Von Wasser, äther, Spiegeln, Zahnrädern und Licht


Meine lieben,
Gerne lese ich dann und wann Weltraumbücher für Kinder, weil ich in ihnen immer mal wieder auf ganz verblüffende kindgerechte Erklärungen physikalischer oder astronomischer Phänomene stoße. Diese Ideen verwende ich dann für meine Kinderveranstaltungen.

gestern hörte ich in dem Astronomiebuch „Hat der Weltraum eine Tür“ für Kinder und Jugendliche der Kinderuniversität Tübingen zum ersten mal von einem spannenden Versuch, mit welchem die Lichtgeschwindigkeit gemessen wurde.
Dieser geniale Versuch ist der Anlass zu diesem Artikel.

In Station sechs zu meiner Serie zu den schwarzen Löchern streiften wir die Messung der Lichtgeschwindigkeit zwar kurz, sind dort aber eher auf weitere Eigenschaften des Lichtes eingegangen. Heute schauen wir uns an, wie man sich allmählich der Lichtgeschwindigkeit mittels verschiedener Versuche annäherte.

Galileis Misserfolg

Sehr frühe Diskussionen über die Geschwindigkeit des Lichts stammen aus dem 17. Jahrhundert. Galileo Galilei war einer der ersten, der versuchte, die Geschwindigkeit des Lichts zu messen. Er nutzte dabei eine Methode, die auf der Beobachtung der Laternensignale entfernter Beobachter basierte. Obwohl er einige Schätzungen machte, war sein Ansatz unzureichend, da die Lichtgeschwindigkeit extrem hoch ist und die technischen Mittel der damaligen Zeit nicht ausreichten, um eine präzise Messung vorzunehmen.
Wie sein Versuch genau ablief, konnte ich nicht herausfinden.

Ein Mond verspätet sich

Im Jahr 1676 stellte der dänische Astronom Ole Roemer fest, dass die Zeiten zu welchen der Mond IO seinen Planeten, Jupiter, verdeckt, je nach der Position der Erde zum Jupiter bis zu mehreren Minuten variierten. Das passte so gar nicht zu den Zeiten, die man mittels Tabellen und Formeln vorausberechnet hatte. Man kann sich gut vorstellen, dass er mit seiner beunruhigenden Beobachtung sofort zu seinem Vorgesetzten, dem großen und berühmten Astronomen Giovanni Domenico Cassini, der zu der Zeit Direktor des Pariser Observatoriums war, ging, um ihm davon zu berichten.
Aus diesen Abweichungen schloss nun Römer, dass das Licht eine endliche Geschwindigkeit haben muss, wenn die Verzögerungen vom Abstand zwischen Jupiter und der Erde abhängig sind. Je nach Position von Erde und Jupiter braucht das Licht einfach länger, bzw. wieder kürzer, um von dem Ereignis der Bedeckung von Jupiter durch seine Monde zu künden. Ja, auch Schatten breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus…
Und so formulierte er 1676 also die Hypothese, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich sein müsse.
Der von Roemer ermittelte Wert für die Geschwindigkeit des Lichtes wich nur um 30 % vom tatsächlichen Wert ab.
Sein Vorgesetzter, Cassini, stimmte zunächst zu und widersprach anschließend, weil er ein Anhänger der damals vorherrschenden Annahme einer augenblicklichen Lichtausbreitung war, die auf René Descartes zurück ging.
Cassini war eine sehr illustre und konservative Persönlichkeit, in welcher sich das alte geozentrische Weltbild, das neue von Kopernikus und so manch andere Ansichten vermischten. Er ist bei Gelegenheit mal einen eigenen Artikel wert.

