Es erfüllt mich als blinden Menschen mit einem gewissen Stolz, dass wir quasi den größten deutschen Astronomen in „unserer“ Gemeinschaft haben: Johannes Kepler sah sehr schlecht. Seine Seheinschränkung beruhte auf einer Pockenerkrankung. Niemand kann heute sagen, wie viel oder wie wenig Kepler vom Sternenhimmel letztlich mit seiner Seheinschränkung gesehen hat.
Seine Situation verbesserte er selbst, indem er Teleskope mit Sammellinsen entwickelte (Keplerteleskop). Eigentlich wollte Kepler beweisen, dass die Planeten sich auf kreisförmigen Bahnen bewegen und dass diese Bahnen einer kosmischen Harmonie gehorchen. Da dies insbesondere mit der Marsbahn, deren Exzentrizität doch sehr stark von der Kreisbahn abweicht, nicht klappen wollte, schloss er letztendlich, dass Planeten sich auf elliptischen Bahnen um ihre Gestirne bewegen. Die drei von ihm gefundenen Gesetze sind:
- Keplersches Gesetz:
Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. - Keplersches Gesetz:
Eine von der Sonne zum Planeten gezogene Verbindungslinie, genannt „Fahrstrahl“, überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen. - Keplersches Gesetz:
Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen (Kuben) der großen Bahnhalbachsen.
Im Zusammenhang mit Johannes Kepler muss leider auch die Tragödie erwähnt werden, dass seine Mutter mit der Inquisition in Konflikt kam und nur mit Keplers Hilfe einem Hexenprozess entgehen konnte.
Kepler hatte in Tycho Brahe einen ganz hervorragenden Beobachter des Himmels. Tycho kannte den Himmel so gut, dass ihm am Abend des 11. November 1572 die Supernova im Sternbild Kassiopeia auffiel. Er prägte auch den Begriff der „Stella Nova“, da er sie für einen neuen Stern hielt. Von da an war klar, dass die Fixsterne gar nicht so unveränderlich sind wie immer angenommen.
Tycho hatte auch eine leichte Einschränkung. Er verlor in einem Duell seine Nase und trug deshalb eine metallene Nasenprothese.
Der Podcast Radiowissen des Bayrischen Rundfunk hat gestern zu ehren des 450 Geburtstages von Johannes Kepler eine sehr schöne Sendung veröffentlicht, die sehr gut zusammenfasst, was Keplers Leistungen waren.
Ihr könnt sie hier herunterladen und anhören.
Ich erwähnte schon oben, dass Keplers Mutter nur knapp einem Hexenprozess entrinnen konnte. Johannes Kepler setzte sich mit all seinen Netzwerken für sie zum Glück erfolgreich ein.
Wer sich für diese Geschichte interessiert, findet hier mehr Informationen.
Wir hatten im Adventskalender in Türchen 21 erfahren, wie er trotz der Tatsache, dass er völlig mittellos war, seinem Unterstützer ein Geschenk machen konnte, dass die Mathematiker noch über vierhundert Jahre beschäftigen sollte. Alles über deren Kopfzerbrechen, über Schneeflocken und gestapelte Orangen findet ihr in diesem Artikel.
In Türchen 22 konnten wir uns einen akustischen Eindruck davon machen, wie Johannes Kepler sich das vorstellte, dass alle Bahnen der Planeten harmonisch musikalischen Gesetzen gehorchen sollten.
Nicht zuletzt war Kepler ein großartiger Vordenker, was die Reise zum Mond betraf.
Vor langer Zeit schrieb ich über diese Keplersche Mondfahrt.
Wünschen wir Johannes Kepler alles gute. Sein Lebenswerk ist bis zum heutigen Tag unverzichtbar in Raumfahrt und Weltraumforschung.