Blindnerd-Adventskalender – zum ersten Advent

Meine lieben,

sicherlich wundert ihr euch, dass der Blindnerd schon am ersten Advent mit seinen Weihnachtsgeschichten beginnt, obwohl der 01. Dezember doch erst morgen ist.
Ja, das hat seinen Grund.
In diesem Jahr kann es leider keinen Blindnerd-Adventskalender geben, der alle 24 Türchen befüllt.
Viele von euch wissen es, dass ich im letzten halben Jahr sehr gesundheitlich gebeutelt war. Da fehlte mir einfach die Kraft, vierundzwanzig Geschichten zu recherchieren und zu schreiben. An Ideen hätte es mir durchaus nicht gemangelt.

Ganz hängen lassen darf der Sternenonkel aber seine Leserschaft in der Weihnachtszeit, wo Sterne so wichtig sind, doch nicht.
Deshalb werde ich diesmal nur die Eckdaten, alle vier Adventssonntage, Nikolaus und natürlich den heiligen Abend bedienen.

Nun wisst ihr auch, wieso ich zu früh starte. Aber wenn man schon nicht alle Türchen füllt, dann muss wenigstens der erste Advent dabei sein, ob es nun schon Dezember ist, oder nicht.
Ich bitte euch dafür um Verständnis.

Ach ja, die Verlinkung zum Adventskalender des Arbeitskreises BLAutor, gibt es natürlich. Den administriere ich ja nur und bekomme die Geschichten für die Türchen von unseren Schreiberlingen geliefert.
Der startet allerdings, wie es sein soll, erst morgen.
Starten wir also mit meiner Geschichte zum ersten Advent.

Am letzten Wochenende hatten wir unsere Jahresfreizeit des Evang Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden diesmal zum Thema Luft. Darüber werde ich noch extra schreiben.
Aber dennoch ist vor allem der Gottesdienst dieser Freizeit Anlass zu diesem Einstieg in die Adventszeit.
Hier nur ganz kurz, worum es in der Freizeit grob ging.

  • Wir erfuhren, woraus Luft besteht, wie sie auf die Erde kam, dass sie nicht immer so war, wie sie jetzt ist, von ihre Geschichte der Entdeckung ihrer Bestandteile, wie sich die Alchemie zur heutigen Chemie entwickelte, und wie man Brot aus Luft gewinnen kann.
    Damit ist natürlich die Herstellung von Düngemitteln aus dem Stickstoff unserer Atmosphäre gemeint, mit
  • deren Hilfe der Welthunger gelindert werden konnte.

  • Unsere Ursula, die mittlerweile dreiundneunzig Jahre auf dem Buckel hat, erklärte uns die Luft aus Sicht der Weltreligionen.
    Da gibt es den Odem, der Gott dem Menschen einhauchte, auf dass er lebe,
    das geistige Atma der buddhistischen Religionen,
    auch den heiligen Geist, der mit Luft verglichen werden kann, und vieles mehr.
    Mich erstaunt hier immer wieder, wie Ursula uns das alles frei erzählt, ohne Notizen oder Skript. Euer Sternenonkel kann das nicht.
  • Nach Kaffee und Kuchen wurde es richtig praktisch. Eine Atemtherapeuting zeigte uns, wie man diesen Lebensstoff richtig einsaugt und bewusst erlebt.
    Richtiges Atmen ist sehr wichtig. Es gibt Entspannung und uns auch die richtige Stimme, wenn wir sie brauchen.
    Also ich finde, da waren einige Übungen dabei, die sich sehr gut in den Alltag integrieren lassen.
  • Als finaler Höhepunkt und Ausklang steht immer der Abschlussgottesdienst am Sonntag.
    Diesmal konnten wir dafür eine Pfarrerin aus dem EOK gewinnen. In ihrer Predigt griff sie auf ganz wunderbare Weise alles nochmal auf, was wir an diesem Wochenende erleben durften.
    Besser konnte man die ganzen losen Fäden nicht zusammenführen.
  • Und dann. Ein König wird meist durch Trompetenstöße angekündigt. Spätestens, als unser lieber Johannes in sein wunderbares Instrument blies, war mir klar, Jetzt ist sie da, die Advents- und Weihnachtszeit. Er, unser König und Heiland kündigt sich an. Er wird kommen. Er ist schon unter uns. Darauf dürfen wir Christen hoffen, glauben und seiner gewiss sein…

Also für mich beginnt die Adventszeit immer mit Musik. Der erste Advent ohne Weihnachtsoratorium von J. S. Bach geht gar nicht. Ich bin nicht besonders religiös, aber dieses Werk gibt mir so viel Hoffnung und Zuversicht, dass ich es sogar in diesem Sommer, als ich wirklich sehr geplagt von Schmerzen war, begeistert angehört habe. Ja, diese Kraftquelle funktioniert auch im Sommer.

Ich hatte das Werk schon mal vor vielen Jahren behandelt, aber gerade nach überstandener Krankheit ist es mir so wichtig, dass ich es hier nochmal erwähne und mit euch teile.

Aus Wikipedia:

Das Weihnachtsoratorium BWV 248 ist ein sechsteiliges Oratorium für Soli (SATB), gemischten Chor und Orchester von Johann Sebastian Bach. Die einzelnen Teile wurden erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt. Feierliche Eröffnungs- und Schlusschöre, die Vertonung der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Die sechs Teile werden durch die Freude über die Geburt Christi verbunden. Von der musikalischen Gattung steht das Weihnachts-Oratorium Bachs oratorischen Passionen nahe. Es ist das populärste aller geistlichen Vokalwerke Bachs und zählt zu seinen berühmtesten geistlichen Kompositionen. Das Oratorium wird heute häufig in der Advents- und Weihnachtszeit ganz oder in Teilen aufgeführt. Die Gesamtspieldauer beträgt circa 2½ Stunden.

Es lohnt sich wirklich, sich dieses Werk mal anzuhören. Bei mir ist Weihnachts- und Adventszeit ohne dieses Werk seit Jahrzehnten nicht vorstellbar.
Ihr werdet es sicher in einem Musikanbieter eurer Wahl finden.
Es gliedert sich in folgende Teile:

  1. Teil I: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“
  2. Teil II: „Und es waren Hirten in derselben Gegend“
  3. Teil III: „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“
  4. Teil IV: „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“
  5. Teil V: „Ehre sei dir, Gott, gesungen“
  6. Teil VI: „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“

Mehr möchte ich euch an dieser Stelle zu diesem Werk nicht verraten, da ich über keine klassische Musikausbildung verfüge. Macht es einfach, wie ich. Hört, vernehmt und genießt.
Und wie gesagt. Ihr findet das Werk bei allen Musikanbietern. Ich werde jetzt an dieser Stelle keine Werbung für eine besondere Aufführung machen, weil es mir fern liegt, diese zu beurteilen. Die beste Inszinierung kann nicht gesucht, sondern muss von jedem für sich gefunden werden.
Wenn ihr mögt, dürft ihr euren Fund gerne in den Kommentaren mit uns teilen.

Lasst mich den Beitrag mit einem Kommentar eines unserer Leser beschließen. Er schrieb damals:

Ja, in der Tat: großartige Musik. Es macht auch nicht viel, dass uns vieles heute nicht mehr so klar ist beim Hören. Beispiel: ganz viel Trompete gleich am Anfang. Wir würden heute sagen: naja klar, schön feierlich eben. Damals hatte das hingegen zugleich eine Aussage; Trompetensignale bedeuten: Da kommt ein König, _der_ Herrscher überhaupt, Christus. Es ist wie bei vielen schönen Dingen: Je mehr wir davon verstehen, desto größer wird das Staunen; also gerade nicht: OK, kapiert, abgehakt; sondern: ach so, wow, stark! So, denke ich, geht es ja auch dem Blogger bei der Beschäftigung mit seinem Fach.

Und jetzt gibt es, wie schon in den letzten Jahren wieder den Querverweis auf den wunderbaren Adventskalender des Arbeitskreises der BLAutoren.
Bitte hier lang.

Startet gut und schön in die Advents- und Weihnachtszeit.
Alles liebe und gute wünscht euch
euer Sternenonkel.

Das verborgene Leuchten


Meine lieben,
morgen ist St. Martin. Das ist zum einen das Fest des Teilens und der Nächstenliebe, zum zweiten, ein Lichterfest mit Laternen, und für einen beachtlichen Teil der Menschheit beginnt etwas, das man die fünfte Jahreszeit nennt, und womit ich leider überhaupt nichts anfangen kann. Nehmen wir uns also zum Anlass ein schönes Licht-Thema vor, das man normalerweise nicht so auf dem Schirm hat.
lasst mich diesen Artikel mit einer Strophe des Liedes „Die sieben Gaben“ von Gerhard Schöne beginnen.
In diesem Lied heißt es:

Wenn ich Dir was wünschen dürfte,
mein liebes Kind,
wünscht ich Dir die sieben Gaben,
die nicht leicht zu haben sind.
Das Geheimnis eines Steines,
außen Grau und unscheinbar,
weiß er doch in seinem Innern
ein Kristall sternenklar.

Ich weiß jetzt nicht mehr genau, ob die folgende Frage von euch oder aus einem Podcast kam.
Die Frage war, ob es denn im Inneren unserer Erde leuchtet, wenn der Erdkern mehrere tausend Grad heiß ist.
Tatsächlich habe ich mir diese Frage auch schon gestellt.
Gehen wir ihr also zu St. Martin 2025 nach.

Ab wann glüht was?

Ein Körper beginnt sichtbar zu glühen, wenn er über ca. 500–600 °C heiß wird. Das beginnt mit rötlichem Glühen (wie bei glühender Kohle).
Ab ca. 1.200 °C wird das Glühen weißlich.
Bei 5.000–6.000 °C wie im Erdkern strahlt ein Körper im sichtbaren Spektrum sehr intensiv, ähnlich wie die Sonne – also weiß-gelblich.
Je heißer ein Körper wird, desto weißer und heller wird das Licht – wie bei der Sonne (etwa 5.500 °C an der Oberfläche).
In der Physik gibt es in diesem Zusammenhang den Begriff des „schwarzen Körpers“. Den schauen wir uns kurz an:
Wie bitte? Ich denke, es geht um etwas leuchtendes. Schwarz ist doch eher dunkel?
Ja, stimmt, und deshalb müssen wir uns damit beschäftigen.

Was ist das?

Ein „Schwarzer Körper“ ist ein ideales physikalisches Modell:
Er absorbiert alle elektromagnetische Strahlung, die auf ihn trifft – egal welche Wellenlänge.
Er reflektiert nichts, daher wirkt er perfekt schwarz.
Gleichzeitig ist er ein perfekter Strahler: Er sendet bei jeder Temperatur genau die Menge und Art von Strahlung aus, die seine Temperatur vorgibt.
Ein Schwarzer Körper ist also wie ein idealer „Lichtofen“, der nichts zurückhält, nichts verliert, aber selbst ein perfektes thermisches Strahlungsspektrum abgibt.
In der Realität kommt z. B. ein glühendes Stück Metall oder ein Stern diesem Modell relativ nahe.
Sonne und Erdkern sind ganz gute Näherungen an einen Schwarzkörper.

Wie ist das also jetzt bei unserer Erde?

Der innere Erdkern hat Temperaturen von ca. 5.000 bis 6.000 °C, also ähnlich heiß wie die Oberfläche der Sonne.
Der Erdkern ist also in diesem Sinne eine Art „Metallsonne unter der Erde“, .
Wir sehen leider nichts davon, weil Erdmantel und Erdkruste nicht lichtdurchlässig sind. Alle Photonen werden dort gestreut, so dass die Lichtenergie lediglich etwas zur Heizung im Innern der Erde beiträgt, denn verloren geht diese Energie natürlich nicht.
Bei solchen Temperaturen beginnt ein Körper thermisch zu strahlen, das ist dann Schwarzkörperstrahlung.
Das bedeutet:
Wäre der Erdkern von einem durchsichtigen oder durchsichtig gemachten Material (z. B. Quarzglas oder Diamant) umgeben, das die Strahlung nicht absorbiert oder streut, dann würden wir ihn als eine gleißend helle Lichtquelle sehen.Die Erde verliert heute ca. 40 bis 45 Terawatt an Wärmeleistung durch ihre Oberfläche – das ist winzig im Vergleich zur Sonneneinstrahlung, aber eben nicht nichts.

Und jetzt, wo wir wissen, dass es im Innern unserer Erde hell sein muss, würdigen wir noch die Personen, die das ganze entwickelten.

  1. Wilhelm Wien (1893):
    Er fand das Wien’sche Verschiebungsgesetz
    Es sagt: Je heißer ein Körper, desto kürzer ist die Wellenlänge, bei der er am meisten strahlt.
  2. Stefan-Boltzmann:
    Josef Stefan (experimentell) und Ludwig Boltzmann (theoretisch) fanden das Stefan-Boltzmann-Gesetz:
    Es beschreibt die gesamte abgestrahlte Leistung P eines Schwarzen Körpers bei einer bestimmten Temperatur T.
  3. Max Planck (1900):
    Er löste das große Problem: Die klassische Physik konnte die gemessene Schwarzkörperstrahlung nicht korrekt berechnen – sie sagte eine unendliche Strahlung bei kurzer Wellenlänge voraus (die sogenannte Ultraviolett-Katastrophe).
    Planck führte deshalb die Idee ein, dass Strahlung nicht kontinuierlich, sondern in Energiepaketen (Quanten) abgegeben wird:
    E=h⋅f
    (mit h = Plancksches Wirkungsquantum)
    Damit war die Quantenphysik geboren.