Von Zahnrädern, Spiegeln und Lichtquellen

Und jetzt kommen wir zu dem in oben erwähnten Kinderbuch beschriebenen Experiment.
Der französische Physiker Armand Fizeau führte 1849 ein bahnbrechendes Experiment durch, das eine präzisere Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit ermöglichte.
1849 nahm Fizeau Messungen der Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Medien vor. Seine erste Untersuchung galt der Lichtgeschwindigkeit in Luft, wofür er eine von Galileo Galilei erdachte Methode verfeinerte. Mit einem rotierenden Zahnrad und mit Hilfe zweier Fernrohre konnte er aus der Umdrehungsgeschwindigkeit des Rads und der vom Licht zurückgelegten Strecke die Lichtgeschwindigkeit annähernd berechnen.
Ein Lichtstrahl wurde auf den Spiegel gerichtet und von dort zum rotierenden Zahnrad reflektiert. Abhängig von der Rotationsgeschwindigkeit des Rades konnte der zurückkehrende Strahl entweder durch eine Zahnlücke passieren oder wurde blockiert. Indem er die Rotationsgeschwindigkeit anpasste, konnte Fizeau die Geschwindigkeit des Lichts auf ungefähr 313.000 Kilometer pro Sekunde bestimmen – ein Wert, der erstaunlich nah an der heutigen akzeptierten Lichtgeschwindigkeit von etwa 299.792 Kilometer pro Sekunde liegt.
Der ermittelte Wert, der um fünf Prozent zu hoch war, wurde später von Foucault korrigiert.
Ebenfalls 1849 berechnete Fizeau mit der Methode der Spiegelrotation die Lichtgeschwindigkeit in unbewegtem Wasser, 1851 folgte die Messung in bewegtem Wasser. Anhand der Messergebnisse konnte Fizeau zeigen, dass die Lichtgeschwindigkeit in Wasser geringer ist als in Luft. Die Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Strömungsrichtung des Wassers ließ sich nicht mit dem Additionsgesetz der Geschwindigkeiten der klassischen Mechanik vereinbaren, weshalb die Fizeau’schen Messungen später von Albert Einstein als experimentum crucis (entscheidendes Experiment) für die spezielle Relativitätstheorie gewertet wurden.

Die Tatsache, dass Licht sich in verschiedenen Medien mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegt, und dass diese dann auch noch davon abhängt, ob das Medium strömt, oder in Ruhe ist, führt uns unmittelbar zu unserem nächsten Versuch.

Das Grab des Äthers

Bevor wir den besprechen, müssen wir einen kleinen Umweg über die alten Griechen nehmen. Der Zusammenhang wird bald deutlich werden.


Aristoteles verwarf aus einigen Gründen die Idee der Atome und des leeren Raumes.
Dass hier auf Erden leichte Gegenstände langsamer als schwere fallen, schrieb er der Tatsache zu, dass es keinen leeren Raum gäbe, ansonsten müssten in ihm alle Gegenstände gleich schnell fallen. Der hätte Augen gemacht, wenn er 1971 hätte sehen Können, wie ein Astronaut gleichzeitig eine Feder und einen Hammer aus Hüfthöhe auf den Mond fallen ließ. Beide Teile, Hammer und Feder erreichten gemeinsam die Mondoberfläche…
Aristoteles erfüllte das Vakuum mit Äther. Diesen Äther, nicht zu verwechseln mit der stark riechenden chemischen Verbindung gleichen Namens, hielt man für eine dünne, universelle Substanz, die den gesamten Raum und auch alle materiellen Körper durchdringen, die sich aber nicht messen lasse. Als Idee hielt sich der Äther bemerkenswert lange und lebte auch dann noch weiter, als der Grund entfallen war, der Aristoteles ursprünglich dazu veranlasst hatte, ihn zu postulieren.

Und hier schließt sich nun der Kreis zur Ausbreitung von Licht in ruhenden oder strömenden Medien. Damals war der „Äther-Glaube“ noch topp aktuell. Sollte es ihn tatsächlich geben, dann sollte sich das Licht gegen oder mit der Bewegung der Erde um sich selbst und um die Sonne mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausbreiten.

1887 führten die beiden Amerikanischen Physiker Michelson und Morley einen Versuch durch, der das Grab des Äthers werden sollte.
Ausgangspunkt ihres Versuches war genau die oben schon erwähnte Idee, dass wenn es einen Äther gäbe, sollte man in Bewegungsrichtung der Erde durch ihn hindurch eine Art Äther-Wind nachweisen können. Das ist dann vergleichbar mit einem Schiff, das durch das Wasser pflügt. Wellen breiten sich gegen die Fahrtrichtung des Schiffes mit weniger Geschwindigkeit aus, als in Fahrtrichtung.
Das sollte mit in den Äther einfallendem Licht nicht anders sein.
Es sollte gegen den Äther-Wind langsamer sein, als mit ihm.
Solch einen Effekt jedoch konnten die beiden Wissenschaftler nicht nachweisen. Das bedeutet, dass sich Licht mit konstanter Geschwindigkeit von 300.000 km/s durch den Raum, durch das Vakuum bewegt und dass das Vakuum letztlich nicht von einem Äther erfüllt ist.
Licht genügt das Vakuum als Medium.
Es benötigt keinen weiteren Stoff hierzu, wie beispielsweise der Schall die Luft.

