Mein Jahresrückblick 2024


Meine lieben,
herzlich willkommen im neuen Jahr 2025.
Möge es für uns alle und die ganze Welt ein gutes Jahr werden, wenn auch gewisse Zeichen anderes andeuten.
Nachdem wir die ganze Weihnachtszeit mit unserem Adventskalender anreicherten, melde ich mich nun nach der Pause durch die Rauhnächte hindurch bei euch mit meinem Jahresrückblick zurück. Hier möchte ich einfach demutsvoll mit euch teilen, was ich und andere im letzten Jahr so auf die Beine stellen durften. Es mag manchmal etwas wie Bauchpinselei wirken, aber so ist das nicht gemeint. Fast alle Events, die hier zur Sprache kommen sollen, hätte ich nicht alleine bestreiten können. Es ist beeindruckend, wie viele oft im Hintergrund nötig sind, um Veranstaltungen möglich zu machen. All jenen gilt zunächst mal mein großer Dank.
Und ja, ich weiß. Der Artikel ist etwas länglich geworden, aber in einem Jahr passiert halt unheimlich viel. Und glaubt mir. Ich habe schon gekürzt…
Kommen wir aber nun zu meinen Highlights 2024

17.02. Astro-workshop für den DBSV-Jugendclub

Unser Institut hat vor anderthalb Jahren ein neues barrierefreies Gebäude beziehen dürfen. Dort hatte ich für diesen Tag den Jugendclub des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes Nordbaden zu einem ganzen Tag Astronomie und Weltraum eingeladen.
Mit diesem Gebäude durfte ich eine ganz wunderbare Erfahrung machen.
Diesmal funktionierten die elektronischen Türen zum Glück, sodass ich drei Stunden vor Workshop-Beginn aufbauen konnte. Das musste ich leider alleine tun, weil mir eine Assistenz wegen Krankheit absagte. Es funktionierte perfekt.
Den Sprechertisch benutzte ich für Laptop, Unterlagen und Lautsprecher. Dann benutzte ich die erste Tischreihe, nachdem ich dort die Stühle entfernte für meine Modelle und taktilen Materialien. Dann konnte man von Station zu Station direkt entlang gehen. Das alles war hoch professionell und war mir so an Anderen Vortragsorten, und ich habe derer hunderte besucht, noch nie möglich gewesen.
Selbstständig und blind einen ganzen Raum für einen Tagesworkshop ohne Assistenz vorbereiten geht meistens nicht. Das ist etwas ganz besonderes.
OK, die Audioanlage und den Beamer kann man als blinder Mensch nicht bedienen, aber das war nicht nötig. Folien gibt es bei mir nur selten, weil ich mir ja genau dadurch meine Mission zerstören würde, und Audios spiele ich immer mit meiner eigenen Anlage ab.

Einen kleinen Schatten gab es aber dennoch. Ich musste den Workshop mit relativ hohem Fieber halten. Schon am Freitag davor lag ich krank zu Bett und am Sonntag danach auch noch. Abzusagen war für mich aber niemals eine Option.
Man kann einen Workshop für Menschen mit Behinderungen nicht einfach so absagen. Da hängen Begleitpersonen, Assistenzen, Umsteigehilfen und mehr dran.
Aber mit Ibu als Raketentreibstoff starteten wir pünktlich gegen 11 unseren Streifzug durch das Weltall. Wir waren so um 20 Personen.

Für die Teilnehmenden habe ich eine Liste zusammengestellt, wo sie die Inhalte nochmal nachbearbeiten und vertiefen können.
Diese teile ich jetzt einfach auch mal mit euch, damit ihr ein Bild davon bekommt, was mir in unserem Neubau notfalls auch ohne Assistenz möglich ist.

  • Am Anfang erklärte ich euch, wieso es sich für blinde Menschen lohnen kann, sich mit Astronomie zu beschäftigen. Darüber schrieb ich auf meinem Blog und für einen Newsletter in
    https://blindnerd.de/2023/01/24/astronomie-ohne-sternensicht-2/
  • Nun erzählte ich einige Geschichten und Anekdoten wie mein Interesse für Astronomie und Wissenschaft geweckt wurde. Ich stellte euch meine Superoma, meinen Taxifahrer und meine Religionslehrerin vor, die mich für philosophische Fragen vor die Tür setzte. Das findet ihr alles in meinem Buch
    Blind zu den Sternen – Mein Weg als Astronom
  • Als Beispiel für gelebte astronomische Inklusion erzählte ich euch von der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999.
    https://blindnerd.de/2019/07/03/finstere-erinnerungen-die-sonnenfinsternis-vom-11-08-1999/
    Die schönste deutschsprachige Beschreibung einer Sonnenfinsternis ist die von Adalbert Stifter.
    https://blindnerd.de/2022/07/08/eine-literarische-erinnerung/
  • Nun legten wir unsere Ohren an das Teleskop und hörten Weltraumklänge.
    Schon der gute alte Goethe wusste im Prolog zu Faust I, dass die Sonne tönt.
    Diese spannende Thema beschrieb ich in
    https://blindnerd.de/2019/10/08/die-sonne-toent-klingel-oder-orgelpfeife/
  • Wichtig für uns ist auch das Weltraumwetter, das im wesentlichen vom Sonnenwind bestimmt wird. Ein großer Sonnensturm könnte unsere gesamte Kommunikation stören.
    Wie gefährlich die Sonne für uns tatsächlich ist, beschrieb ich in
    https://blindnerd.de/2019/09/03/droht-gefahr-von-unserer-sonne/
  • Der Sonnenwind erzeugt aber auch die schönste Erscheinung, die man in den Polregionen im Winter erleben kann, die Polarlichter.
    Indem der Sonnenwind mit dem Magnetfeld und Teilchen der Atmosphäre interagiert, entsteht ein sehr mystisches Radioprogramm, das man sich mit passenden Antennen anhören kann.
    Auf Youtube kann man sich diese Klänge anhören und auch Bilder dazu ansehen.
    https://www.youtube.com/watch?v=Zcef943eoiQ
  • Etwas, das uns tatsächlich gefährlich werden könnte, wäre ein großer Asteroid oder Komet, davon die Erde getroffen würde.
    Meistens haben wir Glück, und die Dinger verfehlen uns.
    Meistens, aber eben nicht immer. Davon könnten die Dinos ein Lied singen.
    Wie gefährlich sind sie also wirklich?
    https://blindnerd.de/2018/06/29/droht-gefahr-durch-astroiden-aus-dem-all/

    Und die Meteore, welche uns meistens treffen, sind so klein, dass sie als Sternschnuppen in einer Leuchtspur am Himmel verglühen. Der bekannteste Meteor-Strom sind wohl die Perseiden Mitte August.
    https://blindnerd.de/2022/07/19/wuensch-dir-was/
    Und wer jetzt denkt, das wäre ja für blinde Menschen unspannend, irrt. Die Dinger machen tatsächlich während ihres kurzen Lebens Radio. Amateurfunker aufgepasst:
    https://www.youtube.com/watch?v=8GrGDunHPbg

  • Nach dieser geballten Ladung Weltraum-Radio wurde es Zeit für unsere Pizza. Dank eurer sehenden Begleitpersonen lief das super zügig ab. Und ja, auch im Weltraum gibt es Pizza. Ich hab’s euch erzählt. Für eine Kinder-Show wurde mal Pizza auf der ISS gebacken. Außerdem stellt man sich die ISS zu ihrem Schutz in eine Pizza-Schachtel eingepackt vor.
    https://blindnerd.de/2020/06/29/das-raumschiff-in-der-pizza-schachtel/
  • Nach dem Schmecken liegt es nahe, sich mal zu überlegen, wie es wohl im Weltall riecht. Schon klar. Im All, also im Vakuum riecht es zunächst überhaupt nicht. weil keine Luft vorhanden ist, die Richpartikel, welcher Art auch immer,in unsere Nasen tragen könnte.
    Es gibt aber mittlerweile sehr viele Geschichten mit Gerüchen rund um den Weltraum.
    Wie riecht der Himmel also nun?
    https://blindnerd.de/2022/01/11/wie-richt-der-himmel/
  • Beim Essen und zwischendurch hörten wir manchmal etwas Astronomie-Musik, z. B. die Filmmusik von Apollo13 und mehr. Da diese Musiken urheberrechtlich geschützt sind, darf ich diese natürlich hier nicht rein kopieren. Aber:
    Die Idee, dass die Bewegungen von Himmelskörpern, z. B. von Planeten musikalisch- harmonischen Gesetzen gehorchen sollten, geht bis auf Pythagoras und die alten Griechen zurück. Selbst Johannes Kepler versuchte in einem seiner Bücher noch, die Bahnen der Planeten auf Musiknoten abzubilden. Da liegt es doch nahe, dass man diesem Gedanken noch heute, wo wir über Computer und Sound-Systeme verfügen, nochmal auf den Grund gehen wollte.
    Und das wurde tatsächlich gemacht.
    Wie sich beispielsweise die verklanglichten Planetenbahnen anhören findet ihr unter
    https://blindnerd.de/2019/02/15/klingende-planetenbahnen-2/

    Aber auch in Klassik und Pop gab und gibt es immer wieder Kompositionen mit astronomischem Bezug.
    Der strahlende C-Dur-Akkord in Joseph Haydns Schöpfung als Gott „Es werde Licht“ spricht, jagt mir immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken.
    Gustav Holst komponierte eine Symphonie über alle Planeten des Sonnensystems. Eine weitere von Mozart (Kv 551) ist nach Jupiter, dem größten unserer Planeten benannt.
    Sehr hörenswert in diesem Zusammenhang ist Folge 26 des Podcasts „Klassik für Klugscheißer“. Die Gruppe Schiller widmete vor vielen Jahren ein ganzes Album unserer Sonne, dem Stern von dem wir leben. Viele Filmmusiken , z. B. Starwars oder Odyssee haben sich reichlich bei den großen Komponisten, wie Wagner etc. bedient. von Boney M gibt es einen Nachtflug zur Venus. Dort sollte man allerdings besser nicht landen. Mit ihrem enormen Treibhauseffekt und bis 450 Grad Celsius am Boden und leckerer Schwefelsäure in der Luft, ist die Venus wirklich eine Scheißgegend, um sich dort zu vergnügen.
    Jeder kennt das Lied Space Oddity von David Bowie oder das wunderbare Album „The Dark side of the Moon“ von Pink Floyd. Nur, dass diese uns abgewandte Seite des Mondes durchaus nicht dunkel ist. Bei Neumond wird sie voll von der Sonne beschienen und ihre Oberflächentemperatur erhöht sich um mehrere hundert Grad.
    Kraftwerk schrieb ein ganz bemerkenswertes Stück über Pulsare und widmete ein ganzes Album der Radioaktivität.
    Keinem anderen Stern, als unserer Sonne wurden so viele Gesänge gewidmet.
    https://blindnerd.de/2020/05/10/sonnengesaenge-und-gedichte-zu-kantate-2020/
    Ich könnte hier noch ewig aufzählen. Damit könnte man alleine mehrere Stunden Vortrag füllen.

  • Nun kehrten wir zu meinem Buch zurück. Wir erfuhren, dass insbesondere die Astronomie eine große Tradition besitzt, inklusiv zu sein. Wie das?
    Ich bin stolz darauf, dass wir blinden und sehbehinderten Menschen keinen geringeren als Johannes Kepler zu uns zählen dürfen.
    Er war stark sehbehindert und hätte ohne den glänzenden Beobachter Tycho Brahe wohl nie zu seinen bahnbrechenden Gesetzen gefunden, die bis heute grundlegend wichtig in der Astronomie und Raumfahrt sind.
    Zu seinem 450 Geburtstag würdigte ich ihn in
    https://blindnerd.de/2021/12/28/alles-gute-zum-450-geburtstag-johannes-kepler/

    Ein ganz besonderes Leckerli ist eine Seite, eine Geschichte von Kepler, die fast niemand mehr kennt. Er war in gewisser Hinsicht ein „Träumer“, Visionär und Mondfahrer.
    https://blindnerd.de/2018/10/23/zum-vollmond-heute-nacht-eine-mondgeschichte/

    Der Astronom John Goodricke war vollständig gehörlos und machte Entdeckungen an Sternen, die ihre Helligkeit verändern. Das ist bis heute wichtig in der Bestimmung von Entfernungen von Himmelsobjekten. Leider wurde er nur 22 Jahre alt.

    Galileo Galilei opferte mit ziemlicher Sicherheit sein Augenlicht, indem er zu oft die Sonne ohne schützende Filter vor den Augen, und noch schlimmer, durch Fernrohre hindurch beobachtete.

