Der Sonne entgegen – Spacelab


Liebe Leserinnen und Leser,
Mögt ihr die Sonne, die Musikgruppe Kraftwerk, meinen Blog und vielleicht auch mich, dann findet ihr all dieses im folgenden Artikel vereint.
Es geht heute nochmal um eine Mission, die u. A. Geschichte der Sonnen- und Weltraumforschung schrieb.

Die Gruppe Kraftwerk veröffentlichte 1978 auf ihrem Album „Die Mensch-Maschine“ einen Titel, der den Namen der Mission trägt, um die es heute gehen soll.
Kraftwerk muss vom Bau dieses, wie wir noch sehen werden, von sehr langer Hand geplanten Labors, Wind bekommen haben, und machte es zum Gegenstand ihres Songs.
Das war die Musik meiner Kindheit. Ich besaß damals so einen kleinen Casettenrecorder, den man flach auf den Tisch legte von ITT. Da lief diese LP rauf und runter…
Dann will ich euch nicht länger auf die Folter spannen Es geht um dieses schöne Lied.
Und jetzt zu Spacelab:

Countdown und Start

Am Ende des Countdowns werden die Flüssigkeitsraketen gezündet und 6.6 Sekunden später die Feststoffraketen. Alles scheint planmäßig zu verlaufen. Es ist 16.00 Weltzeit, 11 Uhr vormittags im Kennedy Raumfahrtzentrum in Florida. Die Raumfähre COLUMBIA hebt langsam vom Boden ab und bewegt sich senkrecht nach oben. 30 Millionen Newton Schubkraft beschleunigt die Fähre, bis sie 16 Sekunden nach dem Start die Schallgrenze überschreitet, Ihre Geschwindigkeit liegt bei 1200 Stundenkilometern. Als die vierfache Schallgeschwindigkeit erreicht wird, werden die beiden leeren Feststoffraketen abgestoßen.
An Fallschirmen gleiten sie ins Meer, wo bereits Bergungsschiffe auf sie warten.
Die Fähre selbst aber wird nun von drei aus einem großen Tank gespeisten Raketen weiter nach oben gebracht. Nach sechs weiteren Minuten werden auch diese Triebwerke abgeschaltet und der Tank kurz danach abgestoßen. Die Höhe beträgt bereits 120 Kilometer, und der Tank tritt mit einer so großen Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein, dass er verbrennt. Inzwischen hat die Fähre die Umlaufbahn erreicht.
Man schreibt den 28. November 1983. Es war der neunte SPACE-SHUTTLE-Flug. Die Fähre hatte das Weltraumlaboratorium SPACELAB an Bord. In den nächsten 10 Tagen, 7 Stunden und 47 Minuten, sollte sie mit ihrer Nutzlast 166mal die Erde umkreisen, um am 8. Dezember um 23.47 Uhr Weltzeit planmäßig auf einem Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien zu landen.
In Deutschland wurde die Mission mit besonderem Interesse verfolgt, da zum ersten Mal ein deutscher Astronaut, Ulf Merbold, in den Raum
geschossen wurde. Neben den zahlreichen Experimenten während des
Fluges wurde auch wieder die Stärke der Sonnenstrahlung, vor allem im ultravioletten Bereich des Sonnenspektrums, gemessen. Das wurde der Anfang einer Reihe von SPACE-Shuttle-Flügen, bei denen astronomische Messungen, vor allem Messungen an der Sonne, ausgeführt werden sollten. Durch die CHALLENGER-Katastrophe im Jahre 1986 wurde jedoch das gesamte Programm der SHUTTLE-Flüge verzögert.
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.
Das Spacelab flog erstmals 1983 auf der Mission STS-9 und wurde bis zu seiner Außerdienststellung 1998 insgesamt 22 Mal eingesetzt.

Was Spacelab war

Das Spacelab war ein wiederverwendbares Raumlabor zur Durchführung wissenschaftlicher Experimente und Beobachtungen in der Schwerelosigkeit, das ausschließlich für den Einsatz mit dem Space Shuttle konzipiert war. Dazu konnte es in die Ladebucht der Raumfähre integriert werden. Entwickelt und gebaut wurde das Spacelab im Auftrag der ESA von einem europäischen Firmenkonsortium unter Leitung des deutschen Hauptauftragnehmers VFW-Fokker/ERNO.

Spacelab war ein modulares System, das aus vier Elementen bestand, die miteinander kombiniert und je nach Aufgabenstellung zusammengesetzt werden konnten:
ein zylindrisches Druckmodul mit Schränken und Fächern für Versuche in Schwerelosigkeit,
ein Verbindungstunnel zum Druckmodul für die Astronauten,
die Palette, auf welcher ebenfalls Versuche unterschiedlichster Art aufgebaut werden konnten
und eine Instrument Pointing System (IPS) genannte Nachführungseinheit, die insbesondere zur Sonnen- und Sternbeobachten mit Teleskopen oder für Antennen unverzichtbar war.
Außerdem gab es noch das Iglu, das bei Nur-Paletten-Flügen für die Energieversorgung, die Kommunikation sowie Datenverarbeitung zuständig war.

Das modulare Konzept findet sich auch heute beispielsweise im Columbus-Modul auf der ISS wieder.

Etwas Geschichte

Noch vor der ersten Mondlandung unterbreitete die NASA 1969 der European Space Research Organisation (ESRO), der Vorgängerin der ESA, das Angebot, sich am US-Raumfahrtprogramm der Nach-Apollo-Ära zu beteiligen. Unter den Vorschlägen der NASA war auch das Spacelab. Kurz nachdem 1972 offiziell die Entscheidung der USA gefallen war, das Space Shuttle zu bauen, erklärten die Wissenschaftsminister auf der europäischen Weltraumkonferenz im Dezember des Jahres, das Raumfährenlabor zu entwickeln und zu bauen. Der endgültige Vertrag zwischen ESRO und NASA wurde im September 1973 geschlossen. Und im Juni des folgenden Jahres vergab die europäische Raumfahrtorganisation den Auftrag zum Bau des Spacelab an das von VFW-Fokker/ERNO geführte Firmenkonsortium.

Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welch langer Hand derartige Missionen geplant werden müssen. Die Wiederverwendbarkeit des Labors zeugt von einer unglaublichen Nachhaltigkeit.
Dieses Labor war mit seinem modularen Aufbau, der verschiedenen Konfigurationen und Versuchsaufbauten imgrunde schon ganz klein das, was heute die Internationale Raumstation mit ihren zahlreichen modularen Laboren ist, nur, musste das Labor halt immer wieder mal nach hause, um für den nächsten Flug umgebaut zu werden.
Bei der ISS ist das umgekehrt. Dort bringt man die Versuche und Experimente von der Erde zum Labor und nimmt am Ende die Messergebnisse wieder zur Erde zurück mit.

Neben vielen Experimenten in der Schwerelosigkeit, hat uns die Raumfahrt gerade mit Spacelab den Blick in Bereiche des Sonnenspektrums geöffnet, in dem uns die Sonne ein aufregendes Schauspiel vor Augen führte, von dem wir von der Erde aus nichts geahnt hatten. Spacelab
gab Sonnenphysikern und Astronomen auch die Möglichkeit, den Stoff, der von der Sonnen-korona in den Raum geschleudert wird, direkt zu untersuchen.
Das wird dann der Stoff einer neuen Folge auf Blindnerd.de werden.

Bis da hin
Gehabt euch wohl,
Passt auf euch auf
und bleibt gesund.

Es grüßt ganz herzlich
Euer Blindnerd.

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