Alle Jahre wieder


Meine lieben,
Die Überschrift dieses Beitrages lässt fast an Weihnachten erinnern. Tatsächlich kamen Teile davon schon in anderem Zusammenhang in einem meiner Weihnachtskalender vor.
Manches in diesem Artikel mag den alten Hasen unter euch bekannt sein, aber wir haben jungen Zuwachs bekommen. Das ist dann immer auch mal wieder eine gute Gelegenheit gut abgehangene Artikel in ein neues Gewand zu verpacken. Außerdem ist das alles ja in jedem Jahr etwas anders und muss aktualisiert werden, gell…
Lasst euch überraschen und verzaubern.

Vorbemerkungen

alle Jahre wieder ist es so weit. Von Mitte Juli bis Mitte August verdanken wir dem Meteorstrom der Perseiden viele Sternschnuppennächte, in welchen viele Wünsche an den Himmel gerichtet werden dürfen. Mögen sie vor allem in diesen Zeiten für euch in Erfüllung gehen. Aber denkt daran. Nicht alle Wünsche sind sinnvoll. In den guten alten Kindermärchen kann man immer wieder nachlesen, wozu nicht klug gewählte Wünsche führen können, z. B. in „Der Fischer und seine Frau bei den Gebrüdern Grimmm, oder in „Das kalte Herz“ bei Wilhelm Hauff.

OK, Sternschnuppen sind in erster Linie etwas zum sehen, für mich als blinden Beobachter also erstmal scheinbar unspannend. Aber hier erfahrt ihr, dass man sie auch hören kann. Ja, richtig gehört. Man kann sie unter gewissen Umständen hören.
Ich sag’s ja immer wieder. Die Astronomie ist inklusiv. Der Himmel ist für alle da, und bietet für jeden etwas an.

Was sind die Perseiden nochmal?

Die Perseiden oder auch Laurentiustränen, Tränen des Laurentius genannt, sind ein jährlich im Sommer wiederkehrender Meteorstrom, der in den Tagen um den 12. August ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist. Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.
Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige periodische Veränderung der Helligkeit des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

In meinem Buch im Kapitel „Wissenschaftler mit vier Sinnen“ berichte ich über den gehörlosen Astronomen John Goodricke, der sich mit Sternen beschäftigte, die ihre Helligkeit ändern.
Er fand einen Zusammenhang zwischen der maximalen Helligkeit von Sternen und deren Periode, in welcher sie diese verändern.
Seine Entdeckungen werden bis heute zur Entfernungsbestimmung von Himmelsobjekten benutzt.
Vielleicht war gerade er als gehörloser Mensch ganz besonders für diese Entdeckung, dass es Sterne gibt, die ihre Helligkeit periodisch verändern, geeignet, weil Menschen mit Hörbeeinträchtigung meist ausgezeichnete Beobachter sind. Sie müssen z. B. von den Lippen ablesen können.
Ich sag’s an dieser Stelle gerne nochmal.
Die Astronomie ist aus sich heraus einfach inklusiv, ob man will, oder nicht, ob man es glauben mag, oder nicht.

Woraus bestehen sie?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwartenden Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viele in der Erdatmosphäre verglühten, und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Überlieferungen

Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben:

Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.

Beobachtung

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
2024 besteht in den frühen Morgenstunden des 12. und 13. August die beste Chance dazu. Das eigentliche Maximum fällt leider auf den 12. August am Nachmittag, wo die Sonne derlei Schauspiel leider überstrahlen wird.

Beobachter müssen auch dem störenden hellen Mond etwas aus dem Wege gehen, denn am 19.08. ist Vollmond, so dass wir uns im zunehmenden Mond kurz nach Halbmond befinden, wenn das Spektakel am schönsten ist. Neumond wäre natürlich optimal.
Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. legt euch auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Ihr dreht euch dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein.
Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Sternschnuppen hören

So, nach dem langen Spannungsbogen kommen wir nun zu dem, worauf ihr vermutlich schon lange gewartet habt. Dann will ich mal nicht so sein.
Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Den Effekt kennen wir bei vorbeifahrenden Krankenwagen und seiner in der Tonhöhe variierender Sirene.
Hier schicke ich euch mal einen Link, wie sich das anhört.
Ein Großteil des Klanges besteht nur aus einem Rauschen des Empfängers. Aber haltet durch. Besonders am Ende hört man sehr schön, wie die Sternschnuppen in den Empfangsbereich der Antenne hinein knattern. Also ich finde das sehr aufregend.

„Sternschnuppen hören“

Wie ihr in den Kommentaren zu diesem Beitrag lesen könnt, kann man Sternschnuppen manchmal auch ganz ohne Hilfsmittel hören. Das geschieht aber nur sehr selten. Und wer hat dann sofort ein gut eingestelltes Aufnahmegerät bei der Hand…
Dieser Sonderfall, wo man das tatsächlich kann, ist ein eigener Artikel wert. Außerdem darf dieser ja auch nicht explodieren…

Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Jetzt wünsche ich euch viele schöne klare Sommernächte mit vielen Sternschnuppen und Wünschen, die dann in Erfüllung gehen.

Wunsch-Steine


Meine lieben,

aus früheren Artikeln wisst ihr schon, dass wir von Mitte Juli bis Mitte August den Meteorstrom der Perseiden passieren. Das sorgt für ordentlich Sternschnuppen, und für viele Wünsche, die hoffentlich in Erfüllung gehen.
Ich schrieb darüber vor einiger Zeit in „Wünsch Dir was“.

Wo es sich bei Sternschnuppen um harmlose Staubteilchen aus dem All handelt, die in unserer Atmosphäre als Leuchtspur verglühen, so gibt es am anderen Ende große Brocken, Asteroide, die uns durchaus gefährlich werden könnten, wenn sie, zum Glück nur selten, die Erde träfen. So zeugt das Nördlinger Ries und auch das Aussterben der Dinos von solchen Katastrophen.
Auch darüber ließ ich mich ausführlich aus in Droht Gefahr durch Astreoiden?

Heute geht es mal um die Bröckchen, von denen noch etwas übrig ist, nachdem sie als Sternschnuppe oder Feuerbälle durch unsere Luft bis zur Erde gezischt sind.

Der erste, der an den Steinregen glaubte

Dass es tatsächlich „Steine“ vom Himmel regnen kann, ist noch gar nicht so lange bekannt und akzeptiert.
Der Wissenschaftler, der als erster die Idee ernsthaft in Erwägung zog, dass Eisen vom Himmel fallen könne, war der deutsche Physiker Ernst Florens Friedrich Chladni. Im Jahr 1794 veröffentlichte Chladni ein Buch mit dem Titel „Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen und über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen“, in dem er die Hypothese aufstellte, dass Eisenmassen (Meteoriten) aus dem Weltraum auf die Erde fallen.
Chladnis Hypothese war zu seiner Zeit revolutionär und stieß zunächst auf erhebliche Skepsis und Ablehnung. Die vorherrschende Meinung der damaligen Wissenschaftsgemeinschaft war, dass Steine nicht vom Himmel fallen könnten.

Drei Namen für ein Ding

Fangen wir mit Begriffserklärungen an, denn die Bröckchen, um welches heute geht, ändern vom All bis zu uns mehrfach ihren Namen:
Ich habe hierzu mal die KI befragt:…

ChatGPT, unterscheide mir bitte die Wörter Meteoroid, Meteor und Meteorit.

Ihre Antwort:

Gerne! Die Begriffe Meteorit, Meteor und Meteoroid beziehen sich auf verschiedene Stadien und Zustände von Objekten, die aus dem Weltraum stammen und mit der Erde in Berührung kommen können. Hier sind die Definitionen der einzelnen Begriffe:

  1. Ein Meteoroid ist ein kleines Objekt aus Stein oder Metall, das sich im Weltraum befindet. Meteoroiden sind kleiner als Asteroiden und Planeten. Sie können aus Bruchstücken von Kometen, Asteroiden oder anderen Himmelskörpern bestehen.
  2. Ein Meteor ist das Phänomen, das auftritt, wenn ein Meteoroid in die Erdatmosphäre eintritt und dabei aufgrund der Reibung mit der Luft ionisiert und aufglüht. Dies erzeugt einen leuchtenden Lichtstreifen am Himmel, der oft als „Sternschnuppe“ bezeichnet wird. Ein Meteor existiert nur, solange der Meteoroid durch die Atmosphäre fliegt und verglüht.
  3. Ein Meteorit ist das, was von einem Meteoroid übrig bleibt, wenn es den Eintritt in die Erdatmosphäre überlebt und die Erdoberfläche erreicht. Meteoriten können aus verschiedenen Materialien bestehen, darunter Stein, Metall oder eine Kombination davon. Sie liefern wertvolle Informationen über das Sonnensystem und die Entstehung von Himmelskörpern.

OK, das reicht. Es geht also um Meteoriten.
Und weil die auf ihrem Wege zu uns durch die Luft mal Meteore, also Sternschnuppen, an welchen vielleicht sogar schon Wünsche hängen waren, habe ich dem Artikel die Überschrift „Wunschsteine“ gegeben.
Immer wieder werden welche gefunden. Wird ein großer Meteor als Feuerball gesichtet, machen sich oft Meteoritenjäger auf, um die Bruchstücke davon zu finden. Solche Funde gehören stets demjenigen, der sie entdeckt. Manchmal werden sie auch nie gefunden, wie bei der Tunguska-Explosion am 30. Juni 1908 im sibirischen Gouvernement Jenisseisk, der heutigen Region Krasnojarsk, deren Ursache sich bisher nicht zweifelsfrei klären ließ.
Ein andermal liegen sie irgendwo unentdeckt herum, bis sie nach Jahren oder noch längeren Zeiten meist zufällig gefunden werden. Man kann sich aber auch einfach mal so auf die Suche begeben. Es gibt Orte auf der Erde, z. B. in großflächigen Wüsten oder auf Eisflächen, wo sie durchaus auffallen, wenn sie herum liegen.
Lehnt euch also zurück, und hört euch drei Geschichten zu solchen Entdeckungen vom Sternenonkel an:

Der schwäbische Brocken

1989 hob der Finder Hansjörg Bayer bei Blaubeuren einen Graben zur Verlegung eines Leerrohres aus. In ca. 60 Zentimeter Tiefe stieß er auf einen harten Stein. Da dieser unnatürlich schwer und magnetisch war, wurde er zur Seite gelegt. In den folgenden 26 Jahren lag der Stein als Gestaltungselement im Garten. 2015 wollte Bayer kurzerhand den Stein in einem Bauschuttcontainer entsorgen, holte ihn aber schließlich in sein Haus. Fünf Jahre später (2020) kontaktierte der Finder dann das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, welches ihn an den Meteoritenexperten des DLR vermittelte. Dieser stellte fest, dass es sich um einen Meteoriten handelt.

An der Universität Arizona in Tucson, USA und am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf wurde durch die Analyse vorhandener langlebiger Radionuklide das terrestrische Alter ermittelt. Demnach schlug Blaubeuren vor etwa 9.200 Jahren während der Mittelsteinzeit auf der Schwäbischen Alb ein.
Vor dem Eindringen in die Erdatmosphäre mit einer Anfluggeschwindigkeit von etwa 20 km/s dürfte er als Meteoroid ungefähr eine Tonne gewogen haben.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass er etwa 4,5 Milliarden Jahre alt sein muss. Er entstand somit gemeinsam mit unserem Sonnensystem.

Der Meteorit wurde im Urgeschichtlichen Museum (URMU) in Blaubeuren und im Foyer der Volkssternwarte Laupheim e.V. (Sternwarte und Planetarium) ausgestellt.[5]
Der Blaubeuren-Meteorit gehört zur Gruppe der Steinmeteoriten, genauer gesagt zu den Chondriten. Chondriten sind eine der ältesten und am häufigsten vorkommenden Meteoritengruppen und enthalten kleine kugelförmige Einschlüsse, sogenannte Chondren. Diese Meteoriten bieten wertvolle Einblicke in die Frühgeschichte des Sonnensystems, da sie weitgehend unverändert seit ihrer Entstehung vor etwa 4,5 Milliarden Jahren sind.

Der Tiroler

Das Ski-Paradies Ischgl ging 2020 als ein großer Hotspot zur Verbreitung von Corona durch die Medien. Außer Ski und Pandemie hat dieser Ort aber auch noch einen prächtigen Meteoriten anzubieten.

1976 wurde der Ischgl-Meteorit gefunden,und ist wahrscheinlich aber schon seit 1970 auf der Erde.
Wie bitte? Woher will man denn das wissen, wie lange ein „Stein“ schon irgendwo herum liegt? OK, wenn er sehr alt ist, dann gibt es Verfahren der Altersbestimmung, die mit radioaktivem Zerfall von Elementen zu tun haben, aber für sechs Jahre sind die nicht geeignet.