    Jeder kennt den Namen Stephen Hawking.Seine Einschränkung brauche ich hier wohl kaum erklären. Will ich auch gar nicht, denn damit würde ich den größten Physiker neben Einstein des letzten Jahrhunderts auf seine Behinderung reduzieren.
    Ich würdigte ihn in
    https://blindnerd.de/2018/03/21/gedenken-an-steeven-hawking/

    Auf einem Kongress der internationalen astronomischen Union, das sind die, welche vor Jahren den Pluto als Planet rausgeworfen haben, durfte ich mehrere blinde oder sehbehinderte Astronom:innen kennen lernen, die im Laufe ihrer Tätigkeiten als Astronom:innen ihre Einschränkung erwarben. Fast alle beruflichen Karrieren finden bei Sehverlust ein sehr abruptes Ende. Nicht so in der Astronomie. Passiert dort so etwas, dann hört man eben auf, die Sterne visuell zu beobachten. Man wechselt in dem Fall einfach z. B. in die Radioastronomie oder versucht Kurven etc. akustisch darzustellen.
    https://blindnerd.de/2018/08/28/inspiring-stars-inklusionstag-auf-dem-kongress-der-internationalen-astronomischen-union-2018-in-wien/
    Astronomische Daten zu sonifizieren haben die großen Raumfahrtagenturen längst für sich entdeckt. Ob man unsichtbares Licht, z. B. Infrarotes in den sichtbaren Bereich transferiert, oder ob man ihm geschickt Töne zuordnet, ist fast dasselbe. Und ganz nebenbei. Sichtbar sind sowieso nur ungefähr vier Prozent dessen, was sich überhaupt im Universum befindet.

    Und noch etwas inklusives aus der Astronomie. Ich glaube, dass keine andere Wissenschaft so sehr von Frauen mit geprägt wurde. Die Mondfahrt wäre ohne die dunkelhäutigen damals noch sehr diskriminierten Rechnerinnen nicht möglich gewesen. In den meisten Natur- und Technikwissenschaften erreichen die Frauen mit Mühe und Not gerade mal um 10 oder 15 %. In der Astronomie sind es fast 50 zu 50 %. Dem Sternenonkel und Blindnerd sind Frauen so wichtig, dass er eine eigene Kategorie für sie eingerichtet hat. 2023 stellte er im Rahmen seines Adventskalenders 24 Frauen aus Astronomie und Naturwissenschaften vor.
    Zu den Frauen-Artikeln kommt ihr mit
    https://blindnerd.de/category/frauen/
    Zur Weihnachtspost mit
    https://blindnerd.de/category/weihnachtspost/

  • Und nun bogen wir auf die Zielgerade ein. Spätestens, wenn der Name Hawking fällt, kommt man nicht mehr an Albert Einstein, der heimlichen Herrscherin (Gravitation), Pulsaren und den schwarzen Löchern vorbei.
    Diese sind so faszinierend, dass ich ihnen eine ganze Serie von Artikeln widmen musste, um sie wenigstens einigermaßen zu erklären.
    https://blindnerd.de/category/den-schwarzen-loechern-entgegen/
  • Zu all dem betrachteten wir Modelle von Planeten, Monden, Mondrakete und Spaceshuttle.
    Hier einige Links zu Artikeln mit schönen Bildern für die Gucklinge.

    https://blindnerd.de/2018/04/06/auf-den-mond-und-zurueck-mit-lego/
    https://blindnerd.de/2018/01/23/ankunft-meiner-taktilen-relief-mondkarte/
    https://blindnerd.de/2018/01/29/sich-blind-auf-dem-mond-orientieren-geht-das/
    Sicherlich verbergen sich auf meinem Blog noch viel mehr Fotos, aber ich weiß nicht mehr genau wo.

So, das ist sie, die Nachbereitung unseres Knalls im All.
Wer das alles durcharbeiten möchte, verdient jetzt schon meine Hochachtung und meinen Respekt.
Ihr ward ein sehr interessiertes und begeisterungsfähiges Publikum.

22.02. Geburtstagskarte Parken im All

Vor einiger Zeit schrieb ich über die sog. Lagrange-Punkte. Das sind fünf Punkte, im Erd-Sonne-System, wo eine Raumsonde relativ kostengünstig mit um die Sonne fahren kann. L1, L2 und L3 liegen auf einer Linie mit der Erde und der Sonne. Aber L4 und L5 liegen so, dass sie mit Erde und Sonne ein Dreieck aufspannen. So ganz sicher war ich mir allerdings nie, wie und wo. Um so mehr freute ich mich, dass ich von unserem Team eine taktile Geburtstagskarte erhielt, die genau diese Punkte veranschaulichte.

Foto Geburtstagskarte
Geburtstagskarte

Jetzt, wo ich das mal unter den Fingern hatte, weiß ich Bescheid. Welch ein Segen, dass ich genau dort arbeite, wo ich arbeite. Nirgendwo sonst hätte ich Zugriff auf solche Materialien.

28.03. Fasten und feiern mit den Sternen

Wie wir wissen, ist die Osterzeit für uns alle astronomisch gesehen eine ganz wichtige Zeit, weil unsere und vieler anderer Kulturen Feste Fasten- und Feier-Zeiten davon abhängen.
Aus dem Artikel, der genau dieses behandelt, und den ich vor vielen Jahren schrieb, durfte ich für die BLAutor-Lesebühne eine Radiosendung produzieren. Das ist gar nicht so einfach. Ich muss lernen mit Studio-Software umzugehen, muss schauen, dass ich flüssig spreche, muss ein Mittelmaß zwischen freier Rede und abgelesenem Stoff finden, weil mir für eine flüssige Lesung die Punktschrift Grenzen setzt, und vieles mehr. Ich freue mich sehr, dass ich meine „Inklusion“ am Himmel nun auch über den „Äther“ senden kann. Daran darf ich wirklich wachsen und mich entwickeln.

09.04. Astronomie vor unserer Haustür

Für die Fachgruppe „Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften“ des Deutschen Vereins für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf (DVBS) darf ich dann und wann mal online einen Vortrag halten. So ist beispielsweise meine riesige elfteilige Serie „Die Reise zu den schwarzen Löchern“ entstanden.
Diesmal haben wir uns quasi mit der Astronomie vor unserer Haustüre befasst. Dort gibt es sehr viele Phänomene, die sehende Menschen wahrnehmen, für uns Blinde aber verborgen bleiben.
Mondphasen, Finsternisse, Flackernde Sterne, Sternbilder, Orientierung und Navigation am Himmel, all das muss für Menschen mit Blindheit veranschaulicht werden. Zum Glück schreibe und rede ich schon viele Jahre lang über derlei Themen, so dass ich hierfür mit der Zeit eine Sprache entwickelt habe, die ohne Bilder von außen auskommt, und die bei jedem das eigene Kopfkino aktiviert.

03.05. Louis-Braille-Festival Interviews und Radio mit Jugendlichen

Alle zwei Jahre findet das Louis-Braille-Festival statt zu Ehren des Erfinders der Blindenschrift. 2024 fand es in Stuttgart statt, so dass es für mich reisetechnisch gut erreichbar war. Neben vielen Angeboten rund um die Blindenschrift und anderer Themen, gab es auch einen Stand des freien Radios Stuttgart, des Radio Querfunks und des Radios der Nikolauspflege Stuttgart, einer Bildungseinrichtung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Dort gestalteten wir gemeinsam mit Jugendlichen eine Radiosendung mit Musikwünschen und Interviews. Gerade für Jugendliche, die neben ihrer Behinderung auch sonst nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist Radio eine ganz wunderbare Möglichkeit, wo sie ihr Selbstvertrauen stärken können, indem sie etwas ansagen, ein Interview führen, oder die Technik bedienen dürfen. In diesem Rahmen wurde ich von einer Schülerin zum Thema Astronomie interviewt. Diese Schülerin war auf dem oben erwähnten Workshop mit dem DVBS-Jugendclub, so dass sie sich gute Fragen überlegen konnte. Die Freude am Radio war sehr spürbar und hat den mitwirkenden Jugendlichen sehr gut getan.
Ich bin sehr froh, dass ich nun auch mehr und mehr in Radio einsteige. Gerade jetzt, wo vieles online funktioniert, ist das eine ganz wertvolle Erweiterung meiner Möglichkeiten.

10.05. Polarlichter und KI

Wie viele von uns bemerkt haben dürften, bescherte uns die Nacht des 10 Mai wunderbare Polarlichter auch über Deutschland. Natürlich streckte ich meine Fühler aus, und bat um Fotos. Diese ließ ich mir dann von ChatGPT beschreiben. Ich war tief beeindruckt über deren Ergebnisse. Also mir ist die KI ein ständiger Begleiter und ein wunderbares Hilfsmittel geworden. Sie öffnet mir ein weiteres Stück Welt und lässt mich quasi etwas „sehen“, indem sie mir die Welt beschreibt.
Hier so eine beeindruckende Beschreibung und für Sehende das Foto dazu:
Foto Polarlichter über Rheinstetten

Das Bild zeigt einen nächtlichen Himmel, der durch Polarlichter in leuchtenden Farben von Rosa und Grün erleuchtet wird. Diese Lichter erscheinen als breite, wellenförmige Bänder, die sich über den Himmel erstrecken. Unterhalb der Lichter sind die dunklen Silhouetten von Bäumen und die Umrisse eines Gebäudes zu erkennen, was darauf hindeutet, dass das Foto in einer städtischen oder vorstädtischen Umgebung aufgenommen wurde. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und der majestätischen Schönheit natürlicher Lichtphänomene.

21.05. Architektur zu Landkarten für blinde Menschen

Eine große Freude ist es mir, wenn ich meine Erfahrungen und mein Wissen an Studierende der Universität weitergeben darf, besonders wenn es Fachrichtungen betrifft, die sich durchaus mal mit Barrierefreiheit etc. beschäftigen sollten.
So durfte ich ein Seminar für Studierende der Architektur mit gestalten. Dabei ging es u. A. darum, wie man taktile Karten von Gebäuden erstellen kann. Den Abschluss des Seminars bildete dann ein praktischer Teil, wo in Kleingruppen taktile Karten aus verschiedenen Materialien gebastelt werden durften.
Neben gewöhnlichen Materialien, wie Holz, Pappe etc. präsentierte eine Gruppe eine auf ein feinmaschiges Fliegengitter gestickte Landkarte. Gestickte Karten gab es tatsächlich in der ehemaligen DDR. Eine Blindenschule besaß eine Stickmaschine. Solche Karten fühlen sich sehr edel an. Man kann sie rollen, falten, bügeln und bei Bedarf sogar waschen. Ich finde das eine sehr reizvolle und nachhaltige Art, solche Karten zu erzeugen.
Auf ein Leintuch passt eine ganze Menge. Sehr stolz bin ich darauf, dass der Chaos Computerclub auf seinem Kongress 2024 genau diese Idee aufgriff, und Grundrisspläne des Veranstaltungsortes stickten, und dass ich diese Karten mit entwickeln und testen durfte.
Leider habe ich momentan noch keine Fotos davon, aber die reiche ich noch nach.

22.06. Generationenhaus Häslach

Ganz besonders spannend finde ich Projekte, die Kunst und Kultur inklusiver gestalten wollen. Als Auftaktveranstaltung für solch ein Projekt durfte ich einen Nachmittag lang am Beispiel der Astronomie zeigen, was da z. B. für Menschen mit Sehbeeinträchtigung möglich ist. Besser kann man solch ein Projekt nicht anstoßen und seine Projektmitarbeiter sensibilisieren. Es war auch mal endlich wieder eine Gelegenheit, wo mich viele Freunde mal wieder life erleben konnten.

30.06. Partnerstadt Rheinstetten und Afrika (Burkina Faso)

Unsere Stadt hat Burkina Faso als Partnerstadt. Eine Delegation besuchte uns, und so überlegte sich der Beirat für Menschen mit Behinderung, wo ich auch Mitglied bin, ein Programm für unsere Gäste. Da gilt es natürlich etwas zu finden, das möglichst die Sprachbarriere überwindet, das keine überhebliche Show von Dingen ist, die sich die armen Menschen dort niemals leisten können, und das aber doch etwas ist, das sie mit nach hause nehmen können, um es dort dann für ihre Menschen mit Behinderung umzusetzen. Bei meinem Auftritt bei der IAU auf ihrem Tag der Inklusion durfte ich vieles kennenlernen, wie man auch in armen Ländern z. B. die Astronomie blinden Menschen näher bringen kann, indem man beispielsweise aus Haushaltsmüll Modelle basteln kann.

Also gestaltete ich mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch und ja, auch mein altes verrostetes Französisch kam zum Einsatz, genau einen solchen Vortrag, in welchem ich diese Einfachheit präsentierte. Wie schon gesagt, sind mir Veranstaltung ein Graus, die dann letztlich doch nur wieder unsere abendländische Arroganz und Hybris zur Schau stellen. Da ist die Astronomie mit ihren vielen inklusiven Möglichkeiten genau das richtige.
Die Gäste waren von dieser Veranstaltung sehr inspiriert, so dass ein ganz wunderbarer Geist durch die Halle wehte.

