empfänger plus Antenne istgleich Radio.
Der Sender steht in Frankreich und das Radioprogramm selbst gestalten die Sternschnuppen selbst.

Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.

Als Einstieg in den Empfang von Signalen des GRAVES Radars empfiehlt es sich, den Aufsatz von Rob Hardenberg, mit Rufzeichen PE1ITR, zu lesen.

Dank @dbsv-jugendclub gibt es hier einen Link, wie sich das anhört.
Ich hoffe, der Sound fasziniert euch ebenso, wie mich.
„Sternschnuppen hören“

Bladventskalender21, 11.12., Und so klingt ein Komet

Heute geht es nochmal um meine Begeisterung für Kometen, die ja durchaus als Weihnachtsstern gehandelt werden
Ganz am Schluss meiner heutigen Geschichte werden wir sogar einen Kometen hören, natürlich nicht wirklich, denn im Vakuum des Alls kann man nichts hören, Nun aber erst meine Geschichte:
Die Nacht vom 13. auf den 14. März 1986

Glücklicherweise war am nächsten Tag schulfrei, sonst hätte ich im Fernsehen nicht erleben dürfen, wie die Raumsonde Giotto durch den Kometenschweif des Halleyschen Kometen flog. Hier waren sogar die auftreffenden Partikel zu hören, denn die Sonde hatte einen Sensor dafür hinter ihrem Schutzschild. Bedauerlicherweise erblindete die Kamera leider recht früh, weil ein Partikel den Schutzschild durchschlug. Nichtsdestotrotz gibt es Bilder des Kometenkerns, der Koma und seines Schweifes. Diese Mission war eine Glanzleistung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Hätte sie nicht funktioniert, böte sich erst wieder das Jahr 2061 an, da der Komet nur alle 76 Jahre erscheint. Sein Auftauchen war durchaus nicht immer willkommen. Im Jahre 1910 fand man mittels Spektralanalyse des Schweifes Blausäure darin. Panikmacher dachten, jetzt würden alle eines Todes durch Blausäure sterben, wenn die Erde durch den Schweif fliegt.
Ein Englischer König wurde gekrönt, als der Komet gut sichtbar am Himmel stand. Es war kein gutes Omen für ihn, denn er verstarb noch im selben Jahr.
Der Fernsehsprecher erklärte sehr ausführlich, wie ein Komet aussieht, in welche Richtung sein Schweif zeigt und dass der Sonnenwind den Kometenschweif stets von der Sonne weg wehen lässt. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es einen Sonnenwind aus geladenen Teilchen gibt. Dieses Wissen hat mich damals sehr bereichert: der Schweif, der einer Fahne gleich im Sonnenwind weht.
Es ist ein schönes Gefühl, an den Sonnenwind zu denken. Die Vorstellung passt gut zur Wärme, die wir von ihr empfangen.

Spannend war für mich natürlich auch, dass bis heute Kometen nicht nur als Unheilsbringer dienen, sondern eventuell Kandidaten dafür sind, wie das Wasser auf die Erde gekommen sein könnte. Es wäre sogar möglich, dass sie die chemischen Formeln auf die Erde brachten, welche letztlich Leben ermöglichten.
Zu dieser Weltraum-Chemie hat Tim Pritlove eine Raumzeit-Folge veröffentlicht, die ich wärmstens empfehle.
In Folge 79 interviewte Tim eine Professorin, die maßgeblich an den Missionen Giotto und der Nachfolgemission Rosetta beteiligt war und viel zum Thema Kosmische Chemie erzählt. Im gleichen Podcast werden in Folge 20 die beiden Missionen Giotto und Rosetta genauer behandelt. Der DLF brachte eine wunderbare Folge in Wissenschaft im Brennpunkt zu Rosetta heraus, die ich aber leider wegen Urheberrechten nicht hier teilen darf.
die @Riffreporter haben in ihren @Astrogeo-Podcast vor einigen Jahren auch maleine Folge mit der Dame aufgenommen. Zu dieser sehr hörenswerten Folge geht es hier lang.

Als nun Rosetta den Kometen 67P erreichte, beobachtete die Sonde mit ihren Messinstrumenten, dass der Komet im Vorgang des Auftauens in Sonnennähe zu schwingen begann. Das kann man sich so vorstellen. Wenn man einen Eiswürfel in ein Getränk wirft, um es zu kühlen, dann knistert der Eiswürfel, weil sich in ihm eingeschlossene Luftbläschen durch die Wärme des Getränks ausdehnen und den Eiswürfel aufreißen. Gerät ein Komet in die Nähe der Sonne, so geschieht mit ihm dasselbe. Er platzt auf, Gas und Teilchen entweichen und bilden die Schweife, und das alles bringt den Kometen dann eben zum Schwingen.
Wie das im Zeitraffer klingt, hört ihr jetzt am Schluss des Artikels.
Singender Komet 67P

Große Vortragsankündigung zu „Blind zu den Sternen

seid herzlich gegrüßt,,
hier kommt eine Ankündigung, die ich zwischen den Adventskalender einschieben muss.
Heute lege ich zu meinem Adventskalender auf Blindnerd.de noch einen drauf.

ein großer Traum wird sich erfüllen. An kommendem Dienstag darf ich für die Online-Reihe FasziAstro des Hauses der Astronomie von 19:00 – 19:30 Uhr einen öffentlich gestreamten Vortrag zum Thema „Blind zu den Sternen“ halten. Hiermit lade ich euch dazu herzlich ein. Ihr findet den Link unten in der Ankündigung.
Man kann sich jetzt sogar auf Youtube schon das Häkchen für eine Erinnerung setzen.

