Eine Friedensaktivistin feiert Geburtstag


Meine lieben,

was für ein Jahr. Und schon wieder ist mir eine Jubilarin fast durch gegangen. Im Grunde habe ich von einem anderen Jubilar der in diesem Jahr sein einhundertstes feiert, davon erfahren. Ja, genau, durch das Radio.
im Namen der gesamten Menschheit möchte auch ich herzlich das 25-jährige Bestehen der Internationalen Raumstation (ISS) feiern. Genau genommen war ihr Geburtstag gestern, am 20.11.1998, aber man muss ja hinterher kommen mit dem Schreiben.

Die Friedensaktivistin

Gerade in diesen Zeiten ist es ganz wichtig, auf die ISS zu schauen. Sie ist ein Zeichen des Friedens und ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Menschheit als ganzes tatsächlich großes vollbringen kann, wenn grenzen, Nationalitäten, politische Differenzen und andere Barrieren überwunden werden.
Es gibt so viele Aspekte, welche die Raumstation ausmachen.
Sie ist technisch vermutlich die komplexeste Maschine, die je von Menschen gebaut wurde.
Mich fasziniert und begeistert, wieviele Nationen Hand in Hand an dieser Maschine bauen

im Januar 2022 waren 15 Nationen als Partner am ISS-Projekt beteiligt:

  • die Vereinigten Staaten,
  • Russland,
  • Kanada,
  • Japan,
  • Brasilien,
  • Belgien,
  • Dänemark,
  • Frankreich,
  • Deutschland,
  • Italien,
  • die Niederlande,
  • Norwegen,
  • Spanien,
  • Schweden und
  • die Schweiz.

Viele weitere Nationen hatten bzw. haben Versuche auf der ISS laufen.

Meilensteine der Wissenschaft

Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen. Ich kann mich noch gut an das erste Modul erinnern, das ins All gebracht wurde. Tja, lang ist’s her, als es noch die guten alten Spaceshuttle gab.
Die ISS hat eine Fülle von wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglicht, von Fortschritten in der Mikrogravitationsforschung bis hin zu Entwicklungen in den Lebenswissenschaften.
Hier einige Beispiele aus der Forschung:

  1. Mikrogravitationsforschung:
    Die Schwerelosigkeit in der ISS-Umgebung ermöglicht es Wissenschaftlern, Phänomene im Bereich der Mikrogravitation zu studieren. Dies führte zu Erkenntnissen über Veränderungen in biologischen Prozessen, Zellwachstum und Entwicklungsprozessen bei Tieren und Pflanzen.
  2. Medizinische Forschung:
    Studien zur Auswirkung der Mikrogravitation auf den menschlichen Körper haben wichtige Erkenntnisse zur Gesundheit von Astronauten geliefert. Dies schließt Forschung zu Knochenverlust, Muskelatrophie und den Auswirkungen auf das Immunsystem ein.
  3. Materialwissenschaft:
    In der Schwerelosigkeit verhalten sich Materialien anders als auf der Erde. Die ISS dient als Testumgebung für die Entwicklung neuer Materialien und die Untersuchung ihrer physikalischen Eigenschaften, einschließlich der Produktion von Legierungen und Verbundwerkstoffen.
  4. Pflanzenforschung:
    Experimente auf der ISS haben gezeigt, wie Pflanzen auf Schwerelosigkeit reagieren. Dies ist nicht nur für zukünftige Weltraummissionen wichtig, sondern hat auch Auswirkungen auf die Agrarwissenschaften auf der Erde.
  5. Fluidphysik:
    Das Verhalten von Flüssigkeiten in der Schwerelosigkeit wurde intensiv erforscht. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Wasserverteilungssysteme in der Raumfahrt, sondern auch auf grundlegende physikalische Prinzipien.
  6. Krebsforschung:
    Experimente auf der ISS haben dazu beigetragen, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Entwicklung und das Wachstum von Krebszellen zu verstehen. Dies könnte langfristig zu Fortschritten in der Krebstherapie führen.
  7. Technologische Innovationen:
    Die Entwicklung von neuen Technologien, wie zum Beispiel verbesserten Wasserreinigungssystemen und fortschrittlichen Raumfahrzeugtechnologien, wurde durch die Forschung auf der ISS vorangetrieben.
  8. Astrobiologie:
    Die ISS hat zur Untersuchung von extremophilen Mikroorganismen beigetragen, um Erkenntnisse über die Möglichkeit außerirdischen Lebens zu gewinnen und die Überlebensfähigkeit von Mikroorganismen im Weltraum zu verstehen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die ISS nicht nur ein Außenposten für die Raumfahrt ist, sondern auch ein einzigartiges Laboratorium für wissenschaftliche Forschung in der Schwerelosigkeit, das Erkenntnisse für eine Vielzahl von Disziplinen auf der Erde und darüber hinaus liefert.
Um so wichtiger ist es, dass wir Menschen, wie Alexander Gerst und Matthias Maurer haben, die gute Wissenschaftskommunikation betreiben. Besonders berührt bin ich immer dann, wenn Schulkinder Funkkontakt zur ISS aufnehmen dürfen, um Fragen zu stellen. Ich wäre damals in der Schule bei so einer Chance durchgedreht.

Wie sieht sie denn aus

Lasst uns nun einige Körperteile dieser kosmischen Schönheit betrachten:
Wie die meisten wissen dürften, wurde die ISS nicht an einem Stück in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht.
Das würde man mit einer Station, die mittlerweile die Fläche eines Fußballfeldes ausfüllt, nicht schaffen. So waren viele Raketenstarts nötig, um schließlich Modul für Modul im All zur heute komplexesten Maschine der Welt zusammen zu bauen. Wie viele das genau waren, lässt sich nur schwer sagen, da es beispielsweise auch Flüge gab, die lediglich der Versorgung dienten. Es waren hunderte.

Da gibt es Russische Segmente, den Arm aus Canada (Canadarm), das Europäische Columbus-Modul, ein Japanisches Forschungslabor, verschiedene Möglichkeiten, unterschiedlichste Raumfähren andocken zu lassen, und, und, und. Und am Ende passt alles zusammen, die verschiedenen Standards und Adapter verbinden sich zur Raumstation.
Die folgende Liste zählt mal einige zentrale Module auf. Mit ihr wird auch nochmal klar, wie international diese Raumstation tatsächlich ist.

  1. Russische Module:
    • Sarja: Das erste Modul, das 1998 gestartet wurde, dient als Energie- und Steuereinheit.
    • Swesda (auch bekannt als das Service- oder Lebenserhaltungsmodul): Ermöglicht die Lebenserhaltung und enthält Schlafbereiche für die Besatzung.
    • Pirs (auch bekannt als Stykowochny Otsek): Ein Andockmodul und Luftschleuse.
  2. Amerikanische und europäische Module:
    • Unity (auch bekannt als Node 1): Ein Verbindungsknoten, der die Hauptverbindungspunkte für die US-amerikanischen, russischen, europäischen und japanischen Module darstellt.
    • Destiny (auch bekannt als das US-Labor): Ein Forschungslabor für biologische und physikalische Wissenschaften.
    • Tranquility (auch bekannt als Node 3): Beherbergt die Lebenserhaltungssysteme und ist mit dem Cupola-Modul verbunden.
    • Columbus: Das europäische Forschungslabor für biologische und physikalische Wissenschaften.
  3. Japanische Module:
    • Kibo: Ein vielseitiges japanisches Forschungslabor, das in mehrere Abschnitte unterteilt ist, darunter das Pressurized Module (PM), das Exposed Facility (EF) und das Logistics Module (LM).
  4. Zusätzliche Module:
    • Zarya: Ein russisches Modul, das als das erste Segment der Raumstation diente und als ein wichtiger Energielieferant fungiert.
    • Zvezda: Das Hauptsteuermodul für die Raumstation, das auch als lebenserhaltender Bereich für die Crew dient.
    • Cupola: Ein Glaskuppel-Modul, das eine atemberaubende Aussicht auf die Erde bietet und auch als Kontrollzentrum für Roboterarm-Manipulationen dient.

Es ist wichtig zu beachten, dass die ISS im Laufe der Jahre kontinuierlich modifiziert und erweitert wurde. Neue Module wurden hinzugefügt, und einige ältere wurden durch modernere ersetzt, um den sich ändernden Anforderungen der Raumstation gerecht zu werden. Daher können sich die konkreten Module und ihre Funktionen im Laufe der Zeit ändern.

Ja, und dieser Satz stimmt total auch bei meiner ISS aus Lego. Sie ist schon nicht mehr ganz aktuell, und Lego gibt keine Update-Sets, was sehr schön wäre, heraus.
Ihr Aussehen kann ich mir als Blinder nicht vorstellen. aber man kann sie auch schlecht erklären. Sie hat im Grunde genommen keine Form. Die dosenartigen Module sind über eine Gitterstruktur miteinander verbunden. Und am auffälligsten sind natürlich die riesigen Solarzellen.
Zum Glück gibt es das Modell. So weiß ich wenigstens ungefähr wie, was und wo.

Höhen und Tiefen

Schauen wir uns nun nach dieser vielleicht etwas trockenen Aufzählung noch einige Höhen und Tiefschläge an, die die iSS in den letzten 25 Jahren so hin nehmen musste.

