Winterliche Eis-Geschichte


Meine lieben,
Gestern war in ganz Baden-Württemberg Blitzeis und damit verbunden Glätte gemeldet und momentan schneit es uns ein. Nicht, dass es das schon früher auch dann und wann gegeben hätte. Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschen und Medien drehen durch. Ich dachte, wir hätten durch die Pandemie gelernt, wie man mal flexibel und ruhig auf etwas reagieren kann. Seit heute zweifle ich daran wieder. Wie auch immer. Was ich heute mit euch teile, werden vielleicht viele kennen, aber ich finde es Wert, sich dessen zu erinnern, es zu würdigen und sich daran zu erfreuen.
Heute geht es mal um Eis und Schnee.

Das normalste der Welt ist nicht normal

Ein Phänomen, das uns in der Natur begegnet und fasziniert, ist die Eisbildung, ein Prozess, der auf der einzigartigen Anomalie des Wassers basiert. Wasser, das auf den ersten Blick als gewöhnliche Flüssigkeit erscheint, offenbart beim Übergang zum festen Aggregatzustand, also zu Eis, erstaunliche Eigenschaften, die es von den meisten anderen Substanzen unterscheidet.
Dieses nicht normale Verhalten des Wassers ist besonders auffällig, wenn es von der flüssigen in die feste Phase übergeht. Eigentlich würde man erwarten, dass eine Flüssigkeit beim Erstarren an Dichte gewinnt und somit schwerer und ihr Volumen kleiner wird. Wasser hingegen erreicht bei etwa 4 Grad Celsius seine maximale Dichte und wird dann beim weiteren Abkühlen leichter und sein Volumen daher wieder größer. Dies führt dazu, dass Eis auf Wasser schwimmt.
so entsteht, wenn ein Gewässer zufriert, eine isolierende Eisschicht unter welcher das darunter liegende Wasser flüssig und wärmer bleibt.
Und das sorgt wiederum dafür, dass alle darin lebenden Fische und Lebewesen vor dem Gefriertod geschützt bleiben.

Bissel Wasserchemie

Die Anomalie des Wassers, auch als Dichteanomalie bekannt, tritt aufgrund der speziellen Struktur der Wassermoleküle auf. Ein Wassermolekül besteht aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom, die miteinander verbunden sind. Durch diese Bindungen entsteht ein Winkel von etwa 104,5 Grad zwischen den Wasserstoffatomen. Diese Struktur verleiht dem Wassermolekül ein elektrisches Dipolmoment, was bedeutet, dass es ein positiv und ein negativ geladenes Ende besitzt.
Dass dem so ist, kann man daran sehen, dass man einen Wasserstrahl mit einem elektrischen Feld ablenken kann.
Dieser Dipol-Charakter entsteht durch die elektrostatische Ladungsverteilung innerhalb des Moleküls. Das Wassermolekül besteht aus einem Sauerstoffatom, das stärker elektronegativ ist, und zwei Wasserstoffatomen. Aufgrund der höheren Elektronegativität des Sauerstoffs zieht er die Elektronen in der Bindung stärker zu sich, was zu einer negativen Ladung am Sauerstoff und positiven Ladungen an den Wasserstoffatomen führt.
Die Elektronenwolken um die Wasserstoffatome werden in Richtung des Sauerstoffs verschoben, was zu dem permanenten Dipolmoment führt.
Dieser Dipol-Charakter verleiht dem Wassermolekül einzigartige physikalische und chemische Eigenschaften.
Die Dipol-Wechselwirkungen zwischen den Wassermolekülen spielen eine entscheidende Rolle in vielen physikalischen Phänomenen, wie z.B. der Löslichkeit von Ionen und polaren Molekülen im Wasser.
Die hohe Polarität und der Dipol-Charakter des Wassermoleküls machen es zu einem einzigartigen Lösungsmittel für viele Substanzen und tragen wesentlich zur Entstehung und Aufrechterhaltung von biologischem Leben bei.

Die Wasserstoffbrückenbindung, eine spezielle Form der Dipol-Wechselwirkung, ist besonders wichtig und verantwortlich für Eigenschaften wie die hohe Oberflächenspannung und die ungewöhnliche Dichteanomalie von Wasser.
Die Oberflächenspannung kann man fühlen, indem man eine Hand flach auf Wasser legt. Drückt man sie flach in das Wasser hinein, so hat man das Gefühl, eine dünne Haut zu durchdringen. Es gibt auch Insekten, die auf dieser „Haut“ laufen können, ohne einzusinken.

Veränderung und Energie

Der Übergang vom flüssigen zum festen Zustand, sprich die Eisbildung, erfolgt bei null Grad Celsius. Während dieses Übergangs werden große Mengen an Energie freigesetzt, was als latente Wärme bezeichnet wird. Dieser Wärmefreisetzungseffekt hat erhebliche Auswirkungen auf das Klima und den Energieaustausch in den Ozeanen und Atmosphäre.
Ich habe mal gelesen, dass man mit der Energiemenge, die man zur Überführung von 0 Grad kaltem Eis in 0 grad flüssiges Wasser benötigt, diese Menge an flüssigen Wassers auf 84 Grad aufwärmen könnte. Und ja, null Grad flüssiges wasser kommt auch vor, wenn es beispielsweise etwas verunreinigt ist. Dann kann etwas, das hinein fältt die Eisbildung anstoßen.
Nun ja. Das erklärt auch, weshalb man Anfang des Sommers manchmal in kurzen Hosen neben einem Schneehaufen in den Bergen stehen kann, weil Schnee und Eis viel Energie zum auftauen benötigen. Und nämlich genau die Menge, die der Schnee abgegeben hat, als er von Wasser zu Schnee oder Eis wurde.

Energie beim Übergang im Alltag

Den Effekt mit der Energie und dem Übergang beim Wasser kann man im Alltag tatsächlich nur so erleben, indem man darüber staunt, wie lange sich Schnee manchmal hält, oder wie lange es dauert, bis sich ein Eiswürfel endlich mal auflöst.
Meine Großmutter erzählte mir oft davon, dass im Winter auf zugefrorenen Gewässern Eis geerntet wurde, womit das ganze Jahr über dann z. B. die Eiskeller von Brauereien gekühlt wurden. Fuhren die Eiswagen durch den Ort, versuchten die Kinder immer etwas abzubekommen. Und nicht vergessen. Das war Wassereis. Wer weiß noch, wie ein Eiszapfen schmeckt? Nichts schöneres, als sich einen auf einem Spaziergang abzubrechen und daran zu lecken.
Auch dieses Eis zeigt uns, wie viel Energie nötig ist, um es zu tauen.

Es gibt aber noch andere chemische Verbindungen, die entweder Wärme abgeben bzw. aufnehmen, wenn sie ihren Aggregatzustand ändern. Wir kennen das von Wärme, bzw. Kühl-Pads her. Durch das Biegen eines kleinen Stäbchens entsteht ein kleiner Strom, der die Flüssigkeit veranlasst, aus zu kristallisieren. Dabei wird je nach Substanz dann wärme bei Wärmekissen, und Kälte bei Kältekissen frei. Möchte man diese Dinger wieder benutzen, muss man neu Energie in sie hinein pumpen, indem man die Gel-Pads auskocht. Die Kristalle werden dann wieder flüssig, und die Sache kann von vorne los gehen.

Und noch eine Schönheit

Die vielfältigen und schönen Formen von Schneekristallen haben Menschen schon immer fasziniert. Schneeflocken sind zum einen sehr regelmäßig und harmonisch und
zum anderen scheint die genaue Form stark vom Zufall abzuhängen. Die Vielfalt der Formen ist so groß, dass man sagen kann: „Keine Schneeflocke gleicht der anderen.“ Wie kann es zu einer solchen Mischung aus Vielfalt und Regelmäßigkeit kommen?

Die sechseckige Kristallstruktur von Schneeflocken ist eine weitere faszinierende Eigenschaftdes Wassers. Die Wassermoleküle ordnen sich in einem regelmäßigen Muster an, was zu einem Volumenanstieg führt. Dies ist der Grund dafür, dass Eis im Vergleich zu flüssigem Wasser ein größeres Volumen einnimmt.

Kein geringerer als Johannes Kepler stellte sich hierzu einige Fragen.

  • Welche mathematischen und physikalischen Gesetze bestimmen das Wachstum von Schneekristallen?
  • Können mathematische und physikalische Theorien helfen, die Form von Schneeflocken zu verstehen?

Und mit diesen Fragen hatte Kepler eine ganz besondere Geschichte, die der Sternenonkel euch jetzt zum Schluss noch erzählt:

Was schenkt man, wenn man nichts hat?

Während seiner Zeit in Prag wird Kepler von seinem Freund und Gönner Matthäus Wacker von Wackenfels vielfältig unterstützt. So leiht ihm Wacker von Wackenfels sein Fernrohr für nächtliche Beobachtungen, er versorgt ihn mit Büchern, und beide diskutieren über Galileis Entdeckungen. Kepler möchte sich zum Neujahrstag des Jahres 1611 nun mit einem Geschenk bedanken.
Auf seinem täglichen Spaziergang durch das winterliche Prag lösen sich alle Ideen für ein Geschenk in nichts auf, da Kepler über keine finanziellen Mittel verfügt.
Kepler schreibt:

Auf der Karlsbrücke schließlich wurde durch einen glücklichen Umstand Wasserdampf und Kälte zu Schnee und einige Schneeflocken fielen da und dort auf meinen Mantel, alle sechseckig und von gefächertem Aussehen.
das war die richtige Sache für einen Mathematiker, der nichts hat und nichts erhält, etwas zu überreichen, das vom Himmel
fällt und wie ein Stern aussieht.

Kepler machte sich also daran, für Wacker eine Abhandlung über die sechseckige Form von Schneekristallen anzufertigen. Wie seine
Arbeiten über die Planetengesetze enthält auch diese Schrift viele neue Gedanken.
Keplers Schrift für Wacker hatte den Titel „Strena Seu de Nive Sexangula“ (Neujahrsgeschenk, oder: Über die
sechseckige Schneeflocke“). Kepler ging in seinem Büchlein der Frage nach, warum Schneekristalle stets eine sechsfache Symmetrie aufweisen. Er schrieb:

Es muss einen bestimmten Grund geben, warum bei Einsetzen des Schneefalls die Anfangsformationen unverändert die Form eines sechseckigen Sternchens haben. Sollte es durch Zufall erfolgen, warum fallen sie dann nicht mit fünf oder sieben Ecken.

Und so wurde der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler zum ersten Forscher, der Schneekristalle wissenschaftlich untersuchte.
Er war einer der Pioniere der Schneekristallforschung, und eine in seinen Studien zu diesem Thema formulierte Vermutung konnte erst über vierhundert Jahre später bewiesen werden. Und diese Vermutung wird uns in diesem Jahr nochmal begegnen. Lasst euch überraschen.

Mein Jahresrückblick 2023


Meine lieben,
und hier ist er, alle Jahre wieder, mein obligatorischer Jahresabschluss für 2023. Ein mal im Jahr müsst ihr diese Bauchpinselei ertragen…
Also los:

13.01. Freitag 13. und andere Kalenderspielchen

Das Jahr 2023 bescherte uns gleich im Januar einen Freitag, 13. Diese Gelegenheit nutzte ich, um eine Sendung über diverse Kalenderspielchen auf unserer BLAutoren-Lesebühne anzubieten. Man konnte sich mittels Teamtalk und Telefon aktiv an der Sendung beteiligen. Aber auch über das Internet und die Alexa war sie hörbar. Das ist äußerst selten, dass es vier unterschiedliche Zugänge gibt, um unseren Sendungen zu folgen. Dadurch wird das ganze unheimlich inklusiv. Für mich war es eine schöne Möglichkeit, mich mal wieder in derlei zu üben. Ich empfinde derlei deutlich schwieriger, als auf eine Bühne zu stehen. Es liegt mir mehr, die Rampensau zu spielen, als alleine in einem Raum in ein Mikrofon zu sprechen.
Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich im Arbeitskreis Blautor Mitglied sein darf, der mir so viele Möglichkeiten bietet, mich literarisch auszudrücken.
Da die Sendung zu groß für meine Mediathek ist, biete ich euch hier einen Download an.

20.01. Gespräch Sternwarte Singen Barrierefrei

Die Direktorin der Sternwarte Singen möchte ihre Sternwarte barrierefreier gestalten. Dazu führten wir ein wunderbares Gespräch.
Das führte uns schließlich weg von den Sternen zu einem ganz anderen spannenden Thema. Sie kennt ein sehr begabtes blindes Kind, das gerne Programmieren lernen möchte. Leider mussten wir feststellen, dass es z. B. von den Blindenschulen sehr wenig bis keine Angebote in diese Richtung gibt. Somit begann ich selbst zu recherchieren, probierte einiges aus und schnürte ein Programmierpaket für blinde Kinder. Das ist es eben mit der Astronomie. Sie ist inklusiv und führt sehr rasch zu anderen Themenfeldern, die noch beackert werden sollten. Ich bin dankbar, dass wir uns vernetzen konnten.

