Türchen 24 des Blindnerd-Adventskalenders 2024 – Höhepunkt

Bitte nicht wundern

Meine lieben,
Wundert euch nicht, dass dieses Türchen schon am 23.12. erscheint. Ich bin mir aber nicht sicher, wie das Interne dort funktioniert, wo ich Weihnachten verbringen werde. Sicher ist sicher.

Es ist so weit

wir haben nun den Höhepunkt unseres Lichterfestes erreicht.
Da ist es gar nicht leicht, noch ein Wunder hinzuzufügen, obgleich es derer noch viele gäbe. Versuchen wir also diesen weihnachtlichen Kreis etwas allgemeiner abzuschließen.

Weihnachtskosmos

Am Heiligabend können wir innehalten und den Blick auf die Sterne richten, die wie leuchtende Botschafter des Universums am Himmel stehen. Jeder Stern ist eine ferne Sonne, deren Licht uns nicht nur von unglaublichen Entfernungen erreicht, sondern auch aus tiefster Vergangenheit. Das Licht, das wir sehen, könnte Millionen oder gar Milliarden Jahre alt sein und erzählt uns von der Geschichte des Kosmos.
Doch nicht nur das Licht der Sterne ist ein Geschenk. Wir selbst tragen das Vermächtnis der Sterne in uns. Die Elemente, aus denen unsere Erde, unser Mond und sogar unser Körper bestehen, wurden einst in den Herzen massiver Sterne geschmiedet und durch gewaltige Supernova-Explosionen ins All geschleudert. Wir sind, wie der Astronom Carl Sagan es ausdrückte, „Sternenstaub“ – ein direktes Produkt der kosmischen Schöpfung.
Hinter vielen Türchen dieses Kalenders lernten wir, über das Leben zu staunen. Darüber, wie viele Dinge einfach passen müssen, damit Leben entsteht. Wenn es auch wahrscheinlich ist, dass es noch woanders im Universum Leben gibt, so wird das aber ob seiner Komplexität insgesamt gesehen selten. Da bin ich mir sicher.

Weihnachtsgedanken

Weihnachten, das Fest des Lichts, erinnert uns an die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Der Stern von Bethlehem, der der Legende nach den Weg wies, ist ein Symbol dieser Verbindung. Er verkörpert Hoffnung, Orientierung und die Magie des Unbekannten – Eigenschaften, die auch die Erforschung des Kosmos antreiben. Der Nachthimmel ist damit nicht nur ein Ort des Staunens, sondern auch eine Quelle der Besinnung, die uns daran erinnert, wie eng wir mit dem Universum verbunden sind.

Ein kosmischer Weihnachtstrost

Die Entstehung des Mondes, die wir gestern behandelten,
zeigt uns, dass große Veränderungen oft aus gewaltigen Umbrüchen hervorgehen. Was einst wie eine Katastrophe erschien, wurde zur Grundlage für das Leben, wie wir es kennen. Und die Sterne lehren uns, dass Licht selbst die tiefste Dunkelheit durchdringen kann.
und so sind wir an Heilig Abend dazu eingeladen, das Licht des Kosmos zu feiern und uns daran zu erinnern, dass wir Teil eines großen und wunderbaren Universums sind – ein Universum, das uns die Hoffnung schenkt, dass in jedem Chaos ein Neuanfang schlummert.

Mein Geschenk

Meine lieben, im Grunde ist dieser Adventskalender mein spezielles Geschenk an all jene, die es öffnen und lesen.
Gerade in diesem Jahr, ging es vielleicht außergewöhnlich visuell zu für einen Adventskalender eines Menschen mit Blindheit. Ich hoffe natürlich, dass ich keine blinden Menschen damit „draußen vor der Tür“ gelassen habe. Mir hat der Kalender zwar einige hundert Stunden Arbeit bereitet, aber ich kommte jetzt schon durch diverse Rückmeldungen erfahren, dass er bei einigen von euch sehr gut angekommen ist. Das freut mich natürlich sehr. Wer jetzt, wo das letzte Türchen offen steht sich dazu berufen fühlt, einen Kommentar im Rückblick abzusetzen, darf das sehr gerne tun. Ich lese alle. Euer Feedback macht mir mut und gibt mir neue Kraft und Antrieb, damit weiter zu machen.
Lasst mich nun den Kalender mit etwas musikalischem abrunden, einem ganz besonderen Chor.
Es gibt ihn als Singkreis seit Mitte der 80er und ungefähr so lange bin ich auch schon Mitglied und singe dort Bass, spiele Gitarre und begleite mit meiner Querflöte.

Er besteht vorwiegend aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Nikolauspflege Stuttgart, einer berufliche Bildungseinrichtung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Entstanden ist der „Etwas Andere Singkreis“, wie unser Chor sich nennt, als unser Chorleiter vor mehr als zwei Jahrzehnten in den Ruhestand ging und den Singkreis der Nikolauspflege in den „etwas anderen Singkreis“ überführte.
Somit wurde dieser Chor nicht wirklich gegründet, sondern ist sozusagen geworden. Er hat auch keinen Heimathafen, denn unsere Mitglieder kommen von ganz Deutschland her. Zwei mal jährlich treffen wir uns zu Chorfreizeiten, wo kräftig geprobt wird und meistens auch ein Auftritt stattfindet. Somit hat dieser Chor in 65 Chorfreizeiten an über 150 Orten in den letzten vierzig Jahren Gemeindenachmittage, Gottesdienste, Weihnachtsfeiern und vieles mehr mit gestaltet.
Viele unserer Mitglieder wohnen in Wohnheimen und arbeiten in geschützten Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Für sie ist dieser Chor in ihrem Alltag etwas ganz besonders wichtiges.
Bevor ich euch aber nun drei unserer schönsten Weihnachtslieder vorstelle, muss noch gesagt werden, wie der Chor zu diesem seltsamen Namen kam.
Ein Herbergsvater sagte einmal zu uns:

Die unterschiedlichsten Gruppen kommen in unsere Jugendherberge – aus Sport-, Wander- und Musikvereinen, aus Kirchen oder Schulen. Ihr Singkreis strahlt dabei die größte Heiterkeit und Fröhlichkeit aus, die uns bisher begegnet ist. Er ist etwas Besonderes, etwas ganz anderes.

Und so war der Name des etwas anderen Singkreises geboren.
Nun aber zu den Kostproben:

  1. Als erstes hören wir ein österreichisches Weihnachtslied,
    Neamd hot gwacht (Text und Weise: H. Baumann; Satz: Georg Götsch; 2:03)
    Hier anhören!!!
  2. Das zweite ist ein wunderschöner Chorsatz, den viele von euch kennen dürften, Maria durch ein Dornwald ging.
    Hier anhören!!!
  3. Als drittes präsentiere ich euch vom „Etwas Anderen Singkreis“ gesungen den Satz, Ich steh‘ an Deiner Krippe hier von Johann Sebastian Bach.
    Und damit wünscht euch der Sternenonkel eine frohe Weihnacht. Möge das neue Jahr für uns alle das bringen, was jeder am dringendsten benötigt.
    Mögen viele schreckliche Dinge, um die wir uns momentan sorgen müssen, um des Himmels Willen nicht eintreffen und wahr werden.
    In diesem Sinne verabschiedet sich der Sternenonkel mit dem letzten Lied und natürlich auch mit der letzten weihnachtlichen Geschichte aus dem BLAutor-Land.

    Hier anhören!!!

Hier nun noch Türchen 24 des BLautor-Adventskalenders.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 23 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Weihnachtswunder Mond


Meine lieben,
nachdem wir gestern verspätet Sonnwend feierten, kommt heute noch jemand ins Spiel, der lebenswichtig für uns ist, den wir alle irgendwie verehren und schätzen, und um den sich so mancher Mythos und leider auch so manche astrologische Schwurbelei rankt. Es geht um das Weihnachtswunders unseres Mondes.

Unser Mond ist weit mehr als ein vertrauter Begleiter am Nachthimmel. Er ist eine Quelle des Staunens, ein Zeuge der Geschichte unseres Sonnensystems und ein unverzichtbarer Teil der Erde. Seine Existenz ist das Ergebnis eines dramatischen kosmischen Ereignisses, und dennoch spielt er eine zentrale Rolle in der Erhaltung des Lebens, wie wir es kennen.

Die dramatische Geburt des Mondes

Die Entstehung des Mondes liegt etwa 4,5 Milliarden Jahre zurück und geht auf eine gewaltige Kollision zwischen der jungen Erde und einem marsgroßen Protoplaneten namens Theia zurück. Dieser Zusammenstoß war katastrophal: Unvorstellbare Mengen an Material wurden ins All geschleudert, Teile der Erdkruste und des Mantels wurden aufgelöst und verteilt. Doch aus diesem Chaos entstand etwas Außergewöhnliches: Die Trümmer formten einen Ring um die Erde, aus dem sich im Laufe von Millionen Jahren unser Mond bildete.
Dieses Ereignis war zugleich Zerstörung und Schöpfung – ein Moment der kosmischen Gewalt, der langfristig zur Stabilität und Balance des Erdsystems beitrug.