Noch nie wurde eine Veranstaltung von mir öffentlich über Youtube gestreamt. Na, immerhin hat die Technikprobe heute mit dem Haus der Astronomie über deren Streamingdienst, den ich bisher noch nicht kannte, schon mal perfekt funktioniert. Alles, was ich brauche, ist dort zugänglich bedienbar. Eine Sorge weniger also.

Aufgeregt bin ich trotzdem.
Inhaltlich werde ich im Vortrag meinen Weg zur Astronomie mit meiner Blindheit aufzeigen. Ich werde einige Geschichten erzählen, es wird für die Gucklinge auch viel zu sehen geben und natürlich werden auch Weltraum-Sounds erklingen.

Ich würde mich freuen, wenn jemand die Gelegenheit nutzen würde, mal auf einen meiner Vorträge zu kommen, ohne, dass man reisen muss. Und wer gerne gekommen wäre, darf ich trösten. Der Vortrag ist unter dem Link unten in diesem Beitrag noch immer verfügbar und darf gerne nachgehört werden.

Hier nun noch der Link, den ihr auch gerne teilen dürft.

Morgen geht es dann in gewohnter Weise mit dem Bladventskalender weiter.
Herzliche Grüße

Grund zum Feiern – der einhundertundfünfzigste Artikel auf Blindnerd


Seid herzlich gegrüßt,

Prolog

heute feiern wir den 150sten, in Worten, den einhundertfünfzigsten Artikel auf Blindnerd. Den hundertsten Artikel feierten wir letztes Jahr im Lockdown1.
Was soll man da für ein Thema nehmen, dass etwas festlich ist und der Sache irgendwie gerecht wird.
Zum einhundertsten Artikel beschrieb ich euch, wie ich in die Schreibsucht geraten bin und bot euch einige Artikel aus allen Kategorien des Blogs zur Abstimmung an. Leider hat das offenbar obwohl ein Preis hätte winken sollen, nicht bei euch eingeschlagen. Wen wundert es. Wir hatten alle mit dem Lockdown zu kämpfen und damit andere Dinge im Kopf. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die Astronomie und dieser Blog oft das einzige waren, was mich durch die Einsamkeit der Lockdowns trug. Keinem hat diese Zeit so gut getan, wie meinem Blog. 56 Artikel sind seit dem Ausbruch der Pandemie entstanden.
Nun aber genug der düsteren Zeiten. Wir wollen doch feiern…

Lasst uns einen Rückblick wagen auf das, was seit dem hundertsten Artikel hier auf Blindnerd.de so los war.

