Alles Gute zum 450 Geburtstag, Johannes Kepler


Es erfüllt mich als blinden Menschen mit einem gewissen Stolz, dass wir quasi den größten deutschen Astronomen in „unserer“ Gemeinschaft haben: Johannes Kepler sah sehr schlecht. Seine Seheinschränkung beruhte auf einer Pockenerkrankung. Niemand kann heute sagen, wie viel oder wie wenig Kepler vom Sternenhimmel letztlich mit seiner Seheinschränkung gesehen hat.
Seine Situation verbesserte er selbst, indem er Teleskope mit Sammellinsen entwickelte (Keplerteleskop). Eigentlich wollte Kepler beweisen, dass die Planeten sich auf kreisförmigen Bahnen bewegen und dass diese Bahnen einer kosmischen Harmonie gehorchen. Da dies insbesondere mit der Marsbahn, deren Exzentrizität doch sehr stark von der Kreisbahn abweicht, nicht klappen wollte, schloss er letztendlich, dass Planeten sich auf elliptischen Bahnen um ihre Gestirne bewegen. Die drei von ihm gefundenen Gesetze sind:

  1. Keplersches Gesetz:
    Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.
  2. Keplersches Gesetz:
    Eine von der Sonne zum Planeten gezogene Verbindungslinie, genannt „Fahrstrahl“, überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen.
  3. Keplersches Gesetz:
    Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen (Kuben) der großen Bahnhalbachsen.

Im Zusammenhang mit Johannes Kepler muss leider auch die Tragödie erwähnt werden, dass seine Mutter mit der Inquisition in Konflikt kam und nur mit Keplers Hilfe einem Hexenprozess entgehen konnte.
Kepler hatte in Tycho Brahe einen ganz hervorragenden Beobachter des Himmels. Tycho kannte den Himmel so gut, dass ihm am Abend des 11. November 1572 die Supernova im Sternbild Kassiopeia auffiel. Er prägte auch den Begriff der „Stella Nova“, da er sie für einen neuen Stern hielt. Von da an war klar, dass die Fixsterne gar nicht so unveränderlich sind wie immer angenommen.
Tycho hatte auch eine leichte Einschränkung. Er verlor in einem Duell seine Nase und trug deshalb eine metallene Nasenprothese.
Der Podcast Radiowissen des Bayrischen Rundfunk hat gestern zu ehren des 450 Geburtstages von Johannes Kepler eine sehr schöne Sendung veröffentlicht, die sehr gut zusammenfasst, was Keplers Leistungen waren.
Ihr könnt sie hier herunterladen und anhören.
Ich erwähnte schon oben, dass Keplers Mutter nur knapp einem Hexenprozess entrinnen konnte. Johannes Kepler setzte sich mit all seinen Netzwerken für sie zum Glück erfolgreich ein.
Wer sich für diese Geschichte interessiert, findet hier mehr Informationen.
Wir hatten im Adventskalender in Türchen 21 erfahren, wie er trotz der Tatsache, dass er völlig mittellos war, seinem Unterstützer ein Geschenk machen konnte, dass die Mathematiker noch über vierhundert Jahre beschäftigen sollte. Alles über deren Kopfzerbrechen, über Schneeflocken und gestapelte Orangen findet ihr in diesem Artikel.
In Türchen 22 konnten wir uns einen akustischen Eindruck davon machen, wie Johannes Kepler sich das vorstellte, dass alle Bahnen der Planeten harmonisch musikalischen Gesetzen gehorchen sollten.
Nicht zuletzt war Kepler ein großartiger Vordenker, was die Reise zum Mond betraf.
Vor langer Zeit schrieb ich über diese Keplersche Mondfahrt.
Wünschen wir Johannes Kepler alles gute. Sein Lebenswerk ist bis zum heutigen Tag unverzichtbar in Raumfahrt und Weltraumforschung.

Bladventskalender21, Heilig Abend – Mondweihnacht

So meine lieben, das ist nun das letzte Türchen unseres Blindnerd-Adventskalenders (Bladventskalender).
Ich denke, wir haben viele weihnachtlichen Aspekte und vieles andere mehr gestreift.
Ich hoffe, der Kalender hat etwas Freude bereitet und dass er diese schweren Zeiten etwas weihnachtlicher und heller werden ließ. Das war zumindest mein Anliegen, dieser ganzen Pandemie etwas Freude und Licht entgegen zu halten.

Ich wünsche euch alles, was ihr für das kommende Jahr braucht. Findet viele Sternschnuppen und tankt Kraft, wo ihr könnt.

Kommen wir also zum letzten Türchen dessen Inhalt, wie soll es anders sein, mit Astronomie und Weltraum zu tun hat.

Die Weihnachts-Mond-mission
Vor 53 Jahren, Weihnachten 1968 also, wurde Jules Vernes Roman „Von der Erde zum Mond“ Realität: Der Flug der Apollo 8 um den Mond war bis dato die kühnste Mission des gesamten Mondprogramms, weil sich noch keine Apollo aus dem Erdorbit gewagt hatte.
Weihnachtlich ist die Mission deshalb, weil sie sich um die Weihnachtstage von 1968 herum abspielte.

Der erste Gottesdienst im All
Neben hunderten von Fotos, die von der Mondoberfläche gemacht wurden, dürfte den größten Eindruck vermittelt haben, als die Astronauten plötzlich begannen im Wechsel einen Teil der Schöpfungsgeschichte zu zitieren.
Bei Martin Luther liest sich das, was die Astronauten da zitierten in der neuesten Übersetzung, im ersten Buch Mose, Genesis, wie folgt:

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
1. Mose 1,2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
1. Mose 1,3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
1. Mose 1,4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis
1. Mose 1,5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
1. Mose 1,6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern.
1. Mose 1,7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so.
1. Mose 1,8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.
1. Mose 1,9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so.
1. Mose 1,10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.