Warum der Mond so wichtig ist

Der Mond ist ein wahrer Architekt des Lebens auf der Erde. Seine gravitative Wechselwirkung beeinflusst viele essentielle Prozesse:

1. Stabilisierung der Erdachse: Ohne den Mond würde die Neigung der Erdachse chaotisch schwanken, was zu extremen klimatischen Veränderungen führen könnte. Der Mond sorgt für eine relativ konstante Achsneigung, die stabile Jahreszeiten ermöglicht.

2. Die Gezeiten: Die Anziehungskraft des Mondes verursacht Ebbe und Flut in den Ozeanen. Diese Gezeitenbewegungen sind nicht nur für die maritime Umwelt bedeutend, sondern haben auch die Evolution des Lebens stark beeinflusst, insbesondere in den Übergangszonen zwischen Land und Meer.

3. Verlangsamung der Erdrotation: Durch die Gezeitenreibung wird die Erdrotation allmählich abgebremst. In der frühen Erdgeschichte dauerte ein Tag nur etwa sechs Stunden. Heute haben wir 24-Stunden-Tage, was einen moderaten Lebensrhythmus ermöglicht.

Der Mythos der dunklen Seite des Mondes

Ein faszinierender Aspekt des Mondes ist der Mythos der „dunklen Seite“. Viele glauben, dass die Rückseite des Mondes, die von der Erde aus nie sichtbar ist, in ewiger Dunkelheit liegt. Tatsächlich jedoch erhält auch die Mondrückseite Sonnenlicht – sie wird genauso von der Sonne beleuchtet wie die uns zugewandte Seite. Der Grund, warum wir diese Seite nicht sehen können, liegt in der sogenannten gebundenen Rotation: Der Mond dreht sich synchron zur Erde, sodass immer dieselbe Seite zu uns zeigt.

Dieser Umstand hat die Vorstellungskraft der Menschen seit Jahrhunderten beflügelt. Für viele war die dunkle Seite ein Symbol für das Unbekannte und Mysteriöse. Mit den Raumfahrtmissionen des 20. Jahrhunderts konnten wir jedoch erstmals Bilder dieser verborgenen Seite machen, die eine rauere und von Einschlagskratern geprägte Landschaft zeigt. Dennoch bleibt die dunkle Seite des Mondes ein poetisches Sinnbild für die Geheimnisse des Universums.

Der Mond als Geschenk

Trotz seiner turbulenten Entstehung ist der Mond ein wahres Geschenk für uns. Er hat nicht nur die Bedingungen für Leben auf der Erde geformt, sondern ist auch eine Quelle der Inspiration für Menschheit und Kultur. Von den ersten Mythen und Legenden über den Mond bis zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Mondmissionen – unser Nachthimmel wäre ohne ihn ein leerer und weniger faszinierender Ort.
Gerade in der Weihnachtszeit, wenn die Nächte länger und dunkler werden, fühlt sich der Mond wie ein stiller Begleiter an, der uns durch die kalte Dunkelheit führt. Sein Licht, das die Schneelandschaften erhellt und die Konturen der Welt sanft zeichnet, erinnert uns an die Hoffnung und das Licht, das selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres Bestand hat. Der Mond war seit jeher ein Symbol für Besinnlichkeit und Einkehr – ein Himmelskörper, der uns in den stillen Stunden des Winters an das Wunder der Schöpfung erinnert.

Einmal und nie wieder

Auch ich habe eine ganz besonders tiefe Beziehung zu unserem Mond. Gerne teile ich diese mit euch an dieser Stelle.

Ich hatte die Möglichkeit, Anfang der 90er eine Sternwarte zu besuchen, die auf dem Dach eines Gymnasiums installiert war. Damals verfügte ich noch über einen ganz kleinen Sehrest, konnte etwas hell und dunkel sehen, glaubte aber nicht im Traum daran, dass ich etwas im Teleskop erkennen würde.
Bis jetzt hatte ich weder einen Stern, außer natürlich unsere Sonne, noch den hellsten Vollmond am Meer oder in den Bergen sehen können, aber das war mir nicht wichtig. Da bei dieser Führung in erster Linie Sehende und Menschen mit Restsehvermögen anwesend waren, öffnete der Astronom das Teleskop und richtete es zunächst auf den Vollmond aus.
Nur aus Neugier, wie es sich physisch anfühlt, durch ein Teleskop zu sehen, legte ich mein linkes Auge mit der Helldunkel-Fähigkeit an. Und da geschah es: Ganz schwach, aber sehr deutlich konnte ich die Scheibe des Mondes erkennen. Ein Aufschrei, ein Hüpfer. Dann verifizierten wir das Ganze. Der Astronom verstellte das Teleskop und ich konnte ihm jeweils sagen, wann der Mond zu sehen war und wann nicht. Einbildung war somit ausgeschlossen.
Nur dieses eine Mal gewährte mir mein Leben den Blick durch dieses Fenster. Diese Mondscheibe liegt noch immer wie ein leuchtender Schatz in meinem Herzen und wird mich das ganze Leben lang begleiten.
Erinnerungen verwischen mit der Zeit. Diese ist aber bisher unverändert klar und deutlich präsent.
Schon wenige Monate nach diesem Ereignis verschlechterte sich mein Sehvermögen derart, dass ich den Vollmond mit dem stärksten Teleskop der Welt nicht mehr hätte sehen können.

Betrübt bin ich darüber nicht, denn ich habe ihn ja gesehen. Einmal und nie wieder.

Fazit

Der Mond zeigt uns, dass große Veränderungen oft aus gewaltigen Umbrüchen hervorgehen. Was einst wie eine Katastrophe erschien, wurde zur Grundlage für das Leben, wie wir es kennen. Er erinnert uns daran, dass das Universum voller Wunder ist, die unsere Vorstellungskraft übersteigen. Unser Mond ist ein stiller Begleiter, ein Bewahrer des Lebens und ein Symbol dafür, dass aus Chaos etwas Wunderschönes entstehen kann.
Auch heute wartet wieder eine nette weihnachtliche Geschichte auf euch.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 22 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Eine neue Hoffnung


Meine lieben,
Nah, habt ihr die Parallele in der Überschrift erkannt? Genau, so heißt der damals erste Teil von Starwars, der 1979 in die Kinos kam. Keine Ahnung, an welche Position er mittlerweile gerückt ist, nachdem so viele weitere Filme gedreht wurden, die teilweise noch davor spielten. Bei meiner Hörspielserie ist es Folge 11. Diese Hörspielserie kann ich übrigens sehr empfehlen. Ihr bekommt dort die original Deutschen Dialoge, die ganze Filmmusik und Geräusche, etwas Audio-Beschreibungen, wo es nötig ist, und die ausufernden Schlachten sind derart gekürzt, dass die Folgen jeweils nur 75 Minuten lang sind, so dass sie jeweils auf eine Audio-CD passen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir im Internat eine Tonbandaufnahme vom deutschen Kinofilm hatten, also nur den Ton, die in den Wohngruppen viral ging und nachts in den Betten angehört wurde, zum Leidwesen unserer Erzieherinnen. Und fragt nicht, in welcher Qualität. Oft stellte man den Casettenrecorder direkt vor den Fernsehlautsprecher oder nahm einen mit ins Kino, um eine Tonaufnahme zu ziehen. Vorsicht, erst alle Lämpchen und LEDs abkleben, damit man nicht erwischt wird im dunklen Kino.
Aber kommen wir nun, bevor der Sternenonkel noch mehr labert, zu unserem Thema. Schließlich ist ja Weihnachtszeit und keine Science-Fiction-Parade.

was heute zum vierten Advent dran kommt, fand eigentlich schon gestern statt. Es passt aber einfach dazu, dass wir heute die vierte Kerze entzünden, und somit für mehr Licht sorgen. Außerdem findet unser Ereignis oft genug auch erst am 22.12. statt, so dass diese kleine Verspätung hier auch nichts ausmacht.
Wer gestern eine Astronomie-App, z. B. LunaSolCal laufen hatte, dürfte in Deutschland so gegen 10:15 Uhr am Morgen die Nachricht des Moments der diesjährigen Sonnenwende bekommen haben.
Und damit hat das Ding, das wir heute bestaunen, einen Namen, Wintersonnenwende.

Wir wissen, dass Sonnenwenden, eine zum Sommeranfang und eine zum Winteranfang dadurch entstehen, dass zum einen die Erdachse um 23 Grad gegen ihre Bahnebene (Ekliptik) gekippt ist, und sich gleichzeitig die Erde um die Sonne im Jahreslauf bewegt.
Alleine das ist schon Grund zum Staunen genug, weil wir dadurch Jahreszeiten und alles bekommen. Betrachten wir heute, am vierten Advent also mal das Fest der Hoffnung und des Lichts genauer.