Wikipedia erklärt den Versuchsaufbau in aller Kürze so:

Um die Relativgeschwindigkeit von Erde und Äther festzustellen, wurde ein Lichtstrahl über einen halbdurchlässigen Spiegel auf zwei verschiedene Wege getrennt, reflektiert und am Ende wieder zusammengeführt, sodass sich ein Interferenzmuster stehender Lichtwellen bildete (Michelson-Interferometer). Aufgrund der Bewegung der Erde im Äther ergäbe sich, dass ein Lichtstrahl in Bewegungsrichtung länger benötigt als ein Strahl senkrecht dazu. Da sich der Apparat als Teil der Drehung der Erde um die Sonne relativ zum vermuteten Äther bewegte, erwartete man Verschiebungen der Interferenzstreifen, wenn der Apparat gedreht wird. Albert A. Michelson führte das Experiment, das wegen der im Verhältnis zur Lichtgeschwindigkeit c geringen Bahngeschwindigkeit v der Erde nicht einfach war, zuerst 1881 durch, jedoch war hier die Genauigkeit nicht ausreichend, denn Michelson hatte in seinen Berechnungen die Veränderung des Lichtweges senkrecht zur Bewegungsrichtung nicht einbezogen. 1887 wiederholten er und Edward W. Morley das Experiment mit ausreichender Genauigkeit. Obwohl das Ergebnis nicht vollständig negativ war (zwischen 5 und 8 km/s), war es nach Einschätzung von Michelson und anderen Physikern jener Zeit viel zu gering, um etwas mit dem erwarteten Ätherwind zu tun zu haben. Wenn nicht nur die Relativgeschwindigkeit der Erde zur Sonne von 30 km/s berücksichtigt wird, sondern auch die – zu Michelsons Zeit noch unbekannte – Rotationsgeschwindigkeit des Sonnensystems um das galaktische Zentrum von ca. 220 km/s und die Relativgeschwindigkeit zwischen dem Sonnensystem und dem Ruhesystem der kosmischen Hintergrundstrahlung von ca. 377 km/s, so wären nochmals größere Werte zu erwarten. Darüber hinaus haben spätere, bis in die heutige Zeit durchgeführte Messungen die ursprüngliche Methode Michelsons weiter verfeinert und lieferten im Rahmen der Messgenauigkeit vollständige Nullresultate.

Danke Wiki…
Irgendwie erinnert mich der Versuchsaufbau fast an den Aufbau der Messgeräte zum Nachweis von Gravitationswellen. Und die Frage, die mit diesem Versuch an das Licht gestellt wird, ist eindeutig eine Wellen-Frage. Hier ist das Licht also Welle und nicht Teilchen.
Ist das nicht schön?

Fazit

Und hier kommt noch ein kleines Fazit von mir und ChatGPT:

Wir haben erlebt, dass die Messung der Lichtgeschwindigkeit eine sehr spannende Reise durch die Physik ist. Würde man alles vertiefen, was wir hier leider nur streifen konnten, dann könnte man damit locker ein dickes Buch füllen.
Von den frühen Schätzungen und Annäherungen bis hin zu den hochpräzisen modernen Techniken hat die Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit unser Verständnis des Universums und der Naturgesetze revolutioniert. Die Lichtgeschwindigkeit bleibt ein wesentlicher Bestandteil der modernen Physik und wird auch in Zukunft weiterhin eine Quelle der Inspiration für Wissenschaftler auf der ganzen Welt sein.

Und wer sich noch mehr für Licht, Interferenz, seine weiteren Eigenschaften, , Äther, und das Vakuum interessiert, dem empfehle ich meine Artikel

Ein Bruder im Geiste zu Gast auf Blindnerd


Meine Lieben,
heute habe ich die Ehre, einen weiteren blinden Hobbyastronomen hier als Gast begrüßen zu dürfen. Wir kannten uns bisher nicht persönlich. Sein Name tauchte manchmal in diversen sozialen Medien auf. Aufmerksam wurde ich auf ihn durch einen Artikel, den er im Newsletter von Blindzeln.org veröffentlichte. Was die Blindzler sind und tun, beschrieb ich schon an anderer Stelle, wo es u. A. um den Arbeitskreis der blinden Autor:innen ging.
Sofort nahm ich mit diesem interessanten Menschen Kontakt auf, und bot ihm an, mein Gast sein zu dürfen.
Er sagte zu und erwies mir damit eine große Ehre.
Nun also die Bühne frei für meinen Mitbruder im Geiste, Hermann-Joseph Kurzen.

