Mein Astronomischer Jahresrückblick 2019


Liebe Leserinnen und Leser,

wieder liegt ein ereignisreiches Jahr hinter uns. Astronomisch begleitete uns natürlich die Mondlandung mehr oder weniger das ganze Jahr hindurch.
Es gab aber, zumindest für mich, auch noch großartige andere astronomische Erlebnisse.
Wie immer teile ich diese in Form eines obligatorischen Jahresrückblickes gerne mit euch.
Und das gewiss nicht, weil ich mich bauchpinseln wollte, sondern weil diese Arbeit einfach viel Freude bereitet. Ich merke, dass meine Mission der Inklusion am Himmel, langsam immer mehr Anhänger*innen findet.
Dann fangen wir mal an:

Artikel bei Spektrum

Zunächst kommt ein Nachtrag von 2018; eine Überraschung, von der ich erst Anfang 2019 erfuhr und die mich sehr freute.
Es gab im November 2018 einen Artikel über mich in der Spektrum der Wissenschaft. Der ist allerdings hinter einer Paywall
https://www.spektrum.de/magazin/wir-wollen-den-himmel-zu-allen-bringen/1606172
Davon habe ich nur zufällig erfahren. Sollte jemand die Möglichkeit haben, diesen Artikel zu laden, dann wäre ich für eine, ja ich weiß, … Kopie sehr dankbar.
Immerhin habe ich die Spektrum als Hörzeitschrift abonniert. Dort war der Artikel aber nie drin, sondern scheinbar nur online.

Jetzt aber zu den Ereignissen von 2019
Wie wir nachher noch sehen werden, war dieses Jahr für mich irgendwie das Jahr der Medien.

Jahresbeginn mit Big-FM

Der Radiosender BigFm strahlte am 13.01. einen Beitrag mit mir in „Zwischen Himmel und Erde“ aus. Das war eine Wiederholungstat, denn der Artikel wurde vor einigen Jahren schon mal gesendet.
Das macht aber nichts, denn bei den meisten Sachen im All kommt es nicht darauf an, wie abgehangen ein Artikel ist.
Diese Ausstrahlung hatte, wie wir später sehen, weitreichende positive Folgen.
Beitrag anhören

Optic Students

Mein erster Vortrag 2019zu Audio-Astronomie war bei einem Verein am KIT, der sich Optic Students nennt. Diese forschen an allem, was mit Optik zu tun hat. Ob Laser, Linse, Spiegel etc. Ausgerechnet dieser Verein wollte von mir einen Vortrag ohne Optik haben. Ich finde das eine gute Sache, wenn man seine Sensoren mal anders ausrichtet.
Rein zufällig traf ich mal ein Mitglied des Vereins auf der Straße. Ich wurde gefragt, ob ich derjenige blinde sei, der mit Sternen und so…
Vermutlich hatte er was in den Medien aufgeschnappt.
Und dann war die Idee geboren.
Der Vortrag war sehr gut besucht und danach gab es auch noch viel Gespräche und leibliches Wohl. Den Vortrag musste ich auf Englisch halten. Zum Glück habe ich schon teilweise englische Folien, so dass ich nicht alles neu erfinden musste.
Für mich war es der erste Vortrag am KIT. Da ist man zwanzig Jahre beschäftigt, taucht mindestens zwei mal jährlich in einem KIT-Medium zum Thema Astronomie auf, kommt in anderen großen überregionalen Zeitungen etc., und dennoch keine Vorträge.
Es ist schon irgendwie so, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.
Wie auch immer.

Artikel beim Evang. Pressedienst

Die oben erwähnte Radiosendung schnappte offenbar eine Reporterin des Evang. Pressedienstes auf. Schon am 18.01. durfte ich ein großartiges Interview mit ihr führen.
EPD ist für die Kirche das, was für alle die DPA darstellt. Jede Zzeitung darf sich bei den Artikeln bedienen. Ein super Multiplikator also.
Und tatsächlich. am 06.02. veröffentlichte der EPD einen sehr langen respektvoll geschriebenen großartigen Artikel.
Hier geht es zum Artikel.

Noch am gleichen Tag rief die Landesschau des SWR bei mir an. Die wollten unbedingt, angeregt durch den EPD-Artikel mit mir eine Sendung aufzeichnen.
Das letzte finale Ereignis in diesem jahr war dann diese Sendung. Siehe gaaaanz unten.

Sendung bei SWR4 Baden-Württemberg

Am 07.02. rief mich spontan ein wohl bekannter Reporter, Herr Essig, des SWR4 an. Wenn es etwas am KIT oder vom KSC zu berichten gibt, das für SWR4 interessant sein könnte, ist Herr Essig nicht weit.
Er meinte: „I bin grad uf am Weg zum KSC. I könnt kurz vorbei komme. Mache ma doch e schönes Beiträgle.“
Auch er fand über den EPD-Artikel zu mir.
Baden-württemberg Aktuell

Ambasador-Club Baden-Baden

Von langer Hand geplant war ein Vortrag im Kurhaus Baden-Baden beim Ambasador-Club.
Die waren alle sehr interessiert. Es ist praktisch, auch mal bei so einem Verein einen Vortrag zu haben, denn die haben, was man eventuell mal für ein Astronomie-Projekt brauchen könnte, Geld, das sie gerne für gute Zwecke einsetzen wollen.

Fünfzig, was jetzt schon?

Oh, was hatte ich Glück, wie ich mich um eine große Feier meines fünfzigsten Geburtstags drücken konnte.
Vom 22.02. – 24.02. nahm ich für den Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden an der Jahrestagung des Dachverbandes teil
Das Motto war lustig: „Hast Du schon die App, oder fragst Du noch Menschen“.
Gemeinsam mit einer aus Pfarrern bestehenden Folk-Band durfte ich mich mit zwei kleinen Lesungen am Abendprogramm beteiligen. Ich muss schon sagen. So Folk und Astronomie passen schön zusammen.
Außerdem gab ich zwei mal einen Workshop zum Thema „Wenn Dinge plötzlich denken lernen“. Es ging um Haushaltsroboter, Alexa & Co. Trotz aller Vorteile als Hilfsmittel und Assistenzsystem gab es viele Ängste und Bedenken, die im Workshop ausgesprochen und bearbeitet werden durften.
Die Tagung war wirklich ein ganzheitliches Highlight für mich und hat mich, wie gesagt, über meinen Fünfziger getragen.

Interview beim Evangeliumsrundfunk

Mein großartiger blinder Freund ist Journalist beim Evangeliumsrundfunk Baden. Der ist sprachlich der Hammer und keiner kann Elvis so gut wie er. Für das Bestehen seiner Matheklausuren empfahl ich ihm stets Kerzen zum Gebet…
Er hatte vor einigen Jahren den Take initiiert, der oben von BigFM erwähnt wurde.
Der führte mit mir am 12.03. mal ein richtiges langes Interview mit mehreren Takes durch.
Es war wie in guten alten Zeiten, als wir Brüder im Geiste quasi unter einer roten Fahne die Welt verändern wollten.
Link zur Sendung

Podcasts

Ich schrieb in Podcasts – ein Tor zu Wissen und Bildung darüber, welch ein wunderbares Tor zu Wissen und Bildung insbesondere für mich als Mensch mit Blindheit, Podcasts sind.
Ein in der Community und weit darüber hinaus strahlender Stern am Podcast-Himmel ist der Technikpodcast von Stephan Merk.
Es war mir eine große Ehre, dass er am 29.03. mit mir eine Folge aufzeichnete.
Für alle, die sich für Audiozubehör interessieren, ist dieser Podcast ein Muss.
Zur Folge

Sternenfrühstück

Auf der oben erwähnten Fachtagung des DEBESSwurde mit der Leiterin des Evang. Blinden- und Sehbehindertendienstes Rheinland-Pfalz abends beim Wein die Idee geboren, mich zu deren Frauenfrühstück in die Diakonie als Referent einzuladen, denn man kann ja nicht immer ein medizinisches oder sonstiges Schwurbelthema nehmen.
Das war für mich eine gewisse Herausforderung, denn ich hatte mit so einem Publikum noch wenig Erfahrung.
Hier kam mir dann allerdings die Zeit zu pass. Ostern stand vor der Tür und diesmal sogar noch mit dem
Oster-Paradox
Da lies sich dann was daraus machen.
Die wunderbaren Damen schmierten mir Brötchen und versorgten mich vortrefflich und ich erzählte ihnen von Ostern.

Podcast mit Folgen

Schon lange bin ich mit den freien Journalisten der @Weltraumreporter auf Twitter unterwegs und habe auch deren Flatrate abonniert, um alle Artikel der @Riffreporter lesen zu können.
Und so besuchten mich am 24.06. Karl Urban und Felicitas Mogler in meinem Büro, um gemeinsam eine Sendung aufzunehmen.
Keiner von uns wusste vorher, wer den Weltraumreportern die Sendung abkaufen würde. Es versprach somit, spannend zu werden.
Einige Radiosender kauften dann den Artikel und bastelten sich eigene kurze features daraus.
Zur Podcast-Folge der @weltraumreporter

Inklusion

Aufmerksam geworden durch den EPD-Artikel oder einer anderen Zeitung, die sich dort bediente, rief mich die Inklusionsbeauftragte der Gemeinde Gundelfingen an, und bat mich, in deren Bibliothek einen inklusiven Abend zu gestalten.
Im Vorfeld dafür durfte ich am 02.07. der Badischen Zeitung ein Interview geben.
Ich schrieb gesondert über diese Veranstaltung in

Inklusiv von allen Seiten – mein Auftritt in Gundelfingen

Am selben Tag strahlte DLF-Nova ein Feature aus, welches aus der Sendung extrahiert wurde, das die Weltraumreporter mit mir aufgenommen hatten.

Hatte also diesmal der Große Fisch DLF angebissen. Wahnsinn!!!

Nach gezogen hat dann mit quasi der gleichen Sendung SWR2-Impuls.

Endlich geschafft. Ein Traum ging in Erfüllung. Ich wollte schon immer gerne ins Radio. Lieber, als ins Fernsehen, obwohl man das natürlich auch mit nimmt, wenn es sich anbietet.

Besuch von Alexander Gerst

12.07. Ehrendoktor Alexander Gerst.
Zu gerne hätte ich ihm mein Buch geschenkt, aber er wurde von Großkopferten derart abgeschirmt, dass das nicht möglich war. Dennoch. Es war für mich ein großer Tag, bei dieser Feier dabei gewesen zu sein.
Über diesen ganz besonderen Vortrag berichtete ich bereits in

Alexander Gerst am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – meine Impressionen

Mond verpasst

Ausgerechnet am 20.07.2019, 50 Jahre Mondlandung, lag ich krank zu Bette.
Noch nie musste ich wegen Krankheit eine Astro-Veranstaltung absagen. Eigentlich wollte ich mich mit unseren Studierenden treffen. Wir wolten Mond-Videos schauen, Pizzamond bestellen und Legorakete aufmachen, und auseinander nehmen, um den Flug zu erleben.
Ging nicht. War nix zu machen. So habe ich dann halt meine Videos im Bett geschaut, und irgendwie wurde es dann doch noch ganz feierlich.

Astronomie für die Kirche

Mitten am Tage, als die Sonne hoch am Zenit stand, war ich von den Mitarbeitern des EOK eingeladen, im Rahmen ihrer Mittagspause mal etwas über Astronomie mit vier Sinnen zu erzählen.
Die haben im Sommer so ein Programm, wo entweder Mitarbeitende ihr ungewöhnliches Hobby präsentieren, bzw. in meinem Falle, auch mal jemand von außerhalb eingeladen wird.
Und so hörten wir uns viele Weltraumsounds an, man war sehr an meinen Modellen interessiert, und einige Büchlein wechselten ihre Besitzer.
Am gleichen Tag sendete SWR2-Wissen ein aus dem Podcast der Weltraumreporter abgeleitetes Feature, dem des DLF sehr ähnlich,
Allerdings nur irgendwie online, denn im SWR2-Wissen-Podcast lief es nie.

Am 12.09. veröffentlichten nun die @Riffreporter das ganze Interview als Schriftinterview und auf ihrem Podcast. Weil die anderen Radios Teile vom ganzen verwendeten hier der Link zum ganzen Interview.
Direkt zum Audio auf Blindnerd

Zum Podcast und Schriftinterview auf der Seite der Riff-Reporter

Outreach-Workshop bei der Astronomischen Gesellschaft

Vor vier Jahren stellte ich bei der Deutschen Astronomischen Gesellschaft auf der Jahres-Hauptversamlung in Kiel mein Buch vor. Ich dachte mir, dass die Gelegenheit günstig sei, am 19.09. mal wieder einen Vortrag darüber zu halten, was sich seitdem entwickelt hat. Da die Versammlung diesmal an der Uni Stuttgart stattfand, war es für mich ein Heimspiel.

Vier Jahre, in welchen sich unheimlich viel für mich und die Astronomie getan hat. Über einhundert Veranstaltungen und Vorträge, zahlreiche Berichte und Interviews in den Medien, Entwicklung neuer Modelle und Zugänge zu Astronomie und vieles mehr, nahm ich in diesem Herbst zum Anlass, mal wieder im Outreach-Workshop der Jahreshauptversammlung der Deutschen Astronomischen Gesellschaft, diesmal in Stuttgart, einen Bericht abzuhalten, wie sich meine Öffentlichkeitsarbeit in Sachen inklusiver Astronomie, in den letzten Jahren entwickelte.
Zum Event

Der Ritterschlag

Wie genau weiß ich nicht, aber es hat tatsächlich eine Reporterin der Deutschen Presseagentur zu mir gefunden.
Am 30.09. fand ein Interview mit ihr statt, aus welchem ein großartiger DPA-Artikel entstanden ist.
Hier haben sich bis Mitte Oktober schon das schwäbische Tagblatt, die BNN und das Badische Tagblatt bedient.
Und das sind nur die, von denen ich weiß. Ich bin gespannt, welche Früchte dieser DPA-Artikel noch tragen wird.

Astronomieurlaub Inklusiv

Über meinen Kurzurlaub Ende Oktober im Sternenpark Havelland schrieb ich gesondert.
Ich bin davon überzeugt, dass sich hier etwas sehr schönes entwickeln wird.

Finale zu guter letzt

Und da sind wir zum Schluss wieder beim Anfang, wo der Prophet nichts gilt im eigenen Lande. Vor der Haustüre hatte ich bisher nur extrem wenige Vorträge. Am Rande der Welt dagegen schon.
Mit ungefähr einem Jahr Vorplanung war klar, dass ich am 09.12.2019 um 20:00 Uhr einen Vortrag für die Karlsruher Astronomische Vereinigung im Rahmen ihres monatlichen Programms im Naturkundemuseum halten würde. Das freute mich sehr, weil dann endlich mal meine Freunde hier die Möglichkeit hatten, mich zu besuchen, ohne mir hinterher reisen zu müssen.

Was sich relativ kurzfristig ergab war, dass die Landesschau des SWR dabei sein würde, um einen Beitrag mit mir zu drehen.
Oben erwähnte ich schon, dass ich ob des EPD-Artikels eine Anfrage der Landesschau hatte. Nun ist es aber so, dass nicht jeder Vortrag oder Workshop sich für die großen Medien eignet. Bei Kinder-Workshops dulde ich große Medienanstalten meist nicht. Außer einer kleinen Lokal-Zeitung, die z. B. wichtig für die Schule ist, darf da niemand glotzen.
Menschen mit Einschränkung führe ich auch nicht gerne bei den Medien vor, um eventuell Klischees zu befeuern und zu verstärken.
Dieser öffentliche Vortrag zum Jahresabschluss war für das Fernsehen super geeignet. Es ergab sich, dass ein Früherer Kollege und Freund sich bereit erklärte, mir ab dem Nachmittag den ganzen Abend als Assistenz zur Verfügung zu stehen.