  • Als im Jahre 2003 das Shuttle, die Columbia beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühte, geriet das Projekt ISS in große Gefahr. Bis zur Aufklärung des Vorfalles mussten alle Shuttles am Boden bleiben.
    Betroffen davon war z. B. auch das Deutsche Forschungslabor Kolumbus.
    Niemand wusste genau, ob es zum Einsatz kommen könnte, denn für Russische Trägerraketen war es zu groß.
    Somit wurde für zwei Jahre die ISS nur mit zwei Astronauten besetzt, die versuchten, den Betrieb aufrecht zu halten. Nach zwei Jahren Pause flogen dann die Shuttles wieder. Man war sich aber bewusst, dass die Shuttles in die Jahre gekommen waren und es war fraglich, ob man die Station noch mit deren Hilfe fertigstellen können wird.
    Mit dabei war 2006 Thomas Reiter, der sogar einen Außenbord-Einsatz hatte.
    2008 war es dann so weit. Endlich konnte das Kolumbus-Modul der ESA an die Raumstation geflantscht werden.
    Der Deutsche Astronaut Hans Schlegel half dabei.
  • Seit 2011 ist die ISS fertig und umkreist in etwa 400 km Höhe ein mal in 90 Minuten die Erde.
    Das bedeutet, dass sie bis heute bereits mehr als drei Milliarden Kilometer zurück gelegt hat. Das ist fast die doppelte Strecke von der Sonne zum Saturn. Das sind schon Lichtstunden.
  • Ammoniak-Leck (Mai 2013): Im Mai 2013 wurde ein Ammoniak-Leck an einem der Kühlkreisläufe der ISS entdeckt. Die Besatzung wurde angewiesen, bestimmte Module zu evakuieren, während die Bodenkontrolle versuchte, das Problem zu analysieren. Der Vorfall konnte erfolgreich gelöst werden.
  • Probleme mit Raumfahrzeugen: Es gab mehrere Vorfälle im Zusammenhang mit Raumfahrzeugen, die zur ISS ankoppelten. Einige Male gab es Schwierigkeiten bei der Annäherung oder beim Andocken, was zu erhöhtem Alarmzustand und schnellen Maßnahmen seitens der Besatzung führte. Zum Beispiel gab es 2014 einen Vorfall, bei dem ein russisches Progress-Raumfahrzeug Schwierigkeiten beim Andocken hatte.
  • Brandalarm (September 2019): Im September 2019 löste ein Rauchmelder auf der ISS einen Alarm aus. Die Besatzung ging in ihre Sojus-Raumschiffe, während die Bodenkontrolle das Problem untersuchte. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Fehlalarm handelte, und die Besatzung konnte in die Station zurückkehren.
  • Mikrometeoriten und Weltraummüll: Die ISS ist durch ihre hohe Umlaufbahn potenziellen Gefahren durch Mikrometeoriten und Weltraummüll ausgesetzt. Es gab mehrere Fälle, bei denen kleine Partikel oder Trümmerteile die Außenhülle der Station getroffen haben. In den meisten Fällen führten diese Treffer jedoch nicht zu ernsthaften Schäden.

In der Regel sind die Systeme der ISS darauf ausgelegt, mit verschiedenen Situationen umzugehen, und die Besatzung ist gut ausgebildet, um auf Notfälle zu reagieren. Die Zusammenarbeit zwischen der Bodenkontrolle und der Besatzung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Problemen und der Gewährleistung der Sicherheit der Raumstation.

Das soll mal reichen. Wir sehen, das Teil ist schon recht sicher.

Und hier noch einige Tipps für eine eigene ISS-Feier.

Um eine Vorstellung über die ISS und deren Geschichte zu bekommen, lohnt sich auf jeden Fall das hier:
ISS bei Wikipedia

Podcast-Hörer werden nun in folgendem bemerken, dass meine Linksammlung einiges des Podcasts @raumzeit von Tim Pritlove, aufführt. Er hat einfach viele Interviews mit Experten zur ISS und sich darum rankende Themen geführt. Seit Jahren höre ich diesen Podcast und habe unglaublich viel darüber lernen dürfen.
In Folge 64 des Podcast Raumzeit von Tim Pritlove geht es um die ISS.
Episode 64 ISS
Folge 56 desselben Podcasts befasst sich mit dem Thema „Forschung in Schwerelosigkeit“.
Viele Experimente lassen sich wegen der Schwerkraft auf der Erde nicht durchführen. Es gibt zwar Parabelflüge und Falltürme, in welchem man für wenige Sekunden quasi Schwerelosigkeit erzeugen kann, das reicht aber beispielsweise für medizinische Langzeitversuche nicht aus. Und diese Versuche benötigen wir, wenn wir Menschen wieder zum Mond, Mars oder sonst wohin aufbrechen wollen.
Episode 56, Forschung in Schwerelosigkeit

In RZ010 geht es um Raumstationen allgemein.
Zu Folge 10
Und in Folge 17, um das Europäische Transportschiff ATV.
Zum ATV

Ich habe mal nach Sounds gesucht, wie es auf der ISS so klingt.
Man hört meist nicht viel. Im Grunde hört sich vieles ähnlich an, als wäre man in einem Server-Raum, aber so bescheiden ein Geräusch auch klingen mag, die Tatsache, dass es von der ISS stammt, wertet es für mich schon unheimlich auf.
Soundbeispiel 1
oder
Beispiel 2
Das fliegende Klassenzimmer mit Alexander Gerst ist ein sehr hörenswerter Youtube-Kanal
Zum Fliegenden Klassenzimmer
Ach ja, es gibt hier noch ein Interview mit Alexander Gerst vom @Omegataupodcast. Dieser Podcast ist wirklich extrem hörenswert.
Interview mit Alexander Gerst

Nicht zuletzt war Major Tom auch schon auf der ISS. Zumindest wurde das Lied Major Tom von David Bowie dort schon gesungen.

Fazit:

Ich kann es in diesen Zeiten eigentlich nur immer und immer wieder wiederholen:
Und nicht nur ich, sondern sogar ChatGPT stellt kar heraus:

Die Internationale Raumstation steht nicht nur für technologischen Fortschritt und wissenschaftliche Entdeckungen, sondern auch für die Fähigkeit der Menschheit, gemeinsam Großes zu erreichen. Der Aufbau der ISS ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg dazu beitragen kann, die Grenzen des Weltraums zu erkunden und das Verständnis für das Universum zu vertiefen. Die ISS bleibt eine lebendige Plattform für die Erforschung neuer Horizonte und für die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Raumfahrt.

Tischgepolter


Meine lieben,
erinnert ihr euch noch? Vor sechs Jahren hatte ganz Deutschland bundesweit am 31. Oktober, am Reformationstag also, frei. Der Grund dafür war, dass sich die Reformation zum 500sten male jährte.
Damals schrieb ich einige Worte auf dem Vorläufer dieses Blogs zu Bruder Martin Luther und seinem Weltbild. Lasst uns einiges davon zum heutigen Reformationstag nochmal aufwärmen und nachhaltig für die Ewigkeit rezyklen.

Tischgepolter

Beginnen wir mit einem Zitat:

Dieser Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren

soll Luther bei Tische gepoltert haben, Und begründete seinen Ausbruch mit:

aber Josua hieß die Sonne stillzustehen und nicht das Erdreich.

Damit ist die Bibelstelle, Josua 10, Vers 12, gemeint, nach der die Sonne und der Mond stillstanden, bis das heilige Volk Rache an seinen Feinden genommen hatte.
Diese Vorstellung lässt astronomisch tief blicken:
Die Sonne kann nur bei einem geozentrischen Weltbild stehen bleiben, bei einem Weltbild also, dessen Zentrum und Mittelpunkt nicht die Sonne, sondern die Erde darstellt.

Was genaues weiß man nicht

Mit „Narr“ war in dem Fall zweifellos Kopernikus gemeint, der fast zeitglich zu Luther lebte, und die Abkehr vom erdzentrierten- zum sonnenzentrierten Weltbild einleitete.
Martin Luther war ein Aufklärer und Reformator. Es ist aber sehr fraglich, ob er überhaupt etwas von Kopernikus gewusst hat. Beide lebten ja relativ zeitgleich und Kopernikus veröffentlichte sein Buch erst kurz vor seinem Tode.
Hier kurz die wichtigsten Daten:

  • Martin Luther, 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda.
  • Nikolaus Kopernikus, 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg
  • Veröffentlichung von Kopernikus Buches De revolutionibus orbium coelestium. Nürnberg 1543.

Somit dürfte bis da hin die kopernikanische Lehre von der Sonne als Mittelpunkt der Welt nur Insidern bekannt gewesen sein.
Besagte Tischrede ist von 1539, wurde aber erst Jahrzehnte später gedruckt,  und zwar von jemandem, der nicht selbst dabei gewesen ist. Im Tagebuch des damaligen Luther-Vertrauten Anton Lauterbach findet sich auch kein Hinweis auf eine derartige Äußerung.
Ein gewisser Physiker und Wissenschaftshistoriker, Andreas Kleinert, der Universität Halle, bezeichnet diese Tischrede als „Geschichtslüge“. Kleinert weist nach, dass Luther erst im 19. Jahrhundert von zwei katholischen Historikern zum Anti-Copernicaner gemacht worden ist, während des Kulturkampfes zwischen Kaiserreich und katholischer Kirche.
Ob diese Aussage so stimmt, muss man auch vorsichtig betrachten. Sie könnte sozialistisch gefärbt sein.

Tatsache ist, dass sich nichts in Luthers Lebenswerk finden lässt, das belegen würde, dass Bruder Martin sich überhaupt mit Astronomie befasst hätte.

