Die Chancen stehen gut


Es ist mal wieder so weit. Sternschnuppenzeit im August.
Und diesmal ohne störenden Vollmond und mit besten Wettervoraussagen.
Über dieses Ereignis habe ich zwar schon in der Vergangenheit geschrieben, aber es ist immer wieder einige Worte wert, und ihr glaubt ja gar nicht, wie viel ich von einem mal auf das nächste Ereignis, an den Artikeln schraube. Einfach nur kopieren und nochmal veröffentlichen is nich…
Also dann:
Jedes Jahr im August erreicht der Nachthimmel seinen Höhepunkt an Schönheit und Faszination, wenn die Perseiden, auch bekannt als „Tränen des Laurentius“, über uns hinwegziehen.
Dieser jährliche Meteoroidenschauer ist vermutlich das von Medien und Amateurastronom:innen am meisten erwartete und beobachtete Himmelsereignis in unserem Jahreslauf.

Namensgebung

Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.
Der Name „Perseiden“ leitet sich also von diesem Sternbild ab, aus dem heraus die Meteore zu strömen scheinen.
Tatsächlich stammen die Meteore aber aus den Hinterlassenschaften des Kometen 109P/Swift-Tuttle. .
Sie erscheinen uns aufgrund der Perspektive nur so, als kämen sie aus der Richtung des Sternbildes Perseus.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben:

Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.

Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Beobachtung

Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige Verdunklung des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann jedes Jahr vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
Das Maximum findet immer um den 12. August herum statt.

Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. Man legt sich am besten auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Man dreht sich dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein. Das ist dann etwa so, als führe man mit einem Auto schnell durch den Regen. Dann bekommt die Windschutzscheibe ja auch deutlich mehr Regen ab, als die Heckscheibe.
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir 2023 das Glück, dass der Mond die Beobachtungen nicht durch seine Helligkeit stören wird.
Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Was sind nun die Perseiden?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwarteten Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viel in der Erdatmosphäre verglühte und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Sternschnuppen hören

Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen, auch.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Und wie sich Sternschnuppenanhören findet ihr in
„diesem Link“.

Fazit

Die Perseiden bieten eine großartige Gelegenheit, die Wunder des Universums zu bestaunen und gleichzeitig Einblicke in die faszinierende Welt der Astronomie zu gewinnen. Obwohl wir meist von störendem selbstgemachten Kunstlicht, Lichtverschmutzung, umgeben sind,
welches uns oft von den Schönheiten des Nachthimmels trennt, erinnert uns dieses alljährliche Naturschauspiel daran, wie klein wir im Vergleich zum Universum sind und wie viel es noch zu entdecken gibt. Also schnappt euch eine Decke, sucht euch einen gemütlichen Ort und lasst euch von den Tränen des Laurentius verzaubern.
Und bitte auch das Wünschen nicht vergessen…

Ein Eisverkäufer bereitet Kopfzerbrechen

Die Frage

Gestern kam in einer Telko des Arbeitskreises Blautor ein spannendes Thema auf. In einer Show wurde wohl die Frage gestellt, ob heißes oder kaltes Wasser schneller gefriert. Und ja, so seltsam es klingt. Unter gewissen Umständen gefriert das heiße Wasser schneller.
Natürlich hatte ich von diesem Phänomen schon gehört. Ich wusste auch, dass es bis heute nicht eindeutig erklärt ist, und dass ein Eisverkäufer eine Rolle in der Angelegenheit spielt.
ChatGPT lieferte mir hier nur schwache Anhaltspunkte, aber einige Stichworte dann doch.

Nun gut. dann setzen wir die Bruchstücke meiner Erinnerung, das Geschwurbel von ChatGPT und etwas Wiki zusammen, und machen daraus eine erzählbare Geschichte.

Das Phänomen

Das Phänomen, bei dem warmes Wasser schneller zu gefrieren scheint als kaltes Wasser, wird als das Mpemba-Phänomen bezeichnet. Es ist benannt nach dem tansanischen Schüler Erasto Mpemba, der es 1963 wieder entdeckte.

Wieder entdeckt deshalb, weil das Phänomen schon bei den alten Griechen erwähnt wurde.
Von schnellerem Gefrieren erwärmten Wassers berichtete bereits im vierten vorchristlichen Jahrhundert der Philosoph Aristoteles als Beispiel für die von ihm postulierte Antiperistasis, die folgendes beschreibt:
Eine Eigenschaft, z. B. die Temperatur eines Körpers ändert sich, wenn dieser sich in einer Umgebung anderer Temperatur befindet,

Im 13. Jahrhundert diskutierte dies der Mönch und Philosoph Roger Bacon (Opus Majus 6.1).
Im 17. Jahrhundert erwähnten die Philosophen und Wissenschaftler Francis Bacon (Novum Organum 2.50) und René Descartes (Les météores 1) den Effekt.

1775 erschien eine Arbeit von dem schottischen Wissenschaftler Joseph Black, in der er den Effekt anhand von Experimenten sicherstellte.
1788 bemerkte der erste deutsche Professor für Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg bei eigenen Versuchen einen solchen Vorgang, konnte ihn aber nicht zuverlässig reproduzieren.

1963 stieß also nun der tansanische Schüler und Eisverkäufer Erasto B. Mpemba auf das Phänomen, als er Speiseeis herstellte. Zusammen mit Denis G. Osborne veröffentlichte er 1969 die Ergebnisse zahlreicher Versuche zu diesem Thema. Jedoch dauerte es einige Jahre, bis der Effekt weiter wissenschaftlich untersucht wurde.
2016 erschien ein Übersichtsartikel, der darstellt, dass der Effekt, in der Definition „Abkühlung bis zum Gefrierpunkt“, angeblich nicht existiert.

2022 in „Mpemba Effect Demystified“ wurde der Mpemba-Effekt erklärt, aber eben noch nicht vollständig.

Ein Beispiel aus dem Leben

Hier ein Beispiel eines Naturvolkes, das das Phänomen bis heute zu nutzen scheint.
Wenn die Bewohner der Pontusgegenden auf dem Eis ihre Hütten für den Fischfang aufschlagen, erwärmen sie ihre Angelruten zunächst in der Sonne, oder schütten sogar heißes Wasser darüber, um sie dann rascher vereisen lassen zu können. Sie benutzen das Eis anstelle von Blei, um ihre Ruten zu beschweren.
Dann schlagen sie Löcher in das Eis, um zu fischen.

Erklärungsversuche

Bis heute ist das Mpemba-Phänomen immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen und es gibt keine eindeutige Antwort auf die Ursache.
Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für das Phänomen, aber keine davon ist allgemein akzeptiert. Hier sind einige der vorgeschlagenen Mechanismen:

1. Verdunstung:

Wenn Wasser verdunstet, entzieht es der verbleibenden Flüssigkeit Wärme, was zu einer Abkühlung führt. Dieser Effekt könnte dazu führen, dass warmes Wasser schneller abkühlt und schließlich gefriert.

Durch Verdunstung kühlen wir unseren Körper, indem wir schwitzen. Wenn man Alkohol, z. für eine Desinfektion auf die Haut gibt, spürt man ganz deutlich, dass es an der Stelle richtig kühl wird. Bei entweichenden Gasen, z. B. aus einer Gasflasche oder aus einem Feuerzeug ist der Effekt noch deutlich stärker zu spüren. So vereisen beispielsweise Heizungsmonteure die Rohrenden, mit Stickstoff oder Trockeneis (CO2), wenn sie verhindern wollen, dass Wasser austritt, ohne einen Pfropfen benutzen zu müssen.
Wenn eine Flüssigkeit verdunstet, dann wechselt sie von flüssig zu gasförmig. Solch ein Zustandswechsel verbraucht deutlich mehr Energie, als einfach nur durch normale Abkühlung frei wird.
Deshalb kühlt heißes Wasser durch den verdunstenden Dampf rascher ab als kaltes.
Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie lange sich Schnee gegen die warme Sonne behaupten kann. Das liegt daran, das ungeheuer viel Energie nötig ist, damit Eis einfach in flüssiges Wasser über gehen kann.

2) Konvektion:

Konvektion erleben wir im Alltag ganz besonders, wenn wir Wasser kochen. Heißes Wasser ist leichter als kaltes. Es steigt auf und bildet Blasen. Das kalte Wasser sinkt dann ab. Dadurch entstehen Konvektionsströme, um Wärmeunterschiede auszugleichen. Wetterphänomene und Meeresströmungen sind ebenfalls Beispiele für Konvektion, wobei diese noch von der Erddrehung überlagert werden. Und ja, betrachtet man unsere Sonne mit speziellen Filtern, dann kann man sehen, dass es auch auf ihrer Oberfläche blubbert und brodelt.

Konvektion verbraucht dann auch dadurch Energie, weil Teilchen der Flüssigkeit in Bewegung versetzt werden. Das könnte eventuell dazu beitragen, dass warmes Wasser tatsächlich schneller erkaltet.

3) Überkühlung:

Bei dieser dritten Idee bin ich fast sicher, dass ChatGPT schwurbelt. Mir sind da zu viele Ungenauigkeiten darin.
Dennoch könnte unter gewissen Umständen die Überkühlung von Wasser eine Rolle spielen.
Ich schreibe hier mal ohne Gewähr, was ich dazu weiß und verstanden habe.

Überkühlt ist eine Flüssigkeit dann, wenn sie noch flüssig ist, obwohl sie bereits eine Temperatur unter ihrem Gefrierpunkt erreicht hat. Für Wasser also unter 0 Grad C.
Hier spielen chemische Verunreinigungen eine Rolle. Wir kennen das im Winter, wenn wir unsere Straßen salzen. Salz bewirkt, dass sich der Gefrierpunkt von Wasser weit in den Minusbereich verschiebt. Deshalb „schmilzt“ unser gesalzenes Eis, obwohl es weit unter 0 Grad kalt ist.
Bedenken wir, dass der Wiederentdecker des Effektes ein Macher von Speiseeis war. Somit hat er eventuell das Phänomen gar nicht nur in reinem Wasser gefunden, sondern in Flüssigkeiten und Säften, die dann zu Speiseeis verarbeitet wurden.

Es wäre an dieser Stelle tatsächlich spannend, ob der Effekt auch mit destiliertem Wasser auftritt. Darüber habe ich aber leider jetzt, so auf die Schnelle nichts gefunden.

Wie auch immer.
theoretisch kann es wärme- und energietechnisch schon zu einer Situation kommen, dass warmes Wasser seine Energie auf eine Weise schneller los wird, als kaltes Wasser.
Um derlei zu beschreiben, benötigt man dann aber sehr komplizierte mathematische Gleichungen.
Solche Wärmegleichungen, auch Adiabaten-Gleichungen genannt, werden sehr schnell unübersichtlich, enthalten sehr viele Variablen und können sogar unlösbar in chaotische Zustände geraten.

Die Thermodynamik, wie man diese Spielart in der Physik nennt, ist mit ihrem Hauptsätzen und der Entropie eine sehr schmerzhaft zu erlernende Disziplin, wie ich in meinem Studium erleben durfte.
Sie ist so mächtig, dass die Verletzung eines ihrer Gesetze das ganze Universum aus den Angeln heben könnte.

Das war sie, die Sommergeschichte vom Eisverkäufer und dem neu entdeckten alten Phänomen.

Fazit:

Es ist wichtig zu beachten, dass das Mpemba-Phänomen nicht immer auftritt und von verschiedenen Faktoren wie der Qualität des Wassers, dem verwendeten Gefäß, der Umgebungstemperatur und anderen Variablen abhängen kann. Wissenschaftliche Studien haben unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht, und es bedarf weiterer Forschung, um das Phänomen vollständig zu verstehen.

Ein Feiertag, blutendes heiliges Brot und ein Bakterium


Meine lieben,

heute greife ich der Zeit etwas voraus. Der heutige Artikel soll mal um den kommenden Feiertag des Fronleichnam gehen. Da ich aber zu dieser Zeit auf einer wunderbaren Chorfreizeit sein werde, an einem Ort, wo man nicht so einfach auf das solide deutsche Internet vertrauen kann, veröffentliche ich etwas früher. Und ach ja, den Chor kennen viele aus meinen Adventskalendern, wo unsere Weihnachtslieder bereits erklangen.
Ich traue es mich jetzt einfach mal, euch auch in der Sommerzeit auf unsere Weihnachtslieder zu schicken. Immerhin nahmen wir unsere Weihnachtslieder im Hochsommer auf, und eine ganz liebe Mutter einer wunderbaren Alt-Stimme backte sogar trotz brüllender Hitze Weihnachtskekse für uns. Das war ein Spaß.
Also, zur Sommerweihnacht bitte hier lang.

Wenn ihr euch jetzt fragt, was dieser Fronleichnams-Feiertag mit Astronomie zu tun hat, dann fragt ihr euch das absolut mit Recht. Heute führt uns unsere Geschichte tatsächlich nicht in die Astronomie, sondern in die Mikrobiologie. Bevor wir aber damit beginnen, sollten wir erst mal für alle klären, was Fronleichnam überhaupt ist, und weshalb er gefeiert wird.

Was ist Fronleichnam

Fragen wir doch dazu mal wieder unsere künstliche Intelligenz, und stoppen sie, wenn sie es zu bunt treiben möchte.

Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag, der in einigen Ländern, insbesondere in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und einigen Teilen der Schweiz, gefeiert wird. Der Name „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet wörtlich „Leib des Herrn“.
Der Feiertag findet immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten statt und wird zur Feier der leiblichen Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie begangen. Es ist eine Möglichkeit für die Gläubigen, ihre Verehrung für das Sakrament der Eucharistie auszudrücken, bei dem Brot und Wein als Symbol für den Leib und das Blut Christi betrachtet werden.
Während des Fronleichnamsfestes findet eine Prozession statt, bei der der Priester die geweihte Hostie in einer Monstranz, einem speziellen Behältnis für die Darstellung der Hostie, durch die Straßen trägt. Die Gläubigen begleiten die Prozession, beten und singen religiöse Lieder.
Fronleichnam ist ein gesetzlicher Feiertag in den meisten Bundesländern Deutschlands, was bedeutet, dass an diesem Tag Schulen und viele Unternehmen geschlossen sind. Es ist auch ein Tag, an dem viele Menschen an Gottesdiensten und Prozessionen teilnehmen, um ihren Glauben zu feiern.

Wann ist Fronleichnam – Wir erinnern uns

Wir erinnern uns:
Fronleichnam hängt durchaus von astronomischen Gegebenheiten ab. Der Tag findet stets zehn Tage nach Pfingstmomtag statt. Somit fällt dieser Tag immer auf den übernächsten Donnerstag nach Pfingstmomtag.
Pfingsten hängt davon ab, auf welchen Sonntag der Ostersonntag fällt. 50 Tage nach Ostern ist Pfingsten.
Der Ostersonntag fällt meistens auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Dieser wiederum ist der erste Vollmond nach dem astronomischen Frühlingsbeginn, der kalendarisch am 21.03. stattfindet.
Wie sich das alles genau berechnet, beschrieb ich beispielsweise in dem Artikel Wieso ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät.

Und nun zu unserer Frage und Geschichte:

Was hat Fronleichnam eigentlich mit Mikrobiologie zu tun …?

Das beantworte ich euch lieber selbst, weil die hölzerne KI das nicht so schön kann, damit daraus eine Geschichte wird.

Dazu müssen wir zurückreisen ins tiefste und blutige Mittelalter…in einen Mikrobenzirkus-

Im Jahre 1264 ereignete sich ein bemerkenswertes „Blutwunder“ in der Kirche der heiligen Christina in Bolsena (Italien).
Der böhmische Mönch, Peter von Prag, bereitete, wie gewohnt, Hostien für das Abendmahl vor. Er gehörte zu denjenigen, die bis dato an der „Transsubstantation“ zweifelten, welche erst 1215 als Dogma in der Kirche eingeführt worden war. Dieses Dogma der Transsubstantation besagt, dass die geweihte Hostie, die beim Abendmahl gereicht wird, der tatsächliche Leib Jesus Christus ist (und nicht nur, wie vorher, ein Symbol dessen).
Dieser zweifelnde Mönch entdeckte nun blutrote Verfärbungen auf den Hostien. Die Deutung in der damaligen Zeit war klar:

Die Hostien haben angefangen zu bluten, um ihm, dem zweifelnden Mönch und allen anderen zu zeigen, dass alle Zweifel falsch sind. Sind die Hostien geweiht für das Abendmahl, sind sie keine gewöhnlichen Oblaten mehr, sondern zweifelsohne der wahrhaftige Leib Jesus Christi.

Zufälliger Weise verweilte Papst Urban IV. zur gleichen Zeit nur wenige Kilometer entfernt auf seinem Sommersitz. Er hörte von diesem „Blutwunder“ und war selbst davon so beeindruckt, dass er festlegte, von nun an sei das Festum Corporis Christi am Donnerstag nach Trinitatis zu halten, welches wir heute als den Feiertag Fronleichnam in den überwiegend katholischen Regionen kennen.

Das Blutwunder

Aus heutiger Sicht weiß man, dass es einen Erreger gibt, welcher auf kohlenhydrathaltigen Nährböden einen markanten, leuchtend roten Farbstoff bildet. Dabei handelt es sich um Serratia marcescens, einem Stäbchenbakterium, welches zur Familie der Enterobacteriaceae gehört. Aus modernen, wissenschaftlichen Betrachtungen geht man heute rückblickend davon aus, dass viele historische Schilderungen über blutrote Verfärbungen auf Brot, Polenta und vor allem geweihten Hostien diesem Erreger zuzuschreiben sind.

Im Mittelalter wurden leider auch viele Menschen aufgrund von Fehldeutungen von Hostienerscheinungen ermordet. Dabei handelte es sich vor allem um jüdische Pfandleiher, bei denen zu damaliger Zeit Hostien als Pfand hinterlegt wurden. Wurden diese später wieder ausgelöst und zeigten sich danach blutrote Verfärbungen, war aus damaliger Sicht die Deutung klar: Der jüdische Pfandleiher hatte den Leib Jesus Christi mit einem heißen Messer gemartert, so dass dieser anfing zu bluten. Folglich landete der Pfandleiher (und oftmals auch viele weitere Juden aus seiner Umgebung) auf dem Scheiterhaufen. So geschehen z.B. 1492 in Sternberg (Mecklenburg), wenig später wird dort die heilige Blutkapelle errichtet.
Im Mittelalter entwickelte sich ein wahrer „Hostienboom“. Zu den Orten, wie Sternberg oder auch Wilsnack (Brandenburg), wo nach einem Kirchenbrand in den Trümmern des massiven Altars „blutende Hostien“ gefunden wurden, entwickelten sich große Wallfahrten. Dort zeigten sich fortan seltsame Wunderheilungen, die mit der Anbetung der blutenden Hostien in Verbindung gebracht wurden. Lahme konnten wieder laufen oder Totgeglaubte wurden geheilt. Die Kirche verdiente durch einen regen Ablasshandel sehr gut daran mit. Erst 1517, durch Martin Luther, endete dieser „Teufelsspuk“, wie er ihn nannte, zumindest dort, wo sich die Reformation durch setzte. Die wissenschaftliche Aufklärung begann dann im Jahre 1819:

In der Nähe von Padua in Italien zeigten sich wieder blutrote Verfärbungen, diesmal auf Polenta. Durch wissenschaftlich-analytisches Vorgehen konnte in diesem Fall aber sehr schnell eine „göttliche Mahnung“ ausgeschlossen werden. Der Erreger Serratia marcescens wurde isoliert, die Übertragbarkeit durch die Hände demonstriert und u.a. wurde die Alkohollöslichkeit der roten Farbstoffs Prodigiosin gezeigt.

Der ursprüngliche Name des Erregers Bacterium prodigiosum und die Bezeichnung des von ihm gebildeten Farbstoffs Prodigiosin gehen auf den Zusammenhang mit diesen scheinbaren Blutwundern in Bolsena zurück: lateinisch prodigium, „Wunderzeichen“. Damit verknüpft wurden auch bereits die ersten rückblickenden, wissenschaftlichen Betrachtungen zu „blutenden Hostienerscheinungen“ im Mittelalter angestellt.

Schlussbemerkungen

  • Als geborenes Mitglied der evangelischen Kirche hatte ich zu diesem Feiertag keinen besonderen religiösen Bezug. Meine Großmutter erzählte mir nur immer, dass die evangelischen Christen auf dem einen Berge an diesem Feiertag ganz bewusst als Provokation ihre weiße Wäsche wuschen und aufhängten. Das war weit hin sichtbar, bis zum katolischen Berge. Diese taten dann dasselbe am evangelischen Buß und Bettag im November, den es ja heute nur noch in manchen Bundesländern als evangelischen Feiertag gibt.
  • Mitte der 90er Jahre wohnte ich gegenüber einer katholischen Kirche. Ich genoss es, von meinem Bette aus die evangelischen Posaunenchöre zu hören, die man sich für diesen heiligen Tag ausgeliehen hatte.
  • Was ich mit diesem Beitrag auf keinen Fall möchte, ist jemandem die Wichtigkeit dieses Tages zu nehmen. Die Verwandlung von Brot und Wein lassen wir hier mal ganz außen vor. Aber die Verwandlungsmöglichkeiten von uns Menschen Durch die Worte, Ideen, das Leben und das Wirken Jesu, sollte uns unabhängig von Wundern, Heilungen etc. durchaus interessieren. Es geht um seine Person und um das geistige Erbe, das er uns hinterließ. Ob er nun Gottes Sohn ist, oder wie es sich ansonsten mit der Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, verhält, mag jeder für sich selbst entscheiden.
  • Übrigens gibt es ein wunderbares Buch von dem von mir schon erwähnten und hoch geschätzten Autor @Florian @Freistetter. Durch sein Buch „Das Universum in einhundert Sternen“ wurde ich auf diese Geschichte aufmerksam.

Ich wünsche uns allen einen schönen Fronleichnams-Feiertag.

