Bladventskalender22, 19.12. Ein Uhrenerlebnis

Meine lieben,
zu Weihnachten werden gerne auch mal Armband- oder andere Uhren verschenkt. Wieso auch nicht. Ich bekam meine ehrste Armbanduhr von meinen Großeltern als ich zehn Jahre alt war. Es war eine mit Klappdeckel, so dass ich die Uhrzeit ertasten konnte. Sie war über viele Jahre mein ständiger Begleiter und mein ganzer Stolz.

Die Uhr scheint stille zu stehen, bis endlich die Tür zum Wohnzimmer, dem geschmückten Baum, den Tellern mit den Leckereien und den Geschenken sich öffnet. Das war zumindest schon in meiner Kindheit so.

Und wenn dann endlich die Glocken erklingen, so werden diese heutzutage auf jeden Fall von einer Uhr elektrisch gesteuert und nur noch selten von Menschen mit Seilen in den Händen angetrieben.
Ein Grund, euch heute mal ein Uhrenerlebnis zu schildern, das ich in diesem Herbst hatte.
Und etwas inklusiv war es außerdem.

Ein Highlight war in diesem Jahr ein Ausflug nach Straßburg, den ich mit dem Evang. Blinden- und Sehbehindertendienst Baden machen und auch etwas mit gestalten durfte,
Neben einer Bootsfahrt auf der Ill und einem phantastischen französischen Essen, besuchten wir das Straßburger Münster und die astronomische Uhr.
Leider durften wir sie nicht anfassen, aber wir konnten die Mittagsglocke hören und wie der Hahn drei Mal krähte. Das klang sehr lustig, weil es halt ein mechanischer Hahn war. Und weil die Uhr deutlich mehr ist als eine Uhr, die nur die Zeit anzeigt, lohnt es sich, hier mal in Erinnerung an den Ausflug kurz darüber zu schreiben.
Außerdem spielen Uhren gerade zur Weihnachtszeit eine ganz besondere Rolle.
Im Werbetext für diese Sehenswürdigkeit heißt es:

Die Astronomische Uhr, ein Meisterwerk aus der Renaissance, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Mathematikern und Technikern. Uhrmacher aus der Schweiz, Bildhauer, Maler und Automatenhersteller arbeiteten hier Hand in Hand. Das heutige Uhrwerk stammt aus dem Jahr 1842. Die Hauptattraktion der Uhr ist ihr Figurenspiel, dessen Figurenautomaten sich täglich um 12.30 Uhr gesammelt in Bewegung setzen. Zu dieser Stunde sieht man dann die verschiedenen Lebensstufen, die – personifiziert als Kind, junger Mensch, als Erwachsener und als Greis – vor dem Tod vorbeidefilieren. Weiter oben sieht man die Apostel, die vor Christus vorbeiziehen. Ihr Umlauf wird begleitet vom Flügelschlagen und Krähen eines großen Hahns. Vor der Uhr erhebt sich der herrliche Engelspfeiler, der auf ganz eigene Weise das Jüngste Gericht versinnbildlicht.“

In Prag steht eine ähnliche Uhr. Was derartige Uhren zu astronomischen Uhren werden lässt, ist nicht, dass einige Püppchen tanzen. Das gibt es auch bei guten Schwarzwalduhren. Es ist, was sie über die Zeit hinaus noch anzeigen können. Leider ging der Führer im Münster nicht darauf ein, was die Uhr alles Astronomisches zu bieten hat.
Ich war vorbereitet, und durfte, besser gesagt tat es einfach, einen Kurzvortrag vor der Uhr halten, um das zu ergänzen, was unausgesprochen blieb. Das zog auch einige andere Besucher:innen an, die mir lauschten.

Grundsätzlich waren die Kirchen wegen ihrer Kalender und Feiertage, die immer wieder neu berechnet werden mussten, stets an der Messung der Zeit, des Jahreslaufes und ä. interessiert. Bei all dem spielte der nächtliche Blick in den Himmel, der Sonnenverlauf und die Mondphasen entscheidende Rollen. Ein Beispiel dafür ist die komplexe Vorausberechnung des Osterfestes. Die muss zuverlässig sein, weil daran Fastenzeiten, Pfingsten, Fronleichnam und mehr hängt. Über die Berechnung des Osterfestes schrieb ich ausführlich auf meinem Blog in Wieso ist Ostern manchmal so früh und manchmal so spät.
Fpür unser Weihnachtsfest ist das kein so großes Problem, weil es an einem festen Datum hängt.
Auch der Islam war zu Anfang ein großer Förderer der Wissenschaft und der Astronomie, weil die Berechnung des Ramadans ebenfalls vom Mond abhängt und sehr komplex ist. Darüber schrieb ich in meiner
Ostergeschichte für Respekt und Toleranz.
Was aber, wenn Wolken den Blick auf Sonne, Mond und die ganze Sternenpracht verwehren? Dann blieb früher nur der Blick in alte Aufzeichnungen, Mond- und andere astronomische Tabellen, Kalender und Sternenkataloge. Das ist mühsam und birgt Fehler und konnte schlimme Konsequenzen nach sich ziehen. In alter Zeit wurden die beiden chinesischen Hofastronomen, Hi und Ho, geköpft, weil sie vergaßen, eine Sonnenfinsternis vorauszusagen. Somit konnten die Menschen nicht rechtzeitig mit Trommeln und Geschrei den Himmelsdrachen vertreiben, der von Zeit zu Zeit die Sonne zu verschlucken, bzw. sie mit seinem Schwanz einzufangen versuchte.
Dass die Sonne wenige Minuten später wieder voll am Himmel stand, half den beiden leider auch nicht mehr.
Aber zurück zur Uhr. Wie schön und praktisch wäre es doch, wenn man Uhren hätte, die einem die Himmelsmechanik im Modell anzeigen können.
Und genau so ein Meisterwerk ist die Straßburger Uhr. Sie zeigt neben der Zeit und ihrem Puppenspiel folgendes an:

  • Das Datum: Hier ist mechanisch zu bedenken, dass man durchaus nicht einfach einen Tag weiter schalten kann, wenn der große Minutenzeiger 24-mal herum ist. Nicht alle Monate haben gleich viele Tage, und noch schlimmer. Es gibt Schaltjahre. Wer sich noch an die alten mechanischen Armbanduhren mit dem kleinen Datums-Fenster erinnert. Das war eine Scheibe mit den Zahlen 1 – 30 am Rand. Das war ein Kompromiss. Also musste man diesen Kalender in jedem Monat anpassen, indem man die Uhr vor oder zurück dreht. Unser französisches Ührchen kann das besser. Ihre Mechanik bildet sogar die Jahrhundert-Schaltregeln des gregorianischen Kalenders ab.
  • Ostern:
    Sie zeigt auch wunderbar die Positionen von Sonne, Erde, Mond und der damals bekannten Planeten an. Bei den Planeten kann sich das Uhrwerk einige Ungenauigkeit leisten. Nicht aber bei Sonne, Erde, den Jahreszeiten und den Mondphasen. Das alles brauchen wir für unser Osterfest. Zu bedenken ist hier, dass von Neumond zu Neumond 29,53 Tage im Mittel vergehen. Das muss dann wieder auf unsere Monate passen etc. Das ist gar nicht trivial, dieses auf Zahnrädchen, Federn und Antriebsriemen abzubilden.
  • Astrologisches:
    Die Uhr zeigt auch an, in welchem astrologischen Sternzeichen wir uns aktuell befinden.
  • Finsternisse:
    Sonnen- und Mondfinsternisse kann sie zwar darstellen, aber nicht vorausberechnen. Das können diese Uhren und anderen Modelle des Himmelsschauspiel nicht, weil Finsternisse von Abständen, Bahnebenen und vielem mehr abhängen. Das ist mechanisch kaum abbildbar.

Zum Schluss noch kurz etwas Geschichte.
Schon um 200 vor Christus soll Archimedes mit Hilfe seiner „sphera“ die Bahnen von Erde und Mond beschrieben haben. Leider ist von dieser sphera außer einer vagen Beschreibung Ciceros nichts überliefert geblieben. Ganz im Gegensatz zum 2000 Jahre alten Antikythera Mechanismus, dessen Überreste Fischer vor der griechischen Küste entdeckt haben. Das bemerkenswert komplexe Räderwerk gilt vielen als ein antikes Himmelsmodell. Ich glaube jedoch eher, dass es eine Art Kalender war. Die den mechanischen Himmelsmodellen verwandten astronomischen Uhren waren bereits im 15. und 16. Jahrhundert hoch entwickelt, wie unser Beispiel in Straßburg zeigt. Älter ist auch das Jovilabium des Dänen Ole Rømers von 1677, ein Mechanismus, der seine Bahnbeobachtungen der wichtigsten Jupitermonde veranschaulichen sollte. Wer mehr über das Himmelsschauspiel wissen möchte, darf ich meinen Artikel Das Schauspiel des Himmels im Modell wärmstens empfehlen.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden, die diesen schönen Ausflug möglich gemacht haben.
Es war mir eine große Ehre, einige astronomische Worte zur Uhr an euch vor der Uhr halten zu dürfen.
Und ja, schenkt euch ruhig Uhren zu Weihnachten. Am besten solche, die man noch hören kann. Mich faszinieren Uhren, aber nicht die digitalen. Die langweilen zu sehr, wenn man sie auseinander baut.

Bladventskalender22, 18.12. Musik zum vierten Advent

Meine lieben,
das ist also nun das Türchen zum vierten Advent. Wir nähern uns in großen Schritten dem heiligen Fest. Und weil dem so ist, muss es heute nochmal was richtig starkes auf die Ohren geben. Etwas, das euch hoffentlich in Weihnachtsstimmung bringt.
Es geht um eines der sicher weihnachtlichsten Werke, die jemals geschrieben wurden; um das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach.

Wikipedia sagt zu diesem fulminanten Werk:

Das Weihnachtsoratorium BWV 248 ist ein sechsteiliges Oratorium für Soli (SATB), gemischten Chor und Orchester von Johann Sebastian Bach. Die einzelnen Teile wurden erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt. Feierliche Eröffnungs- und Schlusschöre, die Vertonung der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Die sechs Teile werden durch die Freude über die Geburt Christi verbunden. Von der musikalischen Gattung steht das Weihnachts-Oratorium Bachs oratorischen Passionen nahe. Es ist das populärste aller geistlichen Vokalwerke Bachs und zählt zu seinen berühmtesten geistlichen Kompositionen. Das Oratorium wird heute häufig in der Advents- und Weihnachtszeit ganz oder in Teilen aufgeführt. Die Gesamtspieldauer beträgt circa 2½ Stunden.