Die letzten Fünfzig

An den letzten Artikel, die Einhundertneunundvierzig, erinnern sich bestimmt noch viele. Wir begaben uns auf Entdeckungsreise zu den Monden des Uranus und wie die Protagonisten aus Williams Shakespeares Stücken als Namensgeber der sehr zahlreichen Saturnmonde her halten mussten. Also ich fand die Geschichte sehr spannend und aufregend.
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Davor hielt mich fast ein halbes Jahr ein Projekt in Atem. Ihr wisst schon. Die Reise zu den schwarzen Löchern. Hier wurde aus einem etwa dreistündigen Vortrag eine elfteilige Serie. Von Archimedes über Johannes Kepler, Isaac Newton, Cavendish und anderen bis hin zu Albert Einstein durchliefen wir alle Stationen, wie die Gravitation entdeckt, Masse und Volumina zusammen hängen, mit welcher Kraft die Erde alles anzieht, wir wogen den Mond, die Erde und andere Himmelskörper. Nach und nach lernten wir über Einstein, Eigenschaften des Lichtes und des Vakuums dann die heimliche Herrscherin über Raum und Zeit kennen, die Gravitation, die schwächste der vier Grundkräfte des momentan gültigen Standardmodells der Physik. Am Ende mussten wir uns mit sterbenden Sternen beschäftigen, wie sie zu weißen Zwergen, zu Neutronensternen oder gar als schwarze Löcher enden können. Diese untersuchten wir genauer, denn sie waren das Ziel dieser Reise. Nie hätte ich erwartet, dass diese Serie so umfangreich würde, so dass ich eventuell in Betracht ziehe, daraus ein Büchlein zu schreiben. Der Anfang hierzu ist gemacht. Wir werden sehen, wie das sich entwickelt und anläuft. Euch danke ich, dass ihr beim Lesen dieser Serie mehr oder weniger durchgehalten habt, denn an manchen Stellen ging es leider nicht ohne Mathematik und sprengte auch sonst das ein oder andere mal die Vorstellungskraft unserer Spezies.
Ich habe für diese Serie extra eine weitere Kategorie auf dem Blog eingeführt, so dass die betreffenden Artikel besser gefiltert werden können, wenn man nach ihnen sucht.
Sie heißt Den Schwarzen Löchern entgegen.
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Unterbrochen wurde die Serie lediglich durch ein astronomisches Ereignis, welches ich nicht unerwähnt gelassen haben wollte. Es ging um die ringförmige Sonnenfinsternis vom 10.06.2020.
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Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Astronomie ist die Navigation auf hoher See. Den Breitengrad konnte man anhand der Sonne, des Horizonts und des Mondes einigermaßen mit Sextanten als Instrument bestimmen. Für den Längengrad brauchte man genaue Uhren. Wir beschäftigten uns also mit der berühmteste Schiffsuhr, deren Erfinders und dessen tragischen Lebens.
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Vor allem von blinden Menschen wurde und werde ich immer mal wieder darüber befragt, wie es sich denn genau mit Tag und Nacht verhält, ab wann die Sterne zu sehen sind und wie sie wieder verschwinden. Somit griff ich die Frage einer guten Freundin auf und wir taten die Reise durch den
Verlauf von Tag und Nacht.
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Wer länger schon hier mitliest weiß, dass ich in meinen Artikeln auch immer wieder den Jahreslauf mit seinen astronomischen Ereignissen und natürlich seinen Feiertagen aufgreife. „Querbeet durch das Jahr“ meinte einmal mein alter Freund und Chorleiter zu mir, wäre ein schönes Motto und ein schöner Inhalt für ein weiteres Buch. Vielleicht wird da mal etwas daraus. Wer weiß. Auf jeden Fall tastete ich mich diesmal ganz anders an Ostern heran, denn den Frühlingsanfang und wie sich daraus Ostern ableitet, hatte ich schon früher ausführlich beschrieben. Diesmal ging es im Zeichen von „Respekt und Toleranz um andere Religionsgemeinschaften, insbesondere um deren Fastenzeiten und was die Astronomie damit zu tun hat. In Zeiten von Querdenkern und Polarisierung sind solche Zeichen wichtig.
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Wie Sonnwend abläuft hatte ich auch längst schon abgearbeitet, aber nicht, wie der Sonnenlauf als ganzes funktioniert und welche Figur die Sonne im Laufe eines Jahres an den Himmel zeichnet. All das schilderte ich zur
Der Jahreslauf unserer Sonne.
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Was ich mir auch in jedem Jahr nicht nehmen lasse ist, den Weltfrauentag am 08.03. zu würdigen. Noch immer sind Frauen in vielen Belangen und ganz besonders in naturwissenschaftlichen Fächern unterrepräsentiert und benachteiligt. Deshalb widmeten wir uns 2021 der im Schatten ihres berühmten Astronomen Tycho Brahe stehenden Schwester, die unerkannt eine große Himmelskundlerin war.
Zu diesem Artikel geht es bitte hier lang.
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Bis dato wusste ich überhaupt nicht, dass es am 10.02. eines jeden Jahres den „Women Science Day“ gibt. Da ich für mehr Frauen in der Wissenschaft brenne, würdigte ich an diesem Tag die ersten Astronautinnen im All.
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Und nun stand Weihnachten 2020 vor der Tür. Zu dieser Gelegenheit erhielt ich von meinem geliebten Freund, Chorleiter und Mentor ein unglaublich schönes und astronomisches Weihnachtsgeschenk, eine taktile Sternenkarte.
Sie war in der tat mein schönstes Weihnachtsgeschenk 2020.
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Selbstverständlich durfte mein obligatorischer Jahresrückblick 2020 zu meinen Veranstaltungen zum Jahreswechsel ebenfalls nicht fehlen.
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Immer und immer wieder stellt sich die Frage zur Weihnachtszeit, was denn der Stern von Bethlehem genau gewesen sein könnte. Mitte Dezember 2020 trat ein recht seltenes Astronomisches Ereignis auf, das ein guter Kandidat für diesen Stern abgeben könnte.
Diesen Kandidaten könnt ihr hier kennenlernen.
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Die Vorweihnachtszeit hat sehr viel mit Lichtern und auch mit Sternen zu tun. Außerdem empfängt man, zwar nicht in 2020, Gäste und wird auch selbst eingeladen. Auch am Himmelszelt erscheinen dann und wann Sterne, also Himmelsgäste, wo eigentlich keine hin gehören.
Einige dieser Himmelsgäste könnt ihr hier antreffen.
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Der letzte Sonntag des Kirchenjahres vor dem ersten Advent ist der Totensonntag. Leider hatte ich in dieser Zeit tatsächlich einen Wegbegleiter, ein Vorbild, einen großartigen Autoren und einen wunderbaren Professor verloren. Rudolf Kippenhahn und seine Bücher waren mir stets ein Wegbereiter und begleiten mich bis heute über dreieinhalb Jahrzehnte hindurch.
Würdigen wir ihn erneut in diesem, meinem Nachruf.
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Nun verlassen wir die Chronologie der Artikel etwas, weil ich eine Serie, auf die ich später noch zu sprechen komme, dafür unterbrechen musste.

Obwohl ich nicht wollte, ließ ich mich kurz vor Lockdown2 dazu breit schlagen, einen Corona-Report zu schreiben. Das tat ich dann, aber den lesen wir heute zur Feier des Tages besser nicht, aber er ist für die Historie wichtig.
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Lesenswerter für den Moment dürfte da mein Artikel zu Halloween sein. Immerhin hatten wir an Halloween 2020 sogar Vollmond, so dass alle Werwölfe pünktlich zum Gruselfest verwandelt waren und ihr Unwesen trieben.
Zum Gruselfest bitte hier lang.
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Jetzt wird es schwierig, die weitere Reihenfolge der Artikel einzuhalten, denn ich begann quasi zwei Serien parallel, von denen ich mal die eine, und mal die andere mit Artikeln bediente und noch bedienen werde, denn beide Serien verlangen noch nach weiteren Artikeln.

Mein verehrter Professor Rudolf Kippenhahn war ein großer Erforscher der Sonne. Somit war es gut und recht, eine Serie über die Sonne zu beginnen. Alle Sonnen-Artikel sind in der Kategorie Der Sonne entgegen zu finden.

