Meine lieben,
Seit März 2015 glaube ich gibt es auf Facebook eine Astro-Gruppe, die zum 25 Jubiläum der Entdeckung des Kometen Hale-Bopp gegründet wurde. Obwohl er unseren Augen und den meisten Teleskopen längst schon wieder entschwunden ist, posten immer noch Astrobegeisterte alte Fotos o. Ä. dort hinein. So auch heute wieder. Da erinnerte ich mich eines alten Textes, mit welchem ich mich damals beteiligte. Damals war mein Blog noch nicht geboren. Ich versorgte lediglich meine „Schöngeister“ über eine Mailingliste. Bevor mir mein Text verloren geht, möchte ich ihn hier verewigen und einige Auszüge mit euch teilen.
Wir würdigen heute miteinander also den Kometen Namens Hale Bopp oder der Katalogbezeichnung )C/1995 O1).
Seine Entdeckung
Wie man an der Katalogbezeichnung sehen kann, wurde er am 23.07.1995 unabhängig von den beiden Astronomen Alan Hale in New Mexico und Thomas Bopp in Arizona, als sie einen Kugelsternhaufen im Sternbild Schütze beobachteten, entdeckt
Vor seiner Entdeckung des Kometen hatte Alan Hale schon mehrere hundert Beobachtungsstunden für eine systematische Suche nach Kometen aufgewandt, jedoch ohne einen neuen entdeckt zu haben. In New Mexico fiel ihm schließlich während seiner Beobachtung bekannter Kometen in der Nähe des Kugelsternhaufens M 70 im Sternbild Schütze der später als Hale-Bopp bekannte Komet auf, der damals eine scheinbare Helligkeit von elf Magnituden hatte.
Zunächst überzeugte sich Hale davon, kein anderes Deep-Sky-Objekt in der Nähe von M 70 zu beobachten und wurde auch in den Katalogen bekannter Kometen nicht fündig.
(Deep-Sky-Objekte sind solche, die definitiv nicht zu unserem Sonnensystem gehören, z. B. alle anderen Galaxien.
Als er schließlich noch eine Bewegung des Objekts relativ zu den Hintergrundsternen feststellte, schickte er eine E-Mail an das für astronomische Entdeckungen zuständige Central Bureau of Astronomical Telegrams der IAU (International Astronomical Union) am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, um seine mögliche Entdeckung eines neuen Kometen zu melden.
Thomas Bopp hingegen entdeckte den Kometen eher zufällig mit dem Teleskop eines Freundes, während er mit Freunden nahe Stanfield in Arizona unterwegs war, um Sternhaufen und Galaxien zu beobachten. Nachdem er das schwache Objekt entdeckt hatte, nahm er seine Sternatlanten zu Hilfe und stellte wie Alan Hale fest, dass es kein Deep-Sky-Objekt in der Nähe von M 70 gibt. Daraufhin kontaktierte er ebenfalls das Central Bureau of Astronomical Telegrams per Telegramm.
Am nächsten Morgen wurde bestätigt, dass es sich dabei um einen neuen Kometen handelt. Die Entdeckung wurde im Circular 6187 der Internationalen Astronomischen Union bekannt gegeben.
Es stellte sich schnell heraus, dass Hale-Bopp kein gewöhnlicher Komet ist. Als man seinen Orbit berechnete, erhielt man zur Entdeckungszeit eine Entfernung von 7,2 AE von der Sonne, also zwischen Jupiter und Saturn, was bei weitem die größte Entfernung ist, bei der ein Komet entdeckt wurde. Die meisten Kometen sind in dieser Entfernung extrem schwach und zeigen keine wahrnehmbare Aktivität,
Beobachtung
Man vermutete früh, dass er in der Nähe der Sonne sehr hell werden würde. Die Vorhersage bestätigte sich, als er seinen sonnennächsten Punkt, Perihel, am 1. April 1997 durchlief. Hale-Bopp wurde daher auch als Der Große Komet von 1997 bezeichnet. Er war wahrscheinlich der am meisten beobachtete Komet des 20. Jahrhunderts und einer der hellsten für mehrere Jahrzehnte. Der Komet konnte über einen Zeitraum von 18 Monaten mit bloßem Auge ohne Hilfsmittel gesehen werden – doppelt so lange wie der bisherige Rekordhalter Flaugergues (Der Große Komet von 1811).
Hale Bopp läuft auf einer sehr stark gestreckten Ellipse um die Sonne. Spannend ist hier, dass seine Bahn fast rechtwinklig zur Ekliptik steht.
Sein sonnennächster Punkt, Perihel, liegt knapp innerhalb der Erdbahn und sein Aphel ungefähr bei 371 Ae. (1 Ae ist der Abstand Erde-Sonne, ungefähr 149 Mio Kilometer) Der Saturn ist ungefähr 10 Ae entfernt.
Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, dass er mit der Erde kolidieren könnte, weil das mit seiner zu uns senkrecht stehenden Bahn quasi unmöglich ist. Jedoch passierte er im März 1996 den Jupiter in einer Entfernung von 0,77 AE, was nah genug war, um die Bahn des Kometen durch Jupiters Gravitationseinfluss deutlich zu verändern. Dadurch verkürzte sich die Umlaufzeit des Kometen von etwa 4200 Jahren auf 2380 Jahre, so dass er um das Jahr 4419 wieder ins innere Sonnensystem gelangen wird. Vor der Begegnung mit Jupiter lag sein Aphel mit 525 AE dementsprechend weiter außen.
Im Februar 1997 erreichte der Komet eine scheinbare Helligkeit von 2m und zeigte zwei wachsende Schweife. Der blaue Gasschweif zeigte direkt von der Sonne weg, während der gelbe Staubschweif in Richtung seines Orbits wies.
Zu seinen hellsten Zeiten, war er selbst in Städten mit ihrer großen Lichtverschmutzung nicht mehr zu übersehen.
Am 9. März erlaubte es eine Sonnenfinsternis in der Mongolei und Ostsibirien, den Kometen auch am Tag zu sehen. Am 22. März 1997 war Hale-Bopp mit 1,315 AE der Erde am nächsten. Die meisten anderen Kometen wären in dieser Entfernung nicht mit bloßem Auge sichtbar. Als der Komet am 1. April 1997 sein Perihel passierte, hatte er sich mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa −1m zu einem eindrucksvollen Schauspiel entwickelt.
Er schien heller als jeder Stern außer Sirius und seine zwei Schweife erstreckten sich über einen Winkel von 30 bis 40° über den Himmel. Er war bereits zu sehen, bevor es richtig dunkel wurde, und blieb auf der Nordhalbkugel die ganze Nacht über sichtbar.
Nachdem er sein Perihel erreicht hatte, bewegte sich der Komet hinter den südlichen Horizont und konnte somit von der Nordhalbkugel aus nicht mehr beobachtet werden, so dass dort das Interesse an ihm erlosch. Auf der Südhalbkugel war er wesentlich weniger beeindruckend als auf der Nordhalbkugel, jedoch konnte man von dort aus beobachten, wie er im Sommer und Herbst 1997 allmählich verblasste. Hale-Bopp war 569 Tage lang, vom 20. Mai 1996 bis zum 9. Dezember 1997, mit bloßem Auge sichtbar, also ungefähr 18,5 Monate, und damit mehr als doppelt so lange wie der vorherige Rekordhalter Komet Flaugergues (C/1811 F1) – der Große Komet von 1811 – der für 9 Monate mit bloßem Auge beobachtet wurde. Auch war Hale-Bopp für acht Wochen heller als irgendein anderer Komet der letzten tausend Jahren. Er erzeugte ein weit größeres Aufsehen als der Halleysche Komet 1986. Man kann davon ausgehen, dass kein anderer Komet jemals von so vielen Menschen gesehen wurde wie Hale-Bopp.
Im Januar 2005 befand er sich mit einer Entfernung von 21 AE weiter von der Sonne weg als der Uranus, konnte aber immer noch mit großen Teleskopen ausgemacht werden. Beobachtungen zeigten, dass er zu diesem Zeitpunkt immer noch einen kleinen Schweif besaß.
Astronomen erwarteten, dass er ungefähr bis zum Jahr 2020 beobachtbar ist, wenn er eine scheinbare Helligkeit von 30m erreicht haben wird. Danach wird es sehr schwer, ihn von den Hintergrundgalaxien zu unterscheiden, die eine ähnliche Helligkeit besitzen. Der Komet Hale-Bopp wird ungefähr im Jahr 4419 zurückkehren.
Hinzu kam, dass das sich um 1996 stark verbreitende Internet erheblich zum beispiellosen Interesse an Hale-Bopp beitrug. Auf zahlreichen Websites konnte man den Flug des Kometen mit täglich neuen Bildern verfolgen.
Ihre Herkunft
Kometen kommen von weit her, von jenseits der Pluto-Bahn aus der Oortschen Wolke, oder dem Kuiper-Gürtel.
Diese Wolke umgibt vermutlich kugelförmig das ganze Sonnensystem und beherbergt Milliarden von Kometen.
Sie ist nach dem Niederländischen Astronomen Jan Hendrik Oort benannt, der sie als Ursprungsort aller Kometen postulierte.
Bislang ist diese Wolke als solches noch nicht nachgewiesen worden, aber die Kometenbahnen lassen sich mit dieser Theorie sehr gut erklären und es spricht auch vieles andere für die Existenz dieser Wolke.
Der Kuiper-Gürtel liegt außerhalb der Neptun-Bahn. Der gute alte Pluto ist ein Teil von ihm.
Kometen haben derart gestreckte elliptische Bahnen, dass sogar noch Johannes Kepler vermutete, sie kämen von einem Punkt, durchqueren geradlinig unser Sonnensystem und verschwänden dann für immer.
Die alten Griechen hielten sie für atmosphärische erscheinungen und somit für sehr nahe Objekte. Erst Tycho Brahe räumte damit auf. Er verglich seine auf der Dänischen Insel Ven gesammelten Daten eines erschienenen Kometen mit denen eines Astronomiefreundes aus Prag. Da er keinen Unterschied in den Daten feststellen konnte, schloss Tycho folgerichtig, dass der Komet sehr weit von uns weg sein müsse. So weit, dass die unterschiedlichen Perspektiven und Betrachtungswinkel von Prag und Dänemark aus, mit den damaligen Instrumenten nicht aufgelöst werden konnten. Siehe auch meine Mail „Taugt ein Stern als Navi, um einen Stall zu finden“. Die Leistung Tychos ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn er arbeitete noch völlig ohne Teleskop und Fernrohr.
Wissenschaftliche Ergebnisse
Eines der wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse, das man beobachten konnte war, dass das Verhältnis von Schwerem- zu leichtem Wasser nicht dem, des irdischen Wassers entspricht. Somit sollte es stimmen, dass unser Wasser von Kometen stammt, dann muss es eine andere Sorte von kometen sein, die weniger schweres Wasser enthält. Schweres Wasser ist Wasser, das mit dem Wasserstoff-Isotop Deuterium gebildet ist. Im Gegensatz zu Wasserstoff, der nur ein Proton in seinem Kern besitzt, enthalten Deuteriumkerne noch ein Neutron und sind deshalb doppelt so schwer. Es ist somit nicht H2O, sondern D2O. Chemisch unterscheidet sich Deuterium von Wasserstoff, und damit auch deren Wässer, quasi nicht.
Auch organische Verbindungen konnten auf ihm nachgewiesen werden, die ebenfals Grundvoraussetzung für irdisches Leben sind.
Wieso kein Besuch
Ich persönlich kann mich noch gut an den Wirbel erinnern, der um den Kometen gemacht wurde. Nun kann man sich vielleicht fragen, wieso man nicht eine Sonde zu Hale Bopp geschickt hat, wie 1986 mit Giotto und Halley (Siehe „Blind zu den Sternen“).
Das liegt ganz einfach daran, dass dieser Komet vorher nicht bekannt war und man unter Umständen bis zu 20 Jahren benötigt, um eine Mission zu planen, das Instrument zu bauen und dann noch zu starten.
Nun haben wir aber noch viele hundert Jahre Zeit, um eine Mission vorzubereiten. Gehen wir es an…
Hier zwei Dinge, die mir absolut am Herzen liegen. Dafür muss zu aller Astronomie wirklich Zeit sein.
Eine Begleiterscheinung vieler Kriege, Hungersnöten und anderer Katastrophen sind Menschen, die von irgendwo nach woanders fliehen müssen. Sie versuchen neuen Fuß zu fassen und zu migrieren.
Wir wissen alle, dass das nun innerhalb von Europa leider stattfindet. Ohne näher auf diese Misere eingehen zu wollen, möchte ich anmerken, dass jeder von uns etwas tun kann. Mit dem Gedanken, nichts ändern zu können in Lethargie zu verfallen, ist niemandem geholfen. Bitte überlegt euch, womit ihr euren Beitrag leisten könnt, um jenen fliehenden Menschen oder denen, die im Kriegsgebiet verharren müssen zu helfen. Welche Möglichkeiten es hier gibt, findet ihr leicht im Netz und in sonstigen Medien. Jede Hilfe zählt. Es muss nicht gleich eine Wohnung sein, die man zufällig gerade übrig hat…
Ein weiteres Anligen ist mir noch folgendes
Alle wissen, dass ab Sonntag mehr oder weniger fast alle Corona-Regeln aufgehoben werden sollen. Manche Bundesländer, z. B. Baden-Württemberg rudern aber schon wieder etwas zurück, indem Teile der Maskenpflicht erhalten bleiben sollen.
Ich für meinen Teil werde die Masken genau so konsequent tragen, wie in den letzten beiden Jahren. Ich muss nicht alles tun, was theoretisch wieder erlaubt wäre. Gerade wir Menschen mit Sehbeinträchtigung sollten uns überlegen, ob es ob der Tatsache, die Abstände richtig einhalten zu können, vernünftig ist, künftig überall, wo man darf, auf die Maske verzichten zu wollen. Das aber nur als Anmerkung. Jeder von uns muss das selbst verantworten und für sich entscheiden.
Auf jeden Fall: Lasst euch bitte impfen, sofern noch nicht geschehen.
Vielen Dank für euer Verständnis dieser Anmerkungen.
Aber nun zum Thema der Himmelskörper mit Migrationshintergrund.
Was ist gemeint
Alles im Weltall bewegt sich irgendwie. Himmelskörper stoßen zusammen, Galaxien fliehen voneinander oder bewegen sich aufeinander zu. Alle Galaxien bewegen sich merkwürdigerweiße auf einen Punkt, den großen Attraktor zu, und, und, und.
