Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 9 – Quarktaschen im Universum


Liebe Mitlesenden,

Dies ist nun Station 9, unsere letzte Rast, bevor wir zu den schwarzen Löchern kommen.
Da wir schon acht Stationen hinter uns haben, müssen wir bei Station neun vermutlich etwas länger rasten und verweilen. Will sagen, es könnte etwas länglich werden.

Wir haben uns auf der letzten Station mit dem beschäftigt, was übrig bleiben kann, wenn ein Stern stirbt, mit den weißen Zwergen. Sie sind sehr klein, sehr heiß und ihre Materie ist so dicht, dass sich Elektronen, Protonen und Neutronen einzeln in ihm befinden und alle Atomkerne zerbrochen sind. Am Ende haben wir auch gehört, dass der Rest eines gestorbenen Sternes höchstens 1,44 Sonnenmassen betragen darf, um zu einem weißen Zwerg zu werden. Heute befassen wir uns mit dem, was übrig bleibt, wenn der Rest diese Masse übersteigt. Es geht um die Quarktaschen im Universum, um Neutronensterne.

Jenseits der weißen Zwerge

Mit zunehmend verbesserten Teleskopen und Messmethoden wurde bald klar, dass es Sterne geben muss, die deutlich schwerer, die z. B. das hundertfache unserer Sonne wiegen. Klar war auch, dass Sterne am Ende ihres Lebens noch einiges ihrer Masse entweder als planetare Nebel abwerfen, bzw. noch spektakulärer als Novae oder Supernover, gewaltigen Sternexplosionen enden. Leider sind Novae und Supernovae selten, so dass man sie nicht oft vor das Teleskop bekommt, aber sie kommen eben doch vor. Wenn ein derart schwerer Stern sein Lebensende erreicht, so muss er mit einem unheimlichen Spektakel von der Weltbühne abtreten.
Wie dieses „Feuerwerk“ funktioniert, muss ich leider einem anderen Artikel, vielleicht mal passend zu Silvester, vorbehalten.

All dies legt natürlich nun die Frage nahe, was denn aus einem Sternrest wird, der schwerer als die ChandraSekhar Grenze von 1,44 Sonnenmassen ist. Wenn er nicht zu einem weißen Zwerg werden kann, was wird aus ihm dann…

Der Kollaps eines weißen Zwerges wird durch den Gegendruck, den die elektromagnetische Kraft zwischen negativ geladenen Elektronen und positiv geladenen Protonen, der Gravitation entgegensetzt, aufgehalten. Der Zwerg ist quasi im Gleichgewicht.

Ist die Masse größer, dann wird der Druck, den die heimliche Herrscherin, die Gravitation ausübt einfach zu groß, um von der elektromagnetischen Kraft aufgehalten werden zu können. Ich darf an dieser Stelle nochmals daran erinnern, wie schwach die Gravitation gegen die anderen Kräfte ist. Setzt dieser Kollaps ein, dann werden Elektronen derart gequetscht, dass sie nicht länger als solche existieren können. Sie bilden zusammen mit den Protonen nun Neutronen. Auch dieses war Anfang des 20sten Jahrhunderts schon durch die Kernphysik bekannt. Gemeinsam mit den schon vorher im Sternrest vorhandenen Neutronen besteht er nun nahezu nur noch aus Neutronen. Aus diesem Grunde nennt man diese Objekte Neutronensterne. Diese Neutronen werden nun durch die Gravitation derart aneinander gepresst, dass sie sich quasi berühren. Dann ist der Kollaps erst mal für diesen Stern beendet, wenn seine Masse zwischen 1,44 und etwa 3 Sonnenmassen liegt. Was mit noch schwereren wird, ist Gegenstand unserer letzten Station.

Nun übernimmt die schwache Wechselwirkung zwischen Kernteilchen und verhindert einen weiteren Kollaps.
Man stellt sich das Innere eines Neutronensterns als Neutronenflüssigkeit, auch Neutronium vor. Diese Flüssigkeit ist ungeheuer dicht. ich habe mal in einem Buch gelesen, dass ein Kubikzentimeter dieser Flüssigkeit so viel wiegen soll, wie zehn Millionen Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn.

  • Die Erde hätte mit ihrer Masse als Neutronenstern lediglich nur noch einen Durchmesser von 130 Metern, etwa ein Hunderttausendstel, wenig mehr, als die Größe eines Fußballfeldes.
  • Der Durchmesser unserer Sonne betrüge anstelle von 1,4 Millionen Kilometer als Neutronenstern nur noch vierzehn Kilometer.
  • Selbst unser ganzes Universum als Neutronenstern an die Stelle unserer Sonne gepackt, berührte gerade mal nur unsere Erdbahn und wäre so schwer, wie alle Milliarden von Galaxien zusammen.

Wie leer das Universum doch ist.

Man kann sich nun leicht vorstellen, dass Neutronensterne mit normalen Messmethoden nicht beobachtbar sind. Sie sind zu klein und zu weit entfernt. Und doch, weiß man gesichert, dass es sie gibt, man hat sie bewiesen und gefunden. Aus diesem Grunde waren die Neutronensterne zunächst nur eine physikalische Idee, ein Postulat also, oder unwissenschaftlicher ausgedrückt, eine „Voraussage“.

Wir erinnern uns, dass es bei den weißen Zwergen genau umgekehrt war. Sie wurden zuerst indirekt beobachtet, dann gesichtet und schließlich auch erklärt.

Die Idee

Der schweizerische Astronom, Fritz Zwicky, der sehr streitbar gewesen sein soll und obwohl in USA lebend zeit Lebens sein Schweizerdeutsch gesprochen hat, in welchem er urchig fluchte, und der Astronom Walter Baade, ersannen um 1934 die Möglichkeit der Existenz von Neutronensternen. Einige Jahre später konnte dann Robert Oppenheimer, der später den Bau der ersten Atombombe leitete mit einem Studenten die Idee aus kernphysikalischer Sicht untermauern. Den meisten anderen Astronomen erschien diese Idee doch etwas absurd. Sie interessierten sich zunächst nicht dafür, zumal gerade der zweite Weltkrieg angebrochen war. Nichts desto Trotz blieb die Frage, wie man die Theorie der Entstehung von Neutronensternen zum einen, aber dann zum anderen auch ihre Existenz überprüfen konnte, wenn optische Teleskope, die mit Licht arbeiten, ausschieden, weil Neutronensterne so klein und so weit entfernt sind.

