heute möchte ich gerne mit euch ein Jubiläum feiern, das vor allem für uns blinde Menschen eine Revolution in der Hilfstechnologie ausgelöst hat, die ihresgleichen sucht.
Ich persönlich empfinde sie als mindestens so einschneidend, wie die Erfindung der Punktschrift oder die Verbreitung intensivem Trainings in Orientierung, Mobilität und sonstiger lebenspraktischer Fertigkeiten.
Fangen wir also mit einer Geschichte an, wie ich das gerne tue.
Der Auftritt
Am Morgen des 3. April 1973 sollte der Ingenieur Martin Cooper eigentlich in einer Morning Show im US-Fernsehen auftreten. Der Motorola-Ingenieur war nach New York geflogen, um die neue Entwicklung seiner Firma vorzustellen.
Scheinbar war aber dann dem Fernsehsender seine neue Erfindung doch nicht so wichtig, und man hat ihn wieder ausgeladen.
Daraufhin suchte und fand man einen Radiosender, der großes Interesse an dem hatte, was hier erstmals präsentiert werden sollte.
Cooper sagte ein Interview draußen im freien zu, denn schließlich wollte er zeigen, welche Freiheit sein neues Gerät der Menschheit bringen könnte. Die Freiheit nämlich, ganz mobil und ohne Kabel telefonieren zu können.
Und so stand Cooper also an jenem 03.04. vor 50 Jahren vor dem Hilton-Hotel auf der 6th Avenue in New York und zeigte dem Reporter den grauen, 25 Zentimeter langen Kasten mit Antenne.
Das Telefon wog mehr als ein Kilogramm. Und man konnte gerade mal 25 Minuten telefonieren, länger hielt die Batterie nicht durch. Cooper meinte, dass das nicht so schlimm sei, weil man ob seines Gewichtes von über einem Kilogramm das schwere Gerät ohnehin kaum länger in der Hand halten könne.
Cooper ist heute 94 Jahre alt und erinnert sich noch genau an den Anruf, den er mit diesem Monstrum von Telefon damals tätigte.
Und so zückte Cooper sein Telefonbuch, um seinen Kollegen, der bei der Konkurrenz, den Bell Labs arbeitete, anzurufen, wo ebenfalls an derlei Erfindungen geforscht wurde. Er wollte ihm zeigen, dass seine Firma das Rennen offensichtlich gewonnen hatte.
Überraschenderweise ging dieser Kollege sogar selbst ans Telefon und nicht seine Sekretärin. Coper sagte:
Hi, Joel! Hier ist Marty Cooper. Ich rufe Dich von einem Mobiltelefon an, einem richtigen Mobiltelefon – einem persönlichen tragbaren Telefon.
Das mag ein Schlag für Bell gewesen sein, aber längst kein Untergang. So viel also zu dieser Geschichte.
Das erste
Das erste Mobiltelefon, das Motorola DynaTAC 8000X, war ein wahrer Pionier seiner Zeit. Es war zwar groß und sperrig, wog rund ein Kilogramm und hatte eine begrenzte Akkulaufzeit, aber es markierte den Anfang einer Ära, die die Kommunikation überall und jederzeit ermöglichte. Das DynaTAC 8000X war ein Luxusgut, das sich nur wenige leisten konnten, aber es legte den Grundstein für die Entwicklung und Verbesserung dieser Technologie.
Die Konkurrenz-Firma Bell setzte auf die Weiterentwicklung der Autotelefone, die es damals schon gab und für die in einigen US-Großstädten bereits Mobilfunknetze vorhanden waren. Auf die griff auch das Motorola-Gerät zurück.
Wie es weiter ging
Es sollte noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Technologie tatsächlich auf den Markt ging. Zuvor musste noch die Politik überzeugt werden und sich die Industrie auf einen einheitlichen Mobilfunkstandard einigen, der zunächst auch nur in einigen Großstädten funktionierte. September 1983 war das erste System in Chicago fertig, danach folgte Washington DC. Erst dann konnte man die Mobiltelefone auch kaufen. Sie waren anfangs auf das Netz in einer Stadt beschränkt.
In den darauf folgenden Jahren wurden Mobiltelefone kleiner, leichter und erschwinglicher. Die Einführung der zweiten Generation (2G) in den 1990er Jahren brachte digitale Übertragungstechnologien wie GSM (Global System for Mobile Communications) mit sich, die eine bessere Sprachqualität und zuverlässigere Verbindungen ermöglichten. Dies führte zu einem Massenmarkt für Mobiltelefone und einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Mobilfunknutzer.
Mit dem Aufkommen der dritten Generation (3G) in den frühen 2000er Jahren begann das Mobiltelefon seine Funktionen zu erweitern. Internetzugang, mobile Datenübertragung und Multimediafunktionen wie das Abspielen von Musik und Videos wurden zur Norm. Die vierte Generation (4G) brachte noch schnellere Datenübertragungsraten und ermöglichte das nahtlose Streaming von Inhalten mit.
In den letzten Jahren hat die fünfte Generation (5G) des Mobilfunks Einzug gehalten und verspricht eine noch schnellere und zuverlässigere Konnektivität. Mit 5G werden nicht nur Mobiltelefone, sondern auch das Internet der Dinge (IoT) und neue Technologien wie autonomes Fahren und Augmented Reality revolutioniert.
Jeder weiß, dass sich mittlerweile auch Design und Bedienkonzepte weiterentwickelt haben.
Touchscreens ersetzten physische Tasten weitgehend und Smartphones bieten eine Vielzahl von Funktionen und Apps, die das tägliche Leben erleichtern. Von der Kommunikation über Anrufe und Textnachrichten bis hin zur Fotografie, Navigation, sozialen Medien und mobilem Banking haben Smartphones unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu interagieren verändert.
Darüber hinaus hat das Mobiltelefon eine neue Ära der globalen Vernetzung geschaffen. Menschen können über große Entfernungen hinweg in Echtzeit kommunizieren, Informationen teilen und sich mit anderen auf der ganzen Welt verbinden. Soziale Medien und Messaging-Dienste ermöglichen es uns, unser Leben mit anderen zu teilen und Verbindungen zu knüpfen, die sonst nicht möglich wären.
Und obige ‚Sätze treffen eben auch ganz besonders für uns Menschen mit Blindheit zu. Dies würdige ich in folgendem Fazit.
Mein Lebenshelfer
Ich glaube, es war so 2007. Da verabschiedete sich über Nacht mein alter sprechender Nokia-Knochen mit Tastatur. Ein neues Handy musste her. Sollte ich mir jetzt für relativ viel Geld noch einen quasi schon veralternden neuen Knochen und dann noch das teuere Sprachpaket, das man extra kaufen musste, besorgen, oder sollte ich es mit der Neuheit eines Iphones versuchen, das zwar teuer, aber die Sprachausgabe schon integriert hatte?
Als begeisterter Technik-Nerd entschied ich mich für letzteres. Es gab damals in meinem Bekanntenkreis keine blinden Menschen, die schon so ein Smartphone besaßen. In Deutschland gab es nur wenige blinde Menschen, die schon Erfahrung mit der Bedienung eines Touchscreen-Handys hatten. Somit musste ich mir das alles aus dem Netz fischen und es selbst versuchen und lernen.
Und ich kann euch sagen. Das erste Wochenende mit diesem Gerät war furchtbar. Ich sehnte mich sehr nach meinem Tastentelefon zurück und fragte mich, wer denn um Himmels Willen diese Fensterputzerei erfunden hatte.
Aufgeben kam nicht in Frage. Dafür war das Teil dann doch zu teuer. Also hielt ich durch. Die Lernkurve ging steil nach oben und als der Groschen dann endgültig gefallen war, besetzte das Teil bald all meine Lebensbereiche.
Mehr und mehr entdeckte ich Erweiterungen, die mir das Leben als blinder Mensch in einer bis dato unbekannten Weise erleichtern.
Von der einfachen Eieruhr,
der Wetteransage,
Vorlesen von Post,
als Kochhelfer,
als Navigator und Fahrplanfinder,
von Hörbuchleser bis Radio, Fernsehen und Podcasts,
und seit ich auch noch die dazu passende Uhr am Handgelenk trage auch als Sportbegleiter,
mache ich fast nichts mehr, wo das Gerät nicht auf die eine oder andere Weise zum Einsatz kommt. Ganz besonders in den Zeiten des Lockdowns und der Pandemie war und ist es mir zu einer unverzichtbaren Kommunikationshilfe in allen Lebensbereichen geworden.
Sogar der Sternenhimmel lässt sich damit blind erkunden.
Für manche von euch mag sich das jetzt nach einer unglaublichen Abhängigkeit von einem Gerät anfühlen, und das stimmt leider auch. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, würde es mir von jetzt auf gleich ausfallen. Aus diesem Grunde behalte ich nach einem Wechsel auf ein neueres Modell stets das Vorgängermodell als Ersatz zurück. Außerdem bin ich dankbar dafür, mir eine Versicherung für dieses so unverzichtbare Hilfsmittel leisten zu können.
Ich weiß, dass es bis heute noch blinde Menschen gibt, die dieser Technologie misstrauisch gegenüber stehen, bzw. sie aus anderen Gründen nicht nutzen können. Aber all jenen, die es können, rufe ich zu, sich darauf einzulassen. Und für die anderen stehen mittlerweile glücklicherweise Geräte zur Verfügung, die eventuell besser bedienbar sind, und dennoch einige dieser neuen Funktionen und Hilfsmittel in sich vereinen.
Ich bin sehr dankbar, genau in dieser Zeit zu leben. Ich weiß noch genau, wie es ohne all das war, und darf jetzt erleben, wie es jetzt mit allen diesen tollen Erfindungen ist.
Heute ist der 08.03., Welt-Frauentag. Was liegt näher, so einen Tag zu begehen, als dass ich mir Gedanken über große Frauen in Astronomie und Wissenschaft mache. Das seid ihr ja von mir gewöhnt, dass an jedem 08.03. eine Wissenschaftlerin gewürdigt wird.
Bis heute sind Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Berufen leider noch immer unterrepräsentiert. Die Statistiken sprechen hier eine sehr deutliche Sprache. Trotz Frauenbewegung, Emanzipation, Erziehungsurlaub auch für Männer, gesetzliche Gleichberechtigung und dafür aufgeschlossene Männern, ist es noch nicht gelungen, diesen Missstand in den Griff zu bekommen.
Dennoch hat es immer wieder Frauen gegeben, die trotz Benachteiligung, Unterdrückung, Bildungsverbot und Leben in einer streng patriarchaisch dominierten Gesellschaft, großartiges in Wissenschaft, z. B. der Astronomie, geleistet haben. Sie setzten sich in einer harten Männerwelt durch und waren vielleicht sogar öfter, als man denkt, die schlaueren Köpfe. Zumindest zeugen einige Dokumente davon, dass viele starke kluge Frauen die Fäden ihrer männlichen Professoren in Händen hielten…
Bis in biblische Zeiten hinein, kann man diese Phänomene beobachten. Somit scheint der Satz
Der Mann kann noch so viele Dinge bauen – Es steht und fällt ein Volk mit seinen Frauen.
mehr Wahrheitsgehalt zu besitzen, als manchen lieb ist.
So lasst uns den Weltfrauentag 2023 damit begehen, indem wir die Person und das Lebenswerk von Williamina Fleming würdigen.
Leben
Ihre Eltern waren Robert Stevens und Mary Walker Stevens. Williamina besuchte öffentliche Schulen in Dundee (Schottland) und wurde mit 14 Jahren Lehrerin. Das stelle man sich vor. Also wenn ich mir überlege, wo ich mit vierzehn Jahren war…
Sie heiratete James Orr Fleming. Als sie 21 Jahre alt war, übersiedelte das Paar in die USA nach Boston. Ihr Ehemann verließ sie, als sie mit ihrem Sohn Edward schwanger war. Das muss sehr schwer für sie gewesen sein, in dieser Zeit quasi ein vaterloses Kind als allein erziehende Frau groß zu ziehen. Das war ein großes gesellschaftliches Problem und sicherlich irgendwie auch eine Schande.
So musste sie sich eine Arbeit suchen, um den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind zu verdienen.
Sie fand eine Stelle als Angestellte im Haus des Professors Edward Charles Pickering. Pickering, beeindruckt von der Intelligenz Flemings und unzufrieden mit seinen männlichen Assistenten am Harvard-College-Observatorium, erklärte, seine Hausangestellte könne deren Arbeit besser erledigen.
So beauftragte Pickering im Jahr 1881 in dem Observatorium Williamina mit Büroarbeiten und ab 1886 mit der Klassifikation von Sternen.
Lebenswerk
Ihr System basierte darauf, jedem Stern einen Buchstaben zuzuordnen in Abhängigkeit davon, wie viel Wasserstoff in seinem Spektrum beobachtet werden konnte. A-Sterne hatten am meisten Wasserstoff, B-Sterne etwas weniger, und so weiter. Insgesamt gruppierte Fleming die Sterne in 17 Kategorien ein.
Annie Jump Cannon , auch eine Frau, verbesserte später das System und entwickelte eine einfachere Klassifizierung auf Basis der Temperatur.
Wir erinnern uns, dass das, woraus Sterne im wesentlichen Bestehen, Wasserstoff und Helium, auch die Entdeckung einer Frau und Astronomin war. Sie würdigte ich
zum Frauentag 2022 in „Die Frau mit dem Sonnenstoff„.
Fleming beteiligte sich an der Katalogisierung der Sterne, der später als Henry-Draper-Katalog veröffentlicht wurde. In neun Jahren erfasste sie mehr als 10.000 Sterne. Bei ihrer Arbeit entdeckte Williamina Fleming 59 Gasnebel, 310 veränderliche Sterne und 10 Novae. 1907 veröffentlichte sie eine Liste von 222 veränderlichen Sternen, die sie neu entdeckt hatte.
Pickering übertrug ihr die Verantwortung für Dutzende von Frauen, die für die Durchführung mathematischer Klassifikationen angestellt waren, und sie redigierte die Publikationen des Observatoriums.