Ein Schlüsselerlebnis wieso ich im Herzen Astronom wurde, waren Kometen. Wer mein Buch gelesen hat weiß, wie fasziniert ich 1986 am Fernseher verfolgte, als die Raumsonde Giotto durch den Schweif des Halleyschen Kometen flog. Die Nachfolgemission Rosetta ist ebenfalls so ein Meilenstein auf meinem Weg, der hier erwähnt werden muss. Ich schrieb über diese Mission an anderer Stelle.
Grund genug also eine Serie über Kometen zu beginnen. Sechs Kometengeschichten befinden sich bereits momentan in der Kategorie
Kometen.
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Nun befinden wir uns zeitlich Anfang Juli 2020. Ich meine, dass da die Frage durch Twitter zischte, wie viele Freitage der dreizehnte es eigentlich so gibt. Interessant dachte ich. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber das brachte uns direkt über unseren Ggregorianischen Kalender mit der Astronomie in Verbindung. So griff ich das Thema auf, suchte etwas herum und verarbeitete das gefundene in meinen Gedanken zu Freitag, 13..
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Viele von uns haben sicher in diesen Zeiten mehr als vorher sich dann und wann mit Pizza ernährt. Pizza gibt es auch im Weltraum.
Schon seit dreißig Jahren fliegt die internationale Raumstation über unseren köpfen in 400 km Höhe hinweg. Das ist schon ein technisches Wunder, dass diese komplexe Maschine den Gefahren des Weltalls bisher immer trotzte. Die Hauptgefahr sind harte Teilchen, kleinste Asteroiden oder Weltraummüll. Um die Raumstation davor zu schützen, packt man sie in eine gedachte Pizzaschachtel. Nähert sich ein Teilchen dieser gedachten Box, dann wird die Raumstation angehoben, so dass das Teilchen an ihr vorbei fliegt.
Das Raumschiff in der Pizzaschachtel erzählt von der astronomischen Verbindung zu diesem wunderbaren Italienischen Essen.
Übrigens hat Italien das durchaus verdient, weil Italien eine großartige astonomische Tradition besitzt.
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Ich weiß jetzt nicht mehr genau wann, wie und wo.
Es gab wohl Mitte 2020 eine Sonnenfinsternis. Da ich Finsternisse schon beschrieb, näherte ich mich ihnen diesmal Literarisch. Kindererinnerungen werden wach, wenn man die Namen der Autoren liest, um welche es in Dieser Abhandlung geht.
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An dieser Stelle wurde es Zeit, eine weitere Serie oder Kategorie einzuführen. In „Dem Mond entgegen“ sammle ich alle Artikel, die zum Thema Mond und dessen Erforschung entstanden und noch entstehen werden. So meine Abhandlung zum Thema „Hat der Mond Einfluss auf uns Menschen“.
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Besonders von Kindern bekomme ich immer wieder ganz interessante und spannende Fragen gestellt. So schrieb ich nachdem ich von einem virtuellen Kindergeburtstag zurück kam, auf welchem ich als Gast vortragen durfte, einen Artikel über die wunderschöne Kinderfrage:
Wie sieht der Himmel woanders aus“.
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Passend zu dieser Himmelsfrage stellte ich ein romantisches Plätzchen in unserem Sonnensystem, genauer auf dem Merkur vor. Wäre es dort nicht so unvorstellbar heiß, dann wäre dieses Liebesnest vielleicht von Weltraumtouristen überlaufen. Wer diese Liebeslaube kennenlernen möchte, bitte hier lang.
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Apropos Weltraumtourismus und Liebeslaube. Wer so wo hin möchte, wird nicht zu Fuß unterwegs sein. Man braucht schon einen Parkplatz für sein Weltraum-Gefährt.
Parken im all sagt ihr ginge nicht? Dann lest mal hier, wie und wo man im All parken kann.
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Der Sonntag des Gesanges, Kantate, fiel bekanntlicher Weise im Jahre 2020 ganz besonders anders aus. Dem wollte ich mit meinen Sonnengesängen unbedingt etwas freudiges entgegen halten.
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Neben weiteren Sonnen-Artikeln erschien zum Tag der Arbeit, 01.05.2020 einer, der es tatsächlich fertig bringt, die Astronomie mit der Arbeiterbewegung zu verbinden.
Er heißt „ein Stern der Arbeiterbewegung“.

Epilog

und damit sind wir am Ende unserer kleinen Feier, die hoffentlich nicht als Bauchpinselei meinerseitz empfunden wurde. Was mir auf dieser Feier besonders gefallen hat. Man sieht wieder mal sehr genau, wie vielfältig die Astronomie ist. Es ist möglich, sich ihr auf so unterschiedliche Weisen zu nähern, dass ganz viele verschiedene Zugänge entstehen.
Nicht jeder Zugang ist für jeden Menschen geeignet, wie beispielsweise das Teleskop für mich nicht, aber es gibt einen Zugang für jeden Menschen. Das ist meine tiefste überzeugung. Diese wird stets durch weitere Artikel, Vorträge und alles, was ich so mache, rundum erneuert und bestärkt.
Der Himmel ist für alle da.

Nun hoffe ich, dass ihr mir für weitere fünfzig Artikel gewogen bleibt.

Gratulationen, Glückwünsche, oder, was ich natürlich nicht offe, eine Äußerung in die Richtung, dass ich endlich mal wieder mit diesem Astrokram aufhören sollte, sind in den Kommentaren gerne gesehen. Gerne dürft ihr natürlich auch in euren Kreisen Werbung für diesen Blog machen, wenn es dafür auch keine neue Waschmaschine geben wird…

Sonnengesänge und Gedichte zu Kantate 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

Heute 10.05.2020 ist im Kirchenjahr der Sonntag Kantate. Das ist immer der 04. Oder 05. Sonntag nach ostern, je nach dem, auf welches Datum Ostern fällt.
Übrigens ist heute auch Muttertag. Gerade in der Krise sind vor allem Mütter über alle Maßen belastet und werden nun erst sehr zögerlich von der Politik unterstützt. Man muss hier wirklich diskutieren, welches Gesellschaftsbild das dokumentiert.
Die Frauen in unserer Gesellschaft tragen momentan die Hauptlast der Corona-Krise. Seien wir uns dessen bewusst.
Ich möchte diese Problematik nicht unerwähnt lassen, obgleich dieser Artikel nicht Gegenstand dieses Problems sein kann.
Also, kehren wir zurück zu Kantate.

