Bladventskalender22, 22.12. Eine Sternensage

Meine lieben,

heute gibt es mal eine zeitgenössische Sternensage für euch. Sagen sind Geschichten, die einen wahren Kern haben. Oft handelt es sich bei diesen Hintergründen um tatsächlich existierende Ortschaften, Berge, Burgen oder sonstige Sehenswürdigkeiten. Selbstverständlich bietet auch der Himmel mit seinen Sternen, Kometen und Planeten reichlich Platz für Geschichten und Sagen. Das kann man ja schon an den Namen unserer Planeten, deren Monden und Sternbildern erkennen.
So haben wir bereits im letzten und auch in diesem Bladventskalender einige Theorien kennengelernt, was der Stern von Betlehem gewesen sein könnte. Und derer gibt es noch mehr, die ich mir allerdings für einen anderen Bladventskalender aufheben werde.

Heute gibt es, wie gesagt, eine Geschichte, eine moderne Sage darüber, wie es zu dem Stern gekommen sein soll.
Die Quelle dieses Textes ist eine öffentliche Internetseite, die vor allem für blinde Menschen recht unübersichtlich und überladen ist. Die mute ich euch nicht zu.
Aus diesem Grunde erlaube ich es mir, den Text direkt hier in das Türchen zu kopieren. Wenn der Zugang zu schönen Dingen uns durch nicht barrierefreie Seiten verwehrt bleibt, muss man manchmal etwas anarchistisch werden…

Wem das Lesen zu mühsam ist, findet unter dem Titel den Knopf für die Vorlesefunktion, die aber leider nicht mit allen Browsern funktioniert.
Und hier noch eine Worterklärung, damit ich nicht in den Originaltext rein schreiben muss:

Ein Refraktor, von welchem die Rede sein wird, ist ein Teleskop, das auf Linsen-Technologie, wie Ferngläser, basiert.

Lehnt euch nun zurück und lauscht oder lest.

Eine wundersame Weihnachtsgeschichte oder was die Plejaden mit dem Stern von Bethlehem zu tun haben

Als ich vor einigen Tagen bei klirrender Kälte mit meinem kleinen Refraktor Vincent den Sternenhimmel besuchte, erzählte er mir eine gar wundersame Weihnachtsgeschichte der Plejaden.

Dazu muss ich jedoch erst noch ein bisschen ausholen:

Viele Sagen ranken sich um das wunderschöne Siebengestirn, die Plejaden: Die Hindus sahen in ihm eine Flamme, die dem Feuergott Agni geweiht war, eine andere Sage sah sie als Weinrebe im Verbindung mit dem Stier als Baccus, dem Gott des Weines und der Feste, während im Mittelalter sie „Hennen und Hühner“ genannt wurden. Die wohl bekannteste Legende kommt aus dem Griechischen, bedeutet ja der Name „Plejaden“ auf griechisch „Tauben“:
Vor vielen vielen Jahren verliebte sich der große Jäger Orion in die sieben Töchter des Titanen Atlas und seiner Frau Pleione und versuchte, sie zu entführen. Die Götter aber erbarmten sich der Hilferufe der sieben Jungfrauen und verwandelten sie in Tauben, die gen Himmel flogen, wo sie nun Seite an Seite mit ihren Eltern Jahr für Jahr am Himmel ihre Bahnen ziehen…

Betrachten wir mit bloßen Auge unter normalen Himmelsbedingungen die Plejaden, so sehen wir keine sieben, sondern nur sechs Sterne glitzern, und dennoch reden viele Völker von sieben Sternen: Siebengestirn, sieben Schwestern (Nordeuropa), sieben Brüder (Neuseeland), sieben Zicklein (Spanien). Nur unter Gebirgshimmelbedingungen können wir neun Sterne ausmachen, nämlich den Vater Atlas, seine Frau Pleione und die Töchter Alcoyne, Asterope, Electra, Maia, Merope,Taygeta und Celaeno. Der visuell schwächste Stern der sieben Plejadenschwestern mit 5,8 mag lautet nach den Sternenatlanten Asterope, aber haben wir uns schon einmal darüber Gedanken gemacht, dass dieser Stern ein Doppelstern ist und daher kaum einer der sieben Schwestern sein kann? Vielleicht wird dieser Doppelstern nur Asterope genannt, weil man sich das Verschwinden des siebten Geschwistersterns einfach nicht erklären kann? Die Mythologie ist auch hier um eine Antwort nicht verlegen: In Griechenland wurde erzählt, dass das Licht der siebten Schwester weniger hell leuchte und damit mit dem Auge nicht gesehen werden könne, weil sie einen „Sterblichen“ geheiratet habe. Bei den Indianern wurde an den Lagerfeuern erzählt, dass die jüngste Schwester nicht mehr unter den Plejaden zu finden sei, da sie den jüngsten der sieben Brüder des grossen Bären geheiratet habe und nun als Alcor mit ihrem Ehemann Mizar im grossen Wagen zu sehen sei.

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Vincent, mein kleiner Refraktor, der wie alle Teleskope eine besonders innige Verbindung zum Sternengewölbe hat, erzählte mir nun da draussen unter sternenklarem Himmel seine Geschichte über das Verschwinden der jüngsten Tochter von Atlas und Pleione. Und da er diese Geschichte von den Plejaden selber erzählt bekam, muss sie doch wohl wahr sein, oder? Auch war nicht zu übersehen, dass die Plejaden verdächtig stark flackerten, als ich diese wunderschöne Geschichte mir anhörte, als wollten sie mir eifrig sagen: ja, so ist es gewesen ??
Aber lasst uns nun hören. Ihr selbst müsst dabei in Eurem Innern entscheiden, ob Ihr dieser Geschichte Glauben schenken möchtet oder nicht:

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Es war um die Zeit vor Christ Geburt, da standen die sieben schönen Schwestern der Plejaden schon viele hundert Jahre am Himmel: dort, wohin Zeus sie damals geschickt hatte, um sie vor dem verliebten Orion zu retten, der sie gar zu sehr bedrängte.
Ein herrliches Leben führten dort oben die Schwestern, waren sie doch in ihrer Jugend mit ihrem strahlend glitzernden Sternenkleid gar wunderbar anzusehen! Ein Singen und Kichern und Lachen war unablässig zu hören – herrliche Feste mit Tanz und himmlischer Musik, wo jede Schwester heller und schöner als die andere strahlen wollte, gaben sich die Hand. Und an Verehrern mangelte es ihnen nie….
Nur die jüngste der sieben Schwestern, Asterope, freute sich zwar immer von Herzen an der Musik und der Fröhlichkeit, aber sie nahm nur selten an den Festen teil. Ihr Kleid leuchtete auch nicht so hell und strahlend wie das ihrer Schwestern, aber dies bedeutete ihr nichts, saß sie doch viel lieber an einem einsamen Platz, schaute in die unendliche Weite des Universums und horchte auf den Klang der Stille – ach, welcher Frieden durchströmte sie, wenn sie das Funkeln der Milliarden Sterne betrachtete!
Verständnislos schüttelten ihre Schwester ihre hübschen Köpfe, konnten sie doch gar nicht verstehen, daß die Musik der Stille so sehr bezaubern kann…

Eines Tages, als Asterope wieder still und staunend das samtene Blau mit den diamanten- glitzernden Himmelskörpern schaute, schlich sich eine ihr unbekannte Traurigkeit in ihr Herz. Gleichzeitig spürte sie ein tiefes Sehnen, das sie hinwegzog von ihrer Heimat, aber wohin nur?
Tag um Tag verging. Als ihre innere Traurigkeit immer stärker wurde, suchte Asterope Rat bei ihrer ältesten und strahlendsten Schwester Alcoye. Sie erzählte ihr von dem Ruf des Universums, sie sprach über die ihr so unerklärliche Traurigkeit und die immer grösser werdende Sehnsucht, fortzuziehen. Liebevoll umarmte Alcoye ihre kleine Schwester und riet ihr, sich doch mehr an dem fröhlichen Treiben zu beteiligen, statt so oft die Einsamkeit zu suchen. Nun mischte sich Asterope Tag um Tag unter die fröhliche Sternenschar. Gar liebreizend war sie in ihrem schlichten Sternenkleid anzusehen, Alt und Jung, Sternenburschen wie Sternenmädchen suchten unablässig ihre Nähe, strahlte sie doch eine innere Schönheit aus, der sich niemand entziehen konnte. Aber Asterope konnte sich an all dem nicht erfreuen, ihre Traurigkeit machte sie immer schwermütiger, und die Sehnsucht, hinaus ins unendliche Weltall zu fliegen, nahm überhand.

Eines Tages saß sie wieder an ihrem geliebten einsamen Platz, blickte hinaus in das geheimnisvolle Dunkel, in das Milliarden leuchtender Sterne, Nebel und Galaxien eingebettet waren und lauschte der Stille. Ein schier unerträglicher Schmerz breitete sich in ihr aus, denn es wurde ihr nun überdeutlich klar, das nichts ihre Traurigkeit hinwegnehmen konnte, es sei denn, sie folgte ihrer übergrossen Sehnsucht, die sie hinausrief ins Universum. Und dies bedeutete, alles hinter sich zu lassen, loszulassen und aufzugeben, was ihr lieb und teuer war:
So nahm sie Abschied von ihren Schwestern und von ihrer geliebten Heimat. den Plejaden. Ein letztes Mal suchte sie ihren stillen einsamen Platz auf, nahm die vertrauten Sternenbilder, die sie dort sah, tief in ihr Herz auf, umarmte liebevoll jede ihrer Schwestern und flog davon- hinaus in die Weite des Himmels…
Bittere Tränen weinten ihre Schwestern, ahnten sie doch , dass dies ein Abschied für immer war…
Asterope flog und flog. Stunde um Stunde lösten sich mehr und mehr in ihr Traurigkeit und Schmerz und machten einer unbeschreiblichen Freude Platz. Heller und heller erstrahlte sie, genährt von einem loderenden Feuer in ihrem Innern…
Sie flog vorbei an den Hyaden, die ihre Halbschwestern waren, schwebte durch Nebel, Sternenstaub und Galaxien und wurde immer mehr angezogen von dem Ziel, das ihr bestimmt war. Tage und Wochen vergingen. Ihr ehemals so schwach schimmernder Sternenkörper wurde grösser und grösser, er wurde immer mehr erleuchtet in einer geheimnsivollen Transparenz, tiefer Frieden breitete sich in ihr und um sie aus und als sie sich dem Sternzeichen Israels – dem Sternbild der Fische – näherte, hätte man meinen können, dass Millionen von ihr ausgehende glühende Funken ins Weltall zischten..

Mehrere hundert Lichtjahre entfernt – es war um die Zeit, als Asterope, von der Sehnsucht geführt, ihre Heimat der Plejaden verliess – standen im Lande Ägyptens auf dem Turm eines Palastes des Pharaos königliche Astronomen und beobachteten etwas gelangweilt den Sternenhimmel. Plötzlich stieß einer der Astronomen einen Ruf des Erstaunens aus: in den Plejaden war ein Stern verschwunden! Vergebens versuchten sie, den siebten Stern auszumachen, aber es blieb bei sechs Plejadensternen. So sehr sie auch in ihren Schriften forschten, sie konnten keine Erklärung dafür finden. In der darauffolgenden Nacht, als sie nochmals sorgfältig den Himmel absuchten, schien es ihnen bei genauem Hinsehen,dass in der Nähe von Aldebaran ein neuer, etwa so hell leuchtender Stern wie der verschwundene Plejadenstern zu sehen war. Aber konnte das wahr sein ? Vielleicht war den Astronomen all die Jahre dieser doch sehr schwach leuchtende Stern entgangen?
Wochen vergingen und der rätselhafte Stern nahm immer mehr an Leuchtkraft zu. Dem Pharao träumte, dass der Stern ihn rief, aber sein Herz war verhärtet und er spürte das feine Klopfen und Werben der Friedensbotschaft nicht….Wütend, dass er dieses Zeichen nicht deuten konnte, versammelte der Pharao die besten Astronomen des Reiches, um dem Sternengeheimnis auf die Spur zu kommen, doch vergebens…

Auch in anderen Orten der Erde war der rätselhafte Stern gesichtet worden:
Im fernen Arabien, Indien und Persien sahen ihn drei Sternendeuter und versuchten ebenso eine Erklärung für den Stern zu finden, aber es wollte ihnen nicht gelingen.
Eines Nachts träumten alle drei den gleichen Traum: Der wundersame Stern strahlte warm und schön am Firmament und winkte ihnen funkelnd zu .Dabei entfachte er in ihren Herzen eine tiefe Sehnsucht, ihm zu folgen….Tief berührt von diesem Traum, machten sich Kaspar aus Arabien, Melch-`ljor aus Indien und Baal-Thassar aus Persien noch in der folgenden Nacht auf zu einer Reise ins Ungewisse. Furcht spürten sie keine, sondern sie waren voller Vertrauen zu diesem Stern…

Wieder waren viele Wochen ins Land gezogen. Arme Hirten lagerten frierend auf dem Felde vor Bethlehem und wachten bei ihrer Herde. Das Lagerfeuer beleuchtete ihre verhärmten Gesichter. Bitter sprachen sie über ihr Los, das ihnen ein Leben in Armut und Elend bescherte, während die Herrscher des Landes in Saus und Braus lebten. Die Steuer – und Abgabenlasten wurden immer drückender. Es blieb nur noch das Wenige zum Überleben, gerade so viel, um nicht sterben zu müssen. Sie dachten an ihre weinenden Kinder daheim, die vor Hunger nicht schlafen konnten.
Ganz plötzlich, das Feuer war gerade am Erlöschen und die Hirten begannen, sich in ihre Decken einzuhüllen, erstrahlte der Himmel über ihnen: ein Stern, heller als der hellste Stern, den sie je gesehen hatten, leuchtete auf und warf sein Licht auf einen alten, fast verfallenen Stall in ihrer Nähe. Ihre Herzen begannen vor Freude zu beben, sie wussten selber nicht, wie, sie sprangen auf und liefen auf den Stall zu. Dort fanden sie ein Kind in der Futterkrippe, in ärmliche Lappen gewickelt, daneben seine Mutter und seinen Vater in einfachen Gewändern. Das Kind lächelte sie an. Da fiel alle Sorge und alle innere Not von ihnen ab – sie fielen nieder auf die Knie, denn sie spürten, dass etwas Großes, Wunderbares geschehen war und ihre Herzen brannten voller Hoffnung und Frieden …

Indessen hatte der Stern die drei weisen Sterndeuter aus dem Morgenlande zusammengeführt und gemeinsam folgten sie Nacht für Nacht dem Stern.
Wenn sie ruhten, sprachen sie oft von dem Stern und wer sie wohl gerufen hatte, ihm zu folgen. Sie suchten nach Antworten in den Schriften ihrer so verschiedenen Religionen, aber alles Nachdenken brachte sie nicht weiter. Sie gerieten sogar in Streit, was denn nun die Wahrheit sei…Aber Nacht um Nacht, wenn sie so dahinzogen und es gar nicht möglich war, zu diskutieren, schauten sie einfach nur auf zu dem Stern. Anfangs war es ihnen unbewusst, dann, je mehr Nächte sie den Stern schauten, spürten sie seine wohltuende Stille und Gelassenheit, die sich in ihnen allen ausbreitete, und sie lasen tagsüber ihre Schriften mit anderen Sinnen und Herzen. Sie entdeckten plötzlich Gemeinsamkeiten in ihren Schriften und wagten es noch nicht auszusprechen, aber sie spürten es überdeutlich, dass sie alle vom Gleichen angerührt worden waren, und sie zogen weiter und weiter immer dem Stern nach.

Eines Nachts, sie waren schon müde geworden von der langen Reise, denn bis Judäa hatte ihr Weg sie bereits geführt, da – schien der Stern plötzlich zu explodieren, der ganze nächtliche Himmel wurde wie taghell und eine unbeschreibliche Freude erfasste sie.
Sie trieben ihre Tiere an, schneller zu laufen, sie stürmten vorwärts… und hielten abrupt an, als sie den Stern einen alten Stall erleuchten sahen, wo sie ärmliche Hirten vor einem im Lumpen gehüllten Kind, das in einer Futterkrippe lag, knien sahen…
Die Luft war erfüllt von einer grossen Kraft, es war bitterkalt, und dennoch schien alles in Wärme gehüllt zu sein. …
Sie waren sich ihrer kostbaren Kleider nicht bewusst, als sie im Schmutz des Stalls ihre Knie beugten und ihre Gaben Weihrauch, Myrrhe und Gold vor das Kind legten. Sie sahen nur noch den Stern, das Kind und daneben die Hirten. Alle Herkunft, alle Unterschiede waren im Angesicht dieser Kraft völlig unbedeutend geworden. Es gab keine Widersprüche mehr, keine Fragen, keine Sorgen, so tief spürten diese so verschiedenen Menschen das Geheimnis, das sich dort vollzog…
Lange und schweigend verweilten sie gemeinsam im Stall, das Licht des Sterns war milder und sanfter geworden, die Nacht breitete sich wieder aus, und mehr und mehr traten Millionen funkelnder Sterne am Himmelsfirmament hervor, ja, sie übergossen gleichsam mit unzählbaren Lichtern den nächtlichen Himmel…
Als die Hirten und die Weisen nach vielen Stunden wieder in die Nacht hinaustraten, konnten sie sich nicht sattsehen an dem Schauspiel des Himmels, so sehr wurden sie angerührt von der Weite und Schönheit des Firmaments.

So kehrten sie heim, die Hirten in ihre Hütten, beschenkt mit den kostbaren Gewändern der Weisen und die drei Sterndeuter, angetan mit den Lumpen der Hirten, jeder in sein fernes Land.
Als Verheissung des Ewigen und Beständigen nahmen sie all das, was sie hatten sehen und erfahren dürfen, in ihren Herzen mit.Und jedesmal, wenn sie in einer sternenklaren Nacht nun zum Himmel schauten, wurden sie von Neuem von der Botschaft des Himmels erfüllt….

Wen wundert es da, wenn heute wie damals die Menschen jedesmal ein Stück innerlich reicher, wärmer und friedvoller vom Sternenbeobachten nach Hause zurückkommen ?….

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Hätte sich dies alles in einer späteren Zeit abgespielt, hätten die Astronomen das genaue Datum der Explosion der Supernova festgehalten und es gäbe keine Diskussionen mehr über den Stern von Bethlehem. Auch müssten sie sich nicht über den wunderbar leuchtenden Sternenstaubnebel wundern, in den die Plejaden mit all ihren Kindern eingebettet sind: Ist er doch ein Gruß der Sternenstaubhülle der Supernova an ihre Schwestern, dieses Sterns der bei der Geburt Christi die Herzen der Menschen mit veränderte…

Vincent verstummte. Auch ich schwieg still und sann über diese wundersame Geschichte nach. Mein Blick ging zu den Plejaden hinauf und – bildete ich es mir nur ein, oder war es tatsächlich so – erstrahlten sie nicht in einem viel wärmeren Licht ??


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Bitte beachten: Seit dem 01.01.2022 trägt das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) einen neuen Namen.

Gerhard Jaworek
ACCESS@KIT.EDU
Zentrum für digitale Barrierefreiheit und Assistive Technologien
Karlsruher Institut für Technologie (KIT, Mitglied der Helmholz-Gemeinschaft
Engesserstraße 4
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Tel: +49 721 6084 4301
Fax: 0721 6084 2020
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Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft
Mein Blog: https://blindnerd.de
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Bladventskalender22, 20.12. Ein Astro-Rätsel

Meine lieben,

nun ist also schon der zwanzigste. Das bedeutet, dass wir heute das fünftletzte Türchen öffnen dürfen. Hinter diesem verbirgt sich mal wieder etwas zum Knobeln, ein Rätsel, das ich besonders gerne von Kindern lösen lasse.
Besonders vor der Pandemie hatte ich immer wieder die Gelegenheit, an Schulen zu gehen, und Astro-Workshops für Kinder anzubieten. Große Teile dieses Netzwerkes sind leider durch die ganzen Lockdowns zerbrochen. Ich wünsche mir, ja, vielleicht auch jetzt zu Weihnacht, dass ich das wieder aufbauen kann. Gerade bei Kindern zeigt sich ganz deutlich, wie inklusiv die Astronomie ist. Soziale Benachteiligung, Migrationshintergründe, Verhaltensauffälligkeiten und sonstige Einschränkungen haben in so einem Workshop einfach mal Pause.
Ich bin immer wieder verblüfft darüber, wie viel Weltraumwissen Kinder aus den Medien aufschnappen und in ihre Kinderwelt einbauen. In diesen quirligen Workshops werden Fragen geschrien, Antworten auf meine Rätsel und Fragen rein gerufen, und, und, und. Solche Kinder-Workshops sind einfach immer eine wahre Freude.

So, und nun wollen wir doch mal sehen, ob ihr auch so gut Rätsel lösen könnt, wie meistens die Kinder in meinen Workshops.
Das folgende Rätsel ist von keinem geringeren als Friedrich Schiller. Viele von uns mussten in der Schule seine Glocke entweder in Teilen oder ganz auswendig lernen. Der Zauberleerling der Taucher oder auch Wilhelm Tell, dürften noch vielen von uns geläufig sein.
Hier also nun das Rätsel.
Viel Freude beim Knobeln. Ihr werdet es herausfinden.

Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß:
Wie wir sie heute wandeln sehen,
Sah sie der allerälteste Greis.
Sie altern nie und trinken Leben
Aus einem unerschöpften Born,
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebognem Silberhorn.
Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
Er überzählt sie jede Nacht,
Und hat der Lämmer keins verloren,
So oft er auch den Weg vollbracht.
Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten.
Ein muntrer Widder geht voran.
Die Herde kannst du sie mir deuten?
Und auch den Hirten zeig mir an.

Bladventskalender22, 11.12. – Etwas auf die Ohren

Meine lieben,
zum dritten Advent gibt es mal wieder etwas für die Lauscherchen.
Im Blatventskalender 2021 veröffentlichte ich die nette weihnachtliche Geschichte vom Esel und der süßen Distel. Der Autor Wagerl hat aber tatsächlich noch vor seinem Tode einige weihnachtliche Geschichten selbst für das Radio eingelesen.
Lehnt euch also am dritten Advent ruhig zurück, nehmt einfach alles zur Hand, was ihr zu eurer vorweihnachtlichen Stimmung braucht, und hört die Geschichten vom Autor selbst gelesen.
Viel Spaß und Weihnachtsstimmung wünscht euch
euer Blindnerd.
Wenn bei euch Werbung am Anfang gespielt wird, dann kann ich das in diesem Fall nicht beeinflussen. Ihr kennt ja Youtube.

Bladventskalender22, 05.12 – Die Königin der Wissenschaft

Seid herzlich gegrüßt,
heute kommt das Türchen etwas später, aber besser spät, als nie.

In diesem Türchen möchte ich euch auf einen ganz hervorragenden Podcast aufmerksam machen, dem ich schon seit vielen Jahren folge.
Hier erzählen sich zwei Historiker Woche für Woche gegenseitig pro Folge eine Geschichte aus der Geschichte.

Und genau so heißt der Podcast auch @Geschichten aus der Geschichte.
im Hinblick, dass ich gerade auch im Adventskalender immer wieder gerne Frauen aus der Wissenschaft hervorhebe, möchte ich euch insbesondere diesmal auf Folge 375 aufmerksam machen.
Hier wird eine Frau gewürdigt, die man zeitweise die Königin der Wissenschaft nannte.
Es geht um Sofia Kowalewskaja. Mir war diese großartige Frau vorher noch nicht unter gekommen, obwohl ich den Namen glaub schon gehört habe.
Und eines kann ich euch versprechen. Dieser wunderbare Podcast macht wirklich süchtig. Auf so schöne und humoristische Weise ist mir Geschichte noch nie begegnet. Die kann ja, im Gegensatz zu früher in der Schule, richtig spannend sein.
Aber genug der Worte. Geht unten auf den Link und lasst euch begeistern.

Zum Podcast

Bladventskalender22, 02.12. Wieso haben Sterne meistens fünf Zacken?

Meine lieben,
im letzten Jahr haben wir am 02.12. über die Sternbilder des Winters gesprochen. Heute geht es um die Sterne selbst, bzw. wie sie dargestellt werden.

Der Stern von Betlehem

Seit Beginn des 14. Jahrhunderts stellen Künstler den Stern von Betlehem als Kometen dar: so als einer der ersten Giotto di Bondone aus Florenz, nachdem er 1301 den Halleyschen Kometen beobachtet hatte, von dem schon antike Quellen recht oft berichten. Beeindruckt davon malte er zwei Jahre später diesen auf dem Fresko Anbetung der Könige „in der Scrovegni-Kapelle in Padua als Stern von Betlehem.

Die Raumsonde, welche 1986 durch den Schweif des Halleyschen Kometen flog, war nach ihm benannt.

Ob der Weihnachtsstern tatsächlich ein Komet war, diskutierten wir hinter dem Türchen vom 10.12.2021, was immer noch offen steht.

Übliche Darstellung

Ansonsten werden Sterne meistens mit fünf Zacken dargestellt. Wieso eigentlich?
Sieben wäre doch auch ganz schön.
Grundsätzlich liegt es nahe, dass man leuchtende Himmelskörper mit Zacken versieht, um eben die Strahlen des Lichtes darzustellen. Wieso man Sterne meistens mit fünf Zacken darstellt, ist gar nicht genau auszumachen. Vieles könnte hierfür Grund sein. Hier einige Möglichkeiten:

  • ein stern mit 5 Zacken wirkt auf das Auge besonders harmonisch und „Perfekt“ , da er das Produkt eines gleichmäßigen Fünfecks ist, in dem alle Winkel gleich groß sind. Dabei ist er symmetrisch, ohne dass zwei spitzen oder zwei Ecken einander genau gegenüberliegen.
    Das bedeutet, Ecken und Zacken wechseln sich genau und gleichmäßig ab
  • Ein gleichmäßiger fünfzackiger Stern entspricht der Gesetzesmäßigkeit des goldenen Schnittes, und wird eventuell deshalb besonders harmonisch empfunden.
  • Ein weiterer Grund könnte sein, dass man die Sternenfrucht als Vorbild genommen hat, die fünf Zacken besitzt.
  • Weitere symbolische Deutungen der fünf Ecken des Pentagramms sind der Geist und die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft; oder auch Äther und die vier Himmelsrichtungen Norden, Süden, Westen und Osten.

Zur Entstehung des Pentagrammes sagt Wiki noch:

Pentagramm,
Schläfli-Symbol
Pentagramm
fünf Linien“) bezeichnet eine Form des fünfzackigen Sterns, auch Fünfstern genannt, die sich ergibt, wenn beim Verbinden der fünf Eckpunkte jedes Mal einer bzw. zwei übersprungen werden und die somit erzeugten Sehnen gleich lang sind. Notiert wird dieser regelmäßige Stern mit dem Schläfli-Symbol bzw. . Verbreitet sind auch die Bezeichnungen Drudenfuß bzw. Drudenstern, Pentakel sowie Pentalpha, da es sich durch fünf ineinander stehende Alphas („Α“) bilden lässt. Da das Pentagramm fünf Spitzen hat, gibt es zwei grundsätzliche Arten seiner Ausrichtung: mit einer Spitze nach oben (dann zeigen zwei Spitzen nach unten und zwei zur Seite), oder mit einer Spitze nach unten (dann zeigen zwei Spitzen nach oben und zwei zur Seite). Letzteres wird auch als „umgekehrtes“ oder „invertiertes“ Pentagramm bezeichnet.

Weitere Symbole

  • Das Pentagramm wurde auf einem Krug aus der mesopotamischen Djemdet-Nasr-Zeit, d. h. um 3000 v. Chr., gefunden, und wird als Symbol für „Gottheit“ gedeutet.
  • Pythagoras kannte es als Symbol für Gesundheit. Ihn interessierte daran besonders der mathematische Aspekt des Goldenen Schnitts.
  • Da man es in einem Zug zeichnen kann und am Schluss wieder zum Anfang gelangt, galt es auch als Zeichen für den Kreislauf des Lebens.
  • Abraxas, Gott der Gnostiker, wurde ebenfalls durch ein Pentagramm symbolisiert, weil er fünf Urkräfte in sich vereint.
  • Auch in der Heraldik, also auf Wappen, und bei Flaggen, wird der Drudenfuß als gemeine Figur verwendet. Marokko und Äthiopien führen einen Drudenfuß in den Flaggen, Kommunen wie Knielingen, Giebenach und Schlotheim in ihren Wappen.
  • Das Pentagramm mit seinem Goldenen Schnitt prägte manchen Kirchenbau. Pentagramme sind noch heute an vielen Fensterrosetten gotischer Kirchengebäude zu sehen. An der Ostseite des Turms der Marktkirche Hannover ist ebenfalls ein Drudenfuß zu sehen.
  • Eine christliche Deutung für die fünf Ecken sind die fünf Wunden Jesu Christi.
  • Von den Dombauhütten kam das Pentagramm oder der fünfzackige Stern zu den Freimaurern und wurde das übergeordnete Symbol auf ihren Arbeitsteppichen. Seine fünf Spitzen weisen auf die Tugenden der Klugheit, der Gerechtigkeit, der Stärke, der Mäßigung und des Fleißes hin.
  • Selbst bei Münzen findet sich das fünfzackige Objekt.
  • Sogar bei Goethe findet sich der „Drudenfuß“.
    In Goethes Faust I (Vers 1395 f.) hindert das Zeichen den Teufel Mephistopheles daran, Fausts Studierzimmer zu verlassen:
    Mephistopheles: „Gesteh’ ich’s nur! daß ich hinausspaziere / Verbietet mir ein kleines Hinderniß, / Der Drudenfuß auf eurer Schwelle –“
    Faust: „Das Pentagramma macht dir Pein?“

Ihr seht, dass der Fünfzack nahezu alles durchzieht. Ich denke, von da her liegt es absolut nahe, Sterne stets mit fünf Zacken darzustellen.
Eine Ausnahme darf an dieser Stelle aber nicht unerwähnt bleiben

Der Davidstern

Der Stern, der ausgerechnet dem Christentum gewissermaßen zugrunde liegt, hat allerdings sechs Ecken. Es handelt sich um den Davidstern.
Aus Wikipedia:

Der Davidstern (hebräisch מגן דוד Magen David, deutsch ‚Schild Davids‘), benannt nach König David, ist ein Hexagramm-Symbol mit religiöser Bedeutung. Er gilt heute vor allem als Symbol des Volkes Israel und des Judentums. Die Bezeichnung stammt aus einer mittelalterlichen Legende. Davor wurde es auch als „Siegel Salomons“ bezeichnet.
Das Symbol besteht aus zwei blauen, ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken, einem nach oben weisenden und einem nach unten weisenden, deren Mittelpunkte identisch sind. Dadurch entsteht in der Mitte der Darstellung ein regelmäßiges Sechseck, an dessen Seiten sich sechs kleine gleichseitige Dreiecke anschließen, deren Seitenlänge (und damit auch die des Sechsecks) jeweils ein Drittel der Seitenlänge der beiden Grunddreiecke beträgt.

Wie bedeutungsschwer dieser Davidstern für die deutsche Geschichte ist, weiß jeder, der hier mitliest.

Wichtige Ankündigungen

Meine lieben,
heute darf ich euch drei wichtige Veranstaltungen ankündigen, an welchen ihr gerne teilnehmen dürft.
Verbreiten und Teilen ist natürlich erlaubt.

1) Der Weihnachtskalender 2022 auf Blindnerd

nach langem hin und her, habe ich mich entschlossen, auch in diesem Jahr einen Weihnachtskalender anzubieten. Wer dem Blog folgt, wird es ohnehin mitbekommen, denn ich lege dafür nichts anderes extra an.
Die Türchen sind schon fast alle befüllt. Ich hoffe, dass ich aus den Fehlern des letzten Jahres so viel gelernt habe, dass der Kalender in diesem Jahr keine Probleme und vor allem nicht mehr so viel Arbeit macht. Übrigens könnt ihr unter der Kategorie Weihnachtspost den Bladventskalender 2021 auch nochmal ansehen. Die Türchen sind noch offen…

2) Das Mysterium des Sterns von Betlehem (Vortrag)

Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden.
So habe ich am 29.12.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten, zu welchem ich euch herzlich einlade.
Hier der Text der Veröffentlichung auf dem Kalender bei Blindzeln:

Das Mysterium des Sterns von Betlehem
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Dienstag, dem 29. November 2022, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:00 Uhr.
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung werden wir uns diese Geschichten aus astronomischer Sicht genauer betrachten.
Im zweiten Teil werden wir uns dann mit der Frage beschäftigen, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung wird eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die an Weihnachten und allem darum herum interessiert sind. Vor allem diejenigen, die sich z. B. auch für Astronomie und Weltraum begeistern, sind hier richtig aufgehoben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über
Diesen Link
oder per Radio-Stream unter
Blindzeln-Webradio
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “Weihnachtsmarkt” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.

Und ja, wer meinen Blog aufmerksam verfolgt wird merken, dass wir beide dort angesprochenen Themen zu anderer weihnachtlichen Gelegenheiten schon behandelt haben. Aber glaubt mir. Schriftlich veröffentlichen ist noch etwas ganz anderes als direkt life vor Publikum.

Freitag 13. und andere Kalenderspielchen

Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:

Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über
Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.

sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.

Auch diese Themen wurden schon auf dem Blog behandelt, aber hören ist manchmal noch besser als lesen…
Ich freue mich auf jeden Fall auf all diese drei Dinge, und ich bin glücklich, wenn ich euch damit die Zeiten der Krise und der kalten Zimmer versüßen kann.

Die fast vergessene Feier des 200sten Artikels auf Blindnerd


Meine lieben,

keiner von euch hat es gemerkt. Und mir ist es auch eben erst aufgefallen, als ich gerade mal wieder Updates auf dem Blog gefahren habe. Ganz leise hat sich das Ereignis diese Woche davon geschlichen. Ich habe mit dem letzten Artikel die Zweihundert (200) geknackt. Das ist ein schöner Grund zu feiern.
Seit 2017 bin ich nun mit Blindnerd unterwegs. Also ich staune selbst, denn 200 Artikel in nicht mal fünf Jahren und dann noch von der Länge, wie ihr das manchmal auch zu eurem Leidwesen von mir kennt und gewohnt seid,.
das kann sich schon sehen lassen.
Also feiern wir:

Der Erste

Der Willkommens-Artikel erschien genau am 23.10.2017.
Er taucht immer als letzter Artikel auf, wenn ihr durch eine ausgewählte Kategorie blättert. Dann wisst ihr immer, dass danach nichts mehr kommt.

Die ersten Gehversuche

In den ersten fünfzig ging es natürlich zunächst mal darum, dass ich mich bei euch vorstellte, wo ich arbeite, was ich mache und wie ich Astronom und Blogger Wurde.
Immerhin hatten wir in dieser Zeit auch zwei Jubiläen, 30 Jahre Studienzentrum für Sehgeschädigte, wo ich arbeite, und das mittlerweile Access@KIT heißt. Das andere Jubiläum waren 500 Jahre Reformation, das uns immerhin einen einmaligen zusätzlichen Feiertag bescherte. Tatsächlich habe ich etwas astronomisches zu Martin Luther gefunden.
Dann ging es natürlich sehr viel um die Gravitationswellen und deren Entdeckung.

Vieles davon findet ihr auf den Seite 19 und auf Seite 20 des Blogs.

Weitere Highlights waren für mich natürlich die Ankunft meiner Lego-Mondrakete und einer taktilen Mondkarte, welche die Wand meines Büros ziert.
Das findet ihr alles mit Beldern und beschrieben unter
Auf den Mond und zurück mit Lego und
Ankunft meiner taktilen Mondkarte.

Dann durfte ich in dieser Zeit langsam Workshops an Schulen halten, was mir leider durch die Pandemie, als es gerade so richtig los gehen sollte, komplett wieder weggebrochen ist.
Ich schrieb darüber in Astronomie für benachteiligte Kinder.
Wer von euch an einer Schule arbeitet, und mich gerne dort mal für einen Workshop buchen würde, darf sich gerne vertrauensvoll an mich wenden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mir dieses Netzwerk wieder aufbauen könnte.

Passend dazu durfte ich im Rahmen eines inklusiven Sportangebotes eine ganz wunderbare astronomische Sportstunde erleben.

Nicht zuletzt führte ich Kategorien auf dem Blog ein, weil die Sache doch langsam unübersichtlich wurde. Die findet ihr unter der Überschrift „Kategorien“ (Ebene 2) aufgelistet.

Das absolute Ding war sicherlich die Ehre, die mir zu Teil wurde, als ich einen Vortrag und einen Workshop auf der Jahrestagung der internationalen astronomischen Union in Wien halten durfte.
Hier empfehle ich den wunderbaren Gemeinschaftsbeitrag mit Bildern Inspiring Stars
Es lohnt sich auch, wenn man sich nochmal darüber klar wird, welch hohes Gremium da tagte. Darüber gibt es nichts mehr.
Schaut mal in Was ist die IAU.

Und schließlich begingen wir die fünfzig noch sang und klanglos mit dem Supermond am 19.02.2019
dem Supermond

Die nächsten Fünfzig

Die 100 knackten wir am 23.04.2020.
Hierzu brauche ich gar nicht viel schreiben, denn es gab dazu einen langen Jubiläums-Artikel mit ausgewählten Highlights und Beiträgen. Dort konntet ihr sogar mit abstimmen, welcher davon euch am besten gefallen hat.
Zu dieser Feier bitte hier lang.

Die einhundertfünfzig

Die 150 knackten wir am 13.10.2020.
an den Artikel davor, die Einhundertneunundvierzig, erinnern sich bestimmt noch viele. Wir begaben uns auf Entdeckungsreise zu den Monden des Uranus und wie die Protagonisten aus Williams Shakespeares Stücken als Namensgeber der sehr zahlreichen Saturnmonde her halten mussten. Also ich fand die Geschichte des Theater und Schauspiel am Himmel sehr spannend und aufregend.
Bei euch kam sie jedenfalls sehr gut an.

Davor hielt mich fast ein halbes Jahr ein Projekt in Atem. Ihr wisst schon. Die Reise zu den schwarzen Löchern. Hier wurde aus einem etwa dreistündigen Vortrag eine elfteilige Serie. Von Archimedes über Johannes Kepler, Isaac Newton, Cavendish und anderen bis hin zu Albert Einstein durchliefen wir alle Stationen, wie die Gravitation entdeckt, Masse und Volumina zusammen hängen, mit welcher Kraft die Erde alles anzieht, wir wogen den Mond, die Erde und andere Himmelskörper. Nach und nach lernten wir über Einstein, Eigenschaften des Lichtes und des Vakuums dann die heimliche Herrscherin über Raum und Zeit kennen, die Gravitation, die schwächste der vier Grundkräfte des momentan gültigen Standardmodells der Physik. Am Ende mussten wir uns mit sterbenden Sternen beschäftigen, wie sie zu weißen Zwergen, zu Neutronensternen oder gar als schwarze Löcher enden können. Diese untersuchten wir genauer, denn sie waren das Ziel dieser Reise.
Das Projekt machte es nötig, dass ich die Kategorie „Den schwarzen Löchern entgegen“ einführen musste.

Sehr viel Anklang fand bei euch der Artikel zu Navigation auf hoher See. Es ging um die sehr menschelnde Geschichte der ersten schifftauglichen Uhr und deren Erfinders.
Wer die Geschichte nochmal lesen möchte, findet sie unter David gegen Goliat.

Ein richtig großes Projekt, vermutlich das umfangreichste und arbeitsintensivste war der Versuch des Weihnachtskalenders 2021. Zum Glück wurde dieser sehr gut von euch aufgenommen und mit vielen schönen Kommentaren belohnt. Ich hoffe, ich bekomme auch wieder für dieses Jahr einen Adventskalender hin. Auf jeden Fall sammle ich schon Themen für ein Motto, das ich euch noch nicht verraten werde, weil ich es selbst noch nicht genau weiß.
Die Kategorie zu diesem Kalender heißt ganz einfach Weihnachtspost.

Noch viele schöne Artikel könnte ich euch hier in Erinnerung rufen. Zum Glück gibt es ja den zur passenden Feier, wo ihr das alles nochmal nachlesen könnt.
Feier zum 150sten Artikel auf Blindnerd

Und wie geht es weiter?

Und so halten wir also den 08.09.2022 als Datum für die 200 fest.

Ich hoffe, ihr konntet das Rätsel im Zweihundertsten Artikel lösen.

Jetzt sollten eigentlich noch einige feierliche Worte kommen. Aber wie soll man die an sich selbst richten. Vielleicht mögt ihr ja das ein oder andere Wort in die Kommentare fallen lassen, damit das ganze noch etwas festlicher wird.

Auf jeden Fall wird es Blindnerd noch weiterhin geben. Noch wird die Liste der ungeschriebenen Artikel eher länger anstatt kürzer.

Ich freue mich über euch alle, die ihr teilweise schon von Anfang an treu dabei seid. Ich freue mich auch über jede Beteiligung von euch, auch über Kritik. Und wenn ihr mal ein Thema habt, worüber ihr gerne mal einen Artikel von mir lesen würdet, sehr gerne.

Also, gehen wir in alter Frische die nächsten einhundert Artikel an.

Es grüßt euch ganz herzlich
euer Blindnerd.

Eine Literarische Erinnerung


Seid herzlich gegrüßt.

Vorbemerkungen

Eine nie versiegende Quelle astronomischen Wissens ist für mich seit Jahren @Florian @Freistetter. Er ist Anlass für diesen Artikel, weshalb ich mir erlaube, etwas auf ihn einzugehen.
Er ist Astronom, Buchautor, Podcaster, Science-Buster und Wissenschaftskommunikator. Außerdem führt er den Blog Astrodicticum Simplex.
Viele seiner Bücher gibt es meist entweder von ihm, oder seiner Science-Buster-Kolleg:innen selbst aufgelesen als Hörbücher, z. B.

  • Das Universum in einhundert Sternen
  • Der Komet im Cocktailglas
  • oder das sehr lustige und spannende „Warum landen Asteroiden immer in Kratern“

In unseren Blindenhörbüchereien habe ich leider nur ein einziges Buch, das über Isaac Newton, gefunden.
Andere seiner Bücher habe ich als Ebook, dann halt mit Computerstimme mir vorlesen lassen.
Ich giere immer nach neuen Folgen Seiner Podcasts. So erscheint die Neue Folge der #Sternengeschichten immer am Freitag Morgen. Das ist dann stets meine Frühstücksfolge.
Die Podcasts

  • #Sternengeschichten
  • #Das #Universum
  • und #Das Klima

kann ich jedem nur dringend ans Herz legen. Hörenswert ist auch der Podcast von @holgi #“Wer redet ist nicht tot“, wo er ebenfalls immer wieder mitwirkt.

Heute erinnerte Florian in Folge 502 seiner #Sternengeschichten an eine Sonnenfinsternis über welche sehr schön geschrieben wurde. Auch ich schrieb über diese literarische Sonnenfinsternis in „Sonnenfinsternisse in der Literatur“ vor zwei Jahren.
Da wir vor zwei Jahren ganz andere Sorgen hatten, denke ich mir, dass wir den Gedanken von Florian aufgreifen und uns erneut an diesem literarischen Werk erfreuen sollten.
Also los:

Wenn man Sonnenfinsternisse literarisch betrachtet, dann kommt man an Adalbert Stifters Beschreibung einer von ihm selbst beobachteten Sonnenfinsternis nicht vorbei. Für mich stellt sie die schönste deutschsprachige Beschreibung einer Sonnenfinsternis dar, die ich kenne.
Der Aufsatz erschien zuerst in der “Wiener-Moden-Zeitung und Zeitschrift für Kunst, schöne Literatur und Theater” 1842 III. Quartal in drei Folgen.
Sie zu lesen ist etwas viel Text, aber ich garantiere für ein absolutes literarisches und lyrisches Erlebnis.

Hier der vollständige Text.

Adalbert Stifters Sonnenfinsternis – Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842

Es gibt Dinge, die man fünfzig Jahre weiß, und im einundfünfzigsten erstaunt man über die Schwere und Furchtbarkeit ihres Inhaltes. So ist es mir mit der totalen Sonnenfinsternis ergangen, welche wir in Wien am 8. Juli 1842 in den frühesten Morgenstunden bei dem günstigsten Himmel erlebten. Da ich die Sache recht schön auf dem Papiere durch eine Zeichnung und Rechnung darstellen kann, und da ich wußte, um soundso viel Uhr trete der Mond unter der Sonne weg und die Erde schneide ein Stück seines kegelförmigen Schattens ab, welches dann wegen des Fortschreitens des Mondes in seiner Bahn und wegen der Achsendrehung der Erde einen schwarzen Streifen über ihre Kugel ziehe, was man dann an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten in der Art sieht, daß eine schwarze Scheibe in die Sonne zu rücken scheint, von ihr immer mehr und mehr wegnimmt, bis nur eine schmale Sichel übrigbleibt, und endlich auch die verschwindet – auf Erden wird es da immer finsterer und finsterer, bis wieder am andern Ende die Sonnensichel erscheint und wächst, und das Licht auf Erden nach und nach wieder zum vollen Tag anschwillt – dies alles wußte ich voraus, und zwar so gut, daß ich eine totale Sonnenfinsternis im voraus so treu beschreiben zu können vermeinte, als hätte ich sie bereits gesehen.
Aber, da sie nun wirklich eintraf, da ich auf einer Warte hoch über der ganzen Stadt stand und die Erscheinung mit eigenen Augen anblickte, da geschahen freilich ganz andere Dinge, an die ich weder wachend noch träumend gedacht hatte, an die keiner denkt, der das Wunder nicht gesehen.
Nie und nie in meinem ganzen Leben war ich so erschüttert, von Schauer und Erhabenheit so erschüttert, wie in diesen zwei Minuten, es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen und ich hätte es verstanden. Ich stieg von der Warte herab, wie vor tausend und tausend Jahren etwa Moses von dem brennenden Berge herabgestiegen sein mochte, verwirrten und betäubten Herzens.
Es war ein so einfach Ding. Ein Körper leuchtet einen andern an, und dieser wirft seinen Schatten auf einen dritten: aber die Körper stehen in solchen Abständen, daß wir in unserer Vorstellung kein Maß mehr dafür haben, sie sind so riesengroß, daß sie über alles, was wir groß heißen, hinausschwellen – ein solcher Komplex von Erscheinungen ist mit diesem einfachen Dinge verbunden, eine solche moralische Gewalt ist in diesen physischen Hergang gelegt, daß er sich unserem Herzen zum unbegreiflichen Wunder auftürmt.
Vor tausendmal tausend Jahren hat Gott es so gemacht, daß es heute zu dieser Sekunde sein wird; in unsere Herzen aber hat er die Fibern gelegt, es zu empfinden. Durch die Schrift seiner Sterne hat er versprochen, daß es kommen werde nach tausend und tausend Jahren, unsere Väter haben diese Schrift entziffern gelernt und die Sekunde angesagt, in der es eintreffen müsse; wir, die späten Enkel, richten unsere Augen und Sehrohre zu gedachter Sekunde gegen die Sonne, und siehe: es kommt – der Verstand triumphiert schon, daß er ihm die Pracht und Einrichtung seiner Himmel nachgerechnet und abgelernt hat – und in der Tat, der Triumph ist einer der gerechtesten des Menschen – es kommt, stille wächst es weiter – aber siehe, Gott gab ihm auch für das Herz etwas mit, was wir nicht vorausgewußt und was millionenmal mehr wert ist, als was der Verstand begriff und vorausrechnen konnte: das Wort gab er ihm mit: “Ich bin – nicht darum bin ich, weil diese Körper sind und diese Erscheinung, nein, sondern darum, weil es euch in diesem Momente euer Herz schauernd sagt, und weil dieses Herz sich doch trotz der Schauer als groß empfindet”. – Das Tier hat gefürchtet, der Mensch hat angebetet.
Ich will es in diesen Zeilen versuchen, für die tausend Augen, die zugleich in jenem Momente zum Himmel aufblickten, das Bild und für die tausend Herzen, die zugleich schlugen, die Empfindung nachzumalen und festzuhalten, insofern dies eine schwache menschliche Feder überhaupt zu tun imstande ist.
Ich stieg um 5 Uhr auf die Warte des Hauses Nr. 495 in der Stadt, von wo aus man die Übersicht nicht nur über die ganze Stadt hat, sondern auch über das Land um dieselbe, bis zum fernsten Horizonte, an dem die ungarischen Berge wie zarte Luftbilder dämmern. Die Sonne war bereits herauf und glänzte freundlich auf die rauchenden Donauauen nieder, auf die spiegelnden Wasser und auf die vielkantigen Formen der Stadt, vorzüglich auf die Stephanskirche, die fast greifbar nahe an uns aus der Stadt, wie ein dunkles, ruhiges Gebirge, emporstand.
Mit einem seltsamen Gefühl schaute man die Sonne an, da an ihr nach wenigen Minuten so Merkwürdiges vorgehen sollte. Weit draußen, wo der große Strom geht, lag ein dicke, langgestreckte Nebellinie, auch im südöstlichen Horizonte krochen Nebel und Wolkenballen herum, die wir sehr fürchteten, und ganze Teile der Stadt schwammen in Dunst hinaus. An der Stelle der Sonne waren nur ganz schwache Schleier, und auch diese ließen große blaue Inseln durchblicken.
Die Instrumente wurden gestellt, die Sonnengläser in Bereitschaft gehalten, aber es war noch nicht an der Zeit. Unten ging das Gerassel der Wägen, das Laufen und Treiben an – oben sammelten sich betrachtende Menschen; unsere Warte füllte sich, aus den Dachfenstern der umstehenden Häuser blickten Köpfe, auf Dachfirsten standen Gestalten, alle nach derselben Stelle des Himmels blickend, selbst auf der äußersten Spitze des Stephansturmes, auf der letzten Platte des Baugerüstes stand eine schwarze Gruppe, wie auf Felsen oft ein Schöpfchen Waldanflug – und wie viele tausend Augen mochten in diesem Augenblicke von den umliegenden Bergen nach der Sonne schauen, nach derselben Sonne, die Jahrtausende den Segen herabschüttet, ohne daß einer dankt – heute ist sie das Ziel von Millionen Augen, aber immer noch, wie man sie mit dämpfenden Gläsern anschaut, schwebt sie als rote oder grüne Kugel rein und schön umzirkelt in dem Raume.
Endlich zur vorausgesagten Minute – gleichsam wie von einem unsichtbaren Engel – empfing sie den sanften Todeskuß, ein feiner Streifen ihres Lichtes wich vor dem Hauche dieses Kusses zurück, der andere Rand wallte in dem Glase des Sternenrohres zart und golden fort – “es kommt”, riefen nun auch die, welche bloß mit dämpfenden Gläsern, aber sonst mit freien Augen hinaufschauten – “es kommt”, und mit Spannung blickte nun alles auf den Fortgang.
Die erste, seltsame, fremde Empfindung rieselte nun durch die Herzen, es war die, daß draußen in der Entfernung von Tausenden und Millionen Meilen, wohin nie ein Mensch gedrungen, an Körpern, deren Wesen nie ein Mensch erkannte, nun auf einmal etwas zur selben Sekunde geschehe, auf die es schon längst der Mensch auf Erden festgesetzt.
Man wende nicht ein, die Sache sei ja natürlich und aus den Bewegungsgesetzen der Körper leicht zu berechnen; die wunderbare Magie des Schönen, die Gott den Dingen mitgab, frägt nichts nach solchen Rechungen, sie ist da, weil sie da ist, ja sie ist trotz der Rechnungen da, und selig das Herz, welches sie empfinden kann; denn nur dies ist Reichtum, und einen andern gibt es nicht – schon in dem ungeheuern Raume des Himmels wohnt das Erhabene, das unsere Seele überwältigt, und doch ist dieser Raum in der Mathematik sonst nichts als groß.
Indes nun alle schauten und man bald dieses, bald jenes Rohr rückte und stellte und sich auf dies und jenes aufmerksam machte, wuchs das unsichtbare Dunkel immer mehr und mehr in das schöne Licht der Sonne ein – alle harrten, die Spannung stieg; aber so gewaltig ist die Fülle dieses Lichtmeeres, das von dem Sonnenkörper niederregnet, daß man auf Erden keinen Mangel fühlte, die Wolken glänzten fort, das Band des Wassers schimmerte, die Vögel flogen und kreuzten lustig über den Dächern, die Stephanstürme warfen ruhig ihre Schatten gegen das funkelnde Dach, über die Brücke wimmelte das Fahren und Reiten wie sonst, sie ahneten nicht, daß indessen oben der Balsam des Lebens, Licht, heimlich versiege, dennoch draußen an dem Kahlengebirge und jenseits des Schlosses Belvedere war es schon, als schliche eine Finsternis oder vielmehr ein bleigraues Licht, wie ein wildes Tier heran – aber es konnte auch Täuschung sein, auf unserer Warte war es lieb und hell, und Wangen und Angesichter der Nahestehenden waren klar und freundlich wie immer.
Seltsam war es, daß dies unheimliche, klumpenhafte, tief schwarze, vorrückende Ding, das langsam die Sonne wegfraß, unser Mond sein sollte, der schöne sanfte Mond, der sonst die Nächte so florig silbern beglänzte; aber doch war er es, und im Sternenrohr erschienen auch seine Ränder mit Zacken und Wulsten besetzt, den furchtbaren Bergen, die sich auf dem uns so freundlich lächelnden Runde türmen.
Endlich wurden auch auf Erden die Wirkungen sichtbar und immer mehr, je schmäler die am Himmel glühend Sichel wurde; der Fluß schimmerte nicht mehr, sondern war ein taftgraues Band, matte Schatten lagen umher, die Schwalben wurden unruhig, der schöne sanfte Glanz des Himmel erlosch, als liefe er von einem Hauche matt an, ein kühles Lüftchen hob sich und stieß gegen uns, über die Auen starrte ein unbeschreiblich seltsames, aber bleischweres Licht, über den Wäldern war mit dem Lichterspiele die Beweglichkeit verschwunden, und Ruhe lag auf ihnen, aber nicht die des Schlummers, sondern die der Ohnmacht – und immer fahler goß sich’s über die Landschaft, und diese wurde immer starrer – die Schatten unserer Gestalten legten sich leer und inhaltslos gegen das Gemäuer, die Gesichter wurden aschgrau – – erschütternd war dieses allmähliche Sterben mitten in der noch vor wenigen Minuten herrschenden Frische des Morgens.
Wir hatten uns das Eindämmern wie etwa ein Abendwerden vorgestellt, nur ohne Abendröte; wie geisterhaft ein Abendwerden ohne Abendröte sei, hatten wir uns nicht vorgestellt, aber auch außerdem war dies Dämmern ein ganz anderes, es war ein lastend unheimliches Entfremden unserer Natur; gegen Südost lag eine fremde, gelbrote Finsternis, und die Berge und selbst das Belvedere wurden von ihr eingetrunken – die Stadt sank zu unsern Füßen immer tiefer, wie ein wesenloses Schattenspiel hinab, das Fahren und Gehen und Reiten über die Brücke geschah, als sähe man es in einem schwarzen Spiegel – die Spannung stieg aufs höchste – einen Blick tat ich noch in das Sternrohr, er war der letzte; so schmal wie mit der Schneide eines Federmessers in das Dunkel geritzt, stand nur mehr die glühende Sichel da, jeden Augenblick zum Erlöschen, und wie ich das freie Auge hob, sah ich auch, daß bereits alle andern die Sonnengläser weggetan und bloßen Auges hinaufschauten – sie hatten auch keines mehr nötig; denn nicht anders als wie der letzte Funke eines erlöschenden Dochtes schmolz eben auch der letzte Sonnenfunken weg, wahrscheinlich durch die Schlucht zwischen zwei Mondbergen zurück – es war ein überaus trauriger Augenblick – deckend stand nun Scheibe auf Scheibe – und dieser Moment war es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte – das hatte keiner geahnet – ein einstimmiges “Ah” aus aller Munde, und dann Totenstille, es war der Moment, da Gott redete und die Menschen horchten.
Hatte uns früher das allmähliche Erblassen und Einschwinden der Natur gedrückt und verödet, und hatten wir uns das nur fortgehend in eine Art Tod schwindend gedacht: so wurden wir nun plötzlich aufgeschreckt und emporgerissen durch die furchtbare Kraft und Gewalt der Bewegung, die da auf eimmal durch den ganzen Himmel ging: die Horizontwolken, die wir früher gefürchtet, halfen das Phänomen erst recht bauen, sie standen nun wie Riesen auf, von ihrem Scheitel rann ein fürchterliches Rot, und in tiefem, kaltem, schwerem Blau wölbten sie sich unter und drückten den Horizont – Nebelbänke, die schon lange am äußersten Erdsaume gequollen und bloß mißfärbig gewesen waren, machten sich nun geltend und schauerten in einem zarten, furchtbaren Glanze, der sie überlief – Farben, die nie ein Auge gesehen, schweiften durch den Himmel.
Der Mond stand mitten in der Sonne, aber nicht mehr als schwarze Scheibe, sondern gleichsam halb transparent wie mit einem leichten Stahlschimmer überlaufen, rings um ihn kein Sonnenrand, sondern ein wundervoller, schöner Kreis von Schimmer, bläulich, rötlich, in Strahlen auseinanderbrechend, nicht anders, als gösse die obenstehende Sonne ihre Lichtflut auf die Mondeskugel nieder, daß es rings auseinanderspritzte – das Holdeste, was ich je an Lichtwirkung sah!
Draußen weit über das Marchfeld hin lag schief eine lange, spitze Lichtpyramide gräßlich gelb, in Schwefelfarbe flammend und unnatürlich blau gesäumt; es war die jenseits des Schattens beleuchtete Atmosphäre, aber nie schien ein Licht so wenig irdisch und so furchtbar, und von ihm floß das aus, mittels dessen wir sahen. Hatte uns die frühere Eintönigkeit verödet, so waren wir jetzt erdrückt von Kraft und Glanz und Massen – unsere eigenen Gestalten hafteten darinnen wie schwarze, hohle Gespenster, die keine Tiefe haben; das Phantom der Stephanskirche hing in der Luft, die andere Stadt war ein Schatten, alles Rasseln hatte aufgehört, über die Brücke war keine Bewegung mehr; denn jeder Wagen und Reiter stand und jedes Auge schaute zum Himmel.
Nie, nie werde ich jene zwei Minuten vergessen – es war die Ohnmacht eines Riesenkörpers, unserer Erde.
Wie heilig, wie unbegreiflich und wie furchtbar ist jenes Ding, das uns stets umflutet, das wir seelenlos genießen und das unseren Erdball mit solchen Schaudern zittern macht, wenn es sich entzieht, das Licht, wenn es sich nur kurz entzieht.
Die Luft wurde kalt, empfindlich kalt, es fiel Tau, daß Kleider und Instrumente feucht waren – die Tiere entsetzten sich; was ist das schrecklichste Gewitter, es ist ein lärmender Trödel gegen diese todesstille Majestät – mir fiel Lord Byrons Gedicht ein: Die Finsternis, wo die Menschen Häuser anzünden, Wälder anzünden, um nur Licht zu sehen – aber auch eine solche Erhabenheit, ich möchte sagen Gottesnähe, war in der Erscheinung dieser zwei Minuten, daß dem Herzen nicht anders war, als müsse er irgendwo stehen.
Byron war viel zu klein – es kamen, wie auf einmal, jene Worte des heiligen Buches in meinen Sinn, die Worte bei dem Tode Christi: “Die Sonne verfinsterte sich, die Erde bebte, die Toten standen aus den Gräbern auf, und der Vorhang des Tempels zerriß von oben bis unten.”
Auch wurde die Wirkung auf alle Menschenherzen sichtbar. Nach dem ersten Verstummen des Schrecks geschahen unartikulierte Laute der Bewunderung und des Staunens: der eine hob die Hände empor, der andere rang sie leise vor Bewegung, andere ergriffen sich bei denselben und drückten sich – eine Frau begann heftig zu weinen, eine andere in dem Hause neben uns fiel in Ohnmacht, und ein Mann, ein ernster fester Mann, hat mir später gesagt, daß ihm die Tränen herabgeronnen.
Ich habe immer die alten Beschreibungen von Sonnenfinsternissen für übertrieben gehalten, so wie vielleicht in späterer Zeit diese für übertrieben wird gehalten werden; aber alle, so wie diese, sind weit hinter der Wahrheit zurück. Sie können nur das Gesehene malen, aber schlecht, das Gefühlte noch schlechter, aber gar nicht die namenlos tragische Musik von Farben und Lichtern, die durch den ganzen Himmel liegt – ein Requiem, ein Dies irae, das unser Herz spaltet, daß es Gott sieht und seine teuren Verstorbenen, daß es in ihm rufen muß: “Herr, wie groß und herrlich sind deine Werke, wie sind wir Staub vor dir, daß du uns durch das bloße Weghauchen eines Lichtteilchens vernichten kannst und unsere Welt, den holdvertrauten Wohnort, einen fremden Raum verwandelst, darin Larven starren!”
Aber wie alles in der Schöpfung sein rechtes Maß hat, auch diese Erscheinung, sie dauerte zum Glücke sehr kurz, gleichsam nur den Mantel hat er von seiner Gestalt gelüftet daß wir hineingehen, und Augenblicks wieder zugehüllt, daß alles sei wie früher.
Gerade, da die Menschen anfingen, ihren Empfindungen Worte zu geben, also da sie nachzulassen begannen, da man eben ausrief: “Wie herrlich, wie furchtbar” – gerade in diesem Momente hörte es auf: mit eins war die Jenseitswelt verschwunden und die hiesige wieder da, ein einziger Lichttropfen quoll am oberen Rande wie ein weißschmelzendes Metall hervor, und wir hatten unsere Welt wieder – er drängte sich hervor, dieser Tropfen, wie wenn die Sonne selber darüber froh wäre, daß sie überwunden habe, ein Strahl schoß gleich durch den Raum, ein zweiter machte sich Platz – aber ehe man nur Zeit hatte zu rufen: “Ach!” bei dem ersten Blitz des ersten Atomes, war die Larvenwelt verschwunden und die unsere wieder da: und das bleifarbene Lichtgrauen, das uns vor dem Erlöschen so ängstlich schien, war uns nun Erquickung, Labsal, Freund und Bekannter, die Dinge warfen wieder Schatten, das Wasser glänzte, die Bäume waren wieder grün, wir sahe uns in die Augen – siegreich kam Strahl an Strahl, und wie schmal, wie winzig schmal auch nur noch erst der leuchtend Zirkel war, es schien, als sei uns ein Ozean von Licht geschenkt worden – man kann es nicht sagen, und der es nicht erlebt, glaubt es kaum, welche freudige, welche siegende Erleichterung in die Herzen kam: wir schüttelten uns die Hände, wir sagten, daß wir uns zeitlebens daran erinnern wollen, daß wir das miteinander gesehen haben – man hörte einzelne Laute, wie sich die Menschen von den Dächern und über die Gassen zuriefen, das Fahren und Lärmen begann wieder, selbst die Tiere empfanden es; die Pferde wieherten, die Sperlinge auf den Dächern begannen ein Freudengeschrei, so grell und närrisch, wie sie es gewöhnlich tun, wenn sie sehr aufgeregt sind, und die Schwalben schossen blitzend und kreuzend hinauf, hinab, in der Luft umher.
Das Wachsen des Lichtes machte keine Wirkung mehr, fast keiner wartete den Austritt ab, die Instrumente wurden abgeschraubt, wir stiegen hinab, und auf allen Straßen und Wegen waren heimkehrende Gruppen und Züge in den heftigsten, exaltiertesten Gesprächen und Ausrufungen begriffen. Und ehe sich noch die Wellen der Bewunderung und Anbetung gelegt hatten, ehe man mit Freunden und Bekannten ausreden konnte, wie auf diesen, wie auf jenen, wie hier, wie dort die Erscheinung gewirkt habe, stand wieder das schöne, holde, wärmende, funkelnde Rund in den freundlichen Lüften, und das Werk des Tages ging fort.
Wie lange aber das Herz des Menschen fortwogte, bis es auch wieder in sein Tagewerk kam, wer kann es sagen? Gebe Gott, daß der Eindruck recht lange nachhalte, er war ein herrlicher, dessen selbst ein hundertjähriges Menschenleben wenige aufzuweisen haben wird. Ich weiß, daß ich nie, weder von Musik noch Dichtkunst, noch von irgendeiner Naturerscheinung oder Kunst so ergriffen und erschüttert worden war – freilich bin ich seit Kindheitstagen viel, ich möchte fast sagen, ausschließlich mit der Natur umgegangen und habe mein Herz an ihre Sprache gewöhnt und liebe diese Sprache, vielleicht einseitiger, als es gut ist; aber denke, es kann kein Herz geben, dem nicht diese Erscheinung einen unverlöschlichen Eindruck zurückgelassen habe.
Ihr aber, die es im höchsten Maße nachempfunden, habet Nachsicht mit diesen armen Worten, die es nachzumalen versuchten, und so weit zurückgeblieben. Wäre ich Beethoven, so würde ich es in Musik sagen; ich glaube, da könnte ich es besser.
Zum Schlusse erlaube man mir noch zwei kurze Fragen, die mir dieses merkwürdige Naturereignis aufdrängte:
Erstens: Warum, da doch alle Naturgesetze Wunder und Geschöpfe Gottes sind, merken wir sein Dasein in ihnen weniger, als wenn einmal eine plötzliche Änderung, gleichsam eine Störung derselben geschieht, wo wir ihn dann plötzlich und mit Erschrecken dastehen sehen? Sind diese Gesetze sein glänzendes Kleid, das ihn bedeckt, und muß er es lüften, daß wir ihn selber schauen?
Zweitens: Könnte man nicht auch durch Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge von Lichtern und Farben eben so gut eine Musik für das Auge wie durch Töne für das Ohr ersinnen? Bisher waren Licht und Farbe nicht selbstständig verwendet, sondern nur an Zeichnung haftend; denn Feuerwerke,Transparente, Beleuchtungen sind doch nur zu rohe Anfänge jener Lichtmusik, als dass man sie erwähnen könnte. Sollte nicht durch ein Ganzes von Lichtakkorden und Melodien eben so ein Gewaltiges, Erschütterndes angeregt werden können, wie durch Töne? Wenigstens könnte ich keine Symphonie, Oratorium oder dergleichen nennen, das eine so hehre Musik war, als jene, die während der zwei Minuten mit Licht und Farbe an dem Himmel war, und hat sie auch nicht den Eindruck ganz allein gemacht, so war sie doch ein Teil davon.

Quelle: Wikipedia.

Der Mondhase


So, meine lieben,
auch ich möchte euch natürlich zu Ostern ein kleines Ei in euer Osternest legen. Wobei es heute nicht um Eier gehen wird. Die haben wir vor zwei Jahren behandelt.
Heute geht es um das Tier, ohne welches Ostern nicht denkbar wäre, ein Symbol der Fruchtbarkeit, um den Hasen. Da das hier ein Astro-Blog ist, kann es sich natürlich nicht um irgend einen Hasen handeln, der lustig über Wiesen und Felder hoppelt. Es geht um den Hasen im Mond. Der kommt vor allem in asiatischen Mythen vor und ein chinesischer Rover auf dem Mond trägt seinen Namen. Somit werden wir heute wieder einen großen zeitlichen Bogen spannen, der vermutlich mehrere tausend Jahre abdeckt und in einem höchst modernen Forschungsinstrument auf dem Mond endet.

Die Hauptinhalte dieses Artikels habe ich aus Wikipedia.

Eine kaiserliche Stickerei aus dem 18. Jahrhundert zeigt einen weißen Hasen und noch mehr auf dem Mond. Er zerstampft dort in einem Mörser die Kräuter des Lebenselixiers. Vermutlich die Kräuter der Unsterblichkeit. Wir erinnern uns. Im ersten Band von Harry Potter wurde dieser Stein der Weisen, der Unsterblichkeit ermöglichen sollte, der Hauptgegenstand des ersten Abenteuers von Harry Potter.

Von diesem Hasen auf dem Mond hörte ich das erste mal, als ich mir eine lange Dokumentation der Mondlandung von Apollo 11 anhörte. Er war dort Gegenstand der Funkgespräche.

Die Mythen

Dann schauen wir uns mal diese Geschichten, Mythen und Märchen etwas genauer an:

In China

In der chinesischen Mythologie erscheint der „Mondhase“ (chinesisch 月兔, Pinyin yuètù) bzw. „Jadehase“ (玉兔, yùtù) häufig als Begleiter der Mondgöttin Chang’e, für die er mit seinem Gerät das Lebenselixier stampft. Die früheste Erwähnung eines Hasen auf dem Mond findet sich in den „Chuci“, einer Anthologie chinesischer Gedichte aus der Zeit der Streitenden Reiche der Han, der zufolge ein Hase (Mondhase Yuetu) gemeinsam mit einer Kröte (Fabelkröte Chanchu) (beide uralte Fruchtbarkeitssymbole) auf dem Mond unablässig damit beschäftigt ist, pfundweise Unsterblichkeit verleihende Kräuter zu stampfen. Diese Sichtweise taucht in späteren Texten wie der „Taiping yulan“, einer Enzyklopädie der Song-Dynastie, erneut auf. Dichter der Han-Dynastie nennen den Hasen auf dem Mond „Jadehase“ oder „Goldhase“ (金兔, jīntù); diese Wendungen werden oft stellvertretend für das Wort „Mond“ gebraucht. Im Gedicht „Der Alte Staub“ des bekannten Tang-Dichters Li Bai heißt es „Der Hase im Mond stößt die Kräuter umsonst“.
Die Chinesen verzierten während des Mondfestes die Kuchen mit dem Bild des Hasen. Sie räucherten vor seinen Bronzefiguren und befestigten bei Vollmond ein farbiges Plakat mit seinem Bild, das sie ehrfürchtig grüßten und daraufhin zeremoniell verbrannten.

In Japan

In der japanischen Mythologie wird der Mondhase als Tsuki no Usagi (月の兎) bezeichnet. Dort entspringt der Glaube an den „Mondhasen“ der Shintō-Religion und nimmt Bezug auf die Legenden „Vom Fuchs, dem Affen und dem Hasen“. Der Legende zufolge verband einen Fuchs, einen Affen und einen Hasen eine enge Freundschaft. Während sie am Tage in den Bergen miteinander spielten und gemeinsam jagten, verbrachten sie die Nacht gemeinsam im Wald. Der Herr des Himmels, Taishakuten (帝釈天), erfuhr davon und fand dies ungewöhnlich. Er suchte, als alter Wanderer verkleidet, die drei Freunde auf. Er fand sie des Abends am Lagerfeuer und bat sie um etwas zu essen. Der Affe brachte ihm sogleich Nüsse, der Fuchs gab ihm einen Fisch. Der Hase aber fand nichts, was er dem Wanderer geben konnte. Als der Affe und der Fuchs den Hasen deswegen mit Schmähungen überhäuften, sprang dieser verzweifelt ins Lagerfeuer und rief: „Iss mich!“. Der Herr des Himmels war so gerührt von dieser Geste, dass er den Körper des Hasen wieder herstellte und ihn mit zum Mond nahm. Der Rauch, den der Hase bei seiner Opferung erzeugt hatte, schlug sich auf der glänzenden Mondoberfläche nieder und ahmt noch heute seine Gestalt nach.
Eine Version dieser Geschichte findet sich in der japanischen Anthologie „Konjaku Monogatarishū“, wo ein Fuchs und ein Affe als Gefährten des Hasen fungieren.
Davon abweichend überliefert das Kojiki eine Erzählung vom Hasen, die in ihrem Inhalt mit der Erzählung „Der weiße Hase von Inaba“ (因幡の白兎, Inaba no shirousagi) übereinstimmt.

In Korea

In der koreanischen (dort als RR dal tokki, kor. 달토끼) Überlieferung rührt er lediglich die Zutaten für Reiskuchen (Mochi). Der Mörser symbolisiert dabei den Neumond, der die Mondsichel gebiert.

In Amerika

Ähnliche Legenden begegnen in der mexikanischen Folklore, wo die Muster auf der Mondoberfläche ebenfalls als Hase identifiziert werden. Nach einer aztekischen Legende lebte der Gott Quetzalcoatl eine Zeit lang als Mensch auf der Erde, wo er sich auf Reisen begab und allmählich ermüdete und ihn hungerte. Da weder Essen noch Trinken erreichbar waren, vermeinte er zu sterben. Ein Hase graste in der Nähe und bot sich ihm als Nahrung, um sein Leben zu retten. Quetzalcoatl, gerührt vom großzügigen Angebot des Hasen, erhob ihn auf den Mond, dann brachte er ihn auf die Erde zurück und sagte: „Du vermagst nur ein Hase zu sein, aber jeder wird deiner gedenken, siehe da, dein Bild im Licht, für alle Menschen und alle Zeiten.“

Eine weitere mittelamerikanische Legende schildert die Opfer Nanahuatzins während der Erschaffung der fünften Sonne. Demütig opferte er sich im Feuer, um die neue Sonne zu werden, aber der reiche Gott Tecciztecatl zögerte viermal, bevor er sich schließlich herabließ, ein Mond zu werden. Aufgrund der Feigheit Tecciztecatls beschlossen die Götter, dass der Mond weniger hell als die Sonne scheine, und einer der Götter warf einen Hasen auf dessen Oberfläche, um sein Licht zu dämpfen. Tecciztecatl soll bei seinem Selbstopfer die Gestalt eines Kaninchens angenommen haben, dessen Schatten sich noch heute dort befindet.

Im Buddhismus

In der buddhistischen Śaśajâtaka (Jataka-Erzählung Nr. 316), beschlossen ein Affe, ein Otter, ein Schakal und ein Hase am Tag des Vollmondes (Uposatha) ein Werk der Nächstenliebe zu vollbringen.
Als nun ein alter Mann um Nahrung bettelte, sammelten die Affen Früchte von den Bäumen, der Fischotter Fische, der Schakal stahl eine Eidechse und eine Kanne Milchquark. Aber der Hase, der allein Gras zu sammeln verstand, bot stattdessen seinen eigenen Leib und warf sich in das Feuer, das der Mann entzündet hatte. Jedoch der Hase verbrannte nicht. Der alte Mann offenbarte sich als heiliger Sakka und sprach überaus bewegt von der gezeigten Opferbereitschaft: „Wer sich selbst vergisst, wird, und sei er die niedrigste Kreatur, den Ozean des ewigen Friedens erlangen. Mögen alle Menschen aus diesem Beispiel lernen und sich zu Taten des Mitleids und Erbarmens bewegen lassen.“ Er verlegte, angerührt von der Tugend des Hasen, dessen Bild auf den Mond, dass es jedermann sähe. Es soll noch heute den Rauch zeigen, der aufstieg, als der Hase sich ins Feuer warf.

Wie schon gesagt, habe ich über die Mondlandung von diesem Hasen auf dem Mond gehört. In Europa ist ja eher vom Mondgesicht oder dem Mann im Mond die Rede. Es scheint, dass die Schattierungen, die durch die Mondkrater und Berge vom Mond auf die Erde geworfen werden, viel Raum zu Spekulation oder Interpretation bieten.
Immerhin hat die Kraft dieser alten Geschichten dazu gereicht, einen Rover nach dem Jadehasen zu benennen. Hier nun einiges zu dieser ganz hervorragenden chinesischen Leistung zu Raumfahrt und des neueren Besuch des Mondes.

Geschichte der Mission

Schon seit 1998, also vier Jahre nachdem die Projektgruppe Monderkundung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die erste Machbarkeitsstudie für ein Monderkundungsprogramm vorgelegt hatte, arbeiteten rund ein Dutzend Forschungsinstitute an Prototypen für einen Mondrover. So besaß zum Beispiel das Modell der Fakultät für Informatik der Tsinghua-Universität in Peking sechs einzeln angetriebene Räder und konnte neben der Erhitzung von Bodenproben und spektrographischer Untersuchung derselben auch Proben von Helium-3 entnehmen. Als man 2008, also zwei Jahre vor dem Start von Chang’e 2, mit den Vorbereitungen für die Mission Chang’e 3 begann, erhielt jedoch das Konzept der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie den Zuschlag. Für die konkrete Entwicklung des Rovers war Jia Yang (贾阳, * 1970) zuständig, unter Ye Peijian stellvertretender Chefkonstrukteur der Sonde.
Eines der größten Probleme waren die Räder. Während irdische Sandkörner von Wind und Wetter rundgeschliffen werden, sind die Regolith-Partikel auf dem Mond messerscharf und würden reguläre Radreifen in kurzer Zeit zerstören. Um mit diesem Problem zurechtzukommen, experimentierte die Gruppe um Jia Yang über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren mit diversen Bereifungen, selbst mit Kettenfahrwerken. Schließlich bespannte man die Felgen der sechs Räder ähnlich wie bei den sowjetischen Lunochod-Rovern mit einer Art Fliegengitter aus Draht, durch dessen Löcher sich die spitzen Regolithkörner hindurchdrücken konnten. Dies reduzierte außerdem das Gewicht der Räder und verlieh der Bereifung eine gewisse Elastizität. Darüber ordnete man in Querrichtung senkrecht stehende Streifen aus Metall an, die wie Klauen für eine bessere Traktion sorgten.
Als der erste Prototyp fertiggestellt war, musste er unter möglichst realistischen Bedingungen getestet werden. Nach einer eingehenden in-situ Inspektion der Wüsten Nordwestchinas entschied man sich für ein nordwestlich von Dunhuang, Provinz Gansu, gelegenes Gebiet in der Kumtag-Wüste, wo aus Baracken eine temporäre Prüfbasis errichtet wurde. Mit auf dem Wüstensand verteilten Steinen wurde das autonome Hindernisvermeidungssystem getestet und dabei das Fahrgestell des Rovers immer weiter verbessert.
Der Name des Rovers wurde in einer Onlineumfrage und anschließender Abstimmung von 3.445.248 Chinesen im In- und Ausland ausgewählt. Das Wort Jadehase (玉兔, yùtù) bezeichnet in der chinesischen Mythologie den Begleiter der Mondgöttin Chang’e (siehe oben.

Ziele der Mission

Wie bei den Raumfahrtprogrammen Chinas üblich, gab es bei der Mission Chang’e 3 sowohl technische Ziele, also die Erprobung von Technologien für die folgenden Missionen, als auch wissenschaftliche Ziele:

  • Technische Ziele waren eine weiche Landung sowie der Einsatz eines Rovers auf dem Mond.
  • Die wissenschaftlichen Ziele für den Rover waren die Erkundung der lunaren Oberflächentopografie und der Zusammensetzung des Oberflächenmaterials sowie Radarmessungen der Struktur des Mondregoliths bis zu einer Tiefe von 140 Metern. So nennt man den Sand, der auf dem Mond sich befindet.

Aufbau des Rovers

Die Maße des Rovers betragen ca. 1,5 × 1 × 1 Meter und das Gewicht 140 kg, davon 20 kg wissenschaftliche Instrumente. Damit ist er kleiner und wesentlich leichter als die russischen Lunochod-Rover. Jadehase erhielt seine Energie durch zwei Solarmodule, die ihm während der 14-tägigen Mondtage den Betrieb ermöglichten. Während der 14-tägigen Mondnächte ging der Rover in Bereitschaftsbetrieb. Dabei erhielt er Wärme durch Radionuklid-Heizelemente mit Plutonium 238 und Zweiphasen-Flüssigkeitsschleifen. Damit konnte die Temperatur im Inneren des Gehäuses zwischen +55 °C und −20 °C gehalten werden, während die Außentemperaturen zwischen +110 °C und −180 °C schwankten.
Die sechs Räder des Rovers wurden von jeweils einem bürstenlosen Gleichstrommotor einzeln angetrieben, die vorderen und die hinteren beiden Räder konnten um eine senkrechte Achse gedreht werden. Dadurch konnte der Rover nicht nur Kurven fahren, sondern sich auch an Ort und Stelle um sich selbst drehen, er konnte „zurückblicken“, um den freigelegten Regolith in seinen Fahrspuren zu spektrografieren.
Bei Tests auf der Erde konnte der Rover Steigungen von bis zu 20° bewältigen und über Hindernisse von bis zu 20 cm hinwegfahren. Die Unterseite des Gehäuses lag bei ebenem Untergrund 30 cm über dem Boden.

Durch die Signallaufzeit von 2,5 Sekunden vom Mond zur Erde und zurück ist eine direkte Fernsteuerung von Mondfahrzeugen schwierig. Die Techniker im Raumfahrtkontrollzentrum Peking gaben dem Rover zwar Zielpunkte vor, den Weg dorthin musste er sich jedoch selbst suchen. Hierfür war er mit zwei Navigationskameras im „Kopf“ an der Mastspitze sowie zwei Hindernisvermeidungskameras unten am Gehäuse ausgestattet, die jeweils Stereobilder lieferten, aus denen sich Jadehase mittels Delaunay-Triangulierung eine topografische Karte seiner Umgebung berechnete. Außerdem besitzt der Rover folgende Nutzlasten:

  • Panoramakamera im „Kopf“ mit zwei 20 cm voneinander entfernten Objektiven für Stereoaufnahmen im Bereich von 3 m – ∞, schwenkbar um 360° in der horizontalen und 90° in der vertikalen Richtung.
  • Auf zwei Frequenzen arbeitendes Bodenradar
  • Infrarotspektrometer
  • Alphapartikel-Röntgenspektrometer (APXS) an einem mechanischen Arm.

Ablauf der Mission

Jadehase wurde, befestigt auf der Oberseite des Landers der Sonde Chang’e 3, am 1. Dezember 2013 um 17:30 Uhr UTC gestartet und landete am 14. Dezember 2013 um 13:11 Uhr UTC, vier Tage nach dem örtlichen Sonnenaufgang, im Mare Imbrium auf der erdzugewandten Seite des Mondes. Dies war die erste weiche Landung auf dem Mond seit 1976 und der erste Einsatz eines Mondrovers, seit Lunochod 2 am 11. Mai 1973 außer Betrieb ging. Gut sieben Stunden nach der Landung, am 14. Dezember 2013 um 20:35 Uhr UTC, rollte der Rover über eine Rampe auf die Mondoberfläche.

Erster Mondtag

An dieser Stelle möchte ich nochmal ausdrücklich sagen, dass die Betonung in dieser Überschrift auf „dem ersten Mondtag“ liegt. Das hat durchaus nichts mit dem Tag auf unserer Erde zu tun. Ein Mondtag dauert ungefähr 14 Erdentage auf einer Mond-Seite. Tag ist es also auf dem Mond, wenn die Sonne die Seite bescheint, auf welcher wir uns befinden. Haben wir beispielsweise Neumond, dann ist die uns zugewandte Seite des Mondes im Erdschatten, also dunkel, also nacht. Vollen Mondtag haben wir nur bei Vollmond. Dazwischen ist Dämmerung etc.

Nachdem der Mondhase um den 17. Dezember 2013 einen kurzen Mittagsschlaf gehalten hatte, war die erste Aufgabe, die Jadehase bis zum 22. Dezember 2014 erfüllte, den Lander von verschiedenen Blickwinkeln aus zu fotografieren, während er selbst umgekehrt auch vom Lander aus gefilmt und fotografiert wurde. Eine Anzahl dieser Bilder wurde veröffentlicht. Anschließend, am 22. Dezember 2013 um 21:00 Uhr UTC, wurde erstmals der mechanische Arm an der Vorderseite des Gehäuses entfaltet und der Sensor des Alphapartikel-Röntgenspektrometers nahe an den Mondboden gebracht. Der Positionierungsvorgang dauerte etwa eine halbe Stunde, dann wurde die Funktionalität des Instruments an einer mitgeführten Kalibrierungsprobe überprüft. Danach wurde der Arm wieder in seine Ruheposition am Gehäuse gebracht. Die erste tatsächliche Messung der Bodenzusammensetzung mit Hilfe des Röntgenspektrometers fand am 25. Dezember 2013 statt.
Die erste Mondnacht verbrachte der Rover etwa 40 Meter südlich des Landers. Er drehte sich mit der Vorderseite nach Süden, sodass das unbewegliche, in Fahrtrichtung linke Solarmodul nach Osten zeigte. Dann klappte der Rover den Mast mit der Parabolantenne und den Kameras nach hinten in sein Gehäuse und klappt den beweglichen Solarzellenflügel darüber, um das Gehäuse zu verschließen und sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen. Am 25. Dezember gingen der Lander und am 26. Dezember der Rover in den Schlafmodus über.

Zweiter Mondtag

Als die aufgehende Sonne nach dem Ende der Mondnacht auf das östliche Solarmodul schien, erwachte der Rover am 11. Januar 2014 aus seinem Standby und führte bis zur Mittagspause am 16. Januar eine weitere Inspektion des Mondbodens aus. Am 25. Januar 2014, sechs Wochen nach Beginn des Rover-Einsatzes und nahe dem Ende des zweiten Mondtages, stellten die Techniker im Raumfahrtkontrollzentrum Peking fest, dass sich eines der Räder des Rovers nicht mehr bewegte. Dadurch konnte sich Jadehase nicht nach Süden drehen und seine korrekte „Schlafposition“ einnehmen.

Dritter Mondtag

Als die Sonne am 10. Februar 2014 wieder über der Landestelle aufgegangen war, konnte das Raumfahrtkontrollzentrum zunächst keine Kommunikation mit dem Rover aufnehmen und erklärte ihn deshalb für dauerhaft inoperativ. Nach zweitägigen unermüdlichen „Weckrufen“ der Tiefraumstation Giyamusi konnte jedoch am späten Abend des 12. Februar der Kontakt wiederhergestellt werden. Zunächst wurde nur die Trägerwelle empfangen, später dann auch Telemetriesignale. Es gelang jedoch nicht, das Fahrwerk wieder in Gang zu setzen. Als am 22. Februar 2014 die dritte Mondnacht begann, war klar, dass der Rover zwar unbeweglich war, dass jedoch das Bodenradar, die Panoramakamera und das Infrarotspektrometer normal betriebsfähig waren.

Weiterer Verlauf

Am 18. April 2014 erläuterte Wang Jianyu (王建宇, * 1959) von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften,[29] dass gewisse Komponenten möglicherweise Frostschäden erlitten hätten. Dadurch, dass das rechte Solarmodul nicht in die „Schlafposition“ gefaltet werden konnte, konnte es nicht wie vorgesehen zur Wärmeisolierung der Elektronik während der Mondnacht dienen. Obwohl die wissenschaftlichen Instrumente noch funktionierten – sie waren an sich nur für eine Lebensdauer von drei Monaten ausgelegt – war ihr Nutzen deutlich begrenzt, da der Rover seine Position nicht mehr verändern konnte.
Am 1. August 2016, während der 33. Mondnacht, gab die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas bekannt, dass Jadehase am 31. Juli 2016 nach 972 Tagen, also mehr als 31 Erdenmonaten seinen Betrieb endgültig eingestellt hatte. Während dieser Zeit hatte der Rover auf dem Mond insgesamt 114 Meter zurückgelegt.

Abspann

Und hiermit wünsche ich uns allen ein frohes Osterfest. Mögen sich die Zeiten bald wieder bessern.

Blindnerd-Jahresrückblick mit viel Tiefgang

Prolog

Hiermit begrüße ich euch herzlich im Jahr 2022.
Ich wünsche für uns alle, dass alle das in diesem neuen Jahr erhalten, was am nötigsten gebraucht wird.
Tja, was soll ich euch sagen. Mein erster und einziger Vorsatz dieses Jahres ist mit diesem Artikel schon gebrochen.
Ich hatte großen Gefallen daran gefunden, nur noch kürzere Artikel zu verfassen. Darauf kam ich in meinem Blindnerd-Bladventskalender. Wer den noch nicht gelesen und gehört hat, kann das mit diesem Link oben tun.

Durch diesen Kalender entstand tatsächlich mein Vorsatz, künftig keine Artikel mehr zu veröffentlichen, welche mehr als höchsten 5000 Zeichen umfassen. Den habe ich, wie soll es anders ein, für diesen Jahresrückblick extrem überschritten. Aber ich denke, der Artikel gildet noch nicht, weil der ist ja noch im letzten Jahr entstanden, als es diesen Vorsatz noch nicht gab. OK, ganz unter uns. Letztes Jahr entstanden die Stichworte dazu. Das Werk ist tatsächlich erst in den ersten Tagen des neuen Jahres entstanden. Sagt es aber bitte nicht weiter.
Naja, wenn der Vorsatz nicht klappen sollte, dann habe ich noch immer einen Plan B. Ich habe jetzt ein Jahr Zeit, mir einen Vorsatz für 2023 zu überlegen, der dann vielleicht durchführbarer sein könnte. Trinken, Essen, Rauchen und anderes kommen dafür nicht in Frage, denn das tue ich nich zu oft, nur täglich.
ein sehr streng gläubiger Christ sagte mir einmal, dass gute Vorsätze den Weg zur Hölle pflastern würden. Für ihn und seines Glaubensbrüder mag das zutreffen, aber ich glaube nicht an die Hölle. Keine Ahnung, was dann mit meinen gescheiterten Vorsätzen geschieht.
Ich hoffe natürlich nicht, dass ich mit diesem Plan B in eine Endlosschleife gerate. Deshalb habe ich den Exit-Punkt für diese Schleife zumindest was die funktionale Programmierung betrifft gleich an den Anfang des Programmes gestellt, damit nicht unnötige Gedankenbäume und Rekursionen entstehen.

Also, wie gesagt. Dieser Artikel ist ein Jahresrückblick und deshalb sehr länglich geworden. Ich bitte euch aber trotzdem inständig, den ganzen Artikel zu lesen. Er umfasst schon etwas Astronomie, aber das ist nur der Rahmen. Genauer gesagt beleuchtet er unserer gesellschaftliche Situation momentan. Keine Angst. Er wird kein Corona-Gejammer. Lest ihn aber bitte ganz und kommentiert ihn, denn er enthält ganz vieles, was jeder von uns in seinem Leben gebrauchen kann. Es ist eben ein Artikel des „EAAA“ (Des etwas anderen Astronomen.

Den Satz, dass in diesem Jahr alles besser wird, als es im letzten war, verkneife ich mir jetzt, denn der hat sich, zumindest für mich zum letzten Jahreswechsel leider nicht so ganz bewahrheitet.
Aber es gab im letzten Jahr trotz allem einige sehr schöne Highlights, die ich im nun folgenden Jahresrückblick von Blindnerd sehr gerne mit euch teile.

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk

Begonnen hatte das Jahr 2021 für mich mit einem sehr schönen nachträglichen Weihnachtsgeschenk von meinem ehemaligen Geschichtslehrer, Mentor und noch Chorleiter.
Er schenkte mir eine taktile wunderschöne Sternenkarte des Nordhimmels. Ich schrieb darüber in Mein Schönstes Weihnachtsgeschenk 2020.
Es ist es Wert, hier nochmal erwähnt zu werden, da ich es ja erst im Januar 2021 erhielt.

Und noch ein Geschenk

Genau so ging es im Februar weiter. Noch im Lockdown1 sprach ich bei Gelegenheit mit meiner Arbeitskollegin darüber, dass man die Figur, welche die Sonne im Laufe des Jahres an einem Punkt über den Himmel beschreibt, ein Analemma nennt. Es sieht ungefähr aus, wie eine schräg gestellte Acht. Meine Kollegin erinnerte sich daran, dass ich mir das gerne einmal vorstellen würde und erzeugte mir eine taktile Version davon, so dass ich es abtasten konnte.
Es ist so großartig, dass ich an einem Ort arbeite, wo ich all diese Dinge mit so vielen wunderbaren Mitarbeitenden erleben darf, und wo mich unsere Leitung in derlei Dingen unterstützt.

Zum Glück; ich war noch nicht ganz vergessen

Im Frühjahr 2021 durfte ich dann dankbar erfahren, dass man mich trotz der Pandemie und allem noch nicht ganz vergessen hatte.
Die Frauengruppe des LBSV-Württemberg (LBSV = Landes blinden- und sehbehinderten verband) an. Sie wollten ganz einfach wissen, wie das so ist, wenn ich mich als blinder Mensch für Astronomie interessiere, weil auch sie dachten, Astronomie wäre nur etwas für Sternengucker.

So trafen wir uns zu einer Telefonkonferenz, da viele vor allem ältere Personen besser mit einem normalen Telefon, als mit einem PC und dessen Online-Software vertraut sind. Gerne hätte ich mich mit den Damen in Stuttgart zu einem guten Mittagessen oder zu Kaffee und Kuchen in Stuttgart getroffen, aber das ließ die Pandemie derzeit leider nicht zu. Viele von uns waren ja auch noch nicht geimpft. Modelle herum reichen ging also auch nicht und auch in der Qualität des Sounds mussten wir wegen Telefon einige Abstriche hin nehmen. Und so verlegte ich mich auf einen relativ frei gehaltenen Vortrag mit Lesungen aus meinem Buch, mit der Erzählung von Geschichten und Beispielen, wie inklusiv Astronomie sein kann. Wir hörten uns tatsächlich auch einige Weltraumsounds, wie ich sie auch hier auf dem Blog schon vorstellte an. Angesetzt war der Vortrag für etwa eine Stunde. Nach fast drei Stunden trennten wir uns schließlich wieder. Nie hätte ich gedacht, das diese meist älteren Damen so viele Fragen zu astronomischen Themen hatten. Sie reichten von eher esoterischen Themen bis hin zu aktuellen Entdeckungen und Weltraummissionen. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass diese Damen sehr glücklich darüber waren, endlich mal ihre Fragen los werden zu dürfen. Es war ein wirklich sehr schöner und gelungener Nachmittag. Ich habe Vorträge mit Menschen erlebt, die durchaus naturwissenschaftlich und technisch unterwegs sind, und bei denen widererwarten quasi keine Fragen gestellt wurden. Mag sein, dass die schon alles wussten, was ich aber dahin gestellt lasse.

Um Ostern herum entdeckte mich der DBSV-Jugendclub, Jugendclub des deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes auf Twitter. Ich wurde eingeladen, eine Folge für ihren Podcast zu produzieren, in welcher ich das sprechende Handplanetarium
Universe2Go
präsentieren durfte. Die Folge fand großen Anklang und ich vermute, dass einige dieser jungen Menschen nachher versuchten, in U2G einzusteigen.
Das ist am Anfang durchaus nicht einfach. Ich gratuliere all jenen, die es trotz anfänglicher Start-Schwierigkeiten geschafft haben.
Die Podcast-Folge dazu findet ihr Hier lang.