Frauen wurden häufig als sog. Rechnerinnen angestellt, weil man sie deutlich geringer bezahlte. Solchen Rechnerinnen oder auch Computer genannten Frauen verdanken wir die Mondlandung. denn sie berechneten dafür die Flugbahn der Raketen. An dieser Stelle will ich euch ganz dringend den Film „Hidden Figures“ empfehlen. Dieser handelt genau von diesen Frauen, die den Mondflug berechneten und dazu noch dunkler Hautfarbe waren. Jeder weiß, dass solche Menschen in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts großen Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt wahren. Das ist bis heute noch nicht völlig überwunden. Es gibt diese Geschichte auch als Buch. Auf Deutsch heißt es
Im Kernschatten des Mondes – Die unbekannten Heldinnen der NASA, Taschenbuch von Margot Shetterly, HarperCollins, 9783959674034
Es wurde auch in den Hörbüchereien für blinde Menschen aufgelesen.
Und wir lernten unsere heutige Astronomin im Zusammenhang mit sog. Weißen Zwergen kennen.
Im Jahre 1910 waren Teleskope schon deutlich besser und empfindlicher, so dass diese Objekte langsam beobachtet werden konnten.
In diesem Jahr entdeckten die Astronom*innen Henry Norris Russell, Edward Charles Pickering und Williamina Fleming, dass
40 Eridani B ein sonnennaher schwacher Stern ist, Dieser sollte eigentlich eine rote Zwergsonne sein.
Er leuchtet entgegen aller Erwartungen weiß und muss daher eine sehr hohe Oberflächentemperatur besitzen. Er ist also ein weißer Zwerg, der erste, welcher je erblickt wurde.
Über diese Zwerglein schrieb ich in Station acht auf unserer Reise zu den schwarzen Löchern.
Ihr Appell
Fleming gelangte zu der Überzeugung, dass die Astronomie ein geeignetes Betätigungsfeld für Frauen ist. In ihrem Artikel A Field For Woman’s Work in Astronomy ging sie auf die Tätigkeit von sich und ihren Kolleginnen am Observatorium näher ein und versuchte die Motivation von Frauen zu stärken, sich in die Astronomie wissenschaftlich einzubringen.
Da rennt sie bei mir offene Türen ein. Und außerdem ist die Astronomie eines der inklusivsten Dinge, mit welchen man sich beschäftigen kann.
Würdigungen
1899 erhielt sie den Titel Kurator für Astronomische Fotografien und 1906 wurde sie Ehrenmitglied der Königlichen Astronomischen Gesellschaft von London – die erste Frau, der diese Ehre zuteil wurde. Kurz darauf erhielt sie ein Ehrenstipendiat am Wellesley College. Kurz vor ihrem Tod zeichnete die Mexikanische Astronomische Gesellschaft sie für die Entdeckung neuer Sterne mit der Guadalupe Almendaro Medaille aus.
Nach ihr wurde 1970 der Mondkrater Fleming (zusammen mit Alexander Fleming) benannt, sowie 2022 der Asteroid (5747) Williamina.
heute gibt es mal einen ganz ungewöhnlichen Artikel, der vor allem diejenigen unter uns, die schon etwas älteren Semesters sind, und Hilfsmittel benutzen, interessieren könnte. Es geht um alte Zeiten, alte Hilfsmittel und deren Namen, die oft einen astronomischen Bezug hatten.
Es wundert nicht, dass Hilfsmittelhersteller gerne astronomische Namen vergaben, wenn man bedenkt, dass wir schon lange Schokoriegel nach Planeten oder unserer Milchstraße benennen, und Mediamärkte die Ringe unseres sechsten Planeten im Logo und seinen Namen tragen, dann spürt man die Kraft, die von Namen mit astronomischen Bezügen ausgeht.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und chronologischer Reihenfolge, weil das alles nun doch schon teilweise mehrere Jahrzehnte her ist.
Immer wieder bin ich für die schöne Zeit dankbar, dass ich mit erleben konnte, wie sich das alles entwickelte.
Die sprechende Rakete
Mein erstes revolutionäres Hilfsmittel für meinen ersten PC durfte ich mir 1990 kaufen. Es war die externe Sprachausgabe, Namens Apollo, von Dolphin. Diese wurde seriel an den PC, damals noch ein 2-86er mit 16 MHz angeschlossen. Wieso diese Sprachbox den vollmundigen Namen Apollo bekam, lässt sich nur mutmaßen. Ich denke, dass hier eine gewisse Aufbruchstimmung zum Ausdruck kommen sollte, die der Zugang zum PC für blinde Menschen mit dem Aufbruch zum Mond andeuten sollte. Und das traf in gewisser Weise durchaus zu. Ihr müsst euch vorstellen, dass wir vor dem PC meist auf mechanischen Punktschrift-oder mechanischen Schwarzschriftmaschinen schrieben. Bei zweiteren konnten wir nicht mal lesen, was wir schrieben, und korrigieren schon gar nicht. Das war mit einem PC und einer Apollo plötzlich möglich. Das Internet gab es noch nicht, aber wir wählten uns über Moodem und Telefon auf Computer ein, die dann als Server zum Austausch von Nachrichten und Dateien dienten.
Der Name „Apollo“ für das Mondprogramm war eine Idee des NASA-Managers Abe Silverstein, damals Leiter der Abteilung für Raumfahrt-Programme (Office of Space Flight Programs). Er bezog sich dabei auf den Gott Apollon der griechischen Mythologie, dem Gott der Sonne, der Heilkunst, Weissagung, Dichtkunst, Musik und der Bogenschützen.
Die erste Version der Apollo-Sprachausgabe trug tatsächlich die Nummer eins. Das entbehrt nicht einer gewissen Tragik, denn in der Kapsel von Apollo1 passierte der schwerste Unfall des ganzen Mond-Programms. Drei Astronauten verbrannten in der Kapsel, die nicht mal flog, sondern auf der Erde getestet wurde.
Ich glaube, ich hätte, wenn schon Apollo der Name sein soll, die Eins übersprungen, oder ganz auf die Nummerierung verzichtet.
Später gab es dann eine Version2. Die klang etwas besser und hatte ein etwas moderneres Design.
Immerhin konnte man sich die Zwei in römischen Zahlen, oder je nach Schrifttyp als Elf (II), Apollo11 denken. Und die war, wie wir alle wissen, die erste auf dem Mond.
Und der absolute Brüllwürfel in dieser Serie von Sprachausgaben war die „Jupiter“. Sie war ein großer Tisch-Lautsprecher aus Holz. Für Sprachausgabe hatte sie ordendlichen Bass und den Namen Jupiter trug sie ob ihrer Größe zurecht. Ich bin mir jetzt gar nicht mehr sicher, ob sie auch einen Line-In-Eingang für Walkmans o. Ä. hatte. Das hätte sich bei dem Klangvolumen eigentlich angeboten.
In diese Reihe von Sprachausgaben passt auch noch eine Steckkarte für Stand-Rechner, die „Europa“ hieß. An diese musste man dann noch einen Lautsprecher oder Kopfhörer anschließen.
Europa ist ein Mond des Jupiters, unter dessen Eiskruste man einen flüssigen Ozean erwartet. Theoretisch könnte es in diesem Meer so warm sein, dass Leben möglich wäre. Das werden künftige Raumsonden hoffentlich aufdecken.
Ein weiterer astronomischer Bezug zu Europa ist folgender:
Wikipedia weiß:
Europa (altgriechisch Εὐρώπη Eurṓpē; eine Gestalt der griechischen Mythologie, ist die Tochter des phönizischen Königs Agenor und der Telephassa. Zeus verliebte sich in sie und darauf verwandelte er sich wegen seiner argwöhnischen Gattin Hera in einen Stier. Sein Bote Hermes trieb eine Stierherde in die Nähe der am Strand von Sidon spielenden Europa, die der Zeus-Stier auf seinem Rücken entführte. Er schwamm mit ihr nach Matala auf der Insel Kreta, wo er sich zurückverwandelte. Der Verbindung mit dem Gott entsprangen drei Kinder: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Auf Grund einer Verheißung der Aphrodite wurde der fremde Erdteil nach Europa benannt.
Den Stier haben wir bis heute als Sternbild am Himmel, und der Merkur ist Hermes in der griechischen Sagenwelt.
Ich bin mir zwar sicher, dass diese Sprachausgabe einst nicht wegen dieser astronomischen Bezüge nach Europa benannt wurde; namensgebend dürfte hier die Tatsache gewesen sein, dass sie eine, vielleicht die erste Sprachausgabe war, die vier europäische Sprachen im Rucksack hatte.
Ich lasse sie hier trotzdem mitmachen, weil die Astronomie dazu so schön ist.
Was soll sie sagen?
Wenn man eine externe Sprachausgabe an einen PC anschließt, dann braucht sie ja noch die Information, was sie sagen soll. Das erledigte unter dem damaligen Betriebssystem MS-DOS ein Bildschirmleser, der im Hintergrund die ein- und Ausgaben überwachte und die Daten lieferte, die dann ausgesprochen wurden. Auch diese Steuer-Software trug einen großen Namen. Sie war nach dem sprechenden Computer aus dem Film Odysssee2001, Hal, benannt. Dieser Film wird bis heute zumindest unter Sehenden sehr gefeiert. Für uns Blinde ist er eher schwierig, weil darin sehr viel Stille herrscht, was die Einsamkeit im Weltall natürlich absolut trifft. Ich weiß noch, als ich in meiner Studienzeit mal zu einem Filmeabend mit allem, was da Studenten so konsumieren, eingeladen wurde. Wir schauten u. A. diesen Film. Mein Freund war sehr enttäuscht, dass ich mit dem Film leider nichts anfangen konnte. Er brauchte etwas Zeit, bis er mein Problem verstand…
Wer die deutsche Synchronstimme von Hal nochmal hören möchte, kann sich das deutsche Hörspiel „Game Over“ besorgen. der Computer „Abraham“ wird von derselben Person gesprochen. Die Reproduktion von Abraham, ismael, der dann das Gebäudesystem mittels eines Computerspiels überninnt, und sich dafür rächt, dass die Betreiber des Gebäudesystems seinen Bruder Isaac abgeschaltet haben, wird von der ebenfalls sehr verbreiteten externen Sprachbox „Infovox“ gesprochen. Sehr gut gemacht, sage ich euch. Kann ich nur empfehlen.
Sternchen zum Sehen
Personen mit Sehrest können mit einem geeigneten Großschriftsystem sich den Inhalt des Bildschirmes vergrößert anzeigen lassen.
Neben der Software Zoomtext, die es bis heute gibt, existieren die beiden Systeme Supernova und Luna. Die beiden Namen passen super. Denn Luna, der Mond nimmt zu und ab. Man sieht also mal mehr und mal weniger von ihm. Die Supernova ist natürlich noch gewaltiger. Die Pixel des Bildschirms blähen sich auf, alles wird viel heller, und natürlich auch größer. Supernova kann sowohl von Menschen mit Sehbeeinträchtigung, als auch von blinden Menschen eingesetzt werden, da es die Funktionalität eines Bildschirmlesers für Blinde einschließlich Software-Sprachausgabe mit sich bringt. wie gut die Vergrößerung tatsächlich war, kann ich nicht beurteilen. Die Bedienung für blinde Menschen habe ich bei diesem englischen Produkt aber immer etwa so empfunden, als würde man links fahren, weil diese zumindest damals, als ich es benutzte sehr stark von allen anderen Bildschirmlesern abwich, die sich ansonsten doch in den wesentlichen Punkten ähnelten.
Luna ist mittlerweile auch mit dem Bildschirmleser JAWS verschmolzen, denn es wurde erkannt, dass auch Menschen mit Sehrest dann und wann gerne auf die volle Funktionalität eines Bildschirmlesers für blinde Menschen zugreifen.
Virgo ist ein deutsches Produkt gewesen, das sehr wahrscheinlich seinen astronomischen Namen dadurch erhielt, weil man „Virtuelle graphische Oberfläche“ damit gut abkürzen konnte. Mag aber auch sein, dass dieses Akronym erst später aufgekommen ist. Astronomisch gesehen ist Virgo die Jungfrau und ein Galaxienhaufen, dem auch wir angehören. Da fällt die direkte astronomische Verbindung schwer.
Immerhin war dem Hersteller der Bezug bewusst, denn irgendwann gesellte sich auch diesem sog. Screenreader eine Großschrift hinzu, die Galileo genannt wurde. Und das könnte astronomischer nicht sein. Ich glaube, es gab später sogar ein erstes digitales Monokular, gleichen Namens. Ob Großschriftsystem oder Fernrohr. Beides führt Menschen mit Sehbeeinträchtigung derart in die Welt, wie es damals Galileo den Himmel offenbarte.
Ein weiterer Bildschirmleser, der Nachfolger von Virgo, war Cobra.
Ich will nichts schlechtes über das Produkt sagen, aber als ich eine Testversion bei mir installierte, musste ich in mühevoller Kleinarbeit meine Kiste neu aufsetzen…
Die Cobra gibt es zwar nicht am Himmel, aber dafür die Schlange und auch die Hydra mit dem Medusenkopf.
In den asiatischen Sternbildern gibt es die Schlange auf jeden Fall. Und den Drachen (Dragon), den manche von uns als Texteingabe-Software nutzen, eben auch, der dann und wann die Sonne frisst.
Wir erinnern uns an die beiden chinesischen Hofastronomen, Hi und Ho, die geköpft wurden, weil sie im Suff vergaßen, eine Sonnen- oder Mondfinsternis voraus zu sagen.
Und bei den Fischen, und sonstigen Meeresbewohnern, werden wir bei unseren Hilfsmitteln
auch fündig.
Ich weiß nicht wieso sich die meisten Hersteller von Screenreadern für Einen Hei (JAWS), einen Delfin (Supernova) oder einen Schwertwal (Orca) entschieden haben.
OK, der Delfin und der Schwertwal sind keine Fische, aber nehmen wir es mal mit der Biologie nicht ganz so genau. Manche sagen ja auch „Fischfleisch“…
Den Hund, den viele von uns als Begleiter und Kameraden schätzen, gibt es am Himmel natürlich auch.