Jahresrückblick 2022

Meine lieben,

mit diesem Artikel melde ich mich das erste mal 2023 bei euch zurück.
Es ist, wie immer, mein obligatorischer Jahresrückblick.
Ich wünsche euch für dieses Jahr das, was jeder von uns am nötigsten braucht. Möge vor allem der Krieg ein Ende finden, die Energiekrise vorüber gehen und mehr Verstand in unsere Köpfe kommen, damit wir endlich mit voller Kraft den Klimawandel angehen können.
Ich danke euch für eure Treue zu mir und meinem geschwätzigen Blog. Gerne würde ich noch mehr Menschen erreichen, was manchmal gar nicht so einfach ist. Vielleicht mögt ihr mich ja unterstützen, indem ihr meinen Blog mit euren lieben teilt, das würde mich freuen. Und auch in diesem Jahr gilt: Kommentare, Kritik und natürlich auch Lob, sind herzlich willkommen…

Ich habe mich übrigens für diesen Rückblick entschlossen, nur positive Dinge aufzuschreiben. Von den anderen hatten und haben wir mehr als genug.
Jetzt also los, mit meinem Jahresrückblick.

Himmelwärts

Mein Astro-Jahr 22 startete ich, indem ich mit meiner Arbeitsplatzassistenz am 24.02.2022 die Ausstellung Himmelwärts in Stuttgart besuchte.
Ende 2021 jährte sich Keplers Geburtstag zum 450. Mal. Er kam am 27. Dezember 1571 in der damaligen freien Reichsstadt Weil der Stadt zur Welt. Anlass, mit der Ausstellung himmelwärts den weltberühmten Astronomen aus dem heutigen Baden-Württemberg in all seinen Facetten zu würdigen.
himmelwärts ist ein Ausstellungsprojekt des 5. Physikalischen Instituts in Kooperation mit der Kepler-Gesellschaft e. V. in Weil der Stadt und zahlreichen weiteren Partnern.
Dort gab es ganz viel anzufassen und auszuprobieren. Somit konnte man Keplers Lebenswerk hautnah erfahren. Natürlich gab es dort auch sehr viele Tafeln, die mir meine sehende Begleitperson vorlas. Ich ergänzte dann meist noch Geschichten, die ich wusste. Und das merkten bald dann auch andere Besucher, dass der blinde dort noch besseres auf Lager hat. Unser Grüppchen wuchs somit stetig an.
Das war ein wirklich inklusives Erlebnis. Wenn die Ausstellung mal wieder stattfindet, kann ich nur jedem raten, sie zu besuchen. Auch für blinde Menschen ist dort wirklich ganz viel zu ertasten und auszuprobieren.
Wenn ihr in einen suchdienst eurer Wahl „Himmelwärts“ eingebt, kommt ihr auf die Seiten. Die ausstellung läuft als Wanderausstellung weiter.

Fasten und Feiern mit den Sternen

Einen Monat später, am 24.03. durfte ich online einen Vortrag zum Thema „Fasten und feiern mit den Sternen“ halten. Es ging vor allem um die Berechnung des Ostertages. So langsam habe ich mich tatsächlich daran gewöhnt, und merke, dass ich nun auch bei Online-Veranstaltungen besser werde. Das viel mir lange sehr schwer, weil ich gerne mit meinem Publikum interagiere. Online kann man einfach nicht so Rampensau sein.
Grundlage zu diesem Vortrag waren die drei Artikel

  1. Warum ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät
  2. Das Osterparadox
  3. Eine Ostergeschichte für Respekt und Toleranz

Netzwerk mit Sternwarte München

Die Sternwarte München führt dann und wann tatsächlich Astronomie-Veranstaltungen für blinde Menschen gemeinsam mit dem dortigen Blindenverband durch. Das fand ich höchst spannend, denn ich hatte noch nie etwas davon gehört. Merkwürdig war, dass ich auch schon für den Bayrischen Blindenverband Vorträge hielt. Da dachte ich eigentlich, man würde mir Fragen stellen, wie so eine Veranstaltung durchgeführt werden kann. Sei es darum. Ich bin nicht das Maß aller Dinge, und die Events kommen sehr gut an.

Was ich dann durch Eigene Recherche bekommen habe, ist ein wunderbarer Kontakt der Veranstalter, und einen schönen Newsletter, der wöchentlich erscheint und mir viel Freude bereitet.
Wie man als außenstehende Person an diesen Newsletter kommt weiß ich nicht, aber wer mag, darf sich gerne an mich wenden. Ich vermittle gern den Kontakt. Benutzt hierfür einfach das Kontaktformular auf dem Blog.

Was tun, wenn man als Coach plötzlich blinde Menschen im Online-Seminar hat

Ein Coach, bei dem ich mal einen Kurs zu Life-Work-Planing mitmachen durfte, und der in Zusammenarbeit mit unserem Institut jährlich ein Training für Menschen, die sich gerade bewerben veranstaltet, fragte mich an, ob ich ihn bei einem Online-Vortrag des Verbandes „Trainertreffen Deutschland“ unterstützen wollte. Es sollte eine Sensibilisierungs-Veranstaltung für Trainer und Coaches werden, was zu beachten ist, wenn man blinde Personen im Online-Workshop hat. Das war auch für mich neu, aber es war eine großartige Veranstaltung, mal ganz weg von der Astronomie.
Derlei ist in unserer Online-Welt wichtig, und ich danke Marc, dass ich hier quasi ein Botschafter sein durfte.

Auch für Marc und alle Teilnehmenden war es denke ich eine große Bereicherung. Marc meldete mir zurück, dass er sah, dass alle Teilnehmenden mit eingeschalteter Kamera ganz nah und aufmerksam bei mir waren. Das bekomme ich natürlich nicht mit. Vor allem, wenn die Mikros ausgeschaltet sind, spreche ich dann im Grunde in eine Wand. Ich höre keine Bewegungen, kein Atmen und auch sonst nichts, was ich sonst von meinen Zuhörern mit bekomme.
Außerdem entnehme ich das dem Text auf Marcs Blog. Wir haben beschlossen, dass wir uns zu dieser Sache gegenseitig verlinken.

Marc beschreibt in seinem Text sehr anschaulich, wie er lernte, mit der Situation klar zu kommen, auch Menschen mit Blindheit in seinen Online-Veranstaltungen zu haben. Der Text ist wirklich sehr lesenswert, und ich kann ihn euch wärmstens ans Herz legen.
Sein Text heißt
Von Sehbehinderten lernen

mein Astronomisches Comeback

Mein absolutes Comeback war mein Astro-Tag beim Inklusionstag auf der Landesgartenschau am 07.04.2022. in Neuenburg. Es tat so gut, mal wieder einen quirligen Kinderworkshop zu halten, mal wieder life vor Erwachsenen über „Inklusion am Himmel“ sprechen zu dürfen und mal wieder Menschen an meinem Stand zu empfangen, die viele Fragen stellten, all meine Modelle bestaunten und betasteten, und ja,mir auch das eine oder andere Buch über den Ladentisch hinweg abkauften.
Über diese Veranstaltung schrieb ich ausführlich in …
Ich kam, sah und siegte.

Mitte Mai taktiles Bild der schwarzen Löcher

Das war schon eine Sensation, als Mitte Mai das Foto der Umgebung des massereichen Schwarzen Loches in Mitten unserer Galaxis veröffentlicht wurde. Es gab zwei Jahre zuvor die erste Veröffentlichung eines solchen Fotos eines schwarzen Loches aus einer anderen Galaxie.
Auf Wunsch fertigte mir mein Kollege in unserem Labor eine tastbare Version beider Fotos an, so dass ich sie miteinander vergleichen konnte.
Es ist einfach wunderbar, dass ich an diesem Institut arbeite. Ansonsten hätte ich niemals Zugang zu derlei Möglichkeiten.

Ich machte ein Tasträtsel aus diesem Bild. Das findet ihr hier.
Wie die beiden Fotos gemacht wurden und mehr Hintergründe dazu findet ihr in den beiden Artikeln:

  1. Wie man schwarze Löchern sehen kann
  2. Trotz Löchern gute Bilder

09.06. Interview für die Hörzeitung Trierische Tonpost

Seit Jahren genieße ich die ganze Adventszeit den Klingenden Adventskalender, der das Bistum Trier für blinde Menschen heraus gibt. Die fragten mich an, ob ich mit ihnen ein Interview für ihre andere Hörzeitschrift, der Trierischen Tonpost, führen würde.
Es war zwar ein Telefoninterview, was der Klangqualität etwas abträglich war, aber ansonsten war es ein sehr gelungenes gespräch.
Wir sprachen über Astronomie, über Inklusion am Himmel, aber auch über das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Religion. Ruck zuck war eine Stunde herum. Ich denke, dass das Interview spannend für viele Hörer:innen war, und dass es vielen vielleicht auch Mut und Kraft gab, wenn sie hören durften, was alles trotz Sehverlust möglich ist.
Nach ausdrücklicher Genehmigung des Verlages, darf ich dieses Interview mit euch teilen. Allerdings ist es so, dass die Datei zu groß ist., dass ich sie an einem Stück auf dem Blog veröffentlichen kann. Außerdem wurde sie mir dann von der Redaktion freundlicherweise in einigen Teilen geschickt. Das wären dann elf Links für euch, was ich etwas anstrengend und unkomfortabel für euch fände.
Aus diesem Grund stelle ich jetzt erst mal das Interview an einem Stück auf meine Dropbox. Dort könnt ihr es euch anhören, bzw. auf den Abspieler eurer Wahl herunterladen. Bitte gebt die Datei nicht weiter, und veröffentlicht sie bitte auch nicht irgendwo. Das darf nur ich hier tun.
Zum Interview geht es hier lang.

Vorträge im Urlaub

Es ist mittlerweile zur guten Tradition geworden, dass ich in meinem Sommerurlaub im Erholungszentrum für Blinde in Schwarzach in jeder Urlaubswoche einen Vortrag mit aktuellem astronomischen Bezug halte.
Diesmal ging es in der einen Woche um die Veröffentlichung der Fotos der schwarzen Löcher, und im zweiten um das sagenhafte James-Webb-Space-Teleskop.

Von diesem steht mir leider noch kein Modell zur Verfügung, das transportabel wäre, aber zu den schwarzen Löchern konnte ich immerhin taktile Ausdrucke der Fotos und einer Spiralgalaxie austeilen. Ich freue mich im Vorfeld des Urlaubs schon immer sehr auf diese Vorträge, die stets gut angenommen werden. Es kommt auch vor, dass Kinder von Hausangestellten oder sonstige Verwandte daran teilnehmen. Es gibt aussagen von Müttern, deren Kinder noch nach Jahren von diesen Vorträgen sprechen. Das macht dann besonders viel Freude.
Die Links zu den Fotos habt ihr schon.
Mehr zum James-Webb-Teleskop und weitere Hintergründe findet ihr in den beiden Artikeln:

  1. Das Unsichtbare Licht erforschen
  2. Das Kosmische Orchester

16.09. Kurzvortrag an der astronomischen Uhr in Straßburg

Das war wirklich ein sehr schöner Ausflug, den ich mit dem Evang. Blinden- und Sehbehindertendienst mitmachen durfte. Besonders beeindruckt hat mich die astronomische Uhr im straßburger Münster. Darauf hatte ich mich natürlich etwas vorbereitet, zum Glück, denn der Führer erzählte uns leider nichts darüber, was die Uhr alles astronomisch kann. Das ergänzte ich dann für unsere Gruppe direkt vor Ort, was auch andere Besucher des Münsters anzog.
Über diese Uhr schrieb ich in
Ein Uhrenerlebnis.

18.09. Inklusionslauf

Nach über zwei Jahren Pandemie-Pause durfte dieser Lauf im Rahmen des Baden-Marathon wieder stattfinden. Es war wirklich ein sehr starkes und berührendes Erlebnis, an diesem Lauf mit meiner Kollegin teilzunehmen. Diesen Lauf beschrieb ich ausführlich und ordnete ihn in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ein.
Zum Bericht über dieses unvergessliche und großartigen Erlebnis geht es hier lang.

09.10. SWR2 Matiné Zugang zu Musiknoten

Da bekam ich doch tatsächlich eine Anfrage des SWR, ob ich nicht an einer Sendung über Musiknoten teilnehmen möchte. Ich kann zwar ungefähr die Punktschriftnotenschrift, und habe auch schon viel mit diverser Software experimentiert, dass ich Noten für Sehende schreiben konnte. Dennoch fühlte ich mich etwas unsicher, da ich normalerweise mit meinem absoluten musikalischen Gehör ohne Noten auskomme. Absagen wollte ich der Dame aber auch nicht. Also ließ ich mich auf dieses spannende Projekt ein. Dafür, dass wir über eine Stunde lang miteinander über das Thema sprachen, ist mein Beitrag in der Sendung vielleicht etwas kurz geraten, aber die Sendung an sich ist absolut hörenswert, weil ganz viele andere Musiker zur Sprache kommen. Sie erzählen, wie sie mit Noten umgehen. Es lohnt sich also, mal rein zu hören.
Ich hoffe, die Sendung ist noch in der Mediathek, und ihr findet den Knopf zum Abspielen…
Link zur Sendung

25.11 – 27.11. Freizeit für junge Erwachsene zum Thema Licht

Was liegt näher, als gerade am Wochenende des ersten Advents eine Freizeit zum Thema Licht durchzuführen. Mancher mag vielleicht denken, dass Licht für blinde Menschen nicht interessant wäre, aber mit nichten. Ich war selbst erstaunt, aus welch ungeheuer vielen Aspekten man sich dem Licht nähern kann, als ich dazu recherchierte.

Und so starteten wir also am Freitag Abend mit einer ausführlichen Vorstellungsrunde, einer kleinen Betrachtung und einigen Liedern, die ich mit der Gitarre begleitete. Danach ließen wir den Abend in gewohnter Manier bei guten Gesprächen und Getränken ausklingen.

Am Samstag ging es dann nach dem Frühstück und einer kleinen Andacht zur Tageslosung voll ins Thema. Den ersten Blog leitete ich. Er befasste sich damit, was das Licht physikalisch ist, welche Seltsamkeiten es zu bieten hat, und wie man sich seinen Eigenschaften im Laufe der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis in die Heutzeit genähert hat.
Darüber schrieb ich im Rahmen der Reise zu den schwarzen Löchern in
Station sechs.
Ein weiterer Block befasste sich dann mit dem Licht aus theologischer Sicht. Wir diskutierten über viele Bibelstellen, in welchen das Licht eine Rolle spielt. Diese jetzt hier aufzuzählen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Das muss vermutlich mal ein eigener Artikel werden. Dass unsere Bibel voller Sterne ist, zeigte ich euch ja im Die Bibel, ein Buch voller Sterne.

Schließlich führte ein Teilnehmer nach Mittagessen und Mittagspause eine wunderbare Meditation mit uns durch. Nach einer Gruppenarbeit, wo wir uns über Highlights, Lichterlebnisse und auch darüber austauschten, wo manchen vielleicht noch das orientierende Licht im Leben fehlt, schlossen wir dann diesen Haupttag der Freizeit mit einigen Geschichten ab. Außerdem übten wir noch die Lieder,die am Sonntag im Gottesdienst gesungen werden sollten, denn viele von uns müssen auswendig singen, weil Lesen nicht möglich ist.

Nach diesem großartigen Gottesdienst und einem vorzüglichen Mittagessen, ging es dann wieder nach hause.
Einen ausführlichen Freizeitbericht wird es noch geben, aber der ist noch nicht fertig. Ich werde ihn dann verlinken und darauf hinweisen.
Auf jeden Fall war die Freizeit in unserem bewährten Tagungshaus in Rastatt wieder ein voller Erfolg. Ich bin gespannt, welches Thema wir in 2023 haben werden. Es gibt schon Ideen.

29.11. OVZ-Vortrag „Mysterium des Sterns von Betlehem“

Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden. Außerdem hatten die einen virtuellen Weihnachtsmarkt laufen, auf welchem sehr schöne und weihnachtliche Veranstaltungen und ein Hör-Weihnachtskalender liefen.
So hatte ich am 29.11.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten.
Und darum ging es:
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung näherten wir uns diesen Geschichten aus astronomischer Sicht.

Im zweiten Teil beschäftigten wir uns mit der Frage, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung war wirklich eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Grundlagen dieses Vortrages waren die beiden Artikel:

  1. Was war der Stern von Betlehem
  2. Taugt ein Stern als Navi

Ankündigung, Erster Vortrag 2023

Und im neuen Jahr geht es direkt weiter.
Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag
„Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen“.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:

Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt entweder mittels TeamTalk über
Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.

So, meine lieben,
jetzt genug Bauch gepinselt.
Beginnt das Jahr gut und gehabt euch wohl.

Bladventskalender22, 21.12. Ein Türchen für Respekt, Achtung und gegenseitiger Toleranz

Meine lieben,

Zu Ostern 21 verfasste ich einen Artikel zu diesem Thema. Dort sprach ich darüber, wie verschiedene Glaubensgemeinschaften ihr Osterfest, bzw. ihre Fastenzeiten berechnen. Heute greife ich das Thema der Überschrift am Beispiel des Weihnachtsfestes nochmals auf.

Im Sinne der anderen Glaubensgemeinschaften soll dieser Artikel ein Beitrag zum gegenseitigen Respekt, Verständnis und einem guten Miteinander werden.

Jeder kennt das, wenn man zu Weihnachten am Familientisch zusammen sitzt. Da fallen oft mal Sätze wie

  • Die feiern Weihnachten anders.
  • Die feiern Ostern und Weihnachten an einem anderen Tag.
  • Die fasten zu anderen Zeiten.
  • Bei „denen“ werden ganz andere Lieder gesungen.

Jeder kennt jemanden, der derlei in seiner Glaubens- oder Religionsgemeinschaft anders und zu anderen Zeiten praktiziert als wir.
“Die” klingt immer so fremd und exotisch. “Die” scheinen irgendwie anders zu sein und an etwas ganz anderes zu glauben, an etwas seltsames mystisches oder sonst wie fremdes.
Dem ist aber nicht so. “Die” leben unter uns. Viele von “Denen” fühlen sich dem christlichen Glauben verpflichtet.
Ich habe eine Arbeitskollegin, die Rumänin ist, und den ortodoxen Glauben praktiziert. Da sie uns leider zum Jahresende verlassen wird, nutze ich dieses Türchen auch dazu, Ihr für unsere wirklich gute Zusammenarbeit zu danken. Wir hatten großartige Projekte und immer eine gute Zeit miteinander.
Was liegt da näher, als das heutige Thema mal den rumänischen Weihnachtsbräuchen zu widmen. Vieles wird dort ähnlich gefeiert, aber manches auch anders. Und vor allem wird im Gegensatz zu uns, 40 Tage vor Heilig Abend zumindest auf Fleisch, Fisch, Eier und vielleicht auch auf Alkohol verzichtet.
Ich lade euch mit folgenden Links ein, mal in die Bräuche des rumänischen Weihnachtsfestes einzutauchen.
Der erste Link führt euch zu einem Artikel, der sehr schön das rumänische Weihnachtsfest beschreibt. Außerdem erfahren wir, wie verschiedene weihnachtliche Begriffe auf Rumänisch heißen.
Zum Artikel, bitte hier lang.
Der zweite Link beschreibt alles etwas nüchterner, ist aber auch sehr lesenswert.
Darf ich bitten?

Meine Kollegin machte mich noch darauf aufmerksam, dass im Grunde genommen das Fasten erst am 25.12. nach der heiligen Messe endet. In den Artikeln wird aber teilweise der 24. erwähnt. Möglicherweise finden hier teilweise Angleichungen statt, je nach dem, wie streng ortodox gefeiert werden soll.

Und jetzt gibt es zum Schluss noch zwei wunderschöne rumänische Weihnachtslieder.
Das eine klingt fast etwas russisch, wie es von einem Männerchor in F-Moll gesungen wird.
Aber hört selbst.
Das zweite klingt in G-Dur sehr hell und klar, wie es von einem gemischten Chor gesungen wird.
Hier anhören.
Dank auch hier an meine Kollegin für diese beiden sehr schönen Weihnachtslieder.
Und somit ist das Fazit dieses Türchens:
Wenn wir wissen, wie unsere Mitmenschen anders feiern, trägt das zum Thema der Überschrift dieses Türchens bei.

Bladventskalender22, 14.12. Zum Stern von Betlehem

Meine lieben,
im letzten Jahr befassten wir uns mit der Frage, ob der Stern von Betlehem eventuell ein Komet war, weil er oft so gezeichnet wird.
Das ist aber durchaus nicht der einzige Vorschlag, was er gewesen sein könnte.
Hier eine weitere Idee und die Geschichte dazu:

Die Huldigung der Sterndeuter: Matthäus 2, 1–12

  1. Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
  2. und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
  3. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
  4. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
  5. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
  6. Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
    Micha 5, 1.3; 2. Samuel 5, 2
  7. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
  8. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
  9. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
  10. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
  11. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
  12. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Idee Konjunktions-Theorien

Seit dem Sassanidenreich im 3. Jahrhundert sahen Astrologen in einer großen Konjunktion (Begegnung) der Planeten Jupiter und Saturn Vorzeichen wichtiger historischer Ereignisse, etwa eines neuen Zeitalters, einer neuen Dynastie, der Geburt eines Propheten oder eines gerechten Königs. Jüdische Gelehrte wie Māschā’allāh ibn Atharī, Abraham Ibn Esra und Levi ben Gershon folgten dieser Grundannahme. Manche ihrer Vorhersagen wurden im jüdischen Messianismus auf die Geburt des Messias bezogen.
Der Astronom und Astronomiehistoriker Konradin Ferrari d’Occhieppo wies seit 1964 in mehreren Publikationen auf die bereits von Kepler bemerkte und sehr seltene dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Zeichen der Fische hin. Diese schien gut in den ungefähren Zeitraum der Geburt Jesu zu passen. Laut d’Occhieppo musste ein babylonischer Astronom eine solche Konjunktion als Hinweis auf ein Ereignis in Israel (Judäa) verstehen, weil Jupiter der Stern des babylonischen Gottes Marduk gewesen sei, während Saturn als Planet des jüdischen Volkes gegolten habe. Der westliche Teil des Fischezeichens habe unter anderem für Palästina gestanden. Daraus hätten babylonische Astronomen folgern können: Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = „Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.“
Als Einwände werden genannt:

  • Ein dreimaliges Zusammentreffen von Jupiter und Saturn komme selten vor und führe nie zur Verschmelzung beider Lichtpunkte, so dass es sich nicht zwingend auf den einen, in Mt genannten Stern beziehen lasse.
  • Matthäus gebrauche das griechische Wort für „Stern“ und nicht das für „Planet“ oder „Planetenkonstellation“. Man habe damals sehr wohl zwischen Fixsternen und Planeten unterscheiden können. Dieser Einwand setzt voraus, dass der Evangelienautor diese Unterscheidung kannte.
  • Zweifelhaft sei vor allem, ob Saturn für babylonische Astronomen der kosmische Repräsentant des Volkes Israel war. Saturn (akkadisch kewan) wurde nach babylonischer Deutung mit dem Land Syrien verbunden, nach griechischer Deutung mit dem Gott Kronos, der in manchen antiken Zauberbüchern mit dem jüdischen Gott JHWH gleichgesetzt wurde – möglicherweise wegen des jüdischen Sabbat, der mit dem „dies Saturni“ (Saturnstag, englisch Saturday) zusammenfiel. Eine Siebentagewoche mit Planetennamen als Tagesnamen war bei den Babyloniern gebräuchlich. Trotzdem erscheint die Übertragung vom Planeten Saturn auf das Judentum zweifelhaft, da dessen Verehrung im Tanach geradezu als ein Zeichen des Abfalls vom Judentum erscheint
  • Heute sind mindestens vier Keilschrifttafeln bekannt, auf denen die Babylonier die Ephemeriden (Umlaufbahnen) von Planeten wie Saturn und Jupiter im Jahr 7 v. Chr. vorausberechnet haben. Dort spielte deren große Konjunktion keinerlei Rolle. Ob die Babylonier ihr überhaupt Bedeutung beimaßen, ist daher ebenfalls zweifelhaft.

Bis heute hat die Konjunktions-Idee nichts an Faszination eingebüßt. Um die Weihnachtszeit bieten Planetarien immer wieder Reisen in die Vergangenheit zur Geburt Jesu an.
Es gibt noch weitere Konjunktions-Ideen, bei denen Mond und Venus noch eine Rolle spielen, aber die erspare ich uns an dieser Stelle.
Tja, leider sind wir auch mit dieser Idee etwas im unklaren. Macht nichts, denn das Weihnachtsfest bedeutet ja, dass wir dem Stern im Herzen folgen.

Bladventskalender22, 13.12. Weihnachtlich Hörenswertes

Hallo zusammen,

so, jetzt wird das Türchen 13 endlich nachgereicht.
Hier habe ich einige weihnachtliche Hörtipps für euch. Da gibt es die sehr schöne Sendung Radiowissen von Bayern 2, die man auch als Podcast abonnieren kann. Hier habe ich in letzter Zeit einige wunderbare Folgen nachgehört, die im Laufe des Dezembers erschienen sind.

Die Folgen dauern immer so um 20 Minuten.
Ich hoffe, dass ihr sie abspielen könnt. Ich habe mir Radiowissen als Podcast abonniert. Dann geht es einfacher, als in den Mediatheken zu stöbern.

Ich wünsche euch viel Weihnachtsstimmung mit all dem.

Bladventskalender22, 11.12. – Etwas auf die Ohren

Meine lieben,
zum dritten Advent gibt es mal wieder etwas für die Lauscherchen.
Im Blatventskalender 2021 veröffentlichte ich die nette weihnachtliche Geschichte vom Esel und der süßen Distel. Der Autor Wagerl hat aber tatsächlich noch vor seinem Tode einige weihnachtliche Geschichten selbst für das Radio eingelesen.
Lehnt euch also am dritten Advent ruhig zurück, nehmt einfach alles zur Hand, was ihr zu eurer vorweihnachtlichen Stimmung braucht, und hört die Geschichten vom Autor selbst gelesen.
Viel Spaß und Weihnachtsstimmung wünscht euch
euer Blindnerd.
Wenn bei euch Werbung am Anfang gespielt wird, dann kann ich das in diesem Fall nicht beeinflussen. Ihr kennt ja Youtube.

Bladventskalender22, 10.12. Etwas zu den langen Winternächten

Meine lieben,
Lasst uns hier die langen dunklen Winternächte mit etwas Astronomie und Sternenschein versüßen.
Heute möchte ich mich hier etwas über die Frage auslassen, weshalb es überhaupt dunkel in der Nacht wird.
Natürlich,. Klar. Dunkel wird es dann, wenn wir uns von der Sonne abwenden, so dass es auf der anderen Seite der Erde Tag werden kann.

Das reicht aber als Erklärung nicht. So viele Sterne stehen am Himmel.
All diese Sterne senden uns ihr Licht.
Wie man in einem Wald stehend nach allen Seiten hin auf mehr oder weniger weit entfernte Bäume blickt, sollte unser Blick in einem einigermaßen homogen mit Sternen und Galaxien angefüllten Universum stets auf Sterne fallen, die ihr Licht zu uns senden.
Natürlich sind sie ungleich viel weiter von uns entfernter als unsere Sonne, deren gleißend helles Licht wir empfangen. Dennoch. Frei nach dem Motto, dass Kleinfieh auch Mist macht, sollten sich diese kleinen, aber sehr zahlreichen Lichtpünktchen zu einem hellen Strahlen addieren, welches der Pracht unserer Sonne in nichts nachsteht.
Somit sollte es Nachts auch hell sein, zumindest längst nicht so dunkel, wie wir das alle Nacht wahrnehmen.

Auf dieses Paradox, dass es nachts eben dunkel ist, stieß 1826 der Arzt und Astronom Heinrich Willhelm Olbers  und wies darauf hin. Seitdem wird dieses Problem als Olbersches Paradoxon bezeichnet.

Viele Lösungsansätze wurden diskutiert, um die nächtliche Dunkelheit zu erklären.
Naheliegend wäre beispielsweise, dass undurchsichtige Staub- und Gaswolken uns die Sicht auf die Sterne verwehren. Dieser Ansatz muss jedoch leider verworfen werden, da diese Wolken die Strahlung der Sterne absorbieren würden. Das führte dazu, dass die Wolken sich aufheizen und mit der Zeit sich selbst zu sichtbaren Strahlern entwickelten.

Die Auflösung liefert unser heutiges Wissen über die Entwicklung unseres Universums.
Immer besser werdende Teleskope erlauben einen immer tieferen Blick in das Innere unseres Universums.
Aufgrund der räumlichen Verteilung von Galaxien, sowie ihrer im Spektrum u .a. von Milton Humason nachgewiesenen Rotverschiebung, postulierte der belgische Priester Georges Lemaître im Juni 1927 die Expansion des Weltalls im Einklang mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Hubble veröffentlichte zwei Jahre später, 1929, mit zusätzlichen Daten denselben linearen Zusammenhang zwischen der Rotverschiebung und der Verteilung extragalaktischer Nebel, zog jedoch nicht die physikalische Schlussfolgerung einer Expansion des Weltalls und vermutete ein bisher unentdecktes Naturprinzip hinter der Rotverschiebung. Dennoch wird in der öffentlichen Wahrnehmung diese Entdeckung Lemaîtres häufig Hubble zugeschrieben.
Wie auch immer. Das Universum dehnt sich aus, und wie wir seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wissen, sogar beschleunigt.
Für diese Entdeckung gab es vor einigen Jahren sogar einen Nobellpreis.

Zur Erinnerung:
Ich erklärte in anderem Zusammenhang schon, was die Rotlichtverschiebung ist. Aus dem Alltag kennen wir den dafür verantwortlichen Effekt, den Doplereffekt von vorbeifahrenden Krankenwagen her, die sich bei Annäherung höher anhören und deren Sirenen bei der Vorbeifahrt dann wieder tiefer zu klingen scheinen.
Entfernt sich ein leuchtendes kosmisches Objekt, z. B. ein Stern oder eine Galaxie von uns, dann sehen wir sein Licht leicht in das langwelligere rote Licht verschoben. Bei Annäherung ist sein Licht etwas ins Blau-Spektrum verschoben.

Nun aber zurück zu Olbers und seinem Problem.
Das Weltalter, multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit, definiert die Grenze des für uns beobachtbaren Raumes. Objekte, die jenseits dieser Grenze liegen, können wir noch nicht wahrnehmen, da ihr Licht unterwegs zu uns ist, uns aber noch nicht erreicht hat.
Durch die Expansion des Weltalls wird die Energie dadurch verringert, dass die Rotlichtverschiebung die Wellen dehnt.
Somit erreicht uns je weniger Strahlungsenergie, desto weiter die beobachtete Region von uns entfernt ist.
Das prominenteste Beispiel ist die kossmische Hintergrundstrahlung. Kurz nach der Entstehung des Universums aus dem Urknall heraus, erfüllte diese Strahlung gleißend hell das gesamte damals noch sehr kleine Universum.
Heutzutage ist das Universum derart ausgedehnt, so dass diese Strahlung dermaßen in die Länge gezogen ist, dass lediglich eine Strahlung übrig blieb, die unser Universum ungefähr um drei Grad Kelvin erwärmt.
„Früher einmal“, vor 14 Miliarden Jahren, war diese Strahlung dem Auge sichtbar, hätte es eines gegeben, das sie hätte schauen können.
Derzeit ist die Strahlung vom Dopler-Effekt in die Länge von Mikrowellen gedehnt.

Wer sich nun nachts fragt, weshalb es dunkel wird, darf somit messerscharf kombinieren, dass sich das Universum ausdehnt.

Bladventskalender22, 07.12. Ein seltsamer Name

Meine lieben,

nach alter Tradition habe ich mir gestern, also am Nikolaustag, beim Bäcker ein badisch traditionelles Weihnachtsgebäck zum Kaffee geholt. Es trägt in Karlsruhe den seltsamen Namen „Dambedei“ und wird auch so ausgesprochen. Schon immer habe ich mich gefragt, wie diese Köstlichkeit zu ihrem seltsamen Namen kam. Das habe ich nun heute endlichmal recherchiert, und möchte das in diesem Türchen gerne mit euch teilen. Bestimmt gibt es auch in eurer Gegend Weihnachtsgebäck mit seltsamen Namen. Wenn ja, dürft ihr das gerne in den Kommentaren vorstellen.

Das Karlsruher Stadtwiki erklärt den Dambedei so:

Mit Dambedei wird in Karlsruhe ein vorweihnachtliches Gebäck aus Hefe in Form eines Männchens (Frontalansicht) bezeichnet. Bei einfacheren Varianten ist nur die Silhouette durch die Form des Hefeteigs dargestellt, bei der eigentlichen und aufwändigeren Variante hat der Dambedeit jedoch auch noch Mund (Mandel), Nase (Nuss), Augen und Jackenknöpfe (jeweils Rosinen).

Ich hatte auch schon welche, die noch eine kleine Tabakspfeife in den Mund gesteckt bekamen. Die konnte man dann natürlich nicht essen, aber als Weihnachtsschmuck fand sie dann bei mir noch ihren Platz.
Das Stadtwiki weiß weiter:

Die Herkunft des Wortes ist nicht zweifelsfrei geklärt.

  • Heidnische Ableitung
    Eine mögliche Wortherkunft leitet Dambedei vom Namen eines rätischen Schutzgeistes namens „Tampada“ ab, der Haus, Vieh und Bewohner vor Schaden bewahrte.
  • Christliche Ableitung
    Dambedei könnte auch die Verballhornung bzw. ein Missverstehen des Segensspruches „in nomine domini dei“ (Im Names Gottes des Herren, „dei“ sprich „de-i“) sein. Mit diesem Segensspruch bzw. dem ähnlichen „ad honorem domini dei“ (zur Ehre Gottes des Herren) segneten Priester Weihnachtsgebäck, das in der Form eines Christkindes gebacken war. „domini dei“ wäre dann über „domnidei“, „damneidei“ schließlich zu Dambedei geworden. Eine Variante, bei der nicht ein Segensspruch, sondern eine lateinische Bezeichnung Ursprung von Dambedei ist, ist die Ableitung von „domini panis dei“ (Brot Gottes des Herrn).
  • Ableitung aus dem Französischen
    Auch aus dem Französischen könnte Dambedei durch Missverstehen der Phrase „dame de dieu“ (Mutter Gottes) entstanden sein. Der Dambedei wäre dann in Wahrheit eine weibliche Dambedei oder hätte beim Überschreiten der Grenze vom Elsass nach Baden auch sein , bzw. ihr Geschlecht gewechselt.
  • Eine zweite französische (bzw. lateinisch-französische) Variante wäre die Ableitung von „d’homme petits“ (kleiner Mensch) oder „dam petit“ (kleiner Herr).
  • Der Dambedei als Trampel?
    Dampelhans bedeutet so viel wie Trampel. Dambedei hätte dann die Bedeutung Trampelgebäck. Hier könnte sich die Ungeschicklichkeit so manchen Hobbybäckers die Gestalt des Dambedeis mehr als grob auszuformen als Charakterattribut auf den Dambedei selbst übertragen haben.
    „Dei“, „Deih“ oder „Deie“ hat bei dieser Ableitung schlicht die Bedeutung „Gebäck, das zu einer bestimmten Jahreszeit oder einem bestimmten Anlass gebacken wird. Im Namen Dambedei wäre somit weder weihnachtliches noch christliches, heidnisches, französisches oder lateinisches enthalten.
  • Bezeichnung in anderen Regionen
    In anderen Regionen Deutschlands gibt es sehr ähnliche Gebäcke, die als Stutenkerl, Weckmann oder Klausenmann bezeichnet werden.

    Im südlichsten Teil Deutschlands und in der deutschsprachigen Schweiz wird die Teigfigur auch manchmal Grättima genannt.

In einem alemannischen Lexikon findeich:

Weckmann (Hefegebäck zum Nikolaustag)
Südbadisch
➔ Grättimann, Grättima, alemannisch und Schweizerdeutsch,

Schwäbisch, ➔ Klausenmann

Elsässisch, ➔ Mannala

Wie er auch immer heißt. Er schmeckt vorzüglich, und gehört zumindest für mich immer zu Nikolaus dazu.