Welcher Frühlingsbeginn ist der richtige?


Meine lieben Leserinnen und Leser,

Nach dem letzten schwer verdaulichen Artikel über das Vakuum und die Quantenphysik, möchte ich mich mit einem bodenständigen und greifbaren thema wieder bei euch gut stellen…

 

wer heute, am 01.03., eine Zeitung, fast egal, welche aufschlägt, trifft sicher irgendwo auf den Hinweis, dass heute meteorologischer Frühlingsanfang sei. Schon immer wollte ich mal wissen, was das überhaupt sein soll. Um es vorweg zu nehmen. Ich weiß es auch jetzt, nach meiner Recherche, nicht. Im Netz findet man, dass er am 01.03. eines jeden Jahres stattfindet. Außerdem findet man auch noch, wann er von welcher meteorologischen Gemeinschaft, eingeführt wurde. Der Grund und den Sinn dahinter kennt nicht mal das Internet. Wenn dem so ist, dann scheint mir der meteorologische Frühlingsanfang irgendwie unsinnig zu sein. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, sollte jemand mir plausibel erklären können, wellch ein Sinn dieser Definition inne wohnt. Bis dem so ist, existiert für mich nur der astronomische Frühling um den 20.03. oder 21.03. herum. Das ist die Tag-Nacht-Gleiche. Der Tag ist ebenso lang, wie die Nacht. Das hat mit der Neigung der Erdachse zu tun. Von da an sind dann die Tage bis zur Sommersonnenwende im Juni stets länger, als die Nächte. Das kehrt sich dann bis zum Gegenstück im Herbst, der anderen Tag-Nacht-Gleiche wieder um. Von da an sind dann bis zum nächsten Frühlingsanfang, dem Astronomischen natürlich, die Tage kürzer, als die Nächte. Dazwischen liegt die Wintersonnenwende mit dem kürzesten Tag. So definiert man zuverlässig Jahreszeiten… Es gibt auch noch eine dritte Art des Frühlingsanfangs. Der nennt sich phäntologischer Frühlingsbegin. Er definiert den Frühling an dem, wie weit sich bestimmte Pflanzen entwickelt haben. Wie genau, weiß ich nicht. Man könnte z. B. die Obstblühte nehmen. Dieser Frühlingsbeginn mag für Biologen interessant sein, ist aber für Kalender eher unpraktisch, weil er von der Witterung abhängt und sich daher nicht auf ein Datum legen lässt. Es mag sein, dass der meteorologische Frühlingsbeginn für die Statistiken für Wetterdaten nützlich ist. Wobei ich den astronomischen Frühlingsbeginn für ebenso nützlich halte. Der verschiebt sich nur manchmal um einen Tag wegen des Schalttages, aber den hat man ja dann auch durch den 29.02. in der Rechnung.

Wie auch immer.

 

Lasst uns einfach die Tatsache genießen, dass die Tage bereits wieder länger werden, und der für mich einzig wahre Frühlingsanfang nicht mehr fern ist.
Bis zum nächsten mal
euer Gerhard.

Ein Rätsel für euch!!!


Guten Abend zusammen,

heute schreibe ich mal nicht selbst, sondern ich teile etwas mit euch, was ein bekannter Dichter geschrieben hat. Viel Freude damit wünscht euch euer Gerhard.

 

Rätselgedicht Nr. 287
von Friedrich Schiller
Rätsel

Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß:
Wie wir sie heute wandeln sehen,
Sah sie der allerälteste Greis.
Sie altern nie und trinken Leben
Aus einem unerschöpften Born,
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebognem Silberhorn.
Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
Er überzählt sie jede Nacht,
Und hat der Lämmer keins verloren,
So oft er auch den Weg vollbracht.
Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten.
Ein muntrer Widder geht voran.
Die Herde kannst du sie mir deuten?
Und auch den Hirten zeig mir an.

 

Astronomie zum Jahresbeginn


Liebe Leserinnen und Leser,

Und hiermit melde ich mich astronomisch bei euch zurück, denn der Januar hält schon etwas Astronomie bereit.

Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start, und wünsche euch, dass das neue Jahr all das für euch bereit hält, was ihr am nötigsten braucht. Hoffentlich wird 2018 ein besseres Jahr, was die Krisen dieser Welt betrifft.

Viel Freude beim Lesen wünscht euch

Euer Gerhard.

 

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Normalerweise gibt es exakt einen Vollmond pro Monat, aber manchmal sind es auch zwei.

Das ist im Januar 2018 mal wieder der Fall.

Wie kann das sein?

Ja, es kommt sogar noch besser. Da der Vollmond, der ja im Grunde genommen nur einen Augenblick dauert, zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Längengraden, Orten der Erde, eintritt, kommt für gewisse Regionen es vor, dass es in so einem Monat sogar scheinbar vier Vollmondnächte geben kann.

Das war in Deutschland z. B. im Juli 2015 der Fall.

 

Der Mond nimmt in einem festen Zyklus zu und ab. Alle 29,5 Tage ist er voll. Da die meisten Monate 30 oder 31 Tage haben, kommt es etwa alle zweieinhalb Jahre auch mal zu zwei Vollmonden – einmal zu Beginn und einmal zum Ende des Monats. Scheint ein Vollmond in einem Monat zweimal, spricht man beim zweiten, dieser Vollmonde, vom sog. „Blue Moon“, auch „Blauen Mond“. Von Vollmond ist die Rede, wenn der Mond aus unserer Sicht genau gegenüber der Sonne liegt und dadurch voll angestrahlt wird. Es ist also astronomisch korrekt nur ein Moment seines Umlaufes um die Erde. Dieser Zeitpunkt ist nicht immer nachts. Am 2. Juli 2015, etwa wurde er beispielsweise erst um 4.20 Uhr morgens voll angestrahlt. Und darin liegt die Erklärung des Rätsels, der scheinbaren vier Vollmondnächte:

Als der Mond am Vorabend dieses Tages aufging, war er bereits zu 99,8 Prozent ausgeleuchtet. Für einen Betrachter also voll und komplett.

Am Abend, besagten Juli-Tages, erstrahlten immer noch 99,2 Prozent der Scheibe. Uns erschien er damit zweimal als Vollmond. Dasselbe Spiel wiederholte sich am 31. Juli, 2015.Es war um 12:37 Uhr Vollmond. Am Abend vorher und am Abend des Vollmonds erschien er uns dann
erneut zweimal in Folge als kreisrunde Scheibe am Nachthimmel.

Somit gab es im Juli 2015 bei uns gefühlte und gesehene vier Vollmonde. Ein hartes Geschäft für Werwölfe.

Dieses Spiel wird sich irgendwo auf der Welt in ähnlicher Weise mit ähnlichen Prozent- und  Zeitangaben, wie in unserem Juli-Beispiel, in diesem Januar abspielen. Alle anderen haben leider nur zwei Vollmonde, einer war am 02.01. und der andere wird am 31.01. sein.

 

Und der Vollmond vom 31.01. wird eine totale Mondfinsternis sein. Leider sehen wir nichts davon, weil sie gegen Mittag stattfindet.

Diese mofi wird im pazifik-raum zu sehen sein. Den letzten blue moon mit mofi hatten wir am 31.12.2009

Zur Mondfinsternis

Und zu meinem Leidwesen wird es durch diesen zweiten Vollmond, der eine Mofi ist,  im Januar, leider keinen Vollmond im Februar, dem Monat meines Geburtstages, geben, weil dieses Jahr kein Schaltjahr ist, und der Februar nur 28 Tage haben wird.

Ach, und noch was. Der erste Vollmond befand sich fast in seinem nächsten Punkt zur Erde, fast also ein sog. Supermond.

Über diesen Unsinn des Supermondes ließ ich mich schon zu anderer Gelegenheit aus, Dass der Mond beim Supermond um etwa 13 % größer erscheint, ist mit dem Auge niemals wahrnehmbar und ob Ebbe und Flut ob seiner Nähe zur Erde dann stärker ausfallen, weiß ich nicht, ob man das messen kann. Ich denke nicht.

Und was gibt es sonst noch im Januar am Himmel?

