Meine lieben,
und hiermit meldet sich der Blindnerd nach einer etwas längeren Sommerpause zurück.
ich weiß, dass viele in meinem Umfeld Katzen mögen oder auch besitzen. Ich habe zwar keine eigene, mag sie aber sehr. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich zum Leidwesen meiner Mutter gerne eine Katze in mein Bett nahm. Unser Kinderzimmer war unbeheitzt und wir hatten im Winter Eisblumen an den Fenstern. Da war so ein kuscheliges warmes schnurrendes Kätzchen schon etwas sehr schönes.
Neulich diskutierten wir über eventuelle Inhalte eines Buches. Da kam die Idee auf, eventuell mal eine Anthologie über Katzengeschichten zu schreiben.
Sollte es tatsächlich mal dazu kommen, dann bin ich am Himmel bestens vorbereitet, denn fast hätte es die Katze tatsächlich als Sternbild an den Himmel geschafft.
Hier kommt also eine astronomische Katzengeschichte.
Die Katze (lat. felis) ist ein Sternbild des Südhimmels, das nicht zu den 88 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) anerkannten Sternbildern zählt.
Die Katze ist Teil des offiziellen Sternbildes Wasserschlange. Sie liegt südwestlich des Stern μ Hydrae (42 Hya) und besteht nur aus lichtschwachen Sternen bis maximal 5m Größenklasse.
Die Größenklasse ist ein sehr konservatives astronomisches Maß für die Helligkeit der Sterne. Lasst uns kurz darauf eingehen.
Aus babilonischer Tradition heraus, wo die Zahl sechs eine besondere Rolle spielte, teilte man die Helligkeit der Sterne in sechs Größenklassen ein, was Hiparch für seinen Sternenkatalog, in welchem 900 Fixsterne verzeichnet waren, übernahm.
Klasse eins umfasst die hellsten Sterne. und sechs diejenigen, welche man gerade noch so mit bloßem Auge am unverschmutzten Himmel sehen kann.
Bemerkenswert ist, dass unsere Sonne damals nicht als Stern gezählt wurde. Ansonsten hätte man doch wohl ihr die eins zugeordnet.
Spätestens, als man das Teleskop erfunden hatte, und klar war, dass auch die Sonne einen gewöhnlichen Stern darstellt, musste man die Skala nach beiden Seiten hin erweitern, denn mit diesen Instrumenten konnte man nun auch noch Objekte wahrnehmen, die jenseits dessen in der Skala lagen, was man mit bloßem Auge noch sehen konnte. Außerdem gibt es Objekte am Himmel, die deutlich heller, als die Objekte der Klasse eins sind, wie z. B. unsere Sonne eben.
Die Helligkeitsskala wurde 1850 von Norman Pogson logarithmisch so definiert, dass ein Stern erster Größe (1,0 mag) genau hundertmal so hell ist wie ein Stern sechster Größe (6,0 mag), und dieser hundertmal heller als ein Stern elfter Größe
(11,0 mag).
Die Eichung der Skala erfolgte an sogenannten Standardsternen.
Sehr große Teleskope reichen visuell bis etwa zur 22. Größe, moderne Astrofotografie zur 25. Größe. Im Hubble Extreme Deep Field sind noch Galaxien mit einer Helligkeit von 31,5 mag erkennbar.
Hellere Objekte als die 0. Größe erhalten ein negatives Vorzeichen, z. B. die Venus −4,4 mag oder die Sonne −26 mag.
Na so was. Da hat die Sonne tatsächlich ein negatives Vorzeichen. Das meine ich eben mit den konservativen Astronomen. Da benutzen sie einfach die alten Maßeinheiten aus Babylon weiter und wursteln sich damit so durch. Für unsere Katze bedeutet das jedenfalls, dass sie mit bloßem Auge gerade noch so zu sehen ist, wenn man sich auf der Südhalbkugel befindet.
Südlich von der Katze liegt das Sternbild Luftpumpe und westlich von ihr das Sternbild Kompass.
Und diese technischen Namen für Sternbilder, sind geschichtlich sehr spannend.
Im Zusammenhang der Kolonialisierung, Ausbeutung und dem grenzenlosen Glauben an Technik und Fortschritt entrissen wir den auf der Südhalbkugel lebenden indigenen Völkern auch ihren Himmel, ihre Sterne, ihre damit verbundenen Geschichten und somit ihre Kultur. Diese Hybris drückt sich dann in Namen für Sternbilder, wie Luftpumpe, Kompass, Chemischer Ofen, etc. aus. Welch unfassbare abendländische Arroganz.
Aber zurück zur Katze.
Eingeführt wurde das Sternbild „Felis“ von Jérôme Lalande in seiner Himmelskarte von 1799 und es ist unter anderem im berühmten Sternkatalog von Johann Elert Bode zu finden. Eine Motivation dafür mag gewesen sein, den Dichter Voltaire zu ärgern, der keine Katzen mochte und des Öfteren lästerte, dass sie die Aufnahme unter die 33 Sternbild-Tiere nicht geschafft hatten. Lalande jedenfalls nannte als Begründung: Ich mag Katzen. Soll diese Katze an den Himmelskarten kratzen. Der Sternenhimmel hat mich genug Sorgen gekostet, jetzt kann ich auch einen Scherz damit haben.
Ein kleiner Trost zum Schluss:
Wenn auch die Hauskatze heutzutage unter den 88 anerkannten IAU-Sternbildern fehlt, so stellen immerhin drei der IAU-Sternbilder taxonomisch Katzen dar: Löwe, Kleiner Löwe und Luchs. Das muss allen Katzenfreunden genügen.
heute möchte ich gerne mit euch ein Jubiläum feiern, das vor allem für uns blinde Menschen eine Revolution in der Hilfstechnologie ausgelöst hat, die ihresgleichen sucht.
Ich persönlich empfinde sie als mindestens so einschneidend, wie die Erfindung der Punktschrift oder die Verbreitung intensivem Trainings in Orientierung, Mobilität und sonstiger lebenspraktischer Fertigkeiten.
Fangen wir also mit einer Geschichte an, wie ich das gerne tue.
Der Auftritt
Am Morgen des 3. April 1973 sollte der Ingenieur Martin Cooper eigentlich in einer Morning Show im US-Fernsehen auftreten. Der Motorola-Ingenieur war nach New York geflogen, um die neue Entwicklung seiner Firma vorzustellen.
Scheinbar war aber dann dem Fernsehsender seine neue Erfindung doch nicht so wichtig, und man hat ihn wieder ausgeladen.
Daraufhin suchte und fand man einen Radiosender, der großes Interesse an dem hatte, was hier erstmals präsentiert werden sollte.
Cooper sagte ein Interview draußen im freien zu, denn schließlich wollte er zeigen, welche Freiheit sein neues Gerät der Menschheit bringen könnte. Die Freiheit nämlich, ganz mobil und ohne Kabel telefonieren zu können.
Und so stand Cooper also an jenem 03.04. vor 50 Jahren vor dem Hilton-Hotel auf der 6th Avenue in New York und zeigte dem Reporter den grauen, 25 Zentimeter langen Kasten mit Antenne.
Das Telefon wog mehr als ein Kilogramm. Und man konnte gerade mal 25 Minuten telefonieren, länger hielt die Batterie nicht durch. Cooper meinte, dass das nicht so schlimm sei, weil man ob seines Gewichtes von über einem Kilogramm das schwere Gerät ohnehin kaum länger in der Hand halten könne.
Cooper ist heute 94 Jahre alt und erinnert sich noch genau an den Anruf, den er mit diesem Monstrum von Telefon damals tätigte.
Und so zückte Cooper sein Telefonbuch, um seinen Kollegen, der bei der Konkurrenz, den Bell Labs arbeitete, anzurufen, wo ebenfalls an derlei Erfindungen geforscht wurde. Er wollte ihm zeigen, dass seine Firma das Rennen offensichtlich gewonnen hatte.
Überraschenderweise ging dieser Kollege sogar selbst ans Telefon und nicht seine Sekretärin. Coper sagte:
Hi, Joel! Hier ist Marty Cooper. Ich rufe Dich von einem Mobiltelefon an, einem richtigen Mobiltelefon – einem persönlichen tragbaren Telefon.
Das mag ein Schlag für Bell gewesen sein, aber längst kein Untergang. So viel also zu dieser Geschichte.
Das erste
Das erste Mobiltelefon, das Motorola DynaTAC 8000X, war ein wahrer Pionier seiner Zeit. Es war zwar groß und sperrig, wog rund ein Kilogramm und hatte eine begrenzte Akkulaufzeit, aber es markierte den Anfang einer Ära, die die Kommunikation überall und jederzeit ermöglichte. Das DynaTAC 8000X war ein Luxusgut, das sich nur wenige leisten konnten, aber es legte den Grundstein für die Entwicklung und Verbesserung dieser Technologie.
Die Konkurrenz-Firma Bell setzte auf die Weiterentwicklung der Autotelefone, die es damals schon gab und für die in einigen US-Großstädten bereits Mobilfunknetze vorhanden waren. Auf die griff auch das Motorola-Gerät zurück.
Wie es weiter ging
Es sollte noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Technologie tatsächlich auf den Markt ging. Zuvor musste noch die Politik überzeugt werden und sich die Industrie auf einen einheitlichen Mobilfunkstandard einigen, der zunächst auch nur in einigen Großstädten funktionierte. September 1983 war das erste System in Chicago fertig, danach folgte Washington DC. Erst dann konnte man die Mobiltelefone auch kaufen. Sie waren anfangs auf das Netz in einer Stadt beschränkt.
In den darauf folgenden Jahren wurden Mobiltelefone kleiner, leichter und erschwinglicher. Die Einführung der zweiten Generation (2G) in den 1990er Jahren brachte digitale Übertragungstechnologien wie GSM (Global System for Mobile Communications) mit sich, die eine bessere Sprachqualität und zuverlässigere Verbindungen ermöglichten. Dies führte zu einem Massenmarkt für Mobiltelefone und einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Mobilfunknutzer.
Mit dem Aufkommen der dritten Generation (3G) in den frühen 2000er Jahren begann das Mobiltelefon seine Funktionen zu erweitern. Internetzugang, mobile Datenübertragung und Multimediafunktionen wie das Abspielen von Musik und Videos wurden zur Norm. Die vierte Generation (4G) brachte noch schnellere Datenübertragungsraten und ermöglichte das nahtlose Streaming von Inhalten mit.
In den letzten Jahren hat die fünfte Generation (5G) des Mobilfunks Einzug gehalten und verspricht eine noch schnellere und zuverlässigere Konnektivität. Mit 5G werden nicht nur Mobiltelefone, sondern auch das Internet der Dinge (IoT) und neue Technologien wie autonomes Fahren und Augmented Reality revolutioniert.
Jeder weiß, dass sich mittlerweile auch Design und Bedienkonzepte weiterentwickelt haben.
Touchscreens ersetzten physische Tasten weitgehend und Smartphones bieten eine Vielzahl von Funktionen und Apps, die das tägliche Leben erleichtern. Von der Kommunikation über Anrufe und Textnachrichten bis hin zur Fotografie, Navigation, sozialen Medien und mobilem Banking haben Smartphones unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu interagieren verändert.
Darüber hinaus hat das Mobiltelefon eine neue Ära der globalen Vernetzung geschaffen. Menschen können über große Entfernungen hinweg in Echtzeit kommunizieren, Informationen teilen und sich mit anderen auf der ganzen Welt verbinden. Soziale Medien und Messaging-Dienste ermöglichen es uns, unser Leben mit anderen zu teilen und Verbindungen zu knüpfen, die sonst nicht möglich wären.
Und obige ‚Sätze treffen eben auch ganz besonders für uns Menschen mit Blindheit zu. Dies würdige ich in folgendem Fazit.