Bis kurz vor der Erlangung der Mittleren Reife konnte ich noch sehen. Damals betrug mein Sehrest noch ca. 10 %. Zu jener Zeit kannte ich den Spruch „Unter den Blinden ist der Einäugige König“ noch nicht. Das ist jetzt rund 50 Jahre her. Damals hatte ich einen Sportunfall und innerhalb von nur zwei Wochen war ich blind. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

An wissenschaftlichen sowie technischen Themen war ich eigentlich schon immer interessiert. Und dafür habe ich einen nicht unbedeutenden Teil meines Taschengeldes ausgegeben. Es hat mich in der Schule immer geärgert, dass derartige Themen nur stiefmütterlich durchgenommen wurden. Und so bin ich gewissermaßen in die Welt der Technik und Wissenschaft hineingerutscht. Und mit diesem Wissen konnte ich auch gut angeben. Folgerichtig habe ich auch keine Gegenmaßnahmen unternommen. Genau das Gegenteil habe ich gemacht. So richtig haben das weder meine Lehrer noch meine Mitschüler verstanden. Aber das hat mich nur noch stärker motiviert. Einen Teil meines Kleiderschrankes habe ich dazu benutzt, um dort Bücher, Zeitschriften und kleinere Instrumente unterzubringen. Nur ein Astronomie-Diplom habe ich eingerahmt und an die Wand gehängt. Sinnigerweise habe ich mich für die Wand entschieden, die der Tür gegenüber war.

In der Schule lernt man zunächst in der Heimatkunde seine unmittelbare Umgebung kennen. Später kommt dann die Erdkunde hinzu. Und dann ging es bei mir privat weiter mit der Astronomie. Den Mond kannte ich ja bereits. Aber im Grunde genommen wusste ich nicht besonders viel über ihn. Fragen über Fragen tauchten in diesem Zusammenhang auf. Und in der Fachliteratur habe ich dann nach Lösungen gesucht. Bedingt dadurch wurde ich manchmal als „Professor“ bezeichnet. Man darf bei allem nicht vergessen, dass das Jahrzehnt war, in welchem die Amerikaner vollundig verkündet hatten, dass sie bis zum Ende des Jahrzehnt auf dem Mond landen wollten. Und so war ich endgültig verloren und habe mich dann eben auch noch mit der Weltraumfahrt beschäftigt. Ich habe dann sogar kleine Raketen gebaut, die ich aus Gegenständen des täglichen Lebens zusammengebaut habe, die jedoch nicht funktionstüchtig waren. So bestand beispielsweise der Raketenkörper aus einem Maßbecher aus Aluminium. Als Düse für den Raketenmotor habe ich die Tülle eines Heizkessels verwendet. Und es gab sogar eine Nutzlast. Dabei habe ich auf eine kleine Glühbirne zurückgegriffen, die normalerweise bei meiner Modelleisenbahn zum Einsatz kam. Natürlich fehlte auch eine Batterie nicht.

Und dann kam jener Tag, an dem ich beim Fussballspielen unbedingt ins Tor wollte. Und dann gab es jenen Elfer, der mir zum Verhängnis wurde. Dabei fing alles gut an, denn den Ball habe ich gegen die Stirn bekommen. Von dort aus landete er am Lattenkreuz, das damals noch aus Holz war. Anschließend trudelte der Ball ins Toraus.
Am Morgen des nächsten Tages sah ich im Winkel meines rechten Auges einen Fleck. Das war in etwa so, als ob ich eine Brille mit Gläsern in der Farbe Rosa aufgesetzt hätte. Im Laufe des Tages wurde das Rosa immer dunkler und am folgenden Tag war es bereits ein tiefes Dunkelrot. Auch konnte ich praktisch von Stunde zu Stunde beobachten, dass dieser Fleck immer größer wurde. Und dann ging es auch am anderen Auge los. Ein Besuch beim Augenarzt ergab dann, dass sich meine Netzhaut großflächig ablöste und sich schon richtige Blasen gebildet hatten. Heutzutage hätte man eventuell etwas mit einem Laser machen können. Doch damals steckte die dazu erforderliche Technik noch in den Anfängen. Ich hatte damals keine Chance und innerhalb von zwei Wochen war ich vollblind. Eine Welt ist in mir zusammengebrochen. Aber irgendwie musste es ja weitergehen, denn ich musste mich auf die Mittlere Reife vorbereiten. Das ist mir auch ohne Zeitverzögerung gelungen und so hielt ich wie vorgesehen dann das Zeugnis in der Hand. Da war ich stolz wie der berühmte Bolle. An die Astronomie habe ich in der Zeit nur sehr selten gedacht. Und wenn es doch mal dazu kam, dann waren es keinesfalls angenehme Gedanken.