27.01. Gast auf dem Newsletter „Astro Briefing“

Es war mir eine große Ehre, für diesen Newsletter einen Artikel schreiben zu dürfen. Den Artikel könnt ihr in Astronomie ohne Sternensicht nachlesen.

18.02. Veröffentlichung meiner Vita, Buch und Blog in der Blindzeln-App

Wie schon oft erwähnt, bietet Blindzeln zahlreiche Möglichkeiten, sich zu präsentieren. In ihrer App sammeln sie diverse Themen darüber, was blinde Menschen so interessieren könnte. Dort gibt es eine Rubrik für Autor:innen, wo man neben seiner Vita auch Hinweise auf eigene Werke einstellen kann. Das ist wirklich eine schöne Plattform, die ihr euch mal anschauen solltet. Die App lohnt sich. Sie hält für alle spannendes bereit. Auch für nicht blinde Menschen…

17.03. Radiobeitrag Lokalradio Köln

Für dieses Kölner Lokalradio führte Chris aus unserem BLAutor-Kreis ein ganz wunderbares Interview mit mir. Ganz herrlich ist mir hier noch der wunderbare rheinische Dialekt des Moderators der Sendung in Erinnerung geblieben.

05.04. Fasten und Feiern mit den Sternen auf dem OVZ

Vor einigen Jahren schrieb ich mal einen Artikel zu Ostern über Toleranz und gegenseitigem Respekt. Da dieser alle Jahre wieder aktuell ist, nutzte ich die Gelegenheit, ihn auf unserer Blautor-Lesebühne als Vortrag anzubieten. Danach entstanden unter jenen, die life über Teamtalk oder das Telefon dabei waren lebhafte und sehr bereichernde Gespräche.
Die Sendung könnt ihr hier herunterladen.

11.04. Interview im Bürgerfunk bei Radio Neandertal

Tamara, ein weiteres Mitglied unseres wunderbaren Arbeitskreises führte mit mir für dieses Radio im Kreis Mettmann ebenfalls ein schönes Interview durch. Toll, wie wir uns alle so literarisch vernetzen, und uns gegenseitig unterstützen, dass jeder von uns bekannter wird.

25.04. Sendung, Der Blindnerd und die Friedensbewegung

Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, verfasste ich einen biographischen Artikel über meine Mitarbeit in der Friedensbewegung der 80er und 90er Jahre. Dank eines Sponsors, der uns die GEMA-Gebühr für einen Monat bezahlte, hatten wir in diesem Monat die Möglichkeit, Lieder in unseren Sendungen zu veröffentlichen, die ansonsten Geld gekostet hätten. Und so nahm ich den Artikel, reicherte ihn mit Friedensliedern an und durfte eine schöne Sendung daraus erstellen. Dank an Blindzeln, die uns derlei ermöglichen.
Wegen der GEMA darf ich euch diese Sendung leider nicht anbieten, aber zum schriftlichen Artikel geht es hier lang.

06.06. Sternzeit im Deutschlandfunk

Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich Anfang Mai eine Mail von Dirk Lorenzen des Deutschlandfunkes erhielt. Der macht seit ich denken kann die Sendung Sternzeit, die kurz vor den Nachrichten gesendet wird. Er entschied sich für das Thema, wie blinde Menschen das Weltall erleben. Es war mir eine unglaubliche Ehre, in dieser Sendung erwähnt unt zitiert zu werden. Deutschlandfunk ist schon eine Hausnummer.
Zur Sendung geht es hier lang.

12.06. Erscheinen von helfende Sternchen im Vollzeichen

Immer wieder bricht im Blindenwesen die Diskussion darüber aus, welchen Stellenwert die Punktschrift überhaupt noch hat, weil man doch heutzutage vieles auch mit Sprachausgabe sich vorlesen lassen kann. Erschreckend ist, dass diese Stimmen auch unter den Blinden- und Sehbehindertenpädagogen immer lauter zu tönen scheint. Auch im Zuge der inklusiven Beschulung ist es vielleicht den Lehrer:innen nicht immer möglich, auf die Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenz blinder Schüler:innen zu achten. Die Deutsche Zentralbücherei zu Leibzig hat sich dieses Themas mit der Zeitschrift „Vollzeichen“ angenommen. Diese bietet vor allem für Menschen die spät erblindet sind Texte für Erwachsene an, anhand derer die Punktschrift erlernt und vertieft werden kann, denn die meiste Literatur, die das unterstützt, ist eher für Kinder geschrieben, da davon ausgegangen wird, das die Punktschrift als Kind erlernt wird. Tatsache ist aber, dass die meisten ihre Blindheit erst im Laufe ihres Lebens später erwerben. Es freut mich daher außerordentlich, dass die Redaktörin dieser Zeitschrift immer gerne mal wieder auf meinen Blog zurückgreift. Es ist schön, dass ich dort mit unterstützen darf, wo blinde Menschen ermutigt werden, sich mit der Punktschrift zu befassen. Wir wollen doch keine Analphabeten sein. Sich einen Text vorlesen zu lassen ist etwas anderes, als ihn selbst zu lesen. Genau wie schreiben etwas anderes ist, als zu sprechen. Und alle vier Fähigkeiten werden für eine gute Lese- und Schriftkompetenz gebraucht und letztlich auch, um kritisch denken zu lernen.

24.07. Artikel in Visus

Visus ist eine Zeitschrift, die vor allem Menschen mit Sehrestvermögen anspricht. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich mich dort mit meinem außergewöhnlichen Hobby auch mal endlich vorstellen durfte. Und so nahm ich meinen Artikel zu oben schon erwähnten Newsletter, bereitete ihn auf, und er wurde dann in der Print-Ausgabe veröffentlicht und für die Hörausgabe aufgelesen. Derlei kann vielen Mut machen, die vielleicht gerade mit einem Sehverlust zu kämpfen haben, wenn sie erfahren, dass das Leben auch ohne Sehvermögen sehr wertvoll sein kann. Dieses durfte ich schon mehrfach erleben, dass mir jemand erzählte, der gerade im Prozess der Erblindung sich befand, dass die Astronomie als Hobby ohne Sehen nun keinen Sinn mehr habe. Wenn so jemand dann am Ende meines Vortrages sagt „Es geht ja doch“, dann braucht es keine Worte mehr, und ich habe einen Klos im Hals….

19.09. Inklusionsstand auf dem Stadtfest Leistungsshow Neuburgweier

Auf diesem Fest präsentierte sich der Beirat für Menschen mit Behinderung, Rheinstetten, der Seniorenbeirat und der Verein „Wir sind Rheinstetten“ u. A. mit einem Rollstuhl-Parcours und zahlreichen anderen Stationen, wo man vieles unter der Augenbinde ausprobieren konnte. Gerade für meinen Heimartort Rheinsteten ist derlei sehr wichtig, da bei uns noch sehr vieles im argen liegt, was die Barrierefreiheit betrifft. Erwachsene interessierten sich für unseren Stand nur mäßig, aber wir hatten alle Kinder, um die hundert, die auf dem Fest waren, bei uns. Und das ist gut so, denn in unseren Kindern liegt die Zukunft. Und wenn die dann schon barrierefrei denken gelernt haben, ist vieles gewonnen.

30.09. Open Ear

Dieses musikalische Event rief der selbst sehbehinderte Sprecher des Beirates für Menschen mit Behinderung in Rheinstetten ins Leben. Vor einem Kaffee durften sich diverse Tanz- und Musikgruppen präsentieren. Der Erlös dieser Veranstaltung fließt dann stets einem guten Zweck zu. Den Opener sollte ich machen. was gar nicht so einfach war. Mein erster musikalischer Solo-Auftritt nach der Pandemie und allem. Ich hatte große Angst davor und wollte mich schon krank melden oder absagen. Ich war nach über drei Jahren einfach nicht mehr in der Übung, und außerdem stellte sich bei mir ein gewisses Unbehagen ein, mich unter so viele Menschen zu begeben. Derlei aber nun gar nicht mehr zu versuchen, war für mich irgendwie auch keine Option. Also wählte ich die Therapie der Konfrontation und stürzte mich in dieses Abenteuer. Und was soll ich sagen. Zwei, drei Griffe auf der Gitarre, zwei, drei Stöße in die Mundharmonika, die ersten gesungenen Töne, und ein Schalter legte sich um. Der Rampensau-Modus war wieder aktiv. Dieses Erlebnis hat mir sehr gut getan. Das Bewusstsein, dass die Pandemie mir diese Begabung nicht entreißen und zerstören konnte, war ein großer Sieg für mich und stärkte mein Selbstvertrauen.

01.10. Erscheinung unserer neuen Anthologie

Viele haben vielleicht die Werbung in unserem Adventskalender gesehen. Unser Arbeitskreis der Blautoren veröffentlichte seine zweite Anthologie „Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“. Dieses lesenswerte Buch öffnet in zahlreichen Geschichten mal eine ganz andere Sicht auf ein Leben mit einer Seheinschränkung.
Hier nochmal die Werbung aus dem Adventskalender.

Zwei Bücher hat unser Arbeitskreis gemeinsam verfasst. diese sollten in keinem Bücherregal fehlen.

  1. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt ist der Titel unserer neuen Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
  2. Farbenfrohe Dunkelheit
    ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.

Auch auf diesem Weg bietet BLAutor seinen Mitgliedern die Möglichkeit, ein eigenes Werk auf dem Buchmarkt zu präsentieren.
Mit dem Kauf dieser beiden Anekdoten unterstützen sie die Arbeit unseres Arbeitskreises.

Zunächst sah das gar nicht so gut aus mit dem Buch. Im August erhielten alle eine ärgerliche Mail des Verlages, dass das Thema verfehlt worden sei und, und, und. Leider wusste niemand, wer mit dieser Mail eigentlich gemein sein sollte. Aber einfach nichts zu tun, war für mich keine Option. Ich hatte zwei Beiträge für das Buch eingereicht, und wollte nicht auf mir sitzen lassen, dass diese Kritik vielleicht auch mich betraf. Somit schickte ich einfach zwei weitere Beiträge in der Hoffnung ein, dass mindestens einer davon den Nerv des Verlages treffen würde.
Nun kamen dann doch noch genügend Geschichten zusammen, die den Vorstellungen des Verlages entsprachen, denn das Buch erschien auf dem Buchmarkt. Aufgeregt und voller Spannung öffnete ich also das Ebook und suchte nach meinem Namen. Und was war das. Von mir wurden nicht einer, nicht zwei und nicht drei, sondern alle vier Beiträge, die ich vor und nach der Kritik einreichte veröffentlicht. Puh, dann hatte mich die Mail ja überhaupt nicht betroffen. Glück gehabt, dachte ich. Wie auch immer. Ich bin schon etwas stolz darauf, in diesem Buch so präsent sein zu dürfen. So schlecht waren meine Geschichten dann offenbar doch nicht.

11. Artikel in der Zeitschrift Sichtweisen

In den ganzen Jahrzehnten, in welchen ich jetzt so als Sternenonkel, wie mich manche Kinder nennen, unterwegs bin, ist es mir seltsamerweise nur relativ selten gelungen, mich über den Blinden- und Sehbehindertenverband zu präsentieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Um so mehr freute es mich, dass ich im November einen Artikel im größten Vereinsorgan des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, den Sichtweisen, platzieren durfte.
In der eigenen Community ist es leider manch mal so, wie mit dem Propheten, der im eigenen Land nichts gilt.
Nun ja, der Anfang ist ja jetzt getan.

12.11. Blind zu den Sternen Life im Radio Querfunk

Seit vielen Jahren gibt es in Karlsruhe das Freie Radio Querfunk
Ich habe mir vorgenommen, mich künftig dort mehr zu engagieren. Den Anfang durfte ich Mitte November mit einem Interview über „Blind zu den Sternen“ machen. Schon lange träume ich davon, mein Angebot auch auf ein Audio-Format auszudehnen. Dieser Wunsch könnte in Zusammenarbeit mit dem Radio Querfunk durchaus in Erfüllung gehen. Drückt mir die Daumen.

20.11. Artikel für die Litera

Sechs mal jährlich gibt Blautor für seine Mitglieder eine sehr umfangreiche Hörzeitschrift heraus, wo Geschichten, Gedichte, Lieder, Bücher und vieles mehr vorgestellt werden. Wenn diese Zeitschrift erscheint, ist das immer ein literarisches Highlight für mich und uns alle. Das Schreiben von Krimis, Gedichten oder sonstiger Belletristik ist nicht so meine Stärke. Ich kann irgendwie meistens nur Sterne und Weltall. Aber trotzdem wagte ich es diesmal, mich dort mit einem biographischen Artikel zur „Inklusion am Himmel“ zu zeigen, was sehr gut angenommen wurde.
Ihr hört hier:
Die Sonne geht uns alle an.