Nach Ostern dann erhielt ich eine Anfrage der Fachgruppe MINT des deutschen Verbandes für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf (DVBS). Die wollten mal für ihre Treffen etwas anderes geboten bekommen, wie nur Themen über Computer, Bildschirmleser oder Betriebssysteme. Ihr Wunsch war ein Vortrag über schwarze Löcher. Noch nie hatte ich, und schon gar nicht in 90 Minuten über so ein komplexes Thema referiert. Aus diesem Grunde nahm ich diese Herausforderung gerne an. Konnte ich doch daran wachsen und mich entwickeln.
Wir streiften Themen wie

  • Was ist Gravitation,
  • Dichte und Fluchtgeschwindigkeiten,
  • was geschieht am Ende des Lebens eines Sterns,
  • Wie wurden schwarze Löcher zunächst postuliert und schließlich auch entdeckt,

und vieles mehr.
Natürlich reichten auch hier die 90 Minuten nicht aus. Nach drei Stunden war das Interesse noch immer ungebrochen. Das ist eben der Vorteil bei Online-Veranstaltungen.

  • Keiner muss auf den Zug oder Bus,
  • der Vortragsraum muss nicht zu einer bestimmten Zeit geräumt sein,
  • und jeder kann, bei abgeschaltetem Mikrofon versteht sich, nebenbei essen, seine Wäsche aufhängen, oder sich im Garten vergnügen.

Meine Erfahrung ist hier schon, dass es trotz aller sozialer Einbußen, die eine Online-Veranstaltung mit sich bringt, es gerade für uns, die wir doch nicht ganz so mobil sind, viel Entspannung und Erleichterrungen mit sich bringt. Nervige Wege entfallen, man fühlt sich im eigenen Umfeld wohler und man wird nicht beobachtet oder begafft.
Das sollten wir unbedingt im Hinterkopf behalten, wenn einst mal wieder alles erlaubt sein wird.
Am Schluss des Vortrages bat man mich, der Gruppe etwas verschriftlichtes zur Verfügung zu stellen, dass man alles nochmal nachlesen könnte.
Darauf ließ ich mich in meinem jugendlichen Wahnsinn schließlich ein. Mit meiner Stichwortliste war hier nichts zu machen. Darin fand nur ich mich zurecht. Also musste ein Artikel auf dem Blog her. Bald schon merkte ich, dass einer nicht ausreichen würde, um die Leser abzuholen, um alle Grundlagen zu legen, die man schließlich für die Erreichung des Zieles, etwas über schwarze Löcher zu erfahren, brauchen würde. Zurück rudern wollte ich aber jetzt auch nicht mehr. Man hat ja schließlich seinen Stolz. Und so entstand letztlich über mehrere Monate hinweg eine elfteilige Serie zu diesem Thema. Ich kopierte die Artikel nur mal so aus Interesse in die Taschenbuchvorlage, die mir mein Verlag zur Erstellung meines Buches vorgegeben hatte, und siehe da, es waren schon um die 150 Seiten. Das ist zu viel, um es damit nur bei diesen elf Artikeln auf dem Blog zu belassen. Es kann gut sein, dass ich daraus noch mehr machen werde, z. B. ein Buch, ein Hörbuch oder sonst etwas. Das ist alles noch in der Schwebe und muss noch etwas reifen.

Mein Sommerurlaub

Nun lockerte sich zum Sommer hin alles und mein Urlaub in meinem geliebten Erholungszentrum in Schwarzach in Österreich durfte stattfinden. Außerdem verfügte ich genau am Abfahrtstag, 01.08. über den kompletten Impfschutz mit beiden Impfungen und der zweiwöchigen Wartezeit danach. Das war ein gutes Timing. Nebenbei bemerkt fand ich das Impfzentrum in der Messe Karlsruhe ein wirklich sehr spannendes Erlebnis. Die Logistik dort beeindruckte mich sehr. Natürlich nahm ich mir meine Assistenz mit, aber so, wie die aufgestellt waren, hätten die mich auch ohne Begleitperson sicher durch alle Stationen geschleust, so dass ich zu meinem Drachenblut gefunden hätte.
Unerwähnt möchte ich an dieser Stelle auch nicht das unbeschreibliche Glücksgefühl lassen, das ich nach beiden Impfungen empfand. Endlich etwas mehr Sicherheit. Endlich die Legitimation in der Tasche, sich im Rahmen aller Vernunft wieder etwas freier fühlen zu dürfen.
Wie auch immer. Das nur am Rande.
Vor allem ein verregneter Sommerurlaub, wie dies einer war, bietet sich natürlich für eine Veranstaltung zu Astronomie an, die ich mittlerweile schon traditionell in jedem Sommer den Urlaubsgästen anbiete. Das Thema dazu entstand bei Bier, Wein und guten Happen. Der Leiter des Hauses besitzt einige Modelle diverser Raumfahrzeuge aus verschiedenen Serien, wie Enterprise oder Starwars.
Er brachte sie mit und so entstand ein sehr interaktiver Abend, wo die Modelle herum gingen, ich etwas dazu erzählte und wir uns alle über die Serien austauschten. Natürlich kopierte ich auch einige Hörbeispiele zusammen. Danach packte ich dann noch die Gitarre und meine Mundharmonikas aus, so dass wir noch singen konnten. Hierbei sind Tabletts, Smartphones und das Internet immer eine große Hilfe. Ein Sehling ist immer dabei, der die Liedtexte für uns aufrufen und ansagen kann, so dass auch wir Blindfische mitsingen konnten. Das ist schon ein Phänomen. Spielen kann ich die Lieder quasi alle. Auch die Melodien sind in der Regel kein Problem. Selbst die Transponierung in singbare Tonarten stellen für mich keine Hürde dar, aber die Texte. Oft hörts leider nach der ersten Strophe auf. Ich wünsche mir hier eine Möglichkeit, dass ich mit den Händen die Klampfe bearbeiten kann und gleichzeitig den Text irgendwie vermittelt bekomme, so dass ich mit den Zeilen pünktlich in der Melodie bereit wäre.
Also. Das war vor allem vor dem Hintergrund der sozialen Isolation ein ganz wunderbarer und nötiger Urlaub.

So, und jetzt verlassen wir die Chronologie der Ereignisse, denn ich schrieb sie einfach im Laufe des Jahres so zusammen und es ist mir jetzt nicht so wichtig, die nochmal neu zu sortieren.

Sendungsbeitrag Volle Kanne

Ich staunte nicht schlecht, als mich plötzlich ein Anruf einer Reporterin erreichte. Sie wollte sich gemeinsam mit einem Fotografen und einem Tontechniker mit mir treffen, um einen fünfminütigen Beitrag für die Sendung „Volle Kanne“ des ZDF zu drehen, und das trotz Pandemie und noch nicht geimpft.
Und so trafen wir uns in meinem Büro, wo die meisten meiner Modelle stehen. Noch nie habe ich ein so sensibles Team beim Fernsehen erlebt. Der Kameramann informierte mich immer, wenn er ein Modell für ein besseres Bild umstellen wollte. Nach der Aufnahme musste ich nicht alles wieder zusammen suchen, wie das leider oft so ist, wenn Sehende einem ungefragt das Büro umgraben. Ich erinnere mich, dass ein kleines USB-Ladekabel für meinen Leuchtmond auf dem Tisch lag. Sogar dieses legte er nach der Aufnahme genau dort hin zurück, wo es vorher lag. Das hat mich tief beeindruckt. Ich wurde auch bei den Aufnahmen nicht irgendwie herum geschoben, oder musste unnatürlich verkrampfte Haltungen und Posen einnehmen. Alles wurde ganz entspannt aufgenommen. Und auch die Fragen in dem Interview waren ausgezeichnet. Somit wurde diese Sendung keine von denen, die letztlich am Ende dann doch wieder die Behinderung hervorheben und alle Klischees erfüllen. Nicht trotz meiner Behinderung mache ich Astronomie, sondern mit ihr. Sie ist fester Bestandteil meiner Arbeit und dafür integral wichtig. Kein Nachteil also, sondern gesamtheitlicher Anteil meiner Person und meiner Mission und Überzeugung, dass Astronomie für alle einen Zugang bereit hält.
Ein kleines muss ich aber doch noch kurz bevor ich euch in die Mediathek führe anmerken. Als die Sendung ausgestrahlt wurde, erzählte mir ein guter Freund, der sich die Sendung angesehen hatte, dass man bei der Großaufnahme gesehen hätte, dass meine weiße Maske, aus welchem Grund auch immer, leider nicht mehr makellos weiß gewesen sei. Das hat mich maßlos verletzt und geärgert, dass mir der Kameramann oder die Reporterin das nicht gesagt hatten. Mein Rucksack und mein Schreibtisch wären voller neuer verpackter weißer Masken gewesen. Auch Ersatzkleidung hätte ich dabei gehabt, wenn sich dort ein Fleck eingestellt hätte. OK, den meisten ist das wohl nicht aufgefallen, aber bitte,

ihr Sehenden, bitte sagt uns Blinden so etwas. Es ist so demütigend, wenn die gute Performance durch so etwas unnötiges und leicht zu änderndes Problem getrübt wird.

Die meisten von uns werden derlei dankbar annehmen und euch freudig für diese Info in die Arme fallen.
Bei vielen wirft so ein Makel z. B. die Frage auf, ob der arme Blinde keine Frau oder sonst niemanden hat, der sich um ihn kümmert… Und das ist nicht nur so dahin gesagt. Manchmal wird man so angesprochen.
Ich für meinen Teil habe daraus gelernt, dass man wirklich jeden Mist vorher abfragen muss.
Für Kleidung, Brille Frisur oder das sonstige Äußere tue ich das bereits, weil es mich die Erfahrung lehrte, aber nun musste ich eben das neue Accessoire, die Maske, die uns wohl noch lange, vielleicht für immer, begleiten wird, in diesen Katalog mit aufnehmen.
Ich bin niemandem dafür böse, wenn so etwas vergessen wird, aber es tut weh, ehrlich, wenn ich so etwas dann von dritten Personen erfahren muss.
Wie auch immer. Ich bin momentan noch in Verhandlung, ob ich zumindest meinen Beitrag hier veröffentlichen darf.
Bis das aber so weit ist, geht es zur Mediathek des ZDF und zur Sendung
hier lang.

Auch Schulen haben meiner gedacht

Ich bin mit zwei Physiklehrern zweier Schulen in Kontakt, die nun vor die Tatsache gestellt sind, einen blinden Schüler, der dort inklusiv beschult wird, in ihrem Astronomie-Kurs unterrichten zu müssen. Diese Lehrer fanden mich im Netz und über mein Buch. In zahlreichen Telefonaten und mit dem austausch von Dateien durfte ich hier unterstützen. Was ich so höre, gehören beide Schüler an ihren jeweiligen Schulen zu den besten in den Astronomie-Kursen. Wir entwickelten auch Gruppenarbeiten, wo beispielsweise sehende Schüler die Aufgabe bekommen, etwas taktiles zu basteln, um dem blinden Schüler den Sternenhimmel näher zu bringen. Das läuft sehr inklusiv an. Oft ist es so, dass blinde Schüler im naturwissenschaftlichen Unterricht lediglich den Versuchen beiwohnen und höchstens noch das Protokoll schreiben dürfen. Das ist äußerst unbefriedigend, denn selber machen ist etwas anderes, als nur davon zu erfahren.
Auch hier zeigt sich wieder, welch wunderbares Potential die Astronomie im inklusiven Unterricht erlangen kann.

Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft

Im Herbst ergriff ich die Chance, mal wieder auf dem Outreach-Workshop der deutschen Astronomischen Gesellschaft einen Vortrag zu halten. Die Tagung fand online statt. Es zeigte sich deutlich an der Zahl der Teilnehmenden, dass sich online deutlich mehr anmeldeten vor dem Hintergrund der ersparten Reise. Da Astronomie oft mit vielen weiten Reisen verbunden ist, steht sie teilweise mit Recht im Verruf, nicht den besten CO2-Fußabdruck zu hinterlassen. Dem wurde auf dieser Tagung eindeutig entgegen gehalten.
Ohne Reise, ohne Assistenz, ohne fremde Umgebung, ohne schwieriges Hotel mit Buffet und allem, ohne in lauter Umgebung Smalltalk führen zu müssen, was mir sehr schwer fällt, weil ich mein Gegenüber nicht sehe, war das ganze Unternehmen für mich sehr entspannt und inklusiv möglich.
Ich durfte darüber berichten, wie sich für mich meine Outreach-Arbeit in der Pandemie verändert hat. Ich erzählte vom Kampf mit diverser Online-Software, sprach über neue Konzepte für Online-Veranstaltungen, berichtete darüber, wie ich mit sehender Assistenz, die für die Kameraführung und das Bildmaterial verantwortlich waren, trotz allen Umständen sogar sehr erfolgreiche Veranstaltungen für Kinder durchführen konnte und vieles mehr.
Es war ein sehr gelungener Vortrag bei dem, wie soll es anders sein, sich mal wieder die Astronomie als besondere Chance für Inklusion bewähren durfte.
Schon im Vorfeld stieß ich bei den Veranstaltern auf großes Verständnis und auch großes Interesse, mich bei so etwas zu unterstützen.
Wir probierten alle Technik im Vorfeld aus und testeten alles durch. Dafür räumten wir uns relativ viel Zeit ein. Und da erhielt ich einen kleinen Ritterschlag. Wir waren im Bruchteil der geplanten Zeit mit allem durch und alles klappte ziemlich auf Anhieb. Der Astronomie-Professor, mit dem ich alles testete meinte, dass er sich wünschen würde, dass alle ihr System so gut im Griff hätten, wie ich das meine. Er versicherte mir, dass solche Tests mit den meisten sehenden Menschen deutlich länger dauerten, manchmal sogar mehrere Termine erforderlich machten. Wir hatten alles in 15 Minuten durch und hatten in der Zeit noch sogar Raum, um über andere Dinge zu quatschen. Das erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz, denn oft erleben wir Blinden, oder wir bilden ihn uns ein, den Kampf, für alles länger zu brauchen und hecheln somit den Sehenden immer hinterher. Zumindest glauben wir das immer, weil uns unsere Erziehung und unsere Leistungsgesellschaft oft behinderter macht, als wir es wirklich sind. Das reicht bis da hin, dass wir uns oft ohne, dass wir das wollen, in eine Opferrolle treiben lassen, in welcher wir dann demutsvoll und für alles dankbar sein zu müssen, zu verharren haben.
Nicht so in der Astronomie. Dort bin ich mit meiner Technik ganz vorne dabei und wurde sogar schon von einer Astronomie-Professorin, die über Jahre die AG leitete, im Rahmen eines Interviews für die deutsche Presseagentur als „Experte“ bezeichnet, obwohl ich keinerlei Abschlüsse in diesem Bereich vorweise. Nicht zuletzt, und so viel Bauchpinselei muss erlaubt sein, bin ich Mitglied der Astronomischen Gesellschaft geworden, was ohne Verbindungen oder einen wissenschaftlich- astronomischen Hintergrund quasi unmöglich ist.
Aber genug davon. Wenn ich damit sage, dass die Astronomie auch hier mal wieder zeigt, das …, würde ich mich wiederholen.

Lokalradio Köln 20.10.

Seit Frühjahr 2021 habe ich zu einem Verein von blinden und sehbehinderten Autoren und Autorinnen gefunden. Den Verein gibt es schon seit 1992, aber ich habe vorher noch nie von ihm gehört.
Es ist ganz erstaunlich, wie groß die schreibende Zunft unter uns ist. Von Journalisten, Radiomachern, Autoren von Kriminalromanen über Kurzgeschichten ist quasi alles vertreten. Wir tauschen uns über Bücher, Hörspiele und vieles mehr aus. Wir treffen uns zu Telefonkonferenzen zu Autorenlesungen und anderen Veranstaltungen online und bald hoffentlich auch wieder direkt. Ich wurde in diesem Verein mit meinem etwas exotischen Thema herzlich aufgenommen und durfte im Rahmen dessen gleich einen Vorrtrag und zwei Beiträge in unserer Hörzeitschrift veröffentlichen. Ein weiterer Beitrag wird in die Anthologie, an welcher der Verein gerade arbeitet, welche die Geschichte und Vielfalt des Vereines aufzeigen wird, veröffentlicht werden. Diese Anthologie wird voraussichtlich im Frühjahr erscheinen. Sie wird ein spannendes Buch vom Umfang mehrerer hundert Seiten werden. Wir sind alle darauf sehr gespannt.
Da unser Internetauftritt momentan im Umbruch ist, lasse ich den Link hier erst mal weg.
Durch diesen Verein wurde eine blinde Journalistin auf mich aufmerksam. Sie spannte mich sogleich für ein spannendes Interview mit Weltraumsounds und allem für das Lokalradio Köln ein. Für online, ist die Qualität ganz gut geworden und hat mir sehr viel Freude bereitet.
Zur Sendung geht es hier lang.