Und das Leben ging weiter. Fast stündlich lernte ich neue Dinge. Manchmal habe ich mich sogar darüber gewundert, was man selbst als Blinder so alles machen kann. Und irgendwann hatte ich auch wieder die Musse, mich mit der Astronomie zu beschäftigen. Ich habe nicht eingesehen, warum mein Wissen über die Astronomie in irgendwelchen grauen Gehirnzellen versauern sollte. Natürlich war die Versorgung mit Informationen nicht ganz so einfach. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Informationen habe ich wie ein ausgetrockneter Schwamm aufgesogen. Dadurch hatte ich ein gutes Gehirntraining, von dem ich immer noch profitiere.

Wahre Freunde entpuppen sich erst in der Not. Und in Peter hatte ich so einen Freund. Fast unbemerkt habe ich ihn im Laufe der Zeit mit meinem Astronomievirus infiziert. Und als die Krankheit dann ausbrach, war es für eine Heilung viel zu spät. Wir haben dann das Beste aus der Situation gemacht und uns noch intensiver mit der Astronomie beschäftigt. Aber so eine wirkliche Ablenkung von dieser heimtückischen Krankheit war es nun beileibe nicht. Er hat sich immer wieder Literatur von mir ausgeliehen. Und eines Tages hatte er die Idee, dass er doch bestimmte Texte auf Cassette Aufsprechen könne. Dieser Gedanke war mir auch schon gekommen, aber ich habe mich nicht getraut, ihn daraufhin anzusprechen.

Kennengelernt habe ich ihn übrigens im Kino. Es wurde der Katastrophenfilm „Der Untergang Japans“ gegeben. Ich hatte mir eine Jumbotüte mit Popcorn sowie eine 2-l-Flasche Coca-Cola gekauft. Peter meinte, dass ich das doch unmöglich alleine vertilgen kann. Er erklärte sich bereit, mir bei der Vertilgung zu helfen, denn es wäre doch schade, wenn die Sachen verderben würden. In der Pause mussten wir uns dann Nachschub besorgen. Der Film beginnt übrigens mit einer Szene, in der ein U-Boot gezeigt wird, mit dessen Hilfe offensichtlich der Meeresboden untersucht wird. Dieser Eindruck wird dann in der folgenden Szene bestätigt, in der die Besatzung über „schwarze“ Raucher diskutiert. Schwarze Raucher, black smokers, sind kaminartige Hydrothermalquellen am Ozeanboden, die mit Eisen, anderen Metallen und Schwefelwasserstoff bzw. Metallsulfiden angereichertes heißes Wasser ausstoßen. Kommt das heiße Quellwasser mit dem sauerstoffreichen kalten Meerwasser zusammen, fallen rauchartige, schwarze Metallsulfide aus. Dadurch entstehen auch bis zu 15 m hohe Kamine, aus denen das ca. 350 °C heiße Wasser ausströmt. Überraschenderweise lebt im Umkreis dieser heißen Quellen eine Lebensgemeinschaft mit einer Vielzahl verschiedener Mikroorganismen und Tieren, zum Teil in engster Symbiose. Und plötzlich kommt Bewegung in die Geschichte, denn der Meeresboden bewegt sich und es steigen Schlammwolken auf. Der Kapität ordnet unverzüglich an, dass aufgetaucht werden soll. In der Folge gibt es mehrere Erdbeben und auch einige Vulkane brechen aus. Die Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten sind besonders stark. Ganz Japan gerät in Panik und von China aus machen sich viele Schiffe auf den Weg, um möglichst viele Japaner zu evakuieren. Doch das war erst der Anfang. Einige Wissenschaftler kommen auf die Idee, Vulkane mit Atombomben zu bewerfen. Doch dann geht es erst so richtig los und die Lage gerät vollends außer Kontrolle.

Am nächsten Tag besuchte mich dann Peter. Und dabei erfuhr er auch von meiner Leidenschaft für die Astronomie. Seitdem sind wir Freunde. Später erfuhr ich dann, dass Peter sich auch für Startrek interessiert. Und schon hatten wir ein weiteres Gesprächsthema.

In den folgenden Jahren haben wir dann sehr viel Zeit miteinander verbracht. Und stets – oder doch zumindest meistens – spielte die Astronomie bzw. die Weltraumfahrt oder Himmelsmechanik oder auch die Kosmologie eine wichtige Rolle. Auch nach meiner Erblindung hat sich daran nichts geändert. Wir haben gemeinsam Kurse bei der Volkshochschule besucht. Mit einem sprechenden Taschenrechner von Texas Instruments, der immerhin ca. stolze 250 D-Mark gekostet hat, haben wir u. a. Satellitenbahnen berechnet. Auch haben wir die schnellste bzw. energiemäßig günstigste Route eines Raumschiffs für einen Flug von der Erde zum Mars berechnet. Und natürlich wollten wir auch wieder zur Erde zurückkehren können. Um besser beurteilen zu können, was alles zum Überleben auf dem Mars erforderlich ist, mussten wir uns natürlich auch mit den dortigen Gegebenheiten beschäftigen.