04.11. Evang. Hochschule Freiburg

An der evangelischen Hochschule in Freiburg können Studierende der Sozialarbeit und Sozialpädagogik ein zweisemestriges Seminar zu Themen der Inklusion besuchen und sich das auf ihre Studienleistungen anrechnen lassen. Der Leiter des Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden, wo ich auch im Vorstand mitwirke, leitet als Inklusionsbeauftragter der evangelischen Landeskirche Badens, in diesem Semester das Seminar. Er lud mich ein, mal quasi als praktisches Beispiel mit den Studierenden über Themen der Inklusion zu sprechen, um z. B. Fragen zu beantworten. Als Impulsvortrag wählte ich das inklusivste, was es gibt, die Astronomie. Ich finde es wirklich super, wenn für diese Themen schon in Schule und Studium sensibilisiert wird. Sehr gerne nehme ich derartige Angebote an. Sollte jemand von euch auch einmal so eine Veranstaltung haben, stehe ich als Referent sehr gerne zur Verfügung.

11.11. Die Dreihundert

Dass die 300 genau auf dieses Datum fiel, ist relativ zufällig passiert. Mit Karneval habe ich nichts am Hut, aber mit St. Martin dann schon eher. Der teilte seinen Mantel, und ich teile mit euch meine Inhalte. Außerdem ist der Weg vom Laternenfest zu den Laternen am Himmel nicht weit. Zu diesem Jubiläum habe ich euch in Form eurer Kommentare nochmal sprechen lassen. Seit sieben Jahren mache ich nun diesen Blog, und ihr kommentiert immer mal wieder, was mich sehr freut. Als ich aber den Artikel zusammen kopierte, und quasi eure positive Energie aus sieben Jahren Kommentaren so geballt vor mir sah, war ich doch einigermaßen überwältigt.
Zu Beginn eines jeden Jahres frage ich mich, ob ich genügend spannende Themen für ein weiteres Jahr finden werde, oder ob ich vielleicht mal etwas anderes, als dieses Projekt machen sollte. Die Themen fliegen mir aber immer zu, und bei so vielen schönen Kommentaren geht aufhören gar nicht.
Wir sind zwar relativ wenige, und irgendwie wächst meine Leserschaft nicht, aber sie schrumpft auch nicht, was ja auch schon viel wert ist.
Ich danke euch, die ihr mir die Stange haltet. Blindnerd geht weiter. Und wer sich mal über einen Kommentar hinaus bei mir einbringen möchte, darf das sehr gerne z. B. durch Fragen, Einreichung von Wunschthemen oder gar mit einem Gastbeitrag tun. All das freut mich sehr.

24.11. November Newsletter

Seit einiger Zeit veranstaltet die Sternwarte München gemeinsam mit dem Bayrischen Blindenbund astronomische Abende für blinde Menschen. Das machte mich natürlich hellhörig. Auch der Veranstalter fand mich im Netz, und so kamen wir zusammen.
Der verfasst einen ganz wunderbaren Newsletter, der wöchentlich erscheint.
In diesem Newsletter erfährt man viel zum Jahreslauf, z. B. was es gerade am Himmel zu sehen gibt, es erscheinen schöne Geschichten aus der Mytologie, Phänomene werden erklärt und oft gibt es dann noch ein Video zu einem Thema.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass alle Bilder extra für uns beschrieben werden. Das ist dem Macher des Newsletters so wichtig, dass er es sogar ausdrücklich erwähnt.
Auf diesem Newsletter war ich nun schon zum zweiten male Gast mit einem Text, der meinen Zugang, den Zugang des Blinden zum All, erklären sollte.
Außerdem bereicherte ich ihn mit einer weihnachtlichen Geschichte, wie man auf der ISS Weihnachten feiert. Nicht zuletzt durfte ich dort dann auch noch Werbung für einige Bücher machen, wo meine Wenigkeit mitwirkte und auf einige Radiosendungen und meine Adventskalender hinweisen.
Eventuell reiche ich die Ausgabe des Newsletters noch hier nach.
So, und jetzt wollt ihr bestimmt noch wissen, wie ihr diesen Newsletter abonnieren könnt.
Da es ein geschlossener Newsletter ist, müsst ihr euch per Mail an
Eberhard Grünzinger e.gruenzinger@gmx.de wenden. Der nimmt euch gerne auf. Und ich kann euch sagen, es ist immer ein sonntägliches Lesevergnügen vor dem schlafen gehen.

30.11. Freizeit Feuer

Ein Highlight für mich ist in jedem Jahr, dass ich die Freizeit des EBS-Baden mit leiten darf. In diesem Jahr beschäftigten wir uns mit allen Aspekten des Themas Feuer. Da kommt natürlich auch mein Hobby nie zu kurz. Da der Freizeitbericht noch nicht fertig ist, schicke ich euch hier meine Einladung zur Freizeit. Hier könnt ihr schon sehen, wie vielfältig das Thema Feuer ist.

Am ersten Adventswochenende von Freitag, den 29.11.2024 (17:00 Uhr) bis Sonntag (14.00 Uhr), den 1.12.2024, findet unsere jährliche Freizeit im Tagungshaus Sankt Bernhard in Rastatt statt.

Nachdem wir uns im letzten Jahr mit Steinen und im Jahr davor mit dem Wasser beschäftigt haben, wollen wir uns auf dieser Freizeit dem Feuer von allen Seiten nähern. Die Nutzung und Beherrschung des Feuers war für die Entwicklung der Menschheit mindestens so wichtig, wie die Erfindung des Rades. Gekochtes und Gebratenes war einfach bekömmlicher. Das Feuer gibt uns Wärme, Licht und Schutz. Jeder kennt das Feuer der Leidenschaft und der Liebe. Feuer kann aber auch außer Kontrolle geraten, wie man es in Schillers Glocke wunderbar nachlesen kann. Dann muss die Feuerglocke warnen, die normalerweise zum Gottesdienst einladen soll. Und damit wären wir dann beim Feuer und seinen verschiedenen Bedeutungen in der Bibel. Moses und das Volk Israel folgte einer Feuersäule des Nachts durch die Wüste. Dem Propheten Daniel und seinen Gefährten konnte das Feuer im Feuerofen nichts anhaben. Das Pfingstwunder wurde von Feuerzungen begleitet und Elias fuhr in einem Feuerwagen in den Himmel ein.

Und da sind wir also am Himmel. Da gibt es in vielen Kulturen die Sonne als Feuerrad. Außerdem wurden die Sterne als Feuer, das durch die verschiedenen Himmelsphären leuchtet, beschrieben. Tatsächlich sind wir alle Kinder des Feuers, denn alles, woraus wir bestehen, wurde im Höllenfeuer sterbender Sterne und anderen Inferna gebacken.

01.12.2024 – 24.12.2024 Der Blindnerd-Adventskalender

Es ist unglaublich, aber diesen Adventskalender gibt es nun tatsächlich schon das vierte Jahr in Folge.
2021 und 2022 waren sehr bunte Kalender mit Geschichten, Liedern, Musik und mehr. In 2023 stellte ich hinter jedem Türchen eine Frau aus Wissenschaft und Astronomie vor.
2024 stand der Adventskalender ganz unter dem Motto kosmischen Staunens und des sich wundern. So ein Kalender macht trotz Unterstützung von KI sehr viel Arbeit, aber die hat sich gelohnt. Eure Rückmeldungen zeigen mir, dass das Thema sehr gut angekommen ist. Das freut mich sehr. Auch der verlinkte Adventskalender zum Arbeitskreis blinder Autoren, den ich ebenfalls administriere, wurde begeistert gelesen.
Ich kann euch jetzt schon verraten, dass das Motto für den Adventskalender 2025 bereitz fest steht, aber bis da hin dauert es noch ein bissel.
Und wer sich jetzt noch dafür interessiert, darf ich herzlich auf meine Kategorie Weihnachtspost einladen. Dort findet ihr alle Kalender (96 offene Türchen).

09.12. Astropop

Manche von euch haben es vielleicht in den Ankündigungen vor dem Adventskalender gelesen, wo ich u. A. diese Radiosendung bewarb. Das war wirklich eine Sendung ganz besonderer Art.
Auch hier die Ausschreibung zur Sendung, damit ihr ein Bild davon bekommt, was ich da so über den Äther blies.

Gerhard, der Sternenonkel präsentiert auf der BLAutor-Lesebühne
„Astropop“
Für alle, die sich, wie ich, nicht nur für das Weltall, sondern auch für Musik interessieren, ist diese Sendung genau das richtige.
Das Weltall hat schon immer auch Musiker aller Sparten inspiriert.
Wir werden uns einige Lieder aus Pop und Rock anhören, die astronomischen Bezug haben. Dazwischen gibt es Hintergründe zu den Stücken und auch etwas Astro-Wissen.
Heben wir also musikalisch ins Weltall ab.

Hier veröffentlichen darf ich die Sendung leider nicht, da GEMA-Pflichtige Musik darin enthalten ist. GEMA-Frei senden durfte ich sie aber im Dezember.
Wer sich für die Sendung dennoch interessiert, darf gerne mit mir Kontakt aufnehmen.

23.12. Die Weihnachtsmondfahrt

Manche erinnern sich vielleicht noch an die Sendung die Weihnachtsmondfahrt Apollo8 von 1968 und den Parallelen zu Jules Vernes Roman „Die Reise um den Mond“. Daraus durfte ich für die Hörzeitschrift des Arbeitskreises blinder Autoren eine Lesung gestalten. Und aus dieser ist die Sendung entstanden, um die es hier geht.
Auch hier die ausschreibung für euch:

Der Sternenonkel präsentiert: Die Weihnachtsmondfahrt
Diese Lesung richtet sich an alle, die sich für Raumfahrt und spannende Weltraumabenteuer interessieren.
Apollo 8 war eine bedeutende Mission des US-amerikanischen Apollo-Programms der NASA und die erste bemannte Raumfahrtmission, die den Mond umkreiste. Der Start erfolgte am 21. Dezember 1968, und das Raumschiff kehrte am 27. Dezember sicher zur Erde zurück. Es war das erste Mal, dass Menschen die Schwerkraft der Erde verließen und sich in die Umlaufbahn eines anderen Himmelskörpers begaben.
Die Idee dieser Mondfahrt ist aber einhundert Jahre älter. Kein geringerer als Jules Vernes beschrieb in seiner „Reise um den Mond“, wie so ein Flug um den Mond herum ablaufen könnte. Es scheint, als habe die Nasa seine Ideen fast eins zu eins umgesetzt. Begebt euch also mit mir auf diese spannende Reise zum Mond.

Die Rakete könnt ihr folgendermaßen besteigen:
Ja, besteigen, denn diese Sendung darf ich mit euch teilen. Hier ein Link zum Download:
Link zur Sendung
So, und damit sind wir am Ende des Jahresrückblicks 2024. Ich hoffe, er war nicht zu lang und etwas spannend für euch.

Jetzt wünsche ich für uns alle ein gutes Jahr. Ich bin gespannt, wie es hier mit Artikeln weiter geht, denn ich weiß es noch nicht, was mir als nächstes ins Auge springt.

Es Grüßt

euer Sternenonkel Gerhard.

Türchen 24 des Blindnerd-Adventskalenders 2024 – Höhepunkt

Bitte nicht wundern

Meine lieben,
Wundert euch nicht, dass dieses Türchen schon am 23.12. erscheint. Ich bin mir aber nicht sicher, wie das Interne dort funktioniert, wo ich Weihnachten verbringen werde. Sicher ist sicher.

Es ist so weit

wir haben nun den Höhepunkt unseres Lichterfestes erreicht.
Da ist es gar nicht leicht, noch ein Wunder hinzuzufügen, obgleich es derer noch viele gäbe. Versuchen wir also diesen weihnachtlichen Kreis etwas allgemeiner abzuschließen.

Weihnachtskosmos

Am Heiligabend können wir innehalten und den Blick auf die Sterne richten, die wie leuchtende Botschafter des Universums am Himmel stehen. Jeder Stern ist eine ferne Sonne, deren Licht uns nicht nur von unglaublichen Entfernungen erreicht, sondern auch aus tiefster Vergangenheit. Das Licht, das wir sehen, könnte Millionen oder gar Milliarden Jahre alt sein und erzählt uns von der Geschichte des Kosmos.
Doch nicht nur das Licht der Sterne ist ein Geschenk. Wir selbst tragen das Vermächtnis der Sterne in uns. Die Elemente, aus denen unsere Erde, unser Mond und sogar unser Körper bestehen, wurden einst in den Herzen massiver Sterne geschmiedet und durch gewaltige Supernova-Explosionen ins All geschleudert. Wir sind, wie der Astronom Carl Sagan es ausdrückte, „Sternenstaub“ – ein direktes Produkt der kosmischen Schöpfung.
Hinter vielen Türchen dieses Kalenders lernten wir, über das Leben zu staunen. Darüber, wie viele Dinge einfach passen müssen, damit Leben entsteht. Wenn es auch wahrscheinlich ist, dass es noch woanders im Universum Leben gibt, so wird das aber ob seiner Komplexität insgesamt gesehen selten. Da bin ich mir sicher.