Die Bedeutung des gestirnten Himmels

Der Himmel, sowohl der Göttliche, als auch der astronomische, galten zu jener Zeit als so unveränderlich und perfekt, dass man sich im Mittelalter hierzulande kaum damit beschäftigte.
Und allgemein kann man zur damaligen Bedeutung und Rolle des gestirnten Himmels auch noch festhalten, dass Die Sonne und alle Sterne, Konstellationen und Himmelskörper zwar in der Antike als Götterwesen galten, die in mythologischen Geschichten beschrieben wurden.
Das Weltbild der Bibel setzt die neue Auffassung dagegen, dass es sich um „Lampen am Himmel handelt“, eben Himmelskörper, und es jedenfalls nur einen Gott gibt. Ähnliches haben sonst nur die „Wissenschaftler“ der Chaldäer geschafft, deren Wissen auch in der Himmelsscheibe von Nebra Niederschlag gefunden hat. Die Himmelsscheibe von Nebra ist das erste Bild des Sternenhimmels, das einen Text braucht, um verstanden zu werden.
Da es aber damals in der Bronzezeit noch keine Schriftsprache gab, ist dieses Wissen wieder untergegangen. Aber überall sonst, und zu allen Zeiten haben abergläubische Erklärungen von Himmelsphänomenen immer wieder fröhlich Renaissance gefeiert. Und wenn ich mir so ansehe, was teilweise heute noch oder wieder geglaubt wird, scheint es mir manchmal, dass sich das bis heute nicht geändert hat…

Trotz Reform rückwärts gewandt

Ob Tischgepolter, oder nicht.
Zumindest taten sich später die Protestanten mit der Umstellung von Julianischen auf den Gregorianischen Kalender schwer. In reformierten und protestantischen Gegenden fand die Anpassung des Kalenders später statt. Diese Regionen waren nicht „papstgläubig“ und lehnten daher damals diese päpstliche Reform ab. Für das Jahr 1700 war aufgrund der verschiedenen Schaltjahrregelungen ein weiterer Tag Differenz zu befürchten. Daraufhin einigten sich 1699 die protestantischen deutschen Territorien auf dem Reichstag in Regensburg und führten einen Verbesserten Kalender ein, der nur unwesentlich vom katholischen abwich.

Und die Moral von der Geschichte

Ob kirchliche und oder weltliche Reform. Am Ende ging es dann doch nicht ohne moderne Astronomie und Mathematik.

Einhundert Jahre Planetarien


Meine lieben,

Da wäre mir doch fast ein Jubiläum entgangen. Dank der „@Astrozwerge“ wurde ich daran erinnert. Heute geht es, wie die Überschrift schon sagt, um einhundert Jahre Planetarium.
Mancher mag nun verwundert denken, was schreibt der blinde Blindnerd jetzt über Planetarien, wo er doch reichlich wenig davon hat. Ja, stimmt schon. Von einem Planetariumsbesuch bleibt mir leider immer nur die Audiospur. Dennoch, und das kann ich euch versprechen, ist die Geschichte dieser Himmelsmaschinen so spannend und aufregend, dass auch ein blinder Nert Schnappatmung davon bekommen kann.

Was ist ein Planetarium überhaupt

Unter einem Planetarium versteht man heute ein Gebäude mit einer halbkugelförmigen Kuppel, auf deren Innenfläche Bilder des Sternenhimmels von einem speziellen Projektor erzeugt werden. Diese Art Planetarium bezeichnet man als Projektionsplanetarium. Zu den wesentlichen Merkmalen gehört, dass der Projektor die Tages- und Jahresbewegungen zu einer beliebigen Zeit und für einen beliebigen geographischen Ort darstellen kann.
Als Erfinder des modernen Projektionsplanetariums gilt der Physiker Walther Bauersfeld, der es 1919 im Auftrag von Carl Zeiss Jena entwickelte und baute.
Ein Planetarium ist nicht mit einer Sternwarte zu verwechseln. Ersteres erzeugt einen simulierten Sternenhimmel, während man in einer Sternwarte die realen Himmelsobjekte beobachten kann.

Der Lange Weg

Seit über einem Jahrhundert vermitteln Planetarien die Faszination für den Kosmos und die Sterne auf beeindruckende Weise. Ihre Entwicklung und Verbreitung haben einen langen Weg hinter sich, seit das erste moderne Planetarium im Jahr 1923 in München eröffnet wurde.

Bereits in der Antike berichten Cicero, Ovid und Pappos über eine wahrscheinlich von Archimedes konstruierte mechanische Kugel aus Syrakus, die die Bewegungen von Sonne und Mond darstellen konnte.
Tellurien (von Tellus die Erde) dienen der Illustration der jahreszeitlichen Erscheinungen bedingt durch die Neigung der Erdachse, meist zusammen mit einem Lunarium, das den Mond in das Modell mit einbezieht.
Solche mechanischen Modelle werden auch als Orrerys bezeichnet, nach dem Grafen von Orrery, der um 1713 so ein Modell erhielt.
Zum Thema Orrerys gibt es auf meinem Blog einen wunderschönen Gastbeitrag von Matthias.

Ein mechanisches Modell der Galileischen Monde wird Jovilabium genannt.
Bei Armillarsphären werden die Umlaufbahnen mit Metallringen abgebildet.
Im Gottorfer Riesenglobus befindet sich ein Modell des alten, geozentrischen Weltbildes nach Ptolemäus. Es wurde zwischen 1650 und 1664 errichtet und gilt als ältestes begehbares Planetarium. Weltweit existieren vier solcher Hohlgloben.
Ein altes Mechanik-Planetarium befindet sich in Franeker (Friesland, Niederlande). Im Wohnzimmer eines wunderschönen friesischen Grachtenhauses
Es ist zwischen 1774 und 1781 vom Wollkämmer Eise Eisinga gefertigt worden: Am 8. Mai 1774 gab es eine für manche beängstigende Planetenkonstellation. Es wurde behauptet, dass diese Planeten zusammenstoßen würden. Dadurch sollte die Erde aus ihrer Bahn geschleudert werden und in der Sonne verbrennen. Eise Eisinga wollte mit dem Gerät zeigen, dass es keinen Grund zur Panik gab.

In den Anfängen bestand die Hauptaufgabe von Planetarien darin, den Menschen einen realistischen Einblick in den Himmel zu ermöglichen und sie über die Bewegungen der Sterne, Planeten und anderer Himmelskörper aufzuklären.

Meilensteine

Das weltweit erste, von Walther Bauersfeld entwickelte Projektionsplanetarium wurde am 21. Oktober 1923 im Deutschen Museum in München der Öffentlichkeit vorgestellt. Zwei Monate zuvor wurde es auf dem Zeiss-Werksgelände in Jena an einer 16-m-Kuppel getestet. Vor der endgültigen Installation wurde es von München zunächst erneut nach Jena zur Komplettierung geschickt und schließlich am 7. Mai 1925 offiziell in München in Betrieb genommen.

Das Planetarium Barmen war ein 1926 eröffnetes Planetarium in den Barmer Anlagen in Barmen, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal. Bei seiner Eröffnung war es, abgesehen von einer Testinstallation des Projektorherstellers in München, das erste Planetarium weltweit und gehörte zu den Größten seiner Art.

Ein weiteres dieser frühen Planetarien, war das 1926 eröffnete Städtische Planetarium in Dresden, das nach den Plänen des Architekten Paul Wolf auf dem Städtischen Ausstellungsgelände gebaut wurde.

Wie funktioniert ein Planetarium

Die ersten richtigen Planetarien arbeiteten mit einem Projektor, der die Sterne in die Kuppel brachte. So ein Projektor besteht im wesentlichen aus zwei hohlen Metallkugeln, in welche alle 9600 darstellbare sichtbaren Sterne als Loch hinein gebohrt wurden. Man hatte eine Kugel für die Nordhalbkugel und eine für die Südhalbkugel. Diese Kugeln besaßen in ihrem Inneren eine Lampe, so dass das Licht durch die Sternenlöcher an die Kuppel fiel. Größere Löcher ließen mehr Licht durch, so dass diese Sterne dann auch heller erschienen. Unsere Planeten werden bei derartigen Projektoren mechanisch an Gestängen und Getrieben um den Projektor herum geführt. Oft spart man sich hier die Planeten Uranus und Neptun, weil man diese in der Regel mit bloßem Auge nicht wahrnehmen kann.
Viele Planetarien verfügen trotz modernerer Beamer-Technologie noch immer über solch einen Projektor, weil die schärfe, wie diese den Sternenhimmel darstellen, bis heute mit anderer Technologie unerreichbar ist.
Die Projektortechnik wurde in Jena entscheidend weiterentwickelt und die technische Ausstattung von Planetarien in aller Welt wurde zu einem wichtigen Exportprodukt des Unternehmens VEB Carl Zeiss Jena.
Mit der Zeit wurden die Technologien immer fortschrittlicher, was zu realistischeren und immersiveren Erlebnissen führte.
Die Sternprojektoren wurden zunächst um Dia-Projektoren erweitert, so dass man z. B. auch die Milchstraße und mehr an die Kuppel projizieren konnte.
Heute nutzen wir hochmoderne Projektionssysteme, wie z. B. Beamer und auch 3d-Soundsysteme, die die Möglichkeiten eines Planetariums weit über die Astronomie hinaus erweitern. Heute lässt sich in ein modernes Planetarium alles projizieren. Man kann beispielsweise eine virtuelle Reise durch unseren Körper machen, Erdbeben erleben, und Tauchfahrten ins Meer unternehmen.
Aus diesem Grund heißt das Planetarium in Kiel nun Mediendom.
Eines der größten und meist besuchten Planetarium ist das in Bochum. Und wenn wir schon von den größten sprechen, dann gibt es auch die kleinsten. Die passen in zwei Koffer und sind mobil. Aufgebaut werden sie oft in Turnhallen, um an Schulen direkt Kinder zu erreichen. Wir erinnern uns eventuell an das Buch von Ruth Grützbauch „Per Lastenrad durch die Galaxis. Über diese mobilen Planetarien werden wir noch sprechen, denn ich hatte ganz besondere Erlebnisse mit ihnen. Lasst euch überraschen.

Fazit

Planetarien waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Kathedralen der modernen Wissenschaft. Der Blick in das Universum vermittelt einer staunenden Öffentlichkeit die Erkenntnisse der Zeit und erlaubte einen Blick auf das Weltall, wie er sich in den staubigen Städten nur selten bot.