Zu Jahresbeginn lag die Wintersonnenwende erst wenige Tage hinter uns. Die war um den 21.12.2017.
Somit hält sich momentan die Sonne noch tief am Horizont auf. Am Neujahrstag zeigte sich die Sonne bei klarem Wetter beispielsweise kaum acht Stunden lang am Himmel. Zum Monatsende bleibt es dann schon eine Stunde länger hell.
Wer mag, kann ja mal anhand eines Kalenders verfolgen, wie es sich so mit den Sonnenauf- und Untergängen verhält, denn der Tag nimmt nicht an beiden Enden gleichmäßig zu, oder ab. Es ist verblüffend und wird daher Gegenstand eines anderen Artikels werden.

Wer die Winterzeit nicht so schätzt und eher die warmen Sommertage liebt, kann sich damit trösten, dass der Winter die kürzeste der vier Jahreszeiten ist:
Er ist fünf Tage kürzer als der Sommer, die längste Jahreszeit des Jahreslaufes. Dies hat mit der elliptischen Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu tun.

Johannes Kepler, der schon oft in meinen Artikeln erwähnt wurde, weil er der größte Astronom des letzten Jahrtausends war, hatte zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckt, dass Planeten in den sonnennahen Teilen ihrer Ellipsenbahn schneller laufen als in den sonnenfernen (zweites Keplersches Gesetz). Daher besitzt die Erde im Winter eine etwas höhere Bahngeschwindigkeit als im Sommer und durchläuft das zum Winter gehörige Bahnstück in kürzerer Zeit als den Abschnitt des Sommers.

Dadurch schwankt die Entfernung unseres Planeten zur Sonne im Laufe eines Jahres etwas. Den geringsten Sonnenabstand hat die Erde jeweils um den 3. Januar, also am Erscheinungstag dieses Blogbeitrages,  in ihrem sogenannten Perihel mit 149 Millionen Kilometern. Der größte Abstand, das Aphel, wird mit 152 Millionen Kilometern am 6. Juli erreicht.

Achtung: Oft wird angenommen, dass diese Schwankung des Erd-Sonnen-Abstandes dafür verantwortlich sei, dass es bei uns mal wärmer und mal kälter wird. Selbst mir wurde das in der Grundschule so erklärt. Das stimmt NICHT!!! Wäre dem so, dann hätten wir ja jetzt Sommer… Für die Jahreszeiten ist die Schieflage unserer Erdachse von ungefähr 23 Grad, verantwortlich. Diese wenigen „paar“ Mio Kilometer Schwankung bewirken keinen Einfluss auf die Wärmemenge, die uns von der Sonne erreicht, zumindest keinen, der für uns von Relevanz wäre.

Sternschnuppenfreunde können am Morgen des 4.01., also morgen,  nach den Meteoren des Quadrantiden-Stromes Ausschau halten. Allerdings dürften die schwächeren Exemplare in diesem Jahr leider vom hellen Licht des noch fast vollen Mondes überstrahlt werden.

Es gäbe noch einiges zu Planetenkonstelationen und Sternbildern zu schreiben,
aber da viele meiner Leser sehbeeinträchtigt sind, erspare ich uns das jetzt mal. Wen der Sternenhimmel im Januar dennoch interessiert, dem darf ich wärmstens den Blog

Zu den Astrozwergen

empfehlen. Außerdem hat @aufdistanz eine Folge über den Winterhimmel mit dem Großen Wagen, dem Polarstern und dem Wintersechseck gemacht. Sehr hörenswert auch für uns Blinde.
und hier gibt es sehr schöne Himmelsbeschreibungen und geschichten dazu

Zu Volkers Blog

Das ist mein Startbeitrag ins Jahr 2018. Ich hoffe, er bereitete etwas Vergnügen.

 

Es grüßt euch

Euer Gerhard, oder auch Astrogery, wie mich neulich jemand nannte.