Weihnachtsgedanken

Weihnachten, das Fest des Lichts, erinnert uns an die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Der Stern von Bethlehem, der der Legende nach den Weg wies, ist ein Symbol dieser Verbindung. Er verkörpert Hoffnung, Orientierung und die Magie des Unbekannten – Eigenschaften, die auch die Erforschung des Kosmos antreiben. Der Nachthimmel ist damit nicht nur ein Ort des Staunens, sondern auch eine Quelle der Besinnung, die uns daran erinnert, wie eng wir mit dem Universum verbunden sind.

Ein kosmischer Weihnachtstrost

Die Entstehung des Mondes, die wir gestern behandelten,
zeigt uns, dass große Veränderungen oft aus gewaltigen Umbrüchen hervorgehen. Was einst wie eine Katastrophe erschien, wurde zur Grundlage für das Leben, wie wir es kennen. Und die Sterne lehren uns, dass Licht selbst die tiefste Dunkelheit durchdringen kann.
und so sind wir an Heilig Abend dazu eingeladen, das Licht des Kosmos zu feiern und uns daran zu erinnern, dass wir Teil eines großen und wunderbaren Universums sind – ein Universum, das uns die Hoffnung schenkt, dass in jedem Chaos ein Neuanfang schlummert.

Mein Geschenk

Meine lieben, im Grunde ist dieser Adventskalender mein spezielles Geschenk an all jene, die es öffnen und lesen.
Gerade in diesem Jahr, ging es vielleicht außergewöhnlich visuell zu für einen Adventskalender eines Menschen mit Blindheit. Ich hoffe natürlich, dass ich keine blinden Menschen damit „draußen vor der Tür“ gelassen habe. Mir hat der Kalender zwar einige hundert Stunden Arbeit bereitet, aber ich kommte jetzt schon durch diverse Rückmeldungen erfahren, dass er bei einigen von euch sehr gut angekommen ist. Das freut mich natürlich sehr. Wer jetzt, wo das letzte Türchen offen steht sich dazu berufen fühlt, einen Kommentar im Rückblick abzusetzen, darf das sehr gerne tun. Ich lese alle. Euer Feedback macht mir mut und gibt mir neue Kraft und Antrieb, damit weiter zu machen.
Lasst mich nun den Kalender mit etwas musikalischem abrunden, einem ganz besonderen Chor.
Es gibt ihn als Singkreis seit Mitte der 80er und ungefähr so lange bin ich auch schon Mitglied und singe dort Bass, spiele Gitarre und begleite mit meiner Querflöte.

Er besteht vorwiegend aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Nikolauspflege Stuttgart, einer berufliche Bildungseinrichtung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Entstanden ist der „Etwas Andere Singkreis“, wie unser Chor sich nennt, als unser Chorleiter vor mehr als zwei Jahrzehnten in den Ruhestand ging und den Singkreis der Nikolauspflege in den „etwas anderen Singkreis“ überführte.
Somit wurde dieser Chor nicht wirklich gegründet, sondern ist sozusagen geworden. Er hat auch keinen Heimathafen, denn unsere Mitglieder kommen von ganz Deutschland her. Zwei mal jährlich treffen wir uns zu Chorfreizeiten, wo kräftig geprobt wird und meistens auch ein Auftritt stattfindet. Somit hat dieser Chor in 65 Chorfreizeiten an über 150 Orten in den letzten vierzig Jahren Gemeindenachmittage, Gottesdienste, Weihnachtsfeiern und vieles mehr mit gestaltet.
Viele unserer Mitglieder wohnen in Wohnheimen und arbeiten in geschützten Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Für sie ist dieser Chor in ihrem Alltag etwas ganz besonders wichtiges.
Bevor ich euch aber nun drei unserer schönsten Weihnachtslieder vorstelle, muss noch gesagt werden, wie der Chor zu diesem seltsamen Namen kam.
Ein Herbergsvater sagte einmal zu uns:

Die unterschiedlichsten Gruppen kommen in unsere Jugendherberge – aus Sport-, Wander- und Musikvereinen, aus Kirchen oder Schulen. Ihr Singkreis strahlt dabei die größte Heiterkeit und Fröhlichkeit aus, die uns bisher begegnet ist. Er ist etwas Besonderes, etwas ganz anderes.

Und so war der Name des etwas anderen Singkreises geboren.
Nun aber zu den Kostproben:

  1. Als erstes hören wir ein österreichisches Weihnachtslied,
    Neamd hot gwacht (Text und Weise: H. Baumann; Satz: Georg Götsch; 2:03)
    Hier anhören!!!
  2. Das zweite ist ein wunderschöner Chorsatz, den viele von euch kennen dürften, Maria durch ein Dornwald ging.
    Hier anhören!!!
  3. Als drittes präsentiere ich euch vom „Etwas Anderen Singkreis“ gesungen den Satz, Ich steh‘ an Deiner Krippe hier von Johann Sebastian Bach.
    Und damit wünscht euch der Sternenonkel eine frohe Weihnacht. Möge das neue Jahr für uns alle das bringen, was jeder am dringendsten benötigt.
    Mögen viele schreckliche Dinge, um die wir uns momentan sorgen müssen, um des Himmels Willen nicht eintreffen und wahr werden.
    In diesem Sinne verabschiedet sich der Sternenonkel mit dem letzten Lied und natürlich auch mit der letzten weihnachtlichen Geschichte aus dem BLAutor-Land.

    Hier anhören!!!

Hier nun noch Türchen 24 des BLautor-Adventskalenders.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 23 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Weihnachtswunder Mond


Meine lieben,
nachdem wir gestern verspätet Sonnwend feierten, kommt heute noch jemand ins Spiel, der lebenswichtig für uns ist, den wir alle irgendwie verehren und schätzen, und um den sich so mancher Mythos und leider auch so manche astrologische Schwurbelei rankt. Es geht um das Weihnachtswunders unseres Mondes.

Unser Mond ist weit mehr als ein vertrauter Begleiter am Nachthimmel. Er ist eine Quelle des Staunens, ein Zeuge der Geschichte unseres Sonnensystems und ein unverzichtbarer Teil der Erde. Seine Existenz ist das Ergebnis eines dramatischen kosmischen Ereignisses, und dennoch spielt er eine zentrale Rolle in der Erhaltung des Lebens, wie wir es kennen.

Die dramatische Geburt des Mondes

Die Entstehung des Mondes liegt etwa 4,5 Milliarden Jahre zurück und geht auf eine gewaltige Kollision zwischen der jungen Erde und einem marsgroßen Protoplaneten namens Theia zurück. Dieser Zusammenstoß war katastrophal: Unvorstellbare Mengen an Material wurden ins All geschleudert, Teile der Erdkruste und des Mantels wurden aufgelöst und verteilt. Doch aus diesem Chaos entstand etwas Außergewöhnliches: Die Trümmer formten einen Ring um die Erde, aus dem sich im Laufe von Millionen Jahren unser Mond bildete.
Dieses Ereignis war zugleich Zerstörung und Schöpfung – ein Moment der kosmischen Gewalt, der langfristig zur Stabilität und Balance des Erdsystems beitrug.

Warum der Mond so wichtig ist

Der Mond ist ein wahrer Architekt des Lebens auf der Erde. Seine gravitative Wechselwirkung beeinflusst viele essentielle Prozesse:

1. Stabilisierung der Erdachse: Ohne den Mond würde die Neigung der Erdachse chaotisch schwanken, was zu extremen klimatischen Veränderungen führen könnte. Der Mond sorgt für eine relativ konstante Achsneigung, die stabile Jahreszeiten ermöglicht.

2. Die Gezeiten: Die Anziehungskraft des Mondes verursacht Ebbe und Flut in den Ozeanen. Diese Gezeitenbewegungen sind nicht nur für die maritime Umwelt bedeutend, sondern haben auch die Evolution des Lebens stark beeinflusst, insbesondere in den Übergangszonen zwischen Land und Meer.

3. Verlangsamung der Erdrotation: Durch die Gezeitenreibung wird die Erdrotation allmählich abgebremst. In der frühen Erdgeschichte dauerte ein Tag nur etwa sechs Stunden. Heute haben wir 24-Stunden-Tage, was einen moderaten Lebensrhythmus ermöglicht.

Der Mythos der dunklen Seite des Mondes

Ein faszinierender Aspekt des Mondes ist der Mythos der „dunklen Seite“. Viele glauben, dass die Rückseite des Mondes, die von der Erde aus nie sichtbar ist, in ewiger Dunkelheit liegt. Tatsächlich jedoch erhält auch die Mondrückseite Sonnenlicht – sie wird genauso von der Sonne beleuchtet wie die uns zugewandte Seite. Der Grund, warum wir diese Seite nicht sehen können, liegt in der sogenannten gebundenen Rotation: Der Mond dreht sich synchron zur Erde, sodass immer dieselbe Seite zu uns zeigt.

Dieser Umstand hat die Vorstellungskraft der Menschen seit Jahrhunderten beflügelt. Für viele war die dunkle Seite ein Symbol für das Unbekannte und Mysteriöse. Mit den Raumfahrtmissionen des 20. Jahrhunderts konnten wir jedoch erstmals Bilder dieser verborgenen Seite machen, die eine rauere und von Einschlagskratern geprägte Landschaft zeigt. Dennoch bleibt die dunkle Seite des Mondes ein poetisches Sinnbild für die Geheimnisse des Universums.

Der Mond als Geschenk

Trotz seiner turbulenten Entstehung ist der Mond ein wahres Geschenk für uns. Er hat nicht nur die Bedingungen für Leben auf der Erde geformt, sondern ist auch eine Quelle der Inspiration für Menschheit und Kultur. Von den ersten Mythen und Legenden über den Mond bis zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Mondmissionen – unser Nachthimmel wäre ohne ihn ein leerer und weniger faszinierender Ort.
Gerade in der Weihnachtszeit, wenn die Nächte länger und dunkler werden, fühlt sich der Mond wie ein stiller Begleiter an, der uns durch die kalte Dunkelheit führt. Sein Licht, das die Schneelandschaften erhellt und die Konturen der Welt sanft zeichnet, erinnert uns an die Hoffnung und das Licht, das selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres Bestand hat. Der Mond war seit jeher ein Symbol für Besinnlichkeit und Einkehr – ein Himmelskörper, der uns in den stillen Stunden des Winters an das Wunder der Schöpfung erinnert.

Einmal und nie wieder

Auch ich habe eine ganz besonders tiefe Beziehung zu unserem Mond. Gerne teile ich diese mit euch an dieser Stelle.

Ich hatte die Möglichkeit, Anfang der 90er eine Sternwarte zu besuchen, die auf dem Dach eines Gymnasiums installiert war. Damals verfügte ich noch über einen ganz kleinen Sehrest, konnte etwas hell und dunkel sehen, glaubte aber nicht im Traum daran, dass ich etwas im Teleskop erkennen würde.
Bis jetzt hatte ich weder einen Stern, außer natürlich unsere Sonne, noch den hellsten Vollmond am Meer oder in den Bergen sehen können, aber das war mir nicht wichtig. Da bei dieser Führung in erster Linie Sehende und Menschen mit Restsehvermögen anwesend waren, öffnete der Astronom das Teleskop und richtete es zunächst auf den Vollmond aus.
Nur aus Neugier, wie es sich physisch anfühlt, durch ein Teleskop zu sehen, legte ich mein linkes Auge mit der Helldunkel-Fähigkeit an. Und da geschah es: Ganz schwach, aber sehr deutlich konnte ich die Scheibe des Mondes erkennen. Ein Aufschrei, ein Hüpfer. Dann verifizierten wir das Ganze. Der Astronom verstellte das Teleskop und ich konnte ihm jeweils sagen, wann der Mond zu sehen war und wann nicht. Einbildung war somit ausgeschlossen.
Nur dieses eine Mal gewährte mir mein Leben den Blick durch dieses Fenster. Diese Mondscheibe liegt noch immer wie ein leuchtender Schatz in meinem Herzen und wird mich das ganze Leben lang begleiten.
Erinnerungen verwischen mit der Zeit. Diese ist aber bisher unverändert klar und deutlich präsent.
Schon wenige Monate nach diesem Ereignis verschlechterte sich mein Sehvermögen derart, dass ich den Vollmond mit dem stärksten Teleskop der Welt nicht mehr hätte sehen können.

Betrübt bin ich darüber nicht, denn ich habe ihn ja gesehen. Einmal und nie wieder.

