Mein Merkurtransit im Nachgang


Liebe Leserinnen und Leser,

Am Montag, 11.11.2019 hatten wir einen Merkurtransit.
Die sind zwar nicht so selten, wie z. B. die Rückkehr des Halleyschen Kometen, aber würdigen sollte man Transits dennoch, denn sie trugen in vielfältiger Weise viel zum Verständnis des Universums bei.
So konnte der Abstand Sonne-Erde im Jahre 1639 während eines Venustransits, der von Verschiedenen Punkten aus beobachtet wurde, erheblich genauer bestimmt werden.

Merkurtransit bedeutet, dass der Merkur, unser kleinster und innerste Planet über die Sonnenscheibe zieht. Alle Planeten, die weiter innen als die Erde sind, also Merkur und Venus, ziehen aus unserer Erdsicht dann und wann über die Sonnenscheibe, überholen die Erde auf ihren Innenbahnen und machen so einen Transit. Besonders bei der Venus, die mal als Morgenstern, dann gar nicht und schließlich am anderen Horizont als Abendstern erscheint, ist das offensichtlich. Sie ist so groß und uns so nahe, dass wir bei ihr Phasen, ähnlich des Mondes beobachten können, denn sie wird in ihrem Jahreslauf auch unterschiedlich aus Erdsicht von der Sonne beleuchtet.

Beim Merkur ist die Beobachtung eines Transits sehr schwierig, weil er so klein ist, und weil die helle Sonne alles überstrahlt. Aus diesem Grund sehen wir ja auch unseren Mond bei Neumond nicht.
Er ist schwer zu erkennen, und ohne besonderes Teleskop mit Sonnenfilter sollte man niemals in die Sonne schauen, wenn man verhindern möchte, dass man der oder demjenigen den Rest dieses Artikels vorlesen muss…
Kopernikus soll auf seinem Sterbebett bedauert haben, seiner Lebzeit den Merkur nie gesehen zu haben.

Wenn überhaupt, dann ist Merkur nur morgens oder abends in der Nähe der Sonne zu sehen. Und dann natürlich deutlich kürzer und lichtschwächer, als unsere in ihre weißen Wolken gehüllte und viel größere Venus.
Aber auch das Venus-Scheibchen reicht nicht für eine Finsternis aus.

Merkur umrundet in 88 Tagen die Sonne. Dabei überholt er die Erde regelmäßig
und läuft uns quasi durch unser Sonnenbild.
Wieso es so selten Merkurtransits gibt, liegt daran, dass seine Bahn gegenüber der Ekliptik um 7 Grad gekippt ist. Nur an den Knoten, den Schnittpunkten von Ekliptik und Merkurbahn, kann es einen Transit geben. Klingelt es da nicht bei jemandem? Ja, genau. Das sind ganz ähnliche Voraussetzungen, die zu einer Sonnenfinsternis zwischen Ekliptik und Mondbahn herrschen müssen, damit es bei Neumond zu einer Finsternis kommen kann. So ein Merkurtransit ist in der Tat eine mini Sonnenfinsternis.
Er ist leider zu klein, um mit seinem Scheibchen die ganze Sonnenscheibe abdecken zu können. Leider reicht es nicht mal für eine gut sichtbare ringförmige Finsternis. Das Löchlein, das sein Schatten in die Sonnenscheibe „bohrt“,
ist einfach zu klein, um mit bloßem auge gesehen werden zu können.

Von der Erde aus gesehen stehen die Merkurbahnknoten am 9. Mai und am 11. November vor der Sonne, und so finden Merkurtransits stets um diese Termine herum statt. Da die Merkurbahn stark elliptisch ist, treten Transits im November häufiger auf als im Mai. Der letzte ereignete sich am 9. Mai 2016 , der nächste wird erst wieder am 11. November 2032 stattfinden.

Da Merkur keine Atmosphäre hat, ist er mit Teleskop und geschütztem Auge klar und scharf als Punkt zu erkennen, der über die Sonnenscheibe wandert.

Bei Venustransits entstehen durch den Schatten der Atmosphäre tropfenförmige perspektivisch bedingte Effekte.
Das ganze Spektakel dauert schon einige zeit.

Nur mal am Rande bemerkt: Viele gefundene Exo-Planeten wurden und werden bis heute dadurch entdeckt, dass sie vor ihren Muttersternen vorbei ziehen, deren licht vorübergehend etwas verdunkeln und einen Transit vollführen.

In diesem Jahr konnte ich den Merkurtransit nicht verfolgen, weil ich im Zug nach Dresden saß, das Wetter schlecht war und das Internet im Zug, naja, lassen wir das…
Auch für sehende wäre sowieso nix zu sehen gewesen und nur mit Finsternisbrille ohne Teleskop wohl auch nicht.
Und nochmal. Niemals ohne Finsternisbrille oder Sonnenfilter in die Sonne schauen und durch ein Teleskop oder Fernglas schon gar nicht.
Galileo erblindete vermutlich im alter deshalb und es ist ein absolutes Wunder, dass Vater Pfarrer Fabricius mit sohn bei der Beobachtung von Sonnenflecken nicht erblindeten. Sie müssen wahrlich ein sehr lichtschwaches Instrument benutzt haben.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Transit bei Sonnenschein vielleicht ganz ordentlich auf einem weißen Schirm auf den man mit einem Fernglas die Sonnenscheibe projezierte, beobachtbar war. Vielleicht hat ja jemand so etwas gemacht und kann in den Kommentaren darüber berichten. Ich denke halt, wenn sich diese Methode zur Beobachtung von Sonnenflecken eignet, dann hierfür doch vielleicht auch.

Es gab im Mai 2016 schon mal einen Merkurtransit. Den habe ich akustisch auf meine Art beobachten können.
Ich habe das Ereignis damals mit Universe to Go, der Astrobrille, von der ich hier schon mehrfach berichtete, verfolgen können.

Diese Brille arbeitet mit Augmented Reality. Für Sehende Himmelsbeobachter werden passend zur Blickrichtung Zusatzinformationen und Sternkonstellationen eingespielt, so dass man sich am Himmel besser zurecht finden kann.

Für Blinde werden die Himmelsobjekte akustisch angesagt. Es gibt sogar einen Suchmodus, der einen per Richtungsangaben zum gewünschten Objekt führt, wenn es denn sichtbar ist.

Und so habe ich beobachtet:
Zunächst suchte ich im Planeten-Suchmodus die Sonne. Die hätte ich auch so gefunden, aber ich wollte es vollständig mit U2G machen.
Das funktionierte prima, denn sie ist so groß und auch so nah.

Im nächsten Schritt drehte ich mich wieder aus der Sonne und stellte die Suche auf den Merkur ein.
Und siehe da. Als ich ihn fand, knallte mir die Sonne voll ins Gesicht.
Natürlich wusste ich das, dass dem so sein würde, aber es mit einem Instrument nach zu empfinden und zu erleben, ist etwas anderes, als es einfach nur zu wissen.
Ich wiederholte den Versuch zu Beginn gegen 14:00 Uhr, zur Mitte, gegen etwa 17:30 und zum Ende gegen 20:15 Uhr.
Mein Ziel war, die Wanderung des Merkur über die Sonnenscheibe zu erleben.
Ich bilde mir ein, den Unterschied von einem zum anderen Rand, erlebt zu haben, bin mir aber wirklich nicht sicher.
Die Erde hat sich ja auch beträchtlich in der zwischenzeit gedreht, Das habe ich natürlich in Richtung und Winkel zur Ekliptik durchaus mit U2G erlebt.
Die Wanderung des Merkurs kann ich aber wirklich aus rein wissenschaftlicher Sicht nicht ganz sicher belegen, aber gefühlt ist gefühlt und das ist auch OK so.

Hätte mich im Jahr 2015, als ich den Entwickler von U2G kennen lernte, jemand gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass eine Astro-App je für Blinde zugänglich sein würde, hätte ich das sicher verneint.

Ich habe es quasi verneint, als Martin mich auf einem Vortrag, den ich in Hannover hielt fragte, ob ich es mir vorstellen könne, dass wir so eine Art Audioguide für blinde Menschen entwickeln könnten. Ich sagte ungefähr, dass ich es nicht glaube und mir nicht vorstellen kann. Aus diesen Grunde sollten wir es probieren.
Und jetzt ist es so, dass es funktioniert.
Ich habe gleichberechtigt mein Instrument und kann teilhaben.
Einfach großartig, wie inklusiv so ein bissel Technik und Software sind.

Saturn und seine Mission


Seid herzlich gegrüßt,

Und wer sich jetzt wundert, wieso der Blindnerd mit dieser alten längst beendeten Cassini-Huygens-Mission daher kommt, der oder sie hat natürlich Recht.
Beim Stöbern in alten Mails habe ich den Text aus der Zeit vor dem Blog gefunden.
Die Mission und mein Text dazu ist mir zu wertvoll, als dass er eventuell verloren geht, und außerdem möchte ich ihn gerne auch hier auf dem Blog teilen.

Viele können sich noch erinnern, dass am 15.09.2017 die Mission Cassini-Huygens final beendet wurde, indem diese kontrolliert in den Saturn stürzte und in dessen Atmosphäre dann verglühte.
Da kommt mir so ne Frage. Hat ein Gasplanet überhaupt ne Atmosphäre in dem sinne, wenn er doch, bis auf einen kleinen Kern selbst aus Gas besteht?
Ja, und diese Frage hat mir damals mein Freund, der @modellansatz, beantwortet, der schon in der Vorgänger-Mailingliste vor dem Blog mit gelesen hatte.
Er schrieb:
die angegebene „Größe“ von Gasplaneten bzw. die Bezeichnung der Höhe 0 bezieht sich auf die Höhe, wo das Gas einen Druck von etwa 1bar hat.
Wiki sagt dazu: „Das Fehlen einer sichtbaren, festen Oberfläche macht es zunächst schwierig, die Radien bzw. Durchmesser von Gasplaneten anzugeben. Wegen der nach innen kontinuierlich zunehmenden Dichte kann man aber jene Höhe berechnen, in der der Gasdruck gerade so hoch ist wie der Luftdruck, der an der Erdoberfläche herrscht (auf Meeresniveau 1 atm oder 1013 mbar).“
Ob Gasplaneten einen festen bzw. flüssigen Kern haben ist unklar, da ab sehr hohen Drücken die Aggregatzustände wegen Superkritikalität nicht mehr unterscheidbar sind.
Sind Druck und Temperatur hoch genug, wird irgendwann der sogenannte kritische Punkt überschritten. Der Unterschied zwischen “flüssig” und “gasförmig” hört dann auf zu existieren und man nennt diesen Zustand dann “superkritisch”. Bei Jupiter (und anderen Gasplaneten) ist genau das der Fall: Weiter außen, wo Temperatur und Druck noch niedrig sind, ist der Wasserstoff noch gasförmig. Da aber weiter innen der kritische Punkt überschritten wird, gehen auch die gasförmige und die flüssige Phase kontinuierlich ineinander über und es gibt keine klar definierte Grenzfläche“

Wie auch immer.
Diese Mission war so erfolgreich, dass man sie würdigen sollte. Von der Planung, zum Start, über die Ankunft am Saturn, der Durchführung der Mission bis zum Ende sind um 30 Jahre vergangen. Somit hängen Lebenswerke vieler Wissenschaftlergenerationen und Experten dran.

Noch nie konnte ich an einer Mission derart partizipieren, wie bei Cassini-Huygens. Grund dafür ist einfach, dass es Podcasts dazu gab. Damit kann man derlei erleben, mitfiebern und naja, auch etwas mit traurig sein, wenn es dann zuende geht. Es ist nicht zu ermessen, wie wertvoll das Medium Podcast für mich als Zugang zu Bildung und Wissenschaft, mit den Jahren geworden ist.

Ich werde die Mission kurz einführen und dann habe ich einiges Audio- Video- und Textmaterial zusammengestellt. Das kann dann jeder nach bedarf lesen, hören und vertiefen.

Und es geht los:

Einführung

Cassini-Huygens ist der Name einer Mission zweier Raumsonden zur Erforschung des Planeten Saturn und seiner Monde. Bei Cassini handelt es sich um einen Orbiter, der im Auftrag der NASA vom Jet Propulsion Laboratory gebaut wurde, um den Saturn, seine Ringe und Monde von einer Umlaufbahn um den Planeten aus zu untersuchen. Huygens (konstruiert von Aérospatiale im Auftrag der ESA) wurde als Lander konzipiert, um von Cassini abgekoppelt auf dem Mond Titan zu landen und diesen mittels direkter Messungen in der Atmosphäre und auf der Oberfläche zu erforschen, was aufgrund der dichten und schwer zu durchdringenden Atmosphäre des Mondes nicht von einer Umlaufbahn aus möglich ist. An der Mission ist auch die italienische Raumfahrtagentur ASI beteiligt.
Die beiden aneinander gekoppelten Sonden wurden am 15. Oktober 1997 vom Launch Complex 40 auf Cape Canaveral mit einer Titan-IVB-Rakete gestartet. Am 1. Juli 2004 schwenkte Cassini in die Umlaufbahn um den Saturn ein, und am 14. Januar 2005 landete Huygens drei Wochen nach der Trennung von Cassini auf Titan und sandte 72 Minuten lang Daten, die das Verständnis über den Mond deutlich verbesserten.
Auch der Cassini-Orbiter hat mit seiner umfangreichen Ausstattung an wissenschaftlichen Instrumenten viele neue, teils revolutionäre Erkenntnisse in Bezug auf Saturn und seine Monde geliefert. Die Mission wurde daher mehrfach verlängert,
Nun ist das Ende aber unausweichlich. Der Treibstofftank ist nahezu leer, so dass der Treibstoff nur noch für das letzte finale Manöver reicht…

Namensgebung

Zur Namensgebung sagt Wiki:
Giovanni Domenico Cassini (* 8. Juni 1625 in Perinaldo, Grafschaft Nizza, Herzogtum Savoyen; † 14. September 1712 in Paris) war ein italienischer Astronom und Mathematiker, der in Bologna Ansehen erwarb, 1669 an an die Académie Royale des Sciences in Paris berufen wurde, 1673 die französische Staatsbürgerschaft annahm und seitdem meist Jean-Dominique Cassini genannt wurde. Er wurde zum Begründer einer Dynastie von Astronomen, die bis zur Französischen Revolution die Direktoren des Pariser Observatoriums stellten, weshalb er auch mit Cassini I bezeichnet wird.
Er ermittelte u. A. die Neigung der Erdbahn, bestimmte die Eigendrehung des Jupiter anhand des sog. Roten Flecks und bestimmte den Durchmesser der Sonne.
Ruhm erlangte er auch durch die erstellung sehr genauer Ephemeriden, die für die Geodäsie und die Seefahrt unverzichtbar waren.
Es ist aufregend über ihn zu lesen, denn er forschte im widersprüchlichen Spannungsfeld zwischen dem heliozentrischen – und dem geozentrischen Weltbild.
Christian Huygens, auch Christianus Hugenius, war ein niederländischer Astronom, Mathematiker und Physiker. Huygens gilt, obwohl er sich niemals der noch zu seinen Lebzeiten entwickelten Infinitesimalrechnung bediente, als einer der führenden Mathematiker und Physiker des 17. Jahrhunderts. Er ist der Begründer der Wellentheorie des Lichts, formulierte in seinen Untersuchungen zum elastischen Stoß ein Relativitätsprinzip und konstruierte die ersten Pendeluhren. Mit von ihm verbesserten Teleskopen gelangen ihm wichtige astronomische Entdeckungen.