Weihnachtlicher Kerzenschein im All


Meine lieben Leserinnen und Leser,

 

Weihnachten wird in unterschiedlichen Kulturen verschieden gefeiert. Das wissen wir längst.
Dass die „Heilige Familie“ wohl eher einen Flüchtlingsstatus, denn eine beschauliche Familie mit trautem Heim darstellt, sollten wir in dem, was wir sagen, was wir wählen, wess Lied wir singen, gerade zur Weihnachtszeit gründlich überdenken.
Das weltumspannende Weihnachtslied „Stille Nacht“ ist allen hinlänglich geläufig und jeder verbindet unterschiedliche Erfahrungen damit.
Wie sieht es aber zu Weihnachten für unsere Astronauten auf der Raumstation aus? Den Sternen etwas näher, von Hirten und Königen unerreichbar, ohne Schwerkraft, müssen sie irgendwie ihr Weihnachtsfest verbringen. Davon, und welche wichtige Rolle Kerzenschein im Weltraum spielt, handelt mein neuer Blogeintrag. Ich würde mich freuen, wenn ihn jemand liest.

 

Einen Weihnachtsvollmond gibt es dieses Jahr leider nicht, und den Weihnachtsstern hebe ich mir für Später auf. Deshalb heute mal einige ganz andere Überlegungen zu diesem Lichtfest.

Kein Weihnachten wäre ohne Kerzen denkbar. Sie spenden Licht, schaffen eine warme gemütliche Umgebung und duften auch noch wunderbar. Gemeint sind hier natürlich die Wachskerzen und nicht die Elektrischen. Wenn die mal riechen, dann stimmt etwas nicht und man sollte sich Gedanken machen…
Wie betrüblich ist es doch, dass unsere Astronauten Weihnachten nicht im Kreise ihrer lieben mit Baum, Weihnachtsgans etc. verbringen können.
Sie müssen leider auch Auf Wachskerzen-Schein und Feuerchen im Kamin auf der ISS verzichten.

Eine Flamme in Schwerelosigkeit degeneriert zu einem kleinen lächerlichen Feuerbällchen. Grund dafür ist, dass die Schwerkraft dafür sorgt, dass wärmere Gase nach oben steigen und von unten her kältere Luft mit Sauerstoff nachströmen kann.
Ohne Schwerkraft keine Konvektionsströmung, die auch für den Wärmetransport unbedingt erforderlich ist.
Das soll aber nicht heißen, dass Feuer in einem Raumschiff deshalb ungefährlich seien.
Auf der Mir brach eines am 25.02. 1997 aus, als der Deutsche Astronaut Ulf Merbold an Bort war.
Das Feuer entstand im Zusammenhang mit einer Sauerstoffpatrone. So lange die nachliefert, fackelt es auch in einer Raumstation ganz schön.

Ein geldverschlingender Unsinn, der mit Feuer im Weltraum zu tun hatte war, dass zwei
Russische Kosmonauten die Olympia-Fackel ins All getragen haben.
Das war ein Großer PR-Auftritt vor den Winterspielen 2014 in Sotschi;
Zum Auftakt eines „Fackellaufs der Superlative“.
Einziger Makel: die fehlende Flamme.
Ganz davon abgesehen, dass niemand erlaubt hätte, ein Feuerchen in die ISS zu tragen.
Ich brauche nicht zu erwähnen, dass man sie außerhalb der ISS ohne Sauerstoff nicht hätte entzünden können. Somit war diese Aktion völlig unnötig und ein großer Quatsch.

Man hätte schon in der ISS eventuell eine längliche Flamme hin bekommen
können. Man müsste die Fackel hierfür dann einfach in einem Luftstrom
entzünden. Dann wird der Abtransport der Wärme und die Zufuhr mit
frischem Sauerstoff halt durch die Strömung, und nicht durch die
Schwerkraft erzeugt.

 

OK, Wachskerze auf der ISS is nich. Mit elektrischen Kerzen gehts ja auch. Die werden sie dort dann schon haben. Gemütliches Feuer am Kamin gibt es höchstens auf einem Screen als Animation.
Einen Weihnachtsbaum wird man wohl auch nicht hin fliegen. Wäre sicher unangenehm, wenn mit der Zeit die Nadeln durch die ganze Station schwebten.

Zum Glück gibt es künstliche nicht nadelnde Weihnachtsbäume und elektrische Kerzen. Man muss halt beim Schmücken aufpassen, dass einem die Sachen beim Aufhängen nicht durch die Gegend fliegen.
So, oder so ähnlich sind die weihnachtlichen Randbedingungen für Astronauten, die das Fest 400 km über unseren Köpfen feiern müssen.

Ich hoffe, es hat etwas Freude bereitet.

Bis zum nächstem Mal grüßt euch

euer Gerhard.

 

Von Schneeflocken, Astronomen und kunstvoll aufgeschichteten Orangen


Heute hat es bei uns geschneit. Einerseits liebe ich ihn, weil er die Welt so schön stille werden lässt. Andererseits geht mir dadurch natürlich jegliche akustische Orientierung verloren.
Trotzdem wollen wir hier auf den Spuren von Johannes Kepler wandeln, der sich intensiv mit den Schneeflocken beschäftigte.

Faszination Schneeflocke

Die vielfältigen und schönen Formen von Schneekristallen haben Menschen schon immer fasziniert. Schneeflocken sind zum einen sehr regelmäßig und harmonisch und
zum anderen scheint die genaue Form stark vom Zufall abzuhängen. Die Vielfalt der Formen ist so groß, dass man sagen kann: „Keine Schneeflocke gleicht der anderen.“ Wie kann es zu einer solchen Mischung aus Vielfalt und Regelmäßigkeit kommen?

  • Welche mathematischen und physikalischen Gesetze bestimmen das Wachstum von Schneekristallen?
  • Können mathematische und physikalische Theorien helfen, die Form von Schneeflocken zu verstehen?

Johannes Kepler war der erste Forscher, der Schneekristalle wissenschaftlich untersuchte.
Er war einer der Pioniere der Schneekristallforschung, und eine in seinen Studien zu diesem Thema formulierte Vermutung konnte erst vor Kurzem bewiesen werden. Kristallwachstum ist auch heute noch ein aktives Forschungsgebiet in Physik, Mathematik und Ingenieurwissenschaften.

Keplers Geschenk

Während seiner Zeit in Prag wird Kepler  von seinem Freund und Gönner Matthäus Wacker von Wackenfels vielfältig unterstützt. So leiht ihm Wacker von Wackenfels sein Fernrohr für nächtliche Beobachtungen, er versorgt ihn mit Büchern, und beide diskutieren über Galileis Entdeckungen. Kepler möchte sich zum Neujahrstag des Jahres 1611 nun mit einem Geschenk bedanken.

Auf seinem täglichen Spaziergang durch das winterliche Prag lösen sich alle Ideen für ein Geschenk in nichts auf, da Kepler über keine finanziellen Mittel verfügt.
Kepler schreibt:

Auf der Karlsbrücke schließlich wurde durch einen glücklichen Umstand Wasserdampf und Kälte zu Schnee und einige Schneeflocken fielen da und dort auf Keplers  Mantel, alle sechseckig und von gefächertem Aussehen.

Kepler schreibt weiter:

das war die richtige Sache für einen Mathematiker, der nichts hat und nichts erhält, etwas zu überreichen, das vom Himmel
fällt und wie ein Stern aussieht“.

Kepler machte sich also daran, für Wacker eine Abhandlung über die sechseckige Form von Schneekristallen anzufertigen. Wie auch seine
Arbeiten über die Planetengesetze, so enthält auch diese Schrift viele neue Gedanken.

Keplers Schrift für Wacker hatte den Titel „Strena Seu de Nive Sexangula“ (Neujahrsgeschenk, oder: Über die
sechseckige Schneeflocke“). Kepler fragte sich, warum Schneekristalle stets eine sechsfache Symmetrie aufweisen. Er schrieb:

Es muss einen bestimmten Grund geben, warum bei Einsetzen des Schneefalls die Anfangsformationen unverändert die Form eines sechseckigen Sternchens haben. Sollte es durch Zufall erfolgen, warum fallen sie dann nicht mit fünf oder sieben Ecken.

Keplers Vermutung

Er spekulierte weiter über die die sechsstrahlige Symmetrie verursachenden Kräfte und kam dabei zu der Frage, wie man Kreise in der Ebene und Kugeln im Raum am dichtesten packen kann. Zwar erwähnte Kepler nicht ausdrücklich eine atomistische Sichtweise, aber er fragte sich, ob die hexagonale Form von dicht gepackten Kugeln im Raum etwas mit der Gestalt von Schneekristallen zu tun hat.
Im Zusammenhang mit diesen Überlegungen stellte Kepler die später nach ihm benannte Keplersche Vermutung auf. Dabei geht es um die Frage, wie sich gleichgroße Kugeln im Raum so anordnen lassen, dass möglichst wenig Zwischenraum bleibt. Kepler vermutete, dass die Lösung die sein muss, die man auf jedem Marktstand beobachten kann.

Zunächst legt man in einer Ebene z. B. Orangen in einem hexagonalen Gitter an. Auf diese legt man nun weitere Orangen  in die tiefsten Punkte der unteren Schicht. So stapelt man nun Schicht für Schicht und erhält die sogenannte hexagonal dichteste Kugelpackung
Diese Kugelpackung besitzt eine Dichte im Raum von ca. 74,05 %. Kepler vermutete im Jahr 1611, dass diese Kugelpackung die dichteste Kugelpackung im Raum ist.
Kepler hatte keinen Beweis seiner Vermutung. Der erste Schritt zu einem Beweis wurde vom deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß gemacht, der 1831 eine Teillösung veröffentlichte. Gauß bewies, dass die Keplersche Vermutung wahr ist, wenn die Kugeln in einem regelmäßigen Gitter angeordnet werden müssen.
Diese Aussage bedeutet, dass eine Anordnung von Kugeln, welche die Keplersche Vermutung widerlegen würde, eine unregelmäßige Anordnung sein müsste. Der Ausschluss aller möglichen unregelmäßigen Anordnungen ist jedoch sehr schwierig, wodurch der Beweis der Vermutung so schwierig wird. Es ist sogar bekannt, dass es unregelmäßige Anordnungen gibt, die in einem kleinen Bereich dichter als die kubische-flächenzentrierte Packung sind, aber jeder Versuch, diese Anordnungen auf ein größeres Volumen auszudehnen, verringert ihre Dichte.
Nach Gauß wurde im 19. Jahrhundert kein weiterer Fortschritt beim Beweis der Keplerschen Vermutung gemacht. 1900 nahm David Hilbert das Problem in seine Liste von 23 mathematischen Problemen auf – es ist ein Spezialfall von Hilberts 18. Problem.

Der Beweis von Keplers Vermutung

Ein Beweis für die Vermutung wurde fast vierhundert Jahre später, im Jahr 1998, von Thomas Hales (Universität Pittsburgh) gefunden. Hales’ Beweis benutzt viele Fallunterscheidungen, die nur mit Computerhilfe entschieden werden konnten. Mathematiker, die den Beweis als Gutachter geprüft hatten, gaben bekannt, zu „99 Prozent sicher“ zu sein, dass der Beweis richtig sei. Eine Restunsicherheit blieb, da nicht alle am Computer durchgeführten Berechnungen durch die Gutachter nachgeprüft wurden.

Und in noch was war Kepler seiner Zeit weit voraus

Da Kepler mikroskopische Eigenschaften für makroskopische Muster verantwortlich machte, war er seiner Zeit weit voraus. Ohne eine experimentelle Möglichkeit zu
haben, die Struktur der Materie im Einzelnen zu untersuchen, hatte Kepler die Idee, dass regelmäßige Formen durch lokale Regeln begründet werden können. Erst in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es mithilfe der Kristallstrukturanalyse, der Wellenmechanik der
Molekülstrukturen und der Thermodynamik der Phasen-Bildung, die Kristallstrukturen des Eises besser zu verstehen. Es zeigte sich, dass die hexagonale Anordnung der
Sauerstoffatome im Eis für die hexagonale Kristallsymmetrie in Schneekristallen verantwortlich ist. Damit wurden
Keplers Spekulationen darüber, dass Packungseigenschaften von Kugeln im Raum für die hexagonale Struktur von Schneekristallen verantwortlich sind, in gewisser Weise bestätigt. Kepler, der stets auf der Suche nach Gesetzen von Regelmäßigkeiten war, hatte hier also die richtige Intuition.