Die Wintersonnenwende: Ein Fest der Hoffnung und des Lichts

Die Tage werden kürzer, die Nächte länger, und die dunkle Jahreszeit hat ihren Höhepunkt erreicht: Diesmal Am 21. oder manchmal auch erst am 22. Dezember feiern wir die Wintersonnenwende, den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Doch genau hier, in der tiefsten Dunkelheit, liegt ein Funken Hoffnung, der die Menschen seit Jahrtausenden begleitet.

Die Wende

Die Wintersonnenwende markiert den Wendepunkt: Von nun an werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt zurück, und die Natur bereitet sich darauf vor, neu zu erwachen. Dieses uralte kosmische Ereignis hat die Menschen schon immer fasziniert. Es wurde mit Mythen, Ritualen und Festen gefeiert, die die Hoffnung und das Licht in den Mittelpunkt stellen.

Alte Bräuche und ihre Bedeutung

In vielen Kulturen war die Wintersonnenwende ein bedeutendes Fest. Schon die Kelten entzündeten große Feuer, um die Rückkehr der Sonne zu begrüßen. Diese Feuer sollten nicht nur die Dunkelheit vertreiben, sondern auch die Sonne ermutigen, wieder Kraft zu schöpfen. In Nordeuropa feierte man das Julfest, ein Vorläufer unseres heutigen Weihnachtsfestes. Der Julbaum, ein immergrünes Symbol des Lebens, und das Jullicht sind Traditionen, die bis heute fortbestehen.

Auch die Römer ehrten zur Wintersonnenwende den Gott Sol Invictus, die „unbesiegbare Sonne“. Ihre Feiern symbolisierten den Triumph des Lichts über die Dunkelheit. Interessanterweise wurde Weihnachten später bewusst in diese Zeit gelegt, um das christliche Fest mit den bereits existierenden Traditionen zu verbinden.

Ein Fest der Hoffnung in heutiger Zeit

In unserer modernen Welt, in der künstliches Licht die Dunkelheit längst verdrängt hat, mag die Wintersonnenwende an Bedeutung verloren haben. Doch gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit kann uns dieses Fest innehalten lassen und daran erinnern, wie kostbar das Licht – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – für uns ist.

Die Wintersonnenwende ist ein Symbol für den Neuanfang, für die Hoffnung auf bessere Tage und die Kraft, die selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens schlummert. Vielleicht können wir diesen Tag nutzen, um zur Ruhe zu kommen, unsere vierte Kerze anzuzünden und uns bewusst zu machen, dass nach jeder Dunkelheit neues Licht entsteht.

Eine persönliche Licht-Feier

Wie wäre es, die Wintersonnenwende dieses Jahr mit einem kleinen Ritual zu begehen? Vielleicht mit einem Spaziergang in der klaren Winternacht, einem Lagerfeuer im Garten oder einer stillen Stunde bei Kerzenschein?
Nur Mut, wenn euch jemand bei eurem Ritual sagen sollte, dass Sonnwend schon gestern war. Unsere eintägige Verspätung macht sich in der Tageslänge hier in Karlsruhe lediglich um drei Sekunden bemerkbar. Alles somit noch im Rahmen, möchte ich meinen.
Du könntest dir auch ein persönliches Ziel für die „Rückkehr des Lichts“ setzen – etwas, das Dir Hoffnung schenkt oder Freude bereitet.
So wird die Wintersonnenwende nicht nur ein astronomisches Ereignis, sondern auch ein Moment, der unser Leben mit Wärme und Zuversicht erfüllt.

Vertiefen könnt ihr das Erlebnis natürlich mit unserer heute sehr passenden literarischen Geschichte aus dem BLAutor-Land.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

In diesem Sinne: Frohe Wintersonnenwende und eine lichtvolle, hoffnungsvolle Weihnachtszeitwünscht euch zum vierten Advent
euer Sternenonkel Gerhard.

Türchen 21 des Blindnerd-Adventskalender 2024, Wer hat das Geschenk gebracht?

Meine lieben,
habt Ihr das auch schon erlebt?
Plötzlich haltet ihr ein Weihnachtsgeschenk in Händen, und wisst einfach nicht, wer das gebracht hat? Irgendwie ist die Geschenkkarte abgerissen und vermutlich im ganzen Berg Geschenkpapieres, der vor euch auf dem Boden liegt verschwunden.
So ein Mist. Man möchte sich doch schließlich nachträglich bedanken…
Um solch ein Geschenk geht es heute. Es ist bereits ausgepackt, und wir kennen seinen Inhalt genau. Wir kennen ihn, weil wir ihn im gestrigen Türchen untersuchten. Heute geht es um die Suche nach dem Spender, der uns unseren Saft des Lebens gebracht hat.
Woher kommt das ganze Wasser auf der Erde, das uns leben lässt und erhält?

Es scheint, dass uns dieses Geschenk von mehreren Spendern gleichzeitig überbracht wurde, und das schon vor sehr langer Zeit.
Schauen wir doch mal in unseren astronomischen Kontakten nach, wer für diese gute Tat in Frage käme.

1. Der Erdmantel (Primäres Wasser)

Ein Großteil des Wassers könnte aus dem Erdmantel stammen. Während der Bildung der Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren wurde Wasser in Form von gebundenen Molekülen in Mineralen eingeschlossen. Durch vulkanische Aktivität und Ausgasung gelangte dieses Wasser an die Oberfläche.

2. Kometen )

Kometen bestehen aus Eis und Staub. In der frühen Phase des Sonnensystems könnten Einschläge von Kometen die Erde mit Wasser angereichert haben.
Aber etwas stimmt da nicht. Das Wasser von bisher untersuchten Kometen passt nicht ganz zu dem, was wir hier auf der Erde vorfinden.
Es gibt da nämlich im Universum neben dem normalen Wasserstoff noch einen, der sich zwar chemisch nicht wesentlich unterscheidet, aber der doppelt so schwer ist, als unser normaler Wasserstoff. Dieser deutlich seltenere Wasserstoff (Deuterium) enthält nämlich in seinem Atomkern nicht nur ein einzelnes Proton, sondern auch noch ein Neutron. Das ändert zwar nicht viel an den grundlegenden Eigenschaften, macht ihn aber, wie gesagt schwerer. Ein Mol (Mengenmaß von Atomen oder Molekülen der Chemie), also ein Mol normales Wasser wiegt 18 Gram. Eines mit schwerem Wasser hingegen 20.
Es handelt sich bei Deuterium um ein sehr stabiles Atom. Es zerfällt nicht, z. B. in normalen Wasserstoff und etwas anderes, und ist somit sehr alt. Das bedeutet, dass das Verhältnis von mit Deuterium gebautem Wasser und das mit normalem Wasserstoff entstandene, sich nicht wesentlich verändert haben dürften, seit es Wasser auf der Erde gibt.
Käme das Wasser von Kometen her, dann sollte sich bei den untersuchten Kometen dasselbe Verhältnis von schwerem – und normalen Wassers zeigen.
Dem ist aber nicht so. Käme das Wasser von der Art Kometen her, die wir bereits untersuchten, dann hätten wir hier auf der Erde deutlich mehr Deuterium-Wasser.
Das bedeutete für uns, dass unser gewohnter Liter Wasser etwas mehr als ein Kilo wöge. Möglicherweise hätten wir dann das Urkilo anders definiert. Sicherlich wären die Gefrier- und Koch-Temperaturen auch etwas anders, aber ansonsten dürften wir kaum Unterschiede bemerken.
Ganz ausschließen kann man aber die Kometen nicht, denn wir kennen noch nicht alle und vor allem auch nicht alle Sorten. Es ist absolut möglich, dass es Kometen gibt, bei denen das Verhältnis von normalen zu schwerem Wasser auf die Erde passt. Die wären dann durchaus Kandidaten für unsere wunderbare Schenkung.

2. Asteroiden:

Besonders Kohlige Chondrite (eine Art von Meteoriten) gelten als wahrscheinlichere Quelle. Ihr Wasseranteil und das D/H-Verhältnis stimmen besser mit dem Wasser der Erde überein als das der Kometen.

3. Wasserbildung durch chemische Prozesse

In der Frühzeit der Erde könnten chemische Reaktionen zwischen Wasserstoffgas (aus der solaren Urwolke) und Sauerstoff, das in Silikatmineralen enthalten war, zur Bildung von Wasser geführt haben. Diese Prozesse könnten bei der Entstehung der Erde stattgefunden haben.
Chemische reaktionen, die Wasser bilden, lassen sich auf dem Bau immer wieder beobachten. Löscht man Kalk ab, oder gießt man Beton, dann kann man dort oft mal Wasserpfützen entdecken.

4. Eingefangenes Wasser aus der protoplanetaren Scheibe

Die Erde entstand aus Material der protoplanetaren Scheibe, die die junge Sonne umgab. Diese Scheibe bestand aus Gasen und Staub, die auch Wassereis enthielten. Ein Teil dieses Wassereises könnte direkt in die wachsende Erde eingebaut worden sein.