Das soll es als Einführung auch von mir gewesen sein. In der kleinen Linksammlung kommen u. A. Experten zu Wort, die die Mission, ihren Verlauf und die Hintergründe viel besser erklären können, als ich. Ich führe jeden Link kurz ein, damit man weiß, worum es geht und, was vor allem Screenreader-Nutzer erwartet, wenn man darauf klickt.

Macht euch darauf gefasst, dass die Audio-Podcasts etwas länglich sein können. Erfahrene Podcasthörer wissen, dass es vor allem bei Wissenschaft-Podcasts noch länger gehen kann. Ich höre die Dinger meist mit doppelter Geschwindigkeit.
Haltet durch. Es lohnt sich und öffnet für diejenigen, die das noch nie gemacht haben, eine ganz neue Welt.

Podcasts und mehr

Das DLR gab gemeinsam mit der ESA einen deutschsprachigen Podcast zu Astronomie und Raumfahrt heraus. In Folge 30 dieses Podcasts („Raumzeit“ von Tim Pritloge) wird über diese Mission ausführlich gesprochen. Im Rahmen dieser Folge wird auch das Geräusch abgespielt, das der Lander Huygens erzeugt, als er durch die dicke Atmosphäre des Saturnmondes Titan absteigt. Er hatte ein Mikrofon an Bord, weil man sich erhoffte, eventuell Gewittertätigkeit zu hören. Dieser Fahrtwind ist definitiv ein Wind, der nicht von der Erde kommt. Es klingt so unwirklich und verblüffend. Dieses Geräusch ist eines der wertvollsten Weltraumgeräusche in meiner Sammlung. Oft wird der Saturnmond Titan mit der Erde verglichen. Die Rolle des Wassers übernimmt dort flüssiges Methan. Es gibt Flüsse, Seen und auch sonst so einiges, das auf der Erde durch fließendes Wasser entstand. Für Leben ist es aber leider zu kalt auf Titan.
Der Podcast wird gemeinsam mit dem Planetarium Zeiss Jena fortgeführt.Hier nun der Sound dieses ganz erstaunlichen Fahrtwindes. Er wird mit einer Engl. Erklärung eingeführt. Am Anfang ist eine relativ lange Pause, also nicht wundern, wenn es nicht gleich startet.

Fahrtwid Titan

Und hier folgt Folge 30 von Raumzeit.
RZ30 Cassini-Huygens

Folge 32 dieses Podcasts beschäftigt sich dann allgemein mit dem Saturnsystem.
Rz32 Das Saturnsystem

Mehrfach musste Cassini durch das Ringsystem des Saturn fliegen. Die Ringe des Saturn sind nicht geschlossen. Es gibt Lücken in die man fliegen kann, wenn man sie trifft. Eine ist nach Cassini benannt.
Außerdem gibt es zwischen den Ringen zonen, in denen fast keine Ringteilchen zu finden sind. Man dachte, es wären mehr Teilchen dort anzutreffen. Ein Glück, dass nicht, denn ansonsten hätten die Cassini zerstören können.
Um die Sonde zu schützen, flog man mit der Antenne voran durch die Ringe. die Teilchen, die auf die Antenne, die auch als Schutzschild ausgelegt war, treffen, kann man hier hören. Man hört hauptsächlich das Rauschen des Instruments. Die wenigen Teilchen, machen sich durch ein Knack-Geräusch im Sound bemerkbar. Man muss sich schon etwas rein hören.
Ein Geräusch, das von so weit her kommt, darf sich auch erlauben, schwer hörbar zu sein.
Und so klingt es.

Und

Hier
noch eine lesenswerte Erklärung des Sounds in Englischer Sprache.

Die Zeitschrift „Abenteuer Astronomie“ verteilte auf Twitter einen Link zu einem Fahrplan der letzten Stunden.
Zum Fahrplan

Ach, dafällt mir noch was zu Cassini und der Lichtgeschwindigkeit ein
Wir erleben Licht, als benötigte es keine Zeit zu seiner Ausbreitung.
Im Jahr 1676 stellte Ole Rømer, ein Astronom und Mitarbeiter bei Cassini , fest, dass die Zeiten zu welchen der Mond IO seinen Planeten, Jupiter, verdeckt werden sollte, je nach der Position der Erde zum Jupiter bis zu mehreren Minuten variiert.
Daraus schloss er, dass das Licht eine endliche Geschwindigkeit haben muss,
wenn die Verzögerungen vom Abstand zwischen Jupiter und der Erde abhängig sind.,
Der von Roemer ermittelte Wert für die Geschwindigkeit des Lichtes wich nur um 30 % vom tatsächlichen Wert ab. Die Messmethoden zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit wurden in der Folgezeit immer genauer.
Cassini stimmte zunächst mit Roemer überein, verfiel dann aber doch wieder der Aristotelischen Vorstellung der zeitlosen Lichtausbreitung und des vorhandenseins eines raumfüllenden Äthers.
Ich schrieb darüber im Artikel „Nichts ist auch was – die Lehre von der Leere“.

Abschiedsvideo:
Das ist ein Deutsches Video von dem ich auch vorhin nur mal kurz das Intro angeschaut hab.

Hier ein kostenloses Ebook der Nasa mit vielen Saturn-Bildern: Keine Ahnung, wie zugänglich das ist, aber für unsere Sehlinge sicher spannend.

Beschreibung des Aussehens der Sonden:
Was jetzt hier noch fehlt, ist eine textuelle Beschreibung der Sonden. In RZ30 ist zwar eine, aber dann muss man tief in die Folge reinhören.
Vielleicht hat jemand sehendes, der hier mitliest Lust, uns das Ding zu beschreiben?

Apropos Beschreibung. Das ist es eben auch, was Podcasts für blinde Menschen so unglaublich interessant machen. Für die Sehenden gibt es vielleicht in den Shownotes Links und Bilder, aber beim Hören eben auch nicht. Deshalb muss alles beschrieben und erklärt werden. Wie im Radio.

Und ganz zum Schluss kommt doch tatsächlich noch ein Abschiedslied auf Cassini-Huygens.
Zuerst eine kleine Geschichte dazu, die mich sehr gefreut hat.
Zunächst teilte Spektrum der Wissenschaft, @spektrum einen Link über twitter, der mich zu einer Seite schickte, die nicht ganz barrierefrei war. Ich fand den Play-Button einfach nicht.
Flash-Kram halt.
Ich schrieb zurück, dass ich das Abschiedslied leider nicht anhören könne, weil ich die Barriere mit dem Abspielknopf nicht überwinde.
Kurz drauf kam dann ein Link zu Youtube, den ich hier mit euch teile. Damit gings dann.
Danke @Spektrum, dass ihr eine barrierefreie oder barrierearme Lösung gefunden habt. Jetzt kann ich auch bei dem Song mitmachen und mithören und mitfeiern und mittrauern…
Es war mir doch gleich klar, dass irgendwer etwas musikalisches zu diesem Anlass bringen wird.
Und bei so viel Italien in der Mission ist es auch nicht verwunderlich, dass das Stück in Italienischer Opern-Tradition erklingt, aber hört selbst.

A farewell to @CassiniSaturn, in the style @RobertPicardo sings best: opera!
Start the Song here.

Jetzt wünsche ich euch viel Freude und Anteilnahme am Ende dieser unglaublichen Mission.

Die Sonne tönt – Klingel oder Orgelpfeife


Liebe Leserinnen und Leser,

Viele von uns haben es noch in der Schule gelernt:
„Die Sonne tönt nach alter Weise,
in Bruder Sphären Wettgesang.
Und ihre vorgeschrieb’ne Reise,
vollendet sie mit Donnergang…“
Goethes Prolog im Himmel aus Faust I.

Mit der eher esoterischen Idee von Sonnenton, Erdenton und klingender Himmelsmechanik, haben wir uns in „Das Ohr am Teleskop“ und „klingende Planetenbahnen“ beschäftigt.
Schon klar, niemand kann die Sonne hören. Schon alleine deshalb nicht, weil 149 Mio Kilometer Vakuum zwischen ihr und uns liegen.

Es gibt aber in der Tat Gründe, sich damit zu beschäftigen, ob die Sonne klingt und schwingt, wie Schallwellen sich im Stern fortpflanzen, ob sie eher Glocke oder Orgelpfeife ist und vieles mehr.
Der Hauptgrund ist das Problem, dass wir nicht in die Sonne hinein sehen können. Was wir von ihr sehen, ist ihre Photosphäre, die alles überstrahlt und keinen Blick nach innen zulässt. Ich habe schon im vorigen Artikel erwähnt, dass uns ein Neutrino-Teleskop den Blick nach innen gewähren würde. Dieses wird es aber aufgrund der Eigenschaft, dass Neutrinos quasi mit nichts wechselwirken, nie geben. Mit Radio-Teleskopen kann man je nach dem, welche Wellenlänge man betrachtet, ein bisschen unter die Oberfläche schauen, aber auch nicht wirklich in den Stern hinein.

Vieles, was wir über das Innere von Sternen, und was dort passiert wissen, kommt aus Simulationen am Computer. Man spielt beispielsweise mit den Verhältnissen von Wasserstoff, Helium Metallen und Massen herum, und passt die Modelle an, bis sie das tun, was wir auch beobachten.
Mit „Metallen“ meinen Astronomen alle Elemente, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, weil die Hauptsache, die in einem Stern passiert, die Fusion von Wasserstoff zu Helium ist. Somit reduzieren Astronomen häufig den Rest der Chemie auf „Metalle“.

Und an dieser Stelle wird die Sache etwas absurd. Wir beobachten, dass die Sonne brodelt. Wir sehen, dass die Sonne schwingt. Wir hören leider nicht, wie sie klingt, obwohl der Schall im Stern enorm sein muss und neben der Konvektion für das Wallen, Brodeln, pulsieren und Schwingen des Sterns verantwortlich ist.
Die Sonne ist ein einziger riesiger Resonator.
Die Schwingungsmuster an ihrer Oberfläche verraten den Sonnenforschern viel über das Innere der Sonne, z. B. was sich in ihren Schichten tut, wie innere Schichten rotieren, man kann überprüfen, ob die Modelle des inneren der Sonne, z. B. Temperatur etc. ungefähr passen, und vieles mehr.
Heute greifen wir nur ein Klang-Phänomen heraus. Es ist gut möglich, dass hier noch weitere Artikel über die Astroseismologie folgen werden.

Schwingende Saiten

Im eindimensionalen, ist eine gespannte Saite das einfachste, was man sich schwingend und klingend vorstellen kann. Sie ist gespannt an zwei festen Punkten aufgehängt und schwingt, wenn man sie anspielt. An den Aufhängungen nicht, aber in der Mitte schwingt sie am meisten. Bei tiefen Instrumenten, z. B. bei einem E-Bass kann man das sogar sehen. Die Saite wird durch ihre relativ große Amplitude verwaschen im Bild. Teilt man nun die Saite in der Mitte, so erhält man die doppelte Frequenz. Bei Flageolett-Tönen, wo man die Mitte der Saite nicht ganz drückt, sondern nur leicht abdempft, schwingt dann die linke Hälfte stets gegenläufig zur rechten. Der Flageolett-Punkt schwingt, wie die beiden äußeren Aufhängungen der Saite nicht. Man nennt das auch Knoten.
Wir haben also die Aufhängungen der Saite und dazwischen in der Mitte einen Knoten. Links und Rechts davon jeweils einen Bauch. Musikalisch erklingt die Oktave. Diese schwingt doppelt so schnell, wie der Grundton der Seite.
Teilt man die Saite in Drittel,
bekommt man die Quinte, dann die nächste Oktave, die Quarte usw.
Die hier entstehenden übereinander geschichteten Töne nennt man in der Physik die Harmonischen.
Spielt man ein Instrument, so erklingen immer einige dieser Harmonischen gleichzeitig. Dieser Zusammenklang macht die Charakteristik, macht den Klang, macht den Sound des Instruments aus.
Im Grunde ist die Saite durch ihre Schwingung und ihre Obertöne in der Zeitlupe dann auch wellig, bzw. gekräuselt.

