Leuchtende Verführung


Meine lieben,
beginnen wir unseren Beitrag zu Hallooween 2025 mit einem Zitat aus einem Hörspiel. Hörspiel deshalb, weil dort das Zitat deutlich kürzer ist, als aus dem Buch.

Es war Mitternacht, und im Haulewald brauste der Sturmwind.
Plötzlich huschte ein schwacher Lichtschein in Zick-Zack-Linien durch das Gehölz.
Es war ein Irrlicht, und es hatte den Weg verloren.
In der rechten Hand trug es eine winzige weiße Fahne.
Es handelte sich offenbar um einen Boten…

Nah, habt ihr erraten aus welcher Geschichte ich hier zitierte? Die Auflösung gibt es unten am Ende des Beitrages.
Was ihr aber sicher schon erraten habt ist, worum es heute zu Halloween gehen wird. Genau. Es geht um Irrlichter.

Steigen wir also ein.
Der Nebel liegt schwer über dem Moor.
Ein einsamer Wanderer tastet sich Schritt für Schritt durch das feuchte Gras.
Kein Laut, nur das leise Glucksen des Bodens unter seinen Füßen.
Dann – ein Licht.
Zuerst schwach, dann heller.
Ein kleines, bläuliches Flämmchen tanzt über dem Boden, kaum größer als eine Kerze, und scheint ihn zu locken: Komm näher…
Doch immer, wenn er sich annähert, zieht es sich ein Stück zurück – flackernd, schwebend, verspielt.
War es eine Seele? Eine List der Natur? Oder einfach nur der Atem der Erde?

Die Menschen früherer Zeiten konnten sich die Irrlichter nicht erklären – und so gaben sie ihnen Geschichten.
Im alemannischen Raum heißen sie Drudefüür, Seelenlichtle oder Männle mit dem Füürle.
Man sagte, es seien die Seelen derer, die keine Ruhe fanden:
Die Geizigen, die den Zehnten nicht bezahlt hatten, oder die Verirrten, die zwischen den Welten wandelten.

Wanderer wurden gewarnt, einem Irrlicht zu folgen – es führe geradewegs ins Moor, wo man versinke, wie die Seele in der Sünde.
In manchen Gegenden glaubte man auch, Irrlichter seien gute Geister, die den Weg zum Himmel suchten.
Zu Allerheiligen und Allerseelen, also in der Zeit um Halloween, erzählte man sich, dass die Grenze zwischen den Welten durchlässig wird.
Dann, so hieß es, tanzen die Irrlichter häufiger – als Zeichen dafür, dass die Verstorbenen unter uns weilen.
Das mit der durchlässig werdenden Grenze zwischen den Welten finden wir übrigens auch in den Geschichten, Mythen und Sagen, welche sich um Polarlichter ranken. Aber die heb ich mir für einen anderen Halloween auf.
Dass etwas an den Irrlichtern dran sein muss, darf kaum bezweifelt werden, denn es gibt sie in so vielen Kulturen, und meist dort, wo es Moore gibt. Schauen wir uns also jetzt an, was die Wissenschaft dazu zu sagen hat.

Immer dann, wenn wir ein Naturphänomen nicht verstehen, geben wir ihm bis heute Geschichten, Mythen und Sagen.

Heute wissen wir: Irrlichter sind keine Geister, sondern chemische Lichtphänomene, die aus dem Inneren der Erde aufsteigen.
In den faulenden Tiefen eines Moores entsteht durch den Abbau abgestorbener Pflanzen Methan (CH₄). Begleitet wird es oft von Phosphin (PH₃) und Diphosphin (P₂H₄) – Gase, die bei Kontakt mit Luft spontan zu leuchten oder sogar zu brennen beginnen.
So entstehen diese kleinen, flackernden Flämmchen, die scheinbar über dem Boden schweben.
Sie brennen mit kaltem, bläulichem Licht, lautlos und kurzlebig. Ein Hauch von Chemie – aber einer, der Jahrhunderte lang die Fantasie beflügelt hat.