Etwas einfacher wurde es dann, nachdem die ersten sprechenden Computer verfügbar waren. Zu Beginn der 80-er Jahre gab es da noch die Firma Audiodata. Sie boten einen CP/M-Rechner an, der in seinen Ausmaßen nicht unähnlich einem Koffer für eine Flugreise war. Eingebaut war ein kleiner Bildschirm, der in etwa die Größe der Handinnenfläche einer erwachsenen Person hatte. Auch standen zwei Diskettenlaufwerke zur Verfügung. Es kamen Disketten mit einem Durchmesser von 5,25 Zoll zum Einsatz, die jweils eine Kapazit von ungefähr 180 KB hatten. Auch gab es einen Kopfhöreranschluss. Zusammen mit dem Betriebssystem wurde eine Software-Sprachausgabe geladen. Auch wurde mit BASIC eine Programmiersprache mitgeliefert. Es gab da einen Interpreter sowie einen Compiler. Durch Beziehungen bin ich an ein BASIC-Programm gekommen, mit der eine Mondlandung simuliert werden konnte. Es konnte sogar berechnet werden, wie tief ein Krater bei einem Absturz sein würde. Da der Quelltext mitgeliefert wurde, konnte man individuelle Anpassungen vornehmen. Das war schon eine tolle Sache. Und so habe ich auch meine Gehversuche beim Programmieren gemacht. Nachdem IBM seinen ersten Personal Computer auf den Markt gebracht hat, habe ich mir natürlich auch diesen zugelegt. Gekauft habe ich ihn ebenfalls bei der Fa. Audiodata. Und so konnte ich unterstützende Software für unser Hobby entwickeln. Ganz spannend wurde es, nachdem einige Amateurfunksatelliten gestartet wurden. Da konnte man sich so richtig ausleben. Und im Laufe der Zeit sammelte sich immer mehr Wissen an.

Meine Phantasie habe ich von Startrek beflügeln lassen. Besonders angetan haben es mir die Folgen mit James T. Kirk.
Besonders faszinierend fand ich die Möglichkeit des Beamens. Ich war allerdings der Meinung, dass das allein schon aus Energiegründen nicht möglich ist.
Nicht vergessen sollte man auch nicht die Trikorder, die in vielen Details doch an heute übliche Smartphones erinnern.

Insgesamt gesehen ist die Astronomie und verwandte Wissenschaften eine wirklich spannende Sache. Bei den üblicherweise verdächtigen Sendern gibt es zahlreiche Dokumentation zur Astronomie sowie zur Weltraumfahrt. Und dann gibt es ja noch die Mediatheken sowie das Internet. Ich frage mich öfters, wie die Leute ins Internet gekommen sind, als es noch keine Computer gab. – (Hermann-Josef Kurzen)

Mein lieber Herrmann,
ich, und ich denke auch einige, die hier mitlesen, sind sehr berührt von Deinem Artikel. Mir persönlich gibt er mal wieder Recht. Die „Inklusion am Himmel“ funktioniert einfach. In vielen Passagen Deines Artikels habe ich mich derart gefunden, dass die direkt aus meiner Feder hätten stammen können. Geschmunzelt habe ich an der Stelle, als Du beschriebst, dass man Dich Professor nannte. Genau das war bei mir auch so. Ich hoffe, dass dieser Titel bei Dir nicht mit so viel Neid und Missgunst besetzt war, als bei mir. Mich sollte der Professor damals einfach nur lächerlich machen. Aber lassen wir das.
Ich bin riesig Stolz, dass ich nun endlich jemanden gefunden habe, der in Sachen Astronomie ganz ähnlich tickt, als ich.
Ich danke Dir, dass Du heute mein Gast warst und glaube, dass hier und heute, am Freitag den 21.07.2023 etwas sehr schönes begonnen hat.

Eine Revolution für blinde Menschen


Meine lieben,

heute möchte ich gerne mit euch ein Jubiläum feiern, das vor allem für uns blinde Menschen eine Revolution in der Hilfstechnologie ausgelöst hat, die ihresgleichen sucht.
Ich persönlich empfinde sie als mindestens so einschneidend, wie die Erfindung der Punktschrift oder die Verbreitung intensivem Trainings in Orientierung, Mobilität und sonstiger lebenspraktischer Fertigkeiten.

Fangen wir also mit einer Geschichte an, wie ich das gerne tue.