Kantate ohne Kantaten

Ab heute dürfen in Baden-Württemberg wieder Gottesdienste mit Besucherbegrenzung und genügend Abstand stattfinden. Allerdings darf die Gemeinde nicht singen. Das ist insbesondere an Kantate, wo normalerweise viel gesungen wird, eine Situation, mit der man erst mal fertig werden muss. Hier ist nun wirklich viel Phantasie der Pfarrer*innen, Liturg*innen, Chorleiter und allen, die Gottesdienste gestalten, gefragt.
Hautnah erlebe ich es durch meinen Mitbewohner, der Kirchenmusiker und Chorleiter ist, wieviel Arbeit er in den letzten Wochen in die Gestaltung von Online-Gottesdiensten stecken musste. Unglaublich, welche Kreativität hier zutage kam. Zum Glück ist unser Haushalt mit ausreichend hochwertiger Tontechnik ausgestattet, so dass derlei möglich ist.
Gerade in Krisenzeiten ist Gesang und Musik etwas ganz wichtiges. Und gerade dieses darf man jetzt nicht gemeinsam praktizieren. Leider finden in meinem Wohnort bisher noch keine Balkongesänge nach dem Vorbild Italiens statt.
Deshalb habe ich mir, wie soll es anders sein, mal überlegt, welche Gesänge es so mit astronomischem Bezug gibt. Heute wenden wir uns zu Kantate mal Gesängen zu, die das offensichtlichste astronomische Objekt, unsere Sonne, besingen. Manche dieser „Gesänge“ sind auch Gedichte, aber oft werden aus Gedichten oder deren Teilen später Lieder komponiert.

Motivation für Sonnengesänge

Gründe, die Sonne zu besingen, gibt es reichlich. Zunächst verdanken wir ihr unser Leben. Sie spendet Wärme und Licht. Durch ihren Auf- und Untergang erlebte die Menschheit Tag und Nacht. Es kann sein, dass die runde Sonnenscheibe die Erfinder des Rades inspirierte. Schon in der Antike fuhr sie als Sonnenwagen über den Himmel. Erst seit 100 Jahren ungefähr wissen wir, was sie für ein Kraftwerk ist und wie sie funktioniert. Dieses tritt aber in den Hintergrund, wenn man die Gesänge betrachtet, in denen Menschen ausdrückten, wie sie den Stern von dem wir leben empfinden.

Die liebe Sonne

Man könnte sagen, dass die Sonne unsere erste Liebe ist.
In meinem vorigen Artikel „Die Strahlkraft der Sonne“ wird die Solarkonstante erwähnt, die Auskunft über die Intensität der Sonnenbestrahlung der Erde gibt. Daneben könnte man durchaus auch von einer poetischen Solarkonstanten sprechen, einen Heliozentrismus der Begeisterung, eine Anbetung aus hymnischer Sprache.
Durch alle Zeiten hindurch von der Antike bis heute hat die Menschheit nicht davon abgelassen, die Sonne zu besingen, zu loben, ihr zu danken oder sie gar anzubeten.
Die Liebe zur Sonne, das extatische Bekenntnis zu unserem Zentralgestirn, die hymnische Hinwendung zum wärmenden Kern unserer Welt verbindet Völker und Erdteile.

Sonnengesänge

Die Sonnengesänge aller Zeiten bilden quasi einen großen Choral.
Es ist ganz erstaunlich, dass die Sonnengesänge durch alle Epochen hindurch nahezu dieselben sprachlichen Wendungen benutzen.
Hören wir nun etwas in Sonnengesänge hinein, wie sie einander zurufen:

So dichtete Ingeborg Bachman, Dichterin des 20. Jahrhunderts in ihrem Hymnus an die Sonne:

Nichts schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein.

Hier ein Artikel dazu.

Wie ein Echo von vor 3000 Jahren erklingt die Stimme Echnatons, des ägyptischen Sonnengottes:

Schön erscheinst Du im Lichtland des Himmels, Du lebende Sonne, die das Leben bestimmt.

Zum Echnatons Sonnenhymnus

Der wohl bekannteste Sonnengesang des Mittelalters dürfte derjenige des Heiligen Franz von Assisi für viele sein. Es ist ein Lobpreis auf den „Bruder Sonnenstern, der uns den Tag herauf führt und Licht mit seinen Strahlen, der schöne, spendet“.
Entstanden ist dieser Sonnengesang im 12. Jahrhundert, als Franz von Assisi schon krank dem Ende seines Lebens nahe war. Es wird hier nicht die Sonne angebetet, aber sie wird als Bruder bezeichnet.
Hier gehts zum Sonnengesang.
Bis heute werden Teile dieses Gesangs beispielsweise in Taizé gebetet und gesungen.

Der aufgeklärte Skeptiker des 16. Jahrhunderts Michel de Montaigne, beginnt seinen Sonnengesang so:

Dies große Sonnenlicht, dies Auge aller Welten

der frühchristliche Mystiker Melito von Sar- des, der die Sonne mit großer Andacht untergehen sieht, schreibt:

„Sich badend in geheimnisvolle Tiefe jauchzt sie auf gar sehr. Das Wasser ist ihre Nahrung…

Anderthalb Jahrtausende später beklagt Charles Baudelaire den Sonnenuntergang:

Wie ist die Sonne schön, die in ganz frischem Steigen, wie eine Explusion aus gutem Morgen schickt.
Glückselig der, der noch voll Liebe nach ihr blickt.
Sieht er sie wunderbarer als ein Traum sich neigt