Im folgenden Hörbeispiel könnt ihr zunächst noch etwas Funkverkehr von Apollo 8 mit der Erde hören, und dann das Bibelzitat auf Englisch. Ich hoffe, es beeindruckt euch so, wie mich. Das ist einfach mal etwas Weihnacht der ganz besonderen Art.
Audio, Lesung aus Genesis

Schon klar. Der Anfang der Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis der des alten Testaments unserer Bibel ist nicht unbedingt das, was wir als Weihnachtsgeschichte bezeichnen würden. Aber mal ganz ehrlich. Hätte die Geschichte vom Kindlein im Stall zu der Situation gepasst, dass die drei Astronauten, Frank Bormann, Jim Lovell und Bill Anders, damals am Heiligen Abend 1968 die ersten Menschen in einer Umlaufbahn um den Mond waren?
Ich denke, so etwas extensielles, wie die Schöpfungsgeschichte, war schon geeigneter.
Die Astronauten von Apollo 8, waren gebeten worden, die ersten Live-Bilder vom Mond mit etwas „Angemessenem“ zu kommentieren – schließlich würde etwa ein Sechstel der Menschheit das Ereignis an ihren Fernsehern mit verfolgen. Was könnte passender sein, um die vorbeiziehende Mondlandschaft unten zu begleiten, als die ersten Verse des Buches Genesis über Licht und Dunkelheit?

Einige kritisierten den religiösen Charakter der Sendung,
aber jedem, der sich so weit hinaus wagt, sollte erlaubt sein,, dass er sich seines Glaubens erinnert, egal, wie intensiv man ihn auch sonst im Alltag leben mag.

Bladventskalender21, 23.12. Zum Vorabend des Weihnachtsfestes noch eines aus vergangenen Kindertagen

Ja, Ja, wer kennt sie nicht, die Angst vor der Rute und sonstigen Strafen. Zu meiner Zeit war sie zumindest sehr präsent. Ich muss ja zugeben, dass ich eher nicht zu den braven Kindern gehörte, was das auch immer sein soll.
In folgendem Gedicht kommt die sog. „Schwarze Pädagogik“ nochmal voll durch, aber der Vater verteidigt seine Kindlein gut und steht somit auch hinter deren Unartigkeiten, was gute Eltern ausmacht. Somit ist ja nochmal am Ende alles gut ausgegangen.
Und wenn wir schon bei Pädagogik und Erziehung sind, dann will ich mal nicht so sein. Wer das Gedicht bis zum Ende gelesen hat, wird damit belohnt, dass es noch eine vorgetragene Version zum Anhören davon gibt.

Hier nun:

Knecht Ruprecht von Theodor Storm
Ruprecht: Habt guten Abend, alt und jung
bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß vom Walde komm ich her;
ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
Knecht Ruprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus.
such mir die guten Kinder aus,
damit ich ihrer mag gedenken
mit schönen Sachen sie mag beschenken.
Ich sprach: O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.
Hast denn das Säcklein auch bei dir?
Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier,
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
freßen fromme Kinder gern.
Hast denn die Rute auch bei dir?
Ich sprach: die Rute die ist hier.
Doch für die Kinder, nur die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.
Christkindlein sprach: So ist es recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!
Von drauß, vom Walde komm ich her,
Ich muß euch sagen es weihnachtet sehr!
Nun sprecht wie ich’s hierinnen find:
sind’s gute Kind., sind’s böse Kind?
Vater: Die Kindlein sind wohl alle gut,
haben nur mitunter was trotzigen Mut.
Ruprecht: Ei, ei, für trotzgen Kindermut
ist meine lang Rute gut!
Heißt es bei Euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?
Vater: Wie einer sündigt so wird er gestraft;
die Kindlein sind schon alle brav.
Ruprecht: Stecken sie die Nas auch tüchtig ins Buch,
lesen und scheiben und rechnen genug?
Vater: Sie lernen mit ihrer kleinen Kraft,
wir hoffen zu Gott, daß es endlich schafft.
Ruprecht: Beten sie denn nach altem Brauch
im Bett Ihr Abendsprüchlein auch?
Vater: Neulich hört ich im Kämmerlein
eine kleine Stimme sprechen allein;
und als ich an die Tür getreten,
für alle Lieben hört ich sie beten.
Ruprecht: So nehmet denn Christkindleins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuß;
probiert einmal von seinen Gaben
morgen sollt ihr was beßeres haben.
Dann kommt mit seinem Kerzenschein
Christkindlein selber zu euch herein.
Heut hält es noch am Himmel Wacht;
nun schlafet sanft, habt gute Nacht.
(Theodor Storm)

Und hier kommt die versprochene Hörversion.

Bladventskalender21, 22.12. Keplers Klingende Planetenbahnen

Wer mal auf einem meiner Workshops oder Vorträge war, wird sich daran erinnern, dass wir uns die verklanglichten Planetenbahnen anhörten. Ich lernte diese Klänge in den Sendungen von Joachim Ernst Behrendt, “Nada Brama” und “Das Ohr ist der Weg”, vor fast dreißig Jahren, kennen.
Glücklicherweise sind diese Klänge auch öffentlich im Internet zu finden, so dass ich sie hier präsentieren kann, ohne Urheberrechte zu verletzen.
Johannes Kepler schrieb ein Buch darüber, wie man die Bahnen der Planeten sich musikalisch vorstellen kann. Er legte die Umlaufbahn des Saturn auf das tiefe G, etwas jenseits des linken Endes einer Piano-Tastatur und verteilte dann die Intervalle der anderen Umlaufbahnen auf die Tastatur.
Wer genau wissem möchte, wie das alles funktioniert, den darf ich einladen, meine Artikel aus der Kathegorie „Mit dem Ohr am Teleskop“ zu lesen. Hier geht es mir ganz einfach lediglich um das Klangerlebnis an sich.
Zwei Professoren, Willie Ruff & John Rodgers, haben in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Keplers Umlaufbahnen und sein Vorschlag, diese musikalisch darzustellen, aufgegriffen und in einen Computer gespeist, der dann die Klänge synthetisch erzeugte.
Sie nutzten sogar noch das Sterio-Panorama, um das ganze noch etwas plastischer werden zu lassen.
Sie legten die Perihels der Planeten eher auf die rechte Seite und die Aphels auf die linke.
Somit entsteht fast der Eindruck von akustischen Kreisbahnen, wenn man sich das ganze über Kopfhörer zu Gemüte führt.
Man ist quasi die Sonne und hört die Planeten um einen herum laufen.
Hier noch einige Hörhinweise, damit ihr euch in dieser Kackophonie zurecht findet.