Der Auftritt

Am Morgen des 3. April 1973 sollte der Ingenieur Martin Cooper eigentlich in einer Morning Show im US-Fernsehen auftreten. Der Motorola-Ingenieur war nach New York geflogen, um die neue Entwicklung seiner Firma vorzustellen.
Scheinbar war aber dann dem Fernsehsender seine neue Erfindung doch nicht so wichtig, und man hat ihn wieder ausgeladen.
Daraufhin suchte und fand man einen Radiosender, der großes Interesse an dem hatte, was hier erstmals präsentiert werden sollte.
Cooper sagte ein Interview draußen im freien zu, denn schließlich wollte er zeigen, welche Freiheit sein neues Gerät der Menschheit bringen könnte. Die Freiheit nämlich, ganz mobil und ohne Kabel telefonieren zu können.

Und so stand Cooper also an jenem 03.04. vor 50 Jahren vor dem Hilton-Hotel auf der 6th Avenue in New York und zeigte dem Reporter den grauen, 25 Zentimeter langen Kasten mit Antenne.
Das Telefon wog mehr als ein Kilogramm. Und man konnte gerade mal 25 Minuten telefonieren, länger hielt die Batterie nicht durch. Cooper meinte, dass das nicht so schlimm sei, weil man ob seines Gewichtes von über einem Kilogramm das schwere Gerät ohnehin kaum länger in der Hand halten könne.

Cooper ist heute 94 Jahre alt und erinnert sich noch genau an den Anruf, den er mit diesem Monstrum von Telefon damals tätigte.
Und so zückte Cooper sein Telefonbuch, um seinen Kollegen, der bei der Konkurrenz, den Bell Labs arbeitete, anzurufen, wo ebenfalls an derlei Erfindungen geforscht wurde. Er wollte ihm zeigen, dass seine Firma das Rennen offensichtlich gewonnen hatte.

Überraschenderweise ging dieser Kollege sogar selbst ans Telefon und nicht seine Sekretärin. Coper sagte:

Hi, Joel! Hier ist Marty Cooper. Ich rufe Dich von einem Mobiltelefon an, einem richtigen Mobiltelefon – einem persönlichen tragbaren Telefon.

Das mag ein Schlag für Bell gewesen sein, aber längst kein Untergang. So viel also zu dieser Geschichte.

Das erste

Das erste Mobiltelefon, das Motorola DynaTAC 8000X, war ein wahrer Pionier seiner Zeit. Es war zwar groß und sperrig, wog rund ein Kilogramm und hatte eine begrenzte Akkulaufzeit, aber es markierte den Anfang einer Ära, die die Kommunikation überall und jederzeit ermöglichte. Das DynaTAC 8000X war ein Luxusgut, das sich nur wenige leisten konnten, aber es legte den Grundstein für die Entwicklung und Verbesserung dieser Technologie.

Die Konkurrenz-Firma Bell setzte auf die Weiterentwicklung der Autotelefone, die es damals schon gab und für die in einigen US-Großstädten bereits Mobilfunknetze vorhanden waren. Auf die griff auch das Motorola-Gerät zurück.

Wie es weiter ging

Es sollte noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Technologie tatsächlich auf den Markt ging. Zuvor musste noch die Politik überzeugt werden und sich die Industrie auf einen einheitlichen Mobilfunkstandard einigen, der zunächst auch nur in einigen Großstädten funktionierte. September 1983 war das erste System in Chicago fertig, danach folgte Washington DC. Erst dann konnte man die Mobiltelefone auch kaufen. Sie waren anfangs auf das Netz in einer Stadt beschränkt.
In den darauf folgenden Jahren wurden Mobiltelefone kleiner, leichter und erschwinglicher. Die Einführung der zweiten Generation (2G) in den 1990er Jahren brachte digitale Übertragungstechnologien wie GSM (Global System for Mobile Communications) mit sich, die eine bessere Sprachqualität und zuverlässigere Verbindungen ermöglichten. Dies führte zu einem Massenmarkt für Mobiltelefone und einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Mobilfunknutzer.
Mit dem Aufkommen der dritten Generation (3G) in den frühen 2000er Jahren begann das Mobiltelefon seine Funktionen zu erweitern. Internetzugang, mobile Datenübertragung und Multimediafunktionen wie das Abspielen von Musik und Videos wurden zur Norm. Die vierte Generation (4G) brachte noch schnellere Datenübertragungsraten und ermöglichte das nahtlose Streaming von Inhalten mit.
In den letzten Jahren hat die fünfte Generation (5G) des Mobilfunks Einzug gehalten und verspricht eine noch schnellere und zuverlässigere Konnektivität. Mit 5G werden nicht nur Mobiltelefone, sondern auch das Internet der Dinge (IoT) und neue Technologien wie autonomes Fahren und Augmented Reality revolutioniert.
Jeder weiß, dass sich mittlerweile auch Design und Bedienkonzepte weiterentwickelt haben.
Touchscreens ersetzten physische Tasten weitgehend und Smartphones bieten eine Vielzahl von Funktionen und Apps, die das tägliche Leben erleichtern. Von der Kommunikation über Anrufe und Textnachrichten bis hin zur Fotografie, Navigation, sozialen Medien und mobilem Banking haben Smartphones unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu interagieren verändert.
Darüber hinaus hat das Mobiltelefon eine neue Ära der globalen Vernetzung geschaffen. Menschen können über große Entfernungen hinweg in Echtzeit kommunizieren, Informationen teilen und sich mit anderen auf der ganzen Welt verbinden. Soziale Medien und Messaging-Dienste ermöglichen es uns, unser Leben mit anderen zu teilen und Verbindungen zu knüpfen, die sonst nicht möglich wären.
Und obige ‚Sätze treffen eben auch ganz besonders für uns Menschen mit Blindheit zu. Dies würdige ich in folgendem Fazit.