Flimmerkisten
Ein Bildschirm-Lesegerät (Blg) besteht im wesentlichen aus einem Bildschirm, der mit einem Kamerasystem verbunden ist, unter welches man das Lesegut zur Vergrößerung legen kann.
Anfang der Neunziger gab es eine Serie von Bildschirm-Lesegeräten, die Voyager hieß. Innovativ war, dass man mit diesen Geräten den Bildschirm derart teilen konnte, dass eine Hälfte zur Darstellung des PC-Inhaltes, und die andere für das Kamerabild verwendet wurde. Dass dieses Gerät Voyager getauft wurde, hat seinen Grund. Mit immer besserer Technologie begann für viele von uns tatsächlich eine Reise in die Welt, die mit derjenigen, welche die beiden Voyager-Sonden durch unser Sonnensystem antraten, durchaus vergleichbar ist. Plötzlich standen uns Türen offen, die vorher verschlossen waren. Auch ich empfand es damals, als ich noch einen kleinen Sehrest hatte. Unsere Blindenschule erhielt das erste Lesegerät in Farbe. Das wurde gehütet, wie ein Gral. Man musste mit dem Biologie-Lehrer gut stehen, wenn man mal Beobachtungszeit daran außerhalb des Unterrichtes haben wollte.
Zeit am einzigen Lesegerät in Farbe zu bekommen war ähnlich schwierig, wie man z. B. um Beobachtungszeit auf dem Hubble-Teleskop kämpfen muss…
Mein altes Lesegerät war damals quasi eine Kamera, die an einen umgebauten Schwarz-Weiß-Fernseher angeschlossen war. Das war mehr als nichts, aber kein Vergleich zu dem wohl gehütetem Gerät mit Farbe. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass meinen Augen die AOK-Flimmerkiste mehr schadete als half. Man soll aber nicht undankbar sein. Es war damals ein Anfang, der vielen von uns deutlich mehr Lebensqualität und Unabhängigkeit brachte.
Ich frage mich manchmal, was ich heute mit den modernen Flachbildschirmen und den hoch auflösenden Kameras mit meinem Sehrest von damals noch hätte sehen können.
Die Welt wird größer
Aber manchmal waren auch ganz andere Lesehilfen eine ganz neue Erfahrung.
Ich erinnere mich noch, wie das war, als meine Schwester noch als kleines MädchenKontaktlinsen bekam. Vorher musste sie immer eine Brille mit Flaschenboden-Gläsern tragen. Selbstverständlich wurde sie dafür oft gehänselt. Als sie die Linsen von meiner Mutter eingesetzt bekam, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus, weil alles so viel größer und näher als vorher trotz dieser dicken Brille war. Wie viel mehr muss es dann erst für jemand mit Sehbeeinträchtigung bedeuten, wenn man Zugriff auf so ein modernes Lesegerät in Farbe hatte.
Meine Befreiung
Auch ich hatte so ein Erlebnis.
1995 erhielt ich mein erstes Vorlesesystem, mit dem man ein Buch einscannen und sich anschließend per Sprachausgabe vorlesen lassen konnte.
Es nannte sich „Leseass Junior“, durfte aber dennoch Tausende Seiten Astronomie vorlesen.
Dafür opferte ich ein ganzes Studiensemester, in welchem ich täglich viele Stunden vor diesem Gerät verbrachte und manchmal mehrmals wöchentlich Kunde der Stadtbibliothek war. In diesem halben Jahr las ich quasi nur. Es war, als stünde ich am Brunnen des Wassers meines Lebens. Tröpfelte bisher nur wenig Literatur durch unsere Hörbüchereien und noch viel weniger in Blindenschrift zu mir, so ergoss sich nun dieser unerschöpfliche Quell. Ich konnte mir vorlesen lassen, was ich wollte, so lange es sich um Fließtext handelte. Das war eine Befreiung.
Wer nicht nur hören will, darf auch fühlen
Jeder weiß, dass selber lesen etwas anderes ist, als sich etwas vorlesen zu lassen, genau so, wie sprechen etwas anderes als schreiben ist; und alle vier Gaben brauchen wir für gutes Textverständnis und eine gute Sprachkompetenz.
Um dem Rechnung zu tragen, gibt es zumindest in Ländern mit gut ausgebautem Gesundheits- und Sozialsystem die Möglichkeit, als Hilfsmittel eine Punktschriftzeile zu bekommen. Die können schon mal je nach Größe den Preis eines Kleinwagens haben.
Und glaubt mir. Ich sehe das z. B. in einer Email sofort, ob jemand nur mit Sprachausgabe, oder mit Zeile arbeitet.
Blinde Menschen müssen tatsächlich aufpassen, dass sie nicht durch die ausschließliche Benutzung der Sprachausgabe zu Analphabeten werden. Also wer es kann, sollte sich die Punktschrift unbedingt mal anschauen. Und wenn sie zum Schluss nur dazu dient, dass man selbstständig seine Medikamente unterscheiden kann, die mittlerweile fast alle mit Braille beschriftet sind.
Mir ist aber auch bewusst, dass es viele späterblindete Menschen gibt, für welche das nicht mehr möglich ist. Für die sind natürlich Sprachausgaben das absolute Tor zur Welt.
Wie auch immer. Einige von diesen kostbaren Stücken erhielten auch „himmlische“ Namen.
Da gab es eine Braillestar. Das war schon ein Sternchen am Punktschrifthimmel, denn diese schöne Zeile bot einiges an Innovation, z. B. die ausfahrbare Ablage für ein Laptop, schöne den Fingerkuppen angepasste Braille-Module und einiges an Software, wie z. B. einen Editor, Kalender und mehr. Ich mochte sie gerne.
Unzählige Bücher, auch astronomische, habe ich mir dort rein geladen, und sie dann unterwegs gelesen.
Es gab auch eine Zeile Namens Voyager, an die ich mich aber gerade nicht mehr erinnern kann. Die Gründe, sie mit der Reise in die Welt der Schrift zu verknüpfen, liegen auf der Hand.
Die Zeile mit dem Beinamen „Satellite“ wurde so benannt, weil die Navigationstasten so angeordnet waren, als würden sie um eine große runde Taste in der Mitte kreisen, also wie Satelliten und die Erde.
Jemand wies mich gerade darauf hin, dass es anscheinend auch mal eine Zeile Namens Pegasus gab, bzw. noch gibt. Leider bin ich dieses Himmelsross nie geritten. Aber vermutlich nannten sie das Teil so, weil man damit eventuell schnell durch Dokumente navigieren kann. Wer weiß, wie die Zeile aussieht, kann das mal kurz erklären. Damit habe ich nämlich so überhaupt keine Erfahrung.
Es gibt auch eine Firma, deren Produkt z. B. Orbit-Reader heißt. Den konnte ich aber bisher nicht testen. Es handelt sich dabei aber um eine sehr günstige Punktschriftzeile, die vor allem für solche Länder spannend wird, wo die finanzielle Decke eher dünn ist.
Vor dem Hintergrund, dass etwa 90 %, in Worten: neunzig Prozent, aller Blinden weltweit keinen Zugang zu Punktschrift haben, ist dieses Produkt sehr spannend. Man stelle sich vor, wir hätten 90 % Analphabeten…
Orientierung und Mobilität
Es gibt auch Hilfsmittel im Bereich von Orientierung und Mobilität mit astronomischem Bezug.
Da gab es einen sprechenden Kompass, der Kolumbus hieß. Dieser elektronische Kompass konnte einen kontinuierlich darüber informieren, in welche Richtung man gerade geht. Vorher gab es nur mechanische Kompasse. Die zwangen einem zum stille stehen, zum Aufklappen und Ablesen des Instrumentes. Das musste man je nach den schon nach wenigen Schritten wiederholen.
Und ja, der Name ist irgendwie Programm. Das Problem, dass man mit einem Kompass alleine gar nicht so viel anfangen kann, hatte Kolumbus teilweise auch. Er hatte zwar ganz gute Sternenkarten von Johann Müller, eher als RegioMontanus bekannt, aber verfahren hat er sich trotzdem, weil er ohne Schiffsuhr Probleme mit der Bestimmung des Längengrades hatte. Immerhin waren seine Ephemeriden (Sternenkarten für die Seefahrt) so gut, dass er eine Mondfinsternis richtig voraussagen konnte, die ihm und seiner Mannschaft das Leben rettete.
Natürlich benutzen auch wir Blinden mittlerweile Navis, so dass wir auf wenige Meter genau wissen, wo wir uns zumindest im freien befinden.
Eines davon wird dann auch einen astronomischen Namen bekommen, wenn es dann erst mal da ist.
Die Firma HumanWare kündigt seit Wochen den „StellarTrek“ an. Das Ding soll GPS-Navigation mit Kameras und irgendwelchen weiteren Sensoren vereinen. Dies soll es ermöglichen, nicht nur bis auf die letzten Meter genau zu einem Punkt zu navigieren (also mit GPS), sondern mithilfe der restlichen verbauten Technik auch Schilder, Hausnummern, Beschriftungen aller Art usw. zu identifizieren und so sein Ziel zu finden. Der Preis wird in Deutschland, sollte das Ding überhaupt einen Distributor finden, mit Sicherheit über 2.000 € liegen. Ob das ein astronomischer Preis ist, sei mal dahingestellt.
Abspann
Ich bin mir sicher, dass ich noch das ein oder andere Hilfsmittel mit „himmlischem“ Namen vergessen habe. Wem noch eines einfällt, bitte gerne in die Kommentare damit. Das würde mich freuen.
Und wer sich mal so richtig nerdig für alte elektronische Hilfsmittel interessiert, dem darf ich die Folge zu elektronischen Hilfsmitteln des Podcasts von Merkst.de wärmstens empfehlen. Dort kann man viele davon sogar hören, was die damals für einen Lärm machten.
Abgesehen von meinem Jahresrückblick melde ich mich heute bei euch mit meiner zweiten Veranstaltung, die ich in diesem Jahr bereits hatte bei euch zurück, obwohl es noch so jung.
Vorgeschichte
Seit einiger Zeit veranstaltet die Sternwarte München gemeinsam mit dem Bayrischen Blindenbund astronomische Abende für blinde Menschen. Das machte mich natürlich hellhörig. Auch der Veranstalter fand mich im Netz, und so kamen wir zusammen.
Der verfasst einen ganz wunderbaren Newsletter, der wöchentlich erscheint.
In diesem Newsletter erfährt man viel zum Jahreslauf, z. B. was es gerade am Himmel zu sehen gibt, es erscheinen schöne Geschichten aus der Mytologie, Phänomene werden erklärt und oft gibt es dann noch ein Video zu einem Thema.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass alle Bilder extra für uns beschrieben werden. Das ist dem Macher des Newsletters so wichtig, dass er es sogar ausdrücklich erwähnt.
Sternenkartenselfi
Dieses obige Bild beschreibt er z. B. so:
Das Foto zeigt Gerhard mit tastbarer Sternkarte in der Hand und daneben stehend ein Modell der Saturn-5-Rakete.
Jetzt hoffe ich, dass ich das richtige Bild aus der Mediathek gefischt habe…
Auf jeden Fall ist das von Eberhard so vorbildlich, dass sich viele daran ein Beispiel nehmen können. In den sozialen Netzwerken wird fast kein einziges Bild für uns erklärt. Und wie man am Beispiel sieht, ist das doch gar nicht so schwer. Nur mut. Eine schlechte Beschreibung ist mehr, als gar keine. Der Wille zählt. Und mittlerweile kann Mensch sich da auch von den einschlägigen KIs helfen lassen.
Auf diesem Newsletter war ich Gast mit einem Text, der meinen Zugang, den Zugang des Blinden zum All, erklären sollte.
Als ich vor vielen Jahren diesen Blog startete, schrieb ich in Wieso ich Astronomie treibe, bereits aus der Sicht meiner persönlichen Entwicklung darüber. in diesem Artikel orientiere ich mich vor allem an den Tatsachen, welche die Astronomie so zugänglich für alle (inklusiv) machen.
Also los:
Zu meiner Person – Aus meinem Buch:
Am 21. Februar 1969 wurde ich als fünftes von sechs Kindern in Schopfheim geboren. Da ich zwei Monate zu früh das Licht der Welt erblickte, musste ich zunächst in den Brutkasten. Nicht selten, so auch bei mir, führte dies zu einer Augentrübung, die der Grund für meine Blindheit ist.
Aufgewachsen bin ich mit meinen zwei Brüdern und drei Schwestern in einer Arbeiterfamilie. Somit führte vor allem mein Vater uns schon als Kinder an technische Dinge heran und lehrte uns den Umgang mit Werkzeug und Werkstoffen wie Holz.
Von meiner Mutter wurden wir schon als Kinder stets zur Arbeit und Mithilfe in Haus, Hof und Garten herangezogen. Jeder musste für alle etwas übernehmen und war dafür verantwortlich.
Dass ich in einer solchen Umgebung aufwachsen durfte, förderte natürlich mein Interesse an technischen Dingen, und führte mich letztlich zu meinem Lieblingshobby, der Astronomie.
Wie alle Kinder meines Alters wuchs auch ich ganz selbstverständlich im Schatten von Captain Kirk und seiner Enterprise auf.
Star Wars, Raumpatrouille und viele andere beeindruckten mich schon immer sehr. Stets mochte ich Handlungen mit viel technischem Bezug.
Außerdem faszinierten mich die futuristischen Geräusche sehr.
Ich habe das große Glück, seit dem Jahr 2000 als diplomierter Informatiker am Institut ACCESS@KIT
(A@K) arbeiten zu dürfen, ohne das meine Vorträge zu astronomischen Themen nicht möglich wären.
Ich höre die Sterne nicht und fühle auch den Vollmond nicht. Hätte ich keinen Kalender, wüsste ich gar nicht, wann Vollmond ist.
Und trotzdem ist die Astronomie eines der inklusivsten Hobbys, das ich kenne.
Nagende Zweifel
Was, das glauben Sie nicht? Damit sind Sie nicht alleine. Viele, die in meine Veranstaltungen kommen, sind erstmal skeptisch und werden von
Fragen und Zweifeln getrieben.