  1. Wir starten mit dem schnellen sausenden Merkur auf seiner stark elliptischen Bahn. Er pipst sehr hoch, weil er so nahe an der Sonne, und somit sehr schnell unterwegs ist.
  2. Jetzt folgt das Moll-Dur-Duo von Venus und erde, das immer zwischen Moll und Dur variiert. Zuerst kommt die Venus und dann die Erde etwas später. Kepler nannte dieses Intervall in seinem Buch „Das Ewige Lied des Elends der Erde“.
  3. Nun folgt der Mars, dessen bahn stark elliptisch ist, was man im laufe des Stückes deutlich wahrnimmt. Wenn Jupiter dazu kommt, hört man sehr deutlich, wie Mars beschleunigt, weil er sich seinem sonnen nächsten Punkt, dem Perihel, nähert.
  4. Der Sprung über den großen Abstand und den Asteroidengürtel hinweg zum tiefen brummenden Jupiter, ist unüberhörbar.
  5. Nun setzt das ganz tiefe brummen des Saturn ein. Es kann sein, dass manche Lautsprecher oder Headsetz diesen tiefen Ton kaum noch darstellen können.
  6. Die Planeten Uranus, Neptun und Pluto sind nur noch als Rhythmen wahrnehmbar. Der Uranus tickt so vor sich hin.
    Dann folgt der Neptun als tiefere Trommel und ganz zum Schluss ertönt die Basstrommel des Pluto.

Jetzt wünsche ich erfolgreiches Hören.

Klingende Planetenbahnen

Bladventskalender21, 21.12. Des mittellosen Johannes Keplers Geschenk

Das ist hier die Frage. Was soll man schenken, wenn man kein Geld hat. So geht es vielen von uns. Man würde gerne, kann es sich aber nicht leisten. In diesem Dilema befand sich auch einer der größten Astronomen des letzten Jahrtausends, Johannes Kepler. Er fand aber etwas, das ihn nichts kostete, das ihm quasi von oben geschenkt wurde und das ein wunderbares Geschenk abgab.
Es geht um Schneeflocken. Was wäre Kitsch-Weihnachten ohne Schnee…

Faszination Schneeflocke

Die vielfältigen und schönen Formen von Schneekristallen haben Menschen schon immer fasziniert. Schneeflocken sind zum einen sehr regelmäßig und harmonisch und
zum anderen scheint die genaue Form stark vom Zufall abzuhängen. Die Vielfalt der Formen ist so groß, dass man sagen kann: „Keine Schneeflocke gleicht der anderen.“ Wie kann es zu einer solchen Mischung aus Vielfalt und Regelmäßigkeit kommen?

  • Welche mathematischen und physikalischen Gesetze bestimmen das Wachstum von Schneekristallen?
  • Können mathematische und physikalische Theorien helfen, die Form von Schneeflocken zu verstehen?

Johannes Kepler war der erste Forscher, der Schneekristalle wissenschaftlich untersuchte.
Er war einer der Pioniere der Schneekristallforschung, und eine in seinen Studien zu diesem Thema formulierte Vermutung konnte erst vor Kurzem bewiesen werden. Kristallwachstum ist auch heute noch ein aktives Forschungsgebiet in Physik, Mathematik und Ingenieurwissenschaften.

Keplers Geschenk

Während seiner Zeit in Prag wird Kepler von seinem Freund und Gönner Matthäus Wacker von Wackenfels vielfältig unterstützt. So leiht ihm Wacker von Wackenfels sein Fernrohr für nächtliche Beobachtungen, er versorgt ihn mit Büchern, und beide diskutieren über Galileis Entdeckungen. Kepler möchte sich zum Neujahrstag des Jahres 1611 nun mit einem Geschenk bedanken.

Auf seinem täglichen Spaziergang durch das winterliche Prag lösen sich alle Ideen für ein Geschenk in nichts auf, da Kepler über keine finanziellen Mittel verfügt.
Kepler schreibt:

Auf der Karlsbrücke schließlich wurde durch einen glücklichen Umstand Wasserdampf und Kälte zu Schnee und einige Schneeflocken fielen da und dort auf Keplers Mantel, alle sechseckig und von gefächertem Aussehen.

Kepler schreibt weiter:

das war die richtige Sache für einen Mathematiker, der nichts hat und nichts erhält, etwas zu überreichen, das vom Himmel
fällt und wie ein Stern aussieht“.

Kepler machte sich also daran, für Wacker eine Abhandlung über die sechseckige Form von Schneekristallen anzufertigen. Wie auch seine
Arbeiten über die Planetengesetze, so enthält auch diese Schrift viele neue Gedanken.

Keplers Schrift für Wacker hatte den Titel „Strena Seu de Nive Sexangula“ (Neujahrsgeschenk, oder: Über die
sechseckige Schneeflocke“). Kepler fragte sich, warum Schneekristalle stets eine sechsfache Symmetrie aufweisen. Er schrieb:

Es muss einen bestimmten Grund geben, warum bei Einsetzen des Schneefalls die Anfangsformationen unverändert die Form eines sechseckigen Sternchens haben. Sollte es durch Zufall erfolgen, warum fallen sie dann nicht mit fünf oder sieben Ecken.

Was lernen wir daraus?
Ein Geschenk muss nicht teuer sein.

Probleme mit dem Newsletterversand via Mail

Meine lieben,
das ist kein Türchen des Adventskalender, sondern die Bekanntgabe einer Niederlage, die Aufgabe eines Kampfes, die Verzweiflung des Blindnerd.
Seit drei Jahren führe ich nun den Blog auf dieser Plattform. Das Modul, das euch immer die Mails verschickte, funktionierte problemlos. Seit gestern, dem vierten Advent ist das anders.
Ihr habt es schon gemerkt, ihr habt den Newsletter nicht bekommen. Anstatt den vierten Advent zu feiern, saß ich gestern mindestens sechs Stunden am Rechner, habe mit dem Support meines Anbieters hin und her gemailt, alles ein Tränenbad und vollkommen erfolglos.
Ich bin mit meinem Latein am Ende und kenne niemanden, der mir bei meinem Problem helfen kann.
Entweder ich finde es noch, oder es wird den Newsletter künftig nicht mehr per Mail geben.
Auf jeden Fall werde ich die Fehlersuche danach erst wieder im neuen Jahr aufnehmen.
Wenn ihr also die letzten Türchen öffnen möchtet, dann müsst ihr euch leider selbst daran erinnern, auf blindnerd.de zu gehen, um zu schauen, was das neue Türchen bringt. Wenn es gut läuft, funktioniert das Modul manchmal spontan.