Planetarien dienen nicht nur der Astronomie, sondern auch der Bildung und Inspiration. Sie sind Orte des Lernens, der Neugierde und der Entdeckung, an denen Menschen jeden Alters die Wunder des Universums erleben können. Schulklassen, Familien, Wissenschaftsbegeisterte und Kulturinteressierte besuchen diese Einrichtungen, um mehr über Astronomie, Raumfahrt und die unglaublichen Phänomene des Universums zu erfahren.
Die Bedeutung von Planetarien in der modernen Welt liegt nicht nur in der Wissensvermittlung, sondern auch in ihrem Beitrag zur Sensibilisierung für Umweltfragen und den Schutz unseres Planeten. Sie verdeutlichen die Einzigartigkeit und „Zerbrechlichkeit“ der Erde im kosmischen Kontext.
In den kommenden Jahren werden Planetarien eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, unser Verständnis für den Klimawandel zu schulen, und die nächste Generation von Entdeckern, Wissenschaftlern und Träumern zu inspirieren. Mit innovativen Technologien und einem wachsenden Interesse an Weltraumerkundung wird die Zukunft der Planetarien zweifellos noch spannender und aufregender werden.
Und für alle, die das Thema jetzt gepackt hat, gibt es hier noch zwei Links, die ich wärmstens empfehlen kann.

  1. @Tim @Pritlove mach seit Jahren den Podcast @CRE mit Interviews, die die Bereiche Gesellschaft, Technik und Kultur berühren. In vom 13.02.2015 hatte er den Leiter des Großplanetariums Berlin, Florian Horn zu Gast. Er ist ein absoluter Visionär, was die Zukunft von Planetarien betrifft.
  2. Gleicher Journalist macht auch den Podcast @raumzeit. Auch hier gibt es zum Thema
    Reichlich Informationen.
  3. Wer nun Lust bekommen hat, mal ein Planetarium in seiner Nähe aufzusuchen, dafür gibt e auf Wikipedia die Liste aller Planetarien Deutschlands.

Die Chancen stehen gut


Es ist mal wieder so weit. Sternschnuppenzeit im August.
Und diesmal ohne störenden Vollmond und mit besten Wettervoraussagen.
Über dieses Ereignis habe ich zwar schon in der Vergangenheit geschrieben, aber es ist immer wieder einige Worte wert, und ihr glaubt ja gar nicht, wie viel ich von einem mal auf das nächste Ereignis, an den Artikeln schraube. Einfach nur kopieren und nochmal veröffentlichen is nich…
Also dann:
Jedes Jahr im August erreicht der Nachthimmel seinen Höhepunkt an Schönheit und Faszination, wenn die Perseiden, auch bekannt als „Tränen des Laurentius“, über uns hinwegziehen.
Dieser jährliche Meteoroidenschauer ist vermutlich das von Medien und Amateurastronom:innen am meisten erwartete und beobachtete Himmelsereignis in unserem Jahreslauf.

Namensgebung

Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.
Der Name „Perseiden“ leitet sich also von diesem Sternbild ab, aus dem heraus die Meteore zu strömen scheinen.
Tatsächlich stammen die Meteore aber aus den Hinterlassenschaften des Kometen 109P/Swift-Tuttle. .
Sie erscheinen uns aufgrund der Perspektive nur so, als kämen sie aus der Richtung des Sternbildes Perseus.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben:

Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.

Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Beobachtung

Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige Verdunklung des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann jedes Jahr vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
Das Maximum findet immer um den 12. August herum statt.

Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. Man legt sich am besten auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Man dreht sich dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein. Das ist dann etwa so, als führe man mit einem Auto schnell durch den Regen. Dann bekommt die Windschutzscheibe ja auch deutlich mehr Regen ab, als die Heckscheibe.
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir 2023 das Glück, dass der Mond die Beobachtungen nicht durch seine Helligkeit stören wird.
Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Was sind nun die Perseiden?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwarteten Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viel in der Erdatmosphäre verglühte und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Sternschnuppen hören

Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen, auch.
Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.
Und wie sich Sternschnuppenanhören findet ihr in
„diesem Link“.

Fazit

Die Perseiden bieten eine großartige Gelegenheit, die Wunder des Universums zu bestaunen und gleichzeitig Einblicke in die faszinierende Welt der Astronomie zu gewinnen. Obwohl wir meist von störendem selbstgemachten Kunstlicht, Lichtverschmutzung, umgeben sind,
welches uns oft von den Schönheiten des Nachthimmels trennt, erinnert uns dieses alljährliche Naturschauspiel daran, wie klein wir im Vergleich zum Universum sind und wie viel es noch zu entdecken gibt. Also schnappt euch eine Decke, sucht euch einen gemütlichen Ort und lasst euch von den Tränen des Laurentius verzaubern.
Und bitte auch das Wünschen nicht vergessen…

Ein Eisverkäufer bereitet Kopfzerbrechen

Die Frage

Gestern kam in einer Telko des Arbeitskreises Blautor ein spannendes Thema auf. In einer Show wurde wohl die Frage gestellt, ob heißes oder kaltes Wasser schneller gefriert. Und ja, so seltsam es klingt. Unter gewissen Umständen gefriert das heiße Wasser schneller.
Natürlich hatte ich von diesem Phänomen schon gehört. Ich wusste auch, dass es bis heute nicht eindeutig erklärt ist, und dass ein Eisverkäufer eine Rolle in der Angelegenheit spielt.
ChatGPT lieferte mir hier nur schwache Anhaltspunkte, aber einige Stichworte dann doch.

Nun gut. dann setzen wir die Bruchstücke meiner Erinnerung, das Geschwurbel von ChatGPT und etwas Wiki zusammen, und machen daraus eine erzählbare Geschichte.

Das Phänomen

Das Phänomen, bei dem warmes Wasser schneller zu gefrieren scheint als kaltes Wasser, wird als das Mpemba-Phänomen bezeichnet. Es ist benannt nach dem tansanischen Schüler Erasto Mpemba, der es 1963 wieder entdeckte.

Wieder entdeckt deshalb, weil das Phänomen schon bei den alten Griechen erwähnt wurde.
Von schnellerem Gefrieren erwärmten Wassers berichtete bereits im vierten vorchristlichen Jahrhundert der Philosoph Aristoteles als Beispiel für die von ihm postulierte Antiperistasis, die folgendes beschreibt:
Eine Eigenschaft, z. B. die Temperatur eines Körpers ändert sich, wenn dieser sich in einer Umgebung anderer Temperatur befindet,

Im 13. Jahrhundert diskutierte dies der Mönch und Philosoph Roger Bacon (Opus Majus 6.1).
Im 17. Jahrhundert erwähnten die Philosophen und Wissenschaftler Francis Bacon (Novum Organum 2.50) und René Descartes (Les météores 1) den Effekt.

1775 erschien eine Arbeit von dem schottischen Wissenschaftler Joseph Black, in der er den Effekt anhand von Experimenten sicherstellte.
1788 bemerkte der erste deutsche Professor für Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg bei eigenen Versuchen einen solchen Vorgang, konnte ihn aber nicht zuverlässig reproduzieren.

1963 stieß also nun der tansanische Schüler und Eisverkäufer Erasto B. Mpemba auf das Phänomen, als er Speiseeis herstellte. Zusammen mit Denis G. Osborne veröffentlichte er 1969 die Ergebnisse zahlreicher Versuche zu diesem Thema. Jedoch dauerte es einige Jahre, bis der Effekt weiter wissenschaftlich untersucht wurde.
2016 erschien ein Übersichtsartikel, der darstellt, dass der Effekt, in der Definition „Abkühlung bis zum Gefrierpunkt“, angeblich nicht existiert.

2022 in „Mpemba Effect Demystified“ wurde der Mpemba-Effekt erklärt, aber eben noch nicht vollständig.

Ein Beispiel aus dem Leben

Hier ein Beispiel eines Naturvolkes, das das Phänomen bis heute zu nutzen scheint.
Wenn die Bewohner der Pontusgegenden auf dem Eis ihre Hütten für den Fischfang aufschlagen, erwärmen sie ihre Angelruten zunächst in der Sonne, oder schütten sogar heißes Wasser darüber, um sie dann rascher vereisen lassen zu können. Sie benutzen das Eis anstelle von Blei, um ihre Ruten zu beschweren.
Dann schlagen sie Löcher in das Eis, um zu fischen.

Erklärungsversuche

Bis heute ist das Mpemba-Phänomen immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen und es gibt keine eindeutige Antwort auf die Ursache.
Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für das Phänomen, aber keine davon ist allgemein akzeptiert. Hier sind einige der vorgeschlagenen Mechanismen:

1. Verdunstung:

Wenn Wasser verdunstet, entzieht es der verbleibenden Flüssigkeit Wärme, was zu einer Abkühlung führt. Dieser Effekt könnte dazu führen, dass warmes Wasser schneller abkühlt und schließlich gefriert.

Durch Verdunstung kühlen wir unseren Körper, indem wir schwitzen. Wenn man Alkohol, z. für eine Desinfektion auf die Haut gibt, spürt man ganz deutlich, dass es an der Stelle richtig kühl wird. Bei entweichenden Gasen, z. B. aus einer Gasflasche oder aus einem Feuerzeug ist der Effekt noch deutlich stärker zu spüren. So vereisen beispielsweise Heizungsmonteure die Rohrenden, mit Stickstoff oder Trockeneis (CO2), wenn sie verhindern wollen, dass Wasser austritt, ohne einen Pfropfen benutzen zu müssen.
Wenn eine Flüssigkeit verdunstet, dann wechselt sie von flüssig zu gasförmig. Solch ein Zustandswechsel verbraucht deutlich mehr Energie, als einfach nur durch normale Abkühlung frei wird.
Deshalb kühlt heißes Wasser durch den verdunstenden Dampf rascher ab als kaltes.
Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie lange sich Schnee gegen die warme Sonne behaupten kann. Das liegt daran, das ungeheuer viel Energie nötig ist, damit Eis einfach in flüssiges Wasser über gehen kann.