Schwingende Flächen

Wir gehen nun einen Schritt weiter in unserer akustisch-visuellen Beobachtung.
Es gibt aus dem 17. Jahrhundert einen interessanten Versuch des Physikers Chladni
Ernst Florens Friedrich Chladni, der 1787 die Schrift Entdeckungen über die Theorie des Klanges veröffentlichte, tat folgendes:
Er nahm eine Glasscheibe und spannte diese wagerecht an einer Ecke in eine Klemme. Dann bestreute er sie mit Sägespänen. Nun strich er den Rand der Scheibe mit einem Geigenbogen an, um sie in Schwingung zu versetzen. Die Vibration brachten nun die Sägespäne zum Hüpfen. Nun ist es aber so, dass es nun auch auf der Fläche Knoten gibt, die nicht schwingen. Andere Orte schwingen so stark, dass die Späne quasi abgeschüttelt werden. Es entstehen nun Muster aus Orten, wo sich die Späne sammeln, und Orten, wo nachher keine mehr sind, weil sie vertrieben wurden.
Je nach dem, wo und wie Kladny die Scheibe mit seinem Bogen anstrich, änderten sich diese Muster. In manchen Erlebnisparks, z. in Schloss Freudenberg, ist dieser Versuch zum selbst ausprobieren, aufgebaut.
Im Gegensatz zur Welle einer Saite, hat man nun schon eine gekräuselte Oberfläche auf der zweidimensionalen Scheibe.
Auf ein Musikinstrument übertragen, entspricht diese Situation z. B. auch einer Trommel, wo das Trommelfell über den Körper der Trommel gespannt ist.

Und nun überlegen wir uns im nächsten Schritt, wie sich das ganze mit unserer Sonne verhält, die ein Gasball ist.

Die schwingende Sonne

Ich sagte schon, dass die Sonne brodelt. Gasblasen steigen auf und vergehen, wegen des Wärmeaustausches. Selbiges geschieht in der Küche im Kochtopf. Da die Ränder der blasen, auch Granulen genannt, kühler sind, leuchtet die Sonne dort stets etwas dunkler. Auch durch den Dopplereffekt kann man sehen, wenn sich eine Granule auf uns zu bewegt. Dann ist das Licht etwas ins blaue hinein gestaucht. Ins rote, wenn sich eine von uns entfernt, z. B. auflöst.
Die Frage ist nun, ob dieses Geblubber analog zum Weinglas auch den ganzen Stern zum Schwingen bringt.
Der Kochtopf wird ja auch vom kochenden Wasser in Schwingung versetzt und mit ihm meist auch der ganze Herd samt Arbeitsplatte.
Manche Wasserkocher beginnen regelrecht zu singen mit Obertönen etc, wenn das Wasser langsam zu kochen beginnt.
Wie das ganze System schwingt, hängt beispielsweise davon ab, woraus die Küche gemacht ist, wie alles miteinander verbaut ist etc.
Der Schall pflanzt sich in unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Aggregatzuständen (gasförmig, flüssig, fest) unterschiedlich schnell fort. Das machen Seismologen sich zu Nutze, um das innere der Erde zu erforschen. Plattentektonik, Vulkane erzeugen Schall. Das kann für Frühwarnsysteme unverzichtbar sein. Manchmal erzeugt man auch künstlich Schall, um ihn an anderer Stelle zu empfangen, um Rückschlüsse darüber zu erlangen, ob er beispielsweise durch eine Gasblase oder eine Flüssigkeit gegangen ist.

Das geht so natürlich bei der Vermessung unserer Sonne nicht. Dennoch lohnt es sich, das ganze Geblubbere und Gewabere auf ihrer Oberfläche zu beobachten. Genau das tut die Astroseismologie. So fand man beispielsweise eine Schwingung des ganzen Sterns, die sich alle fünf Minuten wiederholt. Das bedeutet, dass die Sonne sich alle fünf Minuten mal etwas aufbläht, um anschließend wieder zu schrumpfen. Man hat auch noch andere Schwingungsmuster gefunden. In diesem Sinne verhält sich unsere Sonne, als wäre sie eine Art Gong. Angeschlagen wird er von den sich stets verändernden Granulen, die wie Regen auf einem Blechdach den ganzen Stern quasi zum „klingen“ bringen.
Die Nasa hat das mal sonifiziert, wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie den Fünf-Minuten-Rhythmus oder eine andere Eigenschwingung verwendet hat.

So klingt unsere Sonne

Die Materie an der Oberfläche der Sonne wird in erster Linie durch
die Granulation bewegt. Die in ihr aufsteigenden und absinkenden
Materieballen haben Durchmesser von etwa 1500 Kilometern. Das ist
ein Zehntel Prozent des Sonnendurchmessers. Der Doppler-Effekt
verrät uns ihre Geschwindigkeiten: diese liegen etwa bei einem Kilometer in der Sekunde. Innerhalb von Minuten lösen sie sich auf, um neuen Granulen Platz zu machen. Zu den Granulen kommen noch die Supergranulen, langsamer in ihrer Bewegung, doch größer und beständiger.

Lange schon weiß man, dass es Sterne gibt, die sich innerhalb von Tagen aufblähen und wieder zusammen ziehen. Man weiß auch, dass Sterne verschiedener Masse, alters und Lebensstadium unterschiedlich schwingen und sich deutlich in ihrer Bildung von Granulen unterscheiden.

Die Schallwellen in der Sonne verraten uns, wie unterschiedlich schnell sich einzelne Schichten bewegen. Erst tief in ihrem Innern dreht sie sich, wie ein starrer Körper, z. B. die Erde. Die anderen Schichten darüber laufen z. B. dieser Drehung voraus. Als Gasball kann die Sonne das so tun. Ganz erforscht und verstanden ist das aber alles bis heute noch nicht. Die neue Raumsonde, der Solar.Orbiter, wird uns hier sicherlich noch viel neue Erkenntnis verschaffen.

Man könnte noch sehr viel mehr über die Astroseismologie schreiben.
Ich habe hier alles natürlich nur sehr vereinfacht darstellen können, ansonsten wäre der Artikel ein Buch geworden.

Jetzt hoffe ich, dass ihr die Faszination mit mir teilt, dass die Sonne in einem gewissen Sinne quasi ein Gong ist.

Und damit verabschiede ich mich für heute.
Es grüßt euch
euer Gerhard.

Teilchensuche – Den Sonnen-Neutrinos auf der Spur


Liebe Leserinnen und Leser,
Am 16.09.2019 machte das Messinstrument KATRIN Schlagzeilen.
Da dieses am KIT steht und ich als Mitarbeiter des KIT darauf irgendwie stolz bin, möchte ich hier auch etwas zum Thema Neutrinoforschung auf dem Blog beitragen.

KATRIN ist ein Messinstrument wie ein Hochhaus, das so groß ist, dass man es über 8500 km hinweg um den ganzen Kontinent herum von Bayern per Schiff nach Karlsruhe schaffen musste, weil es auf dem Landweg nicht am Stück auf die Straßen gepasst hätte.
So ein riesiges Instrument wird dazu benutzt, um das kleinste Teilchen, das Neutrino zu wiegen.
Das kleinste Teilchen, das so klein und leicht ist, dass es fast nie irgendwo anstößt und mühelos die Erde, unseren Körper durchdringt. Milliarden dieser Teilchen treffen in jeder Sekunde auf jeden Quadratzentimeter unseres Körpers und wir merken nichts davon.
Bei Kernverschmelzung wie im Innern unsere Sonne, bei Sternexplosionen, Supernovae entstehen riesige Mengen dieser Geisterteilchen.
Das Universum ist voll davon. Es sollten sogar noch welche durchs All vagabundieren, die uns vom Urknall erzählen können.
Mit Katrin soll Klarheit darüber geschaffen werden, wie viel Masse Neutrinos denn nun besitzen. Noch ist die Masse nicht bestimmt, aber eine Obergrenze, die sie nicht übersteigen dürfte.
Aber, bevor man die Dinger wiegen kann, muss man sie erst mal finden. Darum geht es heute:

Lange Zeit war überhaupt nicht klar, ob Neutrinos eine Ruhemasse besitzen oder wie Photonen (Lichtteilchen) nicht. Diese Frage führt uns direkt zu unserer Sonne.
Aber der Reihe nach:

Der Name leitet sich da her, dass das Neutrino elektrisch neutral ist.
Es wechselwirkt quasi mit nichts und dennoch wird ein erheblicher Teil der Energie, die in unserem Kernfusionsreaktor Sonne, entsteht, von ihnen davon getragen.
Es gibt drei Arten von Neutrinos, Elektron- Myon- und Tau-Neutrinos.
Wenn es uns denn mal gelingt, mit einem Detektor eines einzufangen, dann erzählt es uns, wo es her stammt

• kosmischen Neutrinos (Weltall)
• solaren Neutrinos (Sonne)
• atmosphärischen Neutrinos (Erdatmosphäre)
• Geoneutrinos (Erdinneres)
• Reaktorneutrinos (Kernreaktoren)
• Neutrinos aus Beschleunigerexperimenten

Zunächst wurde das Neutrino, wie so vieles in der Physik nur postuliert, weil man es noch nicht nachweisen konnte.
Betrachtet man den radioaktiven Beta-Zerfall mancher Elemente, ein Neutron zerfällt zu einem Proton, einem Elektron und, ja zu was denn noch?
Man stellte fest, dass etwas fehlt. Die Bruchstücke des zerfallenen Atomkerns waren leichter, als ein kompletter Kern. Diese winzige fehlende Masse oder diese Energie, muss von etwas davon getragen worden sein, was man nicht messen konnte.
Auch die kinetische Energie der zerfallenen Teile war immer etwas kleiner, als sie hätte sein sollen.
1933 postulierte Wolfgang Pauli daher dieses Teilchen. Manche kennen diesen Pauli vielleicht noch aus dem Chemieunterricht als Pauli-Prinzip.
Auch bei der Kernverschmelzung geht die Bilanz nur mit Neutrinos auf, die entstehen und Energie davon tragen.
Also machte man sich daran, verschiedene Detektoren zu bauen, um Neutrinos nachzuweisen.

Alle Detektoren basieren auf der Tatsache, dass es ganz selten halt doch passiert, dass ein Neutrino ein Atom anrempelt. Das führt entweder zu einem kleinen Blitz, z. B. bei Wasser- oder Eis-Dbasierten Detektoren, wie dem Ice-Cube in der Antarktis, bzw. das angestoßene Atom nimmt die Energie des Neutrinos auf, und verwandelt sich in ein anderes Element. Ich wusste bis etwa Mitte der 90er Jahre nichts von Neutrinos und schon gar nicht, wie man sie nachweisen kann. Da hörte ich, dass sie im Kern unserer Sonne entstünden und dass deutlich mehr davon entstehen sollten, wie man nachgewiesen hatte.
Das Buch „Den Geheimnissen der Sonne auf der Spur“ von Prof. Rudolf Kippenhahn, war an dieser Stelle unglaublich erhellend für mich.

Ein Element, womit Neutrinos manchmal wechselwirken ist das Chlor-Isotop CL37
Es ist etwas schwerer, als das uns bekanntere CL35, weil es zwei Neutronen mehr in seinem Kern hat. Neutronen verändern die chemischen Eigenschaften von elementen quasi nicht.
Manchmal nimmt nun so ein Chlor37-Atom ein Neutrino bestimmter Energie auf, und verwandelt sich unter Abgabe eines Elektrons in ein Argon-Atom. Das ist ein Edelgas.
Darauf beruhte ein Experiment, das den Astrophysikern lange
Sorgen bereitete. In einem großen Tank war Chlor in Form der Verbindung Perchloräthylen den Neutrinos der Sonne ausgesetzt. Der Stoff ist eine Flüssigkeit, die man hauptsächlich in der Reinigungsindustrie verwendet, ähnlich dem uns bekannteren Tetrachlorkohlenstoff.
Raymond Davis von der Universität von Maryland, der dieses Experiment entwickelt hat, verwandte 38000 Liter dieses Stoffes.
Da auch andere Strahlung ungewollt diese Reaktion auslösen können, schirmte man den Tank ab, indem man ihn in eine aufgelassene Goldmine, etwa 1500 m unter die Erdoberfläche packte. Nur Neutrinos können so eine dicke Schicht ungehindert durchqueren.
Außerdem war der Tank noch mit einem Wassertank umgeben, da Wasser ganz gut gegen Strahlung isoliert.
Welche Energie ein sog. Sonnenneutrino ungefähr haben könnte, erfuhr man durch Sonnen-Simulationen im Computer.
Da Neutrinos nur dort entstehen, wo die Kernfusion stattfindet, würde man, gäbe es ein Neutrinoteleskop, die Sonne nur als Scheibchen eines Zehntels der sichtbaren, wahrnehmen. So ein Teleskop wird es nie geben. Somit können wir nicht in die Sonne hinein schauen.
Man konnte nun auf das Modell basierend festlegen, wieviele Neutrinos dieser bestimmten Sorte ungefähr von unserer Sonne zu erwarten wäre. Die meisten verfehlen den Detektor natürlich, bzw. gehen durch ihn hindurch, ohne mit einem Cl-Atom zu reagieren.
Leider reagiert das Cl37 nur auf hochenergetische Neutrinos, die nicht von dem Prozess her rühren, der die meiste Energie erzeugt, der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium. Für diese niderenergetischen Neutrinos ist das Cl37 blind.

Diese Neutrinos bei denen Chlor funktioniert, machen nur etwa 1,5 % des Neutrinostromes aus, der von der Sonne kommen sollte.
Interessant ist an dieser stelle z. B., wie man in 650 Tonnen Perchloräthylen nach
35 Argonatomen suchen soll.
Lange Rede, kurzer Sinn. Selbsd, wenn man alle möglichen statistischen Fehler einbezog, kamen nach sieben Jahren Laufzeit nur ein fünftel des erwarteten Neutrino-Werts heraus.
Da die Sonnenmodelle außer den Neutrinos im wesentlichen alle Eigenschaften des Sterns richtig widerspiegelten, konnte ja auch etwas am Experiment falsch sein.
Aber auch andere Experimente, z. B. mit Wasserdetektoren zeigten alle zu wenige Neutrinos von der Sonne an.
Verständlicherweise versuchte man nun an verschiedenen Parametern der Modelle zu drehen, was ich uns an dieser Stelle erspare, aber es half nichts und machte das Modell im Grunde schlechter.

Heute weiß man, dass das Defizit der Neutrinos da her rührt, dass Neutrinos eine Ruhemasse haben müssen. Sie können sich auf ihrem Weg von einer Sorte in eine andere verwandeln.
Das bedeutet, dass viele Sonnenneutrinos bei uns als etwas anderes ankommen, als wonach wir suchen und worauf unser Detektor reagiert.
Diese sog. Fähigkeit zu oszilieren funktioniert nur dann, wenn man eine Ruhemasse zugrunde legt. Wie groß diese ist, wissen wir noch nicht. Wir wissen seit KATRIN bis jetzt nur, dass sie nicht größer als ein Elektronenwolt sein sollte. Früher ging man von 2 Ev aus. Somit ist man jetzt schon doppelt so gut, als vorher. Diese Erkenntnis stammt genau aus dem KATRIN-Messinstrument, das hier in Karlsruhe steht.
Wir dürfen gespannt sein, was hier noch geschieht.

Ihr findet hier einige super spannende Links, die alles wesentliche zu KATRIN erklären. Es lohnt sich, hier mal rein zu schauen.
Ein schönes Youtube-Video über die Geschichte und den Aufbau gibt es hier.
Eine Meisterleistung der KIT-Pressestelle findet ihr hier.
Alle guten Dinge sind drei.
Eine Radiosendung des SWR würdigt dieses Ergebnis ebenfalls.

Und damit verabschiede ich mich für heute und hoffe, dass der Artikel etwas Freude macht.

Droht Gefahr von unserer Sonne?


Liebe Leserinnen und Leser,
Nach einer etwas längeren Urlaubspause, melde ich mich hiermit auf Blindnerd zurück:
„Die Sonne, der Stern von dem wir leben“ ist der Titel des wunderbaren Buches von Prof. Rudolf Kippenhahn.

Ohne zweifel.
Sie spendet Licht und Wärme und ohne sie ist kein Leben möglich.
Sie schickt uns ihre Energie im Überfluss, so dass sogar noch mehr als genügend übrig bleibt, damit wir Strom daraus gewinnen können.
Im Grunde ist jede Energieform außer der Kernkraft irgend wann mal Sonnenenergie gewesen. Sie schlummert in Kohle, die mal Pflanzen waren, die durch ihr Licht wuchsen, im Erdöhl und im Holz an dessen Feuer wir uns wärmen. Wind und Wasserkreislauf werden von ihr angetrieben, was jeder noch aus dem Biologieunterricht kennt.

In alten Zeiten glaubte man, die Sonne sei das vollkommenste, göttlichste, reinste und perfekteste Objekt am Himmel.
Aber spätestens, als man Fernrohre auf sie richtete, fand man, dass sie doch nicht ganz so glatt und vollkommen ist. Sie hat eine etwas gekörnte Oberfläche und noch schlimmer. Sogar Flecken. Und damit noch immer nicht genug. Diese Flecken bewegen sich und es gibt Zeiten mit vielen und Zeiten mit wenig bis gar keinen Sonnenflecken.
Galilei hat sie beobachtet und gezeichnet.
Durch intensive Beobachtungen der Sonne, z. B. Samuel Heinrich Schwabe über 40 Jahre lang, oder Die Hausfrau Siglinde Hammerschmidt über 20 Jahre lang,
fand man heraus, dass alle 11 Jahre die Sonne maximal viele Flecken aufweist.
Was diese Flecken aber waren, konnte man sich früher nicht erklären.

Manchmal kam es aber vor, dass in der Nähe von Sonnenflecken die Sonne plötzlich eine Art Lichtausbruch hatte. Kurz nach so einem Ereignis konnte man dann vermehrt Polarlichter sehen, Kompassnadeln erzitterten. Telefondrähte schlugen Funken, Uboote wurden falsch geortet, weil ihr Funk gestört wurde. In ganzen Landstrichen fielen die Stromnetze aus, als es dann welche gab etc.
Immer dann, wenn so ein Sonnenausbruch, auch Flare genannt, auf die Erde zeigt, dann passieren etwa zwanzig Stunden später derartige Dinge.
Was solch ein Ausbruch uns anhaben kann, konnte man am 01.09. vor 150 Jahren erleben.
Als der Astronom Carrington gerade Sonnenflecken zählte, leuchtete neben einer Fleckengruppe plötzlich ein riesiger Sonnenflare auf.
Schon bald darauf konnte man Polarlichter bis fast zum Äquator beobachten, Kompassnadeln zitterten, Telefonleitungen schmolzen oder schlugen Funken und Stromnetze fielen aus.
Vor einigen Jahren brachte ein ähnliches schwächeres Ereignis dieser Art das Kanadische Stromnetz zum erliegen.

Man weiß mittlerweile, dass Sonnenflecken durch sehr starke Magnetfelder entstehen. Diese können sich so nahe kommen, dass sie sich berühren und auslöschen. Dass das funktioniert liegt daran, dass die Sonne sich im sog. Plasmazustand befindet. Das ist neben fest, gasförmig und flüssig ein weiterer Aggregatzustand mit seltsamen Eigenschaften, Die wir uns für einen weiteren Artikel vorbehalten, in welchem wir über den Stoff der Sonne sprechen werden.
Tatsache ist, dass wenn sich Magnetfelder derart auslöschen, sehr viel Energie und auch Sonnenmaterial in den Weltraum geschleudert wird.
Das sind dann geladene Teilchen. Treffen die nun auf das Magnetfeld der Erde, dann wird dieses durchgeschüttelt. Für Stromleitungen kann das bedeuten, dass sie wie eine Antenne wirken, weil der Sonnensturm in sie hinein induziert. Dadurch entstehen in den Leitungen Ströme, die dort nicht hin gehören. Sicherheitssysteme schalten dann Kraftwerke aus.
Es entstehen großartige Polarlichter, weil die geladenen Sturmteilchen mit den Molekülen unserer Atmosphäre rekombinieren. Das kann man sich so ähnlich vorstellen, wie eine Neonröhre funktioniert.
Auch Polarlichter behandeln wir mal extra.

Nun müssen wir uns berechtigt die Frage stellen, welche Konsequenzen solch ein heftiger Sonnensturm, wie das sog. Carrington-Ereignis hätte, wenn er die Erde träfe.
Wie oben schon erwähnt, legt er Stromnetze lahm, zerstört Leitungen und vieles mehr. In heutiger Zeit wären seine Auswirkungen noch verherender. Mittlerweile kreisen tausende Kommunikationssatelliten um unsere Erde. Diese würden beschädigt, bzw. fielen vorübergehend aus. GPS, Internet, Fernsehen und andere Kommunikationsmöglichkeiten könnten nachhaltig gestört werden. In diesem Sinne hängt unsere Kommunikation an einem seidenen Faden, denn es gibt keinen Grund, dass so etwas nicht wieder passieren könnte. Sonnenflecken kommen und gehen und damit auch die sehr komplexen Magnetfelder, die wenn sie sich auslöschen, diese Sonnenstürme erzeugen.

Wie die magnetische Sonne und ihr Dynamo genau funktionieren, ist bis heute noch nicht ganz verstanden. Auch dazu muss ich leider auf einen weiteren Artikel vertrösten.

Was also tun, wenn …
Es bleibt uns nicht viel mehr, als das Weltraumwetter, wie man die Sonnenaktivität auch bezeichnet, zu beobachten. Insbesondere in Zeiten hoher Aktivität mit vielen Sonnenflecken, müssen wir auf der Hut sein. Wir müssen ununterbrochen beobachten und besitzen ein Warnsystem für das Weltraumwetter. Bricht in einer uns zugewandten Fleckengruppe ein Flare aus, so nehmen wir ihn ungefähr 8 Minuten später war, weil das Licht von der Sonne so viel Zeit benötigt, bis es uns erreicht.
Zum Glück ist der Teilchenschauer deutlich langsamer unterwegs, als die Lichtgeschwindigkeit. Wir können dann kritische Systeme ausschalten, und den Sturm abwarten. Satelliten schaltet man dann mal besser in ihren Save-Mode, obwohl man das nur ganz ungern tut, denn man weiß nicht, ob man sie wieder aufwecken kann.
Stromnetze gestaltet man vielleicht besser so, dass sie sich nicht mehr stück für Stück als Kettenreaktion abschalten können (dezentral)
Was aber alles dann noch ausfallen würde, ist relativ ungewiss.

Nun, wie oft müssen wir mit so etwas rechnen?
Die Sonne ist im gegensatz zu unserer Erde riesig. 1,44 Mio Kilometer gegen 10.000 Kilometer im Durchmesser.
Außerdem sind wir ungefähr 150 Mio Kilometer von der Sonne entfernt.
Nun kann die Sonne einen Sturm in alle Richtungen abschießen. Das bedeutet, dass die meisten Sonnenstürme uns nicht treffen, weil sie z. B. auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne los gehen. Dann kriegen wir davon nichts mit.
So kann man berechnen, das statistisch gesehen so ein großer Sonnensturm vielleicht ein zwei mal pro Jahrtausend auftritt.
Wie gesagt. Sonnenausbrüche gibt es immer. Vor allem in Zeiten hoher Sonnenaktivität, aber uns treffen sie zum Glück eher selten. Aber ein bis zwei pro Jahrtausend sind nicht nie.

Somit ist es unsere hohe Aufgabe, das Weltraumwetter zu beobachten und Notfallpläne auszuarbeiten für den Fall der Fälle. Hoffen wir, dass wir sie nie brauchen…

Finstere Erinnerungen – Die Sonnenfinsternis vom 11.08. 1999


Liebe Leserinnen und Leser

wie viele von euch mitbekommen haben, fand gestern, am 02.07.2019 eine Sonnenfinsternis im südamerikanischen Raum statt. Die bilder der drei Teleskope, die im Kernschatten der Finsternis lagen, müssen atemberaubend gewesen sein. Zumindest hörte sich das in den sozialen Medien so an.
Lasst uns diese Finsternis zum Anlass nehmen, und uns erinnern, wie das 1999 so war, als wir eine totale Sonnenfinsternis über Süddeutschland hatten.
Vielleicht hat ja jemand Lust, z. B. über die Kommentarfunktion des Artikels seine Erinnerungen von damals mit mir zu teilen, worüber ich mich sehr freuen würde.
Nun viel Freude mit meinen Erinnerungen. Es war so:

Nicht jedem ist das Glück beschieden, direkt vor seiner Haustüre eine Sonnenfinsternis erleben zu können. In manchen Kulturen und zu anderen Zeiten waren sie eher Symbole des Unglückes und des Schicksals. Ein Krieg zwischen den beiden Völkern der Meder und Lüder wurde durch die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v.Chr. angeblich beendet, und zwar aus Angst, die Götter zürnten ihnen, da die Sonnenfinsternis direkt in das Kampfgetümmel fiel. Auch in der Bibel liest man Geschichten über Verdunkelungen des Himmels am Tage, die auf Sonnen- oder Mondfinsternisse zurückgehen könnten, z. B. bei den Propheten.

Auf jeden Fall waren wir alle schon Monate vorher aufgeregt, wie das wohl sein würde. Ich machte mir umfangreich Gedanken, ob ich als Mensch mit Blindheit überhaupt etwas davon mitbekommen würde. So las ich im Vorfeld viel darüber, wie eine derartige Finsternis funktioniert, was alles innerhalb der kurzen Verfinsterung entdeckt worden war und wie viele Strapazen etliche Astronomen in der Vergangenheit auf sich genommen hatten, um eine Sonnenfinsternis zu erleben. Diese reichten bis hin zu sehr gefährlichen Seereisen auf Segelschiffen.

Als nun endlich der Tag nahte, war die Enttäuschung zunächst groß. Der August war relativ verregnet, sodass nicht klar war, ob wir mehr als eine kurze Finsternis erleben würden. Somit beschloss ich, in jedem Falle die Zeit der Finsternis im Schlosspark von Karlsruhe zu verbringen, denn ich wollte die Stimmung der Menschen einfangen.
Weil mein Sehrest zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unbedingt zum reellen Erleben der Finsternis ausreichte, nahm ich einen Lichtdetektor mit. Dieses Gerät verwenden blinde Menschen, um in ihrer Wohnung zu erkennen, ob die Lampen aus sind, zum Beispiel wenn sehende Besucher da waren. Je höher das Gerät piepst, desto mehr Licht ist vorhanden. Ich trug ebenfalls eine Finsternisbrille, die ich bis heute aufbewahre und am 20.03.2016 wieder zum Einsatz kam.
Auch bereits funktionsuntüchtige Augen kann man ohne Finsternisbrille noch schädigen.
Außerdem stattete ich mich mit einem mobilen Funkgerät aus. Mit diesem stand ich mit anderen Menschen in Verbindung, die an anderen Orten die Finsternis betrachten und erleben wollten.
So standen wir und warteten. Das Gefühl war weit stärker als bei einem Jahreswechsel.
Und plötzlich ging ein großer Freudenschrei durch die Menge. Der Himmel meinte es gut mit uns. Ungefähr drei Minuten vor der totalen Bedeckung und damit vor der maximalen Finsternis riss die Wolkendecke auf und der Blick auf die Sonne war frei. Sogar ihre wärmenden Strahlen empfing ich noch.
Ich schaltete den Lichtdetektor ein. Dann geschah es: Während die Leute standen und staunten, wurde der Ton des Gerätes langsam tiefer. Die Verdeckung begann. Während der ungefähr zweiminütigen totalen Finsternis blieb jedes Signal aus, als wäre es völlig Nacht. Das Leuchten der Korona war zu schwach für den Sensor des Lichtdetektors. Dies war für mich die akustische Orientierung. Plötzlich hatte auch ich das Gefühl, von Nachtluft umweht zu werden. Das mag allerdings auch durch das intensive Erlebnis gekommen sein. Besonders warm war der Tag auch vor der Finsternis nicht.
Auf jeden Fall war meine Freude, diese totale Sonnenfinsternis erlebt zu haben, unbeschreiblich groß. Ich fühlte mich in diesem Moment stark mit jenen verbunden, die fast ihr Leben dafür ließen, um etwas Derartiges nicht zu verpassen.
Oft stelle ich mir seither aus purer Freude heraus die Finsternis, die Korona, die Protuberanzen und auch die Magnetfeldlinien, die weit in den Weltraum hineinragen, vor. Dazu denke ich dann häufig an das brodelnde Geräusch, das auf der Sonnenoberfläche zu hören sein muss, da die Oberfläche ähnlich wie ein Teekessel
kocht.