Jenseits des Lichts

In Station 6 unserer Reise hörten wir, dass der berühmte Astronom Herschel mit seinem Versuch mit den Thermometern am roten Ende des Spektrums des Sonnenlichtes die wärmende Infrarot-Strahlung entdeckte, und der Physiker Ritter am Violetten die ebenfalls nicht sichtbare Ultraviolett-Strahlung. Wer diese spannende Geschichte nochmals lesen möchte, kann das in Station 6 gerne tun, in welcher es um das Licht ging.

Inzwischen wurden beide Enden des Spektrums erweitert, denn es waren auch schon Radiowellen am roten- und am ultravioletten Ende die Röntgen-Strahlung entdeckt worden.

Die Theorie der Neutronensterne postulierte die Eigenschaft, dass sie an ihrer Oberfläche sehr heiß sein sollten, und zwar so heiß, dass sie nicht mehr hauptsächlich im sichtbaren Licht leuchten, sondern im unsichtbaren Röntgenlicht strahlen würden.
Und das führt uns zu einem weiteren Problem. Ultraviolett- und Röntgenstrahlung wird von der Erdatmosphäre zu unserem Schutz fast vollständig abgeschirmt, so dass es vom Erdboden aus wieder einmal quasi unmöglich sein würde, Neutronensterne anhand ihrer Röntgenstrahlung zu entdecken.

Ihre Entdeckung

Bereits im Jahre 1911 konnte der Physiker Victor Frances Hess mit Messgeräten, die er an Ballone hängte, die hoch hinauf stiegen nachweisen, dass eine energiereiche Strahlung des Kosmos bis zur Erde vordringt. Diese kosmische Strahlung besteht aus sehr schnellen geladenen Teilchen, die mit dem Magnetfeld und der Atmosphäre unser Erde interagieren. Sie ist vermutlich durch Supernovae entstanden, die in unserer Galaxie explodiert sind.

Da diese Strahlung aber aus geladenen Teilchen besteht, so werden diese durch elektromagnetische Felder abgelenkt, so dass man nicht mehr sagen kann, aus welcher Richtung gewisse Teilchen ursprünglich kamen. Somit taugte auch diese Strahlung nicht, um unsere Neutronensterne zu finden. Ähnliches Problem besteht auch bei der 1931 entdeckten aus dem Weltall kommenden Mikrowellenstrahlung. Sie zeigte uns aber, dass Sterne ihre Energie in allen Wellenlängen abstrahlen und dass das nicht nur unsere sonne tut.

Ab 1950 führte man Versuche mit Raketen durch. Die konnten zwar die Strahlungsarten, auch die Röntgenstrahlung messen, hatten aber den Nachteil, dass sie im Gegensatz zu Ballonen zwar höher, aber nicht lange oben bleiben konnten.

Die Situation verbesserte sich erst, als man begann Röntgensatelliten in verschiedene Umlaufbahnen zu schicken. Mit ihnen war erstmals eine Röntgendurchmusterung des Himmels möglich. Man fand tatsächlich sehr viele verschiedene Röntgenquellen am Himmel von denen einige auf Neutronensterne schließen lassen, andere auf schwarze löcher und mehr.

Wie stark die Astrophysiker an den Röntgenquellen interessiert waren, und dass das Thema bis heute eine große Rolle spielt, kann man daran sehen, wie viele derartige Messinstrumente in den letzten Jahrzehnten gebaut und ins Weltall geschossen wurden.
Wer auf der Suchmaschine seines Vertrauens die beiden Begriffe „Röntgensatellit“ und „Wiki“ eingibt, wird umgehend auf eine sehr beeindruckende Liste von Röntgensatelliten geführt.

Es wurde aber noch etwas anderes entdeckt, dass die Existenz von Neutronensternen absolut und unzweifelhaft bestätigte.

Pulsare

Neben seiner ungeheuren Hitze und seiner Dichte sind Neutronensterne meist von ungeheuren Magnetfeldern umgeben. Diese rühren da her, dass ihre Vorläufersterne auch Magnetfelder besaßen. In diesen Magnetfeldern bewegen sich geladene Teilchen. Diese erzeugen vor allem an den Magnetpolen starke Radiowellen.

Die magnetischen Pole eines Pulsars müssen nicht zwangsläufig mit denen der Rotationsachse des Neutronensterns übereinstimmen, wie auch die magnetischen Pole der Erde nicht exakt mit den Polen ihrer Achse übereinstimmen. Steht beispielsweise ein Pulsar in unserer Ebene aufrecht und seine magnetischen Pole um 90 Grad gekippt, dann überstreichen die daraus hervortretenden Radiowellen unsere Richtung. Das können wir auf der Erde mit Radioteleskopen als sehr regelmäßige Radio-Pulse empfangen.
Neutronensterne, die nicht in unsere Richtung „pulsen“ können auch Pulsare sein, aber ihre Pulse verfehlen uns halt immer.

Jocelyn Bell und ihr Doktorvater Antony Hewish entdeckten den ersten Pulsar bei der Suche nach Radioquellen am 28. November 1967 am Mullard Radio Astronomy Observatory bei Cambridge. Für diese Untersuchung wurden in einem breiten Feld sämtliche Quellen erfasst, die binnen kurzer Zeit starke Schwankungen in ihrer Strahlungsintensität aufwiesen. Die Signale des später als PSR B1919+21 bezeichneten Pulsars zeichneten sich durch ungewöhnliche Regelmäßigkeit der abgestrahlten Wellen aus, so dass Bell und Hewish sie zunächst für ein künstliches Signal – eventuell einer extraterrestrischen Zivilisation – hielten (Little Green Man 1).

Antony Hewish wurde 1974 für die Entdeckung der Pulsare mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Der erste Physiker, der gleich nach ihrer Entdeckung hinter Pulsaren rotierende Neutronensterne vermutete, war Thomas Gold 1968/69. Eine Fachkonferenz lehnte jedoch zunächst seinen entsprechenden Vortrag als zu absurd ab und erachtete dies noch nicht einmal als diskussionswürdig. Später wurde seine Meinung aber bestätigt.

Russell Hulse und Joseph H. Taylor Jr. entdeckten 1974 den Pulsar PSR 1913+16, ein System aus zwei einander in weniger als 8 Stunden umkreisenden Neutronensternen, von denen einer ein Pulsar ist. Ihre Bahnperiode verkürzt sich ständig in einer Weise, die nur durch die Abstrahlung von Gravitationswellen gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie erklärt werden kann. Die Messung, dass das System sich verlangsamt, durfte als der erste indirekte Nachweis von Gravitationswellen gewertet werden. Alleine stehende Pulsare verlangsamen zwar mit der Zeit ihre Umdrehung auch, aber das geht so langsam vor sich, dass sie genauer pulsen, wie die genauesten Atomuhren, die zur Zeit ihrer Entdeckung zur Verfügung standen.
Die Gravitationswellen, was sie sind und ihr Nachweis werden uns noch in Station10 begegnen.