2) Konvektion:

Konvektion erleben wir im Alltag ganz besonders, wenn wir Wasser kochen. Heißes Wasser ist leichter als kaltes. Es steigt auf und bildet Blasen. Das kalte Wasser sinkt dann ab. Dadurch entstehen Konvektionsströme, um Wärmeunterschiede auszugleichen. Wetterphänomene und Meeresströmungen sind ebenfalls Beispiele für Konvektion, wobei diese noch von der Erddrehung überlagert werden. Und ja, betrachtet man unsere Sonne mit speziellen Filtern, dann kann man sehen, dass es auch auf ihrer Oberfläche blubbert und brodelt.

Konvektion verbraucht dann auch dadurch Energie, weil Teilchen der Flüssigkeit in Bewegung versetzt werden. Das könnte eventuell dazu beitragen, dass warmes Wasser tatsächlich schneller erkaltet.

3) Überkühlung:

Bei dieser dritten Idee bin ich fast sicher, dass ChatGPT schwurbelt. Mir sind da zu viele Ungenauigkeiten darin.
Dennoch könnte unter gewissen Umständen die Überkühlung von Wasser eine Rolle spielen.
Ich schreibe hier mal ohne Gewähr, was ich dazu weiß und verstanden habe.

Überkühlt ist eine Flüssigkeit dann, wenn sie noch flüssig ist, obwohl sie bereits eine Temperatur unter ihrem Gefrierpunkt erreicht hat. Für Wasser also unter 0 Grad C.
Hier spielen chemische Verunreinigungen eine Rolle. Wir kennen das im Winter, wenn wir unsere Straßen salzen. Salz bewirkt, dass sich der Gefrierpunkt von Wasser weit in den Minusbereich verschiebt. Deshalb „schmilzt“ unser gesalzenes Eis, obwohl es weit unter 0 Grad kalt ist.
Bedenken wir, dass der Wiederentdecker des Effektes ein Macher von Speiseeis war. Somit hat er eventuell das Phänomen gar nicht nur in reinem Wasser gefunden, sondern in Flüssigkeiten und Säften, die dann zu Speiseeis verarbeitet wurden.

Es wäre an dieser Stelle tatsächlich spannend, ob der Effekt auch mit destiliertem Wasser auftritt. Darüber habe ich aber leider jetzt, so auf die Schnelle nichts gefunden.

Wie auch immer.
theoretisch kann es wärme- und energietechnisch schon zu einer Situation kommen, dass warmes Wasser seine Energie auf eine Weise schneller los wird, als kaltes Wasser.
Um derlei zu beschreiben, benötigt man dann aber sehr komplizierte mathematische Gleichungen.
Solche Wärmegleichungen, auch Adiabaten-Gleichungen genannt, werden sehr schnell unübersichtlich, enthalten sehr viele Variablen und können sogar unlösbar in chaotische Zustände geraten.

Die Thermodynamik, wie man diese Spielart in der Physik nennt, ist mit ihrem Hauptsätzen und der Entropie eine sehr schmerzhaft zu erlernende Disziplin, wie ich in meinem Studium erleben durfte.
Sie ist so mächtig, dass die Verletzung eines ihrer Gesetze das ganze Universum aus den Angeln heben könnte.

Das war sie, die Sommergeschichte vom Eisverkäufer und dem neu entdeckten alten Phänomen.

Fazit:

Es ist wichtig zu beachten, dass das Mpemba-Phänomen nicht immer auftritt und von verschiedenen Faktoren wie der Qualität des Wassers, dem verwendeten Gefäß, der Umgebungstemperatur und anderen Variablen abhängen kann. Wissenschaftliche Studien haben unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht, und es bedarf weiterer Forschung, um das Phänomen vollständig zu verstehen.

Ein Feiertag, blutendes heiliges Brot und ein Bakterium


Meine lieben,

heute greife ich der Zeit etwas voraus. Der heutige Artikel soll mal um den kommenden Feiertag des Fronleichnam gehen. Da ich aber zu dieser Zeit auf einer wunderbaren Chorfreizeit sein werde, an einem Ort, wo man nicht so einfach auf das solide deutsche Internet vertrauen kann, veröffentliche ich etwas früher. Und ach ja, den Chor kennen viele aus meinen Adventskalendern, wo unsere Weihnachtslieder bereits erklangen.
Ich traue es mich jetzt einfach mal, euch auch in der Sommerzeit auf unsere Weihnachtslieder zu schicken. Immerhin nahmen wir unsere Weihnachtslieder im Hochsommer auf, und eine ganz liebe Mutter einer wunderbaren Alt-Stimme backte sogar trotz brüllender Hitze Weihnachtskekse für uns. Das war ein Spaß.
Also, zur Sommerweihnacht bitte hier lang.

Wenn ihr euch jetzt fragt, was dieser Fronleichnams-Feiertag mit Astronomie zu tun hat, dann fragt ihr euch das absolut mit Recht. Heute führt uns unsere Geschichte tatsächlich nicht in die Astronomie, sondern in die Mikrobiologie. Bevor wir aber damit beginnen, sollten wir erst mal für alle klären, was Fronleichnam überhaupt ist, und weshalb er gefeiert wird.

Was ist Fronleichnam

Fragen wir doch dazu mal wieder unsere künstliche Intelligenz, und stoppen sie, wenn sie es zu bunt treiben möchte.

Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag, der in einigen Ländern, insbesondere in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und einigen Teilen der Schweiz, gefeiert wird. Der Name „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet wörtlich „Leib des Herrn“.
Der Feiertag findet immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten statt und wird zur Feier der leiblichen Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie begangen. Es ist eine Möglichkeit für die Gläubigen, ihre Verehrung für das Sakrament der Eucharistie auszudrücken, bei dem Brot und Wein als Symbol für den Leib und das Blut Christi betrachtet werden.
Während des Fronleichnamsfestes findet eine Prozession statt, bei der der Priester die geweihte Hostie in einer Monstranz, einem speziellen Behältnis für die Darstellung der Hostie, durch die Straßen trägt. Die Gläubigen begleiten die Prozession, beten und singen religiöse Lieder.
Fronleichnam ist ein gesetzlicher Feiertag in den meisten Bundesländern Deutschlands, was bedeutet, dass an diesem Tag Schulen und viele Unternehmen geschlossen sind. Es ist auch ein Tag, an dem viele Menschen an Gottesdiensten und Prozessionen teilnehmen, um ihren Glauben zu feiern.

Wann ist Fronleichnam – Wir erinnern uns

Wir erinnern uns:
Fronleichnam hängt durchaus von astronomischen Gegebenheiten ab. Der Tag findet stets zehn Tage nach Pfingstmomtag statt. Somit fällt dieser Tag immer auf den übernächsten Donnerstag nach Pfingstmomtag.
Pfingsten hängt davon ab, auf welchen Sonntag der Ostersonntag fällt. 50 Tage nach Ostern ist Pfingsten.
Der Ostersonntag fällt meistens auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Dieser wiederum ist der erste Vollmond nach dem astronomischen Frühlingsbeginn, der kalendarisch am 21.03. stattfindet.
Wie sich das alles genau berechnet, beschrieb ich beispielsweise in dem Artikel Wieso ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät.

Und nun zu unserer Frage und Geschichte:

Was hat Fronleichnam eigentlich mit Mikrobiologie zu tun …?

Das beantworte ich euch lieber selbst, weil die hölzerne KI das nicht so schön kann, damit daraus eine Geschichte wird.

Dazu müssen wir zurückreisen ins tiefste und blutige Mittelalter…in einen Mikrobenzirkus-

Im Jahre 1264 ereignete sich ein bemerkenswertes „Blutwunder“ in der Kirche der heiligen Christina in Bolsena (Italien).
Der böhmische Mönch, Peter von Prag, bereitete, wie gewohnt, Hostien für das Abendmahl vor. Er gehörte zu denjenigen, die bis dato an der „Transsubstantation“ zweifelten, welche erst 1215 als Dogma in der Kirche eingeführt worden war. Dieses Dogma der Transsubstantation besagt, dass die geweihte Hostie, die beim Abendmahl gereicht wird, der tatsächliche Leib Jesus Christus ist (und nicht nur, wie vorher, ein Symbol dessen).
Dieser zweifelnde Mönch entdeckte nun blutrote Verfärbungen auf den Hostien. Die Deutung in der damaligen Zeit war klar:

Die Hostien haben angefangen zu bluten, um ihm, dem zweifelnden Mönch und allen anderen zu zeigen, dass alle Zweifel falsch sind. Sind die Hostien geweiht für das Abendmahl, sind sie keine gewöhnlichen Oblaten mehr, sondern zweifelsohne der wahrhaftige Leib Jesus Christi.

Zufälliger Weise verweilte Papst Urban IV. zur gleichen Zeit nur wenige Kilometer entfernt auf seinem Sommersitz. Er hörte von diesem „Blutwunder“ und war selbst davon so beeindruckt, dass er festlegte, von nun an sei das Festum Corporis Christi am Donnerstag nach Trinitatis zu halten, welches wir heute als den Feiertag Fronleichnam in den überwiegend katholischen Regionen kennen.

Das Blutwunder

Aus heutiger Sicht weiß man, dass es einen Erreger gibt, welcher auf kohlenhydrathaltigen Nährböden einen markanten, leuchtend roten Farbstoff bildet. Dabei handelt es sich um Serratia marcescens, einem Stäbchenbakterium, welches zur Familie der Enterobacteriaceae gehört. Aus modernen, wissenschaftlichen Betrachtungen geht man heute rückblickend davon aus, dass viele historische Schilderungen über blutrote Verfärbungen auf Brot, Polenta und vor allem geweihten Hostien diesem Erreger zuzuschreiben sind.