Tut mir Leid, dass ich zu unfähig bin, dieses Problem zu lösen, aber es ist halt jetzt so.
Unter diesem Gejammer findet ihr auf jeden Fall das Türchen von heute, und darunter das nicht angekündigte von gestern.

Beste Grüße
Euer Blindnerd.

Bladventskalender21, 20.12., Die Bibel, ein Buch voller Sterne

So, meine lieben,
hinter diesem Türchen verbirgt sich eine ganz wunderbare Tatsache. Unsere Bibel ist voller Sterne.
Vor vielen Jahren leitete ich die Freizeit für junge Erwachsene des Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden. Sie lief unter dem Thema „Die Bibel unterm Sternenzelt“.
Da den meisten in der Regel lediglich der Stern von Betlehem bekannt sein dürfte, lasse ich hier in diesem Text mal die anderen erwähnten Sterne der Bibel hervortreten.
Als Quelle diente mir hier ein Text von Pater Christoph Gerhard OSB, Benediktiner der Abtei Münster/Schwarzach. Dort betreut er mit einem Mitbruder die dortige Klostersternwarte
Außerdem unterstützte mich damals, das weiß ich noch genau, mein guter Freund Volker, der hier auch mitliest und mir als Pfarrer einige Stellen in der Bibel zu diesem Thema zeigen konnte.
Genug der Vorrede:

Die Sterne werden schon auf der ersten Seite der Bibel erwähnt. Gott erschafft im ersten Schöpfungsbericht Himmel und Erde und damit auch Sonne und Mond. Die Sterne werden wie in einem Nachsatz angehängt: „und auch die Sterne“. Sonne, Mond und Sterne sind keine eigenständigen Gottheiten, wie bei den Nachbarvölkern Israels. Sie werden nicht direkt genannt, aber wenn er sie als die „großen Leuchten, die über den Tag und die Nacht herrschen“ bezeichnet, dann klärt der Schöpfungsbericht eindeutig den Vorrang Gottes über die Geschöpfe, die sich am Himmel befinden. Sonne, Mond und Sterne sind ein Teil der sehr guten Schöpfung. Sie haben eine dienende Funktion: die Festzeiten anzuzeigen und Gott zu loben durch ihr Dasein.
Zum Lob Gottes aufgefordert

Die wunderschön leuchtenden Sterne sind da, um in der Nacht Gottes Größe und sein Lob zu verkünden. Im Buch der Weisheit, im Buch Hijob und bei den Propheten treten sie immer wieder auf. Aber vor allem in den Psalmen werden sie zum Lob Gottes aufgefordert. In Ps 148 nimmt der Beter sie direkt mit hinein in seinen Gesang: „Lobt Gott, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.“

Sterne werden von Gott immer wieder genutzt, um seine Verheißung an Abraham von einem großen Volk zu verdeutlichen. Die Zahl der Sterne ist in einer faszinierendnächtlichen Vision das sprechende Bild seiner künftigen Fruchtbarkeit (Gen 15). Diese Zusage zieht sich durch die ganze Bibel als Verheißung für das Volk Gottes bis hinein in das Neue Testament im Brief an die Hebräer: Das Versprechen großer Nachkommenschaft („zahlreich wie die Sterne“) hat sich an Abraham und Sarah erfüllt aufgrund ihres Glaubens (Hebr 11). In den Büchern der Propheten wandelt sich die Sprache der Bibel: Sonne, Mond und Sterne haben eine andere Funktion. Sie verkünden, dass der Tag des Herrn angebrochen ist. Sie zeigen an, dass nun Gott selbst an seinem Volk handelt und für es eintritt gegen seine Bedränger. Der Tag des Herrn bricht an: Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut (Joel 3,4) und die Sterne werden vom Himmel fallen (Mk 13).

In der Bibel werden verschiedene Sternbilder genannt. Sie sind aber aus den umliegenden Völkern und Kulturen nach Israel „eingewandert“. Am häufigsten werden in der Bibel Orion und das Siebengestirn, die Plejaden, erwähnt. Interessant ist dabei die hebräische Bezeichnung für den Orion, der nicht als Himmelsjäger verstanden wird, sondern als ein „Gefallener“. Die Plejaden werden immer im Zusammenhang mit Orion erwähnt. Ihr hebräischer Name bedeutet so viel wie „Herde“. Darüber hinaus könnten als Sternbilder noch der „Wagen am Himmel“, der Löwe oder der Stier gefunden werden (Hiob 9 und 38). Hinzu kommt eine ganze Gruppe von Sternen, die zur richtigen Zeit aufgehen und mit den Sternbildern des Tierkreises identifiziert werden. Gott fragt Hiob in seiner langen Rede: „Führst du heraus des Tierkreises Sterne zur richtigen Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen?“ (Hiob 38,32). Astronomie oder gar Astrologie gibt es in der Bibel nicht. Vielmehr wird die Verehrung der Sterne durchweg scharf kritisiert und Gottes Missfallen darüber deutlich zum Ausdruck gebracht (2 Chronik, 2 Könige) bis in die neutestamentliche Apostelgeschichte hinein, in der Stephanus vor seinem Martyrium die Untreue und den Dienst an den Sternen anprangert (Apg 7,41f).