Das erleichtert mir alles so ungemein.
Meinen Beitrag könnt ihr euch hier ansehen.

So, ihr seht, das war ein turbolentes Jahr. Ich bin schon neugierig, was das nächste Jahr bringen wird. Der astronomische Terminkalender füllt sich bereits langsam.
Mit diesem Artikel verabschiede auch ich mich in meinen Weihnachtsurlaub.
Ich wünsche euch allen eine schöne und besinnliche Weihnacht und einen guten Start in das neue Jahr 2020.
Es grüßt euch herzlich
euer Blindnerd Gerhard.
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Die Weihnachts-Mondfahrt von Apollo VIII undie beflügelnden Ideen dazu aus der Literatur


Liebe Leserinnen und leser,

in meiner Mondfeier kündigte ich es schon an, dass noch ein Artikel zur „Mondreise“ in der beletristischen Roman-Literatur folgen wird.

Eigentlich wäre dieser Artikel schon letztes Jahr zu Weihnachten fällig gewesen, aber da hatte ich das Mondjubiläum noch nicht so auf dem Schirm.
Deshalb jetzt hier der Artikel. Besser spät, als nie.
Der Artikel ist übrigens nicht alleine auf meinem Mist gewachsen.
Grundlage dafür ist ein englischer Artikel meines Freundes Matthias, den wir schon von Das Schauspiel des Himmels im Modell her kennengelernt haben.
Dankenswerterweise erlaubt er mir, dass ich aus dieser Englischen Vorlage einen schönen Deutschen Artikel basteln darf.
Also, Matthias, dann legen wir mal los:

Die Weihnachtsmission

Vor 51 Jahren wurde Jules Vernes Roman „Von der Erde zum Mond“ Realität: Der Flug der Apollo 8 um den Mond war bis dato die kühnste Mission des gesamten Mondprogramms, weil sich noch keine Apollo aus dem Erdorbit gewagt hatte.
Weihnachtlich ist die Mission deshalb, weil sie sich um die Weihnachtstage von 1968 herum abspielte.

Der erste Gottesdienst im All

Neben hunderten von Fotos, die von der Mondoberfläche gemacht wurden, dürfte den größten Eindruck vermittelt haben, als die Astronauten plötzlich begannen im Wechsel einen Teil der Schöpfungsgeschichte zu zitieren.
Audio, Lesung aus Genesis

Bei Martin Luther liest sich das in der neuesten Übersetzung, im ersten Buch Mose, Genesis, wie folgt:

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
1. Mose 1,2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
1. Mose 1,3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
1. Mose 1,4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis
1. Mose 1,5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
1. Mose 1,6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern.
1. Mose 1,7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so.
1. Mose 1,8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.
1. Mose 1,9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so.
1. Mose 1,10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.

Schon klar. Der Anfang der Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis der des alten Testaments unserer Bibel ist nicht unbedingt das, was wir als Weihnachtsgeschichte bezeichnen würden. Aber mal ganz ehrlich. Hätte die Geschichte vom Kindlein im Stall zu der Situation gepasst, dass die drei Astronauten, Frank Bormann, Jim Lovell und Bill Anders, damals am Heiligen Abend 1968 die ersten Menschen in einer Umlaufbahn um den Mond waren?
Ich denke, so etwas extensielleres, wie die Schöpfungsgeschichte, war schon geeigneter.

Die Astronauten von Apollo 8, waren gebeten worden, die ersten Live-Bilder vom Mond mit etwas „Angemessenem“ zu kommentieren – schließlich würde etwa ein Sechstel der Menschheit das Ereignis an ihren Fernsehern mit verfolgen. Was könnte passender sein, um die vorbeiziehende Mondlandschaft unten zu begleiten, als die ersten Verse des Buches Genesis über Licht und Dunkelheit?

Einige kritisierten den religiösen Charakter der Sendung,
aber jedem, der sich so weit hinaus wagt, sollte erlaubt sein,, dass er sich seines Glaubens erinnert, egal, wie intensiv man ihn auch sonst im Alltag leben mag.

Das Mond-Programm

Das Mondprogramm der NASA war ein gut durchdachter, schrittweiser Ansatz, bei dem jede Mission des Merkur-, Gemini- und Apollo-Programms um eine weitere Fähigkeit ergänzt wurde, die für die Landung auf dem Mond erforderlich sein würde.
Da war der Start überhaupt, das An- und Abkoppeln zweier Raumschiffe, der Mensch im Weltraum, das Verlassen des Orbits und vieles mehr.

Die eigentliche Mission von Apollo 8 bestand darin, die Mondlandefähre im Erdorbit zu testen. Ein vernünftiges Ziel, wenn man bedenkt, dass dies der allererste bemannte Flug der mächtigen Saturn V sein würde, der größten und mächtigsten Rakete, die je gebaut wurde. Auch das Raumschiff Apollo an der Spitze war ziemlich neu: Nur eine Crew hatte es zuvor geflogen.

Die Montage der Mondlandefähre war jedoch weit hinter dem Zeitplan zurückgeblieben und die NASA stand unter enormem Druck.
Im September 1968 hatten die Sowjets zwei Schildkröten und ein paar Mehlwürmer um den Mond geschickt und sicher auf die Erde zurück gebracht.
Die Befürchtung, die Soviets würden das nun auch zuerst mit Menschen schaffen, war durchaus berechtigt.
Aus diesem Grunde mussten die Missionsplaner das Ziel für Borman, Lovell und Anders leicht ändern: Sie sollten nicht im Erdorbit bleiben, sondern den Weg zum Mond wagen, ihn umkreisen, und wieder sicher auf der Erde wassern.

Die Entscheidung war unglaublich mutig, wenn man bedenkt, dass kein Raumschiff des Mondprogramms jemals die Umlaufbahn der Erde verlassen hatte. Apollo 6, ein unbemannter Testflug mit Saturn V, sollte um den Mond herumfliegen, aber die dritte Stufe versagte. Sie zündete ihre Triebwerke für die „Trans Lunar Injection“ leider nicht.
Und somit war das Ziel der Mission verloren und sie wurde abgebrochen.

Als Borman, Lovell und Anders am 21. Dezember 1968 an der Küste Floridas vom Pad 39 A des John F. Kennedy Space Centre abflogen, waren sie die ersten Menschen, die die relative Sicherheit der Erdumlaufbahn verließen und 400.000 Kilometer ins Ungewisse wagten.

Drei Tage später, am 24. Dezember 1968, verschwand Apollo 8 hinter dem Mond. Kein Mensch hatte jemals die andere Seite des Mondes direkt beobachtet, aber die Crew hatte wenig Zeit, es zu genießen.

Im Mondschatten zu sein bedeutet, im Funkloch zu sein. Durch den Mond hindurch ist kein Funkkontakt zur Erde möglich. Die drei waren also völlig auf sich alleine gestellt.
Völlig heimatlos. Sie würden nicht mal durch die Gravitation der Erde wieder angezogen, sollten sie mit ihrem Schiff mit ausgefallenen systemen durch das All trudeln. Selbst bei einem Absturz auf den Mond, wäre keine Rettung möglich. So lange konnte man im Apollo-Schiff nicht überleben, wie es gedauert hätte, eine Rettungsmission zusammen zu stellen, und außerdem hatte man derlei noch nie vorher geprobt.

Sie mussten die Zündung der Triebwerke selbst berechnen, einleiten und kontrollieren.
Zündete das Triebwerk zu kurz, und Apollo 8 würde ins All geschleudert, zu lang, und sie würde ein weiterer Krater auf dem Mond werden. Für die Astronauten fühlten sich die vier Minuten und sieben Sekunden, während derer das Triebwerk arbeitete, um sie auf die richtige Bahn zu blasen, wie eine Ewigkeit an.

Einmal im Orbit, gab es wenig zu tun, außer die Bibel zu lesen und Hunderte von Fotos zu machen – darunter das legendäre Bild der fernen Erde, die über dem kargen Mond steht.

Nach 20 Stunden im Orbit war es Zeit zu gehen. Eine weitere kritische Zündung des Triebwerkes,
und Borman, Lovell und Anders waren auf dem Weg zurück auf die „gute Erde“. Am 27. Dezember öffneten sich drei riesige Fallschirme über dem Nordpazifik südlich von Hawaii. Die Apollo 8 wasserte sicher im Meer, und wurde von einem Flugzeugträger aufgenommen.

Was für ein Abenteuer, was für eine Geschichte. Eine Geschichte, die bereits hundert Jahre zuvor von einem gewissen Jules Verne erzählt worden war. Die NASA, so schien es, folgte nur seinem Skript.

Die Idee vor der Tat

Jules Verne hatte 1865 den Roman „Von der Erde zum Mond“ geschrieben,
Die Fortsetzung „Rund um den Mond“ folgte 1870.
Seine Geschichte von drei Männern, die von Florida starten, in einer kleinen Kapsel um den Mond fliegen und im Pazifik landen, hatte Generationen von Lesern fasziniert.
euch nicht auch? Also mich mindestens ebenso, wie 20.000 Meilen unter dem Meer, oder die reise zum Mittelpunkt der Erde.

Die Geschichte sollte man mittlerweile frei über das Projekt Gutenberg bekommen, da die Rechte abgelaufen sind.
Zu Vernes Lebenswerk auf Guttenberg
Natürlich gab es schon andere Mond-Reiseberichte – Johannes Keplers Traum vom Mond oder Edgar Allan Poes „The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall“
Poes Geschichte als Hörbuch
Aber sie alle nutzten eher zweifelhafte Methoden, um zum Mond zu gelangen, wie Adler, Dämonen oder Ballone. Verne’s Darstellung hingegen ist detailliert, fast wissenschaftlich – und manchmal unheimlich nahe am eigentlichen Flug der Apollo 8.

Verne und Apollo8 im Vergleich

Nehmen wir zum Beispiel den grundlegenden Ablauf:
In beiden Fällen gibt es drei Mondreisende. Verne nennt sie Ardan, Barbicane und Nicholl, was unheimlich ähnlich klingt wie Anders, Borman und Lovell. Im Jahr 1865 starten sie von Tampa, etwa 185 Kilometer vom Raumhafen Cape Canaveral entfernt. Ihre Reise dauert zehn an Stelle von sechs Tagen bei Apollo 8 und sie landen im Pazifik, um von einem Marineschiff geborgen zu werden.

Und damit der Parallelen nicht genug:
Wie wäre es mit der Tatsache, dass das von Verne beschriebene Raumschiff etwa die gleichen Abmessungen wie das Befehls- und Servicemodul von Apollo 8 besitzt, etwa das gleiche Gewicht hat und ebenfalls aus Aluminium gefertigt ist? Beide Schiffe sind mit Absorbern zum Absaugen von Kohlendioxid aus der Luft und speziellen Liegen ausgestattet, um den Astronauten beim Abheben die Belastungen durch die sehr hohe Gravitation beim Start zu erleichtern.
Die Liste geht weiter,
selbst die Kosten des von Verne geschätzten Programms entsprechen den 14 Milliarden US-Dollar, die bis zur Mission Apollo 8 ausgegeben wurden.

War Verne ein Prophet?

Wie konnte Jules Verne das alles so genau vorhersagen? Schließlich war er weder Wissenschaftler noch Ingenieur. Jules Gabriel Verne, geboren am 8. Februar 1828 in Nantes, Frankreich, studierte zunächst Jura, gab aber bald auf, um unter der Leitung von Alexandre Dumas Schriftsteller zu werden. Trotz seiner Berufswahl war Verne von den zahlreichen technischen Innovationen und Expeditionen seiner Zeit fasziniert. Er verdiente nebenbei etwas Geld mit wissenschaftlichen und historischen Kurzgeschichten, die akribisch recherchiert wurden und die der Denkweise des technologischen Booms der Zeit absolut entsprachen. Für den Verleger Pierre-Jules war Verne der perfekte Mann für ein neues Magazin, das er im Sinn hatte, das unterhaltsame Fiktion mit wissenschaftlicher Ausbildung verbinden sollte. Die beiden waren das perfekte Team. Zusammen würden sie über 60 Romane veröffentlichen, war ihre Idee. Keine Ahnung, ob sie es schafften. Mir scheint sechzig etwas viel, aber vielleicht weiß das ja jemand von euch genauer.

Obwohl „Von der Erde zum Mond“ erst der dritte Roman von Verne war, basierte er dennoch vollständig auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die ersten Ausgaben enthielten sogar ein zusätzliches Kapitel mit Mondfakten, Formeln und Berechnungen! Verne kombinierte und extrapolierte diese Fakten und verfolgte zwangsläufig eine ähnliche Denkweise wie die NASA-Ingenieure hundert Jahre später. Wie sie dachte er darüber nach, dass an einem Startplatz in der Nähe des Äquators, d.h. in Florida, die Erdrotation zusätzliche Geschwindigkeit bringen würde und dass die Landung im Meerwasser weicher ablaufen würde. Und genau wie Verne wandten die NASA-Ingenieure die Gesetze von Newton und Kepler an, um die Fluchtgeschwindigkeit von der Erde auf etwa 11 km/s zu berechnen. Alles, das langsamer fliegt, kann das Schwerefeld der Erde nicht verlassen. Mit ungefähr 7,5 km/s kann man wenigstens einen Orbit erreichen, auf welchem man die Erde umkreist. Alles, was langsamer ist, fällt unweigerlich wieder runter.
Auch die Gravitation beim Start, oder die des Mondes und die Schwerelosigkeit dazwischen, mussten berechnet, oder zumindest irgendwie abgeschätzt und bedacht werden.

Das Haar in der Suppe

Verne dachte, dass seine Mondreisenden nur am Lagrange-Punkt I zwischen Mond und Erde schweben würden, an dem die Schwerkraft der Erde und des Mondes sich gegenseitig ausgleichen.
Diese Annahme war nicht Vernes einziger Irrtum: Er ließ seine Protagonisten während ihrer Reise zum Mond aus dem Fenster schauen und kümmerte sich nicht um Fallschirme, um ihren Rückfall zur Erde zu bremsen. Die auffälligste Abweichung vom Plan der NASA, zum Mond zu gelangen, ist jedoch die riesige Mondkanone.

In Verne’s Buch holt der Baltimore Gun Club 60.000 Tonnen Eisen aus dem Boden, um das Columbiad, die Abschusskanone für die Kapsel, zubauen.
Sie war ein 274 Meter langer Riese von Kanone mit zwei Meter dicken Wänden, die der Explosion von 200 Tonnen Schießpulver widerstehen sollten.
Glücklicherweise folgten die Apollo-Ingenieure diesem Teil von Vernes Skript nicht, denn ganz offensichtlich würde die Beschleunigung eines Geschosses von Null auf 11 km/s über die Länge des Kanonenrohrs die Piloten zerquetschen, woraufhin sie durch die Luftreibung zu Asche verbrannt würden. Verne war sich dieses Problems bewusst, er lässt sogar einen seiner Protagonisten darüber diskutieren
aber so etwas wie die Saturn V, eine 111 Meter hohe Rakete mit rund 2.700 Tonnen hochexplosivem Treibstoff, zu entwickeln, übertraf selbst Vernes extrem lebhafte Vorstellungskraft.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts galten Raketen im Vergleich zu Großkaliberkanonen als bloßes Spielzeug
Sie konnten auf keinen Fall etwas zum Mond bringen. Dennoch hat Jules Verne die Idee von Raketen nicht völlig verworfen. Seine Mondreisenden beabsichtigten, ihre Mondlandung mit ihrer Hilfe ab zu bremsen und benutzte sie schließlich zur Kurskorrektur, nachdem sie Kontakt mit einem Asteroiden hatten, der sie vom eigentlichen Weg etwas abgebracht hatte.