Mein Lebenshelfer
Ich glaube, es war so 2007. Da verabschiedete sich über Nacht mein alter sprechender Nokia-Knochen mit Tastatur. Ein neues Handy musste her. Sollte ich mir jetzt für relativ viel Geld noch einen quasi schon veralternden neuen Knochen und dann noch das teuere Sprachpaket, das man extra kaufen musste, besorgen, oder sollte ich es mit der Neuheit eines Iphones versuchen, das zwar teuer, aber die Sprachausgabe schon integriert hatte?
Als begeisterter Technik-Nerd entschied ich mich für letzteres. Es gab damals in meinem Bekanntenkreis keine blinden Menschen, die schon so ein Smartphone besaßen. In Deutschland gab es nur wenige blinde Menschen, die schon Erfahrung mit der Bedienung eines Touchscreen-Handys hatten. Somit musste ich mir das alles aus dem Netz fischen und es selbst versuchen und lernen.
Und ich kann euch sagen. Das erste Wochenende mit diesem Gerät war furchtbar. Ich sehnte mich sehr nach meinem Tastentelefon zurück und fragte mich, wer denn um Himmels Willen diese Fensterputzerei erfunden hatte.
Aufgeben kam nicht in Frage. Dafür war das Teil dann doch zu teuer. Also hielt ich durch. Die Lernkurve ging steil nach oben und als der Groschen dann endgültig gefallen war, besetzte das Teil bald all meine Lebensbereiche.
Mehr und mehr entdeckte ich Erweiterungen, die mir das Leben als blinder Mensch in einer bis dato unbekannten Weise erleichtern.
Von der einfachen Eieruhr,
der Wetteransage,
Vorlesen von Post,
als Kochhelfer,
als Navigator und Fahrplanfinder,
von Hörbuchleser bis Radio, Fernsehen und Podcasts,
und seit ich auch noch die dazu passende Uhr am Handgelenk trage auch als Sportbegleiter,
mache ich fast nichts mehr, wo das Gerät nicht auf die eine oder andere Weise zum Einsatz kommt. Ganz besonders in den Zeiten des Lockdowns und der Pandemie war und ist es mir zu einer unverzichtbaren Kommunikationshilfe in allen Lebensbereichen geworden.
Sogar der Sternenhimmel lässt sich damit blind erkunden.
Für manche von euch mag sich das jetzt nach einer unglaublichen Abhängigkeit von einem Gerät anfühlen, und das stimmt leider auch. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, würde es mir von jetzt auf gleich ausfallen. Aus diesem Grunde behalte ich nach einem Wechsel auf ein neueres Modell stets das Vorgängermodell als Ersatz zurück. Außerdem bin ich dankbar dafür, mir eine Versicherung für dieses so unverzichtbare Hilfsmittel leisten zu können.
Ich weiß, dass es bis heute noch blinde Menschen gibt, die dieser Technologie misstrauisch gegenüber stehen, bzw. sie aus anderen Gründen nicht nutzen können. Aber all jenen, die es können, rufe ich zu, sich darauf einzulassen. Und für die anderen stehen mittlerweile glücklicherweise Geräte zur Verfügung, die eventuell besser bedienbar sind, und dennoch einige dieser neuen Funktionen und Hilfsmittel in sich vereinen.
Ich bin sehr dankbar, genau in dieser Zeit zu leben. Ich weiß noch genau, wie es ohne all das war, und darf jetzt erleben, wie es jetzt mit allen diesen tollen Erfindungen ist.
Meine lieben,
morgen am 21.06. feiern wir die Sommersonnenwende. Was sie ist, und wie sie funktioniert, habe ich an anderer Stelle schon ausführlich beschrieben. Heute gehen wir mal etwas näher auf ihre Geschichten, die sich um sie ranken und Bedeutungen ein.
Die Sommersonnenwende, auch bekannt als Mittsommer, ist ein besonderes Ereignis, das jedes Jahr um den 21. Juni herum stattfindet. Es markiert den längsten Tag des Jahres und die kürzeste Nacht, wenn die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht. Diese mystische Zeit hat seit jeher die Menschen fasziniert und zu einer Vielzahl von Mythen und Legenden geführt. Tauchen wir also ein, in die Welt der Mythen zur Sommersonnenwende und entdecken wir die Geschichten, die sich um dieses magische Sonnenfest ranken.
Allgemeine Praktiken
Bevor wir auf einige konkrete Mythen eingehen, erst mal einige Aspekte, was im Zusammenhang zur Sonnenwende so geglaubt wurde und wird.
Die Sonnengöttin und der Sonnenkönig
In vielen Kulturen wurde die Sommersonnenwende als Hochzeit zwischen der Sonnengöttin und dem Sonnenkönig gefeiert. Die Sonnengöttin, verkörpert durch die Sonne selbst, galt als Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Der Sonnenkönig repräsentierte die männliche Energie und stand für Macht und Stärke. Die Vereinigung dieser beiden Gottheiten wurde als Zeichen für den Höhepunkt des Sommers und den Beginn einer reichen Ernte angesehen.
Das Feuer als Reinigungsritual
Das Entzünden von Feuern zur Sommersonnenwende hat in vielen Kulturen eine lange Tradition. Diese Bräuche gehen auf den Glauben zurück, dass das Feuer reinigende und schützende Kräfte besitzt. Menschen sprangen über die Flammen, um sich von Krankheiten und schlechtem Einfluss zu befreien. Das Feuer wurde auch verwendet, um die bösen Geister der Dunkelheit abzuwehren und die Sonnenenergie zu ehren.
Kräuter und Blumenzauber
Die Sommersonnenwende ist eng mit der Natur verbunden, und Kräuter und Blumen spielen in vielen Mythen eine zentrale Rolle. Es wurde angenommen, dass Pflanzen an diesem Tag eine besondere Heilkraft besitzen. Menschen sammelten Kräuter wie Johanniskraut und Beifuß, um sie für schützende Amulette und heilende Tränke zu verwenden. Blumenkränze wurden geflochten und als Symbole für Schönheit und Glück getragen.
Portale zur Anderswelt
Einige Legenden besagen, dass die Sommersonnenwende Tore zur Anderswelt öffnet. In dieser Nacht könnten Feen, Geister und andere übernatürliche Wesen in unsere Welt treten. Menschen nutzten diese Gelegenheit, um Kontakt mit den mystischen Kreaturen aufzunehmen oder um deren Segen und Schutz zu bitten. Es wurde erzählt, dass man an diesem besonderen Tag den Blick in die Zukunft werfen oder verborgenes Wissen erlangen konnte.
Tanz und Fröhlichkeit
Die Sommersonnenwende wurde auch als Zeit des ausgelassenen Feierns und Tanzens betrachtet. Menschen versammeln sich bis heute, um gemeinsam zu tanzen und fröhliche Rituale durchzuführen. Es wurde angenommen, dass der Tanz um das Feuer Glück und Frieden und Segen bringt.
Werden wir nun etwas konkreter.
Feste, Feiern und heilige Orte
Stonehenge und die Druiden
Eine der bekanntesten Stätten in Verbindung mit der Sommersonnenwende ist Stonehenge in England. Es wird vermutet, dass dieses prähistorische Monument eine wichtige Rolle bei den Zeremonien zur Sonnenwende spielte. Die Druiden, antike keltische Priester, sollen dort ihre Rituale durchgeführt haben, um die Sonnenenergie einzufangen und für die kommende Ernte zu nutzen. Die genaue Bedeutung und Funktion von Stonehenge bleibt jedoch bis heute ein Rätsel.
Das Fest der Midsommar in Skandinavien
In Skandinavien wird die Sommersonnenwende jedes Jahr mit dem Fest Midsommar gefeiert. Eine der beliebtesten Bräuche ist das Aufstellen eines Midsommar-Mastes, um den herum die Menschen tanzen und traditionelle Lieder singen. Es wird auch erzählt, dass in dieser Nacht Trolle und Elfen aus ihren Verstecken hervorkommen und sich unter den Menschen mischen. Um diese Wesen fernzuhalten, tragen die Menschen oft Kränze aus sieben verschiedenen Blumen auf dem Kopf.
Die Geschichte von Baldur in der nordischen Mythologie
In der nordischen Mythologie gibt es eine berühmte Geschichte über die Sommersonnenwende. Sie handelt von Baldur, dem Lichtgott, der von seinen eigenen Brüdern getötet wurde. Baldur wurde mit dem Sonnenlicht assoziiert, und sein Tod symbolisierte das allmähliche Verblassen des Lichts während der dunklen Jahreszeit. Die Sommersonnenwende markiert den Wendepunkt, an dem Baldur wiederaufersteht und das Licht und die Hoffnung zurückkehren.
Das Fest Inti Raymi in Peru
In Peru wird die Sommersonnenwende mit dem Fest Inti Raymi gefeiert, das eine alte Tradition der Inka-Kultur ist. Die Menschen versammeln sich in der Stadt Cusco, um die Rückkehr der Sonne zu ehren. Das Hauptereignis ist eine beeindruckende Zeremonie am Sacsayhuamán-Tempel, bei der der Inka-König als Vermittler zwischen der Sonne und den Menschen auftritt. Es wird geglaubt, dass die Sonnenenergie an diesem Tag besonders stark ist und den Menschen Kraft und Wohlstand bringt.
Sonnwend bei den alten Germanen
Lasst uns nun noch etwas genauer auf Germanische Bräuche eingehen, die sich, und das ist die Schattenseite der Sommersonnenwende, rechtsextreme Gruppen gerne zu eigen machen und für die Verbreitung ihrer unsäglichen Ansichten nutzen.
Die Sommersonnenwende spielte auch bei den Germanen eine bedeutende Rolle. Sie feierten dieses Ereignis als eines der wichtigsten Feste im Jahreskreis. Die Sommersonnenwende markierte den Höhepunkt des Sommers und war eng mit der Naturverbundenheit der Germanen verbunden. Hier sind einige Aspekte, die bei den Germanen mit der Sommersonnenwende in Verbindung standen.
Freya und der Sieg der Sonne
Bei den Germanen wurde die Sommersonnenwende mit der Göttin Freya in Verbindung gebracht. Freya war die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit. Ihr wurden auch magische Kräfte im Zusammenhang mit der Sonne zugeschrieben. Die Sommersonnenwende wurde als Sieg der Sonne über die Dunkelheit betrachtet, und Freya wurde als strahlende Sonnengöttin verehrt.
Sonnenwagen und Sonnenfeuer
Ein zentrales Element der sommerlichen Feierlichkeiten bei den Germanen war der Sonnenwagen. Es wurde geglaubt, dass die Sonne von einem Wagen gezogen wird, der über den Himmel fährt. Bei den Festen zur Sommersonnenwende wurden oft Nachbildungen von Sonnenwagen geschaffen und in Prozessionen mitgeführt. Auch das Entzünden von Sonnenfeuern war ein wichtiger Bestandteil der Feierlichkeiten, um die Kraft und Energie der Sonne zu symbolisieren.
Opfergaben und Reinigungsrituale
Die Sommersonnenwende war eine Zeit, in der Opfergaben dargebracht wurden, um die Götter zu ehren und um Fruchtbarkeit und Wohlstand für das kommende Jahr zu erbitten. Diese Opfergaben bestanden oft aus Gaben der Ernte und des Viehs. Es wurden auch Reinigungsrituale durchgeführt, bei denen Menschen über Feuer sprangen oder durch Rauch und Kräuter gewandert sind, um sich von Krankheiten und schlechten Einflüssen zu reinigen.
Gemeinschaftliche Feiern und Feste
Die Sommersonnenwende war ein Anlass für große gemeinschaftliche Feiern und Feste bei den Germanen. Menschen versammelten sich, um gemeinsam zu tanzen, zu singen und zu essen. Es wurden Wettkämpfe abgehalten, bei denen Stärke und Geschicklichkeit gezeigt wurden. Diese Feiern förderten den Zusammenhalt in der Gemeinschaft und waren eine Gelegenheit, um die Fülle des Sommers und die Schönheit der Natur zu genießen.