Hulse und Taylor erhielten dafür 1993 ebenfalls den Nobelpreis für Physik. Bis zum Mai 2006 waren ungefähr 1700 Pulsare bekannt,

PSR B0531+21 im Krebsnebel ist mit einem Alter von etwa 900 Jahren der jüngste bekannte Pulsar.
Im Krebsnebel konnten wir, ohne, dass wir es wussten, quasi der Entstehung eines Neutronensternes, der auch ein Pulsar ist, zusehen.
Wie das?
Der Krebsnebel (seltener Krabbennebel, früher auch Crab-Nebel von englisch Crab Nebula, katalogisiert als M 1 und NGC 1952) im Sternbild Stier ist der Überrest der im Jahr 1054 beobachteten und dokumentierten Supernova. Dort war plötzlich ein Stern erschienen, der dort nicht hin gehörte.
Noch heute sind die Überreste dieser Supernova als Nebel zu sehen. Wegen seiner Struktur und seinem Aussehen, bekam er seinen Namen.
Und auch der Pulsar in seiner Mitte ist gefunden.

Ein in der Entstehung besonderer Pulsar ist der sich auf einer stark elliptischen Umlaufbahn um einen sonnengroßen Stern bewegende PSR J1903+0327, welcher mit 465 Umdrehungen pro Sekunde rotiert.

1982 wurde der erste Millisekundenpulsar mit der Bezeichnung PSR B1937+21 entdeckt. Die Stabilität seiner Rotationsdauer von 1,5578 Millisekunden – nach Berücksichtigung einer linearen Zunahme – ist besser als $10^{−14}$, die Präzision damaliger Atomuhren. Diese Genauigkeit kann für eine präzise Ortsbestimmung der Erde verwendet werden, um dadurch einen weiteren Nachweis für Gravitationswellen zu erbringen.

Das muss man sich mal vorstellen. Da dreht sich ein Körper, der zwischen 1,44 und 3,5 Sonnenmassen besitzt und nur wenige Kilometer durchmesser hat, in wenigen Millisekunden um sich selbst. Kein Material auf der Erde würde diese Fliehkraft überleben und würde zerreißen.
Nun bleibt noch die Frage, wieso sich Neutronensterne überhaupt so rasend schnell um ihre Achse drehen.

Die Eisläuferin

Alle Sterne drehen sich in einer Geschwindigkeit um sich selbst. Unsere Sonne tut dies beispielsweise innerhalb von ungefähr 29 Tagen, was man an der Wanderung von Sonnenflecken beobachtet und gefunden hatte. Kollabiert nun ein Stern zu einem Neutronenstern, so geht ein Großteil des Drehimpulses an ihn über. Es ist, als ob eine Eisläuferin ihre Arme anzieht. Dadurch wird sie dann auch schneller. Geht nun der Drehimpuls eines ausgewachsenen Sternes an einen Neutronenstern über, geschieht mit ihm dasselbe. Er nimmt diesen Drehimpuls auf, und beschläunigt seine Drehgeschwindigkeit auf diese oben genannten unfassbaren Werte.

Damit wollen wir es erst mal mit den Neutronensternen und Pulsaren bewenden lassen, aber eines, das große Finale fehlt noch.

Das Finale

Jetzt, wo wir wissen, dass es Radioprogramm im Kosmos gibt, wollen wir uns das natürlich auch anhören. Ich habe hier mal einige Beispiele zusammenkopiert. …

Und zu guter Letzt muss ich ja nun noch das Rätsel kurz auflösen, wieso es sich bei Neutronensterne um kosmische Quarktaschen handelt.

Kosmische Quarktaschen

Protonen und Neutronen bestehen aus weiteren Teilchen, die man Quarks nennt. Jedes dieser Teilchen besteht aus drei Quarks. Es gibt Up-, Down- Top- Charm-Quarks und noch viele andere.

Lange wurde, und wird von vielen noch immer vermutet, dass im Inneren eines Neutronensternes die Neutronen in ihre Quarks zerfallen sind, am Rande jedoch nicht. In dem Fall wären Neutronensterne Quarktaschen im Universum, extrem runde sogar. Innen Quark und außen Neutronen-Teig.
Es gibt aber momentan etwas Uneinigkeit unter den Physiker. Manche wollen ohne Quark im Inneren von Neutronensterne auskommen, was ich persönlich schade fände, wenn sich das als richtig erweisen sollte, denn Quarktaschen sind läcker und machen sich im Universum einfach super.

Und was Station zehn betrifft, so gibt es dazu nicht viel anzukündigen. Ihr wisst, worum es gehen wird.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 8 – Bombur


Meine lieben Mitlesenden,

unsere heutige Station beginnen wir mit einer Frage:

Kennt ihr Bombur?

„Ja, genau.“, mag mancher sich erinnern, „Das war doch einer der Zwerge aus dem kleinen Hobbit.“
Stimmt genau. Und dieser Zwerg hatte eine besondere Eigenschaft. Er wird als ungeheuer fett und schwer beschrieben. OK, Fett sind die Zwerge, um die es heute gehen wird nicht, aber unbeschreiblich schwer.

Wir erinnern uns, dass wir am Ende von Station sieben darüber sprachen, welch Schicksal unsere Sonne am Ende ihres Lebens, am Ende aller Kernfusion in ihrem Inneren nehmen wird. Sie, und damit die Mehrzahl aller Sterne, werden so enden. Sie werden zu weißen Zwergen. und diese bilden die vorletzte Etappe auf unserer Reise zu den schwarzen Löchern.