Zur Orientierung in dem Werk hier noch einige Hinweise:
Es gliedert sich in folgende Teile:

  1. Teil I: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“
  2. Teil II: „Und es waren Hirten in derselben Gegend“
  3. Teil III: „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“
  4. Teil IV: „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“
  5. Teil V: „Ehre sei dir, Gott, gesungen“
  6. Teil VI: „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“

Vielleicht ist dieser Link ein guter Einstig oder eine Ergänzung für euch.
Es lohnt sich wirklich, sich dieses Werk mal anzuhören. Bei mir ist Weihnachts- und Adventszeit ohne dieses Werk seit Jahrzehnten nicht vorstellbar.
Ich werde jetzt an dieser Stelle keine Werbung für eine besondere Aufführung machen, weil es mir fern liegt, diese zu beurteilen. Die beste Inszinierung kann nicht gesucht, sondern muss von jedem für sich gefunden werden.

Ihr werdet es sicher bei einem Musikanbieter eurer Wahl finden.
Oder vielleicht verstaubt es ja auch gerade in so manchen CD- oder Plattenregalen?

Wenn ihr mögt, dürft ihr euren Fund gerne in den Kommentaren mit uns teilen. Das gilt übrigens für alle Türchen. Alles darf gerne kommentiert und ergänzt werden, wovon manche schon reichlich Gebrauch machen. Dank euch an dieser Stelle für eure wertvollen Kommentare, die mich entweder hier, öffentlich für alle, oder auch über andere Kanäle erreichen. Ich lese alles gerne, nehme vieles auf, und arbeite es dann bei Gelegenheit irgendwo auf dem Blog ein.
Jetzt wünsche ich euch einen wunderbaren vierten Advent mit dieser Musik.

Bladventskalender22, 17.12. Frauen im Weltall

Meine lieben,
Ihr wisst ja, dass es mir sehr am Herzen liegt, dass Frauen in Naturwissenschaften stets noch mehr repräsentiert und vertreten werden. Mit dieser Männerdomäne in Naturwissenschaften und Technik muss endlich Schluss sein.
Schon einige starke Frauen, die genau so einem MINT-Weg nahmen, habe ich auf diesem Blog vorgestellt. Es sollten mehr sein. Daran arbeite ich noch. Und wenn sich jetzt jemand fragen sollte, was das folgende Thema mit Weihnacht zu tun hat, dem- oder derjenigen rufe ich freudig zu, dass Maria eine Frau war, und was für eine…
Nun zum freudigen Frauenthema von heute:

Es tut sich was

Vor wenigen Tagen stellte die ESA ihr neues Astronaut:innen-Chor vor. Aus über 22000 Bewerber:innen wurden fünf Berufs- und fünf Reserve-Astronaut:innen ganz Europas ausgewählt. Was mich sehr daran freut ist, dass fast die Hälfte der neuen Astronaut:innen nun endlich Frauen sind. Und ja, es ist sogar einer mit körperlicher Einschränkung dabei.

Im Gegensatz

Bei der letzten Auswahl vor 13 Jahren war lediglich eine einzige Frau dabei, nämlich
Samantha Cristoforetti aus Mailand, Italien.
Im Podcast @Raumzeit von Tim Pritlove berichtet sie in Folge 11 über ihre Ausbildung zur Astronautin. In Folge 64 erzählt sie über ihren Aufenthalt auf der ISS.
Da hat bei der aktuellen Auswahl doch ein Umdenkprozess bei der ESA stattgefunden.

Etwas Historie

Hier ein kurzer Abriss zu Frauen im Weltall.
Die erste Frau im All war keine „weiße“ Amerikanerin, sondern Frau Walentina Tereschkowa, die 1962 im Rahmen des soviettischen Weltraumprogramms in eine Umlaufbahn um die Erde geschickt wurde. Bis heute ist sie übrigens die einzige Frau, die ohne männliche Begleitung flog.

Die zweite Frau im All war ebenfalls eine Kosmonautin, Swetlana Sawizkaja.

1983 startete die erste Amerikanerin ins all.
Sally Ride war die erste US-Amerikanerin im Weltraum und nach den Kosmonautinnen Walentina Tereschkowa und Swetlana Sawizkaja die dritte Frau, die einen Raumflug absolvierte.

Bei der letzten Auswahl von Astronaut*innen der NASA 2017 wurden immerhin schon fünf Frauen von zwölf Bewerber*innen ausgewählt. Das waren:

  1. Zena Cardman, U.S. Marine Corps Maj
  2. Jasmin Moghbeli, U.S. Navy Lt
  3. Kayla Barron
  4. Loral O’Hara
  5. Jessica Watkins

Hoffnung

Wie gut Frauen in den anderen Weltraum-Nationen im All repräsentiert sind, weiß ich nicht, aber man kann schon sehen, dass es ein langer Prozess war, bis erkannt wurde, dass das All nicht nur uns Männern gehört.
Und nun ist hier Europa auch angekommen.
Vieles hat die Raumfahrt voran getrieben. Und wenn sie sich nun auch an Gleichberechtigung und Inklusion beteiligt, kann das durchaus ein Umdenken in der Welt unterstützen, was diese Missstände betrifft.
Zu einem schönen Artikel, der die neuen Astronaut:innen vorstellt, geht es hier lang.