Zum Anfang, als unser Sonnensystem vor 4,5 Milliarden Jahren entstand, gab es in unserem Sonnensystem etwas, das man die Migration von Planeten nennt. Kurz gesagt, waren die Planeten nicht immer von innen nach außen so aufgereiht, wie sie es heute sind.
Mit Migration ist daher gemeint, dass Planeten durchaus erheblich ihre Bahnen im Laufe der Zeit ändern können.
Lasst uns von dem guten alten Merksatz ausgehen, der Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten:
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.
Nun ist es aber so, dass die alte Version dieses Satzes nicht nur seit 2006 seine Gültigkeit verlor, sondern heute weiß man, dass er nach der Entstehung unseres Sonnensystems nicht die heutige Reihenfolge der Planeten beschrieb, und das nicht deshalb, weil man die Planeten um- oder anders benannt hätte, war ja noch niemand da, der Namen hätte geben können, sondern tatsächlich deshalb, weil sich manche Planeten auf anderen Bahnen befanden als heute. Sie sind woanders hin migriert.
Besonders die vier letzten Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, befanden sich sehr wahrscheinlich auf anderen Bahnen in einer anderen Reihenfolge. Modelle besagen, dass sie ihre jetzigen Bahnen erst ungefähr nach siebenhundert Millionen von Jahren nach Entstehung der Sonne eingenommen haben. Wie das kam, ist eine sehr spannende Geschichte, die mit der Entstehung unseres Sonnensystems beginnt.
Exkurs über Sternen- und Planetenentstehung
Ein Stern entsteht, indem eine große Wolke aus Gas und Staub unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabiert. Ist die Materie, Wasserstoff, im inneren dieses Protosterns derart verdichtet, dass die Temperatur auf etwa zehn Millionen Grad ansteigt, dann beginnt Wasserstoff zu Helium zu verschmelzen. Der Stern ist gestartet. Darüber werden wir in späteren Artikeln zu unserer Sonne noch genauer berichten.
Das übrige Material der Gas- und Staubwolke sammelt sich nun wegen seiner Rotation allmählich als protoplanetare Scheibe um den neuen Stern herum. Nun hat man also außen in einer Ebene eine Scheibe aus Staub und Gas, in deren Inneren der neue Stern sitzt, der entweder noch ein Protostern ist, bzw. sich schon langsam anschickt, sein Fusionskraftwerk zu zünden.
Mikro kleine Staubpartikel stoßen nun durch die Bewegung der Scheibe aneinander und verbacken und verkleben zu größeren „Bröckchen“. Sie halten entweder durch Ladung oder sonstige chemischen Prozesse zusammen. Dieses setzt sich nun mit den größeren Teilchenverbünden fort, die nun etwa zentimetergroß sind und mit der Gaswolke mit schwimmen.
Diese Teilchen stoßen nun ihrerseits wieder zusammen und verbinden sich zu größeren Körpern.
Ab einer Größe von etwa 10 m, entkoppeln diese Körper vom Gas der Wolke und besitzen nun derart viel Gravitation, und Trägheit dass sie sich selbstständig auf Kepler-Umlaufbahnenum den Stern bewegen können.
Desto weiter außen die Brocken sich befinden, desto langsamer bewegen sie sich um ihren Stern. Und nun nimmt die „Heimliche Herrscherin“, die Gravitation die Sache in die Hand. Diese Planetesimale können mit ihrer Schwerkraft nun wieder kleine Partikel an sich binden und noch wachsen. Als Planetesimale bezeichnet man diese Brocken ab etwa einer Größe von einem Kilometer Durchmesser. Diese stoßen nun ihrerseits zusammen und bilden Planeten aus Eis und Staub.
Somit räumen die massereicheren Brocken langsam in der Scheibe auf, ziehen die kleineren zu sich und bilden dann quasi einen „leeren“ streifen ohne Brocken. Mit dem verbleibenden Gas verhält es sich anders. Planeten mit weniger als ungefähr zehn Erdmassen haben eine zu geringe Gravitation, um das verbliebene Gas der Wolke an sich zu binden. Das dem so ist, können wir im Alltag erleben. Unsere mit Helium gefüllten Ballons würden nicht in die Höhe steigen, könnte die Erde mit ihrer Gravitation das Helium festhalten. Somit gibt es in unserer Atmosphäre quasi kein Helium, und den leichteren Wasserstoff auch höchstens in Spuren chemischer Reaktionen hier auf Erden. Die anderen Bestandteile unserer Atmosphäre sind deutlich schwerer als Helium und Wasserstoff. Deshalb kann diese unsere Erde festhalten.
Die Entwicklung derartiger Stein- und Eisplaneten ist somit erst mal abgeschlossen. Ob sich nachher Leben darauf bildet, ob sie Vulkanismus besitzen werden oder sonst was, spielt sich danach auf ihrer Oberfläche ab und hat im wesentlichen nichts mehr mit ihrer Entstehungsgeschichte, man könnte es auch Geburt nennen, zu tun.
Schwerere Planeten, also mehr als 10 Erdmassen können aber im Laufe der Zeit ob ihrer Gravitation bis zu einem vielfachen ihres eigenen Gewichtes Gas aus der verbliebenen Scheibe dauerhaft an sich binden. Auf diese Weise entstehen riesige Gasplaneten, die alle einen festen Kern besitzen. Beim größten Planeten des Sonnensystems, dem Jupiter entfallen etwa 95 % seiner Masse auf seine riesige Gashülle, bestehend aus Wasserstoff und Helium.
Nahm vorher die Dichte des Gases der Scheibe von innen nach außen ab, so ist sie nun dort, wo die Planeten ihre Bahnen ziehen stark ausgedünnt, vielleicht sogar leer. Außerdem befinden sich neben und um die Planeten herum noch diejenigen Brocken, die bisher noch nicht eingefangen wurden, bzw zu klein waren, um es zu erwachsenen Planeten geschafft zu haben. Das sind dann vor allem Asteroiden und Kometen. Nach zehn bis zwanzig Millionen Jahren ist nun das Gas der Scheibe aufgebraucht. Entweder es befindet sich in den Gasplaneten, oder es wurde vom Sternwind in den Raum gepustet. Es gibt auch noch andere Mechanismen, wie das Gas verloren gehen kann. Alle Phänomene der Planetenentstehung können aber so noch nicht erklärt werden.
Modellierungsprobleme
Somit wurden zunächst Modelle entwickelt, die die Masse und Elementverteilung im Sonnensystem oder sonstigen prä sstelaren Gaswolken zu erklären versuchen. Dabei geht man z. B. vom heutigen Zustand des Sonnensystems aus, und versucht mit all diesen Parametern so zu rechnen, damit man über Simulationen das Sonnensystem erhält, wie es damals gewesen sein könnte. Derartige Modelle setzen natürlich voraus, dass die Naturgesetze damals vor 4,5 Milliarden Jahren schon dieselben waren, wie wir sie heute kennen. Bisher spricht nichts dagegen. Das Universum bestand somit auch damals nicht aus einer Harry-Potter-Insel, auf welcher andere Gesetze gegolten haben.
Probleme bereiten aber bei diesen Modellen u. A. die Entstehung der Planeten Uranus und Neptun. Obwohl ihre festen Kerne größer als zehn Erdmassen sind, konnten sie so viel Wasserstoff und Helium an sich binden, das mindestens einer Erdmasse entspricht. Nach den Modellen können die beiden Planeten nicht so weit draußen entstanden sein, wo sie sich momentan befinden. Die Dichte der Gasscheibe wäre zu gering, damit die beiden überhaupt genügend Gas hätten ansammeln können. Selbst Jupiter, der deutlich näher an der Sonne ist, hätte auf dieser Bahn zu lange gebraucht, um zu dem zu werden, was er heute ist. Kurz um. Die Planeten können nicht dort entstanden sein, wo sie sich heute befinden. Die Planeten müssen viel näher an der Sonne herangewachsen sein. Dort, wo die Dichte der Gasscheibe deutlich höher war, und sie mehr Gas hätten einsammeln können. Danach muss es dann eine Umordnung der Planeten gegeben haben, Migration eben.
Das Nizza-Modell
2005 haben Wissenschaftler anhand des sog. Nizza-Modells versucht zu erklären, welche Ordnung das Sonnensystem früher hatte, und wie es sich zur heutigen Anordnung umsortiert hat. Ja, Astronomen machen manchmal schöne Dienstreisen. Außer dem Modell, dürften sie es auch sonst in Nizza schön gehabt haben.
Das Nizza-Modell nimmt an, dass die vier Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun ursprünglich auf nahezu kreisförmigen, kompakten Bahnorbits liefen. Außerdem geht es davon aus, dass bei der Planetenentstehung eine Scheibe von Planetesimalen entstand, die von außerhalb der Planetenorbits bis hinaus zu einer Entfernung von 35 AU (1 AU = Abstand Erde-sonne =150 Mio Kilometer))
reichte und eine Gesamtmasse von etwa 35 Erdmassen hatte.
Die Riesenplaneten des Sonnensystems streuten nun zunächst vereinzelt Planetesimale aus der Scheibe, indem sie diese Brocken durch ihre Schwerkraft heraus warfen.
Dabei wurde Drehimpuls übertragen, und die Bahnen der Planeten änderten sich leicht. Mit numerischen Simulationen kann gezeigt werden, dass dadurch Saturn, Uranus und Neptun langsam nach außen wanderten und Jupiter nach innen.
Nach ein paar hundert Millionen Jahren (500–800 Mio. nach Entstehung der Sonne) kam es zu einer 2:1-Resonanz zwischen Jupiter und Saturn. Das bedeutet, dass der innere der beiden die Sonne in der Zeit zweimal umrundet, die der äußere für einen Umlauf benötigt. Dadurch störten sich die beiden gravitativ derart, dass sich die Sache aufschaukelte.
Dadurch stiegen die Exzentrizitäten, und das System destabilisierte sich.
Die Exzentrität ist ein Maß dafür, wie stark die elliptische bahn von einer normalen Kreisbahn abweicht.
Die Planeten Saturn, Uranus und Neptun kamen einander und der Scheibe aus Planetesimalen nahe. Dadurch wurden die Planetesimale praktisch schlagartig zerstreut, ein Teil der Planetesimale flog in das innere Planetensystem und löste dort das Große Bombardement aus. Davon zeugen die Krater der Planeten Merkur, Venus und Mars. Auch die Erde besitzt derartige Krater, z. B. das Nördlinger Ries oder den Chicxulub-Krater, dessen Einschlag die Klima-Katastrophe ausgelöst haben soll, die für das Ende der Dinosaurier verantwortlich zeichnet.
In etwa 50 Prozent der simulierten Modelle kommt es dabei auch zu einem Platzwechsel zwischen den zwei äußersten Gasplaneten Uranus und Neptun
Nach etwa hundert Millionen Jahren erreichten die Planeten schließlich ihre heutigen Entfernungen, ihre Exzentrizitäten wurden gedämpft und das System stabilisierte sich wieder.
Neben den Positionen, Exzentrizitäten und Inklinationen der Riesenplaneten und dem großen Bombardement erklärt das Modell noch eine Reihe weitere Eigenschaften des heutigen Sonnensystems . So kann man beispielsweise die Bahnen und Herkunft von Monden erklären.
Unter Inklination versteht man den Winkel, in welchem die Planetenbahn zur Ekliptik gekippt ist.
Auch der Kuipergürtel wird mit diesem Modell plausibel. Er beschert uns immer wieder Kometen und befindet sich jenseits der Neptun-Bahn. Er enthält u. A. den Rest, der bei der Entstehung des Sonnensystems in keine Planeten eingebaut wurde.
Weitere Erklärungen des Modells waren spontan auf den ersten Blick auch für mich nicht ganz verständlich, weshalb ich hier mal darauf verzichte. Ist eh schon wieder zu lang geworden.
Auf jeden Fall wisst ihr jetzt, was Migration im All bedeutet. Und denkt doch bitte an meine Herzenssachen zum Anfang des Artikels.
Heute ist der 08.03., Welt-Frauentag. Was liegt näher, so einen Tag zu begehen, als dass ich mir Gedanken über große Frauen in Astronomie und Wissenschaft mache. Das seid ihr ja von mir gewöhnt, dass an jedem 08.03. eine Wissenschaftlerin gewürdigt wird.
Bis heute sind Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Berufen leider noch immer unterrepräsentiert. Die Statistiken sprechen hier eine sehr deutliche Sprache. Trotz Frauenbewegung, Emanzipation, Erziehungsurlaub auch für Männer, gesetzliche Gleichberechtigung und dafür aufgeschlossene Männern, ist es noch nicht gelungen, diesen Missstand in den Griff zu bekommen.
Dennoch hat es immer wieder Frauen gegeben, die trotz Benachteiligung, Unterdrückung, Bildungsverbot und Leben in einer streng patriarchaisch dominierten Gesellschaft, großartiges in Wissenschaft, z. B. der Astronomie, geleistet haben. Sie setzten sich in einer harten Männerwelt durch und waren vielleicht sogar öfter, als man denkt, die schlaueren Köpfe. Zumindest zeugen einige Dokumente davon, dass viele starke kluge Frauen die Fäden ihrer Professoren-Männer in Händen hielten…
Bis in biblische Zeiten hinein, kann man diese Phänomene beobachten. Somit scheint der Satz „Der Mann kann noch so viele Dinge bauen – Es steht und fällt ein Volk mit seinen Frauen“ mehr Wahrheitsgehalt zu haben, als manchen lieb ist.
So lasst uns den Weltfrauentag 2022 damit begehen, indem wir die Person und das Lebenswerk von Cecilia Payne würdigen. Sie fand heraus, woraus unsere Sterne hauptsächlich bestehen, aus Wasserstoff. Das war in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts durchaus noch nicht bekannt. Man stellte sich vor, dass z. B. unsere Sonne ganz ähnlich aufgebaut sei, wie unsere Erde.
Heute werde ich euch allerdings keinen ausschweifend langen Artikel schreiben, denn ich habe etwas besseres und sehr hörenswertes für euch.
Anfang Januar strahlte SWR2-Wissen eine Folge über diese großartige Astronomin aus. In dieser Sendung ist sogar ihre Stimme zu hören.