Im Mittelalter wurden leider auch viele Menschen aufgrund von Fehldeutungen von Hostienerscheinungen ermordet. Dabei handelte es sich vor allem um jüdische Pfandleiher, bei denen zu damaliger Zeit Hostien als Pfand hinterlegt wurden. Wurden diese später wieder ausgelöst und zeigten sich danach blutrote Verfärbungen, war aus damaliger Sicht die Deutung klar: Der jüdische Pfandleiher hatte den Leib Jesus Christi mit einem heißen Messer gemartert, so dass dieser anfing zu bluten. Folglich landete der Pfandleiher (und oftmals auch viele weitere Juden aus seiner Umgebung) auf dem Scheiterhaufen. So geschehen z.B. 1492 in Sternberg (Mecklenburg), wenig später wird dort die heilige Blutkapelle errichtet.
Im Mittelalter entwickelte sich ein wahrer „Hostienboom“. Zu den Orten, wie Sternberg oder auch Wilsnack (Brandenburg), wo nach einem Kirchenbrand in den Trümmern des massiven Altars „blutende Hostien“ gefunden wurden, entwickelten sich große Wallfahrten. Dort zeigten sich fortan seltsame Wunderheilungen, die mit der Anbetung der blutenden Hostien in Verbindung gebracht wurden. Lahme konnten wieder laufen oder Totgeglaubte wurden geheilt. Die Kirche verdiente durch einen regen Ablasshandel sehr gut daran mit. Erst 1517, durch Martin Luther, endete dieser „Teufelsspuk“, wie er ihn nannte, zumindest dort, wo sich die Reformation durch setzte. Die wissenschaftliche Aufklärung begann dann im Jahre 1819:

In der Nähe von Padua in Italien zeigten sich wieder blutrote Verfärbungen, diesmal auf Polenta. Durch wissenschaftlich-analytisches Vorgehen konnte in diesem Fall aber sehr schnell eine „göttliche Mahnung“ ausgeschlossen werden. Der Erreger Serratia marcescens wurde isoliert, die Übertragbarkeit durch die Hände demonstriert und u.a. wurde die Alkohollöslichkeit der roten Farbstoffs Prodigiosin gezeigt.

Der ursprüngliche Name des Erregers Bacterium prodigiosum und die Bezeichnung des von ihm gebildeten Farbstoffs Prodigiosin gehen auf den Zusammenhang mit diesen scheinbaren Blutwundern in Bolsena zurück: lateinisch prodigium, „Wunderzeichen“. Damit verknüpft wurden auch bereits die ersten rückblickenden, wissenschaftlichen Betrachtungen zu „blutenden Hostienerscheinungen“ im Mittelalter angestellt.

Schlussbemerkungen

  • Als geborenes Mitglied der evangelischen Kirche hatte ich zu diesem Feiertag keinen besonderen religiösen Bezug. Meine Großmutter erzählte mir nur immer, dass die evangelischen Christen auf dem einen Berge an diesem Feiertag ganz bewusst als Provokation ihre weiße Wäsche wuschen und aufhängten. Das war weit hin sichtbar, bis zum katolischen Berge. Diese taten dann dasselbe am evangelischen Buß und Bettag im November, den es ja heute nur noch in manchen Bundesländern als evangelischen Feiertag gibt.
  • Mitte der 90er Jahre wohnte ich gegenüber einer katholischen Kirche. Ich genoss es, von meinem Bette aus die evangelischen Posaunenchöre zu hören, die man sich für diesen heiligen Tag ausgeliehen hatte.
  • Was ich mit diesem Beitrag auf keinen Fall möchte, ist jemandem die Wichtigkeit dieses Tages zu nehmen. Die Verwandlung von Brot und Wein lassen wir hier mal ganz außen vor. Aber die Verwandlungsmöglichkeiten von uns Menschen Durch die Worte, Ideen, das Leben und das Wirken Jesu, sollte uns unabhängig von Wundern, Heilungen etc. durchaus interessieren. Es geht um seine Person und um das geistige Erbe, das er uns hinterließ. Ob er nun Gottes Sohn ist, oder wie es sich ansonsten mit der Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, verhält, mag jeder für sich selbst entscheiden.
  • Übrigens gibt es ein wunderbares Buch von dem von mir schon erwähnten und hoch geschätzten Autor @Florian @Freistetter. Durch sein Buch „Das Universum in einhundert Sternen“ wurde ich auf diese Geschichte aufmerksam.

Ich wünsche uns allen einen schönen Fronleichnams-Feiertag.

Jahresrückblick 2022

Meine lieben,

mit diesem Artikel melde ich mich das erste mal 2023 bei euch zurück.
Es ist, wie immer, mein obligatorischer Jahresrückblick.
Ich wünsche euch für dieses Jahr das, was jeder von uns am nötigsten braucht. Möge vor allem der Krieg ein Ende finden, die Energiekrise vorüber gehen und mehr Verstand in unsere Köpfe kommen, damit wir endlich mit voller Kraft den Klimawandel angehen können.
Ich danke euch für eure Treue zu mir und meinem geschwätzigen Blog. Gerne würde ich noch mehr Menschen erreichen, was manchmal gar nicht so einfach ist. Vielleicht mögt ihr mich ja unterstützen, indem ihr meinen Blog mit euren lieben teilt, das würde mich freuen. Und auch in diesem Jahr gilt: Kommentare, Kritik und natürlich auch Lob, sind herzlich willkommen…

Ich habe mich übrigens für diesen Rückblick entschlossen, nur positive Dinge aufzuschreiben. Von den anderen hatten und haben wir mehr als genug.
Jetzt also los, mit meinem Jahresrückblick.

Himmelwärts

Mein Astro-Jahr 22 startete ich, indem ich mit meiner Arbeitsplatzassistenz am 24.02.2022 die Ausstellung Himmelwärts in Stuttgart besuchte.
Ende 2021 jährte sich Keplers Geburtstag zum 450. Mal. Er kam am 27. Dezember 1571 in der damaligen freien Reichsstadt Weil der Stadt zur Welt. Anlass, mit der Ausstellung himmelwärts den weltberühmten Astronomen aus dem heutigen Baden-Württemberg in all seinen Facetten zu würdigen.
himmelwärts ist ein Ausstellungsprojekt des 5. Physikalischen Instituts in Kooperation mit der Kepler-Gesellschaft e. V. in Weil der Stadt und zahlreichen weiteren Partnern.
Dort gab es ganz viel anzufassen und auszuprobieren. Somit konnte man Keplers Lebenswerk hautnah erfahren. Natürlich gab es dort auch sehr viele Tafeln, die mir meine sehende Begleitperson vorlas. Ich ergänzte dann meist noch Geschichten, die ich wusste. Und das merkten bald dann auch andere Besucher, dass der blinde dort noch besseres auf Lager hat. Unser Grüppchen wuchs somit stetig an.
Das war ein wirklich inklusives Erlebnis. Wenn die Ausstellung mal wieder stattfindet, kann ich nur jedem raten, sie zu besuchen. Auch für blinde Menschen ist dort wirklich ganz viel zu ertasten und auszuprobieren.
Wenn ihr in einen suchdienst eurer Wahl „Himmelwärts“ eingebt, kommt ihr auf die Seiten. Die ausstellung läuft als Wanderausstellung weiter.

Fasten und Feiern mit den Sternen

Einen Monat später, am 24.03. durfte ich online einen Vortrag zum Thema „Fasten und feiern mit den Sternen“ halten. Es ging vor allem um die Berechnung des Ostertages. So langsam habe ich mich tatsächlich daran gewöhnt, und merke, dass ich nun auch bei Online-Veranstaltungen besser werde. Das viel mir lange sehr schwer, weil ich gerne mit meinem Publikum interagiere. Online kann man einfach nicht so Rampensau sein.
Grundlage zu diesem Vortrag waren die drei Artikel

  1. Warum ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät
  2. Das Osterparadox
  3. Eine Ostergeschichte für Respekt und Toleranz

Netzwerk mit Sternwarte München

Die Sternwarte München führt dann und wann tatsächlich Astronomie-Veranstaltungen für blinde Menschen gemeinsam mit dem dortigen Blindenverband durch. Das fand ich höchst spannend, denn ich hatte noch nie etwas davon gehört. Merkwürdig war, dass ich auch schon für den Bayrischen Blindenverband Vorträge hielt. Da dachte ich eigentlich, man würde mir Fragen stellen, wie so eine Veranstaltung durchgeführt werden kann. Sei es darum. Ich bin nicht das Maß aller Dinge, und die Events kommen sehr gut an.

Was ich dann durch Eigene Recherche bekommen habe, ist ein wunderbarer Kontakt der Veranstalter, und einen schönen Newsletter, der wöchentlich erscheint und mir viel Freude bereitet.
Wie man als außenstehende Person an diesen Newsletter kommt weiß ich nicht, aber wer mag, darf sich gerne an mich wenden. Ich vermittle gern den Kontakt. Benutzt hierfür einfach das Kontaktformular auf dem Blog.

Was tun, wenn man als Coach plötzlich blinde Menschen im Online-Seminar hat

Ein Coach, bei dem ich mal einen Kurs zu Life-Work-Planing mitmachen durfte, und der in Zusammenarbeit mit unserem Institut jährlich ein Training für Menschen, die sich gerade bewerben veranstaltet, fragte mich an, ob ich ihn bei einem Online-Vortrag des Verbandes „Trainertreffen Deutschland“ unterstützen wollte. Es sollte eine Sensibilisierungs-Veranstaltung für Trainer und Coaches werden, was zu beachten ist, wenn man blinde Personen im Online-Workshop hat. Das war auch für mich neu, aber es war eine großartige Veranstaltung, mal ganz weg von der Astronomie.
Derlei ist in unserer Online-Welt wichtig, und ich danke Marc, dass ich hier quasi ein Botschafter sein durfte.

Auch für Marc und alle Teilnehmenden war es denke ich eine große Bereicherung. Marc meldete mir zurück, dass er sah, dass alle Teilnehmenden mit eingeschalteter Kamera ganz nah und aufmerksam bei mir waren. Das bekomme ich natürlich nicht mit. Vor allem, wenn die Mikros ausgeschaltet sind, spreche ich dann im Grunde in eine Wand. Ich höre keine Bewegungen, kein Atmen und auch sonst nichts, was ich sonst von meinen Zuhörern mit bekomme.
Außerdem entnehme ich das dem Text auf Marcs Blog. Wir haben beschlossen, dass wir uns zu dieser Sache gegenseitig verlinken.