20.11. Die Weihnachtsmondfahrt für Litera

Zusätzlich zu den Litera-Ausgaben gibt es zum Jahresende immer nochmal eine Weihnachtsausgabe oben drauf. Dafür hatte ich diesmal eine passende Geschichte zur Weihnachtsmondfahrt von Apollo8. Grundlage für diese Sendung war ein Artikel,von Matthias, den ich vor vielen Jahren für diesen Blog frei aus dem Englischen übersetzen, anreichern und veröffentlichen durfte.
Diese Sendung mit original Apollo-Funkverkehr Download hier.

25.11. Inklusion am Himmel in Rheinstetten

Das absolute Highlight im letzten Jahr war mein Auftritt im Schulzentrum Rheinstetten. Endlich mal wieder mit den Sternen auf einer Bühne stehen und das gleich mit ungefähr 150 Besucher:innen.
Der Start war zunächst sehr holprig, weil mir unsere Schließanlage in unseren neuen Bürogebäude zunächst einen Strich durch die Rechnung machen wollte.
Ich fuhr mit einer sehenden Person vor dem Vortrag in mein Büro, um meine Rakete, meine Spaceshuttle, meine sonstigen Modelle, meine Bücher für den Bücherstand und natürlich mein Skript für den Vortrag, einzuladen.
Als ich nun meinen Dienstausweis unten an die Haustür hielt, ließ sich diese problemlos öffnen.
Oben bei der Abschlusstür zu unserem Flur erlebte ich dann die böse Überraschung. Meine Karte wurde abgelehnt und die Türe ließ sich nicht öffnen.
Was sollte ich jetzt tun. Ohne meine Modelle, mein Script und allem wäre der Vortrag unmöglich.
Ich rief meinen Arbeitskollegen an, der mir riet, den Sicherheitsdienst anzurufen. Das tat ich dann unten vor der Tür mit dem Telefon beim Kartenleser. Jetzt weiß ich wenigstens, wie dieses Telefon funktioniert. Bei zwei oder drei Nummern erhielt ich die Auskunft, ich riefe außerhalb der Bürozeiten an. Ein Sicherheitsdienst hat also Bürozeiten in denen offenbar etwas passieren darf, dachte ich. Derjenige, der mich gefahren hatte, suchte mittlerweile irgend einen Menschen, der vielleicht helfen könnte, ohne Erfolg.

Mir war mittlerweile schlecht vor Schreck. Was sollte ich mit dem Abend machen. Ein stockendes Notprogramm mit dem Laptop fahren? Vielleicht..
Zwei Zigaretten später hatte ich dann die Idee.
Ich hielt es zwar für unwahrscheinlich, aber es könnte doch sein, dass meine Karte an der Abschlusstür zur Forschergruppe funktioniert. In dem Fall käme ich dann anders herum durch das Haus zu meinem Büro.
Zum Glück funktionierte die Karte dort, und wir konnten meine Sachen einladen. Gott sei Dank hatten wir so viel Zeit eingeplant, dass die Stunde Verspätung nichts ausmachte.
Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung eine riesige Menge vorher organisiert werden muss. Von der Technik, Beleuchtung, Auf- und Abbau und Bewirtung werden viele helfende Hände gebraucht, ohne die ich so etwas mit meiner Einschränkung nicht durchführen könnte. Der Hausmeister der Schule musste Wochenenddienst schieben, und andere Personen mussten auch bezahlt werden.
Die Schüler:innen der Jahrgangsstufe 11 hatten den Getränkeverkauf organisiert.
Was soll ich sagen.
Dass mein Comeback nach der Pandemie mit so einem Schrecken starten musste, hätte ich mir anders gewünscht.

Als wir dann endlich die Sachen eingeladen hatten und an der Schule ankamen, gab es zunächst eine weitere Klatsche. Super Technik war vorhanden, aber niemand da, der sie bedienen konnte.
Später kam dann zum Glück ein Techniker dazu, der bei Radio Querfunk arbeitet. Beziehungen sind das halbe Leben.
Als der kam, durfte niemand mehr den Mischpult bedienen außer uns. Und dann lief die Audiotechnik und die Beleuchtung innerhalb von 20 Minuten. Eine viertel Stunde vor Beginn des Vortrages waren wir fertig.
Zum Glück arbeitete die Schulklasse, welche die Bewirtung organisierte völlig autark, so dass wir uns wenigstens darum nicht zu kümmern brauchten. Alles in allem war ich schon durch den Vorfall im Büro und alles so erledigt, dass ich nicht wusste, wie ich die drei Stunden durchhalten sollte. Ich war völlig durch den Wind.

Und dann ging das Licht aus, eine Musik ertönte, ich wurde angekündigt und musste raus, auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Und da war es so, als würde ein Tuch weg gezogen. Ich sprach die ersten Worte, und wusste. Heute Abend wird mir nichts anbrennen. Ich musste fast nichts nachlesen, außer die Geschichten aus meinem Buch natürlich. Alles andere flog mir zu. Sogar aktuelle Bezüge, die ich gar nicht im Skript hatte. Ich glaube, dass im ganzen Vortrag kein einziges „Äh“ vor kam.

In der Pause kamen dann sehr viele Fragen. Wenn man eine Pause macht, hat man den Vorteil, dass die Leute sich zu mir und meinen Modellen trauen, und ein Buch kaufen, und nicht weg rennen. Den Buchverkauf wickelte der Sprecher des Beirates für Menschen mit Behinderung Rheinstetten ab, so dass ich wirklich Zeit für die Besucher hatte.
Wir waren um 150 Personen, wie mir gesagt wurde.
Die weiteste Anreise nahmen einige aus Ulm auf sich. Es waren acht Schüler:innen einer Blindenschule aus Stuttgart mit einem Kleinbus und zwei Freizeitpädagogen gekommen.
Es war der Oberbürgermeister mit Familie da, und zwei Gemeinderäte auch.
Die Resonanz nach dem Vortrag war unglaublich. Ich werde im Dorf und in der Bahn und beim Bäcker darauf angesprochen.
Es war wirklich ein unglaubliches Erlebnis.
OK, der Anfang hätte so nicht sein müssen, aber andererseits hatte ich so kaum Zeit für Lampenfieber.
Einige sehende Besucher:innen hätten sich gerne Folien an der Wand gewünscht, denn es gab keine spektakulären Weltraumvideos und mehr zu sehen. Ich erklärte ihnen, dass ich mir ja das Konzept von „Blind zu den Sternen“ zerstören würde, wenn ich dann doch wieder Folien für die Augen an die Wand würfe. Dieses Argument löste dann in vielen ein Aha-Erlebnis und eine Erkenntnis aus. In diesem Sinne habe ich ja dann meine Mission erfüllt.
Das ganze fand dann mit Brot, Dosenwurst und vielen guten Tröpfchen ein sehr schönes Ende.
Ich danke ganz besonders dem Beirat für Menschen mit Behinderung und dessen Sprecher Andi, der mir diesen Vortrag überhaupt ermöglichte. Andi hatte die ganze Organisation in Händen.
Aber wir haben auch ein wunderbares Helfer- und Assistent:innen-Team beisammen, die stets helfen und bereit stehen. Ohne euch würde so etwas überhaupt nicht funktionieren.

01.12. Adventskalender auf Blindnerd und Blautor

Ihr habt es ja gesehen. im Dezember 2023 erschien wieder mein Blindnerd-Adventskalender, den ich komplett Frauen widmete. Erstmalig veröffentlichte und administrierte ich auch den literarisch-weihnachtlichen Adventskalender unseres Blautor-Arbeitskreises. So hatte ich auch in jedem meiner Türchen ein weihnachtliches Element und unsere Blautoren bekamen immer eine spannende Wissenschaftlerin zu lesen. Beide Kalender sind überkreuz verlinkt. Das war ein sehr großer Erfolg. In diesem Jahr planen wir wieder etwas ähnliches. Lasst euch überraschen. Wenn ihr die Kategorie Weihnachtspost öffnet, könnt ihr die Kalender auch jetzt noch einsehen.

2. Adventswochenende Freizeit

So spät, wie in diesem Jahr, hatten wir unsere Freizeit des Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden noch nie. Mitten im Advent., Das war neu.
Nachdem wir in den vorigen beiden Jahren die Themen Wasser und Licht hatten, befassten wir uns auf dieser Freizeit mit allem, rund um Steine.
Hier ein Auszug aus der Einladung, damit ihr euch ein Bild von der Vielfältigkeit dieses Themas machen könnt. Der ausführliche Freizeitbericht ist noch nicht fertig.

In diesem Jahr dreht sich unsere Freizeit um das Thema „Steine“. Steine können einem in Wege liegen, aus Stein kann man sichere Häuser bauen, Steine kann man werfen, und Steine können sehr edel sein. Zu keiner Zeit, als der Weihnachtszeit wechseln so viele Edelsteine ihre Besitzer.
Petrus ist der steinerne Fels in der Brandung. Und Sisyphus, der alte Grieche hatte das Problem mit dem Stein, den er nicht auf den Berg rollen konnte. Wie gut tut es uns, wenn uns ein Stein vom Herzen rollt.
Es kommt sogar vor, dass es Steine vom Himmel regnet.
Und dass das weiche Wasser den Stein höhlen kann, stet für Geduld und schließt den Kreis zur Freizeit 2021, wo es um das Wasser ging.
Wir werden uns in Andachten, Vorträgen und Übungen all diesen Aspekten rund um Steine annehmen.

Abspann

So, meine lieben, das war er, mein Jahresrückblick 2023.
Ich hoffe, dass er euch etwas Freude bereitet hat.
Er war etwas länglich, aber das ist immer so. Übrigens habe ich mir fest vorgenommen, künftig kürzere Artikel zu verfassen. Bin gespannt, ob mir das immer gelingen wird.
Auf jeden Fall danke ich euch, die mich und den Blog das ganze Jahr über begleitet habt.
Ich wünsche für uns alle ein Jahr 2024, mit mehr Frieden, weniger Krisen und dass für alle das bereit hält, was wir am nötigsten brauchen.

In diesem Sinne grüßt euch

Euer Blindnerd.

Zwölfter Dezember des Blindnerd-Adventskalenders

So, meine lieben,
heute ist Halbzeit, was die Adventskalender betrifft. Das betrachte ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits macht es mir wirklich super viel Spaß, dieses täglich für uns zuzubereiten, aber es macht auch viel Arbeit zusätzlich zu dem Stress, den man kurz vor dem Jahreswechsel so hat. Ihr kennt das ja. Jeder will dann noch etwas beruflich von einem. Jeder hat noch was, das angeblich unbedingt noch in diesem Jahr erledigt werden sollte. Dass die Sache dann im nächsten Jahr noch bis Sommer herum liegt, sieht dann niemand. Aber das ist ja zum Glück nicht unser Thema.
Unsere Reise führt uns heute in das alte Alexandria der Antike.

Hypatia – Die Weisheit im antiken Alexandria

Hypatia von Alexandria, eine herausragende Figur der Antike, war eine Gelehrte, Mathematikerin und Philosophin, deren Leben und Wirken im 4. Jahrhundert nach Christus das intellektuelle Erbe der antiken Welt prägten. Als Tochter des Mathematikers Theon von Alexandria genoss Hypatia eine exzellente Ausbildung und wurde zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Ihr Leben und ihre Arbeit sind jedoch von Tragik überschattet, da sie in einer Ära politischer und religiöser Unruhen lebte.

Hypatia wurde um 360 n. Chr. geboren und erhielt von ihrem Vater eine umfassende Ausbildung in Mathematik, Astronomie, Philosophie und anderen Wissenschaften. Sie unterrichtete am Museion von Alexandria, einer der wichtigsten Bildungseinrichtungen der Antike. Ihre Lehrtätigkeit zog Studenten aus verschiedenen Teilen des Römischen Reiches an, und sie wurde für ihre klaren Erklärungen und ihre Fähigkeit, komplexe Konzepte zugänglich zu machen, hoch geschätzt.

Hypatia leistete bedeutende Beiträge zur Mathematik und Astronomie. Sie kommentierte und erklärte die Werke großer Mathematiker wie Euklid und Diophantus. Ihre Arbeiten über den Konus, den Zylinder und den Paraboloiden hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die spätere Entwicklung der Mathematik. Auch in der Astronomie widmete sie sich dem Studium von Himmelskörpern und veröffentlichte Schriften zu diesem Thema.

Hypatia war auch eine bedeutende philosophische Denkerin und folgte der neuplatonischen Tradition. In ihren Schriften betonte sie die Suche nach Wissen und die Verbindung zwischen Mensch und Kosmos. Ihre philosophischen Überlegungen hatten Einfluss auf spätere Denker und trugen zur Entwicklung des Neuplatonismus bei.