Umso bemerkenswerter ist, dass das Matthäusevangelium von den Sterndeutern aus dem Osten berichtet, die den Stern des neugeborenen Königs aufgehen sahen, um ihn zu suchen und ihm zu huldigen. Der entscheidende Hinweis geht allerdings hier nicht nur von der Wissenschaft über die Stellung der Sterne und ihrer Bedeutung aus! Dieser kommt viel mehr aus der Heiligen Schrift und der Verheißung des Messias. Der Stern, dem die Weisen aus dem Osten gefolgt waren, wird zum Diener des göttlichen Kindes in der Krippe, damit es aufgefunden werden kann.
Jesus Christus – der „leuchtende Morgenstern“
Sterne finden sich in der Bibel immer wieder als Bilder und als Auszeichnung für gerechte Menschen. Die Gerechten werden leuchten wie die Sterne am Tag des Endgerichts (Dan 12) und Gott weiß um die „Zahl der Sterne“, die er alle beim Namen ruft (Ps 147). Die sieben Sterne in der Hand Gottes symbolisieren die sieben Gemeinden mit ihren Engeln in der Offenbarung (Offb 1 und 2). Der Titel des „leuchtenden Morgensterns“ für Jesus Christus (2 Petr 1, Offb 22) ist keine Übertragung auf einen realen Stern (Sonne oder Venus). Er ist für die damaligen Hörer und Leser des Evangeliums ein sprechendes Bild gewesen, das sie sehr gut aufnehmen konnten. Der Morgenstern kündet den heraufziehenden Tag des Heils und der Vollendung an. In der Menschwerdung und Auferstehung Jesu ist das Reich Gottes schon angebrochen und für den Glaubenden Realität geworden. Die Symbolik des Morgensterns machte es für die Menschen damals verständlich und in einem sprechenden Bild deutlich. Es ist erstaunlich, wie sich die Sterne von der ersten bis zur letzten Seite in der Bibel finden lassen. Reich an vielerlei Bedeutungen, immer aber im Dienste Gottes, zu seinem Lob und zum Wohl der Menschen.

Bladventskalender21, 19.12. Vom Adventsvollmond und weihnachtlichen Klängen

Eigentlich geht das gar nicht, dass ich euch am vierten Advent keine weihnachtliche Geschichte, kein Gedicht oder eine Weihnachtsmusik vorstelle. Das hatte ich ursprünglich vor, und der Artikel stand auch schon bereit. Dann weckte mich aber mein Handy mit einem Signal der App Lunasolcal, mit der ich so einiges am Himmel, wie Sonnenstände, Tageslängen und Mondphasen überwache. Diese App meldete mir nun, dass wir heute, am vierten Advent Vollmond haben.
Da hatte ich eine Idee und fand einen Kompromiss, wie ich das an sich nicht weihnachtliche Thema des Vollmondes und den vierten Advent doch noch weihnachtlich vereinen könnte.

Weihnachten 2014 fiel der Vollmond in die heilige Nacht und nun 2021 auf den vierten Advent. Da so ein Ereignis, wie wir noch sehen werden, sehr selten ist, sprang ich aus dem Bett, warf den Computer an und konnte gerade noch die automatische Veröffentlichung der eigentlich geplanten Geschichte verhindern.
Die Frage, wann Vollmond wieder auf heilig Abend, wann er wieder auf den vierten Advend, oder wann er wieder z. B. auf Neujahr fällt, ist eine wichtige Frage.
Gibt es hier ähnlich, wie bei Sonnen- und Mondfinsternissen vielleicht einen Zyklus, mit dessen Hilfe man derlei voraussagen kann?
Ist es vielleicht sogar ein Jahrhundertereignis, wie die totale Sonnenfinsternis vom 11.08.1999 vor der eigenen Haustür?

Schon die alten Griechen kannten einen Zyklus, mit dessen Hilfe man berechnen konnte, wann ein Vollmond wieder auf einen bestimmten Tag fällt.
Da diese Regelmäßigkeit mehrere hundert Jahre vor Christus gefunden wurde, suchte der Grieche Meton, nach welchem dieser Zyklus benannt ist, sicherlich nicht danach, wann der Vollmond wieder auf das Weihnachtsfest fallen würde.
Welches Jahresereignis des damals gültigen Kalenders hier mit dem Vollmond in Verbindung gebracht wurde, ist etwas unklar. die Literatur geht von einer Sonnenwende aus.
In einem alten Griechischen Text wird erwähnt:

Diodor schreibt, dass Meton im gleichen Jahr, als Apseudes in Athen das Amt des Archon eponymos bekleidete, auf den 13. Tag des Monats Skirophorion den Beginn seines berechneten neunzehnjährigen Kalendersystems legte. Dieser Monat war der letzte des vierten Jahres der 86. Olympiade, das von 433 bis 432 v. Chr. reichte. Claudius Ptolemäus bemerkte, dass Meton und Euktemon in diesem Zusammenhang die Sommersonnenwende im Jahre 432 v. Chr. beobachteten. Im gleichen Text gibt er als Tag dafür den 21. Phamenoth im ägyptischen Kalender an. Dieser ist im julianischen Kalender der 27. Juni (22. Juni im gregorianischen Kalender) und gilt auch aus heutiger Sicht als verlässliches Datum für die Sommersonnenwende im Jahre 432 v. Chr.
Man darf sich hier von den verschiedenen Kalendern und den anderen Monatsnamen nicht ins Bochshorn jagen lassen, denn es ist leicht verwirrend.
Dieser Zyklus wiederholt sich alle 19 Jahre. Das bedeutet, dass wir im Jahre 2040 wahrscheinlich wieder einen Vollmond am 19.12. haben werden. Ob dies dann wieder ein Adventssonntag ist, weiß ich gerade nicht.
Wahrscheinlich sage ich deshalb, weil durch Schalttage etc. der Zyklus auch mal 38 Jahre, also das doppelte, betragen kann.
Auf jeden Fall ist dieser Zyklus immer eine gute Möglichkeit, den Mondkalender mit dem Sonnenjahr neu in
Übereinstimmung zu bringen.

Für die Berechnung des Osterfestes ist dieser Meto-Zyklus bis heute von größter Bedeutung, da es nicht, wie das Weihnachtsfest an einem festen Datum hängt, sondern von Frühlingsanfang und dem Mondkalender bestimmt wird.

Damit das ganze doch noch weihnachtlicher wird, stellen wir uns diesen Zyklus als Glockengeläut vor.

Starten wir heute, am 19.12.2021, dem vierten Advent zwei Kirchenglocken gleichzeitig, von denen die eine immer wieder am 19.12. eines jeden Jahres erklingt und die andere immer bei Vollmond.
Dann wird die rasche Vollmondglocke ungefähr alle 29 Tage erklingen und die andere immer am 19.12. eines jeden Jahres.
Es dauert nun neunzehn Jahre, bis beide Glocken mal wieder einen Schlag gemeinsam tun, und wenn es mit den Schalttagen dumm läuft, kann das sogar mal achtunddreißig jahre währen.