Fazit

Der Mond zeigt uns, dass große Veränderungen oft aus gewaltigen Umbrüchen hervorgehen. Was einst wie eine Katastrophe erschien, wurde zur Grundlage für das Leben, wie wir es kennen. Er erinnert uns daran, dass das Universum voller Wunder ist, die unsere Vorstellungskraft übersteigen. Unser Mond ist ein stiller Begleiter, ein Bewahrer des Lebens und ein Symbol dafür, dass aus Chaos etwas Wunderschönes entstehen kann.
Auch heute wartet wieder eine nette weihnachtliche Geschichte auf euch.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 22 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Eine neue Hoffnung


Meine lieben,
Nah, habt ihr die Parallele in der Überschrift erkannt? Genau, so heißt der damals erste Teil von Starwars, der 1979 in die Kinos kam. Keine Ahnung, an welche Position er mittlerweile gerückt ist, nachdem so viele weitere Filme gedreht wurden, die teilweise noch davor spielten. Bei meiner Hörspielserie ist es Folge 11. Diese Hörspielserie kann ich übrigens sehr empfehlen. Ihr bekommt dort die original Deutschen Dialoge, die ganze Filmmusik und Geräusche, etwas Audio-Beschreibungen, wo es nötig ist, und die ausufernden Schlachten sind derart gekürzt, dass die Folgen jeweils nur 75 Minuten lang sind, so dass sie jeweils auf eine Audio-CD passen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir im Internat eine Tonbandaufnahme vom deutschen Kinofilm hatten, also nur den Ton, die in den Wohngruppen viral ging und nachts in den Betten angehört wurde, zum Leidwesen unserer Erzieherinnen. Und fragt nicht, in welcher Qualität. Oft stellte man den Casettenrecorder direkt vor den Fernsehlautsprecher oder nahm einen mit ins Kino, um eine Tonaufnahme zu ziehen. Vorsicht, erst alle Lämpchen und LEDs abkleben, damit man nicht erwischt wird im dunklen Kino.
Aber kommen wir nun, bevor der Sternenonkel noch mehr labert, zu unserem Thema. Schließlich ist ja Weihnachtszeit und keine Science-Fiction-Parade.

was heute zum vierten Advent dran kommt, fand eigentlich schon gestern statt. Es passt aber einfach dazu, dass wir heute die vierte Kerze entzünden, und somit für mehr Licht sorgen. Außerdem findet unser Ereignis oft genug auch erst am 22.12. statt, so dass diese kleine Verspätung hier auch nichts ausmacht.
Wer gestern eine Astronomie-App, z. B. LunaSolCal laufen hatte, dürfte in Deutschland so gegen 10:15 Uhr am Morgen die Nachricht des Moments der diesjährigen Sonnenwende bekommen haben.
Und damit hat das Ding, das wir heute bestaunen, einen Namen, Wintersonnenwende.

Wir wissen, dass Sonnenwenden, eine zum Sommeranfang und eine zum Winteranfang dadurch entstehen, dass zum einen die Erdachse um 23 Grad gegen ihre Bahnebene (Ekliptik) gekippt ist, und sich gleichzeitig die Erde um die Sonne im Jahreslauf bewegt.
Alleine das ist schon Grund zum Staunen genug, weil wir dadurch Jahreszeiten und alles bekommen. Betrachten wir heute, am vierten Advent also mal das Fest der Hoffnung und des Lichts genauer.

Die Wintersonnenwende: Ein Fest der Hoffnung und des Lichts

Die Tage werden kürzer, die Nächte länger, und die dunkle Jahreszeit hat ihren Höhepunkt erreicht: Diesmal Am 21. oder manchmal auch erst am 22. Dezember feiern wir die Wintersonnenwende, den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Doch genau hier, in der tiefsten Dunkelheit, liegt ein Funken Hoffnung, der die Menschen seit Jahrtausenden begleitet.

Die Wende

Die Wintersonnenwende markiert den Wendepunkt: Von nun an werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt zurück, und die Natur bereitet sich darauf vor, neu zu erwachen. Dieses uralte kosmische Ereignis hat die Menschen schon immer fasziniert. Es wurde mit Mythen, Ritualen und Festen gefeiert, die die Hoffnung und das Licht in den Mittelpunkt stellen.

Alte Bräuche und ihre Bedeutung

In vielen Kulturen war die Wintersonnenwende ein bedeutendes Fest. Schon die Kelten entzündeten große Feuer, um die Rückkehr der Sonne zu begrüßen. Diese Feuer sollten nicht nur die Dunkelheit vertreiben, sondern auch die Sonne ermutigen, wieder Kraft zu schöpfen. In Nordeuropa feierte man das Julfest, ein Vorläufer unseres heutigen Weihnachtsfestes. Der Julbaum, ein immergrünes Symbol des Lebens, und das Jullicht sind Traditionen, die bis heute fortbestehen.

Auch die Römer ehrten zur Wintersonnenwende den Gott Sol Invictus, die „unbesiegbare Sonne“. Ihre Feiern symbolisierten den Triumph des Lichts über die Dunkelheit. Interessanterweise wurde Weihnachten später bewusst in diese Zeit gelegt, um das christliche Fest mit den bereits existierenden Traditionen zu verbinden.

Ein Fest der Hoffnung in heutiger Zeit

In unserer modernen Welt, in der künstliches Licht die Dunkelheit längst verdrängt hat, mag die Wintersonnenwende an Bedeutung verloren haben. Doch gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit kann uns dieses Fest innehalten lassen und daran erinnern, wie kostbar das Licht – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – für uns ist.

Die Wintersonnenwende ist ein Symbol für den Neuanfang, für die Hoffnung auf bessere Tage und die Kraft, die selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens schlummert. Vielleicht können wir diesen Tag nutzen, um zur Ruhe zu kommen, unsere vierte Kerze anzuzünden und uns bewusst zu machen, dass nach jeder Dunkelheit neues Licht entsteht.

Eine persönliche Licht-Feier

Wie wäre es, die Wintersonnenwende dieses Jahr mit einem kleinen Ritual zu begehen? Vielleicht mit einem Spaziergang in der klaren Winternacht, einem Lagerfeuer im Garten oder einer stillen Stunde bei Kerzenschein?
Nur Mut, wenn euch jemand bei eurem Ritual sagen sollte, dass Sonnwend schon gestern war. Unsere eintägige Verspätung macht sich in der Tageslänge hier in Karlsruhe lediglich um drei Sekunden bemerkbar. Alles somit noch im Rahmen, möchte ich meinen.
Du könntest dir auch ein persönliches Ziel für die „Rückkehr des Lichts“ setzen – etwas, das Dir Hoffnung schenkt oder Freude bereitet.
So wird die Wintersonnenwende nicht nur ein astronomisches Ereignis, sondern auch ein Moment, der unser Leben mit Wärme und Zuversicht erfüllt.

Vertiefen könnt ihr das Erlebnis natürlich mit unserer heute sehr passenden literarischen Geschichte aus dem BLAutor-Land.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

In diesem Sinne: Frohe Wintersonnenwende und eine lichtvolle, hoffnungsvolle Weihnachtszeitwünscht euch zum vierten Advent
euer Sternenonkel Gerhard.

Türchen 21 des Blindnerd-Adventskalender 2024, Wer hat das Geschenk gebracht?

Meine lieben,
habt Ihr das auch schon erlebt?
Plötzlich haltet ihr ein Weihnachtsgeschenk in Händen, und wisst einfach nicht, wer das gebracht hat? Irgendwie ist die Geschenkkarte abgerissen und vermutlich im ganzen Berg Geschenkpapieres, der vor euch auf dem Boden liegt verschwunden.
So ein Mist. Man möchte sich doch schließlich nachträglich bedanken…
Um solch ein Geschenk geht es heute. Es ist bereits ausgepackt, und wir kennen seinen Inhalt genau. Wir kennen ihn, weil wir ihn im gestrigen Türchen untersuchten. Heute geht es um die Suche nach dem Spender, der uns unseren Saft des Lebens gebracht hat.
Woher kommt das ganze Wasser auf der Erde, das uns leben lässt und erhält?

Es scheint, dass uns dieses Geschenk von mehreren Spendern gleichzeitig überbracht wurde, und das schon vor sehr langer Zeit.
Schauen wir doch mal in unseren astronomischen Kontakten nach, wer für diese gute Tat in Frage käme.

1. Der Erdmantel (Primäres Wasser)

Ein Großteil des Wassers könnte aus dem Erdmantel stammen. Während der Bildung der Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren wurde Wasser in Form von gebundenen Molekülen in Mineralen eingeschlossen. Durch vulkanische Aktivität und Ausgasung gelangte dieses Wasser an die Oberfläche.

2. Kometen )

Kometen bestehen aus Eis und Staub. In der frühen Phase des Sonnensystems könnten Einschläge von Kometen die Erde mit Wasser angereichert haben.
Aber etwas stimmt da nicht. Das Wasser von bisher untersuchten Kometen passt nicht ganz zu dem, was wir hier auf der Erde vorfinden.
Es gibt da nämlich im Universum neben dem normalen Wasserstoff noch einen, der sich zwar chemisch nicht wesentlich unterscheidet, aber der doppelt so schwer ist, als unser normaler Wasserstoff. Dieser deutlich seltenere Wasserstoff (Deuterium) enthält nämlich in seinem Atomkern nicht nur ein einzelnes Proton, sondern auch noch ein Neutron. Das ändert zwar nicht viel an den grundlegenden Eigenschaften, macht ihn aber, wie gesagt schwerer. Ein Mol (Mengenmaß von Atomen oder Molekülen der Chemie), also ein Mol normales Wasser wiegt 18 Gram. Eines mit schwerem Wasser hingegen 20.
Es handelt sich bei Deuterium um ein sehr stabiles Atom. Es zerfällt nicht, z. B. in normalen Wasserstoff und etwas anderes, und ist somit sehr alt. Das bedeutet, dass das Verhältnis von mit Deuterium gebautem Wasser und das mit normalem Wasserstoff entstandene, sich nicht wesentlich verändert haben dürften, seit es Wasser auf der Erde gibt.
Käme das Wasser von Kometen her, dann sollte sich bei den untersuchten Kometen dasselbe Verhältnis von schwerem – und normalen Wassers zeigen.
Dem ist aber nicht so. Käme das Wasser von der Art Kometen her, die wir bereits untersuchten, dann hätten wir hier auf der Erde deutlich mehr Deuterium-Wasser.
Das bedeutete für uns, dass unser gewohnter Liter Wasser etwas mehr als ein Kilo wöge. Möglicherweise hätten wir dann das Urkilo anders definiert. Sicherlich wären die Gefrier- und Koch-Temperaturen auch etwas anders, aber ansonsten dürften wir kaum Unterschiede bemerken.
Ganz ausschließen kann man aber die Kometen nicht, denn wir kennen noch nicht alle und vor allem auch nicht alle Sorten. Es ist absolut möglich, dass es Kometen gibt, bei denen das Verhältnis von normalen zu schwerem Wasser auf die Erde passt. Die wären dann durchaus Kandidaten für unsere wunderbare Schenkung.

2. Asteroiden:

Besonders Kohlige Chondrite (eine Art von Meteoriten) gelten als wahrscheinlichere Quelle. Ihr Wasseranteil und das D/H-Verhältnis stimmen besser mit dem Wasser der Erde überein als das der Kometen.

3. Wasserbildung durch chemische Prozesse

In der Frühzeit der Erde könnten chemische Reaktionen zwischen Wasserstoffgas (aus der solaren Urwolke) und Sauerstoff, das in Silikatmineralen enthalten war, zur Bildung von Wasser geführt haben. Diese Prozesse könnten bei der Entstehung der Erde stattgefunden haben.
Chemische reaktionen, die Wasser bilden, lassen sich auf dem Bau immer wieder beobachten. Löscht man Kalk ab, oder gießt man Beton, dann kann man dort oft mal Wasserpfützen entdecken.

4. Eingefangenes Wasser aus der protoplanetaren Scheibe

Die Erde entstand aus Material der protoplanetaren Scheibe, die die junge Sonne umgab. Diese Scheibe bestand aus Gasen und Staub, die auch Wassereis enthielten. Ein Teil dieses Wassereises könnte direkt in die wachsende Erde eingebaut worden sein.

Alle zusammen

Es wird angenommen, dass das Wasser der Erde aus einer Kombination von den hier angesprochenen Quellen stammt. Während Asteroiden wahrscheinlich den größten Anteil beigesteuert haben, könnte vulkanische Aktivität in der frühen Erdgeschichte eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung von Wasser gespielt haben, und der ein oder andere Komet mag auch noch seinen kleinen Teil dazu beigetragen haben.