Die genauen Details und Bräuche im Zusammenhang mit der Sommersonnenwende bei den Germanen variieren möglicherweise je nach Region und Stamm. Die Informationen, die wir über ihre Rituale und Überzeugungen haben, stammen hauptsächlich aus mündlichen Überlieferungen und archäologischen Funden. Trotzdem zeigt sich, dass die Sommersonnenwende für die Germanen eine wichtige Zeit war, um die Sonne und die Natur zu ehren und die Verbundenheit mit der spirituellen Welt zu feiern.
Die rechtsextreme Vereinnahmung der Sonnwend-Traditionen
Es ist wichtig zu beachten, dass es keine direkte Verbindung zwischen den Feiern der Germanen zur Sonnenwende und rechtsradikalen Gruppen gibt. Die Feiern zur Sommersonnenwende sind ein uraltes kulturelles und spirituelles Ereignis, das in verschiedenen Kulturen und Traditionen auf der ganzen Welt gefeiert wird. Es ist bedauerlich, dass bestimmte rechtsextreme Gruppen versucht haben, sich einige Aspekte der germanischen Kultur und Mythologie anzueignen, um ihre eigene ideologische Agenda zu fördern.
Diese Vereinnahmung von Symbolen und Bräuchen der Germanen durch rechtsextreme Gruppen ist eine moderne Erscheinung und hat nichts mit den ursprünglichen Traditionen und Bedeutungen zu tun. Die meisten Menschen, die die Sommersonnenwende feiern, tun dies, um die Natur, den Zyklus der Jahreszeiten und die Verbindung mit der spirituellen Welt zu ehren, ohne jegliche extremistische oder rassistische Motive.
Hier sind einige Beispiele für vereinnahmte Symbole und Bräuche:
Sonnenrad (Sonnenkreuz, Schwarze Sonne):
Das Sonnenrad ist ein antikes Symbol, das in verschiedenen Kulturen weltweit vorkommt und auch von den Germanen verwendet wurde. Es repräsentiert die Sonne und den Lauf der Jahreszeiten. Rechtsextreme Gruppen haben jedoch versucht, das Sonnenrad als Symbol ihrer rassistischen Ideologie zu nutzen.
Othala-Rune:
Die Othala-Rune ist eine altnordische Rune, die für das Erbe, die Heimat und die familiäre Verbundenheit steht. Rechtsextreme haben diese Rune in ihrem Symbolrepertoire aufgegriffen und sie als Identifikation mit einer vermeintlich reinen germanischen Abstammung verwendet.
Valknut:
Der Valknut, ein dreieckiges Knotensymbol, wird oft mit Odin, dem Hauptgott der nordischen Mythologie, in Verbindung gebracht. Rechtsextreme Gruppen haben dieses Symbol vereinnahmt und interpretieren es als Zeichen von Macht und Stärke für ihre rassistische Ideologie.
Götter- und Heldenverehrung:
Rechtsextreme Gruppen nutzen auch die Verehrung von germanischen Göttern und Helden, wie Odin oder Siegfried, um ihre Ideologie zu untermauern. Sie nehmen mythologische Figuren und Geschichten als Inspiration für ihre Ideen von Identität, Rasse und Überlegenheit.
Schlusswort
Lasst uns den Artikel mit einer Art Moral, oder einer Botschaft beenden, die Geschichten und Märchen oft hinten angestellt wird.
Es ist wichtig zu betonen, dass die ursprüngliche Bedeutung dieser Symbole und Bräuche in den meisten Fällen nichts mit Rassismus oder Extremismus zu tun hat. Es ist bedauerlich, dass rechtsextreme Gruppen versucht haben, diese Symbole für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen. Es liegt an uns, die wahre Bedeutung und die historischen Hintergründe dieser Symbole und Bräuche zu verstehen und sie nicht mit extremistischen Ideologien in Verbindung zu bringen.
Es ist wichtig, dass wir nicht die Vielfalt und Tiefe der kulturellen Traditionen mit den Aktivitäten einer extremistischen Minderheit gleichsetzen. Die Feiern zur Sommersonnenwende haben historische Wurzeln und sind Teil des kulturellen Erbes verschiedener Gemeinschaften auf der ganzen Welt. Es liegt an uns, die wahre Bedeutung und den Respekt für diese Traditionen aufrechtzuerhalten und gegen jede Form von Extremismus und Missbrauch zu kämpfen.
Meine lieben,
Immer wieder habe ich das Datum verpasst. Aber diesmal nicht. Es geht um den 14. März eines jeden Jahres. Schreibt man das Datum in englischer Schreibweise, dann ist es March, 14th. oder 03.14. Und diese letzte Schreibweise kommt uns doch irgendwie bekannt vor. Spätestens dann, wenn man den Punkt durch unser deutsches Komma ersetzt. Dann wird daraus nämlich die Zahl 3,14, also die Kreiszahl $\pi$.
Diese Zahl ist den meisten aus der Schule bekannt. Mathematik, Geometrie und damit verbunden auch die Astronomie wäre ohne sie nicht denkbar. Ob dieser Wichtigkeit verwundert es nicht, dass man ihr genau den 14.03. als Gedenktag widmete.
Dann tun wir das doch einfach auch und begehen den $\pi$-Tag.
Bevor es los geht, noch eine kleine Anmerkung:
Wenn ich das Pi-Zeichen $\pi$ hier immer für Sehende schön angezeigt einfüge, dann kann es sein, dass im Fließtext der Lesefluss für unsere Sprachausgabe nutzer:innen etwas beeinträchtigt wird, weil dann immer auf einen mathematischen Modus umgeschaltet wird. Außerdem wird das $\pi$-Zeichen und andere mathematische Ausdrücke auf unseren Punktschriftzeilen leider momentan nur in der englischsprachlich mathematischen Notation für Blinde ausgegeben. Deshalb kann es durchaus sein, dass ich derlei dann und wann als Fließtext setze und nicht so formatiere, wie es mathematisch schön und korrekt auszusehen hätte. An anderen Stellen werde ich einfach zwei Varianten verwenden. Seht mir das also bitte nach.
Die Feier
Als Begründer dieser Tradition gilt Larry Shaw, der den Pi Day 1988 am Exploratorium in San Francisco initiierte, wo er seitdem jährlich begangen wird.
2009 wurde in den USA der 14. März vom US-Kongress zum offiziellen Nationaltag für die Kreiskonstante Pi erklärt.
Der Pi-Tag wird traditionell mit dem gemeinsamen Verzehren von kreisförmigen Kuchen begangen (im Englischen wird der griechische Buchstabe π lautgleich wie das englische Wort pie, Kuchen, ausgesprochen). Ein solcher Kuchen von 20 Zentimetern Durchmesser hat zudem π Quadratdezimeter Grundfläche.
Zur Verbreitung des Gedenktages trägt auch bei, dass zufällig der 14. März auch der Geburtstag Albert Einsteins und (seit 2018) der Todestag Stephen Hawkings ist. Besonders genaue Anhänger feiern um 13:59:26 Uhr und erreichen die Kreiszahl damit bis zur siebten Nachkommastelle
(3/14 1:59:26 pm).
Am Massachusetts Institute of Technology wurden 2015 in Anlehnung an den Pi-Tag einige Termine auf Samstag, den 14. März um 9:26 Uhr ET (3/14/15 9:26 am) gelegt.
Mindestens seit dem Jahr 2000 wird auch ein Pi-Näherungstag (Pi Approximation Day) am 22. Juli gefeiert, mit dem die näherungsweise Darstellung von π durch Archimedes (Archimedischer Algorithmus) als 22/7 ≈ 3,14 geehrt werden soll.
Daran sieht man sofort, dass die Kreiszahl Jahrtausende alt ist, wenn schon der alte Grieche mit ihr arbeitete, der mit seinem Heureka-Ruf aus seiner Wanne sprang.
Ich weiß nicht, ob er sich als er seinen Widersacher bat, seine Kreise nicht zu stören, gerade geometrisch mit der Kreiszahl beschäftigte, aber es soll ja dann quasi leider sein letzter Satz gewesen sein.
Was ist $\pi$
Zur Bezeichnung Pi kam die Zahl durch die Anfangsbuchstaben der beiden griechischen Wörter Perimetrus (Umfang) und Peripheria (Randbereich).
Ein Kreis mit dem Durchmesser 1 hat den Umfang pi.
Die Kreiszahl, auch Ludolphsche Zahl, Ludolfsche Zahl oder Archimedes-Konstante, abgekürzt mit dem griechischen Kleinbuchstaben ($\pi$), ist eine mathematische Konstante, die das Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem Durchmesser angibt. Dieses Verhältnis ist für alle Kreise gleich, unabhängig von ihrer Größe. Die dezimale Darstellung der Kreiszahl beträgt 3,14159265… Die PÜnktchen stehen für weitere Ziffern, denn pi reißt nicht ab.
Im Alltag reichen aber oft die ersten beiden Stellen hinter dem Komma aus.
Seit dem 8. Juni 2022 sind 100 Billionen Nachkommastellen der Kreiszahl bekannt.
Ein weiterer Ansatz pi zu definieren führt über den Vergleich der Kreisfläche und des Quadrates seines Radius. So ergibt sich die Kreisfläche als R^2 *pi. Kennt jeder noch aus der Schule.
Es gibt noch weitere Möglichkeiten pi über Reihen, Kettenbrüche, Winkelfunktionen etc. anzunähern, aber die sparen wir uns an dieser Stelle.
Einige dieser Ansätze durfte ich im Studium der Analysis und der Numerik kennenlernen.
Die Kreiszahl ist transzendent und hat damit unendlich viele Nachkommastellen. Darin sind bislang keine vorhersagbaren Muster erkennbar, die Ziffernfolge erscheint chaotisch.
Die Zahl ist eine irrationale Zahl, also eine reelle, aber keine rationale Zahl. Das bedeutet, dass sie nicht als Verhältnis zweier ganzer Zahlen , also nicht als Bruch , dargestellt werden kann. Das wurde 1761 (oder 1767) von Johann Heinrich Lambert bewiesen.
Dass pi transzendent ist, bedeutet auch, dass es kein vom Nullpolynom verschiedenes Polynom mit rationalen Koeffizienten gibt, das pi zur Nullstelle hat. So ist auch jede Zahl, die durch algebraische Operationen wie Addition und Multiplikation mit sich selbst und mit ganzen Zahlen aus erzeugt wird, wiederum transzendent. Das wurde erstmals von Ferdinand von Lindemann 1882 bewiesen.
Als Konsequenz ergibt sich daraus, dass es unmöglich ist, pi nur mit ganzen Zahlen oder Brüchen und Wurzeln auszudrücken, und dass die exakte Quadratur des Kreises mit Zirkel und Lineal nicht möglich ist.
Geschichte der Annäherung
Die Notwendigkeit, den Umfang eines Kreises aus seinem Durchmesser zu ermitteln oder umgekehrt, stellt sich im ganz praktischen Alltag: Man braucht solche Berechnungen zum Beschlagen eines Rades, zum Einzäunen runder Gehege, zum Berechnen der Fläche eines runden Feldes oder des Rauminhalts eines zylindrischen Getreidespeichers. Daher suchten Buchhalter und Wissenschaftler, vor allem Mathematiker und Astronomen, seit der Antike nach immer genaueren Näherungswerten für die Kreiszahl. Wesentliche Beiträge lieferten etwa ägyptische, babylonische und griechische Wissenschaftler, im Mittelalter vor allem chinesische und persische Wissenschaftler, in der Neuzeit französische, englische, schottische, deutsche und schweizerische Wissenschaftler. In der jüngeren Geschichte gerieten die Bestrebungen zur größtmöglichen Annäherung an phasenweise zu einer regelrechten Rekordjagd, die zuweilen skurrile und auch aufopfernde Züge annahm.
Aber wie schon gesagt, reichen im Alltag oft schon die ersten zwei Nachkommastellen als Näherung aus.
Mit der Näherung der ersten21 Nachkommastellen wäre erst der Umfang eines Kreises von etwa 3,8 Billiarden km Durchmesser (das entspricht der Entfernung zum Polarstern) um einen Millimeter falsch (nämlich zu kurz) berechnet.