Bladventskalender22, 16.12. Weihnachtliche Mundart

meine lieben,
im Bladventskalender21 stellte ich euch vor eine sprachliche Herausforderung, indem ich euch ein alemannisches Krippenspiel hinter ein Türchen packte. Mit der alemannischen Sprache bin ich aufgewachsen. Leider habe ich mittlerweile fast keine Gelegenheit mehr, mit jemandem richtig schönes Alemannisch zu sprechen. Die alten, die es gut konnten, sind inzwischen von uns gegangen, und viele jüngere sprechen eher Hochdeutsch. Um dem Verfall dieses wunderbaren Dialektes zumindest in unserer Familie entgegenzuwirken, veranstalteten wir immer an einem Weihnachtsfeiertag, wenn wir uns alle besuchten, einen kleinen Lesewettbewerb auf Alemannisch. Meine Großmutter entschied dann stets, wer gewonnen hatte, weil sie diesen Dialekt noch komplett beherrschte. Für mich war dieser Wettbewerb nie ein Problem, aber für meine Nichten und Neffen war er durchaus nicht ganz leicht, weil sie durch all die hochdeutschen Medien keinen so großen Bezug zum Dialekt hatten, als wir früher.
Schade, dass es dieses Weihnachtsereignis nicht mehr gibt, weil meine Großeltern inzwischen gestorben sind, und wir uns auch nicht mehr in dieser großen Runde treffen können.
Weil ich gerne an dieses zurück denke, und weil ich meine Muttersprache liebe, gibt es heute die Weihnachtsgeschichte auf Alemannisch. Wer sich noch an das Hörspiel von letztem Jahr erinnert wird merken, dass dieses Alemannisch etwas anders klingt, als hier in der Weihnachtsgeschichte. Das liegt daran, dass der Sprecher vermutlich aus der Gegend von Lahr stammte. Dort klingt der Dialekt etwas weicher. Es fehlen vor allem das schweizerisch klingende kehlige CH, und es ist eher elsässisch gefärbt.
Lasst euch jetzt auf diese schöne Weihnachtsgeschichte ein. Ihr werdet sie verstehen, denn die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium kennen wir alle.

Bladventskalender22, 15.12. der Glockenstern

Meine lieben,
heute geht es darum, dass unsere Sonne durchaus auch mit einer Glocke verglichen werden kann. Und ohne Glocken, keine Weihnacht.
Viele von uns haben es noch in der Schule gelernt:

Die Sonne tönt nach alter Weise,
in Bruder Sphären Wettgesang.
Und ihre vorgeschrieb’ne Reise,
vollendet sie mit Donnergang

Aus Goethes Prolog im Himmel Faust I.

Ist klar. niemand kann die Sonne hören. Schon alleine deshalb nicht, weil 149 Mio Kilometer Vakuum zwischen ihr und uns liegen.
Trotzdem wird an dieser Stelle die Sache etwas absurd. Wir beobachten, dass die Sonne brodelt. Wir sehen, dass die Sonne schwingt. Wir hören leider nicht, wie sie klingt, obwohl der Schall im Stern enorm sein muss und neben der Konvektion für das Wallen, Brodeln, pulsieren und Schwingen des Sterns verantwortlich ist.
Die Sonne ist ein einziger riesiger Resonator.
Die Schwingungsmuster an ihrer Oberfläche verraten den Sonnenforschern viel über das Innere der Sonne, z. B. was sich in ihren Schichten tut, wie innere Schichten rotieren, man kann überprüfen, ob die Modelle des inneren der Sonne, z. B. zur Temperatur etc. ungefähr passen, und vieles mehr.

Da die Ränder der blasen, auch Granulen genannt, kühler sind, leuchtet die Sonne dort stets etwas dunkler. Durch den Dopplereffekt kann man sehen, wenn sich eine Granule auf uns zu bewegt. Dann ist das Licht etwas ins blaue hinein gestaucht. Ins rote, wenn sich eine von uns entfernt, z. B. auflöst.
Die Frage ist nun, ob dieses Geblubber analog zum Sturm im Wasserglas auch den ganzen Stern zum Schwingen bringt.
Ein Kochtopf wird ja auch vom kochenden Wasser in Schwingung versetzt und mit ihm meist auch der ganze Herd samt Arbeitsplatte.
Manche Wasserkocher beginnen regelrecht Melodien zu singen, wenn das Wasser langsam zu kochen beginnt.

Der Schall pflanzt sich in unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Aggregatzuständen (gasförmig, flüssig, fest) unterschiedlich schnell fort. Das machen Seismologen sich zu Nutze, um das innere der Erde zu erforschen. Plattentektonik, Vulkane erzeugen Schall. Das kann für Frühwarnsysteme unverzichtbar sein. Manchmal erzeugt man auch künstlich Schall, um ihn an anderer Stelle zu empfangen, um Rückschlüsse darüber zu erlangen, ob er beispielsweise durch eine Gasblase oder eine Flüssigkeit gegangen ist.