Ungeachtet seiner absolutistischen Herrschaft, darf an dieser Stelle neben Echnaton, der oben erwähnt wurde, der Sonnenkönig Ludwig XIV nicht unerwähnt gelassen werden. Er nimmt sich die Sonne als Vorbild und stimmt ein:

Als Bild wählte ich die Sonne. Sie ist ohne Zweifel das lebendigste und schönste Sinnbild eines großen Fürsten. Sowohl deshalb, weil sie einzig in ihrer Art ist, als auch durch den Glanz, der sie umgibt. Durch das Licht, das sie den anderen Gestirnen spendet, die gleichsam ihren Hofstaat bilden
Durch die gerechte Verteilung des Lichts über die verschiedenen Himmelsgegenden der Welt, durch die Wohltaten, die sie überall spendet, durch das Leben, die Freude und die Tätigkeit, die sie überall weckt, durch ihre unaufhörliche Bewegung, bei der sie trotzdem stets in Ruhe zu schweben scheint, durch ihren ständigen und unveränderlichen Lauf, von dem sie niemals abweicht.

Friedrich Leopold Graph zu Stollberg beginnt seinen Sonnengesang mit Jauchzen und loben aus Sicht des Lebens und der Erde. Dann nimmt dieser Gesang eine interessante Wendung. Er lässt, wie in der Schöpfungsgeschichte Gott dem Menschen seine Aufgaben zu wieß, Gott zur Sonne sprechen. Sie soll Leben spenden und muss menschengleich mit dem jüngsten Gerichte rechnen, mit allen Konsequenzen, die das haben könnte. Die Sonne könnte mit anderen Sternen bei Nichtgefallen mückengleich in einen Teich stürzen. Sie wird hier im Grunde vermenschlicht…

Bei Emanuel Kant ist die Sonne ein glühendes Inferno. Ja, solche Sonnengesänge gibt es auch.

Sonnengesänge in der europäischen Klassik

Der englische Komponist Gustav Holst schuf in den Jahren 1914 – 1916 sein Opus 32 „Die Planeten“ suite für Orchester. Hier werden in mehreren Sätzen nahezu alle Körper des Sonnensystems auskomponiert und gehuldigt.
Etwas vergleichbares ist mir von anderen Komponisten so nicht bekannt. Weder Haydns Merkur, noch Mozarts Jupiter hatten etwas vergleichbares versucht.

Unerwähnt darf ich an dieser Stelle unbedingt den gewaltigen C-Dur-Akkord aus Haydns Oratorium Die Schöpfung lassen. Nachdem Gott in der Genesis „Es werde Licht“ sprach, heißt es weiter „und es ward Licht“. Bei diesem Wort „Licht“ bricht dieser Akkord mit einer Gewalt und Klarheit hervor, dass es mir jetzt, wo ich das niederschreibe kalt den Rücken herunter läuft.

Nicht zuletzt dürften einige von uns noch einige Morgenlieder aus der Schule oder dem Kirchengesangbuch kennen, in welchem die Sonne oft gehuldigt wird.

Für all das gibt es Klangbeispiele auf Youtube. Da ich aber nicht beurteilen kann, welche am besten gespielt sind, lasse ich euch an dieser Stelle selbst forschen.

Die Sonne in moderner Musik

Die Gruppe Schiller brachte vor einigen Jahren ein Album Namens Sonne heraus. Somit wird ihrer sogar in heutiger sehr moderner Musik, in Rock, Pop, Tecno etc. gedacht. Ach ja, den Ohrwurm der Beatles „Here comes the Sun“ und das Lied aus dem Film „Hair“ „Let the Sunshine in“ fallen mir da auch noch spontan ein.

Es gibt noch unzählige Sonnengesänge, Gebete an die Sonne und Gedichte über sie. Damit könnte man Bücher füllen.
Ein Buch, was mich zu diesem Artikel inspirierte, war das Buch „Die Sonne“ von Dieter Hildebrandt.
Deshalb schließe ich nun mit einem ganz wunderbaren Sonnengesang von Andreas Gryphius:
Bis zum nächsten Mal grüßt euch
Euer Blindnerd.
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Andreas Gryphius – Morgensonett

Die ewighelle Schar will nun ihr Licht verschließen;
Diana steht erblaßt; die Morgenröte lacht
Den grauen Himmel an, der sanfte Wind erwacht
Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen.
Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen
Und steckt sein Haupt empor; man sieht der Strahlen Pracht
Nun blinkern auf der See. O dreimal höchste Macht!
Erleuchte den, der sich jetzt beugt vor deinen Füßen!
Vertreib die dicke Nacht, die meine Seel umgibt,
Die Schmerzensfinsternis, die Herz und Geist betrübt!
Erquicke mein Gemüt und stärke mein Vertrauen!
Gib, daß ich diesen Tag in deinem Dienst allein
Zubring! und wenn mein End und jener Tag bricht ein,
Daß ich dich, meine Sonn! mein Licht! mög ewig schauen!

hier ist noch eine Version in der Orthografie der Barockzeit:

DIe ewig helle schar wil nun jhr licht verschlissen /
Diane steht erblaßt; die Morgenrötte lacht
Den grawen Himmel an / der sanffte Wind erwacht /
Vnd reitzt das Federvolck / den newen Tag zu grüssen.
Das leben dieser welt / eilt schon die welt zu küssen /
Vnd steckt sein Haupt empor / man siht der Stral? pracht
Nun blinckern auf der See: O dreymal höchste Macht
Erleuchte den / der sich jtzt beugt vor deinen Füssen.
Vertreib die dicke Nacht / die meine Seel vmbgibt /
Die Schmertzen Finsternüß die Hertz vnd geist betrübt /
Erquicke mein gemüt / vnd stärcke mein vertrawen.
Gib / daß ich diesen Tag / in deinem dinst allein
Zubring; vnd wenn mein End‘ vnd jener Tag bricht ein
Daß ich dich meine Sonn / mein Licht mög ewig schawen.

