Eine alte Kometen-Geschichte

Meine lieben,
Seit März 2015 glaube ich gibt es auf Facebook eine Astro-Gruppe, die zum 25 Jubiläum der Entdeckung des Kometen Hale-Bopp gegründet wurde. Obwohl er unseren Augen und den meisten Teleskopen längst schon wieder entschwunden ist, posten immer noch Astrobegeisterte alte Fotos o. Ä. dort hinein. So auch heute wieder. Da erinnerte ich mich eines alten Textes, mit welchem ich mich damals beteiligte. Damals war mein Blog noch nicht geboren. Ich versorgte lediglich meine „Schöngeister“ über eine Mailingliste. Bevor mir mein Text verloren geht, möchte ich ihn hier verewigen und einige Auszüge mit euch teilen.
Wir würdigen heute miteinander also den Kometen Namens Hale Bopp oder der Katalogbezeichnung )C/1995 O1).

Seine Entdeckung

Wie man an der Katalogbezeichnung sehen kann, wurde er am 23.07.1995 unabhängig von den beiden Astronomen Alan Hale in New Mexico und Thomas Bopp in Arizona, als sie einen Kugelsternhaufen im Sternbild Schütze beobachteten, entdeckt
Vor seiner Entdeckung des Kometen hatte Alan Hale schon mehrere hundert Beobachtungsstunden für eine systematische Suche nach Kometen aufgewandt, jedoch ohne einen neuen entdeckt zu haben. In New Mexico fiel ihm schließlich während seiner Beobachtung bekannter Kometen in der Nähe des Kugelsternhaufens M 70 im Sternbild Schütze der später als Hale-Bopp bekannte Komet auf, der damals eine scheinbare Helligkeit von elf Magnituden hatte.

Zunächst überzeugte sich Hale davon, kein anderes Deep-Sky-Objekt in der Nähe von M 70 zu beobachten und wurde auch in den Katalogen bekannter Kometen nicht fündig.
(Deep-Sky-Objekte sind solche, die definitiv nicht zu unserem Sonnensystem gehören, z. B. alle anderen Galaxien.
Als er schließlich noch eine Bewegung des Objekts relativ zu den Hintergrundsternen feststellte, schickte er eine E-Mail an das für astronomische Entdeckungen zuständige Central Bureau of Astronomical Telegrams der IAU (International Astronomical Union) am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, um seine mögliche Entdeckung eines neuen Kometen zu melden.

Thomas Bopp hingegen entdeckte den Kometen eher zufällig mit dem Teleskop eines Freundes, während er mit Freunden nahe Stanfield in Arizona unterwegs war, um Sternhaufen und Galaxien zu beobachten. Nachdem er das schwache Objekt entdeckt hatte, nahm er seine Sternatlanten zu Hilfe und stellte wie Alan Hale fest, dass es kein Deep-Sky-Objekt in der Nähe von M 70 gibt. Daraufhin kontaktierte er ebenfalls das Central Bureau of Astronomical Telegrams per Telegramm.

Am nächsten Morgen wurde bestätigt, dass es sich dabei um einen neuen Kometen handelt. Die Entdeckung wurde im Circular 6187 der Internationalen Astronomischen Union bekannt gegeben.
Es stellte sich schnell heraus, dass Hale-Bopp kein gewöhnlicher Komet ist. Als man seinen Orbit berechnete, erhielt man zur Entdeckungszeit eine Entfernung von 7,2 AE von der Sonne, also zwischen Jupiter und Saturn, was bei weitem die größte Entfernung ist, bei der ein Komet entdeckt wurde. Die meisten Kometen sind in dieser Entfernung extrem schwach und zeigen keine wahrnehmbare Aktivität,

Beobachtung

Man vermutete früh, dass er in der Nähe der Sonne sehr hell werden würde. Die Vorhersage bestätigte sich, als er seinen sonnennächsten Punkt, Perihel, am 1. April 1997 durchlief. Hale-Bopp wurde daher auch als Der Große Komet von 1997 bezeichnet. Er war wahrscheinlich der am meisten beobachtete Komet des 20. Jahrhunderts und einer der hellsten für mehrere Jahrzehnte. Der Komet konnte über einen Zeitraum von 18 Monaten mit bloßem Auge ohne Hilfsmittel gesehen werden – doppelt so lange wie der bisherige Rekordhalter Flaugergues (Der Große Komet von 1811).
Hale Bopp läuft auf einer sehr stark gestreckten Ellipse um die Sonne. Spannend ist hier, dass seine Bahn fast rechtwinklig zur Ekliptik steht.