Das klingt dann ungefähr so:
Wieso machst Du das? Da hast Du doch eh nichts davon!
Wie willst Du da mitreden? Du siehst das doch gar nicht.
Weil ich das weiß, eröffne ich viele Vorträge ungefähr dann so:
Jetzt Hand aufs Herz. Wer hat momentan diesbezüglich auch berechtigterweise noch Fragezeichen in den Augen? Die oder derjenige möchte bitte die Hand heben. Keine Angst. Ich „schaue“ weg. Es stellt sich also niemand bloß. Bitte zählt mal jemand, der sehen kann, durch.
Am Schluss der Veranstaltung machen wir das Spielchen nochmal. Dann werden wir sehen, ob und wieviel sich bewegt hat.
Das geht natürlich hier in einem Newsletter nicht so gut mit dem Hand heben. Aber ob sich bei Dir ganz persönlich was bewegt und verändert hat, fühlst Du ja dann selbst.
Also liegt es nun bei mir, euch zu zeigen, dass die These, dass Astronomie barrierefrei sei, stimmt.
Das geht uns alle an
Zunächst ist die Astronomie etwas für Alle, weil sie sich mit Fragen beschäftigt, die uns alle umtreiben und angehen.
Wo kommen wir her?
Wo gehen wir hin?
Wie war der Anfang?
Wie wird das Ende sein?
War es ein Schöpfergott?
Wie funktioniert das Universum?
Da ist doch schon einiges dabei, das auch für Menschen interessant ist, die nicht sehen können…
Kommen wir nun aber zu mir und meinen Gründen, wieso ich Astronomie so spannend für mich finde:
Ich habe meine Gründe
Die meisten Dinge in der Astronomie spielen sich mittlerweile nicht mehr visuell ab.
Ergebnisse zeigen sich häufig als Tabellen über Strahlungsarten und oder Verteilungen.
Diese sind mit heutiger Technologie auch blinden Menschen zugänglich und können von ihnen interpretiert und verstanden werden.
Die Sicht auf Sterne ist wegen der nächtlichen Lichtverschmutzung meist unmöglich.
Im Vergleich zu der großen Zahl an Sternen, die es alleine in unserer Milchstraße gibt, sind die wenigen, die man selbst bei bester Sicht mit bloßem Auge sehen kann, vernachlässigbar.
Dass ein klarer nächtlicher Sternenhimmel eine Augenweide darstellt, ist sicher unbestritten; unter dem Strich ist dies aber relativ
unwesentlich für die Astronomie als Ganzes.
Das Universum besteht nur zu vier Prozent aus dem, was für Augen vermeintlich so interessant ist. Tja, da kann man nichts machen.
Stellen Sie sich vor, Sie sähen nur noch vier Prozent Ihres Fernsehbildes. Vermutlich würden Sie dann dieses abendliche Vergnügen rasch aufgeben.
Dunkle Energie und dunkle Materie weigern sich strickt, gesehen zu werden. Hören lassen sie sich bisher allerdings auch noch nicht,
und somit besteht hier Chancengleichheit, was die Suche danach angeht.
Schwarze Löcher sind – zumindest wenn sie gerade hungern – so schwarz, dass man mit den besten Augen nichts damit anfangen könnte.
Alles Unsichtbare ist prädestiniert, auch von Blinden erobert zu werden.
Na, jetzt sollten die Zweifel doch schon langsam zu bröckeln beginnen, nicht wahr?
Dann lasst uns doch einige dieser Punkte mal etwas genauer betrachten.
Erstes Beispiel:
Die Idee, dass die Bewegungen von Himmelskörpern, z. B. von Planeten musikalisch- harmonischen Gesetzen gehorchen sollten, geht bis auf Pythagoras und die alten Griechen zurück. Selbst Johannes Kepler versuchte in einem seiner Bücher noch, die Bahnen der Planeten auf Musiknoten abzubilden. Da liegt es doch nahe, dass man diesem Gedanken noch heute, wo wir über Computer und Sound-Systeme verfügen, nochmal auf den Grund gehen wollte.
Und das wurde tatsächlich gemacht.
Ich schrieb darüber in Klingende Planetenbahnen.
Beispiel zwei
Nehmen wir die Tatsache, dass sich viele Dinge in der Astronomie heutzutage nicht mehr im visuellen Bereich abspielen. Da gibt es die Radioastronomie, die gerade für blinde Hörmenschen par excellence, ein unheimlich reichhaltiges Radioprogramm bietet.
Man kann z. B.
und vieles mehr.
Auf meinem Blog habe ich diesen Themen eine ganze Kategorie gewidmet.
Wer sich dafür interessiert, sollte mal in Mit dem Ohr am Teleskop stöbern.
Selbst alle großen Raumfahrtagenturen haben die Sonifikation, also die Verklanglichung von Himmelsphänomenen mittlerweile für sich entdeckt.
Sogar der aktuelle Rover auf dem Mars, ja, der mit dem Hubschrauber, hat ein Mikrofon dabei. Hört mal (NASA), was der Rover so hört.
Das liegt ja auch nahe, denn was man nicht sehen kann, z. B. infrarotes Licht, muss auch für Sehende aufbereitet werden. In dem Sinne ist dann die Sonifizierung fast dasselbe. Das kann uns wissbegierigen blinden Astronomen nur recht sein.
Die riesigen Staubwolken, die das Hubble-Teleskop „Die Säulen der Schöpfung“ genannt, entdeckte, sind eine wahre Kinderstube neuer Sternentstehung.
Die optischen Daten wurden verklanglicht und klingen dann so (Youtube).
Es gibt mittlerweile auch Bilder der Säulen vom JWST, das im infraroten Bereich durch die Staubwolken in die Säulen direkt auf die jungen Sterne blicken kann.
Alles, was für die Augen visualisiert werden muss, ob Infrarot, Röntgenstrahlung oder der ganze Radiobereich, kann auch akustisch aufbereitet werden. Ob ich einer Welle beispielsweise eine Farbe zuordne, oder einen Ton oder Sound, ist fast einerlei.
Podcasts und Sendungen:
Es gibt sie zu den unterschiedlichsten Themen. Podcasts sind Sendungen, die ohne Bilder auskommen müssen, weil sie häufig mobil von unterwegs angehört werden. Was zu beschreiben ist, muss also für alle so erklärt werden, dass man es auch ohne Bildinformation versteht. Das kommt blinden Menschen natürlich sehr zu pass, und ist somit inklusiv.
Welche wichtige Informationsquellen Podcasts für mich mittlerweile geworden sind, beschrieb ich in Podcasts, ein inklusives Tor zu Bildung und Wissen.
Bücher, Bücher, Bücher
Ich stieß Anfang der 90er auf das Hörbuch „Kurze Geschichte der Zeit“ von Steven Hawking. Hierzu gab es auch einen Kinofilm. Interessant ist, dass ich stets gefragt wurde, ob ich die Bücher von Hawking kenne. Allerdings nicht wegen ihrer Inhalte, sondern weil auch Hawking behindert war – wenn auch ganz anders als ich. Ich machte die merkwürdige Erfahrung, dass viele Menschen stets davon ausgehen, alle Behinderten würden sich untereinander kennen – und was noch wichtiger ist: sich gegenseitig ganz lieb haben.
In dieser Zeit wurde die Audioausgabe der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ durch den Deutschen Verein für Blinde und Sehbehinderte in Studium und Beruf herausgegeben, die ich sofort abonnierte und bis heute immer wieder verschlinge.
Ich stieß auf die Bücher und Sendungen von Joachim Ernst Behrendt, der mir erstmals zeigte, dass alles irgendwie Klang ist.
Von Radioaufnahmen von Pulsaren, dem Sonnenwind, und vielem mehr, findet sich alles in seinen Sendungen „Nada Brahma“ und „Das Ohr ist der Weg“.
In der Blindenhörbücherei entdeckte ich – auf ungefähr 20 Kassetten aufgelesen – das Buch „Der Stern, von dem wir leben – Den Geheimnissen der Sonne auf der Spur“ von Rudolf Kippenhahn, dessen Vortrag ich schon erwähnt habe. Mich faszinierte an diesem Buch vor allem, dass alle darin enthaltenen grafischen Elemente zusätzlich mit einer derart ausführlichen Texterklärung versehen waren, wie ich es selten bei anderen Autoren erlebt habe. Es schien fast so, als würde er auch an blinde Menschen denken, die auf derlei Beschreibungen angewiesen sind.
Neben den Roboter-Romanen Isaac Assimovs fesselten mich auch seine populärwissenschaftlichen Werke, z. B. „Explodierende Sonnen“, oder „Die Rückkehr des Halleyschen Kometen“.
Und jetzt kommt der Oberhammer:
1995 erhielt ich mein erstes Vorlesesystem, mit dem man ein Buch einscannen und sich anschließend per Sprachausgabe vorlesen lassen konnte. Dafür opferte ich ein ganzes Studiensemester, in welchem ich täglich viele Stunden vor diesem Gerät verbrachte und manchmal mehrmals wöchentlich Kunde der Stadtbibliothek war. In diesem halben Jahr las ich quasi nur. Es war, als stünde ich am Brunnen des Wassers meines Lebens. Tröpfelte bisher nur wenig Literatur durch unsere Hörbüchereien und noch viel weniger in Blindenschrift zu mir, so ergoss sich nun dieser unerschöpfliche Quell. Ich konnte lesen, was ich wollte. Das war eine Befreiung.
Modelle
Ich lebe genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um „Inklusion am Himmel“ zu treiben. Die Möglichkeiten des 3D-Druckes, etc. eröffneten mir eine ganz neue Welt. Somit setze ich in meinen Veranstaltungen viele Modelle und taktile Materialien ein, die dann herum gehen, und von allen betastet werden dürfen.
Ein Highlight meines Lebens war in diesem Zusammenhang, dass ich mal mit einem Vortrag und danach mit einem Messestand meine Projekte bei der Jahrestagung der internationalen astronomischen Union in Wien vorstellen durfte. Ihr erinnert euch? Das sind die, die 2006 den Pluto als Planeten heraus geworfen haben…
Auf jeden Fall habe ich darüber einen schönen bebilderten Artikel gemeinsam mit einem Reporter aus Wien geschrieben.
Zum bebilderten Teil des Artikels geht es hier lang.
Dort kommen übrigens auch noch andere blinde Berufsastronom:innen zu Wort. Ja, es gibt sie. Meist wurden die im Laufe ihres Berufslebens blind, und haben einfach weiter gemacht. Man kann ja von der optischen Astronomie in die hörbare Radioastronomie wechseln. Aus den meisten anderen Berufen würde man nach einer Erblindung einfach heraus fallen. So inklusiv ist die Astronomie eben auch.
Astronomie für benachteiligte Kinder
Ganz besonders bei meinen Vorträgen an Brennpunkt-Schulen zeigt sich auch wieder, wie inklusiv Astronomie sein kann. Sie holt die Kinder ab, und soziale Benachteiligungen, Migrationshintergründe und sonstige Einschränkungen haben erst mal Pause.
In meiner Kategorie Inklusion findet ihr zahlreiche Beispiele für sehr inklusive Veranstaltungen.
Abspann
So, liebe Leser:innen, ich denke, damit lassen wir es erst mal für heute bewenden. Ich hoffe, ich konnte euch etwas näher bringen, wieso ich die Astronomie so sehr liebe. Ich hoffe, dass ihr verstanden habt, dass es bei mir so ist:
Außer den Sternenhimmel selbst betrachten zu können, kann nahezu alles, was diese Wissenschaft betrifft, von mir, also Menschen ohne Sehvermögen bewältigt werden.
Nicht jeder Zugang zur Astronomie ist für jeden geeignet, aber ich versichere euch, dass es für jeden mindestens einen Zugang gibt.
So, und jetzt wollt ihr bestimmt noch wissen, wie ihr diesen Newsletter abonnieren könnt.
Da es ein geschlossener Newsletter ist, müsst ihr euch per Mail an
Eberhard Grünzinger e.gruenzinger@gmx.de wenden. Der nimmt euch gerne auf. Und ich kann euch sagen, es ist immer ein sonntägliches Lesevergnügen vor dem schlafen gehen.
mit diesem Artikel melde ich mich das erste mal 2023 bei euch zurück.
Es ist, wie immer, mein obligatorischer Jahresrückblick.
Ich wünsche euch für dieses Jahr das, was jeder von uns am nötigsten braucht. Möge vor allem der Krieg ein Ende finden, die Energiekrise vorüber gehen und mehr Verstand in unsere Köpfe kommen, damit wir endlich mit voller Kraft den Klimawandel angehen können.
Ich danke euch für eure Treue zu mir und meinem geschwätzigen Blog. Gerne würde ich noch mehr Menschen erreichen, was manchmal gar nicht so einfach ist. Vielleicht mögt ihr mich ja unterstützen, indem ihr meinen Blog mit euren lieben teilt, das würde mich freuen. Und auch in diesem Jahr gilt: Kommentare, Kritik und natürlich auch Lob, sind herzlich willkommen…
Ich habe mich übrigens für diesen Rückblick entschlossen, nur positive Dinge aufzuschreiben. Von den anderen hatten und haben wir mehr als genug.
Jetzt also los, mit meinem Jahresrückblick.
Himmelwärts
Mein Astro-Jahr 22 startete ich, indem ich mit meiner Arbeitsplatzassistenz am 24.02.2022 die Ausstellung Himmelwärts in Stuttgart besuchte.
Ende 2021 jährte sich Keplers Geburtstag zum 450. Mal. Er kam am 27. Dezember 1571 in der damaligen freien Reichsstadt Weil der Stadt zur Welt. Anlass, mit der Ausstellung himmelwärts den weltberühmten Astronomen aus dem heutigen Baden-Württemberg in all seinen Facetten zu würdigen.
himmelwärts ist ein Ausstellungsprojekt des 5. Physikalischen Instituts in Kooperation mit der Kepler-Gesellschaft e. V. in Weil der Stadt und zahlreichen weiteren Partnern.
