Liebe Leser*innen,
heute möchte ich euch einen weiteren Zyklus am Himmel vorstellen. Ich wurde auf ihn aufmerksam, als 2015 der Vollmond auf den 24.12., Heilig Abend, fiel. Ich war neugierig, wie oft sich das wiederholt und forschte nach.
Heute ist zwar kein Heilig Abend, aber der Vollmond fällt auf Halloween. Halloween, wo alle sich verkleiden und alle Geister Hochkonjunktur haben hat in so fern mit dem Mond zu tun, dass dieser durch alle Kulturen hindurch entweder von Göttern bevölkert, aber auch als Auslöser für Böses und Gruseliges steht.
Außerdem ist dieser Vollmond heute ein Bluemoon. Hat ein Monat, wie in diesem Fall der Oktober 31 Tage, und fällt der Vollmond direkt z. B. auf den 01.10., dann fällt ungefähr 29 Tage später ein zweiter Vollmond in den selben Monat. Wir haben also einen Monat mit zwei Vollmonden. Diesen zweiten Vollmond nennt man dann den blauen Mond…
Und noch etwas ist an diesem Halloween-Vollmond 2020 besonders. Wir hatten hier an anderer Stelle schon häufiger den sog. Supermond erwähnt. Das ist ein Vollmond, der dann stattfindet, wenn sich der Mond auf seiner Bahn am erdnächsten Punkt befindet. Weil der Mond uns dann um etwa 13 % größer erscheint, was mit bloßem Auge niemand sehen kann, nennt man diesen „Riesenmond“ einfach Supermond. Wir haben heute aber das Gegenteil von Supermond, „Minimond“ oder „Sub Moon“. Der Mond befindet sich heute auf seinem erdfernsten punkt auf seiner Bahn, dem Apogäum. Das soll uns aber nicht stören. Seine Wirkung auf Halloween-Geister wird er trotzdem haben..
Findet ihr nicht auch, dass ein Vollmond an Halloween, der gleichzeitig noch ein Bluemoon und ein „Minimond“ ist, ein guter Grund ist, sich mal darüber Gedanken zu machen, wie oft ein bestimmtes Datum, kann auch euer Geburtstag sein, auf einen Vollmond fällt?
Ich finde schon, und außerdem kann ich dann endlich meinen Text zum Weihnachtsvollmond 2015, als es diesen Blog noch nicht gab hervor kramen, ihn geschwind umschreiben und euch schenken.
Es wurde schon bei den alten Griechen ein Zyklus gefunden, ab welchem z. B. der Vollmond wieder auf einen bestimmten Tag des Jahreslaufes fällt. Da diese Regelmäßigkeit mehrere hundert Jahre vor Christus gefunden wurde, suchte der Grieche Meton sicherlich nicht danach, wann der Vollmond wieder auf Halloween fallen würde.
Welches Jahresereignis des damals gültigen Kalenders hier mit dem Vollmond in Verbindung gebracht wurde, ist mir nicht bekannt, die Literatur geht von einer Sonnenwende aus. Muss auch gar nicht, denn man kann diesen Zyklus auf jeden beliebigen Tag des Jahres anwenden, z. B. gehorcht dem Zyklus auch die Frage, wann denn mal wieder Vollmond am Neujahrstag sein wird, oder meinetwegen auch am Tag der Deutschen Einheit.
In einem alten Griechischen Text wird erwähnt:
Diodor schreibt, dass Meton im gleichen Jahr, als Apseudes in Athen das Amt des Archon eponymos bekleidete, auf den 13. Tag des Monats Skirophorion den Beginn seines berechneten neunzehnjährigen Kalendersystems legte.
Dieser Monat war der letzte des vierten Jahres der 86. Olympiade, das von 433 bis 432 v. Chr. reichte. Claudius Ptolemäus bemerkte, dass Meton und Euktemon in diesem Zusammenhang die Sommersonnenwende im Jahre 432 v. Chr. beobachteten. Im gleichen Text gibt er als Tag dafür den 21. Phamenoth im ägyptischen Kalender an. Dieser ist im julianischen Kalender der 27. Juni (22. Juni im gregorianischen Kalender) und gilt auch aus heutiger Sicht als verlässliches Datum für die Sommersonnenwende im Jahre 432 v. Chr.