Das Leben von Hypatia wurde durch politische und religiöse Unruhen in Alexandria überschattet. Als eine prominent heidnische Philosophin geriet sie in die Konflikte zwischen den sich bekämpfenden religiösen Gemeinschaften, insbesondere zwischen Christen und Heiden. Im Jahr 415 n. Chr. wurde Hypatia von einem aufgebrachten christlichen Mob ermordet. Ihr Tod markierte das Ende einer Ära des intellektuellen Aufschwungs in Alexandria.

Obwohl Hypatia selbst keine umfangreichen schriftlichen Werke hinterließ, lebte ihr Erbe durch die Schriften ihrer Schüler und diejenigen, die von ihren Lehren beeinflusst waren, weiter. Ihr Beitrag zur Mathematik, Astronomie und Philosophie bleibt ein wichtiger Bestandteil der antiken Wissensgeschichte.

Hypatia von Alexandria war eine herausragende Persönlichkeit der Antike, deren intellektuelle Beiträge und Lehren weit über ihre Zeit hinausreichten. Ihr Schicksal spiegelt die Herausforderungen wider, denen sich Gelehrte in Zeiten politischer und religiöser Unruhen gegenübersahen. Ihr Vermächtnis lebt in den Werken ihrer Schüler und denjenigen fort, die von ihrer Weisheit beeinflusst wurden. Hypatia bleibt eine Inspiration für diejenigen, die nach Wissen, Wahrheit und intellektueller Entfaltung streben.

Und nun kommen wir für alle, die unter Weihnachtsstress leiden zu einem passenden Gedicht.

Ankündigungen für die Weihnachtszeit

Meine lieben,
sie ist nun da, die Vorweihnachtszeit. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn der Weihnachtsmarkt am Dienstag öffnet. Damit wir gut durch diese Weihnachtszeit kommen, gibt es heute einige Ankündigungen und Hinweise.

1) Der Bladventskalender 2023 geht online

Ich kann es selbst kaum glauben, aber in diesem Jahr gibt es den dritten Bladventskalender. Es ist gar nicht so einfach, immer 24 Geschichten zu finden, aber hier hat mir eine gewisse Assistentin sehr auf die Sprünge geholfen. Bei der Recherche ist mir ChatGPT wirklich eine große Hilfe geworden.
Also, ab dem 01. Dezember erscheint hier auf dem Blog jeden Tag ein neues Türchen zu einem Motto, das ich euch heute noch nicht verrate. Unter „Neueste Beiträge“ steht das aktuelle Türchen immer ganz oben.

Wer eine Erinnerung an die Türchen benötigt,kann dem Blog via Mail oder Newsfeed folgen.
Unter der Kategorie Weihnachtspost kann man sich auch nochmal die Türchen der vorigen Adventskalender ansehen und öffnen.

2) Der BLAutor-Adventskalender geht online

Schon mehrfach berichtete ich vom Arbeitskreis der blinden Autor:innen, Blautor. Dieser Arbeitskreis präsentiert in diesem Jahr einen Adventskalender der besonderen Art. Hinter jedem Türchen verbirgt sich eine weihnachtliche Geschichte oder ein Gedicht, eines unserer Mitglieder:innen. Obwohl ich den Kalender administriere, ist er für mich eine große Überraschung, weil ich die Beiträge hinter den Türchen ebenfalls erst nach ihrer Veröffentlichung lese.
Diesen Kalender findet ihr unter
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/.
Das aktuelle Türchen erscheint immer ganz oben, so dass die älteren langsam nach unten rutschen.

3) Sucht jemand noch ein Weihnachtsgeschenk?

Der Arbeitskreis Blautor hat im September seine zweite Anthologie erfolgreich auf den Buchmarkt gebracht. 20 Autor:innen erzählen auf lustige, humorvolle und auch nachdenkliche Weise Anekdoten aus ihrem leben, die im Bezug auf ihre Sehbeeinträchtigung stehen. Nicht, dass hier Leid und Schicksal geteilt wird. Im Gegenteil. dieses Buch zeigt eindrucksvoll, wie lebenswert das Leben mit einer Einschränkung ist.
Es heißt „abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“. Wer sich dafür interessiert,
hier lang.

4) Veranstaltungen

Auch in diesem Jahr finden im Dezember einige Online-Veranstaltungen statt, die ich euch wärmstens empfehle:
Hinweis, wer über Teamtalk den Veranstaltungen beitreten möchte, muss es sich zuvor herunterladen und installieren.

  • Der letzte Monat dieses Jahres
    Der letzte Monat jedes Jahres
    Vortrag
    Beginn ist am Freitag, dem 1. Dezember 2023, um 20:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:20 Uhr.
    Heute werdet Ihr auf dem Weihnachtsmarkt in 20 Beiträgen von 9 Mitgliedern des Schreibzirkels BLAutor und zwei Überraschungsgästen unterhalten. Sie führen Euch durch den Dezember.
    Die Zielgruppe freut sich über gute Gedanken.
    Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
    Weitere Informationen gibt es bei Theo Floßdorf unter der Telefonnummer 02271 92159 oder per E-Mail an theo@flossdorf.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Zugang erfolgt über:

    1. Zuhören mit dem Blindzeln-Web-Radio unter dem Link:
      https://live.radio.blindzeln.org/1
    2. Gebt eurem Amazon-Assistenten den Befehl: Alexa starte Blindzeln eins!
    3. Mit dem Handy oder dem Telefon während und nach der Radiosendung live teilnehmen:
      Telefonnummer: 091114898539.
      Raumnummer: 125 plus die Raute-Taste.
      Pin 9174 (ohne Raute-Taste
    4. Teilnahme live per Teamtalk unter
      diesem Link.
  • Besinnlich freche Weihnachtszeit
    Besinnlich freche Weihnachtszeit
    Kultur,Kunst,Medien,Vortrag,Sonstiges
    Beginn ist am Montag, dem 4. Dezember 2023, um 20:15 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:00 Uhr.
    Auf dem Weihnachtsmarkt des OvZ geht es satirisch und humorvoll zu.

    BLAutor Dieter Kleffner präsentiert bekannte wie unbekannte freche Musik und Texte rund um die Advents- und Weihnachtszeit.
    Zielgruppe sind Hörerinnen und Hörer mit viel Humor.
    Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
    Weitere Informationen gibt es bei Dieter Kleffner per E-Mail an dieter.kleffner@gmx.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Zugang erfolgt über:

    1. Zuhören mit dem Blindzeln-Web-Radio unter dem Link:
      https://live.radio.blindzeln.org/1
    2. Gebt eurem Amazon-Assistenten den Befehl: Alexa starte Blindzeln eins!
    3. Mit dem Handy oder dem Telefon während und nach der Radiosendung live teilnehmen:
      Telefonnummer: 091114898539.
      Raumnummer: 125 plus die Raute-Taste.
      Pin 9174 (ohne Raute-Taste
    4. Teilnahme live per Teamtalk unter
      diesem Link.
  • Ohrwürmer mit Mandolinen- und Gitarrenklang
    Ohrwürmer mit Mandolinen- und Gitarrenklang
    Kultur,Kunst,Sonstiges
    Beginn ist am Montag, dem 11. Dezember 2023, um 20:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:00 Uhr.
    Dieter Kleffner präsentiert auf dem Weihnachtsmarkt des OVZ Blindzeln berühmte Mandolinen-Musik verschiedener Mandolinenorchester und eigenem Spiel. Erwarten Sie einen wunderbaren Klangteppich tremolierender, geschlagener und gezupfter Saiten.
    Zielgruppe sind Fans der Mandolinenmusik.
    Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
    Weitere Informationen gibt es bei Dieter Kleffner per E-Mail an dieter.kleffner@gmx.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Zugang erfolgt über:

    1. Zuhören mit dem Blindzeln-Web-Radio unter dem Link:
      https://live.radio.blindzeln.org/1
    2. Gebt eurem Amazon-Assistenten den Befehl: Alexa starte Blindzeln eins!
    3. Mit dem Handy oder dem Telefon während und nach der Radiosendung live teilnehmen:
      Telefonnummer: 091114898539.
      Raumnummer: 125 plus die Raute-Taste.
      Pin 9174 (ohne Raute-Taste
    4. Teilnahme live per Teamtalk unter
      diesem Link.
  • Adventslesung Ein Wunsch frei und mehr
    Adventslesung – Ein Wunsch frei und mehr
    Kultur,Workshop,Sonstiges
    Beginn ist am Montag, dem 18. Dezember 2023, um 20:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:20 Uhr.
    Auf der BLAutor Lesebühne gibt es drei spannende und unterhaltsame Geschichten von Monika Lorenz und Dieter Kleffner. Zwischendurch erklingen wunderbare, weihnachtliche töne.
    Zielgruppe sind Menschen, die Geschichten lieben.
    Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
    Weitere Informationen gibt es bei Dieter Kleffner per E-Mail an dieter.kleffner@gmx.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Zugang erfolgt über:

    1. Zuhören mit dem Blindzeln-Web-Radio unter dem Link:
      https://live.radio.blindzeln.org/1
    2. Gebt eurem Amazon-Assistenten den Befehl: Alexa starte Blindzeln eins!
    3. Mit dem Handy oder dem Telefon während und nach der Radiosendung live teilnehmen:
      Telefonnummer: 091114898539.
      Raumnummer: 125 plus die Raute-Taste.
      Pin 9174 (ohne Raute-Taste
    4. Teilnahme live per Teamtalk unter
      diesem Link.
  • Zum neuen Jahr, Musik mit viel Humor
    Freizeit,Kultur,Medien,Sonstiges
    Beginn ist am Dienstag, dem 2. Januar 2024, um 20:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:05 Uhr.
    Dieter Kleffner präsentiert auf der BLAutor Lesebühne bekannte Interpreten mit humorvollen und lustigen Songs. Dabei sind Bernd Stelter, Ulrich Roski, Jürgen von der Lippe und viele andere zu hören.
    Zielgruppe sind Hörerinnen und Hörer mit viel Humor.
    Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
    Weitere Informationen gibt es bei Dieter Kleffner per E-Mail an dieter.kleffner@gmx.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
    Der Zugang erfolgt über:

    1. Zuhören mit dem Blindzeln-Web-Radio unter dem Link:
      https://live.radio.blindzeln.org/1
    2. Gebt eurem Amazon-Assistenten den Befehl: Alexa starte Blindzeln eins!
    3. Mit dem Handy oder dem Telefon während und nach der Radiosendung live teilnehmen:
      Telefonnummer: 091114898539.
      Raumnummer: 125 plus die Raute-Taste.
      Pin 9174 (ohne Raute-Taste
    4. Teilnahme live per Teamtalk unter
      diesem Link.

Auf dem Blog werden außer dem Adventskalender selbst bis zum Jahresende keine weiteren Artikel erscheinen. Ich melde mich dann wieder mit meinem obligatorischen Jahresrückblick, der sehr spannend wird.
Nun wünsche ich euch eine frohe, gesegnete und geruhsame Weihnachtszeit, und natürlich viel Freude mit den Adventskalendern und den Veranstaltungen.
Es grüßt
euer Sternenonkel Blindnerd.

Eine Friedensaktivistin feiert Geburtstag


Meine lieben,

was für ein Jahr. Und schon wieder ist mir eine Jubilarin fast durch gegangen. Im Grunde habe ich von einem anderen Jubilar der in diesem Jahr sein einhundertstes feiert, davon erfahren. Ja, genau, durch das Radio.
im Namen der gesamten Menschheit möchte auch ich herzlich das 25-jährige Bestehen der Internationalen Raumstation (ISS) feiern. Genau genommen war ihr Geburtstag gestern, am 20.11.1998, aber man muss ja hinterher kommen mit dem Schreiben.

Die Friedensaktivistin

Gerade in diesen Zeiten ist es ganz wichtig, auf die ISS zu schauen. Sie ist ein Zeichen des Friedens und ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Menschheit als ganzes tatsächlich großes vollbringen kann, wenn grenzen, Nationalitäten, politische Differenzen und andere Barrieren überwunden werden.
Es gibt so viele Aspekte, welche die Raumstation ausmachen.
Sie ist technisch vermutlich die komplexeste Maschine, die je von Menschen gebaut wurde.
Mich fasziniert und begeistert, wieviele Nationen Hand in Hand an dieser Maschine bauen

im Januar 2022 waren 15 Nationen als Partner am ISS-Projekt beteiligt:

  • die Vereinigten Staaten,
  • Russland,
  • Kanada,
  • Japan,
  • Brasilien,
  • Belgien,
  • Dänemark,
  • Frankreich,
  • Deutschland,
  • Italien,
  • die Niederlande,
  • Norwegen,
  • Spanien,
  • Schweden und
  • die Schweiz.

Viele weitere Nationen hatten bzw. haben Versuche auf der ISS laufen.