Marc beschreibt in seinem Text sehr anschaulich, wie er lernte, mit der Situation klar zu kommen, auch Menschen mit Blindheit in seinen Online-Veranstaltungen zu haben. Der Text ist wirklich sehr lesenswert, und ich kann ihn euch wärmstens ans Herz legen.
Sein Text heißt
Von Sehbehinderten lernen

mein Astronomisches Comeback

Mein absolutes Comeback war mein Astro-Tag beim Inklusionstag auf der Landesgartenschau am 07.04.2022. in Neuenburg. Es tat so gut, mal wieder einen quirligen Kinderworkshop zu halten, mal wieder life vor Erwachsenen über „Inklusion am Himmel“ sprechen zu dürfen und mal wieder Menschen an meinem Stand zu empfangen, die viele Fragen stellten, all meine Modelle bestaunten und betasteten, und ja,mir auch das eine oder andere Buch über den Ladentisch hinweg abkauften.
Über diese Veranstaltung schrieb ich ausführlich in …
Ich kam, sah und siegte.

Mitte Mai taktiles Bild der schwarzen Löcher

Das war schon eine Sensation, als Mitte Mai das Foto der Umgebung des massereichen Schwarzen Loches in Mitten unserer Galaxis veröffentlicht wurde. Es gab zwei Jahre zuvor die erste Veröffentlichung eines solchen Fotos eines schwarzen Loches aus einer anderen Galaxie.
Auf Wunsch fertigte mir mein Kollege in unserem Labor eine tastbare Version beider Fotos an, so dass ich sie miteinander vergleichen konnte.
Es ist einfach wunderbar, dass ich an diesem Institut arbeite. Ansonsten hätte ich niemals Zugang zu derlei Möglichkeiten.

Ich machte ein Tasträtsel aus diesem Bild. Das findet ihr hier.
Wie die beiden Fotos gemacht wurden und mehr Hintergründe dazu findet ihr in den beiden Artikeln:

  1. Wie man schwarze Löchern sehen kann
  2. Trotz Löchern gute Bilder

09.06. Interview für die Hörzeitung Trierische Tonpost

Seit Jahren genieße ich die ganze Adventszeit den Klingenden Adventskalender, der das Bistum Trier für blinde Menschen heraus gibt. Die fragten mich an, ob ich mit ihnen ein Interview für ihre andere Hörzeitschrift, der Trierischen Tonpost, führen würde.
Es war zwar ein Telefoninterview, was der Klangqualität etwas abträglich war, aber ansonsten war es ein sehr gelungenes gespräch.
Wir sprachen über Astronomie, über Inklusion am Himmel, aber auch über das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Religion. Ruck zuck war eine Stunde herum. Ich denke, dass das Interview spannend für viele Hörer:innen war, und dass es vielen vielleicht auch Mut und Kraft gab, wenn sie hören durften, was alles trotz Sehverlust möglich ist.
Nach ausdrücklicher Genehmigung des Verlages, darf ich dieses Interview mit euch teilen. Allerdings ist es so, dass die Datei zu groß ist., dass ich sie an einem Stück auf dem Blog veröffentlichen kann. Außerdem wurde sie mir dann von der Redaktion freundlicherweise in einigen Teilen geschickt. Das wären dann elf Links für euch, was ich etwas anstrengend und unkomfortabel für euch fände.
Aus diesem Grund stelle ich jetzt erst mal das Interview an einem Stück auf meine Dropbox. Dort könnt ihr es euch anhören, bzw. auf den Abspieler eurer Wahl herunterladen. Bitte gebt die Datei nicht weiter, und veröffentlicht sie bitte auch nicht irgendwo. Das darf nur ich hier tun.
Zum Interview geht es hier lang.

Vorträge im Urlaub

Es ist mittlerweile zur guten Tradition geworden, dass ich in meinem Sommerurlaub im Erholungszentrum für Blinde in Schwarzach in jeder Urlaubswoche einen Vortrag mit aktuellem astronomischen Bezug halte.
Diesmal ging es in der einen Woche um die Veröffentlichung der Fotos der schwarzen Löcher, und im zweiten um das sagenhafte James-Webb-Space-Teleskop.

Von diesem steht mir leider noch kein Modell zur Verfügung, das transportabel wäre, aber zu den schwarzen Löchern konnte ich immerhin taktile Ausdrucke der Fotos und einer Spiralgalaxie austeilen. Ich freue mich im Vorfeld des Urlaubs schon immer sehr auf diese Vorträge, die stets gut angenommen werden. Es kommt auch vor, dass Kinder von Hausangestellten oder sonstige Verwandte daran teilnehmen. Es gibt aussagen von Müttern, deren Kinder noch nach Jahren von diesen Vorträgen sprechen. Das macht dann besonders viel Freude.
Die Links zu den Fotos habt ihr schon.
Mehr zum James-Webb-Teleskop und weitere Hintergründe findet ihr in den beiden Artikeln:

  1. Das Unsichtbare Licht erforschen
  2. Das Kosmische Orchester

16.09. Kurzvortrag an der astronomischen Uhr in Straßburg

Das war wirklich ein sehr schöner Ausflug, den ich mit dem Evang. Blinden- und Sehbehindertendienst mitmachen durfte. Besonders beeindruckt hat mich die astronomische Uhr im straßburger Münster. Darauf hatte ich mich natürlich etwas vorbereitet, zum Glück, denn der Führer erzählte uns leider nichts darüber, was die Uhr alles astronomisch kann. Das ergänzte ich dann für unsere Gruppe direkt vor Ort, was auch andere Besucher des Münsters anzog.
Über diese Uhr schrieb ich in
Ein Uhrenerlebnis.

18.09. Inklusionslauf

Nach über zwei Jahren Pandemie-Pause durfte dieser Lauf im Rahmen des Baden-Marathon wieder stattfinden. Es war wirklich ein sehr starkes und berührendes Erlebnis, an diesem Lauf mit meiner Kollegin teilzunehmen. Diesen Lauf beschrieb ich ausführlich und ordnete ihn in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ein.
Zum Bericht über dieses unvergessliche und großartigen Erlebnis geht es hier lang.

09.10. SWR2 Matiné Zugang zu Musiknoten

Da bekam ich doch tatsächlich eine Anfrage des SWR, ob ich nicht an einer Sendung über Musiknoten teilnehmen möchte. Ich kann zwar ungefähr die Punktschriftnotenschrift, und habe auch schon viel mit diverser Software experimentiert, dass ich Noten für Sehende schreiben konnte. Dennoch fühlte ich mich etwas unsicher, da ich normalerweise mit meinem absoluten musikalischen Gehör ohne Noten auskomme. Absagen wollte ich der Dame aber auch nicht. Also ließ ich mich auf dieses spannende Projekt ein. Dafür, dass wir über eine Stunde lang miteinander über das Thema sprachen, ist mein Beitrag in der Sendung vielleicht etwas kurz geraten, aber die Sendung an sich ist absolut hörenswert, weil ganz viele andere Musiker zur Sprache kommen. Sie erzählen, wie sie mit Noten umgehen. Es lohnt sich also, mal rein zu hören.
Ich hoffe, die Sendung ist noch in der Mediathek, und ihr findet den Knopf zum Abspielen…
Link zur Sendung

25.11 – 27.11. Freizeit für junge Erwachsene zum Thema Licht

Was liegt näher, als gerade am Wochenende des ersten Advents eine Freizeit zum Thema Licht durchzuführen. Mancher mag vielleicht denken, dass Licht für blinde Menschen nicht interessant wäre, aber mit nichten. Ich war selbst erstaunt, aus welch ungeheuer vielen Aspekten man sich dem Licht nähern kann, als ich dazu recherchierte.

Und so starteten wir also am Freitag Abend mit einer ausführlichen Vorstellungsrunde, einer kleinen Betrachtung und einigen Liedern, die ich mit der Gitarre begleitete. Danach ließen wir den Abend in gewohnter Manier bei guten Gesprächen und Getränken ausklingen.

Am Samstag ging es dann nach dem Frühstück und einer kleinen Andacht zur Tageslosung voll ins Thema. Den ersten Blog leitete ich. Er befasste sich damit, was das Licht physikalisch ist, welche Seltsamkeiten es zu bieten hat, und wie man sich seinen Eigenschaften im Laufe der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis in die Heutzeit genähert hat.
Darüber schrieb ich im Rahmen der Reise zu den schwarzen Löchern in
Station sechs.
Ein weiterer Block befasste sich dann mit dem Licht aus theologischer Sicht. Wir diskutierten über viele Bibelstellen, in welchen das Licht eine Rolle spielt. Diese jetzt hier aufzuzählen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Das muss vermutlich mal ein eigener Artikel werden. Dass unsere Bibel voller Sterne ist, zeigte ich euch ja im Die Bibel, ein Buch voller Sterne.

Schließlich führte ein Teilnehmer nach Mittagessen und Mittagspause eine wunderbare Meditation mit uns durch. Nach einer Gruppenarbeit, wo wir uns über Highlights, Lichterlebnisse und auch darüber austauschten, wo manchen vielleicht noch das orientierende Licht im Leben fehlt, schlossen wir dann diesen Haupttag der Freizeit mit einigen Geschichten ab. Außerdem übten wir noch die Lieder,die am Sonntag im Gottesdienst gesungen werden sollten, denn viele von uns müssen auswendig singen, weil Lesen nicht möglich ist.

Nach diesem großartigen Gottesdienst und einem vorzüglichen Mittagessen, ging es dann wieder nach hause.
Einen ausführlichen Freizeitbericht wird es noch geben, aber der ist noch nicht fertig. Ich werde ihn dann verlinken und darauf hinweisen.
Auf jeden Fall war die Freizeit in unserem bewährten Tagungshaus in Rastatt wieder ein voller Erfolg. Ich bin gespannt, welches Thema wir in 2023 haben werden. Es gibt schon Ideen.