Alle zusammen

Es wird angenommen, dass das Wasser der Erde aus einer Kombination von den hier angesprochenen Quellen stammt. Während Asteroiden wahrscheinlich den größten Anteil beigesteuert haben, könnte vulkanische Aktivität in der frühen Erdgeschichte eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung von Wasser gespielt haben, und der ein oder andere Komet mag auch noch seinen kleinen Teil dazu beigetragen haben.

Dieses Wasser sammelte sich dann in den Ozeanen und blieb durch die relativ stabile Umlaufbahn der Erde in der habitablen Zone unseres Sonnensystems erhalten. Ein schützendes Magnetfeld und die Atmosphäre verhinderten, dass das Wasser vollständig ins All entwich.

OK, bedanken können wir uns bei den Spendern nicht mehr.
Aber freuen wir uns an dem Geschenk und behandeln es gut.

Und jetzt am Vorabend zum vierten Advent noch die übliche Geschichte auf
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

Türchen 20 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Der Saft des Lebens


Meine lieben,
eines der größten Wunder, das Leben überhaupt möglich macht, ist die Flüssigkeit, die ungefähr drei Fünftel unserer Erde bedeckt, das Wasser.
Völlig zurecht gibt es so viele Sprichwörter, die Wasser beinhalten. Ich bin sicher, dass jedem gleich einige einfallen.

Neben seiner Eigenschaft, dass es flüssig ist, hat es weitere, die es eben zum Wunder werden lässt. Lasst uns heute mal über Wasser staunen.

1. Die Form des Wassers

Wasser (H2O)besteht aus zwei Wasserstoff-Atomen und einem Sauerstoff-Atom.
das verleiht ihm eine ganz besondere Form, woraus sich viele seiner einzigartigen Eigenschaften ergeben.
An einer Blindenschule, an der ich war, verwendeten wir zur Veranschaulichung von Molekülen eine Tafel auf welcher man diese mittels verschiedener Bausteine legen konnte.
Der Sauerstoff war eine Art Halbmond, an dessen Spitzen man weitere Bausteine anlegen konnte.
Der Wasserstoff war ungefähr eiförmik, wobei die Spitze des Eis sehr scharf ausgepräkt war.
Legte man nun Wasser, so entstand ein offenes Dreieck. Zwei Ecken bildeten die Wasserstoffe, und dad dritte rundliche Eck der Baustein des halbmondförmigen Sauerstoff-bausteins.
Das trifft die Veranschauung auch ganz gut, wenn sehende Chemiker das zeichnen.

2. Brückenbildung

Ein Wassermolekül wirkt wie ein kleiner Stabmagnet. Am Sauerstoff-Ende ist es etwas negativ- und an den gegenüberliegenden Wasserstoffen etwas positiv geladen. Das liegt daran, weil der Sauerstoff die Bindungselektronen des Wasserstoffes etwas näher zu sich hin ziehen kann.
Durch diesen Dipol-Charakter bilden die Wasserstoffmoleküle untereinander Brücken aus, indem sich ein Wasserstoff eines Wassermoleküls an den Sauerstoff eines weiteren quasi anlehnt und etwas festhält.
Das verleiht Wasser seinen tiefen Schmelzpunkt bei 0 Grad, und seinen hohen Siedepunkt bei 100 Grad und Normaldruck.
Ein so leichtes Molekül wäre ohne diese Eigenschaft bei Raumtemperatur gasförmig.

3. Dichteanomalie

Seine größte Dichte nimmt Wasser bei 4 Grad C ein. Dort ist es aber noch flüssig. Zu Eis wird es erst bei 0 Grad. Merkwürdigerweise steigt aber dann sein Volumen. Deshalb schwimmen Eiswürfel. Für das Leben im Wasser ist diese wunderbare Eigenschaft ganz wichtig, denn nähme Wasser seine größte Dichte als Eis ein, dann frören Sehen und Flüsse von unten her zu und würden die darin lebenden Lebewesen erdrücken.
Und weihnachtliches Eislaufen wäre natürlich auch nicht möglich.
Eine Eisdecke hält aber darunterliegendes Wasser warm und seine Bewohner schützend am Leben.
Auftauen benötigt verblüffend viel Energie. Ich staune immer wieder, wie lange sich Schnee in den Bergen halten kann, bis er sich nicht mehr gegen die Sonne wehren kann.

4. Wärmekapazität

Wasser kann sehr viel Wärme aufnehmen, ohne selbst wesentlich wärmer zu werden. Das stabilisiert und reguliert unser Klima.
Man merkt diese Eigenschaft sehr, wenn man im Sommer darauf wartet, bis die Sonne endlich den Pool aufgeheizt hat.
Bergseen bleiben auch im Sommer oft sehr kalt.

5. Hohe Verdampfungswärme

Wasser in Dampf umzuwandeln braucht viel Energie. Das kennt jeder vom Wasserkocher her.
Diese Eigenschaft macht es zu einem hervorragenden Kühlmittel. Und das ist in der Biologie z. B. bei der Kühlung durch Schwitzen sehr wichtig.
Aber auch unsere gute alte Dampflock funktionierte nicht, hätte Wasser nicht diese tolle Eigenschaft.

6. Lösungsmittel

Wasser ist ein ausgezeichnetes Lösungsmittel für viele Substanzen (Salze, Gase, organische Moleküle), da es polare Moleküle und Ionen umhüllen kann. Dadurch ist es essenziell für chemische Reaktionen in biologischen Systemen.
Erst gestern habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich mal wieder an diese verblüffende Eigenschaft erinnerte.
Kennt ihr das? Ihr lauft mit eurem Blindenstock mit Rollspitze durch Laub, oder was vor allem in Herbst und Winter so herrum liegt. Plötzlich merkt ihr, dass eure Spitze sich nicht mehr dreht, und der Stock nur noch schwer zu steuern ist. Daheim angekommen, versucht ihr das Problem unter fließendem Wasser und Drehen der Spitze zu lösen. Meistens klappt das nicht. Geht ihr dann aber mit so einem bockigen Stock durch Regen, dann funktioniert er plötzlich wieder. Das habe ich jetzt mal mit destilliertem Bügeleisen-Wasser nachgestellt. Und siehe da, es klappte.
Weiches Regenwasser und auch das destillierte haben einfach noch mehr von dieser tollen Eigenschaft, als Leitungswasser mit seinem Kalk, Rost und was sonst eben noch so drin ist.

7. Kohäsion und Adhäsion

Die starke Kohäsion zwischen Wassermolekülen sorgt für Oberflächenspannung, wodurch z. B. Insekten auf Wasser laufen können. Die Adhäsion ermöglicht Kapillareffekte, z. B. das Aufsteigen von Wasser in Bäumen bis in ihre Kronen hinauf.
Wer schon mal einen Putzlappen versehentlich mit einer Ecke in das Putzwasser hängen ließ, bemerkt, dass nach einigen Stunden plötzlich auch der außen hängende Teil des Lappens klatschnass ist, vielleicht sogar noch drum herum. Dieses verdanken wir dann genau dieser Eigenschaft des Wassers.

8. Transparenz

Wasser ist durchsichtig. Das ermöglicht die Photosynthese in aquatischen Pflanzen und sorgt für die Lebensfähigkeit von Ökosystemen in Gewässern.

9. Chemische Flexibilität (Amphoterie)

Wasser kann sowohl als Säure als auch als Base reagieren, was es zu einem Schlüsselmedium für chemische Reaktionen macht, insbesondere in biologischen Systemen.
Wir erleben diese Eigenschaft häufig dann, wenn Früchte, z. Tomaten oder Kirschen, aufplatzen, weil es zu regnerisch war.
Innen sind die Früchte chemisch gesehen eher sauer, und außen ist der nasse Regen eher eine Lauge.
Der Versuch der Natur, das chemische Gleichgewicht herzustellen, zerreißt die Fruchthaut.
Diese Kraft, Osmose genannt, ist so stark, dass man schon Versuche unternommen hat, Kraftwerke mit Süß. und Salzwasser damit zu betreiben.
Und Vorsicht. Diese Kraft ist auch dafür verantwortlich, dass es äußerst gefährlich ist, destilliertes Wasser zu trinken. Es ist zu rein und chemisch agressiv für uns.

10. Elektrische Eigenschaften

Wasser ist kein guter Leiter für Strom, was die Bildung und Stabilität von Ionen in chemischen Lösungen erleichtert. Dies ist entscheidend für viele biochemische Prozesse.
Die älteren unter uns wissen noch, dass man früher immer danach schauen musste, ob noch genügend Wasser in der Autobatterie war.

Fazit

Wasser vereint Eigenschaften, die für das Leben und die Erde essenziell sind, wie die Dichteanomalie, die hohe Wärmekapazität und seine Rolle als Lösungsmittel. Diese einzigartigen Merkmale machen es zu einer unverzichtbaren Grundlage für alle bekannten Lebensformen.
Es ist ganz wichtig, dass wir diesen Lebenssaft hüten und bewahren. Wir müssen ihn schützen und sauber halten. Bedenkt, dass das meiste Wasser hier auf Erden Salzwasser ist. Man kann es nur unter sehr hohem Energieaufwand bekömmlich machen. Es war für mich wirklich eine ganz verblüffende Erfahrung, als mir auf Mallorka erklärt wurde, dass wir nicht so oft duschen sollen, um Wasser zu sparen. Das ganze Wasser um die Insel herum ist eben nicht brauchbar…
Seien wir uns gerade in dieser besinnlichen Zeit dessen bewusst, was Wasser als ganzes für ein unsagbares Wunder ist.

Und jetzt, zum Schluss, wie immer, die heutige weihnachtliche Geschichte aus dem BLAutor-Land.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

10. Lebensfreundlichkeit

Flüssiger Zustand in habitabler Zone: Wasser bleibt in einem breiten Temperaturbereich flüssig (0–100 °C bei Standarddruck), was es ideal für biochemische Prozesse macht.

Brückenbildung

Türchen 19 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Verletzlichkeit

Meine lieben,
im gestrigen Türchen schauten wir uns das Wunder und Geheimnis des Lebens an.
Das ganze wird noch wunderbarer, seit wir die Möglichkeit haben, unsere Erde aus dem All zu betrachten. Leider haben diese Möglichkeit bisher noch nicht viele Menschen gehabt.
Bis heute, 19.12.2024, hatten insgesamt 673 Menschen die Gelegenheit, die Erde aus dem All zu betrachten.
Diese Zahl umfasst alle Personen, die einen Flug in mehr als 100 km Höhe über der Erdoberfläche absolviert haben, entsprechend der Definition der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), die die Kármán-Linie in 100 km Höhe als Grenze zum Weltraum betrachtet.
Angesichts der Tatsache, dass schätzungsweise über 100 Milliarden Menschen jemals auf der Erde gelebt haben, ist der Anteil derjenigen, die unseren Planeten aus dem All sehen konnten, verschwindend gering.
Aber viele derjenigen, welchen dieser Anblick vergönnt war, kamen verändert zurück.

Wenn wir die Erde aus dem All betrachten, offenbart sich uns eine faszinierende Perspektive, die uns Demut lehrt und uns gleichzeitig staunen lässt. Die Erde, ein strahlender blauer Edelstein, schwebt in der tiefen Schwärze des Weltalls. Diese Ansicht, von Astronauten oft als „Overview Effect“ bezeichnet, hat die Kraft, unsere Wahrnehmung von unserem Planeten und unserer Rolle darauf tiefgreifend zu verändern.
Von oben gesehen wird sichtbar, wie zerbrechlich unser Planet ist. Die hauchdünne Atmosphäre, die wie ein zarter Schleier die Erde umhüllt, ist alles, was uns vor den lebensfeindlichen Bedingungen des Weltalls schützt. In dieser Perspektive wird deutlich, dass die Grenzen, die wir Menschen auf der Erdoberfläche gezogen haben, vollkommen bedeutungslos sind. Keine Staatsgrenzen, keine politischen Konflikte, nur eine vereinte Welt, das geeinte Terra, mit uns Terranern darauf.
Doch nicht nur die Zerbrechlichkeit fällt ins Auge, sondern auch die unglaubliche Schönheit. Die Wolkenwirbel über den Ozeanen, die leuchtenden Grünflächen der Regenwälder, die majestätischen Konturen der Gebirgsketten – all das verschmilzt zu einem Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Besonders beeindruckend ist der Anblick der Erde bei Nacht: Die Lichter der Städte zeichnen ein glitzerndes Muster, das die Menschheit auf dem Planeten sichtbar macht. Es ist eine stille Botschaft unserer Kreativität und unseres Strebens nach Gemeinschaft.
Gerade in der Weihnachtszeit bekommt diese Perspektive eine besondere Bedeutung. Die glitzernden Lichter, die wir in den Städten und Häusern entzünden, spiegeln das Licht der Hoffnung und der Freude wider, das wir in dieser festlichen Zeit teilen. Es ist, als ob unser Planet selbst ein Teil des Weihnachtswunders wäre, das uns alle verbindet und daran erinnert, wie wichtig Frieden, Liebe und Gemeinschaft sind.
Astronauten berichten oft von einem tiefen Gefühl der Verbundenheit, wenn sie die Erde aus dem All sehen. Juri Gagarin, der erste Mensch im All, beschrieb diesen Moment so: „Von hier oben ist die Erde wunderschön, ohne Grenzen oder Begrenzungen.“ Auch der deutsche Astronaut Reinhard Furrer fasste seine Eindrücke mit poetischen Worten zusammen: „Das Blau ist das Mittelmeer. Wir sind darüber hinweg. Wir sind gar nicht mehr da!“ Diese Aussagen spiegeln die Ehrfurcht wider, die der Anblick der Erde auslöst. Jessica Meir, eine Astronautin und Meeresbiologin, erinnerte daran: „Aus unserer Sicht von der Raumstation ist es klar, dass unser Planet wirklich ein blauer Planet ist. Erinnern wir uns daran und tun wir unser Bestes, um uns um die Ozeane unseres Planeten zu kümmern.“
Ein weiteres Beispiel für den besonderen Blick auf die Erde ist das berühmte Bild „Pale Blue Dot“, das von der Raumsonde Voyager 1 im Jahr 1990 aufgenommen wurde. Aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern erscheint die Erde darauf nur noch als winziges, bläuliches Pixel im unendlichen Schwarz des Weltalls. Der Astronom Carl Sagan beschrieb dieses Bild mit den Worten: „Betrachtet diesen Punkt. Das ist hier. Das ist unser Zuhause. Das sind wir. Auf ihm hat jeder, den ihr liebt, jeder, den ihr kennt, jeder, von dem ihr jemals gehört habt, jedes menschliche Wesen, das je existiert hat, sein Leben gelebt… Die Erde ist nur eine winzige Bühne in einer riesigen kosmischen Arena.“ Dieses Bild ist eine eindringliche Erinnerung daran, wie klein und verletzlich unser Planet ist und wie wichtig es ist, ihn zu schützen.
Der Anblick lässt uns begreifen, wie kostbar und einzigartig unser Heimatplanet ist – ein Ort, der inmitten eines scheinbar endlosen Universums Leben beherbergt. Der Blick aus dem All konfrontiert uns auch mit der Verantwortung, die wir für diesen Planeten tragen. Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung der Ressourcen sind Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Der Anblick der Erde aus dem All erinnert uns daran, dass wir nicht die Besitzer, sondern die Hüter dieses wundervollen Planeten sind.
Vielleicht können wir uns von dieser Perspektive inspirieren lassen. Lasst uns mit offenen Augen und Herzen auf unsere Welt blicken, als würden wir sie zum ersten Mal sehen – mit Staunen, Dankbarkeit und einem tiefen Gefühl der Verantwortung. Die Erde ist unser Zuhause, und ihre Schönheit und Zerbrechlichkeit verdienen unseren Schutz. Möge uns die Weihnachtszeit daran erinnern, dass wir durch Liebe und Mitgefühl das Licht und die Hoffnung auf unserem wundervollen Planeten lebendig halten können.

Und damit, wie alle Tage wieder:
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Türchen 18 des Blindnerd-Adventskalenders, Das Lebenswunder


Meine lieben,
eines der größten, vielleicht das größte Wunder ist es, dass es auf dem Raumschiff Erde Leben gibt. Dieses Wunder und Geschenk ist es durchaus mal wert, in der Weihnachtszeit betrachtet zu werden.