Hört einfach mal auf zwei Glocken eines geläutes und beachtet die anderen dabei nicht. Nehmt die höchste und die tiefste Glocke und beobachtet, wann beide einen Schlag gemeinsam haben, wie sie danach wieder auseinander driften, dann sich wieder annähern, um sich für einen weiteren gemeinsamen Schlag zu treffen.
Wer mag, kann es gleich hier an Ort und Stelle im Adventskalender an der Kreuzkirche zu Dresden testen.

Ich wünsche euch einen schönen und gesegneten vierten Advent.

Bladventskalender21, 18.12. Der Esel und die süße Distel – Eine Weihnachtliche Erinnerung

Heute gibt es eine kleine weihnachtliche Geschichte, bei welcher ihr selbst aktiv werden dürft. Sie eignet sich ganz hervorragend, dass ihr sie euch gegenseitig unter Freunden oder in euren Familien vorlest. Dann wird sie für alle, die sie hören, ein schöner Beitrag zum Vorabend des vierten Adventes sein.

Wie ich zu dieser Geschichte kam

Als ich 1986 in den „Etwas anderen Singkreis“ von welchem wir in Türchen vier schon hörten, eintrat, wurde ich von unserem Chorleiter gleich eingespannt, für einen weihnachtlichen Auftritt als Vorleser eine Rolle zu übernehmen. Damals war ich mit meinen 17 Jahren längst noch nicht die Rampensau, die ich heute bin. Von daher lag eine große Aufgabe vor allen, die hier eingeteilt wurden.
Eswar gar nicht so einfach, das geschulte Ohr unseres Meisters und Paukers zufrieden zu stellen. Wir feilten am Ausdruck, wir übten den Lesefluss, wir erhielten Ratschläge, wie es besser klänge, und wir übten teilweise sogar an unserer Körperhaltung, was für geburtsblinde Menschen eine Herausforderung darstellt. In Erinnerung an diese Zeit, und weil es jetzt den Singkreis als den etwas anderen Singkreis noch immer gibt, folgt nun die Geschichte, an welcher wir uns damals noch fast die Zähne ausbissen, bis der Wohlklang hergestellt war.
Leider gibt es von diesem alten Auftritt keine digitale Aufnahme, so dass ihr die Geschichte selbst lesen müsst, bzw. euren lieben vorlesen könnt.
Also los:

Der störrische Esel und die süße Distel der Heil’gen Nacht

von Karl Heinrich Waggerl (1897-1973), österreichischer Erzähler.

Als der heilige Josef im Traum erfuhr, dass er mit seiner Familie vor der Bosheit des Herodes fliehen müsse, weckte der Engel in dieser bösen Stunde auch den Esel im Stall.
„Steh auf!“ sagte er von oben herab, „du darfst die Jungfrau Maria mit dem Herrn nach Ägypten tragen.“
Dem Esel gefiel das gar nicht. Er war kein sehr frommer Esel, sondern eher ein wenig störrisch von Gemüt. „Kannst du das nicht selber besorgen?“ fragte er verdrossen. „Du hast doch Flügel, und ich muss alles auf dem Buckel schleppen! Warum denn gleich nach Ägypten, so himmelweit!“
„Sicher ist sicher!“ sagte der Engel; und das war einer von den Sprüchen, die selbst einem Esel einleuchten müssen.
Als er nun aus dem Stall trottete und zu sehen bekam, welch eine Fracht der heilige Josef für ihn zusammengetragen hatte,

  • das Bettzeug für die Wöchnerin
  • und einen Pack Windeln für das Kind,
  • das Kistchen mit dem Gold der Könige
  • und zwei Säcke mit Weihrauch und Myrrhe,
  • einen Laib Käse und eine Stange Rauchfleisch von den Hirten,
  • den Wasserschlauch,
  • und schließlich Maria selbst mit dem Knaben, auch beide wohlgenährt,

Da fing er gleich wieder an, vor sich hinzumaulen. Es verstand ihn ja niemand außer dem Jesuskind.
„Immer dasselbe“, sagte er, „bei solchen Bettelleuten! Mit nichts sind sie hergekommen, und schon haben sie eine Fuhre für zwei Paar Ochsen beisammen. Ich bin doch kein Heuwagen“, sagte der Esel, und so sah er auch wirklich aus, als ihn Joseph am Halfter nahm; es waren kaum noch die Hufe zu sehen.
Der Esel wölbte den Rücken, um die Last zurechtzuschieben, und dann wagte er einen Schritt, vorsichtig, weil er dachte, dass der Turm über ihm zusammenbrechen müsse, sobald er einen Fuß voransetze, Aber seltsam, plötzlich fühlte er sich wunderbar leicht auf den Beinen, als ob er selber getragen würde; er tänzelte geradezu über Stock und Stein in der Finsternis.
Nicht lange, und es ärgerte ihn auch das wieder. „Will man mir einen Spott antun?“ brummte er. „Bin ich etwa nicht der einzige Esel in Bethlehem, der vier Gerstensäcke auf einmal tragen kann?“
In seinem Zorn stemmte er plötzlich die Beine in den Sand und ging keinen Schritt mehr von der Stelle.
Wenn er mich auch noch schlägt, dachte der Esel erbittert, dann hat er seinen ganzen Kram im Graben liegen!
Allein Joseph schlug ihn nicht. Er griff unter das Bettzeug und suchte nach den Ohren des Esels, um ihn dazwischen zu kraulen. „Lauf noch ein wenig“, sagte der heilige Joseph sanft, „wir rasten bald!“
Daraufhin seufzte der Esel und setzte sich wieder in Trab. So einer ist nun ein großer Heiliger, dachte er, und weiß nicht einmal, wie man einen Esel antreibt!
Mittlerweile war es Tag geworden, und die Sonne brannte heiß. Joseph fand ein Gesträuch, das dünn und dornig in der Wüste stand; in seinem dürftigen Schatten wollte er Maria ruhen lassen. Er lud ab und schlug Feuer, um eine Suppe zu kochen; der Esel sah es voll Misstrauen. Er wartete auf sein eigenes Futter, aber nur, damit er es verschmähen konnte. „Eher fresse ich meinen Schwanz“, murmelte er, „als euer staubiges Heu!“
Es gab jedoch gar kein Heu, nicht einmal ein Maul voll Stroh; der heilige Joseph, in seiner Sorge um Weib und Kind, hatte es rein vergessen. Sofort fiel den Esel ein unbändiger Hunger an. Er ließ seine Eingeweide so laut knurren, dass Joseph entsetzt um sich blickte, weil er meinte, ein Löwe säße im Busch.
Inzwischen war auch die Suppe gar geworden, und alle aßen davon. Maria aß, und Joseph löffelte den Rest hinterher, und auch das Kind trank an der Brust seiner Mutter; nur der Esel stand da und hatte kein einziges Hälmchen zu kauen, Es wuchs da überhaupt nichts, nur etliche Disteln im Geröll. „Gnädiger Herr!“ sagte der Esel erbost und richtete eine lange Rede an das Jesuskind; eine Eselsrede zwar, aber ausgekocht scharfsinnig und ungemein deutlich in allem, worüber die leidende Kreatur vor Gott zu klagen hat. „I-a!“ schrie er am Schluss, das heißt: „So wahr ich ein Esel bin!“
Das Kind hörte alles aufmerksam an. Als der Esel fertig war, beugte er sich herab und brach einen Distelstängel; den bot es ihm an.
„Gut!“ sagte er, bis ins Innerste beleidigt. „So fresse ich eben eine Distel! Aber in deiner Weisheit wirst du voraussehen, was dann geschieht. Die Stacheln werden mir den Bauch zerstechen, so dass ich sterben muss, und dann seht zu, wie ihr nach Ägypten kommt!“
Wütend biss er in das harte Kraut, und sogleich blieb ihm das Maul offen stehen; denn die Distel schmeckte durchaus nicht, wie er es erwartet hatte, sondern nach süßestem Honigklee, nach würzigstem Gemüse. Niemand kann sich etwas derart Köstliches vorstellen, er wäre denn ein Esel.
Für diesmal vergaß der Graue seinen ganzen Groll. Er legte seine langen Ohren andächtig über sich zusammen, was bei einem Esel soviel bedeutet, wie wenn unsereins die Hände faltet.