Was blieb von Vernes Traum?

Vernes Mondkanone mag lächerlich überdimensioniert und unpraktisch gewesen sein, Menschen ins All zu befördern, aber das Konzept selbst ist nicht so verrückt, wie es klingt. In den 1960er Jahren arbeitete der kanadische Ingenieur Gerald Bull an einer Weltraumkanone. Damit gelang es ihm schließlich, ein Geschoss auf 180 Kilometer Höhe zu starten – ein Rekord, der mit Kanonen bis heute Bestand hat. Während das Geschoss definitiv den Rand der Erdatmosphäre, also die Grenze zum All erreichte, beschleunigte die Kanone nur bis weniger als die Hälfte der Geschwindigkeit, die notwendig ist, um wenigstens im Orbit zu bleiben, geschweige denn, ihn in Richtung Mond zu verlassen. Andere folgten Bulls Fußstapfen und experimentierten mit elektromagnetischen Railguns, leichten Gaskanonen oder Slingatronen, aber bisher hat es noch niemand geschafft, die magischen 11 km/s zu erreichen.
Die Bemühungen gehen weiter; die Attraktivität des billigen Starts, Nutzlasten gegen die Gravitation der Erde in den Orbit zu bringen, ist einfach zu groß. Bis die Ingenieure erfolgreich sind, müssen wir uns auf die Natur verlassen, um einen „Verneshot“ zu schaffen, ein geologischer Begriff für einen Vulkanausbruch, der heftig genug ist, um Steine in den Weltraum zu schleudern.
Aber Geologen sind nicht die einzigen, die sich von Jules Vernes Roman inspirieren ließen. Jacques Offenbach vertonte ihn in seiner Operette „Le voyage dans la Lune“ und der Filmpionier Georges Méliès nutzte Teile der Handlung als Drehbuch für den ersten Science-Fiction-Film. Auch viele Ingenieure bezeichnen Jules Verne als ihre Inspiration – trotz des offensichtlichen Versagens mit der Kanone. Im Gegenteil, die Raketenpioniere Konstantin Ziolkowski (Denker des Weltraumaufzuges) und Hermann Oberth sowie die Raumfahrer Juri Gagarin und Neil Armstrong gaben alle zu, dass sie von Jules Vernes Geschichte stark beeinflusst worden waren. Die Besatzung der Apollo 11 nannte ihr Führungs- und Servicemodul sogar „Columbia“ zu Ehren von Vernes riesiger Kanone.

Schließlich, nach einhundert Jahren, war es der Menschheit, den Ingenieuren und allen, die auf den Spuren von Vernes Traum wandelten gelungen, den Mond zu erreichen.
Und so ist es auch mit vielen kleineren Dingen des Lebens. Der Tat oder jeder Erfindung geht oft eine Idee voraus.
Und jetzt bleibt mir zum Schluss nur noch eines:
Ich danke Dir, lieber Matthias für Deinen sehr inspirierenden Artikel. Hätte ich den nicht gehabt, dann wäre dieser Blogbeitrag vermutlich so nicht entstanden, obwohl ich natürlich im Vorfeld meinen Verne nochmal nach vielen Jahren gelesen habe und auch die Links zu Apollo VIII, die ich teilweise ebenfalls von Dir erhielt.
Solche Co-Produktionen machen mir viel Freude.

Und damit, mit den besten Ideen für die besten Taten entlasse ich euch in euren verdienten Weihnachtsurlaub.
Ich melde mich nochmal zwischen den Jahren mit meinem obligatorischen Jahresrückblick.

Es grüßt ganz herzlich

Blindnerd Gerhard.

Meine Jahres-Mondfeier


Liebe Leserinnen und Leser,

noch ist es nicht ganz zu Ende, das Jubiläumsjahr zu 50 Jahre Mondlandung. Das hat uns alle, bzw. hält vielleicht manche von euch auch noch in Bann.
am 11.12.1972 landeten bisher das letzte mal drei Menschen mit Apollo XVII (17) auf dem Mond. Diesen Tag nehme ich nun zum Anlass, meinen Mond-Artikel, der mich das ganze Jubiläum lang begleitet hat, zu veröffentlichen.

Was ich hier mit euch im wesentlichen teile ist all das, was ich im Laufe des Jahres gehört und gelesen habe, um dieses Ereignis zu feiern und zu würdigen.

Ich selbst lag am 20.07. mit einer Sommergrippe danieder, so dass ich eine Nerd-Veranstaltung zum Thema nicht durchführen konnte. Aber genossen habe ich meine Mond-Videos, Texte und Bücher dennoch und es wurde dann auch im Bett etwas feierlich.

Bereits Anfang des Jahres startete ich meine Mondreise mit einem sehr empfehlenswerten Buch „A man on the Moon“ Das ist in Englisch auf Audible hier verfügbar.
Angefangen vom Mercury- über das Gemini-Programm wird die ganze Geschichte des Apollo-Programms mit Original-Zitaten und allem entrollt.

Man kann schon sagen, dass die meisten Quellen zu Apollo in Englisch besser sind. Was ich leider auch feststellen musste ist, dass meine Haus- und Hof-Blindenhörbücherei und andere auch erstaunlich wenig zum Thema haben. Ich hätte erwartet, dass hier etwas zum Jubiläum aufgelesen würde. Vielleicht tue ich da anderen Hörbüchereien Unrecht, und ich habe etwas übersehen, aber gerade Themen wie Luft- und Raumffahrt und Astronomie sind für meinen Geschmack in unseren Hörbüchereien unterrepräsentiert…

Nach, bzw. Parallel zu diesem Buch hörte ich mir drei phantastische Folgen vom @omegataupodcast an.
The Saturn V launch Vehicle
How Apollo Flew to the Moon
How Apollo explored the Moon
Die Bücher des in den Folgen interviewten Gastes habe ich leider noch nicht gelesen.
Ich finde Ebooks am Computer oder mit einem Player zu lesen ziemlich mühsam.

Lesenswert und hörenswert sind die Riffreporter-Artikel. Manches gibt es kostenfrei, anderes gibts per Abo.
Zugegeben, deren Seiten sind für unsereiner nicht ganz zugänglich, aber nach etwas Gewöhnung gehts.
Hier gehts zu deren wunderbaren Mond-dossier. Leider muss man hier abonnieren, um den ganzen Artikel lesen zu können.
Dossier Mond

Die Idee zum Mond zu reisen ist alt und wurde in den letzten Jahrtausenden immer mal wieder aufgegriffen.
Ich schrieb darüber in Eine Mondgeschichte und Eine Mondfinsternis als Lebensretterin.

Ohne zuviel spoilern zu wollen, kann ich euch verraten, dass noch in diesem Jahr noch ein Artikel dazu erscheinen wird.
Aber wusstet ihr, dass Edgar Allan Poe auch eine Mondgeschichte hat? Also ich nicht.
Edgar Allan Poe – Das unvergleichliche Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall

Wie viele von euch wissen, beziehe ich ganz viel Informationen aus Wissenschaftspodcasts.
Einer meiner Favorites ist ohne zweifel der oben schon erwähnte @omegataupodcast, aber ich liebe ebenso den @minkorrekt.
In Folge 148 geht es auch sehr viel und interessant um den Mond.
Es lohnt sich hier auch die Shownotes zu lesen, damit man an die saftigen Mond-Links kommt.

Lars Naber macht den Aufdistanz-Podcast. in Folge 46, Take me to the Moon unterhielt er sich mit Astronauten über die Rückkehr zum Mond.

Nicht alle Gäste, die SWR1-Leute so einlädt finde ich gleichermaßen spannend. Zum Jubiläum hatten die am Tag vorher die beiden Ex-Astronauten, Reinhold Ewald und Ulf Merbold eingeladen, um über die Mondlandung und die Rückkehr zum Mond zu sprechen. Sehr hörenswert Zwei Ex-Astronauten bei SWR1-Leute

Es ist unglaublich, wie früher Life-Sendungen aufgebaut waren. Es wurden im ZDF mehrere Stunden zur Mondlandung life gesendet. Es lohnt sich schon alleine wegen der zu heute völlig unterschiedlichen Sprechweise der Moderatoren, da mal rein zu hören.
ZDF und Mondlandung

Zu meinem Frühstücksprogramm gehören immer kurz vor den Nachrichten die Sternzeit-Folgen des Deutschlandfunks. Sehr hörenswert und kurzweilig.
Zu den Sternzeit-Folgen

Ein Juvel am astronomischen Podcast-Himmel sind die @sternengeschichten von Florian Freistetter.
Es lohnt sich wirklich diesen kurzweiligen Podcast zu abonnieren.
Ich bin sicher, dass sich auch hier einiges zum Mond findet.

Zum Jubiläum hat die BBC sehr aufwändig und pompös einige geschichtliche Folgen zur Mondlandung produziert. Sie sind unbedingt hörenswert, weil ganz viele Zeitzeugen-Interviews im O-Ton von noch lebenden Personen drin sind.
13 Minutes to the Moon

Viele von uns wissen, dass es auch Rückschläge im Apollo-Programm gab. Drei Astronauten verbrannten am Boden beim Test der Kapsel von Apollo I.
Ein weiterer Schlag war Apollo13. Viele kennen wahrscheinlich den Film.
Brady Heywoods schildert in seinem Podcast ab Folge 21
diese Mission so dramatisch gut, dass man Pippi in die Augen und Schnappatmung bekommt. Ein Muss, um auch diese Schattenseite zu würdigen. Die Besatzung hat Apollo13 schließlich überlebt.

Einfach großartig und anrührend sind die Wissenschaft-Shows, die der DLR_Next veranstaltet. Da kommen dann auch sehende Leserinnen und Leser dieses Artikels voll auf ihre Kosten.
Für Kinder sehr lohnenswert, aber auch großartig für Erwachsene ist der Blog von @Astrozwerge. Dort gibt es z. B. ganz viel Mondlandung mit der Lego-Rakete, die ich auch besitze.

Hier kommen nun noch einige Links, die sich rund um die Mondlandung ranken. Ich kommentiere jetzt nicht alle im einzelnen. Selbst hören und sehen ist doch sowieso viel spannender.

Wieso die Mondfahrt kein Fake war

Die Astronauten von Gretzenbach
Englisch: The First Men on the Moon

Ein Video des DLR mit Originaltönen

Das beste der Mondlandung

Als keiner schlafen wollte

Jetzt hoffe ich natürlich, dass alle Links funktionieren.
Viel Freude bei dieser Mondfeier wünscht euch
Euer Blindnerd Gerhard.

Die Herkunft des Goldes auf Erden


Die Herkunft des Goldes

Seid weihnachtlich gegrüßt,

Einleitung

Weihnachtszeit bedeutet Lichtertzeit.
Da gibt es Goldengel,
in goldenes Stanniol eingepackte Schokoladentaler,
goldenes Lametta,
Goldstaub,
goldene Sterne und vieles goldene mehr.
Nicht zuletzt beschenkt man sich gerne auch mal zu Weihnachten mit Goldschmuck.
Gold steht für Glanz, für Licht, für Reinheit und für hohen Wert.
Letzteres deshalb, weil Gold so selten hier auf Erden ist. Es macht viel Mühe, es zu finden und aus der Erde zu holen.
Astro-Geologisch betrachtet, gehört das Gold eigentlich gar nicht hier auf die Erde, und dennoch haben wir, wenn auch nicht viel, genug davon, um uns daran zu erfreuen.
Zumindest gehört es deshalb nicht hier her, weil es definitiv nicht in unserem Sonnensystem entstanden ist, was wir noch sehen werden.
Aber alles der Reihe nach.

Der Anfang

Kurz nach dem Urknall, als das Universum entstand, gab es im Wesentlichen nur das Element Wasserstoff, einen kleinen Anteil Helium und etwas Lithium.
Das dem so war, verrät uns das Sternenlicht sehr alter und zumindest teilweise bereits längst vergangener Sterne und gute Simulationen am Computer.

Da das Universum am Anfang noch deutlich kleiner war, als heute, standen die Sterne viel näher beieinander. Außerdem bildeten sich aus diesem Wasserstoff und Helium oft sehr große Sterne, die das zehnfache oder hundertfache unserer Sonne wiegen.
Somit waren die ersten Sterne aus der ersten Generation, die Astronomen nennen sie die dritte, sehr rein und bestanden fast nur aus reinem Wasserstoff, den sie langsam in ihren Kernen zu Helium verschmolzen.

So rechnen die Astronomen von der Gegenwart in die Vergangenheit und summieren die Generationen auf. Aus der Sicht des Universums und seines Lebens, ist die dritte Generation die älteste und erste, und die erste ist die neueste und jüngste im Jetzt.
Welcher Generation ein Stern angehört,
das verrät uns sein Licht. Älteres Licht als das, der Sterne der vom Universum aus gesehenen, aber aus unserer Sicht gesehenen dritten oder ersten Generation, gibt es quasi im Universum nicht.

was unser Sonnenfeuer schürt

Die Kernverschmelzung von Wasserstoff zu Helium, ist der Prozess, aus welchem wir unsere Sonnenwärme, ihr Licht etc. empfangen.
Vier Wasserstoff-Atome bestehend aus jeweils einem Proton im Kern und einem das Proton „umkreisenden“ Elektron werden zu einem Helium-Aton mit zwei Protonen und zwei Neutronen im Kern, und zwei Elektronen, die diesen „umkreisen“ verschmolzen.
Das Helium-Atom wiegt etwas weniger, als vier Wasserstoffatome,
Diese kleine Massendifferenz wird als Energie in Form von Neutrinos und dem, was wir letztlich als Sonnenwärme empfangen, davon getragen.
Alle Sterne funktionieren in derselben Weise.
Deshalb ist für Astronomen häufig der Rest der Chemie gar nicht so wichtig. Sie sagen, es gibt Wasserstoff und Helium, und der Rest ist Metall. Ein Astronom soll einmal gesagt haben, dass ein Stern einfacher funktioniere, als eine Eintagsfliege. Damit hat er vermutlich sogar recht.
Das ist aber genau die Genialität des Aufbaus und der Funktion von Sternen. Wären sie komplizierter, könnten sie nicht Milliarden von Jahren alt werden…
Wir gehen aber hier einen Schritt weiter, und spüren am Beispiel der Goldsuche dem Rest der Chemie nach, die letztlich unser Leben auf Erden ermöglichte.

Viel Brennstoff und nur ein kurzes Leben

Den ersten alten Riesigen Wasserstoff-Gasbällen der für Astronomen der dritten Generation angehörenden Riesensterne, war kein langes Leben beschieden. Desto größer ein Stern ist, desto schneller verbraucht er seinen Wasserstoff-Vorrat, weil er durch seine enorme Masse die Atome in seinem Inneren näher zueinander bringt, so dass es öfter passiert, dass welche miteinander zu schwereren Elementen verschmelzen können.
Wie er allerdings endet, hängt ganz davon ab, wie schwer er war.
Das hat jetzt aber nichts damit zu tun, wie die Menschheit mit Übergewicht und den damit verbundenen Risiken zu kämpfen hat.

Als unsere Sonne vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren ihren Wasserstoff „zündete“, in Anführungszeichen, weil es sich hierbei um kein Feuer handelt, sondern um eine Kernfusion, waren die riesigen Wasserstoff-Sterne schon vergangen und haben ihre Asche, die chemischen Elemente ins Weltall geblasen.
Jedes chemische Element, das eine Vorläufer-Gaswolke, die ein Kandidat für einen Stern sein könnte, eingefangen hat, und das nun in ihm enthalten ist, verrät sich durch sein ganz charakteristisches Licht, sobald er seine Lampe, die Kernfusion in seinem Inneren, eingeschaltet hat. Somit hat jeder Stern, zumindest derselben Generation oder Entstehungsortes, einen quasi eigenen Fingerabdruck, denn Sterne entstehen oft gemeinsam in Gebieten mit den selben chemischen Eigenschaften.
Viele dürften noch aus der Schule wissen, dass verschiedene chemische Elemente Flammen unterschiedlich färben. Deshalb sind Feuerwerke so bunt und schön.

Die Elemente entstehen so:

Hat nun beispielsweise ein Stern, der Masse unserer Sonne etwa nach 10 Miliarden Jahren ihren Wasserstoff zu Helium verbacken, dann setzen andere Kernverschmelzungen in diesem Backofen ein.
Hier entsteht dann beispielsweise der Kohlenstoff(C12), der Sauerstoff(O16), Stickstoff(N14), Phosphor und weitere Elemente, die für uns lebensnotwendig sind.
In einem Stern, der mit unserer Sonne vergleichbar ist, kann aber kein schwereres Element, als Eisen entstehen, weil man Energie zuführen müsste, um schwerere Elemente, wie Blei, Wissmut und auch Gold zu erzeugen. Bisher hatten wir immer Glück. Aus Wasserstoff wird Helium und Energie. Daraus wird dann bis zum Eisen hin immer etwas und dazu noch Energie. Ab Eisen wirds dann nicht mehr kostenlos. Will man mehr, muss man Energie hinzu fügen, um schwereres zu bekommen. Die hat unsere Sonne nicht und kann sie sich auch nirgendwo pumpen.

Woher kommt dann das viel schwerere Gold? Wer spendete die Energie dafür?

Dazu müssen wir die alten Riesensterne betrachten, die zwar schon längst vergangen sind, aber deren Licht Milliarden Von Jahren uns von ihrer ehemaligen Existenz kündet.

Ein Riesenstern beendet sein Leben deutlich fulminanter, als es unsere kleine Sonne tun wird. Hat so ein Monster seinen Wasserstoff je nach Größe schon nach einigen Millionen von Jahren verbraten, dann endet er in einer riesigen Explosion, einer Nova oder Supernova. Es gibt verschiedene Szenarien und Typen von Novae, die hier jetzt nicht näher behandelt werden können.
Unsere Sonne ist klüger und geht ob ihres wenigeren Gewichtes gewissenhafter mit ihrem Wasserstoff-Brennstoff um. Sie wird noch mindestens fünf Milliarden Jahre für uns leuchten. Stimmt zeitlich zwar, aber, naja… Ein andermal davon.

Also bei Novae-Explosionen wird so viel Energie frei, dass auch schwerere Elemente über das Eisen hinaus entstehen können.
Es ist allerdings fraglich, ob wirklich alle Elemente so gebacken werden, ob die hier frei werdende Energie dafür ausreicht. Vermutlich nicht. Es sollte also noch einen anderen Mechanismus mit mehr frei werdender Energie geben, der dann das Periodensystem noch mit den schweren fehlenden Elementen, wie Gold anfüllt.
Stets werden alle Elemente, egal wo sie entstehen, mit den Explosionen und somit dem Tot von großen Sternen in den Weltraum verteilt. Das bedeutet, dass die Gaswolken der nächsten Sterngeneration, die zunächst nur aus Helium und Wasserstoff bestanden, nun leicht mit dem Staub, der Asche, der anderen toten Sterne, der schwereren chemischen Elemente, „verunreinigt“ wurden.
Jüngere Sterne sind quasi „schmutzig“, auch unsere Sonne trägt quasi ein Erbe ihrer Vorfahren, das wir heute in unseren Spektrometer an deren Licht erkennen können.
Dazu sei noch angemerkt, dass sich niemals aller Wasserstoff zu schwereren Elementen verbinden wird. Es blieb bisher immer genügend übrig, um die zweite und die dritte Generation zu zünden.

Jezt sag uns doch endlich, Du geschwätziger Astronom, wo es her kommt!!!

Die Steinplaneten, wie Merkur, Venus, Erde und Mars enthalten nun alle Elemente, also auch Gold.
Auch unsere Sonne hat etwas Gold mit bekommen. Man hat es inzwischen in ihrem Licht nachgewiesen. Im Verhältnis zu Wasserstoff und Helium ist das wirklich nur in Spuren dort enthalten, aber würde man das Gold der Sonne auf die Erde bringen, dann purzelten die Goldpreise ins Bodenlose und wir würden unsere Pausenbrote vielleicht in Goldfolie verpacken…

Seit vielleicht zwei Jahren ist uns noch eine andere Weihnachtsbäckerei bekannt, in welcher vermutlich noch viel effektiver Gold, Platin und andere wertvolle schwere Elemente gebacken werden.

Sehr häufig entstehen Sterne, welcher Größe auch immer, nicht alleine, sondern in Paaren.
Unsere Sonne ist alleine. Es gibt durchaus die Vermutung, dass sie ihre Schwester verloren hat. Man sucht tatsächlich nach Sternen, die den gleichen chemischen Fingerabdruck haben, wie unsere Sonne.
Ist nun ein ausgebrannter Sternrest nach seiner Nova noch etwa das anderthalb fache bis zu etwa dem vier fachen der Sonne schwer, endet er nicht wie sie, als weißer Zwerg, der dann langsam auskühlt und verblasst.
Ein Szenario, wie so ein schwerer Stern enden kann, ist ein Neutronenstern. Er ist so dicht, dass die Elektronen der Atome in die Protonen der Kerne gedrückt werden.
Er besteht nun aus entarteter Materie, die es auf Erden nicht gibt.
Dieser Sternenrest hat vielleicht einen Durchmesser von 30 – 40 Kilometern und ist das anderthalb bis das dreifache unserer Sonne schwer, die einen Durchmesser von 1,4 Mio Kilometer besitzt.
Nur am Rande: Noch schwerere Sternreste enden als schwarze Löcher.
Die Neutronensterne sind als Pulsare so interessante Objekte, dass wir uns ihnen unbedingt mal in einem extra Beitrag widmen müssen.
Ich sagte schon, dass Sterne oft zu zweit vorkommen.Somit kann es natürlich auch sein, dass beide, wenn sie ähnlich schwer sind, ihr Leben als Neutronensterne beenden.

Kreisen nun zwei Neutronensterne umeinander, so verliert das System langsam Energie, die in Form von Gravitationswellen davon getragen wird. Diese Wellen sind sehr schwach, aber man kann sie mittlerweile mit riesigen Detektoren messen.
Albert Einstein, der sie postulierte, hätte seine Freude daran, denn er dachte nicht im Traum daran, dass wir sie einst nachweisen können werden.
Über den Nachweis von Gravitationswellen schrieb ich vor einigen Artikeln.

Es ist nun gelungen, die Gravitationswellen eines Zusammenstoßes zweier Neutronensterne zu messen und gleichzeitig mit optischen Teleskopen in diese richtung zu schauen.
Dort fand man, im Lichte des Crashs, , dass diese Bäckerei noch viel effektiver alle chemischen Elemente backen kann, als irgendwelche Novae, seien sie auch noch so heftig.

Die hier frei werdende Energie reicht aus, alle Bausteine des Lebens und des Universums zu erzeugen.
Aus so einem Inferno, wo zwei Neutronensterne zusammenkrachen, entstehen ungefähr drei Erdmassen reinen Goldes. Das scheint viel, ist es aber nicht. Bedenken wir, dass jeder am Crash beteiligter Neutronensterne deutlich mehr, als unsere Sonne wiegt. Und bedenken wir dann auch, dass es sich hier nicht um einen Goldklumpen handelt, der jetzt am Stück durch das Weltall vagabundiert, sondern um Gold-Ionen, oder ganz feinen Goldstaub, der in alle Richtungen kugelförmig um die Unfallstelle herum fast mit Lichtgeschwindigkeit ins All geblasen wird. Nimmt man jetzt noch die riesigen Entfernungen von vielleicht Milliarden Lichtjahren zu uns an, dann dürften die Erwartungen von Spekulanten, Börsenmäklern und Schmuckherstellern bald schwinden, dass wir auf einen „Goldregen“ hoffen dürfen. Wie oben schon angedeutet, wäre das Gold schließlich wertlos, wenn es plötzlich in rauen Mengen verfügbar wäre.

Es scheint nun so zu sein, dass der Teil vieler schwerer chemischen Elemente in Zusammenstößen zweier Neutronensternen entsteht, und der Rest durch Supernova-Explosionen.
Es gibt keine unentdeckten chemischen Elemente mehr. Das Periodensystem ist lückenlos voll.
Alles, was jetzt momentan noch künstlich gebacken wird, zerfällt gleich wieder.
Es kann aber sein, dass man sich künstlich in der Element-Bäckerei einem Punkt annähert, den das Universum nicht erreicht, wo nochmal stabile künstliche Elemente entstehen könnten. Man wird sehen und erleben, ob es uns nützt.

Fazit

Gold ist so selten, weil wir alle Kinder des Feuers sind.

Damit Leben hier auf Erden chemisch überhaupt möglich wurde, dafür mussten bereits einige Sterne der ersten Generation ihr Leben lassen, um das Universum mit ihrer Asche, den chemischen Elementen, zu füllen. Denken wir immer daran, wenn wir uns an Gold erfreuen, das Leben den Tot bringt und umgekehrt.
Ist das nicht auch ein Paradox unserer Christenheit?

Gold könnte vom Anfang des Universums stammen.

Es ist sehr alt, und hat einen weiten Weg bis zu uns hinter sich.

Die sicherste Methode es vor Raub zu schützen ist, es einfach in einem Stern zu verstecken, wie es unsere Sonne tut. Ihr Licht bringt uns die Botschaft: „Ätsch, schaut mal. Ich hab viel davon, aber hole es Dir doch, wenn Du kannst…“

Wieso Gold golden glänzt, liegt an seinem einzigartigen Atomaufbau, der ebenfalls eine ganz seltene Eigenschaft des Goldes ist.

Die Geschichte der Herkunft des Goldes ließe sich sicher auch noch für andere Elemente ganz ähnlich erzählen, die ebenfalls nur im Crash zweier Neutronensterne entstehen können. Und seine Seltenheit im Universum erklärt sich mit dieser Tatsache auch. So, und nur so, kann es entstehen. Die leichteren Elemente, wie Kohlenstoff, Stickstoff etc. entstehen im Laufe des Lebens eines Sternes vermutlich in allen, also viel häufiger.

So, das war jetzt meine Gold-Geschichte. Über Kommentare etc. freut sich, wie immer
Ihr und euer Blindnerd Gerhard.
Ich wünsche Ihnen und euch eine schöne und geruhsame Vorweihnachtszeit.

Mein Merkurtransit im Nachgang


Liebe Leserinnen und Leser,

Am Montag, 11.11.2019 hatten wir einen Merkurtransit.
Die sind zwar nicht so selten, wie z. B. die Rückkehr des Halleyschen Kometen, aber würdigen sollte man Transits dennoch, denn sie trugen in vielfältiger Weise viel zum Verständnis des Universums bei.
So konnte der Abstand Sonne-Erde im Jahre 1639 während eines Venustransits, der von Verschiedenen Punkten aus beobachtet wurde, erheblich genauer bestimmt werden.

Merkurtransit bedeutet, dass der Merkur, unser kleinster und innerste Planet über die Sonnenscheibe zieht. Alle Planeten, die weiter innen als die Erde sind, also Merkur und Venus, ziehen aus unserer Erdsicht dann und wann über die Sonnenscheibe, überholen die Erde auf ihren Innenbahnen und machen so einen Transit. Besonders bei der Venus, die mal als Morgenstern, dann gar nicht und schließlich am anderen Horizont als Abendstern erscheint, ist das offensichtlich. Sie ist so groß und uns so nahe, dass wir bei ihr Phasen, ähnlich des Mondes beobachten können, denn sie wird in ihrem Jahreslauf auch unterschiedlich aus Erdsicht von der Sonne beleuchtet.

Beim Merkur ist die Beobachtung eines Transits sehr schwierig, weil er so klein ist, und weil die helle Sonne alles überstrahlt. Aus diesem Grund sehen wir ja auch unseren Mond bei Neumond nicht.
Er ist schwer zu erkennen, und ohne besonderes Teleskop mit Sonnenfilter sollte man niemals in die Sonne schauen, wenn man verhindern möchte, dass man der oder demjenigen den Rest dieses Artikels vorlesen muss…
Kopernikus soll auf seinem Sterbebett bedauert haben, seiner Lebzeit den Merkur nie gesehen zu haben.

Wenn überhaupt, dann ist Merkur nur morgens oder abends in der Nähe der Sonne zu sehen. Und dann natürlich deutlich kürzer und lichtschwächer, als unsere in ihre weißen Wolken gehüllte und viel größere Venus.
Aber auch das Venus-Scheibchen reicht nicht für eine Finsternis aus.

Merkur umrundet in 88 Tagen die Sonne. Dabei überholt er die Erde regelmäßig
und läuft uns quasi durch unser Sonnenbild.
Wieso es so selten Merkurtransits gibt, liegt daran, dass seine Bahn gegenüber der Ekliptik um 7 Grad gekippt ist. Nur an den Knoten, den Schnittpunkten von Ekliptik und Merkurbahn, kann es einen Transit geben. Klingelt es da nicht bei jemandem? Ja, genau. Das sind ganz ähnliche Voraussetzungen, die zu einer Sonnenfinsternis zwischen Ekliptik und Mondbahn herrschen müssen, damit es bei Neumond zu einer Finsternis kommen kann. So ein Merkurtransit ist in der Tat eine mini Sonnenfinsternis.
Er ist leider zu klein, um mit seinem Scheibchen die ganze Sonnenscheibe abdecken zu können. Leider reicht es nicht mal für eine gut sichtbare ringförmige Finsternis. Das Löchlein, das sein Schatten in die Sonnenscheibe „bohrt“,
ist einfach zu klein, um mit bloßem auge gesehen werden zu können.

Von der Erde aus gesehen stehen die Merkurbahnknoten am 9. Mai und am 11. November vor der Sonne, und so finden Merkurtransits stets um diese Termine herum statt. Da die Merkurbahn stark elliptisch ist, treten Transits im November häufiger auf als im Mai. Der letzte ereignete sich am 9. Mai 2016 , der nächste wird erst wieder am 11. November 2032 stattfinden.

Da Merkur keine Atmosphäre hat, ist er mit Teleskop und geschütztem Auge klar und scharf als Punkt zu erkennen, der über die Sonnenscheibe wandert.

Bei Venustransits entstehen durch den Schatten der Atmosphäre tropfenförmige perspektivisch bedingte Effekte.
Das ganze Spektakel dauert schon einige zeit.

Nur mal am Rande bemerkt: Viele gefundene Exo-Planeten wurden und werden bis heute dadurch entdeckt, dass sie vor ihren Muttersternen vorbei ziehen, deren licht vorübergehend etwas verdunkeln und einen Transit vollführen.

In diesem Jahr konnte ich den Merkurtransit nicht verfolgen, weil ich im Zug nach Dresden saß, das Wetter schlecht war und das Internet im Zug, naja, lassen wir das…
Auch für sehende wäre sowieso nix zu sehen gewesen und nur mit Finsternisbrille ohne Teleskop wohl auch nicht.
Und nochmal. Niemals ohne Finsternisbrille oder Sonnenfilter in die Sonne schauen und durch ein Teleskop oder Fernglas schon gar nicht.
Galileo erblindete vermutlich im alter deshalb und es ist ein absolutes Wunder, dass Vater Pfarrer Fabricius mit sohn bei der Beobachtung von Sonnenflecken nicht erblindeten. Sie müssen wahrlich ein sehr lichtschwaches Instrument benutzt haben.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Transit bei Sonnenschein vielleicht ganz ordentlich auf einem weißen Schirm auf den man mit einem Fernglas die Sonnenscheibe projezierte, beobachtbar war. Vielleicht hat ja jemand so etwas gemacht und kann in den Kommentaren darüber berichten. Ich denke halt, wenn sich diese Methode zur Beobachtung von Sonnenflecken eignet, dann hierfür doch vielleicht auch.

Es gab im Mai 2016 schon mal einen Merkurtransit. Den habe ich akustisch auf meine Art beobachten können.
Ich habe das Ereignis damals mit Universe to Go, der Astrobrille, von der ich hier schon mehrfach berichtete, verfolgen können.

Diese Brille arbeitet mit Augmented Reality. Für Sehende Himmelsbeobachter werden passend zur Blickrichtung Zusatzinformationen und Sternkonstellationen eingespielt, so dass man sich am Himmel besser zurecht finden kann.

Für Blinde werden die Himmelsobjekte akustisch angesagt. Es gibt sogar einen Suchmodus, der einen per Richtungsangaben zum gewünschten Objekt führt, wenn es denn sichtbar ist.

Und so habe ich beobachtet:
Zunächst suchte ich im Planeten-Suchmodus die Sonne. Die hätte ich auch so gefunden, aber ich wollte es vollständig mit U2G machen.
Das funktionierte prima, denn sie ist so groß und auch so nah.

Im nächsten Schritt drehte ich mich wieder aus der Sonne und stellte die Suche auf den Merkur ein.
Und siehe da. Als ich ihn fand, knallte mir die Sonne voll ins Gesicht.
Natürlich wusste ich das, dass dem so sein würde, aber es mit einem Instrument nach zu empfinden und zu erleben, ist etwas anderes, als es einfach nur zu wissen.
Ich wiederholte den Versuch zu Beginn gegen 14:00 Uhr, zur Mitte, gegen etwa 17:30 und zum Ende gegen 20:15 Uhr.
Mein Ziel war, die Wanderung des Merkur über die Sonnenscheibe zu erleben.
Ich bilde mir ein, den Unterschied von einem zum anderen Rand, erlebt zu haben, bin mir aber wirklich nicht sicher.
Die Erde hat sich ja auch beträchtlich in der zwischenzeit gedreht, Das habe ich natürlich in Richtung und Winkel zur Ekliptik durchaus mit U2G erlebt.
Die Wanderung des Merkurs kann ich aber wirklich aus rein wissenschaftlicher Sicht nicht ganz sicher belegen, aber gefühlt ist gefühlt und das ist auch OK so.

Hätte mich im Jahr 2015, als ich den Entwickler von U2G kennen lernte, jemand gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass eine Astro-App je für Blinde zugänglich sein würde, hätte ich das sicher verneint.

Ich habe es quasi verneint, als Martin mich auf einem Vortrag, den ich in Hannover hielt fragte, ob ich es mir vorstellen könne, dass wir so eine Art Audioguide für blinde Menschen entwickeln könnten. Ich sagte ungefähr, dass ich es nicht glaube und mir nicht vorstellen kann. Aus diesen Grunde sollten wir es probieren.
Und jetzt ist es so, dass es funktioniert.
Ich habe gleichberechtigt mein Instrument und kann teilhaben.
Einfach großartig, wie inklusiv so ein bissel Technik und Software sind.

Inklusivurlaub am dunkelsten und stillsten Ort Deutschlands


Liebe leserinnen und leser,
heute teile ich mit euch mal wieder ein Urlaubserlebnis. Aber keine Angst, bissel Astronomie kommt auch vor, denn ein Urlaub ganz ohne, wäre kein Urlaub für mich…

Urlaub am dunkelsten Ort Deutschlands?

das kann mir doch eigentlich egal sein, wie dunkel es wo ist, denn bei mir ist auch tags über der dunkelste Ort, wo ich mich gerade befinde, weil ich zu 100 % blind bin.
Für Sehende bedeutet Blindheit immer Dunkelheit und Hilflosigkeit. Das ist absolut verständlich und nachvollziehbar.
Aber, wer nie Helligkeit gesehen hat. Wie kann es für so jemanden dunkel sein?
Ich habe Helligkeit gesehen, ohne Farben und doch etwas. Das ist jetzt aber meistens weg, obwohl ich manchmal Tage habe, wo ich noch etwas Licht sehen kann. Nützen tut mir das aber leider meistens nichts mehr. Niemals habe ich mich aber trotz des Verlustes meiner wenigen Sehkraft im Dunkeln gefühlt.
Dennoch hat mir mein früheres Sehen sehr geholfen. Ich sah doch so manches Hindernis, welchem ich ausweichen konnte.
Wie auch immer.
Wir blinden leben nicht in Finsternis. Und aus diesem Grunde bin ich Hobby-Astronom. Und darum ist es mir wichtig, dass es nachts dunkel ist, damit die Tierwelt die Nacht nutzen  und ich mit Astronomen Sterne beobachten kann. Damit Ruhe einkehrt, denn Lärm ist letztlich eine negative Seite des Sehens, weil Sehen oft überbewertet wird und unser Ohr zum Hilfsorgan degradiert wird, was wir am erbärmlichen Ton all abendlich erkennen können, indem wir dem extrem schlechten Klang unserer Fußballfeld großen Flachfernsehern lauschen, obwohl wir in einer Zeit höchst entwickelter Hifi-Technologie leben. Beobachtet mal mit den Ohren. Ihr werdet feststellen, dass nahezu alle Statussymbole, die zu ANSEHEn verhelfen, wie Sportwagen und Motorräder extrem viel Lärm produzieren…
Diese Tatsachen sind Grund genug, sich auf das Abenteuer, ohne Begleitperson zu begeben, und an den dunkelsten und auch einer der stillsten Orten Deutschlands zu fahren,
sich auf eine Familie einzulassen, die ich nur per Mail kannte,
sich hinein zu wagen, auf eine ungewisse Reise.

  • Wird das mit der Umsteigehilfe funktionieren?
  • Ist Familie Zemlin auch nett, sensibel genug und respektvoll  zu mir?
  • Komme ich im Haus alleine ohne Begleitperson zurecht?

Ja, derlei Fragen und noch viele mehr stellt man sich vor so einem Abenteuer. Da geht dann schon mal der Atem schneller, und trotzdem habe ich es gemacht.
aber alles der Reihe nach.

Wie alles begann

Schon seit vielen Jahren bin ich sehr gut mit dem Entwickler des mittlerweile sprechenden Handplanetariums
Universe to Go befreundet.
Ich stehe ihm beratend zur Seite, wenn es darum geht, dieses Handplanetarium so zu entwickeln, dass auch blinde Menschen den Sternenhimmel akustisch erfassen können. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas grafisches für unseren Personenkreis umsetzbar wäre, aber es geht…
Dieser Freund kennt Familie Zemlin aus Lochow bei Rathenow, die einige Ferienhäuser betreiben.
Fam. Zemlin ist es ein Herzensanliegen, auch barrierefreie Angebote für Menschen mit Behinderung vor zu halten. So vermittelte mein Astrofreund Martin den Kontakt zwischen mir und den Zemlins, in der Hoffnung, ich könnte hier vielleicht etwas beratend bei Seite stehen.

Nun wurde ich vor einiger Zeit von Fam. Zemlin eingeladen, bei Ihnen mal einen Probeurlaub sozusagen zu erleben. Ziel war und ist es, herauszufinden, was im Bereich der Barrierefreiheit in meinem Fall für blinde Menschen noch verbessert werden könnte.
Es sind ja oft nur Kleinigkeiten, die nicht viel Geld kosten, die eventuell aus quasi Abfällen gebastelt werden können, die nicht technisch kompliziert sind und die doch manchmal wirkungsvoll, nützlich und im Extremfall vielleicht sogar lebens rettender sein können, als ein hoch technisches unbezahlbares Hilfsmittel.
Ein Aufkleber, um etwas zu kennzeichnen, ein markierter Schalter, Markierungen an Kochherd oder Spülmaschine, ein Läufer auf dem Fußboden, der einem z. B. davor bewahrt, in eine große Pflanze hinein zu laufen, können so hilfreich sein und bedürfen keines besonderen Wissens oder technischer Kunstgriffe.
Um es vorweg zu nehmen. Ich bin der Überzeugung, dass wahrscheinlich 90 % der Barrieren durch Empathie und Brücken der Liebe überwunden werden, weil man sich in dem Fall in sein Gegenüber hinein versetzt und selbst auf Ideen kommt, wie die Welt barrierefreier werden könnte.
Es muss überhaupt nicht perfekt sein. Es muss nur eben gemacht werden.
Bei Fam. Zemlin ist diese Nächstenliebe absolut vorhanden und auch die Beobachtungsgabe und Sensibilität, sein Gegenüber ganzheitlich wahrzunehmen mit allen Eigenschaften, also auch mit der Einschränkung, die lediglich eine Eigenschaft von vielen anderen ist…

Die Ankunft

So organisierte ich also die Fahrt nach Rathenow, wo Detlef mich abholen sollte. Für die Züge hatte ich Umsteigehilfen bei der Bahn gebucht. Großartig, dass das jetzt alles so online geht.
Die Fahrt nach Rathenow war lang, aber nicht langweilig. Viel Zeit für Hörbücher.
Detlef und seine liebe Frau, Liane, standen schon am Gleis und nahmen mich direkt herzlich und liebevoll in Empfang. Überhaupt sind die beiden so, als hätten sie täglich mit Menschen zu tun, die blind sind. Das ist es eben, was ich mit Brücken der Liebe meinte. Es gibt Menschen, die können mit uns von Natur aus umgehen, und solche, die trotz fachlicher Qualifikation, Lehrgängen und Dunkelseminaren, es nie schaffen. Für alle, die Scheu und Berührungsängste mit uns haben, sei gesagt:
Es geht einfacher, als man denkt.
Wenn ihr die drei Punkte, „Fragen, Denken und helfend handeln“ beachtet, könnt ihr nur noch wenig falsch machen.

Zunächst gingen wir erst mal einkaufen, weil man sich in Lochow selbst versorgen muss. Schnell hatten wir uns darüber abgestimmt, was wir frühstücken und zum Abendbrot essen würden.
Es war klar, dass wir unser Mittagessen irgendwo draußen während unserer Ausflüge, einnehmen würden.
Das Angebot, mit Fam. Zemlin gemeinsam essen zu dürfen und nicht alleine im Ferienhaus, nahm ich gerne an. Das machte vieles einfacher und mir blieb kochen, spülen etc. erspart. Von der Ausstattung her wäre es aber kein Problem gewesen, dass man sich als blinder Mensch, bzw. mit einer Gruppe im Haus selbst bekocht. Dazu nachher mehr.

Die Unterkunft

Angekommen an meinem Ferienhaus fand mein Blindenstock gleich tastbare Leitlinien am Boden und eine Rampe als Alternative zur Treppe. Die Rampe hat seitliche Ränder, so dass man nicht daneben treten kann.

Blindnerd auf der Rampe vor dem Ferienhaus
Vor dem Haus auf Rampe

Die Türklingel ist mit Punktschrift beschriftet, so dass man nicht ausversehen Licht macht, das man nachher zu löschen vergisst, weil man es nicht sieht.
Im Haus fielen mir zunächst die Schiebetüren auf. Ich liebe Schiebetüren. Der Feind eines jeden Blinden sind halb geöffnete Klapptüren oder Fenster, in welche man hinein laufen und sich ernstlich verletzen kann.
Alle Türen waren in der Nähe der Klinken und zusätzlich noch weiter oben, wo in der Regel die Schilder für Sehende angebracht sind, in Punktschrift beschriftet, so dass man weiß, welches Zimmer dahinter liegt.
OK, beim ersten Betreten des Hauses rennt man erst mal in eine Insektentür, weil man die durch ihre feine Netzstruktur nicht hört. Daran tut man sich aber nicht weh, und nach dem ersten mal weiß man es ja dann. Und keine Schnaken im Haus zu haben weiß jeder zu schätzen, der am Wasser wohnt…
Der Grundriss des Hauses ist sehr einfach und ich konnte mich sehr leicht und ohne Barrieren orientieren. Das Haus hat nur ein Stockwerk.
Der Wohnbereich ist super gemütlich.
Ob der Fernseher blind bedienbar ist, weiß ich leider nicht, weil ich ihn nicht benutzt habe.

die Küche ist besser eingerichtet, als die meine.
Der Herd ist ohne Markierungen bedienbar, weil die Knöpfe so geformt sind, dass man ungefähr an deren Stellung erkennt, wie hoch man ihn gedreht hat.
Die Spülmaschine habe ich nicht benutzt. Vermutlich müsste man hier noch Tasten markieren, um sie bedienen zu können.

die Schlafräume sind klasse und das Badezimmer ist vollkommen barrierefrei.

Die Wege zwischen den Häusern und zum Haus der Zemlins sind momentan für blinde Menschen noch schwierig, ohne Begleitung zu gehen, weil man sie nicht wahrnimmt. Das Gehen fühlt sich an, als wäre man am Strand, weil der Boden sehr sandig ist. Ein großartiges Geh-Gefühl.
Das sollte, wenn es wärmer ist, eine wunderbare Barfuß-Erfahrung sein.
Hier könnte man sich z. B. mit einigen Markierungen mit dem Handy und der App Myway behelfen.
Die Außenorientierung ist noch in der Planungs- und Entwicklungsphase.

Die erste Nacht

Überwältigend war für mich die absolute Stille in der Nacht. In der ersten Nacht war es für mich etwas unheimlich. Zum einen deshalb, weil ich eben alleine in diesem Haus war und wusste, dass ich mich draußen nicht auskenne. Naja, es war ein Telefon vorhanden, mit dem ich Fam. Zemlin hätte anrufen können.
Die Stille war wirklich, naja, was soll ich sagen, sehr laut und erdrückend. Wir sind das nicht gewohnt, dass es wo so still sein kann. Ich musste leise Hörbuch an machen, damit ich etwas hören kann. Obwohl ich selbst auf dem Lande wohne, wo es schon sehr still im Vergleich zur Stadt ist, muss ich sagen, dass ich im Gegensatz zu dort, in purem Lärm lebe. In der zweiten Nacht war die Beklemmung dann verflogen. Ich hatte mich daran gewöhnt. Ich zog sogar in Erwägung, die Batterie aus der Wanduhr des Wohnbereichs zu nehmen, weil ihr Ticken durch das ganze Haus „hämmerte“.
Ach ja, in der ersten Nacht hatte ich einen kleinen Störenfried im Haus. Ein Rauchmelder meinte, er müsste mir so ab 04:00 Uhr Morgens mitteilen, dass seine Batterie am Ende wäre. Dieses Geräusch dürften viele von euch kennen. Das kann man nicht voraus sehen. Das kommt halt, wenn es kommt. Detlef schaffte dann am nächsten Morgen diese Unruhe rasch aus dem Haus.
Was ich bei dieser Stille absolut bestätigen kann, ist, was viele Mönche sagen. Man hört die eigenen Gedanken unheimlich laut. Sie springen, will man sie stumm schalten, wie Kinder jauchzend und schreiend ins Schwimbecken des eigenen Kopfes, tummeln sich und machen unglaublichen Lärm. Das wird aber nach einiger Zeit besser. Auch dieses ist ein Grund, sich mal hier in Urlaub zu begeben. Ich kann mir keinen Ort vorstellen, wo man sich besser entschleunigen könnte.
Als ich dann in der zweiten Nacht empfänglich und offen für diese Stille war, hörte ich unheimlich viel.
Das Knistern meiner brennenden Zigarette tönte, wie ein prasselndes Kaminfeuer. Dazwischen hörte ich noch einige Nachtvögel und den Fuchs bellen. Kann sein, dass auch noch ein Marder oder Waschbär raschelte. Zumindest habe ich so was gehört.