Sein sonnennächster Punkt, Perihel, liegt knapp innerhalb der Erdbahn und sein Aphel ungefähr bei 371 Ae. (1 Ae ist der Abstand Erde-Sonne, ungefähr 149 Mio Kilometer) Der Saturn ist ungefähr 10 Ae entfernt.
Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, dass er mit der Erde kolidieren könnte, weil das mit seiner zu uns senkrecht stehenden Bahn quasi unmöglich ist. Jedoch passierte er im März 1996 den Jupiter in einer Entfernung von 0,77 AE, was nah genug war, um die Bahn des Kometen durch Jupiters Gravitationseinfluss deutlich zu verändern. Dadurch verkürzte sich die Umlaufzeit des Kometen von etwa 4200 Jahren auf 2380 Jahre, so dass er um das Jahr 4419 wieder ins innere Sonnensystem gelangen wird. Vor der Begegnung mit Jupiter lag sein Aphel mit 525 AE dementsprechend weiter außen.

Im Februar 1997 erreichte der Komet eine scheinbare Helligkeit von 2m und zeigte zwei wachsende Schweife. Der blaue Gasschweif zeigte direkt von der Sonne weg, während der gelbe Staubschweif in Richtung seines Orbits wies.
Zu seinen hellsten Zeiten, war er selbst in Städten mit ihrer großen Lichtverschmutzung nicht mehr zu übersehen.
Am 9. März erlaubte es eine Sonnenfinsternis in der Mongolei und Ostsibirien, den Kometen auch am Tag zu sehen. Am 22. März 1997 war Hale-Bopp mit 1,315 AE der Erde am nächsten. Die meisten anderen Kometen wären in dieser Entfernung nicht mit bloßem Auge sichtbar. Als der Komet am 1. April 1997 sein Perihel passierte, hatte er sich mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa −1m zu einem eindrucksvollen Schauspiel entwickelt.
Er schien heller als jeder Stern außer Sirius und seine zwei Schweife erstreckten sich über einen Winkel von 30 bis 40° über den Himmel. Er war bereits zu sehen, bevor es richtig dunkel wurde, und blieb auf der Nordhalbkugel die ganze Nacht über sichtbar.

Nachdem er sein Perihel erreicht hatte, bewegte sich der Komet hinter den südlichen Horizont und konnte somit von der Nordhalbkugel aus nicht mehr beobachtet werden, so dass dort das Interesse an ihm erlosch. Auf der Südhalbkugel war er wesentlich weniger beeindruckend als auf der Nordhalbkugel, jedoch konnte man von dort aus beobachten, wie er im Sommer und Herbst 1997 allmählich verblasste. Hale-Bopp war 569 Tage lang, vom 20. Mai 1996 bis zum 9. Dezember 1997, mit bloßem Auge sichtbar, also ungefähr 18,5 Monate, und damit mehr als doppelt so lange wie der vorherige Rekordhalter Komet Flaugergues (C/1811 F1) – der Große Komet von 1811 – der für 9 Monate mit bloßem Auge beobachtet wurde. Auch war Hale-Bopp für acht Wochen heller als irgendein anderer Komet der letzten tausend Jahren. Er erzeugte ein weit größeres Aufsehen als der Halleysche Komet 1986. Man kann davon ausgehen, dass kein anderer Komet jemals von so vielen Menschen gesehen wurde wie Hale-Bopp.
Im Januar 2005 befand er sich mit einer Entfernung von 21 AE weiter von der Sonne weg als der Uranus, konnte aber immer noch mit großen Teleskopen ausgemacht werden. Beobachtungen zeigten, dass er zu diesem Zeitpunkt immer noch einen kleinen Schweif besaß.
Astronomen erwarteten, dass er ungefähr bis zum Jahr 2020 beobachtbar ist, wenn er eine scheinbare Helligkeit von 30m erreicht haben wird. Danach wird es sehr schwer, ihn von den Hintergrundgalaxien zu unterscheiden, die eine ähnliche Helligkeit besitzen. Der Komet Hale-Bopp wird ungefähr im Jahr 4419 zurückkehren.

