Jubiläum zum einhundertsten Artikel auf Blindnerd.de
Liebe Leserinnen und Leser,
Kleine Anmerkung vorweg:
Dieser Artikel enthält die Vorlesefunktion nicht, weil sie hier keinen Sinn macht. Der Artikel enthält so viele Links, dass diese Vorlesefunktion zu wenig Möglichkeiten bietet, zu navigieren. Deshalb lasse ich sie hier weg.
Ende der Anmerkung.
Es kann sein, dass dieser Artikel heute etwas länglich wird, aber das hat durchaus seinen Grund.
heute wird auf blindnerd.de gefeiert.
Dieser Artikel ist der einhundertste Beitrag auf Blindnerd. Das ist der Grund, weshalb wir feiern. Dazu lade ich euch ganz herzlich ein. Dieser Artikel ist eine kleine Zeitreise. Bitte seht den Artikel nicht als Selbstbeweihräucherung meinerseits an. Es geht mir darum, einfach mal etwas zurück zu blicken und demutsvoll vor diesem Werk zu stehen, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Wenn es das euch auch ist, dann lasst uns starten.
Wenn ihr den Artikel lest, dann ist das astronomische Ereignis, das ich zum Anlass der Veröffentlichung genommen habe, schon wieder vorbei.
Um 04:27 am 23.04.2020 hatten wir Neumond. Das ist an sich nichts Besonderes, aber ich denke, die einhundert ist schon ein großer Abschnitt, den mit einem Neumond begehen kann. Außerdem wird der Mond ja danach auch wieder voll. Dieser stetig nicht innehaltende Lauf des Mondes soll symbolisieren, dass es nach der einhundert auch eine einhundert und eins, zwei, usw. geben soll. Sicher kann ich den Blog nicht so lange füllen, wie der Mond sich um die Erde dreht, aber vielleicht findet sich ja nach mir jemand, der diesen Blog erbt und weiterführen möchte.
Nicht zuletzt muss man Feste feiern, wenn sie fallen. Da muss halt dann auch mal ein gewöhnlicher Neumond reichen, wenn der Himmel gerade nix anderes anbietet.
Also, wer mag, hole sich ein Getränk seiner Wahl, dass einer Feier oder dem Wohlbefinden würdig erscheint, vielleicht noch was zum Knabbern dazu, lehne sich zurück und genieße meine kleine Reise.
Wie alles begann
Ich bin ganz langsam in die Schreibsucht geraten. Angefangen hat alles mit einem Mailverteiler auf meinem Rechner, der Schöngeister hieß. Hier waren Freunde und Bekannte drin, von denen ich weiß, dass sie sich für meine Dinge interessieren, die ich schön finde. Dort ging es dann um Literatur, Musik und oft auch um Astronomie. Ich glaube, das war so um 2008. Das plätscherte so völlig stressfrei und entspannt vor sich hin. Ich schrieb meine Artikel und chattete mit meinen Freunden darüber. 2013 hatte ich eine schwere berufliche Krise. Ich wusste nicht, ob ich arbeitslos werde, hatte einen neuen Vorgesetzten, alles strukturierte sich um, so dass ich viele Aufgaben verlor und in ein psychisches Loch geriet. Ich wusste das schon aus vergangenen Krisen, dass Schreiben meiner Psyche sehr gut tut. Und diesmal war die Krise offenbar so groß, dass ich mich in ein Schreibprojekt stürzte, das mich zwei Jahre lang beschäftigen sollte. Ich schrieb mein buch „Blind zu den Sternen“, ein autobiographisches Büchlein, das meinen Weg zur Astronomie beschreibt, obwohl ich vollblind bin. Das Buchprojekt war meine Therapie. Es war zu dieser Zeit das einzige, wo ich mich geistig ausgelastet und gefordert fühlte.
Von nun an ging es aufwärts. Das Buch stimmte mich deutlich positiv, was vielleicht auch dazu führte, dass ich positives anzog. Meine Stelle wurde entfristet, ich fand neue Aufgabenfelder und die Umstrukturierungen und Beben waren vorbei.
Hier geht’s zu meinem Buch.
Zu dieser Zeit schrieb ich eine Initiativbewerbung an die Deutsche Astronomische Gesellschaft, wo ich gerne Mitglied werden wollte. Da kann man nicht einfach eintreten. Man muss für gut befunden werden. Man muss seine Arbeit und Projekte vorstellen, und man muss mindestens zwei Personen davon überzeugen, die für einen bürgen.
Naja, etwas altbacken und freimaurerisch das ganze, aber so ist das halt.
Ich schickte einiges, was meine Vorträge etc. betraf und später dann auch in das Buch eingang fand, und habe da überzeugt.
Mein Konzept der „Inklusion am Himmel“ kam an.
Und so bin ich seit Mai 2013 das erste und einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft.
Nun reichte natürlich auf einen Schlag mein kleiner Mailverteiler nicht mehr aus. Im nächsten Schritt, hob ich den Verteiler in eine richtige ausgewachsene Mailingliste auf einem Mailserver mit allen Sicherheitsmaßnahmen etc.
Die hat derzeit so um 240 Mitglieder und läuft aus historischen Gründen noch parallel zu meinem Blog https://blindnerd.de.
Das reichte irgendwann auch nicht mehr aus. Emails kann man nicht aktualisieren, z. B. zur Fehlerbehebung oder richtigstellung einer astronomischen Fehlinformation.
Und so begann ich im Oktober 2017 meinen Blog. Ich kämpfte bis an die Tränen mit WordPress, denn das ist am Anfang wirklich super komplex. Und wenn man niemanden hat, der sich gut damit auskennt und einem die Kniffe zeigt, dann tut man sich als Blinder damit so schwer, dass ich manchmal aufgeben wollte.
Zum Reinschnuppern begann ich meinen Blog direkt mit der kostenlosen Version von WordPress auf deren Server. Das war der https://blindnerd.wordpress.de.
Nun kann man verständlicherweise auf dieser kostenlosen Version nicht einfach schalten und walten. Ich wollte Dinge, z. B. aHochladen von Audiofiles, was nicht ging, verschiedene Punkte der Barrierefreiheit ließen sich nicht umsetzen etc.
Außerdem störte mich das „WordPress“ im Namen des Blogs.
So mietete ich mir einen eigenen Webspace, richtete mein eigenes WordPress ein und exportierte den Blog.
Jetzt habe ich alles, was ich brauche. Ich liebe meinen Blog. Ich hege und pflege ihn und ja, ich bekenne hier feierlich, dass ich schreibsüchtig und Keyboardabhängig bin.
Spoiler Alarm
Lasst uns nun einige Highlights betrachten, die ich zumindest subjektiv so einordne. Am Schluss werdet ihr dann eingeladen, eure Meinung, z. B. in den Kommentaren, zu hinterlassen, welcher Artikel euer persönliches Highlight war. An dieser Stelle kommt ein kleiner Spoiler Alarm. Für jede Einsendung wird es einen kleinen Preis geben. Dazu aber nachher mehr. Es lohnt sich, auf jeden Fall dran zu bleiben.
Ich werde aus manchen, meiner Kategorien ein, zwei vielleicht manchmal auch drei Highlights nominieren. Die Preise gibt es allerdings dann allgemein für eure geschätzten Beiträge, unabhängig der Kategorie, aus welchem euer Favorit stammt.
Kategorie 1, Allgemeines – Artikel für alle
In diese Rubrik ordne ich Artikel, die z. B. nicht nur für Astronomen interessant sind. Sie haben oft gesellschaftlichen Bezug und gehen somit meist auch Nichtastronomen an.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Artikel über die Wichtigkeit, dass digitale Dokumente barrierefrei sein sollten.
Barrierefreie Dokumente nützen allen
Einen großen Teil meines Wissens schöpfe ich aus Podcasts. Sie haben uns blinden Menschen wirklich großes Tor zu Wissen und Bildung geöffnet. Um die Macher all dieser wunderbaren Podcasts zu würdigen, kommt hier:
Podcasts, ein Tor zu Bildung und Wissenschaft
Ganz besonders für uns Menschen mit Blindheit, ist es unerlässlich, dass wir uns schon relativ früh mit viel Technik herumschlagen müssen. Vieles, was ich heute nutze, gab es in meiner Kindheit so noch nicht. Dazu schrieb ich in:
Wie Technik mein Leben veränderte
Kathegorie 2: Astronomie
Eigentlich bräuchte ich hier für die Entscheidung eine Jury von Astronomen, die das auch wirklich beruflich treiben. Ich mache das nur als Hobby. Somit kann es theoretisch sein, dass ausgerechnet die Artikel, für welche ich mich jetzt gleich entscheide, das meiste Halbwissen enthalten. Vielleicht sehen wir ja nach eurer Beurteilung klarer.
Eine der größten Mysterien für mich ist, dass unser All und auch wir quasi aus nichts bestehen. Schon seit alters her beschäftigte man sich mit dem Vakuum. So auch ich auf Blindnerd:
Nichts ist auch was
Dass wir jetzt Gravitationswellen nachweisen können, ist ein wahrhaftiger Durchbruch in der Astronomie. Einige dieser Ereignisse wurden sogar hörbar gemacht.
Gravitation – Schwächste Kraft und heimlicher Herrscherin über Raum und Zeit
Kathegorie 3: Inklusion am Himmel
Eine Hauptmotivation zu diesem Blog und meinem Buch ist, dass ich immer wieder erleben darf, wie inklusiv Astronomie ist. Egal wann, wie und wo. Es bewahrheitet sich immer und immer wieder.
So wichtig Inklusion für Menschen mit Einschränkung auch ist. Eines wird oft vergessen. Eine Gruppe erfährt bis heute Benachteiligungen und knallt gegen Barrieren, die wir nicht als Menschen mit Behinderung einstufen würden. Es geht um unsere Frauen. Deshalb würdige ich jedes Jahr eine zum Weltfrauentag.
Zum Frauentag 2018
Gerade jetzt in der Krise erweist sich die Astronomie z. B. mit ihren zahlreichen Online-Angeboten für Kinder als äußerst inklusiv.
Astronomie für benachteiligte Kinder
Obwohl ich eigentlich keine Artikel hier mit in die Auswahl nehmen wollte, bei denen ich eine wichtige Rolle spiele, muss ich es nun doch tun, weil der Inklusionstag bei der Internationalen Astronomischen Union eines der prägendsten Ereignisse meines astronomischen Lebens war.
Inklusionstag der IAU 2018 in Wien
Ob eine Veranstaltung inklusiv sein kann, hängt nicht nur von mir ab. Auch die Veranstalter müssen hier im Vorfeld die Inklusion mit denken, was im folgenden Beitrag in einer Weise geschah, die ihres gleichen sucht.
Inklusion am Himmel in Gundelfingen
Der dunkelste Ort Deutschlands dürfte auch einer der stillsten Orte sein. Außerdem leben dort unglaublich engagierte Menschen, die ihr ganzes Urlaubsangebot auf Inklusion ausrichten möchten. So muss ein Artikel über sie hier unbedingt mit als Meilenstein ins Jubiläum rein.
Inklusion im Sternenpark
Sie haben es einfach begriffen, was Sport und Inklusion bedeutet, die Studenten eines inklusiven Sportangebotes. Ein kluger Schachzug, die Stunde an Astronomie zu hängen, meine ich.
Astrosport am Sportinstitut des Karlsruher Institutes für Technologie (KIT)
Kategorie 4: Mit dem Ohr am Teleskop
Was die Astronomie u. A. für blinde Menschen so inklusiv macht ist, dass man vieles aus dem All auch hörbar machen kann. Deshalb darf diese Rubrik hier natürlich auch nicht fehlen.
Die Idee, dass unsere Planeten bei ihrem Lauf um die Sonne klingen sollten, ist sehr alt.
Klingende Planetenbahnen
Sogar wir Menschen mit Sehbeeinträchtigung werden von Sternschnuppen nicht vom Glückwunsch ausgeschlossen. Sehende benutzen ihre optischen Hilfsmittel, um welche zu erspähen, und wir bedienen uns einer Antenne…
Sternschnuppen Hören
Wenn Johann Wolfgang von Goethe im Faust I die Sonne tönen lässt, dann tun wir das natürlich auch.
Die Sonne Tönt
Kategorie 5: Dem Mond entgegen.
Aktuell hatte ich ein schönes Erlebnis während eines Online-Vortrages, den ich gemeinsam mit einem sehenden Hobbyastronomen für seine und seiner Bekannten Kinder halten durfte, um den Kindern etwas für die lange Zeit ohne Schule, anzubieten.
Aus einer der zahlreichen Kinderfragen, habe ich einen Artikel gegossen.
Kinderfrage
Für mich war ein ganz großes Erlebnis, als meine Lego-Rakete zusammengebaut vor mir stand. In meinem Buch beschrieb ich, dass Dinge, wie der Ablauf des Mondfluges für uns eher unzugänglich waren, weil es keine Modelle gab.
Das ist nun anders:
Auf den Mond und zurück mit Lego
Blind zum mond zu fliegen ist das eine. Geht jetzt mit Lego. Sich dann aber auf dem Mond zu orientieren, ist eine andere Sache. Hier mein Ansatz dazu:
Sich blind auf dem Mond orientieren; geht das?
Kategorie 6: Der Sonne entgegen
Wer mein Buch kennt weiß, dass ich Feuer für die Astronomie fing, durch einen gewissen heißen Ball, der kein Feuer ist, durch unsere Sonne. Kein Blindnerd wäre denkbar ohne den Stern, von dem wir leben.
Zum Thema Sonnenforschung und wie die Menschheit der Sonne entgegen geht, sind noch längst nicht alle Artikel geschrieben, die ich gerne schreiben würde.
Mich faszinieren all diese Abenteuer.
Hier, wie man sich langsam der Sonne näherte:
Der Aufbruch zur Sonne
Wie wichtig der Menschheit die Sonnenforschung ist, zeigt sich auch, wieviel Geld man dafür bereit ist, auszugeben, aber auch welche Risiken und Abenteuer Astronauten im All bestehen müssen, damit Sonnenforschung getrieben werden kann.
Die Reparatur des Sonnenobservatoriums SMM im All
Der Preis ist Heiß
So, meine lieben. Das soll es mal an meiner Auswahl gewesen sein. Natürlich verstecken sich noch mehr Schätze auf dem Blog, aber die dürft ihr selbst entdecken.
Ich bin mir dessen völlig bewusst, dass eine Jury vermutlich andere Artikel in die Auswahl genommen hätte. Das dürft ihr, wenn ihr mögt, gerne tun, denn wer einen hier nicht aufgeführten Artikel schön bewertet, bekommt auch einen Preis.
Bitte habt Verständnis dafür, dass jemand, der mehrere Artikel kommentiert, trotzdem nur einen Preis bekommen kann. Das hier ist also nix für Preisjäger, weil das dann meine Möglichkeiten und mein Budget sprengen würde.
Jetzt zu den Preisen:
Es geht mir nicht darum, eure besten Kommentare, also die, welche mich eventuell am meisten loben, zu küren. Deshalb gibt es auch keine Preisklassen. Alle, die sich hier beteiligen, werden eine kleine Anerkennung erhalten. Wie das im Einzelnen ablaufen wird, hängt auch etwas von dem Ansturm ab, der hier entstehen wird. Außerdem könnte die Krise die Beschaffung, Verpackung und Versendung der Preise etwas verlangsamen.
Die Aufgabe ist denkbar einfach, könnte allerdings je nachdem, wie ernst man sie nimmt, etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis alle Artikel gelesen sind. Aber zum einen haben ja vielleicht viele von euch sowieso bereits einen Favoriten, den sie irgendwann mal gelesen haben, und zum anderen haben viele von uns ja jetzt eventuell etwas mehr Zeit.
Für diejenigen, die keine Zeit haben, weil Kinder zu betreuen sind, die können ja einfach die Kinder mit einbeziehen. Viele meiner Artikel sind auch für Kinder interessant. Außerdem habe ich die wissenschaftlich anspruchsvollsten Artikel hier nicht einbezogen, so dass mehr Chancengleichheit besteht.
Wer einen Favoriten hat, der nicht hier erwähnt wird, kann sich natürlich trotzdem gerne beteiligen. Kommentiert einfach dann euren Favoriten, auch wenn er hier nicht aufgeführt ist.
Schön wäre auch, wenn ihr den Blog an sich kommentiert. Geht einfach auf den Artikel
Willkommen auf Blindnerd
und hinterlasst einen Kommentar, z. B.
• Ob euch der Blog gefällt
• Wieso ihr ihn lest
• Wem ihr ihn empfehlen würdet
…
Das überlasse ich ganz euch.
Und wenn ihr dann zum Schluss, wenn ihr den Blog gut findet, ihn dann noch in euren Netzwerken teilt, dann hilft das auch mir etwas weiter.
Ja, ich gebe zu, dass ich das ganze hier auch etwas aus Eigennutz mache. Der Blog macht viel Arbeit und verlangt viel Herzblut und Zeit. Ich hätte gerne mal etwas mehr Folger, damit die Arbeit nicht umsonst ist.
Ach ja, eins noch.
Ich lasse das Rätsel bis zum Sternschnuppen-Maximum der Leoniden Mitte August laufen. Wenn es Sternschnuppen regnet, kann es ja dann auch Preise regnen. Nicht wahr?
So, ich denke, jetzt sollte alles klar sein. Auf, ans Werk. Ich bin sehr gespannt.
Bis dahin
Gehabt euch wohl,
passt auf euch und andere auf,
bastelt fleißig masken
und bleibt gesund.
Es grüßt euch ganz herzlich
Euer Blindnerd.
Ich mag die Vielfalt der Artikel und die vielen Bezüge der Astronomie in diesem Blog. Mit besonders viel Interesse lese ich die Beiträge über Frauen in der Wissenschaft. Es hat sie immer gegeben, in allen Kulturen. Mit viel Mut und Durchhaltevermögen leisteten sie oft selbstlos ihren Beitrag.
Danke, liebe Astrid für diesen schönen Kommentar. Dein Kommentar freut und ehrt mich.