Brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht


Seid herzlich gegrüßt,

In den Läden weihnachtet es schon seit September. Überall werden schon die Weihnachtsmärkte aufgebaut und man bereitet sich auf diese Lichterzeit vor. Den Anfang machten gestern die Kinder mit ihren Laternenumzügen.
„Gehe auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht“,
ist der Satz aus dem Kinderlied, das wir noch alle kennen.
Die Bitte, die in diesem Lied steckt, können viele heutige Kinder im Grunde nicht mehr verstehen, Da wir Kerzen, meist Teelichter in unseren Laternen verwendeten, kam es schon mal vor, dass die eine oder andere Laterne durch eine kleine Unachtsamkeit in Flammen aufging und als kurzes Feuerspektakel endete.
Heute werden die LED-Laternen, die sogar flackern, mit Batterien gespeist. Die können zwar auch leer werden, aber in Flammen wird dort eher nichts mehr aufgehen.

Die Weihnachtszeit mit all ihren Lichtern, ist neben meiner Mondscheibe, über die ich in meinem Buch im Kapitel „Einmal und nie wieder“ schrieb, die stärkste visuelle empfindung, die ich mit meinem Sehrest wahrnahm, und deren Erinnerung mir bis heute geblieben ist. Vermutlich ist das mit ein Grund, dass ich so gerne Abends auf Weihnachtsmärkte gehe, weil mir neben all dem, was man dort so riechen, schmecken tasten und hören kann, immer wieder diese kindlichen visuellen Erinnerungen erscheinen.
Aber dieses nur am Rande.
Gerade in klaren Winternächten gibt es so einiges am Himmel, das aufglüht, und wieder erlischt, in Form von Sternschnuppen zu sehen. Im November und Dezember kreuzt die Erde mindestens drei Meteorschauer.

Die Leoniden

Da sind zunächst die Leoniden
Die Leoniden bilden einen Meteorstrom (Sternschnuppenstrom), der alljährlich im November zu beobachten ist. Sein Radiant liegt im Sternbild des Löwen. Das bedeutet, dass es so aussieht, als kämen diese Sternschnuppen aus dem Löwen.
Viele Meteorströme sind nach den Sternbildern benannt, aus denen sie zu kommen scheinen.
Der prominenteste Strom, den die Erde so im Jahreslauf passiert, ist vermutlich der Perseiden-Strom im August, der aus dem Sternbild Perseus uns mit Sternschnuppen versorgt. Ich schrieb darüber in
„Sternschnuppen Sehen und Hören“
Der Ursprung des Leonidenstroms ist der Komet Tempel-Tuttle, der auf seiner Umlaufbahn um die Sonne zahllose Bruchstücke (Meteoroiden) hinterlässt, wenn er gerade mal wieder in unserer Nähe ist.
Kreuzt die Erdbahn eine solche Wolke von Bruchstücken, und geraten diese in die Erdatmosphäre, so verglühen sie und können als Sternschnuppen (Meteore) wahrgenommen werden.
Das Aktivitätsmaximum ist in der Nacht vom 17. auf den 18. November zu beobachten. Die Sternschnuppen sind dabei mit einer geozentrischen Geschwindigkeit von ca. 71 km/s außerordentlich schnell. Einst war der Leonidenstrom wesentlich aktiver als heute, weshalb in früheren Zeiten der November als Sternschnuppenmonat schlechthin galt. Inzwischen ist die Trümmerwolke des Ursprungskometen jedoch schon sehr weit gestreut, weshalb der Strom in der Regel ein nur mehr schwach ausgeprägtes Maximum aufweist.
Alle 33 Jahre kann es jedoch zu einem besonderen Himmelsspektakel kommen: Kreuzt die Erde die Umlaufbahn des Kometen Tempel-Tuttle kurz nachdem dieser das innere Sonnensystem durchquert hat, so ist die Zahl der sichtbaren Leoniden-Meteore besonders groß. Es kommt dann zu einem Meteorsturm mit mehreren tausend Meteoren pro Stunde, wie es beispielsweise 1966 der Fall war. Im November 1833 sollen pro Stunde sogar bis zu 200.000 Sternschnuppen beobachtet worden sein.
Dieses Spektakel war damals sicherlich gut zu sehen, als die Lichtverschmutzung in unseren Städten noch nicht so schlimm war, weil es einfach noch deutlich weniger Lichtquellen gab. Über die Lichtverschmutzung schrieb ich letztes Jahr im Artikel „Im Dunkeln sieht man besser“.

Und noch mehr Winter-Feuerwerk

Geminiden (aus dem Sternbild Zwillinge und Ursiden (vom kleinen Bären, Ursa Minor) sorgen im Dezember für viele Sternschnuppen.
Diese beiden Funkenregen im Dezember stehen leider etwas im Schatten der Perseiden im August, obwohl hier eigentlich deutlich mehr Sternschnuppen zu erwarten sind. Das hängt einfach mit dem Wetter zusammen. Im August ist es sommerlich warm und oft nicht so bewölkt.
Bis 1983 war nicht klar, woher die Geminiden eigentlich kommen. Sind sie Reste eines zerbrochenen Kometen oder Trümmer eines Asteroiden, z. B. aus dem Asteroidengürtel.
Als Ursprungskörper der Geminiden gilt der 1983 entdeckte kleine Asteroid 1983 TB, welche später den Namen Phaeton erhielt. Seine Bahn um die Sonne ähnelt stark der eines Kometen, wenn man davon absieht, dass er die Sonne in nur 1,4 Jahren umrundet. Derartig kurze Umlaufzeiten kennt man eigentlich nur von Planeten her.
Es wurde verschiedentlich vermutet, dass Phaeton ein „erloschener“ Komet ist, der seine flüchtigen Bestandteile (Gas und Staub) bereits vollständig verloren hat. In diesem Fall gäbe es dann keinen Schweif aus Gas mehr und auch keine Koma, die den nun „nackten“ Kometenkern einhüllte.

Eine andere Hypothese besagt, das Phaeton ein Bruchstück des Hauptgürtel-Asteroiden Pallas ist, das bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Asteroiden abgetrennt wurde. Dabei sollen dann auch die Geminiden entstanden sein. Allerdings könnten die Geminiden auch die Überreste einer Kollision von Phaeton selber mit einem anderen Objekt darstellen.
Für diese Theorie sprechen die Entdeckungen der beiden kleinen Asteroiden 1999 YC und 2005 UD, welche sich auf ähnlichen Bahnen wie Phaeton bewegen und scheinbar ähnlich zusammengesetzt sind.

Nach Beobachtungen mit Raumsonden ist Phaeton ein „Steinkomet“. Da der Asteroid im Perihel (sonnennächster Punkt) dicht an die Sonne heran kommt, könnten durch die Aufheizung Risse im Fels entstehen, wodurch dann Staub und Steinbrocken freigesetzt werden. Tatsächlich wurde bei zwei Perihelpassagen des Asteroiden in 2009 und 2012 eine schweifartige Struktur beobachtet. Es handelt sich hier dann nicht um den vom Sonnenwind verwehten und stets von ihr weg zeigenden Gas-Schweif, sondern um einen aus Staub und Trümmern.

Die Ursiden sind ein Meteorstrom, der in der letzten Dezember-Woche beobachtbar ist. Der Ursprung dieses Meteorstromes ist der Komet 8P/Tuttle. Sein Radiant liegt im Sternbild Ursa Minor (Kleiner Bär)
Im Maximum weisen die Ursiden eine Schnuppenhäufigkeit von 10 Meteoren pro Stunde auf. Jedoch wurden vereinzelt auch deutlich höhere Zahlen beobachtet.
Die Ursiden wurden um 1900 von William F. Denning entdeckt, wurden aber erst mal nur wenig beachtet,weil sie eben nicht so viele Sternschnuppen produzierten, wie andere Ströme.
Am 22. Dezember 1945 beobachteten tschechische Astronomen durch Zufall einen kräftigen Ausbruch des Meteorschauers, wobei eine Häufigkeit von über 100 Schnuppen pro Stunde erreicht wurde.
Aufgrund dieser Tatsache, schauten die Astronomen nun etwas genauer hin. Allerdings ließ das Interesse mit der Zeit wieder nach, weil sich diese Ausbrüche scheinbar nicht wiederholen wollten.
Anfang der 1970er Jahre erfolgten weitere Untersuchungen durch britische Amateurastronomen, die zunächst keinen signifikanten Anstieg feststellen konnten.
Durch Radiobeobachtungen wurde jedoch in den Tagesstunden des 22. Dezember 1973 ein kurzer Ausbruch mit einer Schnuppenrate von etwa 30 Meteoren pro Stunde nachgewiesen.
Im Artikel
„Sternschnuppen Sehen und Hören“
beschrieb ich, dass Sternschnuppen ob ihrer Ionisierung auch Radiowellen erzeugen. Das ist dann eine Messmethode, mit der man Sternschnuppen auch am Tag nachweisen kann, wo das Sonnenlicht fast alles andere am Himmel überstrahlt.
Vergleichbar stark traten die Ursiden am 22. Dezember 1979 in Erscheinung, diesmal waren es norwegische Beobachter, die die Meteore am Nachthimmel sichten konnten.
Seit langem war bekannt, dass es sich bei 8P/Tuttle um den Ursprungskometen der Ursiden handelt. Die Umlaufszeit dieses Schweifsterns beträgt 13,5 Jahre. Interessanterweise fielen die beobachteten Ausbrüche der Ursiden in den Jahren 1945, 1973 und 1986 nicht etwa mit der Sonnennähe, sondern mit der Sonnenferne des Kometen zusammen.
Eigentlich sollte es doch so sein, dass mehr Sternschnuppen fallen sollten, wenn der Komet gerade mal wieder bei uns war, und seine Trümmerspur wieder neu aufgefüllt hat.

Zwei Astronomen, Peter Jenniskens und Esko Lyytinen, entwickelten ein Modell, das diese merkwürdigen Ausbrüche durch die Schwerkraftwirkung des Planeten Jupiter zu erklären versuchte, was nicht abwägig wäre.
In der Regel ist Jupiter der Staubsauger unseres Sonnensystems, weil er viele gefährliche Einschläge von uns fern hält, indem er den Gefahren-Brocken aufsaugt, bevor er uns schaden könnte. Die Frage, ob die Erde ohne ihn genügend Ruhe gehabt hätte, dass Leben entstehen könnte, kann man in diesem Zusammenhang durchaus stellen. Es ist hinlänglich bekannt, dass das Aussterben der Dinos wahrscheinlich durch einen großen Asteroideneinschlag und dessen Folgen, verursacht wurde.
Manchmal kann Jupiter uns aber durch seine Schwerkraft auch etwas entgegen schleudern, was in diesem Fall so zu sein scheint.
Dieselben Autoren sagten für den 22. Dezember 2000 – wieder war der Komet in Sonnenferne – einen erneuten Ausbruch der Ursiden voraus.
Die Ergebnisse waren nicht eindeutig. Vor allem Radioechos deuteten auf verstärkte Meteor-Aktivität hin, aber visuelle Beobachtungen verzeichneten keinen nennenswerten Anstieg.
Dass ein Planet einen Kometen oder Asteroiden, der Sternschnuppen produzieren soll, durch seine Schwerkraft beeinflusst, ist durchaus denkbar und auch nachgewiesen.
Dieser, und noch weitere Effekte führen dazu, dass sich Kometen z. B. um wenige Jahre verspäten können.

So schön Sternschnuppen auch sind, so mahnen sie uns stets, dass wir vor größeren Brocken auf der Hut sein müssen. Schön nach zu lesen in
„Droht Gefahr durch Asteroiden aus dem All?“

Jetzt wünsche ich euch viele Sternschnuppen in der Vorweihnachtszeit, passende Wünsche dazu, und dass diese dann auch in Erfüllung gehen.
Quellen dieses Artikels sind:
Wikipedia,
alte Artikel von mir,
das buch „Rückkehr des Halleyschen Kometen“ von Isaac Asimov
und sicherlich noch andere, die ich mit den Jahren las und in mein Wissen assimiliert habe.

Kommt gut mit den Schnuppen durch den Vorweihnachtsstress.
Bis zum nächsten Mal grüßt euch
Euer Gerhard.

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