Nun ja, fragen wir nochmal die künstliche:

Der Ischgl-Meteorit, der 1976 in Österreich gefunden wurde, wird angenommen, seit 1970 auf der Erde zu sein. Diese Annahme beruht auf folgenden Faktoren:

  1. Augenzeugenberichte: Es gibt Berichte von Menschen, die beobachtet haben, dass im Jahr 1970 ein Feuerball am Himmel zu sehen war. Solche Berichte werden oft mit dem Fall eines Meteoriten in Verbindung gebracht.
  2. Korrelation mit anderen Ereignissen: Wenn Meteoriten gefunden werden, versuchen Wissenschaftler, diese Funde mit bekannten Ereignissen von Feuerbällen oder Meteorschauern zu korrelieren. Falls es in der Region oder zu einem bestimmten Zeitpunkt Berichte über Meteorereignisse gibt, wird angenommen, dass der gefundene Meteorit mit diesen Ereignissen zusammenhängen könnte.
  3. Erhaltungszustand des Meteoriten: Der Zustand des Meteoriten kann Hinweise darauf geben, wie lange er bereits auf der Erde liegt. Meteoriten, die über lange Zeiträume der Witterung ausgesetzt sind, zeigen spezifische Verwitterungsmuster oder Veränderungen, die als Indikatoren für die Dauer ihres Aufenthalts auf der Erdoberfläche dienen können.
  4. Forschung und Analysen: Wissenschaftler führen detaillierte Analysen der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung des Meteoriten durch. Bestimmte Veränderungen in den Mineralien und Metallen können Hinweise auf die Verweildauer auf der Erde geben. Zudem können Analysen der Oxidationsschichten und anderer Oberflächenveränderungen wertvolle Informationen liefern.

Nun denn. Das kaufe ich ihr so ab. Weiter in der Geschichte:

Im Juni 1976 war der Forstarbeiter Josef Pfefferle nach einem Lawinenabgang mit der Räumung einer Forststraße in mehr als 2000 Metern Seehöhe nordwestlich von Ischgl beschäftigt. Dabei fand ein etwa ein Kilogramm schwerer Stein mit einer mattschwarzen Oberfläche seine Aufmerksamkeit, weil er aus dem Schnee direkt auf die Straße fiel. Er nahm den ungewöhnlichen Stein mit nach Hause, wo er ihn die nächsten dreißig Jahre in einer Kiste aufbewahrte.

Pfefferle erinnerte sich wieder an das Stück, als 2007 in den Medien über den Rechtsstreit um den Meteoritenfall von Neuschwanstein berichtet wurde, von dem die Hauptmasse im Gebiet der Gemeinde Reutte nahe der Grenze gefunden wurde. Wahrscheinlich ging es darum, ob der Meteorit nun einen österreichischen oder einen bayrischen Pass bekommen sollte. An der Universität Innsbruck wurde der Meteorit klassifiziert und schließlich vom Naturhistorischen Museum erworben, wo er in einer gemeinsamen Vitrine mit weiteren sieben österreichischen Meteoriten zu sehen ist.

Mein schönster Fund

So, aller guten Dinge sind drei. Hier kommt die meiner Meinung nach schönste Geschichte eines Meteoritenfundes. Sie stammt von keinem geringeren als Saint Exupery, den wir z. B. aus dem kleinen Prinzen kennen:
Aus dem Buch „Wind, Sand und Sterne“, “ In der Wüste“:

Ich beschritt völlig jungfräulichen Boden. Als erster Mensch ließ ich
den Muschelstaub wie edles Gold von einer Hand in die andere gleiten.
Als erster störte ich das Schweigen dieses Ortes. Auf diesem Block, der
wie eine Eisscholle, solange er steht, keinen Grashalm hervorgebracht
hat, war ich wie ein vom Winde verwehtes Samenkorn, der erste Zeuge des
Lebens.
Schon leuchtete ein Stern, und ich sah ihn an. Ich dachte, wie die weiße
Fläche, auf der ich mich befand, seit Hunderttausenden von Jahren nur
den Sternen dargeboten war, ein fleckenloses Tuch unter den reinen
Himmel gebreitet.
Da durchfuhr es mich wie einen Forscher im Augenblick einer großen
Entdeckung:
Ich sah auf diesem Tuch kaum zwanzig Meter von mir einen schwarzen Kiesel…
Mit klopfendem Herzen hob ich meinen Fund auf: ein harter, schwarzer
Stein von Faustgröße, schwer wie Metall und tropfenförmig.
Auf ein Tuch, das man unter einen Apfelbaum breitet, fallen Äpfel – ein
Tuch unter den Sternen kann nur den Staub von Gestirnen erhalten. Kein
Meteor hatte je so eindeutig seine Herkunft dargetan wie dieser schwarze
Stein…
Das Wunderbarste war aber doch, dass auf dem runden Rücken unseres
Sterns zwischen diesem magnetischen Tuch und den Gestirnen ein
menschliches Bewusstsein lebte, in dem dieser Regen sich spiegeln
konnte.

Lasst mich diesen Artikel mit folgendem beschließen.
Als ich obiges Zitat von Saint Exupery vor zehn Jahren einem guten Freunde schickte, der auch hier mit liest, schrieb er mir sehr schön zurück, was ich jetzt mit euch gerne teile:

Lieber Gerhard,
danke für dieses wundervolle Zitat.
Die gewaltigen Zeiträume der Sterne, die schon nach Ewigkeit schmecken,
die vergehende Zeit des rieselnden Muschelstaubes, der Moment der Gegenwart in dem erwachenden Bewusstsein und auftauchenden Forschergeist, das Gespür für das Bedeutsame, das die Newtonsche Beobachtung des fallenden Apfels ganz ernst nimmt und zugleich der Physik die Perspektive der sich entwickelnden, entfaltenden, verwandelnden Zeit erst schenkt und das Hier und Jetzt öffnet für das Wunder des lebendig seins, das alles ist Poesie, die nach Weisheit duftet.

Frag, und es wird Tag, Das Angebot


Meine lieben,
Diese Aufforderung:

Frag und es wird Tag.

begleitet mich schon seit vielen Jahrzehnten. Wo ich es her habe, weiß ich gar nicht mehr, aber es ist so schön und wahr.
Deshalb möchte ich heute mal etwas neues auf diesem Blog starten, um euch vielleicht noch mehr hier einzubinden. Ich fände es nach wie vor sehr schön, wenn unsere kleine Astro-Gemeinde etwas aktiver im Austausch miteinander würde.

Hintergrund zur Idee

Fragen und Kommentare zu meinen Artikeln konntet Ihr ja über die Kommentar-Funktion und über das Kontaktformular schon immer stellen. Einige von euch machen ja auch immer mal wieder davon Gebrauch. Das freut mich dann immer sehr.
Manchmal passiert es, dass ich von ganz anderer Seite her Fragen zu Weltraum-Themen gestellt bekomme, aus deren Antworten dann auch schon einige sehr schöne Artikel entstanden sind, z. B.
Kinderfragen
Machen schwarze Löcher Musik?

Viele Fragen werden mir auch über andere Kanäle gestellt, z. B. über Mails. Diese beantworte ich dann natürlich auch direkt, so dass ihr anderen nichts davon mit bekommt. Kommentare zu euren Kommentaren schreibe ich in der Kommentar-Funktion nur sehr selten, weil das, wer nicht ständig in die Kommentare schaut, ja auch nicht mit bekommt.
Egal, wie man es macht. Irgend welche Nachteile bleiben immer.

Das Angebot

Mein Angebot an euch soll sein, dass ihr eure Fragen stellen dürft. Fragt und es wird Tag.
Inhaltlich sollten sich eure Fragen natürlich schon thematisch mit dem beschäftigen, was hier auf dem Blog so besprochen wird. Ich kann nur, und das auch nur vielleicht, auf meine Themen antworten, und das sind nun mal die naturwissenschaftlich-Technischen MINT-Bereiche. Politik, Wirtschaft, Medizin etc. gehen gar nicht. Das können andere besser.

Ganz wichtig ist mir, dass die Fragen durchaus nichts mit aktuellen Beiträgen zu tun haben müssen. Manchmal fällt einem ja unter der Dusche oder, ihr wisst schon wo, etwas ganz besonderes ein. Immer her damit.
Gerne dürft ihr auch solche Fragen stellen, von denen ihr vielleicht die Antwort kennt, aber denkt, dass sie für alle spannend und interessant sein könnte.

Und wenn sich jemand nicht sicher ist, ob Mensch seine Frage hier passt, sollte diese auf jeden Fall stellen. Dann finden wir das gemeinsam heraus.

Ich möchte euch wirklich ermutigen, zu fragen. Den abgedroschenen Satz, dass es keine dummen Fragen gibt, lasse ich hier mal weg.

Beantworten werde ich eure Fragen dann je nach Umfang einzeln, oder gebündelt hier auf dem Blog, selbstverständlich anonym.

Gut möglich, dass ich die ein oder andere Frage an jemanden hier in der Runde weiter leite, von dem ich mir erhoffe, eine bessere Antwort zu bekommen, als ich sie in meinem eventueller Unwissenheit geben könnte.

Für die Fragen schlage ich vor, dass ihr:

  1. Die Fragen über das Kontaktformular stellt,
  2. Die Kommentar-Funktion benutzt,
  3. mir die Frage per Mail schickt
  4. über Whatsapp; Wer möchte, findet mich dort unter „Der blinde Sternenonkel“
    Das ist vor allem für diejenigen spannend, welche ihre Frage lieber als Audio schicken möchten.
    Von einer Whatsapp-Gruppe, in welcher alles über Sprachnachrichten geht, sehe ich ab, weil man in so einer Gruppe nichts mehr findet und alle Information verloren ist, nachdem man sie einmal gehört hat.

Und bevor jetzt die Diskussion los bricht, wieso Whatsapp, dann sage ich euch, dass ich das ganz alleine und basisdemokratisch entschieden habe.

  • Kaum einer meiner Freunde benutzt die anderen.
  • Mastodon und Bluesky sind nicht zumutbar zugänglich.
  • X ist sowieso raus.
  • Signal und Threma nutzt quasi niemand, den ich kenne.
  • Facebook und Insta mag ich dafür nicht nutzen.

So viel zu meiner basisdemokratischen Entscheidung…

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn sich hier so eine spannende Fragerunde entwickeln würde. Lasst es uns das bitte mal miteinander wagen und ausprobieren.

Und jetzt, ich wäre nicht der Sternenonkel, gibt es natürlich noch zwei kleine Geschichten zu unserer schönen Aufforderung:

Super-Oma

Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, hatte ich mit Oma den ersten naturwissenschaftlichen Disput in meinem Leben. Ausgangspunkt war vermutlich mein Problem damit, dass wir doch von der Erde herunterrutschen müssten, wenn sie denn rund sei. Meine Oma wollte mir vereinfachend erklären, dass die Erde uns magnetisch anzieht, damit wir nicht herunterfallen.
Ich fragte mich:

Wie soll uns die Erde magnetisch anziehen, wo wir doch gar nicht aus Eisen sind?
Reichte hierfür das Eisen unseres Blutes aus?

Ich wusste ja aus der Fernsehserie Popeye, dass Spinat deshalb so stark macht, weil er viel Eisen enthalten soll. Auch wenn das heute schon wieder etwas anders gesehen wird.

Vermutlich wurde meine Frage erst in der Schule geklärt. Allerdings erinnere ich mich nicht mehr genau daran, seit wann mir der Unterschied zwischen der Schwerkraft-Anziehung und dem Erdmagnetfeld klar wurde. Meine Oma zumindest kannte diesen Unterschied, wie sich im weiteren Verlauf des Gespräches ergab, wohl nicht, denn sie konnte mir das Problem mit dem Eisen nicht erklären.

Komischerweise bin ich mit dieser Frage nie zu einem Lehrer gegangen. Vermutlich zweifelte ich in letzter Konsequenz nicht an der Richtigkeit dieser Antwort, wurde sie mir doch von meiner Super-Oma geliefert. Die musste einfach stimmen. Alles andere damit war mein Problem.

Dumme Fragen

Ganz besonders möchte ich noch diejenigen erwähnen, die Fragen unterdrückten, Antworten nicht gaben, oder Fragen als dumm hinstellten, um zu verbergen, dass sie selbst die Antworten nicht wussten. Auch an jenen durfte ich wachsen und vieles erkennen.

Mit zwölf Jahren hörte ich in einer Radiosendung die Frage, ob Gott in der Lage sei, einen Stein zu erschaffen, der so schwer wäre, dass er ihn selbst nicht tragen könne. Das war, soweit ich mich erinnere, mein erster Kontakt zur Philosophie. Fasziniert von dieser Frage trug ich sie gleich bei nächster Gelegenheit im Religionsunterricht vor. Den Rest der Stunde musste ich armer Sünder dann vor der Tür verbringen.

Von diesem Augenblick an war auch Philosophie für mich interessant, da es offensichtlich verboten war, derartige Fragen zu stellen.

