Meine lieben,
heute geht es aus aktuellem Anlass mal wieder um Finsternisse.
Wie sie funktionieren, habe ich in zahlreichen anderen Beiträgen und in meinem Buch schon ausgeführt.
was für eine seltsame Überschrift. Manchmal spricht man von einer bleiernen Finsternis, aber von einer Eisernen? Lasst euch überraschen.
Zunächst erfahrt ihr kurz etwas zur aktuell bevorstehenden partiellen Sonnenfinsternis, und dann wäre ich nicht der Sternenonkel, hätte ich nicht noch eine erhellende Finsternis für euch im Gepäck, die Wissenschaftsgeschichte schrieb.
Also los:
Zur Sofi am 29.03.2025
Die Sonnenfinsternis, die wir an kommendem Samstag, 29.03.2025 erwarten dürfen, ist eine partielle. Das bedeutet, dass der Mond nicht die ganze Sonnenscheibe abdecken wird.
Je nach Standort variiert der Grad der Bedeckung.
In Karlsruhe beginnt die partielle Sonnenfinsternis beispielsweise um etwa 11:18 Uhr und endet gegen 13:00 Uhr. Der maximale Bedeckungsgrad wird um etwa 12:10 Uhr erreicht. Während dieses Maximums wird der Mond rund 15 % der Sonnenscheibe bedecken.
Wer wissen möchte, wie groß die Abdeckung an einem anderen Ort ist, kann das leicht im Internet nachschlagen. Lasst euch bloß nicht verleiten, es eventuell doch mal kurz mit einem Blick des ungeschützten Auges in die Sonne zu versuchen. Im schlimmsten Fall müsst ihr danach künftig die Vorlesefunktion hier auf dem Blog benutzen, und das meine ich wirklich sehr ernst. Finsternisse beobachtet man entweder durch Finsternis-Brillen, oder man wirft mit einem Teleskop oder Fernglas ein Bild der Sonnenscheibe auf einen Schirm, Profis haben Filter vor ihren Teleskopen, oder man geht in den Wald, wo Lücken zwischen den Blättern, wie eine Lochkamera Sonnenscheibchen auf die Erde werfen. Sollte auch bei euch das Wetter eine direkte Beobachtung erschweren, bieten einige Planetarien und astronomische Einrichtungen Live-Übertragungen oder spezielle Veranstaltungen an. Die Finsternis vom 7. August 1869 konnte längs eines schmalen Streifens beobachtet werden, der sich von der Behringstraße quer durch Ja, meine lieben, das war sie, die Geschichte. Es scheint hier auch so, dass man, um etwas zu erkennen, quasi etwas daran vorbei schauen muss. Die nächste von Deutschland aus sichtbare partielle Sonnenfinsternis wird am 12. August 2026 stattfinden. Die nächste totale Sonnenfinsternis, die in Deutschland sichtbar sein wird, findet am 3. September 2081 statt. Die Totalitätszone verläuft unter anderem über den Süden Deutschlands, insbesondere über Teile von Baden-Württemberg und Bayern. Falls ihr nicht so lange warten wollt:
Mit bloßem Auge ist bei so einer geringen Bedeckung nichts zu sehen. Der nicht abgedeckte Teil der Sonne ist so hell, dass nicht auffällt, dass ihr ein Stückchen fehlt.
Es ist vermutlich dem lichtschwachen Teleskop zu verdanken, dass Vater und Sohn Fabricius bei ihrer Beobachtung und Entdeckung der Sonnenflecken nicht erblindet sind.Beobachtung
Wie auch immer. Das wichtigste für optimale Beobachtungen, ist natürlich das Wetter.
Die Wettervorhersage für Karlsruhe am 29. März 2025 prognostiziert kühle Temperaturen mit morgendlichen Schauern und möglichen weiteren Niederschlägen im Tagesverlauf.
Das war am 11.08.1999 auch so, und dann hatten wir doch noch Glück.Die Eiserne Finsternis
Nordamerika nach Nord-Carolina erstreckte. Diesmal rückte man der
Korona zu Leibe. Es war nicht leicht, das Spektrum dieses schwach
leuchtenden Lichtschleiers zu erhalten. Anfangs schien es nicht allzu
aufregend zu sein. Das Licht war anscheinend über das ganze Spektrum
gleichmäßig verteilt. Die dunklen Fraunhofer-Linien des Sonnenspektrums fehlten. Doch im grünen Bereich entdeckte man eine helle Linie.