Dort gab es ganz viel anzufassen und auszuprobieren. Somit konnte man Keplers Lebenswerk hautnah erfahren. Natürlich gab es dort auch sehr viele Tafeln, die mir meine sehende Begleitperson vorlas. Ich ergänzte dann meist noch Geschichten, die ich wusste. Und das merkten bald dann auch andere Besucher, dass der blinde dort noch besseres auf Lager hat. Unser Grüppchen wuchs somit stetig an.
Das war ein wirklich inklusives Erlebnis. Wenn die Ausstellung mal wieder stattfindet, kann ich nur jedem raten, sie zu besuchen. Auch für blinde Menschen ist dort wirklich ganz viel zu ertasten und auszuprobieren.
Wenn ihr in einen suchdienst eurer Wahl „Himmelwärts“ eingebt, kommt ihr auf die Seiten. Die ausstellung läuft als Wanderausstellung weiter.
Fasten und Feiern mit den Sternen
Einen Monat später, am 24.03. durfte ich online einen Vortrag zum Thema „Fasten und feiern mit den Sternen“ halten. Es ging vor allem um die Berechnung des Ostertages. So langsam habe ich mich tatsächlich daran gewöhnt, und merke, dass ich nun auch bei Online-Veranstaltungen besser werde. Das viel mir lange sehr schwer, weil ich gerne mit meinem Publikum interagiere. Online kann man einfach nicht so Rampensau sein.
Grundlage zu diesem Vortrag waren die drei Artikel
Die Sternwarte München führt dann und wann tatsächlich Astronomie-Veranstaltungen für blinde Menschen gemeinsam mit dem dortigen Blindenverband durch. Das fand ich höchst spannend, denn ich hatte noch nie etwas davon gehört. Merkwürdig war, dass ich auch schon für den Bayrischen Blindenverband Vorträge hielt. Da dachte ich eigentlich, man würde mir Fragen stellen, wie so eine Veranstaltung durchgeführt werden kann. Sei es darum. Ich bin nicht das Maß aller Dinge, und die Events kommen sehr gut an.
Was ich dann durch Eigene Recherche bekommen habe, ist ein wunderbarer Kontakt der Veranstalter, und einen schönen Newsletter, der wöchentlich erscheint und mir viel Freude bereitet.
Wie man als außenstehende Person an diesen Newsletter kommt weiß ich nicht, aber wer mag, darf sich gerne an mich wenden. Ich vermittle gern den Kontakt. Benutzt hierfür einfach das Kontaktformular auf dem Blog.
Was tun, wenn man als Coach plötzlich blinde Menschen im Online-Seminar hat
Ein Coach, bei dem ich mal einen Kurs zu Life-Work-Planing mitmachen durfte, und der in Zusammenarbeit mit unserem Institut jährlich ein Training für Menschen, die sich gerade bewerben veranstaltet, fragte mich an, ob ich ihn bei einem Online-Vortrag des Verbandes „Trainertreffen Deutschland“ unterstützen wollte. Es sollte eine Sensibilisierungs-Veranstaltung für Trainer und Coaches werden, was zu beachten ist, wenn man blinde Personen im Online-Workshop hat. Das war auch für mich neu, aber es war eine großartige Veranstaltung, mal ganz weg von der Astronomie.
Derlei ist in unserer Online-Welt wichtig, und ich danke Marc, dass ich hier quasi ein Botschafter sein durfte.
Auch für Marc und alle Teilnehmenden war es denke ich eine große Bereicherung. Marc meldete mir zurück, dass er sah, dass alle Teilnehmenden mit eingeschalteter Kamera ganz nah und aufmerksam bei mir waren. Das bekomme ich natürlich nicht mit. Vor allem, wenn die Mikros ausgeschaltet sind, spreche ich dann im Grunde in eine Wand. Ich höre keine Bewegungen, kein Atmen und auch sonst nichts, was ich sonst von meinen Zuhörern mit bekomme.
Außerdem entnehme ich das dem Text auf Marcs Blog. Wir haben beschlossen, dass wir uns zu dieser Sache gegenseitig verlinken.
Marc beschreibt in seinem Text sehr anschaulich, wie er lernte, mit der Situation klar zu kommen, auch Menschen mit Blindheit in seinen Online-Veranstaltungen zu haben. Der Text ist wirklich sehr lesenswert, und ich kann ihn euch wärmstens ans Herz legen.
Sein Text heißt Von Sehbehinderten lernen
mein Astronomisches Comeback
Mein absolutes Comeback war mein Astro-Tag beim Inklusionstag auf der Landesgartenschau am 07.04.2022. in Neuenburg. Es tat so gut, mal wieder einen quirligen Kinderworkshop zu halten, mal wieder life vor Erwachsenen über „Inklusion am Himmel“ sprechen zu dürfen und mal wieder Menschen an meinem Stand zu empfangen, die viele Fragen stellten, all meine Modelle bestaunten und betasteten, und ja,mir auch das eine oder andere Buch über den Ladentisch hinweg abkauften.
Über diese Veranstaltung schrieb ich ausführlich in … Ich kam, sah und siegte.
Mitte Mai taktiles Bild der schwarzen Löcher
Das war schon eine Sensation, als Mitte Mai das Foto der Umgebung des massereichen Schwarzen Loches in Mitten unserer Galaxis veröffentlicht wurde. Es gab zwei Jahre zuvor die erste Veröffentlichung eines solchen Fotos eines schwarzen Loches aus einer anderen Galaxie.
Auf Wunsch fertigte mir mein Kollege in unserem Labor eine tastbare Version beider Fotos an, so dass ich sie miteinander vergleichen konnte.
Es ist einfach wunderbar, dass ich an diesem Institut arbeite. Ansonsten hätte ich niemals Zugang zu derlei Möglichkeiten.
Ich machte ein Tasträtsel aus diesem Bild. Das findet ihr hier.
Wie die beiden Fotos gemacht wurden und mehr Hintergründe dazu findet ihr in den beiden Artikeln:
09.06. Interview für die Hörzeitung Trierische Tonpost
Seit Jahren genieße ich die ganze Adventszeit den Klingenden Adventskalender, der das Bistum Trier für blinde Menschen heraus gibt. Die fragten mich an, ob ich mit ihnen ein Interview für ihre andere Hörzeitschrift, der Trierischen Tonpost, führen würde.
Es war zwar ein Telefoninterview, was der Klangqualität etwas abträglich war, aber ansonsten war es ein sehr gelungenes gespräch.
Wir sprachen über Astronomie, über Inklusion am Himmel, aber auch über das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Religion. Ruck zuck war eine Stunde herum. Ich denke, dass das Interview spannend für viele Hörer:innen war, und dass es vielen vielleicht auch Mut und Kraft gab, wenn sie hören durften, was alles trotz Sehverlust möglich ist.
Nach ausdrücklicher Genehmigung des Verlages, darf ich dieses Interview mit euch teilen. Allerdings ist es so, dass die Datei zu groß ist., dass ich sie an einem Stück auf dem Blog veröffentlichen kann. Außerdem wurde sie mir dann von der Redaktion freundlicherweise in einigen Teilen geschickt. Das wären dann elf Links für euch, was ich etwas anstrengend und unkomfortabel für euch fände.
Aus diesem Grund stelle ich jetzt erst mal das Interview an einem Stück auf meine Dropbox. Dort könnt ihr es euch anhören, bzw. auf den Abspieler eurer Wahl herunterladen. Bitte gebt die Datei nicht weiter, und veröffentlicht sie bitte auch nicht irgendwo. Das darf nur ich hier tun.
Zum Interview geht es hier lang.
Vorträge im Urlaub
Es ist mittlerweile zur guten Tradition geworden, dass ich in meinem Sommerurlaub im Erholungszentrum für Blinde in Schwarzach in jeder Urlaubswoche einen Vortrag mit aktuellem astronomischen Bezug halte.
Diesmal ging es in der einen Woche um die Veröffentlichung der Fotos der schwarzen Löcher, und im zweiten um das sagenhafte James-Webb-Space-Teleskop.
Von diesem steht mir leider noch kein Modell zur Verfügung, das transportabel wäre, aber zu den schwarzen Löchern konnte ich immerhin taktile Ausdrucke der Fotos und einer Spiralgalaxie austeilen. Ich freue mich im Vorfeld des Urlaubs schon immer sehr auf diese Vorträge, die stets gut angenommen werden. Es kommt auch vor, dass Kinder von Hausangestellten oder sonstige Verwandte daran teilnehmen. Es gibt aussagen von Müttern, deren Kinder noch nach Jahren von diesen Vorträgen sprechen. Das macht dann besonders viel Freude.
Die Links zu den Fotos habt ihr schon.
Mehr zum James-Webb-Teleskop und weitere Hintergründe findet ihr in den beiden Artikeln:
16.09. Kurzvortrag an der astronomischen Uhr in Straßburg
Das war wirklich ein sehr schöner Ausflug, den ich mit dem Evang. Blinden- und Sehbehindertendienst mitmachen durfte. Besonders beeindruckt hat mich die astronomische Uhr im straßburger Münster. Darauf hatte ich mich natürlich etwas vorbereitet, zum Glück, denn der Führer erzählte uns leider nichts darüber, was die Uhr alles astronomisch kann. Das ergänzte ich dann für unsere Gruppe direkt vor Ort, was auch andere Besucher des Münsters anzog.
Über diese Uhr schrieb ich in Ein Uhrenerlebnis.
18.09. Inklusionslauf
Nach über zwei Jahren Pandemie-Pause durfte dieser Lauf im Rahmen des Baden-Marathon wieder stattfinden. Es war wirklich ein sehr starkes und berührendes Erlebnis, an diesem Lauf mit meiner Kollegin teilzunehmen. Diesen Lauf beschrieb ich ausführlich und ordnete ihn in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ein.
Zum Bericht über dieses unvergessliche und großartigen Erlebnis geht es hier lang.
09.10. SWR2 Matiné Zugang zu Musiknoten
Da bekam ich doch tatsächlich eine Anfrage des SWR, ob ich nicht an einer Sendung über Musiknoten teilnehmen möchte. Ich kann zwar ungefähr die Punktschriftnotenschrift, und habe auch schon viel mit diverser Software experimentiert, dass ich Noten für Sehende schreiben konnte. Dennoch fühlte ich mich etwas unsicher, da ich normalerweise mit meinem absoluten musikalischen Gehör ohne Noten auskomme. Absagen wollte ich der Dame aber auch nicht. Also ließ ich mich auf dieses spannende Projekt ein. Dafür, dass wir über eine Stunde lang miteinander über das Thema sprachen, ist mein Beitrag in der Sendung vielleicht etwas kurz geraten, aber die Sendung an sich ist absolut hörenswert, weil ganz viele andere Musiker zur Sprache kommen. Sie erzählen, wie sie mit Noten umgehen. Es lohnt sich also, mal rein zu hören.
Ich hoffe, die Sendung ist noch in der Mediathek, und ihr findet den Knopf zum Abspielen… Link zur Sendung
25.11 – 27.11. Freizeit für junge Erwachsene zum Thema Licht
Was liegt näher, als gerade am Wochenende des ersten Advents eine Freizeit zum Thema Licht durchzuführen. Mancher mag vielleicht denken, dass Licht für blinde Menschen nicht interessant wäre, aber mit nichten. Ich war selbst erstaunt, aus welch ungeheuer vielen Aspekten man sich dem Licht nähern kann, als ich dazu recherchierte.
Und so starteten wir also am Freitag Abend mit einer ausführlichen Vorstellungsrunde, einer kleinen Betrachtung und einigen Liedern, die ich mit der Gitarre begleitete. Danach ließen wir den Abend in gewohnter Manier bei guten Gesprächen und Getränken ausklingen.
Am Samstag ging es dann nach dem Frühstück und einer kleinen Andacht zur Tageslosung voll ins Thema. Den ersten Blog leitete ich. Er befasste sich damit, was das Licht physikalisch ist, welche Seltsamkeiten es zu bieten hat, und wie man sich seinen Eigenschaften im Laufe der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis in die Heutzeit genähert hat.
Darüber schrieb ich im Rahmen der Reise zu den schwarzen Löchern in Station sechs.
Ein weiterer Block befasste sich dann mit dem Licht aus theologischer Sicht. Wir diskutierten über viele Bibelstellen, in welchen das Licht eine Rolle spielt. Diese jetzt hier aufzuzählen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Das muss vermutlich mal ein eigener Artikel werden. Dass unsere Bibel voller Sterne ist, zeigte ich euch ja im Die Bibel, ein Buch voller Sterne.
Schließlich führte ein Teilnehmer nach Mittagessen und Mittagspause eine wunderbare Meditation mit uns durch. Nach einer Gruppenarbeit, wo wir uns über Highlights, Lichterlebnisse und auch darüber austauschten, wo manchen vielleicht noch das orientierende Licht im Leben fehlt, schlossen wir dann diesen Haupttag der Freizeit mit einigen Geschichten ab. Außerdem übten wir noch die Lieder,die am Sonntag im Gottesdienst gesungen werden sollten, denn viele von uns müssen auswendig singen, weil Lesen nicht möglich ist.
Nach diesem großartigen Gottesdienst und einem vorzüglichen Mittagessen, ging es dann wieder nach hause.
Einen ausführlichen Freizeitbericht wird es noch geben, aber der ist noch nicht fertig. Ich werde ihn dann verlinken und darauf hinweisen.
Auf jeden Fall war die Freizeit in unserem bewährten Tagungshaus in Rastatt wieder ein voller Erfolg. Ich bin gespannt, welches Thema wir in 2023 haben werden. Es gibt schon Ideen.
29.11. OVZ-Vortrag „Mysterium des Sterns von Betlehem“
Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden. Außerdem hatten die einen virtuellen Weihnachtsmarkt laufen, auf welchem sehr schöne und weihnachtliche Veranstaltungen und ein Hör-Weihnachtskalender liefen.
So hatte ich am 29.11.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten.
Und darum ging es:
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung näherten wir uns diesen Geschichten aus astronomischer Sicht.