Auf jeden Fall ist dieser Zyklus immer eine gute Möglichkeit, den Mondkalender mit dem Sonnenjahr neu in Übereinstimmung zu bringen. Man darf sich hier von den verschiedenen Kalendern und den anderen Monatsnamen nicht ins Bochshorn jagen lassen, denn es ist leicht verwirrend.
Dieser Zyklus wiederholt sich alle 19 Jahre. Das bedeutet, dass wir im Jahre 2039 wahrscheinlich wieder einen Halloween- und im Jahre 2034 einen Weihnachtsvollmond haben werden.
Wahrscheinlich sage ich deshalb, weil durch Schalttage etc. der Zyklus auch mal 38 Jahre, also das doppelte, betragen kann.
Bei der Bestimmung des jährlich im julianischen (heute im gregorianischen) Kalender anderen Oster-Termins spielt die 19-Jahre-Periode eine wesentliche Rolle.
Die Mathematik dazu erspare ich uns jetzt. Wer es genauer wissen möchte, kann bei
Wikipedia hervorragend seinen Wissensdurst stillen. Hab ich auch so gemacht.
Und jetzt lade ich euch ein, euch diesen Zyklus sogar akustisch vorzustellen.
Starten wir heute, an Halloween 2020 ein Glockengeläut mit zwei Glocken, von denen die eine immer wieder am 31.10. eines jeden Jahres und die andere immer bei Vollmond erklingt.
Dann wird die rasche Vollmondglocke ungefähr alle 29 Tage erklingen und die Halloween-glocke immer am 31.10. eines jeden Jahres. Die sich zwischen durch ergebenden Fehltöne durch Schalttage, lassen wir hier außen vor, da das sich immer wieder alle vier Jahre korrigiert.
Nun werden sich die beiden Glocken am 31.10.. um einige Tage darum verschieben, wie man das Phänomen hören kann, wenn kleine und große Kirchenglocken sich klanglich zeitlich voneinander entfernen, sich dann wieder annähern und plötzlich mal wieder einen Schlag gemeinsam tun dürfen.
Das geschieht nun im Meto-Zyklus alle 19 Jahre.
Für unser Beispiel bedeutet das, dass die Vollmond-Glocke und die Halloween-Glocke heute ihren gemeinsamen Schlag getan haben und den nächsten 2039 tun werden, spätestens aber 2058.
Wäre mal spannend, wie lange die Seile sein müssten, an welchen diese Glocken hängen, bzw. wie hoch der Glockenturm. Ob der dann schon zum Mond reichte? Diese Pendel-Berechnungen sind bei mir verdammt lang her, dass ich das gelernt habe, aber vielleicht mag ja von euch das mal jemand versuchen. Es wäre ein Juvel in unseren Kommentaren…
Wem das Hörbeispiel hier zu abstrakt erscheint, kann es täglich ausprobieren. Hört einfach mal auf zwei Glocken eines Geläutes und beachtet die anderen dabei nicht. Nehmt die höchste und die tiefste Glocke, dann versteht ihr, was ich meine.
Und hier noch ein akustisches Beispiel:
Kann sich jemand von euch noch an die schönen alten Tick-Tack-Wecker erinnern, die man aufziehen musste?
Wenn man sie auseinander baute, und selbstverständlich nimmermehr wieder ans laufen brachte, dann blieben einem immerhin schöne Zahnräder als Kreisel, die Federn und das leuchtende Ziffernblatt.
Ich war stets fasziniert davon, wie die beiden Wecker auf den Nachttischen meiner Eltern gegeneinander tickten, wie der Abstand zwischen ihnen immer größer wurde, dann wieder kleiner und schließlich hatten die Wecker immer wieder mal ein oder zwei aufeinander folgende Ticks gemeinsam, um sich dann wieder voneinander zu entfernen.
Man stelle sich vor. Ich im „Gräble“ zwischen Mama und Papa höre diese Wecker. Schön, nicht wahr?
Und mit diesem weiteren akustischen Beispiel endet mein heutiger Artikel zum Halloween-Vollmond.