Was Einstein vor einhundert Jahren weltberühmt machen sollte


Liebe Leserinnen und Leser,

In diesem Jahr jährt sich ein Ereignis zum hundertsten male, das Albert Einstein auf einen Schlag weltberühmt machen sollte.
Am 14.12.1919 brachte die Berliner ilustrierte Zeitung auf ihrer Titelseite das Portrait Albert Einsteins und schrieb:

„Eine neue Größe der Weltgeschichte, Albert Einstein, dessen Forschungen eine völlige Umwälzung unserer Naturbetrachtung bedeutet, und den Erkenntnissen eines Kopernikus, Kepler und Newton gleichwertig sind,“
Dieser Einstein war in das Interesse der Medien gerückt. Schuld daran war eine Sonnenfinsternis. Aber alles der Reihe nach.

Im Zusammenhang mit Schwarzen Löchern und den Gravitationswellen, haben wir uns schon dann und wann mit Einsteins Relativitätstheorie beschäftigt.
Diese Theorie besagt, dass Objekte sich nicht anziehen, sondern den Raum so umgestalten, dass sie sich durch ihre Gravitation aufeinander zu bewegen.
Oft wird, um dieses zu erklären, ein Gummituch als Vergleich herangezogen, das sich, wenn man zwei Kugeln auf das gespannte Tuch legt, so eindrückt, dass die leichtere Kugel auf die schwerere Kugel zurollt.
Das sieht dann so aus, als würden sich die beiden Kugeln anziehen.
Wer schon mal mit jemandem eine Luftmadratze oder ein Wasserbett geteilt hat, weiß, was ich meine.

Ändert sich der Raum, dann ändert sich auch dessen Geometrie. In unserem Alltag ist die Raumgeometrie flach. Das bedeutet, dass ein Dreieck eine Winkelsumme von 180 Grad besitzt.
Auf einer Kugel kann man drei Linien sich rechtwinklig so schneiden lassen, dass man ein Dreieck mit drei rechten Winkeln, also 270 Grad als Winkelsumme bekommt.
Stellt euch z. B. einen Globus mit seinem Äquator vor. Nun wählen wir uns einen Längengrad, z. B. den Null-Meridian. Wir führen ihn auf dem Globus weiter, bis sich die Linie schließt. Nun nehmen wir einen weiteren Längengrad, der an den Polen mit dem ersten einen Winkel von 90 Grad bildet. Das tuen die beiden Längengrade mit dem Äquator auch,
Und siehe da. Wir haben Dreiecke mit drei rechten winkeln.
Ein Dreieck auf einer quasi negativ gewölbten Oberfläche, z. B. einem Sattel, hat eine Winkelsumme, die kleiner als 180 Grad ist.
Im flachen Vakuum breitet sich Licht geradlinig mit der bekannten Lichtgeschwindigkeit (C =300000 km/s) aus. Ist der Raum geometrisch anders gekrümmt, muss sich auch das Licht auf gekrümmten Linien bewegen. Ein Weg von A nach B wird dann von einer Gerade zu einer Geodäten.
Wir empfinden das zwar nicht so, aber ein ewig langer Highway ist keine Gerade, weil er auf die gekrümmte Erdkugel gespannt ist.
Ein auf ihm fahrendes Auto muss dieser Krümmung folgen.

Wenn es stimmt, dass große Massen den Raum, bzw. die Raumzeit krümmen, sollte sich das anhand von Licht in der Nähe großer Massen, nachweisen lassen.
Gesucht wurde ein Objekt, das eine große Masse besitzt, aber entweder selbst nicht leuchtet, bzw. dessen Licht durch etwas anderes verdeckt wird.
Eine Sonnenfinsternis schien dazu geeignet, weil die Sonne eine große Masse besitzt und der mond manchmal dazu in der Lage ist, ihren alles überstrahlenden Lichterglanz abzudecken, damit zum Vorschein kommt, was in ihrer unmittelbaren Umgebung leuchtet und normalerweise durch ihren Glanz nicht sichtbar ist. Das sind die Korona und die Sterne am Taghimmel.
Ihr eigenes Licht wird zum Zeitpunkt der Totalität komplett vom Mond verdeckt. Aber ihre im Vergleich zur Erde riesige Masse, sollte das Sternenlicht, das in ihrer Nähe vorbei geht, leicht verzerren, weil in ihrer Nähe durch ihre Masse die Raumzeit oder auch der Raum gekrümmt werden sollte.

Einstein schlug diese Idee des Nachweises vor und gab sogar eine Grad-Zahl an, um wie viel Bruchteile einer Bogensekunde die Sterne zu ihrer sonstigen Position verschoben sein sollten. Er gab zunächst 0,875 Bogensekunden an. Betrachtete man ein Eurostück aus einer Entfernung von fünf Kilometern, betrüge sein Winkel von Rand zu Rand ungefähr diesen Wert.
Dieser Wert entsprach ungefähr dem, welchen man auch mit Newtons Himmelsmechanik berechnen konnte.

Das Schwerkraft Lichtstrahlen krümmen könnte, wurde schon 200 Jahre vor Einstein von dem Englischen gelehrten und Priester John Mitchell, vermutet.
Nachweisen konnte er aber seine Vermutung noch nicht.
Mitchell ging sogar noch weiter. Er rechnete mit Newtons Gravitationsgesetzen herum und schrieb im Jahre 1783 an den Physiker Henry Cavendish:
„Wenn der Halbmesser einer Kugel, welche die gleiche Dichte hat, wie die Sonne, fünfhundert mal so groß ist, wie der Halbmesser der Sonne, dann wird ein Körper, der aus unendlicher Höhe auf sie fallen würde, an ihrer Oberfläche eine Geschwindigkeit besitzen, die größer, als die des Lichtes ist.“
Na, wenn das nicht schon leicht nach einem schwarzen Loch riecht…

Die Idee, dass Licht durch Massen abgelenkt werden könnte, passte auch hervorragend zu Newtons Vorstellung der Beschaffenheit des Lichts. Er dachte, dass Licht aus winzigen farbigen Teilchen bestünde, die man ob ihrer Kleinheit und Schnelligkeit nicht einzeln wahrzunehmen im Stande sei. Diese sollten dann aber auch eine gewisse Masse haben und somit auch von anderen großen Massen auf ihrem geraden Wege, abgelenkt werden.
Auch Newton konnte seine Idee weder beweisen, noch berechnen, weil er nicht wusste, was seine Lichtteilchen wögen und ihm Möglichkeiten fehlten seine Vorstellung wenigstens experimentell zu beweisen.

Soweit also die Idee, die Ablenkung des Lichtes durch große Massen mittels einer Sonnenfinsternis nachweisen zu wollen.
Ob das Licht nun durch große Massen deshalb abgelenkt wird, weil seine Teilchen nach Newton auch Masse tragen, oder durch Einsteins Idee mit der Raumkrümmung in Anwesenheit großer Massen, funktionieren sollte diese Idee mit dem Nachweis durch eine Sonnenfinsternis so oder so, unabhängig davon, welche Vorstellung man zugrunde legt

Diese Beobachtung würde aber noch nicht beweisen, ob Newton, oder Einstein mit ihren Ideen als Grund, richtig lagen.

Die erste Möglichkeit der Beobachtung einer Sonnenfinsternis, ergab sich 1912 in Brasilien. Diese viel aber wegen Wolken und Regen ins Wasser.

Die nächste war am 21.08.1914 in Russland. Doch drei Wochen zuvor brach der erste Weltkrieg aus. Die deutschen Astronomen, die mit ihrem Gerät bereits in Russland waren, wurden interniert und deren Geräte beschlagnahmt.

1915 hatte Albert Einstein seine relativitätstheorie vervollkommnet und bemerkt, dass die Ablenkung ungefähr doppelt so hoch sein könnte.

Die Möglichkeit einer Überprüfung, einsteins neuestem Werts ergab sich am 29.03.1919 von der Insel Principe vor der Küste spanisch Guineas aus.
Wenn man bedenkt, dass der deutsche Einstein für die Engländer ein Feind war, ist es um so bemerkenswerter, dass sie diese Expedition vorbereiteten und durchführten.
Unter der Leitung des großen britischen Astronomen Athur Edington, wurde das Sternenfeld, in welchem die Finsternis stattfinden würde, bereits ein halbes Jahr vor dem Ereignis fotografiert, als es noch am Nachthimmel zu sehen war, um Vergleichsaufnahmen für die während der Finsternis gemachten Bilder zu haben.

Eine weitere englische Expedition beobachtete das Ereignis von Brasilien aus.

Beide Expeditionen fanden die Ablenkung des Sternenlichts und somit Einsteins Theorie bestätigt.
Und so war spätestens im November 1919 Einstein ein berühmter Mann geworden, dass sogar die Newyork Times über seine Entdeckung berichtete.

Heute, wo wir über wesentlich empfindlichere und bessere Teleskope verfügen, ist auch an anderer Stelle nachgewiesen worden, dass Einstein recht hatte. Muss beispielsweise das Licht einer Galaxie durch eine andere, vor ihr liegenden hindurch, ehe es zu uns gelangt, so krümmt die riesige Masse dieser Galaxie das Licht der dahinter liegenden derart, dass sie wie eine Linse wirkt, und diese heller und verzerrter erscheinen lässt. Das kann sich so stark auswirken, dass sogar Mehrfachbilder davon entstehen können.
Dieser Effekt wird deshalb auch Gravitationslinseneffekt genannt. Der spielt in der Astronomie eine große Rolle.

Um den Kreis zum Eingangszitat zu schließen sei bemerkt, dass Einstein in England und den USA längst schon berühmt war, bis sich deutsche Journalisten endlich herabließen ihn gleichermaßen zu würdigen.

Und damit verabschiede ich mich für heute.
Bis zum nächsten mal
euer Blindnerd.

Die Finsternis an Karfreitag und der zerrissene Tempelvorhang


Seid herzlich gegrüßt,

Nachdem wir uns bereits zu Ostern damit beschäftigten, wie der Ostertag astronomisch und kalendarisch berechnet wird, und nachdem wir 2019 wegen des Osterparadoxons schon wieder so spät Ostern feierten, beschäftigen wir uns diesmal mal etwas spekulativ mit einigen Vorkommnissen, die sich an Karfreitag zugetragen haben wollen.

Es geht mir hier nicht darum, religiöse Ereignisse in Frage stellen zu wollen, aber man kann ja mal schauen, ob so eine Geschichte einen astronomischen Hintergrund hat, oder nicht.
In den Evangelien ist davon die Rede, dass sich zum Zeitpunkt der Kreuzigung der Himmel für mehrere Stunden verdunkelte und der Vorhang des Tempels zerriss.
Bei Mathäus liest sich das so:

Mt 27,45 Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
Mt 27,46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Als Jesus schließlich verstarb, heißt es weiter:

Mt 27,50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.
Mt 27,51 Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
Mt 27,52 Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf
Mt 27,53 und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen

Das sollte es uns Wert sein, sich damit zu beschäftigen, was es vor allem mit dieser Finsternis auf sich hatte.
Das Jüdische Pessach-Fest wurde ähnlich terminiert, wie heute unser Osterfest. Somit lag es stets deutlich nahe an Vollmond.
Sonnenfinsternisse sind stets Neumond-Ereignisse.
Somit ist, wenn man den Evangelisten glauben schenkt, zum Zeitpunkt der Kreuzigung Jesu, keine Sonnenfinsternis möglich.
Es könnte aber sein, dass die Kreuzigung in der Überlieferung fälschlicherweise mit dem Pessach-Fest zusammengelegt wurde.
Ungewöhnlich ist das nicht. Das hat man mit Schlachten und erscheinenden Kometen auch immer mal wieder gemacht, dass man die Ereignisse so terminierte, dass der Komet ein Omen für den Ausgang der Schlacht war…

Der Evangelist Lukas schrieb doch klar und deutlich, dass die Sonne ihren Glanz verlor.

Lk 23,44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde,
Lk 23,45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.
Lk 23,46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

Bemüht man einen Katalog der Finsternisse, z. B. den von Oppolzer oder Mucke, kann man herausfinden, welche Finsternisse es um das Jahr 30 herum in Palästina gab.
Vorausgesetzt, es handelte sich wirklich um eine normale astronomische Sonnenfinsternis, und nicht um eine theologisch außer der Reihe stattfindende Finsternis, für welche nicht die Naturgesetze, sondern ein göttlicher Ratschluss verantwortlich war.

Wie dem auch sei, findet man im Jahre zehn vor Christus eine Sonnenfinsternis,
eine weitere am 24.11.29 und eine am 30.04.59. Somit würde allenfalls diejenige des Jahres 29 ungefähr zeitlich auf die Kreuzigung passen.
Sie stimmt auch gut mit anderen Datierungen der Geschichte Jesu überein, der nach heutiger Erkenntnis ungefähr um das Jahr sieben v. Chr. geboren ist. Nur mit dem Pessach-Fest ist sie nicht vereinbar.
Man kann auch mit der kostenlosen Software Stellarium oder Calsky versuchen, die Finsternisse zu finden. Allerdings weiß ich momentan nicht genau, ab welchem Jahrhundert die Software ungenau rechnet.
In dem Buch „Schwarze Sonne, roter Mond“ von Rudolf Kippenhahn ist die Suche nach der Oster-Finsternis sehr schön erklärt.

Seltsam an dieser Finsternis ist, dass sie über drei Stunden gedauert haben soll. Eine Sofi kann im günstigsten Fall nie länger als acht Minuten währen.
Eine Mondfinsternis könnte schon so lange andauern, findet aber bei Nacht statt.

Wir werden es hier nicht lösen, was es wirklich war. Vermutlich von allem ein bisschen.
Sollte die Natur dieses für uns bis heute so wichtige Ereignis mit einer Sonnenfinsternis unterstrichen und markiert haben, können sich auch viele nichtreligiöse Menschen dieser Schönheit nicht entziehen, die das mit sich brächte.
Finsternis, Erdbeben und zerrissener Vorhang könnten aber auch einfach der damals verwendeten Bildersprache entstammen.

Zum Vorhang des Tempels lässt sich wenig sagen. Ich las einmal, dass ein Sturm vermutet wurde. Dieser könnte die Verdunkelung des Himmels mit dem vom Wind zerrissenen Vorhang in Verbindung bringen. Das ist aber sehr spekulativ.
Genau genommen gab es zwei Vorhänge, die wurden jährlich erneuert. Einer vor dem Eingang in das Heiligste als Abgrenzung zum Vorhof und der zweite die Abgrenzung zum Allerheiligsten mit der Bundeslade, wo nur einmal im Jahr der Hohepriester hinein durfte. In 2. Mose 26,31 steht, wie der Vorhang für die Stiftshütte gemacht wurde und für den vorderen Teil eine Decke. Für den Tempel war alles nur größer.
Interessant ist hier folgendes:
Der Vorhang verbarg stets das Allerheiligste des Tempels. Normalerweise konnte und durfte niemand dahinter sehen. Jetzt zerreißt dieser Vorhang, und man könnte mal sehen, was sich dahinter verbirgt, und jetzt ist es, so ein Pech, genau in diesem Moment finster. Somit sieht man auch wieder nichts.
So, oder so ähnlich schlüpft uns das Göttliche und Heilige oft durch die Finger, wenn wir es ergründen wollen.
Die schönste und beeindruckendste Vertonung des zerreißenden Tempelvorhangs gibt es bei Johann Sebastian Bach in seiner Mathäuspassion zu hören. Das lohnt sich wirklich.

Sonnenfinsternis vom 20.03.2015


Liebe Astro-Freunde,

manche mögen sich jetzt vielleicht fragen, wieso veröffentlicht der jezt so einen alten Text. Die Sofi ist doch längst gegessen. Das stimmt natürlich, aber gerade wurde auf Twitter daran erinnert, und als diese Sofi stattfand, schickte ich meinen Text nur einigen wenigen Personen per Mail. Und bevor er mir verloren geht, verewige ich die wichtigsten Dinge heute mal hier, die ich damals so zur Sofi schrieb.
Bitte verzeiht mir, aber ich schreibe den Kram jetzt nicht extra in die Vergangenheit. Dazu bin ich schlicht und ergreifend zu faul.

Ich wünsche trotzdem viel Freude mit meinen Sofi-Erinnerungen.

Im Büro war ich damals quasi Sofi-Beauftragter. Alle Fragen dazu, wurden an mich gestellt.
Da musste ich mich mal selbst reinarbeiten, wie die genau verlaufen wird.
Jetzt beginnt der Zeitsprung bis kurz vor die Finsternis:
So verläuft die Sonnenfinsternis 2015
Am 20. März 2015 spielte sich über Deutschland ein seltenes Naturereignis ab. Dann stehen Sonne, Mond und Erde genau in einer Linie. Schiebt sich dann der Mond von einem Punkt auf der Erde aus gesehen vor die Sonne, kommt es zu einer Sonnenfinsternis. Wissenschaftlich gesprochen wirft der Mond dabei seinen Kernschatten auf die Erde. An den Orten, an denen dieses Ereignis sichtbar ist, schiebt sich eine schwarze Scheibe vor die Sonne und lässt damit das Tageslicht verschwinden. Es gibt auch abgeschwächte Varianten, dann tritt die Erde nur in den Halbschatten des Mondes. Solche partiellen Sonnenfinsternisse bleiben oftmals von vielen unbemerkt – im Jahr 2011 war das etwa so.
Die Sonnenfinsternis 2015 ist eine totale Sonnenfinsternis, auch Eklipse genannt. Für einige Minuten wird am Himmel eine „schwarze Sonne“ zu sehen sein. Das Ereignis beginnt 700 Kilometer südlich der grönländischen Küste und zieht in einem Bogen nach Nordosten. Die Sonnenfinsternis endet schließlich etwa 70 Kilometer vom Nordpol entfernt. Sowohl die Färöer-Inseln als auch Spitzbergen liegen im totalen Schatten. Die Sonnenfinsternis wird hier für gut zwei Minuten am besten zu sehen sein.

Wo ist die Sonnenfinsternis sichtbar?
Hohe Bedeckungsgrade, die zu einer erkennbaren Verdunkelung des Tageslichtes führen, werden in fast ganz Europa, im Nordwesten Sibiriens, in der Arktis inklusive Grönlands sowie auf den Azoren und auf Madeira sichtbar.
Was wird von Deutschland aus zu sehen sein?
Zwischen etwa 9.30 Uhr und 12 Uhr wird in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen sein. Das heißt, bis zu 82 Prozent der Sonne werden durch den Mond abgedeckt. Im Süden Deutschlands ist es weniger. Dort wird die Sonne zu rund 67 Prozent verdeckt. Da die Verdunkelungen des Tageslichts ab einer Abdeckung von 50 Prozent der Sonne sichtbar wird, ist das Ereignis in ganz Deutschland wahrnehmbar. Je nach Ort ist die „schwarze Sonne“ in Deutschlands Städten zwischen 10.30 Uhr und 10.50 Uhr zu sehen.

Anschließend bat ich die Leserinnen und Leser meiner Astro-Mailingliste doch bitte ihre Erlebnisse mit uns zu teilen.
Nun kommt eine Zeitzeugin zu Wort, die auch hier mitliest
Hallo in die Runde,

bevor der Alltag wieder einiges vergessen macht, will ich kurz
berichten, wie ich das schöne Ereignis heute Vormittag in Hannover
erleben durfte:

Es war ein strahlend heller Morgen mit blauem Himmel bei ca. 8 Grad
im Schatten. Für 10.20 Uhr hatte ich mich mit einer sehenden
Bekannten verabredet, um die Sofi gemeinsam zu erleben. Um 10.10 Uhr
ging ich schon mal vor die Tür um die Bekannte zu erwarten und schon
mal ein wenig Sonne zu erleben. Mit meinem noch sehr kleinen Sehrest
konnte ich erkennen, dass die Sonne schon etwas anders als
normalerweise schien, es war schon ein ganz klein wenig dunkler.

Wir gingen ca. 10 Minuten in die nahe gelegenen Grünanlagen. Auf dem
Weg dorthin horchte ich auf den Gesang der Vögel. Dabei hörte ich zu
meiner großen Freude den ersten Zilpzalp in diesem Frühjahr. Um
10.37 waren wir an unserem „Ausguck“, und die Sonne war wieder etwas
dunkler geworden. Von der letzten Sofi 1999 hatte ich noch eine
Sonnenschutzbrille für meine Bekannte. Sie schaute gleich hindurch
und beschrieb mir: „Die Sonne ist jetzt eine schmale Sichel (links
unten), und der obere innere Teil der Sichel ist rot, als ob es
glüht, der äußere Teil ist noch golden.“ Um 10.39 Uhr: „Die Sonne
ist jetzt eine schmale Sichel, liegend.“ Wir standen ziemlich still
da und ließen alles auf uns wirken. Dabei sangen die Vögel scheinbar
ganz unbeeindruckt weiter. Es wurde dunkler und die Sonnenwärme auf
der Haut ließ deutlich nach. Die Sonnen-Sichel war nun wie eine
Schale, d. h. also, der Mond ist oben und von rechts nach links an
der Sonne vorbeigezogen und hat unten noch ein Stück Sonne frei
gelassen. Kurze Zeit später wurde es wieder etwas heller und die
Wärme nahm zu. Nun war die Sonnen-Sichel auf der rechten unteren
Seite der Sonnenscheibe und wurde immer größer. Ziemlich schnell,
fand ich, war es wieder gut hell und warm auf der Haut. Gegen 11 Uhr
gingen wir schließlich beeindruckt nach Hause. Ich wär gern noch
länger draußen geblieben, aber wir hatten beide noch einiges anderes
zu tun.

Und hier kommt noch etwas, das ich im Nachgang darüber schrieb:
sie liegt nun hinter uns, die für manche enttäuschende partielle Finsternis.
Für mich war sie nicht enttäuschend, denn ich durfte sehr vieles lernen, verstehen und noch besser begreifen. Ich weiß, dass dem auch z. B. für Ulrike, die hier mitliest, so war.

Das Erlebnis war natürlich weit weniger intensiv als 1999 am elften August.
Auch der Medienrummel würdigte das Ereignis lediglich am Rande. Letztlich ist es ja wirklich astronomisch so, dass eine Sonnenfinsternis im Grunde genommen nichts besonderes ist. Sie kommen deutlich häufiger vor, als z. B. Sonnenfleckenmaxima und Minima sich abwechseln.
Trotzdem! Ich fand sie einfach ganz wunderbar. Die Vorfreude darauf, das alles mit euch zu teilen, war für mich große Klasse.

Zwei Dinge sind mir aber im Nachgang der Finsternis extrem aufgestoßen.
Da gab es tatsächlich Zeitungsberichte, die alle Beobachter ohne Schutzbrille in Sicherheit
wähnen sollten. Es wäre nicht nötig, eine zu tragen, denn man könne sowieso nicht hinein schauen und vieles mehr in dieser Richtung wurde hier verzapft.
Als vollblinder Mensch möchte ich das jetzt nicht dramatisieren. Ich kenne aber wirklich keinen Astronomen, der das ohne Schutzfilter versucht geschweigedenn  jemandem empfohlen hätte, darauf zu verzichten. Entweder Filter, Teleskop mit Spezialfilter, Schutzbrille oder Projektionsmethode sollten hierbei Anwendung finden.

Die andere etwas befremdlich wirkende Geschichte war die scheinbare Angst der Strombetreiber, dass das Netz zusammenbrechen könnte, wegen der Finsternis.
Auch hierfür habe ich vielleicht nicht genug Hintergrundwissen, aber ehrlich gesagt kommt mir das etwas strange vor. Am Sonnenstrom, der vielleicht durch die etwas verdeckte Sonne etwas weniger wird, kann es ja kaum liegen. Wie oft ist die Sonne gar nicht zu sehen. und außerdem macht der Sonnenstrom bisher nur wenige Prozent aus.
Ich denke, die Geschichte begann anders.
Eine weitaus größere Gefahr für Stromversorger, Satelliten und andere Kommunikationstechnologie stellt die Sonne selbst unverdeckt und quasi nackt dar.
In Zeiten hoher Sonnenaktivität kann es sein, dass ein Sonnenausbruch die Erde trifft. Insbesondere dann, wenn so ein magnetischer Sturm beispielsweise in eine lange Stromleitung hinein induziert, kann es zu Abschaltungen des Stromnetzes kommen. Das wäre nicht das erste mal.
Wir befinden uns zwar momentan eher zwischen einem Sonnenflecken-Maximum, was mit hoher Sonnenaktivität einher geht, und einem Minimum. Es sind aber durchaus noch genügend Flecken des Zyclus aktiv, die hier ausbrechen könnten und uns einen Sturm elektrisch geladener Teilchen bescheren könnten.
Aus diesem Gerücht könnte schnell eine Angst-Geschichte vor der Finsternis entstehen, weil so etwas sich einfach besser erzählt.

Ich habe sogar ein Sofi-Bild von meinem Arbeitskollegen, das er durch sein Milchglas-Dach machte.

Foto Sonnenfinsternis
Sofi 2015

So, das war mein Angedenken an die Sonnenfinsternis vom 20.03.2015.

Sonnen- und Mondfinsternisse 2018


Liebe Leserinnen und Leser,

 

aus aktuellem Anlass, kann ich mit dem Blog schlecht bis Sonntag warten.

heute Abend, 15.02.2018,  findet zwischen ungefähr 20:00 Uhr und 0:00 Uhr eine partielle Sonnenfinsternis in der Antarktis statt. Die Sonnenscheibe wird während der maximalen Bedeckung zu ungefähr 60 % unter der Mondscheibe verschwinden.