Was ist ein Weißer Zwerg

  • Ein Weißer Zwerg ist ein kleiner, sehr kompakter alter Stern. Er hat trotz seiner hohen Oberflächentemperatur nur eine sehr geringe Leuchtkraft, Der hohen Temperatur verdankt er seine weiße Farbe,
  • Die Tatsache, dass man diesen Objekten nur mit den besten Teleskopen bei kommt legt den Schluss nahe, dass es sich tatsächlich bei ihnen um sehr kleine aber schwere Objekte handeln muss.
  • Während Sterne, bei denen noch Wasserstoff zu Helium wird, Durchmesser, z. B. im Fall unserer Sonne, von 1,4 Mio Kilometer besitzen, beträgt der Durchmesser eines Weißen Zwerges mit 14000 bis 28.000 km nur 1 bis 2 Erddurchmesser.
  • Dennoch haben Weiße Zwerge die Masse eines Sterns. Sie bestehen im Normalfall aus einem Kern aus heißer entarteter Materie von extrem hoher Dichte, umgeben von einer dünnen, leuchtenden Photosphäre.
  • Weiße Zwerge sind nach dem Ende jeglicher Kernfusion das Endstadium der Entwicklung der meisten Sterne, deren nuklearer Energievorrat versiegt ist. Sie sind die heißen Kerne Roter Riesen, die übrig bleiben, wenn jene ihre äußere Hülle abstoßen. Voraussetzung dafür ist, dass die Restmasse unterhalb eines Schwellenwertes von 1,44 Sonnenmassen bleibt, der sogenannten Chandrasekhar-Grenze. Andernfalls entsteht nach einem Supernova-Ausbruch ein Neutronenstern oder (bei einer Kernmasse von mehr als 2½ Sonnenmassen) gar ein Schwarzes Loch.

Als kleiner Vorgriff auf die nächsten Stationen unserer Reise sei folgendes angemerkt.
Wie ein Stern endet, hängt immer von der Masse ab, die zu dem Zeitpunkt übrig ist, wenn in seinem Innern gar nichts mehr geht. Was er vorher war und auf die Waage brachte, spielt kaum eine Rolle.
Neutronensterne und Schwarze Löcher setzen relativ massive und massereiche stellare Vorgänger voraus mit mindestens acht Sonnenmassen, da die Sterne gegen Ende ihrer Existenz einen hohen Masseverlust erleiden. Daher erreicht die Kernmasse entsprechend selten die benötigten 1,44 Sonnenmassen, um ein anderes Objekt als einen Weißen Zwerg entstehen zu lassen. Weiße Zwerge sind somit deutlich häufiger anzutreffen, als jene Objekte, über welche wir noch sprechen müssen.

Ihre Entdeckung

Der zuerst entdeckte, aber nicht als solcher erkannte Weiße Zwerg war 40 Eridani im dreifach-Sternsystem 40 Eridani. Dieses Sternpaar wurde von William Herschel am 31. Januar 1783 entdeckt und erneut von Friedrich Georg Wilhelm Struve im Jahre 1825 sowie von Otto Wilhelm von Struve im Jahr 1851

Den dritten Partner, also den weißen Zwerg konnten diese Astronomen vermutlich mit ihren Teleskopen noch nicht sehen. Was sie aber sahen war, dass der „Tanz“ der beiden anderen sichtbar leuchtenden Sterne, den sie aufführten, von einem dritten unsichtbaren Partner beeinflusst werden musste. Die wellenartige torkelnde Bewegung ließ nur den Schluss zu, dass es sich hier um einen dunklen Begleiter mit ungefähr einer Sonnenmasse handeln müsse.

Damals hatten die Astronomen kein Problem mit dem Gedanken, dass es dunkle ‚Begleiter mit einer Sonnenmasse geben könnte. Heute wissen wir aber, dass sich eine Wasserstoff-Wolke mit der Masse einer Sonne nicht in Dunkelheit verbergen kann. Der Druck in ihrem Innern ist so hoch, dass das Wasserstoff-Brennen zu Helium einfach einsetzen muss. Und dieses geht nicht einher ohne dass dieses Objekt hell erstrahlt. Wenn es aber nun doch offensichtlich dunkle Objekte mit der Masse einer Sonne geben soll, dann müssen diese unter ganz anderen Bedingungen existieren und leben. In Betracht ziehen kann man natürlich auch, dass die Teleskope damals einfach zu lichtschwach waren, um ein eventuelles Leuchten dieses Objektes zu empfangen.

Im Jahre 1910 waren aber dann die Teleskope schon deutlich besser und empfindlicher.
In diesem Jahr entdeckten die Astronom*innen Henry Norris Russell, Edward Charles Pickering und Williamina Fleming, dass obgleich 40 Eridani B ein sonnennaher schwacher Stern ist, die üblicherweise Rote Zwergsonnen sind, jener offenbar eine Ausnahme bildet. Er leuchtet entgegen aller Erwartungen weiß und muss daher eine sehr hohe Oberflächentemperatur besitzen.

Der nächstgelegene Weiße Zwerg ist Sirius B, der winzige Begleiter des Sirius, der mit −1,5 Magnituden (Helligkeitsmaß für Sterne) den hellsten Stern am Nachthimmel darstellt.
Über die Helligkeitsmessung von Sternen schrieb ich in Im Dunkeln sieht man besser.
Den Sirius kennen wir vom Sternbild Hund her, nach welchem die Hundstage benannt sind.
Der 8,5 Lichtjahre entfernte, sehr heiße Sirius hat 2 Sonnenmassen und ist 22-mal heller als die Sonne. Sirius B hat zwar nur Erdgröße, aber besitzt 98 Prozent der Sonnenmasse und 2 Prozent ihrer Leuchtkraft. Er ist der am besten untersuchte Stern dieses Typs. Ein Teelöffel voll seiner Materie hätte eine Masse von über 5 Tonnen.
Entdeckt wurde er 1844 indirekt durch winzige Unregelmäßigkeiten in der Eigenbewegung des Sirius, aus denen Friedrich Bessel auf einen Doppelstern mit etwa 50 Jahren Umlaufzeit schloss.
Wir erinnern uns an Station zwei und Station drei, wo wir zunächst die Erde und dann andere Himmelskörper wogen. Es kreist nicht ein Körper nur um einen anderen, sondern beide umkreisen ihren gemeinsamen Schwerpunkt.

Teleskopisch konnte Sirius B erst 1862 nachgewiesen werden, weil er vom 10.000-mal helleren Hauptstern meistens völlig überstrahlt wird.
Dem Astronomen Alvan Graham Clark gelang die Entdeckung bei der Prüfung eines neuen, Objektivs. Wenn man durch ein neues Teleskop schaut, das man eventuell sogar selbst gebaut hat, und plötzlich ein Lichtpünktchen sieht, wo eigentlich keines sein sollte, dann muss man genau beobachten um auszuschließen, dass es kein Fehler des Instruments selbst ist. Erscheint das Pünktchen beispielsweise immer an der selben Stelle im teleskop, ist ein Fehler sehr wahrscheinlich. Bewegt es sich aber gegen den Himmelshintergrund, dann könnte man tatsächlich stolzer Entdecker etwas neuem sein. Dieser Astronom entdeckte nun, dass sein Lichtpünktchen, das sehr schwach leuchtet, genau dort hin passt, wo man durch Beobachtung von Sirius und durch Berechnungen den dunklen Begleiter vermuten würde, der offensichtlich doch nicht so ganz finster ist.