Aus diesem Grunde belasse ich es heute mit vielen Worten, und schicke euch gleich auf die Seite, wo ihr die Sendung entweder direkt anhören, bzw. sowohl die Audio-Datei, als auch das Skript zur Sendung herunterladen könnt. Das kann ich euch an dieser Stelle nicht ersparen, dass ihr auf die Seiten des SWR müsst, weil ich das Audio aus Gründen des Urheberrechts nicht direkt auf dem Blog veröffentlichen darf.
Lehnt euch also zurück und hört euch diese äußerst spannende und wissenswerte Sendung an.
Wer Probleme mit der Bedienung der Seiten des SWR hat, darf sich z. B. über das Kontaktformular gerne an mich wenden. Wir finden einen Weg.
So, dann komme ich heute mal wieder mit einem Beitrag zu unserer Serie Der Sonne entgegen.
Es ist einige Zeit her, seit ich dort den letzten Artikel über „Das Wandern der Sonnenflecken“ veröffentlichte. Aber mit den Sonnenflecken und vor allem mit unserem Stern sind wir noch lange nicht fertig. Er ist es wert, denn nur von ihm wissen wir so viel. Die anderen sind ja leider alle zu weit weg, aber Flecken dürften die auch haben.
Also los.
Der Deutsche
Eine ganz wichtige Gesetzmäßigkeit auf der Sonne fand ein Apotheker aus Dessau, Heinrich Samuel Schwabe (1789-1875).
Der verkaufte im Jahre 1829 die von seinem Großvater übernommene Apotheke, um „sein wahres Leben“ zu beginnen, was hieß, sich seinen Lieblingsstudien, der Botanik und der Astronomie, zu widmen. Eigentlich hoffte er, einen neuen Planeten zu finden, der sich innerhalb der Merkurbahn um die Sonne
bewegte und der gelegentlich als kleiner schwarzer Fleck vor der Sonnenscheibe stehen sollte. Bei der Jagd nach „Vulkan“, wie dieser vermutete Planet damals genannt wurde, den noch keiner gesehen hatte und von dem wir heute wissen, dass es ihn nicht gibt, durfte Schwabe natürlich nicht Sonnenflecken mit dem gesuchten Planeten verwechseln. Deshalb beobachtete er auch Sonnenflecken und notierte sich über Jahre hinaus die Tage, an denen er keinen einzigen Fleck auf der Sonnenscheibe erspähen
konnte.
1843 verfasste er eine kleine Schrift über seine Sonnenbeobachtungen und schickte diese an das astronomische Fachjournal seiner Zeit, die Astronomischen Nachrichten. Er hatte bereits seine Daten aus den Jahren 1826 bis 1837 in der gleichen Zeitschrift veröffentlicht. Nun aber, auf insgesamt siebzehn Jahre zurückblickend, fiel ihm auf, dass seine Ernte eine auffallende Regelmäßigkeit zeigte. Da
gab es einige Jahre, in denen er an jedem Beobachtungstag mindestens einen Sonnenfleck gesehen hatte. Das war zum Beispiel 1828 und 1829, aber auch in den Jahren 1836, 1837, 1838 und 1839 hatte er an jedem klaren Tag Sonnenflecken erkennen können, während in den Jahren um 1833 und 1843 die Sonnenscheibe an über hundert Tagen fleckenfrei war. Daraus schloss er, dass die Flecken mit einer ungefähren Regelmäßigkeit von zehn Jahren besonders häufig auftreten und in den dazwischenliegenden Jahren selten sind.
Die Schwabesche Entdeckung wurde anfangs nicht all zu sehr beachtet. Erst als Alexander von Humboldt im 1850 erschienenen dritten Band seines „Kosmos“ in dem er das naturwissenschaftliche Weltbild seiner Zeit beschrieb, Schwabes Arbeiten erwähnte, wurde die Welt auf den Liebhaberastronomen aus Dessau aufmerksam. Humboldt druckte in seinem Werk Schwabes Tabelle mit den Zahlen der fleckenfreien Tage pro Jahr ab. Aber seit Schwabe seine Daten veröffentlicht hatte, waren inzwischen sieben Jahre vergangen, und Schwabe konnte Humboldt nun auch noch die Ergebnisse dieser Zeit spanne liefern. Die nunmehr ergänzte Liste zeigte, dass Schwabe auch in den Jahren 1847, 1848 und 1849 keinen fleckenfreien Tag erlebt hatte. Das passte genau zu der früher von ihm angegebenen Periode der Fleckenhäufigkeit. Etwa alle zehn Jahre kommen die Sonnenflecken so häufig, dass es während des ganzen Jahres kaum einen fleckenfreien Tag gibt. Humboldt schrieb:
Keiner der jetzt lebenden Astronomen, die mit vortrefflichen Instrumenten ausgerüstet sind, hat diesem Gegenstand eine so anhaltende Aufmerksamkeit widmen können.
Während des langen Zeitraumes von 24 Jahren hat Schwabe oft über 300 Tage im Jahr die Sonnenscheibe durchforscht. Da seine Beobachtungen der Sonnenflecken von 1844 bis 1850 noch nicht veröffentlicht waren, so habe ich von seiner Freundschaft erlangt, dass er mir dieselben mitgeteilt, und zugleich auf eine Zahl von Fragen geantwortet hat, die ich ihm vor gelegt.
So hat der Amateurastronom erst im Alter von 61 Jahren wissenschaftliches Ansehen gewonnen. Die Königliche Astronomische Gesellschaft in London verlieh ihm ihre Goldmedaille. Er, der seit seinem
41sten Lebensjahr jeden Winter an der Gicht darniederlag, konnte noch zwei Sonnenfleckenmaxima erleben. Sie kamen mit der von ihm vorhergesagten Regelmäßigkeit.
Heute wissen wir, dass die Sonnenflecken mit einer Periode von etwa elf Jahren besonders häufig auftreten. Erst spätere Untersuchungen haben uns gelehrt, wie regelmäßig der Zyklus der Sonne genau ist. Sie haben aber auch gezeigt, dass die Sonne ihm nicht immer folgt. Das wird aber eine andere spannende Geschichte.
Sonnenflecken treten häufig in Gruppen auf.
Und so nahm Schwabe als Maß für die Stärke der Fleckenaktivität der Sonne einerseits die Zahl der Gruppen von Sonnenflecken, die er beobachtete,
zum anderen aber auch die Zahl der Tage eines Jahres, an denen er die Sonne beobachtete, ohne einen Fleck zu sehen.
Die Frage war nun, was denn jetzt mehr über die Aktivität der Sonne aussagt, die Anzahl der Flecken, oder die der Gruppen.
Ein Schweizer fand den Kompromiss.
Der Schweizer
Rudolf Wolf (1816-1893) aus Fällanden bei Zürich war zunächst Mathematiklehrer in Bern, wurde dann aber 1847 Direktor der dortigen Sternwarte und erhielt später einen Lehrstuhl für Astronomie in Zürich.
Er rief eine internationale Sonnenüberwachung ins Leben. An möglichst vielen Tagen eines Jahres und von möglichst vielen Stellen der Erde aus sollte man die Sonnenscheibe auf Flecken untersuchen. Spätestens jetzt wurde es nötig, ein Maß für die Stärke der Sonnenaktivität zu finden, damit man sich gegenseitig verständigen konnte. Er erfand die über hundert Jahre lang nützlichen Sonnenfleckenrelativzahlen. Sie
werden so bestimmt:
Man zählt zuerst die Gruppen von Sonnenflecken, die auf der Sonne zu sehen sind, und dann noch einmal alle Flecken, seien sie einzeln oder in einer der bereits gezählten Gruppen. Die Fleckenzahl wird dann zur zehnfachen Gruppenzahl addiert.
Beispiel:
Ist kein Fleck auf der Scheibe, dann gibt es natürlich weder eine Gruppe noch einen Einzelnen Fleck. Die Relativzahl ist null. je mehr Flecken und Gruppen, um so höher die Relativzahl. An Tagen besonders starker Sonnenaktivität kann sie den Wert 300 erreichen. Wolf gelang es auch, anhand alter Daten Relativzahlen zurück bis in das Jahr 1730 zu rekonstruieren.
Sie zeigen den von Schwabe entdeckten Rhythmus der Sonnenfleckenhäufigkeit sehr deutlich.
Man muss dabei aber beachten, dass die Zahlen von Tag zu Tag stark schwanken. Man denke sich nur das Verschwinden einer Gruppe, die selbst aus 30 Flecken besteht, hinter dem Sonnenrand. Dann geht die Relativzahl schlagartig um den Wert 40 zurück, ohne dass auf der Sonne etwas Besonderes geschehen ist.
Das Verschwinden der Gruppe hat überhaupt nichts mit der Sonne selbst zu tun, es rührt nur davon her, dass wir sie zufällig von der Erde aus nicht mehr sehen, weil wir nicht hinter die Sonne schauen können.
Der Engländer und der Schmetterling
Weitere Erkenntnisse verdanken wir einem Amateurastronomen, Richard Christopher Carrington (1826-1875), der auf seiner Privatsternwarte die Sonne beobachtete. Er war der Sohn eines reichen Bierbrauers und sollte eigentlich Theologie studieren, doch es zog ihn mehr zur Astronomie hin. Nach einer dreijährigen Lehrzeit als Beobachter baute er sich seine eigene Sternwarte. Die Schwabesche Entdeckung war gerade erst bekannt geworden, und Wolf hatte das periodische Schwanken der Sonnenfleckenrelativzahlen bis weit in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen können. Sonnenflecken waren also das ideale Objekt für die Beobachtungen des Hobbyastronomen.
Carringtons erste Entdeckung
Zuerst entdeckte er an der Wanderung der Flecken über die Scheibe, dass die Sonne sich nicht so dreht, wie man es von einem starren Körper erwartet. Während nämlich ein Fleck in Äquatornähe bereits innerhalb
von 25 bis 26 Tagen einmal die Sonne umrundet, benötigt ein Fleck in
30 Grad Breite etwa 27 Tage. In höheren Breiten, etwa in 80 Grad
nördlicher (oder südlicher) Breite sogar mehr als 30 Tage
Während die Entdeckung und Bestätigung der elfjährigen Periode der Sonnenfleckenrelativzahlen auf Zählen am Fernrohr beruhte, so hatte
Carrington das Rotationsgesetz der Sonne durch Vermessen der Orte einzelner Flecken auf der Sonnenscheibe gefunden.
Carringtons zweite
Dabei entdeckte er noch eine andere Gesetzmäßigkeit. Die Flecken bevorzugen im Laufe eines Zyklus verschiedene Zonen der Sonnenscheibe. Zur Zeit eines Fleckenmaximums findet man sie meist in zwei Streifen, die sich in etwa 15 Grad Breite parallel zum Sonnenäquator hinziehen.
Nach einem Sonnenminimum erscheinen die Flecken auf beiden Halbkugeln in mittleren Breiten, etwa bei 30 Grad nördlicher und südlicher Breite. Im Laufe der nachfolgenden Jahre findet man die Flecken mehr und mehr in Äquatornähe,
Nachdem das Maximum überschritten ist, werden sie schließlich immer spärlicher. Etwa gleichzeitig tauchen neue Flecken in höheren Breiten auf und beginnen mit zwei neuen „Schmetterlingsflügeln“, mit dem neuen Zyklus.
Zeichnet man zwei aufeinanderfolgende Zyklen in ein Diagramm ein, so entsteht eine Abbildung, die stark an einen Schmetterling erinnert. Von da her trägt es diesen Namen.
So kann man Flecken des alten Zyklus und solche des neuen gut unterscheiden.
Die Tragödie des Richard Christopher Carrington
Und weil Carrington so ein großartiger Sonnenforscher war, darf ich euch an dieser Stelle die tragische Geschichte, wie sein Leben endete, nicht vorenthalten.
Ja, auch große Wissenschaftler sind Menschen, denen das Schicksal oft hart mitspielt. Carringtons Lebensende war von Ereignissen überschattet, die nie geklärt worden sind, die uns aber die Tragödie
ahnen lassen, die dieser große Mann, der ursprünglich einmal Priester
werden wollte, erleiden musste.
Im Jahre 1865 erkrankte er schwer, verkaufte die ererbte Brauerei und zog sich in ein Haus in Surrey zurück. Dort begann er ein neues Observatorium zu bauen. Irgendwann in dieser Zeit wurde auf Rose Ellen, Carringtons Frau, ein Mordanschlag verübt. Der Attentäter wurde
gefasst und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Am 17. November 1875 wurde Frau Carrington tot in ihrem Bett aufgefunden. Offensichtlich war sie an einer Überdosis ihrer Medizin gestorben. Bei der kurz darauf abgehaltenen Untersuchung wurde festgestellt, dass Carrington, der ihr wie immer am Vorabend die Medizin gereicht hatte, nach dem Erwachen am Morgen seine Frau im Bett auf dem Gesicht liegen sah, aber geglaubt hatte, sie schliefe. Erst später bemerkte das Dienstmädchen den Tod. Frau Carringtons Körper war noch warm. Der Hausarzt, der den Tod bestätigte, erklärte die von Carrington verabreichte Dosis an Medizin für ungefährlich. Die Analyse des Mageninhaltes zeigte keinerlei Spur von Gift, und so blieb die Todesursache ungeklärt.
Trotzdem rügte das Gericht Carrington wegen mangelnder Fürsorge der Kranken gegenüber. Dieser indirekte Schuldspruch muss ihn schwer getroffen haben. Am gleichen Tag verließ er sein Haus und kam erst nach einer Woche zurück. Inzwischen hatte sich die Dienerschaft auf und davon gemacht. Am 27. November betrat Carrington das Haus. Danach hat ihn niemand mehr lebend erblickt. Als beunruhigte Nachbarn die Türen aufbrachen, fanden sie seinen Körper
in einem verschlossenen Zimmer ausgestreckt auf einer Matratze. Als Todesursache wurde Gehirnblutung angegeben, doch auch von Selbstmord wurde gemunkelt.
Heute ist es also an seinem Ziel um die Sonne angekommen, das James-Webb-Space Teleskop. Das ist auf jeden Fall eines der ambitioniertesten Projekte mit dermaßen vielen technischen Herausforderungen, das die Menschheit vielleicht je gebaut hat. Es ist die Rede von 344 (dreihundertvierundvierzig) Dingen, die hätten schief gehen können. Damit ist vor allem die Entfaltung des ganzen Teleskops gemeint. Da ist der Hitzeschild, groß, wie ein Tennisplatz, der aus fünf Schichten besteht, die nur wenige Mikrometer dünn sind und zwischen denen sich Vakuum zum Wärmeschutz bilden soll. Da sind die Sonnenkollektoren, die entfaltet werden müssen, da ist der aus vielen Sechsecken bestehende Primärspiegel, der Sekundärspiegel, Arme die ausgefahren werden mussten, und, und, und. Wer von euch schon mal versucht hat, eine Landkarte von Falk wieder zusammen zu falten, weiß ungefähr, was ich meine. Damit kann man sein Leben zubringen. Und das alles hat automatisch im All ohne einen einzigen Origami-Künstler funktioniert. Aber das ist es eigentlich gar nicht, was ich schreiben will. Zum Teleskop hänge ich euch unten einige Links an.