So viel mal für heute zu einer ganz anderen Seite von Johannes Kepler.

Ich hoffe, ihr hattet etwas Freude damit.

Herzliche Schneeflockengrüße

Euer Gerhard.

Luther und Kopernikus


Liebe Leserinnen und Leser,

 

Nachdem meine ersten kleinen Beiträge mich und mein Arbeitsumfeld einführten, kommt heute quasi der erste Artikel mit einem konkreten Thema. Es ist mein Blindnerd-Beitrag zum Luther-Jubiläum. Da darf ich mich auch nicht lumpen lassen.

Keine Angst. Das ist kein Podcast für Religion. Es ist aber so, dass sich die Astronomie oft dort wiederfindet, denn zum einen waren sehr viele gebildeten Astronomen Mönche, andere bekamen mit der Inquisition probleme, die Kirche reformierte den Kalender und einer der Urväter der Urknall-Theorie war auch ein Kirchenmann.

Wie gesagt. Das ist mein Astronomie-Beitrag zum Luther-Jubiläum.

Viel Freude damit wünscht euch und ihnen

Gerhard Jaworek.

 

so, der zusätzliche Feiertag, den uns das Luther-Jubiläum bescherte, ist nun auch leider vorbei.

Die Gelegenheit nutzte ich, um mal etwas zu recherchieren, ob es nicht auch Verbindungen zwischen Luther und Astronomie gibt, die Hand und Fuß haben und nicht an den Haaren herbei gezogen wirken.

 

Viel ist es nicht, was ich fand, aber es ist mehr, als nichts. Immerhin half mir mein wunderbarer Freund, Volker, der Pfarrer ist, mit Bibelstellen aus und gab einige Hintergrundinformationen, die ich auch mit euch teile.

 

„Dieser Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren“, soll Luther bei Tische gepoltert haben. Und weiter: „Aber Josua hieß die Sonne stillzustehen und nicht das Erdreich.“

Damit ist die Bibelstelle, Josua 10, Vers 12, gemeint, nach der die Sonne und der Mond stillstanden, bis das Volk Rache an seinen Feinden genommen hatte.

Das ist eindeutig. Die Sonne kann nur bei einem geozentrischen Weltbild stehen bleiben.

Mit „Narr“ war Kopernikus gemeint.

Es gibt noch andere Zeichen in der Bibel, die auf astronomische Phänomene, z. B. Finsternisse, zurückgehen könnten, z. B. Da gibt es für König Hiskia ein Zeichen das darin besteht, dass der Schatten (wohl einer Sonnenuhr ) sich Rückwärts bewegt.
2 Kön 20, 8-10, geschildert auch in Jes 38,7 und eine Anspielung in 2 Chr. 32,31 Hiskija lebte von 752 v. Chr. bis 697 v.Chr. und war König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas von 725 v.Chr. bis 698 v.Chr.

Also wenn das keine Sonnenfinsternis war, was da beschrieben wurde… Wer mag, kann die Lebensdaten des Königs ja mal z. B. in Calsky eingeben. Ich habe es versucht, stellte mich aber irgendwie zu doof dafür an.

Weitere Beispiele sind natürlich der Weihnachtsstern und die Finsternis zu Ostern. Ganz aktuell fasziniert mich momentan im Hinblick darauf, dass die gekrümmte Raumzeit mit Gravitationswellen, in aller Munde ist, ein Bild aus der Offenbarung oder Apocalypse.

In Offenbarung 6, 14 wird prophezeit, dass der Himmel wie eine Schriftrolle zusammengerollt wird.

Soviel mal zu Bibelstellen mit astronomischem Bezug.

Nun aber zurück zu Luther.

Martin Luther war ein Aufklärer und Reformator. Es ist aber sehr fraglich, ob er überhaupt etwas von Kopernikus gewusst hat. Beide lebten ja relativ zeitgleich und Kopernikus veröffentlichte sein Buch erst kurz vor seinem Tode.

