Türchen 19 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Verletzlichkeit

Meine lieben,
im gestrigen Türchen schauten wir uns das Wunder und Geheimnis des Lebens an.
Das ganze wird noch wunderbarer, seit wir die Möglichkeit haben, unsere Erde aus dem All zu betrachten. Leider haben diese Möglichkeit bisher noch nicht viele Menschen gehabt.
Bis heute, 19.12.2024, hatten insgesamt 673 Menschen die Gelegenheit, die Erde aus dem All zu betrachten.
Diese Zahl umfasst alle Personen, die einen Flug in mehr als 100 km Höhe über der Erdoberfläche absolviert haben, entsprechend der Definition der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), die die Kármán-Linie in 100 km Höhe als Grenze zum Weltraum betrachtet.
Angesichts der Tatsache, dass schätzungsweise über 100 Milliarden Menschen jemals auf der Erde gelebt haben, ist der Anteil derjenigen, die unseren Planeten aus dem All sehen konnten, verschwindend gering.
Aber viele derjenigen, welchen dieser Anblick vergönnt war, kamen verändert zurück.

Wenn wir die Erde aus dem All betrachten, offenbart sich uns eine faszinierende Perspektive, die uns Demut lehrt und uns gleichzeitig staunen lässt. Die Erde, ein strahlender blauer Edelstein, schwebt in der tiefen Schwärze des Weltalls. Diese Ansicht, von Astronauten oft als „Overview Effect“ bezeichnet, hat die Kraft, unsere Wahrnehmung von unserem Planeten und unserer Rolle darauf tiefgreifend zu verändern.
Von oben gesehen wird sichtbar, wie zerbrechlich unser Planet ist. Die hauchdünne Atmosphäre, die wie ein zarter Schleier die Erde umhüllt, ist alles, was uns vor den lebensfeindlichen Bedingungen des Weltalls schützt. In dieser Perspektive wird deutlich, dass die Grenzen, die wir Menschen auf der Erdoberfläche gezogen haben, vollkommen bedeutungslos sind. Keine Staatsgrenzen, keine politischen Konflikte, nur eine vereinte Welt, das geeinte Terra, mit uns Terranern darauf.
Doch nicht nur die Zerbrechlichkeit fällt ins Auge, sondern auch die unglaubliche Schönheit. Die Wolkenwirbel über den Ozeanen, die leuchtenden Grünflächen der Regenwälder, die majestätischen Konturen der Gebirgsketten – all das verschmilzt zu einem Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Besonders beeindruckend ist der Anblick der Erde bei Nacht: Die Lichter der Städte zeichnen ein glitzerndes Muster, das die Menschheit auf dem Planeten sichtbar macht. Es ist eine stille Botschaft unserer Kreativität und unseres Strebens nach Gemeinschaft.
Gerade in der Weihnachtszeit bekommt diese Perspektive eine besondere Bedeutung. Die glitzernden Lichter, die wir in den Städten und Häusern entzünden, spiegeln das Licht der Hoffnung und der Freude wider, das wir in dieser festlichen Zeit teilen. Es ist, als ob unser Planet selbst ein Teil des Weihnachtswunders wäre, das uns alle verbindet und daran erinnert, wie wichtig Frieden, Liebe und Gemeinschaft sind.
Astronauten berichten oft von einem tiefen Gefühl der Verbundenheit, wenn sie die Erde aus dem All sehen. Juri Gagarin, der erste Mensch im All, beschrieb diesen Moment so: „Von hier oben ist die Erde wunderschön, ohne Grenzen oder Begrenzungen.“ Auch der deutsche Astronaut Reinhard Furrer fasste seine Eindrücke mit poetischen Worten zusammen: „Das Blau ist das Mittelmeer. Wir sind darüber hinweg. Wir sind gar nicht mehr da!“ Diese Aussagen spiegeln die Ehrfurcht wider, die der Anblick der Erde auslöst. Jessica Meir, eine Astronautin und Meeresbiologin, erinnerte daran: „Aus unserer Sicht von der Raumstation ist es klar, dass unser Planet wirklich ein blauer Planet ist. Erinnern wir uns daran und tun wir unser Bestes, um uns um die Ozeane unseres Planeten zu kümmern.“
Ein weiteres Beispiel für den besonderen Blick auf die Erde ist das berühmte Bild „Pale Blue Dot“, das von der Raumsonde Voyager 1 im Jahr 1990 aufgenommen wurde. Aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern erscheint die Erde darauf nur noch als winziges, bläuliches Pixel im unendlichen Schwarz des Weltalls. Der Astronom Carl Sagan beschrieb dieses Bild mit den Worten: „Betrachtet diesen Punkt. Das ist hier. Das ist unser Zuhause. Das sind wir. Auf ihm hat jeder, den ihr liebt, jeder, den ihr kennt, jeder, von dem ihr jemals gehört habt, jedes menschliche Wesen, das je existiert hat, sein Leben gelebt… Die Erde ist nur eine winzige Bühne in einer riesigen kosmischen Arena.“ Dieses Bild ist eine eindringliche Erinnerung daran, wie klein und verletzlich unser Planet ist und wie wichtig es ist, ihn zu schützen.
Der Anblick lässt uns begreifen, wie kostbar und einzigartig unser Heimatplanet ist – ein Ort, der inmitten eines scheinbar endlosen Universums Leben beherbergt. Der Blick aus dem All konfrontiert uns auch mit der Verantwortung, die wir für diesen Planeten tragen. Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung der Ressourcen sind Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Der Anblick der Erde aus dem All erinnert uns daran, dass wir nicht die Besitzer, sondern die Hüter dieses wundervollen Planeten sind.
Vielleicht können wir uns von dieser Perspektive inspirieren lassen. Lasst uns mit offenen Augen und Herzen auf unsere Welt blicken, als würden wir sie zum ersten Mal sehen – mit Staunen, Dankbarkeit und einem tiefen Gefühl der Verantwortung. Die Erde ist unser Zuhause, und ihre Schönheit und Zerbrechlichkeit verdienen unseren Schutz. Möge uns die Weihnachtszeit daran erinnern, dass wir durch Liebe und Mitgefühl das Licht und die Hoffnung auf unserem wundervollen Planeten lebendig halten können.

Und damit, wie alle Tage wieder:
https://www.blautor.de/der-blautor-adventskalender/

2 Gedanken zu „Türchen 19 des Blindnerd-Adventskalenders 2024, Verletzlichkeit“

  1. Zum Thema Licht und vor allem künstliche Beleuchtung muss ich unbedingt was loswerden: Je nachdem mit welchen Möglichkeiten man das misst (VIIRS-DNB – ein Messgerät eines Satelliten oder Globe at Night – ein Forschungsprojekt wo man beobachten kann welche Sterne sichtbar sind) nimmt die künstliche Beleuchtung jedes Jahr zwischen 2% (Satellit) und 8% (Globe at Night) zu.

    Das hat negative Auswirkungen auf: Fledermäuse, Nachtfalter (und weitere Insekten), Vögel, Igel etc aber auch auf Bäume, sogar Fische und andere Wasserlebewesen.
    Sogar Effekte auf das Immunsystem und den Schlafrhythmus des Menschen gibt es. (Falls hier jemand an meinen Quellenangaben interessiert ist, mailt mir gerne. eva.c.weiss.work@gmail.com
    Alles klein geschrieben) Alternativ kann ich auch ein paar Podcast Folgen raus suchen, falls gewünscht.

    Ein Plädoyer für “vernünftige Beleuchtung und nicht “immer mehr und immer heller”.

    Herzliche Grüße, Eva Weiß

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