Die Reise zu den Schwarzen Löchern – Zugabe


Liebe Mitlesenden,

nun haben mich doch einige Rufe nach einem letzten, unsere Reise zu den schwarzen Löchern abschließenden, Artikel erreicht. Diesem Wunsche, der teilweise auch meiner ist, komme ich nun nach. Ich werde hier nochmals kurz zusammenfassen, was wir auf unseren zehn Stationen erlebt haben. Außerdem gibt es dann als Zugabe noch einige Gedanken zur Entstehung unseres Universums und was einmal aus ihm werden könnte. Auch das hat mit unseren schwarzen Löchern zu tun.
Am Ende jetes Kapitels findet ihr dann nochmal den Link zur passenden Station.

Also los:

Station I

In Station eins lernten wir den alten Griechen Archimedes kennen, der für seinen König überprüfen sollte, ob seine neue Krone aus den richtigen Verhältnissen von Gold und Silber bestünde. In seiner Wanne kam ihm die zündende Idee, die Krone gegen einen Silber- und einen Goldbarren, die dem Verhältnis der Metalle in der Krone entsprachen, zu wiegen. Damit deckte er den Betrug des Goldschmiedes auf und entdeckte das Gesetz des Auftriebes. Dieses führte uns zu dem Zusammenhang zwischen Masse und Volumen, der Dichte. Schließlich machten wir noch einen Abstecher zur heimlichen Herrscherin des Universums, der Gravitation. Wir lernten ihre Seltsamkeiten und ihre Starallüren kennen. Sie krümmt den Raum und verändert dessen Geometrie, bessergesagt die Raumzeit und hat auch noch mehr Merkwürdigkeiten zu bieten.
S1, Der Mann in der Wanne

Station II

Station zwei führte uns zunächst ins ehrwürdige Italien des ausgehenden Mittelalters. Wir lernten Galileo Galilei kennen, der sich mit den Gesetzen fallender Körper beschäftigte. Das führte uns zum Begriff der Beschleunigung im allgemeinen und zur Erdbeschleunigung, welche die Erde als Resultat ihrer eigenen Masse auf fallende Körper ausübt. Wir erkannten auch, dass sich Bewegungen überlagern können, wenn sie durch Kräfte aus verschiedenen Richtungen an einem Körper hervorgerufen werden. Nur so sind Planetenbahnen erklärbar, denn diese fallen kontinuierlich stets um ihre Zentralsterne herum. Nun stellte ich euch den vielleicht berühmtesten Schwaben aller Zeiten vor. Johannes Kepler wandte die Tatsache, dass Bewegungen sich überlagern können, auf die Umlaufbahnen unserer Planeten um die Sonne an und goss seine Erkenntnisse in seine drei keplerschen Gesetze. Von Gravitation wusste er noch nichts. Die mathematischen Gesetze der Gravitation und wie sie auf Körper wechselwirkt, verdanken wir dem Manne, welchem der Legende nach ein Apfel auf den Kopf gefallen sein soll. Isaac Newton machte dieser Apfel weltberühmt. Newton konnte jetzt zwar Körper und ihre Massenverhältnisse bestimmen, aber für die genaue Massenbestimmung fehlte noch die Gravitationskonstante, die erst 200 Jahre nach Newton von Mark Cavendish erstmals angenähert wurde. Mit dem Wissen all dieser erwähnten klugen Männer konnten wir dann als Finale des Artikels die Erdmasse bestimmen.
S2, Wir wiegen die Erde

Station III

Station drei fachte unsere Neugier an. Wir wollten wissen, was unser Mond wiegt. Der Abstand Erde-Mond war schon den alten Griechen ungefähr bekannt, die Erdmasse hatten wir in Station zwei bestimmt. Mit Newtons Formeln, erweitert durch die Gravitationskonstante, gelang es uns, die Masse des Mondes zu bestimmen. Ruhe gaben wir aber noch immer nicht. Wenn man den Abstand Erde-Sonne kennt, sollten wir doch auch ihre Masse bestimmen können. Sie ist wirklich eine riesige Zahl. Wir lernten auch, dass es gar nicht so einfach ist, den Abstand Erde-Sonne zu berechnen. Unter zuhilfenahme unseres Nachbarplaneten, der Venus, gelang der Menschheit schließlich, den Abstand zu unserer Sonne zu bestimmen.
S3, Wiegen anderer Himmelskörper

Station IV

Der Stein, den der Riese im tapferen Schneiderlein in den Himmel warf, mag zwar hoch geflogen sein, aber er musste wieder auf die Erde zurück, die ihn mit ihrer Gravitation anzog. Wir wissen alle, dass das Schneiderlein den Riesen mit einem Vogel austrickste, der dann eben nicht mehr zurück kam, weil er fliegen konnte. Spätestens seit wir in den Weltraum können, stellte sich die Frage aus Station vier, welche Geschwindigkeit ein Körper haben muss, um die Erdanziehung zu überwinden. Dringlicher wurde die Frage natürlich, als man beschloss, auf den Mond zu gehen. Man will ja schließlich auch wieder heim kommen. Also lernten wir in Station vier die Oberflächenschwerkraft kennen, die auf einen Körper wirkt, der sich auf der Oberfläche eines Himmelskörpers befindet. Die Oberflächenschwerkraft hängt von der Masse und des Volumens eines Planeten, des Mondes oder sonstiger Körper ab. Aus ihr ergibt sich dann die Geschwindigkeit, die man braucht, um den Himmelskörper endgültig verlassen zu können. Deshalb nennt man diese Geschwindigkeit auch Entweichgeschwindigkeit.
S4, Wie komme ich hier wieder wech?

Station V

Um ganz elementare Dinge ging es in Station fünf. Schon die alten Griechen fragten sich, woraus denn alles hier auf der Erde überhaupt besteht und was alles zusammen hält. So prägten sie den Begriff des unteilbaren kleinsten Teilchens, des Atoms. Es sollte aber noch drei Jahrtausende dauern, bis ungefähr klar war, wie dieses Atom beschaffen ist, welche Eigenschaften es hat und wie sie sich unterscheiden, um beispielsweise chemische Verbindungen eingehen zu können, um unsere verschiedenen Materialien bilden zu können. In dieser Zeit wurde das unteilbare immer teilbarer und man fand heraus, dass Atome und letztlich das ganze Universum quasi fast aus nichts bestehen. Deshalb mussten wir auch hier einen Abstecher zu zwei anderen Artikeln auf dem Blog machen, in welchen dieses Nichts, das Vakuum erklärt wurde.
S5,Urstoff und Klebstoff

Station VI

Um einen ganz anderen „Stoff“ in welchem wir täglich „baden“ ging es in Station sechs. Wir beschäftigten uns in diesem Exkurs intensiv mit der sehr lebhaften Geschichte der Entdeckung des Lichtes.

  • Was ist es,
  • wie schnell ist es,
  • ist es Welle oder Teilchen,

waren Fragen, die wir uns hier stellten. Auch diese Geschichte ist Jahrtausende alt und wir erfuhren nebenbei auch noch, dass es auch Licht gibt, das wir nicht sehen können und dass große Massen Licht ablenken können, was für das Verständnis von schwarzen Löchern elementar wichtig ist.
S6, Das Licht

Station VII

Die Hauptfrage in Station sieben war, was passiert, wenn sich so viele Atome zusammen finden, z. B. zu einer Gaswolke, dass in ihrem Inneren die Gravitation so hoch wird, dass die Atome sehr stark zusammen rücken müssen, dass ihre Elektronenhüllen zerquetscht werden, dass Atome sogar verschmelzen. Wir lernten, wie aus einer Gaswolke von Wasserstoff Sterne entstehen, was in ihrem Inneren geschieht, wo z. B. die Energie unserer Sonne her kommt und was am Ende eines Sternenlebens passiert, wenn die Kernverschmelzung erlischt und die Gravitation die Oberhand gewinnt, so dass der sterbende Stern einen Gravitationskollaps erlebt.
S7, Die Herrscherin macht Druck im All

Station VIII

Eine Spielart, wie ein sterbender Stern enden kann, lernten wir in Station acht kennen. Die Gravitation quetscht den erloschenen Stern derart, dass die Atome aus denen er besteht, zerstört werden. die Elektronenhüllen der Atome, die in riesigem Abstand normalerweise ihre Kerne umkreisen, zerbrechen. Dadurch rücken die Kernteilchen Protonen und Neutronen sehr stark zusammen. Das hat zur Folge, dass dieses Objekt extrem klein wird. Aus einem Stern, der ein zwei Millionen Kilometer Durchmesser hatte, wird ein nur wenige Kilometer kleiner weißer Zwerg. Weiß deshalb, weil diese Objekte an ihrer Oberfläche so heiß sind, dass sie weißlich leuchten. Sie sind so dicht, das ein Kubikzentimeter dieser entarteten Materie bereits mehrere Tonnen wiegt.
Aber auch diese Zwerge kühlen aus und enden dann als schwarze unsichtbare Zwerge, nicht zu verwechseln mit den braunen Zwergen, denn die sind etwas anderes, das auf unserer Reise nicht von Belang ist.
S8, Weiße Zwerge (Bombur)

Station IX

Da nur Sterne einer bestimmten Gewichtsklasse als weiße Zwerge enden, stellte sich in Station neun die Frage, was aus schwereren Sternen wird. Sterne, deren Sternrest nach dem Kollaps etwa zwischen dem eineinhalb und dem dreieinhalb fachen Sonnenmasse besitzen, müssen ihr „Leben danach“ als Neutronensterne fristen. Bei ihnen sind nicht nur die Elektronenhüllen zerstört, sondern ihre Atomkerne sind so gequetscht, dass Elektronen und Protonen zu Neutronen werden müssen. Diese Objekte sind sehr klein und schwer auszumachen. Zumindest im sichtbaren Licht. Sie verraten sich aber wegen ihrer enormen Hitze durch eine starke Röntgenstrahlung und erzeugen mit ihren starken Magnetfeldern sogar Radioprogramm, was in Station acht sogar zu hören ist. Ihre Dichte ist so hoch, dass die Fluchtgeschwindigkeit von einem Neutronenstern bereits mehrere Prozent der Lichtgeschwindigkeit beträgt.
S9, Quarktaschen im Universum

Station X

In Station zehn näherten wir uns endlich dem Objekt unserer Begierde, den schwarzen Löchern. Sie stellen die dritte Möglichkeit dar, wie Sterne enden, die noch schwerer als das dreieinhalb fache unserer Sonne sind. Hier wird die Materie derart gequetscht, dass selbst Neutronen zerstört werden. Es gibt nun nichts mehr, was den weiteren Kollaps noch aufhalten kann. Die Gravitation hat nun endgültig über alle Materie gesiegt. Diese Objekte sind so klein und haben eine so hohe Oberflächenschwerkraft, dass nicht mal mehr Licht entweichen kann. Dann wird es mit ihrem Nachweis aber schwierig, da man sie selbst nicht sehen kann und vor allem, weil nichts, nicht mal Licht aus ihnen entkommen kann. Wie wir in dieser Station aber erfahren durften, ist die Situation nicht ganz aussichtslos, denn immerhin sind diese Objekte sehr massereich und können mit ihrer Umgebung so einiges anstellen. So lernten wir verschiedene Möglichkeiten kennen, wie man sie doch nachweisen kann.
S10, Das Finale

Zu guter letzt

Wenn schwarze Löcher so etwas endgültiges und ewiges darstellen, dann kann man sich viele Fragen über die Entstehung unseres Universums und was dereinst in sehr, sehr, sehr ferner Zukunft aus ihm werden soll.
Hier eine kleine Auswahl an offenen Fragen:

  • Werden die schwarzen Löcher einmal alle Materie des Universums aufgesogen haben?
  • Werden die vielen schwarzen Löcher einst als ein riesiges Monsterloch enden?
  • Dehnt sich unser Universum ewig weiter aus und verdünnt, wonach es momentan aussieht?
  • Als was enden schwarze Löcher, wie lange es auch dauern mag?
  • Gibt es vielleicht tatsächlich Wurmlöcher durch welche Materie bzw. Information in sog. weiße Löcher in andere Universen entschwindet?
  • Explodiert vielleicht ein riesiges Monsterloch durch andere Eigenschaften des Vakuums, so dass ein neues Universum entsteht?
  • Was ist mit der Materie, die wir gar nicht hier besprochen haben, der dunklen Materie? Immerhin stellt sie die Hauptmasse im ganzen Universum dar. Könnte sie aus vielen kleinen schwarzen Löchern bestehen?
  • Die dunkle Energie darf hier auch nicht vernachlässigt werden, die unser Universum sogar beschleunigt aufbläht? Für diese mysteriöse Entdeckung gab es in den neunzigern immerhin einen Nobelpreis.
    Was ist sie und wo kommt sie her?
  • Was wird aus der Tatsache, dass zumindest bis jetzt sich die Gravitation einfach nicht richtig in unser Standardmodell des Universums einfügen möchte, obwohl das Modell ansonsten super funktioniert?

Dies sind alles Fragen, mit denen sich Wissenschaftler derzeit beschäftigen und mit welchen ich euch für den Moment alleine lassen muss.
Wir können sie hier nicht beantworten. Vielleicht taucht die eine oder andere mal in einem meiner nächsten Artikel auf, aber lösen werden wir sie dort auch nicht. Und wenn doch, dann würde ich vermutlich zum ersten blinden Nobelpreisträger aller Zeiten.
Wir können höchstens versuchen zu erklären, welche Lösungsansätze es dafür gibt und welche Hinweise auf die eine oder andere Lösung hin deuten.

Auf jeden Fall machen wir an dieser Stelle erst mal den Sack zu und ich beende diese Serie tatsächlich fast mit etwas Wehmut. So ist das halt immer, wenn man sich länger mit einer Sache beschäftigt. Dann wächst sie einem halt ans Herz. Es gibt sogar Personen, die hier mitlesen, die mir raten, diese Serie zu einem neuen Buch aufzublasen. Das steht aber alles noch in den Sternen.

Und ja, mag die Serie auch jetzt beendet sein. Meine Artikel auf dem Blog sind es nicht. Es wird weitere Artikel geben. Die Themenliste wird nicht kürzer, sondern länger. Also in diesem Sinne bleibt mir bitte treu und bewogen.

Es grüßt euch ganz herzlich

Euer Blindnerd.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 10 – Das Finale


Liebe Mitlesende,

seit neun Stationen begleitet ihr mich zu den schwarzen Löchern. Was wir im April 2021 mit einem Vortrag für die Fachgruppe MINT des Deutschen Vereins für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf gestartet haben, findet nun langsam seinen Abschluss. Heute werden wir uns wie angekündigt den schwarzen Löchern nähern. Es kann sein, dass es dann noch einen Zugaben-Artikel geben wird, der alles auf unserer Reise nochmals aufgreift, zusammenfasst und abrundet.
Da der heutige Artikel das Finale unserer Reise sein wird, könnte er etwas überlang werden. Ich mag ihn aber jetzt nicht in zwei Artikel aufteilen. Haltet also durch beim Lesen. Es wird sich lohnen.
Nun geht es aber erst mal mit fast Lichtgeschwindigkeit zu den Objekten unserer Begierde.
Also los, gehen wir es an.

Am Ende doch ein Sieg

  • Wir haben erfahren, wie Sterne als weiße Zwerge enden, die entweder leichter, oder nur um ein weniges schwerer, als unsere Sonne sind.
  • Dann lernten wir die mysteriösen Neutronensterne oder Pulsare kennen, deren Masse ihres Sternenrestes nach ihrem Kollaps sich in etwa zwischen dem 1,5 – und dem dreieinhalb fachen unserer Sonne bewegen.

Nun kannte man aber längst schon Sterne, die bis zu mehreren hundert Sonnenmassen in sich vereinen. Da sollte es doch möglich sein, dass es auch tote Sterne gibt, deren Restmasse nach ihrem Kollaps deutlich über dreieinhalb Sonnenmassen liegen sollte. Selbst wenn man bedenkt, dass ein Stern am Ende seines Lebens nochmal tüchtig abnimmt und Masse verliert, sollten solche Exemplare existieren.

  • Als was enden diese Sternleichen, wenn sie aufgrund ihrer Masse nicht als Neutronensterne enden können?
  • Was geschieht, wenn die Gravitation im Innern eines Sternenrestes so groß wird, dass selbst das Neutronium im Innern eines Neutronensternes ihr nicht mehr stand halten kann?

dann gibt es nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nichts mehr, dass den weiteren Kollaps noch aufhalten kann. Das Objekt schrumpft und schrumpft. Es wird dichter und dichter. Dadurch, dass seine Oberfläche immer kleiner wird, vergrößert sich neben seiner Dichte auch die Oberflächenschwerkraft und mit ihr die Fluchtgeschwindigkeit, die man bräuchte, um sich wieder aus dem Gravitationsfeld eines derartigen Objektes zu entfernen. Unserer Erde kann man mit einer Fluchtgeschwindigkeit von 11,2 km/s entkommen. Bei unserem Gasriesen, dem Jupiter, benötigt man schon 59,6 km/s.

Einem Riesenstern zu entkommen bedürfe es dann schon einiger hunderte bis tausenden Km/s. Ein Neutronenstern gäbe unser Raumschiff erst mit einer Geschwindigkeit von einigen Prozenten der Lichtgeschwindigkeit, die im Vakuum 300.000 km/s beträgt, frei. Ein Objekt, mit noch mehr Masse ist denkbar, auf dessen Oberfläche die Fluchtgeschwindigkeit die des Lichtes übersteigt. Nicht einmal mehr Licht kann von so einem Objekt entkommen. Wo kein Licht mehr ist, herrscht Dunkelheit. Nichts liegt daher näher, als so ein zunächst hypothetisch angenommenes Objekt ein schwarzes Loch zu nennen.

Namensgebung

Wikipedia sagt dazu:

Der Begriff „Schwarzes Loch“ ist erstmals 1964 nachgewiesen in einem Bericht der Wissenschaftsjournalistin Ann Ewing über ein Symposion der American Association for the Advancement of Science zu den verschiedenen Endstadien von Sternen. Die Autorin gab Hong-Yee Chiu als Organisator sowie Alastair Cameron, Charles Misner, Volker Weidemann und John Beverly Oke als Redner an, ohne den Urheber des Ausdrucks zu benennen. Etabliert wurde der Begriff 1967, nachdem John Archibald Wheeler bei einer Konferenz einen Ersatz für den langen Ausdruck „gravitationally completely collapsed object“ suchte und den Vorschlag eines unbekannt gebliebenen Zuhörers aufgriff.

Und jetzt, wo das Ding einen Namen hat, werden wir uns ihm langsam annähern, ganz langsam, damit es uns nicht gefährlich herein zieht, aber anziehend faszinieren darf es schon.

Die Vermutung

Schon 1783 spekulierte der britische Naturforscher John Michell über Dunkle Sterne, deren Gravitation ausreicht, um Licht gefangen zu halten. In einem Brief, der von der Royal Society publiziert wurde, schrieb er:


If the semi-diameter of a sphere of the same density as the Sun were to exceed that of the Sun in the proportion of 500 to 1, a body falling from an infinite height towards it would have acquired at its surface greater velocity than that of light, and consequently supposing light to be attracted by the same force in proportion to its vis inertiae [mass], with other bodies, all light emitted from such a body would be made to return towards it by its own proper gravity. This assumes that light is influenced by gravity in the same way as massive objects.

Zu Deutsch:

„Wenn der Radius einer Kugel von der gleichen Dichte wie die Sonne den der Sonne in einem Verhältnis von 500 zu 1 überstiege, hätte ein Körper, der aus unendlicher Höhe auf sie zu fiele, an ihrer Oberfläche eine höhere Geschwindigkeit als die des Lichts erlangt. Folglich – unter der Annahme, dass Licht von derselben im Verhältnis zu seiner Masse stehenden Kraft angezogen wird wie andere Körper auch – würde alles von einem solchen Körper abgegebene Licht infolge seiner eigenen Gravitation zu ihm zurückkehren. Dies gilt unter der Annahme, dass Licht von der Gravitation in der gleichen Weise beeinflusst wird wie massive Objekte.“

Nachdem Albert Einstein 1915 die Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie aufgestellt hatte, gab der deutsche Astronom Karl Schwarzschild 1916 erstmals eine Metrik an, die Schwarzschild-Metrik, die dem Gravitationsfeld einer punktförmigen Masse entspricht. Die Schwarzschild-Lösung beschreibt Größe und Verhalten eines nichtrotierenden und nicht elektrisch geladenen statischen Schwarzen Lochs mit dem sogenannten Ereignishorizont und einer zentralen Singularität.
Begriffserklärungen:

  • Der Ereignishorizont ist der Ort um das schwarze Loch herum, ab dessen Abstand ihm nichts mehr entkommen kann.
  • Die Singularität ist die Mitte des schwarzen Loches, wo die Gravitation unendlich wird und die Gesetze der Physik nicht mehr funktionieren.
  • Der Radius des Ereignishorizontes wird Schwarzschild-Radius genannt. Seine Größe hängt von der Masse des schwarzen Loches ab.

Würde zum Beispiel die Masse der Sonne zu einer Kugel mit nur drei Kilometer Radius komprimiert, dann könnte von deren Oberfläche kein Lichtstrahl nach außen gelangen. Die Masse unserer Erde würde erst bei einem Radius von unter einem Zentimeter ein Schwarzes Loch bilden.

Robert Oppenheimer wies 1939 zusammen mit Robert Serber und George Michael Volkoff anhand von Modellrechnungen nach, dass beim Kollaps eines großen Sterns ein Schwarzes Loch entstehen sollte.

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde die Vermutung zu einer Theorie, mit deren Hilfe man schwarze Löcher sowohl physikalisch als auch mathematisch beschreiben konnte. Auf einige der hieraus resultierenden Eigenschaften schwarzer Löcher werden wir noch etwas näher eingehen. Vieles konnte bereits bis heute bewiesen und beobachtet werden.

Beschreibung schwarzer Löcher

Obwohl z. B. die Relativitätstheorie von Einstein sehr kompliziert ist, lassen sich andererseits schwarze Löcher mathematisch durch ganz wenige Parameter beschreiben. Der Teufel steckt aber hier im Detail, wenn man es genau wissen möchte.