Die Kreiszahl und einige ihrer Eigenschaften waren bereits in der Antike bekannt. Das älteste bekannte Rechenbuch der Welt, das altägyptische Rechenbuch des Ahmes aus der Mitte der 16. Jahrhundert v. Chr., erwähnt einen Bruch, der zumindest bis zur dritten Nachkommastelle ungefähr pi ergibt.
Als Näherung für pi benutzten die Babylonier häufig einfach nur 3 +1/8, solange dessen Abweichung von gut 4,5 % nicht ins Gewicht fiel. Den Wert 3 nutzte man auch im alten China, und er findet sich auch in der biblischen Beschreibung des Wasserbeckens, das für den Jerusalemer Tempel geschaffen wurde:
Dann machte er das Meer. Es wurde aus Bronze gegossen und maß 10 Ellen von einem Rand zum anderen; es war völlig rund und 5 Ellen hoch. Eine Schnur von 30 Ellen konnte es rings umspannen.
1. Buch der Könige, Kapitel 7 Ausstattung des Tempels, Vers 23, König Salomo, Hiram aus Tyrus formte das Meer, ein Wasserbecken aus Bronze.
In Indien nahm man für die Kreiszahl in den Sulbasutras, den Schnurregeln zur Konstruktion von Altären, den Wert und wenige Jahrhunderte v. Chr. in der Astronomie den Näherungswert Quadratwurzel aus 10, $\sqrt{10}$.
Handwerker benutzten in Zeiten vor Rechenschiebern und Taschenrechnern die Näherung 22/7 und berechneten damit vieles im Kopf. Der Fehler gegenüber pi beträgt etwa 0,04 %. In den meisten Fällen liegt das innerhalb der möglichen Fertigungsgenauigkeit und ist damit absolut akzeptabel.
Eine andere oft genutzte Näherung ist der Bruch 355/113 , immerhin auf sieben Stellen genau.
Und in dem Zusammenhang fällt mir eine kleine Geschichte zu pi ein.
Vor etwa zwanzig Jahren brachte eine Firma für Hilfsmittel für blinde Menschen einen sog. wissenschaftlichen Taschenrechner mit Sprachausgabe heraus. Auf einer Hilfsmittelmesse und auch danach noch, hatte ich die Gelegenheit, das Gerät zu testen. Noch am Messestand probierte ich gleich mal die Pi-Taste aus. Und obwohl dieser Rechner zehn Stellen anzeigen konnte, gab der Druck auf die pi-Taste lediglich nur 3,14 aus. Das war mir jetzt aber doch zumindest für das interne Rechnen etwas zu ungenau, wenn man bedenkt dass schon alte Handwerker und Astronomen das besser hin bekamen. Also gab ich tatsächlich einfach mal die kleine Aufgabe pi mal 100 ein. Als Ergebnis erhielt ich tatsächlich 314,0. Selbiges probierte ich dann auch noch mit der Euler-Zahl und mit der Quadratwurzel aus zwei aus. Es war dasselbe. Spätestens nach der dritten Nachkommastelle brachen all diese Zahlen ab. Das ärgerte mich dann schon, dass sich so ein Taschenrechner als wissenschaftlich bezeichnete und dazu noch um 500 Euro kosten sollte. Die Aufgabe 10/3*3 ergab übrigens nicht 10, sondern 9,99…
Aber zurück zur Kreiszahl.
Kommt pi vielleicht doch mal zum Abschluss?
Möndchen
Ich habe jetzt nicht ganz das Bild im Kopf, was die im folgenden erwähnten „Möndchen“ genau waren. Ich nehme an, dass hier ein Kreis in ganz viele „Kuchenstückchen“ zerschnitten wurde, und man diese gegeneinander zu einem Rechteck legte. Die Rundungen der Stückchen werden immer kleiner, in desto mehr Teile man den Kreis zerschneidet. Das ganze wird also einem Rechteck immer ähnlicher, dessen lange Kanten eben durch die Teilbögen des Kreises etwas wellig sind.
Somit ist das eine geometrische Annäherung an pi.
Die Flächensumme der Möndchen des Hippokrates entspricht der Fläche eines rechtwinkligen Dreiecks. Ein Beispiel für eine rationale Darstellbarkeit von Kreisausschnitten, weshalb es lange für möglich gehalten wurde, dass auch die Kreiszahl selbst rational ist.
Für den griechischen Mathematiker Archimedes und viele nach ihm war unklar, ob die Berechnung von pi nicht doch irgendwann zum Abschluss käme, ob also eine rationale Zahl sei, was die jahrhundertelange Jagd auf die Zahl verständlich werden lässt. Zwar war den griechischen Philosophen die Irrationalität derartiger Zahlen bekannt, dennoch hatte Archimedes keinen Grund, bei einem Kreis von vornherein eine rationale Darstellbarkeit der Flächenberechnung auszuschließen. Denn es gibt durchaus allseitig krummlinig begrenzte Flächen, die sich als rationale Zahl darstellen lassen, sogar von Kreisteilen eingeschlossene wie die Möndchen des Hippokrates.
Annäherung durch Vielecke
Archimedes gelang es um 250 v. Chr., die Kreiszahl mathematisch einzugrenzen, d. h. eine Ober- und Unterschranke anzugeben. Hierzu näherte er sich wie auch andere Mathematiker mit regelmäßigen Vielecken dem Kreis an, um Näherungswerte für pi zu gewinnen. Mit umbeschriebenen und einbeschriebenen Vielecken, beginnend bei Sechsecken, durch wiederholtes Verdoppeln der Eckenzahl bis zu 96-Ecken, berechnete er obere und untere Schranken für den Kreisumfang.
In den westlichen Kulturen stellten diese Berechnungen von Archimedes über eine sehr lange Zeit – wie in manchen anderen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen auch – den Status quo in Bezug auf die Genauigkeit der Kenntnis von pi dar. Erst im 16. Jahrhundert erwachte das Interesse wieder.
Fortschritte in der Annäherung erzielten in der Zeit des 4. bis 15. Jahrhunderts vor allem chinesische und persische Wissenschaftler:
Im dritten Jahrhundert bestimmte Liu Hui aus dem 192-Eck die Schranken 3,141024 und 3,142704 sowie später aus dem 3072-Eck den Näherungswert 3,1416.
Um 480 berechnete der chinesische Mathematiker und Astronom Zu Chongzhi (429–500) für die Kreiszahl , also die ersten 7 Dezimalstellen. Er kannte bereits einen Näherungsbruch, der in Europa erst im 16. Jahrhundert gefunden wurde (Adriaan Metius, deshalb auch Metius-Wert genannt). Im 14. Jahrhundert berechnete Zhao Youqin die Kreiszahl über ein 16384-Eck auf sechs Dezimalstellen genau.
Der indische Mathematiker und Astronom Aryabhata gibt im Jahre 498 das Verhältnis des Kreisumfangs zum Durchmesser mit an, was nur um rund 0,00023 % zu hoch liegt.
In seinem 1424 abgeschlossenen Werk Abhandlung über den Kreis berechnete der persische Wissenschaftler Dschamschid Masʿud al-Kaschi mit einem 3×228-Eck bereits auf 16 Stellen genau.
In Europa gelang es Ludolph van Ceulen 1596, die ersten 35 Dezimalstellen von pi zu berechnen. Angeblich opferte er dafür 30 Jahre seines Lebens. Van Ceulen steuerte allerdings noch keine neuen Gedanken zur Berechnung bei. Er rechnete einfach nach der Methode des Archimedes weiter, aber während Archimedes beim 96-Eck aufhörte, setzte Ludolph die Rechnungen bis zum einbeschriebenen $2^62$-Eck fort.
Bis heute lässt die Zahl pi die Mathematiker nicht in Ruhe. Es gäbe hier noch viel zu berichten, wie man sich mit neueren mathematischen Verfahren und Algorithmen und Computern der Zahl versuchte anzunähern, aber für deren Verständnis ist viel mathematisches Grundwissen nötig, das ich nur teilweise besitze. Das erspare ich uns jetzt. Wer hier tiefer einsteigen möchte, findet auf Wikipedia tiefe Befriedigung.
Weitere Kuriositäten
Freunde der Zahl feiern am 14. März (in US-amerikanischer Notation 3/14) den Pi-Tag und am 22. Juli (in US-amerikanischer Notation 7/22) den Pi Approximation Day.
Im Jahr 1897 sollte im US-Bundesstaat Indiana mit dem Indiana Pi Bill die Kreiszahl gesetzlich auf einen der von Hobbymathematiker Edwin J. Goodwin gefundenen Werte festgelegt werden, der sich auf übernatürliche Eingebungen berief. Aus seinen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Werte für die Kreiszahl ableiten, unter anderem 4 oder 16⁄5. Nachdem er eine gebührenfreie Nutzung seiner Entdeckungen anbot, verabschiedete das Repräsentantenhaus diesen Gesetzentwurf einstimmig. Als Clarence A. Waldo, Mathematikprofessor der Purdue University, davon zufällig bei einem Besuch des Parlaments erfuhr und Einspruch erhob, vertagte die zweite Kammer des Parlaments den Entwurf auf unbestimmte Zeit.
Paragraph 30b der Straßenverkehrszulassungsordnung bestimmt in Deutschland für die Berechnung des (für die Kfz-Steuer relevanten) Hubraums eines Verbrennungsmotors: „Für pi wird der Wert von 3,1416 eingesetzt.“
Die Versionsnummer des Textsatzprogramms TeX von Donald E. Knuth wird entgegen den üblichen Konventionen der Software-Entwicklung seit den 1990er Jahren so inkrementiert, dass sie sich langsam annähert.
Der Versionsname der freien Geoinformationssystemssoftware QGIS lautet in der Version 3.14 „Pi“. Für Bugfix-Versionen werden zusätzliche Dezimalstellen hinzugefügt.
Wissenschaftler senden mit Radioteleskopen die Kreiszahl ins Weltall. Sie sind der Meinung, dass andere Zivilisationen diese Zahl kennen müssen, wenn sie das Signal auffangen können.
Der aktuelle Rekord im Pi-Vorlesen liegt bei 108.000 Nachkommastellen in 30 Stunden. Der Weltrekordversuch begann am 3. Juni 2005 um 18:00 Uhr und wurde am 5. Juni 2005 um 0:00 Uhr erfolgreich beendet. Über 360 Leser lasen jeweils 300 Nachkommastellen. Organisiert wurde der Weltrekord vom Mathematikum in Gießen.
Film, Musik, Kultur und Literatur
• Im Roman Der Zauberberg von Thomas Mann schildert der Erzähler im Kapitel Der große Stumpfsinn auf mitleidig-belächelnde Weise, wie die Nebenfigur des Staatsanwalts Paravant den „verzweifelten Bruch“ Pi zu enträtseln versucht. Paravant glaubt, dass die „planende Vorsehung“ ihn dazu bestimmt habe, „das transzendente Ziel in den Bereich irdisch genauer Erfüllung zu reißen“. Er bemüht sich, in seiner Umgebung eine „humane Empfindlichkeit zu wecken für die Schande der Verunreinigung des Menschengeistes durch die heillose Irrationalität dieses mystischen Verhältnisses“, und fragt sich, „ob nicht die Menschheit sich die Lösung des Problems seit Archimedes’ Tagen viel zu schwer gemacht habe, und ob diese Lösung nicht in Wahrheit die kindlich einfachste sei.“ In diesem Zusammenhang erwähnt der Erzähler den historischen Zacharias Dase, der Pi bis auf zweihundert Stellen nach dem Komma berechnet hat.
• In der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise bemächtigt sich in Folge 43, Der Wolf im Schafspelz (orig. Titel Wolf in the Fold), ein fremdes Wesen des Bordcomputers. Der 1. Offizier Spock befiehlt darauf dem Computer, die Zahl Pi bis auf die letzte Nachkommastelle zu berechnen. Durch diese Aufgabe wird der Computer so überfordert, dass das Wesen den Computer wieder verlässt.
