Meine lieben,
Auf den ersten Blick ist mein heutiges Thema und Anligen nichts, was mit Ostern zu tun hat. Auf den zweiten Blick aber schon. Ostern hat mit Sterben, Tod und Auferstehung zu tun. Sterben kann bedeuten, dass etwas vergeht, dass etwas zuende geht und etwas neuem Platz machen kann. Die Auferstehung kann genau das bedeuten, dass etwas neues entsteht, das vielleicht sogar aus dem alten erstanden ist. Und dazwischen liegt ein gewisses Leid, eine Ungewissheit, Unsicherheit und auch Traurigkeit.
Kommen wir also nach diesen österlichen Betrachtungen zu meinem sehr ernsten Problem:
ja, wir müssen reden, und zwar über die Zukunft dieses Projektes. Vielleicht könnt ihr mir auch helfen.
Seit sieben Jahren gibt es nun Blindnerd fast schon, und zähle ich die Vorläuferprojekte dazu, komme ich mittlerweile auf mehr als fünfzehn Jahre meines Lebens, in welchen ich diverse Artikel geschrieben habe. Ich kann hier durchaus gemeinsam mit meinem Buch, meinen Vorträgen und allem, auf ein gewisses Lebenswerk zurück blicken. Viele von euch begleiten mich hier schon seit Jahren, und einige wenige sind schon seit Jahrzehnten dabei.
Auch hier kann ich z. B. in den Kommentaren auf einiges an Feedback zurück blicken.
Trotz alledem stecke ich mit diesem Blog aktuell in einer Krise. Kurz gesagt, stelle ich mir die Frage, ob das ganze hier den Arbeitsaufwand noch Wert ist, ob ein Blog überhaupt noch zeitgemäß ist, ob sich überhaupt noch Menschen dafür interessieren, und ob ich mit dem Kram überhaupt noch ankomme und noch Menschen erreichen kann.
Tatsache ist, dass es mir nie gelungen ist, meine Reichweite zu erhöhen. Auch die sozialen Medien, wie Facebook oder X haben hier nur wenig geholfen. Diejenigen, die z. B. über Facebook kommentieren oder liken, sind dieselben, die sich manchmal auch hier über den Blog melden. Euch auf jeden Fall vielen Dank, dass ihr mir die Stange haltet.
Dass ein Blog vielleicht nicht mehr das richtige Medium sein könnte zeigt mir auch, dass nicht mal meine ganzen Veranstaltungen hier die Besucherzahlen etwas ansteigen lassen.
Die Hoffnung, dass ich an diesem Projekt wachsen und mich weiterentwickeln könnte, hat sich höchstens da hin gehend erfüllt, dass ich eben mehr Erfahrung und Übung im Schreiben, Recherchieren etc. erlangen konnte. Dass mir das gelungen ist, sehe ich an alten Artikeln, die ich heute so nicht mehr schreiben würde. Was mir zu diesem Punkt fehlt, ist mehr Austausch mit meinen Leser:innen, z. B. auch in Form konstruktiver Kritik.
All diese Punkte führen momentan leider dazu, dass ich etwas antriebslos bin, was den Blog betrifft. Ich liebe ihn. Er hängt mir am Herzen, und irgendwie brauche ich ihn für meine Seele. Ich möchte nicht, dass dieses Projekt langsam stirbt. Ich möchte aber auch nicht, dass ich hier etwas am leben erhalte, wo ich vielleicht gar nicht mehr mit ganzem Herzen dahinter stehe. Ja, ich gebe schon zu, dass ich über das Ende nachgedacht habe. Der Gedanke, dass alles seine Zeit hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Etwas neues zu beginnen bietet mir auch neue Chancen. Aber was das sein soll, keine Ahnung. Ich dachte schon über einen Potcast nach, aber der wäre noch viel aufwändiger und vermutlich alleine nicht zu stemmen. Außerdem potcastet momentan die ganze Welt zu allen Themen. Da braucht es vielleicht nicht noch einen weiteren von mir.
Und jetzt würde ich gerne mal von euch, natürlich freiwillig, hören, was ihr von all dem denkt. Vielleicht ziehen wir den Karren gemeinsam wieder auf eine glatte Straße.
Jetzt grüßt euch nachdenklich
Euer Blindnerd.
Lieber Blindnerd natürlich lohnt sich der Aufwand des Schreibens der Beiträge. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich auch nicht immer alles lese was veröffentlicht wird und das ist völlig normal, da mal ein Thema vorkommt welches einen weniger interessiert als andere. Ich bedanke mich für die vielen interessanten Beiträge bei dir!
Lieber Gerhard,
alles, was du schreibst, ist gut nachvollziehbar.
Ich gestehe, dass ich bei der Flut von Beiträgen in diversen Medien gar nicht mehr dazu komme, alles, was mich interessiert zu lesen. Wenn ich das täte, käme ich gar nicht mehr zu den Dingen, die ich gerne mache. Je älter man wird (bin jetzt fast 72), desto mehr „specke ich ab“. Das beginnt beim Entrümpeln des Hauses, meines Arbeitszimmers, meines Foto- und Astro-Equipments oder auch der Strukturierung des Tagesablaufes.
Vielleicht muß man zum Anfang, zum Ausgangspunkt zurück: Warum mache ich dies oder das eigentlich (noch)? Cui bono?
Du hast Recht: „… etwas vergeht, etwas geht zuende und kann etwas neuem Platz machen.“ Das bedeutet eine „Ungewissheit, Unsicherheit und auch Traurigkeit“. Ich denke, dass solche Phasen „normal“ sind, ja dass sie nötig sind. Du wirst deinen Weg finden und auch gehen. Ob wir deine wertigen Blogbeiträge weiter bekommen oder auch nicht, oder auch etwas anders …. du bist und bleibst immer ein prägendes Teil deines „sozialen Umfeldes“.
Lieber Blindnerd,
Ich muss leider gestehen, obwohl ich Deinen Blog jetzt ungefähr 1 Jahr kenne, dass ich kaum einen Artikel bis zum Ende gelesen habe. Einfach aus Zeitnot (Pflege meiner Mutter und emotional total ausgelaugt) einige Themen waren auch schon etwas bekannt sodass ich nur quergelesen habe. Und trotzdem, bei aller Oberflächlichkeit meinerseits war jeder Beitrag spannend.
Die Artikel die ich wirklich komplett gelesen hab waren sehr fundiert und haben immer einen neuen Bezug für mich geschaffen zum Thema.
Ich bin schwerhörig (und kann gut sehen) – seit ich neuen Hörgeräte habe nutze ich die Möglichkeit die Beiträge anzuhören- „da kann man nebenbei noch etwas machen“.
Ich folge so vielen verschiedenen Podcasts mittlerweile (und Newsletter etc) dass ich mir bei jedem echt nur rauspicke was mich interessiert.
Um 2 Beispiele zu nennen: Sternengeschichten von Florian Freistätter – der geht etwa 10 Minuten pro Folge versus Raumzeit mit einer Dauer von etwa 2h.
Bei Raumzeit muss ein Thema wirklich richtig spannend sein das ich da 2 h (ggf aufgeteilt) dran bleibe.
Dein Blog unterscheidet sich dahingehend das du deinen eigenen Blickwinkel (Radioastronomie) hast und auf Barrierefreien Zugang achtest. Das hat mich von Anfang an sehr begeistert. Bei den Podcasts war ich früher total traurig weil mir diese Hörwelt verschlossen blieb- Hörgeräte und Handy liesen sich kaum verbinden und es war einfacher etwas zu lesen.
Ich fände es jedenfalls gut wenn du- egal mit welchem Weg du weiter gehst- die Barrierefreiheit beibehalten würdest.
Ich kenne auch Podcasts die hinterher verschriftlicht wurden- aber das stelle ich mir auch ziemlich aufwändig vor.
Wie könnte eine größere Reichweite zustande kommen?
Interview mit Menschen die eine entsprechende Reichweite haben (Dirk Steffens, Harald Lesch, Florian Freistätter, Alexander Gerst…)
Vorträge bei Planetarium, Naturkundemuseum, Sternwarte.
Naturschutzverbände? Schulen? Uni? Blindenbund/ Blindenverein?
Indirekt habe ich dich über den Blindenverein kennen gelernt (ein Freund von einem Freund der dich kannte…)
Tut mir leid, wenn ich dir vielleicht nicht weiterhelfen konnte.
Alles Gute für dich!
Herzliche Grüße, Eva
Lieber Gerhard Jawronek,
ja, die Frage, ob sich der Aufwand lohnt, stelle ich mir bei meinem Blog auch immer wieder. Und bis jetzt habe ich sie immer wieder mit ja beantwortet. Aber ich verstehe auch, wenn Sie sich anders entscheiden. Es ist eben doch ein ziemlicher Aufwand – und die Abozahlen zu erhöhen, ist ziemlich schwierig.
Aber es wäre auf jeden Fall schade, wenn es Blindnerd nicht mehr geben würde.