Die Herkunft der Geschichte ist leider unbekannt, aber nett ist sie doch.

Bladventskalender21, 17.12., Ein seltenes Himmelsgeschenk, das keiner haben möchte

Sie geben uns Hoffnung, sollen Glück bringen und erfüllen angeblich unsere Wünsche, die Sternschnuppen. Viel haben wir hier im Adventskalender schon über sie gehört. Wass aber, wenn die Teilchen, die kleinen Geschenkchen aus dem All größer als diejenigen sind, die als Leuchtspur in der Atmosphäre als Sternschnuppe uns erfreuen? Dann werden sie genau zu dem, was in der Überschrift steht, zu einem Himmelsgeschenk, das keiner haben möchte.
Dann verglühen sie nicht und zerfallen zu Staub, sondern es kommt noch etwas bei uns unten an. So ein Etwas durfte ich 1987 nach einem Vortrag von Prof. Rudolf Kippenhahn mal betastet. Ein großer tropfenförmiger Eisenstein, ein Meteorit. Spätestens nach diesem Ereignis war ich im Herzen Astronom geworden.
Aber zurück zu unserer Frage. Was passiert, wenn die harmlose Sternschnuppe etwas mehr Gewicht und Volumen auf die Waage bringt?

Das Tunguska-Ereignis bestand aus einer oder mehreren sehr großen Explosionen (daher auch Tunguska-Explosion am 30. Juni 1908 im sibirischen Gouvernement Jenisseisk, der heutigen Region Krasnojarsk, deren Ursache sich bisher nicht zweifelsfrei klären ließ. Das Ereignis fand in der Nähe des Flusses Steinige Tunguska (Podkamennaja Tunguska) im Siedlungsgebiet der Ewenken statt.
Als wahrscheinlichste Ursache gilt der Eintritt eines Asteroiden – des nach der Region benannten Tunguska-Asteroiden – oder eines kleinen Kometen in die Erdatmosphäre, wo er in einigen km Höhe explodierte. Nach neueren Erkenntnissen ist auch eine vulkanische Eruption nicht auszuschließen. Es gab sogar Spekulationen darüber, dass es ein kleines Schwarzes Loch oder gar eine außerirdische Lebensform gewesen sein könnte…

Zum Glück fand das Ereignis in relativ unbewohntem Waldgebiet statt. Aber noch Jahrzehnte danach waren, die Schäden noch sichtbar.

Und noch einer:
Der Meteor von Tscheljabinsk war ein am 15. Februar 2013 um etwa 9:20 Uhr Ortszeit (4:20 Uhr MEZ) weithin sichtbarer Meteor in der Tscheljabinsker Oblast rund um die Stadt Tscheljabinsk im russischen Ural,[4] nachdem ein Meteoroid bzw. kleiner Asteroid in die Erdatmosphäre eingetreten war.
Es handelte sich um den größten bekannten Meteor seit über 100 Jahren. Ein noch größerer Meteor könnte zuletzt beim Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 in die Erdatmosphäre eingedrungen sein. Bisher einmalig für einen Meteoritenfall ist auch die hohe Zahl der verletzten Personen von rund 1500 – die meisten allerdings durch splitterndes Fensterglas.

Viele werden schon davon gehört haben, dass vor 65 Mio Jahren ein großer mehrere Kilometer durchmessende Asteroid auf dem Amerikanischen Kontinent auf die Erde aufgeschlagen ist. Durch den Einschlag wurde so viel Staub, Ruß und anderes in die Atmosphäre geschleudert, dass sich die Sonne derart verfinsterte, dass es eine dramatische Klimakatastrophe mit Abkühlung gab, an welche sich die gigantischen Saurier nicht rasch genug anpassen konnten, und vermutlich auch große Teile ihrer Nahrungskette verloren. Man geht von mindestens drei derartiger Katastrophen aus, die entweder einen Neustart des Lebens bedeuteten, quasi ein „Reset Evolution“ oder gravierende Veränderungen zeitigten…

Das Nördlinger Ries ist ein Becken, das auch auf einen etwa 2 km großen Asteroiden schließen lässt. Es gibt noch weitere Krater, die diesen Ursprunges sind. Auf der Erde sind die manchmal gar nicht so leicht zu finden. Wind, Wasser, Vulkanismus und sonstige Beben formen die Erde stets um. Ihre Oberfläche ist somit allenfalls verwischte Erdgeschichte.