Mit dieser Sonnenfinsternis hatte ich im Januar 2015 noch eine ganz interessante Erfahrung:
Anfang Januar 2015 unternahm ich mit meiner sehenden Arbeitsplatzassistenz
eine Dienstreise nach Istambul.
Folgendes ist dort auf dem Hinflug geschehen:
Der Pilot erklärte die Flugroute, indem er wichtige Länder, Städte und Meere aufführte, die wir nacheinander passieren würden.
Da kam mir die Reihenfolge und Aufzählung der Städte gleich irgendwie bekannt vor.
Und dann durchfuhr es mich wie ein Blitz.
Wir flogen fast exakt die Route entlang derer am 11.08.1999 die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden konnte.
Ich fand dieses unglaublich schön. Glücklicherweise hatte ich noch das Buch „Schwarze Sonne, roter Mond“ von Rudolf Kippenhahn zur Sofi 1999 auf meinem MP3-Player als aufgelesenes Hörbuch. So konnte ich gleich noch im Flieger meine Vermutung überprüfen. Ein Blick auf den Fahrplan dieser Sf ergab, dass ich im wesentlichen Recht hatte.
Dieses Heureka erlebte glaube ich der halbe Flieger mit, weil es mich unglaublich freute, in welchem Zusammenhang diese alte Sofi nochmal auftauchte.

Und dann stürzte ich in eine tiefe Finsternis-Krise.
Das Schicksal nahm nach der Dienstreise nach Istambul seinen Lauf.
Jemand stellte mir die Frage, wieso eigentlich von West nach Ost, wo die Erde sich doch von Ost nach West dreht, und der Mond tut das um die Erde ebenso.
Sollten dann die Finsternisse nicht auch von Ost nach West verlaufen?

Stellt euch bitte vor. Da weiß ich alles, was es zu Finsternissen, deren Entstehen etc. zu wissen gibt nur dieses eine kleine Detail hinterfragte ich 20 Jahre lang nicht.
Plötzlich merkte ich, dass ich den Verlauf überhaupt noch nicht begriffen hatte.
Das war eine richtige Klatsche.
Desto mehr ich nachdachte, desto verwirrter wurde ich. So viele Bewegungen, Winkel und Abstände, die sich hier überlagern und die berücksichtigt werden müssen.
Nun wendete ich mich mit meiner unbeschreiblichen Not und Verzweiflung an intelligente Menschen, an welche ich in derlei astronomischen Fragen glaube.
Und siehe da. zwei  fanden unabhängig voneinander die Antwort und Erklärung.

Dank an Sebastian und Martin. Ihr seid ja auch Mitglieder unserer kleinen Gemeinde.
Das Problem ist, dass dieses Phänomen sich kaum noch mit Worten beschreiben lässt.
Die adäquate Sprache hierfür ist die Mathematik und keine Prosa.
Deshalb wird die Mail jetzt gleich sehr mathematisch werden. Wer hier aussteigen möchte, dem kann ich das nicht verübeln.
Es ist schwer und kompliziert. Bevor jemand sich darüber ärgert, dass er oder sie untenstehende Mathematik nicht begreift, sollte er oder sie lieber die Finger davon lassen und sich einfach mit kindlicher Freude und Begeisterung an Finsternissen erfreuen.
Wer jedoch die Herausforderung liebt, darf hier gerne weiterlesen.

Und so funktioniert eine Finsternis:
Halten wir den Moment fest, an dem der Mond zwischen Sonne und Erde steht, und der Kernschatten genau auf mittig auf der Erde liegt, und nehmen den Planeten Erde als Bezugssystem für Geschwindigkeit 0km/h.
Die Erde hat am Äquator ca. 12’720km Durchmesser, damit ist der Umfang ca. 40’000km, und die Oberflächengeschwindigkeit durch Rotation beträgt (vereinfacht auf die Sonne bezogen und nicht sidirisch) ca. v_E=1’666km/h.
Der Mond hat einen mittleren Abstand von d_M=384’400km, also eine ungefähre Umlaufbahn von 2’415’256km und eine Umlaufzeit von 27.3d, also bewegt er sich ungefähr mit v_M=3’686km/h in die gleiche Richtung wie die Erde darunter. (Hat natürlich eine viel größere Kreisbahn und überholt deshalb nachts nicht die Erdrotation…)
Die Erde selbst hat einen Abstand von ca. d_S=149’600’000km von der Sonne, also einen Umkreis von ca. 939’965’000km in 365.25 Tagen, bewegt sich also mit 107’228km/h entgegen der Oberflächengeschwindigkeit oben. Da die Erde als 0km/h gewählt ist, bewegt sich also die Sonne scheinbar mit v_S=107’228km/h in Richtung der betrachteten Oberflächengeschwindigkeit der Erde.
Die Geschwindigkeiten von Sonne und Mond superponieren sich, d.h. wir können einzeln die Anteile auf die Kernschattengeschwindigkeit berechnen.
Nach dem Strahlensatz ist die Geschwindigkeit durch die scheinbare Sonnenbewegung v1=(d_M/d_S)*v_S~276km/h.
Nach dem Strahlensatz ist die Geschwindigkeit durch die Mondbewegung v2=d_S/(d_S-d_M)*v_M~3’695km/h.
Da sich Mond und Sonne in die gleiche Richtung bewegen, ist die resultierende Geschwindigkeit des Kernschattens zur Erde v=v2-v1~3’419km/h.
Abzüglich der Geschwindigkeit der mitdrehenden Erdoberfläche erhalten wir in diesem Moment am Äquator die Schattengeschwindigkeit von ca. 1’753km/h. Auf jeden Fall überholt der Schatten die Erdrotation, und damit geht der Schatten tendentiell von Westen nach Osten.
Natürlich wird der Schatten an den Rändern über der Erdoberfläche „viel schneller“- schon alleine wegen der schrägen Projektion und nach Norden und Süden ist die Oberflächengeschwindigkeit geringer. Und da die Bahnen nicht alle in der gleichen Ebene liegen, verläuft der Schatten auch schräg und alles mögliche. Es kann im Extremfall für einen Punkt auf der Erde der Schatten z.B. von Norden oder Süden kommen- der Schatten ist ja nicht ein „Punkt“, sondern die Fläche kann sich bei diesen Kurven auch „reindrehen“, und so scheinbar komplett von Norden oder Süden kommen.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, so ist der Anteil durch die Planetenbewegung v_S nicht sehr ausschlaggebend, und die Beschleunigung der Mondgeschwindigkeit durch die Hebelwirkung durch den Abstand sehr gering, da die Sonne so viel weiter weg ist als der Mond von der Erde.

Das Gemini-Programm


Liebe Leserinnen und leser,

Zum zweiten Mal hebt sich auf Blindnerd der Vorhang in Richtung Mondlandung.
Im letzten Artikel ging es um das Mercury-Programm. Hier wurden Grundlagen erforscht, die nötig waren, um überhaupt mal Menschen in den Weltraum zu bringen.
Man musste aus medizihnischer Sicht den Menschen neu definieren. Auch die Rakete, die stark genug war, drei Astronauten, ein Service-Modul und den Mondlander zum Mond zu befördern, war noch nicht entwickelt.
Es gab ganz verschiedene Konzepte, wie die Mondmission ablaufen könnte. Man könnte z. B. ein Raumschiff landen, das dann wieder startet. Eine andere Idee war, dass man mit mehreren Flügen alles ins All oder auf den Mond bringt, das dafür benötigt wird. Diese Teile hätte man dann im All koppeln können.
Schließlich entschied man sich für das Konzept mit dreistufiger Rakete, Service-Modul, Landefähre und Rettungsrakete.
Bis es aber dazu kam, mussten weitere Grundlagen erforscht werden, wozu das Gemini-Programm ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zum Mond war.

Wie der Name schon sagt, hatte das Gemini-Projekt mit Zwillingen zu tun. Es musste getestet werden, wie man zwei Raumschiffe im All koppeln bzw. wieder entkoppeln kann. Das benötigte man, weil z. B. die Mondlande-fähren aus der dritten Stufe der Apollo-Raketen gezogen werden mussten, weil man nach dem Start vom Mond wieder am Service-Modul ankoppelt und weil die Flugmanöver getestet werden mussten.
Außerdem wurden Außenbordeinsätze im Raumanzug geprobt.
Nicht zuletzt sollte die Mercury zu einem zweisitzigen Schiff weiterentwickelt werden.

Zur Unterstützung der bereits ausgebildeten Mercury-Astronauten entschloss sich die NASA am 18. April 1962, fünf bis zehn neue Astronauten zu rekrutieren, worauf 253 Bewerbungen eingingen.
Am 17. September 1962 wurde die Gruppe, bestehend aus neun Astronauten, der Öffentlichkeit vorgestellt. Dies waren Neil Armstrong, Frank Borman, Charles Conrad, James Lovell, James McDivitt, Elliot See, Thomas Stafford, Edward White und John Young.
Die Auswahl der dritten Astronautengruppe begann am 5. Juni 1963 mit einer weiteren Ausschreibung. Die NASA stellte die 14 erfolgreichen Bewerber am 18. Oktober 1963 vor: Edwin Aldrin, William Anders, Charles Bassett, Alan Bean, Eugene Cernan, Roger Chaffee, Michael Collins, Walter Cunningham, Donn Eisele, Theodore Freeman, Richard Gordon, Russell L. Schweickart, David Scott und Clifton Williams.
Damit stieg die Zahl der aktiven Astronauten für die Programme Gemini und Apollo auf 27,
Und dann ging es recht tragisch zu.
Theodore Freeman starb am 31. Oktober 1964 bei einem Flugzeugunglück. Elliot See und Charles Bassett, die als Besatzung für Gemini 9 vorgesehen waren, kamen am 28. Februar 1966 ebenfalls bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee starben am 27. Januar 1967 bei der Apollo-1-Katastrophe, Clifton Williams verunglückte am 5. Oktober 1967.

Die Landekapsel des Gemini-Raumschiffs war 5,8 Meter lang und hatte einen Durchmesser von drei Metern. Die Luken konnten während des Aufenthalts im Weltraum geöffnet und geschlossen werden, so dass Aktivitäten außerhalb des Raumschiffs möglich waren.
Für die Andogmanöver war ein Kopplungsadapter vorhanden.
Die Masse der Landekapsel betrug ca. 3.800 kg. Erstmals wurde bei einem Raumschiff eine Polymerelektrolytbrennstoffzelle als primäre Energieversorgung eingesetzt.
Die haben damals schon Wasserstoff getankt. Ich bin immer wieder von den Konzepten beeindruckt die schon zu dieser Zeit angewendet wurden und über welche wir teilweise noch immer ohne konkrete Lösung diskutieren.
Nicht wiederaufladbare Batterien waren nur für den Wiedereintritt und für Notfälle vorgesehen.

Ein Novum zum Mercury-Programm war auch, dass erstmals ein Bordcomputer,
der Gemini Digital Computer, zur Unterstützung der Besatzung bei Berechnungen eingesetzt wurde. Der Computer aus 5 Platinen mit 510 Modulen hatte einen Speicher von nur 4096 Befehlsworten von jeweils 39 Bit Länge. Da sich dieser als zu klein erwies, wurde er ab Gemini 8 durch ein Magnetbandlaufwerk ergänzt, welches die Speicherkapazität versiebenfachte.
Das erinnert mich stark an meine ersten Gehversuche mit meinem Comodore 64 Anfang der 80er Jahre und meine Datasette. Man speicherte Programme und Daten auf normalen Musik-Casetten ab. Es gab natürlich auch überteuerte andere Datasetten, aber normale billige MCs taten es eben so gut. Später dann hatte ich immerhin schon ein Floppy-Laufwerk. Da kam es z. vor, dass man innerhalb eines Spieles plötzlich die Diskette wechseln musste.

Interessant ist auch der Raumanzug, der von den Gemini-Astronauten getragen wurde.
Er bestand aus 23 Gewebeschichten und wog 13 Kilo.
Er war hauteng auf jeden Astronauten angepasst und gefertigt.
Er konnte 1.465 kJ (= 350 kcal) Körperwärme und 456 ml Schweiß pro Stunde abführen.

Zusätzlich zum Gemini-Raumanzug gab es noch einen Düsenrucksack, die Astronaut Maneuvering Unit. Sie kam allerdings nie aktiv im All zum Einsatz.
Ich meine mich zu erinnern, dass so ein Düsenrucksack zum Einsatz kam, als 1984 das deffekte ‚Sonnenobservatorium SMM eingefangen wurde, um es in der Ladebucht des Space Shuttles zu reparieren.
Ein Astronaut heftete sich mit dem Rucksack an die sich unkontroliert drehende Sonde. Dann stoppte er mit den Düsen diese unerwünschte Drehbewegung ab, so dass die Sonde mit dem Arm des Shuttles in die Ladebucht gezogen werden konnte, ohne z. B. die Sonnenpaddel zu beschädigen.
Bei der mehrfachen Reparatur von Hubble, benötigte man meines Wissens diesen Rucksack nicht, da Hubble sich nicht unkontrolliert drehte.