Ich will darüber schreiben, was es mit seinen Kameras und Messinstrumenten sehen und entdecken soll. Manche sagen, das JWST sei der Nachfolger des Hubble-Teleskopes. Das stimmt so nicht. Es ist allenfalls die Konsequenz daraus. Hubble untersucht das Universum im sichtbaren Licht. Das JWST hingegen im unsichtbaren Licht. Würdigen wir also das Teleskop, indem wir uns mit seinem Forschungsgegenstand beschäftigen.
Die Entdeckung des unsichtbaren Lichts
William Herschel, der damals bereits durch seine Entdeckung des Planeten Uranus weltberühmt war, betrachtete oft die Sonne mit seinem Fernrohr, an das er am Okularende Farbfilter angebracht hatte, die seine Augen vor der starken Sonnenstrahlung schützen sollten. Dabei fiel ihm auf, dass er bei Filtern, die kaum Licht durchliessen, oft im Augapfel ein deutliches Wärmegefühl hatte, und er vermutete daher, dass die Wärmestrahlung der Sonne nicht mit dem sichtbaren Licht zuuns kommt, sondern in irgendeiner dem Auge unsichtbaren Form. Den Beweis führte er mit einem Experiment, das sich eng an das Newtonsche Lichtexperiment anschloss. Er ließ Sonnenlicht in einem verdunkelten Raum durch ein Prisma auf einen Papierstreifen fallen
Newton löste das Sonnenlicht mittels eines Prismas in seine Regenbogenfarben auf und setzte es dann mit einem zweiten wieder zu weißem Licht zusammen. Daraus leitete Newton seine Theorie ab, woraus Licht bestehen könnte.
Wir begegneten dem Licht und seiner Eigenschafften auf der Reise zu den schwarzen Löchern in Station sechs.
An das rote Ende des Spektrums, aber außerhalb des Bereiches, in dem man das in Farben zerlegte Sonnenlicht sehen kann, legte Herschel nun drei Thermometer auf den Tisch. Dort, wo unser Auge kein Licht mehr wahrnimmt, zeigten die Messgeräte erhöhte Temperaturen an. Herschel hatte die Strahlen der Sonne entdeckt, die jenseits des roten Lichtes im Spektrum liegen, das infrarote Licht. Angeregt durch diese Entdeckung setzte der deutsche Physiker johann Wilhelm Ritter (1776-1810) Silberchlorid verschiedenen Bereichen des Sonnenspektrums aus. Diese Verbindung des Silbers wird durch Licht verändert, deshalb verwendete man sie vor den Digitalkameras ebenso wie Silberbromid in der Fotografie. In Brillengläsern, die sich automatisch der Helligkeit anpassen, werden diese Chemikalien ebenfalls eingesetzt.
Ritter fand, dass die stärksten chemischen Reaktionen jenseits des violetten Endes des Spektrums auftraten. So entdeckte er die Ultraviolettstrahlung der Sonne.
Herschel und Ritter hatten für das Auge unsichtbare Sonnenstrahlen gefunden, die das Newtonsche Spektrum sowohl über das rote als auch über das violette Ende hinaus fortsetzten. Heute wissen wir, dass man das Spektrum nach beiden Seiten hin noch viel weiter ausdehnen kann.
Nach dem infraroten Licht kommen die Radiowellen. Nach der anderen Seite des Spektrums, jenseits des violetten Endes liegen hinter dem Ultraviolett noch die Röntgenstrahlen und schließlich die sogenannten Gammastrahlen. Die Sonne sendet alle diese Strahlenarten in den Raum. Vor den gefährlichsten Strahlung schützt uns zum Glück unsere Atmosphäre.
Das Infrarote Licht
Infrarotes Licht nehmen wir als Wärme war. Rotlichtlampen, die häufig in der Medizin zur Heilung von Schmerzen verwendet werden, senden fast nur infrarotes Licht aus, ebenso Heizspiralen unserer Grills und Backöfen. Unsere Sonne überbringt uns wohlige Wärme durch den Anteil ihrer infraroten Strahlung.
Das Verhängnis unseres Klimawandels verdanken wir der Tatsache, dass die Treibhausgase zwar das sichtbare Sonnenlicht durchlassen, es aber dabei in langwelligeres infrarotes Licht verwandeln, dass diese Gase dann eben nicht mehr ins All zurück lassen. Diese Wärme bildet dann das schädliche Treibhaus.
Wieso ist aber nun gerade für uns infrarotes Licht im All so spannend, dass wir ein zehn Milliarden teures Teleskop zu seiner Erforschung bauen.
Die Idee
Die Idee dahinter kennen wir aus unserem Alltag. An anderer Stelle beschrieb ich schon den Dopplereffekt. Der ist dafür verantwortlich, dass ein auf uns zu fahrender Krankenwagen zunächst höher klingt, und ein sich entfernender wieder tiefer. Diesen Effekt gibt es auch beim Licht. Dort wurde er sogar zuerst gefunden. Objekte im All, z. B. Sterne oder Galaxien, die sich von uns weg bewegen, erscheinen uns etwas in das rote Lichtspektrum hinein verschoben, da ihre Lichtwellen genau wie die Schallwellen der Polizeisirene hier auf Erden auch, in die Länge gezogen werden. Zusätzlich verstärkt sich dieser Effekt im All bei großen Distanzen noch dadurch, dass sich der Raum selbst ausdehnt und die Teile des Universums auseinander treibt. Seit dem Urknall vor vierzehn Milliarden Jahren dehnt sich das Universum aus. Es kommt zwar bei relativ kleinen Distanzen vor, dass sich im All auch Objekte aufeinander zu bewegen, aber im allgemeinen strebt alles von einander weg. Man stelle sich Rosinen in einem aufgehenden Hefeteig vor.
Unsere Galaxie wird mit der Andromeda-Galaxie in vielen Milliarden Jahren beispielsweise verschmelzen, ob wohl sich das Weltall stets ausdehnt.
Die Andromeda-Galaxie ist unser galaktischer Nachbar und rast mit 402.00 Kilometer pro Stunde auf uns zu. Auch wenn das noch sehr lange dauert, hat diese neue Galaxie schon einen Namen, Mildromeda. Zugegeben, nicht sehr phantasievoll, aber es wird von uns sowieso bis da hin niemanden mehr geben, der diese Galaxie bei ihrem neuen Namen rufen wird. Diese Verschmelzung ist dadurch möglich, dass die beiden Galaxien sich so nahe stehen, dass die gegenseitige Anziehung durch ihre Gravitation gegen die allgemeine Ausdehnung des Alls überwiegt, aber zurück zum Licht der Begierde des JWST.
Spurensuche
Wenn sich nun im Grunde alles im All von uns weg bewegt, dann bedeutet das für dessen Licht, dass es aus dem sichtbaren Bereich in den unsichtbaren langwelligeren infraroten Bereich gedehnt wird. Und dieses um so mehr, desto mehr Zeit dem Objekt blieb, sich von uns, vom „Ursprung“ des Universums zu entfernen. Die ersten Sterne oder Galaxien, die vor fast vierzehn Milliarden Jahren entstanden, leuchten somit für uns nicht mehr im sichtbaren Licht, obwohl deren Sterne dies an sich durchaus tun. Es gibt also Objekte im All, die aufgrund ihrer zunehmenden Entfernung und ihres Alters nur noch im infraroten Licht als Wärmequellen aufgespürt werden können. Da haben wir hier auf der Erde aber verloren. Diese Wärmequellen können wir wegen unserer Atmosphäre nicht mit irdischen Teleskopen messen. Man muss sich somit schon aus der Komfortzone der uns schützenden Luft bequemen, um hier etwas sehen zu können. Infrarote Himmelsobjekte auf der Erde zu beobachten ist ungefähr so, als würde man versuchen, in praller Sonne Sterne zu schauen. Also machte sich die Menschheit auf, um mit dem neuen JWST diese uralten im infraroten Licht strahlenden Objekte aufzuspüren. Das im sichtbaren Licht schauende Hubble-Teleskop bewegt sich so etwa in einer Höhe um 600 Kilometer um die Erde. Aus diesem Grunde konnte man es damals mit den Shuttles erreichen und fünf mal reparieren und technisch überholen. Beim JWST ist das anders. Dort, wo es sich jetzt befindet, etwa 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde, kann die Menschheit bisher nicht hin fliegen um es zu warten. Es befindet sich nun am sog Lagrange-Punkt 2. Über diese besonderen Punkte schrieb ich in Parken im All.
Dennoch hat man für den Fall, dass wir am Ende seines Lebens vielleicht doch so weit sein könnten, um es für eine Überholung zu besuchen, schon mal einen Tankdeckel eingebaut, um es eventuell neu zu betanken.
Das JWST könnte in so einer geringen Entfernung zur Erde wie das Hubble, überhaupt nichts erforschen, weil es permanent in der infraroten Wärmestrahlung sowohl der Erde, als auch der Sonne baden würde. Aus diesem Grund brachte man es an einen sicheren Ort weit weg von der störenden Wärme der Erde in ihren Schatten an den erwähnten sicheren Lagrange-Punkt 2.Der Erdschatten soll das Teleskop von der Sonne schützen, die es ja auch aufwärmen würde. Und damit nicht genug. Etwas Sonne braucht das Gerät ja doch, denn ohne Strom geht auch im All nichts. Aus diesem Grunde wendet uns das Teleskop seinen Tennisplatz großen Schutzschild zu. Er soll verhindern, dass die Instrumente sich erwärmen, denn dann würden die nur ihre eigene Wärme messen und die infraroten Himmelsobjekte übersehen. Wir merken schon. Infrarotmessung geht nur in sehr kalter Umgebung. Die Wärme der gesuchten Objekte hebt sich nur gering gegen das an sich kalte Weltall ab. Eines der drei Instrumente auf dem WST muss sogar noch zusätzlich mit Helium gekühlt werden, damit seine Arbeitstemperatur stets einige Grad über dem absoluten Nullpunkt, der ungefähr bei minus 273 Grad C. liegt, bleibt. Neben dem Treibstoff, den das Teleskop zur Bahnkorrektur benötigt und , der dem Teleskop irgendwann ausgehen wird, ist der Verbrauch des Kühlmediums ein begrenzender Faktor für das Leben des Instrumentes.
Wenn also das JWST nun den Himmel nach derart alten Objekten durchmustert, die kurz nach dem Urknall entstanden sind, dann dürfen wir hoffen, vieles darüber zu erfahren, was am Anfang geschah.
Wünschen wir also dem James-Webb-Space-Teleskop alles gute und dass es uns durch die Messung des unsichtbaren Lichts viel neue Klarheit und Licht in das Dunkels des Anfanges des Universums bringen wird.
Weiterführendes
Wer sich genauer für das Webb-Space-Teleskop interessiert, findet im
Podcast @Weltraumwagner eine sehr spannende und hörenswerte Folge dazu.
Auch im Podcast @Raumzeit wird das JWST in Folge 93 sehr ausführlich und detailliert behandelt.
in SWR2-Wissen findet sich eine schöne Sendung über den Start des JWST.
und natürlich im Podcast#“Das Universum“ findet sich eine weitere äußerst spannende Folge dazu.
Empfehlen kann ich hier auch noch den Podcast der Spektrum der Wissenschaft
In all diesen Beiträgen und Sendungen finden sich Beiträge und Interviews dazu, die das Ding deutlich besser beschreiben, als ich es je könnte. Wen das mit der Verschmelzung von Galaxien und der Ausdehnung des Alls näher interessiert, darf ich das neue Buch von Rut Grützbauch „Per Lastenrad durch die Galaxis“ wärmstens ans Herz legen. Es gibt es bei Audible bereits als Hörbuch von der Autorin persönlich aufgesprochen.
Heute vor 50 Jahren, am 05.01.1972 gab der amerikanische Präsident Richard Nixon bekannt, ein Space Shuttle bauen zu lassen, das die Raumfahrt revolutionieren sollte. Unter anderem sollte es durch seine Wiederverwertbarkeit sehr günstige Weltraumflüge ermöglichen. Es war sogar von Weltraum-Taxi die Rede. Bis zu 100 mal sollte jedes Shuttle fliegen. OK, wir wissen heute, dass:
Es wurde alles sehr viel teurer, wie geplant.
kein Shuttle flog mehr als 37 Flüge.
Es gab zwei Unfälle bei welchen insgesamt vierzehn Menschen ums Leben kamen.
Auf jeden Fall wird das Space Shuttle häufig aus verschiedensten Gründen als historischer Fehlschlag der Raumfahrt bezeichnet. So geschehen in der heutigen Sternzeit-Folge des DLF.
Auch der Countdown Podcast , der momentan nicht mehr produziert, lässt leider kaum ein gutes Haar am Shuttle. Einen schönen Abriss über die Geschichte der Shuttles gibt es bei Weltraumwagner.
Es mag schon sein, dass einige der dort angeführten Argumente zutreffend sind. Hinterher ist man immer schlauer. Ich möchte aber jetzt mal hier kurz eine Lanze für die Shuttles brechen.
Ich kann mich noch sehr gut an den Jungfernflug der Columbia, des ersten ausgelieferten Space-Shuttles, im April 1981 erinnern. Ich glaubte, wie viele andere auch, dass es bald mit den wiederverwendbaren Raumfahrzeugen für jeden möglich sein würde, einen Ausflug ins All zu machen. Unsere ganze Familie saß vor dem Fernseher und meine Mutter versuchte, mir das Raumschiff zu erklären. Besonders merkwürdig erschien mir die Tatsache, dass es an seiner Außenseite gekachelt war. Dann fühlte es sich offensichtlich so an, als ertaste man Fliesen an einer Wand.
Mittlerweile besitze ich ein sehr schönes hölzernes Modell des Spaceshuttles mit dem großen Tank in der Mitte, den seitlichen Boostern und dem kleinen Shuttle auf dem Rücken.
Hier nun kurz meine Erlebnisse zu den Shuttles, die die Liebe in mir für dieses Projekt entfachen ließen.
Mir gefiel, dass es trotz des kalten Krieges möglich wurde, dass es durchaus Missionen von Amerikanern und Soviets gemeinsam gab. Das gab Hoffnung. Ich meine mich zu erinnern, dass ein Shuttle sogar mal an eine russische Raumstation angekoppelt wurde.
Natürlich war der Unfall von 1986 ein absoluter Tiefschlag für die amerikanische Raumfahrt. Bei der Analyse des Unfalls, mit welcher der Physiker Richard Feynman beauftragt wurde, stellte sich heraus, dass diese Katastrophe durchaus hätte vermieden werden können. Ingenieure warnten, dass die Dichtungsringe in den Boostern eventuell die Kälte des Winters nicht überstehen könnten. Dem war dann leider auch so.
Für mich traten die Shuttles Anfang der 90er Jahre wieder in den Vordergrund, als das Hubble-Teleskop damit in den Weltraum gebracht wurde. Wir erinnern uns an das Desaster, dass Hubble zunächst unscharfe Bilder lieferte, was an einem Fehlschliff des Hauptspiegels lag. Schließlich entschloss man sich, Hubble zu reparieren. Ein Shuttle flog hin, zog das Teleskop in seine Ladebucht und es wurde ihm eine Brille verpasst, welche den Fehlschliff ausglich. Bei der Gelegenheit wurden auch noch eine Kamera und ich meine auch Batterien erneuert. Fünf mal insgesammt flog ein Shuttle zu Hubble, um es technisch zu überholen. Nur diesen Flügen verdanken wir, dass Hubble bis heute nach 30 Jahren noch immer zuverlässig arbeitete und unglaubliche Bilder liefert. Hätten wir heute noch ein Shuttle zur Verfügung, dann wäre ein weiteres Update von Hubble vermutlich durchführbar.
Legendär war auch der Weltraumspaziergang und der Flug zum Sonnenobservatorium SMM.
Ich schrieb darüber in Abenteuer der Reparatur von SMM.
Der Bau der Raumstation wäre ohne die Shuttles niemals gelungen, denn niemand sonst besaß auf der Welt eine Raumfähre mit einer so großen Ladebucht und einem so starken Antrieb, um derart schwere Nutzlasten ins All zu befördern. Diese Raumstation fliegt nun auch schon seit über zwanzig Jahren über unseren Köpfen.
Schon vor der Raumstation wurde die Ladebucht der Shuttles für Versuche in Schwerelosigkeit genutzt. Man baute hierfür einfach ein modulares Labor mit den Versuchen ein.
Ein Flug diente zur Kartierung der Erdoberfläche.
Zahlreiche Sonden und Satelliten wurden mit den Shuttles ins All gebracht.
Selbst die neuesten Raketen, die uns in einigen Jahren wieder zum Mond bringen sollen, enthalten unglaublich viel Technologie, z. B. Triebwerke, aus den alten Shuttles. Somit kann hier von Fehlschlag keine Rede sein. Viele Erkenntnisse und robuste Technologie aus diesem Programm begleiten die Raumfahrt bis heute. Selbst das Aussehen der neuen Raketen ähnelt dem Shuttle, wie oben beschrieben.
Das Ende des Programms mit dem Unfall 2003, bei welchem leider alle sieben Astronauten ums Leben kamen, war sehr traurig und hart.
Sicher kann man, wenn man in die Geschichte der Shuttles geht, Haare in der Suppe finden, aber so schlecht, wie die Shuttles teilweise gemacht werden, waren sie durchaus nicht. Und wenn auch. Sie waren das einzige, was wir hatten…
Wer mehr über die Shuttles wissen möchte, findet auf Wikipedia alles.
Hiermit begrüße ich euch herzlich im Jahr 2022.
Ich wünsche für uns alle, dass alle das in diesem neuen Jahr erhalten, was am nötigsten gebraucht wird.
Tja, was soll ich euch sagen. Mein erster und einziger Vorsatz dieses Jahres ist mit diesem Artikel schon gebrochen.
Ich hatte großen Gefallen daran gefunden, nur noch kürzere Artikel zu verfassen. Darauf kam ich in meinem Blindnerd-Bladventskalender. Wer den noch nicht gelesen und gehört hat, kann das mit diesem Link oben tun.
Durch diesen Kalender entstand tatsächlich mein Vorsatz, künftig keine Artikel mehr zu veröffentlichen, welche mehr als höchsten 5000 Zeichen umfassen. Den habe ich, wie soll es anders ein, für diesen Jahresrückblick extrem überschritten. Aber ich denke, der Artikel gildet noch nicht, weil der ist ja noch im letzten Jahr entstanden, als es diesen Vorsatz noch nicht gab. OK, ganz unter uns. Letztes Jahr entstanden die Stichworte dazu. Das Werk ist tatsächlich erst in den ersten Tagen des neuen Jahres entstanden. Sagt es aber bitte nicht weiter.
Naja, wenn der Vorsatz nicht klappen sollte, dann habe ich noch immer einen Plan B. Ich habe jetzt ein Jahr Zeit, mir einen Vorsatz für 2023 zu überlegen, der dann vielleicht durchführbarer sein könnte. Trinken, Essen, Rauchen und anderes kommen dafür nicht in Frage, denn das tue ich nich zu oft, nur täglich.
ein sehr streng gläubiger Christ sagte mir einmal, dass gute Vorsätze den Weg zur Hölle pflastern würden. Für ihn und seines Glaubensbrüder mag das zutreffen, aber ich glaube nicht an die Hölle. Keine Ahnung, was dann mit meinen gescheiterten Vorsätzen geschieht.
Ich hoffe natürlich nicht, dass ich mit diesem Plan B in eine Endlosschleife gerate. Deshalb habe ich den Exit-Punkt für diese Schleife zumindest was die funktionale Programmierung betrifft gleich an den Anfang des Programmes gestellt, damit nicht unnötige Gedankenbäume und Rekursionen entstehen.
Also, wie gesagt. Dieser Artikel ist ein Jahresrückblick und deshalb sehr länglich geworden. Ich bitte euch aber trotzdem inständig, den ganzen Artikel zu lesen. Er umfasst schon etwas Astronomie, aber das ist nur der Rahmen. Genauer gesagt beleuchtet er unserer gesellschaftliche Situation momentan. Keine Angst. Er wird kein Corona-Gejammer. Lest ihn aber bitte ganz und kommentiert ihn, denn er enthält ganz vieles, was jeder von uns in seinem Leben gebrauchen kann. Es ist eben ein Artikel des „EAAA“ (Des etwas anderen Astronomen.
Den Satz, dass in diesem Jahr alles besser wird, als es im letzten war, verkneife ich mir jetzt, denn der hat sich, zumindest für mich zum letzten Jahreswechsel leider nicht so ganz bewahrheitet.
Aber es gab im letzten Jahr trotz allem einige sehr schöne Highlights, die ich im nun folgenden Jahresrückblick von Blindnerd sehr gerne mit euch teile.
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk
Begonnen hatte das Jahr 2021 für mich mit einem sehr schönen nachträglichen Weihnachtsgeschenk von meinem ehemaligen Geschichtslehrer, Mentor und noch Chorleiter.
Er schenkte mir eine taktile wunderschöne Sternenkarte des Nordhimmels. Ich schrieb darüber in Mein Schönstes Weihnachtsgeschenk 2020.
Es ist es Wert, hier nochmal erwähnt zu werden, da ich es ja erst im Januar 2021 erhielt.
Und noch ein Geschenk
Genau so ging es im Februar weiter. Noch im Lockdown1 sprach ich bei Gelegenheit mit meiner Arbeitskollegin darüber, dass man die Figur, welche die Sonne im Laufe des Jahres an einem Punkt über den Himmel beschreibt, ein Analemma nennt. Es sieht ungefähr aus, wie eine schräg gestellte Acht. Meine Kollegin erinnerte sich daran, dass ich mir das gerne einmal vorstellen würde und erzeugte mir eine taktile Version davon, so dass ich es abtasten konnte.
Es ist so großartig, dass ich an einem Ort arbeite, wo ich all diese Dinge mit so vielen wunderbaren Mitarbeitenden erleben darf, und wo mich unsere Leitung in derlei Dingen unterstützt.
Zum Glück; ich war noch nicht ganz vergessen
Im Frühjahr 2021 durfte ich dann dankbar erfahren, dass man mich trotz der Pandemie und allem noch nicht ganz vergessen hatte.
Die Frauengruppe des LBSV-Württemberg (LBSV = Landes blinden- und sehbehinderten verband) an. Sie wollten ganz einfach wissen, wie das so ist, wenn ich mich als blinder Mensch für Astronomie interessiere, weil auch sie dachten, Astronomie wäre nur etwas für Sternengucker.
So trafen wir uns zu einer Telefonkonferenz, da viele vor allem ältere Personen besser mit einem normalen Telefon, als mit einem PC und dessen Online-Software vertraut sind. Gerne hätte ich mich mit den Damen in Stuttgart zu einem guten Mittagessen oder zu Kaffee und Kuchen in Stuttgart getroffen, aber das ließ die Pandemie derzeit leider nicht zu. Viele von uns waren ja auch noch nicht geimpft. Modelle herum reichen ging also auch nicht und auch in der Qualität des Sounds mussten wir wegen Telefon einige Abstriche hin nehmen. Und so verlegte ich mich auf einen relativ frei gehaltenen Vortrag mit Lesungen aus meinem Buch, mit der Erzählung von Geschichten und Beispielen, wie inklusiv Astronomie sein kann. Wir hörten uns tatsächlich auch einige Weltraumsounds, wie ich sie auch hier auf dem Blog schon vorstellte an. Angesetzt war der Vortrag für etwa eine Stunde. Nach fast drei Stunden trennten wir uns schließlich wieder. Nie hätte ich gedacht, das diese meist älteren Damen so viele Fragen zu astronomischen Themen hatten. Sie reichten von eher esoterischen Themen bis hin zu aktuellen Entdeckungen und Weltraummissionen. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass diese Damen sehr glücklich darüber waren, endlich mal ihre Fragen los werden zu dürfen. Es war ein wirklich sehr schöner und gelungener Nachmittag. Ich habe Vorträge mit Menschen erlebt, die durchaus naturwissenschaftlich und technisch unterwegs sind, und bei denen widererwarten quasi keine Fragen gestellt wurden. Mag sein, dass die schon alles wussten, was ich aber dahin gestellt lasse.
Um Ostern herum entdeckte mich der DBSV-Jugendclub, Jugendclub des deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes auf Twitter. Ich wurde eingeladen, eine Folge für ihren Podcast zu produzieren, in welcher ich das sprechende Handplanetarium Universe2Go
präsentieren durfte. Die Folge fand großen Anklang und ich vermute, dass einige dieser jungen Menschen nachher versuchten, in U2G einzusteigen.
Das ist am Anfang durchaus nicht einfach. Ich gratuliere all jenen, die es trotz anfänglicher Start-Schwierigkeiten geschafft haben.
Die Podcast-Folge dazu findet ihr Hier lang.
Nach Ostern dann erhielt ich eine Anfrage der Fachgruppe MINT des deutschen Verbandes für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf (DVBS). Die wollten mal für ihre Treffen etwas anderes geboten bekommen, wie nur Themen über Computer, Bildschirmleser oder Betriebssysteme. Ihr Wunsch war ein Vortrag über schwarze Löcher. Noch nie hatte ich, und schon gar nicht in 90 Minuten über so ein komplexes Thema referiert. Aus diesem Grunde nahm ich diese Herausforderung gerne an. Konnte ich doch daran wachsen und mich entwickeln.
Wir streiften Themen wie
Was ist Gravitation,
Dichte und Fluchtgeschwindigkeiten,
was geschieht am Ende des Lebens eines Sterns,
Wie wurden schwarze Löcher zunächst postuliert und schließlich auch entdeckt,
und vieles mehr.
Natürlich reichten auch hier die 90 Minuten nicht aus. Nach drei Stunden war das Interesse noch immer ungebrochen. Das ist eben der Vorteil bei Online-Veranstaltungen.
Keiner muss auf den Zug oder Bus,
der Vortragsraum muss nicht zu einer bestimmten Zeit geräumt sein,
und jeder kann, bei abgeschaltetem Mikrofon versteht sich, nebenbei essen, seine Wäsche aufhängen, oder sich im Garten vergnügen.
Meine Erfahrung ist hier schon, dass es trotz aller sozialer Einbußen, die eine Online-Veranstaltung mit sich bringt, es gerade für uns, die wir doch nicht ganz so mobil sind, viel Entspannung und Erleichterrungen mit sich bringt. Nervige Wege entfallen, man fühlt sich im eigenen Umfeld wohler und man wird nicht beobachtet oder begafft.
Das sollten wir unbedingt im Hinterkopf behalten, wenn einst mal wieder alles erlaubt sein wird.
Am Schluss des Vortrages bat man mich, der Gruppe etwas verschriftlichtes zur Verfügung zu stellen, dass man alles nochmal nachlesen könnte.
Darauf ließ ich mich in meinem jugendlichen Wahnsinn schließlich ein. Mit meiner Stichwortliste war hier nichts zu machen. Darin fand nur ich mich zurecht. Also musste ein Artikel auf dem Blog her. Bald schon merkte ich, dass einer nicht ausreichen würde, um die Leser abzuholen, um alle Grundlagen zu legen, die man schließlich für die Erreichung des Zieles, etwas über schwarze Löcher zu erfahren, brauchen würde. Zurück rudern wollte ich aber jetzt auch nicht mehr. Man hat ja schließlich seinen Stolz. Und so entstand letztlich über mehrere Monate hinweg eine elfteilige Serie zu diesem Thema. Ich kopierte die Artikel nur mal so aus Interesse in die Taschenbuchvorlage, die mir mein Verlag zur Erstellung meines Buches vorgegeben hatte, und siehe da, es waren schon um die 150 Seiten. Das ist zu viel, um es damit nur bei diesen elf Artikeln auf dem Blog zu belassen. Es kann gut sein, dass ich daraus noch mehr machen werde, z. B. ein Buch, ein Hörbuch oder sonst etwas. Das ist alles noch in der Schwebe und muss noch etwas reifen.