Und noch mehr Beispiele

Auch unsere Sonne erfüllt viele dieser Kriterien erstaunlich gut:
Die Sonnenstrahlung folgt sehr genau dem Planckschen Strahlungsgesetz.
Ihre Strahlung hat ein Maximum bei etwa 500 Nanometern (grünlich), was einer Temperatur von etwa 5.800 K entspricht – genau das ergibt sich auch aus dem Wien’schen Verschiebungsgesetz.
Das Spektrum ist sehr glatt – ohne große Lücken oder Spitzen.
Die sichtbare Oberfläche der Sonne (die Photosphäre) ist ein heißes, ionisiertes Plasma – das ist dicht genug, um wie ein Schwarzer Körper zu strahlen.
Die Photonen, die dort entweichen, haben eine lange Geschichte hinter sich: Sie wurden im Sonneninneren erzeugt, wanderten jahrhundertelang durch Streuung und Absorption und werden schließlich an der Photosphäre frei – das ist der Ort, von dem die Schwarzkörperstrahlung stammt.
Tja, und das ist es eben, was auf der Erde nicht funktioniert. Das Licht im Innern der Erde kommt nie frei. Außer manchmal, wenn glühend leuchtende Lava entweicht.
Dann, und nur dann verät die Erde sich und gibt uns Kunde vom inneren Leuchten.
Das ganze führt uns aber noch zu einer anderen Frage:

Ist ein schwarzes Loch auch ein Schwarzkörper?
In gewisser Hinsicht schon:
Ein Schwarzes Loch absorbiert tatsächlich alles, was hineinfällt – nicht nur Licht, sondern jede Form von Energie.
Es reflektiert nichts – nicht einmal Informationen (nach klassischer Physik).
Es war lange der Inbegriff eines perfekten Absorbers – also noch „idealer“ als ein klassischer Schwarzer Körper.
Ein Schwarzer Körper strahlt thermische Strahlung ab, ein klassisches Schwarzes Loch nicht, Zumindest nicht in der klassischen Physik.

Dann kam Stephen Hawking (1974):
Hawking zeigte mithilfe der Quantenfeldtheorie in gekrümmter Raumzeit, dass Schwarze Löcher doch eine winzige thermische Strahlung aussenden.
Diese Strahlung entsteht nicht im Loch selbst, sondern direkt am Ereignishorizont, durch sogenannte Quantenfluktuationen.

Dabei entsteht ein Teilchen-Antiteilchen-Paar nahe dem Horizont – eines fällt hinein, das andere entkommt → aus Sicht eines entfernten Beobachters scheint das Schwarze Loch zu strahlen.
Je kleiner das Schwarze Loch, desto heißer ist merkwürdiger Weise die Strahlung.
Für ein Schwarzes Loch mit der Masse der Sonne liegt die Temperatur bei etwa 60 Nanokelvin – also viel kälter als das kosmische Mikrowellen-Hintergrundlicht → praktisch unsichtbar.
Erst sehr kleine Schwarze Löcher (z. B. hypothetische „Primordiale“) würden messbar strahlen – aber sie wurden bisher nicht nachgewiesen.

Fazit

also mich fasziniert es unglaublich, dass es tatsächlich unter unseren Füßen leuchtet.
Ich wünsche mir, dass das Meer z. B. einen Glasboden hat. Dann gäbe es Michael Endes Meeresleuchten aus Jim Knopf tatsächlich.
Wenn man an so Sachen, wie Bergkristalle denkt, dann kann man sich vorstellen, dass es vielleicht im Innern von den Höhlen der Zwerge aus dem Herrn der Ringe, auch leuchtet.
Ich hoffe, dass ihr nun auch etwas von dem Geheimnis spürt, das im Innern unserer Erde schlummert.

Leuchtende Verführung


Meine lieben,
beginnen wir unseren Beitrag zu Hallooween 2025 mit einem Zitat aus einem Hörspiel. Hörspiel deshalb, weil dort das Zitat deutlich kürzer ist, als aus dem Buch.

Es war Mitternacht, und im Haulewald brauste der Sturmwind.
Plötzlich huschte ein schwacher Lichtschein in Zick-Zack-Linien durch das Gehölz.
Es war ein Irrlicht, und es hatte den Weg verloren.
In der rechten Hand trug es eine winzige weiße Fahne.
Es handelte sich offenbar um einen Boten…

Nah, habt ihr erraten aus welcher Geschichte ich hier zitierte? Die Auflösung gibt es unten am Ende des Beitrages.
Was ihr aber sicher schon erraten habt ist, worum es heute zu Halloween gehen wird. Genau. Es geht um Irrlichter.

Steigen wir also ein.
Der Nebel liegt schwer über dem Moor.
Ein einsamer Wanderer tastet sich Schritt für Schritt durch das feuchte Gras.
Kein Laut, nur das leise Glucksen des Bodens unter seinen Füßen.
Dann – ein Licht.
Zuerst schwach, dann heller.
Ein kleines, bläuliches Flämmchen tanzt über dem Boden, kaum größer als eine Kerze, und scheint ihn zu locken: Komm näher…
Doch immer, wenn er sich annähert, zieht es sich ein Stück zurück – flackernd, schwebend, verspielt.
War es eine Seele? Eine List der Natur? Oder einfach nur der Atem der Erde?

Die Menschen früherer Zeiten konnten sich die Irrlichter nicht erklären – und so gaben sie ihnen Geschichten.
Im alemannischen Raum heißen sie Drudefüür, Seelenlichtle oder Männle mit dem Füürle.
Man sagte, es seien die Seelen derer, die keine Ruhe fanden:
Die Geizigen, die den Zehnten nicht bezahlt hatten, oder die Verirrten, die zwischen den Welten wandelten.

Wanderer wurden gewarnt, einem Irrlicht zu folgen – es führe geradewegs ins Moor, wo man versinke, wie die Seele in der Sünde.
In manchen Gegenden glaubte man auch, Irrlichter seien gute Geister, die den Weg zum Himmel suchten.
Zu Allerheiligen und Allerseelen, also in der Zeit um Halloween, erzählte man sich, dass die Grenze zwischen den Welten durchlässig wird.
Dann, so hieß es, tanzen die Irrlichter häufiger – als Zeichen dafür, dass die Verstorbenen unter uns weilen.
Das mit der durchlässig werdenden Grenze zwischen den Welten finden wir übrigens auch in den Geschichten, Mythen und Sagen, welche sich um Polarlichter ranken. Aber die heb ich mir für einen anderen Halloween auf.
Dass etwas an den Irrlichtern dran sein muss, darf kaum bezweifelt werden, denn es gibt sie in so vielen Kulturen, und meist dort, wo es Moore gibt. Schauen wir uns also jetzt an, was die Wissenschaft dazu zu sagen hat.

Immer dann, wenn wir ein Naturphänomen nicht verstehen, geben wir ihm bis heute Geschichten, Mythen und Sagen.

Heute wissen wir: Irrlichter sind keine Geister, sondern chemische Lichtphänomene, die aus dem Inneren der Erde aufsteigen.
In den faulenden Tiefen eines Moores entsteht durch den Abbau abgestorbener Pflanzen Methan (CH₄). Begleitet wird es oft von Phosphin (PH₃) und Diphosphin (P₂H₄) – Gase, die bei Kontakt mit Luft spontan zu leuchten oder sogar zu brennen beginnen.
So entstehen diese kleinen, flackernden Flämmchen, die scheinbar über dem Boden schweben.
Sie brennen mit kaltem, bläulichem Licht, lautlos und kurzlebig. Ein Hauch von Chemie – aber einer, der Jahrhunderte lang die Fantasie beflügelt hat.

Manchmal steckt hinter einem Irrlicht auch Biolumineszenz: Leuchtbakterien oder Pilze, die in feuchtem Holz oder Moorboden leben. Ihr Leuchten ist nicht heiß, sondern biologisch – wie bei Glühwürmchen.
Solche Lichter scheinen stationär zu leuchten und könnten in sehr dunklen Nächten als „Irrlichter“ wahrgenommen werden.

Manchmal reflektiert auch einfach feuchter Nebel das Licht entfernter Quellen (z. B. Kerzen, Lagerfeuer, Autoscheinwerfer). Durch die Dämpfe und Bewegungen in der Luft wirkt das Licht dann geisterhaft schwebend.

Warum sie wandern:
Wenn Methan- oder Phosphingase aus einem Moor aufsteigen, werden sie von leichten Luftströmungen getragen. Dadurch scheinen die Lichter einem Menschen aus der Ferne zu „folgen“ oder vor ihm davonzuschweben — was den alten Volksglauben vom „verführenden Irrlicht“ befeuerte.

Ja, nun wissen wir es also, wie die Dinger funktionieren. Aber für mich haben sie ihre Faszination längst noch nicht verloren. Vor dem Wissen kommt immer erst das Staunen. und genau dieses muss nicht in dem Moment aufhören, wo man etwas entzaubert hat, weil man versteht, wie was funktioniert.

Heute wissen wir also, dass kein Geist im Moor spukt.
Und doch – wenn wir ehrlich sind – verlieren die Irrlichter nichts von ihrem Zauber.
Denn sie zeigen uns, wie dünn der Schleier zwischen Wissenschaft und Wunder manchmal ist.

Vielleicht sind sie tatsächlich Seelenlichter – nur anders, als die Menschen früher glaubten.
Nicht die Seelen der Toten, sondern die leuchtenden Atemzüge der Erde selbst, die kurz sichtbar werden, wenn sie Leben und Verfall ausbalanciert.

Wenn du also an einem kühlen Herbstabend über ein Moor gehst und ein fernes Flackern siehst –
dann halte inne.
Atme den feuchten Nebel, hör auf das leise Zischen der Erde –
und grüße das Irrlicht.
Es ist kein Spuk – es ist Physik, die Poesie geworden ist.
Ja, Ja, Ja, Poesie von der KI…

Ach ja, da fehlt ja noch was; das Buch aus dessen Hörspiel ich zitierte.
Es war natürlich „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende.
Das Irrlicht, Namens Blupp, trifft in einer Waldlichtung auf drei weitere Gestalten Phantasiens, einen Steinriesen, einen Nachtalp und einen Winzling. Sie tauschen sich aus, und stellen fest, dass ganz Phantasien in Gefahr ist, weil sich das „Nichts“ offenbar überall ausbreitet.
Alle viere machen sich nun getrennt auf den Weg zum Elfenbeinturm, um der kindlichen Kaiserin zu berichten.
Der Nachtalp auf seiner Fledermaus fliegend glaubt, dass er das Ziel als erster erreichte. Aber weit gefehlt. Es war der Winzling auf seiner Rennschnecke, der ihn bereits mit seinem Hut winkend, erwartet.

und schließlich erreicht auch der Steinriese das Ziel, der in einem Anfall von Heißhunger sein Steinfahrrad verspeist hatte, und deshalb den Großteil des Weges zu Fuß zurücklegen musste. Ob das Irrlicht jemals ankam, oder sich erneut verirrte, erfahren wir leider nicht.
Und dann nimmt die unendliche Geschichte eben ihren Lauf.

Hier kommt für euch noch eine Irrlicht-Geschichte zu Halloween.
Natürlich! 🌫️ Hier ist eine klassische Sage, in der ein **Irrlicht** Menschen in die Irre führt — sie stammt aus dem **norddeutschen Volksglauben**, ist aber in ähnlicher Form in ganz Mitteleuropa verbreitet:

Die Sage vom Irrlicht im Moor, gefunden von ChatGPT.
In alten Zeiten, so erzählt man sich im Norden Deutschlands, gab es nahe eines kleinen Dorfes ein weites Moor, das bei Nacht gefährlich war. Niemand wagte sich nach Sonnenuntergang dorthin, denn dort sollen Irrlichter tanzen — kleine, bläuliche Flammen, die dicht über dem Boden schweben und trügerisch wie Laternen flackern.

Eines Abends kehrte ein junger Bauer spät vom Markt zurück. Der Mond war von Wolken verdeckt, und der Heimweg führte dicht am Moor vorbei. Plötzlich sah er in der Ferne ein kleines Licht — warm und freundlich, wie von einer Laterne, die jemand vor sich her trägt.

„Da wird wohl einer vom Dorf sein, der mir den Weg zeigt“, dachte der Bauer erleichtert, und er folgte dem Licht. Doch das Licht wich ihm immer ein Stück aus, gerade weit genug, dass er es nicht erreichte.

Bald war der Weg unter seinen Füßen weich und sumpfig geworden. Das Licht flackerte näher und ferner, bis der Mann merkte, dass er mitten im Moor stand. Ein kalter Wind zog auf, und das Licht begann, höhnisch um ihn zu tanzen. Da wusste er, dass es kein Mensch war, sondern ein **Irrlicht**, das ihn ins Verderben führen wollte.

Verzweifelt bekreuzigte sich der Bauer und sprach ein Gebet. Da erlosch das Licht mit einem zischenden Laut — und plötzlich hörte er in der Ferne den Hahn krähen. Mühsam tastete er sich zurück, bis er endlich festen Boden spürte. Am nächsten Morgen fand man seine Fußspuren — sie endeten nur wenige Schritte vor einem tiefen Tümpel, in dem schon viele verschwunden waren.

Seit jener Nacht warnte man im Dorf die Kinder:
„Folge niemals einem Licht im Moor, wenn du allein bist. Es könnte ein Irrlicht sein, das deine Seele holen will!“

Wir feiern einen alten Schinken


Meine lieben,

wie die Zeit vergeht.
an diesem 01.10.2025 feiern wir den Geburtstag eines inzwischen recht abgehangenen alten Schinkens
Es handelt sich dabei um nichts geringeres, als um mein erstes veröffentlichtes Buch.
Gedruckt ist es im Handel vermutlich nicht mehr zu bekommen, aber als Ebook schon noch. Es ist auch in den Hörbüchereien für blinde Menschen aufgelesen worden, und kann dort ausgeliehen werden.
Und ja, es führt auch auf dem Blog ein Weg zu ihm. Bitte hier lang.
Ich finde, dass ich irgendwie diesen Geburtstag gerne mit euch feiern möchte, weil das Buch der Anfang von etwas ganz großem war, das z. B. in Form dieses Blogs, meinen vielen Vorträgen und sonstigen Beiträgen in den Medien, begann, und bis heute, zum Glück auf etwas kleinerer Flamme, andauert und noch immer sehr lebendig ist.

Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass ihr mein Buch gelesen habt, hilft aber eventuell schon zum Lesen dieser kleinen Feierstunde. Ich werde die Feier so gestalten, dass ich am Inhaltsverzeichnis des Buches entlang gehe, und dort mir Dinge herausgreife, die sich verändert haben, die einfach nicht mehr ganz passen oder auch nicht mehr ganz stimmen.
Wie stelle ich es jetzt nur an, mit euch zu feiern, ohne mich selbst dabei zu sehr zu bauchpinseln oder zu wichtig zu nehmen?
Fangen wir also an.

