Türchen 5 des Blindnerd-Adventskalenders – Schwächste Kraft und heimliche Herrscherin

Gravitation – schwächste Kraft und heimliche Herrscherin

In der stillen, zauberhaften Zeit des Jahres, wenn die Welt im Lichterglanz der Weihnachtszeit erstrahlt, lohnt es sich, einen Blick auf das zu richten, was uns alle im wahrsten Sinne des Wortes zusammenhält: die Gravitation. Sie ist die schwächste der vier fundamentalen Kräfte, doch zugleich eine heimliche Herrscherin, die das Universum formt und ordnet. Mit einem Hauch von Staunen und einem weihnachtlichen Augenzwinkern nehmen wir sie genauer unter die Lupe.

Sanfte Kraft mit mächtiger Wirkung

Im Alltag spüren wir die Gravitation vor allem als die Kraft, die uns auf der Erde hält, die Äpfel vom Baum fallen lässt und den Schnee leise zur Erde schweben lässt. Sie ist so vertraut, dass wir sie oft gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Und doch ist sie das unsichtbare Band, das Sterne, Planeten und Galaxien formt. Ohne Gravitation gäbe es keine Sterne, keine Erde – und auch keinen Weihnachtsbaum, unter dem Geschenke liegen könnten!
Wie schwach die Schwerkraftanziehung zum Beispiel gegenüber der elektromagnetischen Kraft ist, wird klar, wenn man bedenkt, dass ein gewöhnlicher kleiner Küchenmagnet an der Kühlschranktür sich quasi gegen die Gravitation des ganzen Planeten, Erde, behaupten kann, und nicht herunter fällt.
Die Faszination von Magnetspielen ist, dass Magnete über geringe Distanzen feromagnetische Dinge zu sich hin ziehen und dass Magnete sich auch gegenseitig abstoßen können. Niemand erlebt vergleichbares im Alltag mit der Schwerkraft, z. B., dass sich zwei Massen über ihre Gravitationskraft zu sich her anziehen können.
Eine Wirkung übt die Schwerkraft zwischen ihnen freilich aus, aber sie ist zu schwach, um im Alltag bemerkt zu werden. Bewiesen ist sie längst. Aus Experimenten mit Referenzmassen und Referenzabständen konnte diese Kraft nachgewiesen und die Gravitationskonstante G bestimmt werden.
Als schwächste Kraft, spielt sie sich dennoch als heimliche Herrscherin über Raum und Zeit auf, indem sie den Raum krümmt und den Zeitverlauf beeinflusst.
Durch ihre schiere Anwesenheit legt sie fest,
• was sich wie und wohin zu bewegen hat,
• welchen Weg es von A nach B zu nehmen hat (Der Kürzeste weg ist keine direkte Gerade mehr, sondern eine gekrümmte Geodäte.)
• In Gewisser Weise beeinflusst sie durch die relative Zeit sogar Kairos und Chronos.

Dieser Effekt ist aber glücklicherweise so gering, dass er sich sogar bei den Astronauten, die mehrere Jahre auf Raumstationen lebten, höchstens in wenigen Mikrosekunden Zeitunterschied bemerkbar macht. Groß genug ist der Effekt jedoch wiederum, um bei der GPS-Navigation, wo Uhren aufeinander abgestimmt laufen müssen, eine Rolle zu spielen.

Was die Begriffe Gerade und Krumm bedeuten, legt sie durch die Raumkrümmung fest.
Leise und heimlich hat sie es, als die schwächste der vier geschafft, Grundfesten zu erschüttern und kann sogar ganz triviale Dinge, wie z. B. die Tatsache, dass die Winkelsumme eines Dreiecks stets 180 Grad beträgt, ohne mit der Wimper zu zucken, über den Haufen werfen.

Es gibt kein Gegenteil von ihr, wie z. B. positive und negative Ladung bei Proton und Elektron.
Selbst Antimaterie die sich gegenteilig zur Materie verhält, übt Gravitation und nicht Antigravitation aus.

In gewisser Weise ist sie sogar Lebensspenderin. Myonen, kleine subatomare Teilchen aus dem Weltall, zerfallen nach sehr kurzer Zeit zu anderen Teilchen. Ihre Lebenszeit ist so kurz bemessen, dass sie es zeitlich nicht durch unsere Atmosphäre bis auf den Erdboden und in dort stehende Messgeräte, schaffen würden, wäre da nicht Einsteins Relative Raumzeit. Da sie sich quasi mit Lichtgeschwindigkeit vorwärts bewegen, vergeht ihre Lebenszeit für sie so langsam, dass sie die Strecke bis zu uns überleben können.

Gespenstisch schlüpft die Gravitation den Physikern durch die Finger, wenn ihre Stärke gegen unendlich geht,

Seit einigen Jahren ist sogar bewiesen, dass sie Wellen erzeugt, wenn große Massen beschleunigt werden. Sie lässt dann die Raumzeit erzittern.

Bleibt wirklich die Frage:
Ist sie, obgleich die „schwächste“ die heimliche Herrscherin über Raum und Zeit?
Eine Majestät ist sie unbestritten.
Im Wort Gravitation steckt Gravitas, die Würde.

Gravitation und die Weihnachtszeit

Zur Weihnachtszeit entfaltet die Gravitation ihre Magie auf ganz besondere Weise: Die Erde, die uns alle trägt, schwebt durch das Weltall in einem Tanz mit der Sonne. Es ist dieser Tanz, der uns die Jahreszeiten bringt – und damit auch den Winter und Weihnachten. Während wir uns mit Freunden und Familie unter dem Sternenhimmel versammeln, können wir uns bewusst machen, dass dieselbe Gravitation, die die Kugeln am Baum hält, auch die Sterne über uns ordnet.

Die Kunst des Staunens

Was die Gravitation besonders macht, ist ihre Unaufdringlichkeit. Sie ist überall, doch sie drängt sich nie auf. Sie wirkt über unvorstellbare Distanzen, verbindet alles im Universum miteinander und bleibt doch eine sanfte Kraft. Ist das nicht ein schöner Anlass, in der Weihnachtszeit innezuhalten und zu staunen?

So wie das Weihnachtsfest uns an die Liebe und Verbindung zwischen den Menschen erinnert, so ist die Gravitation ein Symbol für die Verbundenheit im großen kosmischen Gefüge. Sie zeigt uns, dass auch das Schwächste eine mächtige Wirkung entfalten kann – eine Botschaft, die zur besinnlichen Weihnachtszeit wunderbar passt.

Vielleicht werfen wir in diesem Jahr einmal einen Blick in den Nachthimmel und lassen uns von den Wundern der Gravitation verzaubern. Denn die schwächste Kraft ist zugleich die größte Herrscherin – eine stille, mächtige Kraft, die unser aller Leben trägt.

Und mit dieser Erkenntnis schicke ich euch auch heute wieder auf unseren literarischen Adventskalender.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

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