Mein Sommerurlaub
Nun lockerte sich zum Sommer hin alles und mein Urlaub in meinem geliebten Erholungszentrum in Schwarzach in Österreich durfte stattfinden. Außerdem verfügte ich genau am Abfahrtstag, 01.08. über den kompletten Impfschutz mit beiden Impfungen und der zweiwöchigen Wartezeit danach. Das war ein gutes Timing. Nebenbei bemerkt fand ich das Impfzentrum in der Messe Karlsruhe ein wirklich sehr spannendes Erlebnis. Die Logistik dort beeindruckte mich sehr. Natürlich nahm ich mir meine Assistenz mit, aber so, wie die aufgestellt waren, hätten die mich auch ohne Begleitperson sicher durch alle Stationen geschleust, so dass ich zu meinem Drachenblut gefunden hätte.
Unerwähnt möchte ich an dieser Stelle auch nicht das unbeschreibliche Glücksgefühl lassen, das ich nach beiden Impfungen empfand. Endlich etwas mehr Sicherheit. Endlich die Legitimation in der Tasche, sich im Rahmen aller Vernunft wieder etwas freier fühlen zu dürfen.
Wie auch immer. Das nur am Rande.
Vor allem ein verregneter Sommerurlaub, wie dies einer war, bietet sich natürlich für eine Veranstaltung zu Astronomie an, die ich mittlerweile schon traditionell in jedem Sommer den Urlaubsgästen anbiete. Das Thema dazu entstand bei Bier, Wein und guten Happen. Der Leiter des Hauses besitzt einige Modelle diverser Raumfahrzeuge aus verschiedenen Serien, wie Enterprise oder Starwars.
Er brachte sie mit und so entstand ein sehr interaktiver Abend, wo die Modelle herum gingen, ich etwas dazu erzählte und wir uns alle über die Serien austauschten. Natürlich kopierte ich auch einige Hörbeispiele zusammen. Danach packte ich dann noch die Gitarre und meine Mundharmonikas aus, so dass wir noch singen konnten. Hierbei sind Tabletts, Smartphones und das Internet immer eine große Hilfe. Ein Sehling ist immer dabei, der die Liedtexte für uns aufrufen und ansagen kann, so dass auch wir Blindfische mitsingen konnten. Das ist schon ein Phänomen. Spielen kann ich die Lieder quasi alle. Auch die Melodien sind in der Regel kein Problem. Selbst die Transponierung in singbare Tonarten stellen für mich keine Hürde dar, aber die Texte. Oft hörts leider nach der ersten Strophe auf. Ich wünsche mir hier eine Möglichkeit, dass ich mit den Händen die Klampfe bearbeiten kann und gleichzeitig den Text irgendwie vermittelt bekomme, so dass ich mit den Zeilen pünktlich in der Melodie bereit wäre.
Also. Das war vor allem vor dem Hintergrund der sozialen Isolation ein ganz wunderbarer und nötiger Urlaub.
So, und jetzt verlassen wir die Chronologie der Ereignisse, denn ich schrieb sie einfach im Laufe des Jahres so zusammen und es ist mir jetzt nicht so wichtig, die nochmal neu zu sortieren.
Sendungsbeitrag Volle Kanne
Ich staunte nicht schlecht, als mich plötzlich ein Anruf einer Reporterin erreichte. Sie wollte sich gemeinsam mit einem Fotografen und einem Tontechniker mit mir treffen, um einen fünfminütigen Beitrag für die Sendung „Volle Kanne“ des ZDF zu drehen, und das trotz Pandemie und noch nicht geimpft.
Und so trafen wir uns in meinem Büro, wo die meisten meiner Modelle stehen. Noch nie habe ich ein so sensibles Team beim Fernsehen erlebt. Der Kameramann informierte mich immer, wenn er ein Modell für ein besseres Bild umstellen wollte. Nach der Aufnahme musste ich nicht alles wieder zusammen suchen, wie das leider oft so ist, wenn Sehende einem ungefragt das Büro umgraben. Ich erinnere mich, dass ein kleines USB-Ladekabel für meinen Leuchtmond auf dem Tisch lag. Sogar dieses legte er nach der Aufnahme genau dort hin zurück, wo es vorher lag. Das hat mich tief beeindruckt. Ich wurde auch bei den Aufnahmen nicht irgendwie herum geschoben, oder musste unnatürlich verkrampfte Haltungen und Posen einnehmen. Alles wurde ganz entspannt aufgenommen. Und auch die Fragen in dem Interview waren ausgezeichnet. Somit wurde diese Sendung keine von denen, die letztlich am Ende dann doch wieder die Behinderung hervorheben und alle Klischees erfüllen. Nicht trotz meiner Behinderung mache ich Astronomie, sondern mit ihr. Sie ist fester Bestandteil meiner Arbeit und dafür integral wichtig. Kein Nachteil also, sondern gesamtheitlicher Anteil meiner Person und meiner Mission und Überzeugung, dass Astronomie für alle einen Zugang bereit hält.
Ein kleines muss ich aber doch noch kurz bevor ich euch in die Mediathek führe anmerken. Als die Sendung ausgestrahlt wurde, erzählte mir ein guter Freund, der sich die Sendung angesehen hatte, dass man bei der Großaufnahme gesehen hätte, dass meine weiße Maske, aus welchem Grund auch immer, leider nicht mehr makellos weiß gewesen sei. Das hat mich maßlos verletzt und geärgert, dass mir der Kameramann oder die Reporterin das nicht gesagt hatten. Mein Rucksack und mein Schreibtisch wären voller neuer verpackter weißer Masken gewesen. Auch Ersatzkleidung hätte ich dabei gehabt, wenn sich dort ein Fleck eingestellt hätte. OK, den meisten ist das wohl nicht aufgefallen, aber bitte,
ihr Sehenden, bitte sagt uns Blinden so etwas. Es ist so demütigend, wenn die gute Performance durch so etwas unnötiges und leicht zu änderndes Problem getrübt wird.
Die meisten von uns werden derlei dankbar annehmen und euch freudig für diese Info in die Arme fallen.
Bei vielen wirft so ein Makel z. B. die Frage auf, ob der arme Blinde keine Frau oder sonst niemanden hat, der sich um ihn kümmert… Und das ist nicht nur so dahin gesagt. Manchmal wird man so angesprochen.
Ich für meinen Teil habe daraus gelernt, dass man wirklich jeden Mist vorher abfragen muss.
Für Kleidung, Brille Frisur oder das sonstige Äußere tue ich das bereits, weil es mich die Erfahrung lehrte, aber nun musste ich eben das neue Accessoire, die Maske, die uns wohl noch lange, vielleicht für immer, begleiten wird, in diesen Katalog mit aufnehmen.
Ich bin niemandem dafür böse, wenn so etwas vergessen wird, aber es tut weh, ehrlich, wenn ich so etwas dann von dritten Personen erfahren muss.
Wie auch immer. Ich bin momentan noch in Verhandlung, ob ich zumindest meinen Beitrag hier veröffentlichen darf.
Bis das aber so weit ist, geht es zur Mediathek des ZDF und zur Sendung hier lang.
Auch Schulen haben meiner gedacht
Ich bin mit zwei Physiklehrern zweier Schulen in Kontakt, die nun vor die Tatsache gestellt sind, einen blinden Schüler, der dort inklusiv beschult wird, in ihrem Astronomie-Kurs unterrichten zu müssen. Diese Lehrer fanden mich im Netz und über mein Buch. In zahlreichen Telefonaten und mit dem austausch von Dateien durfte ich hier unterstützen. Was ich so höre, gehören beide Schüler an ihren jeweiligen Schulen zu den besten in den Astronomie-Kursen. Wir entwickelten auch Gruppenarbeiten, wo beispielsweise sehende Schüler die Aufgabe bekommen, etwas taktiles zu basteln, um dem blinden Schüler den Sternenhimmel näher zu bringen. Das läuft sehr inklusiv an. Oft ist es so, dass blinde Schüler im naturwissenschaftlichen Unterricht lediglich den Versuchen beiwohnen und höchstens noch das Protokoll schreiben dürfen. Das ist äußerst unbefriedigend, denn selber machen ist etwas anderes, als nur davon zu erfahren.
Auch hier zeigt sich wieder, welch wunderbares Potential die Astronomie im inklusiven Unterricht erlangen kann.
Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft
Im Herbst ergriff ich die Chance, mal wieder auf dem Outreach-Workshop der deutschen Astronomischen Gesellschaft einen Vortrag zu halten. Die Tagung fand online statt. Es zeigte sich deutlich an der Zahl der Teilnehmenden, dass sich online deutlich mehr anmeldeten vor dem Hintergrund der ersparten Reise. Da Astronomie oft mit vielen weiten Reisen verbunden ist, steht sie teilweise mit Recht im Verruf, nicht den besten CO2-Fußabdruck zu hinterlassen. Dem wurde auf dieser Tagung eindeutig entgegen gehalten.
Ohne Reise, ohne Assistenz, ohne fremde Umgebung, ohne schwieriges Hotel mit Buffet und allem, ohne in lauter Umgebung Smalltalk führen zu müssen, was mir sehr schwer fällt, weil ich mein Gegenüber nicht sehe, war das ganze Unternehmen für mich sehr entspannt und inklusiv möglich.
Ich durfte darüber berichten, wie sich für mich meine Outreach-Arbeit in der Pandemie verändert hat. Ich erzählte vom Kampf mit diverser Online-Software, sprach über neue Konzepte für Online-Veranstaltungen, berichtete darüber, wie ich mit sehender Assistenz, die für die Kameraführung und das Bildmaterial verantwortlich waren, trotz allen Umständen sogar sehr erfolgreiche Veranstaltungen für Kinder durchführen konnte und vieles mehr.
Es war ein sehr gelungener Vortrag bei dem, wie soll es anders sein, sich mal wieder die Astronomie als besondere Chance für Inklusion bewähren durfte.
Schon im Vorfeld stieß ich bei den Veranstaltern auf großes Verständnis und auch großes Interesse, mich bei so etwas zu unterstützen.
Wir probierten alle Technik im Vorfeld aus und testeten alles durch. Dafür räumten wir uns relativ viel Zeit ein. Und da erhielt ich einen kleinen Ritterschlag. Wir waren im Bruchteil der geplanten Zeit mit allem durch und alles klappte ziemlich auf Anhieb. Der Astronomie-Professor, mit dem ich alles testete meinte, dass er sich wünschen würde, dass alle ihr System so gut im Griff hätten, wie ich das meine. Er versicherte mir, dass solche Tests mit den meisten sehenden Menschen deutlich länger dauerten, manchmal sogar mehrere Termine erforderlich machten. Wir hatten alles in 15 Minuten durch und hatten in der Zeit noch sogar Raum, um über andere Dinge zu quatschen. Das erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz, denn oft erleben wir Blinden, oder wir bilden ihn uns ein, den Kampf, für alles länger zu brauchen und hecheln somit den Sehenden immer hinterher. Zumindest glauben wir das immer, weil uns unsere Erziehung und unsere Leistungsgesellschaft oft behinderter macht, als wir es wirklich sind. Das reicht bis da hin, dass wir uns oft ohne, dass wir das wollen, in eine Opferrolle treiben lassen, in welcher wir dann demutsvoll und für alles dankbar sein zu müssen, zu verharren haben.
Nicht so in der Astronomie. Dort bin ich mit meiner Technik ganz vorne dabei und wurde sogar schon von einer Astronomie-Professorin, die über Jahre die AG leitete, im Rahmen eines Interviews für die deutsche Presseagentur als „Experte“ bezeichnet, obwohl ich keinerlei Abschlüsse in diesem Bereich vorweise. Nicht zuletzt, und so viel Bauchpinselei muss erlaubt sein, bin ich Mitglied der Astronomischen Gesellschaft geworden, was ohne Verbindungen oder einen wissenschaftlich- astronomischen Hintergrund quasi unmöglich ist.
Aber genug davon. Wenn ich damit sage, dass die Astronomie auch hier mal wieder zeigt, das …, würde ich mich wiederholen.
Lokalradio Köln 20.10.
Seit Frühjahr 2021 habe ich zu einem Verein von blinden und sehbehinderten Autoren und Autorinnen gefunden. Den Verein gibt es schon seit 1992, aber ich habe vorher noch nie von ihm gehört.
Es ist ganz erstaunlich, wie groß die schreibende Zunft unter uns ist. Von Journalisten, Radiomachern, Autoren von Kriminalromanen über Kurzgeschichten ist quasi alles vertreten. Wir tauschen uns über Bücher, Hörspiele und vieles mehr aus. Wir treffen uns zu Telefonkonferenzen zu Autorenlesungen und anderen Veranstaltungen online und bald hoffentlich auch wieder direkt. Ich wurde in diesem Verein mit meinem etwas exotischen Thema herzlich aufgenommen und durfte im Rahmen dessen gleich einen Vorrtrag und zwei Beiträge in unserer Hörzeitschrift veröffentlichen. Ein weiterer Beitrag wird in die Anthologie, an welcher der Verein gerade arbeitet, welche die Geschichte und Vielfalt des Vereines aufzeigen wird, veröffentlicht werden. Diese Anthologie wird voraussichtlich im Frühjahr erscheinen. Sie wird ein spannendes Buch vom Umfang mehrerer hundert Seiten werden. Wir sind alle darauf sehr gespannt.
Da unser Internetauftritt momentan im Umbruch ist, lasse ich den Link hier erst mal weg.
Durch diesen Verein wurde eine blinde Journalistin auf mich aufmerksam. Sie spannte mich sogleich für ein spannendes Interview mit Weltraumsounds und allem für das Lokalradio Köln ein. Für online, ist die Qualität ganz gut geworden und hat mir sehr viel Freude bereitet.
Zur Sendung geht es hier lang.
Endlich mal wieder eine Reise tun
Sternenpark Havelland 27.10. – 29.10.
Ende Oktober 2021 durfte ich das Zeitfenster der Lockerungen nutzen, um mich mit meinem lieben Freund Martin, dem Entwickler des sprechenden HandplanetariumsUniverse2Go zu treffen. Wir fuhren gemeinsam in den Sternenpark Havelland, wo wir unsere lieben Freunde, Familie Zemlin trafen. Die betreibt dort einige Ferienhäuser und bieten auch Platz und Veranstaltungen über Astronomie an. Ich selbst war schon vor der Pandemie dort, um beratend und testend an der barrierenfreien Gestaltung dieser Häuser mit zu wirken.
Ich schrieb darüber in Urlaub am dunkelsten Ort Deutschlands inklusiv erleben.
Schaut doch mal hier rein. Es lohnt sich wirklich.
Das Auto voll gepackt mit Teleskop, Musikinstrumenten, Lebensmitteln und einer Drohne kamen wir dort an.