Weil sich Sirius B damals auf seiner Elliptischen Bahn zunehmend von Sirius A entfernte, konnte er bald auch von anderen Beobachtern wahrgenommen und bestätigt werden.

Im Jahre 1917 entdeckte Adriaan van Maanen den sogenannten Van Maanens Stern. Er ist ein isolierter Weißer Zwerg im Abstand von 13,9 Lichtjahren. Der teilt unser Sonne Schicksal Einsamkeit, denn die meisten Sterne kommen in Doppelstern-Systemen vor, in denen sich zwei Sterne um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Es kann durchaus sein, dass unsere Sonne ihr Geschwisterchen in der Galaxis verloren hat. Man sucht tatsächlich danach. Fände man einen Stern, der von seiner Zusammensetzung, seiner Größe und Masse und seiner chemischen Signatur der Sonne entspräche,dann wäre es tatsächlich möglich, dass das Schwesterchen gefunden wäre. Zusammen bringen könnte man die beiden aber leider nicht…

Diese drei Weißen Zwerge sind die drei zuerst entdeckten Weißen Zwerge und werden auch als die klassischen Weißen Zwerge bezeichnet.

Was wissen wir

Wie weiße Zwerge entstehen, haben wir ja in Station sieben schon vorweg genommen.

  • Dass ihre Materie entartet ist,
  • ein Teelöffel dieses Materials über fünf Tonnen wiegt,
  • ihre Atome bereits in Protonen und Elektronen zerfallen sind
  • Die Atomkerne schon sehr nahe zusammen gerückt sind,
  • und dass sie eine sehr heiße Oberfläche besitzen,

Wollte ich hier näher darauf eingehen, wie so ein Zwerglein in seinem Innern aufgebaut ist, dann müssten wir uns mit Kernphysik, Quantenmechanik und ganz intensiv mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein beschäftigen.
Unter diesen gravitativen Kräften, die in so einem weißen Zwerg herrschen, sind die Verhältnisse nur noch mathematisch und kaum noch mit Worten ausdrückbar.

Die letzte Frage

Bleibt an dieser Stelle für den Moment nur noch die Frage, was denn nun aus so einem armen Zwerglein wird.
Er wird ganz langsam, wir sprechen hier von Milliarden von Jahren, abkühlen.

Da hört man doch immer, es wäre so kalt im All. von Minus 270 Grad oder drei Kelvin ist da die Rede. Da sollte so ein kleiner Körper doch rasch auskühlen, wie hier auf Erden der Pudding auf der Fensterbank im Winter.

Im All kann der Zwerg aber das meiste seiner Wärme an nichts abgeben, weil es nichts dort gibt. er verliert lediglich etwas seiner Temperatur über sein weißes Licht, das sich als elektromagnetische Welle durch das Vakuum bewegen kann. Unser Pudding gibt aber seine Wärme rasch an die Metallschüssel, an die Fensterbank und an die kalte Winterluft ab, die sich dadurch etwas aufheizt. Das alles kann der Zwerg nicht. Dennoch, auch der leuchtet nicht ewig. Er kühlt, wie schon gesagt in Äonen von Jahren aus. Sein Licht wird röter und röter, irgendwann ist es nur noch unsichtbares Infrarot und dann wird er dereinst als unsichtbarer schwarzer Zwerg durch das All vagabundieren. Wenn er Glück hat, wird er noch von etwas eingefangen, das er umkreisen darf, oder ein Schwarzes Loch zieht ihn rein, was aber sehr unwahrscheinlich ist.

Dieses nur am Rande. Es gibt ein Szenario mit Doppelsternsystemen, bei welchem ein weißer Zwerk unter bestimmten Bedingungen sein Leben nochmal verlängern kann, aber viel nützt ihm auch diese vorübergehende Verjüngung nicht. Irgendwann trifft es auch ihn, wie oben beschrieben.

Momentan ist das Universum noch zu jung, dass es schon ausgekühlte weiße Zwerge gibt. Die haben alle noch etwas Dampf drauf und sind noch recht heiß.

Ausblick

Wer aufmerksam gelesen hat, wird oben den kleinen Vorgriff bemerkt haben. Wir geben nämlich noch keine Ruhe, indem wir wissen, was mit sterbenden Sternen passiert, die ungefähr eine Sonnenmasse besitzen. Wir wollen mehr.
Zwischen den weißen Zwergen und den schwarzen Löchern gibt es noch etwas, dem wir uns auf Station 9 widmen werden. Was das ist, wurde hier auch schon kurz erwähnt…
Es wird sogar im Station neun was auf die Ohren geben.
Lasst euch überraschen.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 7 – Die Herrscherin macht Druck im All


Seid herzlich gegrüßt,

Vorgeplänkel

Tja, wie das manchmal so ist. Diesen Artikel musste ich nochmal total überarbeiten, weil ich damit unzufrieden war. Ich hatte Wortfindungsstörungen und fand ihn auch inhaltlich zu trocken. Hoffentlich geht es euch, wie mir, und die überarbeitete Version gefällt euch besser.
Also los:

Heute geht es darum, was so passieren kann, wenn Materie von allen Seiten zusammengedrückt wird, wenn also Druck ausgeübt wird.
Wir haben ja schon in den vorigen Artikeln behandelt, dass die heimliche Herrscherin, die Gravitation durch die gegenseitige Anziehung die Himmelskörper, ob Planeten, Sterne, Gas- und Staubwolken und vieles andere, zusammenhält. Da wir zu den schwarzen Löchern wollen, werden wir uns heute mit Gaswolken und Sternen befassen, was der Druck in ihrem Inneren bewirkt, was an ihrem Lebensende geschieht und damit, was Druck mit normaler Materie, also mit Atomen und deren Bestandteilen so anrichten kann.

Der Anfang

Kurz nach dem Urknall, als das Universum entstand, gab es im Wesentlichen nur das Element Wasserstoff, einen kleinen Anteil Helium und etwas Lithium.
Das dem so war, verrät uns das Sternenlicht sehr alter bereits längst vergangener Sterne und gute Simulationen am Computer. Aus diesem Grund werden wir uns nachher, wenn es um Gaswolken geht, eine Wolke vorstellen, die im wesentlichen aus Wasserstoff besteht. Den Staub darin werden wir vernachlässigen. Somit werden wir heute auch nicht über die Entstehung von Planeten sprechen, die eigentlich immer gemeinsam mit ihren Sternen geboren werden.