Ein Schwarzes Loch lässt sich durch lediglich drei physikalische Kenngrößen vollständig beschreiben (sogenannte Haarlosigkeit Schwarzer Löcher) genannt. Dies sind

  1. Seine Masse
  2. sein Drehimpuls
  3. und seine elektrische Ladung.

Es gibt also folgende Klassen:

  • Schwarze Löcher, die keine elektrische Ladung tragen und nicht rotieren, werden durch die Schwarzschild-Metrik beschrieben.
  • Schwarze Löcher, die keine elektrische Ladung tragen und rotieren, werden durch die Kerr-Metrik beschrieben.
  • Schwarze Löcher, die elektrisch geladen sind und nicht rotieren, werden durch die Reissner-Nordström-Metrik beschrieben.
  • Schwarze Löcher, die elektrisch geladen sind und rotieren, werden durch die Kerr-Newman-Metrik beschrieben.

Formell ergibt sich ein Schwarzes Loch aus einer speziellen Vakuumlösung der allgemeinen Relativitätstheorie, der sogenannten Schwarzschild-Lösung (nach Karl Schwarzschild, der diese Lösung als erster fand), bzw. für rotierende und elektrisch geladene Schwarze Löcher aus der Kerr-Newman-Lösung.

Im Innern des Schwarzen Lochs bildet sich, wie Stephen Hawking und Roger Penrose gezeigt haben (Singularitäten-Theorem), im Rahmen der Beschreibung durch die klassische allgemeine Relativitätstheorie eine Singularität, ein Punkt mit unendlich hoher Raumkrümmungund Masse. Allerdings ist hier der Gültigkeitsbereich der allgemeinen Relativitätstheorie überschritten und zur Beschreibung dieses Ortes eine Theorie der Quantengravitation notwendig.

Die Grenze, ab der keine Information mehr zu einem im Unendlichen befindlichen Beobachter gelangen kann, heißt, wie schon erwähnt, Ereignishorizont. Da ein nichtrotierendes Schwarzes Loch von außen gesehen kugelförmig ist, hat der Ereignishorizont die Form einer Kugeloberfläche. Der Radius dieser Kugeloberfläche ist der Schwarzschildradius, von welchem wir ebenfalls schon hörten.

Rotierende schwarze Löcher

Als rotierende Schwarze Löcher werden solche bezeichnet, die einen Eigendrehimpuls besitzen. Wie alle Schwarzen Löcher verursachen auch sie, bedingt durch ihre enorme Gravitation, eine entsprechend große Veränderung der geometrischen Struktur von Raum und Zeit.
Bei einem rotierenden Schwarzen Loch nimmt die Singularität jedoch eine Kreis- oder Ringform an und reißt die Raumzeit um sich herum mit, anstatt sie nur zu krümmen. Der Raum wird in der Drehrichtung des Schwarzen Lochs „mit gedreht“. Diese Art der Raumzeitkrümmung erscheint nicht bei einem ruhenden Schwarzen Loch, sondern tritt bei rotierenden Schwarzen Löchern sozusagen zusätzlich außerhalb des Ereignishorizonts mit der Form eines an den Polen abgeplatteten Rotationsellipsoides auf. Alle Objekte um ein rotierendes Schwarzes Loch werden mitgedreht, eben weil sich auch die Raumzeit selbst mitdreht.

Man darf davon ausgehen, dass quasi alle schwarzen Löcher sich um eine Achse drehen, denn das taten ihre Vorläufersterne schließlich auch. Der Impulserhaltungssatz besagt, dass ihr Drehimpuls auch nach dem Kollaps weitgehend erhalten bleibt. Erinnern wir uns an die schnelle Rotation von Neutronensternen und das Beispiel mit der Eisläufer*in.

Und jetzt kommt etwas, das man nicht wirklich verstehen muss, aber ich finde es faszinierend verrückt und von da her erwähnenswert.

Die Kosmische Zensur

Schwarze Löcher können bei gegebener Masse weder eine beliebig große Ladung noch einen beliebig großen Drehimpuls besitzen. Setzt man nämlich in die entsprechenden Lösungen der allgemeinen Relativitätstheorie eine zu hohe Ladung und/oder einen zu hohen Drehimpuls ein, so ergibt sich statt eines Schwarzen Loches eine sogenannte nackte Singularität. Es bildet sich zwar eine zentrale Singularität aus, jedoch ist diese nicht von einem Ereignishorizont umgeben. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, dass durch die Drehung der Raumzeit die einfallende Materie so stark beschleunigt wird (Zentrifugalkraft), dass sie die Gravitation wieder aufhebt. Im Ergebnis gibt es somit keinen Ereignishorizont, da die Materie wieder entkommen könnte. Allerdings kann man zeigen, dass aus einem normalen Schwarzen Loch durch Zufuhr von Ladung oder Drehimpuls keine nackte Singularität entstehen kann, denn die gleichzeitig zugeführte Energie würde seine Masse ausreichend erhöhen, sodass also stets verhindert wird, dass aus dem gewöhnlichen Schwarzen Loch eines mit einer nackten Singularität entsteht. Roger Penrose nannte dies Kosmische Zensur, der Beweis der Nichtexistenz nackter Singularitäten innerhalb der allgemeinen Relativitätstheorie ist aber offen.

Und wenn man doch hinein fallen sollte

Der Ereignishorizont ist kein physisches Gebilde, wie beispielsweise die Erdoberfläche. Er bezeichnet nur einen Ort oder genauer eine Grenzfläche. Ein Beobachter, der durch den Ereignishorizont hindurchfällt, würde daher selbst nichts davon bemerken. Relativistische Effekte (allgemeine Relativitätstheorie) führen aber dazu, dass ein von einem zweiten, weit entfernten Beobachter betrachteter Körper aufgrund der Zeitdilatation unendlich lange braucht, um den Ereignishorizont zu erreichen, wobei er zunehmend in rotverschobenem Licht erscheint und lichtschwächer wird.
Eine andere Theorie besagt, dass man, fiele man mit den Füßen voran in ein schwarzes Loch, buchstäblich spaghettisiert, also in die Länge gezogen und dann zerrissen würde. Im Innern des Ereignishorizontes sollte es sehr hell sein, weil das ganze Licht ja nicht entweichen kann. Vermutlich ist es dort auch sehr heiß. Wahrscheinlich würde man auf jeden Fall zerfetzt und möglicherweise atomisiert oder noch schlimmeres. Lassen wir diese unschönen Vorstellungen, denn von uns wird nie jemand in ein schwarzes Loch fallen.

Ein Irrtum

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Gravitationsfeld eines Schwarzen Loches beziehungsweise die von ihm hervorgerufene Krümmung von Raum und Zeit bei üblichen Entfernungen von außerordentlich großer Stärke sei. Da sowohl Schwarze Löcher als auch Sterne von derselben Metrik beschrieben werden, würde sich am Gravitationsfeld im Sonnensystem nichts ändern, wenn man die Sonne durch ein Schwarzes Loch gleicher Masse ersetzte. Abgesehen vom Fehlen des Sonnenlichts wäre lediglich in unmittelbarer Umgebung des Schwarzen Loches (innerhalb etwa des vorherigen Kernradius der Sonne) ein enormer Zuwachs der Gravitationsbeschleunigung festzustellen.
Erinnern wir uns hier an vorige Stationen, wo ich die Zusammenhänge zwischen Masse, der quadratischen Abnahme der Gravitation und der Radien von Himmelskörpern erwähnte.
Schwarze Löcher sind somit keine gefräßigen Monster. Im Grunde sind sie sogar recht harmlos, denn sie sind super klein. In der Unendlichkeit des Universums kann man ihnen somit kaum begegnen und hinein gezogen wird man auch nicht, wenn man etwas Abstand hält, was wir ja in der Pandemie alle gelernt haben.

Eine Wette um ein Paradoxon

Wenn etwas in ein schwarzes Loch hinter den Ereignishorizont fällt, können wir nicht mehr beobachten, was damit geschieht.
Stephen Hawking beschäftigte sich intensiv mit dieser Tatsache.
Anmerkung am Rande:

Ich werde an dieser Stelle ganz bewusst nicht auf Hawking und schon gar nicht auf seine Einschränkung eingehen, weil ich ihn ansonsten auf seine Behinderung reduzieren würde, was auch ich dann und wann leider schmerzhaft bei mir erleben muss. Auf meinem Blog widmete ich ihm einen Artikel zu seinem Todestag.

Eine Hauptfrage war für ihn, was wohl mit der Information dessen geschieht, was in ein schwarzes Loch fällt, also hinter den Ereignishorizont, von dem es kein Zurück mehr gibt.

Mit Information ist hier gemeint, ob man etwas aus einem schwarzen Loch theoretisch wieder retten könnte, oder nicht. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn man einen Würfelzucker in den Kaffee wirft. Der Zucker löst sich auf und vermischt sich gleichmäßig mit dem Kaffee. Dass wir den Zucker nicht mehr herausholen können, liegt nur daran, dass wir nicht wissen, wie es geht. Aber grundsätzlich ist der Zucker mit allem, was zu seiner Information gehört, Geschmack, Klebrigkeit, Farbe und Chemie, noch da.
Das ist eine Grundfeste der Physik, der Thermodynamik, dass Information niemals verloren gehen darf.
Jede Mischung strebt ihre maximale Durchmischung, also die beste Verteilung aller in ihr befindlichen Teilchen an. Diese maximale „Unordnung“ wird in der Physik die Entropie genannt und bildet eine der größten Grundfesten der Physik.

Das ganze hat dann auch mit Temperatur zu tun. Schüttet man warmes und kaltes Wasser zusammen, dann durchdringt es sich so lange, bis alle Moleküle, die beider Wässer, dieselbe Temperatur haben.
Daraus folgt dann, dass, wo die Information absolut verloren geht, da gibt es dann auch keine Temperatur mehr. Das ist aber physikalisch unmöglich.
Stephen Hawking vertrat über Jahrzehnte die Meinung, dass schwarze Löcher mit dem es umgebenden Vakuum über virtuelle Teilchen interagieren können und langsam verdampfen (Hawkingstrahlung), und dass die Information verloren ginge, weil diese Strahlung rein thermischer Natur sei, und daher keine Information transportiere, die etwas über die Entstehungsgeschichte des Loches erzählen könnte. Würde die Strahlung die Information dessen, was dereinst hinein fiel, enthalten, dann liefe die Entstehungsgeschichte des Loches rückwärts ab.
Die Möglichkeit, dass schwarze Löcher Information verlieren, wird das Informations-Paradox genannt.

Sein härtester Gegner dürfte der Physiker Leonard Susskind gewesen sein. Er entwickelte eine Theorie, die den Informationsgehalt von allem, was in das schwarze Loch fällt, an den Rand, den Ereignishorizont projeziert, ähnlich, wie ein Projektor ein Dia an eine Leinwand.
Er hat ein Buch über diesen Disput mit Hawking geschrieben. Außerdem war Hawking auch jemand, der gerne mal wettete. Es lief wohl eine Wette darüber, wer diesen “War of Black Wholes” gewinnen würde.

Ich glaube, es wurde um eine Ausgabe der Encyclopedia Britannica gewettet. An anderer Stelle wettete Hawking schon auch mal in seiner humorvollen Art um ein Jahresabonnement des Männermagazins Penthouse.

2004 kapitulierte Hawking, indem er einräumte, dass Information vielleicht doch nicht verloren geht im schwarzen Loch.
Er lies seine damalige Zuhörerschaft, wenn mich nicht alles täuscht, mit einem “aber” zurück, weil er eine Theorie mit Wurmlöchern und weißen Löchern in anderen Universen postulierte. Durch die Wurmlöcher diffundiert die Information des schwarzen Lochs und kommt am anderen Ende, in einem anderen Universum aus einem weißen Loch wieder zum Vorschein. Ob es weitere Universen gibt, ist zwar wahrscheinlich, aber durchaus nicht sicher. Das und die weißen Löcher lässt sich vermutlich nie oder nur schwer beweisen.
Was wir bisher noch gar nicht behandelt haben ist, ob es denn tatsächlich schwarze löcher gibt, ob sie vielleicht nur Objekte in den Gehirnen von Theoretiker*innen sind und wie man, wenn es sie gibt, sie nachweisen kann.

Entdeckung und Nachweise:

Direkt beobachten lassen sich schwarze Löcher nicht, weil sie klein und dunkel sind. Es gibt aber einige Methoden, bis hin zu einem Foto, die indirekt schwarze Löcher nachweisen können und das auch schon erfolgreich getan haben. Leider, bzw. vielleicht auch Gott sei Dank, haben wir keines in unserer unmittelbaren Nähe, das wir genauer untersuchen könnten, bzw. welches uns als unerschöpfliche Energiequelle dienen könnte…

Kinematischer Nachweis

Dabei werden die Bahn und die Geschwindigkeit von Sternen, die das Schwarze Loch umkreisen, als Nachweis herangezogen. Wird eine enorm hohe Masse, die auch noch dunkel und dicht ist, berechnet, so liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein Schwarzes Loch handelt. Die Vermessung der Bahn des Sterns S2, der Sagittarius A* im Zentrum unserer Milchstraße auf einer Keplerbahn umkreist, erlaubte sehr genaue Aussagen über die Massenkonzentration im Zentralbereich von Sgr A*. Bei einer weiteren kinematischen Methode werden die Dopplerverschiebung und der Abstand zwischen dem dunklen Objekt und dem um ihn kreisenden Stern festgestellt, woraus sich die gravitative Rotverschiebung und sodann die Masse abschätzen lässt.

Eruptiver Nachweis

Sterne, die dem Gezeitenradius eines Schwarzen Lochs zu nahe kommen, können durch die auftretenden Gezeitenkräfte zerrissen werden und dabei eine charakteristische, durch Geräte wie das Nuclear Spectroscopic Telescope Array nachweisbare Röntgenstrahlung freisetzen.

Aberrativer Nachweis

Schwarze Löcher besitzen die Eigenschaft, elektromagnetische Strahlung abzulenken oder zu bündeln, wodurch es möglich ist, sie zu identifizieren. Sollte beispielsweise die Form der elliptischen Bahn eines Sterns verzerrt erscheinen, liegt die Annahme nahe, dass ein Schwarzes Loch zwischen dem Beobachter und dem Stern vorhanden ist.

Obskurativer Nachweis

Durch die Gravitationsrotverschiebung lässt sich eine schwarze Färbung am Rand der Schwarzen Löcher erkennen, da der relativistische Rotverschiebungsfaktor elektromagnetische Wellen beeinflusst und somit die Strahlungen in der Nähe des Ereignishorizonts unterdrückt werden, sodass ein Schwarzes Loch erkennbar wird.

Temporaler Nachweis

Durch eine Analyse der Lichtkurven erkennbare zeitliche Verzerrung (die sogenannte Zeitdilatation), die ein Schwarzes Loch bei Objekten auslöst, die es umkreisen oder sich in der Nähe befinden, ist es möglich, ein Schwarzes Loch als solches zu identifizieren.

Spektroskopie

Wir haben auf der Station über das Licht gelernt, dass Die Krümmung der Raumzeit in der nähe sehr massereicher Objekte Lichtstrahlen verbiegen und umlenken kann. Somit kann ein Schwarzes Loch wie eine Linse auf Objekte wirken die man dahinter beobachtet. Sie erscheinen dann größer, heller und manchmal sogar doppelt.

Diese Linseneffekte und Gravitationsverschiebungen verfremden die Spektren der Sterne, die sich in der Umgebung von Schwarzen Löchern befinden derart, dass sie sich indirekt verraten.

Gravitationswellen

Beschleunigte Schwarze Löcher oder Kollisionen von Schwarzen Löchern können Wellen der Raumzeit hervorrufen, die mit Gravitationswellendetektoren wie LIGO gemessen werden können. Die 2016 von LIGO vorgestellten Beobachtungen der Gravitationswellen aus der Verschmelzung zweier kleinerer Schwarzer Löcher von 29 und 36 Sonnenmassen waren der erste direkte Nachweis von Gravitationswellen
Über dieses spannende Ereignis schrieb ich in
„Ergänzungen zu Gravitation und Gravitationswellen“

Das erste Foto

Mit Very Long Baseline Interferometry (VLBI) können Radioteleskope eine Auflösung erreichen, die vergleichbar mit dem Radius eines Schwarzen Lochs ist. Damit ist es dem Projekt Event Horizon Telescope gelungen, Bilder der Akkretionsflüsse um das supermassereiche Schwarze Loch M87* im Zentrum der Galaxie Messier 87 aufzuzeichnen und damit erstmals direkte Bilder der Umgebung eines Schwarzen Lochs zu erhalten. Die Vorstellung im April 2019 der Resultate der koordinierten Aktion vom April 2017 gilt als wissenschaftliche Sensation, die es zum Beispiel auf die Titelseite des Nachrichtenmagazins Spiegel brachte. Aufgrund gravitativer und relativistischer Effekte erscheinen die Akkretionsflüsse und Bilder der aufgeheizten Gase in der Umgebung des Schwarzen Lochs als ein Ring, der einen dunklen Bereich – den sogenannten „Schatten“ des Schwarzen Lochs – umschließt. Der Schatten ist eine durch den Gravitationslinseneffekt vergrößerte Abbildung des Bereichs, der durch den Ereignishorizont begrenzt ist. Er ist auf linearem Maßstab bis zu fünfmal größer als der Ereignishorizont und wird durch den Photonenorbit begrenzt, auf dem Licht um das Schwarze Loch zirkuliert und bei kleinen Störungen entweder im Schwarzen Loch verschwindet oder nach außen dringt. Die Aufnahmen erlauben durch Vergleich mit Computersimulationen Rückschlüsse auf die Masse und die Rotation des Schwarzen Lochs, bisher aber noch nicht auf den Drehimpuls. Nach dem bisherigen Stand der Technik ist nur der Schatten der supermassereichen Schwarzen Löcher in M87 und Sagittarius A* im Zentrum der Milchstraße so groß, dass sie mit dem EHT beobachtbar sind. Das EHT hat auch Aufnahmen von Sagittarius A gemacht, die aber aufgrund der viel dynamischeren Natur von Sagittarius A undeutlicher sind und demnächst vorgestellt werden sollen

Beispiele bekannter Schwarzer Löcher

Sagittarius A* ist das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße. Seit 1992 wird seine Umgebung vor allem im infraroten Bereich von einem Team von Astronomen untersucht. Dabei wurden die Umlaufbahnen und die Geschwindigkeiten von 28 Sternen vermessen. Eingesetzt wurden Nah-Infrarot-Kameras mit adaptiver Optik beim Very Large Telescope in Cerro Paranal in Chile, der bildgebende Spektrograph Sinfoni, die Speckle-Abbildungskamera SHARP I und andere Instrumente der europäischen Südsternwarte. Außerdem wurden Beobachtungen des Keck-Teleskops auf Hawaiʻi, des New Technology Teleskops sowie Aufnahmen des Hubble-Teleskops ausgewertet.
Die Untersuchungen zeigten, dass die zentrale Masse nur durch ein Schwarzes Loch erklärt werden kann und dass circa 95 % der gesamten Masse im beobachteten Sektor sich in diesem Schwarzen Loch befinden muss. Die Vermessung der Infrarot- und Röntgenemission in der Akkretionszone deutet darauf hin, dass das Schwarze Loch einen hohen Drehimpuls aufweist.

Neben dem vermuteten zentralen Schwarzen Loch in unserer Galaxie, nämlich Sagittarius A* mit ca. 4,3 Millionen Sonnenmassen, gibt es eine Reihe weiterer vermuteter kleiner Schwarzer Löcher, die in der Milchstraße verteilt sind und eine Masse von einigen wenigen bis einem Dutzend Sonnenmassen aufweisen. Sie alle sind Bestandteile von Doppel- oder Mehrfachsternsystemen, ziehen von ihrem Partner scheinbar in einer Akkretionsscheibe Materie ab und strahlen im Röntgenbereich, weil diese Materie derart durch gegenseitige Reibung aufgeheizt wird.
Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich in der Sternengruppe IRS 13, die nur drei Lichtjahre von Sgr A* entfernt liegt, ein zweites Schwarzes Loch mit vergleichsweise geringen 1300 Sonnenmassen befindet. Es ist derzeit nicht geklärt, ob es sich in Zukunft mit Sgr A* vereinigen wird, ob es sich auf einer stabilen Umlaufbahn befindet oder sich sogar von ihm entfernt.
Im Januar 2005 wurden mit dem Röntgenteleskop Chandra Helligkeitsausbrüche in der Nähe von Sgr A* beobachtet, die darauf schließen lassen, dass sich im Umkreis von etwa 70 Lichtjahren 10.000 bis 20.000 kleinere Schwarze Löcher befinden, die das supermassereiche zentrale Schwarze Loch in Sgr A* umkreisen. Einer Theorie zufolge sollen diese das zentrale Schwarze Loch in regelmäßigen Abständen mit Sternen aus der Umgebung „füttern“.

Das bisher erdnächste bekannte Schwarze Loch gehört zusammen mit zwei mit bloßem Auge sichtbaren Sternen zum Mehrfachsystem HR 6819 im Sternbild Teleskop und ist rund 1000 Lichtjahre entfernt. Es hat mindestens vierfache Sonnenmasse. Einer der Begleitsterne umkreist das Schwarze Loch in 40 Tagen.

Schwarze Löcher in Film und Literatur

Schwarze Löcher werden in der Science-Fiction-Literatur oft als mögliches Mittel zum überlichtschnellen Transport, so etwa in Stanisław Lems Roman Fiasko, bzw. als ultimative Möglichkeit der Energiegewinnung dargestellt, wie bspw. in der Fernsehserie Stargate.
Der Film „Das schwarze Loch“ von 1979 – mit Maximilian Schell und Anthony Perkins in den Hauptrollen –, der unter anderem die starke Gravitationskraft Schwarzer Löcher thematisiert, wurde 1980 für zwei Oscars nominiert. Der Film Interstellar aus dem Jahr 2014 von Regisseur Christopher Nolan beinhaltet ebenfalls die Thematiken vom Schwarzen Loch und seinen Gravitationskräften. In der Fernsehserie Andromeda gerät das Raumschiff Andromeda Ascendant nahe an den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs, wodurch Schiff und Besatzung aufgrund der Zeitdilatation bis zur Bergung und damit für 300 Jahre in der Zeit einfrieren.

Abspann

so, liebe Mitlesenden. Wie schon gesagt, geht diese Reise an dieser Stelle langsam zu Ende. Für mich war es das erste mal, dass ich aus einem Vortrag eine so umfangreiche Serie entrollte. Mir hat das sehr viel Freude bereitet. Ich hoffe, euch auch. Nun werde ich mich wieder anderer Themen und Baustellen auf dem Blog widmen. So ist beispielsweise unter der Rubrik „Der Sonne entgegen“ längst noch nicht alles über diesen einen Stern von dem wir leben, gesagt.

Ich bin selbst immer wieder darauf gespannt, wo hin mich meine Gedanken und Geschichten führen.
Ich würde mich freuen,

  • wenn ihr mir auf diesem Blog verbunden bleibt,
  • wenn ihr vielleicht mal den ein oder anderen Artikel kommentiert,
  • wenn ihr Fragen stellt,
  • wenn ihr berichtigt, wenn ich quatsch erzähle
  • und wenn ihr den Blog mit anderen Menschen teilt, die so etwas interessieren könnte.

Und wer jetzt schade findet, dass die Serie endet, kann den Blog ja gerne über den Newsfeed oder per Mail folgen. Dann wird niemandem mehr etwas entgehen, denn es wird weiterhin Artikel und möglicherweise auch andere Serien von mir geben.

Es grüßt ganz herzlich

euer Blindnerd.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 9 – Quarktaschen im Universum


Liebe Mitlesenden,

Dies ist nun Station 9, unsere letzte Rast, bevor wir zu den schwarzen Löchern kommen.
Da wir schon acht Stationen hinter uns haben, müssen wir bei Station neun vermutlich etwas länger rasten und verweilen. Will sagen, es könnte etwas länglich werden.

Wir haben uns auf der letzten Station mit dem beschäftigt, was übrig bleiben kann, wenn ein Stern stirbt, mit den weißen Zwergen. Sie sind sehr klein, sehr heiß und ihre Materie ist so dicht, dass sich Elektronen, Protonen und Neutronen einzeln in ihm befinden und alle Atomkerne zerbrochen sind. Am Ende haben wir auch gehört, dass der Rest eines gestorbenen Sternes höchstens 1,44 Sonnenmassen betragen darf, um zu einem weißen Zwerg zu werden. Heute befassen wir uns mit dem, was übrig bleibt, wenn der Rest diese Masse übersteigt. Es geht um die Quarktaschen im Universum, um Neutronensterne.

Jenseits der weißen Zwerge

Mit zunehmend verbesserten Teleskopen und Messmethoden wurde bald klar, dass es Sterne geben muss, die deutlich schwerer, die z. B. das hundertfache unserer Sonne wiegen. Klar war auch, dass Sterne am Ende ihres Lebens noch einiges ihrer Masse entweder als planetare Nebel abwerfen, bzw. noch spektakulärer als Novae oder Supernover, gewaltigen Sternexplosionen enden. Leider sind Novae und Supernovae selten, so dass man sie nicht oft vor das Teleskop bekommt, aber sie kommen eben doch vor. Wenn ein derart schwerer Stern sein Lebensende erreicht, so muss er mit einem unheimlichen Spektakel von der Weltbühne abtreten.
Wie dieses „Feuerwerk“ funktioniert, muss ich leider einem anderen Artikel, vielleicht mal passend zu Silvester, vorbehalten.

All dies legt natürlich nun die Frage nahe, was denn aus einem Sternrest wird, der schwerer als die ChandraSekhar Grenze von 1,44 Sonnenmassen ist. Wenn er nicht zu einem weißen Zwerg werden kann, was wird aus ihm dann…

Der Kollaps eines weißen Zwerges wird durch den Gegendruck, den die elektromagnetische Kraft zwischen negativ geladenen Elektronen und positiv geladenen Protonen, der Gravitation entgegensetzt, aufgehalten. Der Zwerg ist quasi im Gleichgewicht.

Ist die Masse größer, dann wird der Druck, den die heimliche Herrscherin, die Gravitation ausübt einfach zu groß, um von der elektromagnetischen Kraft aufgehalten werden zu können. Ich darf an dieser Stelle nochmals daran erinnern, wie schwach die Gravitation gegen die anderen Kräfte ist. Setzt dieser Kollaps ein, dann werden Elektronen derart gequetscht, dass sie nicht länger als solche existieren können. Sie bilden zusammen mit den Protonen nun Neutronen. Auch dieses war Anfang des 20sten Jahrhunderts schon durch die Kernphysik bekannt. Gemeinsam mit den schon vorher im Sternrest vorhandenen Neutronen besteht er nun nahezu nur noch aus Neutronen. Aus diesem Grunde nennt man diese Objekte Neutronensterne. Diese Neutronen werden nun durch die Gravitation derart aneinander gepresst, dass sie sich quasi berühren. Dann ist der Kollaps erst mal für diesen Stern beendet, wenn seine Masse zwischen 1,44 und etwa 3 Sonnenmassen liegt. Was mit noch schwereren wird, ist Gegenstand unserer letzten Station.

Nun übernimmt die schwache Wechselwirkung zwischen Kernteilchen und verhindert einen weiteren Kollaps.
Man stellt sich das Innere eines Neutronensterns als Neutronenflüssigkeit, auch Neutronium vor. Diese Flüssigkeit ist ungeheuer dicht. ich habe mal in einem Buch gelesen, dass ein Kubikzentimeter dieser Flüssigkeit so viel wiegen soll, wie zehn Millionen Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn.

  • Die Erde hätte mit ihrer Masse als Neutronenstern lediglich nur noch einen Durchmesser von 130 Metern, etwa ein Hunderttausendstel, wenig mehr, als die Größe eines Fußballfeldes.
  • Der Durchmesser unserer Sonne betrüge anstelle von 1,4 Millionen Kilometer als Neutronenstern nur noch vierzehn Kilometer.
  • Selbst unser ganzes Universum als Neutronenstern an die Stelle unserer Sonne gepackt, berührte gerade mal nur unsere Erdbahn und wäre so schwer, wie alle Milliarden von Galaxien zusammen.

Wie leer das Universum doch ist.

Man kann sich nun leicht vorstellen, dass Neutronensterne mit normalen Messmethoden nicht beobachtbar sind. Sie sind zu klein und zu weit entfernt. Und doch, weiß man gesichert, dass es sie gibt, man hat sie bewiesen und gefunden. Aus diesem Grunde waren die Neutronensterne zunächst nur eine physikalische Idee, ein Postulat also, oder unwissenschaftlicher ausgedrückt, eine „Voraussage“.

Wir erinnern uns, dass es bei den weißen Zwergen genau umgekehrt war. Sie wurden zuerst indirekt beobachtet, dann gesichtet und schließlich auch erklärt.

Die Idee

Der schweizerische Astronom, Fritz Zwicky, der sehr streitbar gewesen sein soll und obwohl in USA lebend zeit Lebens sein Schweizerdeutsch gesprochen hat, in welchem er urchig fluchte, und der Astronom Walter Baade, ersannen um 1934 die Möglichkeit der Existenz von Neutronensternen. Einige Jahre später konnte dann Robert Oppenheimer, der später den Bau der ersten Atombombe leitete mit einem Studenten die Idee aus kernphysikalischer Sicht untermauern. Den meisten anderen Astronomen erschien diese Idee doch etwas absurd. Sie interessierten sich zunächst nicht dafür, zumal gerade der zweite Weltkrieg angebrochen war. Nichts desto Trotz blieb die Frage, wie man die Theorie der Entstehung von Neutronensternen zum einen, aber dann zum anderen auch ihre Existenz überprüfen konnte, wenn optische Teleskope, die mit Licht arbeiten, ausschieden, weil Neutronensterne so klein und so weit entfernt sind.

Jenseits des Lichts

In Station 6 unserer Reise hörten wir, dass der berühmte Astronom Herschel mit seinem Versuch mit den Thermometern am roten Ende des Spektrums des Sonnenlichtes die wärmende Infrarot-Strahlung entdeckte, und der Physiker Ritter am Violetten die ebenfalls nicht sichtbare Ultraviolett-Strahlung. Wer diese spannende Geschichte nochmals lesen möchte, kann das in Station 6 gerne tun, in welcher es um das Licht ging.

Inzwischen wurden beide Enden des Spektrums erweitert, denn es waren auch schon Radiowellen am roten- und am ultravioletten Ende die Röntgen-Strahlung entdeckt worden.

Die Theorie der Neutronensterne postulierte die Eigenschaft, dass sie an ihrer Oberfläche sehr heiß sein sollten, und zwar so heiß, dass sie nicht mehr hauptsächlich im sichtbaren Licht leuchten, sondern im unsichtbaren Röntgenlicht strahlen würden.
Und das führt uns zu einem weiteren Problem. Ultraviolett- und Röntgenstrahlung wird von der Erdatmosphäre zu unserem Schutz fast vollständig abgeschirmt, so dass es vom Erdboden aus wieder einmal quasi unmöglich sein würde, Neutronensterne anhand ihrer Röntgenstrahlung zu entdecken.

Ihre Entdeckung

Bereits im Jahre 1911 konnte der Physiker Victor Frances Hess mit Messgeräten, die er an Ballone hängte, die hoch hinauf stiegen nachweisen, dass eine energiereiche Strahlung des Kosmos bis zur Erde vordringt. Diese kosmische Strahlung besteht aus sehr schnellen geladenen Teilchen, die mit dem Magnetfeld und der Atmosphäre unser Erde interagieren. Sie ist vermutlich durch Supernovae entstanden, die in unserer Galaxie explodiert sind.

Da diese Strahlung aber aus geladenen Teilchen besteht, so werden diese durch elektromagnetische Felder abgelenkt, so dass man nicht mehr sagen kann, aus welcher Richtung gewisse Teilchen ursprünglich kamen. Somit taugte auch diese Strahlung nicht, um unsere Neutronensterne zu finden. Ähnliches Problem besteht auch bei der 1931 entdeckten aus dem Weltall kommenden Mikrowellenstrahlung. Sie zeigte uns aber, dass Sterne ihre Energie in allen Wellenlängen abstrahlen und dass das nicht nur unsere sonne tut.

Ab 1950 führte man Versuche mit Raketen durch. Die konnten zwar die Strahlungsarten, auch die Röntgenstrahlung messen, hatten aber den Nachteil, dass sie im Gegensatz zu Ballonen zwar höher, aber nicht lange oben bleiben konnten.

Die Situation verbesserte sich erst, als man begann Röntgensatelliten in verschiedene Umlaufbahnen zu schicken. Mit ihnen war erstmals eine Röntgendurchmusterung des Himmels möglich. Man fand tatsächlich sehr viele verschiedene Röntgenquellen am Himmel von denen einige auf Neutronensterne schließen lassen, andere auf schwarze löcher und mehr.

Wie stark die Astrophysiker an den Röntgenquellen interessiert waren, und dass das Thema bis heute eine große Rolle spielt, kann man daran sehen, wie viele derartige Messinstrumente in den letzten Jahrzehnten gebaut und ins Weltall geschossen wurden.
Wer auf der Suchmaschine seines Vertrauens die beiden Begriffe „Röntgensatellit“ und „Wiki“ eingibt, wird umgehend auf eine sehr beeindruckende Liste von Röntgensatelliten geführt.

Es wurde aber noch etwas anderes entdeckt, dass die Existenz von Neutronensternen absolut und unzweifelhaft bestätigte.

Pulsare

Neben seiner ungeheuren Hitze und seiner Dichte sind Neutronensterne meist von ungeheuren Magnetfeldern umgeben. Diese rühren da her, dass ihre Vorläufersterne auch Magnetfelder besaßen. In diesen Magnetfeldern bewegen sich geladene Teilchen. Diese erzeugen vor allem an den Magnetpolen starke Radiowellen.

Die magnetischen Pole eines Pulsars müssen nicht zwangsläufig mit denen der Rotationsachse des Neutronensterns übereinstimmen, wie auch die magnetischen Pole der Erde nicht exakt mit den Polen ihrer Achse übereinstimmen. Steht beispielsweise ein Pulsar in unserer Ebene aufrecht und seine magnetischen Pole um 90 Grad gekippt, dann überstreichen die daraus hervortretenden Radiowellen unsere Richtung. Das können wir auf der Erde mit Radioteleskopen als sehr regelmäßige Radio-Pulse empfangen.
Neutronensterne, die nicht in unsere Richtung „pulsen“ können auch Pulsare sein, aber ihre Pulse verfehlen uns halt immer.

Jocelyn Bell und ihr Doktorvater Antony Hewish entdeckten den ersten Pulsar bei der Suche nach Radioquellen am 28. November 1967 am Mullard Radio Astronomy Observatory bei Cambridge. Für diese Untersuchung wurden in einem breiten Feld sämtliche Quellen erfasst, die binnen kurzer Zeit starke Schwankungen in ihrer Strahlungsintensität aufwiesen. Die Signale des später als PSR B1919+21 bezeichneten Pulsars zeichneten sich durch ungewöhnliche Regelmäßigkeit der abgestrahlten Wellen aus, so dass Bell und Hewish sie zunächst für ein künstliches Signal – eventuell einer extraterrestrischen Zivilisation – hielten (Little Green Man 1).

Antony Hewish wurde 1974 für die Entdeckung der Pulsare mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Der erste Physiker, der gleich nach ihrer Entdeckung hinter Pulsaren rotierende Neutronensterne vermutete, war Thomas Gold 1968/69. Eine Fachkonferenz lehnte jedoch zunächst seinen entsprechenden Vortrag als zu absurd ab und erachtete dies noch nicht einmal als diskussionswürdig. Später wurde seine Meinung aber bestätigt.

Russell Hulse und Joseph H. Taylor Jr. entdeckten 1974 den Pulsar PSR 1913+16, ein System aus zwei einander in weniger als 8 Stunden umkreisenden Neutronensternen, von denen einer ein Pulsar ist. Ihre Bahnperiode verkürzt sich ständig in einer Weise, die nur durch die Abstrahlung von Gravitationswellen gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie erklärt werden kann. Die Messung, dass das System sich verlangsamt, durfte als der erste indirekte Nachweis von Gravitationswellen gewertet werden. Alleine stehende Pulsare verlangsamen zwar mit der Zeit ihre Umdrehung auch, aber das geht so langsam vor sich, dass sie genauer pulsen, wie die genauesten Atomuhren, die zur Zeit ihrer Entdeckung zur Verfügung standen.
Die Gravitationswellen, was sie sind und ihr Nachweis werden uns noch in Station10 begegnen.

Hulse und Taylor erhielten dafür 1993 ebenfalls den Nobelpreis für Physik. Bis zum Mai 2006 waren ungefähr 1700 Pulsare bekannt,

PSR B0531+21 im Krebsnebel ist mit einem Alter von etwa 900 Jahren der jüngste bekannte Pulsar.
Im Krebsnebel konnten wir, ohne, dass wir es wussten, quasi der Entstehung eines Neutronensternes, der auch ein Pulsar ist, zusehen.
Wie das?
Der Krebsnebel (seltener Krabbennebel, früher auch Crab-Nebel von englisch Crab Nebula, katalogisiert als M 1 und NGC 1952) im Sternbild Stier ist der Überrest der im Jahr 1054 beobachteten und dokumentierten Supernova. Dort war plötzlich ein Stern erschienen, der dort nicht hin gehörte.
Noch heute sind die Überreste dieser Supernova als Nebel zu sehen. Wegen seiner Struktur und seinem Aussehen, bekam er seinen Namen.
Und auch der Pulsar in seiner Mitte ist gefunden.

Ein in der Entstehung besonderer Pulsar ist der sich auf einer stark elliptischen Umlaufbahn um einen sonnengroßen Stern bewegende PSR J1903+0327, welcher mit 465 Umdrehungen pro Sekunde rotiert.

1982 wurde der erste Millisekundenpulsar mit der Bezeichnung PSR B1937+21 entdeckt. Die Stabilität seiner Rotationsdauer von 1,5578 Millisekunden – nach Berücksichtigung einer linearen Zunahme – ist besser als $10^{−14}$, die Präzision damaliger Atomuhren. Diese Genauigkeit kann für eine präzise Ortsbestimmung der Erde verwendet werden, um dadurch einen weiteren Nachweis für Gravitationswellen zu erbringen.

Das muss man sich mal vorstellen. Da dreht sich ein Körper, der zwischen 1,44 und 3,5 Sonnenmassen besitzt und nur wenige Kilometer durchmesser hat, in wenigen Millisekunden um sich selbst. Kein Material auf der Erde würde diese Fliehkraft überleben und würde zerreißen.
Nun bleibt noch die Frage, wieso sich Neutronensterne überhaupt so rasend schnell um ihre Achse drehen.

Die Eisläuferin

Alle Sterne drehen sich in einer Geschwindigkeit um sich selbst. Unsere Sonne tut dies beispielsweise innerhalb von ungefähr 29 Tagen, was man an der Wanderung von Sonnenflecken beobachtet und gefunden hatte. Kollabiert nun ein Stern zu einem Neutronenstern, so geht ein Großteil des Drehimpulses an ihn über. Es ist, als ob eine Eisläuferin ihre Arme anzieht. Dadurch wird sie dann auch schneller. Geht nun der Drehimpuls eines ausgewachsenen Sternes an einen Neutronenstern über, geschieht mit ihm dasselbe. Er nimmt diesen Drehimpuls auf, und beschläunigt seine Drehgeschwindigkeit auf diese oben genannten unfassbaren Werte.

Damit wollen wir es erst mal mit den Neutronensternen und Pulsaren bewenden lassen, aber eines, das große Finale fehlt noch.

Das Finale

Jetzt, wo wir wissen, dass es Radioprogramm im Kosmos gibt, wollen wir uns das natürlich auch anhören. Ich habe hier mal einige Beispiele zusammenkopiert. …

Und zu guter Letzt muss ich ja nun noch das Rätsel kurz auflösen, wieso es sich bei Neutronensterne um kosmische Quarktaschen handelt.

Kosmische Quarktaschen

Protonen und Neutronen bestehen aus weiteren Teilchen, die man Quarks nennt. Jedes dieser Teilchen besteht aus drei Quarks. Es gibt Up-, Down- Top- Charm-Quarks und noch viele andere.

Lange wurde, und wird von vielen noch immer vermutet, dass im Inneren eines Neutronensternes die Neutronen in ihre Quarks zerfallen sind, am Rande jedoch nicht. In dem Fall wären Neutronensterne Quarktaschen im Universum, extrem runde sogar. Innen Quark und außen Neutronen-Teig.
Es gibt aber momentan etwas Uneinigkeit unter den Physiker. Manche wollen ohne Quark im Inneren von Neutronensterne auskommen, was ich persönlich schade fände, wenn sich das als richtig erweisen sollte, denn Quarktaschen sind läcker und machen sich im Universum einfach super.

Und was Station zehn betrifft, so gibt es dazu nicht viel anzukündigen. Ihr wisst, worum es gehen wird.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 8 – Bombur


Meine lieben Mitlesenden,

unsere heutige Station beginnen wir mit einer Frage:

Kennt ihr Bombur?

„Ja, genau.“, mag mancher sich erinnern, „Das war doch einer der Zwerge aus dem kleinen Hobbit.“
Stimmt genau. Und dieser Zwerg hatte eine besondere Eigenschaft. Er wird als ungeheuer fett und schwer beschrieben. OK, Fett sind die Zwerge, um die es heute gehen wird nicht, aber unbeschreiblich schwer.

Wir erinnern uns, dass wir am Ende von Station sieben darüber sprachen, welch Schicksal unsere Sonne am Ende ihres Lebens, am Ende aller Kernfusion in ihrem Inneren nehmen wird. Sie, und damit die Mehrzahl aller Sterne, werden so enden. Sie werden zu weißen Zwergen. und diese bilden die vorletzte Etappe auf unserer Reise zu den schwarzen Löchern.

Was ist ein Weißer Zwerg

  • Ein Weißer Zwerg ist ein kleiner, sehr kompakter alter Stern. Er hat trotz seiner hohen Oberflächentemperatur nur eine sehr geringe Leuchtkraft, Der hohen Temperatur verdankt er seine weiße Farbe,
  • Die Tatsache, dass man diesen Objekten nur mit den besten Teleskopen bei kommt legt den Schluss nahe, dass es sich tatsächlich bei ihnen um sehr kleine aber schwere Objekte handeln muss.
  • Während Sterne, bei denen noch Wasserstoff zu Helium wird, Durchmesser, z. B. im Fall unserer Sonne, von 1,4 Mio Kilometer besitzen, beträgt der Durchmesser eines Weißen Zwerges mit 14000 bis 28.000 km nur 1 bis 2 Erddurchmesser.
  • Dennoch haben Weiße Zwerge die Masse eines Sterns. Sie bestehen im Normalfall aus einem Kern aus heißer entarteter Materie von extrem hoher Dichte, umgeben von einer dünnen, leuchtenden Photosphäre.
  • Weiße Zwerge sind nach dem Ende jeglicher Kernfusion das Endstadium der Entwicklung der meisten Sterne, deren nuklearer Energievorrat versiegt ist. Sie sind die heißen Kerne Roter Riesen, die übrig bleiben, wenn jene ihre äußere Hülle abstoßen. Voraussetzung dafür ist, dass die Restmasse unterhalb eines Schwellenwertes von 1,44 Sonnenmassen bleibt, der sogenannten Chandrasekhar-Grenze. Andernfalls entsteht nach einem Supernova-Ausbruch ein Neutronenstern oder (bei einer Kernmasse von mehr als 2½ Sonnenmassen) gar ein Schwarzes Loch.

Als kleiner Vorgriff auf die nächsten Stationen unserer Reise sei folgendes angemerkt.
Wie ein Stern endet, hängt immer von der Masse ab, die zu dem Zeitpunkt übrig ist, wenn in seinem Innern gar nichts mehr geht. Was er vorher war und auf die Waage brachte, spielt kaum eine Rolle.
Neutronensterne und Schwarze Löcher setzen relativ massive und massereiche stellare Vorgänger voraus mit mindestens acht Sonnenmassen, da die Sterne gegen Ende ihrer Existenz einen hohen Masseverlust erleiden. Daher erreicht die Kernmasse entsprechend selten die benötigten 1,44 Sonnenmassen, um ein anderes Objekt als einen Weißen Zwerg entstehen zu lassen. Weiße Zwerge sind somit deutlich häufiger anzutreffen, als jene Objekte, über welche wir noch sprechen müssen.

Ihre Entdeckung

Der zuerst entdeckte, aber nicht als solcher erkannte Weiße Zwerg war 40 Eridani im dreifach-Sternsystem 40 Eridani. Dieses Sternpaar wurde von William Herschel am 31. Januar 1783 entdeckt und erneut von Friedrich Georg Wilhelm Struve im Jahre 1825 sowie von Otto Wilhelm von Struve im Jahr 1851

Den dritten Partner, also den weißen Zwerg konnten diese Astronomen vermutlich mit ihren Teleskopen noch nicht sehen. Was sie aber sahen war, dass der „Tanz“ der beiden anderen sichtbar leuchtenden Sterne, den sie aufführten, von einem dritten unsichtbaren Partner beeinflusst werden musste. Die wellenartige torkelnde Bewegung ließ nur den Schluss zu, dass es sich hier um einen dunklen Begleiter mit ungefähr einer Sonnenmasse handeln müsse.

Damals hatten die Astronomen kein Problem mit dem Gedanken, dass es dunkle ‚Begleiter mit einer Sonnenmasse geben könnte. Heute wissen wir aber, dass sich eine Wasserstoff-Wolke mit der Masse einer Sonne nicht in Dunkelheit verbergen kann. Der Druck in ihrem Innern ist so hoch, dass das Wasserstoff-Brennen zu Helium einfach einsetzen muss. Und dieses geht nicht einher ohne dass dieses Objekt hell erstrahlt. Wenn es aber nun doch offensichtlich dunkle Objekte mit der Masse einer Sonne geben soll, dann müssen diese unter ganz anderen Bedingungen existieren und leben. In Betracht ziehen kann man natürlich auch, dass die Teleskope damals einfach zu lichtschwach waren, um ein eventuelles Leuchten dieses Objektes zu empfangen.

Im Jahre 1910 waren aber dann die Teleskope schon deutlich besser und empfindlicher.
In diesem Jahr entdeckten die Astronom*innen Henry Norris Russell, Edward Charles Pickering und Williamina Fleming, dass obgleich 40 Eridani B ein sonnennaher schwacher Stern ist, die üblicherweise Rote Zwergsonnen sind, jener offenbar eine Ausnahme bildet. Er leuchtet entgegen aller Erwartungen weiß und muss daher eine sehr hohe Oberflächentemperatur besitzen.

Der nächstgelegene Weiße Zwerg ist Sirius B, der winzige Begleiter des Sirius, der mit −1,5 Magnituden (Helligkeitsmaß für Sterne) den hellsten Stern am Nachthimmel darstellt.
Über die Helligkeitsmessung von Sternen schrieb ich in Im Dunkeln sieht man besser.
Den Sirius kennen wir vom Sternbild Hund her, nach welchem die Hundstage benannt sind.
Der 8,5 Lichtjahre entfernte, sehr heiße Sirius hat 2 Sonnenmassen und ist 22-mal heller als die Sonne. Sirius B hat zwar nur Erdgröße, aber besitzt 98 Prozent der Sonnenmasse und 2 Prozent ihrer Leuchtkraft. Er ist der am besten untersuchte Stern dieses Typs. Ein Teelöffel voll seiner Materie hätte eine Masse von über 5 Tonnen.
Entdeckt wurde er 1844 indirekt durch winzige Unregelmäßigkeiten in der Eigenbewegung des Sirius, aus denen Friedrich Bessel auf einen Doppelstern mit etwa 50 Jahren Umlaufzeit schloss.
Wir erinnern uns an Station zwei und Station drei, wo wir zunächst die Erde und dann andere Himmelskörper wogen. Es kreist nicht ein Körper nur um einen anderen, sondern beide umkreisen ihren gemeinsamen Schwerpunkt.

Teleskopisch konnte Sirius B erst 1862 nachgewiesen werden, weil er vom 10.000-mal helleren Hauptstern meistens völlig überstrahlt wird.
Dem Astronomen Alvan Graham Clark gelang die Entdeckung bei der Prüfung eines neuen, Objektivs. Wenn man durch ein neues Teleskop schaut, das man eventuell sogar selbst gebaut hat, und plötzlich ein Lichtpünktchen sieht, wo eigentlich keines sein sollte, dann muss man genau beobachten um auszuschließen, dass es kein Fehler des Instruments selbst ist. Erscheint das Pünktchen beispielsweise immer an der selben Stelle im teleskop, ist ein Fehler sehr wahrscheinlich. Bewegt es sich aber gegen den Himmelshintergrund, dann könnte man tatsächlich stolzer Entdecker etwas neuem sein. Dieser Astronom entdeckte nun, dass sein Lichtpünktchen, das sehr schwach leuchtet, genau dort hin passt, wo man durch Beobachtung von Sirius und durch Berechnungen den dunklen Begleiter vermuten würde, der offensichtlich doch nicht so ganz finster ist.

Weil sich Sirius B damals auf seiner Elliptischen Bahn zunehmend von Sirius A entfernte, konnte er bald auch von anderen Beobachtern wahrgenommen und bestätigt werden.

Im Jahre 1917 entdeckte Adriaan van Maanen den sogenannten Van Maanens Stern. Er ist ein isolierter Weißer Zwerg im Abstand von 13,9 Lichtjahren. Der teilt unser Sonne Schicksal Einsamkeit, denn die meisten Sterne kommen in Doppelstern-Systemen vor, in denen sich zwei Sterne um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Es kann durchaus sein, dass unsere Sonne ihr Geschwisterchen in der Galaxis verloren hat. Man sucht tatsächlich danach. Fände man einen Stern, der von seiner Zusammensetzung, seiner Größe und Masse und seiner chemischen Signatur der Sonne entspräche,dann wäre es tatsächlich möglich, dass das Schwesterchen gefunden wäre. Zusammen bringen könnte man die beiden aber leider nicht…

Diese drei Weißen Zwerge sind die drei zuerst entdeckten Weißen Zwerge und werden auch als die klassischen Weißen Zwerge bezeichnet.

Was wissen wir

Wie weiße Zwerge entstehen, haben wir ja in Station sieben schon vorweg genommen.

  • Dass ihre Materie entartet ist,
  • ein Teelöffel dieses Materials über fünf Tonnen wiegt,
  • ihre Atome bereits in Protonen und Elektronen zerfallen sind
  • Die Atomkerne schon sehr nahe zusammen gerückt sind,
  • und dass sie eine sehr heiße Oberfläche besitzen,

Wollte ich hier näher darauf eingehen, wie so ein Zwerglein in seinem Innern aufgebaut ist, dann müssten wir uns mit Kernphysik, Quantenmechanik und ganz intensiv mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein beschäftigen.
Unter diesen gravitativen Kräften, die in so einem weißen Zwerg herrschen, sind die Verhältnisse nur noch mathematisch und kaum noch mit Worten ausdrückbar.

Die letzte Frage

Bleibt an dieser Stelle für den Moment nur noch die Frage, was denn nun aus so einem armen Zwerglein wird.
Er wird ganz langsam, wir sprechen hier von Milliarden von Jahren, abkühlen.

Da hört man doch immer, es wäre so kalt im All. von Minus 270 Grad oder drei Kelvin ist da die Rede. Da sollte so ein kleiner Körper doch rasch auskühlen, wie hier auf Erden der Pudding auf der Fensterbank im Winter.

Im All kann der Zwerg aber das meiste seiner Wärme an nichts abgeben, weil es nichts dort gibt. er verliert lediglich etwas seiner Temperatur über sein weißes Licht, das sich als elektromagnetische Welle durch das Vakuum bewegen kann. Unser Pudding gibt aber seine Wärme rasch an die Metallschüssel, an die Fensterbank und an die kalte Winterluft ab, die sich dadurch etwas aufheizt. Das alles kann der Zwerg nicht. Dennoch, auch der leuchtet nicht ewig. Er kühlt, wie schon gesagt in Äonen von Jahren aus. Sein Licht wird röter und röter, irgendwann ist es nur noch unsichtbares Infrarot und dann wird er dereinst als unsichtbarer schwarzer Zwerg durch das All vagabundieren. Wenn er Glück hat, wird er noch von etwas eingefangen, das er umkreisen darf, oder ein Schwarzes Loch zieht ihn rein, was aber sehr unwahrscheinlich ist.

Dieses nur am Rande. Es gibt ein Szenario mit Doppelsternsystemen, bei welchem ein weißer Zwerk unter bestimmten Bedingungen sein Leben nochmal verlängern kann, aber viel nützt ihm auch diese vorübergehende Verjüngung nicht. Irgendwann trifft es auch ihn, wie oben beschrieben.

Momentan ist das Universum noch zu jung, dass es schon ausgekühlte weiße Zwerge gibt. Die haben alle noch etwas Dampf drauf und sind noch recht heiß.

Ausblick

Wer aufmerksam gelesen hat, wird oben den kleinen Vorgriff bemerkt haben. Wir geben nämlich noch keine Ruhe, indem wir wissen, was mit sterbenden Sternen passiert, die ungefähr eine Sonnenmasse besitzen. Wir wollen mehr.
Zwischen den weißen Zwergen und den schwarzen Löchern gibt es noch etwas, dem wir uns auf Station 9 widmen werden. Was das ist, wurde hier auch schon kurz erwähnt…
Es wird sogar im Station neun was auf die Ohren geben.
Lasst euch überraschen.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 7 – Die Herrscherin macht Druck im All


Seid herzlich gegrüßt,

Vorgeplänkel

Tja, wie das manchmal so ist. Diesen Artikel musste ich nochmal total überarbeiten, weil ich damit unzufrieden war. Ich hatte Wortfindungsstörungen und fand ihn auch inhaltlich zu trocken. Hoffentlich geht es euch, wie mir, und die überarbeitete Version gefällt euch besser.
Also los:

Heute geht es darum, was so passieren kann, wenn Materie von allen Seiten zusammengedrückt wird, wenn also Druck ausgeübt wird.
Wir haben ja schon in den vorigen Artikeln behandelt, dass die heimliche Herrscherin, die Gravitation durch die gegenseitige Anziehung die Himmelskörper, ob Planeten, Sterne, Gas- und Staubwolken und vieles andere, zusammenhält. Da wir zu den schwarzen Löchern wollen, werden wir uns heute mit Gaswolken und Sternen befassen, was der Druck in ihrem Inneren bewirkt, was an ihrem Lebensende geschieht und damit, was Druck mit normaler Materie, also mit Atomen und deren Bestandteilen so anrichten kann.

Der Anfang

Kurz nach dem Urknall, als das Universum entstand, gab es im Wesentlichen nur das Element Wasserstoff, einen kleinen Anteil Helium und etwas Lithium.
Das dem so war, verrät uns das Sternenlicht sehr alter bereits längst vergangener Sterne und gute Simulationen am Computer. Aus diesem Grund werden wir uns nachher, wenn es um Gaswolken geht, eine Wolke vorstellen, die im wesentlichen aus Wasserstoff besteht. Den Staub darin werden wir vernachlässigen. Somit werden wir heute auch nicht über die Entstehung von Planeten sprechen, die eigentlich immer gemeinsam mit ihren Sternen geboren werden.

Verdichtete Materie

Wir haben in vorigen Artikeln schon beschrieben, dass der Grund, dass ein Buch niemals durch die Tischplatte fällt, die Elektronenhülle der Tisch-Atome und die des Buches sind, die sich gegenseitig abstoßen.
Wir können bei festen und flüssigen Körpern die Elektronen quasi nicht in ihre Atomkerne hinein drücken.
Gase sind deshalb so kompressiebel (zusammendrückbar), weil ihre Atome oder Moleküle sich frei im Raum, also z. B. in einer Wolke bewegen. Ihre Bestandteile sind sehr viel weiter voneinander entfernt, als bei festen oder flüssigen Substanzen.
Pralle Luftballone oder Bälle lassen sich gut zusammendrücken, bis das Material ihrer Hüllen dem Druck nicht mehr stand hält und sie platzen. Wenn man Gase presst, dann entsteht Wärme, denn die Bestandteile kommen näher zueinander, so dass, befindet man sich beispielsweise in einem aufgeheizten Raum, man mit mehr von ihnen in Kontakt kommt und ihre Energie als Wärme spürt. Im Weltall gibt es sehr viele sehr heiße Gasatome. Man verbrennt dort aber dennoch nicht, weil die Gase dort so dünn verteilt sind, dass man nur selten mal mit einem einzelnen heißen Gasatom in Berührung kommt. Wer schon mal einen Fahrradreifen oder ähnliches aufgepumpt hat, wird bemerkt haben, dass die Pumpdüse dabei warm wird. Das Gegenteil passiert, wenn ein Gas mit einem Schlag freigesetzt wird, z. B. wenn man es aus einer Gasflasche entlässt. Dann entsteht Kälte, weil die entweichenden Gasteilchen Wärmeenergie mit nehmen und auseinander streben.
Die Atome der Gase bleiben aber noch völlig unbeschädigt, wenn man das Gas unter Druck setzt. Sie rücken nur etwas näher zueinander.

Gaswolken

Findet sich Materie im All, z. B. in Form einer Gaswolke zusammen, so beginnt die Gravitation ihre Arbeit. Eine ungestörte Gaswolke könnte eigentlich für immer und ewig als solche existieren und in einem Gleichgewicht zwischen dem Gravitationsdruck, der zum Mittelpunkt hin wirkt, und dem Druck, den ihr die elektromagnetische Kraft der Elektronen der zusammenrückenden Gas-Atome oder Moleküle entgegensetzt, verharren.
Nun besteht aber das Universum aus vielen Himmelskörpern, die alle eine Masse haben. Manchmal explodiert vielleicht ein Stern in der Nähe unserer Gaswolke und erzeugt in ihr eine Schockwelle, oder ein anderer massereicher Himmelskörper kommt vorbei und verändert mit dieser die Gasverteilung in der Wolke.
Es gibt dann Orte in der Wolke, an welchen das Gas etwas dichter ist, also mehr Moleküle pro $cm^3$, und andere, bei
denen es sich umgekehrt, also weniger dicht verhält.
An solchen Orten höherer Dichte wittert die Herrscherin ihre Chance. Sie wird alles daran setzen, diese Orte noch dichter zu bekommen, indem sie versucht, noch mehr Material dort hin anzuziehen.
Das bedeutet dass die Dichte an diesem Ort im Gegensatz zu seiner Umgebung immer größer wird. Es entsteht quasi eine Unterwolke in der Wolke, ein Gastropfen oder eine Gaskugel, die um so schwerer wird, desto mehr Material sie aus ihrer Umgebung an sich ziehen kann. Dieses wiederum bewirkt, dass der Druck im Inneren solch eines Gasballs immer weiter ansteigt, desto größer und massereicher er wird. und das sorgt dafür, dass die Temperatur im Innern stetig zunimmt.

Gasplaneten und Protosterne

Die Abstoßungskraft zwischen den Gasteilchen, welche durch ihre Elektronenhüllen ausgeübt wird, ist nicht unendlich stark. Das bedeutet, dass die heimliche Herrscherin, obwohl weit abgeschlagen als schwächste Kraft, den Gasatomen durchaus etwas anhaben kann, wenn nur genügend Material vorhanden ist, das Druck durch Masse ausüben kann. eine Temperatur von vielen tausend Grad im inneren unserer Wasserstoff-Kugel bewirkt, dass die Atome so stark und oft miteinander kollidieren, dass sie sich gegenseitig manchmal Elektronen aus ihren Hüllen schlagen. Wasserstoff-Moleküle werden also zu Wasserstoff-Atomen zerrissen und diese verlieren sogar noch ihre Elektronen. Das hat zur Folge, dass das Gemisch jetzt aus positiv geladenen Protonen und negativ geladenen Elektronen besteht. Freie Neutronen gibt es dort nicht, weil Wasserstoff keine besitzt. Diese Proton-Elektronen-Suppe nennt man ein Plasma. Das ist neben fest, flüssig und gasförmig der vierte Aggregat-Zustand. Fast 100 % der Materie im Universum befindet sich in diesem Zustand. Ich erwähnte in einem der vorigen Artikel den Gasplaneten Jupiter, der fast nur aus Wasserstoff, etwas Helium und Spuren kosmischen Staubes besteht. Da er 90 % der Masse aller sich außer der Sonne in unserem Sonnensystem befindlichen Körper in sich vereint, darf man in seinem Inneren, obwohl er im wesentlichen aus Gas besteht, eine höhere Temperatur erwarten, als beispielsweise in unserer Erde. 1973 und 1974 flogen zwei amerikanische Raumsonden, Pionier 10 und Pionier 11 in geringem Abstand an Jupiter vorbei. Aus den Messdaten konnte man tatsächlich die Kerntemperatur des Gasriesen abschätzen. Die Wolkenschicht des Planeten ist rund 71.000 Kilometer von seinem Zentrum entfernt. Dort herrscht eine Temperatur von etwa -175 Grad Celsius. In einer Tiefe von 2900 km (4 % des Planetenradius) beträgt die Temperatur bereits etwa 5000 Grad. Das ist etwa so viel, wie die Kerntemperatur unserer Erde oder die Oberflächentemperatur auf unserer Sonne. 24.000 Kilometer unter der Wolkenobergrenze, nach einem Drittel des Weges zum Planetenzentrum würde das Thermometer bereits stramme 11.000 Grad anzeigen. Im Mittelpunkt des Jupiter wird eine Temperatur um 30.000 Grad vermutet, mehr als fünf mal so viel, als auf unserer Sonnenoberfläche.
Auch auf unserer Erde kann man derlei Druckphänomene beobachten.
Der Kern unserer Erde besteht im wesentlichen aus Eisen und Nickel. Der Druck im Inneren der Erde ist so hoch, dass es tatsächlich gelingt, die Elektronen etwas in Richtung ihrer Atomkerne zu drücken. Die Atome sind dort also bereits etwas kleiner in ihrem Durchmesser.

Wir erinnern uns an den Vergleich des Fußballstadions, auf dessen Rängen sich die Elektronen tummeln und in dessen Mitte der Atomkern schwebt, der die Größe einer Schrotkugel besitzt. Im Inneren der Erde oder auch in Gasplaneten ist das Fußballstadion dann etwas kleiner. Vielleicht nur noch eine große Sporthalle, wobei die Größe des Atomkerns unverändert bleibt.
Im Zentrum, also im Eisenkern der Erde beträgt die Dichte ungefähr 12 $g/cm^3$, obwohl Eisen normalerweise eine Dichte von 7 $\frac{g}{cm^3}$ besitzt.

Der vierte Zustand

Bei diesen Temperaturen von 30.000 Grad im Jupiterkern nimmt das Wasserstoffgas den erwähnten vierten Aggregat-Zustand an und wird zu einem Plasma. Das Gas wird in diesem Zustand leitfähig für Ströme, und wo geladene Teilchen sich bewegen, sind auch Magnetfelder nicht weit.

Was in unseren Neon-Röhren auf der Erde leuchtet, ist durch strom zu Plasma gewordenes Neon-Gas.
Dass ein Plasma elektrisch leitend ist, kann man mit brennenden Gasflammen auf der Erde testen, indem man die Flamme durch einen unterbrochenen Stromkreis schickt. Die Flamme wird ihn schließen und das Messgerät wird Stromfluss anzeigen.
Weil der Wasserstoff im Plasma-Zustand leitfähig ist, nennt man ihn dann metallischen Wasserstoff.
Plasma ist schon alleine so interessant und spannend, dass ich mehr als einen Artikel darüber schreiben könnte, aber heute nicht.
Was passiert aber nun, wenn der Himmelskörper, unsere Wasserstoffkugel noch genügend Material außen herum findet, um noch mehr anzuwachsen, dann geht es ja unseren sowieso schon kaputten Atomen noch schlechter…

Sterne

Wenn der Druck in unserem Gasball so hoch geworden ist, dass die Temperatur in seinem Innern etwa 13 Mio Grad übersteigt, dann kommen sich die Protonen der Wasserstoffkerne so nahe, dass die starke und die schwache Kernkraft, die nur im Innern von Atomkernen wirken, dominieren. Sie und noch weitere kernphysikalische und Effekte der Quantendynamik sorgen nun dafür, dass vier Wasserstoffkerne zu einem Kern des Elementes Helium verschmelzen können.
Die Kernverschmelzung von Wasserstoff zu Helium, ist der Prozess, aus welchem wir unsere Sonnenwärme, ihr Licht etc. empfangen.
Vier Wasserstoff-Atome bestehend aus jeweils einem Proton im Kern und einem das Proton “umkreisenden” Elektron werden zu einem Helium-Aton mit zwei Protonen und zwei Neutronen im Kern, und zwei Elektronen, die diesen “umkreisen”.
Das gewordene Helium-Atom wiegt etwas weniger, als vier Wasserstoffatome zusammen, ein wenig Masse ist somit scheinbar verschwunden, aber in der Physik verpufft nicht einfach etwas im nichts.
Diese kleine Massendifferenz wird als Energie in Form von Neutrinos und dem, was wir letztlich als Sonnenwärme empfangen, davon getragen. Hier begegnet uns die Tatsache von Einstein, dass Energie und Masse ineinander umgewandelt werden können. Die Formel dazu ist E=$m c^2$.
Alle Sterne funktionieren auf die selbe Weise. Deshalb ist für Astronomen häufig der Rest der chemischen Elemente gar nicht so wichtig. Sie sagen, es gibt Wasserstoff und Helium, und die anderen Elemente sind schlicht und ergreifend Metalle.
Ein Astronom soll einmal gesagt haben, dass ein Stern einfacher funktioniere, als eine Eintagsfliege. Damit hat er vermutlich sogar recht.
Das ist aber genau die Genialität des Aufbaus und der Funktionsweise von Sternen. Die Robustheit dieses Systems lässt sie so alt werden.

Der Fluch von E = m $c^2$

Welch schreckliche Auswirkungen die Umwandlung von Masse zu Energie haben kann, machen wir uns an der furchtbaren Wirkung von Atombomben klar. Dort passiert zwar das umgekehrte. Atomkerne werden in ihnen nicht fusioniert, also verschmolzen, sondern gespalten. Nichts desto Trotz passiert auch in diesem Prozess, dass Masse in Energie umgewandelt wird, die dann freigesetzt ihre verhehrende und zerstörerische Wirkung entfalten kann. In der Atombombe von Hiroschima waren ungefähr 60 Kilo spaltbaren Urans enthalten. Es wurde aber nur ungefähr ein Gramm davon tatsächlich in Energie umgewandelt.
Uran ist ein sehr schweres und radioaktives Metall. Seine Dichte beträgt ungefähr 19 g /$cm^3$. Es ist also fast drei mal so schwer als Eisen und 19 mal so schwer als Wasser. Das bedeutet, dass ein Gramm Uran ungefähr das Volumen eines Fünftels eines Kubikzentimeters einnimmt. Das ist ungefähr so viel, wie ein Stecknadelkopf. Und dieses kleine Bröckchen kann solch furchtbare Energie entfesseln, um eine ganze Stadt zu zerstören.
Einfach unfassbar.
Ob der ganzen Gefahren der Kernspaltung, z. B. Unfällen in Kernkraftwerken und wohin mit dem radioaktiven Apfall, versucht die Menschheit seit mehr als fünfzig Jahren das Sonnenfeuer, die Kernverschmelzung hier auf Erden zu zünden. Diese Energiegewinnung gilt als sauberer und soll ein für alle mal den Energiehunger der Menschheit stillen. Seit fünfzig Jahren heißt es, dass wir in fünfzig Jahren so weit wären. Bisher gibt es aber nur kleine Versuchsreaktoren, wie Wendelstein in Greifswald, der sich in Südfrankreich im Bau befindende Iter und andere die in Planung sind. Mag sein, dass der Menschheit es eines Tages gelingen wird, ein kleines Sonnenfeuer hier auf Erden zu entfachen. Ob das dann hält, wass man sich derzeit erhofft, muss sich weisen.

Aber zurück zu unseren Sternen.

nichts ist für die Ewigkeit – Das Ende

Unsere Sonne ist ein relativ kleiner Stern, weshalb sie so sparsam mit ihrem Wasserstoff haushaltet, dass sie bereits seit fünf Milliarden Jahren Energie für unser Sonnensystem liefert und dies auch noch weitere fünf Milliarden Jahre tun wird. Riesensterne, die ein vielfaches an Sonnenmassen in sich vereinen, leben eventuell nur wenige Millionen Jahre, weil die Kernverschmelzung in ihrem Innern heftiger abläuft und sie ihren Wasserstoff somit schneller verbrauchen und zu Helium verbacken.
Nun stellt sich die Frage:

Was passiert mit unserer Sonne, wenn sie ihren Wasserstoff im Kern zu Helium verbacken hat.

Da die sehr energiereiche Verschmelzung von Wasserstoff nun endet, fällt der Motor in ihrem Inneren weg, der sich erfolgreich gegen die Gravitation durchsetzen konnte, um ein weiteres Zusammenstürzen des Sternes zu verhindern. Dieses setzt nun ein und die Herrscherin hat zunächst wieder die Oberhand. Das geht so lange, bis die Temperatur in ihrem Innern einen weiteren kritischen Wert überschritten hat. an diesem Punkt beginnt das Helium-Brennen. Über viele Kernprozesse hinweg entstehen nun Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und weitere schwerere Elemente. Das Helium-Brennen liefert so viel Energie, dass der sterbende Stern sich derart gegen die Gravitation stemmen kann, dass er sich aufbläht. Das wird mit unserer Sonne so passieren. Sie wird sich im Laufe vieler Millionen von Jahren so weit aufblähen, dass auf jeden Fall Merkur und Venus und vielleicht sogar die Erdbahn sich in ihrem Inneren befinden werden. Lange vorher wird aber schon kein Leben auf der Erde mehr möglich sein, weil die Erde aufglühen wird. Und diese Erwärmung, das sei an dieser Stelle ausdrücklich gesagt, hat nichts mit der Erwärmung zu tun, die wir gerade im von Menschen gemachten Klimawandel erfahren. Manchmal wird das behauptet, aber noch ist die Sonne nicht so weit. Sie hat damit noch nicht angefangen, weil sie in ihrem Kern noch ungefähr 90 % ihres Wasserstoff enthält. Erst etwa 10 % des Wasserstoffs sind also zu Helium geworden.
Wenn euch also jemand sagt, der Klimawandel käme von der Sonne, dann ist das schlicht und ergreifend eine Falschaussage, die euch jeder andere bestätigen wird, der sich etwas mit Sonnenphysik und so sachen auskennt.
Auf jeden Fall ist sie in diesem aufgeblähten Zustand zu einem roten Riesen geworden. Da aus dem inneren Kern zwar mehr Energie erzeugt wird, die Sonne aber durch ihre Aufblähung eine viel größere Oberfläche besitzt, wird die Energie über diese abgestrahlt. Das führt dazu, dass ob der Größe der Sonne weniger Energie pro Flächeneinheit abgestrahlt wird, als jetzt, wo die Aufblähung noch nicht begonnen hat. Deshalb leuchtet sie im kühleren langwelligeren roten Bereich und nicht, wie jetzt im weißen Licht.

Irgendwann ist dann auch das Helium-Brennen und die Verschmelzung schwererer Elemente beendet. Das schwerste Element, das in unserer Sonne entstehen kann, ist Eisen. Will man Eisen zu schwereren Elementen verschmelzen, z. B. zu Gold, dann muss man Energie hinzu fügen und bekommt keine heraus. Deshalb entstehen diese Elemente in anderen Prozessen, die uns vielleicht auf unseren weiteren Stationen noch begegnen werden.
Auf jeden Fall kontrahiert die Sonne nun wieder, weil es außer den Kernkräften und der elektromagnetischen Kraft nichts mehr gibt, das der Gravitation etwas entgegen zu setzen hätte. Sie schrumpft also wieder.
Auf diesen Moment hat die heimliche Herrscherin Milliarden von jahren gewartet. Sie hat geduldig Druck gemacht, bis alle Energie aus dem Kern erloschen war.
Und diesmal schrumpft sie über ihre ursprüngliche Größe hinaus bis sie nur noch einen Durchmesser von wenigen Kilometern hat. Dabei erhitzt sich ihre Oberfläche und Reste von Wasserstoff können noch verschmelzen.
Sie wird einen Teil dieser Wasserstoffhülle als planetaren Nebel absprengen. Bis zu 25 % ihrer ursprünglichen Masse kann so davon getragen werden. Natürlich hat sie während ihres langen Lebens auch stetig Masse durch die Verschmelzung von Elementen und die davon getragene Energie, aber auch durch den aus geladenen Teilchen bestehenden Sonnenwind verloren, aber das fällt bei ihrer riesigen Masse von $1,989 \times 10^30$ kg (1,989 mal 10 hoch 30 kg) selbst über so einen langen Zeitraum hinweg, nicht ins Gewicht.
Das ist kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass in ihrem Inneren in jeder Sekunde 597 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 593 Millionen Tonnen helium verschmolzen werden. Die verbleibenden vier Millionen Tonnen werden zur Energie, die die Sonne stetig ins Weltall bläst und die unser Leben ermöglicht. Man sieht auch hier wieder, wieviel Energie in Masse steckt.
Was von der Sonne dann noch übrig ist, nennt man einen weißen Zwerg. Weiß, weil er so hell leuchtet und so heiß ist, und Zwerg, weil er so klein geschrumpft ist. Dabei ist er so dicht, dass ein Teelöffel seines Materials viele Tonnen wiegen würde. Die Atome sind natürlich längst schon in ihre Elektronen und Protonen zu Plasma zerfallen und dadurch können sich die Kerne so nahe kommen, dass sich solch schwere entartete Materie bilden kann.
Was ein weißer Zwerg ist und noch weitere Merkwürdigkeiten werden wir in Station acht auf unserer Reise kennen lernen.
Jetzt lassen wir die Sonne erst mal in Ruhe vor sich hin fusionieren und meine Gedanken dann auch, dass daraus Station acht wachsen kann.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 6, – das Licht


Seid herzlich gegrüßt,

Unsere Reise führt uns heute zu dem Stoff, in dem wir täglich baden, dem Licht. Es wird, wie versprochen, eine spannende Reise mit vielen Geschichten werden. Licht ist nämlich so etwas seltsames, dass es durchaus wert ist, wenn wir auf unserer Reise an dieser Station etwas verharren, um uns die Eigenschaften des Lichts etwas genauer zu betrachten. Nicht alles, was wir heute behandeln werden, wird später für die schwarzen Löcher gleich wichtig sein, aber das Licht, ihr werdet es erleben, kann sogar blinde Menschen begeistern.

Bis in die Neuzeit hinein war nicht klar, was das Licht ist. Und das ist nicht verwunderlich, denn selbst heute ist es nicht einfach verständlich, dass Licht etwas verschiedenes gleichzeitig sein kann und dazu noch eine konstante Geschwindigkeit besitzt. Es kann, aber alles der Reihe nach.

Licht in der Antike

Schon der alte Platon mit seinem Höhlengleichniss und Pythagoras, den wir von unseren rechtwinkligen Dreiecken her in der Schule kennengelernt haben, machten sich so ihre Vorstellungen, was das Licht denn sei.
Sie dachten, Licht würde quasi in unseren Augen produziert. Dieses Licht würde die Augen sozusagen als Sehstrahlen verlassen. Diese nun würden von den Objekten reflektiert, was wir dann wiederum mit unseren Augen sehen und erkennen könnten.
Der Haupthaken an dieser Vorstellung ist, dass wenn dem so wäre, dann sollten wir auch nachts sehen können, weil wir ja unser Licht selbst produzieren. Heron von Alexandria (um 100) teilte diese Vorstellung. Er dachte außerdem, dass das Licht unendlich schnell sein müsse, weil wir sobald wir die Augen öffnen, sofort und unmittelbar entfernte Objekte, wie die Sterne sehen könnten.

Ein anderer Grieche Namens Empedokles (c. 490-430 v.Chr.) gilt als Erster, der für das Licht eine endliche Geschwindigkeit vermutet hat.
Wie er zu dieser Vorstellung kam, konnte ich leider gerade nicht ausfindig machen.
Es setzte sich die Meinung von Aristoteles, dem vielleicht prägensten griechischen Philosophen durch. Er mutmaßte, dass das Licht von der bloßen Anwesenheit von Objekten herkomme und nicht in Bewegung sei oder sich so schnell bewege, dass dessen Geschwindigkeit außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft läge. Dieser Aristoteles sollte uns mit seinen Ansichten bis zum Ende des Mittelalters begleiten.
Die beiden aus dem arabischen Raum stammenden Männer, Avicenna und Alhazen (um 1000) wiederum glaubten an eine endliche Geschwindigkeit des Lichts. Auch von den beiden weiß ich nicht, wie sie zu dieser Überzeugung gelangten.

Eine durch viele Jahrtausende bestehende Vorstellung geht davon aus, dass Licht sofort überall gleichzeitig anwesend ist, sobald es erzeugt wird. In unserem Alltag erleben wir das auch so. Schalten wir Licht ein, dann ist es für uns gleichzeitig sofort und unmittelbar im ganzen Raum hell.

Erste Lichtversuche der Neuzeit

Galileo Galilei versuchte als einer der ersten, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts ernsthaft zu messen, jedoch ohne Erfolg. Dafür waren die ihm zur Verfügung stehenden Mittel viel zu grob. Dies gelang erst dem Astronomen Ole Rømer

Im Jahr 1676 stellte Ole Rømer, fest, dass die Zeiten zu welchen der Mond IO seinen Planeten, Jupiter, verdeckt, je nach der Position der Erde zum Jupiter bis zu mehreren Minuten variiert.
Daraus schloss er, dass das Licht eine endliche Geschwindigkeit haben muss, wenn die Verzögerungen vom Abstand zwischen Jupiter und der Erde abhängig sind.,
Der von Roemer ermittelte Wert für die Geschwindigkeit des Lichtes wich nur um 30 % vom tatsächlichen Wert ab.
Rømers Messwert wurde im Laufe der folgenden 200 Jahre durch immer raffiniertere Verfahren (vor allem durch Hippolyte Fizeau und Léon Foucault) mehr und mehr präzisiert. Die Natur des Lichts blieb jedoch weiter ungeklärt.

Licht als Teilchenstrom

Auch unser alter Bekannte Isaac Newton erforschte das Licht.
Um 1670 stellte Newton den entscheidenden Versuch mit einem Prisma
an, also mit einem dreikantig geschliffenen Stück Glas,
Er beschreibt in seinem im Jahre 1704 erschienenen Buch über Optik:

»Ich habe in meinem verdunkelten Zimmer Licht durch ein kleines Loch im Fensterladen gelassen. In etwa zehn oder
zwölf Fuß setzte ich eine Linse, die das Bild des Loches scharf auf ein weißes Papierblatt in Abständen von sechs, acht, zehn oder zwölf Fuß Abstand von der Linse warf, je nach der Art der Linse, die ich benutzte. Unmittelbar hinter die Linse setzte ich dann ein Prisma mit der Kante nach unten, welches das Licht nach oben ablenkte.«

Newton beobachtete nun statt eines Lichtpunktes einen Streifen. Er bestand aus unzählig vielen kreisförmigen sich gegenseitig überdeckenden Bildern des Loches, die alle verschiedene Farben hatten. Am oberen Ende leuchtete
der Streifen violett, am unteren rot. Das wurde noch deutlicher, als er eine Öffnung im Fensterladen mit einem Stück Pappe abdeckte, in das er einen zur Prismenkante parallelen Spalt geschnitten hatte. Nun lagen verschiedenfarbige Bilder des Spaltes nebeneinander und überdeckten sich gegenseitig. Das Prisma hatte das weiße Sonnenlicht in die Farben des Regenbogens aufgelöst.
Newtons buntes Band, in dem die vom Prisma erzeugten verschiedenfarbigen Bilder des schmalen Spaltes nebeneinander liegen, nennt man das Spektrum. Die Astronomen haben inzwischen gelernt, aus ihm nicht nur die Temperatur der strahlenden Sonnenoberfläche abzulesen, sondern auch ihre Geschwindigkeit, ihre chemische Beschaffenheit, ja sogar die Stärke und Richtung von Magnetfeldern, die für unser Auge unsichtbar sind. Doch davon ahnte Newton natürlich noch
nichts.
Um die Natur des Sonnenlichtes weiter zu ergründen, nahm er ein zweites Prisma, setzte es umgekehrt, also mit der Kante nach oben in den aufgefächerten Strahl. Das zweite Prisma vereinigte die einzelnen bunten Teilstrahlen wieder zu einem einzigen. Das Licht auf dem Papierblatt war wieder weiß.
Aus diesem Experiment, in dem er weißes Licht in verschiedene Farben zerlegte, die er wieder zu weißem Licht zusammensetzen konnte schloss er, dass das weiße Licht aus verschiedenfarbigen Bestandteilen zusammengesetzt ist. Die so von Newton entwickelten Ideen von der Natur des Lichtes gaben ihm die Mittel in die Hand, die Farben des Regenbogens zu erklären. In winzigen Wassertropfen wird Licht an ihrer Rückwand zurückgespiegelt. Dabei muß das Licht zweimal schräg durch die Oberfläche der Flüssigkeit, die wie ein Prisma wirkt.
Newton glaubte, das Licht bestünde aus zahlreichen kleinen, verschiedenfarbigen Teilchen, die mit großer Geschwindigkeit von einer Lichtquelle ausgehen, etwa von der Sonne. In ihrer Gesamtheit erscheinen sie unserem Auge weiß. Das Prisma aber kann sie ihrer Farbe nach trennen. Es lenkt die violetten Lichtkügelchen stärker aus ihrer ursprünglichen Bahn als die roten. Wenn sie aber durch ein zweites Prisma, diesmal Kante nach oben, wieder zusammengebracht werden, erscheinen sie uns wieder weiß.

Goethes Zweifel

Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe zweifelte um 100 Jahre danach Newtons Teilchenmodell des Lichtes an.
Es gibt dazu folgende kleine Geschichte:

Goethe hat sich von einem Professor in Jena einige Prismen ausgeliehen, mit denen er gelegentlich experimentieren will. Er vergisst sie in seiner Schublade. Der Professor mahnt und schickt schließlich einen
Boten. Goethe händigt die geschliffenen Gläslein ohne zögern aus. Im letzten Moment jedoch, buchstäblich zwischen Tür und Angel, nimmt er ein Prisma in die Hand … Rasch richtet er das Prisma gegen die Wand … Und siehe da: kein buntes Farbenspiel ergibt sich! Er sieht nur weiß vor der weißen Wand. Wie ein Blitz kommt ihm die Erleuchtung: Newtons Theorie ist falsch.

Doch das Bild von den Lichtteilchen kann nicht alle Eigenschaften des Lichtes erklären. Ehe wir aber dazu kommen, wollen wir uns mit dem Licht befassen, das Newton nicht sah.

Unsichtbares Licht

Das Spektrum, das Newton durch seinen Schlitz im Fensterladen und mit Hilfe von Linse und Prisma erhalten hatte, enthielt mehr, als er ahnen konnte. Das bewies ein ursprünglich aus Hannover stammender englischer Astronom. William Herschel, der damals bereits durch seine Entdeckung des Planeten Uranus weltberühmt war, betrachtete oft die Sonne mit seinem Fernrohr, an das er am Okularende Farbfilter angebracht hatte, die seine Augen vor der starken Sonnenstrahlung schützen sollten. Dabei fiel ihm auf, dass er bei Filtern, die kaum Licht durchließen, oft im Augapfel ein deutliches Wärmegefühl hatte, und er vermutete daher, daß die Wärmestrahlung der Sonne nicht mit dem sichtbaren Licht zuuns kommt, sondern in irgendeiner dem Auge unsichtbaren Form. Den Beweis führte er mit einem Experiment, das sich eng an das Newtonsche anschloss. Er ließ Sonnenlicht in einem verdunkelten Raum durch ein Prisma auf einen Papierstreifen fallen

An das rote Ende des Spektrums, aber außerhalb des Bereiches, in dem man das in Farben zerlegte Sonnenlicht sehen kann, legte er drei Thermometer auf den Tisch. Dort, wo unser Auge kein Licht mehr wahrnimmt, zeigten die Messgeräte erhöhte Temperaturen an. Herschel hatte die Strahlen der Sonne entdeckt, die jenseits des roten Lichtes im Spektrum liegen, das infrarote Licht.Angeregt durch diese Entdeckung setzte der deutsche Physiker johann Wilhelm Ritter (1776-1810) Silberchlorid verschiedenen Bereichen des Sonnenspektrums aus. Diese Verbindung des Silbers wird durch Licht verändert, deshalb verwendete man sie vor den Digitalkameras ebenso wie Silberbromid in der Fotografie. In Brillengläsern, die sich automatisch der Helligkeit anpassen, werden diese Chemikalien ebenfalls eingesetzt.
Ritter fand, dass die stärksten chemischen Reaktionen jenseits des violetten Endes des Spektrums auftraten. So entdeckte er die Ultraviolettstrahlung der Sonne.
Herschel und Ritter hatten für das Auge unsichtbare Sonnenstrahlen gefunden, die das Newtonsche Spektrum sowohl über das rote als auch über das violette Ende hinaus fortsetzten. Heute wissen wir, dass man das Spektrum nach beiden Seiten hin noch viel weiter ausdehnen kann.
Nach dem infraroten Licht kommen die Radiowellen. Nach der anderen Seite des Spektrums, jenseits des violetten Endes liegen hinter dem Ultraviolett noch die Röntgenstrahlen und schließlich die sogenannten Gammastrahlen. Die Sonne sendet alle diese Strahlenarten in den Raum,

Die Frage, was aber das Licht nun eigentlich ist, Teilchen, Welle oder was anderes, war danach noch immer nicht geklärt.

Teilchen, Welle oder beides?

Ungefähr zur gleichen Zeit begründeten Christiaan Huygens und andere die Wellentheorie des Lichts, die sich aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts nach den Doppelspalt­experimenten von Thomas Young zunehmend durchsetzte.
Lässt man Licht durch sehr enge Öffnungen fallen, wird es dahinter abgelenkt. Die verschiedenen Lichtzüge hinter den Spalten überlagern sich. Man sieht auf einem sich hinter so einer Spaltenanordnung angebrachten Schirm Stellen, wo das Licht heller ist und andere, die ganz dunkel sind. Diese sog. Interferenzen lassen sich mit Newtons Teilchenmodell nicht erklären. Legt man aber zugrunde, dass das Licht aus Wellen unterschiedlicher Wellenlängen besteht, dann kann man sehr leicht die Analogie zu sich überlagernden Wasserwellen herstellen. Treffen zwei Wellenberge verschiedener Wellenzüge aufeinander, so addieren sie sich zu einer höheren Welle. Trifft Wellenberg auf Wellental, so löschen die beiden Wellen sich an dieser Stelle aus.
Newtons Regenbogen lässt sich mit einem Wellenmodell, bei welchem die verschiedenen Farben des Lichts unterschiedlichen Wellenlängen zugeordnet werden gut erklären. Wer eine CD mit der bespielten Seite ins Licht hält, wird schöne bunte Muster erblicken, denn die Lichtwellen brechen sich unterschiedlich an den Bergen und Tälern der in die CD eingebrannten Daten. Ein Fraunhofer-Gitter ist eine Glasscheibe mit ganz vielen sehr eng nebeneinanderliegenden eingravierten Linien. Von so einem Gitter wird Licht ebenso in seine Farben aufgefächert, wie Newtons Prismen dies taten.
So weit, so gut. Eine Wasserwelle besteht aus Wasser. Wie ist aber das Medium beschaffen, aus welchem Lichtwellen bestehen oder welche Eigenschaften haben Newtons Lichtteilchen?

Weitere Seltsamkeiten

Aber noch weitere Seltsamkeiten des Lichts wurden gefunden, die unter einen „Hut“ eines einheitlichen Lichtmodells vereinigt werden mussten, das dann alle Phänomene Welle, Teilchen, Lichtgeschwindigkeit etc. vereinigt.

Michael Faraday erbrachte 1846 als erster den Nachweis, dass Licht und Magnetismus zwei miteinander verbundene physikalische Phänomene sind. Er veröffentlichte den von ihm gefundenen magnetooptischen Effekt, der heute als Faraday-Effekt bezeichnet wird, unter dem Titel Über die Magnetisierung des Lichts und die Belichtung der Magnetkraftlinien.

James Clerk Maxwell formulierte 1864 die noch heute gültigen Grundgleichungen der Elektrodynamik und erkannte, dass dadurch die Existenz freier elektromagnetischer Wellen vorhergesagt wurde. Da deren vorhergesagte Ausbreitungsgeschwindigkeit mit der bekannten Lichtgeschwindigkeit übereinstimmte, schloss er, dass das Licht wohl eine elektromagnetische Welle sei. Er vermutete (wie damals nahezu alle Physiker), dass diese Welle nicht im leeren Raum existieren könne, sondern ein Ausbreitungsmedium brauche. Dieses Medium, das das gesamte Weltall ausfüllen müsste, wurde als Äther bezeichnet.

Gibt es den raum erfüllenden Äther?

1887 führten die beiden Amerikanischen Physiker Michelson und Morley einen Versuch durch, der das Grab des Äthers werden sollte.
Ausgangspunkt ihres Versuches war die Idee, dass wenn es einen Äther gäbe, sollte man in Bewegungsrichtung der Erde um sich selbst, vor allem aber um die Sonne, durch ihn hindurch eine Art Äther-Wind nachweisen können. Das ist dann vergleichbar mit einem Schiff, das durch das Wasser fährt.
Fährt ein Schiff gegen die Strömung, so subtrahieren sich die Geschwindigkeiten von Schiff und Wasser. Mit der Strömung ist es umgekehrt. Die Geschwindigkeiten addieren sich.
Das sollte mit in den Äther einfallendem Licht nicht anders sein.
Solch einen Effekt jedoch konnten die beiden Wissenschaftler nicht nachweisen. Das bedeutet, dass sich Licht mit konstanter Geschwindigkeit von 300.000 km/s durch den Raum, durch das Vakuum bewegt und dass das Vakuum letztlich nicht von einem Äther erfüllt ist.
Licht genügt das Vakuum als Medium. es benötigt keinen weiteren Stoff hierzu, wie der Schall die Luft.

Somit war zum einen bestätigt, dass Licht sich mit konstanter Lichtgeschwindigkeit im Vakuum bewegt und dass es keinen Stoff benötigt, um sich fortzupflanzen.
Durch diese Tatsache, dass es den Äther nicht gibt, war quasi die Türe zu Einsteins Relativitätstheorie, die auf unserer Reise noch wichtig werden wird, aufgestoßen.

Die Vereinigung der Phänomene

Dass unsere Solarzellen auf unseren Dächern funktionieren, dass unsere Sonnenbrillen sich bei Lichteinfall automatisch verdunkeln und dass Licht Fotos schwärzt, konnte aber noch immer nicht erklärt werden.
So entstand eine radikal neue Sichtweise des Lichts, die durch die Quantenhypothese von Max Planck und Albert Einstein begründet wurde. Kernpunkt dieser Hypothese ist der Welle-Teilchen-Dualismus, der das Licht nun nicht mehr ausschließlich als Welle oder ausschließlich als Teilchen beschreibt, sondern als Quantenobjekt. Als solches vereint es Eigenschaften von Welle und von Teilchen, ohne das eine oder das andere zu sein und entzieht sich somit unserer Vorstellung. Je nach dem, welche Frage man an das Licht in einem Experiment stellt, wird es eher als Welle oder eher als Teilchen antworten.

Abspann – Eine Höhlengeschichte

Im flackernden Licht der Fackel scheint es, als würden sich die Tiere an der Felswand bewegen. Stiere, nur mit wenigen Strichen aus schwarzer und roter Farbe hingeworfen, ohne naturalistische Details. Der namenlose Künstler hat die Unebenheiten der Felswand ausgenutzt. Eine Ausbuchtung hat er zum Bauch eines Tieres gemacht. Plötzlich wird mir
bewusst, dass jener Mensch über mehr als zwanzigtausend Jahre hinweg mich mit seiner Kunst bewegt, daß ich nachempfinden kann, was er meinte. Meine innerliche Bewegung wurde durch das ausgelöst, was ich sah.

Wir betrachten Bilder im Museum, freuen uns über das Schauspiel eines Sonnenaufganges über dem Meer, lieben den Anblick einer schönen Landschaft, denn wir Menschen können in der Regel sehen.
Licht fällt in unser Auge, wird in der Netzhaut von Nervenzellen registriert und vom Sehnerv an den Computer unseres Gehirns weitergegeben. Dort entsteht ein Bild, das wir in unserem Inneren empfinden.
Was ist blos dieses Licht, das uns diese Eindrücke vermittelt?
Wir wissen es jetzt ungefähr durch diesen Artikel.

Wir haben wesentliche Meilensteine zur Entschlüsselung dieses Rätsels erlebt.
Wir erinnern uns an die Sehstrahlen von Platon und anderen.
Noch heute benutzen wir Ausdrücke wie »ein Auge darauf werfen«. Der junge Mann, der auf ein Mädchen »nur ein Auge
wirft«, ist also im doppelten Sinn platonisch, einmal, was seine Vorstellung vom Sehen betrifft, zum anderen auch sonst. Es fällt uns schwer, Platon bei diesem Gedanken zu folgen – so großartig dieser Gelehrte
auch in anderen Bereichen gewesen sein mag.

Noch heute senden wir in den Äther, von dem wir wissen, dass es ihn nicht gibt.

Licht ist Welle und Teilchen zu gleich, je nach dem, welche Frage wir ihm stellen.

Naja, gibt es nicht oft auch in unserem Leben z. B. Menschen, die mal so oder so sind?

Dualismus ist ein Naturprinzip.

So, und damit geht unsere Reise durch die Geschichte des Lichtes zu Ende.
In Station sieben werden wir uns den Sternen zuwenden. Wir werden über ihr Leben und vor allem über ihr Lebensende sprechen. Dann sind wir auch schon ganz nah an unserer Endstation, den schwarzen Löchern dran.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 5, – Urstoff und Klebstoff


Ich grüße euch,

Worum geht es

Heute, auf Station 5 zu unseren schwarzen Löchern wird es sehr entspannt zugehen, was Mathematik etc. betrifft. Es wird eine Folge der Verblüffung und hoffentlich des Staunens für uns werden. Es geht zum einen quasi um den Grundaufbau des ganzen Universums, um den „Urstoff“ aus dem alles, also auch wir bestehen. Zum anderen beschäftigen wir uns mit weiteren fundamentalen Kräften, dem Klebstoff, die das alles zusammenhalten. und schließlich werden wir darauf eingehen, wo von es im Universum am meisten gibt, nämlich „Nichts“.
Und all das wird dann auf unseren nächsten Stationen fundamental wichtig werden.

Auf der Suche nach dem unteilbaren Urstoff

Der Streit darüber, woraus das Universum besteht, geht bereits auf die alten Griechen zurück. Sie diskutierten sehr kontrovers, woraus das Universum bestehen könnte. Von da an begann die Suche nach dem Urstoff, nach dem Unteilbaren (Atom), nach den Grundbausteinen allen Lebens uns Seins.

Das erste Atommodell geht auf die beiden griechischen Philosophen Leukipp und seinen Schüler Demokrit zurück. Beide waren der Ansicht, dass sich Materie nicht beliebig weit zerteilen lasse. Vielmehr müsse es ein kleinstes Teilchen geben, das nicht weiter zerteilbar ist: Das „Urkorn“ oder „Atom“ (atomos = griech. unteilbar).
Es sollte somit kleinste Bausteine geben, die nicht weiter teilbar sind.
Wie die beiden Philosophen sich diese Teilchen im Detail vorstellten, führt uns hier zu weit.
Beide Philosophen stützten ihre Theorien nicht auf Experimente, sondern auf Nachdenken.

Im Jahr 1803 griff der Chemiker und Lehrer John Dalton – inspiriert durch das vom Chemiker Joseph-Louis Proust formulierte Gesetz der konstanten Mengenverhältnissen bei chemischen Reaktionen Demokrits Vorstellung von unteilbaren Materiebausteinen wieder auf. Er entwickelte ein Atommodell mit folgenden Hypothesen:

  • Jede Materie besteht aus Grundbausteinen, den unteilbaren Atomen.
  • Die Atome eines Elements sind untereinander gleich,
  • die Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich stets in ihrer Masse und Größe.
  • Jeweils eine ganze Zahl an Atomen verschiedener Elemente bildet Verbindungen.

Durch diese Atomhypothese war Dalton in der Lage, das Gesetz von der Erhaltung der Masse, das Gesetz der konstanten Proportionen und das Gesetz der multiplen Proportionen zu erklären.

Im Jahr 1897 entdeckte Joseph John Thomson bei Untersuchungen einer Glühkathode, dass es sich bei der austretenden Strahlung um einen Strom von Teilchen handeln müsse. Diese auf diese Weise entdeckten „Elektronen“ ließen sich durch ein Magnetfeld ablenken und besaßen eine fast 2000 mal kleinere Masse als das leichteste bekannte Atom (Wasserstoff).
Da Thomson diesen „Elektronen“-Strahl aus jedem Metall durch Erhitzen gewinnen konnte, mussten diese Teilchen bereits im Metall enthalten sein. Atome konnten folglich nicht die kleinsten Bausteine der Materie bzw. unteilbar sein.
Thomson schlug daher im Jahr 1904 folgendes Atommodell vor:

  • Jedes Atom besteht aus einer elektrisch positiv geladenen Kugel, in die elektrisch negativ geladene Elektronen eingelagert sind – wie Rosinen in einem Kuchen.
  • Die Atome sind nach außen hin neutral. Sie können jedoch Elektronen abgeben oder zusätzliche aufnehmen.
  • Bei der Abgabe von Elektronen entstehen aus den ursprünglich neutralen Atomen positiv geladene Ionen, bei der Aufnahme von Elektronen entstehen entsprechend negativ geladene Ionen.

Durch sein Atommodell konnte Thomson die Kathodenstrahlung sowie die Erkenntnisse aus der Elektrolyse-Forschung von Michael Faraday erklären.

Im Jahr 1911 führte Ernest Rutherford ein Experiment durch, bei dem er einen Strahl radioaktiver Alpha-Teilchen auf eine dünne Goldfolie lenkte. Bei Alpha-Teilchen handelt es sich um Helium-Kerne, die aus zwei Protonen und zwei Neutronen bestehen.
Die meisten Alpha-Teilchen konnten die Goldfolie ungehindert durchdringen, nur wenige wurden (teilweise sehr stark) abgelenkt. Dieses Ergebnis ließ sich nicht durch die Vorstellung kompakter Atomkugeln (Thomson-Modell) erklären. Der wesentliche Teil der Masse und die positive Ladung des Atoms mussten sich vielmehr in einem kleinen Bereich im Inneren befinden, an dem die auftreffenden Alpha-Teilchen abprallen konnten. Das meiste Volumen hingegen musste die masselose, negativ geladene und aufgrund der geringen Größe der Elektronen weitgehend „hohle“ Hülle des Atoms einnehmen.
Rutherford fasste seine Erkenntnisse in folgendem Atommodell zusammen:

  • Das Atom besteht aus einem Atomkern und einer Atomhülle.
  • Der Atomkern ist elektrisch positiv geladen und befindet sich im Zentrum des Atoms.
  • Der Durchmesser des Atomkerns beträgt nur ein Zehntausendstel des gesamten Atomdurchmessers.
  • In der Atomhülle befinden sich negativ geladene Elektronen, die um den Atomkern kreisen. (Durch ihre schnelle Bewegung verhindern die Elektronen, dass sie in den entgegengesetzt geladenen Atomkern stürzen.)
  • Die Atomhülle ist ein fast „leerer“ Raum, da die Elektronen noch viel kleiner sind als der Atomkern.

Mit seinem Atommodell konnte Rutherford allerdings noch keine Aussagen über die Bahnform der Elektronen und über ihre Energieverteilung treffen.

Im Jahr 1913 formulierte Niels Bohr ein Atommodell, das von einem planetenartigen Umlauf der Elektronen um den Atomkern ausgeht. Damit konnte er – beeinflusst durch die Quantentheorie Max Plancks und die Entdeckung des Photoeffekts durch Albert Einstein – erstmals die im Mikrokosmos stets in bestimmten Vielfachen auftretenden Energiesprünge deuten.
Diese waren seit der Untersuchung der Spektren von Gasentladungsröhren eines der größten Rätsel der damaligen Physik.

Das Atommodell für Wasserstoff nach Bohrpostuliert:
Jedes Elektron umkreist den Atomkern auf einer Kreisbahn. Beim Übergang eines Elektrons von einer äußeren Elektronenbahn in eine innere Elektronenbahn wird ein Lichtquant (Photon) ausgesendet.

Bohr war sich darüber bewusst, dass das Modell kreisförmiger Elektronenbahnen einen Widerspruch mit sich führte: Da jede Kreisbahn einer beschleunigten Bewegung entspricht und beschleunigte Ladungen elektromagnetische Wellen abstrahlen, müssten Elektronen ständig Energie abgeben und dadurch immer langsamer werden. Sie würden somit – angezogen von der positiven Ladung des Atomkerns – in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde spiralförmig in den Atomkern stürzen.
Um sein Atommodell zu retten, das auch mit anderen experimentellen Ergebnissen bestens übereinstimmte, führte Bohr die beiden folgenden Postulate ein

  1. Die Elektronen umkreisen den Atomkern strahlungsfrei, d.h. ohne Abgabe von Energie, in bestimmten Bahnen. Dabei nimmt die Energie der Elektronen nur ganz bestimmte, durch die jeweilige Bahn charakterisierte Werte an.
  2. Der Übergang zwischen einer kernfernen zu einer kernnahen Bahn erfolgt sprunghaft unter Abgabe einer Strahlung (eines Photons).

Und damit soll die Geschichte des Atoms erst mal genügen. Es gab weitere Modifikationen und Erweiterungen des Atom-Modells. Bis heute ist das alles noch im Fluss und entwickelt sich weiter.
Für uns ist an dieser Stelle wichtig:

  • Atome bestehen aus einem Kern von Protonen und Neutronen und einer Elektronenhülle
  • Das Unteilbare wurde mit der Zeit immer teilbarer.
  • Protonen sind positiv geladen und Elektronen negativ. Neutronen sind neutrale Teilchen, die sich ebenfalls im Atomkern befinden.
  • Ein Atom ist dann neutral, wenn die Anzahl seiner Protonen im Kern und die seiner Elektronen gleich sind.
  • Die Anzahl der Elektronen legt die chemischen Eigenschaften eines Atoms fest, will sagen, wie willig es ist, sich mit anderen Elementen zu „verheiraten“, oder eben nicht.

Jetzt könnte man berechtigt meinen, dass die Kerne in dem Fall doch eher auseinander fallen sollten, weil sich die Protonen abstoßen, denn sie sind, wie gesagt positiv geladen. Außerdem könnte es ja sein, dass die Elektronen ob ihrer negativen Ladung in den Kern hinein gezogen werden. Wir erinnern uns, dass Bohr sich diese Fragen auch stellte.
Es muss also Kräfte geben, die all dieses verhindern.

Der Klebstoff des Universums

Was die Welt in ihrem Inneren zusammen hält sind vier Grundkräfte, die in unserem ganzen Universum gültig sind.

Da sind zunächst die starke und die schwache Kernkraft. Diese sorgen dafür, dass Atomkerne trotz ihrer Abstoßung der Protonen stabil zusammen bleiben und dass Atome auch radioaktiv in andere Teilchen zerfallen können. Diese beiden Kräfte werden wir auf unserer Reise als die Kernkraft zusammen fassen. Diese, vor allem auch die starke Kernkraft wirkt nur auf sehr schwache Distanz, etwa eines Durchmessers eines Atomkerns, aber dann um so mehr. Stellt euch zwei Magnete vor, die sich gerne anziehen würden, es aber nicht können, weil sie von einer starken Feder auseinander gedrückt werden. Die Feder steht in dem Falle für die abstoßende Kraft zwischen zweier Protonen.
Wenn man nun die Feder zusammendrückt, so dass sich die beiden Magnete nahe kommen, dann kann es geschehen, dass plötzlich die Magnetkraft überwiegt und stärker als die Feder wirkt.
Die Kraft zwischen den Magneten steht in diesem Beispiel für die Kernkraft, die nur auf kurze Distanzen wirkt.
Ich meine mich zu erinnern, dass es derartige Spielzeuge mit Magneten und Federn tatsächlich gab.

Auf jeden Fall ist die elektromagnetische Kraft, also die Abstoßung von Elektronen dafür verantwortlich, dass wir Materie spüren können. Ein Buch auf dem Tisch fällt trotz der überwiegenden Leere des Vakuums nicht durch die Tischplatte, weil sich die Elektronen der Buchhülle und die der Atome der Tischplatte gegenseitig abstoßen. Es sind einfach immer genügend Elektronen vorhanden, die das Buch nicht in die Leere stürzen lassen. Dasselbe geschieht natürlich auch mit deiner Hand, wenn Sie auf den Tisch liegt.
Hier mal kurz eine Tabelle, die zeigt, wie stark die einzelnen Kräfte gegeneinander verglichen, tatsächlich sind.

Name Verhältn.
Starke Kernkraft 10 hoch 3
Elektromagnetische Kraft 1
Schwache Kernkraft 10 hoch minus 11
Gravitationskraft 10 hoch minus 39

Über die Gravitation, die heimliche Herrscherin des Universums haben wir uns schon unterhalten.
Ich habe auf meinen Artikel dazu schon auf einer unserer letzten Stationen hin gewiesen und möchte dies an dieser Stelle dringend wiederholen. Ich empfehle wirklich, sich mit dieser Dame und ihres Wesens vertraut zu machen.
Zur heimlichen Herrscherin bitte hier lang.

Das Vakuum

Der letzte Punkt für heute, der uns stutzen lassen sollte ist die Tatsache, dass wenn man ein Atom auf die Größe eines Fußballstadions aufblasen würde, dann schwebte der Kern, der fast 100 % der Atommasse ausmacht, gleich einer Schrotkugel in der Mitte des Stadions, wobei die Elektronen ruhelos durch die Zuschauerränge waberten. Das meiste also in Atomen ist leere und noch viel mehr leere gibt es zwischen ihnen, im sog. Vakuum.

Das Vakuum ist so ein merkwürdig Ding, dass ich an dieser Stelle dringend auf meinen Artikel Nichts ist auch was hinweisen möchte. Ich rate euch, den zu lesen, denn er behandelt das Vakuum in seiner Schönheit und in seinen Einzelheiten.
Danach haben jene, die noch nicht erschlagen sind, die Möglichkeit, tiefer in die Eigenschaften der Leere einzutauchen.
Hierfür schrieb ich ganz am Anfang dieses Blogs den Artikel „Die Leere füllt sich wieder“. Der ist zwar schön und faszinierend, und ich freue mich, wenn er gelesen wird, aber für unsere folgenden Stationen ist er nicht von Belang.
Er ist etwas nerdig…
Dazu bitte hier lang.

Vorschau

Auf unserer nächsten Station befassen wir uns mit etwas, dass uns allgegenwärtig umgibt. Mal mehr, mal weniger. Es wird sich um nichts geringeres als das Licht drehen. Da schwarze Löcher auch das Licht beeinflussen, wie die meisten schon gehört haben dürften, ist es richtig und wichtig, sich auch in diesem Zusammenhang mal mit ihm zu beschäftigen. Ich verrate euch jetzt schon, dass es sehr spannend und aufregend werden wird mit vielen Geschichten und allem, was ich gerne so in meine Artikel schreibe…

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 4, – Wie komme ich hier wieder wech?


Meine lieben Mitlesenden,

und hier melde ich mich mit Station 4 auf unserer Reise zu den schwarzen Löchern zurück.

Prolog

Ich habe schon gehört, dass vor allem die letzten beiden Stationen doch etwas sehr mathematisch waren und das manche daher eher mal ausgestiegen sind. Ja, das war schon bissel viel Mathe, aber wir werden uns im Laufe unserer Reise daran erinnern. Nur erinnern und nicht mehr. Heute gebe ich hier und jetzt das Versprechen, dass wir zwar heute noch kurz etwas Mathematik machen müssen, aber dann sind wir damit über den Berg.

Auf den letzten Stationen unserer Reise wird uns zwar Albert Einstein begegnen, aber nur begegnen. Wir werden sein Werk würdigen, aber nicht mit seinen Formeln zu rechnen versuchen.

Worum es heute geht

Heute wollen wir uns zum Abschluss dieser ganzen Gravitations-Berechnungen nochmal kurz darüber unterhalten, was man beachten muss, wenn man überhaupt der Gravitation eines Himmelskörpers entweichen möchte.

  • Jeder hat sicher schon mal gehört, dass schwarze Löcher schwarz sind, weil sie alles aufsaugen, was in ihre nähe kommt und weil sie so schwer sind, dass nicht mal mehr das Licht aus ihnen entweichen kann.
  • Das Licht unserer Sonne kann noch von ihr entweichen, weil sie leichter ist.
  • Wir können mit einer Rakete von der Erde entweichen, wenn sie stark genug ist.
  • Die Mondfahrer konnten wieder vom Mond abheben, um zur Erde zurück zu kehren. Er hielt das Raumschiff mit seiner Gravitation nicht fest genug.
  • Momentan macht ein kleiner Hubschrauber auf dem Mars Furore. Der könnte, ganz davon abgesehen, dass er nicht für das Weltall gebaut ist, nicht so hoch vom Mars abheben, weil er diese Kraft nicht aufbringen kann.
  • Nicht zuletzt schaffen wir es aus eigener Kraft mit einem Hüpfer nicht ins all. Wir fallen immer wieder zurück.

All diesen Beispielen ist gemeinsam, dass Gravitationskräfte von Himmelskörpern überwunden werden müssen, um ins All zu kommen und nicht wieder zurück zu fallen.
Wie viel Kraft, also Energie oder Treibstoff es kostet, einen Himmelskörper verlassen zu können hängt von seiner Masse und auch von seinem Volumen ab. Ein relativ kleiner Körper, der eine sehr hohe Dichte hat, z. B. ein Bleiplanet, könnte uns stärker an seine Oberfläche binden als ein schwerer Körper, der aus einem Material deutlich geringerer Dichte besteht, z. B. ein Schaumstoff-Planet gleicher Masse.
Um die Verhältnisse der Anziehung auf verschiedenen Himmelskörpern vergleichen zu können, muss man nicht nur die Masse berechnen, die sich aus Newtons und den Keplerschen Gesetzen ergeben. Man muss sich auch darüber klar sein, wie es sich verhält, wenn man z. B. auf so einem Körper landen möchte, und vor allem, wie man von ihm auch wieder weg kommt, wenn man vielleicht mal wieder heim will.
Um dieses Problem geht es jetzt.

Die Oberflächenschwerkraft

Das ist die Kraft, die man an der Oberfläche eines Körpers erfährt. Die ist wichtig, wenn man vergleichen möchte, wie es sich verhält, wenn man sich an der Oberfläche eines Himmelskörpers befindet. Sie drückt quasi aus, wie stark etwas an seiner Oberfläche festgehalten wird.Nehmen wir das Beispiel Erde-Mond, weil Menschen schon oft auf seiner Oberfläche gestanden haben und die ganzen Theorien überprüfen konnten.

Jeder kennt die Bilder, zu welch hohen Sprüngen die Astronauten auf der Mondoberfläche fähig waren. Das lag nicht an der Freude, dass sie die ersten dort waren, sondern eben an der unterschiedlichen Oberflächenschwerkraft von Mond und Erde.
Wie man diese nun miteinander vergleicht, kommt jetzt.

Wann immer man zwei Punkte miteinander vergleicht, von denen der eine ebenso weit vom Erdmittelpunkt der Erdoberfläche entfernt ist, wie der andere vom Mittelpunkt des Mondes zur Mondoberfläche, dann ist das Schwerefeld der Erde in einem Punkt 81,3 fach stärker als das Schwerefeld des Mondes im anderen Punkt.
Wenn wir auf dem Mond stehen, sind wir 1738 km vom Mondmittelpunkt entfernt. Stehen wir auf der Erde, so sind wir 6371 km vom Erdmittelpunkt entfernt. Berechnet man nun die jeweilige Oberflächen schwerkraft, muss man die Abstände zu den Mittelpunkten berücksichtigen.
Der Abstand der Erdoberfläche zum Erdmittelpunkt ist 3,666 mal größer als der Abstand vom Mond-Mittelpunkt zur Mondoberfläche.
Die Stärke der Schwerkraft sinkt quadratisch, so dass die Oberflächenschwerkraft der Erde im Verhältnis zur Oberflächenschwerkraft des Mondes um einen Faktor 3,666 zum Quadrat = 13,44 geschwächt erscheint.

Wir müssen also das eigentliche Schwerefeld der Erde, das ja 81,3 fach stärker ist als das des Mondes durch 13,44 teilen, was dann 6,05 ergibt.
Somit ist die Oberflächenschwerkraft der Erde nur 6,5 mal stärker, als die des Mondes.
Voilla, auf dem Mond wiegen wir noch ein Sechstel, obgleich der Mond doch um 81,3 fach leichter ist, als die Erde. Hier schlägt tatsächlich der Radius zu.

Das kann man natürlich jetzt auch mit allen anderen Himmelskörpern des Sonnensystems so tun. Da fragt sich nur, wo denn bei den Gasriesen die Oberfläche sein soll. Sie bestehen ja bis tief in ihr Inneres aus Gas. Im Inneren dürfte beispielsweise Jupiter aus flüssigem metallischen Wasserstoff bestehen. Ob er in der Mitte einen festen Kern besitzt, wissen wir noch gar nicht so genau.

Man nimmt dazu die Atmosphärenschicht des Gasplaneten, bei der ihr Druck dem Normaldruck auf Meereshöhe hier auf der Erde entsprechen würde, könnte man dort Station machen. Was soll man auch anderes vergleichbares nehmen. Gasplaneten haben ja sozusagen keinen festen Boden.

Wie die Dichte von Atmosphären, also von Gasen mit ihrer Dicke zunimmt, weiß man ziemlich genau. Diese Formeln benötigen wir hier auf der Erde in der Luft- und Raumfahrt und für die Vorhersage unseres Wetters. Da sich im Gegensatz zu Flüssigkeiten Gase zusammendrücken lassen, nimmt der Druck in ihnen nicht linear zu, wie beispielsweise in Wasser, sondern exponentiell. Den Druck auf sie übt natürlich das Gravitationsfeld des Planeten aus, dessen Atmosphäre sie sind.
Die genaue Erklärung dieser Gas-Druck-Geschichte würde aber den Artikel hier sprengen und ich würde mein Versprechen brechen, nicht wieder so mathematisch werden zu wollen.

Hier eine kleine Tabelle, die mal die jeweilige Oberflächenschwerkraft aller Planeten im Verhältnis zu derjenigen der Erde darstellt. Die Erde hat daher die 1.

Planet Oberflächenschwerkraft
Merkur 0,38
Venus 0,9
Erde 1
Mond 0,17
Mars 0,38
Jupiter 2,62
Saturn 1,14
Uranus 0,88
Neptun 1,13

Ganz erstaunlich finde ich, dass man auf dem Jupiter bei unserer hypothetisch gedachten Oberfläche nur etwa zweieinhalb mal so viel wiegt als auf der Erde, obwohl er mehr als doppelt so schwer ist, wie alle anderen Planeten zusammen.
Wer mag, kann sich ja mal im Internet eine Tabelle mit den Planetenradien vornehmen, um sich dieses Wunders zu erfreuen.

Die Entweichgeschwindigkeit

Und nun kommen wir zur eigentlichen Frage der Überschrift.

Wie komme ich hier wieder wech?

Wer in den Weltraum, wer auf Mond, Mars oder sonst wo landen will, muss sich einiges überlegen.

  • Wie schnell muss meine Rakete sein, um z. B. von der Erde weg zu kommen
  • Wieviel Gewicht muss ich mitnehmen
  • Wieviel Treibstoff brauche ich für mein Vorhaben
  • Übersteht mein Raumschiff am Zielort die Landung oder zerquetscht mich dort die Schwerkraft
  • Wie komme ich wieder weg?

Die Geschwindigkeit, die hier zur Flucht nötig ist, nennt man die Entweich-Geschwindigkeit. Sie hängt von der Masse des Himmelskörpers ab, von dem man entweichen will und somit auch von ihrer Oberflächenschwerkraft und damit natürlich auch von dessen Radius.

Auf der massereichen Erde brauchten die Astronauten eine über einhundert Meter lange Rakete, die im wesentlichen nur aus Treibstofftanks bestand. Dass neben der Erdanziehung auch der Widerstand der Atmosphäre überwunden werden musste, ist auch ein erheblicher Treibstoff-Fresser.
Um vom Mond wieder weg zu kommen, reichten ganz kleine Triebwerke aus, die die Landefähre wieder in die Umlaufbahn des Mondes brachten, Auch das Raumschiff wog natürlich auf dem Mond nur ein Sechstel, und der Mond hat keine Atmosphäre, was sich auf den Treibstoff-Verbrauch auswirkt.

In der Umlaufbahn angekommen,wurde sie dann vom Service-Modul wieder aufgelesen. Dessen kleines Triebwerk trug das Modul schließlich bis zu dem Punkt, wo die Erdanziehung die Aufgabe dann übernahm, Schiff und Mannen in Richtung Erde zu ziehen.

Alles, was langsamer ist als die jeweilige Entweichgeschwindigkeit eines Himmelskörpers, muss unweigerlich wieder zu Boden fallen, weil irgendwann auf der Flugbahn die Erdanziehung letztlich doch siegt.

Vor der Entweich-Geschwindigkeit gibt es aber noch zwei Fluchtgeschwindigkeiten.
Mit der ersten Fluchtgeschwindigkeit gelangt man in einen Orbit um die Erde, oder eines Himmelskörpers.
Sie beträgt auf der Erde etwa 7,1 Kilometer pro Sekunde. In diesem Orbit kann man ewig bleiben, wenn nichts und niemand stört. Leider hat man hier auf der Erde an dieser Umlaufbahn nicht viel Freude. Sie liegt noch deutlich innerhalb der Atmosphäre. Man wird von ihr rasch abgebremst und würde schließlich doch herunter fallen.

Die zweite Fluchtgeschwindigkeit bringt einem schon in eine elliptische Kepler-Bahn.

Die Entweichgeschwindigkeit, 11,2 km/s ist schließlich stark genug, dass man sich aus dem Schwerefeld der Erde befreit. Dann kann man sich in Richtung Mond treiben lassen, der einem dann mit seinem Schwerefeld in Empfang nimmt.

Entweich-Geschwindigkeit und Oberflächenschwerkraft werden noch eine große Rolle bei den schwarzen Löchern spielen. Aber bis es so weit ist, werden wir noch einige andere sehr interessante Themen behandeln.

Ausblick:

  • Elementar auf unserer Reise ist, dass wir ein wenig darüber Bescheid wissen sollten, woraus unser Universum im wesentlichen besteht, und was die Welt zusammen hält. Darum wird es ganz unmathematisch in Station 5 unserer Reise gehen.
  • Auf Station 6 erfahren wir etwas über die Eigenschaften des Lichts.
  • Auf Station sieben macht die Herrscherin nochmal richtig Druck im All
  • Station acht bringt uns an das Lebensende von Sternen, denn die leben zwar lang, aber nicht ewig.
  • Station neun bringt uns in die Bäckerei des Universum. Es wird um Quarktaschen gehen.
  • Station zehn wird dann vermutlich die Endstation auf unserer Reise zu den schwarzen Löchern sein.

Ihr seht, es bleibt spannend.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 3, „Wiegen anderer Himmelskörper


Seid herzlich gegrüßt.

Bevor es los geht

  • Ich wurde gefragt, ob es nötig ist, immer alle Links zu lesen, die ich so in meine Artikel setze. Ich könnte jetzt „ja“ sagen, denn irgendwie finde ich sie alle wichtig, ansonsten stünden sie ja nicht drin, Viele davon sind aber wirklich lediglich meiner Begeisterung für die Themen geschuldet.
    ,also, so ist das durchaus nicht, dass ihr ohne sie abgehängt werdet, hoffe ich zumindest. Und wenn, da bin ich mir sicher, dass das schon das eine oder andere mal doch passiert, dann entschuldige ich mich an dieser Stelle dafür. Ihr könnt ja nachfragen oder „halt“ schreien.
    Wenn mal ein link, z. B. der zur Herleitung der Erdmasse wichtig ist, dann gilt das auch nur für die unter euch, die wirklich ins Thema einsteigen wollen.
    Wenn ihr, und das ist absolut freiwillig, nur die Links verfolgt, die auf weitere Artikel von mir führen, dann freut mich das natürlich, und das empfehle ich euch auch, weil ich das immer dann tue, wenn ich glaube, dass diese Inhalte das Verständnis erleichtern, bereichern und ergänzen können. Es ist ja so, dass ich mich ohne meine anderen Artikel in vielen Dingen wiederholen müsste, was zeitraubend und unnötig wäre. Keiner erfindet gerne das Rad neu.
    Also, wie gesagt. Das ist alles freiwillig. Ich frage ja auch nichts ab und es gibt keine Tests. Ihr seid alle selber groß und merkt ja auch, wenn es vielleicht im Nachhinein besser gewesen wäre, sich den ein oder anderen Link nochmal anzuschauen. Zurück geht ja immer…
  • Ach ja, und noch etwas wurde mir per Mail signalisiert. Jemand merkte an, dass die Artikel ja manchmal wieder geändert seien, wenn man sie nochmals nach einiger Zeit liest. Da kann ich nur sagen, dass das eventuell stimmt. Ich merke halt manchmal später noch, dass ein Kapitel nicht so toll war, dass eventuell diese oder jene Information noch fehlte, oder manchmal sogar, dass die Struktur des Artikels noch besser ginge. Von da her kann es sich durchaus lohnen nochmals nach einiger Zeit in die Artikel zu schauen. Das mit diesen Änderungen wird auch so bleiben, denn ich kann ja nicht ewig mit mir hadern, und zaudern, bis ich endlich mal veröffentliche. Somit beziehe ich euch gewisser Maßen dann in die Vervolkommnung der Artikel ein, indem sie später nochmal verändert werden. Außerdem müssen manche auch aktualisiert und renoviert werden, wenn sie nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen.
  • Ein letztes noch. Ich bin mir dessen bewusst, dass meine Vorlesefunktion in den Artikeln leider nicht mehr mit allen Browsern läuft. Mit Edge und mit Chrome funktioniert sie perfekt. Mit Firefox und Safari leider nicht mehr. Ich habe keine Ahnung woran das liegt, und mir konnte bisher noch niemand dabei helfen, aber es gibt ein Licht am Ende dieses Tunnels.

So, das waren meine Anmerkungen für euch. Jetzt geht es los.

Was bisher geschah

Im letzten Artikel ging es darum, die Wechselwirkung zwischen zweier Massen kennenzulernen. Wir beschäftigten uns mit der Beschleunigung, der Beschleunigungskraft, mit der Gravitationskonstante und am Ende gab es noch einen Artikel, der uns mathematisch zeigte, wie man mit all diesem Wissen nun die Masse der Erde bestimmen kann. Wir sprachen auch von Johannes Kepler, der in seinen drei Gesetzen die Gesetzmäßigkeiten fand, wie Planeten um ihre Sterne kreisen. Newton konnte nun die Keplerschen Gesetze mit seinen Gravitations-Gesetzen und seiner Himmelsmechanik verbinden. Somit wurde es möglich, auch die Massen von Himmelskörpern zu berechnen, die man nicht einfach mal kurz besuchen kann, um Fallversuche auf ihnen durchzuführen.

Der Tanz

Der Grund, weshalb sich Planeten um ihre Himmelskörper derart bewegen, dass ihre Bewegungen den Keplerschen Gesetzen gehorchen, ist die Massenanziehung zwischen den Planeten und ihren Sternen. Planeten haben einerseits eine Eigenbewegung, die schon von ihrer Rotation bei ihrer Entstehung her rührt, und andererseits werden sie von ihren Sterne von ihren Bahnen nach innen gezogen, wenn sie beispielsweise zu langsam unterwegs sind.
Das bedeutet, dass ein Planet seinen Körper stabil nur auf einer Bahn umkreisen kann, wenn aus der Entfernung heraus die Massenanziehung nicht zu stark ist, und wenn seine Bahngeschwindigkeit passt. Ansonsten würde der Planet entweder nach außen driften, oder gar in den Stern stürzen.

Und jetzt kommt noch was spannendes. Die Sterne, z. B. unsere Sonne ist ja nicht im Weltraum fixiert. Das bedeutet, dass z. B. unsere Erde, oder der Jupiter noch mehr, auch an der Sonne ziehen. Deshalb muss auch der Stern ein wenig mit torkeln, wen Planeten sie umkreisen. Das gilt auch für Planeten, die von ihren Monden umkreist werden. Es dreht sich also nie ein Körper nur um den anderen herum, sondern beide bewegen sich um ihren geometrischen Schwerpunkt herum. Der liegt immer näher beim schwereren Körper.

Und hier wären wir wieder bei den Hebelgesetzen von Archimedes. Erinnert euch, was ihr in euren Kindertagen alles getan habt, damit ihr gut wippen konntet, oder was ihr getan habt, wenn ihr jemanden auf der Wippe verhungern lassen wolltet.
Mit einem Kinderkarussell auf einem Spielplatz konnte man auch eine Menge Unsinn anstellen.

Wo sich Körper zum Tanze die Hände reichen – Schwerpunkt

Bewegen sich zwei Körper im ‚All umeinander, so tun sie das stets um ihren Schwerpunkt herum. Sind beide Massen gleich schwer, so liegt dieser Schwerpunkt genau in der Mitte beider Körper. Ist die eine um die Hälfte leichter, muss sie doppelt so weit von ihm entfernt sein, als die schwerere Masse. Und so weiter.

Da Massen alles in Richtung Mittelpunkt ziehen, kann dieser Schwerpunkt sogar unter der Oberfläche des schwereren Körpers liegen.
Wie auch immer. All dieses Wissen der letzten Artikel können wir nun dazu verwenden, auch die Masse anderer Himmelskörper zu bestimmen.
Schauen wir uns diesen Tanz nun am Beispiel Erde-Mond-System einmal an.
Unser Mond umkreist die erde mit einem durchschnittlichen Abstand von 384000 km in etwa 27,3 Tagen. Genauer bewegt sich das Erd-Mond-System um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Wäre der Mond beispielsweise halb so schwer, wie die Erde, dann müsste er doppelt so weit vom Schwerpunkt entfernt sein, wie diese. Betrüge seine Masse nur ein Drittel, müsste er drei mal so weit vom Schwerpunkt entfernt sein,
Dazwischen sind natürlich auch alle Massenverhältnisse und die dazugehörigen Schwerpunkt-Abstände möglich.

Der Schwerpunkt liegt im Erd-Mond-System noch im inneren der Erde. etwa 1650 km unterhalb der Erdoberfläche und 4720 km vom Erdmittelpunkt entfernt, weil die Mondmasse lediglich ein einundachtzigstel der Erdmasse beträgt.
Mond und Erde umrunden diesen punkt in einem Monat. Astronomen konnten diese Tänzelbewegung der Erde messen und tun das auch bei anderen Planeten, die ihre Sterne umkreisen.
Der Abstand zwischen Mondmittelpunkt und Schwerpunkt ist etwa 81,3 mal so groß, wie der Abstand Erdmittelpunkt und Schwerpunkt.
Demnach ist die Mondmasse um einen Faktor von 81,3 kleiner als die Erdmasse. Er hat somit die 0,0123-Fache Erdmasse.
Der Mond Io ist ungefähr genau so weit von Jupiter entfernt, wie unser Mond von der Erde. Er umkreist Jupiter aber in nur 1,75 Tagen. Daraus kann man errechnen, dass die Schwerkraft des Jupiter 317,9 mal so stark sein muss, wie die der Erde.

Mit diesen Methoden kann man nun auch die Masse aller anderen Planeten berechnen, indem man ihre Umlaufzeiten mit dem Erd-Mond-System vergleicht. Kennt man nun noch die Radien der anderen Planeten, die man durch astronomische Beobachtungen errechnen kann, dann kann man sogar ihre Dichten berechnen. Das alles erspare ich uns aber an dieser Stelle.
Nur so viel als kleiner Vorgriff. Hätten wir Newtons und Keplers Gesetze nicht, dann wäre es ohne die Beobachtungen der Tänzelbewegungen von Sternen oft gar nicht möglich, schwarze Löcher zu finden, denn sie leuchten nun einmal nicht…

Was wiegt nun unsere Sonne?

Wenn man nun den Abstand Erde-Sonne kennt (150 Millionen Kilometer), kann man mit Newtons und Keplers Gesetzen auch ihre Masse berechnen. Daraus folgt eine Masse von 1,989 × 10^30 kg.
Ihr Durchmesser beträgt 1,4 Millionen Kilometer.

Die Berechnung des Abstandes zwischen Erde und Sonne ist gar nicht so einfach. Am besten tut man dies, indem man gleichzeitig von verschiedenen Punkten der Erde aus beobachtet, wenn einer der inneren Planeten Merkur, oder noch besser die Venus für uns vor der Sonnenscheibe vorbei zieht. Der Planet schiebt sich langsam vor die Sonne. Zunächst berührt er quasi ihren Westrand, zieht dann über die Sonnenscheibe hinweg, indem er die Erde auf seiner Innenbahn überholt und verlässt die Sonnenscheibe am anderen Rand dann wieder. Mit den Daten der unterschiedlichen Zeiten und Winkel, an welchen das Ereignis an verschiedenen Orten der Erde beginnt und endet, kann man dann geometrisch Dreiecke bestimmen, mit deren Hilfe man dann den Abstand zur Sonne berechnen kann.

Solche Dreiecksbestimmungen sind in der Astronomie sehr beliebt. Man nennt das Parallaxsen-Bestimmung. Angegeben wird sie stets in Winkel (Grad, Bogensekunden und Bruchteile davon).

Wir werden beim Studium des Lichtes und der Weißen Zwerge darauf zurück kommen.
Wie das genau gemacht wird, ist ohne Grafiken und Bilder nicht leicht zu beschreiben, aber glaubt mir. Es geht. Immerhin habe ich hier eine Geschichte für euch, die den Versuch der Abstandsbestimmung beschreibt.

Zwei Wichtige Venus-Durchgänge

Im Jahr 1677 führte Edmond Halley die bis dahin sorgfältigste Beobachtung eines Merkurtransits durch. Seine Ergebnisse brachten ihn zu der Erkenntnis, dass sich mit Hilfe von Transits der Planeten Merkur und insbesondere Venus die Sonnenparallaxe und damit die Entfernung zwischen Sonne und Erde bestimmen lassen sollte.
Anmerkung:

„Ja, genau. Es ist der Halley, nach dem der berühmte Komet benannt ist.“

Die Methode, die er vorschlug, beruht auf dem Prinzip der trigonometrischen Peilung. Verschiedene Beobachter, die einen Venusdurchgang von weit auseinander liegenden Punkten der Erde aus verfolgen, sehen die Venus unter geringfügig abweichenden Blickwinkeln und damit in etwas anderer Position vor der Sonne. Im Jahr 1716 veröffentlichte Halley in dem Wissen, dass er den Venustransit von 1761 nicht mehr erleben würde, einen dringenden Aufruf zur Beobachtung des Ereignisses mittels der von ihm entwickelten Methodik.
Anmerkung:

Das mit der Beobachtung von Winkeln von verschiedenen Punkten der Erde aus, kennen wir in ähnlicher Weise durch die Bestimmung des Erdradius aus vorigem Artikel.

Fast ein halbes Jahrhundert später segelte eine ganze Armada von Schiffe aus verschiedenen europäischen Ländern bis zu den entlegensten Orten, um Halleys Plan in die Tat umzusetzen. Es war das erste internationale Forschungsprogramm der Menschheitsgeschichte. Unter heute kaum vorstellbaren Anstrengungen und Opfern wurden die Messungen durchgeführt. Da genaue Positionsbestimmungen der Venus auf der Sonnenscheibe schwierig auszuführen waren, ging man einen Umweg. Man versuchte die genauen Zeitpunkte des 2. und 3. Kontaktes zu messen, um damit den Weg der Venus über die Sonnenscheibe für den jeweiligen Beobachtungsort festzulegen. Doch die präzise Messung der Kontaktzeiten scheiterte an einem Phänomen, dass unter der Bezeichnung „Schwarzer Tropfen“ in die Astronomiegeschichte einging. Entsprechend ungenau waren die Werte, die man für den Abstand Erde – Sonne erhielt: zwischen 125 und 155 Millionen Kilometern.
Erklärungen:

Den Ablauf eines Transits teilt man in vier Kontakte ein.

  1. Berührung der Sonnenscheibe am Rand
  2. Venus vollständig auf der Sonnenscheibe
  3. Berührung des gegenüberliegenden Randes
  4. ganz Verlassen der Sonnenscheibe.

Was hier mit „Schwarzem Tropfen“ gemeint ist, ist ein perspektivischer Effekt, der damit zu tun hat, dass Erde, Venus und die Sonne eben auch rund sind.

Im Jahr 1769 waren erneut zahlreiche Expeditionen in die Gebiete der Erde, von denen aus ein weiterer VenusTransit sichtbar sein würde, unterwegs. Der wohl berühmteste Teilnehmer war James Cook, der den Transit im Rahmen seiner Weltumsegelung von Tahiti aus beobachtete, an einem Ort, der noch heute den Namen „Point Venus“ trägt.
Wiederum beeinträchtigte der „Schwarzer Tropfen“ die Beobachtungen, aber man war jetzt auf diesen Störfaktor vorbereitet und erhielt deshalb bessere Messwerte. Außerdem hatte man nun die Datensätze von 2 Transiten vorliegen. Daraus berechnete der französische Astronom Jérôme Lalande im Jahr 1771 den Abstand Sonne – Erde zu 153 plus/minus 1 Mio. Kilometern. Die Abweichung vom wahren Wert betrug somit nur etwa 2%. Letztendlich waren die unvorstellbaren Strapazen und Opfer der zahlreichen Expeditionen also von Erfolg gekrönt und Halleys Methode hatte sich allen Widrigkeiten zum Trotz bewährt.

Schlussbemerkungen

Jetzt, wo man den Sonnenabstand kannte, ließ sich natürlich dann mit ähnlichen Methoden auch ihr Radius gut berechnen. Damit hatte man alles zusammen, was man für Newtons Gleichung braucht, um ihr Gewicht zu bestimmen.
Wie das ungefähr geht, hatten wir am Beispiel Erde schon ungefähr gezeigt.

Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass wir noch immer Probleme haben, die Gravitationskonstante genau zu bestimmen. Das macht sich bei derartig riesigen Massen natürlich bemerkbar. Glücklicherweise gibt es ja noch Keplers Gesetze, so dass man die Bewegungen mit in die Massenbestimmung einbeziehen kann.

Ein letzter Punkt, den ich hier noch erwähnen möchte ist folgender:
Bestimmt man nun anhand des Sonnenradius ihr Volumen und berechnet anschließend noch ihre Dichte, dann muss man sich darüber klar sein, dass dies nur ein durchschnittlicher Wert sein kann. Die Sonne und alle Gasplaneten sind keine homogenen festen körper, die Erde übrigens auch nicht. Das bedeutet, dass ganz besonders bei Gas-Kugeln die Dichte in ihrem Inneren deutlich höher ist, als an ihrer Oberfläche. Daraus folgt, dass sich Gase durch die Gravitation komprimieren lassen. Natürlich erleben wir das im Alltag. Ansonsten wären Luftballons nicht weich sondern Stein hart. Gase kann man drücken, bis sie flüssig sind, was man beim Schütteln eines vollen Feuerzeugs hört. Flüssigkeiten kann man quetschen, bis sie fest sind, was wir im Alltag eher selten erleben.
Feste Körper verändern sich eventuell auch unter Druck. Kohlenstoff wird beispielsweise Diamant, wenn ihm platzmäßig chemisch nichts mehr anderes übrig bleibt.

Die letzte Frage wäre jetzt noch, was passiert, wenn man dann weiter drückt?
Das wird alles in den nächsten Artikeln zur Sprache kommen,
Wir werden dann zur Abwechslung mal nur wenig über Gravitation sprechen. Es wird um viel Leere und den Aufbau unseres Universums gehen. Außerdem müssen wir uns auch noch dem widmen, was schwarze Löcher letztlich schwarz macht, dem Licht, dass dort nicht weg kommt.
All dem werden wir auf unserem Weg zu den schwarzen Löchern noch begegnen. Das verspreche ich euch.

Zu guter letzt gibt es jetzt noch etwas auf die Ohren.
Wer bei mir im Vortrag war, durfte sich mit mir die verklanglichten Umlaufbahnen aller Planeten des Sonnensystems anhören. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir diesen Sound erwähnen wollen.
Wer sich diese Planetenbahnen anhören möchte, dem darf ich wärmstens meinen Artikel Klingende Planetenbahnen ans Herz legen. Dort wird der Sound genau erklärt, und ihr könnt ihn euch anhören.

Die Reise zu den Schwarzen Löchern, Station 2 – wir „wiegen“ die Erde


Liebe Leser*innen,

und hiermit melde ich mich zu unserer zweiten Station auf der Reise zu den schwarzen Löchern.

Wir haben auf der ersten Etappe gelernt,

  • dass alle Körper eine Masse und auch ein Volumen besitzen.
  • Wir wissen aus dem Alltag, dass schwere Dinge nicht unbedingt groß sein müssen und leichte nicht klein.
  • Archimedes hat uns gezeigt, dass man zumindest feste Körper, die sich in Wasser nicht auflösen, ganz gut auf ihr Masse/Volumen-Verhältnis, Dichte, untersuchen kann.

Wer den vorigen Artikel noch nicht gelesen hat, sollte dies vielleicht für das Verständnis des folgenden noch nachholen.
Zur Wiederholung von Station 1 dieser Reise geht es hier lang.

Heute gehen wir hier einen Schritt weiter. Zunächst geht es um die Beobachtung, dass alle Gegenstände in unserem Alltag auf die Erde fallen. Die Erde zieht also alles in unserer Umgebung an.
Unsere Reise führt uns zunächst ins Italien des ausgehenden Mittelalters zu Galileo Galilei, der uns durch seine Fernrohre und den Satz

Und sie dreht sich doch.

bekannt sein dürfte. Er lebte ungefähr zeitgleich zu Johannes Kepler, der nachher noch eine Rolle spielen wird.

Beschleunigung

Galileo Galilei vermaß im 16 Jahrhundert erstmals die Wirkung, welche die Erde durch ihre Schwerkraft auf fallende Körper ausübt. Wie schnell ein fallender Körper auf der Erde ankommt oder einschlägt hängt im wesentlichen davon ab, aus welcher Höhe er fallen gelassen wird. Seine Masse spielt dabei keine Rolle. Wieso Körper auf der Erde unterschiedlich rasch fallen liegt an ihrem Volumen und ihrer Beschaffenheit. Eine Vogelfeder wird durch die Luft in ihrem Fall gebremst. Ein Mensch kann aus 4000 m Höhe mit einem Fallschirm gemütlich zur Erde gleiten. Hätte er ihn nicht, oder gäbe es die ihn bremsende Luft nicht, dann ginge die Sache für ihn böse aus. David Scott, Astronaut der Mondmission Apollo 15, bewies Galileis 400 Jahre altes Gesetz, dass im Vakuum alle Körper gleich schnell fallen würden. Er ließ aus Hüfthöhe gleichzeitig eine Vogelfeder und einen Hammer auf die Oberfläche des Mondes fallen. Beide kamen gleichzeitig an. Auf der Erde wäre die Feder durch die Luft gebremst worden und hätte sich gegenüber dem Hammer verzögert.
Die Kraft, die ein auf die Erde fallender Körper von ihr erfährt bewirkt, das seine Fallgeschwindigkeit pro Sekunde um 980 cm/s zu nimmt.
Der Rums eines fallenden Körpers hängt also zum einen von seiner Masse ab und zum anderen davon, wie lange der Körper Zeit zum fallen hat, will sagen, aus welcher Höhe man ihn los gelassen hat.
Man nennt diese Einheit Beschleunigung. Sie beträgt also für die Erde 980 cm geteilt durch Sekunde zum Quadrat $(980 cm/S^2)$.
Sie ist die Maßeinheit für die Geschwindigkeitszunahme pro Zeit, die in unserem Falle die Erdmasse mit ihrer Anziehungskraft auf einen auf sie zurasenden Körper bewirkt.
Es geht die Legende, dass Galilei Fallversuche vom schiefen Turm zu Pisa gemacht haben soll. Aber was genaues weiß man nicht.

Mein Schulerlebnis

Was stimmt, ist ein Erlebnis, das ich in der Schule hatte. Wir stiegen mit unseren Physiklehrer auf einen Turm. Wir wollten mit einer Stoppuhr messen, wie lange unterschiedliche Gegenstände so fallen. Als unser Lehrer es mit einem Stein versuchen wollte, nahm das Verhängnis seinen Lauf. In einer Hand die Uhr und in der anderen den Stein bereitete er sich auf den Versuch vor. Gebannt standen wir bei ihm und waren gespannt.

„Auf die Plätze, fertig los“ durfte einer von uns rufen. Dann geschah kurz nichts. Bis wir ein etwas klirrendes Geräusch von unten her vernahmen. Seltsam, dachte ich. So klingt ein Stein eigentlich nicht. Was hier geschehen war. Unser Lehrer drückte beherzt den Knopf der Stoppuhr und warf gleichzeitig den Stein, dachte er. In Wahrheit drückte er beherzt auf den Stein und warf die Uhr hinab.
Für diese Stunde waren die Experimente damit passee, denn wir hatten unseren Zeitmesser verloren…

Aber zurück zur Beschleunigung.

Überlagerungen

Wie gesagt wird die Beschleunigung durch die Kraft einer Masse, die Gravitation auf fallende Körper ausgeübt. Wir kennen dank Galilei ihren Wert hier auf der Erde.
Auf dem Mond ist die Beschleunigung geringer, weil er weniger Masse besitzt. Somit kann er auf fallende Körper nur weniger Kraft ausüben.
Aber nochmal. Ein Rums auf dem Mond muss deshalb nicht weniger heftig sein, wenn man der auf ihn zu rasenden Masse, z. B. einem Asteroid genügend Zeit gibt. Und die hat er im Weltall allemal.

Galilei fand bei seinen Fallversuchen auch heraus, dass sich Bewegungen überlagern können. Das kann man z. B. an einem Wasserstrahl sehen, der aus einem gerade aus gehaltenen Schlauch spritzt. Er beschreibt einen Bogen, genauer einen Teil einer Parabel, bis die Tropfen auf die Erde fallen. Das Wasser wird also sobald es den Schlauch verlassen hat, von der Erde mit der Erdbeschleunigung beschleunigt, so dass die Tropfen zu fallen beginnen. Gleichzeitig schießt der Strahl aber durch den Wasserdruck geradeaus aus dem Schlauch heraus. Diese beiden Bewegungen überlagern sich zeitlich, weshalb der Strahl gebogen wird, ehe er zu Boden fällt.

Hält man den Schlauch schräg nach oben, dann steigt der Strahl zunächst bogenförmig in die Höhe und fällt dann bogenförmig zu Boden. Das liegt daran, dass die Kraft des Wasserdrucks aufhört, sobald der Wasserstrahl den Schlauch verlässt, die Kraft der Erdbeschleunigung aber nicht. Sie wirkt und wirkt. Somit bremst sie die fliegenden Wassertropfen ab, überwiegt schließlich und lässt das Wasser auf die Erde fallen.

Die Kraft, die eine Beschleunigung auf eine Fallende Masse ausübt, wird also mit der Fallzeit stärker. Sie berechnet sich also als Masse mal Beschleunigung.

Was Kepler nicht wusste

Johannes Kepler wusste um diese Überlagerungen von Bewegungen. Planeten umkreisen ihre Sterne, weil sie einerseits von ihnen angezogen und andererseits eine Eigenbewegung haben. Ohne Stern würden sie geradeaus ins nirgendwo verschwinden. Die Kravitation zwingt sie dazu, dass sich diese Kräfte überlagern. Sie fallen also elliptisch um ihre Sterne herum. Was aber für diese Anziehung verantwortlich ist und weshalb die Planetenbahnen sind, wie sie eben sind, wusste er nicht genauer. In seinen drei Keplerschen Gesetzen tauchen keine Massen, keine Kräfte und schon gar keine Gravitationskonstante, von welcher wir später noch hören werden, auf. Sie verallgemeinern lediglich die Beobachtungen, die Kepler bei den Studien der Planetenbewegungen machte.

Schwere und träge Masse

Aus Galileis Fall-Versuchen folgt auch, dass eine Masse sich widersetzt, wenn man sie in eine Richtung beschleunigen möchte. Sie will ihre Bewegungsrichtung beibehalten, oder hier auf Erden gedacht, in Ruhe gelassen werden. Das Wasser aus dem Schlauch möchte einfach in die Richtung weiter fliegen, in welche der Schlauch zeigt, aber die Kraft der Erdanziehung und natürlich auch die Luft bremsen ihn ab, zwingen den Strahl zur Änderung der Richtung und zieht ihn letztlich doch zu boden.
Und noch etwas kann man aus all dem folgern.
Ein schwerer Körper kann aus niedriger Fallhöhe eben so viel Schaden anrichten, wie ein leichterer und kleinerer Körper, der aus größerer Höhe fällt, und somit mehr Zeit hat, sich mit „Kraft“ aufzutanken.
Betrachtet man nur den Schaden, dann kann man nur noch schwer feststellen, ob die Masse einfach schwer war oder aus einer größeren Höhe fallen gelassen wurde. Sicher kann man das z. B. in dem man einen Krater oder so betrachtet dann doch noch beurteilen, aber erst mal nicht.
Eigentlich müsste man an dieser Stelle noch den Begriff der Energie und der Arbeit einführen, aber das sparen wir uns für heute.

Auf jeden Fall führt uns dieser scheinbare Unterschied zwischen schwerer und bewegter Masse nach England zu einem Mathematiker, der sich mit dieser Frage beschäftigte.

Newtons Apfel

Am Anfang steht auch hier eine Geschichte, die vielleicht sogar wahr ist.
Im Sommer 1665 legt sich Isaac Newton im Garten seines Elternhauses in Woolthorpe nahe Cambridge unter einen Apfelbaum. Vermutlich ist ein schöner Sommertag, vermutlich weht ein leichtes Lüftchen. Auf irgendeine Art und Weise jedenfalls löst sich ein Apfel der Sorte „Flower of Kent“ vom Ast und fällt zu Boden. So wird es der inzwischen berühmte Physiker über 60 Jahre später, am 15. April 1726, seinem Freund und Biografen William Stukeley erzählen.
Ob der Apfel Newton am Kopf trifft oder in einiger Entfernung aufprallt, ist in unterschiedlichen Versionen überliefert. So oder so löst das Ereignis in der Physik ein Erdbeben aus.

Warum müssen Äpfel immer senkrecht zu Boden fallen, warum nicht seitwärts oder aufwärts, warum immer Richtung Erdmittelpunkt?“,

wird Newton später schreiben. „Sicher ist der Grund dafür, dass die Erde den Apfel anzieht.“ Newton hat das allgemeine Gravitationsgesetz gefunden.
Isaac Newton fand heraus, dass die Schwerkraft eines Körpers von seiner Masse abhängt. Somit ist Masse nicht nur die Kraft, die einem ein Körper entgegensetzt (träge Masse) sondern sie ist auch eine Eigenschaft der Materie selbst (schwere Masse). Sie sind also nichts verschiedenes, sondern dasselbe.

Das bedeutet, dass man für die Berechnung der Wechselbeziehungen der Schwerkraft zwischen Körpern gar nicht so sehr auf ihr Volumen achten muss, sondern man kann die Massen als Punktmassen betrachten.
Somit übt die Gravitation der Erde eine Kraft auf fallende Körper aus, die dafür sorgt, dass fallende Körper immer schneller fallen.

Wichtig wird das Volumen natürlich dann,

  • wenn man sich auf den Körpern, z. B. auf der Erde befindet,
  • wenn man dort Dichten und Wichten verschiedener Körper miteinander vergleichen möchte,
  • wenn man wissen will, wie lange ein Gegenstand für seinen Fall zu Boden aus einer bestimmten Höhe benötigt
  • oder wenn man sich mit einer Rakete z. B. von der Erde entfernen möchte.

Die Kraft F berechnet sich aus Masse mal Beschleunigung. Sie wird in Newton angegeben
1 Newton (N) berechnet sich aus Masse mal Erdbeschleunigung, Näherungs weise 1 kg * Meter/s^2.

Newton entdeckte auch noch die Eigenschaft der Gravitation, dass sie quadratisch zum Abstand zweier Massen abnimmt.

Newtons Problem

Newton hatte aber nun noch ein Problem. Wenn zwei Massen gravitativ miteinander wechselwirken, dann muss es für die Berechnung auch eine Gravitationskonstante geben. Eine Konstante, die ausdrückt, mit welcher Kraft zwei gleiche Massen gravitativ miteinander wechselwirken. Kennt man diese Konstante nicht, dann kann man nicht im voraus berechnen, wie zwei unterschiedliche Massen gravitativ aufeinander wirken. Im Falle sich zweier umkreisender Körper, z. B. Erde und Mond könnte man noch die Massenverhältnisse beider Körper angeben, wenn man deren Abstand kennt, aber mehr auch nicht.

Die genaue Bestimmung dieser Gravitationskonstante G ist bis heute ein Problem, weil die Kraft, die zwischen zweier gleichen Massen mit gegebenem Abstand, z. 1 m wirkt äußerst gering und somit nur sehr schwer zu bestimmen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass hier auf Erden zu viele andere Störeinflüsse, die Erdmasse selbst, Wind, Vibrationen und sogar die Anwesenheit des Versuchsleiters, der mit seiner eigenen Masse beim Versuch anwesend ist, existieren. Somit konnte Newton lediglich Massen proportional zueinander ins Verhältnis setzen. und in Versuchen überprüfen, ob seine Schätzung auf einen gegebenen Versuchsaufbau, bei welchem alle anderen Parameter, wie Versuchsmassen und Abstände passen.
Bestimmt wurde die Gravitationskonstante 200 Jahre nach Newton von Mark Cavendish. Er dachte sich einen besonderen Versuchsaufbau aus. Er nahm zwei Körper, deren Gewicht genau bekannt war und verband diese ähnlich, wie eine Hantel mit einer Stange. Dieses Gebilde hängte er an einem Draht im Gleichgewicht aus, dessen Torsionskraft (Rückstellkraft) bekannt war. Diese Kraft setzt ein Draht entgegen, wenn man ihn in sich verdreht. Nun beeinflusste er sein Gebilde mit zwei weiteren seitlich an seinen Versuchsaufbau geführte massen, die durch ihre Gravitation Cavendishs Torosionswaage leicht verdrehten. Diese Drehung beobachtete Cavendish mittels eines Spiegels, der am Draht befestigt war und einen Lichtstrahl ablenkte. Beobachtet hat Cavendish seinen Versuch aus der Ferne mit einem Fernrohr, um zu vermeiden, dass er selbst mit seiner Körpermasse den Versuch beeinflusst.
Somit bestimmte er zum ersten male näherungsweise die Gravitationskonstante. Bis heute ist sie zwar genauer angenähert worden, bereitet aber ab der vierten Stelle nach dem Dezimalpunkt noch Probleme, was äußerst unbefriedigend ist.

Wie auch immer. Wir lösen jetzt unser Versprechen ein und werden unsere Erde „wiegen“, wobei „wiegen“ im Grunde nicht richtig ist, denn man kann die Erde nicht einfach auf eine Waage legen. Man muss eher sagen, dass wir das Gewicht der Erde bestimmen wollen.

Wer mag kann ja dann die Länge des Hebels berechnen, mit dem Archimedes aus dem vorigen Artikel die Welt aus den Angeln heben wollte.

Was wissen wir

Tragen wir also mal zusammen, was wir über unsere Aufgabe wissen.

  • Wenn Newton generell von Punktmassen ausgeht, dann dürfen wir die Erde als perfekte Kugel ansehen und die zweite Masse mit der sie gravitativ wechselwirken soll ebenso.
  • Die Gravitationskraft nimmt quadratisch zum Abstand Erde-Vergleichsmasse ab.
  • Die Masse der Erde kennen wir nicht. Die soll ja berechnet werden.
  • Ihren Radius kennen wir.Schon die alten Griechen berechneten an Schattenwürfen den Erdradius. Er beträgt ungefähr 6300 km. Siehe Die Bestimmung des Erdradius nach Eratosthenes.
  • Wir kennen das Gewicht einer Vergleichsmasse, mit deren Hilfe das Gewicht der Erde berechnet werden soll, denn die Erde muss ja mit etwas wechselwirken, damit sie uns ihr Gewicht verrät.
  • Wir kennen den Abstand zwischen der Erde und unserer Vergleichsmasse.
    Da Newton von Punktmassen ausgeht, errechnet sich dieser aus Erdradius plus Abstand zur Vergleichsmasse plus deren Radius.
  • Dank Galileo kennen wir die Erdbeschleunigung von 980 cm/s^2
  • Dank Cavendishs Versuchsaufbau kennen wir nun auch diese schwer zu bestimmende Gravitationskonstante G.
    Sie beträgt im ganzen Universum
    G = f(G) * R^2 /m1 *m2
    G = (6,67259 Plus-minus 0,00085) mal 10 hoch(-11)
    $G = (6,67259 \pm 0,00085) \times 10^{-11}$
  • Und dank Newton kennen wir die Kräftegleichung.

Die Gleichung, wie man sie umstellt und deren Herleitung, wie man man damit das Gewicht der Erde bestimmt, knalle ich euch jetzt einfach mal hier hin.
Keine Angst. Es ist mathematisch wirklich kein Hexenwerk. Die Formeln sind tatsächlich überschaubar. Man muss halt drauf kommen…
Die Formeln in dem Artikel, auf den ich euch gleich schicke, sind in LaTeX gesetzt und werden auch grafisch dargestellt. Auf Braille-Zeilen werden sie in englischer Mathematikschrift angezeigt, weil der Export von Mathjax nach Marburger Mathematikschrift derzeit noch nicht möglich ist.
Deshalb wähle ich hier zusätzlich auch noch eine für uns lesbarere Schreibweise.
Möglicherweise setze ich, wenn ich Zeit habe, die ganze Herleitung noch für Braille-Zeilen um.
Die Kräftegleichung lautet: G = f(G) * R^2 /m1 *m2
Zur Herleitung der Erdmasse geht es hier lang.

Abspann

Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, was z. B. die Sonne, andere Planeten, andere Sterne und schließlich auch schwarze Löcher wiegen.
Mit diesen Themen befassen wir uns in Station 3 dieser Serie.
Jetzt hoffe ich, dass es nicht zu viel Mathematik war, aber ganz ohne ging es halt hier nicht.