Vorwort …………………………………………………………………. 9

Hinter diesem Vorwort stehe ich nach wie vor. Ich brenne noch immer für die Sache, und solche Beispiele, wie mein Buch werden in heutiger Zeit immer wichtiger.
Vielmals wird das Wort „Inklusion“ über Gebühr strapaziert. In dem Sinne ist mein Buch besser, weil dort drinnen steht, wie das gehen kann.

Mein Forschergeist wird geweckt…………………………15

Hierzu kann ich nur sagen, dass er nie eingeschlafen ist seither. Ich genieße es sehr, dass ich heute so viel Zugang zu Wissenschaft habe.
Ich komme z. B. bei den ganzen Wissenschaftspodcast, die ich gerne hören würde, schon gar nicht mehr hinterher.
Auch das Angebot an Hörbüchern, Blogs und News ist so überwältigend, wenn ich da an früher denke. Wir hatten quasi „nüscht“, wie der Berliner sagen würde. Und heute ergießt sich auch für mich Wissen und Bildung wie das Wasser des Lebens.

Weltraumhelden ………………………………………………15

Natürlich habe ich heute eine etwas andere Sicht auf meine Weltraumhelden der Kindheit. Ich habe aber in der Zwischenzeit mich auch hier schon häufiger, mit den Weltraumhelden unserer Zeit befasst. Ich finde es ganz großartig, wenn Alexander Gerst, den ich sogar schon einmal life am KIT hören durfte, Samantha Cristoforetti, Matthias Maurer mit Büchern, Interviews, Podcasts und vielem mehr uns für Wissenschaft und Weltraum begeistern. Sie sprechen mit unterschiedlichsten Personen und haben sogar von der ISS aus mit Kindern gefunkt.
Zu meinem Erlebnis mit Alexander Gerst geht es hier lang.
Sie sind eindeutig die Weltraumhelden von heute. Ich habe deren Bücher verschlungen…

Super-Oma……………………………………………………….16

Sie konnte mir in Wissenschaft zwar nicht viel beibringen, aber die Neugier für alles pflanzte sie sicher auch mit in mein Herz. Sie versuchte immer meine Fragen zu beantworten. Leider konnte sie mein Buch und den Ruhm, den ich damit hatte, nicht mehr genießen. Aber sie ist darin verewigt.
Selbiges gilt auch für meinen Großvater und einige andere.
Meine Superoma stand mir nie im Wege und förderte mich mit ihrer Liebe und auch materiell, so weit sie konnte.

Frag und es wird Tag ………………………………………..18

Das stimmt einfach. Deshalb haben wir hier auch diese Rubrik eingeführt. Bitte nutzt sie weiter. Versucht immer gute Antworten zu geben, wenn Kinder etwas fragen, oder gebt es unumwunden bitte gleich zu, wenn ihr die Antwort nicht kennt…
Und wenn es auch abgedroschen klingen mag. Dumme Fragen gibt es nicht, weil Dumme in der Regel nichts fragen, und sich mit ihrer freiwillig gewählten Unwissenheit zufrieden geben.

Astronomische Erlebnisse…………………………………….23

Ich hoffe sehr, dass ich es noch erleben darf, dass wir zum Mond zurück kehren.
Bei der ersten Mondlandung war ich erst vier Monate alt.
Leider war ich zur 50jährigen Mondlandung krank, so dass ich nur vom Bett und später mit euch schriftlich feiern konnte.
https://blindnerd.de/2019/12/11/meine-jahres-mondfeier/
Ich wünsche mir sehr, dass unsere Kinder und Jugend die Raumstation und alle sonstigen Bemühungen im Weltall mit so viel Begeisterung und Anteilnahme erleben können, wie ich damals mit Skylab, die Space Shuttles, die Mir-Station oder auch Hubble. Dass die Voyagermissionen noch immer funktionieren, hätte ich mir niemals träumen lassen, wenn mein Buch mal zehn Jahre feiert. Ich habe mal gehört, dass die Ingenieure sich teilweise ihren Vorgesetzten widersetzten, indem sie von manchem Bauteilen die zwar teurere, aber bessere Variante eingebaut haben. Das sollten wir uns bei unserer heutigen Billig-Produktion manchmal zu Herzen nehmen. Ich wundere mich zwar immer, wie robust unsere Smartphones sind, die so gerne mal durch Straßenbahnen, Züge oder Busse geworfen werden, aber trotz ihrer Leistung. Zum Mond, zum Saturn oder wer weiß wo hin, würde ich mit solch einem Computer nicht fliegen wollen, sei er noch so gut geschützt gegen Weltraumstrahlung.
Aber passt doch bitte trotz allem besser auf eure Smartfones und sonstigen Gadgets auf. Mir tut das im ganzen Körper weh, wenn ich hören muss, dass wieder eines zu Boden gefallen ist, und dieser Klang ist typisch und mit nichts anderem zu verwechseln…
Wie auch immer.
Solche großen Weltraumprojekte funktionieren ungeachtet aller Differenzen zwischen Nationen, und sind somit Zeichen des Friedens, Zeichen des möglichen und der Beweis dafür, dass die Menschheit grundsätzlich in der Lage wäre, globale Probleme, wie den Klimawandel anzugehen, wenn wir endlich….

Cassini-Huygens……………………………………………….60

Die im Buch erwähnte Cassini-Huygens-Mission zu Saturn und seinem Mond Titan ist mittlerweile abgeschlossen. Welch eine großartige Mission. 13 Jahre flog sie dort rum, und kurz vor ihrem Ende funktionierte nur eine kleine Antenne nicht mehr, die nicht mal wichtig war. Es war sogar noch Treibstoff für einige riskante Durchflüge der Saturnringe übrig, bevor sie dann ihr Leben in den hoffentlich weichen Gashüllen des Planeten beendete.
Das Highlight für mich war die Episode dazu im Raumzeit-Podcast, in welcher der Fahrtwind erzeugt wurde, den der Lander Huygens bei seinem mehrstündigen Abstieg auf den Saturnmond Titan produzierte.
Raumzeit Podcast, Folge 30
Ja, sie ist nicht die einzige Mission, die ein Mikrofon dabei hat. Der Marsrover mit dem schwierigen Namen und dem Hubschrauber, hat auch eines, und es gibt Aufnahmen dazu, wie der Rover fährt und der Hubschrauber in der dünnen Marsatmosphäre fliegt.
https://mars.nasa.gov/resources/22201/sounds-of-mars-nasas-insight-senses-martian-wind/?site=insight
Es ist so schade, dass es vom Inneren der ISS so wenige Audios gibt.

Da es meinen Blog zum Ende der Cassini-Huygens-Mission noch nicht gab, feierten wir das im Nachgang unter:
Ein schwerer Abschied.

Schulzeit und Studium………………………………………….65

Bei diesem Kapitel hat sich natürlich nichts verändert, da es meine Vergangenheit ist.
Ich kann dazu nur nochmal sagen. Weichen zu Wissenschaft und ganzheitlichem Denken werden dort gestellt. Ich mag mich durch andere Medien und vor allem mittels viel weniger Möglichkeiten, an die Astronomie herangetastet haben, was nicht selten ein mühsamer Weg war. Heutzutage mit den aktuellen Medien, geht das für alle Menschen leichter. Das Wissen steht uns zur Verfügung. Vielleicht eines nur zum Thema Schule. Bitte achtet darauf, das Kinder wieder mehr lesen. Richtige Weltraumhelden entstehen nicht im Video, sondern indem man über sie liest, und sie selbst entstehen lässt. Dass junge Menschen heutzutage nicht mehr viel lesen, könnte uns zu einem großen Problem werden.

Seit Erscheinen meines Buches durfte ich so oft erleben, wie wunderbar Astronomie und Weltraum ganz besonders für Kinder funktioniert. Nichts gegen euch Erwachsene, aber Kinder sind das coolste, das am leichtesten zu begeisternde und das Publikum mit den wenigsten Berührungsängsten. Die Blindheit ist bei Kindern eigentlich nie Thema, wobei sie für euch oft erst mal das wichtigste überhaupt ist…

Hier einige Artikel zu Workshops mit Kindern:
Astronomie für benachteiligte Kinder
Ich kam, sah und siegte
In meinen Jahresrückblicken werden sicherlich noch welche, über die ich nicht explizit Artikel verfasst habe, zu finden sein.

Und noch was:
Ein Land, das über Fachkräftemangel in Technik- und IT-Berufen klagt, kann es sich eigentlich nicht leisten, nahezu bundesweit die Astronomie aus dem Lehrplan zu verbannen, und die ganzen Schulplanetarien und Teleskope auf den Schulen in den neuen Bundesländern verrotten zu lassen. Das beklagen wir von der Deutschen Astronomischen Gesellschaft wirklich sehr.

Mein Weg zur Inklusion………………………………………..85

Dass mein Weg zur Inklusion nicht leicht war, beschrieb ich hier an unterschiedlichsten Stellen, z. B. in: Unter uns.
Spannend ist, dass die Nasa inzwischen ernsthaft darüber nachdenkt, ich glaub es läuft sogar schon ein Pilotprojekt, auch Menschen mit Beeinträchtigung zu Astronauten auszubilden.
Wäre ich noch etwas jünger, und hätte ich doch besser meinen Körper geschont, dann würde ich mich sofort melden…

Freizeiten………………………………………………………….88

Als ich mein Buch begann, hatte ich noch wenige Freizeiten und fast gar keine anderen Veranstaltungen zum Thema. Das kam erst langsam durch meine Autorenlesungen, was übrigens die anstrengendsten Vorträge überhaupt sind. Punktschrift lesen fällt mir nicht ganz leicht, und oft sind vor allem diese Lesungen mit umständlichen Reisen verbunden, die um so schwieriger sind, wenn ich keine Begleitperson habe. Also wenn ich etwas nicht vermisse, dann sind es gerade diese Lesereisen.

Ansonsten habe ich meine Freizeiten sehr mit allen möglichen Medien anreichern können, und oft kann ich die Inhalte auf mehrere Schultern verteilen, was die Sache viel spannender und fielfältiger macht.
Jeder bringt sich mit dem ein, was Mensch kann. Und ja, die Pandemie hat auch mich gelehrt, dass man durchaus auch mal eine Veranstaltung online durchführen kann. Dagegen wehrte ich mich lange, aber irgendwann sagte ich mir dann auch, dass es so besser ist, als würde ich den Menschen überhaupt nichts mehr geben können. Schon klar. Die, welches in dieser Zeit am nötigsten gehabt hätten, habe ich online vermutlich nicht erreicht…
In meinen Jahresberichten könnt ihr viel über derlei Aktivitäten lesen, so dass ich mir das hier jetzt erspare.
Auf jeden Fall ist das etwas, das ich hoffentlich dann auch noch im Ruhestand ausüben werde.
Wer mich mal für eine Freizeit oder Veranstaltung gerne hätte, darf mich gerne danach fragen.
Seit meinem Buch hatte ich bestimmt um 150 Freizeiten und sonstige Veranstaltungen.

Wissenschaftler mit vier Sinnen ………………………….133

Wer in einem meiner Vorträge war weiß, dass dieses Kapitel immer in irgend einer Form dran kommt. Es ist tatsächlich so. Die Astronomie und auch andere Wissenschaften haben eine gute Tradition, auch von Menschen mit einer Beeinträchtigung, erfolgreich betrieben zu werden. Ich nenne hier jetzt bewusst keine Namen, weil ich niemanden auf seine Beeinträchtigung reduzieren möchte. Aber dass es bis in die Gegenwart stimmt, durfte ich z. B. erleben, als ich auf dem Inklusionstag der IAU in Wien sprechen und ausstellen durfte. Da gab es Astronom:innen, die im Laufe ihrer Karriere erblindeten. Aus nahezu allen anderen Berufen hätte es jemanden raus geworfen, der so etwas erleiden muss. Aber in der Astronomie macht man einfach weiter. OK, dann halt nicht mehr am optischen Teleskop, aber es gibt ja noch die Radioastronomie und die Datenanalyse. Derlei geht eben auch akustisch.

Über diese Veranstaltung und die damit verbundene Ehre, die mir dort zu Teil wurde, schrieb ich in Inspiring Stars.

Anhänge …………………………………………………………… 141

In den Anhängen zu meinem Buch, erahnt Mensch, dass die Astronomie eine ganzheitliche Sicht auf die Welt eröffnet. So sind mir bis heute auf dem Blog Lyrik, Gedichte und Geschichten ganz wichtig. Hätten wir im Unterricht, egal in welchem Fach, mehr Geschichten bekommen, dann wäre sicherlich vieles spannender gewesen und vermutlich auch besser hängen geblieben. Und nicht zuletzt, hätten wir die Sinnhaftigkeit so mancher Inhalte begriffen.

Fazit:

Über anderthalb Jahre suchte ich einen Verlagfür mein Buch und erfuhr nur Ablehnungen.

  • Das Thema ist zu speziell,
  • so etwas verkauft sich nicht,
  • Blind und Astronomie kann ja gar nicht gehen…

waren Argumente der Ablehnung.
Den kleine Aquensis-Verlag in Baden-Baden konnte ich dann von meinem Mamuskript überzeugen, und wir machten einen Vertrag. Ein Grund, und da bin ich mir ganz sicher dafür war, dass der mittlerweile verstorbene Leiter selbst durch einen Schlaganfall halbseitig gelämt war, und dessen Sohn eine starke Hörbeeinträchtigung hat. Er war idealist genug…
Und dann kam aber schon mein erster Absturz.
Als mein Buch in der Presse angekündigt wurde, erhielt ich umgehend eine Einladung zur Sendung „Menschen der Woche“ des SWR, moderiert von Frank Elstner.
Das war an sich eine super erfahrung. Aber was macht er, er vergisst einfach mein Buch in die Kamera zu halten, und es zu erwähnen. Es lag vor ihm. Das kann man in der Sendung deutlich sehen.
Ich war am Boden zerstört über Wochen, und die Wunde ist nach all den Jahren noch nicht ganz geschlossen. Da schafft man es trotz aller Widrigkeiten zu einem Buch und in so eine Sendung, und dann …
Am meisten ärgerte ich mich auch darüber, dass ich damals viele Kontakte zu Leuten hatte, die mit Shows und Sendungen viel Erfahrung haben. Die ließen mich alle in das offene Messer laufen. Heute würde ich ganz selbstbewusst mein Buch ungefragt in die Kamera halten.
Aber was solls. Gelernt habe ich bei all dem sehr viel, weil ich im Grunde genommen jeden Fehler gemacht habe, den man bei der Erstellung und Veröffentlichung eines Buches überhaupt machen kann. Und ob ich mehr Bücher verkauft hätte, wenn der gute alte Frank mein Buch in die Kamera gehalten hätte, ist so ungewiss, wie die Antwort auf die Frage, was vor dem Urknall war.