Dieses Wasser sammelte sich dann in den Ozeanen und blieb durch die relativ stabile Umlaufbahn der Erde in der habitablen Zone unseres Sonnensystems erhalten. Ein schützendes Magnetfeld und die Atmosphäre verhinderten, dass das Wasser vollständig ins All entwich.

OK, bedanken können wir uns bei den Spendern nicht mehr.
Aber freuen wir uns an dem Geschenk und behandeln es gut.

Und jetzt am Vorabend zum vierten Advent noch die übliche Geschichte auf
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 20 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Der Saft des Lebens


Meine lieben,
eines der größten Wunder, das Leben überhaupt möglich macht, ist die Flüssigkeit, die ungefähr drei Fünftel unserer Erde bedeckt, das Wasser.
Völlig zurecht gibt es so viele Sprichwörter, die Wasser beinhalten. Ich bin sicher, dass jedem gleich einige einfallen.

Neben seiner Eigenschaft, dass es flüssig ist, hat es weitere, die es eben zum Wunder werden lässt. Lasst uns heute mal über Wasser staunen.

1. Die Form des Wassers

Wasser (H2O)besteht aus zwei Wasserstoff-Atomen und einem Sauerstoff-Atom.
das verleiht ihm eine ganz besondere Form, woraus sich viele seiner einzigartigen Eigenschaften ergeben.
An einer Blindenschule, an der ich war, verwendeten wir zur Veranschaulichung von Molekülen eine Tafel auf welcher man diese mittels verschiedener Bausteine legen konnte.
Der Sauerstoff war eine Art Halbmond, an dessen Spitzen man weitere Bausteine anlegen konnte.
Der Wasserstoff war ungefähr eiförmik, wobei die Spitze des Eis sehr scharf ausgepräkt war.
Legte man nun Wasser, so entstand ein offenes Dreieck. Zwei Ecken bildeten die Wasserstoffe, und dad dritte rundliche Eck der Baustein des halbmondförmigen Sauerstoff-bausteins.
Das trifft die Veranschauung auch ganz gut, wenn sehende Chemiker das zeichnen.

2. Brückenbildung

Ein Wassermolekül wirkt wie ein kleiner Stabmagnet. Am Sauerstoff-Ende ist es etwas negativ- und an den gegenüberliegenden Wasserstoffen etwas positiv geladen. Das liegt daran, weil der Sauerstoff die Bindungselektronen des Wasserstoffes etwas näher zu sich hin ziehen kann.
Durch diesen Dipol-Charakter bilden die Wasserstoffmoleküle untereinander Brücken aus, indem sich ein Wasserstoff eines Wassermoleküls an den Sauerstoff eines weiteren quasi anlehnt und etwas festhält.
Das verleiht Wasser seinen tiefen Schmelzpunkt bei 0 Grad, und seinen hohen Siedepunkt bei 100 Grad und Normaldruck.
Ein so leichtes Molekül wäre ohne diese Eigenschaft bei Raumtemperatur gasförmig.

3. Dichteanomalie

Seine größte Dichte nimmt Wasser bei 4 Grad C ein. Dort ist es aber noch flüssig. Zu Eis wird es erst bei 0 Grad. Merkwürdigerweise steigt aber dann sein Volumen. Deshalb schwimmen Eiswürfel. Für das Leben im Wasser ist diese wunderbare Eigenschaft ganz wichtig, denn nähme Wasser seine größte Dichte als Eis ein, dann frören Sehen und Flüsse von unten her zu und würden die darin lebenden Lebewesen erdrücken.
Und weihnachtliches Eislaufen wäre natürlich auch nicht möglich.
Eine Eisdecke hält aber darunterliegendes Wasser warm und seine Bewohner schützend am Leben.
Auftauen benötigt verblüffend viel Energie. Ich staune immer wieder, wie lange sich Schnee in den Bergen halten kann, bis er sich nicht mehr gegen die Sonne wehren kann.

4. Wärmekapazität

Wasser kann sehr viel Wärme aufnehmen, ohne selbst wesentlich wärmer zu werden. Das stabilisiert und reguliert unser Klima.
Man merkt diese Eigenschaft sehr, wenn man im Sommer darauf wartet, bis die Sonne endlich den Pool aufgeheizt hat.
Bergseen bleiben auch im Sommer oft sehr kalt.

5. Hohe Verdampfungswärme

Wasser in Dampf umzuwandeln braucht viel Energie. Das kennt jeder vom Wasserkocher her.
Diese Eigenschaft macht es zu einem hervorragenden Kühlmittel. Und das ist in der Biologie z. B. bei der Kühlung durch Schwitzen sehr wichtig.
Aber auch unsere gute alte Dampflock funktionierte nicht, hätte Wasser nicht diese tolle Eigenschaft.

6. Lösungsmittel

Wasser ist ein ausgezeichnetes Lösungsmittel für viele Substanzen (Salze, Gase, organische Moleküle), da es polare Moleküle und Ionen umhüllen kann. Dadurch ist es essenziell für chemische Reaktionen in biologischen Systemen.
Erst gestern habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich mal wieder an diese verblüffende Eigenschaft erinnerte.
Kennt ihr das? Ihr lauft mit eurem Blindenstock mit Rollspitze durch Laub, oder was vor allem in Herbst und Winter so herrum liegt. Plötzlich merkt ihr, dass eure Spitze sich nicht mehr dreht, und der Stock nur noch schwer zu steuern ist. Daheim angekommen, versucht ihr das Problem unter fließendem Wasser und Drehen der Spitze zu lösen. Meistens klappt das nicht. Geht ihr dann aber mit so einem bockigen Stock durch Regen, dann funktioniert er plötzlich wieder. Das habe ich jetzt mal mit destilliertem Bügeleisen-Wasser nachgestellt. Und siehe da, es klappte.
Weiches Regenwasser und auch das destillierte haben einfach noch mehr von dieser tollen Eigenschaft, als Leitungswasser mit seinem Kalk, Rost und was sonst eben noch so drin ist.

7. Kohäsion und Adhäsion

Die starke Kohäsion zwischen Wassermolekülen sorgt für Oberflächenspannung, wodurch z. B. Insekten auf Wasser laufen können. Die Adhäsion ermöglicht Kapillareffekte, z. B. das Aufsteigen von Wasser in Bäumen bis in ihre Kronen hinauf.
Wer schon mal einen Putzlappen versehentlich mit einer Ecke in das Putzwasser hängen ließ, bemerkt, dass nach einigen Stunden plötzlich auch der außen hängende Teil des Lappens klatschnass ist, vielleicht sogar noch drum herum. Dieses verdanken wir dann genau dieser Eigenschaft des Wassers.

8. Transparenz

Wasser ist durchsichtig. Das ermöglicht die Photosynthese in aquatischen Pflanzen und sorgt für die Lebensfähigkeit von Ökosystemen in Gewässern.

9. Chemische Flexibilität (Amphoterie)

Wasser kann sowohl als Säure als auch als Base reagieren, was es zu einem Schlüsselmedium für chemische Reaktionen macht, insbesondere in biologischen Systemen.
Wir erleben diese Eigenschaft häufig dann, wenn Früchte, z. Tomaten oder Kirschen, aufplatzen, weil es zu regnerisch war.
Innen sind die Früchte chemisch gesehen eher sauer, und außen ist der nasse Regen eher eine Lauge.
Der Versuch der Natur, das chemische Gleichgewicht herzustellen, zerreißt die Fruchthaut.
Diese Kraft, Osmose genannt, ist so stark, dass man schon Versuche unternommen hat, Kraftwerke mit Süß. und Salzwasser damit zu betreiben.
Und Vorsicht. Diese Kraft ist auch dafür verantwortlich, dass es äußerst gefährlich ist, destilliertes Wasser zu trinken. Es ist zu rein und chemisch agressiv für uns.

10. Elektrische Eigenschaften

Wasser ist kein guter Leiter für Strom, was die Bildung und Stabilität von Ionen in chemischen Lösungen erleichtert. Dies ist entscheidend für viele biochemische Prozesse.
Die älteren unter uns wissen noch, dass man früher immer danach schauen musste, ob noch genügend Wasser in der Autobatterie war.

Fazit

Wasser vereint Eigenschaften, die für das Leben und die Erde essenziell sind, wie die Dichteanomalie, die hohe Wärmekapazität und seine Rolle als Lösungsmittel. Diese einzigartigen Merkmale machen es zu einer unverzichtbaren Grundlage für alle bekannten Lebensformen.
Es ist ganz wichtig, dass wir diesen Lebenssaft hüten und bewahren. Wir müssen ihn schützen und sauber halten. Bedenkt, dass das meiste Wasser hier auf Erden Salzwasser ist. Man kann es nur unter sehr hohem Energieaufwand bekömmlich machen. Es war für mich wirklich eine ganz verblüffende Erfahrung, als mir auf Mallorka erklärt wurde, dass wir nicht so oft duschen sollen, um Wasser zu sparen. Das ganze Wasser um die Insel herum ist eben nicht brauchbar…
Seien wir uns gerade in dieser besinnlichen Zeit dessen bewusst, was Wasser als ganzes für ein unsagbares Wunder ist.

Und jetzt, zum Schluss, wie immer, die heutige weihnachtliche Geschichte aus dem BLAutor-Land.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

10. Lebensfreundlichkeit

Flüssiger Zustand in habitabler Zone: Wasser bleibt in einem breiten Temperaturbereich flüssig (0–100 °C bei Standarddruck), was es ideal für biochemische Prozesse macht.

Brückenbildung

Türchen 19 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Verletzlichkeit

Meine lieben,
im gestrigen Türchen schauten wir uns das Wunder und Geheimnis des Lebens an.
Das ganze wird noch wunderbarer, seit wir die Möglichkeit haben, unsere Erde aus dem All zu betrachten. Leider haben diese Möglichkeit bisher noch nicht viele Menschen gehabt.
Bis heute, 19.12.2024, hatten insgesamt 673 Menschen die Gelegenheit, die Erde aus dem All zu betrachten.
Diese Zahl umfasst alle Personen, die einen Flug in mehr als 100 km Höhe über der Erdoberfläche absolviert haben, entsprechend der Definition der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), die die Kármán-Linie in 100 km Höhe als Grenze zum Weltraum betrachtet.
Angesichts der Tatsache, dass schätzungsweise über 100 Milliarden Menschen jemals auf der Erde gelebt haben, ist der Anteil derjenigen, die unseren Planeten aus dem All sehen konnten, verschwindend gering.
Aber viele derjenigen, welchen dieser Anblick vergönnt war, kamen verändert zurück.