Freizeit mit Fam. Zemlin

Neben intensiven Gesprächen über Barrierefreiheit und weitere Themen durfte ich mit Detlef zwei wunderbare Ausflüge machen.
Wir besuchten das Otto-Lilienthal-Museum, die Theodor-Fontane-Ausstellung und ein sehr spannendes Optik-Museum, wo man viel anfassen konnte.

Zeigt mich mit einem Gleiter-Modell in Händen
Betasten eines Gleiters

Gleiter mit Puppe
Gleiter mit Puppe

Lilienthal war der Flugpionier der Menschheit.
Fontane kennen wir noch durch sein Gedicht „Der Birnbaum“ und durch vielleicht den Roman Effi Briest, durch den viele von uns auf dem Gymnasium hindurch sich noch quälen mussten. Für mich war das damals schwer, weil ich mit derlei Literatur so absolut nichts anfangen konnte, aber mit zunehmendem Alter, finde ich das gar nicht mehr so schlimm…
Das Optik-Museum lohnt sich auch sehr. Unglaublich, wie man damals optische Elemente herstellen musste, und wieviel handarbeit alleine schon für eine Brille nötig war.
Betasten eine Glasschleif-Maschine von 1915
Glasschleif-Maschine von 1915

Mehr will ich aber hierzu nicht verraten, denn ihr sollt ja nach Lochow in Urlaub fahren, und das alles selbst erleben.

Ein Highlight war zweifellos der Besuch eines Sees bei Sonnenuntergang, an und auf welchem tausende Kraniche und Gänse landeten um dort zu nächtigen. Das war ein Geschnatter und Geflatter. Großartig!!!
Hört mal, Kraniche über Lochow.
Und so klingen die Gänse:
Audio, Gänseeinfall über dem Gülper See

Zu Tränen gerührt war ich, als Detlef mir nachts den Sternenhimmel beschrieb. Alle verdächtigen Sterne waren am Himmel. Die Milchstraße war quasi von Horizont zu Horizont sichtbar. Unglaublich, wie dunkel es hier ist. Ich fühlte mich unter diesen Sternenhimmel mit Detlefs Beschreibungen, wie in einer Kathedrale, Irgendwie der Schöpfung ganz nah und verbunden.
Natürlich kommen hier viele Astronomen genau deshalb her, weil man hier so wunderbar den Sternenhimmel beobachten kann.

Meine große Bitte zu Weihnacht und darüber hinaus

Bitte, liebe Leserinnen und Leser, überlegt euch wirklich, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, welche Lichter ihr wirklich die ganze Nacht durch brennen lassen wollt. Es ist absurd, aber ich kenne Sehende, die zur Weihnachtszeit ihr ganzes Anwesen weihnachtlich beleuchten, um dann das eigens erzeugte unnötige Licht mittels Rollläden des nächtens auszusperren. Aber auch ohne Weihnachten. Macht es bitte so dunkel, wie ihr könnt. Tiere, Astronomen, aber auch unsere Gesundheit, werden es uns danken.
Vielen Dank.

Fazit

Momentan würde ich blinden Menschen eher noch nicht empfehlen, ganz ohne Begleitperson dort hin zu reisen. Beim Einkauf etc. sind aber Fam. Zemlin gerne mit dem Auto behilflich, denn manch andere Gäste, auch ohne Einschränkung, kommen auch ohne Auto.
Eine Gruppe von blinden Menschen mit einer sehenden Begleitung könnte sich aber in so einem Ferienhaus sehr wohl fühlen. Man kann viel laufen, kann sich Tandems leihen, kann die Stille genießen und vieles mehr.
Ich bin davon überzeugt, dass sich hier noch etwas ganz wunderbares entwickeln wird und weiß für mich, dass ich nicht zum letzten mal bei den Zemlins war.
Ich möchte dort etwas inklusives zu Astronomie anbieten.
Einige Tage Klausur, um in aller Ruhe Musik zu machen, wäre auch ein denkbarer Urlaub für blinde Menschen.

Wer sich für mehr interessiert, findet hier Befriedigung.
Naja, vielleicht trifft man sich ja mal an diesem wunderbaren Ort.

Bis zum nächsten mal grüßt euch herzlich
Euer Blindnerd Gerhard Jaworek.

Saturn und seine Mission


Seid herzlich gegrüßt,

Und wer sich jetzt wundert, wieso der Blindnerd mit dieser alten längst beendeten Cassini-Huygens-Mission daher kommt, der oder sie hat natürlich Recht.
Beim Stöbern in alten Mails habe ich den Text aus der Zeit vor dem Blog gefunden.
Die Mission und mein Text dazu ist mir zu wertvoll, als dass er eventuell verloren geht, und außerdem möchte ich ihn gerne auch hier auf dem Blog teilen.

Viele können sich noch erinnern, dass am 15.09.2017 die Mission Cassini-Huygens final beendet wurde, indem diese kontrolliert in den Saturn stürzte und in dessen Atmosphäre dann verglühte.
Da kommt mir so ne Frage. Hat ein Gasplanet überhaupt ne Atmosphäre in dem sinne, wenn er doch, bis auf einen kleinen Kern selbst aus Gas besteht?
Ja, und diese Frage hat mir damals mein Freund, der @modellansatz, beantwortet, der schon in der Vorgänger-Mailingliste vor dem Blog mit gelesen hatte.
Er schrieb:
die angegebene „Größe“ von Gasplaneten bzw. die Bezeichnung der Höhe 0 bezieht sich auf die Höhe, wo das Gas einen Druck von etwa 1bar hat.
Wiki sagt dazu: „Das Fehlen einer sichtbaren, festen Oberfläche macht es zunächst schwierig, die Radien bzw. Durchmesser von Gasplaneten anzugeben. Wegen der nach innen kontinuierlich zunehmenden Dichte kann man aber jene Höhe berechnen, in der der Gasdruck gerade so hoch ist wie der Luftdruck, der an der Erdoberfläche herrscht (auf Meeresniveau 1 atm oder 1013 mbar).“
Ob Gasplaneten einen festen bzw. flüssigen Kern haben ist unklar, da ab sehr hohen Drücken die Aggregatzustände wegen Superkritikalität nicht mehr unterscheidbar sind.
Sind Druck und Temperatur hoch genug, wird irgendwann der sogenannte kritische Punkt überschritten. Der Unterschied zwischen “flüssig” und “gasförmig” hört dann auf zu existieren und man nennt diesen Zustand dann “superkritisch”. Bei Jupiter (und anderen Gasplaneten) ist genau das der Fall: Weiter außen, wo Temperatur und Druck noch niedrig sind, ist der Wasserstoff noch gasförmig. Da aber weiter innen der kritische Punkt überschritten wird, gehen auch die gasförmige und die flüssige Phase kontinuierlich ineinander über und es gibt keine klar definierte Grenzfläche“

Wie auch immer.
Diese Mission war so erfolgreich, dass man sie würdigen sollte. Von der Planung, zum Start, über die Ankunft am Saturn, der Durchführung der Mission bis zum Ende sind um 30 Jahre vergangen. Somit hängen Lebenswerke vieler Wissenschaftlergenerationen und Experten dran.

Noch nie konnte ich an einer Mission derart partizipieren, wie bei Cassini-Huygens. Grund dafür ist einfach, dass es Podcasts dazu gab. Damit kann man derlei erleben, mitfiebern und naja, auch etwas mit traurig sein, wenn es dann zuende geht. Es ist nicht zu ermessen, wie wertvoll das Medium Podcast für mich als Zugang zu Bildung und Wissenschaft, mit den Jahren geworden ist.

Ich werde die Mission kurz einführen und dann habe ich einiges Audio- Video- und Textmaterial zusammengestellt. Das kann dann jeder nach bedarf lesen, hören und vertiefen.

Und es geht los:

Einführung

Cassini-Huygens ist der Name einer Mission zweier Raumsonden zur Erforschung des Planeten Saturn und seiner Monde. Bei Cassini handelt es sich um einen Orbiter, der im Auftrag der NASA vom Jet Propulsion Laboratory gebaut wurde, um den Saturn, seine Ringe und Monde von einer Umlaufbahn um den Planeten aus zu untersuchen. Huygens (konstruiert von Aérospatiale im Auftrag der ESA) wurde als Lander konzipiert, um von Cassini abgekoppelt auf dem Mond Titan zu landen und diesen mittels direkter Messungen in der Atmosphäre und auf der Oberfläche zu erforschen, was aufgrund der dichten und schwer zu durchdringenden Atmosphäre des Mondes nicht von einer Umlaufbahn aus möglich ist. An der Mission ist auch die italienische Raumfahrtagentur ASI beteiligt.
Die beiden aneinander gekoppelten Sonden wurden am 15. Oktober 1997 vom Launch Complex 40 auf Cape Canaveral mit einer Titan-IVB-Rakete gestartet. Am 1. Juli 2004 schwenkte Cassini in die Umlaufbahn um den Saturn ein, und am 14. Januar 2005 landete Huygens drei Wochen nach der Trennung von Cassini auf Titan und sandte 72 Minuten lang Daten, die das Verständnis über den Mond deutlich verbesserten.
Auch der Cassini-Orbiter hat mit seiner umfangreichen Ausstattung an wissenschaftlichen Instrumenten viele neue, teils revolutionäre Erkenntnisse in Bezug auf Saturn und seine Monde geliefert. Die Mission wurde daher mehrfach verlängert,
Nun ist das Ende aber unausweichlich. Der Treibstofftank ist nahezu leer, so dass der Treibstoff nur noch für das letzte finale Manöver reicht…

Namensgebung

Zur Namensgebung sagt Wiki:
Giovanni Domenico Cassini (* 8. Juni 1625 in Perinaldo, Grafschaft Nizza, Herzogtum Savoyen; † 14. September 1712 in Paris) war ein italienischer Astronom und Mathematiker, der in Bologna Ansehen erwarb, 1669 an an die Académie Royale des Sciences in Paris berufen wurde, 1673 die französische Staatsbürgerschaft annahm und seitdem meist Jean-Dominique Cassini genannt wurde. Er wurde zum Begründer einer Dynastie von Astronomen, die bis zur Französischen Revolution die Direktoren des Pariser Observatoriums stellten, weshalb er auch mit Cassini I bezeichnet wird.
Er ermittelte u. A. die Neigung der Erdbahn, bestimmte die Eigendrehung des Jupiter anhand des sog. Roten Flecks und bestimmte den Durchmesser der Sonne.
Ruhm erlangte er auch durch die erstellung sehr genauer Ephemeriden, die für die Geodäsie und die Seefahrt unverzichtbar waren.
Es ist aufregend über ihn zu lesen, denn er forschte im widersprüchlichen Spannungsfeld zwischen dem heliozentrischen – und dem geozentrischen Weltbild.
Christian Huygens, auch Christianus Hugenius, war ein niederländischer Astronom, Mathematiker und Physiker. Huygens gilt, obwohl er sich niemals der noch zu seinen Lebzeiten entwickelten Infinitesimalrechnung bediente, als einer der führenden Mathematiker und Physiker des 17. Jahrhunderts. Er ist der Begründer der Wellentheorie des Lichts, formulierte in seinen Untersuchungen zum elastischen Stoß ein Relativitätsprinzip und konstruierte die ersten Pendeluhren. Mit von ihm verbesserten Teleskopen gelangen ihm wichtige astronomische Entdeckungen.

Das soll es als Einführung auch von mir gewesen sein. In der kleinen Linksammlung kommen u. A. Experten zu Wort, die die Mission, ihren Verlauf und die Hintergründe viel besser erklären können, als ich. Ich führe jeden Link kurz ein, damit man weiß, worum es geht und, was vor allem Screenreader-Nutzer erwartet, wenn man darauf klickt.

Macht euch darauf gefasst, dass die Audio-Podcasts etwas länglich sein können. Erfahrene Podcasthörer wissen, dass es vor allem bei Wissenschaft-Podcasts noch länger gehen kann. Ich höre die Dinger meist mit doppelter Geschwindigkeit.
Haltet durch. Es lohnt sich und öffnet für diejenigen, die das noch nie gemacht haben, eine ganz neue Welt.

Podcasts und mehr

Das DLR gab gemeinsam mit der ESA einen deutschsprachigen Podcast zu Astronomie und Raumfahrt heraus. In Folge 30 dieses Podcasts („Raumzeit“ von Tim Pritloge) wird über diese Mission ausführlich gesprochen. Im Rahmen dieser Folge wird auch das Geräusch abgespielt, das der Lander Huygens erzeugt, als er durch die dicke Atmosphäre des Saturnmondes Titan absteigt. Er hatte ein Mikrofon an Bord, weil man sich erhoffte, eventuell Gewittertätigkeit zu hören. Dieser Fahrtwind ist definitiv ein Wind, der nicht von der Erde kommt. Es klingt so unwirklich und verblüffend. Dieses Geräusch ist eines der wertvollsten Weltraumgeräusche in meiner Sammlung. Oft wird der Saturnmond Titan mit der Erde verglichen. Die Rolle des Wassers übernimmt dort flüssiges Methan. Es gibt Flüsse, Seen und auch sonst so einiges, das auf der Erde durch fließendes Wasser entstand. Für Leben ist es aber leider zu kalt auf Titan.
Der Podcast wird gemeinsam mit dem Planetarium Zeiss Jena fortgeführt.Hier nun der Sound dieses ganz erstaunlichen Fahrtwindes. Er wird mit einer Engl. Erklärung eingeführt. Am Anfang ist eine relativ lange Pause, also nicht wundern, wenn es nicht gleich startet.

Fahrtwid Titan

Und hier folgt Folge 30 von Raumzeit.
RZ30 Cassini-Huygens

Folge 32 dieses Podcasts beschäftigt sich dann allgemein mit dem Saturnsystem.
Rz32 Das Saturnsystem

Mehrfach musste Cassini durch das Ringsystem des Saturn fliegen. Die Ringe des Saturn sind nicht geschlossen. Es gibt Lücken in die man fliegen kann, wenn man sie trifft. Eine ist nach Cassini benannt.
Außerdem gibt es zwischen den Ringen zonen, in denen fast keine Ringteilchen zu finden sind. Man dachte, es wären mehr Teilchen dort anzutreffen. Ein Glück, dass nicht, denn ansonsten hätten die Cassini zerstören können.
Um die Sonde zu schützen, flog man mit der Antenne voran durch die Ringe. die Teilchen, die auf die Antenne, die auch als Schutzschild ausgelegt war, treffen, kann man hier hören. Man hört hauptsächlich das Rauschen des Instruments. Die wenigen Teilchen, machen sich durch ein Knack-Geräusch im Sound bemerkbar. Man muss sich schon etwas rein hören.
Ein Geräusch, das von so weit her kommt, darf sich auch erlauben, schwer hörbar zu sein.
Und so klingt es.

Und

Hier
noch eine lesenswerte Erklärung des Sounds in Englischer Sprache.

Die Zeitschrift „Abenteuer Astronomie“ verteilte auf Twitter einen Link zu einem Fahrplan der letzten Stunden.
Zum Fahrplan

Ach, dafällt mir noch was zu Cassini und der Lichtgeschwindigkeit ein
Wir erleben Licht, als benötigte es keine Zeit zu seiner Ausbreitung.
Im Jahr 1676 stellte Ole Rømer, ein Astronom und Mitarbeiter bei Cassini , fest, dass die Zeiten zu welchen der Mond IO seinen Planeten, Jupiter, verdeckt werden sollte, je nach der Position der Erde zum Jupiter bis zu mehreren Minuten variiert.
Daraus schloss er, dass das Licht eine endliche Geschwindigkeit haben muss,
wenn die Verzögerungen vom Abstand zwischen Jupiter und der Erde abhängig sind.,
Der von Roemer ermittelte Wert für die Geschwindigkeit des Lichtes wich nur um 30 % vom tatsächlichen Wert ab. Die Messmethoden zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit wurden in der Folgezeit immer genauer.
Cassini stimmte zunächst mit Roemer überein, verfiel dann aber doch wieder der Aristotelischen Vorstellung der zeitlosen Lichtausbreitung und des vorhandenseins eines raumfüllenden Äthers.
Ich schrieb darüber im Artikel „Nichts ist auch was – die Lehre von der Leere“.

Abschiedsvideo:
Das ist ein Deutsches Video von dem ich auch vorhin nur mal kurz das Intro angeschaut hab.

Hier ein kostenloses Ebook der Nasa mit vielen Saturn-Bildern: Keine Ahnung, wie zugänglich das ist, aber für unsere Sehlinge sicher spannend.

Beschreibung des Aussehens der Sonden:
Was jetzt hier noch fehlt, ist eine textuelle Beschreibung der Sonden. In RZ30 ist zwar eine, aber dann muss man tief in die Folge reinhören.
Vielleicht hat jemand sehendes, der hier mitliest Lust, uns das Ding zu beschreiben?

Apropos Beschreibung. Das ist es eben auch, was Podcasts für blinde Menschen so unglaublich interessant machen. Für die Sehenden gibt es vielleicht in den Shownotes Links und Bilder, aber beim Hören eben auch nicht. Deshalb muss alles beschrieben und erklärt werden. Wie im Radio.

Und ganz zum Schluss kommt doch tatsächlich noch ein Abschiedslied auf Cassini-Huygens.
Zuerst eine kleine Geschichte dazu, die mich sehr gefreut hat.
Zunächst teilte Spektrum der Wissenschaft, @spektrum einen Link über twitter, der mich zu einer Seite schickte, die nicht ganz barrierefrei war. Ich fand den Play-Button einfach nicht.
Flash-Kram halt.
Ich schrieb zurück, dass ich das Abschiedslied leider nicht anhören könne, weil ich die Barriere mit dem Abspielknopf nicht überwinde.
Kurz drauf kam dann ein Link zu Youtube, den ich hier mit euch teile. Damit gings dann.
Danke @Spektrum, dass ihr eine barrierefreie oder barrierearme Lösung gefunden habt. Jetzt kann ich auch bei dem Song mitmachen und mithören und mitfeiern und mittrauern…
Es war mir doch gleich klar, dass irgendwer etwas musikalisches zu diesem Anlass bringen wird.
Und bei so viel Italien in der Mission ist es auch nicht verwunderlich, dass das Stück in Italienischer Opern-Tradition erklingt, aber hört selbst.

A farewell to @CassiniSaturn, in the style @RobertPicardo sings best: opera!
Start the Song here.

Jetzt wünsche ich euch viel Freude und Anteilnahme am Ende dieser unglaublichen Mission.

Die Sonne tönt – Klingel oder Orgelpfeife


Liebe Leserinnen und Leser,

Viele von uns haben es noch in der Schule gelernt:
„Die Sonne tönt nach alter Weise,
in Bruder Sphären Wettgesang.
Und ihre vorgeschrieb’ne Reise,
vollendet sie mit Donnergang…“
Goethes Prolog im Himmel aus Faust I.

Mit der eher esoterischen Idee von Sonnenton, Erdenton und klingender Himmelsmechanik, haben wir uns in „Das Ohr am Teleskop“ und „klingende Planetenbahnen“ beschäftigt.
Schon klar, niemand kann die Sonne hören. Schon alleine deshalb nicht, weil 149 Mio Kilometer Vakuum zwischen ihr und uns liegen.

Es gibt aber in der Tat Gründe, sich damit zu beschäftigen, ob die Sonne klingt und schwingt, wie Schallwellen sich im Stern fortpflanzen, ob sie eher Glocke oder Orgelpfeife ist und vieles mehr.
Der Hauptgrund ist das Problem, dass wir nicht in die Sonne hinein sehen können. Was wir von ihr sehen, ist ihre Photosphäre, die alles überstrahlt und keinen Blick nach innen zulässt. Ich habe schon im vorigen Artikel erwähnt, dass uns ein Neutrino-Teleskop den Blick nach innen gewähren würde. Dieses wird es aber aufgrund der Eigenschaft, dass Neutrinos quasi mit nichts wechselwirken, nie geben. Mit Radio-Teleskopen kann man je nach dem, welche Wellenlänge man betrachtet, ein bisschen unter die Oberfläche schauen, aber auch nicht wirklich in den Stern hinein.

Vieles, was wir über das Innere von Sternen, und was dort passiert wissen, kommt aus Simulationen am Computer. Man spielt beispielsweise mit den Verhältnissen von Wasserstoff, Helium Metallen und Massen herum, und passt die Modelle an, bis sie das tun, was wir auch beobachten.
Mit „Metallen“ meinen Astronomen alle Elemente, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, weil die Hauptsache, die in einem Stern passiert, die Fusion von Wasserstoff zu Helium ist. Somit reduzieren Astronomen häufig den Rest der Chemie auf „Metalle“.

Und an dieser Stelle wird die Sache etwas absurd. Wir beobachten, dass die Sonne brodelt. Wir sehen, dass die Sonne schwingt. Wir hören leider nicht, wie sie klingt, obwohl der Schall im Stern enorm sein muss und neben der Konvektion für das Wallen, Brodeln, pulsieren und Schwingen des Sterns verantwortlich ist.
Die Sonne ist ein einziger riesiger Resonator.
Die Schwingungsmuster an ihrer Oberfläche verraten den Sonnenforschern viel über das Innere der Sonne, z. B. was sich in ihren Schichten tut, wie innere Schichten rotieren, man kann überprüfen, ob die Modelle des inneren der Sonne, z. B. Temperatur etc. ungefähr passen, und vieles mehr.
Heute greifen wir nur ein Klang-Phänomen heraus. Es ist gut möglich, dass hier noch weitere Artikel über die Astroseismologie folgen werden.

Schwingende Saiten

Im eindimensionalen, ist eine gespannte Saite das einfachste, was man sich schwingend und klingend vorstellen kann. Sie ist gespannt an zwei festen Punkten aufgehängt und schwingt, wenn man sie anspielt. An den Aufhängungen nicht, aber in der Mitte schwingt sie am meisten. Bei tiefen Instrumenten, z. B. bei einem E-Bass kann man das sogar sehen. Die Saite wird durch ihre relativ große Amplitude verwaschen im Bild. Teilt man nun die Saite in der Mitte, so erhält man die doppelte Frequenz. Bei Flageolett-Tönen, wo man die Mitte der Saite nicht ganz drückt, sondern nur leicht abdempft, schwingt dann die linke Hälfte stets gegenläufig zur rechten. Der Flageolett-Punkt schwingt, wie die beiden äußeren Aufhängungen der Saite nicht. Man nennt das auch Knoten.
Wir haben also die Aufhängungen der Saite und dazwischen in der Mitte einen Knoten. Links und Rechts davon jeweils einen Bauch. Musikalisch erklingt die Oktave. Diese schwingt doppelt so schnell, wie der Grundton der Seite.
Teilt man die Saite in Drittel,
bekommt man die Quinte, dann die nächste Oktave, die Quarte usw.
Die hier entstehenden übereinander geschichteten Töne nennt man in der Physik die Harmonischen.
Spielt man ein Instrument, so erklingen immer einige dieser Harmonischen gleichzeitig. Dieser Zusammenklang macht die Charakteristik, macht den Klang, macht den Sound des Instruments aus.
Im Grunde ist die Saite durch ihre Schwingung und ihre Obertöne in der Zeitlupe dann auch wellig, bzw. gekräuselt.

Schwingende Flächen

Wir gehen nun einen Schritt weiter in unserer akustisch-visuellen Beobachtung.
Es gibt aus dem 17. Jahrhundert einen interessanten Versuch des Physikers Chladni
Ernst Florens Friedrich Chladni, der 1787 die Schrift Entdeckungen über die Theorie des Klanges veröffentlichte, tat folgendes:
Er nahm eine Glasscheibe und spannte diese wagerecht an einer Ecke in eine Klemme. Dann bestreute er sie mit Sägespänen. Nun strich er den Rand der Scheibe mit einem Geigenbogen an, um sie in Schwingung zu versetzen. Die Vibration brachten nun die Sägespäne zum Hüpfen. Nun ist es aber so, dass es nun auch auf der Fläche Knoten gibt, die nicht schwingen. Andere Orte schwingen so stark, dass die Späne quasi abgeschüttelt werden. Es entstehen nun Muster aus Orten, wo sich die Späne sammeln, und Orten, wo nachher keine mehr sind, weil sie vertrieben wurden.
Je nach dem, wo und wie Kladny die Scheibe mit seinem Bogen anstrich, änderten sich diese Muster. In manchen Erlebnisparks, z. in Schloss Freudenberg, ist dieser Versuch zum selbst ausprobieren, aufgebaut.
Im Gegensatz zur Welle einer Saite, hat man nun schon eine gekräuselte Oberfläche auf der zweidimensionalen Scheibe.
Auf ein Musikinstrument übertragen, entspricht diese Situation z. B. auch einer Trommel, wo das Trommelfell über den Körper der Trommel gespannt ist.

Und nun überlegen wir uns im nächsten Schritt, wie sich das ganze mit unserer Sonne verhält, die ein Gasball ist.

Die schwingende Sonne

Ich sagte schon, dass die Sonne brodelt. Gasblasen steigen auf und vergehen, wegen des Wärmeaustausches. Selbiges geschieht in der Küche im Kochtopf. Da die Ränder der blasen, auch Granulen genannt, kühler sind, leuchtet die Sonne dort stets etwas dunkler. Auch durch den Dopplereffekt kann man sehen, wenn sich eine Granule auf uns zu bewegt. Dann ist das Licht etwas ins blaue hinein gestaucht. Ins rote, wenn sich eine von uns entfernt, z. B. auflöst.
Die Frage ist nun, ob dieses Geblubber analog zum Weinglas auch den ganzen Stern zum Schwingen bringt.
Der Kochtopf wird ja auch vom kochenden Wasser in Schwingung versetzt und mit ihm meist auch der ganze Herd samt Arbeitsplatte.
Manche Wasserkocher beginnen regelrecht zu singen mit Obertönen etc, wenn das Wasser langsam zu kochen beginnt.
Wie das ganze System schwingt, hängt beispielsweise davon ab, woraus die Küche gemacht ist, wie alles miteinander verbaut ist etc.
Der Schall pflanzt sich in unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Aggregatzuständen (gasförmig, flüssig, fest) unterschiedlich schnell fort. Das machen Seismologen sich zu Nutze, um das innere der Erde zu erforschen. Plattentektonik, Vulkane erzeugen Schall. Das kann für Frühwarnsysteme unverzichtbar sein. Manchmal erzeugt man auch künstlich Schall, um ihn an anderer Stelle zu empfangen, um Rückschlüsse darüber zu erlangen, ob er beispielsweise durch eine Gasblase oder eine Flüssigkeit gegangen ist.

Das geht so natürlich bei der Vermessung unserer Sonne nicht. Dennoch lohnt es sich, das ganze Geblubbere und Gewabere auf ihrer Oberfläche zu beobachten. Genau das tut die Astroseismologie. So fand man beispielsweise eine Schwingung des ganzen Sterns, die sich alle fünf Minuten wiederholt. Das bedeutet, dass die Sonne sich alle fünf Minuten mal etwas aufbläht, um anschließend wieder zu schrumpfen. Man hat auch noch andere Schwingungsmuster gefunden. In diesem Sinne verhält sich unsere Sonne, als wäre sie eine Art Gong. Angeschlagen wird er von den sich stets verändernden Granulen, die wie Regen auf einem Blechdach den ganzen Stern quasi zum „klingen“ bringen.
Die Nasa hat das mal sonifiziert, wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie den Fünf-Minuten-Rhythmus oder eine andere Eigenschwingung verwendet hat.

So klingt unsere Sonne

Die Materie an der Oberfläche der Sonne wird in erster Linie durch
die Granulation bewegt. Die in ihr aufsteigenden und absinkenden
Materieballen haben Durchmesser von etwa 1500 Kilometern. Das ist
ein Zehntel Prozent des Sonnendurchmessers. Der Doppler-Effekt
verrät uns ihre Geschwindigkeiten: diese liegen etwa bei einem Kilometer in der Sekunde. Innerhalb von Minuten lösen sie sich auf, um neuen Granulen Platz zu machen. Zu den Granulen kommen noch die Supergranulen, langsamer in ihrer Bewegung, doch größer und beständiger.

Lange schon weiß man, dass es Sterne gibt, die sich innerhalb von Tagen aufblähen und wieder zusammen ziehen. Man weiß auch, dass Sterne verschiedener Masse, alters und Lebensstadium unterschiedlich schwingen und sich deutlich in ihrer Bildung von Granulen unterscheiden.

Die Schallwellen in der Sonne verraten uns, wie unterschiedlich schnell sich einzelne Schichten bewegen. Erst tief in ihrem Innern dreht sie sich, wie ein starrer Körper, z. B. die Erde. Die anderen Schichten darüber laufen z. B. dieser Drehung voraus. Als Gasball kann die Sonne das so tun. Ganz erforscht und verstanden ist das aber alles bis heute noch nicht. Die neue Raumsonde, der Solar.Orbiter, wird uns hier sicherlich noch viel neue Erkenntnis verschaffen.

Man könnte noch sehr viel mehr über die Astroseismologie schreiben.
Ich habe hier alles natürlich nur sehr vereinfacht darstellen können, ansonsten wäre der Artikel ein Buch geworden.

Jetzt hoffe ich, dass ihr die Faszination mit mir teilt, dass die Sonne in einem gewissen Sinne quasi ein Gong ist.

Und damit verabschiede ich mich für heute.
Es grüßt euch
euer Gerhard.

Teilchensuche – Den Sonnen-Neutrinos auf der Spur


Liebe Leserinnen und Leser,
Am 16.09.2019 machte das Messinstrument KATRIN Schlagzeilen.
Da dieses am KIT steht und ich als Mitarbeiter des KIT darauf irgendwie stolz bin, möchte ich hier auch etwas zum Thema Neutrinoforschung auf dem Blog beitragen.