29.11. OVZ-Vortrag „Mysterium des Sterns von Betlehem“

Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden. Außerdem hatten die einen virtuellen Weihnachtsmarkt laufen, auf welchem sehr schöne und weihnachtliche Veranstaltungen und ein Hör-Weihnachtskalender liefen.
So hatte ich am 29.11.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten.
Und darum ging es:
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung näherten wir uns diesen Geschichten aus astronomischer Sicht.

Im zweiten Teil beschäftigten wir uns mit der Frage, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung war wirklich eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Grundlagen dieses Vortrages waren die beiden Artikel:

  1. Was war der Stern von Betlehem
  2. Taugt ein Stern als Navi

Ankündigung, Erster Vortrag 2023

Und im neuen Jahr geht es direkt weiter.
Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag
„Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen“.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:

Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt entweder mittels TeamTalk über
Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.

So, meine lieben,
jetzt genug Bauch gepinselt.
Beginnt das Jahr gut und gehabt euch wohl.

Bladventskalender22, 21.12. Ein Türchen für Respekt, Achtung und gegenseitiger Toleranz

Meine lieben,

Zu Ostern 21 verfasste ich einen Artikel zu diesem Thema. Dort sprach ich darüber, wie verschiedene Glaubensgemeinschaften ihr Osterfest, bzw. ihre Fastenzeiten berechnen. Heute greife ich das Thema der Überschrift am Beispiel des Weihnachtsfestes nochmals auf.

Im Sinne der anderen Glaubensgemeinschaften soll dieser Artikel ein Beitrag zum gegenseitigen Respekt, Verständnis und einem guten Miteinander werden.

Jeder kennt das, wenn man zu Weihnachten am Familientisch zusammen sitzt. Da fallen oft mal Sätze wie

  • Die feiern Weihnachten anders.
  • Die feiern Ostern und Weihnachten an einem anderen Tag.
  • Die fasten zu anderen Zeiten.
  • Bei „denen“ werden ganz andere Lieder gesungen.

Jeder kennt jemanden, der derlei in seiner Glaubens- oder Religionsgemeinschaft anders und zu anderen Zeiten praktiziert als wir.
“Die” klingt immer so fremd und exotisch. “Die” scheinen irgendwie anders zu sein und an etwas ganz anderes zu glauben, an etwas seltsames mystisches oder sonst wie fremdes.
Dem ist aber nicht so. “Die” leben unter uns. Viele von “Denen” fühlen sich dem christlichen Glauben verpflichtet.
Ich habe eine Arbeitskollegin, die Rumänin ist, und den ortodoxen Glauben praktiziert. Da sie uns leider zum Jahresende verlassen wird, nutze ich dieses Türchen auch dazu, Ihr für unsere wirklich gute Zusammenarbeit zu danken. Wir hatten großartige Projekte und immer eine gute Zeit miteinander.
Was liegt da näher, als das heutige Thema mal den rumänischen Weihnachtsbräuchen zu widmen. Vieles wird dort ähnlich gefeiert, aber manches auch anders. Und vor allem wird im Gegensatz zu uns, 40 Tage vor Heilig Abend zumindest auf Fleisch, Fisch, Eier und vielleicht auch auf Alkohol verzichtet.
Ich lade euch mit folgenden Links ein, mal in die Bräuche des rumänischen Weihnachtsfestes einzutauchen.
Der erste Link führt euch zu einem Artikel, der sehr schön das rumänische Weihnachtsfest beschreibt. Außerdem erfahren wir, wie verschiedene weihnachtliche Begriffe auf Rumänisch heißen.
Zum Artikel, bitte hier lang.
Der zweite Link beschreibt alles etwas nüchterner, ist aber auch sehr lesenswert.
Darf ich bitten?

Meine Kollegin machte mich noch darauf aufmerksam, dass im Grunde genommen das Fasten erst am 25.12. nach der heiligen Messe endet. In den Artikeln wird aber teilweise der 24. erwähnt. Möglicherweise finden hier teilweise Angleichungen statt, je nach dem, wie streng ortodox gefeiert werden soll.

Und jetzt gibt es zum Schluss noch zwei wunderschöne rumänische Weihnachtslieder.
Das eine klingt fast etwas russisch, wie es von einem Männerchor in F-Moll gesungen wird.
Aber hört selbst.
Das zweite klingt in G-Dur sehr hell und klar, wie es von einem gemischten Chor gesungen wird.
Hier anhören.
Dank auch hier an meine Kollegin für diese beiden sehr schönen Weihnachtslieder.
Und somit ist das Fazit dieses Türchens:
Wenn wir wissen, wie unsere Mitmenschen anders feiern, trägt das zum Thema der Überschrift dieses Türchens bei.

Bladventskalender22, 14.12. Zum Stern von Betlehem

Meine lieben,
im letzten Jahr befassten wir uns mit der Frage, ob der Stern von Betlehem eventuell ein Komet war, weil er oft so gezeichnet wird.
Das ist aber durchaus nicht der einzige Vorschlag, was er gewesen sein könnte.
Hier eine weitere Idee und die Geschichte dazu:

Die Huldigung der Sterndeuter: Matthäus 2, 1–12

  1. Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
  2. und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
  3. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
  4. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
  5. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
  6. Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
    Micha 5, 1.3; 2. Samuel 5, 2
  7. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
  8. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
  9. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
  10. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
  11. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
  12. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Idee Konjunktions-Theorien

Seit dem Sassanidenreich im 3. Jahrhundert sahen Astrologen in einer großen Konjunktion (Begegnung) der Planeten Jupiter und Saturn Vorzeichen wichtiger historischer Ereignisse, etwa eines neuen Zeitalters, einer neuen Dynastie, der Geburt eines Propheten oder eines gerechten Königs. Jüdische Gelehrte wie Māschā’allāh ibn Atharī, Abraham Ibn Esra und Levi ben Gershon folgten dieser Grundannahme. Manche ihrer Vorhersagen wurden im jüdischen Messianismus auf die Geburt des Messias bezogen.
Der Astronom und Astronomiehistoriker Konradin Ferrari d’Occhieppo wies seit 1964 in mehreren Publikationen auf die bereits von Kepler bemerkte und sehr seltene dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Zeichen der Fische hin. Diese schien gut in den ungefähren Zeitraum der Geburt Jesu zu passen. Laut d’Occhieppo musste ein babylonischer Astronom eine solche Konjunktion als Hinweis auf ein Ereignis in Israel (Judäa) verstehen, weil Jupiter der Stern des babylonischen Gottes Marduk gewesen sei, während Saturn als Planet des jüdischen Volkes gegolten habe. Der westliche Teil des Fischezeichens habe unter anderem für Palästina gestanden. Daraus hätten babylonische Astronomen folgern können: Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = „Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.“
Als Einwände werden genannt:

  • Ein dreimaliges Zusammentreffen von Jupiter und Saturn komme selten vor und führe nie zur Verschmelzung beider Lichtpunkte, so dass es sich nicht zwingend auf den einen, in Mt genannten Stern beziehen lasse.
  • Matthäus gebrauche das griechische Wort für „Stern“ und nicht das für „Planet“ oder „Planetenkonstellation“. Man habe damals sehr wohl zwischen Fixsternen und Planeten unterscheiden können. Dieser Einwand setzt voraus, dass der Evangelienautor diese Unterscheidung kannte.
  • Zweifelhaft sei vor allem, ob Saturn für babylonische Astronomen der kosmische Repräsentant des Volkes Israel war. Saturn (akkadisch kewan) wurde nach babylonischer Deutung mit dem Land Syrien verbunden, nach griechischer Deutung mit dem Gott Kronos, der in manchen antiken Zauberbüchern mit dem jüdischen Gott JHWH gleichgesetzt wurde – möglicherweise wegen des jüdischen Sabbat, der mit dem „dies Saturni“ (Saturnstag, englisch Saturday) zusammenfiel. Eine Siebentagewoche mit Planetennamen als Tagesnamen war bei den Babyloniern gebräuchlich. Trotzdem erscheint die Übertragung vom Planeten Saturn auf das Judentum zweifelhaft, da dessen Verehrung im Tanach geradezu als ein Zeichen des Abfalls vom Judentum erscheint
  • Heute sind mindestens vier Keilschrifttafeln bekannt, auf denen die Babylonier die Ephemeriden (Umlaufbahnen) von Planeten wie Saturn und Jupiter im Jahr 7 v. Chr. vorausberechnet haben. Dort spielte deren große Konjunktion keinerlei Rolle. Ob die Babylonier ihr überhaupt Bedeutung beimaßen, ist daher ebenfalls zweifelhaft.

Bis heute hat die Konjunktions-Idee nichts an Faszination eingebüßt. Um die Weihnachtszeit bieten Planetarien immer wieder Reisen in die Vergangenheit zur Geburt Jesu an.
Es gibt noch weitere Konjunktions-Ideen, bei denen Mond und Venus noch eine Rolle spielen, aber die erspare ich uns an dieser Stelle.
Tja, leider sind wir auch mit dieser Idee etwas im unklaren. Macht nichts, denn das Weihnachtsfest bedeutet ja, dass wir dem Stern im Herzen folgen.

Bladventskalender22, 13.12. Weihnachtlich Hörenswertes

Hallo zusammen,

so, jetzt wird das Türchen 13 endlich nachgereicht.
Hier habe ich einige weihnachtliche Hörtipps für euch. Da gibt es die sehr schöne Sendung Radiowissen von Bayern 2, die man auch als Podcast abonnieren kann. Hier habe ich in letzter Zeit einige wunderbare Folgen nachgehört, die im Laufe des Dezembers erschienen sind.

Die Folgen dauern immer so um 20 Minuten.
Ich hoffe, dass ihr sie abspielen könnt. Ich habe mir Radiowissen als Podcast abonniert. Dann geht es einfacher, als in den Mediatheken zu stöbern.

Ich wünsche euch viel Weihnachtsstimmung mit all dem.