Das Leben, wie wir es kennen, ist das Resultat eines schier unglaublichen Zusammenspiels von Bedingungen, die in unserem Sonnensystem herrschen. Wenn wir einen Moment innehalten und uns diese Tatsache bewusst machen, fühlt man sich von Ehrfurcht erfüllt: Wie klein ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass all diese Faktoren zusammenkommen – und doch geschah es.
Eine der grundlegendsten Voraussetzungen für Leben ist die Energiequelle unserer Sonne. Diese riesige leuchtende Kugel aus Plasma liefert mit ihrer stabilen Strahlung die Energie, die auf der Erde für die Fotosynthese der Pflanzen, das Wachstum von Organismen und das Erwärmen der Ozeane notwendig ist. Doch wäre die Erde nur ein wenig näher an der Sonne, würden die Temperaturen die Ozeane verdampfen lassen. Und wäre sie ein wenig weiter entfernt, wäre unser Planet eine gefrorene Eiswüste. Es ist die perfekte Balance im sogenannten „habitablen Bereich“, die das Wunder des Lebens möglich macht.
Doch das ist nur der Anfang. Unsere Erde hat noch eine ganze Liste von „Zutaten“ zu bieten, die Leben ermöglichen. Da ist zum Beispiel die Atmosphäre: eine Mischung aus Stickstoff, Sauerstoff und Spurengasen, die wie ein unsichtbarer Schutzschild wirkt. Sie blockt schädliche Strahlung ab, lässt gleichzeitig das lebensnotwendige Sonnenlicht durch und speichert wärme, um extreme Temperaturschwankungen zu verhindern.
Ein weiterer wundersamer Faktor ist das Wasser, das flüssig, fest und gasförmig auf der Erde existieren kann. Diese Vielseitigkeit ist in hohem Maße der Atmosphäre und dem Druck auf der Erde zu verdanken. Wasser ist das Lösungsmittel des Lebens, in dem chemische Reaktionen stattfinden und Biomoleküle wie Proteine und DNA entstehen können.
Auch unser Mond spielt eine entscheidende Rolle. Seine Gravitation stabilisiert die Erdachse und sorgt für ein relativ stabiles Klima über Jahrmillionen. Ohne diese Stabilität wären extreme Schwankungen zwischen Eiszeiten und Wüstenklima die Norm, was das Leben stark erschwert hätte.
Dann gibt es noch den gigantischen Gasriesen Jupiter. Seine immense Masse wirkt wie ein kosmischer Staubsauger, der viele Asteroiden und Kometen von der Erde fernhält. Ohne ihn wäre unser Planet weit häufiger von katastrophalen Einschlägen betroffen, die die Entwicklung des Lebens stören oder gar zerstören könnten.
Vergessen wir nicht die tektonischen Platten, die das Gesicht der Erde formen und gleichzeitig lebenswichtige Nährstoffe durch Vulkanismus und Plattentektonik zirkulieren. Diese Prozesse sorgen dafür, dass der Planet über lange Zeiträume „lebendig“ bleibt und sich selbst erneuert.
Wenn man all diese Faktoren bedenkt, wird klar: Unsere Erde ist ein wahrhaft kosmisches Juwel. Doch noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass all diese Bedingungen – jede für sich genommen schon ein kleines Wunder – zusammenwirken und dabei eine perfekte Umgebung für Leben schaffen. Ist das nicht Grund genug, in Ehrfurcht und Staunen innezuhalten?
Das Universum ist riesig, und bisher wissen wir nicht, ob es irgendwo da draußen noch ein solches „Zusammenspiel der Wunder“ gibt. Doch allein die Existenz unserer Erde zeigt uns, wie wertvoll und einzigartig unser Heimatplanet ist. Es liegt an uns, ihn zu schützen und zu bewahren – nicht nur für uns, sondern auch für all die Lebewesen, die mit uns das Wunder des Lebens teilen.

Und natürlich darf auch heute eine weihnachtliche Geschichte nicht fehlen.
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Türchen 17 des Blindnerd-Adventskalenders 24, das Unteilbare teilen

meine lieben,
Weihnachten ist das Fest des Schenkens und Teilens. Dies führt uns zu einer weiteren Geschichte des Staunens und Wunderns.
Ausgangspunkt ist die weihnachtliche Frage, ob es denn auf der Welt etwas unteilbares gibt.
Das hätte ich mir als Kind gerade zu Weihnacht für so manche Süßigkeit gewünscht, dass sie unteilbar wäre. Wir waren drei Schwestern, mit mir drei Brüder, eine Mama und ein Papa. Alles musste gerecht unter allen immer möglichst gerecht geteilt werden. Ihr könnt euch vorstellen, wie viel einem dann noch z. B. von einer Tafel Schokolade selbst blieb. Fangen wir also mit der Entdeckung und der Suche nach dem Unteilbaren an.

Der Traum der Griechen: Die unteilbare Substanz

Die ersten Gedanken über den Aufbau unserer Welt reichen weit zurück. Bereits im antiken Griechenland, um das 5. Jahrhundert vor Christus, wagten Philosophen wie Demokrit und Leukipp die kühne Behauptung: Alles besteht aus winzigsten, unteilbaren Teilchen, die sie Atome nannten (übersetzt: „Unteilbare“).
Während Demokrit und Leukipp mit ihrer Atomtheorie versuchten, die Materie als kleinste, unteilbare Teilchen zu erklären, die sich zu allem zusammensetzen, vertrat der Philosoph Empedokles (5. Jahrhundert v. Chr.) die Idee, dass alles aus den vier Ur-Elementen besteht. Diese vier Elemente waren nicht nur Bausteine der Natur, sondern symbolisierten auch grundlegende Eigenschaften der Welt:
• Erde stand für das Feste und Dauerhafte,
• Wasser für das Fließende und Veränderliche,
• Luft für das Leichte und Unsichtbare,
• Feuer für das Energetische und Transformierende.
Diese Theorie wurde später von Aristoteles weiterentwickelt und erhielt großen Einfluss auf die Naturphilosophie des Mittelalters. Die Atomtheorie von Demokrit und Leukipp hingegen blieb in der Antike eher eine Randerscheinung, da sie von Aristoteles nicht favorisiert wurde.
Aber neueste Entdeckungen und Erkenntnisse der Wissenschaft zwangen zum Umdenken und die alte griechische Idee der unteilbaren Bausteine von allem, erwachte zu neuem Leben.

Die Wiedergeburt

Erst im 19. Jahrhundert lebte der Traum der Griechen wieder auf. Der britische Naturforscher John Dalton stellte im Jahr 1803 seine Atomtheorie vor: Alle Materie besteht aus winzigen Teilchen, die sich zu chemischen Verbindungen zusammenfügen.
Dalton kam zu seiner Erkenntnis durch Experimente und Beobachtungen bei chemischen Reaktionen. Er stellte fest, dass sich Gase immer in bestimmten Mengenverhältnissen miteinander verbinden. Diese Beobachtung ließ ihn schließen, dass Materie aus diskreten, kleinsten Teilchen bestehen muss.
Seine Theorie umfasste die Annahmen,
dass Atome unteilbar seien,
dass Atome eines Elements gleich sind
und dass chemische Reaktionen eine Neuordnung dieser Atome darstellen.
Von da an wurden also Atome nicht nur mehr als Idee, sondern als reelle Tatsache verstanden.
Doch die Reise war noch lange nicht zu Ende. Niemand wusste, was innerhalb eines Atoms vor sich ging. War es wirklich unteilbar? Oder verbargen sich in seinem Inneren weitere Geheimnisse?

Rosinenkuchen und Goldfolie

Der nächste Paukenschlag kam Ende des 19. Jahrhunderts. J.J. Thomson entdeckte 1897 das Elektron: ein winziges, negativ geladenes Teilchen.
Thomson arbeitete mit einer Kathodenstrahlröhre – einem Glaszylinder, aus dem Luft fast vollständig herausgepumpt wurde. An beiden Enden der Röhre befanden sich Elektroden. Wurde eine elektrische Spannung angelegt, trat ein geheimnisvoller Strahl von der negativen Elektrode (Kathode) zur positiven Elektrode (Anode).
Thomson untersuchte diesen Strahl und stellte fest:
1. Der Strahl wurde von elektrischen und magnetischen Feldern abgelenkt, was bedeutete, dass er aus geladenen Teilchen bestehen musste.
2. Die Ablenkung war immer gleich, unabhängig vom Material der Elektroden oder des Gases in der Röhre.
Daraus schloss Thomson, dass diese Teilchen kleiner als Atome und negativ geladen sein mussten,
und wenn Atome Elektronen enthalten, können sie nicht unteilbar sein! Thomson stellte sich das Atom wie einen Rosinenkuchen vor: Die Elektronen waren wie Rosinen in einer positiven Masse eingebettet.
Aber dann kam Ernest Rutherford ins Spiel. Mit seinem berühmten Goldfolien-Experiment im Jahr 1911 erschütterte er Thomsons Modell. Er schoss winzige, geladene Teilchen (α-Teilchen) auf eine dünne Goldfolie. Die meisten Teilchen durchdrangen die Folie ungehindert, doch einige prallten zurück. Ein verblüffendes Ergebnis! Es war, als hätte man eine Kanonenkugel durch Nebel geschossen und sie wäre plötzlich an einer unsichtbaren Wand abgeprallt.
Rutherford schloss: Atome bestehen aus einem winzigen, dichten Kern, der positiv geladen ist, umgeben von Elektronen, die um diesen Kern kreisen. Das Atommodell nahm Gestalt an!

Bohrs Quantensprünge und Schrödingers Wellen

Doch wie kreisen die Elektronen? Warum fallen sie nicht einfach in den Kern? Hier betrat die Quantenphysik die Bühne. Niels Bohr erklärte 1913, dass Elektronen sich nur auf bestimmten Energieniveaus bewegen können – sie vollziehen Quantensprünge, wenn sie Energie aufnehmen oder abgeben. Abgegeben wird die Energie in Form von Licht, das auch sichtbar sein kann.
Später zeigte Erwin Schrödinger: Elektronen sind keine winzigen Kugeln, die auf festen Bahnen kreisen. Stattdessen verhalten sie sich wie Wellen und bilden mysteriöse Elektronenwolken, in denen ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit beschrieben wird.

Der Kern des Wunders

James Chadwick entdeckte 1932 das Neutron, ein neutrales Teilchen, das neben den positiven Protonen den Kern bildet. Mit dieser Erkenntnis war das Standardmodell des Atoms geboren: Ein Atom besteht aus einem dichten Kern, der von einer Wolke aus Elektronen umgeben ist.

Doch je tiefer wir blicken, desto mehr Geheimnisse offenbaren sich: Protonen und Neutronen bestehen aus Quarks, noch kleineren Teilchen. Und im Reich der Quantenmechanik verschwimmen die Grenzen zwischen Materie und Energie.
Ein Staunen ohne Ende
Die Entdeckung des Atombaus ist mehr als eine Geschichte der Wissenschaft – sie ist eine Geschichte unseres menschlichen Drangs, die Welt zu verstehen. Von den ersten philosophischen Ideen der Griechen bis zu den Quantenwundern der modernen Physik zeigt sie uns: Das Universum ist in seiner Kleinheit genauso faszinierend wie in seiner Unendlichkeit.
Und während wir staunend auf das blicken, was bisher entdeckt wurde, ahnen wir: Dies ist nur der Anfang. Neue Geheimnisse warten darauf, von uns erforscht zu werden.

Man kann auch sagen:
Die Geschenke der Natur liegen schon unter unseren Weihnachtsbäumen. Lasst sie uns auspacken und erforschen, was drin ist.

Drin ist auch heute natürlich unsere obligatorische literarische Geschichte.
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Türchen 16 des Blindnerd-Adventskalenders 2024 – Nichts ist auch was

Meine lieben,
da haben wir uns in den vorigen Türchen ausführlich darüber unterhalten, woraus unser Universum so besteht. Da gab es neben der normalen Materie noch die Dunkle, und auch über die mysteriöse dunkle Energie haben wir gesprochen.
Oft wird in Zahlen angegeben, dass das Universum aus diesen drei Teilen zu 100 % besteht.
Das stimmt so aber nicht ganz. Es gibt noch ein großes Wunder zu behandeln, in welches das ganze Universum eingebettet ist.
Es geht um das vermeindliche Nichts, um das Vakuum.
Lasst uns also dieses Wunder betrachten und ehrfurchtsvoll darüber staunen.
Im Kosmos ist das Vakuum eine Bühne der Extreme. Der interstellare Raum zwischen den Sternen, der intergalaktische Raum zwischen den Galaxien – all das sind Regionen, in denen das Vakuum dominiert. Und doch ist es nicht nur der Ort des „Nichts“, sondern auch der Geburtsort von Allem
Das Universum besteht zum größten Teil aus Vakuum; die wenigen Materieklümpchen, die in dieser ungeheuren Leere schweben, sind kaum der Rede wert. In den ungeheuren Regionen des Alls zwischen den Galaxien konnten die Astronomen nicht die geringste Materie entdecken. Sie räumen ein, dass es welche geben könnte, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist, vermuten aber, dass man, suchte man in einem Volumen so groß wie ein Riesenstadion, nicht mehr fände als ein einziges Atom.

In unserer unmittelbaren Umgebung, die mit festen, flüssigen und gasförmigen Körpern angefüllt ist, herrscht kein wesentlich größeres Gedränge. Die Großaufnahme eines Atoms würde zeigen, dass der Kern, der 99,9 Prozent des Atomgewichts ausmacht, im Mittelpunkt schwebt wie eine Schrotkugel, die man in einem Fußballstadion aufgehängt hat. Der Rest ist leerer Raum, abgesehen von ein paar Elektronen, die wie geisterhafte Wolken aus dünnem Dampf durch das Stadion wehen. Unsere Welt und wir sind aus ziemlich immateriellem Stoff gemacht. So gesehen ist es überraschend, wieviel Gedanken und Energie, von Geld ganz zu schweigen, Wissenschaftler in den Versuch investieren, das Geheimnis der Materie zu enträtseln.
Sollten sie sich nicht vielmehr mit der Beschaffenheit des Vakuums beschäftigen, das mit Abstand der Hauptbestandteil des Universums ist?
Sollten sie nicht besser über das Nichts nachdenken?

Einige haben tatsächlich genau dies getan und sind dabei zu verblüffenden Ergebnissen gelangt. Im Vakuum geht es weit lebhafter zu, als es den Anschein hat. Die moderne Physik hat gezeigt, dass das Vakuum nicht nur ein passives Stadium ist, sondern ein aktiver Teilnehmer an den Prozessen der materiellen Welt. So paradox es klingt, das Vakuum steht in Wechselwirkung mit Atomen und ist mittlerweile sogar zu einem funktionalen Teil von High-tech-Geräten, wie zum Beispiel Lasern geworden. Es enthält keine Materie, steckt aber voller Überraschungen.

Im Gegensatz zur Existenz der Materie, die nicht in Frage gestellt werden kann, ist die Existenz des Vakuums seit dem klassischen Altertum ein Gegenstand von Kontroversen gewesen. Ursprünglich war das Vakuum als wesentlicher Teil der Atomtheorie eingeführt worden:
„Der gebräuchlichen Redeweise nach gibt es Farbe, Süßes, Bitteres, in Wahrheit aber nur Atome und Leeres;“ erklärte Demokrit vor mehr als zweitausend Jahren.
Das Vakuum des Demokrit war ein hypothetisches Konzept, das erforderlich war, um der Welt, wie wir sie wahrnehmen, Sinn zu verleihen. Wenn Materie wirklich das ungebrochene Kontinuum wäre, das wir wahrzunehmen scheinen, wie könnte dann beispielsweise ein Fisch Raum finden, um vorwärts zu schwimmen? Oder warum scheint ein Tropfen Milch, der sich im Wasser auflöst, im Nichts zu verschwinden?
Beide Rätsel lassen sich überzeugend lösen, wenn es ein Vakuum zwischen Atomen gibt – im ersten Falle, um sich dem Kopfende des Fisches anzupassen, im zweiten, um die Milchteilchen zu verbergen.

Aristoteles verwarf aus einigen Gründen die Idee der Atome und des leeren Raumes.
Dass hier auf Erden leichte Gegenstände langsamer als schwere fallen, schrieb er der Tatsache zu, dass es keinen leeren Raum gäbe, ansonsten müssten in ihm alle Gegenstände gleich schnell fallen. Der hätte Augen gemacht, wenn er 1971 hätte sehen Können, wie ein Astronaut gleichzeitig eine Feder und einen Hammer aus Hüfthöhe auf den Mond fallen ließ. Beide Teile, Hammer und Feder erreichten gemeinsam die Mondoberfläche…

Aristoteles erfüllte das Vakuum mit Äther. Diesen Äther, nicht zu verwechseln mit der stark riechenden chemischen Verbindung gleichen Namens, hielt man für eine dünne, universelle Substanz, die den gesamten Raum und auch alle materiellen Körper durchdringen die sich aber nicht messen lasse. Als Idee hielt sich der Äther bemerkenswert lange und lebte auch dann noch weiter, als der Grund entfallen war, der Aristoteles ursprünglich dazu veranlasst hatte, ihn zu postulieren.

Noch heute senden wir Radiowellen über den Äther. Die Sprache kennt das Wort noch. Die Vorstellung eines Äthers passt auch deutlich besser in das, was wir täglich in unserem Alltag erleben. So braucht Schall ein Medium, sich darin fortzupflanzen. Dann ist es doch eigentlich naheliegend, dass es einen derartigen Stoff, den Äther, auch für das Licht geben sollte.
Nunja. Es gibt ihn nicht.
Licht genügt das Vakuum als Medium. Es benötigt keinen weiteren Stoff hierzu, wie der Schall die Luft.
Diese Entdeckung und Tatsache stürzte die Physik gewissermaßen in eine Krise.
Das somit bereinigte Vakuum blieb ein Vierteljahrhundert hindurch leer, begann sich dann aber wieder aufzufüllen. Diesmal waren weder die Materie noch der Äther daran schuld, sondern Folgerungen der Quantentheorie, was wir hier aber nur kurz so weit anreißen, dass wir darüber staunen können.