Nach dem Mercury-Programm, welches nach den ersten Erfolgen der Sowjetunion die prinzipielle Möglichkeit bemannter Weltraumflüge ebenfalls demonstrierte, wurde mit Gemini ein großer Fortschritt erzielt, auch um die für einen erfolgreichen Mondflug nötigen Manöver zu testen, die da waren:
Rendezvous und Kopplung von Raumschiffen,
Außenbordeinsätze,
Bahnänderungen,
sowie die Zusammenarbeit der Bodenstation mit den Piloten.
Konzepte, die die NASA allesamt vorher im Weltall so noch nicht erprobt hatte.
Gemini war somit ein überaus erfolgreiches Programm.

Hier kommt noch zum Schluss eine Übersicht der Gemini-Flüge, deren Besatzungen und Ziele aus Wikipedia.

Wie die Übersicht bei Mercury gilt folgendes Schema:
Mission
Start
Landung
Dauer
Besatzung
Ziele
Bemerkung

Gemini 3
Gemini 3
23. März. 1965
23. Mrz. 1965
4h 52min
Virgil Grissom,
John Young
erster 2-Mann-Flug der Amerikaner

Gemini 4
Gemini 4
3. Jun. 1965
7. Jun. 1965
4d 1h 56min
James McDivitt,
Edward H. White
erster Weltraumausstieg (White) der Amerikaner

Gemini 5
Gemini 5
21. Aug. 1965
29. Aug. 1965
7d 22h 55min
Gordon Cooper,
Charles Conrad
Aussetzen und Rendezvousmanöver mit einem mitgeführten Zielsatelliten
120 vollendete Erdumrundungen

Gemini 6
Gemini 6
15. Dez. 1965
16. Dez. 1965
1d 1h 51min
Walter Schirra,
Tom Stafford
Rendezvous mit Gemini 7
Für Oktober 1965 geplantes Rendezvous mit unbemanntem Agena-Satelliten musste entfallen, da dessen Trägerrakete nach dem Start explodierte.
Start von Gemini 6 wurde auf Dezember, nach dem Start von Gemini 7, verschoben. Dieser Flug läuft auch unter der Nummer 6-A.
Gemini 7
Gemini 7
4. Dez. 1965
18. Dez. 1965
13d 18h 35min
Frank Borman,
James A. Lovell
zweiwöchiger Flug, Rendezvous mit Gemini 6, das einige Tage nach Gemini 7 startete.
Missionsziel: Nachweis für Realisierung eines 14-tägigen Raumflugs

Gemini 8
Gemini 8
16. Mrz. 1966
17. Mrz. 1966
10h 41min
Neil Armstrong,
David Scott
Kopplung mit GATV-Zielsatellit
Probleme mit der Steuerung, Raumschiff gerät während der Kopplung mit Agena in Rotation, Flug abgebrochen

Gemini 9
Gemini 9
3. Jun. 1966
6. Jun. 1966
3d 21min
Tom Stafford,
Eugene Cernan
Rendezvous mit ATDA-Zielsatellit
Geplante Kopplung misslang, weil Verkleidung am Zielsatelliten sich nicht gelöst hatte

Gemini 10
Gemini 10
18. Jul. 1966
21. Jul. 1966
2d 22h 47min
John Young,
Michael Collins
Kopplung mit GATV-Zielsatelliten
erste Kopplung mit Zielsatellit und Nutzung des Antriebs des fremden Raumfahrzeugs; neuer Höhenrekord (763 km)

Gemini 11
Gemini 11
12. Sep. 1966
15. Sep. 1966
2d 23h 17min
Charles Conrad,
Richard Gordon
Kopplung mit GATV-Zielsatellit
neuer Höhenrekord (1374 km)

Gemini 12
Gemini 12
11. Nov. 1966
15. Nov. 1966
3d 22h 35min
James A. Lovell,
Edwin „Buzz“ Aldrin
Kopplung mit GATV-Zielsatellit
bis dahin längster Weltraumausstieg mit 5,5 Stunden
Mit der Landung von Gemini 12 am 15. November 1966 und der offiziellen Schließung des Gemini-Büros am 1. Februar 1967 endete das Gemini-Programm.

Der erste Schritt in Richtung Mond – Das Mercury Programm


Seid herzlich gegrüßt,

die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern, dass wir uns mit riesigen Schritten dem 50jährigen Jubiläum der Mondlandung nähern. Bis da hin ist aber noch etwas Zeit darüber zu sprechen, wie alles begann.
Der Weg zum Mond war Teil des Kalten Krieges und des Wettrüstens.
An dieses unglaubliche Unterfangen der Menschheit musste man sich langsam heran tasten.
Heute soll es mal um die wesentlichen Anfänge gehen. Dazu betrachten wir das Projekt Mercury, das dem Gemini- und schließlich dem Apollo-Projekt voraus ging.

Das Projekt lief von 1958 – 1963. Es war das erste bemannte Raumfahrt-Programm der USA. Satelliten hatte man schon erfolgreich in den Orbit befördert.

Die Frühphase wurde vom National Advisory Committee for Aeronautics (NACA) geplant; durchgeführt wurde es dann von der neugegründeten Nachfolgeorganisation NASA.
Aus Air, Luft, wurde im Namen dann Space für Weltraum.
Und das ist nicht nur so daher gesagt. Man kann sich diese Metamorphose dieser Luftfahrt-Organisation zur Weltraum-Organisation gar nicht genug vorstellen. Die Bedingungen ein Flugzeug zu fliegen unterscheiden sich grundlegend von denen, ein Raumschiff im luftleeren All und mit weniger Schwerkraft zu steuern.
Somit waren die Astronauten bis weit in das Apollo-Programm hinein Militär-Piloten mit viel Flugerfahrung.
Auch wissenschaftlich und technisch vollzog sich diese Verwandlung. Spielte beispielsweise in der Luftfahrt die Airodynamik die dominierende Rolle, so trat nun die Thermodynamik in den Vordergrund, weil beim Wiedereintritt in die Atmosphäre gigantische Temperaturen bis zu 3000 Grad am Schutzschild entstehen.
Dass Menschen über kurze Zeit mal einige G an Beschläunigung ertragen können, war aus der Militärfliegerei hinlänglich bekannt, aber wie ist es bei quasi keiner Schwerkraft?
Wird der Kreislauf noch funktionieren?
Wie kommt das Gleichgewichts-Organ damit zurecht?
Funktioniert der Mensch als ganzes noch so, wie er soll?

Das waren Fragen, die im Rahmen dieses Programmes erforscht wurden und z. B. auf der ISS bis heute noch werden.

Dem zivilen Mercury-Programm ging das militärische Manhigh-Programm der Airforce voraus, in welchem die Wirkung kosmischer Strahlung auf den Menschen mittels Ballonflügen getestet wurde.
Diese Frage wird uns beschäftigen, wenn wir eine Station auf dem Mond errichten wollen, der weder ein Magnetfeld, noch eine schützende Atmosphäre besitzt. Auf dem Mars und vor allem auf dem langen Weg dort hin, wird das Thema sein. Die ISS ist in ihrem Orbit noch weitgehend vom Magnetfeld der Erde geschützt.

Die Hauptziele des Projektes waren
* Umkreisung der Erde im Orbit mit einem bemannten Raumschiff
* Erforschung, wie Menschen im All funktionieren, sowohl medizinisch, biologisch, als auch mental
* Schiff und Mann wieder sicher zu landen

Das erste bemannte Raumschiff der USA war eine kegelförmige Einmann.
Kapsel mit einem darauf montierten Zylinder.
die Höhe ohne Rettungsrakete betrug 3,51 m, der größte Durchmesser 1,89 m.
Eine 5,8 m lange Rettungsrakete wurde an den
Zylinder der Kapselangebaut. Sie sollte die Kapsel möglichst rasch aus der Gefahrenzone bringen, sollte etwas mit der großen Rakete, sein, z. B. ein Feuer, ausbrechen.
Glücklicherweise kamen diese Rettungsraketen nie zum Einsatz.
Getestet werden musste das konzept aber trotzdem.
Das Rettungssystem des Raumschiffs funktionierte beim zweiten Start im April 1959 planmäßig und brachte die Landekapsel vorschriftsmäßig zur Wasserung im Atlantik, so dass das Raumschiff von einem Hubschrauber geborgen werden konnte.
Dieses Konzept mit Rettungsrakete und Schutzschild hat sich bis in das Apollo-Programm gehalten.
Ich denke, die Kapsel meiner Lego-Saturn-V kommt der Mercury recht nahe.
Da es in der Kapsel sehr eng zu ging, sagte man, die Mercury würde nicht geflogen, sondern im Sinne von Kleidung angezogen.
Der Innenraum hatte lediglich ein Volumen von 1,7 M^3.
Der Astronaut konnte die Kapsel über 55 Schalter, 30 Sicherungen und 35 Hebel bedienen.
Er hatte die Möglichkeit, die Kapsel per Hand zu steuern, aber es gab auch eine Vorrichtung zur Fernbedienung vom Boden aus.
Also mich verblüfft derlei immer wieder. Was hatten die damals für eine Technologie und was haben sie damit erreicht.

Am stumpfen Ende des Kegels befand sich der Hitzeschild, der die Kapsel beim Wiedereintritt in die Atmosphäre schützte. An ihm treten Temperaturen bis zu 3000 Grad auf.
Der Astronaut Alexander Gerst u. a. berichteten eindrucksvoll von Feuerwänden, die das Schiff scheinbar durchfliegt.

Das Mercury-Programm verwendete zwei Trägerraketen:
die Redstone für Suborbitalflüge und das Modell Atlas für die vier.
Orbitalflüge.
Das waren Raketen für militärische Nutzung. An der Entwicklung der Redstone war auch der Deutsche Wernher von Braun beteiligt.

Man startete das Programm zunächst mit unbemannten Flügen. Es ging im wesentlichen erst einmal darum, mit der Kapsel und dem Rettungsturm zu arbeiten. Vor allem, um das Schiff in die nötige Höhe zu bringen, um den Wiedereintritt in die Atmosphäre zu üben.
Ebenso begann zu Anfang des Jahres die Entwicklung des Hitzeschilds für die Mercury-Landekapsel. Mehrere Teststarts schlugen im Laufe des Februar und März fehl.

Am 13. Dezember 1958 wurde das Totenkopfäffchen Gordo auf der Spitze einer Jupiter-C-Rakete der U.S. Army in die Schwerelosigkeit befördert, der es 8,3 Minuten ausgesetzt war. Gordo überlebte Start und Landung, versank aber aufgrund eines mechanischen Fehlers der Fallschirmfunktionen mit der Raketenspitze im Ozean und ertrank.
Und das Äffchen war durchaus nicht das einzige Tier des Mercury-Programms.
Mit Hilfe eines Schweins, Gentle Bess, testete McDonnell die Aufschlagssteifigkeit der Landekapsel. Der Test war erfolgreich, das Schwein überlebte. Weitere Tests mit Schweinen lehnte die NASA ab, da Schweine nicht lange in sitzender Position überleben können.
Die beiden Affen Able und Miss Baker wurden am 28. Mai 1959 mittels einer Jupiter-Rakete 480 km in den Weltraum geschossen. Sie landeten 2.735 km von Cape Canaveral entfernt und überlebten den Flug.

Am 4. Dezember 1959 wurde mit der Mission Little Joe 2 der Rhesusaffe Sam gestartet um die Funktionalität des Rettungssystems zu testen. Ebenso sollten medizinische Erkenntnisse beim Flug gewonnen werden. Der Test war erfolgreich, und Sam überlebte ihn. Ein zweiter Test Little Joe 1B mit dem Rhesusaffen Miss Sam verlief am 21. Januar 1960 ebenso erfolgreich.

Nach so vielen Erfolgen konnte man langsam in Betracht ziehen, das ganze mal mit Menschen auszuprobieren.
Die Astronautensuche konnte also beginnen.
Folgende Kriterien mussten die Bewerber erfüllen:
• Alter unter 40 Jahre
• Körpergröße unter 180 cm
• Ausgezeichnete physische Kondition
• Bachelor-Abschluss
• Abschluss als Test- und Jetpilot
• Mindestens 1.500 Stunden Flugerfahrung

Innerhalb der Apollo-Mission erkannte man, dass man z. B. auf dem Mond auch andere Kenntnisse benötigt, um gut Wissenschaft treiben zu können. Deshalb nahm man dann auch Geologen mit.
Ich weiß jetzt leider nicht genau, ob es heute auch noch so einen Anforderungskatalog für Astronauten-Bewerber gibt.
Laut Wiki wurden im Februar 1959 110 Kandidaten für das Mercury-Programm getestet. Am 9. April 1959 wurden auf einer Pressekonferenz in Washington, D.C. die sieben ausgewählten Mercury-Astronauten der Öffentlichkeit vorgestellt. Es waren im Einzelnen:
• Lt. Commander Alan B. Shepard, Jr. (1923–1998) Navy
• Captain Virgil I. Grissom (1926–1967) Air Force
• Lt. Colonel John H. Glenn, Jr. (1921–2016) Marines
• Lieutenant Malcolm Scott Carpenter (1925–2013) Navy
• Lt. Commander Walter M. Schirra, Jr. (1923–2007) Navy
• Captain Donald K. Slayton (1924–1993) Air Force
• Captain Leroy Gordon Cooper, Jr. (1927–2004) Air Force
Die Zahl 7, die an den Namen jedes einzelnen Raumschiffs angefügt wurde und die sich auch im Logo der Mission findet, ist auf diese sieben Astronauten zurückzuführen.
Die Astronauten gaben ihren Kapseln selbst Namen und fügten noch die Ziffer sieben an, denn für das Mercury-Projekt waren zunächst sieben Astronauten ausgewählt worden.