Nichts desto Trotz zeigen uns obige Ereignisse, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, sich mit der Möglichkeit weiterer, vielleicht dann gefährlicherer, Einschläge zu beschäftigen. Jede Sternschnuppe, möge sie die Wünsche des Betrachters erfüllen, ist uns eine ungefährliche Mahnung darüber, dass permanent Staub, Trümmer, Steinchen, auf die Erde fallen. Im Falle der Schnuppe, ist das völlig harmlos und kann entspannt unter „Einfach schön“ geführt werden.
Wächst sich so ein Bröckchen allerdings mal in den Bereich so um viele Meter bis gar Kilometer aus, dann wird es, wenn man das Teil nicht vorher mit einem Teleskop entdeckt, um Maßnahmen einzuleiten, eventuell gefährlich.
Andererseits ist es so, dass die Zeit, bis so etwas vielleicht mal in tausenden Jahren geschieht, nicht unbedingt gegen uns arbeitet. Die Teleskope, die Himmelsdurchmusterung und Messgeräte, wie Radar, werden immer empfindlicher und präziser. Schon Brocken mit wenigen Metern Durchmesser können entdeckt werden, in so fern sie sich auf der Nachtseite der Erde befinden, damit sie von der Sonne angestrahlt werden können.
Wird ein Objekt entdeckt das so ein gefährlicher Kandidat sein könnte, dann wird er vermessen und seine Flugbahn genau beobachtet.
Es prägt sich hier dann tatsächlich eine Art Hitparade aus, welche Kandidaten die ersten Plätze belegen. Das ändert sich, desto mehr man über einen Asteroid, sein vermutetes Gewicht und seine Bahn weiß.

Natürlich ist es so, dass ein anfänglich für harmlos befundener Brocken in der Hitliste aufsteigen könnte, weil man merkt, „Hoppla“, der könnte ja doch …
Das geschieht aber sehr selten, weil es einfach im leeren Raum so ist, dass sich zwei Körper sehr selten treffen.

Außerdem bewahrt uns in den meisten Fällen unser „Staubsauger“ Jupiter davor, weil er durch seine enorme Gravitations-Wechselwirkung sich der Störenfriede entweder entledigt, indem er sie aus dem Sonnensystem wirft, bzw. sie sich gleich selbst einverleibt oder ihre Bahn so verändert, dass sie nimmermehr uns in die Quere kommen können.
Also, was tun, wenn wir so ein ungewolltes Geschenk erwarten müssen?
Im ersten Schritt sollte sich die Menschheit vereinen, Russland, USA, China, etc. Es geht dann nur noch um ein Ziel, den Asteroiden abzuwehren. Da müssen dann alle anderen Feden hintan stehen.
Es zeigt sich ja, z. B. auf Konferenzen, auf der Raumstation etc. dass dieses auf wissenschaftlicher Ebene durchaus schon sehr erfolgreich funktioniert.

Nun wird jede Weltraumnation im Sinne der Rettung der Welt zunächst mal eine Erkundungsmission hin schicken, bzw. einer macht das stellvertretend, und um die Kosten zu reduzieren, für alle.
Diese Mission wird Klarheit darüber bringen, wie man dem Asteroiden am effektivsten auf den Leib rückt.
Ganz wichtig ist an dieser Stelle, dass man analysiert, wie seine Oberfläche beschaffen, er in seinem Inneren aufgebaut ist, und woraus er im wesentlichen besteht.
Danach kann man dann die geeignete Maßnahme ergreifen, um ihn aus dem Weg zu räumen.
Ist das Objekt stabil und hart, dann könnten einige gleichzeitig mit Raketen abgefeuerte Projektile den Asteroid leicht aus seiner Bahn lenken. Das muss nicht viel sein. Auf die Entfernung summiert sich das und reicht, dass wir verschont bleiben.

Wäre das Objekt eher porös, wie z. B. ein Komet, dann wäre diese Art der Problemlösung vielleicht sogar äußerst kontraproduktiv und würde die Gefahr verschlimmern und unkalkulierbarer machen. Das Objekt könnte in viele Teile zerbrechen, von welchen jedes dann für sich eventuell wieder eine potentielle Gefahr darstellte.

In den meisten Fällen dürfte es günstiger sein, den Asteroid möglichst am Stück zu lassen.

Es gibt Studien der ESA, die erforschten, ob man ein relativ schweres Raumschiff starten könnte, das über Jahre oder Jahrzehnte parallel zum Asteroid fliegen könnte, um ihn nach und nach mittels Gravitation ganz leicht von seiner Bahn weg zu ziehen. Das ist gar nicht so einfach. Die Düsen dieses Raumschiffs dürfen beispielsweise nicht den Asteroid anblasen, weil das ihn ja in die entgegen der gewollten Richtung schieben würde.

Eine weitere spannende Überlegung wäre, ob man den Asteroid zumindest zur Hälfte oder so, anmalen sollte. Das führte dazu, dass sich die Absorbtion des Sonnenlichts veränderte. Dieses übt einen leichten Druck auf den Asteroid aus, der ihn, genügend Zeit vorausgesetzt, etwas aus seiner Bahn drücken sollte.
Wer den Asteroiden anmalen soll und wie man diese Gravity-Aktion durchführen kann, weiß ich jetzt nicht genau.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass man den Asteroid mittels von einer Atombombe erzeugten Druckwelle verschiebt. Das bedeutet, dass man die Bombe nicht auf den Körper werfen würde, sondern davor zünden. Auf ihn werfen, könnte ihn ja zerbrechen lassen, was man nicht möchte.

Hoffen wir, dass die Asteroidchen, mit denen wir es zu tun bekommen,, wirklich nur Sternschnuppen sind, die uns erfreuen
und unsere Wünsche erfüllen.

Was lernen wir daraus?
So ein ungewolltes Geschenk kann man nicht einfach beim nächsten Weihnachtsfest bei einem Stammtisch verwichteln, damit wir es los sind.
So etwas könnten wir nur als ganze und geeinigte Menschheit angehen und lösen. Zu Frieden und Gemeinschaft ruft Weihnacht uns jedes Jahr neu auf.