Meilensteine der Wissenschaft

Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen. Ich kann mich noch gut an das erste Modul erinnern, das ins All gebracht wurde. Tja, lang ist’s her, als es noch die guten alten Spaceshuttle gab.
Die ISS hat eine Fülle von wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglicht, von Fortschritten in der Mikrogravitationsforschung bis hin zu Entwicklungen in den Lebenswissenschaften.
Hier einige Beispiele aus der Forschung:

  1. Mikrogravitationsforschung:
    Die Schwerelosigkeit in der ISS-Umgebung ermöglicht es Wissenschaftlern, Phänomene im Bereich der Mikrogravitation zu studieren. Dies führte zu Erkenntnissen über Veränderungen in biologischen Prozessen, Zellwachstum und Entwicklungsprozessen bei Tieren und Pflanzen.
  2. Medizinische Forschung:
    Studien zur Auswirkung der Mikrogravitation auf den menschlichen Körper haben wichtige Erkenntnisse zur Gesundheit von Astronauten geliefert. Dies schließt Forschung zu Knochenverlust, Muskelatrophie und den Auswirkungen auf das Immunsystem ein.
  3. Materialwissenschaft:
    In der Schwerelosigkeit verhalten sich Materialien anders als auf der Erde. Die ISS dient als Testumgebung für die Entwicklung neuer Materialien und die Untersuchung ihrer physikalischen Eigenschaften, einschließlich der Produktion von Legierungen und Verbundwerkstoffen.
  4. Pflanzenforschung:
    Experimente auf der ISS haben gezeigt, wie Pflanzen auf Schwerelosigkeit reagieren. Dies ist nicht nur für zukünftige Weltraummissionen wichtig, sondern hat auch Auswirkungen auf die Agrarwissenschaften auf der Erde.
  5. Fluidphysik:
    Das Verhalten von Flüssigkeiten in der Schwerelosigkeit wurde intensiv erforscht. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Wasserverteilungssysteme in der Raumfahrt, sondern auch auf grundlegende physikalische Prinzipien.
  6. Krebsforschung:
    Experimente auf der ISS haben dazu beigetragen, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Entwicklung und das Wachstum von Krebszellen zu verstehen. Dies könnte langfristig zu Fortschritten in der Krebstherapie führen.
  7. Technologische Innovationen:
    Die Entwicklung von neuen Technologien, wie zum Beispiel verbesserten Wasserreinigungssystemen und fortschrittlichen Raumfahrzeugtechnologien, wurde durch die Forschung auf der ISS vorangetrieben.
  8. Astrobiologie:
    Die ISS hat zur Untersuchung von extremophilen Mikroorganismen beigetragen, um Erkenntnisse über die Möglichkeit außerirdischen Lebens zu gewinnen und die Überlebensfähigkeit von Mikroorganismen im Weltraum zu verstehen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die ISS nicht nur ein Außenposten für die Raumfahrt ist, sondern auch ein einzigartiges Laboratorium für wissenschaftliche Forschung in der Schwerelosigkeit, das Erkenntnisse für eine Vielzahl von Disziplinen auf der Erde und darüber hinaus liefert.
Um so wichtiger ist es, dass wir Menschen, wie Alexander Gerst und Matthias Maurer haben, die gute Wissenschaftskommunikation betreiben. Besonders berührt bin ich immer dann, wenn Schulkinder Funkkontakt zur ISS aufnehmen dürfen, um Fragen zu stellen. Ich wäre damals in der Schule bei so einer Chance durchgedreht.

Wie sieht sie denn aus

Lasst uns nun einige Körperteile dieser kosmischen Schönheit betrachten:
Wie die meisten wissen dürften, wurde die ISS nicht an einem Stück in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht.
Das würde man mit einer Station, die mittlerweile die Fläche eines Fußballfeldes ausfüllt, nicht schaffen. So waren viele Raketenstarts nötig, um schließlich Modul für Modul im All zur heute komplexesten Maschine der Welt zusammen zu bauen. Wie viele das genau waren, lässt sich nur schwer sagen, da es beispielsweise auch Flüge gab, die lediglich der Versorgung dienten. Es waren hunderte.

Da gibt es Russische Segmente, den Arm aus Canada (Canadarm), das Europäische Columbus-Modul, ein Japanisches Forschungslabor, verschiedene Möglichkeiten, unterschiedlichste Raumfähren andocken zu lassen, und, und, und. Und am Ende passt alles zusammen, die verschiedenen Standards und Adapter verbinden sich zur Raumstation.
Die folgende Liste zählt mal einige zentrale Module auf. Mit ihr wird auch nochmal klar, wie international diese Raumstation tatsächlich ist.

  1. Russische Module:
    • Sarja: Das erste Modul, das 1998 gestartet wurde, dient als Energie- und Steuereinheit.
    • Swesda (auch bekannt als das Service- oder Lebenserhaltungsmodul): Ermöglicht die Lebenserhaltung und enthält Schlafbereiche für die Besatzung.
    • Pirs (auch bekannt als Stykowochny Otsek): Ein Andockmodul und Luftschleuse.
  2. Amerikanische und europäische Module:
    • Unity (auch bekannt als Node 1): Ein Verbindungsknoten, der die Hauptverbindungspunkte für die US-amerikanischen, russischen, europäischen und japanischen Module darstellt.
    • Destiny (auch bekannt als das US-Labor): Ein Forschungslabor für biologische und physikalische Wissenschaften.
    • Tranquility (auch bekannt als Node 3): Beherbergt die Lebenserhaltungssysteme und ist mit dem Cupola-Modul verbunden.
    • Columbus: Das europäische Forschungslabor für biologische und physikalische Wissenschaften.
  3. Japanische Module:
    • Kibo: Ein vielseitiges japanisches Forschungslabor, das in mehrere Abschnitte unterteilt ist, darunter das Pressurized Module (PM), das Exposed Facility (EF) und das Logistics Module (LM).
  4. Zusätzliche Module:
    • Zarya: Ein russisches Modul, das als das erste Segment der Raumstation diente und als ein wichtiger Energielieferant fungiert.
    • Zvezda: Das Hauptsteuermodul für die Raumstation, das auch als lebenserhaltender Bereich für die Crew dient.
    • Cupola: Ein Glaskuppel-Modul, das eine atemberaubende Aussicht auf die Erde bietet und auch als Kontrollzentrum für Roboterarm-Manipulationen dient.

Es ist wichtig zu beachten, dass die ISS im Laufe der Jahre kontinuierlich modifiziert und erweitert wurde. Neue Module wurden hinzugefügt, und einige ältere wurden durch modernere ersetzt, um den sich ändernden Anforderungen der Raumstation gerecht zu werden. Daher können sich die konkreten Module und ihre Funktionen im Laufe der Zeit ändern.

Ja, und dieser Satz stimmt total auch bei meiner ISS aus Lego. Sie ist schon nicht mehr ganz aktuell, und Lego gibt keine Update-Sets, was sehr schön wäre, heraus.
Ihr Aussehen kann ich mir als Blinder nicht vorstellen. aber man kann sie auch schlecht erklären. Sie hat im Grunde genommen keine Form. Die dosenartigen Module sind über eine Gitterstruktur miteinander verbunden. Und am auffälligsten sind natürlich die riesigen Solarzellen.
Zum Glück gibt es das Modell. So weiß ich wenigstens ungefähr wie, was und wo.

Höhen und Tiefen

Schauen wir uns nun nach dieser vielleicht etwas trockenen Aufzählung noch einige Höhen und Tiefschläge an, die die iSS in den letzten 25 Jahren so hin nehmen musste.

  • Als im Jahre 2003 das Shuttle, die Columbia beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühte, geriet das Projekt ISS in große Gefahr. Bis zur Aufklärung des Vorfalles mussten alle Shuttles am Boden bleiben.
    Betroffen davon war z. B. auch das Deutsche Forschungslabor Kolumbus.
    Niemand wusste genau, ob es zum Einsatz kommen könnte, denn für Russische Trägerraketen war es zu groß.
    Somit wurde für zwei Jahre die ISS nur mit zwei Astronauten besetzt, die versuchten, den Betrieb aufrecht zu halten. Nach zwei Jahren Pause flogen dann die Shuttles wieder. Man war sich aber bewusst, dass die Shuttles in die Jahre gekommen waren und es war fraglich, ob man die Station noch mit deren Hilfe fertigstellen können wird.
    Mit dabei war 2006 Thomas Reiter, der sogar einen Außenbord-Einsatz hatte.
    2008 war es dann so weit. Endlich konnte das Kolumbus-Modul der ESA an die Raumstation geflantscht werden.
    Der Deutsche Astronaut Hans Schlegel half dabei.
  • Seit 2011 ist die ISS fertig und umkreist in etwa 400 km Höhe ein mal in 90 Minuten die Erde.
    Das bedeutet, dass sie bis heute bereits mehr als drei Milliarden Kilometer zurück gelegt hat. Das ist fast die doppelte Strecke von der Sonne zum Saturn. Das sind schon Lichtstunden.
  • Ammoniak-Leck (Mai 2013): Im Mai 2013 wurde ein Ammoniak-Leck an einem der Kühlkreisläufe der ISS entdeckt. Die Besatzung wurde angewiesen, bestimmte Module zu evakuieren, während die Bodenkontrolle versuchte, das Problem zu analysieren. Der Vorfall konnte erfolgreich gelöst werden.
  • Probleme mit Raumfahrzeugen: Es gab mehrere Vorfälle im Zusammenhang mit Raumfahrzeugen, die zur ISS ankoppelten. Einige Male gab es Schwierigkeiten bei der Annäherung oder beim Andocken, was zu erhöhtem Alarmzustand und schnellen Maßnahmen seitens der Besatzung führte. Zum Beispiel gab es 2014 einen Vorfall, bei dem ein russisches Progress-Raumfahrzeug Schwierigkeiten beim Andocken hatte.
  • Brandalarm (September 2019): Im September 2019 löste ein Rauchmelder auf der ISS einen Alarm aus. Die Besatzung ging in ihre Sojus-Raumschiffe, während die Bodenkontrolle das Problem untersuchte. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Fehlalarm handelte, und die Besatzung konnte in die Station zurückkehren.
  • Mikrometeoriten und Weltraummüll: Die ISS ist durch ihre hohe Umlaufbahn potenziellen Gefahren durch Mikrometeoriten und Weltraummüll ausgesetzt. Es gab mehrere Fälle, bei denen kleine Partikel oder Trümmerteile die Außenhülle der Station getroffen haben. In den meisten Fällen führten diese Treffer jedoch nicht zu ernsthaften Schäden.

In der Regel sind die Systeme der ISS darauf ausgelegt, mit verschiedenen Situationen umzugehen, und die Besatzung ist gut ausgebildet, um auf Notfälle zu reagieren. Die Zusammenarbeit zwischen der Bodenkontrolle und der Besatzung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Problemen und der Gewährleistung der Sicherheit der Raumstation.

Das soll mal reichen. Wir sehen, das Teil ist schon recht sicher.

Und hier noch einige Tipps für eine eigene ISS-Feier.

Um eine Vorstellung über die ISS und deren Geschichte zu bekommen, lohnt sich auf jeden Fall das hier:
ISS bei Wikipedia

Podcast-Hörer werden nun in folgendem bemerken, dass meine Linksammlung einiges des Podcasts @raumzeit von Tim Pritlove, aufführt. Er hat einfach viele Interviews mit Experten zur ISS und sich darum rankende Themen geführt. Seit Jahren höre ich diesen Podcast und habe unglaublich viel darüber lernen dürfen.
In Folge 64 des Podcast Raumzeit von Tim Pritlove geht es um die ISS.
Episode 64 ISS
Folge 56 desselben Podcasts befasst sich mit dem Thema „Forschung in Schwerelosigkeit“.
Viele Experimente lassen sich wegen der Schwerkraft auf der Erde nicht durchführen. Es gibt zwar Parabelflüge und Falltürme, in welchem man für wenige Sekunden quasi Schwerelosigkeit erzeugen kann, das reicht aber beispielsweise für medizinische Langzeitversuche nicht aus. Und diese Versuche benötigen wir, wenn wir Menschen wieder zum Mond, Mars oder sonst wohin aufbrechen wollen.
Episode 56, Forschung in Schwerelosigkeit

In RZ010 geht es um Raumstationen allgemein.
Zu Folge 10
Und in Folge 17, um das Europäische Transportschiff ATV.
Zum ATV

Ich habe mal nach Sounds gesucht, wie es auf der ISS so klingt.
Man hört meist nicht viel. Im Grunde hört sich vieles ähnlich an, als wäre man in einem Server-Raum, aber so bescheiden ein Geräusch auch klingen mag, die Tatsache, dass es von der ISS stammt, wertet es für mich schon unheimlich auf.
Soundbeispiel 1
oder
Beispiel 2
Das fliegende Klassenzimmer mit Alexander Gerst ist ein sehr hörenswerter Youtube-Kanal
Zum Fliegenden Klassenzimmer
Ach ja, es gibt hier noch ein Interview mit Alexander Gerst vom @Omegataupodcast. Dieser Podcast ist wirklich extrem hörenswert.
Interview mit Alexander Gerst

Nicht zuletzt war Major Tom auch schon auf der ISS. Zumindest wurde das Lied Major Tom von David Bowie dort schon gesungen.

Fazit:

Ich kann es in diesen Zeiten eigentlich nur immer und immer wieder wiederholen:
Und nicht nur ich, sondern sogar ChatGPT stellt kar heraus:

Die Internationale Raumstation steht nicht nur für technologischen Fortschritt und wissenschaftliche Entdeckungen, sondern auch für die Fähigkeit der Menschheit, gemeinsam Großes zu erreichen. Der Aufbau der ISS ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg dazu beitragen kann, die Grenzen des Weltraums zu erkunden und das Verständnis für das Universum zu vertiefen. Die ISS bleibt eine lebendige Plattform für die Erforschung neuer Horizonte und für die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Raumfahrt.

Tischgepolter


Meine lieben,
erinnert ihr euch noch? Vor sechs Jahren hatte ganz Deutschland bundesweit am 31. Oktober, am Reformationstag also, frei. Der Grund dafür war, dass sich die Reformation zum 500sten male jährte.
Damals schrieb ich einige Worte auf dem Vorläufer dieses Blogs zu Bruder Martin Luther und seinem Weltbild. Lasst uns einiges davon zum heutigen Reformationstag nochmal aufwärmen und nachhaltig für die Ewigkeit rezyklen.

Tischgepolter

Beginnen wir mit einem Zitat:

Dieser Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren

soll Luther bei Tische gepoltert haben, Und begründete seinen Ausbruch mit:

aber Josua hieß die Sonne stillzustehen und nicht das Erdreich.

Damit ist die Bibelstelle, Josua 10, Vers 12, gemeint, nach der die Sonne und der Mond stillstanden, bis das heilige Volk Rache an seinen Feinden genommen hatte.
Diese Vorstellung lässt astronomisch tief blicken:
Die Sonne kann nur bei einem geozentrischen Weltbild stehen bleiben, bei einem Weltbild also, dessen Zentrum und Mittelpunkt nicht die Sonne, sondern die Erde darstellt.

Was genaues weiß man nicht

Mit „Narr“ war in dem Fall zweifellos Kopernikus gemeint, der fast zeitglich zu Luther lebte, und die Abkehr vom erdzentrierten- zum sonnenzentrierten Weltbild einleitete.
Martin Luther war ein Aufklärer und Reformator. Es ist aber sehr fraglich, ob er überhaupt etwas von Kopernikus gewusst hat. Beide lebten ja relativ zeitgleich und Kopernikus veröffentlichte sein Buch erst kurz vor seinem Tode.
Hier kurz die wichtigsten Daten:

  • Martin Luther, 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda.
  • Nikolaus Kopernikus, 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg
  • Veröffentlichung von Kopernikus Buches De revolutionibus orbium coelestium. Nürnberg 1543.

Somit dürfte bis da hin die kopernikanische Lehre von der Sonne als Mittelpunkt der Welt nur Insidern bekannt gewesen sein.
Besagte Tischrede ist von 1539, wurde aber erst Jahrzehnte später gedruckt,  und zwar von jemandem, der nicht selbst dabei gewesen ist. Im Tagebuch des damaligen Luther-Vertrauten Anton Lauterbach findet sich auch kein Hinweis auf eine derartige Äußerung.
Ein gewisser Physiker und Wissenschaftshistoriker, Andreas Kleinert, der Universität Halle, bezeichnet diese Tischrede als „Geschichtslüge“. Kleinert weist nach, dass Luther erst im 19. Jahrhundert von zwei katholischen Historikern zum Anti-Copernicaner gemacht worden ist, während des Kulturkampfes zwischen Kaiserreich und katholischer Kirche.
Ob diese Aussage so stimmt, muss man auch vorsichtig betrachten. Sie könnte sozialistisch gefärbt sein.

Tatsache ist, dass sich nichts in Luthers Lebenswerk finden lässt, das belegen würde, dass Bruder Martin sich überhaupt mit Astronomie befasst hätte.

Die Bedeutung des gestirnten Himmels

Der Himmel, sowohl der Göttliche, als auch der astronomische, galten zu jener Zeit als so unveränderlich und perfekt, dass man sich im Mittelalter hierzulande kaum damit beschäftigte.
Und allgemein kann man zur damaligen Bedeutung und Rolle des gestirnten Himmels auch noch festhalten, dass Die Sonne und alle Sterne, Konstellationen und Himmelskörper zwar in der Antike als Götterwesen galten, die in mythologischen Geschichten beschrieben wurden.
Das Weltbild der Bibel setzt die neue Auffassung dagegen, dass es sich um „Lampen am Himmel handelt“, eben Himmelskörper, und es jedenfalls nur einen Gott gibt. Ähnliches haben sonst nur die „Wissenschaftler“ der Chaldäer geschafft, deren Wissen auch in der Himmelsscheibe von Nebra Niederschlag gefunden hat. Die Himmelsscheibe von Nebra ist das erste Bild des Sternenhimmels, das einen Text braucht, um verstanden zu werden.
Da es aber damals in der Bronzezeit noch keine Schriftsprache gab, ist dieses Wissen wieder untergegangen. Aber überall sonst, und zu allen Zeiten haben abergläubische Erklärungen von Himmelsphänomenen immer wieder fröhlich Renaissance gefeiert. Und wenn ich mir so ansehe, was teilweise heute noch oder wieder geglaubt wird, scheint es mir manchmal, dass sich das bis heute nicht geändert hat…

Trotz Reform rückwärts gewandt

Ob Tischgepolter, oder nicht.
Zumindest taten sich später die Protestanten mit der Umstellung von Julianischen auf den Gregorianischen Kalender schwer. In reformierten und protestantischen Gegenden fand die Anpassung des Kalenders später statt. Diese Regionen waren nicht „papstgläubig“ und lehnten daher damals diese päpstliche Reform ab. Für das Jahr 1700 war aufgrund der verschiedenen Schaltjahrregelungen ein weiterer Tag Differenz zu befürchten. Daraufhin einigten sich 1699 die protestantischen deutschen Territorien auf dem Reichstag in Regensburg und führten einen Verbesserten Kalender ein, der nur unwesentlich vom katholischen abwich.

Und die Moral von der Geschichte

Ob kirchliche und oder weltliche Reform. Am Ende ging es dann doch nicht ohne moderne Astronomie und Mathematik.

Einhundert Jahre Planetarien


Meine lieben,

Da wäre mir doch fast ein Jubiläum entgangen. Dank der „@Astrozwerge“ wurde ich daran erinnert. Heute geht es, wie die Überschrift schon sagt, um einhundert Jahre Planetarium.
Mancher mag nun verwundert denken, was schreibt der blinde Blindnerd jetzt über Planetarien, wo er doch reichlich wenig davon hat. Ja, stimmt schon. Von einem Planetariumsbesuch bleibt mir leider immer nur die Audiospur. Dennoch, und das kann ich euch versprechen, ist die Geschichte dieser Himmelsmaschinen so spannend und aufregend, dass auch ein blinder Nert Schnappatmung davon bekommen kann.

Was ist ein Planetarium überhaupt

Unter einem Planetarium versteht man heute ein Gebäude mit einer halbkugelförmigen Kuppel, auf deren Innenfläche Bilder des Sternenhimmels von einem speziellen Projektor erzeugt werden. Diese Art Planetarium bezeichnet man als Projektionsplanetarium. Zu den wesentlichen Merkmalen gehört, dass der Projektor die Tages- und Jahresbewegungen zu einer beliebigen Zeit und für einen beliebigen geographischen Ort darstellen kann.
Als Erfinder des modernen Projektionsplanetariums gilt der Physiker Walther Bauersfeld, der es 1919 im Auftrag von Carl Zeiss Jena entwickelte und baute.
Ein Planetarium ist nicht mit einer Sternwarte zu verwechseln. Ersteres erzeugt einen simulierten Sternenhimmel, während man in einer Sternwarte die realen Himmelsobjekte beobachten kann.

Der Lange Weg

Seit über einem Jahrhundert vermitteln Planetarien die Faszination für den Kosmos und die Sterne auf beeindruckende Weise. Ihre Entwicklung und Verbreitung haben einen langen Weg hinter sich, seit das erste moderne Planetarium im Jahr 1923 in München eröffnet wurde.

Bereits in der Antike berichten Cicero, Ovid und Pappos über eine wahrscheinlich von Archimedes konstruierte mechanische Kugel aus Syrakus, die die Bewegungen von Sonne und Mond darstellen konnte.
Tellurien (von Tellus die Erde) dienen der Illustration der jahreszeitlichen Erscheinungen bedingt durch die Neigung der Erdachse, meist zusammen mit einem Lunarium, das den Mond in das Modell mit einbezieht.
Solche mechanischen Modelle werden auch als Orrerys bezeichnet, nach dem Grafen von Orrery, der um 1713 so ein Modell erhielt.
Zum Thema Orrerys gibt es auf meinem Blog einen wunderschönen Gastbeitrag von Matthias.

Ein mechanisches Modell der Galileischen Monde wird Jovilabium genannt.
Bei Armillarsphären werden die Umlaufbahnen mit Metallringen abgebildet.
Im Gottorfer Riesenglobus befindet sich ein Modell des alten, geozentrischen Weltbildes nach Ptolemäus. Es wurde zwischen 1650 und 1664 errichtet und gilt als ältestes begehbares Planetarium. Weltweit existieren vier solcher Hohlgloben.
Ein altes Mechanik-Planetarium befindet sich in Franeker (Friesland, Niederlande). Im Wohnzimmer eines wunderschönen friesischen Grachtenhauses
Es ist zwischen 1774 und 1781 vom Wollkämmer Eise Eisinga gefertigt worden: Am 8. Mai 1774 gab es eine für manche beängstigende Planetenkonstellation. Es wurde behauptet, dass diese Planeten zusammenstoßen würden. Dadurch sollte die Erde aus ihrer Bahn geschleudert werden und in der Sonne verbrennen. Eise Eisinga wollte mit dem Gerät zeigen, dass es keinen Grund zur Panik gab.

In den Anfängen bestand die Hauptaufgabe von Planetarien darin, den Menschen einen realistischen Einblick in den Himmel zu ermöglichen und sie über die Bewegungen der Sterne, Planeten und anderer Himmelskörper aufzuklären.

Meilensteine

Das weltweit erste, von Walther Bauersfeld entwickelte Projektionsplanetarium wurde am 21. Oktober 1923 im Deutschen Museum in München der Öffentlichkeit vorgestellt. Zwei Monate zuvor wurde es auf dem Zeiss-Werksgelände in Jena an einer 16-m-Kuppel getestet. Vor der endgültigen Installation wurde es von München zunächst erneut nach Jena zur Komplettierung geschickt und schließlich am 7. Mai 1925 offiziell in München in Betrieb genommen.

Das Planetarium Barmen war ein 1926 eröffnetes Planetarium in den Barmer Anlagen in Barmen, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal. Bei seiner Eröffnung war es, abgesehen von einer Testinstallation des Projektorherstellers in München, das erste Planetarium weltweit und gehörte zu den Größten seiner Art.

Ein weiteres dieser frühen Planetarien, war das 1926 eröffnete Städtische Planetarium in Dresden, das nach den Plänen des Architekten Paul Wolf auf dem Städtischen Ausstellungsgelände gebaut wurde.