In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhundert arbeiteten Wissenschafftler, wie Richard Feynman ein Konzept eines dynamischen Vakuums aus.
Ein Grundpfeiler dieses Konzeptes ist die Annahme, dass das Vakuum obwohl es scheinbar keine Materie enthält, voller Energie und verborgener Aktivität ist.
im Grunde genommen, ist das moderne Bild vom Vakuum ein Kompromiss zwischen der Auffassung des
Demokrit und der des Aristoteles:
Der erste hatte insofern recht, als die
Welt aus Atomen und dem Leeren besteht, und der zweite insofern, als
er behauptete, daß es keinen wirklich und absolut leeren Raum gäbe.
Eine Folge, eines Phänomens, der Unschärferelation ist die sogenannte Nullpunktenergie mechanischer Systeme. Wenn sich beispielsweise zwei Atome so zusammenfügen, dass sie ein Molekül bilden, welches einer straff gespannten Feder mit einem Gewicht an jedem Ende ähnelt, werden sie
von sich aus entlang ihrer gemeinsamen Achse schwingen. Die Schwingung lässt sich nie ganz eliminieren. Stets bleibt ein letztes nicht zu unterdrückendes Zittern, die sogenannte Nullpunktbewegung, ein Beben
Nach der Theorie der Elektrizität und des Elektromagnetismus, ist Licht nichts anderes, als schwingende magnetische Felder. Diese unterliegen dann natürlich auch diesem Nullpunkt-Zittern und werden davon beeinflusst.
Die Quantentheorie besagt also, dass es nirgends, noch nicht einmal in einem
vollständig dunklen Vakuum, eine gänzliche Abwesenheit des elektromagnetischen Feldes gibt.
Das nächste seltsame Ding, das die Quantentheorie voraussagt, ist die Vakuumpolarisation.
Es kommt gelegentlich vor, das so eine elektromagnetische Fluktuation über genügend Energie verfügt, um spontan ein Teilchenpaar auszubilden. Ohne eine sonstige Außenwirkung verwandelt sich somit Energie in Masse, genauer gesagt in ein Elektron und sein Gegenteil, ein Positron. Der Prozess kann auch umgekehrt ablaufen. Dann werden die beiden kleinen Massen wieder zur Fluktuationsenergie. Diese Tatsache, dass sich Energie in Masse und umgekehrt verwandeln können, ist die Grundlage von Einsteins Relativitätstheorie. Die Formel E=MC^2 hat sicher jeder schon mal gehört.
Das dynamische Vakuum ist wie ein stiller See in einer Sommernacht. Seine Oberfläche wellt sich unter dem Einfluß schwacher Fluktuationen, während überall Elektron-Positron-Paare aufleuchten und
verlöschen wie Glühwürmchen. Der Ort ist lebendiger und freundlicher als die lebensfeindliche Leere des Demokrit und der eisige Äther des Aristoteles. Seine ruhelose Aktivität ist höchst faszinierend für Physiker und verführt zu Spekulationen über seine Beschaffenheit und sogar seinen potentiellen Nutzen.
Es gäbe hier noch weitere Seltsamkeiten des Vakuums aufzuzählen, die hier aber zu viel Verwirrung stiften würden. Viele Eigenschaften des theoretischen Konzeptes des dynamischen Vakuums sind längst in Laboren bewiesen worden und haben schon in unseren Alltag Einzug gehalten.
Ein faszinierendes Beispiel dafür ist der sogenannte Casimir-Effekt, der zeigt, dass das Vakuum physische Auswirkungen hat. Wenn zwei Metallplatten extrem nah zueinander gebracht werden, ohne dass etwas zwischen ihnen ist, werden sie aufgrund der Quantenfluktuationen zueinander hingezogen.
Dieses Experiment verdeutlicht, dass das Vakuum nicht nur eine abstrakte Idee ist, sondern reale Kräfte hervorruft.
Lasst es uns also so stehen, darüber staunen und erfreuen.
Das Vakuum zeigt uns, wie wenig wir noch über die Tiefen der Realität verstehen. Was wir als leeren Raum betrachten, ist in Wirklichkeit ein schier endloser Ozean voller Energie, Potenzial und Geheimnisse. Es lädt uns ein, tiefer zu blicken, über die Grenzen unseres Verstandes hinauszugehen und zu erkennen, dass das, was wir nicht sehen können, oft das Fundament für alles ist.
Und nun, lasst uns mit einer weihnachtlichen Geschichte vom seltsamen Vakuum erholen.
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Türchen 15 des Blindnerd-Adventskalenders 2024 – Astronomische Kerzen


Seid herzlich und weihnachtlich zu diesem dritten Advent gegrüßt,
Wenn wir an Weihnachten denken, haben wir oft das Bild von glänzenden Kerzen, funkelnden Sternen und einer warmen, leuchtenden Atmosphäre vor Augen. In der Astronomie gibt es ein ähnlich poetisches Konzept: die sogenannten Standardkerzen. Doch diese Kerzen stehen nicht auf dem Tisch oder im Adventskranz – sie leuchten im Kosmos und helfen uns, die gigantischen Entfernungen im Universum zu messen.
Wenn wir an Weihnachten denken, haben wir oft das Bild von glänzenden Kerzen, funkelnden Sternen und einer warmen, leuchtenden Atmosphäre vor Augen. In der Astronomie gibt es ein ähnlich poetisches Konzept: die sogenannten Standardkerzen. Doch diese Kerzen stehen nicht auf dem Tisch oder im Adventskranz – sie leuchten im Kosmos und helfen uns, die gigantischen Entfernungen im Universum zu messen.

Was sind Standardkerzen?

Standardkerzen sind Objekte im Universum, deren absolute Helligkeit Astronomen sehr genau kennen. Das Besondere daran: Wenn wir wissen, wie hell ein Objekt wirklich ist, können wir aus seiner beobachteten Helligkeit (der scheinbaren Helligkeit) und dem physikalischen Gesetz der Lichtabnahme seine Entfernung berechnen. Es ist ähnlich wie bei Kerzen auf einer Weihnachtsfeier – je weiter weg die Kerze, desto schwächer erscheint ihr Licht.

Die bekanntesten Standardkerzen

Eine der wichtigsten Klassen von Standardkerzen sind die Cepheiden, pulsierende Sterne, deren Helligkeitsänderungen in einer festen Beziehung zu ihrer Leuchtkraft stehen. Bereits im frühen 20. Jahrhundert entdeckte die Astronomin Henrietta Swan Leavitt, die wir im letzten Jahr in unserem Adventskalender würdigten, dieses Gesetz

diese Entdeckung ermöglichte es erstmals, Entfernungen zu nahen Galaxien zu bestimmen.

Eine weitere Art von Standardkerzen sind Typ-Ia-Supernovae.

Da Sterne meist in räumlich relativ begrenzten Umgebungen entstehen, finden sie sich oft zu Doppelsternsystemen zusammen.
Die beiden Partner können aber durchaus unterschiedlich sein.
Sie unterscheiden sich vor allem durch ihre Masse.
Es ist so, dass massereiche Sterne mehr futtern und ihren Brennstoff somit verschwenderischer verbrauchen. Somit leben massereiche Sterne deutlich kürzer, als leichtere.
Es kann nun sein, dass bei einem Doppelsternsystem der eine schon zu einem weißen Zwerg geworden ist, während sich der andere noch seiner Jugend erfreut oder zu einem roten Riesen aufgebläht hat.
Stehen sich die beiden nahe, kann der weiße Zwerg Masse von seinem Partner zu sich herüber ziehen. Dieses geschieht, wi wir schon gehört haben, gerade in der nördlichen Krone.
Das bedeutet, dass er im Grunde nochmal schwerer wird und sein Leben etwas verlängern kann.
Nimmt er an Masse zu, ist irgendwann der Punkt erreicht, bei dem die Temperatur so hoch wird, dass die Wasserstoff-Kernfusion zünden kann.
Das führt dazu, dass der geklaute Wasserstoff in der Hülle des Zwerges mit einem Schlag so viel Energie erzeugt, dass der Zwerg aufblitzt und die Hülle weggesprengt wird.
Dieses Szenario kann sich innerhalb eines Doppelsternsystems durchaus wiederholen, wenn danach noch was übrig ist.

Zur Standardkerze wird das Szenario deshalb, weil ganz genau bekannt ist, bei welcher Masse der Druck ausreicht, den Wasserstoff zu zünden. Außerdem ist genau bekannt, wieviel Energie und Licht dieser Prozess liefert.

Die Verbindung zur Weihnachtszeit

Die Vorstellung von Licht als Botschafter der Entfernung ist gerade zur Weihnachtszeit besonders passend. Licht spielt in vielen weihnachtlichen Traditionen eine zentrale Rolle: Es symbolisiert Hoffnung, Orientierung und Verbundenheit – und genau das tun auch die Standardkerzen im Kosmos. Sie geben uns Orientierung in der unvorstellbaren Weite des Universums und helfen uns, die kosmischen Entfernungen zu verstehen.

Ein Lichtblick in der Dunkelheit
So wie eine kleine Kerze in der Dunkelheit eine große Wirkung hat, so helfen uns die kosmischen Standardkerzen, die Dimensionen des Universums zu erleuchten. Vielleicht denken wir bei der nächsten Kerze, die wir anzünden, daran, dass auch im Kosmos leuchtende „Kerzen“ uns den Weg weisen – und uns an die unfassbare Weite und Schönheit des Alls erinnern.

Und jetzt wünsche ich euch mit unseren heutigen Geschichte einen schönen dritten Advent.

Der BLAutor-Adventskalender