Welche Frage von euch jetzt kommen könnte, und welche mir auch schon oft gestellt wurde ist die, wann denn mein zweites Buch erscheint.
Die Antwort darauf ist: „Ich weiß es nicht.“
Alles in allem habe ich mit dem ersten Buch nicht die besten Erfahrungen gemacht. Mit meinem Verlag hatte ich ein riesiges Glück. Ansonsten hatte ich nur Absagen. Geschrieben habe ich mittlerweile genug, womit ich vielleicht einen Verlag zu einer Buchidee überreden könnte, aber das ist dann auch je nach dem, sehr teuer. Naja, Selbstverlag oder so ein Online-Dienst ginge ja auch.
Meine Themen sind halt so richtige Randthemen. Und dann ist es ja so, dass es wahrlich schon so viele Bücher über Astronomie gibt, dass es schwer ist, ein Alleinstellungsmerkmal, also einen Grund dafür zu finden, wieso gerade mein Buch besonders lesenswert sein soll. Ich würde wenn, dann schon gerne bei meinem Alleinstellungsmerkmal „Blind zu den Sternen“ bleiben, aber damit bedient man halt dann wieder nur eine Randgruppe…
Ein Grund, der auch deutlich gegen ein neues Buch spricht, ist die elende Schlepperei auf Lesereisen. Jeder, der schon mal bei einem Umzug geholfen hat weiß, wie verdammt schwer Bücherkisten sein können…
Und dann ist es leider oft so, dass Sehende bei meinen Vorträgen, wenn es dann an den Buchverkauf geht, es nicht schaffen, die Barriere zu mir in ihrem Kopf zu überwinden.
Wie spreche ich ihn an?
Kann er mir mein Buch auch signieren?
Klappt das mit dem Geld und dem Rausgeben, wenn ich es nicht passend habe?
Nö, da bestelle ich mir das Buch lieber online, oder vergesse es, bis ich wieder daheim bin.

Also momentan fühle ich mich mit euch, meine Leser:innen, meinem Blog, mit dessen Inhalt man mittlerweile auch schon Bücher füllen könnte und meinen anderen Aktivitäten sehr wohl.
Und was ansonsten noch Bücher betrifft, so durfte ich mich an drei Anthologien des Arbeitskreises blinder Autoren (BLAutor) beteiligen. So etwas macht mir auch viel Spaß. Ja, so viel Werbung muss erlaubt sein, weil auch diese Anthologien sehr lesenswert sind. Zeigen sie doch auf unterschiedlichste Weise, welch wunderbares Leben man auch mit einer Beeinträchtigung führen kann. Wir sind durchaus nicht ständig leidend, werden aber gleichzeitig, wie ihr auch, vom Leid nicht verschont und den uns oft angedichteten sechsten Sinn, besitzen wir auch nicht.
Hier also die Links zu diesen weiteren Büchern, in welchen ich vorkomme…

  1. Blind verliebt
  2. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt
  3. Farbenfrohe Dunkelheit

Und was noch?
Großen Dank an all jene, die mich bei diesem mehrjährigen Buchprojekt begleitet und unterstützt haben. So etwas schafft keiner alleine.
Ich sage in aller Bescheidenheit und Demutvoll zu mir selbst:

Herzlichen Glückwunsch, gut gemacht…

Mensagespräche


Meine lieben,

heute geht es um etwas, worüber sich einige Nerds und ich neulich in der Mensa unterhielten.
Der Gegenstand von heute ist sehr flüchtig und kommt bei uns auf der Erde eher selten vor. Kommt es frei, dann haut es sofort ins Weltall ab. Obwohl es das zweithäufigste im Universum ist, ist es hier selten und kostbar.

Wir füllen es in Luftballons, die dann in die Höhe steigen und atmen es ein, damit wir wie die Mickymaus sprechen können.
Nicht zuletzt kühlen wir damit um die Wette, um möglichst nahe an den absoluten Nullpunkt von -273 Grad heran zu kommen, 0 Kelvin also.
Na klar. Ihr habt es längst erraten, dass es um Helium gehen wird.
Also los.

Die Entdeckung

Es ist kaum mehr als einhundert Jahre her, als die Wissenschaft noch davon ausging, dass die Sonne ähnlich aufgebaut sei, als unsere Erde. Nun ja. Immerhin zeigen sich im Sonnenspektrum auch viele Linien bekannter Elemente.
Erst eine Frau, mit Namen Cecilia Payne, räumte damit auf und erklärte uns den Sonnenstoff.
Ich schrieb darüber zum Weltfrauentag 2022 und in meinem Adventskalender in
Die Frau mit dem Sonnenstoff
Sie fand heraus, dass Sterne im wesentlichen aus Wasserstoff und Helium bestehen, und sich somit grundlegend vom Aufbau der Erde unterscheiden.
Also mich verblüfft das sehr, dass man etwas entdecken kann, obwohl man nicht vor Ort ist. Genau so ist das mit dem Helium passiert. Der Name sagt es ja schon. Helium heißt so, weil es eben nicht zuerst auf der Erde, sondern auf der Sonne entdeckt wurde.

Die Entdeckung des Heliums führt uns nach Indien in das Jahr 1868. Dort bewegte sich am 18.08. der Kernschatten einer Sonnenfinsternis über die indische und die malaiische Halbinsel.
Das wollten sich vor allem zwei Astronomen nicht entgehen lassen.

Den einen haben wir schon mal kennengelernt in Ein Sonnenforscher, eine Finsternis und ein Latenzaun
Der Astronom und Fotograf Pierre Jules César Janssen nahm also die beschwerliche Reise auf sich, um von Guntur in Indien aus diese Finsternis zu beobachten und zu fotografieren.
Als nach kurzer Zeit die Sonne wieder hinter der Mondscheibe hervortrat und die Protuberanzen verblassten, soll Janssen ausgerufen haben:
„Diese Linien will ich auch außerhalb der Finsternisse beobachten.“
Und was macht er danach? Er erfindet mal eben den Heliospektrographen.
Damit kann man Sonnenfinsternis auch am Tag und auf der ganzen Sonnenoberfläche erleben.

Den anderen der zwei, hätte diese Reise beinahe sein Leben gekostet.
Joseph Norman Lockyer schiffte sich auf der Psyche ein, um zum Ort des Geschehens zu gelangen. Leider erlitt er mit diesem Schiff Schiffbruch. Er wurde aber irgendwie gerettet, und erreichte mit knapper Not noch sein Ziel.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass er gerade noch drei Sekunden Finsternis beobachten konnte.

Ja, es war schon gefährlich, damals ein Finsternisjäger zu sein. Je nach dem, wo sie stattfindet, ist das bis heute so. Seereisen mögen sicherer geworden sein, und viele Orte kann man per Flugzeug erreichen, aber oft fallen die Finsternisse dort hin, wo einem Krokodile oder Schlangen in die Füße beißen können…

Aber nichts für ungut, fanden beide unabhängig voneinander eine gelbe Linie im Sonnenspektrum, die bisher noch keinem Element auf der Erde zugeordnet werden konnte. Es musste sich also um einen Stoff handeln, den es scheinbar nur auf der Sonne zu geben schien. Grund genug, ihn Helium zu nennen.

Das ist doch absurd. Da versteckt sich unser Heimatstern mal kurz hinter dem Mond, und die beiden finden die gelbe Spektrallinie des Heliums.

Zum Glück passt eben nur der hell leuchtende mittlere Teil der Sonne hinter den Mond, so dass die spannende Korona noch seitlich hervorluggt. Zumindest bei totalen Finsternissen ist das so.
Somit war Helium das erste Element, das nicht zuerst auf Erden entdeckt wurde.
Es dauerte noch ungefähr dreißig Jahre, bis man es auch auf der Erde fand.

Der schottische Chemiker William Ramsay suchte in einem Mineral namens Cleveit (ein Uranerz) nach Argon.
Stattdessen fand er ein Gas mit genau jener geheimnisvollen gelben Spektrallinie – es war das Sonnen-Helium!
Kurz darauf bestätigten die schwedischen Forscher Per Teodor Cleve und Nils Abraham Langlet die Beobachtung und isolierten größere Mengen.

Was ist Helium?

  • Helium ist ein besonderes Element: Es ist ein sogenanntes Edelgas und gleichzeitig das zweitleichteste chemische Element nach Wasserstoff.
  • Ein Edelgas geht mit nichts chemische Reaktionen ein.
  • Es besteht in seinem Kern aus zwei Protonen und zwei Neutronen, der von zwei Elektronen umgeben ist.
  • Es kann nicht wie viele andere Stoffe durch chemische Prozesse hergestellt werden, da es sich um ein reines Atom handelt und nicht um eine Verbindung, die man mischen könnte.
  • Es kommt chemisch quasi einzeln vor, wobei sich die nicht edlen Gase mit ihresgleichen verbinden, wenn sich nichts besseres findet, z. B.
    Wasserstoff als H2,
    Sauerstoff als O2
    Stickstoff als N2
    und Helium eben alleine als He. Das hat zur Folge, dass man es sogar noch schlechter einsperren kann, als Wasserstoff, weil es alleine überall durchrutschen kann.

Das vorhin erwähnte Argon ist übrigens ebenfalls ein Edelgas. Es ist aber deutlich schwerer als Helium. Wenn man das einatmet, dann klingt man tiefer. Da Argon schwerer als Luft ist, muss man nach so einer Aktion einen Kopfstand machen, damit das schwere Gas wieder aus einem herausfallen kann, um wieder Platz für normale Luft in der Lunge zu schaffen.
Bitte besser nicht versuchen. Man könnte dabei ersticken.
Aber zurück zu unserem Sonnenstoff.

Natürliche Entstehung

Helium entsteht hauptsächlich im Inneren von Sternen durch Kernfusion: Wasserstoffkerne (Protonen) verschmelzen zu Helium. Dieser Prozess liefert uns die Energie der Sonne, den wir gerne hier auf Erden nachstellen würden.

Auf der Erde entsteht Helium bei radioaktivem Zerfall schwerer Elemente (z. B. Uran, Thorium). Dabei werden Alphateilchen frei, die im Prinzip Helium-4-Kerne sind. Diese sammeln sich in Gesteinen und reichern sich in Erdgaslagerstätten an. Deshalb wird fast das gesamte Helium, das wir nutzen, aus Erdgas gewonnen.

Künstliche Herstellung

Helium lässt sich, wie gesagt, nicht künstlich herstellen. Man kann es nur gewinnen und abscheiden. Das ist und bleibt zumindest so lange der Fall, bis es uns vielleicht eines Tages doch gelingt, das Sternenfeuer hier auf Erden in einem Kernfusionsreaktor zu zünden und am Leben zu halten. Die magische Zahl, des Versprechens lauten schon mindestens seit fünfzig Jahren, „fünfzig“, dann ist es so weit.

In Kernreaktoren, wo Alpha-Teilchen, also Heliumkerne entstehen, kann man es eventuell auch erzeugen. Aber wer will so radioaktives Zeugs.
Helium künstlich zu gewinnen lohnt sich nicht, weil die Mengen verschwindend klein und die Verfahren extrem teuer sind.
Deshalb nutzt man weiterhin das Helium, das in Erdgasvorkommen gebunden ist.

Es ist in Erdgasen nur in Spuren (0,1–7 %) enthalten, aber weil es extrem leicht und nicht brennbar ist, kann man es durch Trennverfahren isolieren.
Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan (CH₄), dazu Ethan, Propan, Stickstoff usw.
Wenn man das Gasgemisch sehr stark abkühlt und unter Druck setzt (Tiefkühlung, „Kryogene Destillation“), werden fast alle Komponenten flüssig – außer Helium, weil es den niedrigsten Siedepunkt hat (−269 °C).
Helium bleibt also gasförmig übrig, während Methan und Co. schon verflüssigt sind.
Danach wird es durch mehrfache Reinigungsschritte (z. B. Aktivkohle, Membranen, Druckwechsel-Adsorption) von Spuren anderer Gase (v. a. Stickstoff, Neon, Wasserstoff) getrennt.
Am Ende erhält man Rohhelium mit ca. 70–80 % Reinheit.
Dieses wird dann noch weiter verflüssigt oder durch spezielle Adsorptionsverfahren auf über 99,999 % Reinheit gebracht, wie es für Labor, Medizin und Raumfahrt gebraucht wird.