Verdichtete Materie

Wir haben in vorigen Artikeln schon beschrieben, dass der Grund, dass ein Buch niemals durch die Tischplatte fällt, die Elektronenhülle der Tisch-Atome und die des Buches sind, die sich gegenseitig abstoßen.
Wir können bei festen und flüssigen Körpern die Elektronen quasi nicht in ihre Atomkerne hinein drücken.
Gase sind deshalb so kompressiebel (zusammendrückbar), weil ihre Atome oder Moleküle sich frei im Raum, also z. B. in einer Wolke bewegen. Ihre Bestandteile sind sehr viel weiter voneinander entfernt, als bei festen oder flüssigen Substanzen.
Pralle Luftballone oder Bälle lassen sich gut zusammendrücken, bis das Material ihrer Hüllen dem Druck nicht mehr stand hält und sie platzen. Wenn man Gase presst, dann entsteht Wärme, denn die Bestandteile kommen näher zueinander, so dass, befindet man sich beispielsweise in einem aufgeheizten Raum, man mit mehr von ihnen in Kontakt kommt und ihre Energie als Wärme spürt. Im Weltall gibt es sehr viele sehr heiße Gasatome. Man verbrennt dort aber dennoch nicht, weil die Gase dort so dünn verteilt sind, dass man nur selten mal mit einem einzelnen heißen Gasatom in Berührung kommt. Wer schon mal einen Fahrradreifen oder ähnliches aufgepumpt hat, wird bemerkt haben, dass die Pumpdüse dabei warm wird. Das Gegenteil passiert, wenn ein Gas mit einem Schlag freigesetzt wird, z. B. wenn man es aus einer Gasflasche entlässt. Dann entsteht Kälte, weil die entweichenden Gasteilchen Wärmeenergie mit nehmen und auseinander streben.
Die Atome der Gase bleiben aber noch völlig unbeschädigt, wenn man das Gas unter Druck setzt. Sie rücken nur etwas näher zueinander.

Gaswolken

Findet sich Materie im All, z. B. in Form einer Gaswolke zusammen, so beginnt die Gravitation ihre Arbeit. Eine ungestörte Gaswolke könnte eigentlich für immer und ewig als solche existieren und in einem Gleichgewicht zwischen dem Gravitationsdruck, der zum Mittelpunkt hin wirkt, und dem Druck, den ihr die elektromagnetische Kraft der Elektronen der zusammenrückenden Gas-Atome oder Moleküle entgegensetzt, verharren.
Nun besteht aber das Universum aus vielen Himmelskörpern, die alle eine Masse haben. Manchmal explodiert vielleicht ein Stern in der Nähe unserer Gaswolke und erzeugt in ihr eine Schockwelle, oder ein anderer massereicher Himmelskörper kommt vorbei und verändert mit dieser die Gasverteilung in der Wolke.
Es gibt dann Orte in der Wolke, an welchen das Gas etwas dichter ist, also mehr Moleküle pro $cm^3$, und andere, bei
denen es sich umgekehrt, also weniger dicht verhält.
An solchen Orten höherer Dichte wittert die Herrscherin ihre Chance. Sie wird alles daran setzen, diese Orte noch dichter zu bekommen, indem sie versucht, noch mehr Material dort hin anzuziehen.
Das bedeutet dass die Dichte an diesem Ort im Gegensatz zu seiner Umgebung immer größer wird. Es entsteht quasi eine Unterwolke in der Wolke, ein Gastropfen oder eine Gaskugel, die um so schwerer wird, desto mehr Material sie aus ihrer Umgebung an sich ziehen kann. Dieses wiederum bewirkt, dass der Druck im Inneren solch eines Gasballs immer weiter ansteigt, desto größer und massereicher er wird. und das sorgt dafür, dass die Temperatur im Innern stetig zunimmt.

Gasplaneten und Protosterne

Die Abstoßungskraft zwischen den Gasteilchen, welche durch ihre Elektronenhüllen ausgeübt wird, ist nicht unendlich stark. Das bedeutet, dass die heimliche Herrscherin, obwohl weit abgeschlagen als schwächste Kraft, den Gasatomen durchaus etwas anhaben kann, wenn nur genügend Material vorhanden ist, das Druck durch Masse ausüben kann. eine Temperatur von vielen tausend Grad im inneren unserer Wasserstoff-Kugel bewirkt, dass die Atome so stark und oft miteinander kollidieren, dass sie sich gegenseitig manchmal Elektronen aus ihren Hüllen schlagen. Wasserstoff-Moleküle werden also zu Wasserstoff-Atomen zerrissen und diese verlieren sogar noch ihre Elektronen. Das hat zur Folge, dass das Gemisch jetzt aus positiv geladenen Protonen und negativ geladenen Elektronen besteht. Freie Neutronen gibt es dort nicht, weil Wasserstoff keine besitzt. Diese Proton-Elektronen-Suppe nennt man ein Plasma. Das ist neben fest, flüssig und gasförmig der vierte Aggregat-Zustand. Fast 100 % der Materie im Universum befindet sich in diesem Zustand. Ich erwähnte in einem der vorigen Artikel den Gasplaneten Jupiter, der fast nur aus Wasserstoff, etwas Helium und Spuren kosmischen Staubes besteht. Da er 90 % der Masse aller sich außer der Sonne in unserem Sonnensystem befindlichen Körper in sich vereint, darf man in seinem Inneren, obwohl er im wesentlichen aus Gas besteht, eine höhere Temperatur erwarten, als beispielsweise in unserer Erde. 1973 und 1974 flogen zwei amerikanische Raumsonden, Pionier 10 und Pionier 11 in geringem Abstand an Jupiter vorbei. Aus den Messdaten konnte man tatsächlich die Kerntemperatur des Gasriesen abschätzen. Die Wolkenschicht des Planeten ist rund 71.000 Kilometer von seinem Zentrum entfernt. Dort herrscht eine Temperatur von etwa -175 Grad Celsius. In einer Tiefe von 2900 km (4 % des Planetenradius) beträgt die Temperatur bereits etwa 5000 Grad. Das ist etwa so viel, wie die Kerntemperatur unserer Erde oder die Oberflächentemperatur auf unserer Sonne. 24.000 Kilometer unter der Wolkenobergrenze, nach einem Drittel des Weges zum Planetenzentrum würde das Thermometer bereits stramme 11.000 Grad anzeigen. Im Mittelpunkt des Jupiter wird eine Temperatur um 30.000 Grad vermutet, mehr als fünf mal so viel, als auf unserer Sonnenoberfläche.
Auch auf unserer Erde kann man derlei Druckphänomene beobachten.
Der Kern unserer Erde besteht im wesentlichen aus Eisen und Nickel. Der Druck im Inneren der Erde ist so hoch, dass es tatsächlich gelingt, die Elektronen etwas in Richtung ihrer Atomkerne zu drücken. Die Atome sind dort also bereits etwas kleiner in ihrem Durchmesser.

Wir erinnern uns an den Vergleich des Fußballstadions, auf dessen Rängen sich die Elektronen tummeln und in dessen Mitte der Atomkern schwebt, der die Größe einer Schrotkugel besitzt. Im Inneren der Erde oder auch in Gasplaneten ist das Fußballstadion dann etwas kleiner. Vielleicht nur noch eine große Sporthalle, wobei die Größe des Atomkerns unverändert bleibt.
Im Zentrum, also im Eisenkern der Erde beträgt die Dichte ungefähr 12 $g/cm^3$, obwohl Eisen normalerweise eine Dichte von 7 $\frac{g}{cm^3}$ besitzt.

Der vierte Zustand

Bei diesen Temperaturen von 30.000 Grad im Jupiterkern nimmt das Wasserstoffgas den erwähnten vierten Aggregat-Zustand an und wird zu einem Plasma. Das Gas wird in diesem Zustand leitfähig für Ströme, und wo geladene Teilchen sich bewegen, sind auch Magnetfelder nicht weit.

Was in unseren Neon-Röhren auf der Erde leuchtet, ist durch strom zu Plasma gewordenes Neon-Gas.
Dass ein Plasma elektrisch leitend ist, kann man mit brennenden Gasflammen auf der Erde testen, indem man die Flamme durch einen unterbrochenen Stromkreis schickt. Die Flamme wird ihn schließen und das Messgerät wird Stromfluss anzeigen.
Weil der Wasserstoff im Plasma-Zustand leitfähig ist, nennt man ihn dann metallischen Wasserstoff.
Plasma ist schon alleine so interessant und spannend, dass ich mehr als einen Artikel darüber schreiben könnte, aber heute nicht.
Was passiert aber nun, wenn der Himmelskörper, unsere Wasserstoffkugel noch genügend Material außen herum findet, um noch mehr anzuwachsen, dann geht es ja unseren sowieso schon kaputten Atomen noch schlechter…

Sterne

Wenn der Druck in unserem Gasball so hoch geworden ist, dass die Temperatur in seinem Innern etwa 13 Mio Grad übersteigt, dann kommen sich die Protonen der Wasserstoffkerne so nahe, dass die starke und die schwache Kernkraft, die nur im Innern von Atomkernen wirken, dominieren. Sie und noch weitere kernphysikalische und Effekte der Quantendynamik sorgen nun dafür, dass vier Wasserstoffkerne zu einem Kern des Elementes Helium verschmelzen können.
Die Kernverschmelzung von Wasserstoff zu Helium, ist der Prozess, aus welchem wir unsere Sonnenwärme, ihr Licht etc. empfangen.
Vier Wasserstoff-Atome bestehend aus jeweils einem Proton im Kern und einem das Proton “umkreisenden” Elektron werden zu einem Helium-Aton mit zwei Protonen und zwei Neutronen im Kern, und zwei Elektronen, die diesen “umkreisen”.
Das gewordene Helium-Atom wiegt etwas weniger, als vier Wasserstoffatome zusammen, ein wenig Masse ist somit scheinbar verschwunden, aber in der Physik verpufft nicht einfach etwas im nichts.
Diese kleine Massendifferenz wird als Energie in Form von Neutrinos und dem, was wir letztlich als Sonnenwärme empfangen, davon getragen. Hier begegnet uns die Tatsache von Einstein, dass Energie und Masse ineinander umgewandelt werden können. Die Formel dazu ist E=$m c^2$.
Alle Sterne funktionieren auf die selbe Weise. Deshalb ist für Astronomen häufig der Rest der chemischen Elemente gar nicht so wichtig. Sie sagen, es gibt Wasserstoff und Helium, und die anderen Elemente sind schlicht und ergreifend Metalle.
Ein Astronom soll einmal gesagt haben, dass ein Stern einfacher funktioniere, als eine Eintagsfliege. Damit hat er vermutlich sogar recht.
Das ist aber genau die Genialität des Aufbaus und der Funktionsweise von Sternen. Die Robustheit dieses Systems lässt sie so alt werden.

Der Fluch von E = m $c^2$

Welch schreckliche Auswirkungen die Umwandlung von Masse zu Energie haben kann, machen wir uns an der furchtbaren Wirkung von Atombomben klar. Dort passiert zwar das umgekehrte. Atomkerne werden in ihnen nicht fusioniert, also verschmolzen, sondern gespalten. Nichts desto Trotz passiert auch in diesem Prozess, dass Masse in Energie umgewandelt wird, die dann freigesetzt ihre verhehrende und zerstörerische Wirkung entfalten kann. In der Atombombe von Hiroschima waren ungefähr 60 Kilo spaltbaren Urans enthalten. Es wurde aber nur ungefähr ein Gramm davon tatsächlich in Energie umgewandelt.
Uran ist ein sehr schweres und radioaktives Metall. Seine Dichte beträgt ungefähr 19 g /$cm^3$. Es ist also fast drei mal so schwer als Eisen und 19 mal so schwer als Wasser. Das bedeutet, dass ein Gramm Uran ungefähr das Volumen eines Fünftels eines Kubikzentimeters einnimmt. Das ist ungefähr so viel, wie ein Stecknadelkopf. Und dieses kleine Bröckchen kann solch furchtbare Energie entfesseln, um eine ganze Stadt zu zerstören.
Einfach unfassbar.
Ob der ganzen Gefahren der Kernspaltung, z. B. Unfällen in Kernkraftwerken und wohin mit dem radioaktiven Apfall, versucht die Menschheit seit mehr als fünfzig Jahren das Sonnenfeuer, die Kernverschmelzung hier auf Erden zu zünden. Diese Energiegewinnung gilt als sauberer und soll ein für alle mal den Energiehunger der Menschheit stillen. Seit fünfzig Jahren heißt es, dass wir in fünfzig Jahren so weit wären. Bisher gibt es aber nur kleine Versuchsreaktoren, wie Wendelstein in Greifswald, der sich in Südfrankreich im Bau befindende Iter und andere die in Planung sind. Mag sein, dass der Menschheit es eines Tages gelingen wird, ein kleines Sonnenfeuer hier auf Erden zu entfachen. Ob das dann hält, wass man sich derzeit erhofft, muss sich weisen.