• 1981 wurde Carl Sagans Buch Contact veröffentlicht. Das Buch beschreibt das SETI-Programm zur Suche nach außerirdischer Intelligenz und damit verbundene philosophische Betrachtungen. Es endet mit der fiktiven Beantwortung der Frage, ob das Universum zufällig entstanden ist oder planvoll geschaffen wurde. Die Zahl spielt für die im Rahmen der Handlung folgerichtige Antwort die zentrale Rolle.
• 1998 veröffentlichte Darren Aronofsky (Requiem for a Dream) den Film Pi, in dem ein mathematisches Genie (Sean Gullette als ‚Maximilian Cohen‘) die Weltformel aus herausfiltern möchte.
• Auf dem 2005 erschienenen Doppelalbum Aerial von Kate Bush ist ein Lied der Zahl Pi gewidmet.
• Die im November 2006 eröffnete Medieninstallation Pi in der Wiener Opernpassage widmet sich unter anderem der Kreiszahl.
• Im Film Nachts im Museum 2 (2009) ist die Kreiszahl die Kombination für die Tafel des Ahkmenrah. Die Kombination wird mit Hilfe von Wackelkopf-Einsteins gelöst und öffnet in dem Film das Tor zur Unterwelt.
• Die progressive Deathcore-Band After the Burial hat auf ihrem Debütalbum Forging a Future Self das Lied Pi (The Mercury God of Infinity) veröffentlicht. Es besteht aus einem Akustikgitarrensolo, auf das ein Breakdown folgt, dessen Rhythmus an die ersten 110 Stellen der Kreiszahl angelehnt ist.
Meine lieben,
und jetzt ist es mir doch passiert, dass ich mich mit dem Türchen verspäte. Naja, dann gibt es halt das Türchen für gestern jetzt, und das aktuelle im Laufe des Tages.
Also los:
Jemand, der hier auch mit liest und übrigens auch im etwas anderen Singkreis mitsingt, hat mir so viele Fragen zu dem Türchen mit der Raumstation gestellt, dass ich daraus ein weiteres Türchen mache, damit alle, vor allem diejenigen ohne Sehrest, etwas davon haben.
Er sagt:
Es ist sicher schwirig für uns blinde vieles zu beantworten, weil wir uns mit solchen dingen auf andere Menschen verlassen müssen aber vlt hast ja schon mal gelesen oder gehört wie man sich die Station an sich vorstellen muss und klar meine ich damit die ISS.
Mein lieber, wenn Du jetzt bei mir wärst, dann könnte ich Dich die Raumstation aus Lego abtasten lassen. Es ist nämlich tatsächlich so, dass man sie nur schwer beschreiben kann. Ich hatte mir das Modell gekauft, und wollte auch mit sehender Hilfe alle Teile benennen, aber dann kam die Pandemie.
Wer Lego und ISS eingibt, wird sicher bald viele Bilder davon finden.
Die ISS ist ein recht flaches Gebilde aus aneinander geflanschten Modulen. Die größte Fläche machen die Sonnenkollektoren aus, welche die Station mit Strom versorgen. Die sind links und rechts angebracht. Dazwischen ist dann der Körper der Station. Man merkt halt, dass das Ding mit den Jahrzehnten gewachsen ist. Sie besteht quasi aus einer Art Kern, um den immer wieder neue Sachen herum gebaut wurden. Auf jeden Fall sieht sie nicht aus, wie Raumstationen oft beschrieben werden. Sie ist kein Speichenrad mit Narbe in der Mitte, und dreht sich auch nicht so um sich selbst, um künstliche Schwerkraft zu erzeugen.
Auffällig als Modul ist das Forschungsmodul Kolumbus. Das liegt wie eine Tonne quer zum vorderen Ende der Station.
Wie gesagt weiß auch ich nicht, was da alles wo ist. Wenn ich mal jemanden finde, der das weiß und der Zeit hat, dann werde ich die Teile lernen und benennen können.
Es fühlt sich schon etwas chaotisch an, wie das alles zusammen geschraubt ist. Man könnte den Mittelteil vielleicht am ehesten noch mit Dosen beschreiben, die zusammen geschraubt sind.
Im All spielt das Design oder die Form keine Rolle, weil man z. B. nicht windschnittig im Vakuum sein muss.
…
Weiter fragt er nach Schlaf- und Waschräumen
Es gibt auf der ISS das russische Modul Zvesta, in welchem es etwas ruhiger ist, das als Schlafraum genutzt werden kann. Aber betten braucht man in Schwerelosigkeit nicht. Die Astronauten schlafen in Schlafsäcken, die sie einfach an die Wände hängen können. Das allerdings ist wichtig, wenn sie nicht schlafend irgendwo hin schweben möchten.
Und nein, Bäder mit Dusche, fließend Wasser etc. funktionieren in Schwerelosigkeit nicht. Was ich weiß ist, dass die da oben so feuchte Tücher etc. verwenden, damit kein flüssiges Wasser in der Station herum schwebt.
Die Toilette funktioniert mit Vakuum, das alles absaugt.
Dann währe beispielsweise auch mal interessant zu wissen, was für Geräusche man im Alltag auf einer Raumstation so hört?
Auf der Station ist es zumindest dort, wo die Labore und alles sind, mit unter sehr laut. Es gibt erstaunlich wenige Sounds von der ISS, aber man hört ganz viele Lüfter, Pumpen etc.
Mein Vati meinte malso, es kann durchaus so laut sein wie strraßenverkehr.
Ja, das glaube ich auch.
Es ist noch gar nicht solange her, da hatte ich mal ein Tagesthemeninterview mit einem Astronauten auf der ISS aufgenommen: Alexander… aber da kannst du mir sicher weiterhelfen.
Auf jeden Fall waren da im Hintergrund so gut wie keine Geräusche zu hören.
Auch ich habe schon viele Interviews und Funkkontakte von der ISS gehört. Und ja, mich hat auch erstaunt, wie wenig bis keine Hintergrundgeräusche dort zu hören sind. Es gibt ja ein Modul mit einem großen Aussichtsfenster, die Cupola.
Da das Modul auch viel für Entspannung und Freizeitbeobachtung genutzt wird, ist es dort sicher leiser als sonst wo.
Da die Geräusche auf der ISS recht gleichmäßige Sounds sind, kann man auch einiges mit Geräuschunterdrückung ausfiltern, wie man das von guten Kopfhörern kennt.
Mit dem Alarm, dass kann ich mir schon gut vorstellen. Könnte ja mal ein Druckabfall kommen, was ich mir bei Weltraumtemperaturen ser Extrem vorstelle.
So Alarme auf der ISS sind gar nicht so selten. Und ja, ein Löchlein hatten die ja auch schon, das Astro-Alex dann mit seinem Finger zugehalten hat, bis es repariert war.
Die größte Gefahr stellen Mini-Astroiden oder eben auch Teilchen des von Menschen gemachten Weltraummülls dar. Und gewisse militärische Spielchen mancher Nationen, die z. B. beweisen wollen, dass man Satelliten zerstören kann, machen die Situation nicht besser.
Immer wieder muss dann die ISS ausweichen. Und wenn man so eine große Struktur bewegen muss, benötigt das unglaublich viel Treibstoff.
Es gibt wohl auch Module auf der ISS, die mit Ammoniak gekühlt werden. Wenn das austritt wird es richtig gefährlich.
Zum Glück sind die meisten Alarme dann doch Fehlalarme.
Was Astronauten betrifft, so war mein absolutes Highlight, als ich am 12.07.2019 an einem Vortrag teilnehmen durfte, den Alexander Gerst bei uns an der Uni gehalten hatte.
Siehe Meine Impressionen.
Und nein, eine Liste über Dinge, die auf den Raumstationen schief gegangen sind, habe ich nicht. Wäre mal interessant.
Drei Podcasts darf ich all jenen wärmstens ans Herz legen, die sich für Weltraum interessieren,
Sucht einfach in eurem Podcatcher nach @Raumzeit, @Weltraumwagner und nach @auf Distanz.
Es gibt noch mehr, aber diese drei bieten schon so viel an O-Ton und Interviews, dass man damit mal locker die Zeit zwischen den Jahren verbringen kann.
Wer mich kennt weiß, dass ich Podcasts für eine ganz wichtige Quelle des Wissens halte, weil sie im Gegensatz zu vielen Videos ganz ohne Bilder auskommen müssen. Alles muss erklärt werden, was gerade für unser einen sehr praktisch ist.
Ich empfehle wirklich, vielleicht auch jetzt die Weihnachtszeit dafür zu nutzen, in die Welt von Podcasts einzutauchen.
den Autor des Gedichtes, das ich euch heute schenken möchte, lernte ich im Arbeitskreis der blinden Autorinnen und Autoren (blautoren) kennen.
Hier kommen vorwiegend Menschen zusammen, die sich schreibend oder musisch betätigen, und eine Sehbeeinträchtigung haben.
Es ist mir eine große Ehre, dass er mir erlaubte, sein Werk mit euch zu teilen.
Hier nun sein Gedicht über das Sonnensystem.
Unsere Sonne und ihre Planeten
von Theo Floßdorf
Die Sonne strahlt im Mittelpunkt,
zum Leuchten und Erwärmen.
Planeten kreisen um sie rum,
in zunehmenden Fernen.
Der Merkur läuft den kleinsten Kreis,
will man von klein hier reden.
Zu nah der Sonne, viel zu heiß.
Dort könnte niemand leben.
Die Venus will, man denke bloß,
als Liebesgöttin funkeln.
Ihr Ruf ist nicht ganz tadellos.
Man hört so manches munkeln.
Ihr Spiegel blendet uns von fern,
der Hellste der Planeten.
Als Morgenstern und Abendstern
bezirzt er beinah jeden.
Ganz nebenbei, und das ist schad’,
auch dort wär’s unertröglich.
Bei gut 450 Grad,
da schwitzte man womöglich.
Die Erde zeigt hier viel mehr Fleiß.
Weitab der Sonne, ohne Klage,
braucht sie für einmal rund im Kreis,
365 Tage.
Das Licht der Sonne – bittesehr,
der Weg ist so unglaublich weit –
braucht acht Minuten bis hier her.
Man denke: Lichtgeschwindigkeit!
Hier ist’s gemütlich, wie man weiß.
Wenn Urlauber auch meinen,
mal wär’s zu kalt; mal wär’s zu heiß.
Es passt für unsereinen!
Der Mars ist anders, denn er hat
kein Feuerchen zum Kochen.
Bei minus 85 Grad,
kriegt jeder kalte Knochen.
Bei schönem Wetter sind es zwar
– Und das ist gar kein Unsinn –
plus 20 Grad, schonmal, beinah,
Doch möchte ich nicht umziehn.
Da fröstelt man, ob spät, ob früh.
Ich werde keine Reise buchen.
Von dort kommen die kleinen grü-
nen Männchen, die uns oft besuchen.
Vom Jupiter, ganz weit im All,
weiß ich nichts zu berichten.
Doch kann man gut, in solchem Fall,
mal Wikipedia sichten.
Als sechsten der Planeten muss
ich den Saturn nun bringen.
Durch und durch eitel, Kopf bis Fuß,
behängt der sich mit Ringen.
Der Siebte ist der Uranus.
Als Achter, gegenwärtig
gilt der Neptun. Mit ihm ist Schluss.
Und das Gedicht ist fertig.
Danke, lieber Theo für diese unglaubliche Bereicherung des Adventskalenders.
Wer von euch auch ein schönes Gedicht mit astronomischem oder planetarischem Bezug hat, darf das gerne mit uns teilen.
Meine lieben,
heute darf ich euch drei wichtige Veranstaltungen ankündigen, an welchen ihr gerne teilnehmen dürft.
Verbreiten und Teilen ist natürlich erlaubt.
1) Der Weihnachtskalender 2022 auf Blindnerd
nach langem hin und her, habe ich mich entschlossen, auch in diesem Jahr einen Weihnachtskalender anzubieten. Wer dem Blog folgt, wird es ohnehin mitbekommen, denn ich lege dafür nichts anderes extra an.