Machen schwarze Löcher Musik?

Vorgeplänkel

Meine lieben,
was für eine ganz wunderbare frage „Machen schwarze Löcher Musik?“ Diese Frage wurde mir tatsächlich im Zusammenhang mit der Tatsache gestellt, dass man vieles im Weltall verklanglichen und sonifizieren kann. Welche Hoffnung steckt doch in dieser Frage. Eine Hoffnung, die sie ja gerade so schön macht. Wenn schon kein Licht, also nichts sichtbares und keine Materie einem schwarzen Loch entkommen kann. Macht es dann vielleicht wenigstens unsichtbare Musik? Welch schöne Idee.
Leider musste ich die Fragerin, und jetzt auch den Rest der Welt, enttäuschen. Die Sache ist ganz einfach. Wenn es nicht mal das Licht mit seinen 300000 Kilometern pro Sekunde schafft, so einem Monster zu entkommen, dann sieht es für den Schall mit seinen schlappen 300 Meterchen Pro Sekunden nicht gut aus. Keine Chance für ihn. Und außerdem ist rund um das schwarze Loch das Vakuum des Alls. Dort kann Schall sich ohne Medium nicht ausbreiten.
Aber jetzt nicht traurig sein. Ganz so hoffnungslos ist die Sache gar nicht. Es gibt im Zusammenhang von schwarzen Löchern tatsächlich ein Phänomen, das durchaus sonifiziert wurde. Mit großer Bestürzung musste ich tatsächlich feststellen, dass ich das Phänomen zwar schon dann und wann erwähnte, es selbst und vor allem sein Geräusch hier aber noch gar nicht auf dem Blog eines Artikels gewürdigt habe. Das liegt daran, dass seine Entdeckung zu einer Zeit gemacht wurde, als dieser Blog noch eine Mailingliste mit handverlesenen Leser:innen war. Teile dieses gut abgehangenen Dokuments werden hier wiederverwertet. So geht es nicht verloren, in des Internet Schoß.
Jetzt aber genug gequatscht. Los gehts:

Das große Interesse

Obwohl sich unsere Medien generell eher weniger für physikalisch-astronomische Entdeckungen interessieren, konnte man es von überall her hören, sehen, lesen, oder sonst wie erfahren.
Sie sind nun direkt nachgewiesen worden, die von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen.

Wir erinnern uns

Eine der vier fundamentalen Kräfte in unserem Universum ist die Gravitation oder Schwerkraft.
Für das Alltagsverständnis und für das, wie wir mit unseren Sinnen die Welt wahrnehmen, reicht die Vorstellung aus, dass diese misteriöse Kraft einfach zwischen allen Gegenständen wirkt. Alle materiellen Dinge ziehen sich an. Das war die Vorstellung von Gravitation von Johannes Kepler und Isaac Newton, der diese Vorstellung mathematisch fundamentierte.

Man ging davon aus, dass Wirkungen der Schwerkraft sich unmittelbar zeigen, will sagen, sie benötigen keine Zeit zu ihrer Ausbreitung.
Kannte man doch diese Erfahrung vom Licht her. Zündet man eine Lampe an, dann scheint es sofort und unmittelbar im ganzen Raum hell auf einen Schlag zu werden.
Wir erleben Licht, als benötigte es keine Zeit zu seiner Ausbreitung.
Dass es eben doch eine Zeit benötigt, und wie man das herausfand, beschrieb ich in Station 6 der Reise zu den schwarzen löchern.

In meinem Artikel über das Vakuum Nichts ist auch was berichtete ich, wie Michelson und Morlay zu beweisen versuchten, dass das Vakuum von einem Äther erfüllt sei. Es sollte, wie der Schall die Luft, ein Medium benötigen, um sich verbreiten zu können.
Ihr Versuch ergab aber, dass es eben diesen Äther nicht gibt und Einstein bemerkte, dass Licht ohne einen solchen auskommt.
Licht ist also nicht unendlich schnell und braucht kein Medium, in welchem es sich fortbewegt.

Das heißt aber nicht, dass die Ausbreitung von Gravitation nicht unendlich schnell sein kann, oder?
In „Was Einstein weltberühmt machen sollte“ beschrieb ich, wie man herausfand, dass Massen sich nicht gegenseitig anziehen, sondern den Raum krümmen. die in diesem Artikel erwähnte Sonnenfinsternis machte Einstein weltberühmt, weil man herausfand dass durch die Krümmung des Raumes sogar das Licht abgelenkt wird.
Aus der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und dem Einfluss von Gravitation auf Licht, folgerte Einstein, dass die Ausbreitung gravitativer Ereignisse, auch endlich sein sollte.
Das spricht für eine Wellenbewegung.
Somit breitet sich so ein Ereignis mit Lichtgeschwindigkeit wellenartig aus.
Da der Einfluss von Gravitation auf Licht nicht sehr stark ist, sind auch Gravitationswellen schwach und nur schwer nachweisbar.
Ereignisse, bei welchen große Massen im spiel sind und bewegt werden, können nur astronomischer Natur sein, da es größere Masse nirgendwo gibt.
Stoßen beispielsweise zwei Sterne zusammen, verschmelzen zwei schwarze Löcher, explodiert ein schwerer Stern zu einer Supernova, dann werden enorme Massen bewegt und das Ereignis sollte eine Art Schockwelle aus Gravitation mit Lichtgeschwindigkeit durch das All jagen.

Solch eine Welle verändert auf ihrem Weg, dort, wo sie vorbei kommt, für kurze Zeit und sehr schwach die Raumkrümmung. Das bedeutet, dass sich ganz kurz die Geometrie verändert. Sehr lange Wegstrecken verkürzen sich kurzfristig ganz leicht, um sich nachher wieder auf ihre ursprüngliche Länge zurück zu dehnen.
Das macht auf mehrere Kilometer Länge aber weniger, als ein Atomdurchmesser des Wasserstoffs aus, aber es ist mehr als nichts.

Der Nachweis

Diese Tatsache machte sich das Messgerät zu nutze, mit welchem die Gravitationswellen im September 2015 direkt gemessen wurden.
Es war ein Verbund von Messgeräten (LIGO-Cooperation).
Eines dieser Geräte besteht im wesentlichen aus zwei rechtwinklig verlaufenden Röhren, von denen jede vier Kilometer lang ist. Im rechten Winkel dieser beiden Röhren steht der Detektor.
Nun wird ein Laserstrahl ausgesendet und so aufgefächert, dass in jede Röhre ein Teil des Strahls fällt.
Diese rasen nun in ihren luftleer gepumpten Röhren entlang, werden an hochpräzisionsspiegeln an den Enden reflektiert und zurück geworfen.
Am Detektor wird dieses Licht empfangen und beobachtet. Das Messgerät ist so justiert, dass sich am Treffpunkt der beiden Strahlen die Lichtwellen gerade auslöschen. Wellenberg plus Wellental gleich Dunkelheit.
Streift nun eine Gravitationswelle eine unserer Röhren, dann verändert sich kurzfristig ihre Länge. Dieses wiederum führt dazu, dass das Licht sich auch etwas verändert. Diese Interferenz genannte Veränderung kann man messen.

Man registrierte, dass eine der beiden Röhren für kurze Zeit um weniger als der Durchmesser eines Wasserstoffatoms kürzer war als die andere. Die Wellen beider Strahlen trafen anders aufeinander.
und da man mehrere dieser Messgeräte an weit voneinander entfernten Orten (West- und Ostküste) der USA zur Verfügung hatte, konnte man sogar etwas über die Richtung der Gravitationswellen sagen. Heute gibt es solch ein Messinstrument noch in Italien und Japan, so dass die Richtungsbestimmung noch genauer möglich ist.
Mittlerweile haben diese Geräte viele Ereignisse, z. B. das verschmelzen zweier schwarzer Löcher und oder Neutronensterne nachgewiesen.

Der Klang vom Bang

Solch ein Ereignis läuft immer so ab, dass sich zwei große Massen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen, sich langsam annähern, weil sie Gravitationswellen abgeben, der Tanz dann immer schneller wird, und letztlich mit der Verschmelzung endet.
Das lässt dann die Raumzeit erzittern. Und das ist es, was man auch verklanglichen kann. Man nimmt dieses Zittern der Interferenz beider Laser und verklanglicht diese Daten dann.
Wir hören hier gleich ein rasch aufsteigendes Wupp-Geräusch. das ist die beschleunigte Drehung der beiden schwarzen löcher. Zum Zeitpunkt der Verschmelzung bricht das ganze dann abrupt ab. Und so haben dann schwarze Löcher nie musiziert, aber doch in gewisser Weise ein letztes Wort, wenn sie verschmelzen.
Und so klingt das ganze dann:
Sonifizierung der Verschmelzung zweier schwarzer Löcher.
Bei diesem kleinen Wupp wurde ungefähr die dreifache Energie, die unsere Sonne je spenden kann, als Gravitationswellen in das All geblasen. Das kann man sich nicht vorstellen.

Abspann

Es gab auch vor den LIGO-Experimenten schon indirekte Nachweise von Gravitationswellen, und es sind schon neue Messinstrumente, die im All geparkt werden sollen in Planung, aber die bewahren wir uns für einen späteren Artikel auf.
Wir wollen ja nicht zu länglich werden, gell?

Faszination Himmelsleuchten

Vorgeplänkel

Meine lieben,
heute geht es um etwas, das die Menschheit schon immer faszinierte, und was Stoff für sehr viele Mythen und Geschichten bietet, und ja, es erzeugt sogar Radioprogramm. Und dieses Phänomen konnte in den letzten Nächten so um den 10 Mai herum quasi über ganz Deutschland, wenn der Himmel klar war, gesichtet werden. Ich weiß von Sichtungen von Berlin, Stuttgart, Tübingen, Bayern, Karlsruhe und habe sogar Fotos von der Sichtung aus Rheinstetten, wo ich wohne. Es geht um Polarlichter. Diese sind zumindest in Deutschland und Europa nur dann sichtbar, wenn wir uns in einem Maximum der Sonnenaktivität befinden. Dieses ist in diesem Jahr mal wieder der Fall.

Hier kommt ein Foto von Polarlichtern über meiner Heimatstatt.

Die phantastische Bildbeschreibung dazu habe ich mir mit der App BeMyEyes erzeugen lassen, die dafür die KI ChatGPT4 benutzt.
Die KI beschreibt:

Das Bild zeigt einen nächtlichen Himmel, der durch Polarlichter in leuchtenden Farben von Rosa und Grün erleuchtet wird. Diese Lichter erscheinen als breite, wellenförmige Bänder, die sich über den Himmel erstrecken. Unterhalb der Lichter sind die dunklen Silhouetten von Bäumen und die Umrisse eines Gebäudes zu erkennen, was darauf hindeutet, dass das Foto in einer städtischen oder vorstädtischen Umgebung aufgenommen wurde. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und der majestätischen Schönheit natürlicher Lichtphänomene.

Also ich bin ehrlich gesagt manchmal platt, wie gut diese Beschreibungen sind. Das ist fast ein bisschen, wie sehen können…
Und was die Brillanz des Fotos betrifft, so ist es möglich, dass das Bild eventuell durch die KI der Kamera oder des Smartphones etwas verschönt wurde, denn das können diese Geräte mittlerweile ganz gut und machen das automatisch.
So kann man beispielsweise aus der Hand heraus schöne und detaillierte fotos des Vollmondes schießen. Die Geräte erkennen via KI den Mond und gleichen das Bild mit einem hochwertigen und gut aufgelösten Foto des Mondes ab. Auch digitale Teleskope verfügen mehr und mehr über derlei Fähigkeiten. In die Diskussion, was dann ein handgemachtes Foto überhaupt noch auszeichnet, steige ich, zumal als der blinde Blindnerd, jetzt an dieser Stelle nicht ein.