Welche Atome waren dafür verantwortlich? Die genaue Vermessung
zeigte, dass bei dieser Wellenlänge kein bekanntes Atom Licht aussendet. Sollte in der Korona der Sonne ein auf der Erde unbekanntes
Element den Sonnenphysikern von seiner Existenz Kunde geben? Ende
des letzten Jahrhunderts gab man dem unbekannten Stoff den Namen
„Coronium“. Nicht einmal auf der Sonne selbst schien dieses rätselhafte Element vorzukommen, denn es verriet sich auch nicht durch eine
Fraunhofer-Linie im Sonnenspektrum. Erst Mitte unseres Jahrhunderts
gelang es, das Geheimnis der grünen Koronalinie zu lüften. Sie rührt
von Atomen des Eisens her. Das Eisengas ist dort so heiß, dass den
Atomen, deren Kerne normalerweise von einer Wolke von 26 Elektronen umgeben sind, 13 verlorengegangen sind, so dass nur noch 13 Elektronen den Kern umschwirren. Das ist nur bei unglaublich hohen Temperaturen möglich. Wir wissen heute, dass die Sonnenkorona Millionen
von Grad heiß ist. Doch das hatte zur Zeit der Finsternisse des letzten
Jahrhunderts niemand geahnt.Zu guter letzt
Es ist schon immer wieder verblüffend, dass man bei so vielen Entdeckungen zur Sonne erst mal darauf warten muss, biss der Mond sie komplett bedeckt.
Und was mich auf verblüfft ist, wie es sein kann, dass die Korona Millionen Grad heiß ist, und die Sonne darunter mit ihren läppischen 6000 Grad direkt eisig ist.
Dieses Wunder bewahren wir uns aber für eine andere Geschichte auf.
Die nächste zentrale Sonnenfinsternis, bei der Deutschland zumindest eine ringförmige oder sehr nahe totale Verfinsterung erlebt, ist am 12. August 2026 zu sehen. Sie wird in Deutschland aber nur als partielle Finsternis sichtbar sein, während sie in Spanien als totale Finsternis auftritt.
Hallo Freunde des Universums!
Wieder eine super spannende Geschichte! Vielen Dank dafür.
Hab bereits vor 3 Wochen eine Finsternisbrille gekauft – leider nur online verfügbar gewesen, die 3 von mir angefragten Optiker waren völlig überrascht von meinem Ansinnen. Ihr solltet also schnell sein!
Und mein Trip nach Spanien ist definitiv für nächstes Jahr geplant Zur SoFi! – Die Mondfinsternis vor ein paar Tagen hatte ich leider wegen Regen verpasst, aber Mondfinsternis soll es dieses Jahr nochmals geben (glaub in Deutschland sogar totale).
Eisen in der Sonne zu erkennen – wow. Was „die Wissenschaftler“ alles können. Ich bin immer wieder begeistert über die Ideen wie man was auch immer im Kosmos erkennen soll – welche Anstrengungen unternommen werden um zu neuen Erkenntnissen zu kommen etc. Und mit den schönen Geschichten von dir lieber Gerhard, kann ich mir manches sogar noch besser merken!!
Die totale Sonnenfinsternis 1999 hatte ich leider komplett verpasst – auch damals keine Brille mehr bekommen. Dafür letztes Jahr über Youtube-Livestream der NASA (und diverse Observatorien gleichzeitig) die Sofi in den USA verfolgt – ganz bequem von zuhause aus. Auch das war irgendwie spannend – vor allem die Begeisterung der Personen im Stream zu sehen.
Deshalb wäre mein Versuch definitiv zu versuchen, die Sofi mit anderen Personen gemeinsam anzuschauen – glaub, das macht noch viel mehr Spaß als „alleine auf der grünen Wiese“. Nach meinem Dafürhalten hatten die youtube-Livestreams ganz gute Beschreibungen, wenn auch eher so „Begeisterungsausbrüche“ wie dunkel /Still sonstwas es gerade ist (gefolgt von der immer gleichen Aufforderung „Brille aufsetzten“!!!) – der Stream müsste noch immer online zu finden sein, vielleicht erfreut es euch, falls ihr dieses Ereignis nicht verfolgen konntet.
Sternenbegeisterte Grüße, Eva
Muss meinen Kommentar noch um eine Frage oder Faszination ergänzen: jetzt schon Eisen in der Sonne? Ich dachte, die ist noch damit beschäftigt, Wasserstoff zu Helium zu fussionieren.
Eisen ist doch das „Endstadium“ in der Kette der Stufen in der Fussions-Lebensgeschichte einer Sonne?
Und unsere Sonne hat doch noch ein paar Millionen vor sich.
Jedenfalls kann das ja nur eine sehr kleine Menge sein, die an Eisen vorhanden sind in unserer Sonne – das solche geringen Mengen im Spektrum erkennbar sind begeistert mich!
liebe Grüße, Eva
Liebe Eva,
das ist eine sehr gute Frage. Du hast völlig recht. ab Eisen ist für die Sonne erst mal Ende Gelände. Das Eisen, das man hier in der Korona nachweisen kann, hat sich die Sonne schon bei ihrer Entstehung einverleibt. Es stammt aus längst explodierten und gestorbenen Sternen der vorigen Stern-Generationen.
Mehr dazu verrate ich jetzt erst mal nicht, weil das ein eigener Artikel wert ist.
Wie immer: Danke für deine guten Informationen, Gerhard! Gruß. Utz