Manchmal steckt hinter einem Irrlicht auch Biolumineszenz: Leuchtbakterien oder Pilze, die in feuchtem Holz oder Moorboden leben. Ihr Leuchten ist nicht heiß, sondern biologisch – wie bei Glühwürmchen.
Solche Lichter scheinen stationär zu leuchten und könnten in sehr dunklen Nächten als „Irrlichter“ wahrgenommen werden.

Manchmal reflektiert auch einfach feuchter Nebel das Licht entfernter Quellen (z. B. Kerzen, Lagerfeuer, Autoscheinwerfer). Durch die Dämpfe und Bewegungen in der Luft wirkt das Licht dann geisterhaft schwebend.

Warum sie wandern:
Wenn Methan- oder Phosphingase aus einem Moor aufsteigen, werden sie von leichten Luftströmungen getragen. Dadurch scheinen die Lichter einem Menschen aus der Ferne zu „folgen“ oder vor ihm davonzuschweben — was den alten Volksglauben vom „verführenden Irrlicht“ befeuerte.

Ja, nun wissen wir es also, wie die Dinger funktionieren. Aber für mich haben sie ihre Faszination längst noch nicht verloren. Vor dem Wissen kommt immer erst das Staunen. und genau dieses muss nicht in dem Moment aufhören, wo man etwas entzaubert hat, weil man versteht, wie was funktioniert.

Heute wissen wir also, dass kein Geist im Moor spukt.
Und doch – wenn wir ehrlich sind – verlieren die Irrlichter nichts von ihrem Zauber.
Denn sie zeigen uns, wie dünn der Schleier zwischen Wissenschaft und Wunder manchmal ist.

Vielleicht sind sie tatsächlich Seelenlichter – nur anders, als die Menschen früher glaubten.
Nicht die Seelen der Toten, sondern die leuchtenden Atemzüge der Erde selbst, die kurz sichtbar werden, wenn sie Leben und Verfall ausbalanciert.

Wenn du also an einem kühlen Herbstabend über ein Moor gehst und ein fernes Flackern siehst –
dann halte inne.
Atme den feuchten Nebel, hör auf das leise Zischen der Erde –
und grüße das Irrlicht.
Es ist kein Spuk – es ist Physik, die Poesie geworden ist.
Ja, Ja, Ja, Poesie von der KI…

Ach ja, da fehlt ja noch was; das Buch aus dessen Hörspiel ich zitierte.
Es war natürlich „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende.
Das Irrlicht, Namens Blupp, trifft in einer Waldlichtung auf drei weitere Gestalten Phantasiens, einen Steinriesen, einen Nachtalp und einen Winzling. Sie tauschen sich aus, und stellen fest, dass ganz Phantasien in Gefahr ist, weil sich das „Nichts“ offenbar überall ausbreitet.
Alle viere machen sich nun getrennt auf den Weg zum Elfenbeinturm, um der kindlichen Kaiserin zu berichten.
Der Nachtalp auf seiner Fledermaus fliegend glaubt, dass er das Ziel als erster erreichte. Aber weit gefehlt. Es war der Winzling auf seiner Rennschnecke, der ihn bereits mit seinem Hut winkend, erwartet.

und schließlich erreicht auch der Steinriese das Ziel, der in einem Anfall von Heißhunger sein Steinfahrrad verspeist hatte, und deshalb den Großteil des Weges zu Fuß zurücklegen musste. Ob das Irrlicht jemals ankam, oder sich erneut verirrte, erfahren wir leider nicht.
Und dann nimmt die unendliche Geschichte eben ihren Lauf.

Hier kommt für euch noch eine Irrlicht-Geschichte zu Halloween.
Natürlich! 🌫️ Hier ist eine klassische Sage, in der ein **Irrlicht** Menschen in die Irre führt — sie stammt aus dem **norddeutschen Volksglauben**, ist aber in ähnlicher Form in ganz Mitteleuropa verbreitet:

Die Sage vom Irrlicht im Moor, gefunden von ChatGPT.
In alten Zeiten, so erzählt man sich im Norden Deutschlands, gab es nahe eines kleinen Dorfes ein weites Moor, das bei Nacht gefährlich war. Niemand wagte sich nach Sonnenuntergang dorthin, denn dort sollen Irrlichter tanzen — kleine, bläuliche Flammen, die dicht über dem Boden schweben und trügerisch wie Laternen flackern.

Eines Abends kehrte ein junger Bauer spät vom Markt zurück. Der Mond war von Wolken verdeckt, und der Heimweg führte dicht am Moor vorbei. Plötzlich sah er in der Ferne ein kleines Licht — warm und freundlich, wie von einer Laterne, die jemand vor sich her trägt.

„Da wird wohl einer vom Dorf sein, der mir den Weg zeigt“, dachte der Bauer erleichtert, und er folgte dem Licht. Doch das Licht wich ihm immer ein Stück aus, gerade weit genug, dass er es nicht erreichte.

Bald war der Weg unter seinen Füßen weich und sumpfig geworden. Das Licht flackerte näher und ferner, bis der Mann merkte, dass er mitten im Moor stand. Ein kalter Wind zog auf, und das Licht begann, höhnisch um ihn zu tanzen. Da wusste er, dass es kein Mensch war, sondern ein **Irrlicht**, das ihn ins Verderben führen wollte.

Verzweifelt bekreuzigte sich der Bauer und sprach ein Gebet. Da erlosch das Licht mit einem zischenden Laut — und plötzlich hörte er in der Ferne den Hahn krähen. Mühsam tastete er sich zurück, bis er endlich festen Boden spürte. Am nächsten Morgen fand man seine Fußspuren — sie endeten nur wenige Schritte vor einem tiefen Tümpel, in dem schon viele verschwunden waren.

Seit jener Nacht warnte man im Dorf die Kinder:
„Folge niemals einem Licht im Moor, wenn du allein bist. Es könnte ein Irrlicht sein, das deine Seele holen will!“

3 Gedanken zu „Leuchtende Verführung“

  1. Die Kindliche Kaiserin, Artreju, der Glücksdrache Fuchur und Bastian Balthasar Bux. Voll Phantasie, Geschichten und Wünschen retten sie Phantasien. Nicht zu vergessen die wichtige Rolle des blinden Bergmannes der mit seinen Bildern zwei Welten verbindet und hilft den Weg zum Wasser des Lebens zu finden.

    #Tu, was du willst; so lautet die Aufforderung von Aurin.

    Dieses “Kinderbuch” von Michael Ende ist so vielschichtig und kann auch uns Erwachsenen noch wertvollen Rat geben.
    Vielleicht sogar darüber wie man Gegensätze überwinden könnte und Frieden schafft. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

  2. Hach, diese Irrlichter! Die haben es ja wirklich drauf – oder vielmehr, die haben es chemisch! 😉 Mich finds toll, wie die Wissenschaft versucht, den Zauber zu entzaubern: Methan, Phosphin, Biolumineszenz, Nebelschleier – bezaubernd, aber leider etwas langweilig für den Halloween-Geist. Wer braucht schon Physik, wenn man eine gute Sage hat? Aber pssst! Vielleicht sind die Irrlichter doch die Seelen derer, die zu sehr an Chemie gedacht haben und nun verloren sind zwischen den Atomen. Lasst uns ihnen also mit einem wissenschaftlichen Augenzwinkern zuflüstern: Ihr flackernden Blitze, habt ihr den Weg verloren oder nur die Frage, ob Methan oder Moos leuchtet? Und dann grüßen wir sie eben – mit oder ohne Wissen, sie sind ja eh nicht zu verlieren! 🌫️🤓

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