Heute, zum ersten Advent wage ich mich mal auf Glatteis. Die Frau, die heute gewürdigt wird, beschäftigt sich mit einem Gebiet, wo ich mich so gar nicht auskenne. Aber wer genau liest, wird doch einen Bezug zum Weltraum finden.
Jane Goodall
Jane Goodall ist eine renommierte Primatenforscherin, Umweltaktivistin und UNESCO-Botschafterin für den Frieden. Ihr Lebenswerk ist von bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich der Verhaltensforschung bei Schimpansen geprägt, und sie hat sich zu einer international anerkannten Umweltschützerin entwickelt.
Goodall ist neben Dian Fossey (Gorillas) und Birutė Galdikas (Orang-Utans) eine von drei Frauen, die auf Anregung des Paläoanthropologen Louis Leakey Anfang der 1960er-Jahre Langzeituntersuchungen über Menschenaffen begannen. Leakey und die drei Forscherinnen vermuteten, von den Beobachtungen des Verhaltens Rückschlüsse auf die Evolution des Verhaltens im Verlauf der Stammesgeschichte des Menschen ziehen zu können.
Geboren am 3. April 1934 in London, entwickelte Jane Goodall bereits früh eine Leidenschaft für Tiere und die Natur. Ihr Weg zur Primatenforschung begann im Jahr 1957, als sie von dem Anthropologen und Archäologen Louis Leakey eingeladen wurde, Schimpansen im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania zu studieren. Dieses Forschungsprojekt sollte bahnbrechende Erkenntnisse über das Verhalten von Schimpansen und deren Ähnlichkeiten mit menschlichen Verhaltensweisen liefern.
Obwohl Goodall zuvor nicht studiert hatte und daher den mindestens erforderlichen Bachelor-Grad nicht besaß, durfte sie sich in Anerkennung ihrer außergewöhnlich ertragreichen Verhaltensbeobachtungen mit einer höchst selten erteilten Ausnahmegenehmigung ab 1962 an der University of Cambridge zur Promotion in Ethologie einschreiben. Sie schloss sie 1965 mit Erfolg ab. 1965 trat sie in Miss Goodall and the Wild Chimpanzees (dem ersten von National Geographic jemals produzierten Film), den ihr Ehemann Hugo van Lawick mit ihr gedreht hatte, erstmals im Fernsehen auf. Das alte Filmmaterial wurde 2017 erneut für den Dokumentarfilm Jane von Regisseur Brett Morgan genutzt, der mit der Musik von Philip Glass 2018 in die Kinos kam.
Von 1970 bis 1975 war Goodall Gastprofessorin für Psychiatrie und Humanbiologie an der Stanford University, ab 1973 Gastprofessorin für Zoologie an der Universität von Dar es Salaam. Nach der Scheidung 1974 von ihrem ersten Mann van Lawick heiratete sie 1975 den tansanischen Parlamentsabgeordneten und Direktor der Nationalparks von Tansania Derek Bryceson, mit dessen Hilfe sie den Bestand Gombes als Nationalpark sicherte.
1977 wurde ein Bild von ihr bei der Beobachtung von Schimpansen als Bild 60 mit dem Voyager Golden Record in den interstellaren Raum geschickt.
Der Cartoonist Gary Larson veröffentlichte einen Cartoon, in dem eine Äffin beim Lausen ihres Partners ein blondes Haar findet und ihm vorwirft, wieder „bei diesem Flittchen Goodall“ gewesen zu sein. Anders als ihre Institutsmitarbeiter gestattete Goodall, dass T-Shirts mit diesem Cartoon verkauft werden. Der Erlös daraus geht an das von ihr 1977 gegründete Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation, das sich den Schutz der bedrohten Schimpansen zum Ziel gesetzt hat.
1986 änderte sie nach einer Konferenz in Chicago über den ethischen Umgang mit Tieren die Richtung ihrer Arbeiten. Sie verschrieb sich nun der Bildung eines breiten Publikums, um die Habitate der Schimpansen besser schützen zu können. Sie begann mit den dortigen Regierungen zusammenzuarbeiten, um einen ökologisch verträglichen Tourismus aufzubauen. Auch gibt sie Unterricht in Ökologie, arbeitet mit lokalen Verwaltungen und Forschungsinstitutionen zusammen und legte ein Schutzprogramm für verwaiste Schimpansen auf.
1990 veröffentlichte sie ihr Buch Through a Window, in dem sie den Standpunkt vertrat, dass das anwachsende Wissen über die geistige und soziale Komplexität der Tiere dazu führen müsse, einen ethisch verantwortbaren Weg des Umgangs mit ihnen zu finden. Dies beziehe sich gleichermaßen auf die Haltung von Tieren als Haustiere, zur Unterhaltung, zur Fleischgewinnung oder in Versuchslaboren wie auch auf sonstige Arten des Umgangs mit ihnen.
1991 gründete Goodall mit Kindern in Tansania die Aktion Roots & Shoots („Wurzeln und Sprösslinge“), die inzwischen bereits in über 40 Ländern aufgegriffen wurde. In den diversen Roots & Shoots-Gruppen sollen vor allem Kinder und Jugendliche eigene Ideen und kleine Projekte im Bereich Natur- und Umweltschutz entwickeln, um so zur Verbesserung sowohl des menschlichen als auch des tierischen Lebens auf der Erde beizutragen.
Heute setzt sich Goodall außerdem im Great Ape Project für bestimmte Rechte der großen Menschenaffen ein, die den Menschenrechten ähnlich sind.
2000 gründete sie die Organisation Ethologists for the Ethical Treatment of Animals.
Seit 2002 ist sie Friedensbotschafterin der UNO.
Zudem wirbt sie für Alternativen zu Tierversuchen. Im Mai 2008 forderte sie das Nobelpreiskomitee auf, einen Nobelpreis für Alternativmethoden zu Tierversuchen zu schaffen.
2010 wandte sie sich vehement gegen Gewalt gegen Tiere und gegen Tierversuche, die sie mit Folter verglich.
2010 kam unter dem Titel Jane’s Journey ein Dokumentarfilm des deutschen Regisseurs Lorenz Knauer über den Lebensweg von Jane Goodall in die Kinos.
2018 kam der Dokumentarfilm Jane des US-amerikanischen Regisseurs Brett Morgan in die Kinos.
Ebenfalls 2018 war Goodall im Tierrechtsfilm Citizen Animal – A Small Family’s Quest for Animal Rights zu sehen.
Im Februar 2021 forderten Goodall und über 140 Wissenschaftler die EU-Kommission auf, Käfighaltungen bei Nutztieren abzuschaffen.
Ihr beeindruckendes Lebenswerk und ihre engagierte Arbeit haben Jane Goodall zu einer inspirierenden Persönlichkeit gemacht, die Menschen weltweit dazu ermutigt, sich für den Schutz der Natur und den Erhalt der Artenvielfalt einzusetzen. Ihre Erkenntnisse aus der Schimpansenforschung haben nicht nur unser Verständnis für die Natur erweitert, sondern auch dazu beigetragen, das Bewusstsein für Umweltfragen zu schärfen und den Weg für den Naturschutz zu ebnen.
Dass so eine Frau auch mit Ehrungen überschüttet wird, ist mehr als verständlich. Im netz findet sich eine nicht enden wollende Liste ihrer Ehrungen, die ich uns an dieser Stelle erspare.
Kommen wir nun noch zum weihnachtlichen Teil.
Und damit wünsche ich euch einen schönen ersten Advent.