Wie funktioniert ein Planetarium

Die ersten richtigen Planetarien arbeiteten mit einem Projektor, der die Sterne in die Kuppel brachte. So ein Projektor besteht im wesentlichen aus zwei hohlen Metallkugeln, in welche alle 9600 darstellbare sichtbaren Sterne als Loch hinein gebohrt wurden. Man hatte eine Kugel für die Nordhalbkugel und eine für die Südhalbkugel. Diese Kugeln besaßen in ihrem Inneren eine Lampe, so dass das Licht durch die Sternenlöcher an die Kuppel fiel. Größere Löcher ließen mehr Licht durch, so dass diese Sterne dann auch heller erschienen. Unsere Planeten werden bei derartigen Projektoren mechanisch an Gestängen und Getrieben um den Projektor herum geführt. Oft spart man sich hier die Planeten Uranus und Neptun, weil man diese in der Regel mit bloßem Auge nicht wahrnehmen kann.
Viele Planetarien verfügen trotz modernerer Beamer-Technologie noch immer über solch einen Projektor, weil die schärfe, wie diese den Sternenhimmel darstellen, bis heute mit anderer Technologie unerreichbar ist.
Die Projektortechnik wurde in Jena entscheidend weiterentwickelt und die technische Ausstattung von Planetarien in aller Welt wurde zu einem wichtigen Exportprodukt des Unternehmens VEB Carl Zeiss Jena.
Mit der Zeit wurden die Technologien immer fortschrittlicher, was zu realistischeren und immersiveren Erlebnissen führte.
Die Sternprojektoren wurden zunächst um Dia-Projektoren erweitert, so dass man z. B. auch die Milchstraße und mehr an die Kuppel projizieren konnte.
Heute nutzen wir hochmoderne Projektionssysteme, wie z. B. Beamer und auch 3d-Soundsysteme, die die Möglichkeiten eines Planetariums weit über die Astronomie hinaus erweitern. Heute lässt sich in ein modernes Planetarium alles projizieren. Man kann beispielsweise eine virtuelle Reise durch unseren Körper machen, Erdbeben erleben, und Tauchfahrten ins Meer unternehmen.
Aus diesem Grund heißt das Planetarium in Kiel nun Mediendom.
Eines der größten und meist besuchten Planetarium ist das in Bochum. Und wenn wir schon von den größten sprechen, dann gibt es auch die kleinsten. Die passen in zwei Koffer und sind mobil. Aufgebaut werden sie oft in Turnhallen, um an Schulen direkt Kinder zu erreichen. Wir erinnern uns eventuell an das Buch von Ruth Grützbauch „Per Lastenrad durch die Galaxis. Über diese mobilen Planetarien werden wir noch sprechen, denn ich hatte ganz besondere Erlebnisse mit ihnen. Lasst euch überraschen.

Fazit

Planetarien waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Kathedralen der modernen Wissenschaft. Der Blick in das Universum vermittelt einer staunenden Öffentlichkeit die Erkenntnisse der Zeit und erlaubte einen Blick auf das Weltall, wie er sich in den staubigen Städten nur selten bot.

Planetarien dienen nicht nur der Astronomie, sondern auch der Bildung und Inspiration. Sie sind Orte des Lernens, der Neugierde und der Entdeckung, an denen Menschen jeden Alters die Wunder des Universums erleben können. Schulklassen, Familien, Wissenschaftsbegeisterte und Kulturinteressierte besuchen diese Einrichtungen, um mehr über Astronomie, Raumfahrt und die unglaublichen Phänomene des Universums zu erfahren.
Die Bedeutung von Planetarien in der modernen Welt liegt nicht nur in der Wissensvermittlung, sondern auch in ihrem Beitrag zur Sensibilisierung für Umweltfragen und den Schutz unseres Planeten. Sie verdeutlichen die Einzigartigkeit und „Zerbrechlichkeit“ der Erde im kosmischen Kontext.
In den kommenden Jahren werden Planetarien eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, unser Verständnis für den Klimawandel zu schulen, und die nächste Generation von Entdeckern, Wissenschaftlern und Träumern zu inspirieren. Mit innovativen Technologien und einem wachsenden Interesse an Weltraumerkundung wird die Zukunft der Planetarien zweifellos noch spannender und aufregender werden.
Und für alle, die das Thema jetzt gepackt hat, gibt es hier noch zwei Links, die ich wärmstens empfehlen kann.

  1. @Tim @Pritlove mach seit Jahren den Podcast @CRE mit Interviews, die die Bereiche Gesellschaft, Technik und Kultur berühren. In vom 13.02.2015 hatte er den Leiter des Großplanetariums Berlin, Florian Horn zu Gast. Er ist ein absoluter Visionär, was die Zukunft von Planetarien betrifft.
  2. Gleicher Journalist macht auch den Podcast @raumzeit. Auch hier gibt es zum Thema
    Reichlich Informationen.
  3. Wer nun Lust bekommen hat, mal ein Planetarium in seiner Nähe aufzusuchen, dafür gibt e auf Wikipedia die Liste aller Planetarien Deutschlands.

Die Chancen stehen gut


Es ist mal wieder so weit. Sternschnuppenzeit im August.
Und diesmal ohne störenden Vollmond und mit besten Wettervoraussagen.
Über dieses Ereignis habe ich zwar schon in der Vergangenheit geschrieben, aber es ist immer wieder einige Worte wert, und ihr glaubt ja gar nicht, wie viel ich von einem mal auf das nächste Ereignis, an den Artikeln schraube. Einfach nur kopieren und nochmal veröffentlichen is nich…
Also dann:
Jedes Jahr im August erreicht der Nachthimmel seinen Höhepunkt an Schönheit und Faszination, wenn die Perseiden, auch bekannt als „Tränen des Laurentius“, über uns hinwegziehen.
Dieser jährliche Meteoroidenschauer ist vermutlich das von Medien und Amateurastronom:innen am meisten erwartete und beobachtete Himmelsereignis in unserem Jahreslauf.

Namensgebung

Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.
Der Name „Perseiden“ leitet sich also von diesem Sternbild ab, aus dem heraus die Meteore zu strömen scheinen.
Tatsächlich stammen die Meteore aber aus den Hinterlassenschaften des Kometen 109P/Swift-Tuttle. .
Sie erscheinen uns aufgrund der Perspektive nur so, als kämen sie aus der Richtung des Sternbildes Perseus.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben:

Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.

Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Beobachtung

Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige Verdunklung des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann jedes Jahr vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
Das Maximum findet immer um den 12. August herum statt.

Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. Man legt sich am besten auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Man dreht sich dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein. Das ist dann etwa so, als führe man mit einem Auto schnell durch den Regen. Dann bekommt die Windschutzscheibe ja auch deutlich mehr Regen ab, als die Heckscheibe.
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir 2023 das Glück, dass der Mond die Beobachtungen nicht durch seine Helligkeit stören wird.
Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Was sind nun die Perseiden?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwarteten Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viel in der Erdatmosphäre verglühte und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Sternschnuppen hören

Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen, auch.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Und wie sich Sternschnuppenanhören findet ihr in
„diesem Link“.

Fazit

Die Perseiden bieten eine großartige Gelegenheit, die Wunder des Universums zu bestaunen und gleichzeitig Einblicke in die faszinierende Welt der Astronomie zu gewinnen. Obwohl wir meist von störendem selbstgemachten Kunstlicht, Lichtverschmutzung, umgeben sind,
welches uns oft von den Schönheiten des Nachthimmels trennt, erinnert uns dieses alljährliche Naturschauspiel daran, wie klein wir im Vergleich zum Universum sind und wie viel es noch zu entdecken gibt. Also schnappt euch eine Decke, sucht euch einen gemütlichen Ort und lasst euch von den Tränen des Laurentius verzaubern.
Und bitte auch das Wünschen nicht vergessen…

Ein Eisverkäufer bereitet Kopfzerbrechen

Die Frage

Gestern kam in einer Telko des Arbeitskreises Blautor ein spannendes Thema auf. In einer Show wurde wohl die Frage gestellt, ob heißes oder kaltes Wasser schneller gefriert. Und ja, so seltsam es klingt. Unter gewissen Umständen gefriert das heiße Wasser schneller.
Natürlich hatte ich von diesem Phänomen schon gehört. Ich wusste auch, dass es bis heute nicht eindeutig erklärt ist, und dass ein Eisverkäufer eine Rolle in der Angelegenheit spielt.
ChatGPT lieferte mir hier nur schwache Anhaltspunkte, aber einige Stichworte dann doch.

Nun gut. dann setzen wir die Bruchstücke meiner Erinnerung, das Geschwurbel von ChatGPT und etwas Wiki zusammen, und machen daraus eine erzählbare Geschichte.

Das Phänomen

Das Phänomen, bei dem warmes Wasser schneller zu gefrieren scheint als kaltes Wasser, wird als das Mpemba-Phänomen bezeichnet. Es ist benannt nach dem tansanischen Schüler Erasto Mpemba, der es 1963 wieder entdeckte.

Wieder entdeckt deshalb, weil das Phänomen schon bei den alten Griechen erwähnt wurde.
Von schnellerem Gefrieren erwärmten Wassers berichtete bereits im vierten vorchristlichen Jahrhundert der Philosoph Aristoteles als Beispiel für die von ihm postulierte Antiperistasis, die folgendes beschreibt:
Eine Eigenschaft, z. B. die Temperatur eines Körpers ändert sich, wenn dieser sich in einer Umgebung anderer Temperatur befindet,

Im 13. Jahrhundert diskutierte dies der Mönch und Philosoph Roger Bacon (Opus Majus 6.1).
Im 17. Jahrhundert erwähnten die Philosophen und Wissenschaftler Francis Bacon (Novum Organum 2.50) und René Descartes (Les météores 1) den Effekt.

1775 erschien eine Arbeit von dem schottischen Wissenschaftler Joseph Black, in der er den Effekt anhand von Experimenten sicherstellte.
1788 bemerkte der erste deutsche Professor für Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg bei eigenen Versuchen einen solchen Vorgang, konnte ihn aber nicht zuverlässig reproduzieren.

1963 stieß also nun der tansanische Schüler und Eisverkäufer Erasto B. Mpemba auf das Phänomen, als er Speiseeis herstellte. Zusammen mit Denis G. Osborne veröffentlichte er 1969 die Ergebnisse zahlreicher Versuche zu diesem Thema. Jedoch dauerte es einige Jahre, bis der Effekt weiter wissenschaftlich untersucht wurde.
2016 erschien ein Übersichtsartikel, der darstellt, dass der Effekt, in der Definition „Abkühlung bis zum Gefrierpunkt“, angeblich nicht existiert.

2022 in „Mpemba Effect Demystified“ wurde der Mpemba-Effekt erklärt, aber eben noch nicht vollständig.

Ein Beispiel aus dem Leben

Hier ein Beispiel eines Naturvolkes, das das Phänomen bis heute zu nutzen scheint.
Wenn die Bewohner der Pontusgegenden auf dem Eis ihre Hütten für den Fischfang aufschlagen, erwärmen sie ihre Angelruten zunächst in der Sonne, oder schütten sogar heißes Wasser darüber, um sie dann rascher vereisen lassen zu können. Sie benutzen das Eis anstelle von Blei, um ihre Ruten zu beschweren.
Dann schlagen sie Löcher in das Eis, um zu fischen.

Erklärungsversuche

Bis heute ist das Mpemba-Phänomen immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen und es gibt keine eindeutige Antwort auf die Ursache.
Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für das Phänomen, aber keine davon ist allgemein akzeptiert. Hier sind einige der vorgeschlagenen Mechanismen:

1. Verdunstung:

Wenn Wasser verdunstet, entzieht es der verbleibenden Flüssigkeit Wärme, was zu einer Abkühlung führt. Dieser Effekt könnte dazu führen, dass warmes Wasser schneller abkühlt und schließlich gefriert.

Durch Verdunstung kühlen wir unseren Körper, indem wir schwitzen. Wenn man Alkohol, z. für eine Desinfektion auf die Haut gibt, spürt man ganz deutlich, dass es an der Stelle richtig kühl wird. Bei entweichenden Gasen, z. B. aus einer Gasflasche oder aus einem Feuerzeug ist der Effekt noch deutlich stärker zu spüren. So vereisen beispielsweise Heizungsmonteure die Rohrenden, mit Stickstoff oder Trockeneis (CO2), wenn sie verhindern wollen, dass Wasser austritt, ohne einen Pfropfen benutzen zu müssen.
Wenn eine Flüssigkeit verdunstet, dann wechselt sie von flüssig zu gasförmig. Solch ein Zustandswechsel verbraucht deutlich mehr Energie, als einfach nur durch normale Abkühlung frei wird.
Deshalb kühlt heißes Wasser durch den verdunstenden Dampf rascher ab als kaltes.
Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie lange sich Schnee gegen die warme Sonne behaupten kann. Das liegt daran, das ungeheuer viel Energie nötig ist, damit Eis einfach in flüssiges Wasser über gehen kann.

2) Konvektion:

Konvektion erleben wir im Alltag ganz besonders, wenn wir Wasser kochen. Heißes Wasser ist leichter als kaltes. Es steigt auf und bildet Blasen. Das kalte Wasser sinkt dann ab. Dadurch entstehen Konvektionsströme, um Wärmeunterschiede auszugleichen. Wetterphänomene und Meeresströmungen sind ebenfalls Beispiele für Konvektion, wobei diese noch von der Erddrehung überlagert werden. Und ja, betrachtet man unsere Sonne mit speziellen Filtern, dann kann man sehen, dass es auch auf ihrer Oberfläche blubbert und brodelt.

Konvektion verbraucht dann auch dadurch Energie, weil Teilchen der Flüssigkeit in Bewegung versetzt werden. Das könnte eventuell dazu beitragen, dass warmes Wasser tatsächlich schneller erkaltet.

3) Überkühlung:

Bei dieser dritten Idee bin ich fast sicher, dass ChatGPT schwurbelt. Mir sind da zu viele Ungenauigkeiten darin.
Dennoch könnte unter gewissen Umständen die Überkühlung von Wasser eine Rolle spielen.
Ich schreibe hier mal ohne Gewähr, was ich dazu weiß und verstanden habe.