Besonderheiten dieses Elements

Jedes andere Gas wird bei genügend tiefer Temperatur von selbst fest.
Helium aber bleibt bei Normaldruck bis zum absoluten Nullpunkt (0 K) flüssig. Ganz nebenbei. Den absoluten Nullpunkt kann man nicht erreichen, aber fast…
Erst wenn man Druck anlegt (ca. 25 bar bei Helium-4), kristallisiert es zu einem Festkörper.
Der Grund dafür sind quantenmechanische effekte.
Helium-Atome sind extrem leicht.
Die Bindungskräfte zwischen ihnen (Van-der-Waals-Kräfte) sind sehr schwach.
Bei tiefer Temperatur würden sie sich zwar normalerweise aneinander „festklammern“, aber:
Wegen ihrer geringen Masse haben die Atome eine hohe Nullpunktsbewegung (Quantenschwankung, die auch bei 0 K nicht verschwindet).
Diese Bewegung ist stärker als die Anziehungskräfte → die Atome können sich nicht an feste Plätze „binden“.
Helium bleibt also flüssig, wenn man keinen Druck anlegt.
Kühlt man Helium Unter 2,17 K (bei Helium-4) passiert dann etwas Magisches: Helium wird superfluid.
Es Fließt ohne Reibung durch feinste Röhrchen.
Es bildet dünne Filme, die Wände hochkriechen.
Es ann Wärmetransport extrem effizient übernehmen, wieso es als Kühlmitten eingesetzt wird, wo sehr tiefe Temperaturen gebraucht werden.
So wird beispielsweise eine Infrarot-Kamera unseres Web-Space-Teleskop mit Helium gekühlt, weil sie ansonsten zu warm wäre, um die Infrarotstrahlung messen zu können. Sie wäre dann dafür blind. Supraleitende Magnete, z. B. die im LHC im Zern, oder in Kernspintomographen kühlt man so weit herunter, bis das Material, aus welchem sie gemacht sind, seinen Widerstand gegen Strom aufgibt, und supraleitend wird. Damit kann man dann so starke Magnetfelder erzeugen, wie das mit nicht-supraleitenden Spuhlen, z. B. gewickelt aus Kupferdraht, niemals möglich ist.

Wenn man Helium einatmet (bitte nur ganz kurz und in sicherer Umgebung!), verändert sich die Stimme.
Der Grund ist nicht, dass die Stimmbänder schneller schwingen, sondern dass Helium viel leichter als Luft ist.
Die Schallgeschwindigkeit hängt von der Dichte des Gases ab:
In Luft: ca. 343 m/s
In Helium: ca. 970 m/s
Die Resonanzräume im Mund und Rachen klingen dadurch höher, weil die Resonanzfrequenzen steigen.
Das ist ein reiner akustischer Effekt, kein biologischer.

Fazit

Helium ist nicht nur im chemischen Sinne edel, sondern auch deshalb, weil es selten und wertvoll ist.

Vor allem seine Kühleigenschaften sind für uns Menschen unverzichtbar geworden. Magnetspintomographen, die in der Medizin verwendet werden, kühlt man gerne mal mit Helium oder Stickstoff.

Bis heute wird um die Wette gekühlt. Da fällt mir der Physiker Wolfgang Ketterle ein. Der war so eifrig dabei, dass er sich ein Feldbett in sein Büro stellte, denn auch er konnte jetzt nicht zu Bett gehen, wenn seine Kollegen und Mitarbeiter um die Wette kühlten.
So etwas nenne ich Beharrlichkeit…

Zum Schluss stelle ich in den Raum, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, unser kostbares Helium in Luftballons zu füllen, die sicher platzen, und somit das Helium in den Weltraum entlassen, weil es so leicht ist, dass unsere Erde es nicht daran hindern kann, zu entfliehen. Wir werden für unsere neuen Technologien, wie z. B. Quantencomputer und die Energiewende viel mehr Helium benötigen, als bisher.

Das Geheimnis des Regenbogens


Meine lieben,
erst mal vielen Dank für eure Rückmeldungen und Kommentare zu meinen Alemannischen Astronomen und natürlich auch zu meinem etwas untypischen Artikel Unter Uns.

Es haben mich jetzt doch einige Fragen zu den Entdeckungen meiner alemannischen Astronomen erreicht. Deshalb greife ich heute nochmal den Balmer auf, und was er gefunden hat. Und keine Sorge, der etwas exzentrische Zwicky soll auch nochmal dran kommen.
Ja, es ist eben etwas ganz besonderes, wenn man nach so vielen Jahren den ersten Auftritt in der Geburtsstadt hat, und die ganze Familie kommt. Damit ist man in einem Artikel noch nicht fertig.
Fangen wir also mal mit Balmer und seiner Formel an. Keine Angst, es wird nicht sehr mathematisch werden. Ich kenn euch doch.

Farben des Lichts

Das farbige Spektrum z. B. das, des Sonnenlichts, entsteht immer dann, wenn es in seine Farben aufgefechert wird.
Lässt man Licht durch ein Prisma, ein Fraunhofergitter mit sehr schmalen Linien, durch eine Regenwand als Regenbogen oder auf eine CD fallen, kann man die bunden Farben des an sich weißen Sonnenlichtes erkennen.
Das Licht sortiert sich zu einem Spektrum (Farbband) weil Licht unterschiedlicher Wellenlängen unterschiedlich stark abgelenkt wird.

Im Falle des Regenbogens muss das weiße Sonnenlicht ähnlich, wie bei einem Prisma durch die Regentropfen hindurch und wird so aufgespalten.
Wir kommen nachher nochmal auf ihn zurück.

Das Lichtwunder

Ein halbes Jahrhundert vor Balmer stand ein junger Glasmacher am Okular eines Teleskops. Joseph von Fraunhofer, ein bayerischer Waisenjunge, der sich mit harter Arbeit zum Optiker und Physiker hochgearbeitet hatte, beobachtete das Sonnenlicht durch ein Prisma. Was er sah, ließ ihn erstarren.

„Was zum Kuckuck… da sind dunkle Streifen im Regenbogen!“,

rief er.

Es waren hunderte, ja tausende dunkle Linien – wie kleine Risse im Farbspektrum. Niemand konnte erklären, warum sie da waren. Fraunhofer katalogisierte sie akribisch, gab ihnen Buchstaben, doch er ahnte nicht, dass er damit die Sprache des Universums aufgeschlagen hatte. Er starb früh, doch seine Linien lebten weiter.

Dann, in Heidelberg, einige Jahre später, brodelte es – wortwörtlich. Robert Bunsen, der mit seinem Assistenten Gustav Kirchhoff am Spektroskop arbeitete, hatte mit Hilfe seines neu erfundenen Gasbrenners herausgefunden, dass jedes chemische Element ganz eigene, bunte Linien ins Spektrum malte. Bunsen, ein Mann mit feinem Schnauzer und wachem Geist, hielt triumphierend ein Glasröhrchen in die Flamme.

„Schau, Gustav! Natrium – immer zwei gelbe Linien. Wie die Fensterläden bei meim Elternhaus!“

Sie erkannten, dass man mit dem Licht die chemische Zusammensetzung erkennen konnte – selbst von Dingen, die man nie anfassen würde.
Nun hatte man also das Werkzeug, die Spektralanalyse in der Hand, mit welchem man Dinge entdecken konnte, ohne dort gewesen zu sein, z. B. das Helium der Sonne. Dies ist aber mal eine eigene Geschichte wert.

Doch die Krönung dieser Reise sollte noch folgen – durch eine Frau, die sich gegen alle Widerstände durchsetzte. Ihr Name: Cecilia Payne. Eine junge Engländerin, die 1925 in Harvard promovierte – als erste Frau, und gleich mit einer Arbeit, die alles veränderte.

Sie hatte das Licht der Sterne durch Spektren analysiert und erkannte, dass sie vor allem aus Wasserstoff und Helium bestanden. Die damalige Wissenschaft hielt das für unmöglich – man glaubte, die Sonne müsse aus denselben schweren Elementen bestehen wie die Erde.

Doch Cecilia ließ sich nicht beirren. Ihre Formeln, ihre Logik, ihre klare Sicht auf das Licht überzeugten später selbst den größten Kritiker: Henry Norris Russell musste eingestehen, dass sie recht gehabt hatte. Damit hatte sie das wahre Wesen der Sterne enthüllt – nicht durch Teleskope, sondern durch Mathematik und Licht.
Das muss man sich mal vorstellen. Mit diesem chemischen Fingerabdruck lassen sich Dinge erforschen, ohne dort hin zu gehen. Sie müssen halt nur leuchten.

Neben der Tatsache, dass Sterne fast nur aus Wasserstoff und Helium bestehen, weiß man heute, dass in Spuren auch fast alle anderen Elemente in der Sonne vorkommen. Die hat sie sich bei ihrer Entstehung einverleibt, weil es vor ihr schon Sterne gab, die in Supernova-Explosionen diese schweren Elemente erzeugten und ins All geblasen haben.

Jedes chemische Element und Molekül besitzt sein eigenes Spektrum, sein eigenes farbiges Band, seine eigene Melodie, wenn man so will, wenn man es zum leuchten, z. B. durch Erhitzung anregt.
Es besitzt also einen ganz ihm eigenen Barcode, bestehend aus hellen und dunklen Linien oder Rissen im Farbspektrum.

Warum?
Weil in jedem Atom die Elektronen nur bestimmte Energiestufen einnehmen können. Wenn sie angeregt werden – zum Beispiel durch Hitze oder Licht –, springen sie auf eine höhere Stufe. Beim Zurückfallen senden sie Licht aus – aber nur in ganz bestimmten Farben. Diese Farben erscheinen im Spektrum als Linien. Für jedes Element anders. So erkennt man Natrium an zwei gelben Linien, Wasserstoff an mehreren Linien im blauen und roten Bereich, und Helium – wie Bunsen und Kirchhoff es entdeckten – an einer besonderen gelben Linie, die vorher unbekannt war.

Balmers Entdeckung

Also war das mit den Wasserstofflinien Balmer schon bekannt.
Bevor ich euch beschreibe, was der Alemanne sah, und wir seine Formel kennenlernen, hier noch etwas zum Verständnis.

Zur Beschreibung einer Welle benötigt man ihre Frequenz und ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit. Diese kennen wir für elektromagnetische Wellen, also Licht, im Vakuum genau. Licht breitet sich dort mit einer Geschwindigkeit von 300000 Kilometer pro Sekunde aus. Die Frequenz gibt an, wie oft eine Welle pro Zeiteinheit, z. B. einer Sekunde hin und her schwingt. Sie wird in Herz, oder dessen Vielfachen, z. B. Kiloherz oder Megaherz angegeben. Aus all dem kann man nun berechnen, wie weit sich eine Welle während einer kompletten Schwingung in ihrem Medium ausgebreitet hat. Unsere Lichtwellen schwingen so schnell, dass man ihre Ausbreitung in Nanometern angeben muss, um nicht so kleine Zahlen hinter dem Komma zu erhalten.

Beobachtet man also bis zum leuchten erhitzten Wasserstoff durch ein Prisma oder Fraunhofergitter, dann sieht man folgendes:

  • Bei 656 nm ein kräftiger roter „Ton“
  • Ein wenig weiter rechts, bei 486 nm, ein grünlich-blauer Akzent
  • Dann bei 434 nm ein schwächeres Blau
  • Schließlich bei etwa 410 nm ein zartes Violett

Je weiter man geht, desto enger und blasser werden die Linien, bis sie im Ultravioletten verschwinden.
Diese Linien sind wie Schritte auf einer Treppe des Lichts, wobei jede Linie für einen Quantensprung eines Elektrons steht.
Stellte man sie so akustisch da, dann lägen die Töne sehr nah beieinander. Aber wenn man das ganze etwas dehnte, dann wären die Klänge sicher gut zu unterscheiden.

Die Balmer-Serie endet dann bei einer minimalen Wellenlänge, der sogenannten Balmer-Grenze:
Diese liegt im Ultraviolett – also außerhalb des sichtbaren Bereichs.

Balmers Formel

In Balmers Formel geht es darum, das Spektrum des Wasserstoffs mathematisch zu erklären, also ohne Beobachtung im voraus zu berechnen.

Die Balmer-Formel beschreibt die Wellenlängen des sichtbaren Lichts, das von angeregtem Wasserstoffgas ausgestrahlt wird, wenn Elektronen auf die zweite Schale (n = 2) zurückfallen. Die dabei entstehenden Spektrallinien bilden die sogenannte Balmer-Serie.
Wie das genau funktioniert, erspare ich uns an dieser Stelle, weil wir dazu sogar in die Quantenphysik hinein müssten.

Im sichtbaren Bereich des Wasserstoffatom-Spektrums lassen sich vier Linien beobachten, deren Abstände voneinander mit abnehmender Wellenlänge kleiner werden. Sie werden, beginnend mit der größten Wellenlänge, als H‑α (H‑alpha), H‑β, H‑γ und H‑δ bezeichnet. Ihre Wellenlängen

Balmer nun war davon überzeugt, dass wenn man verschiedene Eigenschaften kennt, z. B. Temperatur, Frequenz etc, dann sollten sich doch diese Lücken auch mathematisch „voraussagen“ lassen. Er wollte wissen, wieso beim Wasserstoff das Spektrum genau so ist, wie es ist.
Wer nun die Formel genau studieren möchte, den darf ich auf den Artikel dazu bei Wikipedia verweisen. Dort wird sie gut und mathematisch erklärt.
Für all jene, welche Formeln in LaTeX lesen können, rate ich, unten auf der Seide in die mobile Ansicht umzuschalten. Dann seht ihr sie im LaTeX-Code.
Andernfalls hängt die Lesbarkeit stark davon ab, was euer Bildschirmleser mathematisch so drauf hat..
https://de.wikipedia.org/wiki/Balmer-Serie

Epilog

So kam es, dass ein Alemann mit Zahlen, ein bayerischer Glasmacher, ein Heidelberger Feuergeist und eine mutige Frau aus England zusammen über Zeit und Raum hinweg das Universum entschlüsselten.
Das Licht der Sterne ist kein bloßes Leuchten – es ist eine Nachricht. In seinen Farben liegt ein Geheimcode, geschrieben in Linien, die von jedem Element anders gezeichnet sind. Das Spektrum ist der Regenbogen des Universums. Und jedes Atom malt darin seine Signatur.

Wer also heute einen Sonnenstrahl durch ein Prisma fallen lässt, der sieht mehr als nur Farben. Er sieht eine uralte Geschichte – von Feuer, von Zahlen, von Mut und Erkenntnis. Und vielleicht flüstert dann der Wind auf Alemannisch:

D’Liecht isch meh als Liecht – es isch dr Klang vom Kosmos, gschriebe mit Farbe!