Die Türchen sind schon fast alle befüllt. Ich hoffe, dass ich aus den Fehlern des letzten Jahres so viel gelernt habe, dass der Kalender in diesem Jahr keine Probleme und vor allem nicht mehr so viel Arbeit macht. Übrigens könnt ihr unter der Kategorie Weihnachtspost den Bladventskalender 2021 auch nochmal ansehen. Die Türchen sind noch offen…
2) Das Mysterium des Sterns von Betlehem (Vortrag)
Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden.
So habe ich am 29.12.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten, zu welchem ich euch herzlich einlade.
Hier der Text der Veröffentlichung auf dem Kalender bei Blindzeln:
Das Mysterium des Sterns von Betlehem
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Dienstag, dem 29. November 2022, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:00 Uhr.
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung werden wir uns diese Geschichten aus astronomischer Sicht genauer betrachten.
Im zweiten Teil werden wir uns dann mit der Frage beschäftigen, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung wird eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die an Weihnachten und allem darum herum interessiert sind. Vor allem diejenigen, die sich z. B. auch für Astronomie und Weltraum begeistern, sind hier richtig aufgehoben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über Diesen Link
oder per Radio-Stream unter Blindzeln-Webradio
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “Weihnachtsmarkt” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.
Und ja, wer meinen Blog aufmerksam verfolgt wird merken, dass wir beide dort angesprochenen Themen zu anderer weihnachtlichen Gelegenheiten schon behandelt haben. Aber glaubt mir. Schriftlich veröffentlichen ist noch etwas ganz anderes als direkt life vor Publikum.
Freitag 13. und andere Kalenderspielchen
Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:
Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.
Auch diese Themen wurden schon auf dem Blog behandelt, aber hören ist manchmal noch besser als lesen…
Ich freue mich auf jeden Fall auf all diese drei Dinge, und ich bin glücklich, wenn ich euch damit die Zeiten der Krise und der kalten Zimmer versüßen kann.
keiner von euch hat es gemerkt. Und mir ist es auch eben erst aufgefallen, als ich gerade mal wieder Updates auf dem Blog gefahren habe. Ganz leise hat sich das Ereignis diese Woche davon geschlichen. Ich habe mit dem letzten Artikel die Zweihundert (200) geknackt. Das ist ein schöner Grund zu feiern.
Seit 2017 bin ich nun mit Blindnerd unterwegs. Also ich staune selbst, denn 200 Artikel in nicht mal fünf Jahren und dann noch von der Länge, wie ihr das manchmal auch zu eurem Leidwesen von mir kennt und gewohnt seid,.
das kann sich schon sehen lassen.
Also feiern wir:
Der Erste
Der Willkommens-Artikel erschien genau am 23.10.2017.
Er taucht immer als letzter Artikel auf, wenn ihr durch eine ausgewählte Kategorie blättert. Dann wisst ihr immer, dass danach nichts mehr kommt.
Die ersten Gehversuche
In den ersten fünfzig ging es natürlich zunächst mal darum, dass ich mich bei euch vorstellte, wo ich arbeite, was ich mache und wie ich Astronom und Blogger Wurde.
Immerhin hatten wir in dieser Zeit auch zwei Jubiläen, 30 Jahre Studienzentrum für Sehgeschädigte, wo ich arbeite, und das mittlerweile Access@KIT heißt. Das andere Jubiläum waren 500 Jahre Reformation, das uns immerhin einen einmaligen zusätzlichen Feiertag bescherte. Tatsächlich habe ich etwas astronomisches zu Martin Luther gefunden.
Dann ging es natürlich sehr viel um die Gravitationswellen und deren Entdeckung.
Vieles davon findet ihr auf den Seite 19 und auf Seite 20 des Blogs.
Weitere Highlights waren für mich natürlich die Ankunft meiner Lego-Mondrakete und einer taktilen Mondkarte, welche die Wand meines Büros ziert.
Das findet ihr alles mit Beldern und beschrieben unter Auf den Mond und zurück mit Lego und Ankunft meiner taktilen Mondkarte.
Dann durfte ich in dieser Zeit langsam Workshops an Schulen halten, was mir leider durch die Pandemie, als es gerade so richtig los gehen sollte, komplett wieder weggebrochen ist.
Ich schrieb darüber in Astronomie für benachteiligte Kinder.
Wer von euch an einer Schule arbeitet, und mich gerne dort mal für einen Workshop buchen würde, darf sich gerne vertrauensvoll an mich wenden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mir dieses Netzwerk wieder aufbauen könnte.
Passend dazu durfte ich im Rahmen eines inklusiven Sportangebotes eine ganz wunderbare astronomische Sportstunde erleben.
Nicht zuletzt führte ich Kategorien auf dem Blog ein, weil die Sache doch langsam unübersichtlich wurde. Die findet ihr unter der Überschrift „Kategorien“ (Ebene 2) aufgelistet.
Das absolute Ding war sicherlich die Ehre, die mir zu Teil wurde, als ich einen Vortrag und einen Workshop auf der Jahrestagung der internationalen astronomischen Union in Wien halten durfte.
Hier empfehle ich den wunderbaren Gemeinschaftsbeitrag mit Bildern Inspiring Stars
Es lohnt sich auch, wenn man sich nochmal darüber klar wird, welch hohes Gremium da tagte. Darüber gibt es nichts mehr.
Schaut mal in Was ist die IAU.
Und schließlich begingen wir die fünfzig noch sang und klanglos mit dem Supermond am 19.02.2019 dem Supermond
Die nächsten Fünfzig
Die 100 knackten wir am 23.04.2020.
Hierzu brauche ich gar nicht viel schreiben, denn es gab dazu einen langen Jubiläums-Artikel mit ausgewählten Highlights und Beiträgen. Dort konntet ihr sogar mit abstimmen, welcher davon euch am besten gefallen hat.
Zu dieser Feier bitte hier lang.
Die einhundertfünfzig
Die 150 knackten wir am 13.10.2020.
an den Artikel davor, die Einhundertneunundvierzig, erinnern sich bestimmt noch viele. Wir begaben uns auf Entdeckungsreise zu den Monden des Uranus und wie die Protagonisten aus Williams Shakespeares Stücken als Namensgeber der sehr zahlreichen Saturnmonde her halten mussten. Also ich fand die Geschichte des Theater und Schauspiel am Himmel sehr spannend und aufregend.
Bei euch kam sie jedenfalls sehr gut an.
Davor hielt mich fast ein halbes Jahr ein Projekt in Atem. Ihr wisst schon. Die Reise zu den schwarzen Löchern. Hier wurde aus einem etwa dreistündigen Vortrag eine elfteilige Serie. Von Archimedes über Johannes Kepler, Isaac Newton, Cavendish und anderen bis hin zu Albert Einstein durchliefen wir alle Stationen, wie die Gravitation entdeckt, Masse und Volumina zusammen hängen, mit welcher Kraft die Erde alles anzieht, wir wogen den Mond, die Erde und andere Himmelskörper. Nach und nach lernten wir über Einstein, Eigenschaften des Lichtes und des Vakuums dann die heimliche Herrscherin über Raum und Zeit kennen, die Gravitation, die schwächste der vier Grundkräfte des momentan gültigen Standardmodells der Physik. Am Ende mussten wir uns mit sterbenden Sternen beschäftigen, wie sie zu weißen Zwergen, zu Neutronensternen oder gar als schwarze Löcher enden können. Diese untersuchten wir genauer, denn sie waren das Ziel dieser Reise.
Das Projekt machte es nötig, dass ich die Kategorie „Den schwarzen Löchern entgegen“ einführen musste.
Sehr viel Anklang fand bei euch der Artikel zu Navigation auf hoher See. Es ging um die sehr menschelnde Geschichte der ersten schifftauglichen Uhr und deren Erfinders.
Wer die Geschichte nochmal lesen möchte, findet sie unter David gegen Goliat.
Ein richtig großes Projekt, vermutlich das umfangreichste und arbeitsintensivste war der Versuch des Weihnachtskalenders 2021. Zum Glück wurde dieser sehr gut von euch aufgenommen und mit vielen schönen Kommentaren belohnt. Ich hoffe, ich bekomme auch wieder für dieses Jahr einen Adventskalender hin. Auf jeden Fall sammle ich schon Themen für ein Motto, das ich euch noch nicht verraten werde, weil ich es selbst noch nicht genau weiß.
Die Kategorie zu diesem Kalender heißt ganz einfach Weihnachtspost.
Noch viele schöne Artikel könnte ich euch hier in Erinnerung rufen. Zum Glück gibt es ja den zur passenden Feier, wo ihr das alles nochmal nachlesen könnt. Feier zum 150sten Artikel auf Blindnerd
Und wie geht es weiter?
Und so halten wir also den 08.09.2022 als Datum für die 200 fest.
Jetzt sollten eigentlich noch einige feierliche Worte kommen. Aber wie soll man die an sich selbst richten. Vielleicht mögt ihr ja das ein oder andere Wort in die Kommentare fallen lassen, damit das ganze noch etwas festlicher wird.
Auf jeden Fall wird es Blindnerd noch weiterhin geben. Noch wird die Liste der ungeschriebenen Artikel eher länger anstatt kürzer.
Ich freue mich über euch alle, die ihr teilweise schon von Anfang an treu dabei seid. Ich freue mich auch über jede Beteiligung von euch, auch über Kritik. Und wenn ihr mal ein Thema habt, worüber ihr gerne mal einen Artikel von mir lesen würdet, sehr gerne.
Also, gehen wir in alter Frische die nächsten einhundert Artikel an.
Hier zwei Dinge, die mir absolut am Herzen liegen. Dafür muss zu aller Astronomie wirklich Zeit sein.
Eine Begleiterscheinung vieler Kriege, Hungersnöten und anderer Katastrophen sind Menschen, die von irgendwo nach woanders fliehen müssen. Sie versuchen neuen Fuß zu fassen und zu migrieren.
Wir wissen alle, dass das nun innerhalb von Europa leider stattfindet. Ohne näher auf diese Misere eingehen zu wollen, möchte ich anmerken, dass jeder von uns etwas tun kann. Mit dem Gedanken, nichts ändern zu können in Lethargie zu verfallen, ist niemandem geholfen. Bitte überlegt euch, womit ihr euren Beitrag leisten könnt, um jenen fliehenden Menschen oder denen, die im Kriegsgebiet verharren müssen zu helfen. Welche Möglichkeiten es hier gibt, findet ihr leicht im Netz und in sonstigen Medien. Jede Hilfe zählt. Es muss nicht gleich eine Wohnung sein, die man zufällig gerade übrig hat…
Ein weiteres Anligen ist mir noch folgendes
Alle wissen, dass ab Sonntag mehr oder weniger fast alle Corona-Regeln aufgehoben werden sollen. Manche Bundesländer, z. B. Baden-Württemberg rudern aber schon wieder etwas zurück, indem Teile der Maskenpflicht erhalten bleiben sollen.
Ich für meinen Teil werde die Masken genau so konsequent tragen, wie in den letzten beiden Jahren. Ich muss nicht alles tun, was theoretisch wieder erlaubt wäre. Gerade wir Menschen mit Sehbeinträchtigung sollten uns überlegen, ob es ob der Tatsache, die Abstände richtig einhalten zu können, vernünftig ist, künftig überall, wo man darf, auf die Maske verzichten zu wollen. Das aber nur als Anmerkung. Jeder von uns muss das selbst verantworten und für sich entscheiden.
Auf jeden Fall: Lasst euch bitte impfen, sofern noch nicht geschehen.
Vielen Dank für euer Verständnis dieser Anmerkungen.
Aber nun zum Thema der Himmelskörper mit Migrationshintergrund.
Was ist gemeint
Alles im Weltall bewegt sich irgendwie. Himmelskörper stoßen zusammen, Galaxien fliehen voneinander oder bewegen sich aufeinander zu. Alle Galaxien bewegen sich merkwürdigerweiße auf einen Punkt, den großen Attraktor zu, und, und, und.