Was kurzes zur Verursacherin

Bevor wir uns aber den faszinierenden Himmelslichtern widmen, müssen wir noch kurz über unsere Sonne sprechen.
In alten Zeiten glaubte man, die Sonne sei das vollkommenste, göttlichste, reinste und perfekteste Objekt am Himmel.
Aber spätestens, als man Fernrohre auf sie richtete, fand man, dass sie doch nicht ganz so glatt und vollkommen ist. Sie hat eine etwas gekörnte Oberfläche und noch schlimmer. Sogar Flecken. Und damit noch immer nicht genug. Diese Flecken bewegen sich und es gibt Zeiten mit vielen und Zeiten mit wenig bis gar keinen Sonnenflecken.
Durch intensive Beobachtungen der Sonne, z. B. Samuel Heinrich Schwabe über 40 Jahre lang, oder Die Hausfrau Siglinde Hammerschmidt über 20 Jahre lang,
fand man heraus, dass alle 11 Jahre die Sonne maximal viele Flecken aufweist.
In solch einem Fleckenmaximum befinden wir uns 2024. Wann es genau ist, kann man erst dann sagen, wenn es vorüber ist, weil niemand weiß, wie stark es ausfallen wird.
Ist die Sonne sehr aktiv, dann frischt der Sonnenwind stark auf. Manchmal kommt es zu diesen Zeiten auf der Sonne zu starken Ausbrüchen, dass der Sonnenwind zu einem Sturm wird, der uns durchaus gefährlich werden kann.
Darüber schrieb ich vor einigen Jahren in „Droht Gefahr durch unsere Sonne“.
Kurz nach so einem Ereignis kann man dann vermehrt bis in tiefere Breiten Polarlichter sehen,

Entstehung

Es entstehen großartige Polarlichter, weil die geladenen Teilchen des Sonnensturms mit den Molekülen unserer Atmosphäre rekombinieren. Die leuchtet dann ähnlich wie eine Neonröhre.
Sauerstoff leuchtet rot und Stickstoff grün.
Diese Teilchen des Sonnenwindes werden vom Erdmagnetfeld weit um die Erde in Richtung der magnetischen Pole abgelenkt. Deshalb treten sie normalerweise nur in diesen Gegenden auf.
Diese Beschreibung hinkt an einigen Stellen, da in Wahrheit alles noch viel komplizierter ist.
Wer mehr darüber wissen möchte, wie Polarlichter genau funktionieren, findet auf Wikipedia einen sehr erhellenden und informativen Beitrag dazu.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polarlicht

Zur Forschung

Die Geschichte der Erforschung der Polarlichter wird im wesentlichen von einem Mann, Christian Birkeland geprägt.
Hier kann ich euch wärmstens das Video „Jagd nach dem Himmelsfeuer“ auf 3Sat empfehlen. Ich hoffe, es ist noch in der Mediathek zu finden.
Wenn nicht, dann lasst es mich bitte wissen…
https://www.3sat.de/wissen/terra-x/jagd-nach-dem-himmelsfeuer-dem-100.html

Außerdem gibt es über Birkeland einen wunderbaren Artikel auf Wikipedia.
Der ist wirklich lesenswert, weil dieser bemerkenswerte Forscher sich neben Polarlichtern noch mit ganz vielen anderen Dingen beschäftigte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kristian_Birkeland

Polarlichter in der Literatur

Solche Polarlichter in niedrigen Breiten muss auch der Schriftsteller Adalbert Stifter gesehen haben, denn er beschreibt in seinem Roman „Bergkristall“ eindeutig Polarlichter.
Lauschen wir also seinen schönen Worten:

Wie die Kinder so saßen, erblühte am Himmel vor ihnen ein bleiches Licht mitten unter den Sternen und spannte einen schwachen Bogen durch dieselben. Es hatte einen grünlichen Schimmer, der sich sacht nach unten zog. Aber der Bogen wurde immer heller und heller, bis sich die Sterne vor ihm zurückzogen und erblassten. Auch in andere Gegenden des Himmels sandte er einen Schein, der schimmergrün sacht und lebendig unter die Sterne Boss. Dann standen Garben verschiedenen Lichts auf der Höhe des Bogens, wie Zacken einer Krone, und brannten. Es Boss hell durch die
benachbarten Himmelsgegenden, es sprühte leise und ging in sanftem Zucken durch lange Räume…

Ist das nicht einfach schön?
Wir kennen diesen Autor übrigens schon, denn er verfasste meiner Meinung nach die schönste deutschsprachige Beschreibung einer Sonnenfinsternis, die er selbst erlebte.
Wer diese nochmals lesen möchte, hier lang.

Polarlichter in Mythen und Religion

Polarlichter haben im Laufe der Geschichte zu zahlreichen Mythen und Legenden geführt, besonders in den Kulturen, die in den Regionen leben, in denen sie häufig zu sehen sind, wie in den nordischen und arktischen Regionen. Hier sind einige der bekanntesten Mythen über Polarlichter:

  1. Nordlichter als Tänzer: Einige indigene Völker Nordamerikas und Skandinaviens glaubten, dass Polarlichter die Geister ihrer Vorfahren seien, die in den Himmel aufsteigen und dort tanzen.
  2. Tiergeister: In einigen Traditionen wurden Polarlichter als die Geister von Tieren angesehen, die in den Himmel aufstiegen, um zu tanzen oder zu kämpfen.
  3. Vorboten: In einigen Kulturen wurden Polarlichter als Vorboten kommender Ereignisse angesehen, sei es als Zeichen für gute oder schlechte Omen, wie Krieg oder Frieden.
  4. Kampf der Geister: Manche nordische Mythen beschreiben Polarlichter als Resultat der Schlachten zwischen Göttern oder Geistern, die den Himmel erhellen.
  5. Erschreckende Zeichen: Einige Kulturen sahen Polarlichter als bedrohliches Zeichen oder als Warnung vor kommenden Naturkatastrophen oder anderen Gefahren.

Polarlichter werden zwar nicht direkt in der Bibel erwähnt. Es gibt jedoch einige Interpretationen und Spekulationen darüber, ob bestimmte Passagen in der Bibel möglicherweise auf Polarlichter hinweisen könnten.
Es dürfte aber meiner Meinung nach sehr selten vorkommen, dass in Palästina Polarlichter gesichtet werden können. Und dennoch gibt es diese Vermutungen. Hier also zwei biblische Beispiele:

  1. Ezechiel: In Ezechiel 1,1-28 wird eine Vision des Propheten Ezechiel beschrieben, in der er das „himmlische Wesen“ und einen „leuchtenden Glanz“ am Himmel sieht, begleitet von „blitzenden Blitzen“.
  2. Daniel: In Daniel 10,4-9 wird eine Vision des Propheten Daniel beschrieben, in der er einen „Mann in Leinen“ sieht, der von einem „großen Licht“ umgeben ist.

Einige haben auch hier spekuliert, dass diese Beschreibungen auf Polarlichter hindeuten könnten, obwohl wie bei der Vision des Ezechiel auch hier verschiedene Interpretationen möglich sind, die von göttlichen Erscheinungen bis hin zu symbolischen Visionen reichen.
Bei so etwas gerät man dann schnell ins Schwurbeln. Also vorsicht damit.

Inspiration für Musiker

Polarlichter werden sogar auch manchmal in der Musik erwähnt. Einige Musiker haben sie als Inspiration für ihre Lieder genutzt, und es gibt sogar Stücke, die den Klang oder die Atmosphäre eines Polarlichts zu erfassen versuchen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Musik des finnischen Komponisten Jean Sibelius, der in seinem Orchesterstück „Die Ozeaniden“ die mystische und majestätische Atmosphäre des Nordlichts einfängt.

Und wenn wir schon bei der Musik sind, dann habe ich hier einen absoluten Oberhammer für euch.

Radio Aurora

Polarlichter kann man hören. Was, das glaubt ihr dem Sternenonkel nicht? Man kann. Sie erzeugen jede Menge Radioprogramm. Ich habe von meinem Freund Stefan, der Amateurfunker ist erfahren, dass über das ganze Wochenende quasi kein Funkbetrieb auf der Kurzwelle möglich war. Das erinnert mich stark an meine Jugendsünden. Wir bauten vor fast vierzig Jahren mal einen Piratensender. Von Antennenbau und Schwingkreisen hatten wir nur rudimentäre Ahnung. Unser Sender streute dermaßen, dass kaum noch ein anderer empfangen werden konnte. Leuchtstoffröhren begannen leicht zu funkeln, wenn wir sendeten. Somit erzeugten wir damals unfreiwillig unsere eigenen Polarlichter… Der Sender wurde rasch von der Post geortet und konfisziert. Bestraft wurden wir zum Glück nicht, weil sich niemand bei der Post denken konnte, dass blinde Menschen so etwas fertig bringen.
Im UKW-Band waren am Wochenende sogar Überweiten und Funkverbindungen möglich, die ohne Polarlichter nie gegangen wären. Man konnte mit Richtantennen ein Polarlicht als Reflektor für UKW-Wellen benutzen. Für Sprache war das zwar schwierig, weil Polarlichter unruhig und rau sind, aber für die Telegraphie, z. B. Morsen, hat es ganz gut funktioniert.
Auch hier gilt großer Dank an Stefan, denn er hat uns hier mit Audiobeispielen versorgt.
Er schreibt:

Ich hab dir hier noch zwei YouTube-Links. Der erste ist ein Beispiel für eine an einem Polarlicht reflektierte Sprachverbindung über SSB:
https://www.youtube.com/watch?v=s8cZRzUj6Bs (Youtube)
Man hört ganz deutlich, wie rau und brummig die Stimme dabei wird.

Der zweite Link ist eine Verbindung in Morsetelegrafie. Man hört den Unterschied zwischen dem rauen Signal der Gegenstation, das übers Polarlicht reflektiert wird, im Gegensatz zur Station, die dieses Video aufgenommen hat. Das eigene Signal ist klar als Mithörten zu hören, normalerweise klingt die Gegensation zwar verrauschter, aber ähnlich dem eigenen Signal mit klarem Ton anstatt einem undefinierbaren Geräusch.

https://www.youtube.com/watch?v=aVKj12oNEic (Youtube)

Und jetzt wollen wir uns das Radioprogramm von Polarlichtern anhören.
Geht auf
https://www.youtube.com/watch?v=eHvdZdsIZxg (Youtube)
und genießt dieses wunderbare englischsprachige Video.

Und das war es erst mal über die Polarlichter von mir. Sollte ich etwas wichtiges vergessen haben, gerne in die Kommentare damit.

Erstaunliche weitere Nachweise des Sonnenzyklus


Meine lieben,
immer mal wieder geistert es durch unsere Medien, dass wir uns momentan in einem Sonnenflecken-Maximum befinden. Wann dieses genau erreicht sein wird, wissen wir erst hinterher, weil niemand vorher weiß, wie stark es genau ausfallen wird.
Was so ein Maximum für uns bedeutet erklärte ich in
Droht Gefahr durch unsere Sonne.
Über die Entdeckung der Sonnenflecken überhaut schrieb ich vor einiger Zeit in
Wer war der Erste
Über ihren 11jährigen Zyklus und dass die Sonne sich nicht immer daran hält, referierte ich in
Der Sonnenkönig und die Sonnenflecken
Was die Sonnenforscher über die merkwürdige Rotation der Sonne und mehr durch Sonnenflecken lernen durften, beschrieb ich in
Wanderer mit kurzem Leben.
In Drei Sonnenforscher stellte ich euch drei Persönlichkeiten vor, die sich rund um die Sonnenflecken verdient gemacht hatten.

Kein Wunder, dass ich diesen Flecken so viel Aufmerksamkeit widme. Schaut man die Sonne an, so sieht man nur ihre Oberfläche. Sonnenfinsternisse, so dass z. B. die Korona offenbar wird, treten zwar in den meisten Jahren auf, aber man muss halt erst mal hin kommen. Also bleiben vor allem für die Amateure nur die Flecken und was es sonst so auf der Sonnenscheibe zu sehen gibt. Und das ist, ganz nebenbei bemerkt wieder mal sehr inklusiv, dass man auch ohne teure Instrumenten etwas zur Beobachtung angeboten bekommt.
Der Sonnenzyklus verrät sich allerdings auch noch von ganz anderer Seite her. Darum geht es heute:

Die Kosmische Strahlung

Die Erde empfängt aus den Weiten des Weltraumes einen ständigen Strom geladener Materieteilchen. Diese sogenannte kosmische Strahlung wurde 1913 von dem österreichischen Physiker Viktor Franz Hess
(1883-1964) in den oberen Schichten unserer Atmosphäre entdeckt. Er trug seine Messinstrumente mit Ballonen hoch in die oberen Luftschichten hinauf.
Diese Strahlung ist etwas anderes, als der Sonnenwind, von dem schon an anderer Stelle auf dem Blog die Rede war.

Der Umbau

Die Teilchen dieser Strahlung verwandeln den Stickstoff der Luft in das Kohlenstoffisotop, $C_{14}$. Die Atome dieser Kohlenstoffsorte unterscheiden sich von den normalen Kohlenstoffatomen, $C_{12}$, dadurch, dass sie etwas schwerer sind, denn ihre Kerne enthalten zwei Neutronen mehr.
Ansonsten unterscheiden sich die beiden Isotope chemisch nicht.
Doch anders als $C_{12}$ ist $C_{14}$ radioaktiv. Von
einer vorgegebenen Menge von $C_{14}$-Atomkernen zerfällt innerhalb von
5730 Jahren die Hälfte in Stickstoffatome, $N_{14}$.
Daraus ergeben sich drei Szenarien:

  1. Würde die kosmische Strahlung plötzlich aussetzen, dann würden immer mehr Atome des $C_{14}$ zerfallen, bis schließlich keines mehr übrig wäre.
  2. Hielte aber die kosmische Bestrahlung unverändert über jahrmillionen an, dann würde sich eine bestimmte Anzahl von Atomen des radioaktiven Kohlenstoffs bilden, gerade so viele, dass in jeder Sekunde so viele zerfallen, wie neue erzeugt werden.
  3. Wenn aber die kosmische Strahlung im Laufe der Zeit schwanken würde, dann würde auch die Häufigkeit der $C_{14}$-Atome schwanken.