Im zweiten Teil beschäftigten wir uns mit der Frage, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung war wirklich eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Grundlagen dieses Vortrages waren die beiden Artikel:
Und im neuen Jahr geht es direkt weiter.
Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag
„Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen“.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:
Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt entweder mittels TeamTalk über Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.
So, meine lieben,
jetzt genug Bauch gepinselt.
Beginnt das Jahr gut und gehabt euch wohl.
Meine lieben,
es ist nun so weit. Wir sind am letzten Türchen unseres Adventskalenders angekommen. Seit 24 Tagen begleitet ihr mich durch diesen Kalender. Nun ist das gar nicht so einfach, eine Geschichte zu finden, die zum einen dem heiligen Abend angemessen, und zum anderen vielleicht doch auch etwas astronomisches zu bieten hat.
Da erinnerte ich mich an ein Weihnachtsgeschenk, das ich im letzten Jahr ganz unverhofft erhalten habe. Dieses Geschenk und die Geschichte dazu teile ich heute hier mit euch.
Die Ankunft
Kurz vor Weihnachten erhielt ich plötzlich einen Anruf meines ehemaligen Schulmeisters, Mentors, Freund und noch immer Chorleiters.
Anstatt musikalischer Dinge fragte er mich plötzlich, an welche Adresse er mir etwas schicken könnte. Er habe ein etwa 50 cm im Quadrat großes Paket für mich und würde mir das gerne schicken. „Du liebe Güte“, dachte ich. Was soll das denn sein. Liedtexte in Punktschrift schieden aus, denn die schickt er mir elektronisch und ich drucke sie dann. Verstärkt wurde die Spannung noch dadurch, dass er darum bat, dass wir das Paket gemeinsam öffnen, also ich solle ihn anrufen, und er leitet mich an, wie das Teil zu öffnen sei.
Er nannte seine Verpackung „Böhringer-Verpackung“, so heißt er, und ich kann euch sagen, das ist sie auch.
Nach wenigen Tagen erhielt ich nun dieses große, flache Etwas.
„Will er mir jetzt ein Bild schenken?“ war mein erster Gedanke. Das wäre ja dann vielleicht nicht ganz das passende Geschenk für einen Blinden. „nein, das kann ich mir nicht vorstellen“, aber wie ein gut verpacktes Bild fühlte es sich tatsächlich an. Die Verpackung besteht aus einem Holzrahmen aus vier Leisten, einer Rückwand aus Karton, einem Deckel auch aus Karton und alles war äußerst raffiniert und kunstvoll mit hochwertigem Tape verklebt. Nicht zuletzt hatte das Paket noch eine Trageschnur. Ich hielt meine Neugierde aus und wartete auf seinen Anruf, damit wir den Schatz gemeinsam heben würden, wie ich es ihm versprochen hatte.
Die Schatzhebung
Sein Anruf kam Allerdings zunächst etwas ungünstig, da mir wenige Minuten vorher ein Bote etwas anderes flaches in einem Karton vorbei brachte, eine Pizza. So vertröstete ich Dietmar auf später, öffnete ein Fläschchen wein und versorgte die Pizza in meinem Bauch. Dann suchte ich meine Ausrüstung,
Messer,
Schere,
Headset für die freien Hände,
Telefon,
mein Weinglas, das Teleskop des blinden Astronomen
das Paket
zusammen, setzte mich aus Platzgründen auf meinen Wohnzimmerteppich und rief ihn an. Ich hatte mir schon ausbedungen, wo ich das Messer zuerst ansetzen würde. Sofort kam von ihm die Warnung, dass ich um Himmels willen nichts und nirgendwo schneiden solle. „Wie soll das dann aufgehen“, dachte ich mir. „Hat er dafür einen Zauberspruch?“
Nein, den hatte er nicht, sondern etwas viel besseres. Er dirigierte meine Hände über den Deckel des Paketes, indem ich zuerst den Ausgangspunkt, den Adressaufkleber finden sollte. Von dort aus ging es dann in verschiedene Richtungen an die Ränder des Paketes, wo ich die Verklebung fühlen konnte. Und was war das. Da gab es wirklich nichts zu schneiden. Dietmar hatte die Tapestreifen so verlängert, dass er sie zu Laschen umschlagen konnte. Ein kurzer Ruck an jedem, ein deutlich hörbares Ratschen und der Klebestreifen ließ sich rückstandsfrei öffnen. Es war halt sehr gutes Klebeband.
Also, nun waren alle Laschen gelöst und ich konnte den Deckel von mir weg aufklappen.
Die Erkundung
Nun tastete ich und tastete, fühlte dicke und dünnere Punkte auf Folie, manche davon waren durch Striche miteinander verbunden, und bei genauerem Tasten fand ich sogar Beschriftungen in Punktschrift.
Und da durchfuhr es mich. Ähnlich dem klaren und lauten C-Dur-Akkord, der in Joseph Haydns Schöpfung heraus bricht, als „Es werde Licht“ gesprochen wird, bei dem es mir immer, wenn ich nur an diesen Klang denke, kalt den Rücken herunter läuft, so geschah es mir auch jetzt. Mit Wucht und Klarheit traf es mich. Was hier vor mir auf dem Boden lag, ist eine taktile Sternnkarte. „Wo hat er die denn jetzt wieder ausgegraben“ fragte ich ihn. Ihr müsst wissen, dass solche tastbaren Sternenkarten äußerst selten sind, fast so selten wie die Zauberringe der Elben aus Herr der Ringe und aus dem kleinen Hobit.
Sie sind äußerst schwer herzustellen.
Der Fund
Also, nun lag dieses sehr aufwändig hergestellte Geschenk vor mir und ich war den Tränen vor Rührung nahe und musste erst mal an meinem Weinchen nippen.
Wie kam ich zu der Ehre, dass mein Freund mir eine solche Karte schenkt?
Wo hat er sie gefunden?
Wie alt mag sie sein?
Gibt es die Vorlage dafür noch?
Lebt der Hersteller der Vorlage noch?
Wie kann ich demjenigen danken, der die Kopie für mich gezogen hat
Wie kann ich Dietmar und den hilfreichen Personen das je danken?
Das waren so Fragen, die mir da demutsvoll durch den Kopf gingen.
Es ist so, dass es vermutlich an nahezu allen Blindenschulen noch Speicher, Keller und Abstellräume gibt, wo noch derlei Schätze lagern. Heute lagern die Modelle nur noch auf Festplatten von Computern oder in Clouds, damit sie für die Nachwelt verfügbar bleiben.
Dietmar interessiert sich schon immer, schon auch als Historiker, für alte Sachen. Er findet solche Schatzgruben und hütete sie auch, als er noch nicht pensioniert war.
Er hütete sie nicht nur, sondern verwendete sie in seinem Unterricht.
In solch einem Archiv stieß er wohl auf die Vorlage zu dieser Sternenkarte. Da das Modell noch in Takt schien, wendete er sich an einen Lehrer, einem Bruder im Geiste, der noch an dieser Schule arbeitet und bat ihn, einen Folienabzug von dieser Karte extra für mich zu erstellen.
Wer das Modell, ich vermute mal in den siebziger Jahren des letzten jahrhunderts erstellt hatte, lässt sich leider nicht mehr genau sagen. Dieser Lehrer lebt mit Sicherheit auch nicht mehr. Es gibt mehrere Kandidaten, die dafür in Frage kämen, von denen mein pensionierter Freund noch welche kannte. Entweder ein Lehrer hat das Modell in seiner Freizeit erstellt, wie das noch zu meiner Zeit oft geschah, oder es gab auch Angestellte, die als Modellbauer an Blindenschulen arbeiteten. Heute heißen diese Zentren Medienzentren und deren Hauptwerkzeuge sind Computer und Spezialdrucker.
Der Pädagoge erwacht
Nun erzählte mir Dietmar, wie die Karte funktioniert. Zum Glück habe ich schon viel Erfahrung mit taktilen Sternkarten. Ich suchte sofort in ihrem Zentrum den Nordstern, den großen Wagen, der zum großen Bären gehört, die nördliche Krone und dann nach und nach die verschiedenen Sternbilder weiter außen. Bei den Tierkreis-Zeichen ist neben der Beschriftung in Punktschrift weiter außen noch ein Ring mit kleinen Modellen der Tiere angebracht, z. B. ein Fisch, ein Widder etc. So sprachen wir noch lange und erzählten uns auch gegenseitig unsere Eindrücke und auch Geschichten zu den verschiedenen Konstellationen. Mein Freund wollte absolut sicher gehen, dass ich alles auf dieser Karte erkenne. Er wollte sicher gehen, dass die Karte mich nicht enttäuscht. Ja, das dachte er wirklich. Ich weiß nicht wieso. Er ahnt nicht, oder vielleicht langsam, was für eine ungeheure Freude er mir da gemacht hat. Diese Karte ist weit mehr, als nur eine Sternkarte.
Sie verbindet mich mit ihm.
Sie verbindet mich mit dieser Schule. Ohne auf diese Schule gegangen zu sein, wäre ich niemals Astronom geworden.
Sie verbindet mich mit dem besten Physik- und Chemieunterricht, den ich je hatte. Ein ganzes Kapitel in meinem Buch, Blind zu den Sternen widmete ich diesem Unterricht, den ich an dieser Schule genießen durfte. Leider kann auch diese Lehrerin nicht mehr erleben, was sie mit ihren Stunden für einen Samen in mein Herz gesäht hat, und wie der aufgegangen ist.
Zusammenfassung, wie die Karte nun aussieht
Es gibt ganz unterschiedliche Sternkarten. Je nach dem, was man damit machen möchte. Ich besitze derlei vier, wenn ich die digitale Universe2Go-App dazu zähle.
Die einfachste Sternkarte, die ich besitze, kann ich eigentlich nicht nutzen. Man kann zwar die Leuchtfarbe und somit die Sternbilder ertasten, aber damit macht man sie auf Dauer kaputt, weil der Fingerschweiß sicherlich das Papier und diese spezielle Farbe zerstört.
Sie ist eine Tabelle aller Sternbilder. Sie ist auch ein wertvolles Stück aus der Zeitschrift Yps, die mein Jahrgang vielleicht noch kennt. Da waren immer so lustige Bastel-Sachen drin. Die Sternbilder auf dieser Karte leuchten nachts, wenn man sie z. B. mit einer Taschenlampe dazu anregt. Damit kann man eigentlich nur vergleichend nach dem suchen, was man am Himmel gerade gesehen hat. Somit ist sie eher nicht zur Orientierung günstig, denn aufgehende Sternbilder verändern ihre Winkel und welche, die nicht unter gehen, sieht man sogar auf dem Kopf. Wertvoll ist mir dieses gute Stück, weil ich es von einem Freund und ehemaligen Arbeitskollegen erhalten habe, der meinte, bei mir wäre es besser aufgehoben. Er liest hier mit, und somit brauche ich seinen Namen, er heißt Michael, hier nicht zu nennen. Ich bin stolz auf unsere Freundschaft und auf die Sternkarte natürlich auch. Leider habe ich noch kein Foto davon für euch. Müsste ich mal nachts machen lassen, wenn sie leuchtet. Ob das geht?
Die üblichsten Sternkarten sind rund und drehbar. die untere Scheibe zeigt, z. B. wie die Karte von Dietmar, den Nordhimmel. Damit man sich in diesem Wimmelbild besser zurecht findet, ist die Sternkarte mit einer Deckscheibe versehen, die eine Öffnung hat. Außen, wo sich die Tierkreiszeichen befinden, verfügt so eine Planasphäre noch zwei ringförmige sie umlaufende Skalen. Hier kann man Monat, Tag und Urzeit der Beobachtung einstellen. Oft auch nur Monat und Tag. Dann werden von der oberen Scheibe alle Sterne abgedeckt, die man zu dieser Einstellung eben nicht sehen kann. Dann findet man sich schon etwas besser zurecht.
Solch eine alte taktile Karte besitze ich auch. In der Schweiz hat sich vor sicher mehr als vierzig Jahren mal jemand die Mühe gemacht, so etwas für uns Blinde zu erstellen. Auch ich habe diese Karte aus dem Speicher unseres Institutes vor vielen Jahrzehnten gerettet. Ansonsten wäre sie längst schon verfallen. Ihre Folie wird schon langsam brüchig, und ich zeige sie nur noch ganz Hand verlesenen leuten.
Ihr, liebe Leser*innen gehört natürlich dazu. Hier ein Foto, wie ich mit der Karte arbeite.
An der Sternwarte St. Andreasberg ist eine sprechende Himmelsscheibe entstanden, die auf so einer Karte beruht. An deren Entwicklung war ich nicht beteiligt, aber ein blinder Physiker aus Kiel und der Verein Andersicht e. V., dessen Mitglied ich bin.
Nun ja, und jetzt haben wir eben noch die neueste wunderbare historische Karte aus der Nikolauspflege, gefunden von Dietmar, Kopiert für mich von einem Lehrer, der noch an dieser Schule arbeitet und gezeigt und präsentiert von mir.
Ihr könnt sie euch so vorstellen, wie das untere Blatt einer drehbaren Sternkarte. Sie hat außen keine Zahlen, um Datum und Urzeiten einzustellen und auch kein rundes Deckblatt, was einem den gewünschten Himmelsausschnitt zeigt.
Ich hoffe, dass man sie auf den Fotos gut sehen kann, denn sie ist ja nur taktil und einfarbig.
So, meine lieben.
Das war alles, ihr Leute,
das war alles für heute,
das war ein teil aus meinem Repertoire.
Dieser Artikel gebührt der Ehre für
Dietmar Boehringer, der die Idee hatte, mir von seinem Fund eine Kopie ziehen zu lassen.
Sie gebührt auch dem Lehrer, der die Kopie zog, und deshalb noch mein signiertes Buch erhalten wird,
meinem Freund Michael, der mir die Yps-Karte überlies,
dem Speicher unseres Institutes, der die drehbare Karte für mich bewahrte
vielen Mitarbeitern unseres Institutes, die mit mir gemeinsam meine taktilen Astromappen und Modelle entwickelten
meinen Vorgesetzten, die das alles mit tragen
Martin, der mit mir gemeinsam Universe2Go auf eine Ebene hebte, dass Orientierung am Himmel für uns nun klare Wirklichkeit ist.