Mein Lebenshelfer

Ich glaube, es war so 2007. Da verabschiedete sich über Nacht mein alter sprechender Nokia-Knochen mit Tastatur. Ein neues Handy musste her. Sollte ich mir jetzt für relativ viel Geld noch einen quasi schon veralternden neuen Knochen und dann noch das teuere Sprachpaket, das man extra kaufen musste, besorgen, oder sollte ich es mit der Neuheit eines Iphones versuchen, das zwar teuer, aber die Sprachausgabe schon integriert hatte?

Als begeisterter Technik-Nerd entschied ich mich für letzteres. Es gab damals in meinem Bekanntenkreis keine blinden Menschen, die schon so ein Smartphone besaßen. In Deutschland gab es nur wenige blinde Menschen, die schon Erfahrung mit der Bedienung eines Touchscreen-Handys hatten. Somit musste ich mir das alles aus dem Netz fischen und es selbst versuchen und lernen.
Und ich kann euch sagen. Das erste Wochenende mit diesem Gerät war furchtbar. Ich sehnte mich sehr nach meinem Tastentelefon zurück und fragte mich, wer denn um Himmels Willen diese Fensterputzerei erfunden hatte.
Aufgeben kam nicht in Frage. Dafür war das Teil dann doch zu teuer. Also hielt ich durch. Die Lernkurve ging steil nach oben und als der Groschen dann endgültig gefallen war, besetzte das Teil bald all meine Lebensbereiche.

Mehr und mehr entdeckte ich Erweiterungen, die mir das Leben als blinder Mensch in einer bis dato unbekannten Weise erleichtern.
Von der einfachen Eieruhr,
der Wetteransage,
Vorlesen von Post,
als Kochhelfer,
als Navigator und Fahrplanfinder,
von Hörbuchleser bis Radio, Fernsehen und Podcasts,
und seit ich auch noch die dazu passende Uhr am Handgelenk trage auch als Sportbegleiter,
mache ich fast nichts mehr, wo das Gerät nicht auf die eine oder andere Weise zum Einsatz kommt. Ganz besonders in den Zeiten des Lockdowns und der Pandemie war und ist es mir zu einer unverzichtbaren Kommunikationshilfe in allen Lebensbereichen geworden.
Sogar der Sternenhimmel lässt sich damit blind erkunden.
Für manche von euch mag sich das jetzt nach einer unglaublichen Abhängigkeit von einem Gerät anfühlen, und das stimmt leider auch. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, würde es mir von jetzt auf gleich ausfallen. Aus diesem Grunde behalte ich nach einem Wechsel auf ein neueres Modell stets das Vorgängermodell als Ersatz zurück. Außerdem bin ich dankbar dafür, mir eine Versicherung für dieses so unverzichtbare Hilfsmittel leisten zu können.

Ich weiß, dass es bis heute noch blinde Menschen gibt, die dieser Technologie misstrauisch gegenüber stehen, bzw. sie aus anderen Gründen nicht nutzen können. Aber all jenen, die es können, rufe ich zu, sich darauf einzulassen. Und für die anderen stehen mittlerweile glücklicherweise Geräte zur Verfügung, die eventuell besser bedienbar sind, und dennoch einige dieser neuen Funktionen und Hilfsmittel in sich vereinen.
Ich bin sehr dankbar, genau in dieser Zeit zu leben. Ich weiß noch genau, wie es ohne all das war, und darf jetzt erleben, wie es jetzt mit allen diesen tollen Erfindungen ist.