Endlich mal wieder eine Reise tun

Sternenpark Havelland 27.10. – 29.10.

Ende Oktober 2021 durfte ich das Zeitfenster der Lockerungen nutzen, um mich mit meinem lieben Freund Martin, dem Entwickler des sprechenden HandplanetariumsUniverse2Go zu treffen. Wir fuhren gemeinsam in den Sternenpark Havelland, wo wir unsere lieben Freunde, Familie Zemlin trafen. Die betreibt dort einige Ferienhäuser und bieten auch Platz und Veranstaltungen über Astronomie an. Ich selbst war schon vor der Pandemie dort, um beratend und testend an der barrierenfreien Gestaltung dieser Häuser mit zu wirken.
Ich schrieb darüber in Urlaub am dunkelsten Ort Deutschlands inklusiv erleben.
Schaut doch mal hier rein. Es lohnt sich wirklich.
Das Auto voll gepackt mit Teleskop, Musikinstrumenten, Lebensmitteln und einer Drohne kamen wir dort an.
Natürlich wurden wir sehr herzlich empfangen. Im Grunde hatten Martin und ich nur einen kompletten Tag dort zur Verfügung, aber selten habe ich erlebt, dass man einen Tag so ausfüllen kann. Am Vormittag machten wir einen langen Spaziergang in die Felder, sahen Astronomen bei ihren Sonnenbeobachtungen zu und ich durfte Martins Drohne steuern und fliegen. Es ist eine richtig gute Drohne, die sehr gut auf sich selbst aufpassen kann. Sie ließ sich akustisch sehr gut hören. Ich nahm genau wahr, was sie tat, wenn ich die Steuerknüppel und das Gas bediente. Ließ ich sie beispielsweise weg fliegen und kam sie trotzdem auf mich zu, dann hörte ich genau, dass sie rückwärts flog. Mit links und rechts verhielt es sich genau so. Als ich sie landen wollte, verweigerte sie die Landung, weil ich sie nicht auf dem Weg landen wollte, sondern auf der Grasnarbe des Weges. Sie sah mit ihrer Kamera, dass eine Graslandung für ihre Rotoren nicht gut sei. Als ich sie etwas versetzte, landete sie ohne Widerspruch.
Also wenn ich durch eine spezielle App etwas mehr Telemetrie-Daten bekommen hätte, dann ist so eine Drohne eine tolle Sache. Das kann man wunderbar gemeinsam mit einer sehenden Person fliegen.
Da es für diese Drohne eine veröffentlichte Programmierschnittstelle gibt, ist so eine App durchaus machbar.

Nach dem allem und einer kleinen Stärkung machten wir uns ans Musizieren, denn wir wollten für das Grillfest am Abend bei den Zemlins nicht mit leeren Händen da stehen. Noch nie habe ich mit Martin und seinem Cello musiziert. Wir fanden uns super zusammen. Und somit entstanden einige Stücke gemischt mit Cello, Gitarre, Mundharmonika und Querflöte. Auch ich durfte mal das Cello streicheln. Die Töne zu finden war für mich als Gitarrist und mit absolutem Gehör kein größeres Problem, aber die Führung des Bogens ist verdammt schwierig.

Auf jeden Fall war dieser musikalische Grillabend wirklich eine Quelle für Kraft nach dieser langen Zeit der sozialen Isolation. Zwei mal mussten wi unser Treffen verschieben. Einmal wegen der Pandemie, und das andere mal wegen eines Luxus-Streikes der deutschen Bahn. Um so schöner und erfüllter war es nun. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die endlosen Gespräche auf unseren Autofahrten.

Freizeit EBS-Baden

Am Wochenende vom 05.11. – 07.11 leitete ich die Freizeit für junge Erwachsene des Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes. Wir hatten diesmal das Thema Wasser. Ich bin noch ganz erfüllt davon. Es tat so gut, sich mal wieder zu treffen, denn zwei mal ist diese Freizeit wegen, ihr wist schon, ausgefallen. Für manche von uns bieten aber derartige Freizeit die einzige Möglichkeit, mal aus der Enge ihres begrenzten Umfeldes, ihrer Behindertenwerkstatt oder ihres Wohnheimes heraus zu kommen.
Ich startete mit einer dreifachen Vorstellungsrunde zum Ankommen, Ballast ablegen und um positive Energie zu bekommen.
Danach gab es dann noch einen Abendsegen einer Teilnehmerin und ein gemeinsames Lied mit Gitarre und Mundharmonika von mir. Dann ging es in die Bar zu schönen Gesprächen und guten Getränken.
Am Samstag näherten wir uns dann dem Thema Wasser in ganz verschiedenen Blogs und Fragen.

  • Wasser in Märchen und Literatur,
  • Wasser in der Bibel
  • Wasser in Musik und Komposition
  • Astrophysikalischer teil: Woher kommt das Wasser auf der Erde, Agrigatzustände des Wassers, Chemie des Wassers, Johannes Keplers Schnee-Geschichte und seine Orangen-Stapel
    * Wassersounds, z. B. Wahlgesänge und andere lärmende Fische

Und vieles mehr.
Es ist mir gelungen, die Gruppe total mit einzubeziehen. Ich stellte viele Fragen, regte die Gruppe an, jeder, auch eine Teilnehmerin mit einer geistigen Einschränkung, konnte sich perfekt beteiligen und einbringen. Sie hat Hendels Wassermusik mit Weihnachtsmusik verglichen. Damit hat sie recht, denn diese Musik wurde für eine große Feier auf der Themse in London geschrieben, die auf verschiedenen Booten gespielt wurde.
Ein Boot fängt mit dem Thema an, das andere greift es auf, dann das dritte Boot mit den Streichern etc. Es ist so, als würde man ein Magnificat von Bach, wo die Instrumente und Chöre sich die frohe Weihnachtsbotschaft zu rufen oder venezianische Vielchörigkeit des 14. Jahrhunderts hören.
Ihr könnt diese beeindruckende Wassermusik hier mit einer Erklärung auch für Kinder hören.

Wir hatten eine Teilnehmerin, die bevor sie erblindet war, alle biblischen Orte besuchte. Sie erzählte uns vom roten, toten und schwarzen Meer, von Gletschern, Wüsten und Wasserfällen. Sie hielt mit uns am Samstag Abend vor dem Gang in die Bar eine wunderbare Andacht zum Thema Wasser des Lebens.
Am Sonntag hatten wir dann noch einen schönen Gottesdienst, die Abschlussrunde und ein super Mittagessen.
Die Freizeit war ein voller Erfolg, obwohl ich sie vor lauter Lockdown-Frust und allem fast nicht vorbereiten konnte. Erst am Mittwoch davor war der Druck dann hoch genug und die Liederhefte druckte ich erst am Freitag zwischen 06:00 und 09:00 Uhr morgens am SZS aus.
Ohne mich loben zu wollen. Es ist nicht gut, so etwas in derart letzter Minute vorzubereiten, aber es zeugt von einer gewissen Genialität, wenn man das kann.
Mir ging es in der Freizeit weniger darum, dass wir danach Expert*innen zum Thema Wasser sein würden. Das Thema galt vielmehr als Rahmen, in dem wir, so lange in Einsamkeit und Abgeschiedenheit, kommunizieren, sozial interagieren und einfach eine gute Zeit haben können. Das ist mir, Dank nach oben, extrem gut gelungen.

Einen Eindruck, der mich sehr verwundert bei blinden Menschen, muss ich hier noch dazu mit euch teilen.
Ich kenne blinde Menschen, die aus ihrer Wohnung twitchen und auch auf Insta und anderen sozialen Medien sehr aktiv sind.
Das verstehe ich einfach nicht. Für unsereins wäre doch etwas akustisches, wie Clubhouse viel interessanter. Ist es tatsächlich auch, aber mir fehlt die Zeit dazu.

Auf der Freizeit wollte auch jemand ein Gruppenfoto, wofür auch immer, machen. Und das Ding war, dass die Person selbst blind war. Dazu bin ich zu überzeugt blind, als dass ich dauernd den visuellen „Scheiß“ der „Sehenden“ mit mache.
Ich habe das Gruppenfoto als Freizeitleiter unterbunden, weil ich es nicht eingesehen habe, was das soll. Kein Foto hätte darstellen können, was wir gemeinsam auf der Freizeit miteinander erleben durften. Wir wären reduziert als Gruppe auf ein flaches Foto mit zwei Dimensionen gebannt worden. Dabei war unser gemeinsames Erlebnis so viel mehrdimensional, dass man sich so ein eventuell noch verwackeltes und pixelliges Foto auch sparen kann, weil es niemals widerspiegelt, was die Freizeit wirklich ausmacht. Das Medium passt an dieser Stelle einfach nicht.
Das muss man sich immer mal wieder überlegen, in welcher Weise ein gewisses Medium die Botschaft ist, und was es somit zu transportieren vermag. Hätte jemand seine Eindrücke der Freizeit auf eine Leinwand gebracht, ein Gedicht darüber gefunden oder sonst was, dann hätte das gepasst…
Naja, vielleicht sehe ich das alles auch etwas zu eng. Ich bin nicht zeitgemäß, und zeitkonform schon gar nicht. Es ist doch einfach lächerlich, wenn Menschen auf große Konzerte gehen,und die ganze Zeit damit beschäftigt sind, ihre Idole mit dem Handy vor ihren Gesichtern einzufangen. Wir haben uns z. B. vor Pink Floyd einen Joint reingezogen und uns auf eine Wiese gelegt und einfach genossen…
Unabhängig von der Droge hatten wir keine Ablenkung über Bildschirme vor unseren Gesichtern…
Auf jeden Fall werde ich die Hypertrophie des Sehens, das so viele Neurosen in unserer Gesellschaft hervorgerufen hat nicht dadurch unterstützen, dass ich mich an derlei Plattformen, die nur auf das visuelle aus sind und nur auf Selbstdarstellung abzielen, beteilige.

Bezirksgruppe Hessen DBSV 02.11.2021

Für diese Gruppe durfte ich einen ähnlichen Vortrag halten, wie einer oben für die Frauengruppe erwähnt war.
Auch dieser Vortrag wurde überlang, weil er online nach Feierabend stattfand. Auch hier kamen so viele Fragen und das Interesse war unglaublich. Das sollten teilweise meine alten Lehrer an der Blindenschule mal erleben. Die sparten nämlich z. B. das Thema Optik im Physikunterricht mit der Begründung aus, dass Optik mit Licht zu tun habe, und deshalb für Blinde nicht wichtig sei. Ich darf hier am Rande erwähnen, dass ich schon mal einen Vortrag für Einsteiger hielt, als ich ganz neu in einem Astronomieverein eingetreten war. Der Person, die das anfragte, war es, als sie mich vier Wochen danach nochmal anrief äußerst peinlich, dass sie mich als blindes Mitglied um diese Aufgabe bat. Ich musste ihn enttäuschen. Der Vortrag war schon fertig und vorbereitet. Auf der letzten Folie enthüllte ich mein kleines Problem. Der Vortrag kam sehr gut an und zeigte mal wieder, na was wohl, wie … die Astronomie ist.
Auch Leiter gewisser Bezirksgruppen der Blindenverbände lehnten mich wegen angeblich mangelnden Interesses ihrer meist älteren Mitglieder ab. Als ich in selbiger Gruppe an eine andere Türe klopfte, wurde ich vor lauter Interesse, Begeisterung und Fragen fast überrannt.
So viel zum Desinteresse von Blinden an Astronomie und Weltraum und zur Einschätzung derer über die Interessen der Mitglieder der Gruppe, die sie leiten…

Haus der Astronomie 14.12.

So, und nun kommen wir endgültig zum Schluss und Finale unseres Jahresrückblickes.
Ich bin schon seelisch und inhaltlich stets mit dem Haus der Astronomie in Heidelberg verbunden. Immer wollte ich es mal besuchen, was mir vor der Pandemie leider nie gelungen ist, und in Mitten in ihr sowieso nicht mehr. Dennoch hat mich ein Professor dort angefragt, ob ich für eine Serie von Vorträgen einen Beitrag liefern würde. Das ist der Professor, der mich auch immer bei meinen Vorträgen der Astronomischen Gesellschaft unterstützte, mit dem ich auch den erwähnten Online-Vortrag bei der AG durchführte, der mit mir die ganze Technik testete, der mein Buch gelesen hat und der dieses auch öffentlich empfohlen hatte im Outreach-Workshop der AG. Auch diesem Online-Vortrag stand eine technische Prüfung bevor, denn da kam wieder mal eine Software zum Einsatz, die ich bisher noch nicht kannte. Was machen wir, wenn die Software nicht zugänglich sein würde. Ich wollte ja neben meinen Folien auch Sounds einspielen. Das ganze erwies sich aber als weniger problematisch, als wir beide dachten. Wir planten so vieles, z. B. eine Telefonverbindung, einen Zugang zu meinem Rechner über Teamviewer, mit welchem ich ihm dann die komplette Steuerung meines Rechners übergeben hätte, wir planten, wie ich den Chat auf welchem die Fragen rein kommen würden und vieles mehr. Er übernahm den Chat, weil ich ja im Vortrag über deren Studio verbunden war, und der Chat über Youtube rein kam, weil der Vortrag gestreamt wurde. So eine Reichweite hatte ich nur selten, denn bis heute haben sich fast 2000 Besucher den Vortrag über Youtube angesehen. Beim Stream waren es so gegen 100 direkt. Ich hatte große Angst vor diesem Vortrag. Nicht wegen dessen Inhalts, aber wegen der Technik. Meine Arbeitsplatzassistenz wieß ich an, beim Vortrag bei mir im Büro zu bleiben, die Bildschirme zu bewachen, eine Hand an meiner Maus zu haben, wenn etwas passieren sollte. Und was soll ich euch sagen, es geschah nichts, was nicht passieren hätte sollen. Stück für Stück bauten wir angefangen mit einer Telefonverbindung den Kontakt für die Online-Software auf, erst die Sprache, dann das Video, dann die Folien, dann die Anpassung der Bildschirme und dann, welch ein Wunder stand alles, und blieb auch über den ganzen Vortrag hinweg stabil. Da ich relativ frei vortrage und nur einige Notizen in Punktschrift und einen Presenter für das Umschalten der Folien benutze, gerät das manchmal außer Kontrolle. Ich rede, und vergesse die Folie umzuschalten. Mein Professor aus dem Off meldete sich dann gleich bei mir. Das ist nur an einer Stelle passiert, was bei zwanzig Folien vertretbar ist.
Wer mag, kann sich den Vortrag nochmal hier zu Gemüte führen.
OK, manchmal muss man hier etwas andere Wege gehen, aber die Astronomie zeigt uns mal wieder, das … Ich will mich nicht schon wieder wiederholen…

So, meine lieben, das ist mein Jahresrückblick für 2021. Ich danke euch allen, die ihr meinen Blog lest. Ich danke vor allem jenen, die meine länglichen Artikel aushalten.

Ich habe ja einen Vorsatz für dieses Jahr, dass meine Artikel kürzer werden. Aber dieser gildet noch nicht, denn der ist im Laufe des letzten Jahres entstanden.

Bis zum nächsten mal grüßt euch

Euer Blindnerd.