KATRIN ist ein Messinstrument wie ein Hochhaus, das so groß ist, dass man es über 8500 km hinweg um den ganzen Kontinent herum von Bayern per Schiff nach Karlsruhe schaffen musste, weil es auf dem Landweg nicht am Stück auf die Straßen gepasst hätte.
So ein riesiges Instrument wird dazu benutzt, um das kleinste Teilchen, das Neutrino zu wiegen.
Das kleinste Teilchen, das so klein und leicht ist, dass es fast nie irgendwo anstößt und mühelos die Erde, unseren Körper durchdringt. Milliarden dieser Teilchen treffen in jeder Sekunde auf jeden Quadratzentimeter unseres Körpers und wir merken nichts davon.
Bei Kernverschmelzung wie im Innern unsere Sonne, bei Sternexplosionen, Supernovae entstehen riesige Mengen dieser Geisterteilchen.
Das Universum ist voll davon. Es sollten sogar noch welche durchs All vagabundieren, die uns vom Urknall erzählen können.
Mit Katrin soll Klarheit darüber geschaffen werden, wie viel Masse Neutrinos denn nun besitzen. Noch ist die Masse nicht bestimmt, aber eine Obergrenze, die sie nicht übersteigen dürfte.
Aber, bevor man die Dinger wiegen kann, muss man sie erst mal finden. Darum geht es heute:

Lange Zeit war überhaupt nicht klar, ob Neutrinos eine Ruhemasse besitzen oder wie Photonen (Lichtteilchen) nicht. Diese Frage führt uns direkt zu unserer Sonne.
Aber der Reihe nach:

Der Name leitet sich da her, dass das Neutrino elektrisch neutral ist.
Es wechselwirkt quasi mit nichts und dennoch wird ein erheblicher Teil der Energie, die in unserem Kernfusionsreaktor Sonne, entsteht, von ihnen davon getragen.
Es gibt drei Arten von Neutrinos, Elektron- Myon- und Tau-Neutrinos.
Wenn es uns denn mal gelingt, mit einem Detektor eines einzufangen, dann erzählt es uns, wo es her stammt

• kosmischen Neutrinos (Weltall)
• solaren Neutrinos (Sonne)
• atmosphärischen Neutrinos (Erdatmosphäre)
• Geoneutrinos (Erdinneres)
• Reaktorneutrinos (Kernreaktoren)
• Neutrinos aus Beschleunigerexperimenten

Zunächst wurde das Neutrino, wie so vieles in der Physik nur postuliert, weil man es noch nicht nachweisen konnte.
Betrachtet man den radioaktiven Beta-Zerfall mancher Elemente, ein Neutron zerfällt zu einem Proton, einem Elektron und, ja zu was denn noch?
Man stellte fest, dass etwas fehlt. Die Bruchstücke des zerfallenen Atomkerns waren leichter, als ein kompletter Kern. Diese winzige fehlende Masse oder diese Energie, muss von etwas davon getragen worden sein, was man nicht messen konnte.
Auch die kinetische Energie der zerfallenen Teile war immer etwas kleiner, als sie hätte sein sollen.
1933 postulierte Wolfgang Pauli daher dieses Teilchen. Manche kennen diesen Pauli vielleicht noch aus dem Chemieunterricht als Pauli-Prinzip.
Auch bei der Kernverschmelzung geht die Bilanz nur mit Neutrinos auf, die entstehen und Energie davon tragen.
Also machte man sich daran, verschiedene Detektoren zu bauen, um Neutrinos nachzuweisen.

Alle Detektoren basieren auf der Tatsache, dass es ganz selten halt doch passiert, dass ein Neutrino ein Atom anrempelt. Das führt entweder zu einem kleinen Blitz, z. B. bei Wasser- oder Eis-Dbasierten Detektoren, wie dem Ice-Cube in der Antarktis, bzw. das angestoßene Atom nimmt die Energie des Neutrinos auf, und verwandelt sich in ein anderes Element. Ich wusste bis etwa Mitte der 90er Jahre nichts von Neutrinos und schon gar nicht, wie man sie nachweisen kann. Da hörte ich, dass sie im Kern unserer Sonne entstünden und dass deutlich mehr davon entstehen sollten, wie man nachgewiesen hatte.
Das Buch „Den Geheimnissen der Sonne auf der Spur“ von Prof. Rudolf Kippenhahn, war an dieser Stelle unglaublich erhellend für mich.

Ein Element, womit Neutrinos manchmal wechselwirken ist das Chlor-Isotop CL37
Es ist etwas schwerer, als das uns bekanntere CL35, weil es zwei Neutronen mehr in seinem Kern hat. Neutronen verändern die chemischen Eigenschaften von elementen quasi nicht.
Manchmal nimmt nun so ein Chlor37-Atom ein Neutrino bestimmter Energie auf, und verwandelt sich unter Abgabe eines Elektrons in ein Argon-Atom. Das ist ein Edelgas.
Darauf beruhte ein Experiment, das den Astrophysikern lange
Sorgen bereitete. In einem großen Tank war Chlor in Form der Verbindung Perchloräthylen den Neutrinos der Sonne ausgesetzt. Der Stoff ist eine Flüssigkeit, die man hauptsächlich in der Reinigungsindustrie verwendet, ähnlich dem uns bekannteren Tetrachlorkohlenstoff.
Raymond Davis von der Universität von Maryland, der dieses Experiment entwickelt hat, verwandte 38000 Liter dieses Stoffes.
Da auch andere Strahlung ungewollt diese Reaktion auslösen können, schirmte man den Tank ab, indem man ihn in eine aufgelassene Goldmine, etwa 1500 m unter die Erdoberfläche packte. Nur Neutrinos können so eine dicke Schicht ungehindert durchqueren.
Außerdem war der Tank noch mit einem Wassertank umgeben, da Wasser ganz gut gegen Strahlung isoliert.
Welche Energie ein sog. Sonnenneutrino ungefähr haben könnte, erfuhr man durch Sonnen-Simulationen im Computer.
Da Neutrinos nur dort entstehen, wo die Kernfusion stattfindet, würde man, gäbe es ein Neutrinoteleskop, die Sonne nur als Scheibchen eines Zehntels der sichtbaren, wahrnehmen. So ein Teleskop wird es nie geben. Somit können wir nicht in die Sonne hinein schauen.
Man konnte nun auf das Modell basierend festlegen, wieviele Neutrinos dieser bestimmten Sorte ungefähr von unserer Sonne zu erwarten wäre. Die meisten verfehlen den Detektor natürlich, bzw. gehen durch ihn hindurch, ohne mit einem Cl-Atom zu reagieren.
Leider reagiert das Cl37 nur auf hochenergetische Neutrinos, die nicht von dem Prozess her rühren, der die meiste Energie erzeugt, der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium. Für diese niderenergetischen Neutrinos ist das Cl37 blind.

Diese Neutrinos bei denen Chlor funktioniert, machen nur etwa 1,5 % des Neutrinostromes aus, der von der Sonne kommen sollte.
Interessant ist an dieser stelle z. B., wie man in 650 Tonnen Perchloräthylen nach
35 Argonatomen suchen soll.
Lange Rede, kurzer Sinn. Selbsd, wenn man alle möglichen statistischen Fehler einbezog, kamen nach sieben Jahren Laufzeit nur ein fünftel des erwarteten Neutrino-Werts heraus.
Da die Sonnenmodelle außer den Neutrinos im wesentlichen alle Eigenschaften des Sterns richtig widerspiegelten, konnte ja auch etwas am Experiment falsch sein.
Aber auch andere Experimente, z. B. mit Wasserdetektoren zeigten alle zu wenige Neutrinos von der Sonne an.
Verständlicherweise versuchte man nun an verschiedenen Parametern der Modelle zu drehen, was ich uns an dieser Stelle erspare, aber es half nichts und machte das Modell im Grunde schlechter.

Heute weiß man, dass das Defizit der Neutrinos da her rührt, dass Neutrinos eine Ruhemasse haben müssen. Sie können sich auf ihrem Weg von einer Sorte in eine andere verwandeln.
Das bedeutet, dass viele Sonnenneutrinos bei uns als etwas anderes ankommen, als wonach wir suchen und worauf unser Detektor reagiert.
Diese sog. Fähigkeit zu oszilieren funktioniert nur dann, wenn man eine Ruhemasse zugrunde legt. Wie groß diese ist, wissen wir noch nicht. Wir wissen seit KATRIN bis jetzt nur, dass sie nicht größer als ein Elektronenwolt sein sollte. Früher ging man von 2 Ev aus. Somit ist man jetzt schon doppelt so gut, als vorher. Diese Erkenntnis stammt genau aus dem KATRIN-Messinstrument, das hier in Karlsruhe steht.
Wir dürfen gespannt sein, was hier noch geschieht.

Ihr findet hier einige super spannende Links, die alles wesentliche zu KATRIN erklären. Es lohnt sich, hier mal rein zu schauen.
Ein schönes Youtube-Video über die Geschichte und den Aufbau gibt es hier.
Eine Meisterleistung der KIT-Pressestelle findet ihr hier.
Alle guten Dinge sind drei.
Eine Radiosendung des SWR würdigt dieses Ergebnis ebenfalls.

Und damit verabschiede ich mich für heute und hoffe, dass der Artikel etwas Freude macht.

Droht Gefahr von unserer Sonne?


Liebe Leserinnen und Leser,
Nach einer etwas längeren Urlaubspause, melde ich mich hiermit auf Blindnerd zurück:
„Die Sonne, der Stern von dem wir leben“ ist der Titel des wunderbaren Buches von Prof. Rudolf Kippenhahn.

Ohne zweifel.
Sie spendet Licht und Wärme und ohne sie ist kein Leben möglich.
Sie schickt uns ihre Energie im Überfluss, so dass sogar noch mehr als genügend übrig bleibt, damit wir Strom daraus gewinnen können.
Im Grunde ist jede Energieform außer der Kernkraft irgend wann mal Sonnenenergie gewesen. Sie schlummert in Kohle, die mal Pflanzen waren, die durch ihr Licht wuchsen, im Erdöhl und im Holz an dessen Feuer wir uns wärmen. Wind und Wasserkreislauf werden von ihr angetrieben, was jeder noch aus dem Biologieunterricht kennt.

In alten Zeiten glaubte man, die Sonne sei das vollkommenste, göttlichste, reinste und perfekteste Objekt am Himmel.
Aber spätestens, als man Fernrohre auf sie richtete, fand man, dass sie doch nicht ganz so glatt und vollkommen ist. Sie hat eine etwas gekörnte Oberfläche und noch schlimmer. Sogar Flecken. Und damit noch immer nicht genug. Diese Flecken bewegen sich und es gibt Zeiten mit vielen und Zeiten mit wenig bis gar keinen Sonnenflecken.
Galilei hat sie beobachtet und gezeichnet.

Durch intensive Beobachtungen der Sonne, z. B. Samuel Heinrich Schwabe über 40 Jahre lang, oder Die Hausfrau Siglinde Hammerschmidt über 20 Jahre lang,
fand man heraus, dass alle 11 Jahre die Sonne maximal viele Flecken aufweist.
Was diese Flecken aber waren, konnte man sich früher nicht erklären.

Manchmal kam es aber vor, dass in der Nähe von Sonnenflecken die Sonne plötzlich eine Art Lichtausbruch hatte. Kurz nach so einem Ereignis konnte man dann vermehrt Polarlichter sehen, Kompassnadeln erzitterten. Telefondrähte schlugen Funken, Uboote wurden falsch geortet, weil ihr Funk gestört wurde. In ganzen Landstrichen fielen die Stromnetze aus, als es dann welche gab etc.

Immer dann, wenn so ein Sonnenausbruch, auch Flare genannt, auf die Erde zeigt, dann passieren etwa zwanzig Stunden später derartige Dinge.
Was solch ein Ausbruch uns anhaben kann, konnte man am 01.09. vor 150 Jahren erleben.
Als der Astronom Carrington gerade Sonnenflecken zählte, leuchtete neben einer Fleckengruppe plötzlich ein riesiger Sonnenflare auf.
Schon bald darauf konnte man Polarlichter bis fast zum Äquator beobachten, Kompassnadeln zitterten, Telefonleitungen schmolzen oder schlugen Funken und Stromnetze fielen aus.
Vor einigen Jahren brachte ein ähnliches schwächeres Ereignis dieser Art das Kanadische Stromnetz zum erliegen.

Man weiß mittlerweile, dass Sonnenflecken durch sehr starke Magnetfelder entstehen. Diese können sich so nahe kommen, dass sie sich berühren und auslöschen. Dass das funktioniert liegt daran, dass die Sonne sich im sog. Plasmazustand befindet. Das ist neben fest, gasförmig und flüssig ein weiterer Aggregatzustand mit seltsamen Eigenschaften, Die wir uns für einen weiteren Artikel vorbehalten, in welchem wir über den Stoff der Sonne sprechen werden.
Tatsache ist, dass wenn sich Magnetfelder derart auslöschen, sehr viel Energie und auch Sonnenmaterial in den Weltraum geschleudert wird.
Das sind dann geladene Teilchen. Treffen die nun auf das Magnetfeld der Erde, dann wird dieses durchgeschüttelt. Für Stromleitungen kann das bedeuten, dass sie wie eine Antenne wirken, weil der Sonnensturm in sie hinein induziert. Dadurch entstehen in den Leitungen Ströme, die dort nicht hin gehören. Sicherheitssysteme schalten dann Kraftwerke aus.

Es entstehen großartige Polarlichter, weil die geladenen Sturmteilchen mit den Molekülen unserer Atmosphäre rekombinieren. Das kann man sich so ähnlich vorstellen, wie eine Neonröhre funktioniert.
Auch Polarlichter behandeln wir mal extra.

Nun müssen wir uns berechtigt die Frage stellen, welche Konsequenzen solch ein heftiger Sonnensturm, wie das sog. Carrington-Ereignis hätte, wenn er die Erde träfe.
Wie oben schon erwähnt, legt er Stromnetze lahm, zerstört Leitungen und vieles mehr. In heutiger Zeit wären seine Auswirkungen noch verherender. Mittlerweile kreisen tausende Kommunikationssatelliten um unsere Erde. Diese würden beschädigt, bzw. fielen vorübergehend aus. Kein GPS, kein Internet, kein Fernsehen und andere Kommunikationsmöglichkeiten könnten nachhaltig gestört werden. In diesem Sinne hängt unsere Kommunikation an einem seidenen Faden, denn es gibt keinen Grund, dass so etwas nicht wieder passieren könnte. Sonnenflecken kommen und gehen und damit auch die sehr komplexen Magnetfelder, die wenn sie sich auslöschen, diese Sonnenstürme erzeugen.
Wie die magnetische Sonne und ihr Dynamo genau funktionieren, ist bis heute noch nicht ganz verstanden. Auch dazu muss ich leider auf einen weiteren Artikel vertrösten.

Was also tun, wenn …
Es bleibt uns nicht viel mehr, als das Weltraumwetter, wie man die Sonnenaktivität auch bezeichnet, zu beobachten. Insbesondere in Zeiten hoher Aktivität mit vielen Sonnenflecken, müssen wir auf der Hut sein. Wir müssen ununterbrochen beobachten und besitzen ein Warnsystem für das Weltraumwetter. Bricht in einer uns zugewandten Fleckengruppe ein Flare aus, so nehmen wir ihn ungefähr 8 Minuten später war, weil das Licht von der Sonne so viel Zeit benötigt, bis es uns erreicht.

Zum Glück ist der Teilchenschauer deutlich langsamer unterwegs, als die Lichtgeschwindigkeit. Wir können dann kritische Systeme ausschalten, und den Sturm abwarten. Satelliten schaltet man dann mal besser in ihren Save-Mode, obwohl man das nur ganz ungern tut, denn man weiß nicht, ob man sie wieder aufwecken kann.
Stromnetze gestaltet man vielleicht besser so, dass sie sich nicht mehr stück für Stück als Kettenreaktion abschalten können (dezentral)
Was aber alles dann noch ausfallen würde, ist relativ ungewiss.

Nun, wie oft müssen wir mit so etwas rechnen?
Die Sonne ist im gegensatz zu unserer Erde riesig. 1,44 Mio Kilometer gegen 10.000 Kilometer im Durchbesser.
Außerdem sind wir 149 Mio Kilometer von der Sonne entfernt.
Nun kann die Sonne einen Sturm in alle Richtungen abschießen. Das bedeutet, dass die meisten Sonnenstürme uns nicht treffen, weil sie z. B. auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne los gehen. Dann kriegen wir davon nichts mit.
So kann man berechnen, das statistisch gesehen so ein großer Sonnensturm vielleicht ein zwei mal pro Jahrtausend auftritt.
Wie gesagt. Sonnenausbrüche gibt es immer. Vor allem in Zeiten hoher Sonnenaktivität, aber uns treffen sie zum Glück eher selten.

Somit ist es unsere hohe Aufgabe, das Weltraumwetter zu beobachten und Notfallpläne auszuarbeiten für den Fall der Fälle. Hoffen wir, dass wir sie nie brauchen…