„Licht ist mehr. Licht ist der Klang des Kosmos, geschrieben mit Farben.“

Zu guter letzt

Hier zum Schluss noch eine Beschreibung eines Regenbogens und ein Gedicht von einer lieben Mitleserin:
Beschreibung:

im Vordergrund bzw dem unteren Drittel: Wiese, Häuser, Bäume, Bildmitte Regenbogen, der fast über den ganzen Himmel geht (nahezu vollständiger Halbkreis also), Drüber Wolken. Mit bloßem Auge (auf dem Foto leider nicht erkennbar) konnte man den spiegelbildlichen „Zwilling“ sehen – außen rot, innen blau der Zwilling mit noch außen blau war zu erkennen (gelb und rot nicht mehr). Aber so selten Regenbogen sind – mit „Doppel“ noch weniger hat mich das extrem begeistert. Hätte jetzt gerne ein passendes Musikstück für dich das mindestens Majestätisch, mit der großen Pauke und ausdrucksstark daher kommt…

Nun nimmt sie Bezug auf unseren Sternenwanderer, der unsere Radiosphären durchkreuzt, Siehe Artikel zu Ostern 2025.

Eigentlich sollten wir unserem Freund, dem Sternenwanderer, echt von dieser Naturschönheit des Regenbogens erzählen.

Und nun teilt sie noch ein Gedicht das sie in der ersten Klasse gelernt und bis heute behalten hat.

Der Regenbogen
von Ruth Hassel.

Ein Regenbogen, komm und schau
rot und orange, gelb grün und blau
So herrliche Farben
kann keiner bezahlen
ihn über den halben Himmel zu malen.
Ihn malte die Sonne
mit Goldener Hand
auf eine wandernde Regenwand.

Ich kann unsere Mitleserin und euch an dieser Stelle trösten. Es ist sicher, dass die Schönheit eines Regenbogens durch Ton und Bild auch schon durch unsere Radiosphären zu unserem Wanderer gelangt ist. Hoffen wir, dass er ihn zwischen all dem anderen Getöse findet…

Was? Ihr habt noch keins?

Ja, meine lieben, auch Karlsruhe hatte bis vor kurzem noch keines.
Keines was? Lasst euch überraschen…

Wir erinnern uns

Am 07.05. vor einhundert Jahren wurde im Deutschen Museum in München das erste Planetarium eröffnet.
Es ist zwar so, dass München den Projektor schon zwei Jahre vorher erhielt, aber er war irgendwie noch nicht fertig und ausgereift, und wurde deshalb nochmal zu Zeiss-Jena zurück geschickt.
Vor diesem Hintergrund schrieb ich vor zwei Jahren über
Einhundert Jahre Planetarien
und
Eine Blase voller Sterne
Vielleicht ahnt ihr es schon, wieso ich mich dieser Dinger nochmal annehme.
Dafür gibt es nämlich einen sehr guten und noch schöneren Grund.

Das Himmlische Geschenk für Karlsruhe

Endlich hat Karlsruhe am 07.05.2025 sein eigenes Planetarium bekommen.
Deshalb die Überschrift dieses Artikels „Was, ihr habt noch keins?“

Es kam, wie aus heiterem Himmel. Vor einigen Monaten erfuhr ich plötzlich davon, dass Karlsruhe ein Planetarium bekommen soll. Ein Mensch, der vorher am Deutschen Museum München arbeitete, soll Gründer und Leiter sein.
Derlei rüttelt natürlich den Sternenonkel wach. Wen könnte ich denn da jetzt fragen, wie, was und wo.
Da fiel mir Matthias ein, dessen spannende Geschichte über himmelsmodelle hier auf dem Blog zu Gast war, siehe Das Schauspiel am Himmel im Modell

Außerdem verdanken wir ihm meinen Artikel zur Die Weihnachtsmondfahrt
(Apollo8 und Joules Vernes).
Den entwickelte ich mit einem Englischen Artikel von Matthias als Grundlage. Daraus ist dann später sogar noch eine Radiosendung für ein Internetradio mit der ersten Bibellesung im All geworden.

Nicht zuletzt war Matthias eine tragende Säule des mobilen Planetariums, welches mehrfach in Durlach in der Orgelfabrik gastierte, und wo ich auch schon vortragen durfte.
Also mailte ich ihn an und fragte ihn, was er so davon hält, und wie er die Sache einschätzt.

Und ja, was soll ich sagen. Das Planetarium kam mir etwas klein vor, und es hat nur einen Projektor.
Das Gastplanetarium in Durlach war größer, und hatte mindestens vier Projektoren.
Ich dachte mir „Schauen wir mal, und sind gespannt.“

Die Einladung

Ich vergaß es schon fast wieder, weil mir klar war, dass ich zu dieser Eröffnungsfeier niemals eingeladen werden würde.
Nun bekam ich aber, quasi zwölf Stunden vor der Veranstaltung, von meinem Freund und ehemaligen Kollegen ein Whatsapp, dass ich eingeladen wäre und er mich gerne begleitet.
Durch ihn kam ich so kurzfristig dazu, weil er sich für das Naturkundemuseum engagiert, wo ich auch schon vortragen durfte. Das war kurz vor Weihnachten vor den Lockdowns. Der Vortrag schaffte es damals sogar mit einem vierminütigen Beitrag in die Landesschau.
Bei einer Kommunikation zwischen Planetarium und Naturkundemuseum, fiel scheinbar mein Name, und ich durfte zur Eröffnung kommen.
Dank an Michael, der mir das ermöglichte.

Also holte ich mir von meinen Vorgesetzten die Erlaubnis, da mal für drei Stündchen abzuhauen und sagte ihm zu.

Die Ankunft

Das Planetarium ist nicht weit weg von der Straßenbahnhaltestelle, aber für uns Blindlinge hat der Weg es in sich. Den muss ich sicher noch mehrfach üben, bis ich ihn kann.
Selbst Michael musste Googlemaps bemühen, um den Weg zu finden.
Das Gebäude war vorher ein altes Gaswerk und wurde so um die vorletzte Jahrhundertwende herum gebaut.

Als mein Freund und ich dort ankamen, erlebten wir eine Überraschung.
Was war das für eine Begrüßung und Schulterklopfen. Alle erkannten mich, erinnerten sich an mich, riefen meinen Namen, gaben mir Hände und drückten mich.

Es geht doch hier gar nicht um mich, sondern um unser neues Planetarium

dachte ich mir. Aber vielleicht darf man so etwas einfach auch mal annehmen und genießen.

Ganz ähnlich erging es mir, als wir vor vielen Jahren mal zu einer Preisverleihung des DLR ins Planetarium Mannheim eingeladen waren. Auch dort kannten viele entweder Mein Buch, meinen Blog, waren in irgend einem meiner Vorträge oder wie ich Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft.

Die erste Berührung

Ich betastete es kurz vorsichtig von außen. Die Kuppel fühlte sich stoffig und aufgeblasen an, ähnlich wie die Außenwand einer Hüpfburg oder eine gespannte Zelltwand.
Ich gehe davon aus, dass es doppelwandig ist, und zwischen den Wänden ein Vakuum gezogen wird, damit innen nichts Falten schlägt.
Das ganze wird mit einer Stahlkonstruktion aufgespannt, von welcher ich einen Außenring ertasten konnte.
Auf jeden Fall empfinde ich immer so etwas ganz besonderes, das gläubige Menschen kennen dürften, wenn sie eines ihrer Gotteshäuser betreten, sobald ich unter die Kuppel eines Planetariums, und sei es noch so klein, trete.
Aber noch sind wir nicht beim Betreten. Noch ist das Himmelszelt durch eine große Schleife verschlossen.

Die Eröffnung

Die Feier begann, wie ihr das kennt, mit einigen Reden zur Entstehung des ganzen, und ohne wen es nicht durchführbar wäre, und wer was und wie viel gespendet hat.
Nicht falsch verstehen. Das ist alles ganz wichtig, läuft aber immer ähnlich ab.
Hier war der offizielle Teil der Feier ganz ungezwungen locker und kurzweilig, und vor allem blieben politische Sonntagsreden aus, was sehr angenehm war.
Wir standen alle ungeduldig davor und wollten einfach nur rein.

Der neue Planetariumsdirektor, Björn Wirtjes, hat eine sehr schöne und sympathische stimme. Er spricht sehr flüssig und anschaulich. Man kann ihm sehr gut zuhören.
Nun war alles offizielle gesagt. Es war nun Zeit, das Himmelszelt zu öffnen.
Matthias und der Planetariumsleiter hielten beide ein Ende einer großen Schleife in der Hand, die den Eingang in die Kuppel verschloss.
Nun erklang von Trompete und Piano gespielt, die Titelmusik von Starwars. Zu diesen Klängen wurde die Schleife vorsichtig aufgezogen, so dass sich der Vorhang langsam hob.
„Möge die Macht alle Zeit mit dem Planetarium sein…“

Der Einzug in den Tempel

Feierlich zogen wir ein. Es kam mir vor, wie bei einem Friedensmarsch mit Kerzen in den Händen. Und da war es, das transzendente Gefühl von Ehrfurcht, Demut und Frieden, dass ich vorhin erwähnte.

Unter der Kuppel waren zwei konzentrische Stuhlkreise angeordnet.
In diese Stühle ließen wir uns nieder. Sie erinnern mich an so Stühle, die man im Schwimmbad oder zum Camping benutzt. Für den besseren Blick nach oben, liegt man etwas darin. In den großen Planetarien sind die gepolstert und oft etwas drehbar.

Zunächst unternahmen wir mit dem Leiter eine kleine Reise durch den sichtbaren Teil unseres Sonnensystems begleitet von seiner schönen Stimme und sphärischer Musik.

Anschließend erzählte Matthias uns etwas über die Geschichte der Planetarien. Sehr spannend.
Was mich da irgendwie beeindruckt hatte war, dass seine Folien auch in der gewölbten Planetariumskuppel funktionierten, obwohl sie doch eigentlich für eine flache Leinwand an der Wand gestaltet sind. Offenbar konnten die Sehenden mit der Verzerrung leben.
Dann verließ uns etwas die Technik, so dass wir zum Programmpunkt „Buffet“ übergingen.

Ausklang

am Buffet ging es dann weiter mit Begrüßungen, Händedrücken und lieben bis rührenden Worten an mich.
Ganz besonders ist mir die Begrüßung des Vaters einer Reporterin im Sinn, welche mit mir mitten in den Lockdowns einen Kurzfilm für die Sendung „Volle Kanne“ drehte. Er war nach all den Jahren noch so beeindruckt von mir, meiner Arbeit und meinem Buch, dass mich das sehr berührt hat.
Leider kann ich die Reporteren auf ihrer alten Mailadresse nicht mehr erreichen, weil sie offensichtlich den Job oder die Firma gewechselt hat. Schade, denn ich hätte ihr sehr gerne von dieser Begegnung erzählt. Na ja, ihr Vater wird das sicher tun…
Dieser Beitrag für „Volle Kanne“ war damals tatsächlich eine Folge meines Auftrittes mit dem Naturkundemuseum in der Landesschau. Schade, dass ich das wegen Urheberrechts nicht mit euch teilen darf.
Auch bei diesem Auftritt im Naturkundemuseum war Michael, der mir auch das heutige ermöglichte, meine Begleitperson und Assistenz.

Und noch ein Highlight

Nach der Stärkung mit Sekt und kleinen Leckereien, gab es im Keller noch eine ganz besondere Ausstellung in Schwarzlicht

OK, „davon hat ein blinder Mensch doch eher erst mal nicht viel“ mögen manche denken. Dem war aber durchaus nicht so.

Wir waren mit dem Physiker und Künstler, der diese Ausstellung im schwarzen Licht gestalltete, fast alleine.
Er erklärte uns alles so, dass auch ich es Verstand.
Da war z. B. eine Spiralgalaxie mittels Fäden aufgespannt. An diesen hingen kleine Flauschige Flusen, die die Sterne darstellten. Diese Sternchen waren mit Weißmacher präpariert, so dass sie leuchten, wenn sie von Schwarzlicht angestrahlt werden. Fäden und Schwarzlicht sind im dunkeln unsichtbar.
Als ich noch vor etwa vierzig Jahren einen kleinen Sehrest hatte, besaß ich auch so eine Lampe und liebte ihre Effekte.
Ich gehe auch gerne in Bilderausstellungen, wenn sie gut erklärt werden.

Fazit

  • Für mich war es eine große Freude und Ehre, bei dieser Einweihung dabei gewesen sein zu dürfen.
  • Ich bin sicher, dass ich hier nicht das letzte mal war.
  • Ich bin sicher, dass wenn ich dort auftauche, dann bestimmt nicht immer nur als Besucher…
  • Mit einem Planetarium haben wir eine ganz hervorragende Möglichkeit, schon Kinder und Jugendliche an das Universum, an Technik und Naturwissenschaften, heranzuführen.
  • Ein kleines Planetarium kann größer werden und wachsen. Helfen wir ihm dabei.
  • Und das beste ist auf der Homepage von PLANET-Ka, die Erklärung zur Barrierefreiheit. Oft ist diese nur ein Ort für fadenscheinige Begründungen, wieso man das seit über zwanzig Jahren verschlafen hat, und ein Lippenbekenntnis dafür, dass man, natürlich ohne zeitlichen Horizont, daran arbeite.

    Mich freute neben der Beschreibung der Rampe, der Parkplätze etc. vor allem der Grundgedanke:

    Die Sterne sind für alle da

  • Karlsruhe ist stolz auf seinen KSC, und verzeiht ihm viele Aufs und Abs.
    Und ich bin Stolz auf unser neues Planetarium, und brenne darauf, mich dort bald auch einbringen zu dürfen.

Unser neues Planetarium wird in Würde fortführen, was mit dem anderen Mobilen Planetarium in Durlach und für mich auch in Saarlouis begann, denn der Leiter dieses mobilen Himmelszeltes, Gernot, ist vor anderthalb Jahren von uns gegangen.
Erinnern wir uns und ehren ihn mit unserem neuen Planetarium in Karlsruhe.
Möge die Macht stets mit dem Planetarium sein.
Und wen dieser Artikel jetzt neugierig gemacht hat, schau doch mal auf
PLANET-KA

vorbei.