Aber zurück zu unseren Sternen.

nichts ist für die Ewigkeit – Das Ende

Unsere Sonne ist ein relativ kleiner Stern, weshalb sie so sparsam mit ihrem Wasserstoff haushaltet, dass sie bereits seit fünf Milliarden Jahren Energie für unser Sonnensystem liefert und dies auch noch weitere fünf Milliarden Jahre tun wird. Riesensterne, die ein vielfaches an Sonnenmassen in sich vereinen, leben eventuell nur wenige Millionen Jahre, weil die Kernverschmelzung in ihrem Innern heftiger abläuft und sie ihren Wasserstoff somit schneller verbrauchen und zu Helium verbacken.
Nun stellt sich die Frage:

Was passiert mit unserer Sonne, wenn sie ihren Wasserstoff im Kern zu Helium verbacken hat.

Da die sehr energiereiche Verschmelzung von Wasserstoff nun endet, fällt der Motor in ihrem Inneren weg, der sich erfolgreich gegen die Gravitation durchsetzen konnte, um ein weiteres Zusammenstürzen des Sternes zu verhindern. Dieses setzt nun ein und die Herrscherin hat zunächst wieder die Oberhand. Das geht so lange, bis die Temperatur in ihrem Innern einen weiteren kritischen Wert überschritten hat. an diesem Punkt beginnt das Helium-Brennen. Über viele Kernprozesse hinweg entstehen nun Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und weitere schwerere Elemente. Das Helium-Brennen liefert so viel Energie, dass der sterbende Stern sich derart gegen die Gravitation stemmen kann, dass er sich aufbläht. Das wird mit unserer Sonne so passieren. Sie wird sich im Laufe vieler Millionen von Jahren so weit aufblähen, dass auf jeden Fall Merkur und Venus und vielleicht sogar die Erdbahn sich in ihrem Inneren befinden werden. Lange vorher wird aber schon kein Leben auf der Erde mehr möglich sein, weil die Erde aufglühen wird. Und diese Erwärmung, das sei an dieser Stelle ausdrücklich gesagt, hat nichts mit der Erwärmung zu tun, die wir gerade im von Menschen gemachten Klimawandel erfahren. Manchmal wird das behauptet, aber noch ist die Sonne nicht so weit. Sie hat damit noch nicht angefangen, weil sie in ihrem Kern noch ungefähr 90 % ihres Wasserstoff enthält. Erst etwa 10 % des Wasserstoffs sind also zu Helium geworden.
Wenn euch also jemand sagt, der Klimawandel käme von der Sonne, dann ist das schlicht und ergreifend eine Falschaussage, die euch jeder andere bestätigen wird, der sich etwas mit Sonnenphysik und so sachen auskennt.
Auf jeden Fall ist sie in diesem aufgeblähten Zustand zu einem roten Riesen geworden. Da aus dem inneren Kern zwar mehr Energie erzeugt wird, die Sonne aber durch ihre Aufblähung eine viel größere Oberfläche besitzt, wird die Energie über diese abgestrahlt. Das führt dazu, dass ob der Größe der Sonne weniger Energie pro Flächeneinheit abgestrahlt wird, als jetzt, wo die Aufblähung noch nicht begonnen hat. Deshalb leuchtet sie im kühleren langwelligeren roten Bereich und nicht, wie jetzt im weißen Licht.

Irgendwann ist dann auch das Helium-Brennen und die Verschmelzung schwererer Elemente beendet. Das schwerste Element, das in unserer Sonne entstehen kann, ist Eisen. Will man Eisen zu schwereren Elementen verschmelzen, z. B. zu Gold, dann muss man Energie hinzu fügen und bekommt keine heraus. Deshalb entstehen diese Elemente in anderen Prozessen, die uns vielleicht auf unseren weiteren Stationen noch begegnen werden.
Auf jeden Fall kontrahiert die Sonne nun wieder, weil es außer den Kernkräften und der elektromagnetischen Kraft nichts mehr gibt, das der Gravitation etwas entgegen zu setzen hätte. Sie schrumpft also wieder.
Auf diesen Moment hat die heimliche Herrscherin Milliarden von jahren gewartet. Sie hat geduldig Druck gemacht, bis alle Energie aus dem Kern erloschen war.
Und diesmal schrumpft sie über ihre ursprüngliche Größe hinaus bis sie nur noch einen Durchmesser von wenigen Kilometern hat. Dabei erhitzt sich ihre Oberfläche und Reste von Wasserstoff können noch verschmelzen.
Sie wird einen Teil dieser Wasserstoffhülle als planetaren Nebel absprengen. Bis zu 25 % ihrer ursprünglichen Masse kann so davon getragen werden. Natürlich hat sie während ihres langen Lebens auch stetig Masse durch die Verschmelzung von Elementen und die davon getragene Energie, aber auch durch den aus geladenen Teilchen bestehenden Sonnenwind verloren, aber das fällt bei ihrer riesigen Masse von $1,989 \times 10^30$ kg (1,989 mal 10 hoch 30 kg) selbst über so einen langen Zeitraum hinweg, nicht ins Gewicht.
Das ist kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass in ihrem Inneren in jeder Sekunde 597 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 593 Millionen Tonnen helium verschmolzen werden. Die verbleibenden vier Millionen Tonnen werden zur Energie, die die Sonne stetig ins Weltall bläst und die unser Leben ermöglicht. Man sieht auch hier wieder, wieviel Energie in Masse steckt.
Was von der Sonne dann noch übrig ist, nennt man einen weißen Zwerg. Weiß, weil er so hell leuchtet und so heiß ist, und Zwerg, weil er so klein geschrumpft ist. Dabei ist er so dicht, dass ein Teelöffel seines Materials viele Tonnen wiegen würde. Die Atome sind natürlich längst schon in ihre Elektronen und Protonen zu Plasma zerfallen und dadurch können sich die Kerne so nahe kommen, dass sich solch schwere entartete Materie bilden kann.
Was ein weißer Zwerg ist und noch weitere Merkwürdigkeiten werden wir in Station acht auf unserer Reise kennen lernen.
Jetzt lassen wir die Sonne erst mal in Ruhe vor sich hin fusionieren und meine Gedanken dann auch, dass daraus Station acht wachsen kann.