Hier mal die Auflistung aller unbemannten und bemannten Mercury-Starts aus Wikipedia:
Ich vermute, dass es mir die Tabelle zerhauen hat, aber so untereinander ist das vor allem für Screenreader-Nutzer eventuell besser zu lesen.

Die Flüge sind nach folgendem Schema aufgelistet:
Mission
Name des Raumschiffs
Start
Dauer
Besatzung
Bemerkung

Mercury-Little-Joe 1
21. August 1959
20 s
unbemannt
atmosphärischer Flug, Fehlzündung des Rettungssystems vor dem Start

Mercury-Big-Joe 1
9. September 1959
13 min
unbemannt
suborbitaler Flug, teilweise erfolgreich, erste Mercury im Weltraum

Mercury-Little-Joe 6
4. Oktober 1959
5 min
unbemannt
atmosphärischer Flug zur Erprobung der Rettungsrakete

Mercury-Little-Joe 1A
4. November 1959
8 min
unbemannt
atmosphärischer Flug, Fehlstart

Mercury-Little-Joe 2
4. Dezember 1959
11 min
Rhesusaffe Sam
erster amerikanischer Start mit einem Affen, Testflug zum Flugabbruch

Mercury-Little-Joe 1B
21. Januar 1960
8 min
Rhesusaffe Miss Sam
Flugabbruch erfolgreich erprobt

Mercury-Atlas 1
29. Juli 1960
3 min
unbemannt
atmosphärischer Flug, Fehlstart

Mercury-Little-Joe 5
8. November 1960
2 min
unbemannt
atmosphärischer Flug, wenig erfolgreich

Mercury-Redstone 1
21. November 1960
2 s
unbemannt
Fehlstart

Mercury-Redstone 1A
12. Dezember 1960
15 min
unbemannt
suborbitaler Flug

Mercury-Redstone 2
31. Januar 1961
16 min
Schimpanse Ham
suborbitaler Flug, erster Affe im Weltall

Mercury-Atlas 2
21. Februar 1961
17 min
unbemannt
suborbitaler Flug

Mercury-Little-Joe 5A
18. März 1961
23 min
unbemannt
suborbitaler Flug

Mercury-Redstone BD
24. März 1961
8 min
unbemannt
suborbitaler Flug

Mercury-Atlas 3
25. April 1961
7 min
unbemannt
Fehlstart

Mercury-Little-Joe 5B
28. April 1961
5 min
unbemannt
atmosphärischer Flug, teilweise erfolgreich

Mercury-Redstone 3
Freedom 7
5. Mai 1961
15 min
Alan Shepard
suborbitaler Flug, erster Amerikaner im Weltraum

Mercury-Redstone 4
Liberty Bell 7
21. Juli 1961
15 min
Virgil Grissom
suborbitaler Flug, Kapsel versank unbeabsichtigt nach der Wasserung

Mercury-Atlas 4
13. September 1961
1 h 49 min
unbemannt
die erste erfolgreiche Erdumkreisung in diesem Programm

Mercury-Atlas 5
29. November 1961
3 h 20 min
Schimpanse Enos
drei Erdumkreisungen geplant, zwei durchgeführt

Mercury-Atlas 6
Friendship 7
20. Februar 1962
4 h 55 min
John Glenn
erster Amerikaner in der Erdumlaufbahn, mit kleineren Problemen durchgeführt wie geplant, 3 Erdumkreisungen

Mercury-Atlas 7
Aurora 7
24. Mai 1962
4 h 56 min
Scott Carpenter
3 Erdumkreisungen. Einziger Mercury-Astronaut, der die Kapsel über die Spitze verlassen hat, wie es ursprünglich von den Technikern auch geplant war, alle anderen Astronauten nutzten die Sprengluke.

Mercury-Atlas 8
Sigma 7
3. Oktober 1962
9 h 13 min
Walter Schirra
„Raumflug aus dem Lehrbuch“, 6 Erdumkreisungen

Mercury-Atlas 9
Faith 7
15. Mai 1963
34 h 19 min
Gordon Cooper
22 Erdumkreisungen in 34 Stunden 20 Minuten, erstmals Landung am Folgetag

Das Ende des Projekts:
Die Reibungslosigkeit des Fluges von Walter Schirra über 6 Erdorbits mit Mercury 8 führte zu einer vorzeitigen Beendigung der Mercury-Raumflüge und dem vorgezogenen Beginn des Gemini-Programms.[2] Am 12. Juni 1963 wurde das Mercury-Programm offiziell eingestellt. Da Präsident John F. Kennedy in seiner berühmten Kongress-Rede am 25. Mai 1961 die Mondlandung innerhalb des laufenden Jahrzehnts als Ziel ausgegeben hatte, mussten weitergehende Raumfahrt-Programme anvisiert werden, da derart ehrgeizige Planungen mit dem Mercury-Programm nicht zu verwirklichen waren. Dies lag in allererster Linie an der Unmöglichkeit, das Raumschiff zu manövrieren. Das war aber für Kopplungsmanöver im All unabdingbare Voraussetzung. Es folgte das Gemini-Programm, dessen Planungsphase sogar schon 1959 begonnen hatte.

Dieses Projekt wird Gegenstand eines weiteren Artikels hier auf Blindnerd werden.

Hier noch einige sehr lesenswerte Links. Die meisten sind in Englisch, aber es ist auch was Deutsches dabei.

Deutsch
https://dokustreams.de/geschichte-der-raumfahrt-das-mercury-programm/

Englisch:
https://science.ksc.nasa.gov/history/mercury/mercury.html
https://www.nasa.gov/mission_pages/mercury/missions/program-toc.html
https://history.nasa.gov/SP-4407vol7.pdf

Dank an dieser Stelle an meinen Freund und Mitleser Matthias, der mich mit diesen Links „gefüttert“ hat.
Und damit empfehle ich mich für heute. Wir hören und lesen uns dann zum Gemini-Projekt in ungefähr 14 Tagen.

Was Einstein vor einhundert Jahren weltberühmt machen sollte


Liebe Leserinnen und Leser,

In diesem Jahr jährt sich ein Ereignis zum hundertsten male, das Albert Einstein auf einen Schlag weltberühmt machen sollte.
Am 14.12.1919 brachte die Berliner ilustrierte Zeitung auf ihrer Titelseite das Portrait Albert Einsteins und schrieb:

„Eine neue Größe der Weltgeschichte, Albert Einstein, dessen Forschungen eine völlige Umwälzung unserer Naturbetrachtung bedeutet, und den Erkenntnissen eines Kopernikus, Kepler und Newton gleichwertig sind,“
Dieser Einstein war in das Interesse der Medien gerückt. Schuld daran war eine Sonnenfinsternis. Aber alles der Reihe nach.

Im Zusammenhang mit Schwarzen Löchern und den Gravitationswellen, haben wir uns schon dann und wann mit Einsteins Relativitätstheorie beschäftigt.
Diese Theorie besagt, dass Objekte sich nicht anziehen, sondern den Raum so umgestalten, dass sie sich durch ihre Gravitation aufeinander zu bewegen.
Oft wird, um dieses zu erklären, ein Gummituch als Vergleich herangezogen, das sich, wenn man zwei Kugeln auf das gespannte Tuch legt, so eindrückt, dass die leichtere Kugel auf die schwerere Kugel zurollt.
Das sieht dann so aus, als würden sich die beiden Kugeln anziehen.
Wer schon mal mit jemandem eine Luftmadratze oder ein Wasserbett geteilt hat, weiß, was ich meine.

Ändert sich der Raum, dann ändert sich auch dessen Geometrie. In unserem Alltag ist die Raumgeometrie flach. Das bedeutet, dass ein Dreieck eine Winkelsumme von 180 Grad besitzt.
Auf einer Kugel kann man drei Linien sich rechtwinklig so schneiden lassen, dass man ein Dreieck mit drei rechten Winkeln, also 270 Grad als Winkelsumme bekommt.
Stellt euch z. B. einen Globus mit seinem Äquator vor. Nun wählen wir uns einen Längengrad, z. B. den Null-Meridian. Wir führen ihn auf dem Globus weiter, bis sich die Linie schließt. Nun nehmen wir einen weiteren Längengrad, der an den Polen mit dem ersten einen Winkel von 90 Grad bildet. Das tuen die beiden Längengrade mit dem Äquator auch,
Und siehe da. Wir haben Dreiecke mit drei rechten winkeln.
Ein Dreieck auf einer quasi negativ gewölbten Oberfläche, z. B. einem Sattel, hat eine Winkelsumme, die kleiner als 180 Grad ist.
Im flachen Vakuum breitet sich Licht geradlinig mit der bekannten Lichtgeschwindigkeit (C =300000 km/s) aus. Ist der Raum geometrisch anders gekrümmt, muss sich auch das Licht auf gekrümmten Linien bewegen. Ein Weg von A nach B wird dann von einer Gerade zu einer Geodäten.
Wir empfinden das zwar nicht so, aber ein ewig langer Highway ist keine Gerade, weil er auf die gekrümmte Erdkugel gespannt ist.
Ein auf ihm fahrendes Auto muss dieser Krümmung folgen.

Wenn es stimmt, dass große Massen den Raum, bzw. die Raumzeit krümmen, sollte sich das anhand von Licht in der Nähe großer Massen, nachweisen lassen.
Gesucht wurde ein Objekt, das eine große Masse besitzt, aber entweder selbst nicht leuchtet, bzw. dessen Licht durch etwas anderes verdeckt wird.
Eine Sonnenfinsternis schien dazu geeignet, weil die Sonne eine große Masse besitzt und der mond manchmal dazu in der Lage ist, ihren alles überstrahlenden Lichterglanz abzudecken, damit zum Vorschein kommt, was in ihrer unmittelbaren Umgebung leuchtet und normalerweise durch ihren Glanz nicht sichtbar ist. Das sind die Korona und die Sterne am Taghimmel.
Ihr eigenes Licht wird zum Zeitpunkt der Totalität komplett vom Mond verdeckt. Aber ihre im Vergleich zur Erde riesige Masse, sollte das Sternenlicht, das in ihrer Nähe vorbei geht, leicht verzerren, weil in ihrer Nähe durch ihre Masse die Raumzeit oder auch der Raum gekrümmt werden sollte.

Einstein schlug diese Idee des Nachweises vor und gab sogar eine Grad-Zahl an, um wie viel Bruchteile einer Bogensekunde die Sterne zu ihrer sonstigen Position verschoben sein sollten. Er gab zunächst 0,875 Bogensekunden an. Betrachtete man ein Eurostück aus einer Entfernung von fünf Kilometern, betrüge sein Winkel von Rand zu Rand ungefähr diesen Wert.
Dieser Wert entsprach ungefähr dem, welchen man auch mit Newtons Himmelsmechanik berechnen konnte.

Das Schwerkraft Lichtstrahlen krümmen könnte, wurde schon 200 Jahre vor Einstein von dem Englischen gelehrten und Priester John Mitchell, vermutet.
Nachweisen konnte er aber seine Vermutung noch nicht.
Mitchell ging sogar noch weiter. Er rechnete mit Newtons Gravitationsgesetzen herum und schrieb im Jahre 1783 an den Physiker Henry Cavendish:
„Wenn der Halbmesser einer Kugel, welche die gleiche Dichte hat, wie die Sonne, fünfhundert mal so groß ist, wie der Halbmesser der Sonne, dann wird ein Körper, der aus unendlicher Höhe auf sie fallen würde, an ihrer Oberfläche eine Geschwindigkeit besitzen, die größer, als die des Lichtes ist.“
Na, wenn das nicht schon leicht nach einem schwarzen Loch riecht…

Die Idee, dass Licht durch Massen abgelenkt werden könnte, passte auch hervorragend zu Newtons Vorstellung der Beschaffenheit des Lichts. Er dachte, dass Licht aus winzigen farbigen Teilchen bestünde, die man ob ihrer Kleinheit und Schnelligkeit nicht einzeln wahrzunehmen im Stande sei. Diese sollten dann aber auch eine gewisse Masse haben und somit auch von anderen großen Massen auf ihrem geraden Wege, abgelenkt werden.
Auch Newton konnte seine Idee weder beweisen, noch berechnen, weil er nicht wusste, was seine Lichtteilchen wögen und ihm Möglichkeiten fehlten seine Vorstellung wenigstens experimentell zu beweisen.

Soweit also die Idee, die Ablenkung des Lichtes durch große Massen mittels einer Sonnenfinsternis nachweisen zu wollen.
Ob das Licht nun durch große Massen deshalb abgelenkt wird, weil seine Teilchen nach Newton auch Masse tragen, oder durch Einsteins Idee mit der Raumkrümmung in Anwesenheit großer Massen, funktionieren sollte diese Idee mit dem Nachweis durch eine Sonnenfinsternis so oder so, unabhängig davon, welche Vorstellung man zugrunde legt

Diese Beobachtung würde aber noch nicht beweisen, ob Newton, oder Einstein mit ihren Ideen als Grund, richtig lagen.

Die erste Möglichkeit der Beobachtung einer Sonnenfinsternis, ergab sich 1912 in Brasilien. Diese viel aber wegen Wolken und Regen ins Wasser.

Die nächste war am 21.08.1914 in Russland. Doch drei Wochen zuvor brach der erste Weltkrieg aus. Die deutschen Astronomen, die mit ihrem Gerät bereits in Russland waren, wurden interniert und deren Geräte beschlagnahmt.

1915 hatte Albert Einstein seine relativitätstheorie vervollkommnet und bemerkt, dass die Ablenkung ungefähr doppelt so hoch sein könnte.