Zum Anfang, als unser Sonnensystem vor 4,5 Milliarden Jahren entstand, gab es in unserem Sonnensystem etwas, das man die Migration von Planeten nennt. Kurz gesagt, waren die Planeten nicht immer von innen nach außen so aufgereiht, wie sie es heute sind.
Mit Migration ist daher gemeint, dass Planeten durchaus erheblich ihre Bahnen im Laufe der Zeit ändern können.
Lasst uns von dem guten alten Merksatz ausgehen, der Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten:
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.
Nun ist es aber so, dass die alte Version dieses Satzes nicht nur seit 2006 seine Gültigkeit verlor, sondern heute weiß man, dass er nach der Entstehung unseres Sonnensystems nicht die heutige Reihenfolge der Planeten beschrieb, und das nicht deshalb, weil man die Planeten um- oder anders benannt hätte, war ja noch niemand da, der Namen hätte geben können, sondern tatsächlich deshalb, weil sich manche Planeten auf anderen Bahnen befanden als heute. Sie sind woanders hin migriert.
Besonders die vier letzten Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, befanden sich sehr wahrscheinlich auf anderen Bahnen in einer anderen Reihenfolge. Modelle besagen, dass sie ihre jetzigen Bahnen erst ungefähr nach siebenhundert Millionen von Jahren nach Entstehung der Sonne eingenommen haben. Wie das kam, ist eine sehr spannende Geschichte, die mit der Entstehung unseres Sonnensystems beginnt.
Exkurs über Sternen- und Planetenentstehung
Ein Stern entsteht, indem eine große Wolke aus Gas und Staub unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabiert. Ist die Materie, Wasserstoff, im inneren dieses Protosterns derart verdichtet, dass die Temperatur auf etwa zehn Millionen Grad ansteigt, dann beginnt Wasserstoff zu Helium zu verschmelzen. Der Stern ist gestartet. Darüber werden wir in späteren Artikeln zu unserer Sonne noch genauer berichten.
Das übrige Material der Gas- und Staubwolke sammelt sich nun wegen seiner Rotation allmählich als protoplanetare Scheibe um den neuen Stern herum. Nun hat man also außen in einer Ebene eine Scheibe aus Staub und Gas, in deren Inneren der neue Stern sitzt, der entweder noch ein Protostern ist, bzw. sich schon langsam anschickt, sein Fusionskraftwerk zu zünden.
Mikro kleine Staubpartikel stoßen nun durch die Bewegung der Scheibe aneinander und verbacken und verkleben zu größeren „Bröckchen“. Sie halten entweder durch Ladung oder sonstige chemischen Prozesse zusammen. Dieses setzt sich nun mit den größeren Teilchenverbünden fort, die nun etwa zentimetergroß sind und mit der Gaswolke mit schwimmen.
Diese Teilchen stoßen nun ihrerseits wieder zusammen und verbinden sich zu größeren Körpern.
Ab einer Größe von etwa 10 m, entkoppeln diese Körper vom Gas der Wolke und besitzen nun derart viel Gravitation, und Trägheit dass sie sich selbstständig auf Kepler-Umlaufbahnenum den Stern bewegen können.
Desto weiter außen die Brocken sich befinden, desto langsamer bewegen sie sich um ihren Stern. Und nun nimmt die „Heimliche Herrscherin“, die Gravitation die Sache in die Hand. Diese Planetesimale können mit ihrer Schwerkraft nun wieder kleine Partikel an sich binden und noch wachsen. Als Planetesimale bezeichnet man diese Brocken ab etwa einer Größe von einem Kilometer Durchmesser. Diese stoßen nun ihrerseits zusammen und bilden Planeten aus Eis und Staub.
Somit räumen die massereicheren Brocken langsam in der Scheibe auf, ziehen die kleineren zu sich und bilden dann quasi einen „leeren“ streifen ohne Brocken. Mit dem verbleibenden Gas verhält es sich anders. Planeten mit weniger als ungefähr zehn Erdmassen haben eine zu geringe Gravitation, um das verbliebene Gas der Wolke an sich zu binden. Das dem so ist, können wir im Alltag erleben. Unsere mit Helium gefüllten Ballons würden nicht in die Höhe steigen, könnte die Erde mit ihrer Gravitation das Helium festhalten. Somit gibt es in unserer Atmosphäre quasi kein Helium, und den leichteren Wasserstoff auch höchstens in Spuren chemischer Reaktionen hier auf Erden. Die anderen Bestandteile unserer Atmosphäre sind deutlich schwerer als Helium und Wasserstoff. Deshalb kann diese unsere Erde festhalten.
Die Entwicklung derartiger Stein- und Eisplaneten ist somit erst mal abgeschlossen. Ob sich nachher Leben darauf bildet, ob sie Vulkanismus besitzen werden oder sonst was, spielt sich danach auf ihrer Oberfläche ab und hat im wesentlichen nichts mehr mit ihrer Entstehungsgeschichte, man könnte es auch Geburt nennen, zu tun.
Schwerere Planeten, also mehr als 10 Erdmassen können aber im Laufe der Zeit ob ihrer Gravitation bis zu einem vielfachen ihres eigenen Gewichtes Gas aus der verbliebenen Scheibe dauerhaft an sich binden. Auf diese Weise entstehen riesige Gasplaneten, die alle einen festen Kern besitzen. Beim größten Planeten des Sonnensystems, dem Jupiter entfallen etwa 95 % seiner Masse auf seine riesige Gashülle, bestehend aus Wasserstoff und Helium.
Nahm vorher die Dichte des Gases der Scheibe von innen nach außen ab, so ist sie nun dort, wo die Planeten ihre Bahnen ziehen stark ausgedünnt, vielleicht sogar leer. Außerdem befinden sich neben und um die Planeten herum noch diejenigen Brocken, die bisher noch nicht eingefangen wurden, bzw zu klein waren, um es zu erwachsenen Planeten geschafft zu haben. Das sind dann vor allem Asteroiden und Kometen. Nach zehn bis zwanzig Millionen Jahren ist nun das Gas der Scheibe aufgebraucht. Entweder es befindet sich in den Gasplaneten, oder es wurde vom Sternwind in den Raum gepustet. Es gibt auch noch andere Mechanismen, wie das Gas verloren gehen kann. Alle Phänomene der Planetenentstehung können aber so noch nicht erklärt werden.
Modellierungsprobleme
Somit wurden zunächst Modelle entwickelt, die die Masse und Elementverteilung im Sonnensystem oder sonstigen prä sstelaren Gaswolken zu erklären versuchen. Dabei geht man z. B. vom heutigen Zustand des Sonnensystems aus, und versucht mit all diesen Parametern so zu rechnen, damit man über Simulationen das Sonnensystem erhält, wie es damals gewesen sein könnte. Derartige Modelle setzen natürlich voraus, dass die Naturgesetze damals vor 4,5 Milliarden Jahren schon dieselben waren, wie wir sie heute kennen. Bisher spricht nichts dagegen. Das Universum bestand somit auch damals nicht aus einer Harry-Potter-Insel, auf welcher andere Gesetze gegolten haben.
Probleme bereiten aber bei diesen Modellen u. A. die Entstehung der Planeten Uranus und Neptun. Obwohl ihre festen Kerne größer als zehn Erdmassen sind, konnten sie so viel Wasserstoff und Helium an sich binden, das mindestens einer Erdmasse entspricht. Nach den Modellen können die beiden Planeten nicht so weit draußen entstanden sein, wo sie sich momentan befinden. Die Dichte der Gasscheibe wäre zu gering, damit die beiden überhaupt genügend Gas hätten ansammeln können. Selbst Jupiter, der deutlich näher an der Sonne ist, hätte auf dieser Bahn zu lange gebraucht, um zu dem zu werden, was er heute ist. Kurz um. Die Planeten können nicht dort entstanden sein, wo sie sich heute befinden. Die Planeten müssen viel näher an der Sonne herangewachsen sein. Dort, wo die Dichte der Gasscheibe deutlich höher war, und sie mehr Gas hätten einsammeln können. Danach muss es dann eine Umordnung der Planeten gegeben haben, Migration eben.
Das Nizza-Modell
2005 haben Wissenschaftler anhand des sog. Nizza-Modells versucht zu erklären, welche Ordnung das Sonnensystem früher hatte, und wie es sich zur heutigen Anordnung umsortiert hat. Ja, Astronomen machen manchmal schöne Dienstreisen. Außer dem Modell, dürften sie es auch sonst in Nizza schön gehabt haben.
Das Nizza-Modell nimmt an, dass die vier Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun ursprünglich auf nahezu kreisförmigen, kompakten Bahnorbits liefen. Außerdem geht es davon aus, dass bei der Planetenentstehung eine Scheibe von Planetesimalen entstand, die von außerhalb der Planetenorbits bis hinaus zu einer Entfernung von 35 AU (1 AU = Abstand Erde-sonne =150 Mio Kilometer))
reichte und eine Gesamtmasse von etwa 35 Erdmassen hatte.
Die Riesenplaneten des Sonnensystems streuten nun zunächst vereinzelt Planetesimale aus der Scheibe, indem sie diese Brocken durch ihre Schwerkraft heraus warfen.
Dabei wurde Drehimpuls übertragen, und die Bahnen der Planeten änderten sich leicht. Mit numerischen Simulationen kann gezeigt werden, dass dadurch Saturn, Uranus und Neptun langsam nach außen wanderten und Jupiter nach innen.
Nach ein paar hundert Millionen Jahren (500–800 Mio. nach Entstehung der Sonne) kam es zu einer 2:1-Resonanz zwischen Jupiter und Saturn. Das bedeutet, dass der innere der beiden die Sonne in der Zeit zweimal umrundet, die der äußere für einen Umlauf benötigt. Dadurch störten sich die beiden gravitativ derart, dass sich die Sache aufschaukelte.
Dadurch stiegen die Exzentrizitäten, und das System destabilisierte sich.
Die Exzentrität ist ein Maß dafür, wie stark die elliptische bahn von einer normalen Kreisbahn abweicht.
Die Planeten Saturn, Uranus und Neptun kamen einander und der Scheibe aus Planetesimalen nahe. Dadurch wurden die Planetesimale praktisch schlagartig zerstreut, ein Teil der Planetesimale flog in das innere Planetensystem und löste dort das Große Bombardement aus. Davon zeugen die Krater der Planeten Merkur, Venus und Mars. Auch die Erde besitzt derartige Krater, z. B. das Nördlinger Ries oder den Chicxulub-Krater, dessen Einschlag die Klima-Katastrophe ausgelöst haben soll, die für das Ende der Dinosaurier verantwortlich zeichnet.
In etwa 50 Prozent der simulierten Modelle kommt es dabei auch zu einem Platzwechsel zwischen den zwei äußersten Gasplaneten Uranus und Neptun
Nach etwa hundert Millionen Jahren erreichten die Planeten schließlich ihre heutigen Entfernungen, ihre Exzentrizitäten wurden gedämpft und das System stabilisierte sich wieder.
Neben den Positionen, Exzentrizitäten und Inklinationen der Riesenplaneten und dem großen Bombardement erklärt das Modell noch eine Reihe weitere Eigenschaften des heutigen Sonnensystems . So kann man beispielsweise die Bahnen und Herkunft von Monden erklären.
Unter Inklination versteht man den Winkel, in welchem die Planetenbahn zur Ekliptik gekippt ist.
Auch der Kuipergürtel wird mit diesem Modell plausibel. Er beschert uns immer wieder Kometen und befindet sich jenseits der Neptun-Bahn. Er enthält u. A. den Rest, der bei der Entstehung des Sonnensystems in keine Planeten eingebaut wurde.
Weitere Erklärungen des Modells waren spontan auf den ersten Blick auch für mich nicht ganz verständlich, weshalb ich hier mal darauf verzichte. Ist eh schon wieder zu lang geworden.
Auf jeden Fall wisst ihr jetzt, was Migration im All bedeutet. Und denkt doch bitte an meine Herzenssachen zum Anfang des Artikels.
Meine lieben,
Heute geht es mal nicht um Astronomie, sondern um gefühlte Dankbarkeit.
Ja, ich weiß, dass ich vor vielen Artikeln geschrieben habe, dass das C-Wort nicht mehr auf diesem Blog erscheinen soll, und dabei bleibt es auch. Dennoch möchte ich gerne mit euch etwas positives zum Thema Pandemie teilen.
Immer wieder kommt es vor, dass ich mir vorstelle, was gewesen wäre, wenn die Pandemie in meiner Kindheit ausgebrochen wäre.
Diese Vorstellung löst in mir trotz aller Widrigkeiten große Dankbarkeit aus, dass die Pandemie erst jetzt in unser aller Leben trat. Um diese Dankbarkeit geht es in diesem Artikel.
Aus meinem Buch
Am 21. Februar 1969 wurde ich als fünftes von sechs Kindern in Schopfheim geboren. Da ich zwei Monate zu früh das Licht der Welt erblickte, musste ich zunächst in den Brutkasten. Nach dem damaligen Stand der Medizin wurden Frühgeburten mit reinem Sauerstoff versorgt. Nicht selten, so auch bei mir, führte dies zu einer Augentrübung, die der Grund für meine Blindheit ist. In den Industrienationen war diese Art der Erblindung die häufigste Ursache.
Medizinisch betrachtet galt ich immer als zu 100% erblindet, verfügte aber, bis ich Mitte 20 war, über eine hell-dunkel-Wahrnehmung, die sich dann mit der Zeit verschlechterte und verloren ging. Aufgewachsen bin ich mit meinen zwei Brüdern und drei Schwestern in einer Arbeiterfamilie. Somit führte vor allem mein Vater uns schon als Kinder an technische Dinge heran und lehrte uns den Umgang mit Werkzeug und Werkstoffen wie Holz. Ich erinnere mich noch, dass ich als kleines Kind Zeitungen reißen musste, aus denen anschließend mit Kleister Pappmaschee angerührt wurde, womit mein Vater die Landschaft für seine riesige elektrische Eisenbahn modellierte.
Von meiner Mutter wurden wir schon als Kinder stets zur Arbeit und Mithilfe in Haus, Hof und Garten herangezogen. Jeder musste für alle etwas übernehmen und war dafür verantwortlich. Schon mit vier oder fünf musste ich auf einem Schemel stehend Geschirr abtrocknen. Dabei habe ich übrigens sehr viele Volkslieder gelernt. Später half ich dann auch im Garten bei der Ernte mit.
Aufgrund der Größe unserer Familie konnte auf meine Einschränkung nicht viel Rücksicht genommen werden. Ich war bei allem dabei, musste bei allem helfen und von mir wurde dasselbe wie von meinen sehenden Geschwistern verlangt. Das war nicht immer fair. Es würde in der heutigen Zeit, in welcher blinde Kinder oft überbehütet werden, niemand mehr verlangen, dass ich als blindes Kind beispielsweise auf dem Feld helfe, Kamille zu pflücken. Es dauert einfach länger, wenn man die Blümchen ohne Augen suchen muss, und ich war ob dieser Langsamkeit oft frustriert und entmutigt und verlor das Selbstvertrauen. Andererseits verdanke ich dieser harten Schule eine Selbstständigkeit und Fertigkeit in so vielen Dingen, die ein blindes Kind heutzutage kaum noch erlangen kann, weil Kinder im Allgemeinen meist nicht mehr in diesem Maße im Haushalt mithelfen müssen. Somit kann ich heute retrospektiv große Dankbarkeit für meine nicht immer einfache Kindheit empfinden. Vor dem Hintergrund des Inklusionsgedanken möchte ich hier nicht versäumen zu erwähnen, dass ich für meine klassische Ausbildung in Blindentechniken, wie Blindenschrift, Mobilitätstraining und sonstiger lebenspraktischer Fertigkeiten, die ich in sechzehn Jahren an verschiedenen Blindenschulen und Einrichtungen erlernen durfte, sehr dankbar bin.
All dies ist mir auch in der heutigen Zeit, wo im Blindenwesen viel mehr moderne Technologie Einsatz findet, eine große Hilfe. Der Inklusionsgedanke und dessen Umsetzung ist ein fließender Prozess und muss sich entwickeln. Dabei dürfen aber die unverzichtbaren Blindentechniken nicht auf der Strecke bleiben, was momentan leider in manchen Fällen geschieht. Dies aber nur am Rande.
Meine Kindheit
So wuchs ich also mit meinen Eltern und fünf Geschwistern in einer Sozialwohnung relativ ärmlich auf. Unsere Kinderzimmer waren so klein, dass lediglich zwei Stockbetten und der Kleiderschrank darin Platz fanden. Später, als meine Geschwister schon ausgezogen waren, hatte ich eines dieser kleinen Zimmer dann für mich alleine. Als dann z. B. eine Musikanlage und der Computer dort Einzug hielten, war das zimmer eng voll. Es verblüfft mich noch immer, wie viel Platz ich heute benötige und habe, und wie wenig davon wir als Kinder hatten. Es versteht sich von selbst, dass wir daher die meiste Zeit draußen im Wald, in meiner Oma Garten oder uns sonst wo herum trieben. Telefon hatten wir natürlich keines. Als wir es bekamen, war ich schon fast erwachsen und mit der Hauptschule fertig. Ein Auto, mit dem wir hätten Ausflüge machen können, gab es auch erst, als ich längst schon erwachsen war.
Jeder weiß, dass es natürlich auch kein Internet gab. Das war ja erst langsam vernünftig ab Mitte der neunziger zu benutzen.
Mit all diesen Umständen hatte ich noch Glück, denn ich war in verschiedenen Blindenschulen immer unter der Woche im Internat. Dort war alles modern. Ich hatte mein eigenes Bett, einen Schrank, ein kleines Schließfach und sogar ein eigenes Waschbecken.
Ich erinnerte mich noch ganz genau, dass ich nach dem Feuer und dem Ofen suchte, denn es kamm immer warmes Wasser aus der Leitung. Das war für mich ohne Ofen nicht vorstellbar.
Es gab dort viel Platz, viel Spielzeug und viele Möglichkeiten zu musizieren oder Sport zu treiben.
Es gab in diesem Internat auch eine Krankenstation. Ich erinnere mich auch daran, dass unsere Wohngruppe mal wegen Scharlach oder Masern unter Quarantäne gesetzt wurde. Die schützende Impfung dagegen gab es noch nicht.
Da unsere Gruppe nur aus Erst- und Zweitklässlern bestand, kam die Lehrerin dann halt in die Wohngruppe, um das wichtigste zu unterrichten. OK, wir durften nicht raus, bzw. nur dann, wenn niemand anderes auf dem Spielplatz war. Aber alles in allem war das alles noch zu ertragen, denn wir Kumpels waren ja unter uns und hatten uns. Dass wir an den Wochenenden in der Quarantäne nicht heim durften, war für manche schlimm, aber für mich eher nicht. Wir, die von weiter her kamen, durften sowieso nur alle vierzehn Tage heim und von Heimweh wurde ich glücklicherweise nie sonderlich geplagt.
So war ich also nur an jedem zweiten Wochenende und in den Ferien daheim, was natürlich den Nachteil hatte, dass ich die Kinder im Dorf überhaupt nicht kannte und mich später dann mehr und mehr von unserer Familie entfremdete, weil ich eben eine ganz andere Entwicklung nehmen durfte.
Was wäre gewesen, wenn…
So, und nun stellt euch vor, in diese Zeit wäre eine Pandemie gefallen.
Mein geliebtes Internat wäre sofort geschlossen worden und ich hätte nach hause müssen.
Ohne Telefon, Computer, Hilfsmittel und Internet wäre an Unterricht absolut nicht zu denken gewesen. Ich hatte damals nicht mal eine eigene Punktschrift-Schreibmaschine. Punktschriftbücher sind groß und sperrig. Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Schule die Versorgung auf dem Postweg hätte sicher stellen können.
Meine Eltern hatten keine Zeit, uns zu unterrichten. Wenn es in der Schule nicht lief, dann setzte es etwas, aber ansonsten… Naja, das waren noch andere Zeiten.
Abgeschnitten von allen Freunden säße ich daheim herum.
Meine Geschwister hätten natürlich auch keine Schule. Ich weiß nicht, wie sie mit Material versorgt worden wären. Damals war es ja sogar noch schwierig, Kopien anzufertigen. Wir lernten noch mit Kohlepapier in der Schreibmaschine zu schreiben oder schrieben manchmal in diesem Matrizen-Format für die spätere manuelle Vervielfältigung.
Die einzigen Tische, auf welchen Hausaufgaben oft unter Mamas Fuchtel gemacht wurden, standen im Wohnzimmer und in der Küche. Das wäre für uns sechse deutlich zu eng geworden.
Mein großer Bruder und meine große Schwester hatten einen kleinen weiteren Tisch in ihrem Zimmer, aber diesen Krieg hätten wir kleinen niemals gewonnen, dieses Zimmer nur ohne Erlaubnis betreten zu dürfen.
Wie gesagt. Telefon und Internet gab es nicht. Und für stundenlange Gespräche von der Telefonzelle aus, hätten uns unsere Eltern das Geld niemals gegeben, weil sie es einfach auch nicht hatten.
Im ersten Lockdown durfte man ja nicht mal raus. Meine Mutter wäre mit uns in der Wohnung durchgedreht. Sie wurde schon leidlich, wenn es mehrere Tage regnete, und wir nicht raus konnten. Einen eigenen Garten hatten wir nicht, und in die meiner Großeltern oder meines Onkels durfte man ja nicht.
OK, mein Vater wäre vielleicht auch daheim. Er war bei Konflikten oft etwas der ausgleichende Pol, aber das hätte er auch nicht ausgehalten. Da bin ich mir sicher.
Unsere Familie war auch ohne Pandemie nicht sehr stabil. Es gab recht viel Gewalt und Geschrei. Es wäre alles, aber auch wirklich alles eskaliert bei uns.
Und jetzt?
Aber nun bin ich schon älter und die Pandemie kam.
Gäbe es die heutige Technologie nicht, dann wäre ich, weil ich quasi alleine lebe, hilflos. Es könnte sogar sein, dass ich mich vorübergehend in ein Heim begeben müsste, damit ich wenigstens grundversorgt wäre. Auf jeden Fall hätte ich Hilfe und Unterstützung benötigt.
Natürlich ist vieles schlimm. Natürlich fühle ich mich oft einsam. Natürlich habe ich mit dem Abstandhalten etc. Probleme. Natürlich sitze ich oft auch im Hamsterrad und fühle mich wie der Panther in Rainer-Maria Rilkes Gedicht, das ihr hier anhören könnt. außerdem schrieb ich über all diese negativen Dinge ausführlich in meinem C-Report, um das C-Wort zu vermeiden…
Aber Dank heutiger Technologie und Internet sieht die Situation doch etwas positiver aus:
Ich kann arbeiten.
Ich kann mich bilden,
ich kann mich online mit Lebensmitteln versorgen.
ich kann mich mit Menschen online treffen, wenn ich einsam bin.
Ich gehöre zu der Gruppe von Arbeitnehmern, die sich all dieses auch noch finanziell leisten kann.
Ihr seht es ja selbst, wie der Blog richtig fett geworden ist.
Ich durfte so vieles auch lernen.
Für all das bin ich unendlich dankbar. Es hilft mir, die dunklen Zeiten besser zu überstehen, wenn ich mir derlei immer mal wieder vergegenwärtige. Ihr könnt das ja auch mal für eure Situation versuchen. Es ist sehr erfüllend, entspannend und tut einfach nur gut.
Denkt auch an die Dinge, die momentan wieder möglich sind. Denkt auch daran, dass die Tage schon wieder länger werden. Wir dürfen auf den Frühling hoffen. Der kommt ganz bestimmt.