Die radioaktiven Kohlenstoffatome sind mit denen des normalen
Kohlenstoffs gemischt, und da sie sich chemisch nicht von den anderen
unterscheiden, werden sie mit dem Kohlendioxid von den Pflanzen
aufgenommen und zum Beispiel in den jahresringen der Bäume abgelagert. Wenn man die einzelnen jahresringe eines Baumes untersucht, kann man also für jedes Jahr das Verhältnis von normalem zu radioaktivem Kohlenstoff bestimmen. Doch was hat das mit den Sonnenflecken zu tun?

Der hölzerne Sonnenzyklus

Wenn die Sonne sehr aktiv ist, dann fliegen von ihr mit der ständig von ihrer Oberfläche abströmenden Materie Magnetfelder in den Raum, die in der Nähe der Erde Teilchen der kosmischen Strahlung ablenken, so dasssssie die Erdatmosphäre nicht erreichen.
Und da darf man sich jetzt nicht von den im Maximum stärker auftretenden Polarlichtern ins Bochshorn jagen lassen. Diese entstehen nicht durch die kosmische Strahlung, sondern durch den auffrischenden Sonnenwind mit seinen Teilchenausbrüchen.
Wenn also die Sonnenaktivität ein Maximum hat, dann entsteht in der Erdatmosphäre weniger $C_{14}$. Die in dieser Zeit gebildeten jahresringe sind dann ärmer an radioaktivem Kohlenstoff. Mit Hilfe der Bäume kann man so die Sonnenaktivität weit in die Vergangenheit zurückverfolgen.
Und das ist doch wirklich erstaunlich. Immer ist die Rede von Maximum, hoher Sonnenaktivität, Sonnenausbrüchen und so weiter. Und hier geschieht genau das umgekehrte. Bei hoher Sonnenaktivität entsteht weniger radioaktives $C_{14}$. Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Auch ich habe etwas gestutzt und musste das sacken lassen.

Forscher fanden bei derartigen Untersuchungen tatsächlich deutlich zwei Zeiträume höheren „$C_{14}$-Gehaltes: das uns schon bekannte Maunder-Minimum in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts und ein weiteres, das man das Spörer-Minimum nennt. Es scheint etwa von 1460 bis 1540 gewährt zu haben. Auch
für diese Zeit findet man fast keine Berichte über Polarlichter.
Diese Versuche sind so sensibel, dass man in ihnen zum einen sogar die Variation des Erdmagnetfeldes ablesen kann, als auch die Zunahme des normalen Kohlenstoffs der dadurch entsteht, dass wir Industrienationen durch Öl und Kohle gebundenen normales $C_{12}$ in Form von $CO_2$ in die Luft blasen. Dadurch wird das Isotop $C_14$ quasi verdünnt.

Die Sonne im Eis

Eisbohrkerne sind ebenfalls eine wichtige Quelle für die Erforschung vergangener Sonnenzyklen. Wenn Schnee fällt, werden winzige Luftblasen in Schneeflocken eingeschlossen, die dann in Eisschichten abgelagert werden.
Dadurch entsteht eine kontinuierliche Aufzeichnung vergangener atmosphärischer Bedingungen.
Desto länger der Bohrkern ist, desto älter ist das Eis aus der Tiefe.
Somit bilden sie etwas ähnliches, wie Jahresringe, in dem Fall wohl eher Jahresscheibchen aus.
Unser oben eingeführtes $C_{14}$ lässt sich darin beispielsweise sehr gut finden, weil es im CO_2 der eingeschlossenen Luft eingebaut wird.

Diese beiden Methoden haben gut bewiesen, dass die Sonne sich tatsächlich nicht immer an ihren elfjährigen Zyklus hält.

Wieso die Sonne manchmal pausiert, ist bis heute noch nicht ganz klar. Es hängt mit Magnetfeldern zusammen, die auf ihr entstehen und auch wieder vergehen. Ihre merkwürdige Rotation dürfte hier auch eine erhebliche Rolle spielen und nicht zuletzt, dass die Sonne sich im vierten Aggregatzustand befindet. Sie ist ein Plasma. Das alles muss aber Inhalt weiterer Artikel werden. Bleibt gespannt.

Kuddelmuddel im Himmelsfeuerwerk


Meine lieben,
nachdem wir im letzten Artikel gehört haben, worauf Astronomen gerade in der nördlichen Krone mit Spannung warten, wollen wir heute ganz kurz mal darauf eingehen, wie Novae ungefähr funktionieren.
Wir werden sehen, dass es im wesentlichen drei Typen von Novae oder Supernovae gibt. In wahrheit sind die aber natürlich wieder in verschiedene Untergruppen aufgeteilt, je nach dem, was die aufblitzenden Sterne vorher waren, bzw. wie hier was passiert und abläuft.
Also los:

Generelles

Novae sind Himmelsereignisse, bei denen der Helligkeitsgrad eines Sterns plötzlich und dramatisch ansteigt, manchmal um das Hundert- bis Tausendfache seiner normalen Leuchtkraft. Diese plötzliche Helligkeitszunahme ist auf eine plötzliche Explosion auf der Oberfläche eines Weißen Zwergsterns zurückzuführen, der in einem Doppelsternsystem mit einem normalen Stern in Wechselwirkung steht.
Kann so ein Zwerglein aus seiner Umgebung, z. B. von einem Begleitstern Materie anziehen, dann ist irgendwann der Druck auf seiner Oberfläche so hoch, dass dort die Kernverschmelzung von Wasserstoff zu Helium zünden kann. Diese Hülle wird dann abgesprengt und sorgt für das Spektakel am Himmel.
Es gibt verschiedene Arten von Novae, die sich hauptsächlich durch die Art und Weise unterscheiden, wie die Materie vom Begleitstern auf den Weißen Zwerg übertragen wird und wie oft diese Ausbrüche auftreten. Hier sind einige der Haupttypen:

  1. Klassische Novae: Dies sind die häufigsten Arten von Novae. Sie treten auf, wenn Materie von einem Begleitstern auf die Oberfläche eines Weißen Zwergsterns übertragen wird. Die Materie sammelt sich auf der Oberfläche des Weißen Zwergs an, bis genug Druck und Temperatur erreicht sind, um eine thermonukleare Explosion auszulösen. Dies führt zu einer plötzlichen Zunahme der Helligkeit des Systems.
  2. Recurrent Novae: Im Gegensatz zu klassischen Novae treten wiederkehrende Novae in regelmäßigen Abständen auf. Dies liegt daran, dass der Weiße Zwerg in einem engen Doppelsternsystem mit seinem Begleitstern eine Akkretionsscheibe bildet. Die Materie sammelt sich auf der Oberfläche des Weißen Zwergs an, bis genug Druck und Temperatur erreicht sind, um eine Explosion auszulösen. Dieser Prozess wiederholt sich, wenn genug neues Material von dem Begleitstern auf den Weißen Zwerg übertragen wird. Das ist es, worauf Astronomen in Bälde in der nördlichen Krone hoffen.
  3. Symbiotische Novae: Diese treten in Doppelsternsystemen auf, in denen ein Roter Riese oder ein anderer massereicher Stern mit einem Weißen Zwergstern interagiert. Im Gegensatz zu klassischen oder wiederkehrenden Novae tritt bei symbiotischen Novae die Materieübertragung aufgrund von starken Sternwinde des Roten Riesen oder einer langsamen Massenverlustrate auf.
  4. Zwergnovae: Diese treten in engen Doppelsternsystemen auf, in denen ein Weißer Zwerg und ein normaler Stern vorhanden sind. Zwergnovae zeigen regelmäßige Ausbrüche, die durch die periodische Akkretion von Materie von einem normalen Stern auf die Oberfläche des Weißen Zwergs verursacht werden. Diese Ausbrüche sind weniger energetisch als klassische Novae.

Diese verschiedenen Arten von Novae zeigen die Vielfalt und Komplexität von Wechselwirkungen in Doppelsternsystemen und spielen eine wichtige Rolle bei der Erforschung der Entwicklung und des Endes von Sternen.

Supernovae

Novae und Supernovae sind beide astronomische Phänomene, die mit der plötzlichen Zunahme der Helligkeit von Sternen zu tun haben. aber es gibt entscheidende Unterschiede zwischen ihnen:

  1. Ursache der Helligkeitszunahme:
    • Bei einer Nova wird die plötzliche Helligkeitszunahme durch die thermonukleare Explosion auf der Oberfläche eines Weißen Zwergsterns in einem Doppelsternsystem verursacht.
    • Eine Supernova hingegen wird durch den Tod eines massereichen Sterns ausgelöst. Die Supernova kann durch den Kollaps des Kerns eines massereichen Sterns (Kernkollaps-Supernova) oder durch die Entzündung von Materie in einer Doppelsternumgebung, in der ein Weißer Zwerg Materie von seinem Begleitstern akkretiert (Typ-Ia-Supernova), ausgelöst werden.
  2. Energie und Helligkeit:
    • Eine Nova erreicht eine maximale Helligkeit, die normalerweise einige Größenordnungen heller ist als die des normalen Sterns, aber sie ist im Vergleich zu einer Supernova relativ schwach.
    • Eine Supernova hingegen kann eine Helligkeit erreichen, die Millionen bis Milliarden Mal heller ist als die der Sonne und sogar für kurze Zeit so hell leuchten wie eine ganze Galaxie.
  3. Folgen für den Stern:
    • Nach einer Nova kehrt der Weiße Zwerg in der Regel zu seinem normalen Zustand zurück und kann weitere Novae auslösen, wenn genug Materie von seinem Begleitstern akkretiert wird.
    • Eine Supernova führt in den meisten Fällen zum Tod des Sterns. Abhängig von der Art der Supernova kann ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch als Überrest des Sterns zurückbleiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Novae und Supernovae beide mit plötzlichen Helligkeitszunahmen von Sternen verbunden sind, aber ihre Ursachen, Energieniveaus und Konsequenzen für den Stern sind sehr unterschiedlich.

Elementenschmiede

Eine Sorte muss hier noch erwähnt werden, weil in ihr vermutlich die meisten schweren Elemente gebacken werden.
Eine Kilonova ist ein Ereignis, das durch die Verschmelzung von zwei Neutronensternen oder einem Neutronenstern und einem Schwarzen Loch in einem Doppelsternsystem verursacht wird. Diese Verschmelzung führt zu einer extrem energiereichen Explosion, die eine große Menge an elektromagnetischer Strahlung und Neutrinos freisetzt.
Der Begriff „Kilonova“ wurde erstmals verwendet, um eine spezielle Art von Nova zu beschreiben, die viel heller und energiereicher ist als herkömmliche Novae, aber schwächer als eine Supernova. Der Name „Kilonova“ stammt von der Tatsache, dass die Ereignisse typischerweise etwa tausendmal heller sind als klassische Novae.
Die wichtigsten Merkmale einer Kilonova sind:

  1. Elektromagnetische Emission: Kilonovae senden elektromagnetische Strahlung in einem breiten Spektrum aus, von Radio- bis Gammastrahlen. Die Emission kann über Tage bis Wochen dauern und enthält charakteristische Signaturen, die durch den Zerfall schwerer Elemente wie Gold, Platin und Uran erzeugt werden.
  2. Neutrinoemission: Wie bei anderen astrophysikalischen Ereignissen, die mit dem Zusammenbruch von massereichen Sternen verbunden sind, setzt auch eine Kilonova eine große Menge an Neutrinos frei. Diese Neutrinos entstehen während des Prozesses der Neutronensternfusion und tragen Informationen über die Physik der Verschmelzung bei.

Kilonovae sind von großem Interesse für die Astrophysik, da sie Einblicke in eine Vielzahl von Themen liefern, darunter die Entstehung von schweren Elementen, die Natur der Kernmaterie im extrem dichten Inneren von Neutronensternen und die kosmische Entfernungsskala. Im Jahr 2017 wurde erstmals die Verschmelzung zweier Neutronensterne, die als GW170817 bezeichnet wird, beobachtet, und die dazugehörige Kilonova lieferte wichtige Erkenntnisse über all diese Aspekte.

Ihr seht, dass das alles nicht so einfach ist. Ich denke aber, dass uns dieser oberflächliche Einblick in den Sternentot reicht. Mehr würde dann doch rasch öde und verwirrend. Dank an ChatGPT, die mir half, diese verschiedenen Nova-Sorten zusammen zu tragen.
Im nächsten Beitrag gibt es dann nochmal unterhaltende Geschichten zu diesem Thema.
Lasst euch überraschen.