Diese alle haben für uns blinde Menschen ein Tor geöffnet, das Tor zum Himmel.
Jetzt wünsche ich euch ein frohes, gesegnetes und geruhsames Weihnachtsfest.
heute gibt es mal eine zeitgenössische Sternensage für euch. Sagen sind Geschichten, die einen wahren Kern haben. Oft handelt es sich bei diesen Hintergründen um tatsächlich existierende Ortschaften, Berge, Burgen oder sonstige Sehenswürdigkeiten. Selbstverständlich bietet auch der Himmel mit seinen Sternen, Kometen und Planeten reichlich Platz für Geschichten und Sagen. Das kann man ja schon an den Namen unserer Planeten, deren Monden und Sternbildern erkennen.
So haben wir bereits im letzten und auch in diesem Bladventskalender einige Theorien kennengelernt, was der Stern von Betlehem gewesen sein könnte. Und derer gibt es noch mehr, die ich mir allerdings für einen anderen Bladventskalender aufheben werde.
Heute gibt es, wie gesagt, eine Geschichte, eine moderne Sage darüber, wie es zu dem Stern gekommen sein soll.
Die Quelle dieses Textes ist eine öffentliche Internetseite, die vor allem für blinde Menschen recht unübersichtlich und überladen ist. Die mute ich euch nicht zu.
Aus diesem Grunde erlaube ich es mir, den Text direkt hier in das Türchen zu kopieren. Wenn der Zugang zu schönen Dingen uns durch nicht barrierefreie Seiten verwehrt bleibt, muss man manchmal etwas anarchistisch werden…
Wem das Lesen zu mühsam ist, findet unter dem Titel den Knopf für die Vorlesefunktion, die aber leider nicht mit allen Browsern funktioniert.
Und hier noch eine Worterklärung, damit ich nicht in den Originaltext rein schreiben muss:
Ein Refraktor, von welchem die Rede sein wird, ist ein Teleskop, das auf Linsen-Technologie, wie Ferngläser, basiert.
Lehnt euch nun zurück und lauscht oder lest.
Eine wundersame Weihnachtsgeschichte oder was die Plejaden mit dem Stern von Bethlehem zu tun haben
Als ich vor einigen Tagen bei klirrender Kälte mit meinem kleinen Refraktor Vincent den Sternenhimmel besuchte, erzählte er mir eine gar wundersame Weihnachtsgeschichte der Plejaden.
Dazu muss ich jedoch erst noch ein bisschen ausholen:
Viele Sagen ranken sich um das wunderschöne Siebengestirn, die Plejaden: Die Hindus sahen in ihm eine Flamme, die dem Feuergott Agni geweiht war, eine andere Sage sah sie als Weinrebe im Verbindung mit dem Stier als Baccus, dem Gott des Weines und der Feste, während im Mittelalter sie „Hennen und Hühner“ genannt wurden. Die wohl bekannteste Legende kommt aus dem Griechischen, bedeutet ja der Name „Plejaden“ auf griechisch „Tauben“:
Vor vielen vielen Jahren verliebte sich der große Jäger Orion in die sieben Töchter des Titanen Atlas und seiner Frau Pleione und versuchte, sie zu entführen. Die Götter aber erbarmten sich der Hilferufe der sieben Jungfrauen und verwandelten sie in Tauben, die gen Himmel flogen, wo sie nun Seite an Seite mit ihren Eltern Jahr für Jahr am Himmel ihre Bahnen ziehen…
Betrachten wir mit bloßen Auge unter normalen Himmelsbedingungen die Plejaden, so sehen wir keine sieben, sondern nur sechs Sterne glitzern, und dennoch reden viele Völker von sieben Sternen: Siebengestirn, sieben Schwestern (Nordeuropa), sieben Brüder (Neuseeland), sieben Zicklein (Spanien). Nur unter Gebirgshimmelbedingungen können wir neun Sterne ausmachen, nämlich den Vater Atlas, seine Frau Pleione und die Töchter Alcoyne, Asterope, Electra, Maia, Merope,Taygeta und Celaeno. Der visuell schwächste Stern der sieben Plejadenschwestern mit 5,8 mag lautet nach den Sternenatlanten Asterope, aber haben wir uns schon einmal darüber Gedanken gemacht, dass dieser Stern ein Doppelstern ist und daher kaum einer der sieben Schwestern sein kann? Vielleicht wird dieser Doppelstern nur Asterope genannt, weil man sich das Verschwinden des siebten Geschwistersterns einfach nicht erklären kann? Die Mythologie ist auch hier um eine Antwort nicht verlegen: In Griechenland wurde erzählt, dass das Licht der siebten Schwester weniger hell leuchte und damit mit dem Auge nicht gesehen werden könne, weil sie einen „Sterblichen“ geheiratet habe. Bei den Indianern wurde an den Lagerfeuern erzählt, dass die jüngste Schwester nicht mehr unter den Plejaden zu finden sei, da sie den jüngsten der sieben Brüder des grossen Bären geheiratet habe und nun als Alcor mit ihrem Ehemann Mizar im grossen Wagen zu sehen sei.
——————–
Vincent, mein kleiner Refraktor, der wie alle Teleskope eine besonders innige Verbindung zum Sternengewölbe hat, erzählte mir nun da draussen unter sternenklarem Himmel seine Geschichte über das Verschwinden der jüngsten Tochter von Atlas und Pleione. Und da er diese Geschichte von den Plejaden selber erzählt bekam, muss sie doch wohl wahr sein, oder? Auch war nicht zu übersehen, dass die Plejaden verdächtig stark flackerten, als ich diese wunderschöne Geschichte mir anhörte, als wollten sie mir eifrig sagen: ja, so ist es gewesen ??
Aber lasst uns nun hören. Ihr selbst müsst dabei in Eurem Innern entscheiden, ob Ihr dieser Geschichte Glauben schenken möchtet oder nicht:
———————————-
Es war um die Zeit vor Christ Geburt, da standen die sieben schönen Schwestern der Plejaden schon viele hundert Jahre am Himmel: dort, wohin Zeus sie damals geschickt hatte, um sie vor dem verliebten Orion zu retten, der sie gar zu sehr bedrängte.
Ein herrliches Leben führten dort oben die Schwestern, waren sie doch in ihrer Jugend mit ihrem strahlend glitzernden Sternenkleid gar wunderbar anzusehen! Ein Singen und Kichern und Lachen war unablässig zu hören – herrliche Feste mit Tanz und himmlischer Musik, wo jede Schwester heller und schöner als die andere strahlen wollte, gaben sich die Hand. Und an Verehrern mangelte es ihnen nie….
Nur die jüngste der sieben Schwestern, Asterope, freute sich zwar immer von Herzen an der Musik und der Fröhlichkeit, aber sie nahm nur selten an den Festen teil. Ihr Kleid leuchtete auch nicht so hell und strahlend wie das ihrer Schwestern, aber dies bedeutete ihr nichts, saß sie doch viel lieber an einem einsamen Platz, schaute in die unendliche Weite des Universums und horchte auf den Klang der Stille – ach, welcher Frieden durchströmte sie, wenn sie das Funkeln der Milliarden Sterne betrachtete!
Verständnislos schüttelten ihre Schwester ihre hübschen Köpfe, konnten sie doch gar nicht verstehen, daß die Musik der Stille so sehr bezaubern kann…
Eines Tages, als Asterope wieder still und staunend das samtene Blau mit den diamanten- glitzernden Himmelskörpern schaute, schlich sich eine ihr unbekannte Traurigkeit in ihr Herz. Gleichzeitig spürte sie ein tiefes Sehnen, das sie hinwegzog von ihrer Heimat, aber wohin nur?
Tag um Tag verging. Als ihre innere Traurigkeit immer stärker wurde, suchte Asterope Rat bei ihrer ältesten und strahlendsten Schwester Alcoye. Sie erzählte ihr von dem Ruf des Universums, sie sprach über die ihr so unerklärliche Traurigkeit und die immer grösser werdende Sehnsucht, fortzuziehen. Liebevoll umarmte Alcoye ihre kleine Schwester und riet ihr, sich doch mehr an dem fröhlichen Treiben zu beteiligen, statt so oft die Einsamkeit zu suchen. Nun mischte sich Asterope Tag um Tag unter die fröhliche Sternenschar. Gar liebreizend war sie in ihrem schlichten Sternenkleid anzusehen, Alt und Jung, Sternenburschen wie Sternenmädchen suchten unablässig ihre Nähe, strahlte sie doch eine innere Schönheit aus, der sich niemand entziehen konnte. Aber Asterope konnte sich an all dem nicht erfreuen, ihre Traurigkeit machte sie immer schwermütiger, und die Sehnsucht, hinaus ins unendliche Weltall zu fliegen, nahm überhand.
Eines Tages saß sie wieder an ihrem geliebten einsamen Platz, blickte hinaus in das geheimnisvolle Dunkel, in das Milliarden leuchtender Sterne, Nebel und Galaxien eingebettet waren und lauschte der Stille. Ein schier unerträglicher Schmerz breitete sich in ihr aus, denn es wurde ihr nun überdeutlich klar, das nichts ihre Traurigkeit hinwegnehmen konnte, es sei denn, sie folgte ihrer übergrossen Sehnsucht, die sie hinausrief ins Universum. Und dies bedeutete, alles hinter sich zu lassen, loszulassen und aufzugeben, was ihr lieb und teuer war:
So nahm sie Abschied von ihren Schwestern und von ihrer geliebten Heimat. den Plejaden. Ein letztes Mal suchte sie ihren stillen einsamen Platz auf, nahm die vertrauten Sternenbilder, die sie dort sah, tief in ihr Herz auf, umarmte liebevoll jede ihrer Schwestern und flog davon- hinaus in die Weite des Himmels…
Bittere Tränen weinten ihre Schwestern, ahnten sie doch , dass dies ein Abschied für immer war…
Asterope flog und flog. Stunde um Stunde lösten sich mehr und mehr in ihr Traurigkeit und Schmerz und machten einer unbeschreiblichen Freude Platz. Heller und heller erstrahlte sie, genährt von einem loderenden Feuer in ihrem Innern…
Sie flog vorbei an den Hyaden, die ihre Halbschwestern waren, schwebte durch Nebel, Sternenstaub und Galaxien und wurde immer mehr angezogen von dem Ziel, das ihr bestimmt war. Tage und Wochen vergingen. Ihr ehemals so schwach schimmernder Sternenkörper wurde grösser und grösser, er wurde immer mehr erleuchtet in einer geheimnsivollen Transparenz, tiefer Frieden breitete sich in ihr und um sie aus und als sie sich dem Sternzeichen Israels – dem Sternbild der Fische – näherte, hätte man meinen können, dass Millionen von ihr ausgehende glühende Funken ins Weltall zischten..
Mehrere hundert Lichtjahre entfernt – es war um die Zeit, als Asterope, von der Sehnsucht geführt, ihre Heimat der Plejaden verliess – standen im Lande Ägyptens auf dem Turm eines Palastes des Pharaos königliche Astronomen und beobachteten etwas gelangweilt den Sternenhimmel. Plötzlich stieß einer der Astronomen einen Ruf des Erstaunens aus: in den Plejaden war ein Stern verschwunden! Vergebens versuchten sie, den siebten Stern auszumachen, aber es blieb bei sechs Plejadensternen. So sehr sie auch in ihren Schriften forschten, sie konnten keine Erklärung dafür finden. In der darauffolgenden Nacht, als sie nochmals sorgfältig den Himmel absuchten, schien es ihnen bei genauem Hinsehen,dass in der Nähe von Aldebaran ein neuer, etwa so hell leuchtender Stern wie der verschwundene Plejadenstern zu sehen war. Aber konnte das wahr sein ? Vielleicht war den Astronomen all die Jahre dieser doch sehr schwach leuchtende Stern entgangen?
Wochen vergingen und der rätselhafte Stern nahm immer mehr an Leuchtkraft zu. Dem Pharao träumte, dass der Stern ihn rief, aber sein Herz war verhärtet und er spürte das feine Klopfen und Werben der Friedensbotschaft nicht….Wütend, dass er dieses Zeichen nicht deuten konnte, versammelte der Pharao die besten Astronomen des Reiches, um dem Sternengeheimnis auf die Spur zu kommen, doch vergebens…
Auch in anderen Orten der Erde war der rätselhafte Stern gesichtet worden:
Im fernen Arabien, Indien und Persien sahen ihn drei Sternendeuter und versuchten ebenso eine Erklärung für den Stern zu finden, aber es wollte ihnen nicht gelingen.
Eines Nachts träumten alle drei den gleichen Traum: Der wundersame Stern strahlte warm und schön am Firmament und winkte ihnen funkelnd zu .Dabei entfachte er in ihren Herzen eine tiefe Sehnsucht, ihm zu folgen….Tief berührt von diesem Traum, machten sich Kaspar aus Arabien, Melch-`ljor aus Indien und Baal-Thassar aus Persien noch in der folgenden Nacht auf zu einer Reise ins Ungewisse. Furcht spürten sie keine, sondern sie waren voller Vertrauen zu diesem Stern…
Wieder waren viele Wochen ins Land gezogen. Arme Hirten lagerten frierend auf dem Felde vor Bethlehem und wachten bei ihrer Herde. Das Lagerfeuer beleuchtete ihre verhärmten Gesichter. Bitter sprachen sie über ihr Los, das ihnen ein Leben in Armut und Elend bescherte, während die Herrscher des Landes in Saus und Braus lebten. Die Steuer – und Abgabenlasten wurden immer drückender. Es blieb nur noch das Wenige zum Überleben, gerade so viel, um nicht sterben zu müssen. Sie dachten an ihre weinenden Kinder daheim, die vor Hunger nicht schlafen konnten.
Ganz plötzlich, das Feuer war gerade am Erlöschen und die Hirten begannen, sich in ihre Decken einzuhüllen, erstrahlte der Himmel über ihnen: ein Stern, heller als der hellste Stern, den sie je gesehen hatten, leuchtete auf und warf sein Licht auf einen alten, fast verfallenen Stall in ihrer Nähe. Ihre Herzen begannen vor Freude zu beben, sie wussten selber nicht, wie, sie sprangen auf und liefen auf den Stall zu. Dort fanden sie ein Kind in der Futterkrippe, in ärmliche Lappen gewickelt, daneben seine Mutter und seinen Vater in einfachen Gewändern. Das Kind lächelte sie an. Da fiel alle Sorge und alle innere Not von ihnen ab – sie fielen nieder auf die Knie, denn sie spürten, dass etwas Großes, Wunderbares geschehen war und ihre Herzen brannten voller Hoffnung und Frieden …
Indessen hatte der Stern die drei weisen Sterndeuter aus dem Morgenlande zusammengeführt und gemeinsam folgten sie Nacht für Nacht dem Stern.
Wenn sie ruhten, sprachen sie oft von dem Stern und wer sie wohl gerufen hatte, ihm zu folgen. Sie suchten nach Antworten in den Schriften ihrer so verschiedenen Religionen, aber alles Nachdenken brachte sie nicht weiter. Sie gerieten sogar in Streit, was denn nun die Wahrheit sei…Aber Nacht um Nacht, wenn sie so dahinzogen und es gar nicht möglich war, zu diskutieren, schauten sie einfach nur auf zu dem Stern. Anfangs war es ihnen unbewusst, dann, je mehr Nächte sie den Stern schauten, spürten sie seine wohltuende Stille und Gelassenheit, die sich in ihnen allen ausbreitete, und sie lasen tagsüber ihre Schriften mit anderen Sinnen und Herzen. Sie entdeckten plötzlich Gemeinsamkeiten in ihren Schriften und wagten es noch nicht auszusprechen, aber sie spürten es überdeutlich, dass sie alle vom Gleichen angerührt worden waren, und sie zogen weiter und weiter immer dem Stern nach.
Eines Nachts, sie waren schon müde geworden von der langen Reise, denn bis Judäa hatte ihr Weg sie bereits geführt, da – schien der Stern plötzlich zu explodieren, der ganze nächtliche Himmel wurde wie taghell und eine unbeschreibliche Freude erfasste sie.
Sie trieben ihre Tiere an, schneller zu laufen, sie stürmten vorwärts… und hielten abrupt an, als sie den Stern einen alten Stall erleuchten sahen, wo sie ärmliche Hirten vor einem im Lumpen gehüllten Kind, das in einer Futterkrippe lag, knien sahen…
Die Luft war erfüllt von einer grossen Kraft, es war bitterkalt, und dennoch schien alles in Wärme gehüllt zu sein. …
Sie waren sich ihrer kostbaren Kleider nicht bewusst, als sie im Schmutz des Stalls ihre Knie beugten und ihre Gaben Weihrauch, Myrrhe und Gold vor das Kind legten. Sie sahen nur noch den Stern, das Kind und daneben die Hirten. Alle Herkunft, alle Unterschiede waren im Angesicht dieser Kraft völlig unbedeutend geworden. Es gab keine Widersprüche mehr, keine Fragen, keine Sorgen, so tief spürten diese so verschiedenen Menschen das Geheimnis, das sich dort vollzog…
Lange und schweigend verweilten sie gemeinsam im Stall, das Licht des Sterns war milder und sanfter geworden, die Nacht breitete sich wieder aus, und mehr und mehr traten Millionen funkelnder Sterne am Himmelsfirmament hervor, ja, sie übergossen gleichsam mit unzählbaren Lichtern den nächtlichen Himmel…
Als die Hirten und die Weisen nach vielen Stunden wieder in die Nacht hinaustraten, konnten sie sich nicht sattsehen an dem Schauspiel des Himmels, so sehr wurden sie angerührt von der Weite und Schönheit des Firmaments.
So kehrten sie heim, die Hirten in ihre Hütten, beschenkt mit den kostbaren Gewändern der Weisen und die drei Sterndeuter, angetan mit den Lumpen der Hirten, jeder in sein fernes Land.
Als Verheissung des Ewigen und Beständigen nahmen sie all das, was sie hatten sehen und erfahren dürfen, in ihren Herzen mit.Und jedesmal, wenn sie in einer sternenklaren Nacht nun zum Himmel schauten, wurden sie von Neuem von der Botschaft des Himmels erfüllt….
Wen wundert es da, wenn heute wie damals die Menschen jedesmal ein Stück innerlich reicher, wärmer und friedvoller vom Sternenbeobachten nach Hause zurückkommen ?….
——————
Hätte sich dies alles in einer späteren Zeit abgespielt, hätten die Astronomen das genaue Datum der Explosion der Supernova festgehalten und es gäbe keine Diskussionen mehr über den Stern von Bethlehem. Auch müssten sie sich nicht über den wunderbar leuchtenden Sternenstaubnebel wundern, in den die Plejaden mit all ihren Kindern eingebettet sind: Ist er doch ein Gruß der Sternenstaubhülle der Supernova an ihre Schwestern, dieses Sterns der bei der Geburt Christi die Herzen der Menschen mit veränderte…
Vincent verstummte. Auch ich schwieg still und sann über diese wundersame Geschichte nach. Mein Blick ging zu den Plejaden hinauf und – bildete ich es mir nur ein, oder war es tatsächlich so – erstrahlten sie nicht in einem viel wärmeren Licht ??
—
========================================
Bitte beachten: Seit dem 01.01.2022 trägt das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) einen neuen Namen.
Gerhard Jaworek
ACCESS@KIT.EDU
Zentrum für digitale Barrierefreiheit und Assistive Technologien
Karlsruher Institut für Technologie (KIT, Mitglied der Helmholz-Gemeinschaft
Engesserstraße 4
76131 Karlsruhe
Tel: +49 721 6084 4301
Fax: 0721 6084 2020
Mail: gerhard.jaworek@kit.edu
Web: http://access.kit.edu
—————————–
Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft
Mein Blog: https://blindnerd.de
========================================
Zu Ostern 21 verfasste ich einen Artikel zu diesem Thema. Dort sprach ich darüber, wie verschiedene Glaubensgemeinschaften ihr Osterfest, bzw. ihre Fastenzeiten berechnen. Heute greife ich das Thema der Überschrift am Beispiel des Weihnachtsfestes nochmals auf.
Im Sinne der anderen Glaubensgemeinschaften soll dieser Artikel ein Beitrag zum gegenseitigen Respekt, Verständnis und einem guten Miteinander werden.
Jeder kennt das, wenn man zu Weihnachten am Familientisch zusammen sitzt. Da fallen oft mal Sätze wie
Die feiern Weihnachten anders.
Die feiern Ostern und Weihnachten an einem anderen Tag.
Die fasten zu anderen Zeiten.
Bei „denen“ werden ganz andere Lieder gesungen.
Jeder kennt jemanden, der derlei in seiner Glaubens- oder Religionsgemeinschaft anders und zu anderen Zeiten praktiziert als wir.
“Die” klingt immer so fremd und exotisch. “Die” scheinen irgendwie anders zu sein und an etwas ganz anderes zu glauben, an etwas seltsames mystisches oder sonst wie fremdes.
Dem ist aber nicht so. “Die” leben unter uns. Viele von “Denen” fühlen sich dem christlichen Glauben verpflichtet.
Ich habe eine Arbeitskollegin, die Rumänin ist, und den ortodoxen Glauben praktiziert. Da sie uns leider zum Jahresende verlassen wird, nutze ich dieses Türchen auch dazu, Ihr für unsere wirklich gute Zusammenarbeit zu danken. Wir hatten großartige Projekte und immer eine gute Zeit miteinander.
Was liegt da näher, als das heutige Thema mal den rumänischen Weihnachtsbräuchen zu widmen. Vieles wird dort ähnlich gefeiert, aber manches auch anders. Und vor allem wird im Gegensatz zu uns, 40 Tage vor Heilig Abend zumindest auf Fleisch, Fisch, Eier und vielleicht auch auf Alkohol verzichtet.
Ich lade euch mit folgenden Links ein, mal in die Bräuche des rumänischen Weihnachtsfestes einzutauchen.
Der erste Link führt euch zu einem Artikel, der sehr schön das rumänische Weihnachtsfest beschreibt. Außerdem erfahren wir, wie verschiedene weihnachtliche Begriffe auf Rumänisch heißen.
Zum Artikel, bitte hier lang.
Der zweite Link beschreibt alles etwas nüchterner, ist aber auch sehr lesenswert. Darf ich bitten?
Meine Kollegin machte mich noch darauf aufmerksam, dass im Grunde genommen das Fasten erst am 25.12. nach der heiligen Messe endet. In den Artikeln wird aber teilweise der 24. erwähnt. Möglicherweise finden hier teilweise Angleichungen statt, je nach dem, wie streng ortodox gefeiert werden soll.
Und jetzt gibt es zum Schluss noch zwei wunderschöne rumänische Weihnachtslieder.
Das eine klingt fast etwas russisch, wie es von einem Männerchor in F-Moll gesungen wird.
Aber hört selbst.
Das zweite klingt in G-Dur sehr hell und klar, wie es von einem gemischten Chor gesungen wird. Hier anhören.
Dank auch hier an meine Kollegin für diese beiden sehr schönen Weihnachtslieder.
Und somit ist das Fazit dieses Türchens:
Wenn wir wissen, wie unsere Mitmenschen anders feiern, trägt das zum Thema der Überschrift dieses Türchens bei.
Meine lieben,
Ihr wisst ja, dass es mir sehr am Herzen liegt, dass Frauen in Naturwissenschaften stets noch mehr repräsentiert und vertreten werden. Mit dieser Männerdomäne in Naturwissenschaften und Technik muss endlich Schluss sein.
Schon einige starke Frauen, die genau so einem MINT-Weg nahmen, habe ich auf diesem Blog vorgestellt. Es sollten mehr sein. Daran arbeite ich noch. Und wenn sich jetzt jemand fragen sollte, was das folgende Thema mit Weihnacht zu tun hat, dem- oder derjenigen rufe ich freudig zu, dass Maria eine Frau war, und was für eine…
Nun zum freudigen Frauenthema von heute:
Es tut sich was
Vor wenigen Tagen stellte die ESA ihr neues Astronaut:innen-Chor vor. Aus über 22000 Bewerber:innen wurden fünf Berufs- und fünf Reserve-Astronaut:innen ganz Europas ausgewählt. Was mich sehr daran freut ist, dass fast die Hälfte der neuen Astronaut:innen nun endlich Frauen sind. Und ja, es ist sogar einer mit körperlicher Einschränkung dabei.
Im Gegensatz
Bei der letzten Auswahl vor 13 Jahren war lediglich eine einzige Frau dabei, nämlich Samantha Cristoforetti aus Mailand, Italien.
Im Podcast @Raumzeit von Tim Pritlove berichtet sie in Folge 11 über ihre Ausbildung zur Astronautin. In Folge 64 erzählt sie über ihren Aufenthalt auf der ISS.
Da hat bei der aktuellen Auswahl doch ein Umdenkprozess bei der ESA stattgefunden.
Etwas Historie
Hier ein kurzer Abriss zu Frauen im Weltall.
Die erste Frau im All war keine „weiße“ Amerikanerin, sondern Frau Walentina Tereschkowa, die 1962 im Rahmen des soviettischen Weltraumprogramms in eine Umlaufbahn um die Erde geschickt wurde. Bis heute ist sie übrigens die einzige Frau, die ohne männliche Begleitung flog.
Die zweite Frau im All war ebenfalls eine Kosmonautin, Swetlana Sawizkaja.
1983 startete die erste Amerikanerin ins all. Sally Ride war die erste US-Amerikanerin im Weltraum und nach den Kosmonautinnen Walentina Tereschkowa und Swetlana Sawizkaja die dritte Frau, die einen Raumflug absolvierte.
Bei der letzten Auswahl von Astronaut*innen der NASA 2017 wurden immerhin schon fünf Frauen von zwölf Bewerber*innen ausgewählt. Das waren:
Zena Cardman, U.S. Marine Corps Maj
Jasmin Moghbeli, U.S. Navy Lt
Kayla Barron
Loral O’Hara
Jessica Watkins
Hoffnung
Wie gut Frauen in den anderen Weltraum-Nationen im All repräsentiert sind, weiß ich nicht, aber man kann schon sehen, dass es ein langer Prozess war, bis erkannt wurde, dass das All nicht nur uns Männern gehört.
Und nun ist hier Europa auch angekommen.
Vieles hat die Raumfahrt voran getrieben. Und wenn sie sich nun auch an Gleichberechtigung und Inklusion beteiligt, kann das durchaus ein Umdenken in der Welt unterstützen, was diese Missstände betrifft.
Zu einem schönen Artikel, der die neuen Astronaut:innen vorstellt, geht es hier lang.
Seid herzlich gegrüßt,
heute warten vor allem Kinder auf den Nikolaus. Aber auch die Adventssonntage werden fleißig abgezählt. Und die härteste Zeit des Wartens war zumindest für mich die Ewigkeit an Heiligen Abend, bis endlich das Wohnzimmer geöffnet wurde und wir die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum auspacken konnten.
Ich weiß ja nicht, wie ihr oder eure Kinder, Enkel:innen etc. die Wartezeiten überbrücken. Für mich ist beispielsweise der Michel aus Lönneberga ein absolutes Muss am Nachmittag des Heilig Abends. Pippi Langstrumpf oder etwas von der augsburger Puppenkiste ist auch sehr willkommen, und das schon seit ich denken kann.
Man kann die Zeit natürlich auch selbst gestalten, und muss sich nicht nur vom Fernseher bespaßen lassen. Deshalb schlage ich euch heute mal ein Angebot von schönen weihnachtlichen Rätseln vor. Es kann sein, dass das PDF für manche nicht ganz barrierefrei ist, aber vielleicht macht ihr ja eine Familiensache daraus, und jemand liest die Rätsel vor. Knobeln könnt ihr ja dann in jedem Fall.
Viel erfolg mit
https://www.raetseldino.de/weihnachtsraetsel.html