Meine lieben Leserinnen und Leser,
ich hoffe, ihr alle hattet einen schönen Jahreswechsel und ein gutes Weihnachtsfest.
Er kommt zwar etwas spät, mein Jahresrückblick, aber ich hatte über die letzten Tage keinen Rechner. Naja, heute ist ja erst der siebente Januar, so dass man noch auf das vergangene Jahr zurück blicken kann.
Hier nun einige Highlights aus meiner Astronomie-Arbeit. Über einige berichtete ich schon und werde gelegentlich daran erinnern.
Zunächst startete das Jahr 2018 nicht besonders gut, denn ausgerechnet mein erstes Astrotreffen fiel wegen Krankheit ins Wasser.
Eigentlich wollte ich mich mit meinem lieben Freund Martin treffen, dem Entwickler von Universe2Go. Das ist die Astrobrille, mit deren Hilfe auch blinde Menschen Objekte am Himmel suchen und erfolgreich finden können.
Wir wollten uns treffen, um unsere Gedanken weiter zu spinnen, damit Astronomie künftig noch inklusiver werden kann. So wollte ich meinen Geburtstag verbringen.
Naja, vielleicht schaffen wir es ja in diesem Februar. Immerhin wäre der Geburtstag dann ein würdiger runder.
Im März erschien ein Artikel über meinen Astronomievortrag zum Thema „Inklusion am Himmel“, den ich zum Jubiläum der psychiatrischen Hilfe der Caritas im November 2017 hielt. Ich schrieb darüber im Jahresrückblick Ende 2017.
Dieses Vereinsorgan wird viele tausend fach gelesen. Somit war das für mich schon wichtig.
Hier ein Artikel dazu.
Zum Artikel
Im März und Aprill hielt ich Workshops sowohl an der Berufsbildungs-Einrichtung Nikolauspflege Stuttgart, als auch an der Schule für Menschen mit Sehbehinderung Mannheim.
Vor allem bei, wie auch immer benachteiligten Kindern, funktioniert Astronomie perfekt.
Ich schrieb darüber auf Blindnerd,
Astronomie für benachteiligte Kinder
als auch als Gast auf dem Blog von Lydias Welt
Zum Gastbeitrag bei #Lydiaswelt
Ein weiteres Highlight fand am 13.04.2018 statt. Ich durfte auf dem Kongress der Bahnhofsmissionen Baden-Württembergs einen Sensibilisierungs-Workshop für die Belange von Menschen mit Blindheit halten und mit meiner Gitarre deren Gottesdienst begleiten. Insbesondere für blinde Menschen ist die Bahnhofsmission manchmal der letzte rettende Anker, um an fremden Bahnhöfen weiter zu kommen. Wie oft hat mich so ein netter Mensch von Zug zu Zug gebracht.
Wie oft war ich schon dankbar über einen heißen Kaffee, wenn bei Minustemperaturen Züge ausfielen und stundenlange Wartezeiten die Folge waren.
Manchmal gab es dann sogar einen Teller heißen Eintopf.
Wer schon mal in den Räumen einer Bahnhofsmission über einige Stunden erlebt hat, wer da alles so anklopft, wird sehr schnell merken, wie wichtig und unverzichtbar diese Arbeit ist. Man wird mal wieder in die Realität zurück geführt. Das eigene Problem tritt in den Hintergrund, wenn man die Schicksale dieser betroffenen Menschen erlebt.
So eine Erfahrung erdet mich wieder neu und es wird mir dann klar, wie oft ich auf sehr hohem Niveau jammere.
Es war wirklich unglaublich, wieviel Idealismus, wieviel Liebe, wieviel Empathie ich auf diesem Kongress erleben durfte. Da machte es mir nichts aus, dass ich meinen Workshop gleich sechs mal hintereinander halten durfte.
Im Mai hatte ich mal Pause. Dennoch war der Mai 2018 ein ganz besonderer Monat für mich.
Viele Dinge jährten sich im Mai 2018. Ich schrieb darüber in
Zwei Highlights gab es im Juni.
Ein ehemaliger Studienkollege von mir bat mich, mal einen Kinderworkshop zu Astronomie für seine Kinder zu halten. Als ich ihm antwortete, dass das nur für zwei Kinder zu aufwändig wäre, mobilisierte er kurzer Hand einige Freunde der Kinder und deren Familien. Also hatten wir dann am Ende mit etwa zwölf Kindern und einigen Eltern einen wunderbaren Astronomie-Nachmittag in meinem überfüllten Büro. Es war großartig. Sogar meine Apollo-Rakete von Lego hat den Mondflug überlebt. Es wurde Helium geatmett, viel gefragt und dann gab es noch eine Anleitung, wie man eine Sonnenuhr selbst basteln kann.
Der zweite Höhepunkt war der Besuch der Mitgliederversammlung des Vereines Andersicht e. V.
Zu Andersicht e. V.
Wie ihr auf deren Homepage sehen könnt, macht dieser Verein so einiges für menschen mit Seheinschränkung zugänglich. Ich ging auf die Versammlung, um Unterstützung zur Verwirklichung meines Planetenweg-Projekts zu erhalten. Die ist mir gewiss. Aus anderen Gründen ist aber das Projekt durchaus nicht so auf dem Weg, wie ich es gerne hätte. Vielleicht zeichnet sich aber hier bald ein Ende des Tunnels ab.
Wir hatten eine phantastische Führung durch die Englischen Gärten von Hannover. Es war ganz beeindruckend, denn unser Guide war selbst so gut, wie blind.
Es gab einen wunderbaren taktilen Plan zur Führung. Bis dahin hatte ich überhaupt keine Vorstellung, wodurch sich verschiedene Gärten, unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen auszeichnen.
Übrigens gibt es in Hannover auch ein ganz wunderbares Modell einer großen Kirche. Bin mir gerade nicht mehr sicher, ob es vielleicht sogar ein Dom oder Münster ist.
Apropos Hannover.
In Hannover hatte ich meinen ersten Vortrag zu meinem Buch im Literatursalon des dortigen Blindenvereines im Februar 2015.
Und Hannover ist die Geburtsstadt einer großen Astronomin. Ich schrieb über sie zum Weltfrauentag am 08.03.2018
Zur großen Hannoverschen Astronomin
Nicht zuletzt verfolgte ich im Juli mit großer Aufmerksamkeit, wie Amateurfunker halfen, dass der Funkkontakt zu Alexander Gerst für Schulen möglich wurde.
Hätte ich das in meiner Schule erlebt, dann wäre ich entweder durchgedreht, bzw. gleich Astronaut geworden.
Hier zeigte sich mal wieder, wie ganzheitlich Weltall sein kann. Da müssen Fragen auswendig gelernt und sprachlich geübt werden. Da muss Lampenfieber überwunden und Mut erprobt werden. Da lernen Schüler, wie man Kabel zieht, was alles für so eine Verbindung ins All nötig ist, dass Physik und Mathematik vielleicht doch nicht ganz so unnütze Fächer sind, den Umgang mit Werkzeugen und vieles mehr.
Alexander Gerst im Kontakt mit Schulen
Alexander Gerst hielt eine sehr ergreifende Rede an seinen noch nicht vorhandenen Enkel. Das ist es, was über Weltraum und Astronomie eben auch geschehen kann. Betrachtet man die Fragilität unseres Raumschiffes Erde, dann sollte das vor allem bei Kindern das Umweltbewusstsein stärken.
Diese Rede war so ergreifen, dass ich gerührt tatsächlich etwas Wasser in die Augen bekam.
„An meinen Enkel“
Und das Sprichwort, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt, stimmt sogar teilweise.
am Freitag, dem 13.juli 2018 ermöglichte mir mein Buchverlag endlich nach drei Jahren eine Lesung in einem Buchladen in der Stadt, in welcher alles begann, in Baden-Baden.
Darüber habe ich mich sehr gefreut, auch wenn es dem dort ebenfalls ansässigen Verlag vielleicht auch etwas früher hätte gelingen können, für mich so eine Lesung zu arrangieren.
Ich bin mir nicht im klaren, wieviel Werbung ein Verlag für seine Autoren machen sollte, aber meine Erfahrung geht eher in die Richtung, künftige Bücher selbst zu verlegen, wenn man die ganze Werbung und alles dann doch letztlich selbst machen muss…
Wie auch immer. Der Vortrag war sehr schön. In Buchläden oder Bibliotheken ist es immer unheimlich gemütlich.
Dem Verlag war es terminlich wichtig, die Lesung an ein astronomisches Ereignis zu knüpfen.
Die treffen aber leider nicht immer dann ein, wenn man sie gerne hätte. Immerhin. am 13.06. fand in der Antarktis eine Sonnenfinsternis statt.
Ich kündigte sie auf Blindnerd an.
Finsternisse 2018
Interessanter Weise begann mein Urlaub in Österreich wie 2017, als es Blindnerd.de noch nicht gab, mit einer Finsternis.
2017 war es die Sonnenfinsternis in den USA. Ich hielt einen kleinen Vortrag darüber für interessierte Miturlauber. Dasselbe tat ich 2018 über die Mondfinsternis. Es war eine kleine und feine Gruppe. Immer wieder finden sich Menschen, die sich für so ein Angebot interessieren, ohne, dass man sich aufdrängen müsste.
Auf jeden Fall darf ich nie in Urlaub fahren, ohne wenigstens ein, zwei taktile Astronomie-Mappen dabei zu haben. Einen BT-Lautsprecher und die Weltraumsounds habe ich sowieso immer dabei.
Am 11. August 2018 fand eine partielle Sonnenfinsternis statt, die leider auch nicht zu sehen war.
Eine der schönsten Beschreibungen einer Sonnenfinsternis findet ihr hier:
Beschreibung einer Sonnenfinsternis von Adalbert Stifter
Das Highlight des Jahres 2018 war zweifels ohne die Einladung zum Kongress der Internationalen Astronomischen Union. Niemals hätte ich mit dieser Ehre gerechnet, und ich wüsste auf Anhieb einige mehr, deren astronomische Inklusionsprojekte ebenso diesen Ruhm verdient hätten, z. B. die barrierearme Sternwarte in St. Andreasberg und deren Verein,
Zu Sternwarte Barrierefrei St. Andreasberg
bzw. das Weltraum-Atelier in Saarbrücken, die auch unglaublich viel zum Thema Inklusion und Astronomie veranstalten.
Zum Weltraum-Atelier
Am 24. August hätte ich eigentlich einen Workshop für Kinder eines Ferienprogramms halten sollen. Die Veranstalter, die Junge Union Bad Schönborn, hatten angefragt. Natürlich lasse ich mich grundsätzlich vor keinen politischen Karren spannen, aber in diesem Fall stand wirklich die Arbeit mit den Kindern und das soziale Engagement der Macher im Vordergrund. Für die AFD hätte ich das allerdings trotz bester Absichten niemals getan, das könnt ihr mir glauben.
Leider ist dieser Workshop mangels Anmeldungen ausgefallen. Das ist mir rätselhaft, weil so etwas Kinder immer anzieht. Ich denke, hier wurde falsch beworben. Ganz unschuldig bin ich vermutlich daran auch nicht. Ich denke, meine Einladung war nicht kindgerecht genug. Ich habe gelernt, dass man Veranstaltern einfach wirklich alles vorgeben muss. Ich habe hier zuviel Freiraum gelassen. Leider ist das sogar meine Erfahrung dann, wenn Pädagogen mit im Boot sind, die eigentlich wissen sollten, was eine kindgerechte Einladung sein soll.
Schade, aber vielleicht machen wir das im nächsten Sommer. Dann weiß ich es besser und mir wird der Workshop nicht absaufen.
Und was den September betrifft, so sind wir wieder bei dem Sprichwort vom Propheten im eigenen Land.
Trotz viel Pressespiegels ist es mir noch nicht gelungen, einen Vortrag am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), meinem Arbeitgeber, zu platzieren.
Das wird sich am 16.01.2019 ändern. Im September 2018 erhielt ich eine Anfrage eines Vereins.
Zu Optic Students
Na, die werden sich wundern, wie wenig optisch es hier dann zugehen wird. Vielleicht ist aber genau dieses interessant für sie und sie haben deshalb angefragt.
Ich glaube, sie stießen über einen Artikel auf mich.
Darauf freue ich mich sehr. Der Vortrag soll zwar Englisch gehalten werden, aber ich habe durch Wien eine gute Grundlage. Man kann halt in der Fremdsprache in der Regel nicht ganz so rampensäuisch daher kommen, wie man das gerne täte…
Glücklicherweise kann ich auf die fertige Englische Übersetzung meines Buchtextes zurückgreifen, ohne den ich schon in Wien gnadenlos abgesoffen wäre.
Im Oktober durfte ich nochmal so eine „Familienfreizeit“ halten, die eine Familie initiierte und dann kamen viele Freunde dazu. Das war, wie mit Kindern immer, super schön.
Was viele dann doch immer verblüfft ist, dass die Kinder niemals ausnützen, dass ich sie nicht sehe. Ich würde das auch merken, und wenn nicht, dann sind sie darin so gut, dass man auch diese Rafinesse würdigen sollte.
Ich kann mich erinnern, dass meine Nachhilfeschülerin das mal versucht hatte. Ich bestand darauf, dass der Fernseher währent des Unterrichts abgeschaltet wird. OK, dem Wunsch wurde zumindest da hin gehend entsprochen, dass der Apparat verstummte.
Der Lautsprecher schon, nicht aber die Elektronik. Die kann man hören. Bei den Flachfernsehern nicht mehr so eindeutig, wie bei den alten Röhren-Fernsehern, die so entsätzlich pipsten, aber Schaltnetzteile etc. pipsen auch. Um ganz sicher zu gehen und sie auf die Folter zu spannen und in Sicherheit zu wähnen, ob es wohl klappen würde, ließ ich mir bis zum Schluss nichts anmerken. Kurz vor Ende der Stunde stand ich dann ohne Vorwarnung auf, ging zum Fernseher, patschte mit der flachen Hand darauf und fragte meine Schülerin, wieso er denn noch immer warm sei, obwohl er doch schon seit mindestens einer Stunde ausgeschaltet wäre.
Naja, den Rest kann man sich denken. Sie hat in den ganzen Jahren danach nie wieder nur im Ansatz versucht, mich mit so etwas auszutriksen. Wie gesagt. Wer’s schafft ist gut und darf sich meiner Anerkennung gewiss sein…
Der Umzug meines Blogs im Oktober auf meinen eigenen Webspace und mein eigenes WordPress, war ebenfals ein sehr großes Projekt. Manchmal den Tränen nahe und kurz vor dem Aufgeben, kämpfte ich mich durch die Bedienung von WordPress und erlernte mühsam die Bedienung dieses sehr komplexen Systems. Ich weiß längst noch nicht, wie dort alles funktioniert, aber der Anfang ist gemacht, der Knoten geplatzt und ich hege, pflege und liebe meinen Blog sehr. Beharrlichkeit führt eben oft zum Ziel. Auch meiner Arbeitsplatzassistenz brachte dieser steinige Weg sehr viel. Sie lernte sich in mich hinein zu versetzen und versteht jetzt, wie sie mir z. B. einen Bildschirmaufbau oder Bedienkonzepte erklären kann, damit ich es mit meiner Hilfstechnologie verstehen und benutzen kann.
Im Dezember hatte ich einen wunderbaren astronomischen Jahresabschluss. Es erschien ein Artikel über mich in einer Mitarbeiterzeitung des KIT. Die dürfte so eine Auflage von ungefähr 9000 Exemplaren haben.
Besser konnte mein astronomisches Jahr nicht zuende gehen.
Wer frühere Jahresrückblicke von mir gelesen hat wird merken, dass ich mit Vorträgen etc. deutlich ausgedünnt habe. Das hat mir sehr gut getan. Wenn man wie ich, viele Veranstaltungen einschließlich An- und Abreise, ohne Assistenz gestalten muss, dann kommt man doch sehr rasch an seine körperlichen und psychischen Grenzen. Diese habe ich in den Jahren 2015 und 2016 am Ende deutlich gespürt. Das war gesundheitsgefährdend, nicht gut für die Psyche und richtig gefährlich. Nie wieder so. Lieber weniger und dafür besser…
Nun ja, das war mein verspäteter Jahresrückblick. Ich könnte natürlich jetzt mit dem Ausblick auf das noch junge Jahr hier weiter machen, aber das lasse ich lieber, denn ansonsten muss ich am Jahresende zuviel umständlich erklären, was alles vielleicht nicht geklappt hat…
Ich danke euch, die ihr meine Projekte begleitet, für eure Ermutigung und Unterstützung.
Das gibt mir Kraft, Mut, Zuversicht und den Glauben, dass das alles irgendwie einen Sinn macht, was ich da tue.
Gerne dürft ihr natürlich meine Artikel auch mal liken und verteilen, damit auch noch andere von dieser sinnhaftigen Arbeit erfahren dürfen.
Ich schreibe diese Dinge nicht nur für euch, sondern hätte gerne, dass unsere kleine Leserschaft noch anwachsen möge und dass meine Freude daran noch viele weitere Menschen erreicht.
Jetzt wünsche ich uns allen ein erfolgreiches und gutes Jahr 2019. Dass es jedem bringen möge, was am meisten gebraucht wird, auch wenn wir das manchmal nicht gleich erkennen.
Beste Grüße
Euer Gerhard.