Überkühlt ist eine Flüssigkeit dann, wenn sie noch flüssig ist, obwohl sie bereits eine Temperatur unter ihrem Gefrierpunkt erreicht hat. Für Wasser also unter 0 Grad C.
Hier spielen chemische Verunreinigungen eine Rolle. Wir kennen das im Winter, wenn wir unsere Straßen salzen. Salz bewirkt, dass sich der Gefrierpunkt von Wasser weit in den Minusbereich verschiebt. Deshalb „schmilzt“ unser gesalzenes Eis, obwohl es weit unter 0 Grad kalt ist.
Bedenken wir, dass der Wiederentdecker des Effektes ein Macher von Speiseeis war. Somit hat er eventuell das Phänomen gar nicht nur in reinem Wasser gefunden, sondern in Flüssigkeiten und Säften, die dann zu Speiseeis verarbeitet wurden.

Es wäre an dieser Stelle tatsächlich spannend, ob der Effekt auch mit destiliertem Wasser auftritt. Darüber habe ich aber leider jetzt, so auf die Schnelle nichts gefunden.

Wie auch immer.
theoretisch kann es wärme- und energietechnisch schon zu einer Situation kommen, dass warmes Wasser seine Energie auf eine Weise schneller los wird, als kaltes Wasser.
Um derlei zu beschreiben, benötigt man dann aber sehr komplizierte mathematische Gleichungen.
Solche Wärmegleichungen, auch Adiabaten-Gleichungen genannt, werden sehr schnell unübersichtlich, enthalten sehr viele Variablen und können sogar unlösbar in chaotische Zustände geraten.

Die Thermodynamik, wie man diese Spielart in der Physik nennt, ist mit ihrem Hauptsätzen und der Entropie eine sehr schmerzhaft zu erlernende Disziplin, wie ich in meinem Studium erleben durfte.
Sie ist so mächtig, dass die Verletzung eines ihrer Gesetze das ganze Universum aus den Angeln heben könnte.

Das war sie, die Sommergeschichte vom Eisverkäufer und dem neu entdeckten alten Phänomen.

Fazit:

Es ist wichtig zu beachten, dass das Mpemba-Phänomen nicht immer auftritt und von verschiedenen Faktoren wie der Qualität des Wassers, dem verwendeten Gefäß, der Umgebungstemperatur und anderen Variablen abhängen kann. Wissenschaftliche Studien haben unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht, und es bedarf weiterer Forschung, um das Phänomen vollständig zu verstehen.

Ein Feiertag, blutendes heiliges Brot und ein Bakterium


Meine lieben,

heute greife ich der Zeit etwas voraus. Der heutige Artikel soll mal um den kommenden Feiertag des Fronleichnam gehen. Da ich aber zu dieser Zeit auf einer wunderbaren Chorfreizeit sein werde, an einem Ort, wo man nicht so einfach auf das solide deutsche Internet vertrauen kann, veröffentliche ich etwas früher. Und ach ja, den Chor kennen viele aus meinen Adventskalendern, wo unsere Weihnachtslieder bereits erklangen.
Ich traue es mich jetzt einfach mal, euch auch in der Sommerzeit auf unsere Weihnachtslieder zu schicken. Immerhin nahmen wir unsere Weihnachtslieder im Hochsommer auf, und eine ganz liebe Mutter einer wunderbaren Alt-Stimme backte sogar trotz brüllender Hitze Weihnachtskekse für uns. Das war ein Spaß.
Also, zur Sommerweihnacht bitte hier lang.

Wenn ihr euch jetzt fragt, was dieser Fronleichnams-Feiertag mit Astronomie zu tun hat, dann fragt ihr euch das absolut mit Recht. Heute führt uns unsere Geschichte tatsächlich nicht in die Astronomie, sondern in die Mikrobiologie. Bevor wir aber damit beginnen, sollten wir erst mal für alle klären, was Fronleichnam überhaupt ist, und weshalb er gefeiert wird.

Was ist Fronleichnam

Fragen wir doch dazu mal wieder unsere künstliche Intelligenz, und stoppen sie, wenn sie es zu bunt treiben möchte.

Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag, der in einigen Ländern, insbesondere in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und einigen Teilen der Schweiz, gefeiert wird. Der Name „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet wörtlich „Leib des Herrn“.
Der Feiertag findet immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten statt und wird zur Feier der leiblichen Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie begangen. Es ist eine Möglichkeit für die Gläubigen, ihre Verehrung für das Sakrament der Eucharistie auszudrücken, bei dem Brot und Wein als Symbol für den Leib und das Blut Christi betrachtet werden.
Während des Fronleichnamsfestes findet eine Prozession statt, bei der der Priester die geweihte Hostie in einer Monstranz, einem speziellen Behältnis für die Darstellung der Hostie, durch die Straßen trägt. Die Gläubigen begleiten die Prozession, beten und singen religiöse Lieder.
Fronleichnam ist ein gesetzlicher Feiertag in den meisten Bundesländern Deutschlands, was bedeutet, dass an diesem Tag Schulen und viele Unternehmen geschlossen sind. Es ist auch ein Tag, an dem viele Menschen an Gottesdiensten und Prozessionen teilnehmen, um ihren Glauben zu feiern.

Wann ist Fronleichnam – Wir erinnern uns

Wir erinnern uns:
Fronleichnam hängt durchaus von astronomischen Gegebenheiten ab. Der Tag findet stets zehn Tage nach Pfingstmomtag statt. Somit fällt dieser Tag immer auf den übernächsten Donnerstag nach Pfingstmomtag.
Pfingsten hängt davon ab, auf welchen Sonntag der Ostersonntag fällt. 50 Tage nach Ostern ist Pfingsten.
Der Ostersonntag fällt meistens auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Dieser wiederum ist der erste Vollmond nach dem astronomischen Frühlingsbeginn, der kalendarisch am 21.03. stattfindet.
Wie sich das alles genau berechnet, beschrieb ich beispielsweise in dem Artikel Wieso ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät.

Und nun zu unserer Frage und Geschichte:

Was hat Fronleichnam eigentlich mit Mikrobiologie zu tun …?

Das beantworte ich euch lieber selbst, weil die hölzerne KI das nicht so schön kann, damit daraus eine Geschichte wird.

Dazu müssen wir zurückreisen ins tiefste und blutige Mittelalter…in einen Mikrobenzirkus-

Im Jahre 1264 ereignete sich ein bemerkenswertes „Blutwunder“ in der Kirche der heiligen Christina in Bolsena (Italien).
Der böhmische Mönch, Peter von Prag, bereitete, wie gewohnt, Hostien für das Abendmahl vor. Er gehörte zu denjenigen, die bis dato an der „Transsubstantation“ zweifelten, welche erst 1215 als Dogma in der Kirche eingeführt worden war. Dieses Dogma der Transsubstantation besagt, dass die geweihte Hostie, die beim Abendmahl gereicht wird, der tatsächliche Leib Jesus Christus ist (und nicht nur, wie vorher, ein Symbol dessen).
Dieser zweifelnde Mönch entdeckte nun blutrote Verfärbungen auf den Hostien. Die Deutung in der damaligen Zeit war klar:

Die Hostien haben angefangen zu bluten, um ihm, dem zweifelnden Mönch und allen anderen zu zeigen, dass alle Zweifel falsch sind. Sind die Hostien geweiht für das Abendmahl, sind sie keine gewöhnlichen Oblaten mehr, sondern zweifelsohne der wahrhaftige Leib Jesus Christi.

Zufälliger Weise verweilte Papst Urban IV. zur gleichen Zeit nur wenige Kilometer entfernt auf seinem Sommersitz. Er hörte von diesem „Blutwunder“ und war selbst davon so beeindruckt, dass er festlegte, von nun an sei das Festum Corporis Christi am Donnerstag nach Trinitatis zu halten, welches wir heute als den Feiertag Fronleichnam in den überwiegend katholischen Regionen kennen.

Das Blutwunder

Aus heutiger Sicht weiß man, dass es einen Erreger gibt, welcher auf kohlenhydrathaltigen Nährböden einen markanten, leuchtend roten Farbstoff bildet. Dabei handelt es sich um Serratia marcescens, einem Stäbchenbakterium, welches zur Familie der Enterobacteriaceae gehört. Aus modernen, wissenschaftlichen Betrachtungen geht man heute rückblickend davon aus, dass viele historische Schilderungen über blutrote Verfärbungen auf Brot, Polenta und vor allem geweihten Hostien diesem Erreger zuzuschreiben sind.

Im Mittelalter wurden leider auch viele Menschen aufgrund von Fehldeutungen von Hostienerscheinungen ermordet. Dabei handelte es sich vor allem um jüdische Pfandleiher, bei denen zu damaliger Zeit Hostien als Pfand hinterlegt wurden. Wurden diese später wieder ausgelöst und zeigten sich danach blutrote Verfärbungen, war aus damaliger Sicht die Deutung klar: Der jüdische Pfandleiher hatte den Leib Jesus Christi mit einem heißen Messer gemartert, so dass dieser anfing zu bluten. Folglich landete der Pfandleiher (und oftmals auch viele weitere Juden aus seiner Umgebung) auf dem Scheiterhaufen. So geschehen z.B. 1492 in Sternberg (Mecklenburg), wenig später wird dort die heilige Blutkapelle errichtet.
Im Mittelalter entwickelte sich ein wahrer „Hostienboom“. Zu den Orten, wie Sternberg oder auch Wilsnack (Brandenburg), wo nach einem Kirchenbrand in den Trümmern des massiven Altars „blutende Hostien“ gefunden wurden, entwickelten sich große Wallfahrten. Dort zeigten sich fortan seltsame Wunderheilungen, die mit der Anbetung der blutenden Hostien in Verbindung gebracht wurden. Lahme konnten wieder laufen oder Totgeglaubte wurden geheilt. Die Kirche verdiente durch einen regen Ablasshandel sehr gut daran mit. Erst 1517, durch Martin Luther, endete dieser „Teufelsspuk“, wie er ihn nannte, zumindest dort, wo sich die Reformation durch setzte. Die wissenschaftliche Aufklärung begann dann im Jahre 1819:

In der Nähe von Padua in Italien zeigten sich wieder blutrote Verfärbungen, diesmal auf Polenta. Durch wissenschaftlich-analytisches Vorgehen konnte in diesem Fall aber sehr schnell eine „göttliche Mahnung“ ausgeschlossen werden. Der Erreger Serratia marcescens wurde isoliert, die Übertragbarkeit durch die Hände demonstriert und u.a. wurde die Alkohollöslichkeit der roten Farbstoffs Prodigiosin gezeigt.

Der ursprüngliche Name des Erregers Bacterium prodigiosum und die Bezeichnung des von ihm gebildeten Farbstoffs Prodigiosin gehen auf den Zusammenhang mit diesen scheinbaren Blutwundern in Bolsena zurück: lateinisch prodigium, „Wunderzeichen“. Damit verknüpft wurden auch bereits die ersten rückblickenden, wissenschaftlichen Betrachtungen zu „blutenden Hostienerscheinungen“ im Mittelalter angestellt.

Schlussbemerkungen

  • Als geborenes Mitglied der evangelischen Kirche hatte ich zu diesem Feiertag keinen besonderen religiösen Bezug. Meine Großmutter erzählte mir nur immer, dass die evangelischen Christen auf dem einen Berge an diesem Feiertag ganz bewusst als Provokation ihre weiße Wäsche wuschen und aufhängten. Das war weit hin sichtbar, bis zum katolischen Berge. Diese taten dann dasselbe am evangelischen Buß und Bettag im November, den es ja heute nur noch in manchen Bundesländern als evangelischen Feiertag gibt.
  • Mitte der 90er Jahre wohnte ich gegenüber einer katholischen Kirche. Ich genoss es, von meinem Bette aus die evangelischen Posaunenchöre zu hören, die man sich für diesen heiligen Tag ausgeliehen hatte.
  • Was ich mit diesem Beitrag auf keinen Fall möchte, ist jemandem die Wichtigkeit dieses Tages zu nehmen. Die Verwandlung von Brot und Wein lassen wir hier mal ganz außen vor. Aber die Verwandlungsmöglichkeiten von uns Menschen Durch die Worte, Ideen, das Leben und das Wirken Jesu, sollte uns unabhängig von Wundern, Heilungen etc. durchaus interessieren. Es geht um seine Person und um das geistige Erbe, das er uns hinterließ. Ob er nun Gottes Sohn ist, oder wie es sich ansonsten mit der Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, verhält, mag jeder für sich selbst entscheiden.
  • Übrigens gibt es ein wunderbares Buch von dem von mir schon erwähnten und hoch geschätzten Autor @Florian @Freistetter. Durch sein Buch „Das Universum in einhundert Sternen“ wurde ich auf diese Geschichte aufmerksam.

Ich wünsche uns allen einen schönen Fronleichnams-Feiertag.