Die Sonne tönt – Klingel oder Orgelpfeife


Liebe Leserinnen und Leser,

Viele von uns haben es noch in der Schule gelernt:
„Die Sonne tönt nach alter Weise,
in Bruder Sphären Wettgesang.
Und ihre vorgeschrieb’ne Reise,
vollendet sie mit Donnergang…“
Goethes Prolog im Himmel aus Faust I.

Mit der eher esoterischen Idee von Sonnenton, Erdenton und klingender Himmelsmechanik, haben wir uns in „Das Ohr am Teleskop“ und „klingende Planetenbahnen“ beschäftigt.
Schon klar, niemand kann die Sonne hören. Schon alleine deshalb nicht, weil 149 Mio Kilometer Vakuum zwischen ihr und uns liegen.

Es gibt aber in der Tat Gründe, sich damit zu beschäftigen, ob die Sonne klingt und schwingt, wie Schallwellen sich im Stern fortpflanzen, ob sie eher Glocke oder Orgelpfeife ist und vieles mehr.
Der Hauptgrund ist das Problem, dass wir nicht in die Sonne hinein sehen können. Was wir von ihr sehen, ist ihre Photosphäre, die alles überstrahlt und keinen Blick nach innen zulässt. Ich habe schon im vorigen Artikel erwähnt, dass uns ein Neutrino-Teleskop den Blick nach innen gewähren würde. Dieses wird es aber aufgrund der Eigenschaft, dass Neutrinos quasi mit nichts wechselwirken, nie geben. Mit Radio-Teleskopen kann man je nach dem, welche Wellenlänge man betrachtet, ein bisschen unter die Oberfläche schauen, aber auch nicht wirklich in den Stern hinein.

Vieles, was wir über das Innere von Sternen, und was dort passiert wissen, kommt aus Simulationen am Computer. Man spielt beispielsweise mit den Verhältnissen von Wasserstoff, Helium Metallen und Massen herum, und passt die Modelle an, bis sie das tun, was wir auch beobachten.
Mit „Metallen“ meinen Astronomen alle Elemente, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, weil die Hauptsache, die in einem Stern passiert, die Fusion von Wasserstoff zu Helium ist. Somit reduzieren Astronomen häufig den Rest der Chemie auf „Metalle“.

Und an dieser Stelle wird die Sache etwas absurd. Wir beobachten, dass die Sonne brodelt. Wir sehen, dass die Sonne schwingt. Wir hören leider nicht, wie sie klingt, obwohl der Schall im Stern enorm sein muss und neben der Konvektion für das Wallen, Brodeln, pulsieren und Schwingen des Sterns verantwortlich ist.
Die Sonne ist ein einziger riesiger Resonator.
Die Schwingungsmuster an ihrer Oberfläche verraten den Sonnenforschern viel über das Innere der Sonne, z. B. was sich in ihren Schichten tut, wie innere Schichten rotieren, man kann überprüfen, ob die Modelle des inneren der Sonne, z. B. Temperatur etc. ungefähr passen, und vieles mehr.
Heute greifen wir nur ein Klang-Phänomen heraus. Es ist gut möglich, dass hier noch weitere Artikel über die Astroseismologie folgen werden.

Schwingende Saiten

Im eindimensionalen, ist eine gespannte Saite das einfachste, was man sich schwingend und klingend vorstellen kann. Sie ist gespannt an zwei festen Punkten aufgehängt und schwingt, wenn man sie anspielt. An den Aufhängungen nicht, aber in der Mitte schwingt sie am meisten. Bei tiefen Instrumenten, z. B. bei einem E-Bass kann man das sogar sehen. Die Saite wird durch ihre relativ große Amplitude verwaschen im Bild. Teilt man nun die Saite in der Mitte, so erhält man die doppelte Frequenz. Bei Flageolett-Tönen, wo man die Mitte der Saite nicht ganz drückt, sondern nur leicht abdempft, schwingt dann die linke Hälfte stets gegenläufig zur rechten. Der Flageolett-Punkt schwingt, wie die beiden äußeren Aufhängungen der Saite nicht. Man nennt das auch Knoten.
Wir haben also die Aufhängungen der Saite und dazwischen in der Mitte einen Knoten. Links und Rechts davon jeweils einen Bauch. Musikalisch erklingt die Oktave. Diese schwingt doppelt so schnell, wie der Grundton der Seite.
Teilt man die Saite in Drittel,
bekommt man die Quinte, dann die nächste Oktave, die Quarte usw.
Die hier entstehenden übereinander geschichteten Töne nennt man in der Physik die Harmonischen.
Spielt man ein Instrument, so erklingen immer einige dieser Harmonischen gleichzeitig. Dieser Zusammenklang macht die Charakteristik, macht den Klang, macht den Sound des Instruments aus.
Im Grunde ist die Saite durch ihre Schwingung und ihre Obertöne in der Zeitlupe dann auch wellig, bzw. gekräuselt.