Aufregung um den Kopfschmuck des Königs


meine lieben,

Mit neuer Kraft, Mut und Zuversicht gehe ich es an, und präsentiere euch heute eine Geschichte, auf die ich gestern erst gestoßen bin.

Astronomen und Monarchen

es ist nicht das erste mal, dass Könige oder deren Kopfschmuck hier auf dem Blog auftauchen.

  • Da gab es die Geschichte mit dem alten griechen in der Wanne, der einen Betrug bei der Herstellung einer Krone aufdeckte. Siehe Der Mann in der Wanne.
  • Natürlich kommen die drei Könige in meinen vielen Adventskalendern vor, die mittels eines Sternes den Stall fanden, in welchem der neue König der Juden geboren worden war.
    Taugt ein Stern als Navi, um einen Stall zu finden?
  • Ein bis heute nicht ganz erklärbares Mysterium ist der meistens elfjährige Zyklus der Sonnenflecken. Und der fiel ausgerechnet aus, als der Sonnenkönig in Frankreich regierte.
    Der Sonnenkönig und die Sonnenflecken
  • Ein dänischer König war der Wissenschaft und Astronomie so zugedan, dass er seinem Haus- und Hofastronomen Tycho Brahe, einfach mal eine ganze Insel mit Mann und Maus überließ, die er zum bis dato größten Observatorium umbaute.
    Über diesen illustren Mann wird noch zu schreiben sein.
  • Die englische Krone setzte einen sehr hohen Preis für denjenigen aus, der endlich eine schiffstaugliche Uhr bauen sollte, weil sich alle bis da hin bekannten auf Astronomie basierenden Orientierungsmöglichkeiten am Himmel oft als zu ungenau und unzuverlässig erwiesen.
    Ein Uhrmacher revolutioniert die Seefahrt
  • Selbst Johannes Kepler war immer wieder vom Wohl und Wehe königlicher Dienstherren abhängig. Kaum jemand anderes bezahlte Astronomen. Man könnte die Reihe hier fast endlos weiter führen.
  • Und nicht zuletzt wurde der Gegenstand unserer Geschichte immer wieder bis weit vor Christi Geburt beobachtet.
    Wenn Sterne erscheinen, wo sie nicht hin gehören

Der Ort unserer Geschichte

Das Sternbild der Nördlichen Krone, lateinisch Corona Borealis, ist eine markante Konstellation am nördlichen Himmel. Es besteht aus einer markanten Gruppe von Sternen, die in Form eines halbkreisförmigen Bogens angeordnet sind, der an eine Krone erinnert. Diese Form hat dem Sternbild seinen Namen gegeben.
Das auffälligste Merkmal der Nördlichen Krone ist der Stern Gemma, auch bekannt als Alpha Coronae Borealis. Gemma bedeutet auf Lateinisch „Edelstein“, und dieser Stern leuchtet tatsächlich hell und bildet den „Edelstein“ in der Krone. Er ist jedoch nicht der hellste Stern im Sternbild. Das wäre Beta Coronae Borealis, auch bekannt als Nusakan.
Mythologisch betrachtet ist die Nördliche Krone oft mit der Geschichte der Prinzessin Ariadne aus der griechischen Mythologie verbunden. Sie half Theseus dabei, den Minotaurus im Labyrinth zu besiegen, indem sie ihm einen Faden gab, der ihn sicher herausführte. Nachdem Theseus erfolgreich war, floh er zusammen mit Ariadne. Doch auf der Insel Naxos verließ Theseus sie. Dionysos, der Gott des Weins und der Fruchtbarkeit, fand sie und machte sie zu seiner Braut, indem er ihr eine Krone aus Sternen gab – die Nördliche Krone.
In Bezug auf ihre astronomischen Eigenschaften ist die Nördliche Krone eine Konstellation, die relativ klein ist, aber dennoch leicht zu erkennen. Sie liegt zwischen den Sternbildern Bärenhüter (Bootes) und Herkules. Mit bloßem Auge betrachtet, kann man die Krone als Bogen von sechs bis sieben Sternen sehen, die wie eine Reihe von Perlen am Himmel funkeln.
Für Amateurastronomen und Sternengucker bietet die Nördliche Krone eine schöne Gelegenheit, sich mit den Sternbildern des Nordhimmels vertraut zu machen.
Während sie vielleicht nicht so bekannt ist wie der Große Bär oder Orion, ist die Nördliche Krone dennoch eine faszinierende und leicht zu findende Konstellation, die eine reiche mythologische und astronomische Geschichte hat.
Kommen wir also zu unserer heutigen Geschichte.

Die große Erwartung

Wir erwarten eine Nova in naher Zukunft.
Immer mal wieder z. B. bei den Standardkerzen und auf der Reise zu den schwarzen Löchern ging es um Sterne, die ihr fulminantes Ende mit einer Nova beenden. Novae sind zuverlässige Entfernungsbestimmer, weil sie sich immer gleich verhalten. Durch sie wurde beispielsweise entdeckt, dass sich das Weltall beschleunigt ausdehnt, wofür es sogar einen Nobelpreis gab. Es ist höchste Zeit und längst überfällig, dass wir mal wieder eine Nova in unserer galaxis aufblitzen sehen sollten. Aber bitte nicht zu nah bei uns. Das könnte tötlich enden.
Einige Riesensterne, wie Eta Carinae im Sternbild Schiffskiel oder Beteigeuze, der Schulterstern des Orion, wären gute Kandidaten, aber die spannen uns momentan noch auf die Folter. Aber vielleicht (mit vielen Fragezeichen) ist uns das Glück schon bald hold.
Es geht um den Stern T Coronae Borealis (T CrB) im Sternbild Nördliche Krone
Die Fachwelt ist in heller Aufregung, denn sie rechnen zeitnah mit einer Supernova in unserer Galaxie.
Das Besondere an diesem Stern ist, dass er zu den sogenannten rekurrenten Novae gehört. Im Gegensatz zu klassischen Novae, die nur einmal in ihrer Lebensdauer ausbrechen, kann eine rekurrente Nova wie T CrB mehrere Ausbrüche erleben.
Es handelt sich hier um ein Doppelsternsystem, in welchem einer der beiden Sterne bereits ein weißer Zwerg geworden ist und der andere sich gerade aufbläht.
Stehen sich die beiden nahe, kann der weiße Zwerg Masse von seinem Partner zu sich herüber ziehen.
Das bedeutet, dass er im Grunde nochmal schwerer wird und sein Leben etwas verlängern kann.
Nimmt er an Masse zu, ist irgendwann der Punkt erreicht, bei dem die Temperatur so hoch wird, dass die Wasserstoff-Kernfusion zünden kann.
Das führt dazu, dass der geklaute Wasserstoff in der Hülle des Zwerges mit einem Schlag so viel Energie erzeugt, dass der Zwerg aufblitzt und die Hülle weggesprengt wird.
Dieses Szenario kann sich innerhalb eines Doppelsternsystems durchaus wiederholen, wenn danach noch was übrig ist.
Weiteres über Novae wird in künftigen Artikeln folgen, denn wir wollen ja nicht zu lang werden.

T CrB in unserer nördlichen Krone ist bekannt für solche Ausbrüche, wobei sich aus den letzten dreien von 1787, 1866 und 1946 eine Periode von ca. 80 Jahren vermuten lässt. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf „vermuten“, weil es nicht unbedingt so sein muss.

Die scheinbare Helligkeit stieg jeweils auf die zweite Größenklasse an. Das wäre super hell. Wir erinnern uns:
Klasse eins umfasst die hellsten Sterne. und sechs diejenigen, welche man gerade noch so mit bloßem Auge am unverschmutzten Himmel sehen kann.

Der nächste Ausbruch wäre für 2026 zu erwarten. Aktuelle Beobachtungsresultate im Verhalten der Helligkeitskurve führen allerdings zu Vermutungen, dass der nächste Ausbruch schon 2024 erfolgen könnte.
Also ich muss schon sagen, dass ich das extrem toll fände. Und ja, wenns 2024 nix wird, dann ist ja 2026 nicht ganz unwahrscheinlich.
Wir warten.

Und das war sie, meine heutige Geschichte. Hier habe ich noch einige weiterführende Links zu diesem thema.

Mein Jahresrückblick 2023


Meine lieben,
und hier ist er, alle Jahre wieder, mein obligatorischer Jahresabschluss für 2023. Ein mal im Jahr müsst ihr diese Bauchpinselei ertragen…
Also los:

13.01. Freitag 13. und andere Kalenderspielchen

Das Jahr 2023 bescherte uns gleich im Januar einen Freitag, 13. Diese Gelegenheit nutzte ich, um eine Sendung über diverse Kalenderspielchen auf unserer BLAutoren-Lesebühne anzubieten. Man konnte sich mittels Teamtalk und Telefon aktiv an der Sendung beteiligen. Aber auch über das Internet und die Alexa war sie hörbar. Das ist äußerst selten, dass es vier unterschiedliche Zugänge gibt, um unseren Sendungen zu folgen. Dadurch wird das ganze unheimlich inklusiv. Für mich war es eine schöne Möglichkeit, mich mal wieder in derlei zu üben. Ich empfinde derlei deutlich schwieriger, als auf eine Bühne zu stehen. Es liegt mir mehr, die Rampensau zu spielen, als alleine in einem Raum in ein Mikrofon zu sprechen.
Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich im Arbeitskreis Blautor Mitglied sein darf, der mir so viele Möglichkeiten bietet, mich literarisch auszudrücken.
Da die Sendung zu groß für meine Mediathek ist, biete ich euch hier einen Download an.

20.01. Gespräch Sternwarte Singen Barrierefrei

Die Direktorin der Sternwarte Singen möchte ihre Sternwarte barrierefreier gestalten. Dazu führten wir ein wunderbares Gespräch.
Das führte uns schließlich weg von den Sternen zu einem ganz anderen spannenden Thema. Sie kennt ein sehr begabtes blindes Kind, das gerne Programmieren lernen möchte. Leider mussten wir feststellen, dass es z. B. von den Blindenschulen sehr wenig bis keine Angebote in diese Richtung gibt. Somit begann ich selbst zu recherchieren, probierte einiges aus und schnürte ein Programmierpaket für blinde Kinder. Das ist es eben mit der Astronomie. Sie ist inklusiv und führt sehr rasch zu anderen Themenfeldern, die noch beackert werden sollten. Ich bin dankbar, dass wir uns vernetzen konnten.

27.01. Gast auf dem Newsletter „Astro Briefing“

Es war mir eine große Ehre, für diesen Newsletter einen Artikel schreiben zu dürfen. Den Artikel könnt ihr in Astronomie ohne Sternensicht nachlesen.

18.02. Veröffentlichung meiner Vita, Buch und Blog in der Blindzeln-App

Wie schon oft erwähnt, bietet Blindzeln zahlreiche Möglichkeiten, sich zu präsentieren. In ihrer App sammeln sie diverse Themen darüber, was blinde Menschen so interessieren könnte. Dort gibt es eine Rubrik für Autor:innen, wo man neben seiner Vita auch Hinweise auf eigene Werke einstellen kann. Das ist wirklich eine schöne Plattform, die ihr euch mal anschauen solltet. Die App lohnt sich. Sie hält für alle spannendes bereit. Auch für nicht blinde Menschen…

17.03. Radiobeitrag Lokalradio Köln

Für dieses Kölner Lokalradio führte Chris aus unserem BLAutor-Kreis ein ganz wunderbares Interview mit mir. Ganz herrlich ist mir hier noch der wunderbare rheinische Dialekt des Moderators der Sendung in Erinnerung geblieben.

05.04. Fasten und Feiern mit den Sternen auf dem OVZ

Vor einigen Jahren schrieb ich mal einen Artikel zu Ostern über Toleranz und gegenseitigem Respekt. Da dieser alle Jahre wieder aktuell ist, nutzte ich die Gelegenheit, ihn auf unserer Blautor-Lesebühne als Vortrag anzubieten. Danach entstanden unter jenen, die life über Teamtalk oder das Telefon dabei waren lebhafte und sehr bereichernde Gespräche.
Die Sendung könnt ihr hier herunterladen.

11.04. Interview im Bürgerfunk bei Radio Neandertal

Tamara, ein weiteres Mitglied unseres wunderbaren Arbeitskreises führte mit mir für dieses Radio im Kreis Mettmann ebenfalls ein schönes Interview durch. Toll, wie wir uns alle so literarisch vernetzen, und uns gegenseitig unterstützen, dass jeder von uns bekannter wird.

25.04. Sendung, Der Blindnerd und die Friedensbewegung

Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, verfasste ich einen biographischen Artikel über meine Mitarbeit in der Friedensbewegung der 80er und 90er Jahre. Dank eines Sponsors, der uns die GEMA-Gebühr für einen Monat bezahlte, hatten wir in diesem Monat die Möglichkeit, Lieder in unseren Sendungen zu veröffentlichen, die ansonsten Geld gekostet hätten. Und so nahm ich den Artikel, reicherte ihn mit Friedensliedern an und durfte eine schöne Sendung daraus erstellen. Dank an Blindzeln, die uns derlei ermöglichen.
Wegen der GEMA darf ich euch diese Sendung leider nicht anbieten, aber zum schriftlichen Artikel geht es hier lang.

06.06. Sternzeit im Deutschlandfunk

Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich Anfang Mai eine Mail von Dirk Lorenzen des Deutschlandfunkes erhielt. Der macht seit ich denken kann die Sendung Sternzeit, die kurz vor den Nachrichten gesendet wird. Er entschied sich für das Thema, wie blinde Menschen das Weltall erleben. Es war mir eine unglaubliche Ehre, in dieser Sendung erwähnt unt zitiert zu werden. Deutschlandfunk ist schon eine Hausnummer.
Zur Sendung geht es hier lang.

12.06. Erscheinen von helfende Sternchen im Vollzeichen

Immer wieder bricht im Blindenwesen die Diskussion darüber aus, welchen Stellenwert die Punktschrift überhaupt noch hat, weil man doch heutzutage vieles auch mit Sprachausgabe sich vorlesen lassen kann. Erschreckend ist, dass diese Stimmen auch unter den Blinden- und Sehbehindertenpädagogen immer lauter zu tönen scheint. Auch im Zuge der inklusiven Beschulung ist es vielleicht den Lehrer:innen nicht immer möglich, auf die Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenz blinder Schüler:innen zu achten. Die Deutsche Zentralbücherei zu Leibzig hat sich dieses Themas mit der Zeitschrift „Vollzeichen“ angenommen. Diese bietet vor allem für Menschen die spät erblindet sind Texte für Erwachsene an, anhand derer die Punktschrift erlernt und vertieft werden kann, denn die meiste Literatur, die das unterstützt, ist eher für Kinder geschrieben, da davon ausgegangen wird, das die Punktschrift als Kind erlernt wird. Tatsache ist aber, dass die meisten ihre Blindheit erst im Laufe ihres Lebens später erwerben. Es freut mich daher außerordentlich, dass die Redaktörin dieser Zeitschrift immer gerne mal wieder auf meinen Blog zurückgreift. Es ist schön, dass ich dort mit unterstützen darf, wo blinde Menschen ermutigt werden, sich mit der Punktschrift zu befassen. Wir wollen doch keine Analphabeten sein. Sich einen Text vorlesen zu lassen ist etwas anderes, als ihn selbst zu lesen. Genau wie schreiben etwas anderes ist, als zu sprechen. Und alle vier Fähigkeiten werden für eine gute Lese- und Schriftkompetenz gebraucht und letztlich auch, um kritisch denken zu lernen.

24.07. Artikel in Visus

Visus ist eine Zeitschrift, die vor allem Menschen mit Sehrestvermögen anspricht. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich mich dort mit meinem außergewöhnlichen Hobby auch mal endlich vorstellen durfte. Und so nahm ich meinen Artikel zu oben schon erwähnten Newsletter, bereitete ihn auf, und er wurde dann in der Print-Ausgabe veröffentlicht und für die Hörausgabe aufgelesen. Derlei kann vielen Mut machen, die vielleicht gerade mit einem Sehverlust zu kämpfen haben, wenn sie erfahren, dass das Leben auch ohne Sehvermögen sehr wertvoll sein kann. Dieses durfte ich schon mehrfach erleben, dass mir jemand erzählte, der gerade im Prozess der Erblindung sich befand, dass die Astronomie als Hobby ohne Sehen nun keinen Sinn mehr habe. Wenn so jemand dann am Ende meines Vortrages sagt „Es geht ja doch“, dann braucht es keine Worte mehr, und ich habe einen Klos im Hals….

19.09. Inklusionsstand auf dem Stadtfest Leistungsshow Neuburgweier

Auf diesem Fest präsentierte sich der Beirat für Menschen mit Behinderung, Rheinstetten, der Seniorenbeirat und der Verein „Wir sind Rheinstetten“ u. A. mit einem Rollstuhl-Parcours und zahlreichen anderen Stationen, wo man vieles unter der Augenbinde ausprobieren konnte. Gerade für meinen Heimartort Rheinsteten ist derlei sehr wichtig, da bei uns noch sehr vieles im argen liegt, was die Barrierefreiheit betrifft. Erwachsene interessierten sich für unseren Stand nur mäßig, aber wir hatten alle Kinder, um die hundert, die auf dem Fest waren, bei uns. Und das ist gut so, denn in unseren Kindern liegt die Zukunft. Und wenn die dann schon barrierefrei denken gelernt haben, ist vieles gewonnen.

30.09. Open Ear

Dieses musikalische Event rief der selbst sehbehinderte Sprecher des Beirates für Menschen mit Behinderung in Rheinstetten ins Leben. Vor einem Kaffee durften sich diverse Tanz- und Musikgruppen präsentieren. Der Erlös dieser Veranstaltung fließt dann stets einem guten Zweck zu. Den Opener sollte ich machen. was gar nicht so einfach war. Mein erster musikalischer Solo-Auftritt nach der Pandemie und allem. Ich hatte große Angst davor und wollte mich schon krank melden oder absagen. Ich war nach über drei Jahren einfach nicht mehr in der Übung, und außerdem stellte sich bei mir ein gewisses Unbehagen ein, mich unter so viele Menschen zu begeben. Derlei aber nun gar nicht mehr zu versuchen, war für mich irgendwie auch keine Option. Also wählte ich die Therapie der Konfrontation und stürzte mich in dieses Abenteuer. Und was soll ich sagen. Zwei, drei Griffe auf der Gitarre, zwei, drei Stöße in die Mundharmonika, die ersten gesungenen Töne, und ein Schalter legte sich um. Der Rampensau-Modus war wieder aktiv. Dieses Erlebnis hat mir sehr gut getan. Das Bewusstsein, dass die Pandemie mir diese Begabung nicht entreißen und zerstören konnte, war ein großer Sieg für mich und stärkte mein Selbstvertrauen.

01.10. Erscheinung unserer neuen Anthologie

Viele haben vielleicht die Werbung in unserem Adventskalender gesehen. Unser Arbeitskreis der Blautoren veröffentlichte seine zweite Anthologie „Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“. Dieses lesenswerte Buch öffnet in zahlreichen Geschichten mal eine ganz andere Sicht auf ein Leben mit einer Seheinschränkung.
Hier nochmal die Werbung aus dem Adventskalender.

Zwei Bücher hat unser Arbeitskreis gemeinsam verfasst. diese sollten in keinem Bücherregal fehlen.

  1. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt ist der Titel unserer neuen Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
  2. Farbenfrohe Dunkelheit
    ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.

Auch auf diesem Weg bietet BLAutor seinen Mitgliedern die Möglichkeit, ein eigenes Werk auf dem Buchmarkt zu präsentieren.
Mit dem Kauf dieser beiden Anekdoten unterstützen sie die Arbeit unseres Arbeitskreises.

Zunächst sah das gar nicht so gut aus mit dem Buch. Im August erhielten alle eine ärgerliche Mail des Verlages, dass das Thema verfehlt worden sei und, und, und. Leider wusste niemand, wer mit dieser Mail eigentlich gemein sein sollte. Aber einfach nichts zu tun, war für mich keine Option. Ich hatte zwei Beiträge für das Buch eingereicht, und wollte nicht auf mir sitzen lassen, dass diese Kritik vielleicht auch mich betraf. Somit schickte ich einfach zwei weitere Beiträge in der Hoffnung ein, dass mindestens einer davon den Nerv des Verlages treffen würde.
Nun kamen dann doch noch genügend Geschichten zusammen, die den Vorstellungen des Verlages entsprachen, denn das Buch erschien auf dem Buchmarkt. Aufgeregt und voller Spannung öffnete ich also das Ebook und suchte nach meinem Namen. Und was war das. Von mir wurden nicht einer, nicht zwei und nicht drei, sondern alle vier Beiträge, die ich vor und nach der Kritik einreichte veröffentlicht. Puh, dann hatte mich die Mail ja überhaupt nicht betroffen. Glück gehabt, dachte ich. Wie auch immer. Ich bin schon etwas stolz darauf, in diesem Buch so präsent sein zu dürfen. So schlecht waren meine Geschichten dann offenbar doch nicht.

11. Artikel in der Zeitschrift Sichtweisen

In den ganzen Jahrzehnten, in welchen ich jetzt so als Sternenonkel, wie mich manche Kinder nennen, unterwegs bin, ist es mir seltsamerweise nur relativ selten gelungen, mich über den Blinden- und Sehbehindertenverband zu präsentieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Um so mehr freute es mich, dass ich im November einen Artikel im größten Vereinsorgan des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, den Sichtweisen, platzieren durfte.
In der eigenen Community ist es leider manch mal so, wie mit dem Propheten, der im eigenen Land nichts gilt.
Nun ja, der Anfang ist ja jetzt getan.

12.11. Blind zu den Sternen Life im Radio Querfunk

Seit vielen Jahren gibt es in Karlsruhe das Freie Radio Querfunk
Ich habe mir vorgenommen, mich künftig dort mehr zu engagieren. Den Anfang durfte ich Mitte November mit einem Interview über „Blind zu den Sternen“ machen. Schon lange träume ich davon, mein Angebot auch auf ein Audio-Format auszudehnen. Dieser Wunsch könnte in Zusammenarbeit mit dem Radio Querfunk durchaus in Erfüllung gehen. Drückt mir die Daumen.

20.11. Artikel für die Litera

Sechs mal jährlich gibt Blautor für seine Mitglieder eine sehr umfangreiche Hörzeitschrift heraus, wo Geschichten, Gedichte, Lieder, Bücher und vieles mehr vorgestellt werden. Wenn diese Zeitschrift erscheint, ist das immer ein literarisches Highlight für mich und uns alle. Das Schreiben von Krimis, Gedichten oder sonstiger Belletristik ist nicht so meine Stärke. Ich kann irgendwie meistens nur Sterne und Weltall. Aber trotzdem wagte ich es diesmal, mich dort mit einem biographischen Artikel zur „Inklusion am Himmel“ zu zeigen, was sehr gut angenommen wurde.
Ihr hört hier:
Die Sonne geht uns alle an.

20.11. Die Weihnachtsmondfahrt für Litera

Zusätzlich zu den Litera-Ausgaben gibt es zum Jahresende immer nochmal eine Weihnachtsausgabe oben drauf. Dafür hatte ich diesmal eine passende Geschichte zur Weihnachtsmondfahrt von Apollo8. Grundlage für diese Sendung war ein Artikel,von Matthias, den ich vor vielen Jahren für diesen Blog frei aus dem Englischen übersetzen, anreichern und veröffentlichen durfte.
Diese Sendung mit original Apollo-Funkverkehr Download hier.

25.11. Inklusion am Himmel in Rheinstetten

Das absolute Highlight im letzten Jahr war mein Auftritt im Schulzentrum Rheinstetten. Endlich mal wieder mit den Sternen auf einer Bühne stehen und das gleich mit ungefähr 150 Besucher:innen.
Der Start war zunächst sehr holprig, weil mir unsere Schließanlage in unseren neuen Bürogebäude zunächst einen Strich durch die Rechnung machen wollte.
Ich fuhr mit einer sehenden Person vor dem Vortrag in mein Büro, um meine Rakete, meine Spaceshuttle, meine sonstigen Modelle, meine Bücher für den Bücherstand und natürlich mein Skript für den Vortrag, einzuladen.
Als ich nun meinen Dienstausweis unten an die Haustür hielt, ließ sich diese problemlos öffnen.
Oben bei der Abschlusstür zu unserem Flur erlebte ich dann die böse Überraschung. Meine Karte wurde abgelehnt und die Türe ließ sich nicht öffnen.
Was sollte ich jetzt tun. Ohne meine Modelle, mein Script und allem wäre der Vortrag unmöglich.
Ich rief meinen Arbeitskollegen an, der mir riet, den Sicherheitsdienst anzurufen. Das tat ich dann unten vor der Tür mit dem Telefon beim Kartenleser. Jetzt weiß ich wenigstens, wie dieses Telefon funktioniert. Bei zwei oder drei Nummern erhielt ich die Auskunft, ich riefe außerhalb der Bürozeiten an. Ein Sicherheitsdienst hat also Bürozeiten in denen offenbar etwas passieren darf, dachte ich. Derjenige, der mich gefahren hatte, suchte mittlerweile irgend einen Menschen, der vielleicht helfen könnte, ohne Erfolg.