Ihr wundert euch jetzt vielleicht, dass das Ereignis Stunden dauert. Meist wird, zumindest bei einer totalen Finsternis nur die eigentliche Totalität betrachtet. Das sind dann nur wenige Minuten. Das ganze beginnt aber schon viel früher. Von links schiebt sich die Mondscheibe langsam über die Sonne und gibt sie dann nach der Totalen Bedeckung langsam wieder frei.Wie gesagt. Das heute ist keine totale Sofi, sondern nur eine partielle.

Die Forscher auf der Neumayer-III-Station können das beobachten. Immerhin beginnt die Wahrnehmung der Verdunkelung ungefähr bei einer Bedeckung von 50 %.

Vielleicht sehen es auch noch einige wenige Menschen in Chile oder Uruguay. Möglicherweise wundern sich auch noch die Pinguine darüber, Deren Augen sind besser an die gleißende Helle von Sonne, Schnee und Eis adaptiert, so dass sie eventuell ohne Schutzfolie hineinsehen könnten.

Die Sonne geht sogar noch leicht verfinstert unter.

Ansonsten brauchen keine Lehrer Schüler einsperren, oder gar vor giftigen Strahlen schützen, wie das bei der Sonnenfinsternis vom 20.03.2015 leider geschehen ist. Diese war in Norddeutschland zu über 80 % bedeckung sichtbar. Bei uns hier in Süddeutschland immerhin noch zu um 60 %. Ich tat damals meinen Unmut darüber kund, dass Kindern dieses Schauspiel vorenthalten wurde.Es wurde auch auf einem Workshop der Deutschen Astronomischen Gesellschaft, wo ich Mitglied bin, diskutiert.

 

Jetzt aber zurück nach 2018.

Ihr erinnert euch. Der zweite, blaue Supervollmond im Januar, war eine Mondfinsternis, von der wir aber leider nichts hatten, weil es bei uns gerade Mittag war.

Der Vollmond (Ostervollmond am Ostersamstag, 31.03. wird auch ein Blauer Mond sein, aber keine Mofi.

Und das ist noch längst nicht alles. Am Freitag, den 13. Juli werden wir wieder eine partielle Sonnenfinsternis haben. Auch diese wird weitgehend ins Wasser fallen, zwischen Australien und die Antarktis.

Genau an dem Tag, wo ich in Urlaub nach Österreich fahren werde, dem 27.07. werden wir unsere diesjährige Mondfinsternis haben. Die wird gut beobachtbar sein. Darüber schreibe ich aber extra.

Am 11.08. findet eine partielle Sonnenfinsternis über der Arktis und Nordeuropa statt. Wir werden viel davon sehen.

Also für Finsternissüchtige, auch Eclipse Chasers genannt, ist das kein gutes Jahr. Zum einen finden die Sofis dort statt, wo man schlecht bis gar nicht hinkommen kann, und zum anderen sind sie dann für denjenigen, der alle Strapazen und Mühen auf sich nimmt, um zur Stelle zu sein, nicht mal total.

Das bedeutet, man wird keine Korona, keine Perlenschnur, keine Protuberanzen und auch keine Sterne am Tageshimmel sehen.

 

Apropos 11. August und Finsternis. Klingelt es da bei jemandem?

Am 11.08.1999 hatten wir eine in Deutschland gut sichtbare totale Sonnenfinsternis. Die nächste wird erst wieder 2081 zu sehen sein. Zu weit weg für mich. Ich muss Glück haben, wenn ich den Halleyschen Kometen nochmal erleben darf.

Und so viel Werbung muss erlaubt sein:

Schön nachzulesen ist sowohl diese Finsternis vom 11.08.1999, als auch der Halleysche Komet (Giotto-Mission 1986) in „Blind zu den Sternen“ von mir.

Mit seinem Buch „Schwarze Sonne, roter Mond“ bereitete Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn, mittlerweile 92 Jahre alt, uns hervorragend auf dieses Ereignis vor.

 

Dann hoffen wir mal, dass die Seeleute, die sich heute Abend um das Kap Hoorn herum befinden, sich nicht zu sehr mit dem Wetter herumplagen müssen. Die alten Segler, hätten mit dem Ereignis vermutlich etwas abergläubisches verbunden.

Und euch wünsche ich, dass euch der Beitrag gefallen hat.

Es grüßt euch

euer Gerhard.