Licht- und Schattenspiele auf dem Mond


Seid herzlich gegrüßt,

in diesem Jahr steht uns das große Jubiläum der Mondlandung bevor. Deshalb werde ich in diesem Jahr einige Artikel rund um den Mond verfassen.
Hier sollen drei Beispiele zur Sprache kommen, welch schöne Licht- und Schattenspiele Sonne und Mond für begeisterte Astronomen bereit halten.
Ein Astrophotograph veröffentlichte gestern Nacht einen Artikel über ein Phänomen auf dem Mond auf seinem Blog. Der erinnerte mich daran, dass ich vor vielen Jahren, als es meinen Blog noch nicht gab, ebenfals mal einen Artikel über selbiges Phänomen verfasste. Vielleicht erinnern sich manche von euch noch daran, als mein Blog noch eine Mailingliste war. Es geht um den Henkel des Mondes.

Der Goldene Henkel bezeichnet einen visuellen Effekt an der Tag-Nacht-Grenze des Mondes.
Etwa 10 bis 11 Tage nach Neumond liegt das Tal der Regenbogenbucht (Sinus Iridum) noch im Schatten, während die Bergspitzen des angrenzenden Juragebirges (Montes Jura) aufgrund ihrer Höhe bereits vom Sonnenlicht erreicht werden. Durch ihre prägnante, an einen Henkel erinnernde Form und das vom Mond gelblich reflektierte Licht, erhielt diese Formation den Namen „Goldener Henkel“.
Der Goldene Henkel ist bereits mit kleinen Ferngläsern und Feldstechern einmal monatlich für einige Stunden gut erkennbar.
Hier ein Link zum Goldenen Henkel mit Bildern, damit auch unsere Sehlinge auf ihre Kosten kommen.
Zum bebilderten Artikel

Das ist wirklich super spannend, wie ich finde, was hier die Gebirgszüge bewirken.
Vielleicht erinnern sich manche von euch noch an ein anderes Phänomen, das in Zusammenhang mit einer totalen Sonnenfinsternis auftreten kann. Ich bin grad nicht sicher, ob ich darüber schrieb.
Es ist die sog. Perlenschnur. Es kommt vor, dass, wenn die totale Bedeckung fast komplett ist, dass die Sonne noch durch einige Mondtäler am Rand der Mondscheibe leuchtet, wo hingegen die Berge bereits die Sonnenscheibe abdecken. Das sieht dann wie eine Perlenschnur mit Leuchtperlen aus. Das Phänomen dauert aber nur wenige sekunden und ist unterschiedlich ausgeprägt, je nach dem, wo und wann die Finsternis stattfindet.

Ein drittes von Astrophotographen sehr begehrtes Phänomen auf dem Mond ist der Hesiodusstrahl. Ich beschrieb ihn im Zusammenhang der Ankunft meiner taktilen Mondkarte. Es sei mir gestattet, hier einen Teil dieses Artikels erneut aufzuwärmen.

Zu bestimmten Zeiten liegt der Krater Hesiodus am Terminator, der Tag-Nacht-Grenze des Mondes.
Je nach Mondstand sieht der Terminator sehr unterschiedlich aus. Er verläuft bei Nicht-Vollmond immer entlang der Linie, die das fehlende Mondstück markiert. Je nach dem, ob zunehmender oder abnehmender Mond herrscht, ist sie nach rechts oder links gebogen. Denn der Mond nimmt nicht so zu und ab, wie man sich das Zerschneiden eines Kuchens vorstellt.
Ein fast voller Mond sieht nicht, wie eine Pizza aus, bei der ein Stück (abgerundetes Dreieck) fehlt. Er ist eher mit dem Logo der Firma mit dem abgebissenen Obst, vergleichbar.
Wenn man zwei gleichgroße Pappscheiben nimmt und die eine langsam über die andere gleiten lässt, dann kann man den verlauf des Terminators ertasten.
Es ist jetzt so, dass bei einem gewissen Mondstand die Sonne für den Mond so aufgeht, dass der Kraterwall des Hesiodus-Kraters von der Sonne beleuchtet wird. Diese leuchtet dann durch eine Spalte im Krater zum Nachbarkrater Pitatus herüber.
Die Sonnenstrahlen bilden dort einen Lichtstrahl auf dem noch dunklen Boden von Pitatus. Zuerst ist er sehr schmal, wird aber im Laufe von Stunden immer breiter, bis der Kraterboden von Pitatus vollständig ausgeleuchtet wird.
Mich hat jetzt natürlich, wenn ich die Sache schon nicht sehen kann, brennend interessiert, wo diese beiden Krater überhaupt auf der Mondscheibe zu finden sind.
Nun bat ich im ersten Schritt eine sehende Person, dass sie prüft, ob diese Krater auf meiner Karte eine Beschriftung tragen, denn nicht alle Krater und Berge haben ein Label. Das wäre zuviel. Im wesentlichen sind diejenigen beschriftet, die für die Menschheit eine besondere Bedeutung hatten, bzw. haben. So ist natürlich das Meer der Ruhe im Nordosten der Mondscheibe beschriftet, weil dort Apollo11 landete.
Jetzt, was tun. Ich recherchierte im Netz und fand heraus, dass Hesiodus ein Krater im Südwesten zu sein scheint, der ziemlich groß ist.
Auf der Mondscheibe ist Norden oben, und Süden unten.
Ich tastete und fand einige Kandidaten, die in die engere Wahl genommen werden konnten. Mit meiner sehenden Assistenz besorgten wir uns nun ein Bild des Phänomens aus dem Netz, in der Hoffnung, wir können den Krater durch den Vergleich des Bildes mit der taktilen Karte, finden. Um das an dieser Stelle abzukürzen:
Ganz sicher sind wir uns nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass ich Hesiodus gefunden habe. Die Verbindungsrinne zu Pitatus ist bei der Auflösung der Karte vermutlich nicht zu ertasten.
Für mich ist es sehr schön, wenn ich mit der taktilen Karte vieles nachvollziehen kann, das Sehende am Mond fasziniert. Viel wichtiger dabei ist aber,
dass ich zum einen überhaupt etwas nachvollziehen kann und zum andern,
dass ich mitmachen kann.
Ich kann mitreden,
fragen stellen,
mir zeigen lassen, worum es geht,
das Eis der Sehenden brechen, weil sie von der Karte fasziniert sind und vieles mehr. In einem Wort gesagt.
Damit kann ich “Mondinklusion”…
Und um zu beweisen, wie ernst mir das ist, schicke ich hier für die Sehlinge unter uns noch einen Link mit, der zu einem wunderbaren Bericht über die Entstehung eines Hesiodusstrahl-Fotos führt. Dort sind dann auch Bilder drin. Somit kommt der wunderbare Sehsinn auch nicht zu kurz.
Zum bebilderten Artikel
Artikel mit Fotos
Das war mein Hesiodusstrahl. Ich hoffe, er leuchtet auch etwas für euch.

Ich danke den beiden Astro-Bloggern dafür, dass sie ihre spannenden Entstehungsgeschichten ihrer Astrofotos mit uns teilen. Ich finde das alles sehr aufregend und interessant, auch wenn ich das nicht sehe.

Bis zum nächsten Mal grüßt euch
euer Gerhard.

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