Natürlich wurden wir sehr herzlich empfangen. Im Grunde hatten Martin und ich nur einen kompletten Tag dort zur Verfügung, aber selten habe ich erlebt, dass man einen Tag so ausfüllen kann. Am Vormittag machten wir einen langen Spaziergang in die Felder, sahen Astronomen bei ihren Sonnenbeobachtungen zu und ich durfte Martins Drohne steuern und fliegen. Es ist eine richtig gute Drohne, die sehr gut auf sich selbst aufpassen kann. Sie ließ sich akustisch sehr gut hören. Ich nahm genau wahr, was sie tat, wenn ich die Steuerknüppel und das Gas bediente. Ließ ich sie beispielsweise weg fliegen und kam sie trotzdem auf mich zu, dann hörte ich genau, dass sie rückwärts flog. Mit links und rechts verhielt es sich genau so. Als ich sie landen wollte, verweigerte sie die Landung, weil ich sie nicht auf dem Weg landen wollte, sondern auf der Grasnarbe des Weges. Sie sah mit ihrer Kamera, dass eine Graslandung für ihre Rotoren nicht gut sei. Als ich sie etwas versetzte, landete sie ohne Widerspruch.
Also wenn ich durch eine spezielle App etwas mehr Telemetrie-Daten bekommen hätte, dann ist so eine Drohne eine tolle Sache. Das kann man wunderbar gemeinsam mit einer sehenden Person fliegen.
Da es für diese Drohne eine veröffentlichte Programmierschnittstelle gibt, ist so eine App durchaus machbar.
Nach dem allem und einer kleinen Stärkung machten wir uns ans Musizieren, denn wir wollten für das Grillfest am Abend bei den Zemlins nicht mit leeren Händen da stehen. Noch nie habe ich mit Martin und seinem Cello musiziert. Wir fanden uns super zusammen. Und somit entstanden einige Stücke gemischt mit Cello, Gitarre, Mundharmonika und Querflöte. Auch ich durfte mal das Cello streicheln. Die Töne zu finden war für mich als Gitarrist und mit absolutem Gehör kein größeres Problem, aber die Führung des Bogens ist verdammt schwierig.
Auf jeden Fall war dieser musikalische Grillabend wirklich eine Quelle für Kraft nach dieser langen Zeit der sozialen Isolation. Zwei mal mussten wi unser Treffen verschieben. Einmal wegen der Pandemie, und das andere mal wegen eines Luxus-Streikes der deutschen Bahn. Um so schöner und erfüllter war es nun. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die endlosen Gespräche auf unseren Autofahrten.
Freizeit EBS-Baden
Am Wochenende vom 05.11. – 07.11 leitete ich die Freizeit für junge Erwachsene des Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes. Wir hatten diesmal das Thema Wasser. Ich bin noch ganz erfüllt davon. Es tat so gut, sich mal wieder zu treffen, denn zwei mal ist diese Freizeit wegen, ihr wist schon, ausgefallen. Für manche von uns bieten aber derartige Freizeit die einzige Möglichkeit, mal aus der Enge ihres begrenzten Umfeldes, ihrer Behindertenwerkstatt oder ihres Wohnheimes heraus zu kommen.
Ich startete mit einer dreifachen Vorstellungsrunde zum Ankommen, Ballast ablegen und um positive Energie zu bekommen.
Danach gab es dann noch einen Abendsegen einer Teilnehmerin und ein gemeinsames Lied mit Gitarre und Mundharmonika von mir. Dann ging es in die Bar zu schönen Gesprächen und guten Getränken.
Am Samstag näherten wir uns dann dem Thema Wasser in ganz verschiedenen Blogs und Fragen.
Wasser in Märchen und Literatur,
Wasser in der Bibel
Wasser in Musik und Komposition
Astrophysikalischer teil: Woher kommt das Wasser auf der Erde, Agrigatzustände des Wassers, Chemie des Wassers, Johannes Keplers Schnee-Geschichte und seine Orangen-Stapel
* Wassersounds, z. B. Wahlgesänge und andere lärmende Fische
Und vieles mehr.
Es ist mir gelungen, die Gruppe total mit einzubeziehen. Ich stellte viele Fragen, regte die Gruppe an, jeder, auch eine Teilnehmerin mit einer geistigen Einschränkung, konnte sich perfekt beteiligen und einbringen. Sie hat Hendels Wassermusik mit Weihnachtsmusik verglichen. Damit hat sie recht, denn diese Musik wurde für eine große Feier auf der Themse in London geschrieben, die auf verschiedenen Booten gespielt wurde.
Ein Boot fängt mit dem Thema an, das andere greift es auf, dann das dritte Boot mit den Streichern etc. Es ist so, als würde man ein Magnificat von Bach, wo die Instrumente und Chöre sich die frohe Weihnachtsbotschaft zu rufen oder venezianische Vielchörigkeit des 14. Jahrhunderts hören.
Ihr könnt diese beeindruckende Wassermusik hier mit einer Erklärung auch für Kinder hören.
Wir hatten eine Teilnehmerin, die bevor sie erblindet war, alle biblischen Orte besuchte. Sie erzählte uns vom roten, toten und schwarzen Meer, von Gletschern, Wüsten und Wasserfällen. Sie hielt mit uns am Samstag Abend vor dem Gang in die Bar eine wunderbare Andacht zum Thema Wasser des Lebens.
Am Sonntag hatten wir dann noch einen schönen Gottesdienst, die Abschlussrunde und ein super Mittagessen.
Die Freizeit war ein voller Erfolg, obwohl ich sie vor lauter Lockdown-Frust und allem fast nicht vorbereiten konnte. Erst am Mittwoch davor war der Druck dann hoch genug und die Liederhefte druckte ich erst am Freitag zwischen 06:00 und 09:00 Uhr morgens am SZS aus.
Ohne mich loben zu wollen. Es ist nicht gut, so etwas in derart letzter Minute vorzubereiten, aber es zeugt von einer gewissen Genialität, wenn man das kann.
Mir ging es in der Freizeit weniger darum, dass wir danach Expert*innen zum Thema Wasser sein würden. Das Thema galt vielmehr als Rahmen, in dem wir, so lange in Einsamkeit und Abgeschiedenheit, kommunizieren, sozial interagieren und einfach eine gute Zeit haben können. Das ist mir, Dank nach oben, extrem gut gelungen.
Einen Eindruck, der mich sehr verwundert bei blinden Menschen, muss ich hier noch dazu mit euch teilen.
Ich kenne blinde Menschen, die aus ihrer Wohnung twitchen und auch auf Insta und anderen sozialen Medien sehr aktiv sind.
Das verstehe ich einfach nicht. Für unsereins wäre doch etwas akustisches, wie Clubhouse viel interessanter. Ist es tatsächlich auch, aber mir fehlt die Zeit dazu.
Auf der Freizeit wollte auch jemand ein Gruppenfoto, wofür auch immer, machen. Und das Ding war, dass die Person selbst blind war. Dazu bin ich zu überzeugt blind, als dass ich dauernd den visuellen „Scheiß“ der „Sehenden“ mit mache.
Ich habe das Gruppenfoto als Freizeitleiter unterbunden, weil ich es nicht eingesehen habe, was das soll. Kein Foto hätte darstellen können, was wir gemeinsam auf der Freizeit miteinander erleben durften. Wir wären reduziert als Gruppe auf ein flaches Foto mit zwei Dimensionen gebannt worden. Dabei war unser gemeinsames Erlebnis so viel mehrdimensional, dass man sich so ein eventuell noch verwackeltes und pixelliges Foto auch sparen kann, weil es niemals widerspiegelt, was die Freizeit wirklich ausmacht. Das Medium passt an dieser Stelle einfach nicht.
Das muss man sich immer mal wieder überlegen, in welcher Weise ein gewisses Medium die Botschaft ist, und was es somit zu transportieren vermag. Hätte jemand seine Eindrücke der Freizeit auf eine Leinwand gebracht, ein Gedicht darüber gefunden oder sonst was, dann hätte das gepasst…
Naja, vielleicht sehe ich das alles auch etwas zu eng. Ich bin nicht zeitgemäß, und zeitkonform schon gar nicht. Es ist doch einfach lächerlich, wenn Menschen auf große Konzerte gehen,und die ganze Zeit damit beschäftigt sind, ihre Idole mit dem Handy vor ihren Gesichtern einzufangen. Wir haben uns z. B. vor Pink Floyd einen Joint reingezogen und uns auf eine Wiese gelegt und einfach genossen…
Unabhängig von der Droge hatten wir keine Ablenkung über Bildschirme vor unseren Gesichtern…
Auf jeden Fall werde ich die Hypertrophie des Sehens, das so viele Neurosen in unserer Gesellschaft hervorgerufen hat nicht dadurch unterstützen, dass ich mich an derlei Plattformen, die nur auf das visuelle aus sind und nur auf Selbstdarstellung abzielen, beteilige.
Bezirksgruppe Hessen DBSV 02.11.2021
Für diese Gruppe durfte ich einen ähnlichen Vortrag halten, wie einer oben für die Frauengruppe erwähnt war.
Auch dieser Vortrag wurde überlang, weil er online nach Feierabend stattfand. Auch hier kamen so viele Fragen und das Interesse war unglaublich. Das sollten teilweise meine alten Lehrer an der Blindenschule mal erleben. Die sparten nämlich z. B. das Thema Optik im Physikunterricht mit der Begründung aus, dass Optik mit Licht zu tun habe, und deshalb für Blinde nicht wichtig sei. Ich darf hier am Rande erwähnen, dass ich schon mal einen Vortrag für Einsteiger hielt, als ich ganz neu in einem Astronomieverein eingetreten war. Der Person, die das anfragte, war es, als sie mich vier Wochen danach nochmal anrief äußerst peinlich, dass sie mich als blindes Mitglied um diese Aufgabe bat. Ich musste ihn enttäuschen. Der Vortrag war schon fertig und vorbereitet. Auf der letzten Folie enthüllte ich mein kleines Problem. Der Vortrag kam sehr gut an und zeigte mal wieder, na was wohl, wie … die Astronomie ist.
Auch Leiter gewisser Bezirksgruppen der Blindenverbände lehnten mich wegen angeblich mangelnden Interesses ihrer meist älteren Mitglieder ab. Als ich in selbiger Gruppe an eine andere Türe klopfte, wurde ich vor lauter Interesse, Begeisterung und Fragen fast überrannt.
So viel zum Desinteresse von Blinden an Astronomie und Weltraum und zur Einschätzung derer über die Interessen der Mitglieder der Gruppe, die sie leiten…
Haus der Astronomie 14.12.
So, und nun kommen wir endgültig zum Schluss und Finale unseres Jahresrückblickes.
Ich bin schon seelisch und inhaltlich stets mit dem Haus der Astronomie in Heidelberg verbunden. Immer wollte ich es mal besuchen, was mir vor der Pandemie leider nie gelungen ist, und in Mitten in ihr sowieso nicht mehr. Dennoch hat mich ein Professor dort angefragt, ob ich für eine Serie von Vorträgen einen Beitrag liefern würde. Das ist der Professor, der mich auch immer bei meinen Vorträgen der Astronomischen Gesellschaft unterstützte, mit dem ich auch den erwähnten Online-Vortrag bei der AG durchführte, der mit mir die ganze Technik testete, der mein Buch gelesen hat und der dieses auch öffentlich empfohlen hatte im Outreach-Workshop der AG. Auch diesem Online-Vortrag stand eine technische Prüfung bevor, denn da kam wieder mal eine Software zum Einsatz, die ich bisher noch nicht kannte. Was machen wir, wenn die Software nicht zugänglich sein würde. Ich wollte ja neben meinen Folien auch Sounds einspielen. Das ganze erwies sich aber als weniger problematisch, als wir beide dachten. Wir planten so vieles, z. B. eine Telefonverbindung, einen Zugang zu meinem Rechner über Teamviewer, mit welchem ich ihm dann die komplette Steuerung meines Rechners übergeben hätte, wir planten, wie ich den Chat auf welchem die Fragen rein kommen würden und vieles mehr. Er übernahm den Chat, weil ich ja im Vortrag über deren Studio verbunden war, und der Chat über Youtube rein kam, weil der Vortrag gestreamt wurde. So eine Reichweite hatte ich nur selten, denn bis heute haben sich fast 2000 Besucher den Vortrag über Youtube angesehen. Beim Stream waren es so gegen 100 direkt. Ich hatte große Angst vor diesem Vortrag. Nicht wegen dessen Inhalts, aber wegen der Technik. Meine Arbeitsplatzassistenz wieß ich an, beim Vortrag bei mir im Büro zu bleiben, die Bildschirme zu bewachen, eine Hand an meiner Maus zu haben, wenn etwas passieren sollte. Und was soll ich euch sagen, es geschah nichts, was nicht passieren hätte sollen. Stück für Stück bauten wir angefangen mit einer Telefonverbindung den Kontakt für die Online-Software auf, erst die Sprache, dann das Video, dann die Folien, dann die Anpassung der Bildschirme und dann, welch ein Wunder stand alles, und blieb auch über den ganzen Vortrag hinweg stabil. Da ich relativ frei vortrage und nur einige Notizen in Punktschrift und einen Presenter für das Umschalten der Folien benutze, gerät das manchmal außer Kontrolle. Ich rede, und vergesse die Folie umzuschalten. Mein Professor aus dem Off meldete sich dann gleich bei mir. Das ist nur an einer Stelle passiert, was bei zwanzig Folien vertretbar ist.
Wer mag, kann sich den Vortrag nochmal hier zu Gemüte führen.
OK, manchmal muss man hier etwas andere Wege gehen, aber die Astronomie zeigt uns mal wieder, das … Ich will mich nicht schon wieder wiederholen…
So, meine lieben, das ist mein Jahresrückblick für 2021. Ich danke euch allen, die ihr meinen Blog lest. Ich danke vor allem jenen, die meine länglichen Artikel aushalten.
Ich habe ja einen Vorsatz für dieses Jahr, dass meine Artikel kürzer werden. Aber dieser gildet noch nicht, denn der ist im Laufe des letzten Jahres entstanden.
Es erfüllt mich als blinden Menschen mit einem gewissen Stolz, dass wir quasi den größten deutschen Astronomen in „unserer“ Gemeinschaft haben: Johannes Kepler sah sehr schlecht. Seine Seheinschränkung beruhte auf einer Pockenerkrankung. Niemand kann heute sagen, wie viel oder wie wenig Kepler vom Sternenhimmel letztlich mit seiner Seheinschränkung gesehen hat.