Hinzu kam, dass das sich um 1996 stark verbreitende Internet erheblich zum beispiellosen Interesse an Hale-Bopp beitrug. Auf zahlreichen Websites konnte man den Flug des Kometen mit täglich neuen Bildern verfolgen.

Ihre Herkunft

Kometen kommen von weit her, von jenseits der Pluto-Bahn aus der Oortschen Wolke, oder dem Kuiper-Gürtel.
Diese Wolke umgibt vermutlich kugelförmig das ganze Sonnensystem und beherbergt Milliarden von Kometen.
Sie ist nach dem Niederländischen Astronomen Jan Hendrik Oort benannt, der sie als Ursprungsort aller Kometen postulierte.
Bislang ist diese Wolke als solches noch nicht nachgewiesen worden, aber die Kometenbahnen lassen sich mit dieser Theorie sehr gut erklären und es spricht auch vieles andere für die Existenz dieser Wolke.

Der Kuiper-Gürtel liegt außerhalb der Neptun-Bahn. Der gute alte Pluto ist ein Teil von ihm.

Kometen haben derart gestreckte elliptische Bahnen, dass sogar noch Johannes Kepler vermutete, sie kämen von einem Punkt, durchqueren geradlinig unser Sonnensystem und verschwänden dann für immer.
Die alten Griechen hielten sie für atmosphärische erscheinungen und somit für sehr nahe Objekte. Erst Tycho Brahe räumte damit auf. Er verglich seine auf der Dänischen Insel Ven gesammelten Daten eines erschienenen Kometen mit denen eines Astronomiefreundes aus Prag. Da er keinen Unterschied in den Daten feststellen konnte, schloss Tycho folgerichtig, dass der Komet sehr weit von uns weg sein müsse. So weit, dass die unterschiedlichen Perspektiven und Betrachtungswinkel von Prag und Dänemark aus, mit den damaligen Instrumenten nicht aufgelöst werden konnten. Siehe auch meine Mail „Taugt ein Stern als Navi, um einen Stall zu finden“. Die Leistung Tychos ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn er arbeitete noch völlig ohne Teleskop und Fernrohr.

Wissenschaftliche Ergebnisse

Eines der wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse, das man beobachten konnte war, dass das Verhältnis von Schwerem- zu leichtem Wasser nicht dem, des irdischen Wassers entspricht. Somit sollte es stimmen, dass unser Wasser von Kometen stammt, dann muss es eine andere Sorte von kometen sein, die weniger schweres Wasser enthält. Schweres Wasser ist Wasser, das mit dem Wasserstoff-Isotop Deuterium gebildet ist. Im Gegensatz zu Wasserstoff, der nur ein Proton in seinem Kern besitzt, enthalten Deuteriumkerne noch ein Neutron und sind deshalb doppelt so schwer. Es ist somit nicht H2O, sondern D2O. Chemisch unterscheidet sich Deuterium von Wasserstoff, und damit auch deren Wässer, quasi nicht.

Auch organische Verbindungen konnten auf ihm nachgewiesen werden, die ebenfals Grundvoraussetzung für irdisches Leben sind.

Wieso kein Besuch

Ich persönlich kann mich noch gut an den Wirbel erinnern, der um den Kometen gemacht wurde. Nun kann man sich vielleicht fragen, wieso man nicht eine Sonde zu Hale Bopp geschickt hat, wie 1986 mit Giotto und Halley (Siehe „Blind zu den Sternen“).
Das liegt ganz einfach daran, dass dieser Komet vorher nicht bekannt war und man unter Umständen bis zu 20 Jahren benötigt, um eine Mission zu planen, das Instrument zu bauen und dann noch zu starten.
Nun haben wir aber noch viele hundert Jahre Zeit, um eine Mission vorzubereiten. Gehen wir es an…

2 Gedanken zu „Eine alte Kometen-Geschichte“

  1. Ach ja, bei Hale-Bopp blutet mir immer das Herz. 1997 war ich beruflich gerade gestartet und total eingespannt und außerdem wurde ich zum ersten Mal Vater.ich hab ihn nur in Koln mal mit dem Fernglas betrachtet und erst etwas später wurde mir bewusst, was ich da verpasst habe SEUFZ
    DANKE für den schönen Artikel.
    Liebe Grüße von Martin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert