Bladventskalender22, 12.12. – Viele Fragen

Meine lieben,
und jetzt ist es mir doch passiert, dass ich mich mit dem Türchen verspäte. Naja, dann gibt es halt das Türchen für gestern jetzt, und das aktuelle im Laufe des Tages.

Also los:
Jemand, der hier auch mit liest und übrigens auch im etwas anderen Singkreis mitsingt, hat mir so viele Fragen zu dem Türchen mit der Raumstation gestellt, dass ich daraus ein weiteres Türchen mache, damit alle, vor allem diejenigen ohne Sehrest, etwas davon haben.

Er sagt:

Es ist sicher schwirig für uns blinde vieles zu beantworten, weil wir uns mit solchen dingen auf andere Menschen verlassen müssen aber vlt hast ja schon mal gelesen oder gehört wie man sich die Station an sich vorstellen muss und klar meine ich damit die ISS.

Mein lieber, wenn Du jetzt bei mir wärst, dann könnte ich Dich die Raumstation aus Lego abtasten lassen. Es ist nämlich tatsächlich so, dass man sie nur schwer beschreiben kann. Ich hatte mir das Modell gekauft, und wollte auch mit sehender Hilfe alle Teile benennen, aber dann kam die Pandemie.
Wer Lego und ISS eingibt, wird sicher bald viele Bilder davon finden.

Die ISS ist ein recht flaches Gebilde aus aneinander geflanschten Modulen. Die größte Fläche machen die Sonnenkollektoren aus, welche die Station mit Strom versorgen. Die sind links und rechts angebracht. Dazwischen ist dann der Körper der Station. Man merkt halt, dass das Ding mit den Jahrzehnten gewachsen ist. Sie besteht quasi aus einer Art Kern, um den immer wieder neue Sachen herum gebaut wurden. Auf jeden Fall sieht sie nicht aus, wie Raumstationen oft beschrieben werden. Sie ist kein Speichenrad mit Narbe in der Mitte, und dreht sich auch nicht so um sich selbst, um künstliche Schwerkraft zu erzeugen.

Auffällig als Modul ist das Forschungsmodul Kolumbus. Das liegt wie eine Tonne quer zum vorderen Ende der Station.
Wie gesagt weiß auch ich nicht, was da alles wo ist. Wenn ich mal jemanden finde, der das weiß und der Zeit hat, dann werde ich die Teile lernen und benennen können.

Es fühlt sich schon etwas chaotisch an, wie das alles zusammen geschraubt ist. Man könnte den Mittelteil vielleicht am ehesten noch mit Dosen beschreiben, die zusammen geschraubt sind.
Im All spielt das Design oder die Form keine Rolle, weil man z. B. nicht windschnittig im Vakuum sein muss.


Weiter fragt er nach Schlaf- und Waschräumen
Es gibt auf der ISS das russische Modul Zvesta, in welchem es etwas ruhiger ist, das als Schlafraum genutzt werden kann. Aber betten braucht man in Schwerelosigkeit nicht. Die Astronauten schlafen in Schlafsäcken, die sie einfach an die Wände hängen können. Das allerdings ist wichtig, wenn sie nicht schlafend irgendwo hin schweben möchten.

Und nein, Bäder mit Dusche, fließend Wasser etc. funktionieren in Schwerelosigkeit nicht. Was ich weiß ist, dass die da oben so feuchte Tücher etc. verwenden, damit kein flüssiges Wasser in der Station herum schwebt.

Die Toilette funktioniert mit Vakuum, das alles absaugt.

Dann währe beispielsweise auch mal interessant zu wissen, was für Geräusche man im Alltag auf einer Raumstation so hört?

Auf der Station ist es zumindest dort, wo die Labore und alles sind, mit unter sehr laut. Es gibt erstaunlich wenige Sounds von der ISS, aber man hört ganz viele Lüfter, Pumpen etc.

Mein Vati meinte malso, es kann durchaus so laut sein wie strraßenverkehr.

Ja, das glaube ich auch.

Es ist noch gar nicht solange her, da hatte ich mal ein Tagesthemeninterview mit einem Astronauten auf der ISS aufgenommen: Alexander… aber da kannst du mir sicher weiterhelfen.

Auf jeden Fall waren da im Hintergrund so gut wie keine Geräusche zu hören.

Auch ich habe schon viele Interviews und Funkkontakte von der ISS gehört. Und ja, mich hat auch erstaunt, wie wenig bis keine Hintergrundgeräusche dort zu hören sind. Es gibt ja ein Modul mit einem großen Aussichtsfenster, die Cupola.
Da das Modul auch viel für Entspannung und Freizeitbeobachtung genutzt wird, ist es dort sicher leiser als sonst wo.

Da die Geräusche auf der ISS recht gleichmäßige Sounds sind, kann man auch einiges mit Geräuschunterdrückung ausfiltern, wie man das von guten Kopfhörern kennt.

Mit dem Alarm, dass kann ich mir schon gut vorstellen. Könnte ja mal ein Druckabfall kommen, was ich mir bei Weltraumtemperaturen ser Extrem vorstelle.

So Alarme auf der ISS sind gar nicht so selten. Und ja, ein Löchlein hatten die ja auch schon, das Astro-Alex dann mit seinem Finger zugehalten hat, bis es repariert war.

Die größte Gefahr stellen Mini-Astroiden oder eben auch Teilchen des von Menschen gemachten Weltraummülls dar. Und gewisse militärische Spielchen mancher Nationen, die z. B. beweisen wollen, dass man Satelliten zerstören kann, machen die Situation nicht besser.

Immer wieder muss dann die ISS ausweichen. Und wenn man so eine große Struktur bewegen muss, benötigt das unglaublich viel Treibstoff.

Es gibt wohl auch Module auf der ISS, die mit Ammoniak gekühlt werden. Wenn das austritt wird es richtig gefährlich.
Zum Glück sind die meisten Alarme dann doch Fehlalarme.

Was Astronauten betrifft, so war mein absolutes Highlight, als ich am 12.07.2019 an einem Vortrag teilnehmen durfte, den Alexander Gerst bei uns an der Uni gehalten hatte.
Siehe Meine Impressionen.

Und nein, eine Liste über Dinge, die auf den Raumstationen schief gegangen sind, habe ich nicht. Wäre mal interessant.

Drei Podcasts darf ich all jenen wärmstens ans Herz legen, die sich für Weltraum interessieren,
Sucht einfach in eurem Podcatcher nach @Raumzeit, @Weltraumwagner und nach @auf Distanz.
Es gibt noch mehr, aber diese drei bieten schon so viel an O-Ton und Interviews, dass man damit mal locker die Zeit zwischen den Jahren verbringen kann.
Wer mich kennt weiß, dass ich Podcasts für eine ganz wichtige Quelle des Wissens halte, weil sie im Gegensatz zu vielen Videos ganz ohne Bilder auskommen müssen. Alles muss erklärt werden, was gerade für unser einen sehr praktisch ist.
Ich empfehle wirklich, vielleicht auch jetzt die Weihnachtszeit dafür zu nutzen, in die Welt von Podcasts einzutauchen.

Ein Gedanke zu „Bladventskalender22, 12.12. – Viele Fragen“

  1. Hallo Gerhard,

    zunächst noch danke für unsere Singkreis-Weihnachtslieder, die uns meinem Empfinden nach seinerzeit recht gut gelungen sind!

    Dein ISS-Bericht hat mich an den Aufsatz einer meiner Schüler erinnert, der geschrieben wurde, lange bevor ein derartiges Monster um die Erde kreiste. Der Schreiberling hatte sich offensichtlich so intensiv mit der Materie beschäftigt, dass ich den Aufsatz als beeindruckend in Erinnerung behalten habe. Er schilderte die Raumstation in der Form eines großen sich drehenden Speichenrades, das dann im Außenbereich eine erdähnliche Schwerkraft hätte und nur im zentralen Raum im Bereich der „Nabe“ Schwerelosigkeit. Das leuchtete mir damals ein. Weißt du, weshalb man diese an sich nahe liegende Idee nicht realisiert hat? Technische Probleme können es eigentlich nicht sein, weil man, wie du schreibst, „nicht windschnittig im Vakuum sein muss“. Ging es vielleicht vor allem darum, dass man testen wollte, wie Menschen in der Schwerelosigkeit leben können? Weißt du da Näheres?

    An eine zweite Stelle im besagten Aufsatz erinnere ich mich: Wenn Partikel in Sandkorngröße mit vielfacher Schallgeschwindigkeit auf das Monster träfen, schlügen sie ein Loch in die Außenhaut. Dann – so der Aufsatz – würde aufgrund des Druckabfalls ein farbiger Nebel erzeugt, der gut sichtbar in das betr. Loch gesaugt würde. Dann würde einfach eine vorbereitete Platte vor dieses Loch gehalten und vom Innendruck dagegen gepresst, was es luftdicht verschließen würde. Nach dem, was du schreibst, könnte das ja relativ realistisch sein. Weißt du da Näheres ?

    Herzliche Grüße
    Dietmar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert