Bladventskalender22, 07.12. Ein seltsamer Name

Meine lieben,

nach alter Tradition habe ich mir gestern, also am Nikolaustag, beim Bäcker ein badisch traditionelles Weihnachtsgebäck zum Kaffee geholt. Es trägt in Karlsruhe den seltsamen Namen „Dambedei“ und wird auch so ausgesprochen. Schon immer habe ich mich gefragt, wie diese Köstlichkeit zu ihrem seltsamen Namen kam. Das habe ich nun heute endlichmal recherchiert, und möchte das in diesem Türchen gerne mit euch teilen. Bestimmt gibt es auch in eurer Gegend Weihnachtsgebäck mit seltsamen Namen. Wenn ja, dürft ihr das gerne in den Kommentaren vorstellen.

Das Karlsruher Stadtwiki erklärt den Dambedei so:

Mit Dambedei wird in Karlsruhe ein vorweihnachtliches Gebäck aus Hefe in Form eines Männchens (Frontalansicht) bezeichnet. Bei einfacheren Varianten ist nur die Silhouette durch die Form des Hefeteigs dargestellt, bei der eigentlichen und aufwändigeren Variante hat der Dambedeit jedoch auch noch Mund (Mandel), Nase (Nuss), Augen und Jackenknöpfe (jeweils Rosinen).

Ich hatte auch schon welche, die noch eine kleine Tabakspfeife in den Mund gesteckt bekamen. Die konnte man dann natürlich nicht essen, aber als Weihnachtsschmuck fand sie dann bei mir noch ihren Platz.
Das Stadtwiki weiß weiter:

Die Herkunft des Wortes ist nicht zweifelsfrei geklärt.

  • Heidnische Ableitung
    Eine mögliche Wortherkunft leitet Dambedei vom Namen eines rätischen Schutzgeistes namens „Tampada“ ab, der Haus, Vieh und Bewohner vor Schaden bewahrte.
  • Christliche Ableitung
    Dambedei könnte auch die Verballhornung bzw. ein Missverstehen des Segensspruches „in nomine domini dei“ (Im Names Gottes des Herren, „dei“ sprich „de-i“) sein. Mit diesem Segensspruch bzw. dem ähnlichen „ad honorem domini dei“ (zur Ehre Gottes des Herren) segneten Priester Weihnachtsgebäck, das in der Form eines Christkindes gebacken war. „domini dei“ wäre dann über „domnidei“, „damneidei“ schließlich zu Dambedei geworden. Eine Variante, bei der nicht ein Segensspruch, sondern eine lateinische Bezeichnung Ursprung von Dambedei ist, ist die Ableitung von „domini panis dei“ (Brot Gottes des Herrn).
  • Ableitung aus dem Französischen
    Auch aus dem Französischen könnte Dambedei durch Missverstehen der Phrase „dame de dieu“ (Mutter Gottes) entstanden sein. Der Dambedei wäre dann in Wahrheit eine weibliche Dambedei oder hätte beim Überschreiten der Grenze vom Elsass nach Baden auch sein , bzw. ihr Geschlecht gewechselt.
  • Eine zweite französische (bzw. lateinisch-französische) Variante wäre die Ableitung von „d’homme petits“ (kleiner Mensch) oder „dam petit“ (kleiner Herr).
  • Der Dambedei als Trampel?
    Dampelhans bedeutet so viel wie Trampel. Dambedei hätte dann die Bedeutung Trampelgebäck. Hier könnte sich die Ungeschicklichkeit so manchen Hobbybäckers die Gestalt des Dambedeis mehr als grob auszuformen als Charakterattribut auf den Dambedei selbst übertragen haben.
    „Dei“, „Deih“ oder „Deie“ hat bei dieser Ableitung schlicht die Bedeutung „Gebäck, das zu einer bestimmten Jahreszeit oder einem bestimmten Anlass gebacken wird. Im Namen Dambedei wäre somit weder weihnachtliches noch christliches, heidnisches, französisches oder lateinisches enthalten.
  • Bezeichnung in anderen Regionen
    In anderen Regionen Deutschlands gibt es sehr ähnliche Gebäcke, die als Stutenkerl, Weckmann oder Klausenmann bezeichnet werden.

    Im südlichsten Teil Deutschlands und in der deutschsprachigen Schweiz wird die Teigfigur auch manchmal Grättima genannt.

In einem alemannischen Lexikon findeich:

Weckmann (Hefegebäck zum Nikolaustag)
Südbadisch
➔ Grättimann, Grättima, alemannisch und Schweizerdeutsch,

Schwäbisch, ➔ Klausenmann

Elsässisch, ➔ Mannala

Wie er auch immer heißt. Er schmeckt vorzüglich, und gehört zumindest für mich immer zu Nikolaus dazu.

Bladventskalender22, 04.12. Der etwas andere Singkreis

Meine lieben,
wer den Adventskalender im letzten Jahr verfolgt hat, wird sich vielleicht erinnern.

Heute stelle ich euch einen ganz besonderen Chor vor, den etwas anderen Singkreis.
Er ist so besonders, dass ich ihn auch in diesem Jahr erklingen lassen möchte, weil es doch viele von euch gibt, die den Adventskalender im letzten Jahr 2021 verpasst haben.
Und für alle anderen ist es ja so, dass wir jährlich gute Weihnachtslieder und Gesänge wiederholen. Aus diesem Grunde, und weil ich seit über 35 Jahren in diesem Singkreis mit singe, würdige ich ihn hier nochmal.
Ach ja, und wer diesen Chor und seine Aktivitäten eventuell durch eine Spende unterstützen möchte, darf sich sehr gerne über das Kontaktformular an mich wenden. Ich stelle dann die nötigen Verbindungen her.
Nun aber zum Inhalt des Türchens, dem etwas anderen Singkreis.
Es gibt ihn als Singkreis seit Mitte der 80er und ungefähr so lange bin ich auch schon Mitglied und singe dort Bass, spiele Gitarre und begleite mit meiner Querflöte.

Er besteht vorwiegend aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Nikolauspflege Stuttgart, eine berufliche Bildungseinrichtung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Entstanden ist der DEAS als unser Chorleiter vor fast zwei Jahrzehnten in den Ruhestand ging und den Singkreis der Nikolauspflege in den etwas anderen Singkreis überführte.

Somit wurde dieser Chor nicht wirklich gegründet, sondern ist sozusagen geworden. Er hat auch keinen Heimathafen, denn unsere Mitglieder kommen von ganz Deutschland her. Zwei mal jährlich treffen wir uns zu Chorfreizeiten, wo kräftig geprobt wird und meistens auch ein Auftritt stattfindet. Somit hat dieser Chor in 63 Chorfreizeiten an über 150 Orten in den letzten vierzig Jahren Gemeindenachmittage, Gottesdienste, Weihnachtsfeiern und vieles mehr mit gestaltet.
Viele unserer Mitglieder wohnen in Wohnheimen und arbeiten in geschützten Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Ihr könnt euch leicht vorstellen, wie unsäglich die Einsamkeit für diese Menschen gewesen sein muss, nicht ihrer normalen Tagesstruktur nachgehen zu können, sich nicht mit anderen Menschen zu treffen, und vielleicht nicht einmal ein Weihnachtsfest in gewohnter Umgebung erleben zu dürfen. All jenen ist dieser Eintrag auf jeden Fall gewidmet.

Bevor ich euch aber nun drei unserer schönsten Weihnachtslieder vorstelle, muss noch gesagt werden, wie der Chor zu diesem seltsamen Namen kam.

Ein Herbergsvater sagte einmal zu uns:

Die unterschiedlichsten Gruppen kommen in unsere Jugendherberge – aus Sport-, Wander- und Musikvereinen, aus Kirchen oder Schulen. Ihr Singkreis strahlt dabei die größte Heiterkeit und Fröhlichkeit aus, die uns bisher begegnet ist. Er ist etwas Besonderes, etwas ganz anderes.

Und so war der Name des etwas anderen Singkreises geboren.
Nun aber zu den Kostproben.
Als erstes hören wir ein österreichisches Weihnachtslied,
Neamd hot gwacht (Text und Weise: H. Baumann; Satz: Georg Götsch; 2:03)
Hier anhören!!!

Das zweite ist ein wunderschöner Chorsatz, den viele von Ihnen kennen dürften, Maria durch ein Dornwald ging.
Hier anhören!!!

Das Finale bringt uns wieder zum ersten Türchen dieses Kalenders, wo es um das Magnificat von J. S. Bach ging.
Hier präsentiere ich euch vom DEAS gesungen den Satz, Ich steh‘ an Deiner Krippe hier von selbigem Komponisten.
Hier anhören!!!

Blatventskalender22 01.12. Adventsmusik

So, meine lieben, es ist wieder so weit. Wie angekündigt startet auch im Jahre 22 ein neuer Adventskalender auf dem Blog.

Es kann durchaus sein, dass ein Türchen schon am Abend des Vortages erscheint. Vielleicht erhöht ihr in dem Fall die Spannung, indem ihr abwartet, bis die Zeit gekommen ist.

Hier also Türchen eins:

Wir starten, wie im letzten Jahr am 01.12. mit viel Trompeten in die Adventszeit. Trompeten deshalb, weil sich hier ein Herrscher, ein König, der König und Erlöser überhaupt ankündigt.

Heute geht es um das wunderschöne Magnificat von J. S. Bach

Wiki sagt:

Johann Sebastian Bachs Vertonung des lateinischen Magnificat liegt in zwei unterschiedlichen Fassungen vor. Die erste Fassung (BWV 243a) steht in Es-Dur. Sie wurde 1723 uraufgeführt. Die zweite Fassung (BWV 243) steht in D-Dur. Sie entstand in den Jahren 1732 bis 1735, am wahrscheinlichsten im Jahre 1733. Dies ist bis heute die meistgespielte Version.

Obwohl das Magnificat in lateinischer Sprache abgefasst wurde, schob Bach in die erste Fassung vier deutsche Weihnachtslieder ein.

Für die zweite Fassung in D-Dur änderte Bach die instrumentale Besetzung, entschärfte die harmonisch kühnere Fassung von 1723 in zahlreichen Details und strich die eingeschobenen Weihnachtslieder wieder.

Heute gibt es sehr viele Aufnahmen, die komplett in Deutsch gesungen werden. Und bei meiner Recherche fand ich noch etwas merkwürdiges heraus. Ich habe mehrere Aufnahmen gefunden, von denen ich sagen würde, sie werden in C und nicht in D oder Es gespielt.
Entweder liegt das daran, dass der Kammerton früher tatsächlich etwas tiefer war, oder viele Arrangements werden mittlerweile wirklich in C-Dur gespielt, wegen der besseren Spielbarkeit oder sonstigen instrumentalen Gründen. Ich verfüge über keine klassische Musikausbildung und kann nur staunend konsumieren. Aber ein absolutes Gehör darf ich dennoch mein eigen nennen, wofür ich sehr dankbar bin.

Zur Besetzung weiß Wikipedia

Gesangsstimmen: Sopran I/II, Alt, Tenor, Bass
Instrumente: Tromba I–III, Pauken, Flauto traverso I/II (Flauto dolce I/II in der Frühfassung), Oboe bzw. Oboe d’amore I/II, Streicher, Basso continuo

Zum Aufbau sagt Wiki:

Den Gepflogenheiten des Spätbarock entsprechend hat das Werk die Form einer Kantate, der Text ist also auf mehrere unterschiedlich besetzte Sätze verteilt.

1. Chor: Magnificat
2. Arie (Sopran II): Et ex(s)ultavit[2] spiritus meus
A. Choralmotette: Vom Himmel hoch
3. Arie (Sopran I): Quia respexit humilitatem
4. Chor: Omnes generationes
5. Arie (Bass): Quia fecit mihi magna
B. Chor: Freut euch und jubiliert
6. Duett (Alt, Tenor): Et misericordia
7. Chor: Fecit potentiam
C. Chor: Gloria in excelsis Deo
8. Arie (Tenor): Deposuit potentes
9. Arie (Alt): Esurientes implevit bonis
D. Duett (Sopran, Bass): Virga Jesse floruit
10. Terzetto (Sopran I/II, Alt): Suscepit Israel
11. Chor: Sicut locutus est
12. Chor: Gloria Patri

Wie die Teile auf Deutsch benannt werden, weiß ich leider nicht.
Hier noch weitere Anmerkung zum Aufbau des Werkes. Das hilft vielleicht beim sich darin zurecht hören.

Neben der h-Moll-Messe und den Lutherischen Messen ist Bachs Magnificat seine einzige erhaltene Vertonung eines lateinischen Textes. Das Werk, gesetzt für fünfstimmigen Chor und festliches Barockorchester mit Pauken und Trompeten, zeichnet sich durch eine symmetrische Struktur aus. Den Mittelpunkt der Komposition bildet der Chor Fecit potentiam (Nr. 7). Dieser Satz sowie die zwei Anfangssätze (Magnificat und Et ex(s)ultavit) und die zwei abschließenden Sätze (Sicut locutus est und die Doxologie Gloria) stehen in der Tonika, d. h. Es-Dur in der Fassung von 1723 bzw. D-Dur in der Fassung von 1733. Zudem wird im zweiten Teil des Gloria ab Sicut erat das musikalische Material des Eröffnungssatzes wiederholt. Die Arie Quia respexit (Nr. 3) und das Terzett Suscepit Israel (Nr. 10) verwenden die Mollparallele c-Moll (Version 1723) bzw. h-Moll (Version 1733). Dazwischen erklingen weitere Tonarten.

So, und jetzt seid ihr dran. Da ich hier für keine Version Werbung machen möchte, ist es jetzt eure Aufgabe, in einem Musikdienst eurer Wahl, oder vielleicht auch im heimischen Platten- oder CD-Regal mal nach diesem Schatz zu suchen. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Hebung dieses Schatzes. Damit ist der schöne Einstieg in die Adventszeit garantiert.
Suchergebnisse und eure Hörerfahrungen dürfen gerne in die Kommentare.

Wichtige Ankündigungen

Meine lieben,
heute darf ich euch drei wichtige Veranstaltungen ankündigen, an welchen ihr gerne teilnehmen dürft.
Verbreiten und Teilen ist natürlich erlaubt.

1) Der Weihnachtskalender 2022 auf Blindnerd

nach langem hin und her, habe ich mich entschlossen, auch in diesem Jahr einen Weihnachtskalender anzubieten. Wer dem Blog folgt, wird es ohnehin mitbekommen, denn ich lege dafür nichts anderes extra an.
Die Türchen sind schon fast alle befüllt. Ich hoffe, dass ich aus den Fehlern des letzten Jahres so viel gelernt habe, dass der Kalender in diesem Jahr keine Probleme und vor allem nicht mehr so viel Arbeit macht. Übrigens könnt ihr unter der Kategorie Weihnachtspost den Bladventskalender 2021 auch nochmal ansehen. Die Türchen sind noch offen…

2) Das Mysterium des Sterns von Betlehem (Vortrag)

Die Gemeinschaft Blindzeln unterhält neben einem Hilfsmittelvertrieb ein umfangreiches Online-Angebot, wo sich alle „Blindzler“ zu verschiedensten Themen austauschen können. Es gibt auch Raum für Vorträge und andere Online-Veranstaltungen.
Und so betreibt die Arbeitsgemeinschaft blinder Autorinnen und autoren (blautoren.de) auf dieser Plattform eine Autoren-Lesebühne, wo immer wieder Vorträge oder Lesungen unserer Mitglieder angeboten werden.
So habe ich am 29.12.2022 die Ehre, dort auf dem virtuellen Weihnachtsmarkt einen Vortrag zum Stern von Betlehem anzubieten, zu welchem ich euch herzlich einlade.
Hier der Text der Veröffentlichung auf dem Kalender bei Blindzeln:

Das Mysterium des Sterns von Betlehem
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Dienstag, dem 29. November 2022, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 21:00 Uhr.
Der Stern von Betlehem fasziniert uns alle, da es nirgendwo ein vergleichbares Ereignis gab, wo Menschen einem Stern folgten, um, wie in unserem Falle, einen Stall und den Erlöser zu finden.
Das bedeutet, dass die Spekulationen über dieses Mysterium bis heute nicht abreißen. Viele spannende Möglichkeiten, was der Stern gewesen sein könnte, stehen mittlerweile nebeneinander. Im ersten Teil der Sendung werden wir uns diese Geschichten aus astronomischer Sicht genauer betrachten.
Im zweiten Teil werden wir uns dann mit der Frage beschäftigen, wie man einen Stern als Navi benutzen und ob man damit wirklich einen Stall finden kann.
Diese Sendung wird eine Weihnachtsveranstaltung der besonderen Art.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die an Weihnachten und allem darum herum interessiert sind. Vor allem diejenigen, die sich z. B. auch für Astronomie und Weltraum begeistern, sind hier richtig aufgehoben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über
Diesen Link
oder per Radio-Stream unter
Blindzeln-Webradio
sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “Weihnachtsmarkt” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.

Und ja, wer meinen Blog aufmerksam verfolgt wird merken, dass wir beide dort angesprochenen Themen zu anderer weihnachtlichen Gelegenheiten schon behandelt haben. Aber glaubt mir. Schriftlich veröffentlichen ist noch etwas ganz anderes als direkt life vor Publikum.

Freitag 13. und andere Kalenderspielchen

Gleich zu Jahresbeginn, am Freitag, 13.01.2013 starten wir auf unserer Lesebühne mit meinem Vortrag.
Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort virtuell treffen könnte. Freitag, 13, und andere Kalenderspielchen könnten viele von euch interessieren.
Hier die Ankündigung:

Freitag der dreizehnte und andere Kalenderspielchen
Information,Kultur,Vortrag
Beginn ist am Freitag, dem 13. Januar 2023, um 19:00 Uhr. Das voraussichtliche Ende ist gegen 20:30 Uhr.
„Das geht ja gut los!!!“ mag mancher in diesen Krisenzeiten denken, wenn man den Kalender 2023 betrachtet. Gleich der Januar startet mit einem Freitag, 13.
Welch ein Unglück, oder vielleicht doch nicht?
Tatsache ist, dass es häufig die Nummer 13 bei Sitzplätzen, Stockwerken und Hotelzimmern nicht gibt. Im Flugzeug fehlt die Reihe dreizehn komplett. Wo kommt das her, dass sich die 13 derart bis in unsere aufgeklärte Zeit so hartnäckig als Unglückszahl behaupten kann.
Wie oft fällt diese 13 tatsächlich auf einen Freitag?
Oder haben Sie sich auch schon mal gefragt:
Wann fällt der Vollmond mal wieder auf Heilig Abend, oder wie lange muss ich warten, bis die Brückentage oder sonstige Feiertage mal wieder so fallen, damit ich maximal Urlaubstage sparen kann?
Wenn Sie derartige Kalender-Spielchen interessieren, dann sind Sie in diesem Vortrag genau richtig.
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die etwas Spaß an derartigen Kalenderspielchen haben. Vorkenntnisse sind keine erforderlich.
Es werden mindestens 1 Teilnehmer benötigt und unbegrenzt viele zugelassen.
Weitere Informationen gibt es bei Gerhard Jaworek per E-Mail an gerhard.jaworek@blindnerd.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der Zugang erfolgt mittels TeamTalk über
Diesem Link
oder per Radio-Stream bitte hier lang.

sowie über die Amazon Sprachassistenten mit „Starte BLINDzeln Eins“. Die Veranstaltung findet im Raum “BLAutor-Lesebühne” statt.
Es werden keine zusätzlichen Leistungen angeboten.

Auch diese Themen wurden schon auf dem Blog behandelt, aber hören ist manchmal noch besser als lesen…
Ich freue mich auf jeden Fall auf all diese drei Dinge, und ich bin glücklich, wenn ich euch damit die Zeiten der Krise und der kalten Zimmer versüßen kann.

Wir spielen mit den Brückentagen


Meine lieben,
Wir unterbrechen aus aktuellem Anlass unsere kleine Serie über die erhellenden Finsternisse.

Heute teile ich eine kleine Geschichte, ein kleines Heureka mit euch, das ich gestern, am 31.10.2022 erleben durfte. Die Sache ist an sich nichts besonderes und einfach zu verstehen, aber genau dieses habe ich bis gestern noch nie versucht, und deshalb staunte ich darüber.
Und die Geschichte geht so:

Die große Frage

Es hätte sich ja prächtig angeboten, den Reformationstag 2022 als Brückentag frei zu nehmen, da er auf einen Montag fiel. Normalerweise ist das bei uns im Büro auch nie ein Problem, die Brückentage so zu nehmen, wie sie fallen. Nicht so gestern. Wir hatten eine ganztägige Veranstaltung zu einem großen Projekt, die ein großer Erfolg war. Als der Termin für diesen Workshop festgelegt wurde, ärgerte ich mich natürlich etwas darüber, kein verlängertes Wochenende von Freitag bis Dienstag, 01.11., Aller Heiligen, der bei uns in Baden-Württemberg ein Feiertag ist, zu haben.

Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann die Konstellation von 31.10. an einem Montag das letzte mal stattgefunden hat. Das muss doch aber in meinem langen Leben von fast 54 Jahren schon mal passiert sein.

Die Vermutung

Wenn ich mich nicht daran erinnere, dann liegt das vielleicht daran, dass der 31.10. tatsächlich relativ selten auf einen Montag fällt. Wie selten eigentlich, war meine Frage.
So begann ich also zu rechnen.

2022 fällt der Reformationstag also auf den Montag,
2023 auf einen Dienstag,
2024 auf einen, nicht Mittwoch, sondern Donnerstag, denn dann liegt ein Schaltjahr mit 29 Tagen im Februar hinter uns.
2025, fällt der Feiertag dann auf einen…
2026 auf… und hoppla. 2028 ist wieder Schaltjahr.

Mist, habe ich mich jetzt verzählt?
Also von vorne

Da muss es doch eine Lösung geben, die das ganze abkürzt. Wenn schon vielleicht keine Formel, dann hoffentlich zumindest eine mathematische Regel, die man hier anwenden kann.
So grübelte ich weiter.
Ich stellte mir zunächst vor, dass es keine Schaltjahre gäbe. Dann wäre die Situation einfach. Wenn der 31.10. in allen Folgejahren, die keine Schaltjahre sind um einen Tag weiter springt, dann bräuchte es sieben Jahre, den Lauf durch eine ganze Woche, bis dieser Tag wieder auf einen Montag fällt. Hätten wir alle zwei Jahre ein Schaltjahr, dann schloss ich, dass es dann 14 Jahre dauern könnte.
Also der Tag muss durch zwei Wochen hüpfen, bis er wieder auf einen Montag fällt. Und jetzt kam mir die Idee, dass wir in unserem Kalender, wo jedes vierte Jahr ein Schaltjahr ist, vier mal sieben Jahre, also 28 Jahre darauf warten müssen, bis es wieder so ein schönes verlängertes Wochenende geben wird.

In diesem Fall sollte also der 31.10.2050 wieder auf einen Montag zu liegen kommen. Und jetzt hatte ich etwas in der Hand. Natürlich kürzte ich den Beweis meiner Vermutung nun ab. Ich zückte mein Handy und fragte Tante Siri, wann der 31.10.2050 sein würde. Und siehe da. Sie verriet mir prompt, dass es ein Montag sein wird, wie ich vermutete.
Tja, pech gehabt. Somit werde ich wohl nicht mehr in den Genuss dieses Brückentages aus beruflicher Sicht kommen, denn dann bin ich 81 Jahre alt und vermutlich längst im Ruhestand.
Und hier irrt der Autor, denn dank euch, die ihr hier manchmal kommentiert, wurden weiter unten noch weitere Regelmäßigkeiten zusammen getragen, so dass ich noch einige male in den Genuss dieses Brückentages vor meinem Ruhestand kommen werde.

Kein Beweis ohne Gegenprobe

Heilig Abend fällt 2022 auf einen Samstag. Und siehe da. Meine Dame bestätigte mir, dass meine Annahme auch mit diesem Tag funktioniert. Der 24.12.2050 fällt ebenfalls auf einen Samstag.
Also funktioniert diese Regel mit allen gewünschten Tagen, wenn man die Frage mit dem Datum stellt.

doch nicht ganz so selten

So soll es sein. So wünsche ich mir das. Johannes, der auch hier mit liest, hat über diese Frage nachgedacht. Es kam ihm, wie mir im Grunde auch etwas lang vor, dass wir 28 Jahre auf unseren Brückentag warten sollen. Nur er, hat im Gegensatz zu mir, sich nicht damit zufrieden gegeben. Er hat noch eine Regelmäßigkeit gefunden, die ich nur bestätigen kann.
Er schreibt in den Kommentaren:

Du hast mich ja gestern schon an Deinen Berechnungen teilhaben lassen. Und ich habe seitdem darüber nachgedacht und mich gefragt was denn zu so einem langen Zeitraum führt, bis der Reformationstag wieder auf einen Montag fällt..
Also wie oft wiederholt sich nun im Allgemeinen die Kombination von Tag im Jahr und Wochentag. Wie Du schreibst, ohne Schaltjahre alle 7 Jahre. Das wäre zu einfach. Haben wir aber alle 4 Jahre ein Schaltjahr, dann lässt sich mit 11 Jahren ein Zeitraum finden, der immer genau 3 Schaltjahre beinhaltet. Also 11x um einen Tag verschoben plus 3x um einen zusätzlichen Tag verschoben macht 14 Tage Verschiebung. Das ist ein Vielfaches von 7, müsste also doch dafür sprechen, dass wir den Brückentag bereits in 11 Jahren wieder haben.
Das klappt natürlich nicht mehr, wenn das Jahr 2100 dazwischen kommt!
Was meinst Du?

Dann schreibt er nach weiteren Gedanken:

Es muss also noch öfter möglich sein, diesen Brückentag zu nehmen. Nämlich gibt es nicht nur den Zeitraum von 11 Jahren mit genau 3 Schalttagen, sondern auch noch einen Zeitraum von 5 Jahren mit 2 Schaltjahren (5+2 = 7) sowie 6 Jahre mit genau einem Schaltjahr (6+1=7).
Da bei diesen beiden Möglichkeiten aber im Gegensatz zu dem 11-Jahreszeitraum auch mehr oder weniger Schaltjahre enthalten sein können, folgen diese nicht direkt aufeinander, sondern treten seltener auf, jedoch immer aufeinanderfolgend. Das ist ja auch wieder sinnvoll, da 5 +6 Jahre dann wieder 11 Jahre sind.
Und da lässt sich einiges finden:
2033, 2039, 2044, 2050, 2055 fällt der 31.10. auf einen Montag. Und genau so oft habe ich noch die Möglichkeit mir diesen Brückentag zu nehmen 😄

Ja Johannes, das sind schöne weitere Regelmäßigkeiten.
Besten Dank dafür.
Und ihr anderen dürft mir auch gerne solche Korrekturen oder Anmerkungen schicken. Das freut mir sehr, und gibt mir die Chance, mich und dieses Projekt hier weiter zu entwickeln.

Wo es nicht klappt

Es gibt aber auch Feiertage, mit denen das nicht funktioniert. Der Ostersonntag, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam hängen nicht an einem Datum, sondern am ersten Vollmond nach Frühlingsanfan, zumindest meistens. Und der Mond lässt sich nicht so einfach in eine Regel zwingen. Über die Osterformel schrieb ich in
Wieso ist Ostern manchmal so früh, und manchmal so spät.
Und ja, ich schrieb oben, dass es meistens sich mit dem Frühlingsvollmond so verhält.
Über diese Ausnahme, dass eben nicht immer, schrieb ich in
Fällt Ostern 2019 aus?

Und Kinder, wie die Zeit vergeht. Exakt vor zwei Jahren, 2020 fiel der Vollmond auf Halloween. Wann das wieder stattfindet, gehorcht einer alten griechischen Regel, dem Meto-Zyklus. Solch ein Ereignis dürfen wir alle 19 Jahre erwarten. Auf diesen kam ich erstmals 2015. Dort fielen Vollmond und Heilig Abend zusammen.
Über diese Regelmäßigkeit schrieb ich zu Halloween 2020 in
Der Vollmond an Halloween 2020

Auch Sonnen- und Mondfinsternisse gehorchen gewissen Zyklen, z. B. dem Saros-Zyklus. Aber der ist sehr komplex. Wir werden vermutlich etwas näher im Rahmen unserer Serie über erhellende Finsternisse darauf eingehen; müssen.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Und wer jetzt glaubt, unsere heute gefundene Regelmäßigkeit mit den 28 Jahren hätte keine Ausnahme, der irrt.
Es gibt im gregorianischen Kalender die Jahrhundert-Regel:

Ist die Jahreszahl durch vier teilbar, aber nicht durch 100, ist es ein Schaltjahr, wie z. B. das bevorstehende 2024.
Ist die Jahreszahl durch 100 teilbar, aber nicht durch 400, ist es kein Schaltjahr. 2100 wird kein Schaltjahr sein.

Vor dem Wissen kommt stets das Staunen

So, nun aber genug der Verwirrung.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. So einfach und logisch das jetzt auch sein mag. Ich fand es einfach schön, es herausgefunden zu haben und saß staunend davor.
Dass ich nun Kunde davon habe, wie das funktioniert, schmälert dieses himmelsmechanische Wunder keineswegs.

Warum heizen wir im Winter?


Mancher mag sich empört fragen:

Was für eine Dumme Frage. Damit uns warm wird. Und das fragt der Blindnerd ausgerechnet in diesen Zeiten, wo noch nicht klar ist, ob und zu welchen Kosten wir gut und warm durch den bevorstehenden Winter kommen.

Ja, 19 Grad im Büro sind jetzt schon ganz schön schattig. Aber gerade jetzt, so finde ich, ist die beste Zeit, diese Frage in die Krise hinein zu stellen, um der ganzen Misere vielleicht doch noch etwas spannendes und lehrreiches abgewinnen zu können.

Also, ruhig die provokante Frage nochmal gestellt.

warum heizen wir im Winter?

Ist doch klar. Die Heizung oder der Ofen sorgen dafür, dass die Luft sich erwärmt, und dass wir uns dann im warmen Zimmer wohlfühlen können.
Ein Student der Physik würde vielleicht auch sagen, wir erhöhen die Energie im Zimmer, so dass sich die Bewegung der Luft-Moleküle erhöht, was wir als Wärme wahrnehmen.

Die Flucht

Nun ist es aber so, dass Moleküle mit mehr Bewegungsenergie auch mehr Platz benötigen. Wäre unser Zimmer hermetisch luftdicht abgeschlossen, würde tatsächlich der Druck in unserem Zimmer steigen. Umgekehrt geht natürlich auch. Wenn ich mit der Pumpe ein Fahrad aufpumpe, drücke ich die Luft im Kolben zusammen, und die Pumpe erwärmt sich. Unsere Kühlschränke funktionieren mit einem Kompressor und einem geschlossenen Rohrsystem voller Kühlflüssigkeit. Die Maschine entnimmt dem Kühlschrank Wärmeenergie und gibt sie nach außen über eine Fläche von Radiatoren ab. Deshalb haben die meisten Kühlschränke hinten ein Gitter, dass die Abwärme ins Zimmer entweichen kann.
Es wird also nicht kälter in einem Zimmer, wenn man einen Kühlschrank offen stehen lässt, sondern sogar wärmer, weil er beim „Versuch“ zu kühlen, Energie in Form von Strom verbraucht. Aber zurück zu unserem beheizten Zimmer.

Wenn wir, sagen wir mal von 15 Grad auf 19 Grad aufheizen, dann dehnt sich die Luft im Zimmer aus und zwar um etwa 1/273 des Volumens pro Grad, wenn wir bei unserer Zimmerluft von einem idealen Gas ausgehen. Ein Ideales Gas ist eines, zwischen dessen Molekülen keinerlei andere Kräfte wirken.

Da unser Zimmer nicht luftdicht ist, werden uns diese vier Bruchteile der Luft durch Tür- oder im schlimmeren Fall auch durch Fensterritzen entwischen. Diese entweichende Luft nimmt aber gerade so viel Energie mit, wie sie von der Heizung erhalten hat, und durch welche ihre Flucht erst möglich wurde.

Der Druck und die verbleibende Energiemenge im Zimmer bleibt also gleich.

Die Rückkehr

Wenn ich eine Flasche Wein aus dem kalten Keller hole, um sie temperieren zu lassen, geschieht das umgekehrte. Die Flasche kühlt tatsächlich das Zimmer etwas ab, die Raumluft zieht sich zusammen, und zum Druck- und Energieausgleich strömt etwas Luft von außen in das Zimmer hinein.

Die große Frage

Warum wird es uns beim Heizen dennoch warm, und auch der gute Rote wird vielleicht nach einer Stunde eine angenehme Trinktemperatur erreicht haben. Wer eine Decantiere besitzt, kann das etwas beschleunigen, da in ihr der Rote eine größere Oberfläche hat, über die er neben Sauerstoff auch mehr Wärmeenergie pro Zeit aufnehmen kann.

Dass es also nach unseren Vorüberlegungen dennoch warm im Zimmer wird, wenn wir heizen, scheint irgendwie paradox zu sein. Und genau das ist es. Dieses Phänomen wird tatsächlich Heizparadoxon genannt. Vor dem Wissen kommt immer das Staunen. Gestaunt haben wir jetzt genug. Jetzt wollen wir es auch wissen. Dann ist dieses „Wunder“ zwar nicht mehr so absurd, aber nicht minder schön, denn schön warm haben wir es alle gerne.

Spurensuche

Natürlich führt uns unsere Spurensuche in die Physik, genauer in die Thermodynamik.

Moment mal,

mögen manche fragend sagen.

Davon hat der Blindnerd doch schon mal geschrieben. Wo war es gleich? Ach ja, als er uns vom Wesen der Zeit berichtete. Da war doch was mit Ordnung, Unordnung, geschlossenen Systemen, irgend welchen Hauptsätzen und Energie.

Stimmt genau. Im Zweihundertsten Artikel ging es um das Rätsel der Zeit und um Prozesse, die in ihr ablaufen. Auch heizen ist solch ein Prozess…

Für die Erklärung unseres Heizparadoxons müssen wir also tatsächlich wieder die Thermodynamik bemühen.

Die Antwort

Thermodynamisch betrachtet ist jedes Zimmer ein offenes System. Durch Wärmetransport tauscht es Energie mit der Außenwelt aus. Darüber hinaus kommt es auch zum Materieaustausch (Entweichende warme Luft).
Eine erste Erkenntnis ist also, dass es nicht nur auf die Energie ankommen kann, wenn wir es in einem Zimmer warm haben wollen.

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lehrt uns, dass Energie weder aus nichts erzeugt, noch vernichtet werden kann. Eine Energieform kann lediglich in eine andere umgewandelt werden.

Wäre der erste Hauptsatz jedoch schon die ganze Wahrheit, gäbe es keine Energiekrise, noch wäre es gerechtfertigt, für Energie Geld zu zahlen, denn dann wäre es beispielsweise möglich, dass die auch in kalter Umgebung reichlich vorhandene thermische Energie von selbst ins warme Zimmer fließt.

Wir erinnern uns

  • an die beiden Begriffe Ursache und Wirkung.
  • Zuerst steht die heile Tasse auf dem Tisch, bevor sie zerbrochen am Boden liegt.
  • Zuerst muss die Milch aus ihrer Tüte in den Kaffee fließen, bevor sie sich mit ihm durchmischen kann, bevor die Entropie ansteigt, um den Milchkaffee zu bilden, und bevor die kalte Milch den heißen Kaffee, hoffentlich nicht zu stark, abkühlt.

Wärme geht also immer nach kalt und nicht umgekehrt.

Trotzdem ist es möglich, dass Wärme von kalt nach warm fließt, wenn
wir entsprechend nachhelfen.
So nutzen manche Heizungsanlagen die Energie der kalten Außenluft oder des kalten Grundwassers. Weil dabei die Entropie verringert wird, funktioniert das. Es wird mittels Wärmepumpen Energie in das Heizungssystem gepumpt.

Denken wir in diesem Zusammenhang an unser Legohaus, das unter Einbringung unserer Hände-Energie entstand. Im Gegensatz zum Legohaufen ist dort die Entropie, also das Durcheinander, geringer. Diese Pumpen verbrauchen meist Strom.

Kommen wir aber jetzt auf den Ausgangspunkt zurück und fragen, wie es möglich ist, dass die Temperatur im Zimmer durch das Heizen steigt, obwohl die Energie konstant bleibt. Entscheidend ist, dass durch das Aufheizen des Zimmers sich die Teilchenzahl der Luft verringert, weil ein kleiner Teil, siehe oben, uns durch die Ausdehnung der Luft entwischt ist.

Da die Temperatur eng mit der ungeordneten thermischen Bewegung, genauer, der mittleren Bewegungsenergie der Luftteilchen verknüpft ist, verteilt sich die Energie folglich auf weniger Teilchen. Diese besitzen nunmehr eine größere mittlere Bewegungsenergie, und wir spüren eine höhere Temperatur.
Wir besitzen halt leider nur einen Sensor, unsere Haut, für Temperatur, und keinen für Energie.

Tja, meine lieben, und damit ist das Wunder entzaubert. Lasst mich den Artikel mit einigen Wünschen beschließen:

  1. Wünschen wir für alle genügend Wärme diesen Wintergut zu überstehen.
  2. Wünschen wir für alle, dass sie sich diese leisten können.
  3. Und mein letzter Wunsch ist Wärme in unsere Herzen, damit wir uns gegenseitig helfen, das alles gut zu überstehen.

Rätselhaftes


Meine lieben,

hiermit ist der Blindnerd aus seiner verdienten Sommerpause zurück. Ich hoffe sehr, dass auch ihr gut durch diesen heißen und trockenen Sommer gekommen seid.
Lasst uns mit einem Rätsel in das heutige Thema einsteigen.
Verharrt einen Augenblick, wenn ihr das Rätsel lösen möchtet. Gerne dürft ihr mir eure Lösung in die Kommentare schreiben.

Meister Hora stellt dem kleinen Mädchen Momo in Michael Endes gleichnamigem Roman von 1973 das folgende Rätsel, dem das gesamte Buch gewidmet ist.

Drei Brüder wohnen in einem Haus
sie sehen wahrhaftig verschieden aus,
doch willst du sie unterscheiden,
gleicht jeder den anderen beiden.
Der erste ist nicht da, er kommt erst nach Haus.
Der zweite ist nicht da, er ging schon hinaus.
Nur der dritte ist da. Der Kleinste der drei,
denn ohne ihn gäb´s nicht die anderen zwei.
Und doch gibt‘s den dritten um den es sich handelt,
nur weil sich der erst in den zweiten verwandelt.
Denn willst du ihn anschaun so siehst du nur wieder
immer einen der anderen Brüder!
Nun sage mir sind die drei vielleicht einer?
Oder sind es nur zwei? Oder ist es gar – keiner?
Und kannst du, mein Kind, ihre Namen mir nennen
so wirst du drei mächtige Herrscher erkennen.
Sie regieren gemeinsam ein großes Reich
und sind es auch selbst! Darin sind sie gleich.

So, nun haben sicher einige von euch das Thema dieses Artikels erraten. Ich dachte mir, nach Sommerpause, Urlaub und „Auszeit“, die ich mir genommen hatte, könnten wir uns doch mal über das Wesen der Zeit auslassen.

Der Anfang von Raum und Zeit

Was wir heute über die Zeit wissen ist, dass Zeit und Raum mit dem Urknall vor 14 Milliarden Jahren ihren Anfang genommen haben. Was vor dem Urknall war, kann man kaum erfragen, weil es weder den Raum gegeben hat, in welchen sich das Universum hinein ausgedehnt haben könnte, noch die Zeit, in welcher derlei hätte ablaufen können. Ich weiß, das können wir Menschen uns so nicht vorstellen. Was sich die Menschheit aber schon immer gefragt hat ist, was die Zeit tatsächlich ist. Ich bin mir an dieser Stelle nicht ganz sicher, ob wir hier nicht eher mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu geben, aber versuchen wir es dennoch.

Jeder kennt das. Der Wecker klingelt, und wir starten in den Tag. Von da an planen wir unseren Tag im wesentlichen mit einem Hilfsmittel, der Uhr. Man hört oft, dass Uhren Zeitmesser seien. Aber was messen diese Dinger denn wirklich? Sie messen Veränderung, nicht die Zeit, sondern nur Einheiten, die wir selbst einmal festgelegt haben. Dass die Zeit scheinbar vergeht, haben schon die ersten Menschen auf diesem Planeten erlebt. Da ist der Tag und die Nacht. dieser Kreislauf regelt unsere Arbeitszeit, wann wir essen, schlafen, lieben und vieles mehr. Eine weitere Beobachtung dürfte der Mond gewesen sein, der die Woche anzeigt. Ein ganz wichtiger Taktgeber war und ist natürlich der Lauf der Erde um die Sonne, zumal dieser ja gemeinsam mit der schief stehenden Erdachse die Jahreszeiten vorgibt. Es war wichtig zu wissen, wann Aussaht, und wann Ernte ist. Natürlich merkte man schon sehr bald, dass auch die Sternenuhr in der Nacht zur zeitlichen und auch räumlichen Orientierung zuverlässig verwendet werden kann.

Zeit erleben und die Philosophie

Schon Aristoteles dachte über das Wesen der Zeit nach.
beim alten Aristoteles finden sich Bewegung und Veränderung im Begriff der Kinesis. Nach ihm ist alles seiende bewegt. Daraus folgerte er, dass es den ersten Beweger geben müsse,
der selbst nicht bewegt wird. Das ist quasi Gott.
Platon, dessen Schüler er war, ging noch davon aus, dass es diesen Gott nicht gibt. Das war also die Veränderung von der Lehre des Seins, hin zur Lehre von Gott.

Galilei und Newton gingen von einer absoluten Zeit aus.
Sie ging zumindest als vergangene oder zu erwartende Zeitspannen als Variable in ihre mathematischen Formeln ein. Hierbei spielten schwingende Pendel und Fallzeiten von Gegenständen eine wichtige Rolle.

Die Zeit hat nur eine Richtung. Sie fließt für uns aus der Zukunft, über die Gegenwart in die Vergangenheit. Die Zeit können wir scheinbar nicht beeinflussen. Außerdem erleben wir ihren Verlauf manchmal als unheimlich rasch, wenn wir gerade etwas schönes erleben, und als sehr langsam, wenn wir uns langweilen. Das ist aber eine innere Empfindung, denn unsere Taktgeber, z. B. Uhren beeindruckt es herzlich wenig, wie wir die Zeit gerade empfinden. Wir merken schon, dass die Betrachtung des Wesens der Zeit, nicht nur eine naturwissenschaftliche, sondern auch eine philosophische Frage sein kann. Wieso vergeht die Zeit überhaupt auch dann, wenn wir nicht auf die Uhr schauen. Wir erleben die Zeit stets als absolut und unbeeinflussbar. Auch ohne Uhr nehmen wir sie wahr, weil sich immer etwas verändert.

Nicht zuletzt erleben wir, wie rasch unsere Kinder groß werden und wir selbst altern.
Selbst unser Atem ist ein Taktgeber. Ein Philosoph sagte einmal, dass man niemals zwei mal in den selben Fluss steigen kann, weil das Wasser in ihm ja schon weiter geflossen ist.

Wir können den Lauf der Zeit letztlich nur deshalb erleben, weil wir uns erinnern können. wir können den aktuellen Moment der Gegenwart mit dem vergleichen, was wir noch aus der Vergangenheit wissen. Und durch unsere Uhren und Kalender wissen wir dann sogar, wie lange etwas her ist, bzw. wie lange etwas gedauert hat, bis es so war, wie in diesem Augenblick. Was vergangen ist, können wir nur noch im Nachgang betrachten.

Tröstlich daran ist, dass wir uns an schönen Dingen der Vergangenheit erwärmen können. Andererseits dürfen wir ob dieser Fähigkeit aus Fehlern lernen.

Was unsere Zukunft betrifft, so können wir sie wenigstens in gewissem Umfang planen, indem wir uns überlegen,was wir tun, wie wir leben wollen, etc. Dafür vergeben wir Zeit, die erst noch kommt.
Zukunftsplanung hat also auch nichts mit der Beeinflussung der Zeit an sich zu tun. Zum einen kommt erstens alles anders, und zweitens als man denkt, und zum anderen planen wir unbewusst aus der Gewissheit heraus, dass die Zeit mit ihrer fließenden Eigenschaft sich nie verändert.
Wir sehen also, dass Veränderungen und Bewegungen absolut entscheidend für den Lauf der Zeit sind.

Zeitmesser

eine Uhr besteht im wesentlichen aus einem Taktgeber und einem Zähler.

  • Bei Sand-, Öl- oder Wasseruhren läuft eine bestimmte Menge des Mediums von einem Behälter in einen anderen. Diese Uhren treibt die Erdanziehung an. Sie bleiben stehen, wenn der obere Behälter leer ist.
  • Bei der Pendeluhr gibt das Pendel durch seine Länge den Takt an.
    Das Pendel möchte stets fallen, weil es von der Erde angezogen wird. Damit das nicht irgendwann aufhört, muss bei jeder Bewegung wieder etwas Energie in das System gepumpt werden. Das geschieht bei jedem „Tick“ und jedem „Tack“ entweder durch die aufgezogene Feder oder das Gewicht an der Kette, die sich langsam abspuhlt. Ist die Feder dann abgelaufen, bzw. kommt das Gewicht am Boden an, dann pendelt das Pendel aus und stoppt irgendwann, weil es beim Pendel stets etwas Energie verliert.
  • Bei Uhren mit Unruhen wird die Gravitation durch eine Rückstellfeder ersetzt. Aber auch hier wird entweder durch eine Feder, oder heute durch eine Batterie das System in Bewegung gehalten.
  • Bei Digitaluhren gibt ein Quarz die Schwingung vor, und sie verbrauchen daher auch Strom.
  • Bei sehr genauen Atomuhren nützt man aus, dass sich Energieniveaus von Elektronen genau bekannt ändern. Auch sie benötigen Energie von außen.

Zeitmessung

Zeitintervalle werden stets im Bezug zu einer Startzeit gemessen. Dieser Startpunkt ist natürlich beliebig. So zählen wir Christen unsere Jahre beginnend mit der Geburt Jesu, was gar nicht so einfach ist, da es Probleme bei der Überlieferung und bei der Umrechnung in diverse Kalender und Zahlensysteme gab. Außerdem gab es in dieser Epoche noch keine genauen Uhren.
So genau unsere Kalender und Uhren auch sein mögen. Immer wieder müssen wir unsere Zeitmessung der Realität anpassen, wenn wir nicht wollen, dass Weihnachten bei uns irgendwann im Sommer stattfindet, bzw. dass Früchte zeittechnisch gesehen im Winter reifen, obwohl real gar kein Winter herrscht. Das erledigen wir mit einem recht umfangreichen Regelwerk des gregorianischen Kalenders. Der gibt uns vor, wann Schalttage einzufügen sind. Die Neuzeit hat sogar die Einführung von Schaltsekunden nötig gemacht, weil z. B. schon alleine durch die Vernetzung der Welt es einen Takt geben muss, der z. B. unsere Datenströme durch das Internet regelt.

In Deutschland residieren die „Herren“ der Zeit in der physikalischen-technischen Bundesanstalt (PTB in Braunschweig und Berlin.
Sie überwachen die Zeit mit Atomuhren, den genauesten Uhren der Welt. Aber auch diesem Institut gleitet die Zeit gewissermaßen durch die Finger.

Der Zeitbegriff in der Physik

Will man sich physikalisch dem Wesen der Zeit annähern, dann betrachtet man diese am besten als zusätzliche Dimension zu unserem bekannten dreidimensionalen Raum (Länge, Breite, Höhe). In den drei Raumdimensionen können wir uns nach belieben Bewegen; nach links, rechts, vor, zurück, nach oben und schließlich noch nach unten. In der Zeit-Dimension können wir unsere Bewegung weder in Geschwindigkeit noch Richtung beeinflussen. Noch schlimmer. Die Richtung der Zeit weist stets in die Vergangenheit. Warum können wir in allen drei Raumdimensionen reisen, wie wir wollen, nicht aber in der Zeit. Rückwärts, also in die Vergangenheit reisen geht scheinbar nur bedingt. Wenn Archäologen einen alten Stein oder Dino ausgraben wissen sie, dass er sehr alt ist. Sie können aber das Objekt durchaus ausgraben und mitnehmen. Was sie nicht können ist, die Zeit, die in diesem Objekt irgendwie gespeichert ist, vergessen machen. Somit ist die Reise in die Vergangenheit nur so lange möglich, wie wir Fußspuren vergangener Tage, Jahre und Zeiten noch anschauen dürfen und können. Würden wir selbst in die Vergangenheit reisen, dann könnte es in der Tat zu einer Katastrophe werden. Wir könnten uns selbst dabei begegnen, wie wir gerade einen Mist in unserer Jugend bauen, hinter dem wir heute nicht mehr stehen würden. Wir könnten viellicht einen unserer Ahnen durch einen Krieg oder Unfall töten, so dass unsere Linie absolut abreisen würde, weil wir überhaupt nicht mehr auf die Welt kommen könnten. Das geht also nicht. Wenn wir in die Vergangenheit blicken, können wir darin nichts mehr wesentliches verändern, ohne, dass es Folgen für uns hätte.
In die Zukunft können wir nicht reisen, weil es die zum Startpunkt unserer Reise einfach noch nicht gibt. Wo sollten wir da hin?
Wenn wir im Einsteinschen Sinne uns mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, und unsere Zeit bei unserer Rückkehr langsamer vergangen ist, dann liegt das eben an den Eigenschaften der Raumzeit, also daran, dass die Zeit auch eine Dimension im Raume hat. Außerdem spielt hier Energie, Masse und Gravitation noch eine erhebliche Rolle, auf die wir hier nicht weiter eingehen können, ohne unüberwindlich komplizierte Mathematik zu überwinden.

Was wir also in einem rückwärts laufendenFilm sehen, entspricht eben nicht dem logischen Ablauf der Natur. Vor dem Milchkaffee muss die Milch erst aus der Tüte in den Kaffee fließen.
Vor einem Scherbenhaufen am Boden muss die ganze Tasse erst mal fallen.

Es sieht so aus, als würde der logische Ablauf, der einem Prozess in der Natur inne wohnt, gewissermaßen die Richtung in der Zeit angeben,
Die Zeit scheint also das zu sein, was die logische Reihenfolge dessen ablaufen lässt, was nacheinander zu geschehen hat.

Das Prinzip, dass hier zugrunde liegt, nennt man Ursache und Wirkung. In der Natur muss zuerst die Ursache und dann die Wirkung erfolgen. Es muss allso erst mal eine Art „Wille“ oder ein Ereigniss stattfinden, das man nachher durch seine Ergebnisse und Wirkungen erforschen kann. Einen Unfall mit Autos nimmt man erst dann wahr, wenn die Dinger ineinander gefahren sind. Eine von Lava verschüttete Stadt wird nur dann offenbar, wenn tatsächlich ein Vulkan ausgebrochen ist. Überflutungen gibt es nur dort, wo tatsächlich viel zu viel Wasser geregnet ist.

Dieses Prinzip nennt man wissenschaftlich die Kausalität.

Ein rückwärts ablaufender Film lässt die Vorgänge akausal erscheinen. Mit diesen gefundenen Tatsachen kommen wir dem Zeitpfeil schon näher.

Die Schwester der Zeit

Es gibt Messgrößen in der Physik, an welchen sich ablesen lässt, ob ein Vorgang kausal, also erlaubt, oder akausal, verboten abläuft.
Diese finden sich in der Thermodynamik.
Die entstammte ursprünglich aus der Zeit der Dampfmaschine. Man wollte den Prozess, der heißen Dampf letztlich in Bewegungsenergie umwandelt mathematisch und physikalisch beschreiben. Wir kratzen aber hier nur die Oberfläche dieser physikalischen Lehre.
Mit dieser lässt sich das Verhalten von Teilchen in Prozessen beschreiben. Eine ganz wichtige Größe ist hier die Entropie. Sie drückt aus, wie groß die Unordnung eines Systems ist. Die unversehrte Tasse auf dem Tisch ist weniger in Unordnung als die zerbrochene auf dem Boden. Der gut durchmischte Milchkaffee weißt eine deutlich höhere Unordnung aus, als der schwarze Kaffee für sich und die weiße Milch in ihrem Beutel. Der zweite Hauptsatz dieser Thermodynamik zementiert quasi die Richtung unseres „Zeitpfeils“. Er besagt, dass die Entropie eines Systems entweder gleich bleibt, z. B. wenn die Durchmischung unseres Milchkaffees maximal gut ist, oder sie nimmt zu. Somit streben Prozesse stets die maximale Entropie an.

Machen wir noch ein Beispiel. Stellen wir uns vor, wir haben eine Packung Klemmbausteine.
Diese schütten wir erst mal auf den Teppich, um nachher etwas damit zu bauen. Jetzt kann man den Haufen fotografieren, und ihn als Zustand I bezeichnen. Die Entropie im Haufen ist sehr hoch, weil alle Bausteine durcheinander liegen. Nun rühren wir den Haufen mit unseren Händen durch und machen ein weiteres Bild, den Zustand II. Nun dürfte es sehr schwer fallen, die beiden Bilder voneinander zu unterscheiden. Dass die Bausteine unterschiedlich farbig oder vielleicht manche sogar markant geformt sind, spielt erst mal keine rolle und wird vernachlässigt. Ebenso beachten wir in diesen Betrachtungen nicht, dass sehr wahrscheinlich verschiedene Bausteine unterschiedlich oft in der Packung vorhanden sind. Es ist also aus physikalischer Sicht kaum entscheidbar, ob die Entropie bei Zustand I oder II höher ist. Nun werden wir kreativ und bauen aus unserem bunten Haufen z. B. ein schönes ansehnliches Kunstwerk. Wie sieht es denn jetzt mit unserer Unordnung oder Entropie aus. Kein Zweifel. Die Unordnung muss niedriger sein, denn jetzt sitzt jeder Stein nach unserer Vorgabe ordentlich an seinem Platz, um seine Aufgabe in dem Bauwerk zu erfüllen. Manche bilden, z. B. dann, wenn es sich bei unserem Werk um ein Haus handelt die Mauern und Wände, andere das Dach, und es gibt vielleicht sogar Orte im Bauwerk, wo überhaupt keine Steine sitzen, z. B. bei den Innenräumen unseres Hauses…

Die große Frage

Steht das aber nun nicht im Widerspruch des oben beschriebenen zweiten Satzes der Thermodynamik, nachdem die Entropie, also die Unordnung in einem System entweder nur zunehmen oder gleich bleiben darf? Wir erinnern uns, dass die Entropie, die Unordnung, also das Durcheinander der Bausteine in unserem Kunstwerk deutlich geringer ist, als im Haufen zuvor. Zum Glück gibt es diesen Widerspruch nicht. Wir haben Energie in das Bauwerk gesteckt, indem wir unter dem Einsatz unseres Körpers Kraft investierten, um die Steinchen nach unseren Wünschen aufeinander zu pressen, um unser Werk entstehen zu lassen. Dadurch haben wir unseren Haufen in einen neuen Zustand gezwungen, in das System unseres Bauwerkes. Vor allem Kinder haben oft Freude daran, die Entropie wieder zu erhöhen, indem sie das Bauwerk zu Boden werfen, um wieder den Haufen entstehen zu lassen. Das kennen wir im Leben. Meistens ist es einfacher und geht schneller, etwas zu zerstören, als es zu reparieren oder gar neu aufzubauen.

Halten wir an dieser Stelle fest, dass obiger Lehrsatz nicht besagt, dass die Entropie niemals geringer werden kann. Er besagt lediglich, dass das in der Natur als ganzes nicht ohne äußeren Einfluss geschehen kann. Und das heißt nicht, dass beispielsweise Atome und Moleküle sich mal zu Sternen, Planeten, Pflanzen etc. formieren können. Derlei benötigt stets Energie in irgend einer Form. Der Satz gilt also nur dann, wenn ein System sich ohne äußere Einflüsse überlassen bleibt.

Und was hat das nun mit der Zeit und ihrer Richtung zu tun? Genau. Neben Kraft benötigen wir auch die Zeitspanne, die es dauert, unser Werk zu vollenden. Diese Zeit wäre auch so vergangen, wenn wir beispielsweise untätig vor unserem Haufen sitzen geblieben wären. Wie man das auch betrachtet. Wir erkennen an diesem Beispiel, dass der Zeitpfeil stets von der Zukunft in die Vergangenheit zeigt. Unser Haufen hätte sich nicht verändert, wenn wir nichts gemacht hätten. Er würde vielleicht mit der Zeit einstauben, wenn wir lange genug warten würden. Die Erde aber hätte sich beispielsweise weiter gedreht. Unsere Uhren wären ebenfalls weiter gelaufen, wir hätten geatmet, unser Herz geschlagen und es gäbe da noch viel, woran man den Zeitpfeil unabhängig von unserem unberührten Haufen hätte ablesen können.

Somit ist die Entropie in gewissem Sinne die Schwester der Zeit, da sie nur zunehmen kann.

Es gibt nichts, das sich verändert, ohne, dass man eine Zeitspanne messen könnte, in welcher das beobachtete geschieht. Selbst unser Spiegelbild ist stets schon wenige Nanosekunden alt, wenn wir dessen gewahr werden. Der Informationsträger unseres Spiegelbildes ist das Licht. Und dass sich dieses mit der Geschwindigkeit von 300000 Kilometern pro Sekunde bewegt, haben wir an anderer Stelle schon ausführlich behandelt. Wir wissen, dass wir in unserem Universum oft Licht erhalten, das schon viele Millionen oder mehr Jahre unterwegs war, bis es in unsere Augen oder Messinstrumente fällt. Es gibt gedankliche Experimente und Theorien, die sich fragen, ob sich der Zeitpfeil umkehren würde, wenn wir ein Universum hätten, das sich irgendwann wieder zusammen zieht. Ich denke das nicht, denn die Zeit ist keine räumliche Dimension. Sie ist ein Vektor, der einfach stets von der Zukunft in die Vergangenheit weist. Egal, was passiert. Erinnern wir uns an den Film der rückwärts läuft. Es dauert dieselbe Zeitspanne, egal, ob wir den Film vorwärts oder rückwärts laufen lassen. Es ist halt nur ein Film und nicht die Wirklichkeit.

Im Grunde messen wir niemals Zeit, sondern nur Veränderung. Das betrifft selbstverständlich auch die Zeiger unserer Uhren, die ihre Richtung ändern. Die Skalen, in welcher wir Zeit einteilen, sind beliebig. Und jetzt mag mancher an Einstein und daran denken, dass die Zeit für den Astronauten, der mit Lichtgeschwindigkeit reist, langsamer verstreicht, als für uns. Das tut sie nicht, weil Zeit überhaupt nicht in dem Sinne verstreicht. Das ist eine Frage des Beobachters und des Bezugsystems, in welchem sich der Astronaut im Flug aufhält.

Mit diesem verrückten Schlussgedanken machen wir aber hier mal fertig. Ansonsten artet das noch aus…

Quelle

Urknall und schwarze Löcher aus Audible

Wünsch Dir Was!!!


Hier kommt etwas für die hoffentlich etwas kühleren Sommernächte

Heute geht es um Sternschnuppen im Sommer, um die Perseiden.
Die Perseiden oder auch Laurentiustränen, Tränen des Laurentius genannt, sind ein jährlich im Sommer wiederkehrender Meteorstrom, der in den Tagen um den 12. August ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist. Der scheinbare Ursprung dieses Stroms, liegt im namensgebenden Sternbild Perseus.
Das Sternbild soll die Gestalt des griechischen Helden Perseus darstellen, der die tödliche Medusa besiegte. Der Stern Algol repräsentiert das abgeschlagene Medusenhaupt, das er in der Hand hält.

Perseus gehört zu den 48 klassischen Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.
Bereits im Mittelalter hatten arabische Astronomen die eigenartige Verdunklung des Sterns Algol beobachtet. Der Name leitet sich aus dem arabischen Ras al Ghul ab und bedeutet Haupt des Dämonen.

Vom 17.Juli bis zum 24. August kann vermehrt mit Sternschnuppen gerechnet werden.
Das Maximum findet immer um den 12. August herum statt.
2022 sind zwischen dem 09.08. und dem 13.08. die meisten Sternschnuppen zu erwarten.
Am besten beobachtet man die Sternschnuppen an einem möglichst dunklen Ort auf dem Land, wo kein Stadtlicht stört. Man legt sich am besten auf eine Wiese auf den Rücken und wendet nach Mitternacht den Blick gen Osten, also in Richtung Erddrehung. Man dreht sich dann quasi mit der Erde in den Meteorschauer hinein. Leider wird in 2022 der Vollmond am 12.08. das Spektakel durch seine Helligkeit sehr stören.

Am besten sichtbar sind die Perseiden auf der Nordhalbkugel.

Was sind nun die Perseiden?

Die Perseiden bestehen aus dem, was der Komet 109P/Swift-Tuttle. bei seinen letzten Besuchen durch erwärmung, schmelzen etc. verloren hat.
Er erscheint ungefähr alle 130 Jahre und entfernt sich dann stets etwas schlanker, als er vorher war. Das nächste Mal wird er um das Jahr 2126 erwartet. Ganz genau kann man das bei Kometen nie sagen, weil ihre Bahn von den Planeten gestört werden können, bzw. sie selbst ihre Bahn ändern, wenn sie aktiv sind. Dann wirkt sich die Aktivität wie kleine Schubdüsen aus.
Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn immer um den 12. August die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlässt, wenn er vorbei kommt. Die Staubteilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Die Sternschnuppe ist daher nicht das verglühende Staubkorn selbst, sondern wird durch das Rekombinationsleuchten der ionisierten Luft sichtbar.

Momentan werden die zu erwarteten Sternschnuppen jedes Jahr immer weniger, weil zum einen schon viel in der Erdatmosphäre verglühte und zum anderen sich der Kometenstaub, immer mehr verteilt und somit ausdünnt.
Es wird Zeit, dass er mal wieder vorbei kommt, und seine Bahn für uns mit neuem „Sternenstaub“ auffüllt.
Eines Tages wird der Komet vollständig aufgelöst sein.
Dann wird es die Perseiden nicht mehr geben, weil kein Nachschub an Staub mehr kommt.

Beobachtungen

Die erste überlieferte Beobachtung der Perseiden fand vor etwa zwei Jahrtausenden in China statt. Danach gibt es Berichte aus Japan und Korea. In Europa stammt die erste bekannte Beobachtung aus dem Jahr 811.
Da das Erscheinen der Perseiden mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, der im Jahre 258 das Martyrium auf einem glühenden Rost erlitt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen oder Tränen des Laurentius genannt. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius der Legende nach seinem Widersacher, dem römischen Kaiser Valerian, die folgenden Worte gesagt haben: „Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.“
Hach, wie ist das einfach nett, wenn man in der Astronomie so schön vom Höckchen auf’s Stöckchen kommt.

Sternschnuppen hören

Hörbar sind die Perseiden zumindest für Amateurfunker, die einen Empfänger und eine passende Antenne besitzen, auch.

Diese Disziplin des Amateurfunks nennt man Meteor Scatter.

Das ist dann auch wieder mal was für „Das Ohr am Teleskop“.
Wer einen passenden Empfänger und eine Antenne besitzt, kann das Französische Radar-Signal des Weltraumradars GRAVES benutzen. Dieses französische Radarsystem sendet auf 143,050 MHz einen Dauerträger, Dauerton, der über Phasenarray-Antennen den Himmel “abtastet”. Meteoriten, aber auch andere Objekte (Flugzeuge, Satelliten, die ISS, der Mond) reflektieren das Signal und streuen es in alle Richtungen, und diese Reflexionen können dann in Europa gut empfangen werden. Anhand der Doppler-Abweichung erkennt man dann, welches Objekt das Funksignal reflektiert hat: der Mond oder Flugzeuge bewirken eine sich nur langsam ändernde Dopplerabweichung, bei Objekten in Erdumlaufbahn ändert sich die Abweichung schnell, und bei Meteoriten extrem schnell.

Als Einstieg in den Empfang von Signalen des GRAVES Radars empfiehlt es sich, den Aufsatz von Rob Hardenberg, mit Rufzeichen PE1ITR, zu lesen.

Dank @dbsv-jugendclub gibt es hier einen Link, wie sich das anhört.
„Sternschnuppen hören“

Jetzt wünsche ich ihnen und euch viele schöne klare Sommernächte mit vielen Sternschnuppen und Wünschen, die dann in Erfüllung gehen.

 

Ihr und euer Gerhard.

Fünf Heilige, eine alte Bauernregel und eine Kalenderreform

Meine lieben,
Jeder kennt sie. Jeder hat schon davon gehört und viele naturverbundene Menschen glauben auch daran.

Die Rede ist, erraten, von den Eisheiligen im Wonnemonat Mai.

Die Namen dieser heiligen Männer sind:

  1. 11. Mai: Mamertus
  2. 12. Mai: Pankratius
  3. 13. Mai: Servatius
  4. 14. Mai: Bonifatius
  5. 15. Mai: die „kalte Sophie“

Die Benennung der Eisheiligen folgt den Namenstagen von Heiligen und Märtyrern aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Dabei gibt es regionale Unterschiede in der Anzahl der Eisheiligen, mal sind es drei oder vier, manchmal auch fünf Tage, die abzuwarten sind, bevor man beispielsweise Pflanzen vor Frost sicher ins Freie stellen kann.

Die Tage der Eisheiligen sind in Mitteleuropa so genannte „Witterungs-Regelfälle“, auch „meteorologische Singularitäten“ genannt,
Das Wort „Singularität“ halte ich in Sachen Wetter für ein sehr starkes Wort. Wir kennen das Wort hier auf dem Blog eher im Zusammenhang mit schwarzen löchern. Aber sei es darum. Auch beim Wetter gibt es viele Dinge, die sich entweder nur statistisch oder gar nicht vorher sagen lassen. Irgendwie muss daher diese Singularität etwas oder ein Zustand sein, an welchem vielleicht das Verhalten des Wetters den Meteorologen durch die Finger schlüpft und mathematisch und physikalisch möglicherweise nicht erklärt werden kann. Wer das mit dieser Singularität besser weiß, immer her damit in die Kommentare.
Die Hundstage im Juli und August scheinen ein weiteres Beispiel für so etwas zu sein.
Diesem Witterungs-Regelfall der Eisheiligen zufolge wird laut Volksglauben das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „kalten Sophie“ stabil.

Eine alte Bauernregel besagt:

Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bis Sophie vorüber ist!

Mit den Daten und Tagen der Eisheiligen und auch der Hundstage gibt es allerdings ein Problem.

Das Problem heißt Kalenderreform.

Sehr viele alte Bauernregeln beziehen sich überhaupt nicht auf unseren aktuell benutzten Kalender, dem Gregorianischen.

Vielmehr orientierten sie sich am damals benutzten Julianischen Kalender.

Ich schrieb darüber u. A. in den Artikeln zur Berechnung von Ostern und Fastenzeiten.

Dies nur am Rande. Die Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender führte im Zusammenhang mit Isaac Newton dazu, dass es für ihn zwei Geburtsdaten und auch zwei Todestage gibt.
Diesem Herrn werden wir uns aber mal bei anderer Gelegenheit nähern.

Nun zurück zur Kalenderreform.

Im Jahr 1582 folgte auf Donnerstag, den 4. Oktober, der Freitag, 15. Oktober. Die 10 Tage dazwischen hat es also nie gegeben!

Demnach sollten die Eisheiligen genau genommen und auf den neuen Kalender übertragen, zehn Tage später stattfinden, als sie es tun. Das kann schon meteorologisch etwas bewirken, denn der Jahreslauf der Erde um die Sonne herum lässt sich von unseren Problemen mit unseren Kalendern nicht beeindrucken.

Somit dürften sie erst auf die Tage des 23. Mai bis 27. Mai fallen, und die Hundstage auf Anfang Herbst.
Der Glaube an die wetterprognostische Kraft der Eisheiligen lässt sich aus heutiger meteorologischer Sicht auch mit der Einberechnung der Verschiebung aber nicht signifikant bestätigen.

Fazit: Das mit den Eisheiligen ist leider eher nur Nostalgie und Freude am Volksglauben.

Der Mondhase


So, meine lieben,
auch ich möchte euch natürlich zu Ostern ein kleines Ei in euer Osternest legen. Wobei es heute nicht um Eier gehen wird. Die haben wir vor zwei Jahren behandelt.
Heute geht es um das Tier, ohne welches Ostern nicht denkbar wäre, ein Symbol der Fruchtbarkeit, um den Hasen. Da das hier ein Astro-Blog ist, kann es sich natürlich nicht um irgend einen Hasen handeln, der lustig über Wiesen und Felder hoppelt. Es geht um den Hasen im Mond. Der kommt vor allem in asiatischen Mythen vor und ein chinesischer Rover auf dem Mond trägt seinen Namen. Somit werden wir heute wieder einen großen zeitlichen Bogen spannen, der vermutlich mehrere tausend Jahre abdeckt und in einem höchst modernen Forschungsinstrument auf dem Mond endet.

Die Hauptinhalte dieses Artikels habe ich aus Wikipedia.

Eine kaiserliche Stickerei aus dem 18. Jahrhundert zeigt einen weißen Hasen und noch mehr auf dem Mond. Er zerstampft dort in einem Mörser die Kräuter des Lebenselixiers. Vermutlich die Kräuter der Unsterblichkeit. Wir erinnern uns. Im ersten Band von Harry Potter wurde dieser Stein der Weisen, der Unsterblichkeit ermöglichen sollte, der Hauptgegenstand des ersten Abenteuers von Harry Potter.

Von diesem Hasen auf dem Mond hörte ich das erste mal, als ich mir eine lange Dokumentation der Mondlandung von Apollo 11 anhörte. Er war dort Gegenstand der Funkgespräche.

Die Mythen

Dann schauen wir uns mal diese Geschichten, Mythen und Märchen etwas genauer an:

In China

In der chinesischen Mythologie erscheint der „Mondhase“ (chinesisch 月兔, Pinyin yuètù) bzw. „Jadehase“ (玉兔, yùtù) häufig als Begleiter der Mondgöttin Chang’e, für die er mit seinem Gerät das Lebenselixier stampft. Die früheste Erwähnung eines Hasen auf dem Mond findet sich in den „Chuci“, einer Anthologie chinesischer Gedichte aus der Zeit der Streitenden Reiche der Han, der zufolge ein Hase (Mondhase Yuetu) gemeinsam mit einer Kröte (Fabelkröte Chanchu) (beide uralte Fruchtbarkeitssymbole) auf dem Mond unablässig damit beschäftigt ist, pfundweise Unsterblichkeit verleihende Kräuter zu stampfen. Diese Sichtweise taucht in späteren Texten wie der „Taiping yulan“, einer Enzyklopädie der Song-Dynastie, erneut auf. Dichter der Han-Dynastie nennen den Hasen auf dem Mond „Jadehase“ oder „Goldhase“ (金兔, jīntù); diese Wendungen werden oft stellvertretend für das Wort „Mond“ gebraucht. Im Gedicht „Der Alte Staub“ des bekannten Tang-Dichters Li Bai heißt es „Der Hase im Mond stößt die Kräuter umsonst“.
Die Chinesen verzierten während des Mondfestes die Kuchen mit dem Bild des Hasen. Sie räucherten vor seinen Bronzefiguren und befestigten bei Vollmond ein farbiges Plakat mit seinem Bild, das sie ehrfürchtig grüßten und daraufhin zeremoniell verbrannten.

In Japan

In der japanischen Mythologie wird der Mondhase als Tsuki no Usagi (月の兎) bezeichnet. Dort entspringt der Glaube an den „Mondhasen“ der Shintō-Religion und nimmt Bezug auf die Legenden „Vom Fuchs, dem Affen und dem Hasen“. Der Legende zufolge verband einen Fuchs, einen Affen und einen Hasen eine enge Freundschaft. Während sie am Tage in den Bergen miteinander spielten und gemeinsam jagten, verbrachten sie die Nacht gemeinsam im Wald. Der Herr des Himmels, Taishakuten (帝釈天), erfuhr davon und fand dies ungewöhnlich. Er suchte, als alter Wanderer verkleidet, die drei Freunde auf. Er fand sie des Abends am Lagerfeuer und bat sie um etwas zu essen. Der Affe brachte ihm sogleich Nüsse, der Fuchs gab ihm einen Fisch. Der Hase aber fand nichts, was er dem Wanderer geben konnte. Als der Affe und der Fuchs den Hasen deswegen mit Schmähungen überhäuften, sprang dieser verzweifelt ins Lagerfeuer und rief: „Iss mich!“. Der Herr des Himmels war so gerührt von dieser Geste, dass er den Körper des Hasen wieder herstellte und ihn mit zum Mond nahm. Der Rauch, den der Hase bei seiner Opferung erzeugt hatte, schlug sich auf der glänzenden Mondoberfläche nieder und ahmt noch heute seine Gestalt nach.
Eine Version dieser Geschichte findet sich in der japanischen Anthologie „Konjaku Monogatarishū“, wo ein Fuchs und ein Affe als Gefährten des Hasen fungieren.
Davon abweichend überliefert das Kojiki eine Erzählung vom Hasen, die in ihrem Inhalt mit der Erzählung „Der weiße Hase von Inaba“ (因幡の白兎, Inaba no shirousagi) übereinstimmt.

In Korea

In der koreanischen (dort als RR dal tokki, kor. 달토끼) Überlieferung rührt er lediglich die Zutaten für Reiskuchen (Mochi). Der Mörser symbolisiert dabei den Neumond, der die Mondsichel gebiert.

In Amerika

Ähnliche Legenden begegnen in der mexikanischen Folklore, wo die Muster auf der Mondoberfläche ebenfalls als Hase identifiziert werden. Nach einer aztekischen Legende lebte der Gott Quetzalcoatl eine Zeit lang als Mensch auf der Erde, wo er sich auf Reisen begab und allmählich ermüdete und ihn hungerte. Da weder Essen noch Trinken erreichbar waren, vermeinte er zu sterben. Ein Hase graste in der Nähe und bot sich ihm als Nahrung, um sein Leben zu retten. Quetzalcoatl, gerührt vom großzügigen Angebot des Hasen, erhob ihn auf den Mond, dann brachte er ihn auf die Erde zurück und sagte: „Du vermagst nur ein Hase zu sein, aber jeder wird deiner gedenken, siehe da, dein Bild im Licht, für alle Menschen und alle Zeiten.“

Eine weitere mittelamerikanische Legende schildert die Opfer Nanahuatzins während der Erschaffung der fünften Sonne. Demütig opferte er sich im Feuer, um die neue Sonne zu werden, aber der reiche Gott Tecciztecatl zögerte viermal, bevor er sich schließlich herabließ, ein Mond zu werden. Aufgrund der Feigheit Tecciztecatls beschlossen die Götter, dass der Mond weniger hell als die Sonne scheine, und einer der Götter warf einen Hasen auf dessen Oberfläche, um sein Licht zu dämpfen. Tecciztecatl soll bei seinem Selbstopfer die Gestalt eines Kaninchens angenommen haben, dessen Schatten sich noch heute dort befindet.

Im Buddhismus

In der buddhistischen Śaśajâtaka (Jataka-Erzählung Nr. 316), beschlossen ein Affe, ein Otter, ein Schakal und ein Hase am Tag des Vollmondes (Uposatha) ein Werk der Nächstenliebe zu vollbringen.
Als nun ein alter Mann um Nahrung bettelte, sammelten die Affen Früchte von den Bäumen, der Fischotter Fische, der Schakal stahl eine Eidechse und eine Kanne Milchquark. Aber der Hase, der allein Gras zu sammeln verstand, bot stattdessen seinen eigenen Leib und warf sich in das Feuer, das der Mann entzündet hatte. Jedoch der Hase verbrannte nicht. Der alte Mann offenbarte sich als heiliger Sakka und sprach überaus bewegt von der gezeigten Opferbereitschaft: „Wer sich selbst vergisst, wird, und sei er die niedrigste Kreatur, den Ozean des ewigen Friedens erlangen. Mögen alle Menschen aus diesem Beispiel lernen und sich zu Taten des Mitleids und Erbarmens bewegen lassen.“ Er verlegte, angerührt von der Tugend des Hasen, dessen Bild auf den Mond, dass es jedermann sähe. Es soll noch heute den Rauch zeigen, der aufstieg, als der Hase sich ins Feuer warf.

Wie schon gesagt, habe ich über die Mondlandung von diesem Hasen auf dem Mond gehört. In Europa ist ja eher vom Mondgesicht oder dem Mann im Mond die Rede. Es scheint, dass die Schattierungen, die durch die Mondkrater und Berge vom Mond auf die Erde geworfen werden, viel Raum zu Spekulation oder Interpretation bieten.
Immerhin hat die Kraft dieser alten Geschichten dazu gereicht, einen Rover nach dem Jadehasen zu benennen. Hier nun einiges zu dieser ganz hervorragenden chinesischen Leistung zu Raumfahrt und des neueren Besuch des Mondes.

Geschichte der Mission

Schon seit 1998, also vier Jahre nachdem die Projektgruppe Monderkundung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die erste Machbarkeitsstudie für ein Monderkundungsprogramm vorgelegt hatte, arbeiteten rund ein Dutzend Forschungsinstitute an Prototypen für einen Mondrover. So besaß zum Beispiel das Modell der Fakultät für Informatik der Tsinghua-Universität in Peking sechs einzeln angetriebene Räder und konnte neben der Erhitzung von Bodenproben und spektrographischer Untersuchung derselben auch Proben von Helium-3 entnehmen. Als man 2008, also zwei Jahre vor dem Start von Chang’e 2, mit den Vorbereitungen für die Mission Chang’e 3 begann, erhielt jedoch das Konzept der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie den Zuschlag. Für die konkrete Entwicklung des Rovers war Jia Yang (贾阳, * 1970) zuständig, unter Ye Peijian stellvertretender Chefkonstrukteur der Sonde.
Eines der größten Probleme waren die Räder. Während irdische Sandkörner von Wind und Wetter rundgeschliffen werden, sind die Regolith-Partikel auf dem Mond messerscharf und würden reguläre Radreifen in kurzer Zeit zerstören. Um mit diesem Problem zurechtzukommen, experimentierte die Gruppe um Jia Yang über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren mit diversen Bereifungen, selbst mit Kettenfahrwerken. Schließlich bespannte man die Felgen der sechs Räder ähnlich wie bei den sowjetischen Lunochod-Rovern mit einer Art Fliegengitter aus Draht, durch dessen Löcher sich die spitzen Regolithkörner hindurchdrücken konnten. Dies reduzierte außerdem das Gewicht der Räder und verlieh der Bereifung eine gewisse Elastizität. Darüber ordnete man in Querrichtung senkrecht stehende Streifen aus Metall an, die wie Klauen für eine bessere Traktion sorgten.
Als der erste Prototyp fertiggestellt war, musste er unter möglichst realistischen Bedingungen getestet werden. Nach einer eingehenden in-situ Inspektion der Wüsten Nordwestchinas entschied man sich für ein nordwestlich von Dunhuang, Provinz Gansu, gelegenes Gebiet in der Kumtag-Wüste, wo aus Baracken eine temporäre Prüfbasis errichtet wurde. Mit auf dem Wüstensand verteilten Steinen wurde das autonome Hindernisvermeidungssystem getestet und dabei das Fahrgestell des Rovers immer weiter verbessert.
Der Name des Rovers wurde in einer Onlineumfrage und anschließender Abstimmung von 3.445.248 Chinesen im In- und Ausland ausgewählt. Das Wort Jadehase (玉兔, yùtù) bezeichnet in der chinesischen Mythologie den Begleiter der Mondgöttin Chang’e (siehe oben.

Ziele der Mission

Wie bei den Raumfahrtprogrammen Chinas üblich, gab es bei der Mission Chang’e 3 sowohl technische Ziele, also die Erprobung von Technologien für die folgenden Missionen, als auch wissenschaftliche Ziele:

  • Technische Ziele waren eine weiche Landung sowie der Einsatz eines Rovers auf dem Mond.
  • Die wissenschaftlichen Ziele für den Rover waren die Erkundung der lunaren Oberflächentopografie und der Zusammensetzung des Oberflächenmaterials sowie Radarmessungen der Struktur des Mondregoliths bis zu einer Tiefe von 140 Metern. So nennt man den Sand, der auf dem Mond sich befindet.

Aufbau des Rovers

Die Maße des Rovers betragen ca. 1,5 × 1 × 1 Meter und das Gewicht 140 kg, davon 20 kg wissenschaftliche Instrumente. Damit ist er kleiner und wesentlich leichter als die russischen Lunochod-Rover. Jadehase erhielt seine Energie durch zwei Solarmodule, die ihm während der 14-tägigen Mondtage den Betrieb ermöglichten. Während der 14-tägigen Mondnächte ging der Rover in Bereitschaftsbetrieb. Dabei erhielt er Wärme durch Radionuklid-Heizelemente mit Plutonium 238 und Zweiphasen-Flüssigkeitsschleifen. Damit konnte die Temperatur im Inneren des Gehäuses zwischen +55 °C und −20 °C gehalten werden, während die Außentemperaturen zwischen +110 °C und −180 °C schwankten.
Die sechs Räder des Rovers wurden von jeweils einem bürstenlosen Gleichstrommotor einzeln angetrieben, die vorderen und die hinteren beiden Räder konnten um eine senkrechte Achse gedreht werden. Dadurch konnte der Rover nicht nur Kurven fahren, sondern sich auch an Ort und Stelle um sich selbst drehen, er konnte „zurückblicken“, um den freigelegten Regolith in seinen Fahrspuren zu spektrografieren.
Bei Tests auf der Erde konnte der Rover Steigungen von bis zu 20° bewältigen und über Hindernisse von bis zu 20 cm hinwegfahren. Die Unterseite des Gehäuses lag bei ebenem Untergrund 30 cm über dem Boden.

Durch die Signallaufzeit von 2,5 Sekunden vom Mond zur Erde und zurück ist eine direkte Fernsteuerung von Mondfahrzeugen schwierig. Die Techniker im Raumfahrtkontrollzentrum Peking gaben dem Rover zwar Zielpunkte vor, den Weg dorthin musste er sich jedoch selbst suchen. Hierfür war er mit zwei Navigationskameras im „Kopf“ an der Mastspitze sowie zwei Hindernisvermeidungskameras unten am Gehäuse ausgestattet, die jeweils Stereobilder lieferten, aus denen sich Jadehase mittels Delaunay-Triangulierung eine topografische Karte seiner Umgebung berechnete. Außerdem besitzt der Rover folgende Nutzlasten:

  • Panoramakamera im „Kopf“ mit zwei 20 cm voneinander entfernten Objektiven für Stereoaufnahmen im Bereich von 3 m – ∞, schwenkbar um 360° in der horizontalen und 90° in der vertikalen Richtung.
  • Auf zwei Frequenzen arbeitendes Bodenradar
  • Infrarotspektrometer
  • Alphapartikel-Röntgenspektrometer (APXS) an einem mechanischen Arm.

Ablauf der Mission

Jadehase wurde, befestigt auf der Oberseite des Landers der Sonde Chang’e 3, am 1. Dezember 2013 um 17:30 Uhr UTC gestartet und landete am 14. Dezember 2013 um 13:11 Uhr UTC, vier Tage nach dem örtlichen Sonnenaufgang, im Mare Imbrium auf der erdzugewandten Seite des Mondes. Dies war die erste weiche Landung auf dem Mond seit 1976 und der erste Einsatz eines Mondrovers, seit Lunochod 2 am 11. Mai 1973 außer Betrieb ging. Gut sieben Stunden nach der Landung, am 14. Dezember 2013 um 20:35 Uhr UTC, rollte der Rover über eine Rampe auf die Mondoberfläche.

Erster Mondtag

An dieser Stelle möchte ich nochmal ausdrücklich sagen, dass die Betonung in dieser Überschrift auf „dem ersten Mondtag“ liegt. Das hat durchaus nichts mit dem Tag auf unserer Erde zu tun. Ein Mondtag dauert ungefähr 14 Erdentage auf einer Mond-Seite. Tag ist es also auf dem Mond, wenn die Sonne die Seite bescheint, auf welcher wir uns befinden. Haben wir beispielsweise Neumond, dann ist die uns zugewandte Seite des Mondes im Erdschatten, also dunkel, also nacht. Vollen Mondtag haben wir nur bei Vollmond. Dazwischen ist Dämmerung etc.

Nachdem der Mondhase um den 17. Dezember 2013 einen kurzen Mittagsschlaf gehalten hatte, war die erste Aufgabe, die Jadehase bis zum 22. Dezember 2014 erfüllte, den Lander von verschiedenen Blickwinkeln aus zu fotografieren, während er selbst umgekehrt auch vom Lander aus gefilmt und fotografiert wurde. Eine Anzahl dieser Bilder wurde veröffentlicht. Anschließend, am 22. Dezember 2013 um 21:00 Uhr UTC, wurde erstmals der mechanische Arm an der Vorderseite des Gehäuses entfaltet und der Sensor des Alphapartikel-Röntgenspektrometers nahe an den Mondboden gebracht. Der Positionierungsvorgang dauerte etwa eine halbe Stunde, dann wurde die Funktionalität des Instruments an einer mitgeführten Kalibrierungsprobe überprüft. Danach wurde der Arm wieder in seine Ruheposition am Gehäuse gebracht. Die erste tatsächliche Messung der Bodenzusammensetzung mit Hilfe des Röntgenspektrometers fand am 25. Dezember 2013 statt.
Die erste Mondnacht verbrachte der Rover etwa 40 Meter südlich des Landers. Er drehte sich mit der Vorderseite nach Süden, sodass das unbewegliche, in Fahrtrichtung linke Solarmodul nach Osten zeigte. Dann klappte der Rover den Mast mit der Parabolantenne und den Kameras nach hinten in sein Gehäuse und klappt den beweglichen Solarzellenflügel darüber, um das Gehäuse zu verschließen und sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen. Am 25. Dezember gingen der Lander und am 26. Dezember der Rover in den Schlafmodus über.

Zweiter Mondtag

Als die aufgehende Sonne nach dem Ende der Mondnacht auf das östliche Solarmodul schien, erwachte der Rover am 11. Januar 2014 aus seinem Standby und führte bis zur Mittagspause am 16. Januar eine weitere Inspektion des Mondbodens aus. Am 25. Januar 2014, sechs Wochen nach Beginn des Rover-Einsatzes und nahe dem Ende des zweiten Mondtages, stellten die Techniker im Raumfahrtkontrollzentrum Peking fest, dass sich eines der Räder des Rovers nicht mehr bewegte. Dadurch konnte sich Jadehase nicht nach Süden drehen und seine korrekte „Schlafposition“ einnehmen.

Dritter Mondtag

Als die Sonne am 10. Februar 2014 wieder über der Landestelle aufgegangen war, konnte das Raumfahrtkontrollzentrum zunächst keine Kommunikation mit dem Rover aufnehmen und erklärte ihn deshalb für dauerhaft inoperativ. Nach zweitägigen unermüdlichen „Weckrufen“ der Tiefraumstation Giyamusi konnte jedoch am späten Abend des 12. Februar der Kontakt wiederhergestellt werden. Zunächst wurde nur die Trägerwelle empfangen, später dann auch Telemetriesignale. Es gelang jedoch nicht, das Fahrwerk wieder in Gang zu setzen. Als am 22. Februar 2014 die dritte Mondnacht begann, war klar, dass der Rover zwar unbeweglich war, dass jedoch das Bodenradar, die Panoramakamera und das Infrarotspektrometer normal betriebsfähig waren.

Weiterer Verlauf

Am 18. April 2014 erläuterte Wang Jianyu (王建宇, * 1959) von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften,[29] dass gewisse Komponenten möglicherweise Frostschäden erlitten hätten. Dadurch, dass das rechte Solarmodul nicht in die „Schlafposition“ gefaltet werden konnte, konnte es nicht wie vorgesehen zur Wärmeisolierung der Elektronik während der Mondnacht dienen. Obwohl die wissenschaftlichen Instrumente noch funktionierten – sie waren an sich nur für eine Lebensdauer von drei Monaten ausgelegt – war ihr Nutzen deutlich begrenzt, da der Rover seine Position nicht mehr verändern konnte.
Am 1. August 2016, während der 33. Mondnacht, gab die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas bekannt, dass Jadehase am 31. Juli 2016 nach 972 Tagen, also mehr als 31 Erdenmonaten seinen Betrieb endgültig eingestellt hatte. Während dieser Zeit hatte der Rover auf dem Mond insgesamt 114 Meter zurückgelegt.

Abspann

Und hiermit wünsche ich uns allen ein frohes Osterfest. Mögen sich die Zeiten bald wieder bessern.