Seine Situation verbesserte er selbst, indem er Teleskope mit Sammellinsen entwickelte (Keplerteleskop). Eigentlich wollte Kepler beweisen, dass die Planeten sich auf kreisförmigen Bahnen bewegen und dass diese Bahnen einer kosmischen Harmonie gehorchen. Da dies insbesondere mit der Marsbahn, deren Exzentrizität doch sehr stark von der Kreisbahn abweicht, nicht klappen wollte, schloss er letztendlich, dass Planeten sich auf elliptischen Bahnen um ihre Gestirne bewegen. Die drei von ihm gefundenen Gesetze sind:
Keplersches Gesetz:
Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.
Keplersches Gesetz:
Eine von der Sonne zum Planeten gezogene Verbindungslinie, genannt „Fahrstrahl“, überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen.
Keplersches Gesetz:
Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen (Kuben) der großen Bahnhalbachsen.
Im Zusammenhang mit Johannes Kepler muss leider auch die Tragödie erwähnt werden, dass seine Mutter mit der Inquisition in Konflikt kam und nur mit Keplers Hilfe einem Hexenprozess entgehen konnte.
Kepler hatte in Tycho Brahe einen ganz hervorragenden Beobachter des Himmels. Tycho kannte den Himmel so gut, dass ihm am Abend des 11. November 1572 die Supernova im Sternbild Kassiopeia auffiel. Er prägte auch den Begriff der „Stella Nova“, da er sie für einen neuen Stern hielt. Von da an war klar, dass die Fixsterne gar nicht so unveränderlich sind wie immer angenommen.
Tycho hatte auch eine leichte Einschränkung. Er verlor in einem Duell seine Nase und trug deshalb eine metallene Nasenprothese.
Der Podcast Radiowissen des Bayrischen Rundfunk hat gestern zu ehren des 450 Geburtstages von Johannes Kepler eine sehr schöne Sendung veröffentlicht, die sehr gut zusammenfasst, was Keplers Leistungen waren.
Ihr könnt sie hier herunterladen und anhören.
Ich erwähnte schon oben, dass Keplers Mutter nur knapp einem Hexenprozess entrinnen konnte. Johannes Kepler setzte sich mit all seinen Netzwerken für sie zum Glück erfolgreich ein.
Wer sich für diese Geschichte interessiert, findet hier mehr Informationen.
Wir hatten im Adventskalender in Türchen 21 erfahren, wie er trotz der Tatsache, dass er völlig mittellos war, seinem Unterstützer ein Geschenk machen konnte, dass die Mathematiker noch über vierhundert Jahre beschäftigen sollte. Alles über deren Kopfzerbrechen, über Schneeflocken und gestapelte Orangen findet ihr in diesem Artikel.
In Türchen 22 konnten wir uns einen akustischen Eindruck davon machen, wie Johannes Kepler sich das vorstellte, dass alle Bahnen der Planeten harmonisch musikalischen Gesetzen gehorchen sollten.
Nicht zuletzt war Kepler ein großartiger Vordenker, was die Reise zum Mond betraf.
Vor langer Zeit schrieb ich über diese Keplersche Mondfahrt.
Wünschen wir Johannes Kepler alles gute. Sein Lebenswerk ist bis zum heutigen Tag unverzichtbar in Raumfahrt und Weltraumforschung.
Sie geben uns Hoffnung, sollen Glück bringen und erfüllen angeblich unsere Wünsche, die Sternschnuppen. Viel haben wir hier im Adventskalender schon über sie gehört. Wass aber, wenn die Teilchen, die kleinen Geschenkchen aus dem All größer als diejenigen sind, die als Leuchtspur in der Atmosphäre als Sternschnuppe uns erfreuen? Dann werden sie genau zu dem, was in der Überschrift steht, zu einem Himmelsgeschenk, das keiner haben möchte.
Dann verglühen sie nicht und zerfallen zu Staub, sondern es kommt noch etwas bei uns unten an. So ein Etwas durfte ich 1987 nach einem Vortrag von Prof. Rudolf Kippenhahn mal betastet. Ein großer tropfenförmiger Eisenstein, ein Meteorit. Spätestens nach diesem Ereignis war ich im Herzen Astronom geworden.
Aber zurück zu unserer Frage. Was passiert, wenn die harmlose Sternschnuppe etwas mehr Gewicht und Volumen auf die Waage bringt?
Das Tunguska-Ereignis bestand aus einer oder mehreren sehr großen Explosionen (daher auch Tunguska-Explosion am 30. Juni 1908 im sibirischen Gouvernement Jenisseisk, der heutigen Region Krasnojarsk, deren Ursache sich bisher nicht zweifelsfrei klären ließ. Das Ereignis fand in der Nähe des Flusses Steinige Tunguska (Podkamennaja Tunguska) im Siedlungsgebiet der Ewenken statt.
Als wahrscheinlichste Ursache gilt der Eintritt eines Asteroiden – des nach der Region benannten Tunguska-Asteroiden – oder eines kleinen Kometen in die Erdatmosphäre, wo er in einigen km Höhe explodierte. Nach neueren Erkenntnissen ist auch eine vulkanische Eruption nicht auszuschließen. Es gab sogar Spekulationen darüber, dass es ein kleines Schwarzes Loch oder gar eine außerirdische Lebensform gewesen sein könnte…
Zum Glück fand das Ereignis in relativ unbewohntem Waldgebiet statt. Aber noch Jahrzehnte danach waren, die Schäden noch sichtbar.
Und noch einer:
Der Meteor von Tscheljabinsk war ein am 15. Februar 2013 um etwa 9:20 Uhr Ortszeit (4:20 Uhr MEZ) weithin sichtbarer Meteor in der Tscheljabinsker Oblast rund um die Stadt Tscheljabinsk im russischen Ural,[4] nachdem ein Meteoroid bzw. kleiner Asteroid in die Erdatmosphäre eingetreten war.
Es handelte sich um den größten bekannten Meteor seit über 100 Jahren. Ein noch größerer Meteor könnte zuletzt beim Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 in die Erdatmosphäre eingedrungen sein. Bisher einmalig für einen Meteoritenfall ist auch die hohe Zahl der verletzten Personen von rund 1500 – die meisten allerdings durch splitterndes Fensterglas.
Viele werden schon davon gehört haben, dass vor 65 Mio Jahren ein großer mehrere Kilometer durchmessende Asteroid auf dem Amerikanischen Kontinent auf die Erde aufgeschlagen ist. Durch den Einschlag wurde so viel Staub, Ruß und anderes in die Atmosphäre geschleudert, dass sich die Sonne derart verfinsterte, dass es eine dramatische Klimakatastrophe mit Abkühlung gab, an welche sich die gigantischen Saurier nicht rasch genug anpassen konnten, und vermutlich auch große Teile ihrer Nahrungskette verloren. Man geht von mindestens drei derartiger Katastrophen aus, die entweder einen Neustart des Lebens bedeuteten, quasi ein „Reset Evolution“ oder gravierende Veränderungen zeitigten…
Das Nördlinger Ries ist ein Becken, das auch auf einen etwa 2 km großen Asteroiden schließen lässt. Es gibt noch weitere Krater, die diesen Ursprunges sind. Auf der Erde sind die manchmal gar nicht so leicht zu finden. Wind, Wasser, Vulkanismus und sonstige Beben formen die Erde stets um. Ihre Oberfläche ist somit allenfalls verwischte Erdgeschichte.
Nichts desto Trotz zeigen uns obige Ereignisse, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, sich mit der Möglichkeit weiterer, vielleicht dann gefährlicherer, Einschläge zu beschäftigen. Jede Sternschnuppe, möge sie die Wünsche des Betrachters erfüllen, ist uns eine ungefährliche Mahnung darüber, dass permanent Staub, Trümmer, Steinchen, auf die Erde fallen. Im Falle der Schnuppe, ist das völlig harmlos und kann entspannt unter „Einfach schön“ geführt werden.
Wächst sich so ein Bröckchen allerdings mal in den Bereich so um viele Meter bis gar Kilometer aus, dann wird es, wenn man das Teil nicht vorher mit einem Teleskop entdeckt, um Maßnahmen einzuleiten, eventuell gefährlich.
Andererseits ist es so, dass die Zeit, bis so etwas vielleicht mal in tausenden Jahren geschieht, nicht unbedingt gegen uns arbeitet. Die Teleskope, die Himmelsdurchmusterung und Messgeräte, wie Radar, werden immer empfindlicher und präziser. Schon Brocken mit wenigen Metern Durchmesser können entdeckt werden, in so fern sie sich auf der Nachtseite der Erde befinden, damit sie von der Sonne angestrahlt werden können.
Wird ein Objekt entdeckt das so ein gefährlicher Kandidat sein könnte, dann wird er vermessen und seine Flugbahn genau beobachtet.
Es prägt sich hier dann tatsächlich eine Art Hitparade aus, welche Kandidaten die ersten Plätze belegen. Das ändert sich, desto mehr man über einen Asteroid, sein vermutetes Gewicht und seine Bahn weiß.
Natürlich ist es so, dass ein anfänglich für harmlos befundener Brocken in der Hitliste aufsteigen könnte, weil man merkt, „Hoppla“, der könnte ja doch …
Das geschieht aber sehr selten, weil es einfach im leeren Raum so ist, dass sich zwei Körper sehr selten treffen.
Außerdem bewahrt uns in den meisten Fällen unser „Staubsauger“ Jupiter davor, weil er durch seine enorme Gravitations-Wechselwirkung sich der Störenfriede entweder entledigt, indem er sie aus dem Sonnensystem wirft, bzw. sie sich gleich selbst einverleibt oder ihre Bahn so verändert, dass sie nimmermehr uns in die Quere kommen können.
Also, was tun, wenn wir so ein ungewolltes Geschenk erwarten müssen?
Im ersten Schritt sollte sich die Menschheit vereinen, Russland, USA, China, etc. Es geht dann nur noch um ein Ziel, den Asteroiden abzuwehren. Da müssen dann alle anderen Feden hintan stehen.
Es zeigt sich ja, z. B. auf Konferenzen, auf der Raumstation etc. dass dieses auf wissenschaftlicher Ebene durchaus schon sehr erfolgreich funktioniert.
Nun wird jede Weltraumnation im Sinne der Rettung der Welt zunächst mal eine Erkundungsmission hin schicken, bzw. einer macht das stellvertretend, und um die Kosten zu reduzieren, für alle.
Diese Mission wird Klarheit darüber bringen, wie man dem Asteroiden am effektivsten auf den Leib rückt.
Ganz wichtig ist an dieser Stelle, dass man analysiert, wie seine Oberfläche beschaffen, er in seinem Inneren aufgebaut ist, und woraus er im wesentlichen besteht.
Danach kann man dann die geeignete Maßnahme ergreifen, um ihn aus dem Weg zu räumen.
Ist das Objekt stabil und hart, dann könnten einige gleichzeitig mit Raketen abgefeuerte Projektile den Asteroid leicht aus seiner Bahn lenken. Das muss nicht viel sein. Auf die Entfernung summiert sich das und reicht, dass wir verschont bleiben.
Wäre das Objekt eher porös, wie z. B. ein Komet, dann wäre diese Art der Problemlösung vielleicht sogar äußerst kontraproduktiv und würde die Gefahr verschlimmern und unkalkulierbarer machen. Das Objekt könnte in viele Teile zerbrechen, von welchen jedes dann für sich eventuell wieder eine potentielle Gefahr darstellte.
In den meisten Fällen dürfte es günstiger sein, den Asteroid möglichst am Stück zu lassen.
Es gibt Studien der ESA, die erforschten, ob man ein relativ schweres Raumschiff starten könnte, das über Jahre oder Jahrzehnte parallel zum Asteroid fliegen könnte, um ihn nach und nach mittels Gravitation ganz leicht von seiner Bahn weg zu ziehen. Das ist gar nicht so einfach. Die Düsen dieses Raumschiffs dürfen beispielsweise nicht den Asteroid anblasen, weil das ihn ja in die entgegen der gewollten Richtung schieben würde.
Eine weitere spannende Überlegung wäre, ob man den Asteroid zumindest zur Hälfte oder so, anmalen sollte. Das führte dazu, dass sich die Absorbtion des Sonnenlichts veränderte. Dieses übt einen leichten Druck auf den Asteroid aus, der ihn, genügend Zeit vorausgesetzt, etwas aus seiner Bahn drücken sollte.
Wer den Asteroiden anmalen soll und wie man diese Gravity-Aktion durchführen kann, weiß ich jetzt nicht genau.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass man den Asteroid mittels von einer Atombombe erzeugten Druckwelle verschiebt. Das bedeutet, dass man die Bombe nicht auf den Körper werfen würde, sondern davor zünden. Auf ihn werfen, könnte ihn ja zerbrechen lassen, was man nicht möchte.
Hoffen wir, dass die Asteroidchen, mit denen wir es zu tun bekommen,, wirklich nur Sternschnuppen sind, die uns erfreuen
und unsere Wünsche erfüllen.
Was lernen wir daraus?
So ein ungewolltes Geschenk kann man nicht einfach beim nächsten Weihnachtsfest bei einem Stammtisch verwichteln, damit wir es los sind.
So etwas könnten wir nur als ganze und geeinigte Menschheit angehen und lösen. Zu Frieden und Gemeinschaft ruft Weihnacht uns jedes Jahr neu auf.
So, und heute verbirgt sich hinter unserem Türchen mal wieder etwas auf die Ohren. Es wird etwas technisch werden, aber das wichtigste ist das Geräusch selbst. Mögen sich auch diejenigen untereuch daran erfreuen, die normalerweise nicht so technisch unterwegs sind.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Sternschnuppen kann man auch hören. Und darum geht es in diesem letzten Kalenderblatt, welches von Sternschnuppen handelt.
Hörbar sind Sternschnuppen tatsächlich zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen. Empfänger plus Antenne istgleich Radio.
Der Sender steht in Frankreich und das Radioprogramm selbst gestalten die Sternschnuppen selbst.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Als Einstieg in den Empfang von Signalen des GRAVES Radars empfiehlt es sich, den Aufsatz von Rob Hardenberg, mit Rufzeichen PE1ITR, zu lesen.
Dank @dbsv-jugendclub gibt es hier einen Link, wie sich das anhört.
Ich hoffe, der Sound fasziniert euch ebenso, wie mich. „Sternschnuppen hören“