Mir war mittlerweile schlecht vor Schreck. Was sollte ich mit dem Abend machen. Ein stockendes Notprogramm mit dem Laptop fahren? Vielleicht..
Zwei Zigaretten später hatte ich dann die Idee.
Ich hielt es zwar für unwahrscheinlich, aber es könnte doch sein, dass meine Karte an der Abschlusstür zur Forschergruppe funktioniert. In dem Fall käme ich dann anders herum durch das Haus zu meinem Büro.
Zum Glück funktionierte die Karte dort, und wir konnten meine Sachen einladen. Gott sei Dank hatten wir so viel Zeit eingeplant, dass die Stunde Verspätung nichts ausmachte.
Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung eine riesige Menge vorher organisiert werden muss. Von der Technik, Beleuchtung, Auf- und Abbau und Bewirtung werden viele helfende Hände gebraucht, ohne die ich so etwas mit meiner Einschränkung nicht durchführen könnte. Der Hausmeister der Schule musste Wochenenddienst schieben, und andere Personen mussten auch bezahlt werden.
Die Schüler:innen der Jahrgangsstufe 11 hatten den Getränkeverkauf organisiert.
Was soll ich sagen.
Dass mein Comeback nach der Pandemie mit so einem Schrecken starten musste, hätte ich mir anders gewünscht.

Als wir dann endlich die Sachen eingeladen hatten und an der Schule ankamen, gab es zunächst eine weitere Klatsche. Super Technik war vorhanden, aber niemand da, der sie bedienen konnte.
Später kam dann zum Glück ein Techniker dazu, der bei Radio Querfunk arbeitet. Beziehungen sind das halbe Leben.
Als der kam, durfte niemand mehr den Mischpult bedienen außer uns. Und dann lief die Audiotechnik und die Beleuchtung innerhalb von 20 Minuten. Eine viertel Stunde vor Beginn des Vortrages waren wir fertig.
Zum Glück arbeitete die Schulklasse, welche die Bewirtung organisierte völlig autark, so dass wir uns wenigstens darum nicht zu kümmern brauchten. Alles in allem war ich schon durch den Vorfall im Büro und alles so erledigt, dass ich nicht wusste, wie ich die drei Stunden durchhalten sollte. Ich war völlig durch den Wind.

Und dann ging das Licht aus, eine Musik ertönte, ich wurde angekündigt und musste raus, auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Und da war es so, als würde ein Tuch weg gezogen. Ich sprach die ersten Worte, und wusste. Heute Abend wird mir nichts anbrennen. Ich musste fast nichts nachlesen, außer die Geschichten aus meinem Buch natürlich. Alles andere flog mir zu. Sogar aktuelle Bezüge, die ich gar nicht im Skript hatte. Ich glaube, dass im ganzen Vortrag kein einziges „Äh“ vor kam.

In der Pause kamen dann sehr viele Fragen. Wenn man eine Pause macht, hat man den Vorteil, dass die Leute sich zu mir und meinen Modellen trauen, und ein Buch kaufen, und nicht weg rennen. Den Buchverkauf wickelte der Sprecher des Beirates für Menschen mit Behinderung Rheinstetten ab, so dass ich wirklich Zeit für die Besucher hatte.
Wir waren um 150 Personen, wie mir gesagt wurde.
Die weiteste Anreise nahmen einige aus Ulm auf sich. Es waren acht Schüler:innen einer Blindenschule aus Stuttgart mit einem Kleinbus und zwei Freizeitpädagogen gekommen.
Es war der Oberbürgermeister mit Familie da, und zwei Gemeinderäte auch.
Die Resonanz nach dem Vortrag war unglaublich. Ich werde im Dorf und in der Bahn und beim Bäcker darauf angesprochen.
Es war wirklich ein unglaubliches Erlebnis.
OK, der Anfang hätte so nicht sein müssen, aber andererseits hatte ich so kaum Zeit für Lampenfieber.
Einige sehende Besucher:innen hätten sich gerne Folien an der Wand gewünscht, denn es gab keine spektakulären Weltraumvideos und mehr zu sehen. Ich erklärte ihnen, dass ich mir ja das Konzept von „Blind zu den Sternen“ zerstören würde, wenn ich dann doch wieder Folien für die Augen an die Wand würfe. Dieses Argument löste dann in vielen ein Aha-Erlebnis und eine Erkenntnis aus. In diesem Sinne habe ich ja dann meine Mission erfüllt.
Das ganze fand dann mit Brot, Dosenwurst und vielen guten Tröpfchen ein sehr schönes Ende.
Ich danke ganz besonders dem Beirat für Menschen mit Behinderung und dessen Sprecher Andi, der mir diesen Vortrag überhaupt ermöglichte. Andi hatte die ganze Organisation in Händen.
Aber wir haben auch ein wunderbares Helfer- und Assistent:innen-Team beisammen, die stets helfen und bereit stehen. Ohne euch würde so etwas überhaupt nicht funktionieren.

01.12. Adventskalender auf Blindnerd und Blautor

Ihr habt es ja gesehen. im Dezember 2023 erschien wieder mein Blindnerd-Adventskalender, den ich komplett Frauen widmete. Erstmalig veröffentlichte und administrierte ich auch den literarisch-weihnachtlichen Adventskalender unseres Blautor-Arbeitskreises. So hatte ich auch in jedem meiner Türchen ein weihnachtliches Element und unsere Blautoren bekamen immer eine spannende Wissenschaftlerin zu lesen. Beide Kalender sind überkreuz verlinkt. Das war ein sehr großer Erfolg. In diesem Jahr planen wir wieder etwas ähnliches. Lasst euch überraschen. Wenn ihr die Kategorie Weihnachtspost öffnet, könnt ihr die Kalender auch jetzt noch einsehen.

2. Adventswochenende Freizeit

So spät, wie in diesem Jahr, hatten wir unsere Freizeit des Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden noch nie. Mitten im Advent., Das war neu.
Nachdem wir in den vorigen beiden Jahren die Themen Wasser und Licht hatten, befassten wir uns auf dieser Freizeit mit allem, rund um Steine.
Hier ein Auszug aus der Einladung, damit ihr euch ein Bild von der Vielfältigkeit dieses Themas machen könnt. Der ausführliche Freizeitbericht ist noch nicht fertig.

In diesem Jahr dreht sich unsere Freizeit um das Thema „Steine“. Steine können einem in Wege liegen, aus Stein kann man sichere Häuser bauen, Steine kann man werfen, und Steine können sehr edel sein. Zu keiner Zeit, als der Weihnachtszeit wechseln so viele Edelsteine ihre Besitzer.
Petrus ist der steinerne Fels in der Brandung. Und Sisyphus, der alte Grieche hatte das Problem mit dem Stein, den er nicht auf den Berg rollen konnte. Wie gut tut es uns, wenn uns ein Stein vom Herzen rollt.
Es kommt sogar vor, dass es Steine vom Himmel regnet.
Und dass das weiche Wasser den Stein höhlen kann, stet für Geduld und schließt den Kreis zur Freizeit 2021, wo es um das Wasser ging.
Wir werden uns in Andachten, Vorträgen und Übungen all diesen Aspekten rund um Steine annehmen.

Abspann

So, meine lieben, das war er, mein Jahresrückblick 2023.
Ich hoffe, dass er euch etwas Freude bereitet hat.
Er war etwas länglich, aber das ist immer so. Übrigens habe ich mir fest vorgenommen, künftig kürzere Artikel zu verfassen. Bin gespannt, ob mir das immer gelingen wird.
Auf jeden Fall danke ich euch, die mich und den Blog das ganze Jahr über begleitet habt.
Ich wünsche für uns alle ein Jahr 2024, mit mehr Frieden, weniger Krisen und dass für alle das bereit hält, was wir am nötigsten brauchen.

In diesem Sinne grüßt euch

Euer Blindnerd.

Achtzehnter Dezember des Blindnerd-Adventskalenders 2023

Meine lieben,
im Artikel zum 18. Dezember würdigen wir eine Frau, die sich wissenschaftlich mit dem „Funkeln“ der Sterne befasste. Das meiste Funkeln hier auf Erden entsteht zwar durch die Bewegung unserer Atmosphäre, aber es gibt tatsächlich Sterne, die periodisch ihre Helligkeit verändern. Unsere Sonne tut das auch, aber für uns nicht sichtbar.

Henrietta Swan Leavitt, geboren am 4. Juli 1868 in Lancaster, Massachusett, gestorben am 12. Dezember 1921 in Cambridge, Massachusetts war eine US-amerikanische Astronomin. Sie entdeckte 1912 die Perioden-Leuchtkraft-Beziehung, das heißt den Zusammenhang zwischen der absoluten Leuchtkraft der Sternklasse der Cepheiden (Helligkeitsveränderliche Sterne) und deren Perioden unterschiedlicher Helligkeit. Sie legte damit den Grundstein zur Verwendung der Cepheiden als Standardkerzen, um zunächst Entfernungen zu nahe gelegenen Galaxien bestimmen zu können.
Ich finde es äußerst bemerkenswert, dass es einen zuverlässigen Zusammenhang zwischen der Periode in welcher so ein Stern heller und dann wieder dunkler wird und der absoluten Helligkeit gibt. Somit eignet sich dieser Zusammenhang tatsächlich zur Entfernungsbestimmung, denn die Helligkeit konnte man schon ganz gut messen, und wenn man jetzt noch die „Blink-Periode“ betrachtet, dann klappt das mit der Entfernungsbestimmung schon ganz gut.

Levitts Methode reicht bis zu einer Entfernung von 20 Millionen Lichtjahren. Bevor Levitt diese Beziehung bemerkte, benutzten Astronomen Parallaxe und Triangulation die bis zu einigen hundert Lichtjahren benutzt werden können. Unsere Galaxie, die Milchstraße, ist aber schon 105700 Lichtjahre groß. Für das Messen von größeren Entfernungen benutzt man auch die maximale Masse von weißen Zwergen. Das ist aber eine andere Geschichte…

Für Astronomie interessierte sie sich bereits schon in der Schule. Durch eine Krankheit wurde sie fast vollkommen taub. Trotzdem bekam sie 1895 am Harvard College Observatory eine Volontärstelle, und sieben Jahre später wurde ihr eine feste Anstellung angeboten (für 30 Cent die Stunde). Dort beobachtete und katalogisierte Leavitt veränderliche Sterne, allein 1904 konnte sie 172 veränderliche Sterne in der großen und 59 in der kleinen Magellanschen Wolke entdecken. Ihre Beobachtungen musste sie auf die Auswertung von Fotografien beschränken, weil Frauen der Gebrauch des Teleskops verboten war.
Interessant ist an dieser Stelle, dass der gehörlose Astronom John Goodricke sich mit ganz ähnlichen Dingen beschäftigte. Die beiden konnten sich nicht gekannt haben.
Über ihn schrieb ich in meinem Buch in „Wissenschaftler mit vier Sinnen“.
Ein Jahr darauf berichtete sie von 843 neuen veränderlichen Sternen in der kleinen Magellanschen Wolke. 1912 entdeckte Leavitt die Perioden-Leuchtkraft-Beziehung bei Cepheiden.
1913 gelang dem Astronomen, Ejnar Hertzsprung dann die Bestimmung der Entfernung einiger Cepheiden der Milchstraße, womit die Entfernung zu allen Cepheiden kalibriert werden konnte. Als 1920 durch Edwin Hubble Cepheiden identifiziert wurden, die Millionen Lichtjahre entfernt lagen, wies er mit Hilfe des Modells von Leavitt nach, dass es sich dabei um Sterne in anderen Galaxien wie in der Andromedagalaxie handelte. Auch konnten erstmals Entfernungen zwischen verschiedenen Galaxien bestimmt werden. Vor diesen Entdeckungen konnte man nur mit Entfernungen bis zu 100 Lichtjahren rechnen, danach stellten Distanzen bis zu 10 Millionen Lichtjahren kein Problem mehr dar.
In all den Jahren der Beobachtung des Sternenhimmels konnte Leavitt vier Novae beobachten und über 2400 neue veränderliche Sterne entdecken. Außerdem entwickelte sie eine neue photographische Messtechnik, die 1913 internationale Anerkennung fand und unter dem Namen Harvard-Standard bekannt ist.
Henrietta Swan Leavitt gilt als Pionierin der Wissenschaft, und das nicht nur, weil sie eine der wenigen und ersten Frauen in höheren Wissenschaften war. Sie war Mitglied in diversen Verbindungen wie

  • Phi Beta Kappa, der American Association of University Women,
  • der American Astronomical and Astrophysical Society,
  • der American Association for the Advancement of Science
  • und ein Ehrenmitglied der American Association of Variable Star Observers.

1921 starb Henrietta Swan Leavitt an Krebs. Zu ihren Ehren tragen der 1973 entdeckte Asteroid (5383) Leavitt und ein Mondkrater (Mondkrater Leavitt) ihren Namen. In Unkenntnis ihres Todes erwog der schwedische Mathematiker Gösta Mittag-Leffler 1925, Leavitt für einen Nobelpreis vorzuschlagen. Da dieser jedoch nicht postum verliehen wird, ging sie letztlich leer aus.

Und nun geht es wie immer zum Schluss zu unserer literarischen Weihnachtsgeschichte.