Martin Luther, 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda.

Nikolaus Kopernikus, 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg

Veröffentlichung des Buches De revolutionibus orbium coelestium. Nürnberg 1543.

Somit dürfte seine Lehre von der Sonne als Mittelpunkt nur Insidern bekannt gewesen sein.

Im großen theologischen Lebenswerk Luthers findet sich nichts, was auf diese Rede deutet. Es findet sich auch nichts darüber, dass Bruder Martin sich überhaupt mit Astronomie befasst hat.

Der Himmel, sowohl der Göttliche, als auch der astronomische, waren so unveränderlich und perfekt, dass man sich im Mittelalter hierzulande kaum damit beschäftigte. In diesem Sinne haben uns die Araber die Wiege Europas erhalten, indem sie alte griechische Schriften bewahrten und übersetzten.

Besagte Tischrede ist von 1539, wurde aber erst Jahrzehnte später gedruckt,  und zwar von jemandem, der nicht selbst dabei gewesen ist. Im Tagebuch des damaligen Luther-Vertrauten Anton Lauterbach findet sich auch kein Hinweis auf eine derartige Äußerung.

Ein gewisser Physiker und Wissenschaftshistoriker, Andreas Kleinert, der Universität Halle, bezeichnet diese Tischrede als „Geschichtslüge“. Kleinert weist nach, dass Luther erst im 19. Jahrhundert von zwei katholischen Historikern zum Anti-Copernicaner gemacht worden ist, während des Kulturkampfes zwischen Kaiserreich und katholischer Kirche.

Astronomie bei Luther hin, oder her.

Zumindest taten sich später die Protestanten mit der Umstellung von Julianischen auf den Gregorianischen Kalender schwer. In reformierten und protestantischen Gegenden fand die Anpassung des Kalenders später statt. Diese Regionen waren nicht „papstgläubig“ und lehnten daher damals diese päpstliche Reform ab. Für das Jahr 1700 war aufgrund der verschiedenen Schaltjahrregelungen ein weiterer Tag Differenz zu befürchten. Daraufhin einigten sich 1699 die protestantischen deutschen Territorien auf dem Reichstag in Regensburg und führten einen Verbesserten Kalender ein, der nur unwesentlich vom katholischen abwich.

 

Und allgemein kann man sagen, dass Die Sonne und alle Sterne, Konstellationen und Himmelskörper in der Antike als Götterwesen galten. Sie wurden nur in mythologischen Geschichten beschrieben. Das Weltbild der Bibel setzt die neue Auffassung dagegen, dass es sich um „Lampen am Himmel handelt“, eben Himmelskörper, es jedenfalls nur einen Gott gibt. Ähnliches haben sonst nur die „Wissenschaftler“ der Chaldäer geschafft, deren Wissen auch in der „Nebrascheibe“ Niederschlag gefunden hat. Die Himmelsscheibe von Nebra ist das erste Bild des Himmels, das einen Text braucht, um verstanden zu werden.

Da es aber damals in der Bronzezeit noch keine Schriftsprache gab, ist dieses Wissen wieder untergegangen. Aber auch überall sonst hat die letztlich abergläubische Erklärung der Phänomene immer wieder fröhlich Renaissance gefeiert. Und wenn ich mir so ansehe, was teilweise heute noch oder wieder geglaubt wird, scheint es mir manchmal, dass sich das bis heute nicht geändert hat…

 

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Herzlich willkommen auf meinem Blog Blindnerd.de.
Die Adresse dieses Blogs drückt aus, was ich bin. Ich bin tatsächlich ein von geburt an zu 100 % blinder nerd. Wer sich für Wissenschaft und Technik, vor allem für die Astronomie und das Weltall interessiert, ist hier genau richtig.
Nur einen Unterschied gibt es. Die Themen werden stets aus der „Sicht“ eines Menschen mit Blindheit, betrachtet. Ich möchte hier mit euch teilen, was mich in meinem Leben fasziniert, wofür ich mich begeistere und wie gerne ich mich derartigen Themen nähere und austausche.
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