Wenn wir die Erde aus dem All betrachten, offenbart sich uns eine faszinierende Perspektive, die uns Demut lehrt und uns gleichzeitig staunen lässt. Die Erde, ein strahlender blauer Edelstein, schwebt in der tiefen Schwärze des Weltalls. Diese Ansicht, von Astronauten oft als „Overview Effect“ bezeichnet, hat die Kraft, unsere Wahrnehmung von unserem Planeten und unserer Rolle darauf tiefgreifend zu verändern.
Von oben gesehen wird sichtbar, wie zerbrechlich unser Planet ist. Die hauchdünne Atmosphäre, die wie ein zarter Schleier die Erde umhüllt, ist alles, was uns vor den lebensfeindlichen Bedingungen des Weltalls schützt. In dieser Perspektive wird deutlich, dass die Grenzen, die wir Menschen auf der Erdoberfläche gezogen haben, vollkommen bedeutungslos sind. Keine Staatsgrenzen, keine politischen Konflikte, nur eine vereinte Welt, das geeinte Terra, mit uns Terranern darauf.
Doch nicht nur die Zerbrechlichkeit fällt ins Auge, sondern auch die unglaubliche Schönheit. Die Wolkenwirbel über den Ozeanen, die leuchtenden Grünflächen der Regenwälder, die majestätischen Konturen der Gebirgsketten – all das verschmilzt zu einem Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Besonders beeindruckend ist der Anblick der Erde bei Nacht: Die Lichter der Städte zeichnen ein glitzerndes Muster, das die Menschheit auf dem Planeten sichtbar macht. Es ist eine stille Botschaft unserer Kreativität und unseres Strebens nach Gemeinschaft.
Gerade in der Weihnachtszeit bekommt diese Perspektive eine besondere Bedeutung. Die glitzernden Lichter, die wir in den Städten und Häusern entzünden, spiegeln das Licht der Hoffnung und der Freude wider, das wir in dieser festlichen Zeit teilen. Es ist, als ob unser Planet selbst ein Teil des Weihnachtswunders wäre, das uns alle verbindet und daran erinnert, wie wichtig Frieden, Liebe und Gemeinschaft sind.
Astronauten berichten oft von einem tiefen Gefühl der Verbundenheit, wenn sie die Erde aus dem All sehen. Juri Gagarin, der erste Mensch im All, beschrieb diesen Moment so: „Von hier oben ist die Erde wunderschön, ohne Grenzen oder Begrenzungen.“ Auch der deutsche Astronaut Reinhard Furrer fasste seine Eindrücke mit poetischen Worten zusammen: „Das Blau ist das Mittelmeer. Wir sind darüber hinweg. Wir sind gar nicht mehr da!“ Diese Aussagen spiegeln die Ehrfurcht wider, die der Anblick der Erde auslöst. Jessica Meir, eine Astronautin und Meeresbiologin, erinnerte daran: „Aus unserer Sicht von der Raumstation ist es klar, dass unser Planet wirklich ein blauer Planet ist. Erinnern wir uns daran und tun wir unser Bestes, um uns um die Ozeane unseres Planeten zu kümmern.“
Ein weiteres Beispiel für den besonderen Blick auf die Erde ist das berühmte Bild „Pale Blue Dot“, das von der Raumsonde Voyager 1 im Jahr 1990 aufgenommen wurde. Aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern erscheint die Erde darauf nur noch als winziges, bläuliches Pixel im unendlichen Schwarz des Weltalls. Der Astronom Carl Sagan beschrieb dieses Bild mit den Worten: „Betrachtet diesen Punkt. Das ist hier. Das ist unser Zuhause. Das sind wir. Auf ihm hat jeder, den ihr liebt, jeder, den ihr kennt, jeder, von dem ihr jemals gehört habt, jedes menschliche Wesen, das je existiert hat, sein Leben gelebt… Die Erde ist nur eine winzige Bühne in einer riesigen kosmischen Arena.“ Dieses Bild ist eine eindringliche Erinnerung daran, wie klein und verletzlich unser Planet ist und wie wichtig es ist, ihn zu schützen.
Der Anblick lässt uns begreifen, wie kostbar und einzigartig unser Heimatplanet ist – ein Ort, der inmitten eines scheinbar endlosen Universums Leben beherbergt. Der Blick aus dem All konfrontiert uns auch mit der Verantwortung, die wir für diesen Planeten tragen. Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung der Ressourcen sind Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Der Anblick der Erde aus dem All erinnert uns daran, dass wir nicht die Besitzer, sondern die Hüter dieses wundervollen Planeten sind.
Vielleicht können wir uns von dieser Perspektive inspirieren lassen. Lasst uns mit offenen Augen und Herzen auf unsere Welt blicken, als würden wir sie zum ersten Mal sehen – mit Staunen, Dankbarkeit und einem tiefen Gefühl der Verantwortung. Die Erde ist unser Zuhause, und ihre Schönheit und Zerbrechlichkeit verdienen unseren Schutz. Möge uns die Weihnachtszeit daran erinnern, dass wir durch Liebe und Mitgefühl das Licht und die Hoffnung auf unserem wundervollen Planeten lebendig halten können.

Und damit, wie alle Tage wieder:
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Türchen 18 des Blindnerd-Adventskalenders, Das Lebenswunder


Meine lieben,
eines der größten, vielleicht das größte Wunder ist es, dass es auf dem Raumschiff Erde Leben gibt. Dieses Wunder und Geschenk ist es durchaus mal wert, in der Weihnachtszeit betrachtet zu werden.

Das Leben, wie wir es kennen, ist das Resultat eines schier unglaublichen Zusammenspiels von Bedingungen, die in unserem Sonnensystem herrschen. Wenn wir einen Moment innehalten und uns diese Tatsache bewusst machen, fühlt man sich von Ehrfurcht erfüllt: Wie klein ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass all diese Faktoren zusammenkommen – und doch geschah es.
Eine der grundlegendsten Voraussetzungen für Leben ist die Energiequelle unserer Sonne. Diese riesige leuchtende Kugel aus Plasma liefert mit ihrer stabilen Strahlung die Energie, die auf der Erde für die Fotosynthese der Pflanzen, das Wachstum von Organismen und das Erwärmen der Ozeane notwendig ist. Doch wäre die Erde nur ein wenig näher an der Sonne, würden die Temperaturen die Ozeane verdampfen lassen. Und wäre sie ein wenig weiter entfernt, wäre unser Planet eine gefrorene Eiswüste. Es ist die perfekte Balance im sogenannten „habitablen Bereich“, die das Wunder des Lebens möglich macht.
Doch das ist nur der Anfang. Unsere Erde hat noch eine ganze Liste von „Zutaten“ zu bieten, die Leben ermöglichen. Da ist zum Beispiel die Atmosphäre: eine Mischung aus Stickstoff, Sauerstoff und Spurengasen, die wie ein unsichtbarer Schutzschild wirkt. Sie blockt schädliche Strahlung ab, lässt gleichzeitig das lebensnotwendige Sonnenlicht durch und speichert wärme, um extreme Temperaturschwankungen zu verhindern.
Ein weiterer wundersamer Faktor ist das Wasser, das flüssig, fest und gasförmig auf der Erde existieren kann. Diese Vielseitigkeit ist in hohem Maße der Atmosphäre und dem Druck auf der Erde zu verdanken. Wasser ist das Lösungsmittel des Lebens, in dem chemische Reaktionen stattfinden und Biomoleküle wie Proteine und DNA entstehen können.
Auch unser Mond spielt eine entscheidende Rolle. Seine Gravitation stabilisiert die Erdachse und sorgt für ein relativ stabiles Klima über Jahrmillionen. Ohne diese Stabilität wären extreme Schwankungen zwischen Eiszeiten und Wüstenklima die Norm, was das Leben stark erschwert hätte.
Dann gibt es noch den gigantischen Gasriesen Jupiter. Seine immense Masse wirkt wie ein kosmischer Staubsauger, der viele Asteroiden und Kometen von der Erde fernhält. Ohne ihn wäre unser Planet weit häufiger von katastrophalen Einschlägen betroffen, die die Entwicklung des Lebens stören oder gar zerstören könnten.
Vergessen wir nicht die tektonischen Platten, die das Gesicht der Erde formen und gleichzeitig lebenswichtige Nährstoffe durch Vulkanismus und Plattentektonik zirkulieren. Diese Prozesse sorgen dafür, dass der Planet über lange Zeiträume „lebendig“ bleibt und sich selbst erneuert.
Wenn man all diese Faktoren bedenkt, wird klar: Unsere Erde ist ein wahrhaft kosmisches Juwel. Doch noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass all diese Bedingungen – jede für sich genommen schon ein kleines Wunder – zusammenwirken und dabei eine perfekte Umgebung für Leben schaffen. Ist das nicht Grund genug, in Ehrfurcht und Staunen innezuhalten?
Das Universum ist riesig, und bisher wissen wir nicht, ob es irgendwo da draußen noch ein solches „Zusammenspiel der Wunder“ gibt. Doch allein die Existenz unserer Erde zeigt uns, wie wertvoll und einzigartig unser Heimatplanet ist. Es liegt an uns, ihn zu schützen und zu bewahren – nicht nur für uns, sondern auch für all die Lebewesen, die mit uns das Wunder des Lebens teilen.

Und natürlich darf auch heute eine weihnachtliche Geschichte nicht fehlen.
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Türchen 17 des Blindnerd-Adventskalenders 24, das Unteilbare teilen

meine lieben,
Weihnachten ist das Fest des Schenkens und Teilens. Dies führt uns zu einer weiteren Geschichte des Staunens und Wunderns.
Ausgangspunkt ist die weihnachtliche Frage, ob es denn auf der Welt etwas unteilbares gibt.
Das hätte ich mir als Kind gerade zu Weihnacht für so manche Süßigkeit gewünscht, dass sie unteilbar wäre. Wir waren drei Schwestern, mit mir drei Brüder, eine Mama und ein Papa. Alles musste gerecht unter allen immer möglichst gerecht geteilt werden. Ihr könnt euch vorstellen, wie viel einem dann noch z. B. von einer Tafel Schokolade selbst blieb. Fangen wir also mit der Entdeckung und der Suche nach dem Unteilbaren an.

Der Traum der Griechen: Die unteilbare Substanz

Die ersten Gedanken über den Aufbau unserer Welt reichen weit zurück. Bereits im antiken Griechenland, um das 5. Jahrhundert vor Christus, wagten Philosophen wie Demokrit und Leukipp die kühne Behauptung: Alles besteht aus winzigsten, unteilbaren Teilchen, die sie Atome nannten (übersetzt: „Unteilbare“).
Während Demokrit und Leukipp mit ihrer Atomtheorie versuchten, die Materie als kleinste, unteilbare Teilchen zu erklären, die sich zu allem zusammensetzen, vertrat der Philosoph Empedokles (5. Jahrhundert v. Chr.) die Idee, dass alles aus den vier Ur-Elementen besteht. Diese vier Elemente waren nicht nur Bausteine der Natur, sondern symbolisierten auch grundlegende Eigenschaften der Welt:
• Erde stand für das Feste und Dauerhafte,
• Wasser für das Fließende und Veränderliche,
• Luft für das Leichte und Unsichtbare,
• Feuer für das Energetische und Transformierende.
Diese Theorie wurde später von Aristoteles weiterentwickelt und erhielt großen Einfluss auf die Naturphilosophie des Mittelalters. Die Atomtheorie von Demokrit und Leukipp hingegen blieb in der Antike eher eine Randerscheinung, da sie von Aristoteles nicht favorisiert wurde.
Aber neueste Entdeckungen und Erkenntnisse der Wissenschaft zwangen zum Umdenken und die alte griechische Idee der unteilbaren Bausteine von allem, erwachte zu neuem Leben.

Die Wiedergeburt

Erst im 19. Jahrhundert lebte der Traum der Griechen wieder auf. Der britische Naturforscher John Dalton stellte im Jahr 1803 seine Atomtheorie vor: Alle Materie besteht aus winzigen Teilchen, die sich zu chemischen Verbindungen zusammenfügen.
Dalton kam zu seiner Erkenntnis durch Experimente und Beobachtungen bei chemischen Reaktionen. Er stellte fest, dass sich Gase immer in bestimmten Mengenverhältnissen miteinander verbinden. Diese Beobachtung ließ ihn schließen, dass Materie aus diskreten, kleinsten Teilchen bestehen muss.
Seine Theorie umfasste die Annahmen,
dass Atome unteilbar seien,
dass Atome eines Elements gleich sind
und dass chemische Reaktionen eine Neuordnung dieser Atome darstellen.
Von da an wurden also Atome nicht nur mehr als Idee, sondern als reelle Tatsache verstanden.
Doch die Reise war noch lange nicht zu Ende. Niemand wusste, was innerhalb eines Atoms vor sich ging. War es wirklich unteilbar? Oder verbargen sich in seinem Inneren weitere Geheimnisse?

Rosinenkuchen und Goldfolie

Der nächste Paukenschlag kam Ende des 19. Jahrhunderts. J.J. Thomson entdeckte 1897 das Elektron: ein winziges, negativ geladenes Teilchen.
Thomson arbeitete mit einer Kathodenstrahlröhre – einem Glaszylinder, aus dem Luft fast vollständig herausgepumpt wurde. An beiden Enden der Röhre befanden sich Elektroden. Wurde eine elektrische Spannung angelegt, trat ein geheimnisvoller Strahl von der negativen Elektrode (Kathode) zur positiven Elektrode (Anode).
Thomson untersuchte diesen Strahl und stellte fest:
1. Der Strahl wurde von elektrischen und magnetischen Feldern abgelenkt, was bedeutete, dass er aus geladenen Teilchen bestehen musste.
2. Die Ablenkung war immer gleich, unabhängig vom Material der Elektroden oder des Gases in der Röhre.
Daraus schloss Thomson, dass diese Teilchen kleiner als Atome und negativ geladen sein mussten,
und wenn Atome Elektronen enthalten, können sie nicht unteilbar sein! Thomson stellte sich das Atom wie einen Rosinenkuchen vor: Die Elektronen waren wie Rosinen in einer positiven Masse eingebettet.
Aber dann kam Ernest Rutherford ins Spiel. Mit seinem berühmten Goldfolien-Experiment im Jahr 1911 erschütterte er Thomsons Modell. Er schoss winzige, geladene Teilchen (α-Teilchen) auf eine dünne Goldfolie. Die meisten Teilchen durchdrangen die Folie ungehindert, doch einige prallten zurück. Ein verblüffendes Ergebnis! Es war, als hätte man eine Kanonenkugel durch Nebel geschossen und sie wäre plötzlich an einer unsichtbaren Wand abgeprallt.
Rutherford schloss: Atome bestehen aus einem winzigen, dichten Kern, der positiv geladen ist, umgeben von Elektronen, die um diesen Kern kreisen. Das Atommodell nahm Gestalt an!