Übrigens: Ich scheine irgendwie aus der Aboliste rausgeflogen zu sein, warum weiß ich nicht. ich habe mich gerade einfach noch mal neu angemeldet. Herzliche Grüße Eva Walitzek-Schmidtko
Lieber Gerhard, bin etwas erschrocken, wie ich die Überschrift gelesen habe, vielleicht auch mit einem schlechten Gewissen, weil ich nicht immer zeitnah deine Artikel gelesen habe und oftmals nicht kommentiert habe. Meine Meinung ist, dass dein Blog ein wichtiger Teil des Gesamtpaket ist, neben Radio, Fernsehen, Vorträgen, Präsentationen etc. Nimmt man ein Teil heraus, auch wenn ich verstehen kann, dass du jetzt fragst, was es bringt, ob es lohnt, dann fehlt möglicherweise ein wichtiger Teil des Gesamtwerkes, was ausstrahlt auf deine weiteren astronomischen Aktivitäten….du kannst sehr stolz auf deinen Block sein, die Astronomie ist Teil deiner Identität, ich kann dir schlecht etwas raten, wünsche mir nur sehr, dass du uns Astronomie weiter mit deiner Leidenschaft vermittelst.
Hallo Gerhard,
wer neben seiner beruflichen Aktivität sich noch ehrenamtlich um irgendetwas bemüht, braucht eine große Frustrationstoleranz – egal, ob es sich um gemeinschaftliches Singen oder um Bewahrung von historisch Wertvollem oder um Förderung der Jugend oder um Hilfeleistungen für Randgruppen – oder z. B. um Astronomie handelt. Es kommt vor, dass der- bzw. diejenige ein freundliches Schulterklopfen entgegennehmen darf. Er bzw. sie muss sich aber auch auf viel Gleichgültigkeit, Kopfschütteln bis hin zu Tritten gegen das Schienbein gefasst machen. Und da taucht (entweder bei den Akteuren selbst oder noch häufiger bei der Umgebung) zwangsläufig gelegentlich de Gedanke auf: Man sollte doch eigentlich den „Bettel hinschmeißen“, wie dies im Schwäbischen so schön formuliert wird.
In solchen Augenblicken braucht man dann den berühmten „langen Atem“, um solche Tiefpunkte zu durchwaten. Genau diesen wünsche ich dir, und zwar immer wieder! Was du –z. B. auf deinem Blog – zusammengetragen hast an astronomischem Wissen, an Hintergrundinformationen oder auch an Anekdoten, das ist gigantisch. Lass dich nicht irritieren wegen zu dürftigen Rückmeldungen oder vielleicht unschönen Äußerungen. Deine Blog-Anhänger freuen sich, wenn wieder etwa Neues von dir kommt, auch wenn sie nicht ständig eine Rückmeldung geben.
Vielleicht noch eine Frage eines Nicht-Computer-Freaks: Gibt es eine Suchfunktion oder ließe sich ein solche einrichten zur Frage: Was hat der Gerhard in seinem Blog schon zu den Plejaden – oder zu Johannes Kepler – oder zu Astronominnen – oder zu Schwarzen Löchern – oder zu Tycho Brahe – oder zu … geschrieben?
Herzliche Grüße
Dietmar
Hallo Gerhard hier ist Klaus. Du hast ja schon öfter mal im gemeinsamen Gespräch den Sinn und die Arbeit Deines Blogs überhaupt mit mir diskutiert. Ich habe mich Dir gegenüber dahingehend geäußert, das der Blog für mich schon wertvoll ist, allerdings ich wissenschaftlich doch des Öfteren überfordert bin. Ich bin nur Astrologie interessiert aber kein Experte, so wie Du mein lieber Freund. Deshalb schätze ich am meisten die Artikel, bei denen es mehr um Dich persönlich geht. Was Du als Mensch erlebt hast, wie alles auf Dich wirkt und Du Dir gewisse Dinge erarbeitet hast. Erzählungen und Nachlesen von Urlauben, Veranstaltungen uns ähnliches. Ich denke auch so wie schon die anderen teilweise geschrieben haben, das Blog auch einfach zu Dir und Deiner Persönlichkeit gehört. Man sollte aber auch stets bedenken das hier ein „Nischenmarkt“ bedient wird, der entsprechend weniger Feedback generiert. Und natürlich kann auch ein Blog eine Evolution erleben, sprich vielleicht ist diese Krise die Chance und der Antrieb einige Dinge zu ändern und neu zu gestalten. Für mich lieber in Zukunft weniger Wissenschaft, mehr Gerhard pur. Ich danke Dir für Deine bisherige Arbeit. Herzliche Grüße von Klaus Behrendt