Ein Anlass und was wäre, wenn…


Meine lieben,
An diesem Ostersamstag, 19.04.2025 wird etwas aus dem Weltall über geeignete Antennen zu empfangen sein. Es ist zwar nichts außerirdisches, es ist von uns Menschen gemacht. Aber dennoch nehme ich das Ereignis zum Anlass für einen schon lange geplanten Artikel.
Ich bin gespannt, wie euch der Stil gefällt, den ich hierfür gewählt habe.
Österlich ist die Geschichte nicht nur deshalb, weil das gleich angekündigte Ereignis an Ostersamstag stattfindet. Sie ist österlich, weil Ostern das Fest der Hoffnung, Liebe, Umkehr und des Neubeginns ist.

Der Anlass

Ich zitiere:

Sehr geehrter Herr Jaworek,
wir erlauben uns, Sie über eine spektakuläre Aktion – zumindest für einen kleinen Verein wie die Simon Marius Gesellschaft – zu informieren.

Der Astronom Simon Marius (1573-1624), der in Ansbach als markgräflicher Hofmathematikus zeitgleich mit Galilei die vier großen Jupitermonde entdeckte, wird mit einer Botschaft aus dem All geehrt. Der Satellit QUBE der Würzburger Forschungsfirma „Zentrum für Telematik“ (ZfT) sendet in seinen freien Minuten zwischen 17. und 23. April in regelmäßigen Abständen eine Passage aus dem Hauptwerk von Simon Marius, „Mundus Iovialis“ (Die Jupiterwelt), wo dieser seine Beobachtung des Jupitersystems vorstellt. Jedes Jahr erweitert sich die Empfangbarkeit um ein Lichtjahr – zumindest im Prinzip. Nach weniger als einer Stunde ist das Signal schon weiter entfernt als Jupiter.

Wer nicht das Equipment für eigene Beobachtung auf der Frequenz 435,600 MHz hat, kann den Empfang durch die Fachgruppe Radioastronomie der Astronomischen Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg (AGN) auf der Regiomontanus-Sternwarte Nürnberg am Ostersamstag, 19. April von 11:30 bis 14 Uhr verfolgen.

Näheres berichtet der Blog auf dem Marius-Portal: https://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=8.

Ist das nicht spannend?
Wir senden seit über einhundert Jahren Radiowellen. Einige davon gelangen natürlich auch ins All.
Und das Gesendete entfernt sich natürlich mit Lichtgeschwindigkeit um ein Lichtjahr pro Jahr von uns.
Das bedeutet, dass die ersten Radiowellen der Menschheit theoretisch schon aus einer entfernung von über einhundert Lichtjahren empfangbar wären.
Schon klar. der Empfang dieser ersten Wellen wäre schwierig, da ihre Intensität mit dem Quadrat ihres Abstandes abnehmen. Aber, …

Was wäre, wenn….

Was würde jemand denken, der uns aus der Ferne beobachtet – nicht mit Augen, sondern mit Antennen?
Der Sternenonkel liebt es, mit Radiowellen durch das All zu lauschen.
Doch was, wenn das All zurücklauscht?
Was, wenn eine fremde Intelligenz sich aufmacht, unseren blauen Planeten zu besuchen, und dabei unterwegs all das empfängt, was wir über Jahrzehnte unbedacht ins Universum gesendet haben?
Radiowellen kennen keine Zensur. Sie tragen alles:
Musik, Träume, Angst, Wut, Wissenschaft ,
das ganze chaotische Menschsein eben.
In diesem fiktiven Monolog schlüpfe ich in die Rolle eines Außerirdischen auf interstellarer Lauschreise zur Erde. Was er hört, fühlt und denkt – das lest ihr hier.
Vielleicht erkennt Ihr Euch wieder. Vielleicht denkt Ihr sogar neu.

Der Reisende

Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Reisender zwischen den Sternen, eine Intelligenz aus einem fernen System, das Ihr noch nicht kennt. Seit hundert Lichtjahren bewege ich mich in Richtung Eures kleinen, blauen Planeten. Und seit ebenso langer Zeit lausche ich.
Ich lausche dem kosmischen Rauschen, den Signalen, die Euer Planet unaufhörlich in den Äther hinausschreit. Radiowellen. Fernsehsignale. Digitale Datenströme. Alles, was Ihr gesendet habt, seitdem Eure Spezies begann, ihre Gedanken und Träume durch elektromagnetische Wellen zu verbreiten.

1920er: Erste Worte im All

Zuerst war es leise. Morsezeichen, Funksprüche, erste Radiosendungen. Musik aus knisternden Lautsprechern. Stimmen, die sich vorsichtig an ein unsichtbares Publikum wenden. Ich höre die Hoffnung. Die Unsicherheit. Die ersten Versuche, eine globale Stimme zu finden.

1930er–40er: Stimmen des Krieges

Dann wird es laut. Sehr laut. Die Stimme eines Mannes mit Hass in der Kehle übertönt fast alles. Propaganda, Trommeln, Marschmusik. Weltkrieg. Schreie. Gleichzeitig: Widerstand, Mut, Gedichte, Jazz. Diese Spezies kann Hass und Liebe gleichzeitig senden.

1950er–60er: Zwischen Mond und Musik

Ich höre Rock ’n’ Roll. Elvis. Die Beatles. Ich höre Martin Luther Kings Traum. Den Countdown zur Mondlandung. „Ein kleiner Schritt…“ Ich höre Träume. Grosse Träume. Aber auch Rassismus. Krieg in Asien. Atomtests.

1970er–80er: Bunte Wellen

Die Bilder werden farbig.
Disco. Star Wars. Kalter Krieg. Ich empfange Signale voller Fantasie und Technikglauben. Aber auch Ängste. Mauern. Nukleare Drohgebärden. Zugleich beginnt ein neuer Kult: Computer. Bits und Bytes flimmern durch den Raum. Eine neue Sprache entsteht, die Sprache des Internets.

1990er–2000er: Die Welt vernetzt sich

Das Netz beginnt zu summen. Ich höre Modems, Webseiten, E-Mails. Ich höre den Fall der Mauer, die Stimmen vom Tahrir-Platz, „Yes we can“ und auch „Weapons of mass destruction“. Wahrheit und Lüge reisen nun im selben Datenpaket.

2010er: Stimmen im Strom

Jetzt wird es laut. Unendlich laut. Soziale Medien überschwemmen den Raum. Jeder sendet, jeder spricht. Ich sehe Katzenvideos, höre Verschwörungstheorien, Klimademos, Popmusik, Podcasts, Hasskommentare, Gebete. Alles gleichzeitig. Alles gleich laut.
Ich höre Greta. Ich höre Trump. Ich höre Fridays for Future. Ich höre, wie Ihr Euch selbst übertrumft.

2020er: Der Kipppunkt

Dann: Stille. Lockdown. Die Welt hält den Atem an. Ich höre Beatmungsgeräte, klatschende Menschen auf Balkonen. Ich höre Fake News, Impfdebatten, Wissenschaft, Angst. Gleichzeitig steigen Eure Stimmen wieder auf: KI, Marsflüge, neue Kunstformen. Aber auch neue Kriege. Alte Konflikte im neuen Gewand.

Fazit meines Lauschflugs

Ihr seid faszinierend. Widersprüchlich. Ihr singt, liebt, lacht. Ihr tötet, lügt, zerstört. Ihr träumt vom Himmel und vergesst, den Boden zu pflegen.
Ich höre in Euren Wellen eine junge Spezies mit ungeheurer Energie. Ihr seid Kinder mit Laserkanonen. Aber auch mit Geigen. Mit Teleskopen. Mit Gedichten, Liedern und Geschichten.
Ihr seid nicht verloren. Noch nicht. Aber Ihr seid am Wendepunkt.
Wenn Ihr es schafft, Eure Empathie so weit zu senden wie Eure Radiowellen, dann, vielleicht dann, werden wir eines Tages antworten.
Bis dahin lausche ich weiter.
Ende der Übertragung.

Die Eiserne Finsternis


Meine lieben,

heute geht es aus aktuellem Anlass mal wieder um Finsternisse.
Wie sie funktionieren, habe ich in zahlreichen anderen Beiträgen und in meinem Buch schon ausgeführt.
was für eine seltsame Überschrift. Manchmal spricht man von einer bleiernen Finsternis, aber von einer Eisernen? Lasst euch überraschen.

Zunächst erfahrt ihr kurz etwas zur aktuell bevorstehenden partiellen Sonnenfinsternis, und dann wäre ich nicht der Sternenonkel, hätte ich nicht noch eine erhellende Finsternis für euch im Gepäck, die Wissenschaftsgeschichte schrieb.
Also los:

Zur Sofi am 29.03.2025

Die Sonnenfinsternis, die wir an kommendem Samstag, 29.03.2025 erwarten dürfen, ist eine partielle. Das bedeutet, dass der Mond nicht die ganze Sonnenscheibe abdecken wird.
Je nach Standort variiert der Grad der Bedeckung.

In Karlsruhe beginnt die partielle Sonnenfinsternis beispielsweise um etwa 11:18 Uhr und endet gegen 13:00 Uhr. Der maximale Bedeckungsgrad wird um etwa 12:10 Uhr erreicht. Während dieses Maximums wird der Mond rund 15 % der Sonnenscheibe bedecken.

Wer wissen möchte, wie groß die Abdeckung an einem anderen Ort ist, kann das leicht im Internet nachschlagen.
Mit bloßem Auge ist bei so einer geringen Bedeckung nichts zu sehen. Der nicht abgedeckte Teil der Sonne ist so hell, dass nicht auffällt, dass ihr ein Stückchen fehlt.

Achtung!!!!

Lasst euch bloß nicht verleiten, es eventuell doch mal kurz mit einem Blick des ungeschützten Auges in die Sonne zu versuchen. Im schlimmsten Fall müsst ihr danach künftig die Vorlesefunktion hier auf dem Blog benutzen, und das meine ich wirklich sehr ernst.
Es ist vermutlich dem lichtschwachen Teleskop zu verdanken, dass Vater und Sohn Fabricius bei ihrer Beobachtung und Entdeckung der Sonnenflecken nicht erblindet sind.

Beobachtung

Finsternisse beobachtet man entweder durch Finsternis-Brillen, oder man wirft mit einem Teleskop oder Fernglas ein Bild der Sonnenscheibe auf einen Schirm, Profis haben Filter vor ihren Teleskopen, oder man geht in den Wald, wo Lücken zwischen den Blättern, wie eine Lochkamera Sonnenscheibchen auf die Erde werfen.
Wie auch immer. Das wichtigste für optimale Beobachtungen, ist natürlich das Wetter.
Die Wettervorhersage für Karlsruhe am 29. März 2025 prognostiziert kühle Temperaturen mit morgendlichen Schauern und möglichen weiteren Niederschlägen im Tagesverlauf.
Das war am 11.08.1999 auch so, und dann hatten wir doch noch Glück.

Sollte auch bei euch das Wetter eine direkte Beobachtung erschweren, bieten einige Planetarien und astronomische Einrichtungen Live-Übertragungen oder spezielle Veranstaltungen an.

Die Eiserne Finsternis

Die Finsternis vom 7. August 1869 konnte längs eines schmalen Streifens beobachtet werden, der sich von der Behringstraße quer durch
Nordamerika nach Nord-Carolina erstreckte. Diesmal rückte man der
Korona zu Leibe. Es war nicht leicht, das Spektrum dieses schwach
leuchtenden Lichtschleiers zu erhalten. Anfangs schien es nicht allzu
aufregend zu sein. Das Licht war anscheinend über das ganze Spektrum
gleichmäßig verteilt. Die dunklen Fraunhofer-Linien des Sonnenspektrums fehlten. Doch im grünen Bereich entdeckte man eine helle Linie.
Welche Atome waren dafür verantwortlich? Die genaue Vermessung
zeigte, dass bei dieser Wellenlänge kein bekanntes Atom Licht aussendet. Sollte in der Korona der Sonne ein auf der Erde unbekanntes
Element den Sonnenphysikern von seiner Existenz Kunde geben? Ende
des letzten Jahrhunderts gab man dem unbekannten Stoff den Namen
„Coronium“. Nicht einmal auf der Sonne selbst schien dieses rätselhafte Element vorzukommen, denn es verriet sich auch nicht durch eine
Fraunhofer-Linie im Sonnenspektrum. Erst Mitte unseres Jahrhunderts
gelang es, das Geheimnis der grünen Koronalinie zu lüften. Sie rührt
von Atomen des Eisens her. Das Eisengas ist dort so heiß, dass den
Atomen, deren Kerne normalerweise von einer Wolke von 26 Elektronen umgeben sind, 13 verlorengegangen sind, so dass nur noch 13 Elektronen den Kern umschwirren. Das ist nur bei unglaublich hohen Temperaturen möglich. Wir wissen heute, dass die Sonnenkorona Millionen
von Grad heiß ist. Doch das hatte zur Zeit der Finsternisse des letzten
Jahrhunderts niemand geahnt.

Zu guter letzt

Ja, meine lieben, das war sie, die Geschichte.
Es ist schon immer wieder verblüffend, dass man bei so vielen Entdeckungen zur Sonne erst mal darauf warten muss, biss der Mond sie komplett bedeckt.

Es scheint hier auch so, dass man, um etwas zu erkennen, quasi etwas daran vorbei schauen muss.
Und was mich auf verblüfft ist, wie es sein kann, dass die Korona Millionen Grad heiß ist, und die Sonne darunter mit ihren läppischen 6000 Grad direkt eisig ist.
Dieses Wunder bewahren wir uns aber für eine andere Geschichte auf.

Die nächste von Deutschland aus sichtbare partielle Sonnenfinsternis wird am 12. August 2026 stattfinden.

Die nächste totale Sonnenfinsternis, die in Deutschland sichtbar sein wird, findet am 3. September 2081 statt. Die Totalitätszone verläuft unter anderem über den Süden Deutschlands, insbesondere über Teile von Baden-Württemberg und Bayern.

Falls ihr nicht so lange warten wollt:
Die nächste zentrale Sonnenfinsternis, bei der Deutschland zumindest eine ringförmige oder sehr nahe totale Verfinsterung erlebt, ist am 12. August 2026 zu sehen. Sie wird in Deutschland aber nur als partielle Finsternis sichtbar sein, während sie in Spanien als totale Finsternis auftritt.