Bohrs Quantensprünge und Schrödingers Wellen

Doch wie kreisen die Elektronen? Warum fallen sie nicht einfach in den Kern? Hier betrat die Quantenphysik die Bühne. Niels Bohr erklärte 1913, dass Elektronen sich nur auf bestimmten Energieniveaus bewegen können – sie vollziehen Quantensprünge, wenn sie Energie aufnehmen oder abgeben. Abgegeben wird die Energie in Form von Licht, das auch sichtbar sein kann.
Später zeigte Erwin Schrödinger: Elektronen sind keine winzigen Kugeln, die auf festen Bahnen kreisen. Stattdessen verhalten sie sich wie Wellen und bilden mysteriöse Elektronenwolken, in denen ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit beschrieben wird.

Der Kern des Wunders

James Chadwick entdeckte 1932 das Neutron, ein neutrales Teilchen, das neben den positiven Protonen den Kern bildet. Mit dieser Erkenntnis war das Standardmodell des Atoms geboren: Ein Atom besteht aus einem dichten Kern, der von einer Wolke aus Elektronen umgeben ist.

Doch je tiefer wir blicken, desto mehr Geheimnisse offenbaren sich: Protonen und Neutronen bestehen aus Quarks, noch kleineren Teilchen. Und im Reich der Quantenmechanik verschwimmen die Grenzen zwischen Materie und Energie.
Ein Staunen ohne Ende
Die Entdeckung des Atombaus ist mehr als eine Geschichte der Wissenschaft – sie ist eine Geschichte unseres menschlichen Drangs, die Welt zu verstehen. Von den ersten philosophischen Ideen der Griechen bis zu den Quantenwundern der modernen Physik zeigt sie uns: Das Universum ist in seiner Kleinheit genauso faszinierend wie in seiner Unendlichkeit.
Und während wir staunend auf das blicken, was bisher entdeckt wurde, ahnen wir: Dies ist nur der Anfang. Neue Geheimnisse warten darauf, von uns erforscht zu werden.

Man kann auch sagen:
Die Geschenke der Natur liegen schon unter unseren Weihnachtsbäumen. Lasst sie uns auspacken und erforschen, was drin ist.

Drin ist auch heute natürlich unsere obligatorische literarische Geschichte.
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Türchen 16 des Blindnerd-Adventskalenders 2024 – Nichts ist auch was

Meine lieben,
da haben wir uns in den vorigen Türchen ausführlich darüber unterhalten, woraus unser Universum so besteht. Da gab es neben der normalen Materie noch die Dunkle, und auch über die mysteriöse dunkle Energie haben wir gesprochen.
Oft wird in Zahlen angegeben, dass das Universum aus diesen drei Teilen zu 100 % besteht.
Das stimmt so aber nicht ganz. Es gibt noch ein großes Wunder zu behandeln, in welches das ganze Universum eingebettet ist.
Es geht um das vermeindliche Nichts, um das Vakuum.
Lasst uns also dieses Wunder betrachten und ehrfurchtsvoll darüber staunen.
Im Kosmos ist das Vakuum eine Bühne der Extreme. Der interstellare Raum zwischen den Sternen, der intergalaktische Raum zwischen den Galaxien – all das sind Regionen, in denen das Vakuum dominiert. Und doch ist es nicht nur der Ort des „Nichts“, sondern auch der Geburtsort von Allem
Das Universum besteht zum größten Teil aus Vakuum; die wenigen Materieklümpchen, die in dieser ungeheuren Leere schweben, sind kaum der Rede wert. In den ungeheuren Regionen des Alls zwischen den Galaxien konnten die Astronomen nicht die geringste Materie entdecken. Sie räumen ein, dass es welche geben könnte, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist, vermuten aber, dass man, suchte man in einem Volumen so groß wie ein Riesenstadion, nicht mehr fände als ein einziges Atom.

In unserer unmittelbaren Umgebung, die mit festen, flüssigen und gasförmigen Körpern angefüllt ist, herrscht kein wesentlich größeres Gedränge. Die Großaufnahme eines Atoms würde zeigen, dass der Kern, der 99,9 Prozent des Atomgewichts ausmacht, im Mittelpunkt schwebt wie eine Schrotkugel, die man in einem Fußballstadion aufgehängt hat. Der Rest ist leerer Raum, abgesehen von ein paar Elektronen, die wie geisterhafte Wolken aus dünnem Dampf durch das Stadion wehen. Unsere Welt und wir sind aus ziemlich immateriellem Stoff gemacht. So gesehen ist es überraschend, wieviel Gedanken und Energie, von Geld ganz zu schweigen, Wissenschaftler in den Versuch investieren, das Geheimnis der Materie zu enträtseln.
Sollten sie sich nicht vielmehr mit der Beschaffenheit des Vakuums beschäftigen, das mit Abstand der Hauptbestandteil des Universums ist?
Sollten sie nicht besser über das Nichts nachdenken?

Einige haben tatsächlich genau dies getan und sind dabei zu verblüffenden Ergebnissen gelangt. Im Vakuum geht es weit lebhafter zu, als es den Anschein hat. Die moderne Physik hat gezeigt, dass das Vakuum nicht nur ein passives Stadium ist, sondern ein aktiver Teilnehmer an den Prozessen der materiellen Welt. So paradox es klingt, das Vakuum steht in Wechselwirkung mit Atomen und ist mittlerweile sogar zu einem funktionalen Teil von High-tech-Geräten, wie zum Beispiel Lasern geworden. Es enthält keine Materie, steckt aber voller Überraschungen.

Im Gegensatz zur Existenz der Materie, die nicht in Frage gestellt werden kann, ist die Existenz des Vakuums seit dem klassischen Altertum ein Gegenstand von Kontroversen gewesen. Ursprünglich war das Vakuum als wesentlicher Teil der Atomtheorie eingeführt worden:
„Der gebräuchlichen Redeweise nach gibt es Farbe, Süßes, Bitteres, in Wahrheit aber nur Atome und Leeres;“ erklärte Demokrit vor mehr als zweitausend Jahren.
Das Vakuum des Demokrit war ein hypothetisches Konzept, das erforderlich war, um der Welt, wie wir sie wahrnehmen, Sinn zu verleihen. Wenn Materie wirklich das ungebrochene Kontinuum wäre, das wir wahrzunehmen scheinen, wie könnte dann beispielsweise ein Fisch Raum finden, um vorwärts zu schwimmen? Oder warum scheint ein Tropfen Milch, der sich im Wasser auflöst, im Nichts zu verschwinden?
Beide Rätsel lassen sich überzeugend lösen, wenn es ein Vakuum zwischen Atomen gibt – im ersten Falle, um sich dem Kopfende des Fisches anzupassen, im zweiten, um die Milchteilchen zu verbergen.

Aristoteles verwarf aus einigen Gründen die Idee der Atome und des leeren Raumes.
Dass hier auf Erden leichte Gegenstände langsamer als schwere fallen, schrieb er der Tatsache zu, dass es keinen leeren Raum gäbe, ansonsten müssten in ihm alle Gegenstände gleich schnell fallen. Der hätte Augen gemacht, wenn er 1971 hätte sehen Können, wie ein Astronaut gleichzeitig eine Feder und einen Hammer aus Hüfthöhe auf den Mond fallen ließ. Beide Teile, Hammer und Feder erreichten gemeinsam die Mondoberfläche…

Aristoteles erfüllte das Vakuum mit Äther. Diesen Äther, nicht zu verwechseln mit der stark riechenden chemischen Verbindung gleichen Namens, hielt man für eine dünne, universelle Substanz, die den gesamten Raum und auch alle materiellen Körper durchdringen die sich aber nicht messen lasse. Als Idee hielt sich der Äther bemerkenswert lange und lebte auch dann noch weiter, als der Grund entfallen war, der Aristoteles ursprünglich dazu veranlasst hatte, ihn zu postulieren.

Noch heute senden wir Radiowellen über den Äther. Die Sprache kennt das Wort noch. Die Vorstellung eines Äthers passt auch deutlich besser in das, was wir täglich in unserem Alltag erleben. So braucht Schall ein Medium, sich darin fortzupflanzen. Dann ist es doch eigentlich naheliegend, dass es einen derartigen Stoff, den Äther, auch für das Licht geben sollte.
Nunja. Es gibt ihn nicht.
Licht genügt das Vakuum als Medium. Es benötigt keinen weiteren Stoff hierzu, wie der Schall die Luft.
Diese Entdeckung und Tatsache stürzte die Physik gewissermaßen in eine Krise.
Das somit bereinigte Vakuum blieb ein Vierteljahrhundert hindurch leer, begann sich dann aber wieder aufzufüllen. Diesmal waren weder die Materie noch der Äther daran schuld, sondern Folgerungen der Quantentheorie, was wir hier aber nur kurz so weit anreißen, dass wir darüber staunen können.

In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhundert arbeiteten Wissenschafftler, wie Richard Feynman ein Konzept eines dynamischen Vakuums aus.
Ein Grundpfeiler dieses Konzeptes ist die Annahme, dass das Vakuum obwohl es scheinbar keine Materie enthält, voller Energie und verborgener Aktivität ist.
im Grunde genommen, ist das moderne Bild vom Vakuum ein Kompromiss zwischen der Auffassung des
Demokrit und der des Aristoteles:
Der erste hatte insofern recht, als die
Welt aus Atomen und dem Leeren besteht, und der zweite insofern, als
er behauptete, daß es keinen wirklich und absolut leeren Raum gäbe.
Eine Folge, eines Phänomens, der Unschärferelation ist die sogenannte Nullpunktenergie mechanischer Systeme. Wenn sich beispielsweise zwei Atome so zusammenfügen, dass sie ein Molekül bilden, welches einer straff gespannten Feder mit einem Gewicht an jedem Ende ähnelt, werden sie
von sich aus entlang ihrer gemeinsamen Achse schwingen. Die Schwingung lässt sich nie ganz eliminieren. Stets bleibt ein letztes nicht zu unterdrückendes Zittern, die sogenannte Nullpunktbewegung, ein Beben
Nach der Theorie der Elektrizität und des Elektromagnetismus, ist Licht nichts anderes, als schwingende magnetische Felder. Diese unterliegen dann natürlich auch diesem Nullpunkt-Zittern und werden davon beeinflusst.
Die Quantentheorie besagt also, dass es nirgends, noch nicht einmal in einem
vollständig dunklen Vakuum, eine gänzliche Abwesenheit des elektromagnetischen Feldes gibt.
Das nächste seltsame Ding, das die Quantentheorie voraussagt, ist die Vakuumpolarisation.
Es kommt gelegentlich vor, das so eine elektromagnetische Fluktuation über genügend Energie verfügt, um spontan ein Teilchenpaar auszubilden. Ohne eine sonstige Außenwirkung verwandelt sich somit Energie in Masse, genauer gesagt in ein Elektron und sein Gegenteil, ein Positron. Der Prozess kann auch umgekehrt ablaufen. Dann werden die beiden kleinen Massen wieder zur Fluktuationsenergie. Diese Tatsache, dass sich Energie in Masse und umgekehrt verwandeln können, ist die Grundlage von Einsteins Relativitätstheorie. Die Formel E=MC^2 hat sicher jeder schon mal gehört.
Das dynamische Vakuum ist wie ein stiller See in einer Sommernacht. Seine Oberfläche wellt sich unter dem Einfluß schwacher Fluktuationen, während überall Elektron-Positron-Paare aufleuchten und
verlöschen wie Glühwürmchen. Der Ort ist lebendiger und freundlicher als die lebensfeindliche Leere des Demokrit und der eisige Äther des Aristoteles. Seine ruhelose Aktivität ist höchst faszinierend für Physiker und verführt zu Spekulationen über seine Beschaffenheit und sogar seinen potentiellen Nutzen.
Es gäbe hier noch weitere Seltsamkeiten des Vakuums aufzuzählen, die hier aber zu viel Verwirrung stiften würden. Viele Eigenschaften des theoretischen Konzeptes des dynamischen Vakuums sind längst in Laboren bewiesen worden und haben schon in unseren Alltag Einzug gehalten.
Ein faszinierendes Beispiel dafür ist der sogenannte Casimir-Effekt, der zeigt, dass das Vakuum physische Auswirkungen hat. Wenn zwei Metallplatten extrem nah zueinander gebracht werden, ohne dass etwas zwischen ihnen ist, werden sie aufgrund der Quantenfluktuationen zueinander hingezogen.
Dieses Experiment verdeutlicht, dass das Vakuum nicht nur eine abstrakte Idee ist, sondern reale Kräfte hervorruft.
Lasst es uns also so stehen, darüber staunen und erfreuen.
Das Vakuum zeigt uns, wie wenig wir noch über die Tiefen der Realität verstehen. Was wir als leeren Raum betrachten, ist in Wirklichkeit ein schier endloser Ozean voller Energie, Potenzial und Geheimnisse. Es lädt uns ein, tiefer zu blicken, über die Grenzen unseres Verstandes hinauszugehen und zu erkennen, dass das, was wir nicht sehen können, oft das Fundament für alles ist.
Und nun, lasst uns mit einer weihnachtlichen Geschichte vom seltsamen Vakuum erholen.
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