Das geht so natürlich bei der Vermessung unserer Sonne nicht. Dennoch lohnt es sich, das ganze Geblubbere und Gewabere auf ihrer Oberfläche zu beobachten. Genau das tut die Astroseismologie. So fand man beispielsweise eine Schwingung des ganzen Sterns, die sich alle fünf Minuten wiederholt. Das bedeutet, dass die Sonne sich alle fünf Minuten mal etwas aufbläht, um anschließend wieder zu schrumpfen. Man hat auch noch andere Schwingungsmuster gefunden.

Die Schallwellen in der Sonne verraten uns, wie unterschiedlich schnell sich einzelne Schichten bewegen. Erst tief in ihrem Innern dreht sie sich, wie ein starrer Körper, z. B. die Erde. Die anderen Schichten darüber laufen z. B. dieser Drehung voraus. Als Gasball kann die Sonne das so tun. Ganz erforscht und verstanden ist das aber alles bis heute noch nicht. Die neue Raumsonde, der Solar.Orbiter, wird uns hier sicherlich noch viel neue Erkenntnis bringen.

In diesem Sinne verhält sich unsere Sonne, als wäre sie eine Art Gong. Angeschlagen wird er von den sich stets verändernden Granulen, die wie Regen auf einem Blechdach den ganzen Stern quasi zum „klingen“ bringen.
Die Nasa hat das mal sonifiziert, wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie den Fünf-Minuten-Rhythmus oder eine andere Eigenschwingung verwendet hat.
https://www.scinexx.de/news/kosmos/so-klingt-unsere-sonne/
Ganz besonders zu Weihnachten ist es doch wunderbar, dass man unsere Sonne und auch alle anderen Sterne als Glocken betrachten kann.
Welch schönes weihnachtliches Gebimmel.

Bladventskalender22, 14.12. Zum Stern von Betlehem

Meine lieben,
im letzten Jahr befassten wir uns mit der Frage, ob der Stern von Betlehem eventuell ein Komet war, weil er oft so gezeichnet wird.
Das ist aber durchaus nicht der einzige Vorschlag, was er gewesen sein könnte.
Hier eine weitere Idee und die Geschichte dazu:

Die Huldigung der Sterndeuter: Matthäus 2, 1–12

  1. Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
  2. und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
  3. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
  4. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
  5. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
  6. Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
    Micha 5, 1.3; 2. Samuel 5, 2
  7. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
  8. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
  9. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
  10. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
  11. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
  12. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Idee Konjunktions-Theorien

Seit dem Sassanidenreich im 3. Jahrhundert sahen Astrologen in einer großen Konjunktion (Begegnung) der Planeten Jupiter und Saturn Vorzeichen wichtiger historischer Ereignisse, etwa eines neuen Zeitalters, einer neuen Dynastie, der Geburt eines Propheten oder eines gerechten Königs. Jüdische Gelehrte wie Māschā’allāh ibn Atharī, Abraham Ibn Esra und Levi ben Gershon folgten dieser Grundannahme. Manche ihrer Vorhersagen wurden im jüdischen Messianismus auf die Geburt des Messias bezogen.
Der Astronom und Astronomiehistoriker Konradin Ferrari d’Occhieppo wies seit 1964 in mehreren Publikationen auf die bereits von Kepler bemerkte und sehr seltene dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Zeichen der Fische hin. Diese schien gut in den ungefähren Zeitraum der Geburt Jesu zu passen. Laut d’Occhieppo musste ein babylonischer Astronom eine solche Konjunktion als Hinweis auf ein Ereignis in Israel (Judäa) verstehen, weil Jupiter der Stern des babylonischen Gottes Marduk gewesen sei, während Saturn als Planet des jüdischen Volkes gegolten habe. Der westliche Teil des Fischezeichens habe unter anderem für Palästina gestanden. Daraus hätten babylonische Astronomen folgern können: Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = „Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.“
Als Einwände werden genannt:

  • Ein dreimaliges Zusammentreffen von Jupiter und Saturn komme selten vor und führe nie zur Verschmelzung beider Lichtpunkte, so dass es sich nicht zwingend auf den einen, in Mt genannten Stern beziehen lasse.
  • Matthäus gebrauche das griechische Wort für „Stern“ und nicht das für „Planet“ oder „Planetenkonstellation“. Man habe damals sehr wohl zwischen Fixsternen und Planeten unterscheiden können. Dieser Einwand setzt voraus, dass der Evangelienautor diese Unterscheidung kannte.
  • Zweifelhaft sei vor allem, ob Saturn für babylonische Astronomen der kosmische Repräsentant des Volkes Israel war. Saturn (akkadisch kewan) wurde nach babylonischer Deutung mit dem Land Syrien verbunden, nach griechischer Deutung mit dem Gott Kronos, der in manchen antiken Zauberbüchern mit dem jüdischen Gott JHWH gleichgesetzt wurde – möglicherweise wegen des jüdischen Sabbat, der mit dem „dies Saturni“ (Saturnstag, englisch Saturday) zusammenfiel. Eine Siebentagewoche mit Planetennamen als Tagesnamen war bei den Babyloniern gebräuchlich. Trotzdem erscheint die Übertragung vom Planeten Saturn auf das Judentum zweifelhaft, da dessen Verehrung im Tanach geradezu als ein Zeichen des Abfalls vom Judentum erscheint
  • Heute sind mindestens vier Keilschrifttafeln bekannt, auf denen die Babylonier die Ephemeriden (Umlaufbahnen) von Planeten wie Saturn und Jupiter im Jahr 7 v. Chr. vorausberechnet haben. Dort spielte deren große Konjunktion keinerlei Rolle. Ob die Babylonier ihr überhaupt Bedeutung beimaßen, ist daher ebenfalls zweifelhaft.

Bis heute hat die Konjunktions-Idee nichts an Faszination eingebüßt. Um die Weihnachtszeit bieten Planetarien immer wieder Reisen in die Vergangenheit zur Geburt Jesu an.
Es gibt noch weitere Konjunktions-Ideen, bei denen Mond und Venus noch eine Rolle spielen, aber die erspare ich uns an dieser Stelle.
Tja, leider sind wir auch mit dieser Idee etwas im unklaren. Macht nichts, denn das Weihnachtsfest bedeutet ja, dass wir dem Stern im Herzen folgen.

Bladventskalender22, 13.12. Weihnachtlich Hörenswertes

Hallo zusammen,

so, jetzt wird das Türchen 13 endlich nachgereicht.
Hier habe ich einige weihnachtliche Hörtipps für euch. Da gibt es die sehr schöne Sendung Radiowissen von Bayern 2, die man auch als Podcast abonnieren kann. Hier habe ich in letzter Zeit einige wunderbare Folgen nachgehört, die im Laufe des Dezembers erschienen sind.

Die Folgen dauern immer so um 20 Minuten.
Ich hoffe, dass ihr sie abspielen könnt. Ich habe mir Radiowissen als Podcast abonniert. Dann geht es einfacher, als in den Mediatheken zu stöbern.

Ich wünsche euch viel Weihnachtsstimmung mit all dem.

Bladventskalender22, 12.12. – Viele Fragen

Meine lieben,
und jetzt ist es mir doch passiert, dass ich mich mit dem Türchen verspäte. Naja, dann gibt es halt das Türchen für gestern jetzt, und das aktuelle im Laufe des Tages.

Also los:
Jemand, der hier auch mit liest und übrigens auch im etwas anderen Singkreis mitsingt, hat mir so viele Fragen zu dem Türchen mit der Raumstation gestellt, dass ich daraus ein weiteres Türchen mache, damit alle, vor allem diejenigen ohne Sehrest, etwas davon haben.

Er sagt:

Es ist sicher schwirig für uns blinde vieles zu beantworten, weil wir uns mit solchen dingen auf andere Menschen verlassen müssen aber vlt hast ja schon mal gelesen oder gehört wie man sich die Station an sich vorstellen muss und klar meine ich damit die ISS.

Mein lieber, wenn Du jetzt bei mir wärst, dann könnte ich Dich die Raumstation aus Lego abtasten lassen. Es ist nämlich tatsächlich so, dass man sie nur schwer beschreiben kann. Ich hatte mir das Modell gekauft, und wollte auch mit sehender Hilfe alle Teile benennen, aber dann kam die Pandemie.
Wer Lego und ISS eingibt, wird sicher bald viele Bilder davon finden.

Die ISS ist ein recht flaches Gebilde aus aneinander geflanschten Modulen. Die größte Fläche machen die Sonnenkollektoren aus, welche die Station mit Strom versorgen. Die sind links und rechts angebracht. Dazwischen ist dann der Körper der Station. Man merkt halt, dass das Ding mit den Jahrzehnten gewachsen ist. Sie besteht quasi aus einer Art Kern, um den immer wieder neue Sachen herum gebaut wurden. Auf jeden Fall sieht sie nicht aus, wie Raumstationen oft beschrieben werden. Sie ist kein Speichenrad mit Narbe in der Mitte, und dreht sich auch nicht so um sich selbst, um künstliche Schwerkraft zu erzeugen.

Auffällig als Modul ist das Forschungsmodul Kolumbus. Das liegt wie eine Tonne quer zum vorderen Ende der Station.
Wie gesagt weiß auch ich nicht, was da alles wo ist. Wenn ich mal jemanden finde, der das weiß und der Zeit hat, dann werde ich die Teile lernen und benennen können.

Es fühlt sich schon etwas chaotisch an, wie das alles zusammen geschraubt ist. Man könnte den Mittelteil vielleicht am ehesten noch mit Dosen beschreiben, die zusammen geschraubt sind.
Im All spielt das Design oder die Form keine Rolle, weil man z. B. nicht windschnittig im Vakuum sein muss.


Weiter fragt er nach Schlaf- und Waschräumen
Es gibt auf der ISS das russische Modul Zvesta, in welchem es etwas ruhiger ist, das als Schlafraum genutzt werden kann. Aber betten braucht man in Schwerelosigkeit nicht. Die Astronauten schlafen in Schlafsäcken, die sie einfach an die Wände hängen können. Das allerdings ist wichtig, wenn sie nicht schlafend irgendwo hin schweben möchten.

Und nein, Bäder mit Dusche, fließend Wasser etc. funktionieren in Schwerelosigkeit nicht. Was ich weiß ist, dass die da oben so feuchte Tücher etc. verwenden, damit kein flüssiges Wasser in der Station herum schwebt.

Die Toilette funktioniert mit Vakuum, das alles absaugt.

Dann währe beispielsweise auch mal interessant zu wissen, was für Geräusche man im Alltag auf einer Raumstation so hört?

Auf der Station ist es zumindest dort, wo die Labore und alles sind, mit unter sehr laut. Es gibt erstaunlich wenige Sounds von der ISS, aber man hört ganz viele Lüfter, Pumpen etc.

Mein Vati meinte malso, es kann durchaus so laut sein wie strraßenverkehr.

Ja, das glaube ich auch.

Es ist noch gar nicht solange her, da hatte ich mal ein Tagesthemeninterview mit einem Astronauten auf der ISS aufgenommen: Alexander… aber da kannst du mir sicher weiterhelfen.

Auf jeden Fall waren da im Hintergrund so gut wie keine Geräusche zu hören.

Auch ich habe schon viele Interviews und Funkkontakte von der ISS gehört. Und ja, mich hat auch erstaunt, wie wenig bis keine Hintergrundgeräusche dort zu hören sind. Es gibt ja ein Modul mit einem großen Aussichtsfenster, die Cupola.
Da das Modul auch viel für Entspannung und Freizeitbeobachtung genutzt wird, ist es dort sicher leiser als sonst wo.

Da die Geräusche auf der ISS recht gleichmäßige Sounds sind, kann man auch einiges mit Geräuschunterdrückung ausfiltern, wie man das von guten Kopfhörern kennt.

Mit dem Alarm, dass kann ich mir schon gut vorstellen. Könnte ja mal ein Druckabfall kommen, was ich mir bei Weltraumtemperaturen ser Extrem vorstelle.

So Alarme auf der ISS sind gar nicht so selten. Und ja, ein Löchlein hatten die ja auch schon, das Astro-Alex dann mit seinem Finger zugehalten hat, bis es repariert war.

Die größte Gefahr stellen Mini-Astroiden oder eben auch Teilchen des von Menschen gemachten Weltraummülls dar. Und gewisse militärische Spielchen mancher Nationen, die z. B. beweisen wollen, dass man Satelliten zerstören kann, machen die Situation nicht besser.

Immer wieder muss dann die ISS ausweichen. Und wenn man so eine große Struktur bewegen muss, benötigt das unglaublich viel Treibstoff.

Es gibt wohl auch Module auf der ISS, die mit Ammoniak gekühlt werden. Wenn das austritt wird es richtig gefährlich.
Zum Glück sind die meisten Alarme dann doch Fehlalarme.

Was Astronauten betrifft, so war mein absolutes Highlight, als ich am 12.07.2019 an einem Vortrag teilnehmen durfte, den Alexander Gerst bei uns an der Uni gehalten hatte.
Siehe Meine Impressionen.

Und nein, eine Liste über Dinge, die auf den Raumstationen schief gegangen sind, habe ich nicht. Wäre mal interessant.

Drei Podcasts darf ich all jenen wärmstens ans Herz legen, die sich für Weltraum interessieren,
Sucht einfach in eurem Podcatcher nach @Raumzeit, @Weltraumwagner und nach @auf Distanz.
Es gibt noch mehr, aber diese drei bieten schon so viel an O-Ton und Interviews, dass man damit mal locker die Zeit zwischen den Jahren verbringen kann.
Wer mich kennt weiß, dass ich Podcasts für eine ganz wichtige Quelle des Wissens halte, weil sie im Gegensatz zu vielen Videos ganz ohne Bilder auskommen müssen. Alles muss erklärt werden, was gerade für unser einen sehr praktisch ist.
Ich empfehle wirklich, vielleicht auch jetzt die Weihnachtszeit dafür zu nutzen, in die Welt von Podcasts einzutauchen.

Bladventskalender22, 11.12. – Etwas auf die Ohren

Meine lieben,
zum dritten Advent gibt es mal wieder etwas für die Lauscherchen.
Im Blatventskalender 2021 veröffentlichte ich die nette weihnachtliche Geschichte vom Esel und der süßen Distel. Der Autor Wagerl hat aber tatsächlich noch vor seinem Tode einige weihnachtliche Geschichten selbst für das Radio eingelesen.
Lehnt euch also am dritten Advent ruhig zurück, nehmt einfach alles zur Hand, was ihr zu eurer vorweihnachtlichen Stimmung braucht, und hört die Geschichten vom Autor selbst gelesen.
Viel Spaß und Weihnachtsstimmung wünscht euch
euer Blindnerd.
Wenn bei euch Werbung am Anfang gespielt wird, dann kann ich das in diesem Fall nicht beeinflussen. Ihr kennt ja Youtube.

Bladventskalender22, 10.12. Etwas zu den langen Winternächten

Meine lieben,
Lasst uns hier die langen dunklen Winternächte mit etwas Astronomie und Sternenschein versüßen.
Heute möchte ich mich hier etwas über die Frage auslassen, weshalb es überhaupt dunkel in der Nacht wird.
Natürlich,. Klar. Dunkel wird es dann, wenn wir uns von der Sonne abwenden, so dass es auf der anderen Seite der Erde Tag werden kann.

Das reicht aber als Erklärung nicht. So viele Sterne stehen am Himmel.
All diese Sterne senden uns ihr Licht.
Wie man in einem Wald stehend nach allen Seiten hin auf mehr oder weniger weit entfernte Bäume blickt, sollte unser Blick in einem einigermaßen homogen mit Sternen und Galaxien angefüllten Universum stets auf Sterne fallen, die ihr Licht zu uns senden.
Natürlich sind sie ungleich viel weiter von uns entfernter als unsere Sonne, deren gleißend helles Licht wir empfangen. Dennoch. Frei nach dem Motto, dass Kleinfieh auch Mist macht, sollten sich diese kleinen, aber sehr zahlreichen Lichtpünktchen zu einem hellen Strahlen addieren, welches der Pracht unserer Sonne in nichts nachsteht.
Somit sollte es Nachts auch hell sein, zumindest längst nicht so dunkel, wie wir das alle Nacht wahrnehmen.

Auf dieses Paradox, dass es nachts eben dunkel ist, stieß 1826 der Arzt und Astronom Heinrich Willhelm Olbers  und wies darauf hin. Seitdem wird dieses Problem als Olbersches Paradoxon bezeichnet.

Viele Lösungsansätze wurden diskutiert, um die nächtliche Dunkelheit zu erklären.
Naheliegend wäre beispielsweise, dass undurchsichtige Staub- und Gaswolken uns die Sicht auf die Sterne verwehren. Dieser Ansatz muss jedoch leider verworfen werden, da diese Wolken die Strahlung der Sterne absorbieren würden. Das führte dazu, dass die Wolken sich aufheizen und mit der Zeit sich selbst zu sichtbaren Strahlern entwickelten.

Die Auflösung liefert unser heutiges Wissen über die Entwicklung unseres Universums.
Immer besser werdende Teleskope erlauben einen immer tieferen Blick in das Innere unseres Universums.
Aufgrund der räumlichen Verteilung von Galaxien, sowie ihrer im Spektrum u .a. von Milton Humason nachgewiesenen Rotverschiebung, postulierte der belgische Priester Georges Lemaître im Juni 1927 die Expansion des Weltalls im Einklang mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Hubble veröffentlichte zwei Jahre später, 1929, mit zusätzlichen Daten denselben linearen Zusammenhang zwischen der Rotverschiebung und der Verteilung extragalaktischer Nebel, zog jedoch nicht die physikalische Schlussfolgerung einer Expansion des Weltalls und vermutete ein bisher unentdecktes Naturprinzip hinter der Rotverschiebung. Dennoch wird in der öffentlichen Wahrnehmung diese Entdeckung Lemaîtres häufig Hubble zugeschrieben.
Wie auch immer. Das Universum dehnt sich aus, und wie wir seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wissen, sogar beschleunigt.
Für diese Entdeckung gab es vor einigen Jahren sogar einen Nobellpreis.

Zur Erinnerung:
Ich erklärte in anderem Zusammenhang schon, was die Rotlichtverschiebung ist. Aus dem Alltag kennen wir den dafür verantwortlichen Effekt, den Doplereffekt von vorbeifahrenden Krankenwagen her, die sich bei Annäherung höher anhören und deren Sirenen bei der Vorbeifahrt dann wieder tiefer zu klingen scheinen.
Entfernt sich ein leuchtendes kosmisches Objekt, z. B. ein Stern oder eine Galaxie von uns, dann sehen wir sein Licht leicht in das langwelligere rote Licht verschoben. Bei Annäherung ist sein Licht etwas ins Blau-Spektrum verschoben.

Nun aber zurück zu Olbers und seinem Problem.
Das Weltalter, multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit, definiert die Grenze des für uns beobachtbaren Raumes. Objekte, die jenseits dieser Grenze liegen, können wir noch nicht wahrnehmen, da ihr Licht unterwegs zu uns ist, uns aber noch nicht erreicht hat.
Durch die Expansion des Weltalls wird die Energie dadurch verringert, dass die Rotlichtverschiebung die Wellen dehnt.
Somit erreicht uns je weniger Strahlungsenergie, desto weiter die beobachtete Region von uns entfernt ist.
Das prominenteste Beispiel ist die kossmische Hintergrundstrahlung. Kurz nach der Entstehung des Universums aus dem Urknall heraus, erfüllte diese Strahlung gleißend hell das gesamte damals noch sehr kleine Universum.
Heutzutage ist das Universum derart ausgedehnt, so dass diese Strahlung dermaßen in die Länge gezogen ist, dass lediglich eine Strahlung übrig blieb, die unser Universum ungefähr um drei Grad Kelvin erwärmt.
„Früher einmal“, vor 14 Miliarden Jahren, war diese Strahlung dem Auge sichtbar, hätte es eines gegeben, das sie hätte schauen können.
Derzeit ist die Strahlung vom Dopler-Effekt in die Länge von Mikrowellen gedehnt.

Wer sich nun nachts fragt, weshalb es dunkel wird, darf somit messerscharf kombinieren, dass sich das Universum ausdehnt.