Schwingende Flächen

Wir gehen nun einen Schritt weiter in unserer akustisch-visuellen Beobachtung.
Es gibt aus dem 17. Jahrhundert einen interessanten Versuch des Physikers Chladni
Ernst Florens Friedrich Chladni, der 1787 die Schrift Entdeckungen über die Theorie des Klanges veröffentlichte, tat folgendes:
Er nahm eine Glasscheibe und spannte diese wagerecht an einer Ecke in eine Klemme. Dann bestreute er sie mit Sägespänen. Nun strich er den Rand der Scheibe mit einem Geigenbogen an, um sie in Schwingung zu versetzen. Die Vibration brachten nun die Sägespäne zum Hüpfen. Nun ist es aber so, dass es nun auch auf der Fläche Knoten gibt, die nicht schwingen. Andere Orte schwingen so stark, dass die Späne quasi abgeschüttelt werden. Es entstehen nun Muster aus Orten, wo sich die Späne sammeln, und Orten, wo nachher keine mehr sind, weil sie vertrieben wurden.
Je nach dem, wo und wie Kladny die Scheibe mit seinem Bogen anstrich, änderten sich diese Muster. In manchen Erlebnisparks, z. in Schloss Freudenberg, ist dieser Versuch zum selbst ausprobieren, aufgebaut.
Im Gegensatz zur Welle einer Saite, hat man nun schon eine gekräuselte Oberfläche auf der zweidimensionalen Scheibe.
Auf ein Musikinstrument übertragen, entspricht diese Situation z. B. auch einer Trommel, wo das Trommelfell über den Körper der Trommel gespannt ist.

Und nun überlegen wir uns im nächsten Schritt, wie sich das ganze mit unserer Sonne verhält, die ein Gasball ist.

Die schwingende Sonne

Ich sagte schon, dass die Sonne brodelt. Gasblasen steigen auf und vergehen, wegen des Wärmeaustausches. Selbiges geschieht in der Küche im Kochtopf. Da die Ränder der blasen, auch Granulen genannt, kühler sind, leuchtet die Sonne dort stets etwas dunkler. Auch durch den Dopplereffekt kann man sehen, wenn sich eine Granule auf uns zu bewegt. Dann ist das Licht etwas ins blaue hinein gestaucht. Ins rote, wenn sich eine von uns entfernt, z. B. auflöst.
Die Frage ist nun, ob dieses Geblubber analog zum Weinglas auch den ganzen Stern zum Schwingen bringt.
Der Kochtopf wird ja auch vom kochenden Wasser in Schwingung versetzt und mit ihm meist auch der ganze Herd samt Arbeitsplatte.
Manche Wasserkocher beginnen regelrecht zu singen mit Obertönen etc, wenn das Wasser langsam zu kochen beginnt.
Wie das ganze System schwingt, hängt beispielsweise davon ab, woraus die Küche gemacht ist, wie alles miteinander verbaut ist etc.
Der Schall pflanzt sich in unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Aggregatzuständen (gasförmig, flüssig, fest) unterschiedlich schnell fort. Das machen Seismologen sich zu Nutze, um das innere der Erde zu erforschen. Plattentektonik, Vulkane erzeugen Schall. Das kann für Frühwarnsysteme unverzichtbar sein. Manchmal erzeugt man auch künstlich Schall, um ihn an anderer Stelle zu empfangen, um Rückschlüsse darüber zu erlangen, ob er beispielsweise durch eine Gasblase oder eine Flüssigkeit gegangen ist.

Das geht so natürlich bei der Vermessung unserer Sonne nicht. Dennoch lohnt es sich, das ganze Geblubbere und Gewabere auf ihrer Oberfläche zu beobachten. Genau das tut die Astroseismologie. So fand man beispielsweise eine Schwingung des ganzen Sterns, die sich alle fünf Minuten wiederholt. Das bedeutet, dass die Sonne sich alle fünf Minuten mal etwas aufbläht, um anschließend wieder zu schrumpfen. Man hat auch noch andere Schwingungsmuster gefunden. In diesem Sinne verhält sich unsere Sonne, als wäre sie eine Art Gong. Angeschlagen wird er von den sich stets verändernden Granulen, die wie Regen auf einem Blechdach den ganzen Stern quasi zum „klingen“ bringen.
Die Nasa hat das mal sonifiziert, wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie den Fünf-Minuten-Rhythmus oder eine andere Eigenschwingung verwendet hat.

So klingt unsere Sonne

Die Materie an der Oberfläche der Sonne wird in erster Linie durch
die Granulation bewegt. Die in ihr aufsteigenden und absinkenden
Materieballen haben Durchmesser von etwa 1500 Kilometern. Das ist
ein Zehntel Prozent des Sonnendurchmessers. Der Doppler-Effekt
verrät uns ihre Geschwindigkeiten: diese liegen etwa bei einem Kilometer in der Sekunde. Innerhalb von Minuten lösen sie sich auf, um neuen Granulen Platz zu machen. Zu den Granulen kommen noch die Supergranulen, langsamer in ihrer Bewegung, doch größer und beständiger.

Lange schon weiß man, dass es Sterne gibt, die sich innerhalb von Tagen aufblähen und wieder zusammen ziehen. Man weiß auch, dass Sterne verschiedener Masse, alters und Lebensstadium unterschiedlich schwingen und sich deutlich in ihrer Bildung von Granulen unterscheiden.

Die Schallwellen in der Sonne verraten uns, wie unterschiedlich schnell sich einzelne Schichten bewegen. Erst tief in ihrem Innern dreht sie sich, wie ein starrer Körper, z. B. die Erde. Die anderen Schichten darüber laufen z. B. dieser Drehung voraus. Als Gasball kann die Sonne das so tun. Ganz erforscht und verstanden ist das aber alles bis heute noch nicht. Die neue Raumsonde, der Solar.Orbiter, wird uns hier sicherlich noch viel neue Erkenntnis verschaffen.

Man könnte noch sehr viel mehr über die Astroseismologie schreiben.
Ich habe hier alles natürlich nur sehr vereinfacht darstellen können, ansonsten wäre der Artikel ein Buch geworden.

Jetzt hoffe ich, dass ihr die Faszination mit mir teilt, dass die Sonne in einem gewissen Sinne quasi ein Gong ist.

Und damit verabschiede ich mich für heute.
Es grüßt euch
euer Gerhard.