Die Möglichkeit einer Überprüfung, einsteins neuestem Werts ergab sich am 29.03.1919 von der Insel Principe vor der Küste spanisch Guineas aus.
Wenn man bedenkt, dass der deutsche Einstein für die Engländer ein Feind war, ist es um so bemerkenswerter, dass sie diese Expedition vorbereiteten und durchführten.
Unter der Leitung des großen britischen Astronomen Athur Edington, wurde das Sternenfeld, in welchem die Finsternis stattfinden würde, bereits ein halbes Jahr vor dem Ereignis fotografiert, als es noch am Nachthimmel zu sehen war, um Vergleichsaufnahmen für die während der Finsternis gemachten Bilder zu haben.

Eine weitere englische Expedition beobachtete das Ereignis von Brasilien aus.

Beide Expeditionen fanden die Ablenkung des Sternenlichts und somit Einsteins Theorie bestätigt.
Und so war spätestens im November 1919 Einstein ein berühmter Mann geworden, dass sogar die Newyork Times über seine Entdeckung berichtete.

Heute, wo wir über wesentlich empfindlichere und bessere Teleskope verfügen, ist auch an anderer Stelle nachgewiesen worden, dass Einstein recht hatte. Muss beispielsweise das Licht einer Galaxie durch eine andere, vor ihr liegenden hindurch, ehe es zu uns gelangt, so krümmt die riesige Masse dieser Galaxie das Licht der dahinter liegenden derart, dass sie wie eine Linse wirkt, und diese heller und verzerrter erscheinen lässt. Das kann sich so stark auswirken, dass sogar Mehrfachbilder davon entstehen können.
Dieser Effekt wird deshalb auch Gravitationslinseneffekt genannt. Der spielt in der Astronomie eine große Rolle.

Um den Kreis zum Eingangszitat zu schließen sei bemerkt, dass Einstein in England und den USA längst schon berühmt war, bis sich deutsche Journalisten endlich herabließen ihn gleichermaßen zu würdigen.

Und damit verabschiede ich mich für heute.
Bis zum nächsten mal
euer Blindnerd.

Wie schnell sind wir?


Meine lieben,
schon länger hatte ich mit Freunden eine Diskussion darüber, wie schnell wir uns eigentlich durch den Weltall bewegen.
Gerne teile ich meine Gedanken darüber mit euch und wünsche viel Freude beim lesen.
Damit die Mail nicht zu lange wird, befassen wir uns heute mit dem Phänomen der Geschwindigkeit allgemein und werden dann in einer weiteren Folge der Frage nachgehen, wie man Geschwindigkeiten messen kann.
Tja, wie schnell sind wir?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Geschwindigkeit ist irgendwie relativ. Man kann nur eine Geschwindigkeit relativ zu etwas anderem haben.
Wenn wir schreiben, dass wir 100 km/H schnell auf der Autobahn fahren, dann gehen wir stillschweigend davon aus, dass die Erde ruht.
Geschwindigkeit gibt es nur dort, wo wir uns auf ein anderes System, z. B. auf die ruhende Straße, die Bahngleise etc. beziehen können.
Haben wir kein weiteres System, z. B. unsere Sonne, die uns Tag und Nacht, also die Erddrehung anzeigt, können wir nicht sagen, wie schnell das von uns aus gesehene ruhende System selbst ist.
Tatsächlich scheint es Ruhe im engeren Sinne in unserem Universum überhaupt nicht zu geben.
Wir wissen nicht, mit welcher Geschwindigkeit sich unser Universum bewegt, weil wir kein anderes haben, mit welchem wir vergleichen könnten.

Diese Bewegung, das sich umeinander drehen, das Fallen etc. wird metaphysisch oft mit dem kosmischen Tanz verglichen.

Aber alles der Reihe nach.

Nun liegt der größte Teil des Äquators im Meer, aber bei Schiffen, deren Geschwindigkeiten in Knoten angegeben wurden oder noch werden, was ich momentan nicht genau weiß, denken wir auch das Meer wäre in Ruhe.
Welch eine Wohltat für all jene, die gerne mal seekrank werden, zu denen ich leider auch gehöre.
Warum spreche ich vom Äquator?

Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um sich selbst.
Das bedeutet, dass wir diese Drehung mitmachen müssen, ob wir wollen, oder nicht.
Wer am Äquator wohnt, bewegt sich am schnellsten, nämlich ungefähr 40.000 (vierzigtausend) Kilometer in 24 Stunden = ein Tag.
Die 40.000 Km sind der Erdumfang.

Wer am geographischen, nicht am magnetischen Nordpol oder Südpol wohnt, dreht sich um sich selbst, ohne dass ihm schwindelig wird.
Physikalisch gesehen, gibt es an den Achsenpunkten einer sich drehenden Kugel überhaupt keine Geschwindigkeit auf einem unendlich kleinen Punkt.
Da aber alles eine gewisse Ausdehnung hat…

Die Erde dreht sich links herum von West nach Ost.
Unser gedachter Äquatorianer bewegt sich somit immer mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 1660 km/H in Richtung Ost.
Fährt er gerade auf einem Highway, der gerade am Äquator verläuft mit 150 Km in Richtung osten, dann addieren sich die beiden Geschwindigkeiten. Im andern Fall subtrahieren sie sich.
Denken wir uns nun um einen der beiden geographischen Pole einen Kreis mit einem Durchmesser von einem Kilometer, so wird ein Bewohner auf dessen Rand in einem Tag nur ungefähr 3,14 km/Tag =3,14 km /24 H ungefähr 0,130 km/h Das sind keine 200 m Pro Stunde sich bewegen.
Und trotzdem überholt der Äquatorianer den Polaner nicht, weil sie durch die gemeinsame Erdkugel quasi starr miteinander verbunden sind.
Denkt man sich nun die Erde in ein Netz gepackt, wie die Kartographen das taten, indem sie die Erde in Längen- und Breitengrade einteilten, dann bewegen sich alle Objekte desselben Breitengrades mit der selben Geschwindigkeit, die am Äquator die größte und an den Polen die niedrigste ist, und alle Objekte auf einem Längengrad zumindest vom Pol bis zum Äquator und vom Äquator bis zum anderen Pol mit einer anderen Geschwindigkeit, ohne sich zu überholen.
Somit gibt es zu jedem Punkt auf der Nordhalbkugel einen zweiten auf der Südhalbkugel, der sich mit derselben Geschwindigkeit bewegt.
Ich deutete oben schon an, dass sich Geschwindigkeiten immer auf ein Bezugssystem beziehen und sich in gleicher Richtung addieren und in Gegenrichtung subtrahieren. Mit einfachen mathematischen Formeln aus der Geometrie lassen sich auch die resultierenden Geschwindigkeiten für alle anderen Winkel ausrechnen.
Das ersparen wir uns jetzt, denn ich will, dass auch diejenigen hier weiterlesen, die eher mit der Mathematik und der Geometrie auf dem Kriegsfuß stehen. Lassen wir diese unangenehmen Schulerinnerungen also ruhn.

Wir spüren nichts von dieser Geschwindigkeit, die aus der Erddrehung resultiert, weil sich alle Gegenstände um uns herum auch mit dieser Geschwindigkeit bewegen.
Geschwindigkeit nehmen wir nur dann wahr, wenn sie nicht gleichförmig ist. Es drückt uns in den Sitz, wenn wir im Sportwagen aufs Gas treten, weil die Geschwindigkeit pro Zeiteinheit zunimmt. Ebenso haut es uns nach vorne, wenn wir scharf abbremsen müssen. Diese zeitliche Veränderung der Geschwindigkeit nennen die Physiker Beschleunigung. In diesem Sinne ist Bremsen dann eine negative Beschleunigung. Dieses wird bildlich oft im Leben Entschleunigung genannt.
Dass es uns in den Sitz drückt, bzw. nach vorne haut, liegt daran, dass unser Körper sich eigentlich mit der zuvor eingenommenen Geschwindigkeit weiterbewegen möchte. Diesen Willen nennt man Trägheit. Er hat mit der Masse des Körpers zu tun. Obwohl sich die Masse eines Gegenstandes hier auf Erden durch das Gewicht des Gegenstandes bemerkbar macht, wäre es falsch, wenn ich hier Gewicht anstelle von Masse schreiben würde, denn das mit der Beschleunigung funktioniert auch im Weltall, wo kein Schwerefeld herrscht.
Aber auch hier nehme ich auf diejenigen Rücksicht, die es nicht so mit der Physik haben, und gehe nicht weiter darauf ein.

Das ist aber nicht die einzige Geschwindigkeit, der wir ausgesetzt sind.
Die Erde ist ungefähr 150 Mio Kilometer von der Sonne entfernt.
Diese denken wir uns jetzt mal als Punkt, denn mir ist nicht klar, ob hier der Rand der Sonne, bzw. deren Mittelpunkt gemeint ist.
Da die Sonne ein Gasball ist, dürfte es nicht ganz leicht sein, genau zu definieren, wo sie exakt ihre Oberfläche hat.
Man könnte die Oberfläche von Gas-Körpern dort definieren, wo ihr Gasdruck dem hier auf der Erde entspricht.
Für uns sind nur die 150 Mio Kilometer wichtig.
Uns soll im folgenden auch nicht stören, dass die Erde, wie alle anderen Himmelskörper auch, sich in einer elyptischen Bahn und nicht auf einer Kreisbahn um die Sonne oder ihre Muttersterne bewegen.
Der Kreis ist sozusagen eine Ausnahme unter den Elypsen, bei der die beiden Brennpunkte auf dem gemeinsamen Mittelpunkt liegen.
Was viertausend Jahre gut und billig war, kann uns hier nur recht sein.
Die Erde dreht sich nahezu auf einer Kreisbahn um die Sonne. Der Kreis hat einen Durchmesser von ungefähr 150 Mio Kilometer.
Von der Sonne aus gesehen dreht sich die Erde links um sie herum.
Das kann man sehen, wie sie durch die Sternbilder zieht.
Somit legt die Erde mit allem drum und dran, sogar mit dem Mond pro Jahr eine Strecke von ungefähr einer Milliarde Kilometern pro Jahr zurück.
1.000.000.000 km /365 Tage /24 Stunden ist dann das ganze in km/h. Wer mag, darf das selbst ausrechnen.

Betrachten wir nun diese beiden Geschwindigkeiten, die der Erddrehung und die des Jahreslaufes, dann können wir uns überlegen, ob es eine resultierende Geschwindigkeit der beiden gibt.
Es gibt zu jedem Zeitpunkt der Messung eine, aber die ist leider nicht konstant, da es sich um Kreisbahnen handelt von denen die eine nichteinmal innerhalb der anderen verläuft.
Denken wir uns die Richtung der Erddrehung als Pfeil.
Dann kommt es vor, dass sich ein Punkt quasi von hinten vor bewegt. Dann zeigt dieser Pfeil ungefähr in die Richtung, in welcher auch die Erde um die Sonne läuft.
Ist unser Pfeil nun im Begriffe, sich wieder hinter der Erde zu verstecken, dann zeigen die beiden Pfeile sogar in Gegenrichtung.
Auch alle Zwischenrichtungen kommen hier vor. Das bedeutet, dass die Absolutgeschwindigkeit bezogen auf Erddrehung und Jahreslauf sich jeden Tag einmal adieren und einmal subtrahieren.

Somit kann es sein, dass es für einen Beobachter auf einer Kreisbahn so aussieht, dass etwas auf einer anderen Kreisbahn ihn überholt, ein kleines Stückchen Rückwärts läuft, um dann wieder in den normalen Tritt zu kommen.
Dieser perspektivische Effekt bereitete den Griechen in der Berechnung der Planetenbahnen großes Kopfzerbrechen. Das konnte man erst befriedigend dadurch lösen, dass man die Sonne in die Mitte der damals bekannten Himmelskörper setzte.
Dieser Effekt tritt ein, wenn sich zwei Planeten auf ihren Bahnen gegenüber stehen. Im einen Fall können sie auf der gleichen Seite der Sonne gegenüber stehen und im anderen Fall mit der Sonne dazwischen. Das sind dann die verwirrenden Konstellationen, wo man denken könnte, dass alles aus dem Ruder läuft, dass der eine den anderen überholt und dass der eine mit einem mal rückwärts läuft.

Das sind grob die Geschwindigkeiten, die für unser Leben die ausschlaggebensten sind.
Es gibt noch weitere, auf die ich nun aber nicht in der Ausführlichkeit eingehen werde.

Unsere Sonne bewegt sich, wie alle anderen Sterne unserer Galaxis um einen Mittelpunkt, um das Schwarze Loch in ihrem Zentrum,  herum. Weiß man den Durchmesser unserer Galaxis und die Umlaufzeit für eine Umrundung, so kann man näherungsweise wieder mit der Kreisformel berechnen, wie schnell die Sonne mit allem drum und Dran, mit Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und allen Monden, dem einen unseren, Deimon und Fobos des Mars, den vier galileischen Monden des Jupiter, und und und, sich um unsere Galaxis bewegt.
Hier wird die Zahl in km/H so unhandlich, dass man sich besser mit einer größeren Maßeinheit behilft.
Das Messen von Geschwindigkeiten soll aber Thema einer nächsten Folge werden.
Was für die Resultierende Geschwindigkeit von Erdentag und Sonnenjahr gilt, muss selbstverständlich auch geometrisch für den Sonnentag (Drehung der Sonne um sich selbst) und das Galaxisjahr (Drehung der Sonne um die Galaxie) gelten.
Unsere Galaxis dreht sich mit einigen anderen Galaxien auch um einen gewissen Schwerpunkt herum. und all diese Systeme bewegen sich momentan, als wären sie in einem Strudel, auf einen Punkt zu, den man den großen Attraktor nennt.
Somit gibt es nichts, was keine Geschwindigkeit hat und auch nichts, das immer eine eindeutige gleichbleibende Geschwindigkeit hat.

Wie oben schon erwähnt, ist Ruhe nur dann Ruhe, solange wir uns auf etwas beziehen, das sich mit derselben Geschwindigkeit bewegt, wie wir.