Fleckige Geburtstagsgrüße


meine lieben,
nun meldet sich der Sternenonkel endlich nach einer etwas längeren schöpferischen Pause zurück.
Nach den aufwändigen Adventskalendern und meinem Jahresrückblick, bin ich dann im Januar und Februar erfahrungsgemäß immer etwas schreibfaul. Die Batterien sind dann halt auch zum Ende des Winters immer etwas leer.
Aber jetzt geht es wieder los mit einem spannenden Thema.

Kleine Vorgeschichte

manchmal dauert es wirklich lange, bis ich eine Frage beantworte.
So lange, dass der Frager sie vielleicht schon wieder vergessen hat.
Mein alter Pauker, der immer mal schöne Kommentare hier schreibt, stellte sie mir vor langer Zeit zum Artikel „Der Sonnenkönig und die Sonnenflecken“.
Und jetzt kommt der Hammer. Dieser Artikel wurde am 22.02.2022 von mir veröffentlicht. Drei Jahre also ohne Antwort…

Wir haben uns halt eher mit den spannenden Geschichten, die sich um diese rätselhaften Dinger ranken, beschäftigt, und andere spannende Inhalte haben mich etwas davon weg getrieben.
Heute, 27.02.2025 erinnerte ich mich an die Frage zurück, weil ich von unserem Team eine tastbare Geburtstagskarte mit dem Gegenstand der Frage erhielt.

Das Foto zeigt eine taktile und farbige Geburtstagskarte mit Sonnenflecken.
Geburtstagskarte mit Sonnenflecken

Diese Karte gab dem Artikel auch seine ungewöhnliche Überschrift.
Dann wollen wir hier vor allem für die Erinnerung des Fragenden seine Frage nochmal wiederholen.

Ich zitiere:

Hallo Gerhard,
eine (vielleicht etwas dumme) Frage: Was sind Sonnenflecken? Was passiert in diesen dunklen Flächen auf der Sonnenoberfläche Anderes als auf der übrigen Fläche? Wahrscheinlich hast du das schon einmal erklärt. Falls Ja: Könntest du es nochmals wiederholen?
Herzliche Grüße

Erst mal ist das keine dumme Frage. Sie ist in der Tat so komplex, dass ein nicht wohlgesonnener Physikprofessor seinen Studenten locker damit durch eine Prüfung rasseln lassen könnte.
Für mich bedeutet das, dass ich das Thema wirklich auf das wichtigste reduzieren muss. Lasst mich genau dieses versuchen.

Zur Wiederholung

Da unsere Beschäftigung mit Sonnenflecken ja nun schon einige Zeit her ist, habt ihr an dieser Stelle die Chance, nochmal einiges zu wiederholen. Es ist aber keine Voraussetzung zum Verständnis dieses Artikels. Hilft aber natürlich.
Die Frage passt ganz wunderbar in die Zeit, weil wir uns momentan um ein Maximum der Sonnenaktivität herum bewegen.
Was so ein Maximum für uns bedeutet erklärte ich in
Droht Gefahr durch unsere Sonne.
Über die Entdeckung der Sonnenflecken überhaut schrieb ich vor einiger Zeit in
Wer war der Erste
Über ihren 11jährigen Zyklus und dass die Sonne sich nicht immer daran hält, referierte ich in
Der Sonnenkönig und die Sonnenflecken
Was die Sonnenforscher über die merkwürdige Rotation der Sonne und mehr durch Sonnenflecken lernen durften, beschrieb ich in
Wanderer mit kurzem Leben.
In Drei Sonnenforscher stellte ich euch drei Persönlichkeiten vor, die sich rund um die Sonnenflecken verdient gemacht hatten.
Und dass man den Sonnenzyklus auch ganz anders nachweisen konnte, erklärte ich in
Weitere Nachweise des Sonnenzyklus.
Dies alles, und noch viel viel mehr über die Entdeckung und Erforschung unseres lebenspendenden Stern findet ihr in der Kategorie
Der Sonne entgegen.

Was wissen wir

  • Die Sonne ist ein Gasball in dessen Innerem Kern Wasserstoff zu Helium fusioniert wird. Von der dadurch freiwerdenden Energie leben wir.
  • Durch die Beobachtung von Sonnenflecken haben wir festgestellt, dass die Sonne sich nicht, wie ein starrer Körper dreht. Merkwürdigerweise drehen sich ihre Äquator-Regionen schneller, als ihre Polregionen. Der Äquator läuft ihr also immer voraus.
  • Erst viele Tausend Kilometer unter der Sonnenoberfläche dreht sie sich, wie ein starrer körper, weil von dort an der innere Druck hoch genug ist, und die Gravitation alles zusammen hält.
  • Die Sonne ist ein Plasma.
  • Die Sonne besitzt ein Magnetfeld, wie die Erde auch.

Was ist ein Plasma

Diesen Begriff kannte ich vorher tatsächlich nur aus der Medizin, wenn es um unser Blut und dessen Bestandteile geht.

Die Sonne befindet sich in einem ganz merkwürdigen Zustand, dem Plasma-Zustand, neben fest, flüssig und gasförmig der vierte sog. Aggregatzustand. In diesem Zustand sind die Elektronen von ihren Atomkernen getrennt. Sie bewegen sich frei durch das Plasma. Jede Gasflamme ist so heiß, dass sie ein Plasma bildet. Das kann man testen, indem man Strom durch eine Gas- oder Kerzenflamme schickt. Sie ist leitend, weil sich ihre Elektronen frei bewegen können. In diesem Sinne sind Metalle, wie Eisen oder Kupfer auch ein Plasma, weil sich sein Elektronengas frei hindurch bewegen kann, und es dadurch leitend ist. Fast 100 % der sichtbaren, auch barionische Materie genannt, des Universums befindet sich in diesem Zustand.
Für unsere Sonnenflecken brauchen wir zum Plasma auch noch ein Magnetfeld.

Magnetfelder in Plasmen

Magnetfelder sind im Universum nichts ungewöhnliches. Ladungstrennungen und bewegte Teilchen bedingen eben Magnetfelder, ob man will oder nicht.
Auch die Erde hat eines wegen ihres Metallenen festen Kerns und dem ihn umfließenden leitfähigen Material. Man spricht hier oft von Dynamo der Erde.
Und ja, beim Dynamo am Fahrrad dreht sich eine Spuhle in einem Magnetfeld oder umgekehrt. Dadurch entsteht ein Strom. Der fließt nun zur Lampe und lässt sie leuchten. Im Gegensatz dazu setzt das System einen Widerstand entgegen, so dass der Dynamo sich schwerer dreht.
Die Tatsache, dass bewegte geladene Teilchen, also fließende Ströme in Magnetfeldern einen Widerstand bilden, kennen wir auch von modernen Hometrainern her. Wir drehen mit unserer Pumperei einen Generator an, der über verschiedene Wiederstände und Verbraucher den entstehenden Strom wieder los werden will. Je nach dem, was da gerade zusammen geschaltet ist, sorgt ein hoher Widerstand für unsere sportliche Ertüchtigung.
Es ist also nicht so einfach, ein Magnetfeld in ein Plasma zu bringen, das vorher noch nicht drin war. Auch heraus bekommt man es schlecht, wenn es vorher schon drin war. Immer gibt es Kräfte, die derlei zu verhindern suchen. Magnetfelder bleiben also in einem Plasma eingefroren und müssen den Bewegungen des Plasmas folgen.
Zerrt man beispielsweise material aus einem Plasma-Ball mit Magnetfeld heraus, dann wird es versuchen seine Magnetfelder mit zu nehmen und gummiartigen Gegenwiderstand leisten.
Was passiert aber nun auf unserer magnetischen Plasma-Sonne, die sich dazu noch so merkwürdig dreht.

Sonnen-Pasta

Stellen wir uns die Sonne für den Anfang wie ein Stabmagnet mit einem Nordpol und unten einem Südpol vor.
Die Magnetfeldlinien treten am Nordpol aus, führen gerade um den Sonnenball herum, um am Südpol wieder in sie einzudringen.

Die Äquator-region der sonne dreht sich, wir sagten es schon, schneller. Das bedeutet, dass sie ihre Magnetfelder, weil Plasma, mitnehmen will und mit der Zeit aufwickelt, wie Spaghetti auf eine Gabel.
Es entstehen nun magnetische Plasmaschläuche, die Spaghetti eben. Diese Schläuche stoßen sich ab, weil ihre Magnetfelder gleich ausgerichtet sind. So kann es passieren, dass ein solcher Schlauch unter der Sonnenoberfläche so viel Auftrieb bekommt, also schwimmt, dass er sich quasi bogenhaft aus der Oberfläche der Sonne erhebt. Wir haben nun eine Schleife, die aus der Sonne herausragt und an einer anderen Stelle wieder in sie eindringt. Genau an solchen Fußpunkten entsteht dann jeweils ein Sonnenfleck. Sie treten also meistens paarweise auf. Der eine Fleck ist stets magnetisch anders polig, wie sein Partner. Manchmal reißen solche aufsteigenden Schläuche viel Material in die Höhe. Es bilden sich dort dann sog. Filamente. Man kann sich diese wie Bettwäsche auf einer Leine vorstellen. Diese kann man bei einer totalen Sonnenfinsternis am Sonnenrand als feurige Zungen erkennen, wenn der Mond die helle Sonne verdeckt. Natürlich stehen solche Filamente auch senkrecht auf der Sonnenscheibe, werden dort aber von der hellen Sonne überstrahlt, so dass man spezielle Instrumente benötigt, um sie auch ohne Sonnenfinsternis am helllichten Tage zu sehen.
Die Sonnenflecken sind Orte, an denen sich in Magnetfeldern gefangen die Teilchen nicht so schnell bewegen können, wie sie es aufgrund ihrer Umgebungstemperatur eigentlich tun sollten. Sie werden gebremst und magnetisch in Schach gehalten.
Somit sind sonnenflecken etwas kühler als ihre Umgebung, und damit auch etwas dunkler. Manchmal kommt es vor, dass das Gewirre der Magnetfelder in fleckigen Bereichen so groß ist, dass sich entgegengesetzte Felder auslöschen. Die unglaubliche Energie, die dabei frei wird, nennt man Flare. Das sind dann die Geburtsstetten von Sonnenstürmen, die uns dann hoffentlich nicht treffen.
Auf der Sonnenoberfläche brodelt und kocht es. Die ganze Oberfläche blubbert und ist in Bewegung, wie kochendes Wasser in einem Topf. Auch dadurch passiert es immer wieder, dass sich Magnetfelder so nahe kommen, dass sie sich auslöschen.
Und so passiert es, dass die Sonne sich alle elf Jahre umpolt und erneut mit dem Aufwickeln von magnetischen Schläuchen beginnt. Somit dauert ein Sonnenzyklus im Grunde 22 Jahre, bis er wieder mit derselben Polung beginnt.

Wie will man wissen, wie magnetisch ein Stern ist

Jetzt stellt sich zum Schluss noch die Frage, ob das alles mit den Magnetfeldern so stimmig ist. Schließlich kann man ja nicht einfach so einen Kompass oder sonst einen Magneten an die Sonne halten. Das wäre schon lustig, wenn man eine Kompassnadel auf den ersten Fleck eines Paares das gerade auf der Sonnenscheibe vorbei zieht und sie würde sich z. B. nach Norden ausrichten. Dann zieht der Nachfolger fleck an der Nadelspitze vorbei, worauf die sich der anderen Polarität dieses Flecks wegen um 180 Grad drehen würde. So gehts sicher nicht, aber so ähnlich.
Die Sonne selbst ist ihr Kompass und verrät uns die Magnetische Ausrichtung ihrer Flecken durch ihr Licht.
Zum Glück gibt es folgenden Zusammenhang und Effekt:

Der Zeemann-Effekt ist eine Aufspaltung von Spektrallinien eines Atoms oder Moleküls, wenn es einem externen Magnetfeld ausgesetzt wird.
Ihr erinnert euch. Jedes chemische Element sendet, wenn es heiß genug ist, sein ganz spezielles farbiges Lichtspektrum aus. Musikalisch könnte man sagen, dass jedes chemische Element seinen eigenen Akkord singt.
Der Zeemann-Effekt tritt auf, weil das Magnetfeld die Energieniveaus der Elektronen beeinflusst.
Dadurch entstehen statt einer einzigen Spektrallinie mehrere Linien mit leicht unterschiedlichen Wellenlängen. Ein Ton des Akkordes teilt sich also nochmal in nahe beieinander liegende Töne auf. Klingt dann vermutlich nicht mehr so schön. Die Art, wie sich das Spektrum verändert verrät uns, wie das Magnetfeld gepolt ist.

Hier für die Nerds ganz kurz, wie der Effekt funktioniert:
In einem Atom sind die Energieniveaus der Elektronen normalerweise durch die Quantenzahlen bestimmt.
Setzt man das Atom einem Magnetfeld aus, wechselwirken die magnetischen Momente der Elektronen mit dem Feld.
Dies führt zur Aufspaltung der Energieniveaus, wodurch sich auch die möglichen Übergänge und damit die Spektrallinien ändern.

Der Zeemann-Effekt ist also eine Art „magnetischer Fingerabdruck“ für Spektren und ein wichtiges Werkzeug in der modernen Physik und Astronomie.

Abspann

Dieser Effekt zeigte uns, dass sich die Sonne in etwa 11 Jahren einmal umpolt. Die Erde tut das auch, aber über Jahrtausende hinweg.
Wie das alles aber im Detaill funktioniert, ist längst noch nicht vollständig erforscht. Vor allem die Tatsache, dass es manchmal längere Zeiträume gibt, in denen überhaupt keine Sonnenflecken entstehen, ist rätselhaft.

Deshalb wird unser Stern von dem wir leben noch viel Stoff für Forschung und viele Entdeckungen liefern.
Sind wir froh, dass wir wenigstens diesen Stern untersuchen können, denn die anderen sind für derlei viel zu weit entfernt. Aber sehr wahrscheinlich besitzen alle Sterne auch Sternflecken, die entstehen und vergehen und ihrem eigenen Fleckenzyklus folgen.