Der heilige Nikolaus, bekannt als Patron der Seeleute, spielt eine faszinierende Rolle in der Geschichte der Seefahrt, die eng mit den Herausforderungen und Gefahren auf hoher See verknüpft ist. Seine Schutzfunktion für Seeleute geht auf Legenden und Geschichten zurück, die ihn als helfenden und rettenden Heiligen darstellen.
ein Sinnbild für Hoffnung und Zuversicht in einer Zeit, in der die Navigation auf hoher See noch extrem schwierig war. Nicht selten verfuhr man sich oder schiffe gingen sogar für immer verloren.
Die Herausforderungen der Navigation
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit, als die Legenden über Nikolaus weit verbreitet waren, war die Navigation auf den Ozeanen extrem schwierig. Seeleute waren auf wenige, oft unzuverlässige Hilfsmittel angewiesen:
- Astrolabium und Quadrant: Diese Instrumente ermöglichten es, anhand der Position von Sonne oder Sternen die geografische Breite zu bestimmen. Doch bei bewölktem Himmel waren sie nutzlos.
- Logbuch und Sanduhr: Um die Geschwindigkeit zu schätzen, wurden einfache Methoden wie das „Logwerfen“ genutzt, bei dem ein Stück Holz ins Wasser geworfen wurde, dessen Geschwindigkeit man über eine Sanduhr maß. Eine präzise Orientierung war aber kaum möglich.
- Kompass: Der magnetische Kompass erleichterte zwar die Bestimmung der Himmelsrichtungen, doch auch er war anfällig für Abweichungen und Interpretationsfehler.
Er zeigt ja nur Norden an, mehr aber auch nicht. - Seekarten: Frühzeitige Karten waren oft ungenau und unvollständig, was zu gefährlichen Fehlentscheidungen führte.
Die größte Herausforderung jedoch war die Bestimmung der geografischen Länge, die bis ins 18. Jahrhundert ungelöst blieb. Ohne sie konnte man auf offener See nicht genau feststellen, wie weit östlich oder westlich man sich befand. Das machte lange Reisen zu einem Glücksspiel, bei dem Stürme, Strömungen und unentdeckte Riffe häufig zu Schiffbrüchen führten.
Wie man es dennoch versuchte
Wie wir alle wissen, wurde die See trotz dieser Probleme mehr oder weniger Erfolgreich befahren. Selbst Kolumbus verfuhr sich, wie man weiß. und ein mal rettete ihm vermutlich eine richtig vorhergesagte Mondfinsternis das leben.
Hier kurz die Ansätze, wie man es dennoch versuchte.
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- Zeitvergleich mit Häfen oder Referenzpunkten
Ohne präzise Uhren war es schwierig, die lokale Zeit eines Hafens mit der Zeit an Bord zu vergleichen. Dennoch versuchten Seefahrer oft, die Zeitverschiebung zwischen bekannten Orten (z. B. einem Heimathafen) und ihrer aktuellen Position zu schätzen. Oft wurden zur Mittagszeit Kanonen abgeschossen, die 12 Uhr Mittags anzeigten, bzw. es gab auch visuelle Systeme dafür. - Mondentfernungsmethode (Lunar Distances)
Diese Methode beruhte auf der Beobachtung der Winkelentfernung zwischen dem Mond und bestimmten Fixsternen. Da sich der Mond relativ zur Erde bewegt, variiert seine Position am Himmel ständig. Astronomen hatten Tabellen (Almanache) erstellt, die die Mondposition zu einer bestimmten Zeit für einen Referenzmeridian (z. B. Greenwich) angaben.
Und so funktionierts:
* Der Navigator misst mit einem Sextanten den Winkelabstand zwischen dem Mond und einem Stern.
* Mithilfe der Tabellen kann die Zeit auf dem Referenzmeridian berechnet werden.
* Durch Vergleich mit der lokalen Sonnenzeit (z. B. durch Beobachtung des Sonnenhöchststands) wird der Längengrad bestimmt.Diese Methode war äußerst komplex und erforderte präzise Instrumente sowie umfangreiche Tabellen. Außerdem waren genaue Messungen oft durch Wetterbedingungen, Wellenbewegungen und ungenügende Sicht erschwert.
- Beobachtung der Jupitermonde
Der italienische Astronom Galileo Galilei schlug vor, die Bewegungen der Jupitermonde als „himmlische Uhr“ zu nutzen. Die exakten Zeitpunkte, zu denen die Monde in den Schatten des Planeten eintreten oder ihn wieder verlassen, waren vorherberechnet und in Tabellen festgehalten. Mit solchen Tabellen wurde auch entdeckt, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich sein muss.
Diese Methode war auf einem schwankenden Schiff nahezu unmöglich, da ein Teleskop für eine präzise Beobachtung notwendig war. Sie war daher nur an Land praktikabel. - Schätzung durch „Dead Reckoning“:
„Dead Reckoning“ (Koppelnavigation) war keine direkte Methode zur Bestimmung des Längengrades, wurde aber oft verwendet, um die Position zu schätzen.
Basierend auf dem bekannten Ausgangspunkt und der zurückgelegten Strecke (geschätzt anhand der Geschwindigkeit des Schiffs und der Zeit) sowie der Richtung (Kompass), berechnete man die Position.
Strömungen, Winde und Ungenauigkeiten führten oft zu erheblichen Abweichungen. Über längere Strecken summierten sich die Fehler. - Magnetische Deklination
Manche Seefahrer versuchten, die Abweichung des magnetischen Nordens vom geografischen Norden (Deklination) zu nutzen, um ihre Position zu bestimmen. Da die magnetische Deklination regional unterschiedlich ist und in Karten verzeichnet war, konnte sie als Anhaltspunkt dienen.
Diese Methode war ebenfalls sehr ungenau, da die Deklination nicht konstant war und Karten oft veraltete Werte enthielten.
Fazit
Vor der Einführung schiffstauglicher Uhren im 18. Jahrhundert (wie denen von John Harrison) war die Längengradbestimmung ein hochkomplexes und unsicheres Unterfangen. Obwohl die Mondentfernungsmethode ein theoretischer Durchbruch war, blieb sie in der Praxis fehleranfällig. Erst mit der Entwicklung präziser Uhren, die die Zeit eines Referenzmeridians unabhängig von den Bedingungen an Bord bewahren konnten, wurde die Navigation erheblich sicherer. Die Einführung dieser Chronometer revolutionierte die Seefahrt und machte das Reisen über lange Distanzen präziser und weniger gefährlich.
Und heute, in Zeiten von GPS, ist die Navigation auf hoher See quasi bei jedem Wetter ein „Kinderspiel“.
Nikolaus als Schutzheiliger
In dieser gefährlichen Welt wurde der heilige Nikolaus zu einem Symbol des Schutzes. Einer Legende zufolge rettete Nikolaus in einem Sturm ein Schiff und dessen Besatzung, indem er durch Gebete das Meer beruhigte. Diese Erzählung spiegelte die Sehnsucht der Seeleute nach göttlichem Beistand wider, da ihr Leben oft von unberechenbaren Naturgewalten abhängt.
In Häfen und auf Schiffen wurden ihm Altäre und Bilder gewidmet. Seeleute trugen häufig Amulette oder riefen ihn in Gebeten an, bevor sie in See stachen. Seine Fürsprache galt nicht nur dem Schutz vor Stürmen, sondern auch der sicheren Heimkehr zu ihren Familien.
Auch heute noch wird Nikolaus als Patron der Seeleute verehrt. Viele Kirchen und Kapellen in Küstennähe sind ihm geweiht, und sein Gedenktag, der 6. Dezember, wird in vielen Hafenstädten feierlich begangen. Er erinnert an eine Zeit, in der Navigation auf hoher See eine waghalsige Unternehmung war und der Glaube an den Schutz durch den Heiligen Nikolaus den Menschen Trost und Hoffnung schenkte.
Und nach diesen vielleicht etwas verwirrenden Fakten, rund um Navigation auf hoher See, gibt es nun die literarische Entspannung für euch.
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/
Lieber Gerhard,
herzlichen Dank für die spannende Zusammenfassung zur Navigation.
Liebe Grüße, Eva
Lieber Gerhard,
ich lese bzw. höre gerade das Buch über die Entdeckung der Titanic, das du mir so sehr empfohlen hast. Und sogar dort erfährt man, dass selbst Anfang des 20sten Jahrhunderts die Positionsbestimmung des Längengrads noch problematisch war. Es gab daher lange widersprüchliche Angaben zur Position der Titanic, als sie gesunken ist, und der Carpathia, die sich mehr oder weniger in ihrer Nähe befunden haben soll.
Leider ist das von dir angesprochene GPS heutzutage in diesen leider so unsicheren Zeiten der internationalen Konflikrte zwischen Russland und Ukraine wegen der absichtlichen Störung durch die Kriegsparteien auch nicht mehr zuverlässig. Fast auf jedem Flug, der an diesen Ländern vorbeiführt, fällt es aus, wie einige Piloten berichten.